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HETEROPTERON Mitteilungsblatt der
Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen
INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers. ................................................................................................................... 1 GREGOR TYMANN: Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW). ................................................................................................................................................ 3 LUTZ LANGE: Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). ...................... 23 WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT: Erstnachweis der Raubwanze ........................
Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae). ............................................... 24 WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER: Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen. .......................................................................................... 27 ANDREAS MÜLLER: Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae). .............................................................................................. 30 TORSTEN VAN DER HEYDEN: Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). 31 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe. ........................................................................................................................................................ 33 BODO PLESKY: Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera: Aphelocheiridae). .......................................................... 40 Wanzenliteratur: Neuerscheinungen. .............................................................................................................................. 42 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37). ........................................ 43
[Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines s. www.heteropteron.de]
Einleitende Bemerkungen des Herausgebers
Trotz der z.Z. alles dominierenden Nachrichten zur CORONA-Pandemie soll hier als ein
Lichtblick für die deutschen Heteropterologen als erstes die freudige, beinahe unwirklich klingende
Nachricht gebracht werden: HELGA SIMON erhielt die Druckfahne zur Roten Liste der Wanzen
Deutschlands, konnte sie an die Co-Autoren zur Korrektur verschicken und bereits die korrigierte
Fassung der BfA zurücksenden, über 12 Jahre nach der ersten Planung. Jetzt ist nur noch zu hoffen,
dass auch die Autoren der anderen in dem Band vertretenen Insektengruppen fertig werden und
schließlich auch das Geld zum Druck noch vorhanden ist. Die Euphorie wird aber schon wieder
etwas gebremst: In einer email bzw. Mitteilung des Rote-Liste-Zentrums mit seinen
Neujahrsglückwünschen vom 28.01.2021 liest es sich so: "Ebenso steht endlich die
Veröffentlichung für den letzten Rote-Liste-Band der 2009er Reihe bevor. Die Druckaufbereitung
wird im Frühjahr abgeschlossen."
Auf dieser Grundlage konnte auch auf der Homepage des HETEROPTERON die EntGerm-
Liste auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch das Inhalt-Verzeichnis wurde nun für H. 1-60
komplettiert.
Heft Nr. 61 - Köln, Januar 2021 ISSN 1432-3761 print
ISSN 2105-1586 online
2 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Wegen der knappen Datenlage zum Wanzenvorkommen im Ruhrgebiet soll - trotz gewisser
Bedenken wegen der Länge - eine diesbezügliche, sehr umfangreiche Arbeit hier in diesem Heft des
HETEROPTERON erscheinen.
Sechs weitere kleinere Arbeiten berichten von neuen, erweiterten oder beobachtenswerten
Vorkommen einzelner Arten.
Wegen der rasanten Ausbreitung von Halyomorpha halys zumindest in NW-Deutschlands soll
eine "Zusammenfassende Darstellung" mit umfangreicher, aus Platzgründen erst im nächsten Heft
erscheinenden Bibliographie zu dieser Art versucht werden.
Und auch die Liste der neu erschienenen heteropterologischen Arbeiten ist wieder recht
umfangreich. Hier soll noch einmal (unter Bezug auf die Arbeit im HETEROPTERON H. 49, 26-
27) auf die unglaubliche Wasserwanzen-Literatur-Datenbank von FELIPE MOREIRA hingewiesen
werden, die er zusammen mit den Glückwünschen zum Jahreswechsel noch einmal zum Gebrauch
anbot. Es sind mittlerweite über 6.500 (!!!) Arbeiten als pdf-Datei enthalten. Z.T. handelt es sich
verständlicherweise nur um die die Wasserwanzen betreffenden Teile, z.T. sind aber auch ganze
Arbeiten und Bände einsehbar oder herunterladbar.
Zum Schluß noch eine Kleinigkeit: Das Layout des HETEROPTERON wurde 1996 von
Nicht-Spezialisten erstellt. Es hat sich aber bis heute bewährt. Seinerzeit kam es darauf an,
Farbseiten wegen der Druckkosten möglichst zu vermeiden. Als ganz kleine Änderung ist jetzt ab
Heft 61 das Emblem auf der Titelseite durch eine Farbabbildung ersetzt worden, wofür GERHARD
STRAUSS als Urheber des CORISA dankenswerter Weise sein Plazet gegeben hat.
H.J. Hoffmann
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 3
Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW)
GREGOR TYMANN
Zusammenfassung:
Vorgestellt wird die Wanzenfauna acht ausgewählter Lebensräume innerhalb eines Grünflächenverbundes im
Ruhrgebiet (NRW). Das 3 km2 große Untersuchungsgebiet prägten in den letzten mehr als 100 Jahren kleinbäuerliche
und industrielle Strukturen, in die ein älterer Waldbestand eingebettet ist. Seit den 1980er Jahren wurden die bis dahin
industriell genutzten Flächen nach ihrer Begrünung größtenteils als Naherholungsgebiete wieder zugänglich gemacht.
Die Begehung der einzelnen Biotope erfolgte unregelmäßig in den Jahren 2013-2020, wobei insgesamt 211
Wanzenarten festgestellt wurden. Gearbeitet wurde mit Kescher, Klopfschirm und gezielter Suche am Boden. Da bei
der Suche keine weiteren Hilfsmittel wie Leucht- oder Bodenfallen benutzt, bzw. mikroskopische Untersuchungen
durchgeführt wurden, ist davon auszugehen, dass die Artenanzahl in diesem Falle höher ausgefallen wäre, zumal Taxa
wie Psallus und Anthocoridae mit überwiegend nur genitalmorphologisch sicher bestimmbaren Arten kaum
berücksichtigt worden sind.
Vorbemerkung
Untersuchungen zu Wanzen im Ruhrgebiet haben bisher nur partiell stattgefunden.
Gut untersucht ist das Stadtgebiet der Stadt Bochum: APPELHOFF (1990) fand 56 Wanzenarten
auf dem Gelände des Botanischen Gartens in Bochum, JAGEL (2019) meldete 39 Arten von einer
Obstwiese und SCHMIDT (2019) verzeichnet in einer faunistischen Erfassung des gesamten
Stadtgebietes 180 Wanzenarten.
In der Stadt Essen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei „Zollverein“ wurden
94 Arten (TYMANN 2017, HOFFMANN et al. 2018) und auf der hier ebenfalls behandelten
Bergehalde „Mottbruch“ in Gladbeck 127 Arten nachgewiesen (TYMANN 2020).
Untersuchungsgebiet und Biotope
In den 1980er Jahren fand im Ruhrgebiet die
Renaturierung vieler vormalig industriell genutzter Areale statt.
Diese wurden in den 1990er Jahren durch Zusammenlegung
mit landwirtschaftlich genutzten Flächen und bereits
bestehenden Grüngebieten in sieben, das Ruhrgebiet in Nord-
Süd Richtung durchziehende Grünzüge (A-G)
zusammengefasst, die vielerorts räumlich miteinander
verbunden sind und so eine, das Ruhrgebiet übergreifende
grüne Infrastruktur bilden. Dieser sogenannte „Emscher
Landschaftspark“ und seine Gewässersysteme reichen in die
Städte und Wohngebiete hinein und fügen sich an Maßnahmen
der grünen Stadtentwicklung an (KIPAR 2016).
Das Untersuchungsgebiet umfasst ein 3 km2 großes Areal
innerhalb des Grünzuges mit der Bezeichnung „D“ auf dem
Gebiet der Stadt Gladbeck (Kreis Recklinghausen) sowie der
kreisfreien Städte Bottrop und Essen. Abb. 1: Untersuchungsgebiet mit den einzelnen Lebensräumen
(Quelle: Google Maps)
4 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Bearbeitet wurden acht Lebensräume unterschiedlicher Ausprägung (Bergehalden,
Brachflächen, renaturierte Emscher-Oberläufe, ein kleines Feuchtgebiet und Wald) mit Größen von
0,5 ha bis 61 ha. Die Bergehalden erheben sich mit bis zu 80 m Höhe über eine vormals eher ebene
Landschaft, deren Gestalt durch großflächige Aufschüttungen der Montanindustrie deutlich
verändert wurde.
Tab. 1: Bezeichnung und geografische Zuordnung der acht untersuchten Lebensräume Nr. Name Koordinaten MTB-Nr./ Quadrant
1 Halde „Im Brauck“ (GLA) N 51°33'02.4" O 6°59'34.3" 4407/2
2 NSG „Natroper Feld“ (GLA) N 51°32'37.8" O 6°59'08.0" 4407/2-4
3 Halde „Mottbruch“ (GLA) N 51°32'27.6" O 6°59'39.4" 4407/4
4 Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche
(BOT) N 51°32'23.8" O 6°59'05.6" 4407/4
5 „Halde 22“ + „Hahnenbach“ (GLA) N 51°32'13.3" O 6°59'54.0" 4407/4-4408/3
6 Wildwiese (BOT) N 51°32'05.8" O 6°59'49.5" 4407/4
7 „Karnaper Wäldchen“ (BOT/E) N 51°31'48.0" O 6°59'25.3" 4407/4
8 Brache Karnap (E) N 51°31'11.9" O 6°59'30.4" 4407/4 BOT = Bottrop, E = Essen, GLA = Gladbeck / Koordinaten nach WGS84
Darstellung der einzelnen Lebensräume
Abb. 2: Halde „Im Brauck“
Lebensraum 1: Halde „Im Brauck“ (Abb. 2)
Kleine begrünte Bergehalde, ca. 5 ha groß.
Der untere Teil besteht aus 30-40 Jahre altem
Industriewald auf Rohboden (Robinie, Hasel,
Ahorn, Hartriegel, Weide, Pappel, Birke,
Brombeere), der sich bis in den oberen Bereich mit
dort aufgebrachter dünner Erdschicht und mehr
offenen Stellen fortsetzt. Offene Flächen mit Gras-,
Stauden- und Krautbewuchs sowie ein kleiner
Hang mit Magerrasen.
Abb. 3: NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2), rechts im
Hintergrund die Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)
Lebensraum 2: NSG „Natroper Feld“ (Abb. 3-4)
13 ha groß, zwischen den Berghalden „Im
Brauck“ (Nr. 1) im Norden und „Mottbruch“ (Nr.
3) im Süden gelegen. Durch das Wortteil „-bruch“
in Mottbruch und abgewandelt auch in „Brauck“
wird sprachlich ein feuchter oder sumpfiger
Standort angezeigt, der in diesem Fall schon in
vorindustrieller Zeit bestanden hat. Kennzeichnend
für das Gebiet sind „Feucht- und Grünlandbrachen
mit Ruderalelementen und Verbuschung, die
Tümpel, sumpfigen und wechselfeuchten Bereiche
und Röhrichte, die frische bis feuchte Fettweide
nordwestlich des Nattbaches, die hochstauden-
reiche, teilweise verbuschende erste Stufe der
Haldenböschung in trockenwarmer Lage“ (LANUV 2020).
In den Sommern 2018 bis 2020 war das
gesamte Gebiet vollständig ausgetrocknet.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 5
Abb. 4: Sandfläche am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
An das NSG angrenzend liegt eine 2016
erbaute Einrichtung zur Wasseraufbereitung, in
deren Nähe die mittlerweile wieder an die
Oberfläche geholten Emscher-Oberläufe
„Nattbach“ und „Wittringer Mühlenbach“ zusammenführt werden.
Das Gelände dieses Gebäudes und die
Randbereiche des direkt angrenzenden Nattbaches
wurden im Zuge ihrer Begrünung mit sandigem
Boden aufgefüllt und bilden in dieser Umgebung
eine Insel als trockener, sandiger und warmer
Standort. Hier erfolgten u.a. Funde von
Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829), Lygus
maritimus WAGNER, 1949 und Conostethus roseus (FALLÉN, 1807).
Am westlichen Rand des „Natroper Feld“
befindet sich der Zusammenfluss von „Nattbach“
und „Boye“, zwei im Jahr 2019 bis zu dieser Stelle
renaturierten Emscher-Oberläufe, deren
Randgebiete stellenweise mit sandigem Substrat
aufgefüllt wurden und ausgesprochene Pionierstandorte bilden.
Hier erfolgte der Fund von Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878.
Abb. 5: Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) von Norden aus, im Vordergrund zwischen den Bäumen das
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) Lebensraum 3: Bergehalde „Mottbruch“
(Abb. 5-6)
Ca. 55 ha große Bergehalde, die zu den
fünf größten Halden des Ruhrgebietes zählt
(BERKE 2016). Der Großteil des Geländes ist von
weitläufigen Magerrasenhängen mit Gras- und
Krautbewuchs geprägt; den Haldenfuß bildet ein
40 Jahre alter Industriewald, während das
Haldentop aus Rohboden besteht und nur
spärlichen Bewuchs aus Gräsern und Kräutern aufweist.
Als Landschaftskunstwerk sollte diese
Halde ursprünglich die Form eines Vulkans
erhalten, durch ausbleibendes Schüttgut bedingt
besteht der geplante Krater jedoch nun aus zwei ca.
15 m hohen Dünen. Aus diesen Erhebungen
werden die feinen und salzigen Bestandteile des
Bergematerials ausgewaschen und in die im Krater
liegende Senke gespült (Abb. 6 rechts), wodurch
dort stellenweise Bedingungen wie an
Meeresküsten herrschen (KEIL 2013). Auf dieser
Bergehalde wurden bei einer vorherigen
Untersuchung bereits 127 Wanzenarten
nachgewiesen (TYMANN 2020), u. a. erfolgte hier
der Erstnachweis von Polymerus vulneratus (PANZER, 1806) für NRW (TYMANN 2017).
6 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 6: Magerrasenhänge (links) und Haldentop (rechts) der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Abb. 7: Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4),
im Hintergrund die Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Lebensraum 4: Landwirtschaftliche Ausgleichs-
fläche (Abb. 7)
5 ha große Wiese (jährlich zweimalige
Mahd), umgeben von Laubgehölzen. Das Areal ist
erst seit einigen Jahren gift- und güllefrei, so dass
sich der Bewuchs mit Kräutern und Blütenpflanzen jetzt langsam entwickelt.
Direkt angrenzend befindet sich eine
ebenso große, noch landwirtschaftlich intensiv
genutzte Fläche.
Abb. 8: „Halde 22“ (Nr. 5), im Vordergrund links der Rand der landwirtschaftlichen Ausgleichsfläche (Nr. 4),
rechts intensiv genutzter Acker Lebensraum 5: „Halde 22“ und „Hahnenbach“ (Abb. 8-9)
22 ha große Bergehalde die als Namen lediglich ihre ursprüngliche Nummerierung trägt. Wie die
Bergehalde „Im Brauck“ (Nr. 1) weist auch diese Halde zu Großteilen Rohboden mit Baum- und
Strauchbewuchs auf; im oberen Bereich, in dem bei der Begrünung eine dünne Erdschicht aufgebracht
wurde, befinden sich einige offene Stellen mit Gras-, Stauden und Krautbewuchs, die jedoch durch voranschreitende Verbuschung und Sukzession abnehmen.
Die südliche Grenze der Halde bildet auf einer Länge von ca. 300 m der „Hahnenbach“ - ein alter
Emscher-Oberlauf, der 2018 wieder an die Oberfläche geholt und renaturiert wurde.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 7
Abb. 9: Hahnenbach am Fuß der „Halde 22“ (Nr. 5)
Abb. 10: Wildwiese (Nr. 6)
Lebensraum 6: Wildwiese (Abb. 10)
Ca. 2 ha große Wildwiese, bewachsen
mit Gräsern, Kräutern und Stauden, sowie einer
Fläche mit einer kleinen Streuobstwiese. Die
Wiese wird durch jährlich zweimalige Mahd
gepflegt und ist fast vollständig vom „Karnaper
Wäldchen“ (Nr. 7) umgeben.
In einem kleinen randständigen Erlenbestand
wurden 2018 und 2019 Oxycarenus modestus
(FALLÉN, 1829) sowie Oxycarenus lavaterae
(FABRICIUS, 1787) in Gemeinschaft
aufgefunden. Bemerkenswert ist, dass letztere
Art in der Umgebung sonst nur auf Linden zu
finden ist, die sich hier jedoch nicht in der Nähe befinden.
Abb. 11: „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7), Mischwald
(oben) mit halboffenen Stellen (unten)
Lebensraum 7: „Karnaper Wäldchen“ (Abb. 11)
Ein 61 ha großer Waldbestand mit
eingestreuten, halboffenen Stellen. Der Großteil
des Wäldchens existiert seit vorindustrieller Zeit.
Ein kleiner Teil wurde ursprünglich als Ackerland,
dann industriell genutzt und schlussendlich als
kleine Bergehalde aufgeschüttet und anschließend
begrünt. Buchen, Robinien, Ahorn, Eichen und
Kiefern bilden den Hauptanteil des
Baumbestandes, in dem sich eine mehr als 150
Jahre alte Rotbuche befindet - eines der wenigen
Naturdenkmale in der Umgebung. Die halboffenen
Stellen und einige Wegränder sind bewachsen mit
Gräsern und Kräutern; am westlichen Rand des
Wäldchens befindet sich auf einer Länge von 300
m ein im Jahr 2017 renaturierter Bachlauf.
8 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 12: Brache in Essen-Karnap (Nr. 8)
Lebensraum 8: Brache in Essen-Karnap
(Abb. 12)
Neben einem Müllheizkraftwerk
gelegene 0,5 ha große Brache mit großflächig
sandigem Untergrund, die für die zeitweilige
Deponie von Grassoden, halbverbrannten
Baumstämmen, altem Rindenmulch oder
Backsteinen dient. Das Gelände ist spärlich
bewachsen mit Schmalblättrigem Greiskraut,
Stechapfel, Schwarzem Nachtschatten und
wenigen Disteln; am Rand stehen hauptsächlich
Brennnesseln und Kanadische Goldrute. Hier
erfolgten u. a. Funde von Nysius huttoni WHITE,
1878, Lygus maritimus WAGNER, 1949 und Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829).
Ergebnisse
Im Untersuchungsgebiet wurden 211 Wanzenarten festgestellt, die aus 25 Familien stammen;
dies sind rd. 33 % aller in Nordrhein-Westfalen nachgewiesenen Arten. Im Vergleich zu allen aus
NRW gemeldeten Arten der jeweiligen Familien gab es überproportional viele Nachweise von
Weichwanzen (Miridae) mit 37,8 %, gefolgt von Baumwanzen (Pentatomidae) mit 44,4 %,
Randwanzen (Coreidae) mit 53,8 %, sowie Sichelwanzen (Nabidae) mit 61,5 % und
Glasflügelwanzen (Rhopalidae) mit 63,6 %. Familien mit nur wenigen Vertretern wurden hierbei
nicht berücksichtigt (z.B. Pyrrhocoridae oder Alydidae mit sonst mit 100 % verzeichneten Arten
einer Familie in NRW).
Tab. 2: Gesamtliste der im Untersuchungsgebiet festgestellten Wanzenarten (Systematik und Nomenklatur
nach HOFFMANN & MELBER 2003)
Ent
Germ-
Nr.
Art
Lebensraum-Nr. und Bezeichnung
Nr. 1
Halde
Im
Brauck
Nr. 2
NSG
Natroper
Feld
Nr. 3
Halde
Mott-
bruch
Nr. 4
Landwirt-
schaftliche
Ausgleichs- fläche
Nr. 5
Halde
22
Nr.6
Wildwiese
Nr. 7
Karnaper
Wäldchen
Nr. 8
Brache
Karnap
Anzahl
Fund-
orte
Nepidae
006 Nepa cinerea LINNAEUS, 1758 X 1
Hydrometridae
057 Hydrometra stagnorum (LINNAEUS, 1758) X 1
Veliidae
060 Microvelia reticulata (BURMEISTER, 1835) X 1
Gerridae
068 Gerris lacustris (LINNAEUS, 1758) X 1
Saldidae
089 Saldula orthochila (FIEBER 1859) X 1
090 Saldula pallipes (FABRICIUS 1794) X 1
093 Saldula saltatoria (LINNAEUS, 1758) X X X 3
Tingidae
106 Acalypta parvula (FALLÉN, 1807) X 1
110 Agramma laetum (SCHRANK, 1782) X 1
125 Dictyla echii (SCHRANK, 1782) X X X X 4
129 Dictyonota fuliginosa A. COSTA, 1853 X 1
137 Kalama tricornis (SCHRANK, 1801) X X X X X 5
146 Physatocheila smreczynskii CHINA, 1952 X 1
149,5 Stephanitis takeyai DRAKE & MAA, 1955 X 1
152 Tingis ampliata (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X X 2
155 Tingis cardui (LINNAEUS, 1758) X X X X 4
156 Tingis crispata (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X 1
Miridae
172 Monalocoris filicis (LINNAEUS, 1758 X 1
173 Campyloneura virgula (HERRICH-SCH., 1835) X X X X X 5
175 Dicyphus globulifer (FALLÉN, 1829) X X X X 4
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 9
177 Dicyphus epilobii REUTER, 1883 X X X X 4
178 Dicyphus errans (WOLFF, 1804) X X X 3
193 Deraeocoris flavilinea (A. COSTA, 1862) X X X X X X 6
195 Deraeocoris olivaceus (FABRICIUS, 1777 X X 2
196 Deraeocoris ruber (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
200 Deraeocoris lutescens (SCHILLING, 1837) X X X X X X X 7
204 Adelphocoris lineolatus (GOEZE, 1778) X X X X X X 6
205 Adelphocoris quadripunctatus (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X 7
207 Adelphocoris seticornis (FABRICIUS, 1775) X X X 3
213 Calocoris affinis (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X 2
218 Closterotomus fulvomaculatus (DE GEER, 1773 X X X X X X X 7
219 Closterotomus norwegicus (GMELIN, 1790) X X 2
227 Megacoelum infusum (HERRICH-SCH., 1837) X X 2
230 Miris striatus (LINNAEUS, 1758) X X X X 4
231 Pantilius tunicatus (FABRICIUS, 1781 X X X X X 5
240 Phytocoris varipes BOHEMAN, 1852 X X X 3
249 Phytocoris tiliae (FABRICIUS, 1777) X X 2
251 Rhabdomiris striatellus (FABRICIUS, 1794) X X X 3
252 Stenotus binotatus (FABRICIUS, 1794) X X X X X X 6
256 Apolygus lucorum (MEYER-DÜR, 1843) X X 2
258 Apolygus spinolae (MEYER-DÜR, 1841) X X X X 4
261 Capsus ater (LINNAEUS, 1758) X X X X 4
264 Charagochilus gyllenhalii (FALLÉN, 1807) X X 2
266 Liocoris tripustulatus (FABRICIUS, 1781) X X X X X X X 7
268 Lygocoris pabulinus (LINNAEUS, 1761) X X X X X X 6
270 Neolygus contaminatus (FALLÉN, 1807) X X X 3
271 Neolygus viridis (FALLÉN, 1807) X X 2
274 Lygus gemellatus (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X X X 4
275 Lygus maritimus WAGNER, 1949 X X X X 4
276 Lygus pratensis (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8
278 Lygus rugulipennis POPPIUS, 1911 X X X X X X X 7
282 Orthops basalis (A. COSTA, 1853) X X X X X 5
283 Orthops campestris (LINNAEUS, 1758) X X 2
284 Orthops kalmii (LINNAEUS, 1758) X X X X 4
286 Pinalitus cervinus (HERRICH-SCHAEFFER, 1841) X X X 3
295 Polymerus unifasciatus (FABRICIUS, 1794 X X X x 4
296 Polymerus vulneratus (PANZER, 1806) X 1
299 Polymerus nigrita (FALLÉN, 1807) X 1
303 Acetropis carinata (HERRICH-SCHAEFFER, 1841) X X 2
305 Leptopterna dolabrata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
306 Leptopterna ferrugata (FALLÉN, 1807) X X X 3
307 Megaloceroea recticornis (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6
309 Notostira elongata (GEOFFROY, 1785) X X X X X X X 7
312 Pithanus maerkelii (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X X 2
313 Stenodema calcarata (FALLÉN, 1807) X X X X X X 6
317 Stenodema laevigata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
323 Trigonotylus caelestialium (KIRKALDY, 1902) X X X X 4
335 Orthocephalus coriaceus (FABRICIUS, 1777) X 1
338 Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843) X X X X 4
344 Blepharidopterus angulatus (FALLÉN, 1807 X 1
347 Cyllecoris histrionius (LINNAEUS, 1767) X X X X 4
349 Dryophilocoris flavoquadrimaculatus
(DE GEER, 1773) X X X 3
359 Heterocordylus tibialis (HAHN, 1833) X 1
361 Heterotoma planicornis (PALLAS, 1772) X X X X X 5
362 Malacocoris chlorizans (PANZER, 1794) X X X X X 5
366 Orthotylus flavosparsus (C.R. SAHLBERG, 1841) X X X X 4
372 Orthotylus marginalis REUTER, 1883 X X 2
375 Orthotylus prasinus (FALLÉN, 1826) X 1
377 Orthotylus tenellus (FALLÉN, 1807) X 1
381 Orthotylus concolor (KIRSCHBAUM, 1856) X 1
382 Orthotylus virescens (DOUGLAS & SCOTT, 1865) X 1
386 Reuteria marqueti PUTON, 1875 X X 2
388 Pilophorus cinnamopterus (KIRSCHBAUM, 1856) X 1
389 Pilophorus clavatus (LINNAEUS, 1767) X X X X X 5
403 Amblytylus nasutus (KIRSCHBAUM, 1856) X X X X X X 6
408 Atractotomus mali (MEYER-DÜR, 1843) X X X 3
413 Campylomma verbasci (MEYER-DÜR, 1843) X X X 3
414 Chlamydatus saltitans (FALLÉN, 1807) X 1
415 Chlamydatus pulicarius (FALLÉN, 1807) X 1
416 Chlamydatus pullus (REUTER, 1870) X X X X 4
418 Compsidolon salicellum (HERRICH-SCH., 1841) X X 2
420 Conostethus roseus (FALLÉN, 1807) X X 2
421 Conostethus venustus (FIEBER, 1858) X X 2
422 Criocoris crassicornis (HAHN, 1834) X X 2
428 Europiella artemisiae (BECKER, 1864) X X X X 4
431 Harpocera thoracica (FALLÉN, 1807) X X X X X 5
436 Lopus decolor (FALLÉN, 1807) X 1
444 Megalocoleus molliculus (FALLÉN, 1807) X X 2
445 Megalocoleus tanaceti (FALLÉN, 1807) X X 2
449 Oncotylus punctipes REUTER, 1875 X 1
451 Orthonotus rufifrons (FALLÉN, 1807) X 1
455 Phoenicocoris obscurellus (FALLÉN, 1829) X 1
10 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
456 Phylus coryli (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6
457 Phylus melanocephalus (LINNAEUS, 1767) X X X 3
461 Plagiognathus arbustorum (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X X 8
462 Plagiognathus chrysanthemi (WOLFF, 1804) X X X X X X X 7
463 Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM, 1856 X X 2
472 Psallus ambiguus (FALLÉN, 1807) X 1
Nabidae
498 Prostemma guttula (FABRICIUS, 1787) X X 2
500 Himacerus major (A. COSTA, 1842) X X 2
501 Himacerus mirmicoides (O. COSTA, 1834) X X X X X X X 7
502 Himacerus apterus (FABRICIUS, 1798) X X X X X 5
504 Nabis limbatus DAHLBOM, 1851 X X 2
509 Nabis ferus (LINNAEUS, 1758) X X X x X 5
510 Nabis pseudoferus REMANE, 1949 X X X X X 5
512 Nabis rugosus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8
Anthocoridae
518 Anthocoris confusus REUTER, 1884 X X X X 4
522 Anthocoris nemoralis (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X 7
523 Anthocoris nemorum (LINNAEUS, 1761) X X X X X X 6
535 Temnostethus pusillus (HERRICH-SCH., 1835) X X 2
545 Orius niger (WOLFF, 1811) X X X X 4
546 Amphiareus obscuriceps (POPPIUS, 1909) X 1
548 Cardiastethus fasciiventris (GARBIGLIETTI, 1869) X X X X 4
556 Xylocoris cursitans (FALLÉN, 1807) X 1
Aradidae
582 Aradus cinnamomeus PANZER, 1806 X 1
586 Aradus depressus (FABRICIUS, 1794) X 1
Lygaeidae
598 Arocatus longiceps STÅL, 1872 X X 2
610 Nysius ericae (SCHILLING, 1829) X X X X 4
612 Nysius helveticus (HERRICH-SCHAEFFER, 1850) X X X X 4
612,5 Nysius huttoni WHITE, 1878 X X X X 4
613 Nysius senecionis (SCHILLING, 1829) X X X X X X X 7
614 Nysius thymi (WOLFF, 1804) X X X X X 5
616 Ortholomus punctipennis (HERRICH-SCH., 1838) X X X X 4
619 Kleidocerys resedae (PANZER, 1797) X X X X X X X X 8
Cymidae
622 Cymus glandicolor HAHN, 1832 X 1
623 Cymus melanocephalus FIEBER, 1861 X X X X X X X 7
Blissidae
624 Dimorphopterus spinolae (SIGNORET, 1857) X X X X 4
625 Ischnodemus sabuleti (FALLÉN, 1826) X X 2
Artheneidae
630 Chilacis typhae (PERRIS, 1857) X X 2
Heterogastridae
635 Heterogaster urticae (FABRICIUS, 1775) X X X 3
Oxycarenidae
639 Metopoplax ditomoides (A. COSTA, 1847) X X X 3
640,5 Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) X X X 3
641 Oxycarenus modestus (FALLÉN, 1829) X X 2
Rhyparochromidae
644 Tropistethus holosericeus (SCHOLTZ, 1846) X X X X X 5
648 Drymus brunneus (R. F. SAHLBERG, 1848) X X 2
650 Drymus ryeii DOUGLAS & SCOTT, 1865 X 1
651 Drymus sylvaticus (FABRICIUS, 1775) X X X 3
653 Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCH:, 1839) X 1
657 Gastrodes grossipes (DE GEER, 1773) X X 2
663 Scolopostethus affinis (SCHILLING, 1829) X X X X X X 6
664 Scolopostethus decoratus (HAHN, 1833) X X X X 4
666 Scolopostethus pictus (SCHILLING, 1829) X X 2
669 Scolopostethus thomsoni REUTER, 1875 X X X X X X X 7
671 Taphropeltus contractus (HERRICH-SCH., 1835) X X X 3
674 Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878 X 1
683 Trapezonotus arenarius (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
685 Trapezonotus dispar STÅL, 1872 X X X X 4
687 Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829) X 1
688 Megalonotus chiragra (FABRICIUS, 1794 X X X X 4
692 Megalonotus praetextatus (HERRICH-SCH., 1835 X X 2
693 Megalonotus sabulicola (THOMSON, 1870) X X X X 4
694 Sphragisticus nebulosus (FALLÉN, 1807) X X X 3
701 Beosus maritimus (SCOPOLI, 1763) X X X X 4
706 Peritrechus geniculatus (HAHN, 1832) X X X X 4
709 Peritrechus nubilus (FALLÉN, 1807) X X 2
714 Rhyparochromus vulgaris (SCHILLING, 1829) X X X X X 5
720 Stygnocoris fuligineus (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6
723 Stygnocoris sabulosus (SCHILLING, 1829) X X X X X X 6
Berytidae
733 Berytinus minor (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X X 3
740 Metatropis rufescens (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X 1
Pyrrhocoridae
741 Pyrrhocoris apterus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
Alydidae
743 Alydus calcaratus (LINNAEUS, 1758) X X 2
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 11
Bemerkenswerte Arten
Unter der großen Anzahl der häufigen und weit verbreiteten Arten fallen 15 Arten auf, die aus
unterschiedlichen Gründen im Folgenden näher vorgestellt werden. Entweder gibt es von ihnen nur
alte und/oder wenige Nachweise, oder die Arten sind neu eingewandert bzw. eingeschleppt.
Abb. 13: Agramma laetum (SCHRANK, 1782)
Von Agramma laetum (SCHRANK, 1782), einer
Art, die Lebensräume von Mooren bis Kalkmagerrasen
besiedelt (WACHMANN et al. 2006), gelang ein einziger
Fang an einer halbschattigen Stelle in der Grasschicht
der Wildwiese (Nr. 6) am Saum des Karnaper
Wäldchens (Nr. 7).
Coreidae
745 Coreus marginatus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
746 Enoplops scapha (FABRICIUS, 1794) X X X X X 5
747 Gonocerus acuteangulatus (GOEZE, 1778) X X X X X 5
752 Syromastus rhombeus (LINNAEUS, 1767) X X X X X 5
755 Bathysolen nubilus (FALLÉN, 1807) X 1
758 Ceraleptus lividus STEIN, 1858 X X X 3
759 Coriomeris denticulatus (SCOPOLI, 1763) X X X X X X 6
Rhopalidae
764 Myrmus miriformis (FALLÉN, 1807) X X X X X 5
765 Stictopleurus abutilon (ROSSI, 1790) X X X X X X X X 8
768 Stictopleurus punctatonervosus (GOEZE, 1778) X X X X X X 6
769 Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829) X X X X 4
770 Corizus hyoscyami (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
775 Rhopalus parumpunctatus SCHILLING, 1829 X X X X 4
777 Rhopalus subrufus (GMELIN, 1790) X X X X X X X 7
Cydnidae
790 Legnotus limbosus (GEOFFROY, 1785) X 1
791 Legnotus picipes (FALLÉN, 1807) X X 2
792 Sehirus luctuosus MULSANT & REY, 1866 X X X 3
794 Tritomegas bicolor (LINNAEUS, 1758) X X X 3
Scutelleridae
801 Eurygaster testudinaria (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6
Pentatomidae
808 Arma custos (FABRICIUS, 1794) X X X 3
810 Picromerus bidens (LINNAEUS, 1758) X 1
813 Troilus luridus (FABRICIUS, 1775) X X 2
814 Zicrona caerulea (LINNAEUS, 1758) X X X X 4
815 Aelia acuminata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7
826 Carpocoris purpureipennis (DE GEER, 1773) X 1
829 Dolycoris baccarum (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8
831 Palomena prasina (LINNAEUS, 1761) X X X X X X X X 8
833 Peribalus strictus (WOLFF, 1804) X X X X 4
839,5 Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) X 1
840 Pentatoma rufipes (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6
841 Piezodorus lituratus (FABRICIUS, 1794) X X X 3
842 Rhaphigaster nebulosa (PODA, 1761) X X X 3
853 Eurydema oleracea (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6
857 Graphosoma italicum (O.F. MÜLLER, 1766) X X X X 4
858 Podops inunctus (FABRICIUS, 1775) X X 2
Acanthosomatidae
859 Acanthosoma haemorrhoidale (LINNAEUS, 1758) X X X 3
860 Cyphostethus tristriatus (FABRICIUS, 1787 X 1
861 Elasmostethus interstinctus (LINNAEUS, 1758) X X 2
865 Elasmucha grisea (LINNAEUS, 1758) X X X 3
12 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 14: Lygus maritimus WAGNER, 1949
Lygus maritimus WAGNER, 1949 wurde in vier
Lebensräumen festgestellt: Sandfläche am „Natroper
Feld“ (Nr. 2), auf den Halden „Mottbruch“ (Nr. 3) und
„Halde 22“ (Nr. 5) sowie auf der Brache Karnap (Nr. 8).
An allen Fundorten dominiert sandiger Untergrund mit
spärlichem Bewuchs; die Funde fanden ausschließlich
auf Schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens)
statt. Bislang existierten jeweils Einzelfunde von 1992
bei Übach-Palenberg (Kreis Heinsberg) auf der
Bergehalde „Carolus Magnus“ und 2014 am
Diersfordter Waldsee bei Wesel (SCHÄFER 2016), sowie
2017 die Feststellung einer größeren Population auf der
Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) (TYMANN 2017). In
den Niederlanden breitet sich die Art in östliche
Richtung aus (AUKEMA & HERMES 2014).
Abb. 15: Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843)
Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843)
befand sich in den Lebensräumen „Natroper Feld“ (Nr.
2), Halde „Mottbruch“ (Nr. 3), Landwirtschaftliche
Ausgleichsfläche (Nr. 4) und der Wildwiese (Nr. 6) an
Süßgräsern. Alle Fundorte waren Wiesen oder kleine
Grasstandorte im Halbschatten, teilweise an feuchten
Stellen.
Abb. 16: Reuteria marqueti PUTON, 1875
Reuteria marqueti PUTON, 1875 ist eine
Weichwanze mit mediterranem Verbreitungs-
schwerpunkt und mittlerweile vermehrten Funden
nördlich der Alpen (WACHMANN et al. 2004). Die Art
lebt an warmen Stellen in trockenen Laubwäldern und
wurde auf der Bergehalde „Im Brauck“ (Nr. 1) sowie
der „Halde 22“ (Nr. 5) an den südlich gelegenen
Hängen auf Hasel (Corylus sp.) festgestellt.
Conostethus roseus (FALLÉN, 1807) lebt an
spärlich bewachsenen, sandigen und zum Teil salzigen
Stellen mit Bewuchs verschiedener Gräser (WACHMANN
et al. 2004).
Dazu passend wurde die Art auf der Sandfläche
am „Natroper Feld“ (Nr. 2) und im Krater sowie auf den
Rasenhängen der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
aufgefunden.
Abb. 17: Conostethus roseus (FALLÉN, 1807)
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 13
Abb. 18: Conostethus venustus (FIEBER, 1858)
Conostethus venustus (FIEBER, 1858) ist im
Untersuchungsgebiet ausschließlich an Geruchloser
Kamille (Tripleurospermum inodorum) an sandigen,
spärlich bewachsenen Stellen gefunden worden. Ein
Fundort ist die Sandfläche im „Natroper Feld“ (Nr. 2) ,
der andere das Haldentop der Halde „Mottbruch“ (Nr.
3). Zwei Lebensräume, die sich in ihrer Beschaffenheit
deutlich unterscheiden: Im Krater der Halde
„Mottbruch“ (Nr. 3) besteht der Boden aus den
ausgespülten feinen, fast staubähnlichen Bestandteilen
des Bergematerials, das mit steinigen Rohbodenstellen
und wenig Vegetation durchsetzt ist. Im „Natroper
Feld“ (Nr. 2) dagegen findet sich sandiger Untergrund
mit stellenweise dichtem Pflanzenbewuchs.
Ausschlaggebend für das Vorkommen dieser Art
ist hier anscheinend alleinig das Vorhandensein der
Wirtspflanze.
Als aus dem Mittelmeerraum stammende Art
hat sich Conostethus venustus vermutlich über die
Atlantikküste und den Rhein bis nach Deutschland
verbreitet. 1987 wurde die Art zum ersten Mal in
Deutschland nachgewiesen (GÜNTHER et al. 1987) und
seitdem auch wiederholt in NRW.
Abb. 19: Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM,
1856)
Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM, 1856)
wurde auf den Bergehalden „Im Brauck“ (Nr. 1) und
„Mottbruch“ (Nr. 3) an Gewöhnlichem Natternkopf
(Echium vulgare) aufgefunden. Alle weiteren Funde im
Ruhrgebiet fanden ebenfalls nur an dieser Pflanze statt.
Abb. 20: Prostemma guttula (FABRICIUS, 1787)
Funde von Prostemma guttula (FABRICIUS,
1787) stammen von der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3), wo
diese Art an mehreren Stellen angetroffenen wurde,
sowie vom „Hahnenbach“ am Fuß der „Halde 22“ (Nr.
5), wo der Fang einer Larve gelang.
Offensichtlich existiert bislang ein gesicherter
Fund dieser Art aus NRW (Rhöndorf) und einer, der
aber u.U. auch in Rheinland-Pfalz stattgefunden haben
kann (WERNER 1998). Alle aufgefundenen Tiere waren
brachypter.
14 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 21: Nysius huttoni (WHITE, 1878)
Nysius huttoni (WHITE, 1878) zählt zu den
Neueinwanderern in NRW (und damit auch in
Deutschland). Die Art stammt aus Neuseeland und
wurde mit Warentransporten nach Europa
eingeschleppt. Der erste Fund erfolgte 2002 in den
südlichen Niederlanden mit anschließender Ausbreitung
in die Nachbarländer Belgien, Frankreich und
Großbritannien. 2017 gelang der erste Fang in NRW an
der niederländischen Grenze (AUKEMA 2017), der
Zweitfund fand in der Stadt Essen (NRW) vom
Verfasser im darauffolgenden Jahr statt (TYMANN
2018). Im Untersuchungsgebiet wurde Nysius huttoni
auf den Halden „Mottbruch“ (Nr. 3) und „Halde 22“
(Nr. 5), sowie der „Brache Karnap“ (Nr. 8) festgestellt.
Auffallend ist, dass die „Brache Karnap“ (Nr.
8) sowie eine Fundstelle auf der Halde „Mottbruch“
(Nr. 3) sehr sandigen Boden mit nur mäßigem Bewuchs
aufweisen, wogegen die Tiere an zwei weiteren
Fundstellen auf der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) und der
Fundstelle auf der „Halde 22“ (Nr. 5) in Moos an
halbschattigen Stellen mit buschiger Vegetation
angetroffen wurden.
Abb. 22: Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCHAEFFER,
1839)
Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCHAEFFER,
1839) lebt in der Bodenstreu unter verschiedenen Laub-
und Nadelgehölzen und wurde vom Verfasser beim
Keschern zwischen Rosensträuchern auf seiner
Kleidung aufgefunden. Der Erstfund dieser Art für
NRW erfolgte in den 1990er Jahren (SCHÄFER 2003).
Sie ist in Deutschland an wärmebegünstigten Stellen
sporadisch bis zum Nordrand der Mittelgebirge zu
finden (WACHMANN et al. 2007). Nach HOFFMANN
(2017) ist diese Art in NRW rar.
Abb. 23: Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878
Von Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878
wurden einmalig drei Exemplare am westlichen Rand
des NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) festgestellt. Der
Fundort ist eine spärlich bewachsene Sandfläche neben
dem Zusammenfluss der bis zu dieser Stelle
renaturierten Bäche „Hahnenbach“ und „Boye“.
Emblethis denticollis ist in der gesamten
Paläarktis mit Ausnahme der nördlichen Länder zu
finden. In Deutschland liegt der Verbreitungs-
schwerpunkt im Osten, im Nordwesten fehlt sie ganz,
wobei seit einiger Zeit ein Vordringen nach
Nordwesteuropa festzustellen ist (WACHMANN et al.
2007). Der Erstnachweis für NRW erfolgte 1999 durch
SCHÄFER (2014) in Bad Salzuflen-Hölsen (Kreis Lippe).
Im Jahr 2007 gelang dann KOTT (2007) ein weiterer
Nachweis in Dormagen-Delhoven (Rhein-Kreis Neuss).
Neben nicht häufigen Funden steht stellenweise das
Auftreten in großen Individuenzahlen (WACHMANN et
al. 2007). Dies war auf einer Brachfläche in der Stadt
Gelsenkirchen der Fall, wo der Verfasser in kürzester
Zeit ein Dutzend Exemplare auffinden konnte.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 15
Abb. 24: Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829)
Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829)
wurde im Jahr 2014 zweimal auf der Halde „Im
Brauck“ (Nr. 1) gefunden. Die Art besiedelt
unterschiedlichste Lebensräume, von feuchten und
moorigen Habitaten bis Sand- und Kalkböden
(WACHMANN et al. 2007) und wurde hier auf einem
kleinen Hang mit Magerrasen festgestellt.
Abb. 25: Peritrechus nubilus (FALLÉN 1807)
Peritrechus nubilus (FALLÉN, 1807) besiedelt
offene bis halbschattige Grasstandorte in feuchteren
Biotopen als andere Arten dieser Gattung
(WACHMANN et al. 2007) und konnte in der
Moosschicht auf einer Fläche neben einem der
Wasserhaltungsbecken der Halde „Mottbruch“ (Nr.
3) sowie in der feuchten Laubschicht im Bachbett des
zeitweise ausgetrockneten „Hahnenbach“ am Rande
der „Halde 22“ (Nr. 5) nachgewiesen werden.
Abb. 26: Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829)
Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829) ist
auf trocken-warmen und sandigen Böden (meist
Ruderal- oder Brachflächen) unter verschiedenen
krautigen Pflanzen anzutreffen (WACHMANN et al.
2007). Dies trifft auf alle vier Fundorte zu, an denen die
Art im Untersuchungsgebiet festgestellt werden konnte:
Sandfläche am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2), Halde
„Mottbruch“ (Nr. 3), „Halde 22“ (Nr. 5) und „Brache
Karnap“ (Nr. 8)
16 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 27: Nezara viridula (LINNAEUS, 1758)
Von der in aktueller Ausbreitung befindlichen
Baumwanze Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) wurden
mehrere Larven in mittlerem Entwicklungsstadium aus
der Krautschicht am Rand des Baches „Boye“
gekeschert, der am Fundort das „Karnaper Wäldchen“
(Nr. 7) durchfließt.
WERNER (2005) und MORKEL & RENKER (2019)
schildern die Ausbreitung in den letzten Jahren aus dem
Mittelmeerraum Richtung Norden. Im Ruhrgebiet ist
diese Art seit einigen Jahren anzutreffen; nach
Fundmeldungen aus dem Internet liegt momentan
anscheinend eine Verbreitung vom Rheinland bis zum
südlichen Münsterland vor. In der Stadt Essen fand der
Verfasser im September und Oktober 2019 mehrere
Larven, von denen eine vom vierten Larvenstadium zur
Imago durchgezüchtet wurde (vgl. SCHÄFER 2019). Tab. 3: Funddaten und -orte der bemerkenswerten Arten im Untersuchungsgebiet (Systematik und Nomenklatur nach
HOFFMANN & MELBER 2003). Funde von Larven sind mit einem * gekennzeichnet. EntGerm
Nr. Art Datum Biotop
110 Agramma laetum
(SCHRANK, 1782)
22.06.2017
Wildwiese (Nr. 6)
275 Lygus maritimus
WAGNER, 1949
13.06.2017
19.06.2017
31.07.2017
23.08.2017
27.08.2017
29.08.2017
15.10.2017
28.09.2018
06.10.2018
26.02.2019
24.05.2019
30.06.2019
15.09.2019
13.10.2019
04.04.2020
01.08.2020
20.09.2020
23.09.2020
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Brache Karnap (Nr. 8)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Brache Karnap (Nr. 8)
Brache Karnap (Nr. 8)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Brache Karnap (Nr. 8)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
338 Pachytomella parallela
(MEYER-DÜR, 1843)
17.06.2014
04.08.2014
03.10.2014
20.07.2015
28.09.2015
16.08.2016
18.08.2016
25.05.2017 *
25.05.2017
02.06.2017
22.06.2017
20.09.2018
28.07.2020
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
Wildwiese (Nr. 6)
Wildwiese (Nr. 6)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4)
Wildwiese (Nr. 6)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4)
Wildwiese (Nr. 6)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Wildwiese (Nr. 6)
386 Reuteria marqueti
PUTON, 1875
21.07.2015
22.07.2016
Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
420 Conostethus roseus
(FALLÉN, 1807)
06.05.2018
11.05.2018
24.05.2019
25.05.2019
20.05.2020
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 17
421 Conostethus venustus
(FIEBER, 1858)
10.06.2017 *
10.06.2017
13.06.2017
27.08.2017
06.05.2018
10.06.2018 *
10.06.2018
01.07.2018
21.10.2018
25.05.2019
28.06.2019
30.06.2019
20.05.2020
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
463
Plagiognathus fulvi-
pennis
(KIRSCHBAUM, 1856)
28.06.2019
30.06.2019
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
498 Prostemma guttula
(FABRICIUS, 1787)
04.08.2016 *
07.08.2016
23.08.2017
29.05.2019
28.03.2020
04.04.2020
11.04.2020
06.05.2020
21.06.2020*
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
612,5 Nysius huttoni
WHITE, 1878
12.10.2018
14.10.2018
26.02.2019
30.03.2019
16.04.2019
29.05.2019
28.06.2019
19.07.2019
30.08.2019
13.10.2019
05.04.2020
27.05.2020
15.07.2020
22.07.2020
16.08.2020
23.09.2020
Brache Karnap (Nr. 8)
Brache Karnap (Nr. 8)
Brache Karnap (Nr. 8)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Brache Karnap (Nr. 8)
Brache Karnap (Nr. 8)
Brache Karnap (Nr. 8)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
653 Eremocoris fenestratus
(HERRICH-SCH., 1839)
21.04.2019 Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
674 Emblethis denticollis,
HORVÁTH, 1878
23.09.2020 NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
687
Megalonotus
antennatus
(SCHILLING, 1829)
31.03.2014
02.06.2014
Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)
Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)
709 Peritrechus nubilus
(FALLÉN, 1807)
26.05.2019
11.04.2020
21.06.2020
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
769 Brachycarenus tigrinus
(SCHILLING, 1829)
24.05.2019
09.06.2019
28.06.2019
30.06.2019
25.08.2019
03.06.2020*
03.06.2020
05.08.2020
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)
839,5 Nezara viridula
(LINNAEUS, 1758)
23.09.2020* Karnaper Wäldchen (Nr. 7)
18 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Arten und Lebensräume Arten
Die Verteilung der Arten auf die einzelnen Lebensräume sowie das dort festgestellte Auftreten
bemerkenswerter Arten unterscheiden sich teilweise deutlich und werden im Folgenden näher
dargestellt.
Tab. 4: Verteilung der bemerkenswerten Arten auf die einzelnen Lebensräume
Biotop Nr. Größe Arten-
anzahl
Anteil am
Gesamt-
bestand
Bemerkenswerte Arten
1
Halde „Im Brauck“ 5 ha 72 34,1 % Reuteria marqueti
2
NSG Natroper Feld 13 ha 98 46,4 %
Lygus maritimus, Pachytomella parallela, Conostethus
roseus, Emblethis denticollis, Brachycarenus tigrinus
3
Halde „Mottbruch“ 55 ha 133 63 %
Lygus maritimus, Pachytomella parallela, Conostethus
roseus, Conostethus venustus, Plagiognathus fulvipennis,
Prostemma guttula, Nysius huttoni, Eremocoris
fenestratus, Peritrechus nubilus, Brachycarenus tigrinus
4
Landwirtschaftliche
Ausgleichsfläche
5 ha 66 31,3 % Pachytomella parallela
5
Halde 22/
Hahnenbach
22 ha 120 56,9 %
Lygus maritimus, Reuteria marqueti, Conostethus
venustus, Plagiognathus fulvipennis, Prostemma guttula,
Nysius huttoni, Megalonotus antennatus, Peritrechus
nubilus, Brachycarenus tigrinus,
6
Wildwiese 2 ha 106 50,2 % Agramma laetum, Pachytomella parallela
7
Karnaper Wäldchen 61 ha 92 43,6 % Nezara viridula
8
Brache Karnap 0,5 ha 59 28 % Lygus maritimus, Nysius huttoni, Brachycarenus tigrinus
Von den 211 im Untersuchungsgebiet aufgefundenen Wanzenarten sind 45 Arten (21,3 %) in
mindestens sechs der acht untersuchten Lebensräumen festgestellt worden und somit als allgemein
häufig anzusehen.
80 Arten (37,9 %) konnten in drei bis fünf Lebensräumen festgestellt werden, worunter sich
vier der erwähnenswerten Arten befinden:
Pachytomella parallela wurde an vier stellenweise sehr kleinen Grasstandorten angetroffen,
während Lygus maritimus, Brachycarenus tigrinus und z.T. Nysius huttoni auf verschiedenen
sandigen und offenen Flächen zu finden waren (Tab. 3).
86 Wanzenarten, die somit 44,5 % aller im Untersuchungsgebiet festgestellten Arten
ausmachen, wurden in 1-2 Lebensräumen nachgewiesen. Dies liegt z.T. an der Bindung an spezielle
Biotoptypen oder Nahrungspflanzen wie auch dem generell seltenen Auftreten einer Art.
Die wassergebundenen Arten wurden im NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) und an den Becken der
Wasserhaltung der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) festgestellt. Diese Becken und Teiche sind ganzjährig
in unterschiedlicher Menge mit Wasser befüllt, während die Feuchtgebiete des NSG „Natroper Feld“
(Nr. 2), die einzigen natürlichen nassen Flächen im Untersuchungsgebiet, in den Sommern 2018 bis
2020 vollständig ausgetrocknet waren.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 19
Andere Arten sind an das Vorkommen ihrer Wirtspflanzen gebunden, so dass z.B. der einzige
Standort von Farnkraut im „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7) auch der alleinige Fundort von Monalocoris
filicis ist, sowie ein kleiner Ginsterbestand auf der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) der von
Heterocordylus tibialis.
Zehn der fünfzehn hier als bemerkenswert behandelten Arten fallen in diese Kategorie mit
Funden in maximal zwei der acht untersuchten Lebensräume.
Jeweils in zwei Lebensräumen wurden die Weichwanzen Conostethus roseus, Conostethus
venustus, Reuteria marqueti sowie Plagiognathus fulvipennis, die Sichelwanze Prostemma guttula
und die Bodenwanze Peritrechus nubilus angetroffen (Tab. 3).
Hier ist anzumerken, dass Prostemma guttula auf der ca. 55 ha großen Halde „Mottbruch“ (Nr.
3) an vier verschiedenen Stellen aufgefunden wurde, was auf eine weiterreichende Besiedlung der
Umgebung hindeutet. Diese Vermutung wird unterstützt durch den Fund einer Larve am
benachbarten „Hahnenbach“ an der „Halde 22“ (Nr. 5), ca. 600 m entfernt. Ebenfalls konnten im ca.
3 km entfernten Nordsternpark, dem ehemaligen Bundesgartenschau-Gelände von 1997 in der Stadt
Gelsenkirchen, im Sommer 2020 an zwei Stellen Larven dieser Art nachgewiesen werden.
Plagiognathus fulvipennis ist ebenfalls in nur zwei Lebensräumen festgestellt worden, was im
Verhältnis zum Vorkommen der Wirtspflanze Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf) im
Untersuchungsgebiet wenige Nachweise sind, da diese Pflanze in sieben der acht Lebensräume
vertreten ist und bei günstigen Standortbedingungen Bestände von bis zu 100 m2
Größe bildet.
In nur jeweils einem Lebensraum waren die Netzwanze Agramma laetum sowie die
Bodenwanzen Megalonotus antennatus, Eremocoris fenestratus und Emblethis denticollis vorhanden
(Tab. 3). Von diesen vier Arten existieren nur vereinzelte bzw. verstreute Funde.
Eremocoris fenestratus fand der Verfasser beim Keschern zwischen Rosenbüschen am Fuß der
Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) auf seiner Kleidung. Ein weiterer Fund außerhalb des
Untersuchungsgebietes stammt aus dem Jahr 2020 von einer Hauswand in der ca. 1,5 km entfernten
Stadt Gelsenkirchen. Auch SCHÄFER & HANNIG (im Druck) berichten von häufigen Funden in NRW
auf technischen Objekten wie Brücken, Wänden oder in Straßenbahnen.
Emblethis denticollis konnte vom Verfasser an drei weiteren wärmebegünstigten
Offenlandstandorten im Ruhrgebiet festgestellt werden. Dies waren eine Ruderalfläche in der Stadt
Gelsenkirchen, eine Sandackerbrache in der Stadt Bottrop sowie ein Bahndamm in der Stadt Castrop-
Rauxel (Kreis Recklinghausen). Genau wie die Fundstelle im Untersuchungsgebiet sind jene in
Bottrop und Castrop-Rauxel sandige Pionierstandorte am Rande von längerfristigen oder gerade
beendeten Baumaßnahmen und bieten dieser Art einen Lebensraum mit idealen Voraussetzungen.
Auch wenn solche Flächen durch Sukzession im Laufe der Zeit verloren gehen, scheinen neue
Lebensräume schnell gefunden zu werden, wie die Besiedlung der nur ca. 30 m2
großen sandigen
Fläche am Straßenrand eines Bahnübergangs in Castrop-Rauxel zeigt – die Hinterlassenschaft einer
neu verlegten Fernwärmeleitung.
Lebensräume
Bei der Verteilung der Arten auf die einzelnen Lebensräume fällt deutlich der Unterschied
zwischen gehölzreichen und sandig/schottrigen Standorten mit wenig Bewuchs auf.
Wald oder ältere, bzw. größere Baumbestände sind in der Emscher-Region nur als Bestandteil
von (Stadt-)Parks oder vereinzelt noch als Inseln in der Landschaft zu finden. Das Bild ist ansonsten
vielerorts von Industriewald, u.a. Birken, Weiden, Ahorn, Hasel, Robinien oder Traubenkirschen
bestimmt, mit dem ein Großteil der Bergehalden und älteren Industriebrachen im Ruhrgebiet
bewachsen ist, und der in Bezug auf Wanzenvielfalt eine eher untergeordnete Rolle spielt.
20 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Dies spiegelt sich auch an den im Untersuchungsgebiet festgestellten bemerkenswerten Arten
wider, von denen nur die Weichwanze Reuteria marqueti eine ausgesprochene Gehölzbewohnerin ist.
Generell wurden in Lebensräumen mit überwiegendem Baum- und Strauchbewuchs nur
häufige und so gut wie überall vertretene Arten festgestellt, während Ruderalflächen und
anthropogene Gebiete (Ränder von renaturierten Bachläufen) sowie anthropogen überformten Böden
(Bergehalden) im Verhältnis größere Artenanzahlen aufwiesen, unter denen sich ebenfalls der
Hauptanteil der erwähnenswerten Arten befindet.
Besonders augenscheinlich wird dies beim (ungleichen) Vergleich des größten und des
kleinsten Lebensraums des Untersuchungsgebietes: Das „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7) mit fast
reinem Baumbestand auf einer Fläche von 61 ha wies 92 Arten auf, wovon nur Nezara viridula als
erwähnenswert zu betrachten ist, wogegen die mit 0,5 ha weniger als 1% so große sandige Brache in
Essen-Karnap (Nr. 8) mit 59 Arten aufwarten konnte, unter denen sich u.a. Amphiareus obscuripes,
Lygus maritimus, Brachycarenus tigrinus und Nysius huttoni befanden.
Dies ist nur ein Beispiel für hohe Biodiversität an Störstellen und auf Bergehalden. Die
Bergehalden „Im Brauck“ (Nr. 1), „Mottbruch“ (Nr. 3) und die „Halde 22“ mit angrenzendem
„Hahnenbach“ (Nr. 5) sowie die Sandflächen am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) und auf der Brache in
Essen-Karnap (Nr. 8) erwiesen sich in dieser Hinsicht als bevorzugter Lebensraum der meisten
seltenen und gefährdeten Arten (Tab. 3).
Auf diesen Flächen finden sich in der Umgebung vorkommende Arten als auch
Standortspezialisten, die auf bestimmte Bedingungen ihres Lebensraums angewiesen sind. Dies sind
häufig Arten natürlicher Trockenstandorte wie Magerrasen oder Heide, also Biotoptypen, die immer
seltener werden. Ausschlaggebend ist dabei offensichtlich nicht die Größe des Biotops, sondern
allein das Vorhandensein der benötigten Strukturen (ABS 1999).
Auf einer 0,3 ha großen Sandfläche an der Wasseraufbereitungsanlage am NSG „Natroper
Feld“ (Nr. 2), einem 100 m2
messenden Sandhaufen an der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) sowie auf der
0,5 ha großen Brache in Essen Karnap (Nr. 8), also insgesamt recht kleinen Flächen, wurden Lygus
maritimus, Conostethus roseus, Conostethus venustus, Prostemma guttula, Nysius huttoni und
Brachycarenus tigrinus festgestellt – allesamt Arten, die sandige Böden mit lückiger Vegetation
benötigen. Hier können Bergehalden und Ruderalflächen einen Ersatzlebensraum darstellen, sofern
diese Flächen dementsprechend gepflegt werden (KASIELKE & ZEPP 2017).
In der Regel beginnt der Bewuchs auf Brachen und Bergehalden durch Moose und Flechten
sowie einjährige Arten, deren Samen durch Wind verbreitet wird. Zwei- und mehrjährige Pflanzen
kennzeichnen später den Übergang zur Hochstaudenphase, während gleichzeitig Birken, v.a. Betula
pendula und Sommerflieder (Buddleja davidii) erscheinen. Dies führt in der Regel zu anschließender
Verbuschung und somit dem Rückgang lichtbedürftiger krautiger Arten durch das allmähliche
Verschwinden offener Bodenstellen. Mittlerweile hat auch das Auftreten des invasiven Japanischen
Staudenknöterich (Fallopia japonica) stellenweise zu einem erheblichen Verlust dieser Flächen
geführt.
Flächen mit verschiedenen Sukzessionsstadien sind oft kleinteilig und gehen ineinander über
oder sind miteinander verzahnt, so dass pflegerische Maßnahmen nötig sind um diese Strukturen zu
erhalten. Gerade die Pflege von Offenlandbiotopen würde das Verschwinden von Pflanzenarten
(KASIELKE & ZEPP 2017) und damit folglich auch von Insektenarten verhindern. Solche Maßnahmen
werden im Untersuchungsgebiet mit Ausnahme der Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) aufgrund ihrer
Anlage als Landschaftskunswerk jedoch nicht durchgeführt, so dass in den letzten 20 Jahren gerade
auf den Bergehalden die meisten offenen Bodenstellen stark dezimiert wurden oder ganz verloren
gingen.
An manchen Stellen im Ruhrgebiet existieren zwar Projekte zu Pflege und Erhalt von
Offenlandbiotopen, diese sind jedoch örtlich sehr begrenzt und folgen keinem einheitlichen Plan.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 21
Nachbemerkung
Aufgrund der knappen Datenlage zu Wanzenvorkommen im Ruhrgebiet lässt sich diese
Untersuchung am ehesten im Zusammenhang mit der Erhebung am GEO-Tag der Natur 2017 auf
dem Gelände der Zeche und Kokerei „Zollverein“ in der Stadt Essen betrachten (TYMANN 2017,
HOFFMANN et al. 2018). Die Untersuchung dieses 100 ha großen Areals mit vielen Ruderalflächen
wies 94 Wanzenarten auf, die bis auf wenige Ausnahmen auch im hier untersuchten Gebiet vertreten
sind, und zeigt ebenfalls die hohe Bedeutsamkeit von Offenlandbiotopen auf Ruderalflächen auf, wie
z.B. der beginnende Trockenrasen an den Wegrändern auf dem Gelände der Kokerei belegt
(HOFFMANN et al. 2018).
Auch hier wird deutlich, wie wichtig ganz offene bis spärlich bewachsene Ruderalflächen und
Sandstellen für hohe Biodiversität sind und auch dann bleiben, wenn Störungen noch immer
stattfinden, da diese Flächen spezialisierten und teilweise seltenen Arten einen bevorzugten
Lebensraum bieten (z. B. SCHÄFER & HANNIG 2009; SCHÄFER & HANNIG, im Druck).
Danksagung:
Mein Dank geht an HANS-JÜRGEN HOFFMANN (Brühl) für die Bereitstellung von Literatur sowie an PETER
SCHÄFER (Telgte), der ebenfalls Literatur zur Verfügung stellte und das Manuskript kritisch prüfte.
Literatur: ABS, M., SCHWERK, A. & ZEIß, A. (1999): Bergehalden im Ruhrgebiet – eine Oase für Tiere? - Biologie in unserer Zeit
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Anschrift des Verfassers: Gregor Tymann, Buerer Str. 41, D-45899 GELSENKIRCHEN, e-mail: [email protected]
Internet: Wanzen-im-Ruhrgebiet.de
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 23
Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein)
LUTZ LANGE
Ein Bericht von BRAMMANIS (1975) zu Kiefernrindenwanzen inspirierte mich, doch auch
einmal hier im Norden Deutschlands nach diesen Wanzen zu schauen. Dazu sammelte ich am
02.12.2020 in einer ehemaligen Kiesgrube in Schlotfeld unter einigen Kiefern die Bodenstreu ein.
Dieser Fundort ist schon mit reichlich Birken und einigen Kiefern bewachsen. Für
Kiefernrindenwanzen sind Birken allerdings keine guten Voraussetzungen. Leider fand ich diese
auch nicht. Folgende Arten konnten aber zu Hause im Wohnzimmer des Autors aus der
mitgebrachten Biomasse eleminiert werden: Eurydema oleracea (LINNAEUS, 1758) – 1 Tier, Piesma
maculatum (LAPORTE, 1833) – 1 Tier, Kleidocerys resedae (PANZER, 1797) – 3 Tiere und Pinthaeus
sanguinipes (FABRICIUS, 1781) – 1 Tier. Es fiel beim letzten Tier sofort die ockerfarbene Unterseite
des Hinterleibs mit den schwarzen Flecken sowie das massige Rostrum auf. Die Vorderschenkel mit
dem Dorn und die verbreiterten Vorderschienen sicherten die Bestimmung ab.
Ich möchte hier KALLENBORN (2006) zitieren: „Diese Baumwanze aus der räuberischen
Unterfamilie Podopinae mit süd-eurosibirischer Verbreitung gilt bei uns [Saarbrücken] als sehr
selten; meist werden nur Einzelexemplare in größeren Zeitabständen gefunden. Eine
Wirtspflanzenspezifität für Hainbuchen und Buchen konnte von FRIES (2000) nicht bestätigt werden,
der sie in der Steiermark mehrfach von Schwarzerlen (Alnus glutinosa) klopfte.“ Im Verzeichnis der
Wanzen Deutschlands ist der Raupenjäger für Schleswig-Holstein nicht aufgeführt (HOFFMANN &
MELBER 2003). Der Artikel von ESSER (2009) berichtet über drei Funde in der östlichen
Norddeutschen Tiefebene (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt). Der Fund aus
dem Kreis Steinburg „besetzt“ nun auch die westliche Tiefebene. Die Einwanderer Gonocerus
acuteangulatus (GOEZE, 1778) und Leptoglossus occidentalis (HEIDEMANN, 1910) sind aus dem
Raum Schlotfeld bekannt (LANGE 2019a, b). Ob der Raupenjäger nur übersehen wurde oder
zugewandert ist, kann nicht gesagt werden. Ein Blick nach den Niederlanden erleichtert vielleicht die
Beantwortung. In den Jahren 2005 bis 2016 registrierten niederländische Beobachter keine oder
höchstens 6 Beobachtungen pro Jahr. Das änderte sich in den letzten Jahren. In der Zeit von 2017 bis
2020 wurden 19 bis 31 Exemplare von P. sanguinipes pro Jahr aufgelistet. Die meisten Tiere wurden
von Mai bis September gesehen, aber auch im November waren noch drei Funde zu verzeichnen.
Interessanterweise wurden 2020 eine Imago und eine Larve auf Birken (Betula spec.) fotografiert
(https://waarneming.nl/species/83216/statistics/, download 03.12.20) Literatur:
BRAMMANIS, L. (1975): Die Kiefernrindenwanze, Aradus cinnamomeus PANZ. (Hemiptera - Heteroptera). Ein Beitrag zur Kenntnis der Lebensweise und der forstlichen Bedeutung. - Studia Forestalia Suecica 123, 1-81.
ESSER, J. (2009): Funde von Pinthaeus sanguinipes (FABRICIUS, 1781) (Heteroptera, Pentatomidae) im Osten der Norddeutschen Tiefebene (Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). - Entomologische Nachrichten und Berichte 53, 127.
HOFFMANN, H.-J. & A. MELBER (2003): Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. - Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 8, 209-272.
KALLENBORN, H. G. (2006): Kommentiertes Verzeichnis der Wanzenarten des Saarlandes (Insecta: Heteroptera). - Abh. Delattinia 32, 199-231.
LANGE, L. (2019a): Gonocerus acuteangulatus auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). - Heteropteron H. 56, 30.
LANGE, L. (2019b): Funde der Amerikanischen Kiefernwanze in Norddeutschland. - Entomologische Mitteilungen Sachsen-Anhalt 27, 88-92.
Anschrift des Autors:
Lutz Lange, Feldschmiedekamp 1, D-25524 ITZEHOE, e-mail: [email protected]
24 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Erstnachweis der Raubwanze Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae)
WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT Zusammenfassung:
Das Vorkommen der Raubwanzenart Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) konnte erstmals für Rheinland-Pfalz dokumentiert werden. Neue Funde aus Baden-Württemberg werden ergänzend gemeldet. Abstract:
The first record for the Assassin Bug Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in the German federal state of Rheinland-Pfalz is presented. Additional records from the German federal state of Baden-Württemberg are reported.
Nachweise
Die Raubwanze Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) ist die einzige europäische Art ihrer
Gattung. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht vom südöstlichen Mitteleuropa über
Südosteuropa, das nördliche Vorderasien und das südliche Osteuropa bis ins südwestliche
Zentralasien. Ab der Jahrtausendwende lässt sich eine Arealerweiterung nach Westen und
Nordwesten nachweisen (für Details s. DOROW et al. 2018). In Deutschland konnte die Art erstmals
im Jahre 2018 nachgewiesen werden (DOROW et al. 2018); dieser Fund stammte aus dem Bundesland
Hessen. Wenig später konnte sie auch zweimal in Baden-Württemberg gefunden werden (DOROW &
BOTT 2018).
Am 30.10.2019 gelang Frau INGRID SCHAUDER aus Ludwigshafen am Rhein, An der Kammerschleuse
5 (Koordinaten: 49.464897, 8.449301; Höhe: 96 m ü. NN), der Erstnachweis von Nagusta goedelii für
Rheinland-Pfalz in ihrer Wohnung. Vermutlich wurde das Tier mit einem Ficus benjamini eingetragen, der
zuvor aus dem Garten in die Wohnung geholt worden war. Garten und Wohnung liegen direkt am Rhein
(Belegfoto liegt vor). Am 12.08.2020 gelang Frau ANNALENA SCHOTTHÖFER der erste Nachweis einer Larve
von Nagusta goedelii in Deutschland (Abbildung 1), ebenfalls aus Rheinland-Pfalz. Das Tier saß tagsüber an
einem weißen Wasserkanister in einem Hausgarten in der Bismarckstraße 49 in Haßloch (Koordinaten:
49.366888, 8.260452; Höhe: 113 m ü. NN; Belegfoto siehe unten). Der Garten ist ein Nutz- und Naturgarten
mit Bäumen, Sträuchern, Hecken, Hochbeeten und Blühflächen. Angrenzend befinden sich Nachbargärten.
Abb. 1: Larve von Nagusta goedelii aus Rheinland-Pfalz (Foto: ANNALENA SCHOTTHÖFER)
Am 13.10.2019 gelang Herrn HARALD BOTT erneut eine Sichtung von Nagusta goedelii. Die Wanze
ruhte außen an einer Hauswand in der Straße Brückeswasen 15 in Mannheim (Koordinaten: 49.452260,
8.499493; Höhe: 94 m ü. NN; Belegfoto liegt vor), wo auch der Erstfund für Baden-Württemberg und ein
weiterer aus dem Jahr 2018 gelangen (DOROW & BOTT 2018).
Am 10.11.2019 konnte Herr FLORIAN THEVES die Art ebenfalls aus Baden-Württemberg nachweisen:
Ein Tier befand sich auf einer Palme, die er gerade von seinem Balkon ins Zimmer getragen hatte. Der
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 25
Fundort liegt in der Rosenstraße 5 in Weingarten (Baden) (Koordinaten: 49.060097, 8.524200; Höhe: 114 m ü.
NN; Belegfoto liegt vor). Die benachbarte Gärtnerei vertreibt viele mediterrane Kübelpflanzen, so dass eine
Einschleppung in Frage käme.
Abbildung 2 gibt die derzeitige Verbreitung in Deutschland wieder. Alle fünf bisherigen
Fundorte in Deutschland liegen zwischen Karlsruhe und Worms bzw. Haßloch und Heidelberg mit
einer maximalen Distanz von rund 60 km. Sie stammen von Hauswänden, aus Wohnungen oder
Hausgärten. Die Höhe der Fundorte liegt zwischen 94 m und 114 m ü. NN. Das Ausbreitungszentrum
der Art dürfte somit in diesem Raum liegen, vermutlich in einer Gärtnerei.
Eine Umfrage bei Kolleg*inn*en in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern,
Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und der Nordschweiz hat keine
weiteren Fundmeldungen ergeben.
In den meisten Ländern wird Nagusta goedelii selten gefunden, nur im Kaukasus und der
Türkei ist sie nach PUTSHKOV & MOULET (2009) mancherorts häufig. Es ist anzunehmen, dass eine
Einschleppung durch Pflanzenimporte dem plötzlichen Erscheinen dieser Raubwanze im Südwesten
Deutschlands zugrunde liegt. Ob die Nachweise auf wiederholtes Einschleppen mit importierten
Gehölzen zurückzuführen sind oder sich bereits Tiere in Deutschland fortpflanzen konnten, kann
nicht mit Gewissheit ausgesagt werden. Auch wenn man selbst bei einem Larvenfund eine
Einschleppung nicht ausschließen kann, so sprechen die vermehrten Funde in letzter Zeit in
Deutschland (ohne dass nach der Art gezielt gesucht wurde) und die Tatsache, dass Wanzenlarven
sich nicht fliegend ausbreiten können, also nur einen geringen Aktionsradius haben, dafür, dass sich
die Art bei uns bereits fortgepflanzt hat.
Abbildung 2: Fundorte von Nagusta goedelii in Deutschland (Karte: Google-Maps)
26 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
TOMICZEK (2020) meldet Nagusta goedelii gemeinsam mit zahlreichen Exemplaren der Art
Leptoglossus occidentalis (HEIDEMANN, 1910) aus Überwinterungsquartieren in Österreich. Da sich
die beiden Arten auf den ersten Blick etwas ähnlichsehen, rentiert sich ein genauer Blick beim
Auffinden überwinternder Wanzen. Die weitere Beobachtung der Ausbreitung von Nagusta goedelii,
obwohl von der räuberischen Art keine Schadwirkung ausgeht, ist sicher lohnend. Danksagung:
Wir danken Frau INGRID SCHAUDER und den Herren HARALD BOTT und FLORIAN THEVES sehr herzlich für die Mitteilung ihrer Funde aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Literatur:
DOROW, W.H.O. & BOTT, H. (2018): Erstnachweis von Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) für Baden-Württemberg (Heteroptera: Reduviidae). - Heteropteron. Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen H. 53, 31.
DOROW, W.H.O., VOIGT, K. & BÖTTGE, H. (2018): Erstnachweis von Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) für Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). - Heteropteron. Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen H. 52, 17-21.
PUTSHKOV, P.V. & MOULET, P. (2009): Hémiptères Reduviidae d'Europe occidentale. - Faune de France. France et régions limitrophes 92, 1-668.
TOMICZEK, C. (2020): Die Amerikanische Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis). Stadtbaum.at. Arbeitsplattform für Bäume im Stadtbereich. http://www.stadtbaum.at/index.php/amerikanische-zapfenwanze (gelesen 03.11.2020)
Anschriften der Autoren:
Dr. Wolfgang H. O. Dorow, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage
25, D-60325 FRANKFURT AM MAIN, e-mail: [email protected]
Dipl. Umweltwiss. Annalena Schotthöfer, Natur Südwest, Bismarckstr. 49, D-67454 HASSLOCH,
e-mail: [email protected]
Klaus P. Voigt, Forellenweg 4, D-76275 ETTLINGEN, e-mail: [email protected]
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 27
Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen
WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER
Zusammenfassung:
Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) wird erstmals für Hessen gemeldet. Weitere Funde aus Deutschland werden besprochen. Abstract:
The first records of Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) for the federal state of Hesse are reported. Other findings in Germany are discussed.
Nachweise
Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) besiedelt ein relativ großes Areal in Europa, Asien
und Afrika (Abbildung 1). Die Art wurde nach Nordamerika eingeschleppt und hat sich dort etabliert
(HOFFMAN & SLATER 1995). Der nördlichste Fundort in Europa liegt in den Niederlanden, wo der
Erstnachweis 2002 bei Lelystad gelang (AUKEMA et al. 2005). Für Deutschland wurde Holcocranum
saturejae erstmals 1944 in Sachsen (Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bei Neudorf an der
Spree, gemeinsam mit Chilacis typhae an Typha angustifolia-Kolben an einem Teichrand)
nachgewiesen. Weitere Funde gelangen in der Region 1959 und 1965 (JORDAN, 1951, 1953, 1960,
1962, 1963, 1973). Neuere Nachweise aus Sachsen erfolgten 2014 in der Elster-Luppe-Aue westlich
von Leipzig und 2020 in der Moritzburger Kleinkuppenlandschaft nördlich von Dresden (MÜNCH
2020). Im Jahre 1993 wurde die Art erstmals in Rheinland-Pfalz im Bereich des Eich-Gimbsheimer
Altrheins im Landkreis Alzey-Worms (SIMON 2002) gefangen, 2004 in Bayern bei Kitzingen
(SCHMOLKE et al. 2006). Der Erstfund in Rheinland-Pfalz geht vermutlich auf Verschleppung mit
Schilfschneidegerät oder Schilfmatten vom Neusiedler See zurück. Viele Tiere konnten dort 1994 in
abgeschnittenen Samenständen von Schilf (Phragmites australis) gefunden werden (SIMON 2002,
SIMON et al. im Druck).
Abb. 1: Verbreitung von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845). Länderfunde als rote Sternchen
nach AUKEMA & RIEGER (2001) und AUKEMA et al. (2013). Grün = Paläarktis. Kartengrundlage: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Palearctic.png
Am 20.05.2017 wurde im Kreis Bergstraße (Lampertheim) auf hessischer Rheinseite in der Umgebung
der Nibelungenbrücke bei Worms (Koordinaten (WGS84): 49.628978, 8.384465 ± 300 m; 93 m ü. NN) ein
Weibchen von Holcocranum saturejae von einer Pappel geklopft (leg. A. SCHNEIDER).
28 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Am 30.03.2019 wurden im Landkreis Darmstadt-Dieburg nördlich von Weiterstadt-Gräfenhausen
(Koordinaten (WGS84): 49.949280, 8.586987 ± 15 m; 103 m ü. NN) ein Männchen und zwei Weibchen von
Holcocranum saturejae sowie acht Männchen und sechs Weibchen von Chilacis typhae aus dem Inneren von
Typha-Kolben gesammelt (leg. A. SCHNEIDER). Der Rohrkolben-Bestand wächst in einem Kleinstgewässer am
Rand eines geschotterten Weges, der zwischen zwei großflächigen Sandaufschüttungen verläuft.
Am 07.08.2020 wurde im Landkreis Offenbach südlich des Naturschutzgebiets Oberwiesen von
Sprendlingen in einem austrocknenden Teich (Koordinaten (WGS84): 50.020557, 8.707907 ± 10 m; 147 m ü.
NN) an Rohrkolben drei Weibchen von Holcocranum saturejae gemeinsam mit zwei Weibchen und einem
Männchen von Chilacis typhae gefunden (leg. W. DOROW).
Holcocranum saturejae (Abb. 1) lebt an Rohrkolben (Typha angustifolia und Typha latifolia)
sowie Schilf (Phragmites australis), wo die Samenanlagen besaugt werden (WACHMANN et al. 2007).
Eine Entwicklung an Weide (Salix alba) wurde in Osteuropa beobachtet (PUTSHKOV 1960).
Vermutlich entwickelt sich in Deutschland nur eine Generation pro Jahr (WACHMANN et al. 2007).
Bemerkenswert sind die vielfältigen Funde in verschiedensten Lebensräumen. So zitiert
JORDAN (1951, 1953, 1960) ein Massenvorkommen in einem Beutelmeisennest (Remiz pendulinus
(LINNAEUS, 1758), Funde in Blattansammlungen zwischen Baumwurzeln (Wolgagebiet) als
Überwinterungsort, an Satureja mutica (Kaukasus) bzw. Euphorbia characias (Avignon,
Frankreich), in Feuchtwiesen sowie am Boden eines Atriplex-Bestandes (Oberlausitz). A. SCHNEIDER
(s. o.) gelang ein Nachweis auf Pappel. Diese Fundorte, die nur zum Teil auf die Suche nach
Überwinterungsplätzen zurückgeführt werden können, sondern auch im Sommer liegen, zeigen die
hohe Agilität der Art, was ihre Ausbreitung begünstigt. Beutelmeisen nutzen Samenwolle,
Pflanzenfasern und Spinnenseide zum Bau ihrer flauschigen Nester, die sie oft über Röhrichten
hängend an Gehölzen anbringen (FLADE 1994). Die Wanzen könnten beim Sammeln von
Nistmaterial eingebracht worden sein, wahrscheinlicher dienten aber leere Nester als geschützte
Überwinterungsplätze. Die meisten Tiere überwintern vermutlich in Rohrkolben und unter am
Stängel anliegenden Blattscheiden, wo sie JORDAN (1951) jeweils gemeinsam mit Chilacis typhae
fing. Werden Rohrkolben im Winter gesammelt und in die warme Wohnung gebracht, so verlassen
die Tiere ihr Winterlager.
Dass die Art in den letzten Jahren gleich an drei Orten in Hessen nachgewiesen wurde spricht
dafür, dass sie in Hessen mittlerweile deutlich häufiger geworden ist. Anscheinend erweitert die Art
momentan ihr Areal nach Norden, wie dies derzeit bei vielen Arten zu beobachten ist (MASON et al.
2015). In der neuen Roten Liste Deutschlands (Stand 2012) wird Holcocranum saturejae unter „R –
extrem selten“ eingestuft. Es wird aber „Von zukünftig aktiver Arealerweiterung ist auszugehen“
angemerkt (SIMON et al. im Druck). Auch MÜNCH (2020) vermutet, dass sich die Art derzeit aktiv
nach Mitteleuropa hin ausbreitet, wofür auch der Fund in den Niederlanden (AUKEMA et al. 2005)
spricht. Dank:
Wir danken Herrn EKKEHARD WACHMANN sehr herzlich für die Überlassung des Fotos von Holcocranum
saturejae. Literatur:
AUKEMA, B. & RIEGER, CH. (HRSG.). (2001): Catalogue of the Heteroptera of the Palaearctic Region. Volume 4: Pentatomorpha I (Aradidae, Lygaeidae, Piesmatidae, Malcidae, Berytidae, Colobathristidae, Largidae, Pyrrhocoridae). - Amsterdam: The Netherlands Entomological Society. 346 S.
AUKEMA, B., BOS, F., HERMES, D. & ZEINSTRA, P. (2005): Nieuwe en interessante Nederlandse Wantsen II, met een geactualiseerde Naamlijst (Hemiptera: Heteroptera) – Nederlandse Faunistische Mededelingen 23, 37-76.
AUKEMA, B., RIEGER, CH. & RABITSCH, W. (Hrsg.) (2013): Catalogue of the Heteroptera of the Palearctic Region. Band 6 Supplement. - Amsterdam: The Nederlands Entomological Society. 630 S.
FLADE, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. – Berlin: IHW-Verlag.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 29
JORDAN, K. H. C. (1951): Zoogeographische Betrachtungen über das östliche Sachsen, dargestellt an deutschen Neufunden von Heteropteren. – Zoologischer Anzeiger 147, 79-84.
JORDAN, K. H. C. (1953): Neue Funde und Beobachtungen zur Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. – Natura lusatica 1, 2-17.
JORDAN, K. H. C. (1960): Ein zweiter Fund von Holcocranum saturejae KLTI. In der Oberlausitz (Hemiptera) – Mitteilungen der Deutschen Entomologischen Gesellschaft e.V. 19, 56.
JORDAN, K. H. C. (1962): 3. Nachtrag zur Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. – Natura lusatica 6, 27-34.
JORDAN, K. H. C. (1963): Die Heteropterenfauna Sachsens – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1, 1-68.
JORDAN, K. H. C. (1973): Ergänzungen zur "Heteropterenfauna Sachsens" (1963) (Hemiptera, Heteroptera) – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 4, 151-155.
HOFFMAN, R. L. & SLATER, J. A. (1995): Holcocranum saturejae, a Palearctic cattail bug established in eastern United States and tropical Africa (Heteroptera: Lygaeidae: Artheneinae). – Banisteria 5, 12-15.
MASON, S. C., PALMER, G., FOX, R., GILLINGS, S, HILL, J. K., THOMAS, C. D. & OLIVER, T.H. (2015): Geographical range margins of many taxonomic groups continue to shift polewards. – Biological Journal of the Linnean Society 115, 586–597.
MÜNCH, M. (2020): Insekten Sachsen. Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845). - https://www.insekten-sachsen.de/Pages/TaxonomyBrowser.aspx?id=453365 (Aufgerufen 30.11.2020).
PÉRICART, J. (1998): Hémiptères Lygaeidae Euro-Méditeranées, Vol. 1. – Faune de France 84 A: 468 S., Fédération française des Sociétés de Sciences naturelles (Paris).
PUTSHKOV, V. G. (1960): On the ecology of some little-known species of Heteroptera. I. Entomologicheskoe Obozrenie 39, 300-312 [in Russisch].
SCHMOLKE, F., BRÄU, M. & SCHÖNITZER, K. (2006): Interessante Wanzenfunde aus Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Coreoidea (Insecta: Heteroptera, Geocorisae). – Beiträge zur Bayerischen Entomofaunistik 8, 131-181.
SIMON, H. (2002): Erstes vorläufiges Verzeichnis der Wanzen (Insecta: Heteroptera) in Rheinland-Pfalz. - Fauna Flora Rheinland-Pfalz 9, 1379-1420.
SIMON, H., ACHTZIGER, R., BRÄU, M., DOROW, W. H. O., GÖRICKE, P., GOSSNER, M. M., GRUSCHWITZ, W., HECKMANN, R., HOFFMANN, H.-J., KALLENBORN, H., KLEINSTEUBER, W., MARTSCHEI, T., MELBER, A., MORKEL, C., MÜNCH, M., NAWRATIL, J, REMANE, R., RIEGER, CH., VOIGT, K., WINKELMANN, H. unter Mitarbeit von GÜNTHER, H., KOTT, P., MÜNCH, D., RABITSCH, W., SCHMOLKE, F., SCHUSTER, G., STRAUSS, G., WERNER, D.J., ZIMMERMANN, G. (im Druck): Rote Liste und Gesamtartenliste der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. 2. Fassung, Stand Dezember 2012 (ergänzt 2020). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5).
WACHMANN, E.; MELBER, A. & DECKERT, J. (2007): Wanzen Band 3 Pentatomomorpha I Aradidae, Lygaeidae, Piesmatidae, Berytidae, Pyrrhocoridae, Alydidae, Coreidae, Rhopalidae, Stenocephalidae. – Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihren Lebensweisen 78. Keltern. 272 S.
Anschriften der Autoren: Dr. Wolfgang H. O. Dorow, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberganlage 25,
D-60325 FRANKFURT AM MAIN, e-mail: [email protected]
Alexander Schneider, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberganlage 25,
D-60325 FRANKFURT AM MAIN; Justus-Liebig-Universität, Institut für Insektenbiotechnologie,
Heinrich-Buff-Ring 26-32, D-35392 GIESSEN, e-mail: [email protected]
Abb.1: Holcocranum saturejae (Foto: E. WACHMANN)
30 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae)
ANDREAS MÜLLER
Am 06. November 2020 konnte durch den Autor ein Tier der Baumwanze Holcogaster fibulata
(GERMAR, 1831) auf einer besonnten Hauswand im Stadtteil Düsseldorf-Grafenberg dokumentiert
werden. Dieser Beleg befindet sich in der Insektensammlung des Autors. In der Nähe des Fundortes
stehen einzelne Kiefern (z.B. Pinus sylvestris) in umliegenden Gärten. Die Bestimmung der Wanze
durch den Autor wurde durch BEREND AUKEMA bestätigt.
Bei diesem Fund handelt es sich um den zweiten Nachweis von Holcogaster fibulata in
Nordrhein-Westfalen nach dem ebenfalls im Heteropteron publizierten und als Fotobeleg
vorliegenden Nachweis durch BEN HAMERS (2018). Weitere Funde in Deutschland wurden in Baden-
Württemberg 2019 durch RALPH MARTIN, sowie 2020 durch KARIN HERR gemacht. Auch diese
beiden Meldungen liegen nur als Fotobelege vor.
Wie schon in anderen Publikationen z.B. RIBES & GAPON (2006) erwähnt, ist Holcogaster
fibulata rund um das Mittelmeer verbreitet und lebt an Kiefer (Pinus), Wacholder (Juniperus) und
Zypresse (Cypressus). Auch aus den Niederlanden und Belgien wird Holcogaster fibulata seit Ende
2017 regelmäßig gefunden (s. AUKEMA et al. 2019 und MARTIN 2020 für weitere Informationen).
Ob Holcogaster fibulata ihr Verbreitungsgebiet nach Norden bzw. aus den Niederlanden nach
Osten ausweitet, kann z.Z. aufgrund der wenigen Einzelfunde nicht ausreichend geklärt werden.
Abb.1: Holcster fibulata (GERMAR, 1831), Foto der präparierten Wanze (Foto: A. MÜLLER)
Danksagung:
Mein Dank geht an BEREND AUKEMA für die Bestätigung meiner Determination, die Übermittlung seiner Publikation, sowie weiterer Informationen. Literatur:
AUKEMA, B. et al. (2019): Nieuwe en interessante Nederlandse Wantsen IX (Hemiptera: Heteroptera). - Nederlandse Faunistische Mededelingen 52, 25-42.
HAMERS, B. (2018): Nachweis von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen. - Heteropteron H. 51, 14-15.
HOFFMANN, H.J. & HERR, K. (2020): Ein weiterer Nachweis von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Deutschland. - Heteropteron H. 59, 35.
MARTIN, R . (2020): Erster Nachweis von Holcogaster fibulata in Baden-Württemberg. - Heteropteron H. 58, 13-15.
RIBES, J. & GAPON, D. (2006): Taxonomic review of the genus Holcogaster FIEBER, 1860 (Heteroptera: Pentatomidae) with the description of the male and female genitalia. - Russian Entomol. J. 15, 189–195.
Anschrift des Autors:
Dr. Andreas Müller, Grimmstrasse 3, D-40235 DÜSSELDORF, email: [email protected]
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 31
Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae)
TORSTEN VAN DER HEYDEN
Abstract: The first record of Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Germany is reported. Zusammenfassung: Es wird über den Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland berichtet. Key words: Zelus renardii, Reduviidae, Heteroptera, Germany.
Die nearktische Raubwanze Zelus renardii KOLENATI, 1856 wurde bisher als invasive Art für
die folgenden europäischen Länder gemeldet: Albanien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal,
Spanien und Türkei (DAVRANOGLOU 2011, PETRAKIS & MOULET 2011, BAENA & TORRES 2012,
VIVAS 2012, DIOLI 2013, VAN DER HEYDEN 2015, 2017, ÇERÇI & KOÇAK 2016, ZHANG et al. 2016,
SIMOV et al. 2017, PINZARI et al. 2018, RODRÍGUEZ LOZANO et al. 2018, GARROUSTE 2019, GOULA et
al. 2019, PÉREZ-GÓMEZ et al. 2020, VAN DER HEYDEN & GROSSO-SILVA 2020). Die Art wurde in
Europa bisher hauptsächlich im Mittelmeerraum nachgewiesen.
Nun wurde Z. renardii auch erstmals in Deutschland gefunden: Am 23.10.2020 wurde ein
adultes Exemplar in Teningen, Baden-Württemberg von CORNELIA BAUSER In ihrem Haushalt
entdeckt. Ein Foto des Exemplars wurde auf der Online-Plattform iNaturalist veröffentlicht
(https://www.inaturalist.org/observations/63327091) (Abb. 1). Das Tier wurde sehr wahrscheinlich
mit aus Italien stammenden Weintrauben, die in einem Supermarkt gekauft wurden, eingeschleppt, da
das Exemplar direkt nach dem Waschen der Trauben im Waschbecken entdeckt wurde (CORNELIA
BAUSER, persönliche Mitteilung).
Danksagung:
Mein Dank gilt CORNELIA BAUSER für Informationen bezüglich ihres Fundes von Z. renardii.
Literatur: BAENA, M. & TORRES, J.L. (2012): Nuevos datos sobre heterópteros exóticos en España y Francia: Tempyra biguttula
STÅL, 1874, Belonochilus numenius (SAY, 1832) y Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Heteroptera: Rhyparochromidae, Orsillidae, Reduviidae). – Boletín de la Asociación española de Entomología 36, 351-360.
ÇERÇI, B. & KOÇAK, Ö. (2016): Contribution to the knowledge of Heteroptera (Hemiptera) fauna of Turkey. – Journal of Insect Biodiversity 4 (15), 1-18.
DAVRANOGLOU, L.R. (2011): Zelus renardii (KOLENATI, 1856), a New World reduviid discovered in Europe (Hemiptera: Reduviidae: Harpactorinae). – Entomologist’s Monthly Magazine 147 (1766-1768), 157-162.
DIOLI, P. (2013): Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Insecta Heteroptera Reduviidae). – Quaderno di Studi e Notizie di Storia Naturale della Romagna 38 (133), 232-233.
GARROUSTE, R. (2019): Zelus renardii (KOLENATI, 1856): une Réduve nouvelle pour la France (Hemiptera, Reduviidae, Harpactorinae). – Bulletin de la Société entomologique de France 124, 335-336.
GOULA, M., LIZANA, F. & MIRALLES-NÚÑEZ, A. (2019): New records of the Nearctic leafhopper assassin bug, Zelus renardii KOLENATI, 1857 in the Iberian Peninsula (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae). – Butlletí de la Institució Catalana d’Història Natural 83, 219-222.
PÉREZ-GÓMEZ, Á., SÁNCHEZ, Í. & BAENA, M. (2020): Nuevos registros de hemípteros (Insecta: Hemiptera) alóctonos en Andalucía (sur de España). – Revista de la Sociedad Gaditana de Historia Natural 14, 9-19.
PETRAKIS, P.V. & MOULET, P. (2011): First record of the Nearctic Zelus renardii (Heteroptera, Reduviidae, Harpactocorinae) in Europe. – Entomologica Hellenica 20, 75-81.
PINZARI, M., CIANFERONI, F., MARTELLOS, S. & DIOLI, P. (2018): Zelus renardii (KOLENATI, 1856), a newly established alien species in Italy (Hemiptera: Reduviidae, Harpactorinae). – Fragmenta entomologica 50, 31-35.
RODRÍGUEZ LOZANO, B., BAENA RUIZ, M. & GÓMEZ DE DIOS, M.Á. (2018): The invasive species Zelus renardii (KOLENATI, 1857) (Hemiptera, Reduviidae) in Spain and comments about its global expansion. – Transactions of the American Entomological Society 144, 551-558.
32 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
SIMOV, N., GRADINAROV, D. & DAVRANOGLOU, L.-R. (2017): Three new assassin bug records (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae) for the Balkan Peninsula. – Ecologica Montenegrina 13, 25-29.
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VAN DER HEYDEN, T. (2017): First records of Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae: Harpactorinae) for Albania. – Arquivos Entomolóxicos 18, 49-50.
VAN DER HEYDEN, T. & GROSSO-SILVA, J.M. (2020): First record of Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Portugal (Heteroptera: Reduviidae: Harpactorinae). – Arquivos Entomolóxicos 22, 347-349.
VIVAS, L. (2012): Primera cita en España de la especie Zelus renardii (KOLENATI, 1857) (Heteroptera: Reduviidae) que representa la segunda cita en Europa. – BV news Publicaciones Científicas 1, 34-40.
ZHANG, G., HART, E.R. & WEIRAUCH, C. (2016): A taxonomic monograph of the assassin bug genus Zelus Fabricius (Hemiptera: Reduviidae): 71 species based on 10,000 specimens. – Biodiversity Data Journal 4, e8150. doi: 10.3897/BDJ.4.e8150.
Anschrift des Autors:
Torsten van der Heyden, Immenweide 83, D-22523 HAMBURG, e-mail: [email protected]
Abb. 1: Zelus renardii KOLENATI, 1856 (Foto: CORNELIA BAUSER auf Online-Plattform "iNaturalist")
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 33
Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe.
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
Die Samurai-Wespe (Trissolcus japonicus) ist jüngst in Deutschland angekommen !!!. Das ist
nach der Ankunft der Marmorierten Baumwanze, Halyomorpha halys aber schon der zweite Schritt.
H. halys wurde nach Meinung der Schweizer Kollegen 2004 aus China mit Dachziegeln für den
Chinesischen Garten in Zürich nach Europa eingeschleppt. Zumindest trat die Art in Zürich das erste
Mal in Europa auf. Sie breitete sich in der Umgebung von Zürich sehr schnell weiter aus: nach Basel,
Bern, Schaffhausen, St. Gallen. Es folgten erste Fundmeldungen aus Italien, aus Frankreich und
Belgien, den Niederlanden und vielen weiteren Ländern (s.u.).
Man ist einerseits über jeden Neuzugang (Neozoen i.w.S.) bei den Wanzen erfreut und verfolgt
ihre Ausbreitung. Andererseits möchte man aber auch nicht, dass die Gruppe der Wanzen wegen
eines Schädlings unter den Neueinwanderern in Verruf kommt. Denn das ist die unauffällige
Pentatomide H. halys (STÅL, 1855) zweifelsohne. Als Heteropterologe ist man in einer schwierigen
Situation: soll man sich nun über die Wespe freuen oder ärgern?
Es ist bekannt, dass die Art in Obstbaumkulturen schädlich werden kann. So führte die Ende
des 20. Jahrhunderts nach den Vereinigten Staaten eingeschleppte Art dort zu erheblichen Schäden
mit bis zu 50% Rückgang der Ernte, z.B. Ernteausfällen im Apfelanbau 2007 mit Schäden in Höhe
von 37 Mio. €. 2019 hat sie in Südtirol für Ernteverluste von mehr als 500 Millionen Euro gesorgt. In
Georgien hat die Baumwanze in den letzten zwei Jahren jeweils ein Drittel der Haselnussernte
vernichtet, mit Umsatz-Einbußen von 60 Millionen Euro. In Deutschland sind z.Z. vor allem
Südbaden und die Bodenseeregion bedroht, wo die Ämter allerdings schon vorsorglich sehr stark
warnen. Im Ursprungsland China spielt die Art anscheinend keine besondere Rolle. Dort gibt es als
Gegenspieler Parasiten, die Samurai-Wespen Trissolcus japonicus und Trissolcus mitsukurii (und
andere). Sie halten die Populationen der Wanzen durch Parasitierung der Eier offensichtlich in
Schach. Der Wanzenforscher TIM HAYE erforschte schon seit längerem, ob es einheimische
Schlupfwespen gibt, die in Europa die Aufgabe eines Parasiten übernehmen könnten. Er schreibt:
"Am einfachsten wäre es natürlich, die Samurai-Wespe einzufliegen. Doch dafür müssten mögliche
ökologische Risiken zuverlässig überprüft werden." Das hat sich nun auf andere Weise erledigt. Die
Samurai-Wespen wurden „zum Glück“ 2000 ebenfalls in die Schweiz oder in Oberitalien
eingeschleppt und nachgewiesen. Offensichtlich breiten sie sich jetzt auch, in der Nachfolge zu H.
halys, weiter nach Norden aus. In der Tageszeitung EXPRESS vom 07.10.2020 wurde unter der
Überschrift "Sensationelle Entdeckung - Neue Wespenart in Deutschland entdeckt. Ist sie für uns
gefährlich?" nun der erste Fund von Trissolcus japonicus für Deutschland bei Heidelberg groß
vorgestellt und gefeiert, ebenso wie in anderen Medien (z.B. GEO s. CARSTENS (2020), Süddeutsche
Zeitung s. HUMMEL (2020)). Mittlerweile arbeiten schon div. Anstalten und Einrichtungen an der
Problematik der Biologischen Schädlingsbekämpfung gegen H. halys mittels der Schlupfwespen (s.
z.B. LTZ (Landwirtschaftliches Technologiezentrum) Augustenburg in Karlsruhe, Versuchszentrum
Laimburg/Italien in S-Tirol (SCHMIDT 2020)) und bauen Zuchten und Methoden zur Freisetzung ab
2020 auf. Interessant ist übrigens, dass auch in den USA die Lösung der Frage "Aussetzung des
Parasiten oder nicht?" sich dort durch "spontanes" Auftreten der Art erübrigte (TALAMAS 2018).
Heutzutage gehört ein Homepage ja fast schon zum guten Ton. Aber eine Wanzenart mit
eigener Homepage? Zu der Wanze H. halys und der Samurai-Wespe jedenfalls gibt es eine sehr gute
Präsentation im Internet.
Die derzeitige Internet-Adresse lautet: https://www.halyomorphahalys.com
Sie wurde von TIM HAYE mit umfangreichen Informationen und zahlreichen Fotos erstellt, so
dass in der vorliegenden Arbeit auf jegliche Details zur Art verzichtet werden soll. Man sollte nicht
34 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
versuchen, es besser zu machen, selbst wenn nicht gesichert ist, wie lange die Internetquelle
verfügbar ist! Aber auch in vielen der in der Bibliographie aufgeführten Arbeiten finden sich schon
zahllose Angaben mit vielen Wiederholungen.
Abb. 1: links:Trissolcus japonicus und Trissolcus mitsukurii (Foto: www.laimburg.it/downloads)
rechts: H. halys Brühl, 11.01.2021 (Fot. M. HOFFMANN) T. HAYE bringt folgende Kapitel: Die Marmorierte Baumwanze, Halyomorpha halys
Merkmale
Biologie und Lebenszyklus
Wirtspflanzen
Schadbild
Bekämpfung
Aktuelle Verbreitungskarten Eurasien, Schweiz 2018,
potentielle Ausbreitung
Vergleich einheimische Stinkwanzen
Vergleich Wanzeneier
Wanzennymphen
links, News, Publikationen
Die Samurai-Wespe
TIM HAYE berichtet u.a. dabei auch von Masseneinwanderung der Tiere in Wohnungen zwecks
Überwinterung. Er rät z.B. in solchen Fällen den Schädling einzusammeln und zu töten. Dazu
empfiehlt er, die Wanzen für kurze Zeit ins Tiefkühlfach zu legen. Den Schädling von Hand zu töten
sei keine gute Idee, die Wanze sondere ein Abwehrsekret ab und stinke zum Himmel. Auch Karten
zur Verbreitung der Art in der Schweiz, in Europa und zur potentiellen Verbreitung (s. Anmerkung
unten) finden sich auf der Internetseite von T. HAYE.
In der digitalen Version des Paläarktis-Katalogs der Wanzen von AUKEMA et al. (1995ff,
digitale Version [s. HETEROPTERON 53, p. 7, 2018]) finden sich noch folgende spezielle Hinweise
(Literaturzitate in der Bibliographie im nächsten Heft des HETEROPTERON):
Allgemeines zu H. halys: BERGMANN et al. 2016 (Wirtspflanzen); KOBAYASHI 1956 (Eier, Larven); PARSHAD 1957b
(Größe; Färbung); REN 1992a (Eier); WYNIGER & KMENT 2010 (Bestimmung); ZHANG 1985 (Abbildungen);
MUSOLIN et al. 2019 (Kontrolle der Larven-Entwicklung durch Temperatur und Photoperiode, Diapause der
Imagines).
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 35
Zur außereuropäischen Ausbreitung von H. halys: Taiwan (LIN et al. 1999b); USA (HOEBEKE & CARTER 2003); Canada
(FOGAIN & GRAFF 2011); Chile (FAÚNDEZ & RIDER 2017);
Zur (i.w.S.) europäischen Ausbreitung, sortiert nach Erscheinungssjahr: Schweiz (WERMELINGER et al. 2008);
Liechtenstein (ARNOLD 2009b); S-Deutschland (HECKMANN 2012); Frankreich (CALLOT & BRUA 2013); Italien
(MAISTRELLO et al. 2013); Griechenland (MILONAS & PARTSINEVELOS 2014); Ungarn (VÉTEK et al., 2014);
Rumänien (MACAVEI et al. 2015); Österreich (RABITSCH & FRIESS 2015); Spanien und Sardinien (DIOLI et al.
2016); Schweiz (FREY et al. 2016); Georgien (GAPON 2016); Russland (MITYUSHEV 2016); Bulgarien (SIMOV
2016); Sizilien (CARAPEZZA & LO VERDE 2017); Europ. Türkei (ÇERÇI & KOÇAK 2017); Slovakei (HEMALA &
KMENT 2017); Czech. Republik (KMENT & BŘEZÍKOVÁ 2018); Slovenien (ROT et al. 2018); Kroatien (ŠAPINA &
JELASKA 2018); Niederlande (AUKEMA et al. 2019); Albanien Belgien, Island, Macedonien, Ukraine, Polen
(CLEAREBOUT 2019); Portugal (GROSSO-SILVA et al. 2020).
Die Ausbreitung der Art in Europa ist in der "EPPO Global Database" des Sekretariat der
Europäischen und Mediterranen Pflanzenschutzorganisation sehr gut dokumentiert und verfolgbar.
Die Art wurde 1855 von STÅL (ohne Abbildung) unter Pentatoma Halys beschrieben:
Der Name wurde wohl nach dem größten Fluss in Kleinasien namens Halys (zwischen Persien
und Lydien) vergeben; warum er ein zweites Mal in Kombination mit morpha, Form erscheint, deutet
nicht auf Erfindungsreichtum hin. Als deutscher Name hat sich "Marmorierte Baumwanze"
entsprechend der "brown marmorated stink bug" eingebürgert. Den eingedeutschten Namen
"Samurai-Wespe" verdankt diese ihrer asiatischen Herkunft und den großen Hoffnungen in sie als
Schädlingsbekämpfer von Wissenschaftlern in den USA, wo sie schon länger vorkommt.
Für 2011 wurden erste Funde der Wanzenspecies von HECKMANN (2012) von Konstanz am
Bodensee gemeldet, erweitert um Vorkommen aus Südbaden und dem Bodenseegebiet (HECKMANN
2016). (Nach einigen Autoren kommt die Art seit 2000 in Deutschland vor, obwohl sie erst 2004
erstmalig in der Schweiz auftrat!) 2017 meldeten HAYE & ZIMMERMANN weitere Fundorte wie Berlin
und Stuttgart und betonten, dass die Art in Deutschland nunmehr als etabliert zu gelten habe.
HANSELMANN (2016) meldete Mainz (Rheinland-Pfalz) als Fundort. Es folgten Berichte über (oft
punktförmige oder sich örtlich ausweitende) Vorkommen z.B. in Hessen von MORKEL & DOROW
(2017) in Frankfurt und von MORKEL & RENKER (2019) mit 5 weiteren Fundorten. KOTT (2019a+b)
stellte die Funde an 6 Stellen in NRW bzw. speziell in und bei Köln zusammen. Auch im Süden und
Südosten Deutschlands wurde die Art nachgewiesen: in Bayern 2020 an mehr als 17 Fundorten von
Würzburg bis München (LTZ AUGUSTENBURG 2020), in Sachsen seit 2018 an 3 Fundorten in Leipzig
bzw. Chemnitz (Internetseite "Insekten Sachsen").
Zwar werden bei Neueinwanderern in der Regel die Erstfunde meist recht schnell
veröffentlicht. Anschließend erlöscht aber oft das Interesse, so dass es schwierig wird, die weitere
Ausbreitung zu verfolgen. Hier bieten sich entsprechende Plattformen im Internet an, wo Spezialisten
und Amateure (mit oder ohne detaillierte Artkenntnisse) Funde melden können.
Früher war es üblich, Verbreitungskarten in der Weise anzufertigen, dass man sich alle erreichbaren eigenen und
in der Literatur genannten Vorkommen notierte und mühsam in eine Karten eintrug. Mit Erfindung des Computers
vereinfachte sich die Methode, indem man Informationen in vorbereitete Kartengrundrisse schneller mittels des PCs
eintragen konnte. In Frage kommende Internet-Plattform bieten z.Z. die Möglichkeit, dass auch Amateure oder z.B.
Fotografen ihre Meldungen dort einstellen können und diese Funde im gleichen Moment in den Karten automatisch (evtl.
nach Prüfung durch Spezialisten) als Fundpunkt erscheinen. Dadurch ist größtmögliche Aktualität zu erreichen. Außer
exakten Angaben zu Ort und Datum finden sich meist auch Belegfotos und z.T. Angaben zum Autor.
36 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Nachfolgend sollen die interessanten Ergebnisse aus zwei Plattformen vorgestellt werden. Die
derzeit wohl besten Verbreitungskarten finden sich auf der (internationalen) Internet-Plattform
https://www.inaturalist.org/taxa (betrieben von California Academy of Sciences & National
Geographic Society). Hier gibt es als erstes Bemerkenswertes eine weltweite Darstellung der
Vorkommen der Art H. halys (Abb. 2a). Auffällig ist, dass gerade in Asien (Japan, östliches China,
Taiwan, Korea), der ursprünglichen Verbreitungsregion, relativ wenig Meldungen vorliegen. Das
dürfte davon herrühren, dass die Art dort nicht als auffälliger Schädling registriert ist. Interessant ist
die Häufung von Meldungen in den USA, wohin die Art zunächst von Asien kommend 2001
(vielleicht sogar schon 1996) eingeschleppt worden ist. Man kann in diese Karte hinein zoomen und
erhält dann besser aufgelöste Einzel-Darstellungen z.B. für Europa (Abb. 2b), oder für Deutschland
(Abb. 2c) und ggf. sogar für die Vorkommen in speziellen Städten (wie Köln oder Düsseldorf, s.
Abb. 2d).
Abb. 2: Verbreitung von H.halys weltweit, europaweit, in Deutschland sowie (als Beispiele) in Köln und Düsseldorf
(Quelle: https://www.inaturalist.org/taxa, Stand Januar 2021)
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 37
Hier kann man die Auflösung noch weiter verfeinern: sofern man auf einen solchen
Verbreitungspunkt klickt, erhält man die exakten Angaben z.B. zu Ort und Datum, während der
Autor häufig nur mit Abkürzungen genannt wird. Hinter manchen Punkten verbergen sich mehrere
Nachweise, die dann ebenfalls einzeln angeklickt werden können. Es dürfte sich hier um die zeitlich
jüngste Darstellungsmöglichkeit handeln.
So finden sich z.B. für das zu erwartende Vorkommen in Niedersachsen zwei Meldungen: Braunschweig (31.10.2020) mit Foto,
Bremen (23.10.2020) mit Foto,
für das Bundesland Sachsen-Anhalt ein zusätzlicher Fundort (s.u.):
Halle/Saale (18.01.2021) mit Fotos,
und auch für NRW gibt es außerhalb der bekannten Verbreitungsschwerpunkte um Bonn, Köln und
Düsseldorf sowie Meldungen aus Krefeld, Duisburg, Mülheim a.d. Ruhr, Herne hier auch zwei
Ergänzungen: Hagen (27.05.2019) mit Foto,
Münster (03.10.2020) mit Fotos,
sowie div. Meldungen für Brandenburg (und Berlin).
Damit ist die Abfolge der Ausbreitung aus dem Süden Deutschlands vom Bodensee-Gebiet
über Frankfurt, Mainz, Koblenz, Köln/Bonn in das Ruhrgebiet bis Münster und
Niedersachsen/Bremen sehr schön zu erkennen. Im Osten Deutschlands ist eine Ausbreitung nicht so
klar erkennbar.
Auf der H. halys-Karte dieser Plattform zeigt sich - unabhängig von evtl. Fehlbestimmungen -
dass europaweit gesehen die Art schon in weiteren Ländern wie Großbritannien, Dänemark und
Polen gemeldet wurde. Der oben schon genannte Link auf die Seiten unter
https://www.halyomorphahalys.com von T. HAYE bringt noch eine Kartendarstellung über die
potentielle Verbreitung in Europa. Letztere weist allerding sehr viele Bereiche in N-Europa (z.B.
Deutschland, Skandinavien usw.) als "ungeeignet" aus, die momentan schon besiedelt sind (s.
Meldungen aus Großbritannien und Dänemark), so dass sie als unrealistisch zu verwerfen ist.
Auf der 2. Plattform unter https://naturgucker.de gibt es ebenfalls Meldungen (vor allem aus
Deutschland) für H. halys, auch hier z.T. ohne Belegfotos (Abb. 3 a-c). Hier findet sich die
Möglichkeit, in der Karte sonstige Fundmeldungen (gelb dargestellt), wofür in der Datenbank selbst
keine Meldungen vorliegen, europaweit einzublenden. Außerdem werden die gemeldeten Funde (416
Beobachtungen in Deutschland, 1.364 Individuen, Stand Januar 2021) phänologisch und im Hinblick
auf die Höhenverbreitung aufbereitet.
So finden sich hier - anderweitig wohl nicht publizierte - Fundmeldungen für Sachsen-Anhalt: Muldestausee/Gröbern/Krina/Landkreis Anhalt-Bitterfeld (05.08.2020) o. Foto,
Altmark/Estedt/Berge (31.03.2019) o. Foto,
und für Niedersachsen/Bremen: Lüneburg/Moorfeld/Adendorf (07.07.2020) mit Larvenfoto,
Bredenbeck/Sors (07.06.2020) Nabu-Meldung o. Foto.
Nachdem also für die meisten Bundesländer (Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-
Westfalen, Sachsen und Berlin/Brandenburg) bereits Vorkommen gemeldet wurden, finden sich auf
diesen beiden Plattformen Fundmeldungen für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Es sollte auf die
weitere Ausbreitung in Niedersachsen mit Bremen, nach Hamburg, in Thüringen und in
Mecklenburg-Vorpommern geachtet werden. So ist z.B. zu erwarten, dass die Art
höchstwahrscheinlich sehr schnell z.B. die großen Obstplantagen im Alten Land bei Hamburg
erreichen könnte. Im Hinblick auf das Vorkommen in Niedersachsen zeigt sich auf der 2. Plattform
allerdings auch direkt eine Problematik: Das Belegfoto zeigt untypisch extrem dunkel gefärbte 1.
Larven, die m.E. schlecht zuzuordnen sind: sie können von H. halys, evtl. aber auch von Palomena
prasina stammen.
38 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Abb. 3: Verbreitung von H. halys in Europa, Deutschland und (als Beispiel) Köln (Quelle: https://naturgucker.de, Stand Januar 2021) Markierung: gelb bekannte Verbreitung, violett Meldungen bei "Naturgucker", dunkel violett mehrere Meldungen
Grundsätzlich sind Plattformen wie die beiden Vorgenannten, aber auch andere wie "Insekten
Sachsen" oder solche speziell von/für Fotografen wegen der Zeitnähe der Meldungen eine sehr gute
Quelle. Probleme machen z.T. fehlende Foto-Belege oder fragliche/mangelhafte Überprüfung der
Richtigkeit der Bestimmungen.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 39
Fazit: Auf die Ausbreitung der Art H. halys in Deutschland z.B. in den Bundesländern
Niedersachsen/Hamburg und auch in den östlichen Gebieten Deutschlands, Thüringen und
Mecklenburg-Vorpommern, sollte also genauer geachtet werden: sowohl bei der Wanze als auch
deutschlandweit bei den parasitischen Wespen (soweit man sie - z.B. anhand parasitierter Eigelege -
erkennt!) und ggf. auf Schäden an Nutzpflanzen.
Mittlerweile gibt es eine sehr umfangreiche Literatur aus den letzten Jahren, vor allem im
Hinblick auf die Bekämpfung der Art. Weit über 100 Arbeiten finden sich allein in Journal of Pest
Science der Jahre 2014 ff. Wegen des Umfanges soll diese Bibliographie erst im nächsten Heft des
HETEROPTERON folgen.
Danksagung: Ich danke LUKAS RABER für Hinweise auf die und bei den Internet-Plattformen und PETER KOTT für das
Korrekturlesen.
Literatur: CARSTENS, P. (2020): Insekten - Samuraiwespe in Deutschland entdeckt: Warum Landwirte sich freuen. - GEO (im
Internet) 12.10.2020.
EXPRESS (2020): Samuraiwespe: Neue Wespenart in Deutschland entdeckt - Sensationelle Entdeckung - Neue Wespenart in Deutschland – aber ist die gefährlich? - EXPRESS (im Internet) 07.10.2020.
HANSELMANN, D. (2016): Aliens and Citizens in Germany: Halyomorpha halys (STÅL, 1855) and Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) new to Rhineland-Palatinate, Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) new to Saxony, Arocatus longiceps STÅL, 1872 new to Hesse. - Mainzer naturwiss. Archiv 53, 159 – 177.
HAYE, T. & ZIMMERMANN, O. (2017): Etablierung der Marmorierten Baumwanze, Halyomorpha halys (STÅL, 1855), in Deutschland. - Heteropteron H. 48, 34-37.
HECKMANN, R. (2012): Erster Nachweis von Halyomorpha halys (STÅL, 1855) (Heteroptera: Pentatomidae) für Deutschland. – Heteropteron H. 36, 17–18.
HECKMANN, R. (2016): Weitere Nachweise von Halyomorpha halys (STÅL, 1855) (Heteroptera: Pentatomidae) im westlichen Bodenseegebiet. - Heteropteron H. 46, 3-4.
HUMMEL, TH. (2020): Insekten: Gefahr durch Baumwanzen. Interview am Morgen: Eingewanderte Insekten:"Das sind Ausmaße, die uns überrollt haben". - Süddeutsche Zeitung (im Internet) 22.11.2020.
KOTT, P. (2019a): Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) in NRW. - Heteropteron H. 54, 23-26.
KOTT, P. (2019b): Halyomorpha halys (STÅL, 1855) – Beobachtungen zur Ausbreitung der Art im Kölner Raum. - Heteropteron H. 56, 33-38.
LTZ AUGUSTENBURG (2020): Wanzen: Auf der Mauer, auf der Lauer - In Bayern sind neue Schadwanzen auf dem Vormarsch. Beide Arten können im Garten, in Streuobstwiesen und auch in Ackerkulturen Schaden anrichten. - Bayerisches landwirtschaftliches Wochenblatt (im Internet) 22.09.2020.
MORKEL, C. & DOROW, W.H.O. (2017): Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) (Heteroptera: Pentatomidae) hat Hessen erreicht. – Heteropteron H. 49, 16-17.
MORKEL, C. & RENKER, C. (2019): Erste Funde der Grünen Reiswanze Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) und Etablierung der Marmorierten Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) in Hessen (Heteroptera: Pentatomidae). - Heteropteron H. 54, 13-20.
SCHMIDT, S. & FALAGIARDA, M. (2020): Die natürlichen Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze. - obstbau weinbau (Laimburg, It.) 4/2020, 13-15.
STÅL, C. (1855): Nya Hemiptera. - Öfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar 12, 181-192.
TALAMAS, E. (2018): Scientists spent years on a plan to import this wasp to kill stinkbugs. Then it showed up on its own. - Science (im Internet) 09.08.2018, doi:10.1126/science.aav0327.
ZIMMERMANN, O. & HAYE, C. (2018): Die Marmorierte Baumwanze - ein neuer Schädling im Obstbau in Deutschland. - Öko-Obstbau 4/2018, 17-20.
Anschrift des Autors: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln,
Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, e-mail: [email protected]
40 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera:
Aphelocheiridae)
BODO PLESKY
Seit der Zusammenfassung zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis in
Deutschland von HOFFMANN (2008, 2009: historische Nachweise langflügeliger Exemplare vgl. hier)
sind einige Arbeiten zu dieser Art hinzugekommen, die insbesonders auch Funde makropterer
Exemplare beschreiben (LANDECK 2009, BÄSE 2010, KLEINSTEUBER 2010, PLESKY et al. 2013). Da
im Gegensatz zur aktuell recht hohen Nachweishäufigkeit der Grundwanze insgesamt der Nachweis
langflügliger Exemplare recht selten ist, soll nachfolgender Fund hier veröffentlicht werden.
Mit Ausnahme des Vogtlandes ist die Grundwanze im gesamten sächsischen Tief- und
Hügelland verbreitet. Im Jahr 2012 konnte in der Mulde bei Eilenburg ein makropteres Exemplar
nachgewiesen werden, es war damit das erste bekanntgewordene langflügelige Exemplar in Sachsen
(KLAUSNITZER & KLAUSNITZER 2012, PLESKY et al. 2013). Ca. 20 Kilometer unterhalb des alten
Fundortes, nördlich von Bad Düben, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, konnten 2020 zwei weitere
Exemplare gefangen werden. Der Nachweis erfolgte an einer strömungsberuhigten, ufernahen Stelle
mit kiesigem Substrat. Insgesamt wurden fünf Adulte und eine große Anzahl Larven gefangen.
Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794): 1 ♂makropter, 1 ♀ hypomakropter, 3 ♀♀mikropter
BRD / Sachsen / Mulde nördlich Bad Düben
WGS84 12,54277/51,60171; MTB 4341,34; 84 m.ü.NN
24.06.2020, leg./coll. PLESKY
Bei den langflügeligen Exemplaren handelt es sich um ein makropteres Männchen mit voll
ausgebildeten Vorder- und Hinterflügeln (Abb. 1). Die Erhabenheit des Scutellums lässt eine
ausgebildete Flugmuskulatur vermuten. Das zweite langflügelige Exemplar (Abb. 2) ist ein
Weibchen mit nicht voll ausgebildeten (verkürzten) Vorder- und Hinterflügeln und flachem
Scutellum. Nach LARSÉN (1931) in HOFFMANN (2008) ist dieses Weibchen der Gruppe der
hypomakropteren Morphe zuzuordnen und damit ein wahrscheinlich noch seltenerer im Freiland
beobachtetes Phänomen. Als Grund hierfür ist die schlechte Erkennbarkeit intermediärer Formen im
Feld zu vermuten.
Ein Lichtfang am 23.06.2020 unweit der Fundstelle erbrachte keine fliegenden Grundwanzen.
HETEROPTERON Heft 61 / 2021 41
Abb. 1: makropteres ♂ (Alkoholpräparat) Abb. 2: hypomakropteres ♀ (Alkoholpräparat)
(vor und nach der Präparation) (vor und nach der Präparation)
Literatur:
BÄSE, W. (20l0): Nachweis eines makropteren Exemplars der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Sachsen-Anhalt (Heteroptera, Aphelocheiridae). - Entomologische Mittteilungen Sachsen-Anhalt 18, 28-29.
HOFFMANN, H.-J. (2008): Zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Deutschland, nebst Angaben zur Morphologie, Biologie, Fortpflanzung und Ökologie der Art und zum Fund eines makropteren Exemplars (Heteroptera). - Entomologische Nachrichten und Berichte 52, 149-180.
HOFFMANN, H.J. (2009): Nachtrag zu: "Zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis...". - Heteropteron H. 31, 29-30.
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Anschrift des Autors:
Bodo Plesky, Kopernikusstraße 47, D-02827 GÖRLITZ, e-mail: [email protected]
42 HETEROPTERON Heft 61 / 2021
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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 43
JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37)
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
HELGA STEIN schickte mir die folgende Literaturstelle, die bisher (auch in dem interessanten
Werk von KLAUS REINHARDT: "Literarische Wanzen - Eine Anthologie" (Berlin 2014) mit sehr vielen
Literaturstellen) anscheinend noch nicht bei den Heteropterologen bekannt war.
Achtung: Nicht EUGEN R., sondern JOSEF R. ist der Autor!
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