44
HETEROPTERON Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers. ................................................................................................................... 1 GREGOR TYMANN: Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW). ................................................................................................................................................ 3 LUTZ LANGE: Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). ...................... 23 WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT: Erstnachweis der Raubwanze ........................ Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae). ............................................... 24 WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER: Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen. .......................................................................................... 27 ANDREAS MÜLLER: Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae). .............................................................................................. 30 TORSTEN VAN DER HEYDEN: Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). 31 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe. ........................................................................................................................................................ 33 BODO PLESKY: Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera: Aphelocheiridae). .......................................................... 40 Wanzenliteratur: Neuerscheinungen. .............................................................................................................................. 42 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37). ........................................ 43 [Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines s. www.heteropteron.de ] Einleitende Bemerkungen des Herausgebers Trotz der z.Z. alles dominierenden Nachrichten zur CORONA-Pandemie soll hier als ein Lichtblick für die deutschen Heteropterologen als erstes die freudige, beinahe unwirklich klingende Nachricht gebracht werden: HELGA SIMON erhielt die Druckfahne zur Roten Liste der Wanzen Deutschlands, konnte sie an die Co-Autoren zur Korrektur verschicken und bereits die korrigierte Fassung der BfA zurücksenden, über 12 Jahre nach der ersten Planung. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass auch die Autoren der anderen in dem Band vertretenen Insektengruppen fertig werden und schließlich auch das Geld zum Druck noch vorhanden ist. Die Euphorie wird aber schon wieder etwas gebremst: In einer email bzw. Mitteilung des Rote-Liste-Zentrums mit seinen Neujahrsglückwünschen vom 28.01.2021 liest es sich so: "Ebenso steht endlich die Veröffentlichung für den letzten Rote-Liste-Band der 2009er Reihe bevor. Die Druckauf bereitung wird im Frühjahr abgeschlossen." Auf dieser Grundlage konnte auch auf der Homepage des HETEROPTERON die EntGerm- Liste auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch das Inhalt-Verzeichnis wurde nun für H. 1-60 komplettiert. Heft Nr. 61 - Köln, Januar 2021 ISSN 1432-3761 print ISSN 2105-1586 online

HETEROPTERON · 2021. 2. 18. · HETEROPTERON Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers .

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Page 1: HETEROPTERON · 2021. 2. 18. · HETEROPTERON Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers .

HETEROPTERON Mitteilungsblatt der

Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen

INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers. ................................................................................................................... 1 GREGOR TYMANN: Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW). ................................................................................................................................................ 3 LUTZ LANGE: Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). ...................... 23 WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT: Erstnachweis der Raubwanze ........................

Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae). ............................................... 24 WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER: Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen. .......................................................................................... 27 ANDREAS MÜLLER: Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae). .............................................................................................. 30 TORSTEN VAN DER HEYDEN: Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). 31 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe. ........................................................................................................................................................ 33 BODO PLESKY: Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera: Aphelocheiridae). .......................................................... 40 Wanzenliteratur: Neuerscheinungen. .............................................................................................................................. 42 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37). ........................................ 43

[Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines s. www.heteropteron.de]

Einleitende Bemerkungen des Herausgebers

Trotz der z.Z. alles dominierenden Nachrichten zur CORONA-Pandemie soll hier als ein

Lichtblick für die deutschen Heteropterologen als erstes die freudige, beinahe unwirklich klingende

Nachricht gebracht werden: HELGA SIMON erhielt die Druckfahne zur Roten Liste der Wanzen

Deutschlands, konnte sie an die Co-Autoren zur Korrektur verschicken und bereits die korrigierte

Fassung der BfA zurücksenden, über 12 Jahre nach der ersten Planung. Jetzt ist nur noch zu hoffen,

dass auch die Autoren der anderen in dem Band vertretenen Insektengruppen fertig werden und

schließlich auch das Geld zum Druck noch vorhanden ist. Die Euphorie wird aber schon wieder

etwas gebremst: In einer email bzw. Mitteilung des Rote-Liste-Zentrums mit seinen

Neujahrsglückwünschen vom 28.01.2021 liest es sich so: "Ebenso steht endlich die

Veröffentlichung für den letzten Rote-Liste-Band der 2009er Reihe bevor. Die Druckaufbereitung

wird im Frühjahr abgeschlossen."

Auf dieser Grundlage konnte auch auf der Homepage des HETEROPTERON die EntGerm-

Liste auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch das Inhalt-Verzeichnis wurde nun für H. 1-60

komplettiert.

Heft Nr. 61 - Köln, Januar 2021 ISSN 1432-3761 print

ISSN 2105-1586 online

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2 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Wegen der knappen Datenlage zum Wanzenvorkommen im Ruhrgebiet soll - trotz gewisser

Bedenken wegen der Länge - eine diesbezügliche, sehr umfangreiche Arbeit hier in diesem Heft des

HETEROPTERON erscheinen.

Sechs weitere kleinere Arbeiten berichten von neuen, erweiterten oder beobachtenswerten

Vorkommen einzelner Arten.

Wegen der rasanten Ausbreitung von Halyomorpha halys zumindest in NW-Deutschlands soll

eine "Zusammenfassende Darstellung" mit umfangreicher, aus Platzgründen erst im nächsten Heft

erscheinenden Bibliographie zu dieser Art versucht werden.

Und auch die Liste der neu erschienenen heteropterologischen Arbeiten ist wieder recht

umfangreich. Hier soll noch einmal (unter Bezug auf die Arbeit im HETEROPTERON H. 49, 26-

27) auf die unglaubliche Wasserwanzen-Literatur-Datenbank von FELIPE MOREIRA hingewiesen

werden, die er zusammen mit den Glückwünschen zum Jahreswechsel noch einmal zum Gebrauch

anbot. Es sind mittlerweite über 6.500 (!!!) Arbeiten als pdf-Datei enthalten. Z.T. handelt es sich

verständlicherweise nur um die die Wasserwanzen betreffenden Teile, z.T. sind aber auch ganze

Arbeiten und Bände einsehbar oder herunterladbar.

Zum Schluß noch eine Kleinigkeit: Das Layout des HETEROPTERON wurde 1996 von

Nicht-Spezialisten erstellt. Es hat sich aber bis heute bewährt. Seinerzeit kam es darauf an,

Farbseiten wegen der Druckkosten möglichst zu vermeiden. Als ganz kleine Änderung ist jetzt ab

Heft 61 das Emblem auf der Titelseite durch eine Farbabbildung ersetzt worden, wofür GERHARD

STRAUSS als Urheber des CORISA dankenswerter Weise sein Plazet gegeben hat.

H.J. Hoffmann

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 3

Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW)

GREGOR TYMANN

Zusammenfassung:

Vorgestellt wird die Wanzenfauna acht ausgewählter Lebensräume innerhalb eines Grünflächenverbundes im

Ruhrgebiet (NRW). Das 3 km2 große Untersuchungsgebiet prägten in den letzten mehr als 100 Jahren kleinbäuerliche

und industrielle Strukturen, in die ein älterer Waldbestand eingebettet ist. Seit den 1980er Jahren wurden die bis dahin

industriell genutzten Flächen nach ihrer Begrünung größtenteils als Naherholungsgebiete wieder zugänglich gemacht.

Die Begehung der einzelnen Biotope erfolgte unregelmäßig in den Jahren 2013-2020, wobei insgesamt 211

Wanzenarten festgestellt wurden. Gearbeitet wurde mit Kescher, Klopfschirm und gezielter Suche am Boden. Da bei

der Suche keine weiteren Hilfsmittel wie Leucht- oder Bodenfallen benutzt, bzw. mikroskopische Untersuchungen

durchgeführt wurden, ist davon auszugehen, dass die Artenanzahl in diesem Falle höher ausgefallen wäre, zumal Taxa

wie Psallus und Anthocoridae mit überwiegend nur genitalmorphologisch sicher bestimmbaren Arten kaum

berücksichtigt worden sind.

Vorbemerkung

Untersuchungen zu Wanzen im Ruhrgebiet haben bisher nur partiell stattgefunden.

Gut untersucht ist das Stadtgebiet der Stadt Bochum: APPELHOFF (1990) fand 56 Wanzenarten

auf dem Gelände des Botanischen Gartens in Bochum, JAGEL (2019) meldete 39 Arten von einer

Obstwiese und SCHMIDT (2019) verzeichnet in einer faunistischen Erfassung des gesamten

Stadtgebietes 180 Wanzenarten.

In der Stadt Essen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei „Zollverein“ wurden

94 Arten (TYMANN 2017, HOFFMANN et al. 2018) und auf der hier ebenfalls behandelten

Bergehalde „Mottbruch“ in Gladbeck 127 Arten nachgewiesen (TYMANN 2020).

Untersuchungsgebiet und Biotope

In den 1980er Jahren fand im Ruhrgebiet die

Renaturierung vieler vormalig industriell genutzter Areale statt.

Diese wurden in den 1990er Jahren durch Zusammenlegung

mit landwirtschaftlich genutzten Flächen und bereits

bestehenden Grüngebieten in sieben, das Ruhrgebiet in Nord-

Süd Richtung durchziehende Grünzüge (A-G)

zusammengefasst, die vielerorts räumlich miteinander

verbunden sind und so eine, das Ruhrgebiet übergreifende

grüne Infrastruktur bilden. Dieser sogenannte „Emscher

Landschaftspark“ und seine Gewässersysteme reichen in die

Städte und Wohngebiete hinein und fügen sich an Maßnahmen

der grünen Stadtentwicklung an (KIPAR 2016).

Das Untersuchungsgebiet umfasst ein 3 km2 großes Areal

innerhalb des Grünzuges mit der Bezeichnung „D“ auf dem

Gebiet der Stadt Gladbeck (Kreis Recklinghausen) sowie der

kreisfreien Städte Bottrop und Essen. Abb. 1: Untersuchungsgebiet mit den einzelnen Lebensräumen

(Quelle: Google Maps)

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4 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Bearbeitet wurden acht Lebensräume unterschiedlicher Ausprägung (Bergehalden,

Brachflächen, renaturierte Emscher-Oberläufe, ein kleines Feuchtgebiet und Wald) mit Größen von

0,5 ha bis 61 ha. Die Bergehalden erheben sich mit bis zu 80 m Höhe über eine vormals eher ebene

Landschaft, deren Gestalt durch großflächige Aufschüttungen der Montanindustrie deutlich

verändert wurde.

Tab. 1: Bezeichnung und geografische Zuordnung der acht untersuchten Lebensräume Nr. Name Koordinaten MTB-Nr./ Quadrant

1 Halde „Im Brauck“ (GLA) N 51°33'02.4" O 6°59'34.3" 4407/2

2 NSG „Natroper Feld“ (GLA) N 51°32'37.8" O 6°59'08.0" 4407/2-4

3 Halde „Mottbruch“ (GLA) N 51°32'27.6" O 6°59'39.4" 4407/4

4 Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche

(BOT) N 51°32'23.8" O 6°59'05.6" 4407/4

5 „Halde 22“ + „Hahnenbach“ (GLA) N 51°32'13.3" O 6°59'54.0" 4407/4-4408/3

6 Wildwiese (BOT) N 51°32'05.8" O 6°59'49.5" 4407/4

7 „Karnaper Wäldchen“ (BOT/E) N 51°31'48.0" O 6°59'25.3" 4407/4

8 Brache Karnap (E) N 51°31'11.9" O 6°59'30.4" 4407/4 BOT = Bottrop, E = Essen, GLA = Gladbeck / Koordinaten nach WGS84

Darstellung der einzelnen Lebensräume

Abb. 2: Halde „Im Brauck“

Lebensraum 1: Halde „Im Brauck“ (Abb. 2)

Kleine begrünte Bergehalde, ca. 5 ha groß.

Der untere Teil besteht aus 30-40 Jahre altem

Industriewald auf Rohboden (Robinie, Hasel,

Ahorn, Hartriegel, Weide, Pappel, Birke,

Brombeere), der sich bis in den oberen Bereich mit

dort aufgebrachter dünner Erdschicht und mehr

offenen Stellen fortsetzt. Offene Flächen mit Gras-,

Stauden- und Krautbewuchs sowie ein kleiner

Hang mit Magerrasen.

Abb. 3: NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2), rechts im

Hintergrund die Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)

Lebensraum 2: NSG „Natroper Feld“ (Abb. 3-4)

13 ha groß, zwischen den Berghalden „Im

Brauck“ (Nr. 1) im Norden und „Mottbruch“ (Nr.

3) im Süden gelegen. Durch das Wortteil „-bruch“

in Mottbruch und abgewandelt auch in „Brauck“

wird sprachlich ein feuchter oder sumpfiger

Standort angezeigt, der in diesem Fall schon in

vorindustrieller Zeit bestanden hat. Kennzeichnend

für das Gebiet sind „Feucht- und Grünlandbrachen

mit Ruderalelementen und Verbuschung, die

Tümpel, sumpfigen und wechselfeuchten Bereiche

und Röhrichte, die frische bis feuchte Fettweide

nordwestlich des Nattbaches, die hochstauden-

reiche, teilweise verbuschende erste Stufe der

Haldenböschung in trockenwarmer Lage“ (LANUV 2020).

In den Sommern 2018 bis 2020 war das

gesamte Gebiet vollständig ausgetrocknet.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 5

Abb. 4: Sandfläche am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

An das NSG angrenzend liegt eine 2016

erbaute Einrichtung zur Wasseraufbereitung, in

deren Nähe die mittlerweile wieder an die

Oberfläche geholten Emscher-Oberläufe

„Nattbach“ und „Wittringer Mühlenbach“ zusammenführt werden.

Das Gelände dieses Gebäudes und die

Randbereiche des direkt angrenzenden Nattbaches

wurden im Zuge ihrer Begrünung mit sandigem

Boden aufgefüllt und bilden in dieser Umgebung

eine Insel als trockener, sandiger und warmer

Standort. Hier erfolgten u.a. Funde von

Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829), Lygus

maritimus WAGNER, 1949 und Conostethus roseus (FALLÉN, 1807).

Am westlichen Rand des „Natroper Feld“

befindet sich der Zusammenfluss von „Nattbach“

und „Boye“, zwei im Jahr 2019 bis zu dieser Stelle

renaturierten Emscher-Oberläufe, deren

Randgebiete stellenweise mit sandigem Substrat

aufgefüllt wurden und ausgesprochene Pionierstandorte bilden.

Hier erfolgte der Fund von Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878.

Abb. 5: Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) von Norden aus, im Vordergrund zwischen den Bäumen das

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) Lebensraum 3: Bergehalde „Mottbruch“

(Abb. 5-6)

Ca. 55 ha große Bergehalde, die zu den

fünf größten Halden des Ruhrgebietes zählt

(BERKE 2016). Der Großteil des Geländes ist von

weitläufigen Magerrasenhängen mit Gras- und

Krautbewuchs geprägt; den Haldenfuß bildet ein

40 Jahre alter Industriewald, während das

Haldentop aus Rohboden besteht und nur

spärlichen Bewuchs aus Gräsern und Kräutern aufweist.

Als Landschaftskunstwerk sollte diese

Halde ursprünglich die Form eines Vulkans

erhalten, durch ausbleibendes Schüttgut bedingt

besteht der geplante Krater jedoch nun aus zwei ca.

15 m hohen Dünen. Aus diesen Erhebungen

werden die feinen und salzigen Bestandteile des

Bergematerials ausgewaschen und in die im Krater

liegende Senke gespült (Abb. 6 rechts), wodurch

dort stellenweise Bedingungen wie an

Meeresküsten herrschen (KEIL 2013). Auf dieser

Bergehalde wurden bei einer vorherigen

Untersuchung bereits 127 Wanzenarten

nachgewiesen (TYMANN 2020), u. a. erfolgte hier

der Erstnachweis von Polymerus vulneratus (PANZER, 1806) für NRW (TYMANN 2017).

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6 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 6: Magerrasenhänge (links) und Haldentop (rechts) der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Abb. 7: Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4),

im Hintergrund die Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Lebensraum 4: Landwirtschaftliche Ausgleichs-

fläche (Abb. 7)

5 ha große Wiese (jährlich zweimalige

Mahd), umgeben von Laubgehölzen. Das Areal ist

erst seit einigen Jahren gift- und güllefrei, so dass

sich der Bewuchs mit Kräutern und Blütenpflanzen jetzt langsam entwickelt.

Direkt angrenzend befindet sich eine

ebenso große, noch landwirtschaftlich intensiv

genutzte Fläche.

Abb. 8: „Halde 22“ (Nr. 5), im Vordergrund links der Rand der landwirtschaftlichen Ausgleichsfläche (Nr. 4),

rechts intensiv genutzter Acker Lebensraum 5: „Halde 22“ und „Hahnenbach“ (Abb. 8-9)

22 ha große Bergehalde die als Namen lediglich ihre ursprüngliche Nummerierung trägt. Wie die

Bergehalde „Im Brauck“ (Nr. 1) weist auch diese Halde zu Großteilen Rohboden mit Baum- und

Strauchbewuchs auf; im oberen Bereich, in dem bei der Begrünung eine dünne Erdschicht aufgebracht

wurde, befinden sich einige offene Stellen mit Gras-, Stauden und Krautbewuchs, die jedoch durch voranschreitende Verbuschung und Sukzession abnehmen.

Die südliche Grenze der Halde bildet auf einer Länge von ca. 300 m der „Hahnenbach“ - ein alter

Emscher-Oberlauf, der 2018 wieder an die Oberfläche geholt und renaturiert wurde.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 7

Abb. 9: Hahnenbach am Fuß der „Halde 22“ (Nr. 5)

Abb. 10: Wildwiese (Nr. 6)

Lebensraum 6: Wildwiese (Abb. 10)

Ca. 2 ha große Wildwiese, bewachsen

mit Gräsern, Kräutern und Stauden, sowie einer

Fläche mit einer kleinen Streuobstwiese. Die

Wiese wird durch jährlich zweimalige Mahd

gepflegt und ist fast vollständig vom „Karnaper

Wäldchen“ (Nr. 7) umgeben.

In einem kleinen randständigen Erlenbestand

wurden 2018 und 2019 Oxycarenus modestus

(FALLÉN, 1829) sowie Oxycarenus lavaterae

(FABRICIUS, 1787) in Gemeinschaft

aufgefunden. Bemerkenswert ist, dass letztere

Art in der Umgebung sonst nur auf Linden zu

finden ist, die sich hier jedoch nicht in der Nähe befinden.

Abb. 11: „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7), Mischwald

(oben) mit halboffenen Stellen (unten)

Lebensraum 7: „Karnaper Wäldchen“ (Abb. 11)

Ein 61 ha großer Waldbestand mit

eingestreuten, halboffenen Stellen. Der Großteil

des Wäldchens existiert seit vorindustrieller Zeit.

Ein kleiner Teil wurde ursprünglich als Ackerland,

dann industriell genutzt und schlussendlich als

kleine Bergehalde aufgeschüttet und anschließend

begrünt. Buchen, Robinien, Ahorn, Eichen und

Kiefern bilden den Hauptanteil des

Baumbestandes, in dem sich eine mehr als 150

Jahre alte Rotbuche befindet - eines der wenigen

Naturdenkmale in der Umgebung. Die halboffenen

Stellen und einige Wegränder sind bewachsen mit

Gräsern und Kräutern; am westlichen Rand des

Wäldchens befindet sich auf einer Länge von 300

m ein im Jahr 2017 renaturierter Bachlauf.

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8 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 12: Brache in Essen-Karnap (Nr. 8)

Lebensraum 8: Brache in Essen-Karnap

(Abb. 12)

Neben einem Müllheizkraftwerk

gelegene 0,5 ha große Brache mit großflächig

sandigem Untergrund, die für die zeitweilige

Deponie von Grassoden, halbverbrannten

Baumstämmen, altem Rindenmulch oder

Backsteinen dient. Das Gelände ist spärlich

bewachsen mit Schmalblättrigem Greiskraut,

Stechapfel, Schwarzem Nachtschatten und

wenigen Disteln; am Rand stehen hauptsächlich

Brennnesseln und Kanadische Goldrute. Hier

erfolgten u. a. Funde von Nysius huttoni WHITE,

1878, Lygus maritimus WAGNER, 1949 und Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829).

Ergebnisse

Im Untersuchungsgebiet wurden 211 Wanzenarten festgestellt, die aus 25 Familien stammen;

dies sind rd. 33 % aller in Nordrhein-Westfalen nachgewiesenen Arten. Im Vergleich zu allen aus

NRW gemeldeten Arten der jeweiligen Familien gab es überproportional viele Nachweise von

Weichwanzen (Miridae) mit 37,8 %, gefolgt von Baumwanzen (Pentatomidae) mit 44,4 %,

Randwanzen (Coreidae) mit 53,8 %, sowie Sichelwanzen (Nabidae) mit 61,5 % und

Glasflügelwanzen (Rhopalidae) mit 63,6 %. Familien mit nur wenigen Vertretern wurden hierbei

nicht berücksichtigt (z.B. Pyrrhocoridae oder Alydidae mit sonst mit 100 % verzeichneten Arten

einer Familie in NRW).

Tab. 2: Gesamtliste der im Untersuchungsgebiet festgestellten Wanzenarten (Systematik und Nomenklatur

nach HOFFMANN & MELBER 2003)

Ent

Germ-

Nr.

Art

Lebensraum-Nr. und Bezeichnung

Nr. 1

Halde

Im

Brauck

Nr. 2

NSG

Natroper

Feld

Nr. 3

Halde

Mott-

bruch

Nr. 4

Landwirt-

schaftliche

Ausgleichs- fläche

Nr. 5

Halde

22

Nr.6

Wildwiese

Nr. 7

Karnaper

Wäldchen

Nr. 8

Brache

Karnap

Anzahl

Fund-

orte

Nepidae

006 Nepa cinerea LINNAEUS, 1758 X 1

Hydrometridae

057 Hydrometra stagnorum (LINNAEUS, 1758) X 1

Veliidae

060 Microvelia reticulata (BURMEISTER, 1835) X 1

Gerridae

068 Gerris lacustris (LINNAEUS, 1758) X 1

Saldidae

089 Saldula orthochila (FIEBER 1859) X 1

090 Saldula pallipes (FABRICIUS 1794) X 1

093 Saldula saltatoria (LINNAEUS, 1758) X X X 3

Tingidae

106 Acalypta parvula (FALLÉN, 1807) X 1

110 Agramma laetum (SCHRANK, 1782) X 1

125 Dictyla echii (SCHRANK, 1782) X X X X 4

129 Dictyonota fuliginosa A. COSTA, 1853 X 1

137 Kalama tricornis (SCHRANK, 1801) X X X X X 5

146 Physatocheila smreczynskii CHINA, 1952 X 1

149,5 Stephanitis takeyai DRAKE & MAA, 1955 X 1

152 Tingis ampliata (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X X 2

155 Tingis cardui (LINNAEUS, 1758) X X X X 4

156 Tingis crispata (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X 1

Miridae

172 Monalocoris filicis (LINNAEUS, 1758 X 1

173 Campyloneura virgula (HERRICH-SCH., 1835) X X X X X 5

175 Dicyphus globulifer (FALLÉN, 1829) X X X X 4

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 9

177 Dicyphus epilobii REUTER, 1883 X X X X 4

178 Dicyphus errans (WOLFF, 1804) X X X 3

193 Deraeocoris flavilinea (A. COSTA, 1862) X X X X X X 6

195 Deraeocoris olivaceus (FABRICIUS, 1777 X X 2

196 Deraeocoris ruber (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

200 Deraeocoris lutescens (SCHILLING, 1837) X X X X X X X 7

204 Adelphocoris lineolatus (GOEZE, 1778) X X X X X X 6

205 Adelphocoris quadripunctatus (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X 7

207 Adelphocoris seticornis (FABRICIUS, 1775) X X X 3

213 Calocoris affinis (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X 2

218 Closterotomus fulvomaculatus (DE GEER, 1773 X X X X X X X 7

219 Closterotomus norwegicus (GMELIN, 1790) X X 2

227 Megacoelum infusum (HERRICH-SCH., 1837) X X 2

230 Miris striatus (LINNAEUS, 1758) X X X X 4

231 Pantilius tunicatus (FABRICIUS, 1781 X X X X X 5

240 Phytocoris varipes BOHEMAN, 1852 X X X 3

249 Phytocoris tiliae (FABRICIUS, 1777) X X 2

251 Rhabdomiris striatellus (FABRICIUS, 1794) X X X 3

252 Stenotus binotatus (FABRICIUS, 1794) X X X X X X 6

256 Apolygus lucorum (MEYER-DÜR, 1843) X X 2

258 Apolygus spinolae (MEYER-DÜR, 1841) X X X X 4

261 Capsus ater (LINNAEUS, 1758) X X X X 4

264 Charagochilus gyllenhalii (FALLÉN, 1807) X X 2

266 Liocoris tripustulatus (FABRICIUS, 1781) X X X X X X X 7

268 Lygocoris pabulinus (LINNAEUS, 1761) X X X X X X 6

270 Neolygus contaminatus (FALLÉN, 1807) X X X 3

271 Neolygus viridis (FALLÉN, 1807) X X 2

274 Lygus gemellatus (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X X X 4

275 Lygus maritimus WAGNER, 1949 X X X X 4

276 Lygus pratensis (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8

278 Lygus rugulipennis POPPIUS, 1911 X X X X X X X 7

282 Orthops basalis (A. COSTA, 1853) X X X X X 5

283 Orthops campestris (LINNAEUS, 1758) X X 2

284 Orthops kalmii (LINNAEUS, 1758) X X X X 4

286 Pinalitus cervinus (HERRICH-SCHAEFFER, 1841) X X X 3

295 Polymerus unifasciatus (FABRICIUS, 1794 X X X x 4

296 Polymerus vulneratus (PANZER, 1806) X 1

299 Polymerus nigrita (FALLÉN, 1807) X 1

303 Acetropis carinata (HERRICH-SCHAEFFER, 1841) X X 2

305 Leptopterna dolabrata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

306 Leptopterna ferrugata (FALLÉN, 1807) X X X 3

307 Megaloceroea recticornis (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6

309 Notostira elongata (GEOFFROY, 1785) X X X X X X X 7

312 Pithanus maerkelii (HERRICH-SCHAEFFER, 1838) X X 2

313 Stenodema calcarata (FALLÉN, 1807) X X X X X X 6

317 Stenodema laevigata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

323 Trigonotylus caelestialium (KIRKALDY, 1902) X X X X 4

335 Orthocephalus coriaceus (FABRICIUS, 1777) X 1

338 Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843) X X X X 4

344 Blepharidopterus angulatus (FALLÉN, 1807 X 1

347 Cyllecoris histrionius (LINNAEUS, 1767) X X X X 4

349 Dryophilocoris flavoquadrimaculatus

(DE GEER, 1773) X X X 3

359 Heterocordylus tibialis (HAHN, 1833) X 1

361 Heterotoma planicornis (PALLAS, 1772) X X X X X 5

362 Malacocoris chlorizans (PANZER, 1794) X X X X X 5

366 Orthotylus flavosparsus (C.R. SAHLBERG, 1841) X X X X 4

372 Orthotylus marginalis REUTER, 1883 X X 2

375 Orthotylus prasinus (FALLÉN, 1826) X 1

377 Orthotylus tenellus (FALLÉN, 1807) X 1

381 Orthotylus concolor (KIRSCHBAUM, 1856) X 1

382 Orthotylus virescens (DOUGLAS & SCOTT, 1865) X 1

386 Reuteria marqueti PUTON, 1875 X X 2

388 Pilophorus cinnamopterus (KIRSCHBAUM, 1856) X 1

389 Pilophorus clavatus (LINNAEUS, 1767) X X X X X 5

403 Amblytylus nasutus (KIRSCHBAUM, 1856) X X X X X X 6

408 Atractotomus mali (MEYER-DÜR, 1843) X X X 3

413 Campylomma verbasci (MEYER-DÜR, 1843) X X X 3

414 Chlamydatus saltitans (FALLÉN, 1807) X 1

415 Chlamydatus pulicarius (FALLÉN, 1807) X 1

416 Chlamydatus pullus (REUTER, 1870) X X X X 4

418 Compsidolon salicellum (HERRICH-SCH., 1841) X X 2

420 Conostethus roseus (FALLÉN, 1807) X X 2

421 Conostethus venustus (FIEBER, 1858) X X 2

422 Criocoris crassicornis (HAHN, 1834) X X 2

428 Europiella artemisiae (BECKER, 1864) X X X X 4

431 Harpocera thoracica (FALLÉN, 1807) X X X X X 5

436 Lopus decolor (FALLÉN, 1807) X 1

444 Megalocoleus molliculus (FALLÉN, 1807) X X 2

445 Megalocoleus tanaceti (FALLÉN, 1807) X X 2

449 Oncotylus punctipes REUTER, 1875 X 1

451 Orthonotus rufifrons (FALLÉN, 1807) X 1

455 Phoenicocoris obscurellus (FALLÉN, 1829) X 1

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10 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

456 Phylus coryli (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6

457 Phylus melanocephalus (LINNAEUS, 1767) X X X 3

461 Plagiognathus arbustorum (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X X 8

462 Plagiognathus chrysanthemi (WOLFF, 1804) X X X X X X X 7

463 Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM, 1856 X X 2

472 Psallus ambiguus (FALLÉN, 1807) X 1

Nabidae

498 Prostemma guttula (FABRICIUS, 1787) X X 2

500 Himacerus major (A. COSTA, 1842) X X 2

501 Himacerus mirmicoides (O. COSTA, 1834) X X X X X X X 7

502 Himacerus apterus (FABRICIUS, 1798) X X X X X 5

504 Nabis limbatus DAHLBOM, 1851 X X 2

509 Nabis ferus (LINNAEUS, 1758) X X X x X 5

510 Nabis pseudoferus REMANE, 1949 X X X X X 5

512 Nabis rugosus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8

Anthocoridae

518 Anthocoris confusus REUTER, 1884 X X X X 4

522 Anthocoris nemoralis (FABRICIUS, 1794) X X X X X X X 7

523 Anthocoris nemorum (LINNAEUS, 1761) X X X X X X 6

535 Temnostethus pusillus (HERRICH-SCH., 1835) X X 2

545 Orius niger (WOLFF, 1811) X X X X 4

546 Amphiareus obscuriceps (POPPIUS, 1909) X 1

548 Cardiastethus fasciiventris (GARBIGLIETTI, 1869) X X X X 4

556 Xylocoris cursitans (FALLÉN, 1807) X 1

Aradidae

582 Aradus cinnamomeus PANZER, 1806 X 1

586 Aradus depressus (FABRICIUS, 1794) X 1

Lygaeidae

598 Arocatus longiceps STÅL, 1872 X X 2

610 Nysius ericae (SCHILLING, 1829) X X X X 4

612 Nysius helveticus (HERRICH-SCHAEFFER, 1850) X X X X 4

612,5 Nysius huttoni WHITE, 1878 X X X X 4

613 Nysius senecionis (SCHILLING, 1829) X X X X X X X 7

614 Nysius thymi (WOLFF, 1804) X X X X X 5

616 Ortholomus punctipennis (HERRICH-SCH., 1838) X X X X 4

619 Kleidocerys resedae (PANZER, 1797) X X X X X X X X 8

Cymidae

622 Cymus glandicolor HAHN, 1832 X 1

623 Cymus melanocephalus FIEBER, 1861 X X X X X X X 7

Blissidae

624 Dimorphopterus spinolae (SIGNORET, 1857) X X X X 4

625 Ischnodemus sabuleti (FALLÉN, 1826) X X 2

Artheneidae

630 Chilacis typhae (PERRIS, 1857) X X 2

Heterogastridae

635 Heterogaster urticae (FABRICIUS, 1775) X X X 3

Oxycarenidae

639 Metopoplax ditomoides (A. COSTA, 1847) X X X 3

640,5 Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) X X X 3

641 Oxycarenus modestus (FALLÉN, 1829) X X 2

Rhyparochromidae

644 Tropistethus holosericeus (SCHOLTZ, 1846) X X X X X 5

648 Drymus brunneus (R. F. SAHLBERG, 1848) X X 2

650 Drymus ryeii DOUGLAS & SCOTT, 1865 X 1

651 Drymus sylvaticus (FABRICIUS, 1775) X X X 3

653 Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCH:, 1839) X 1

657 Gastrodes grossipes (DE GEER, 1773) X X 2

663 Scolopostethus affinis (SCHILLING, 1829) X X X X X X 6

664 Scolopostethus decoratus (HAHN, 1833) X X X X 4

666 Scolopostethus pictus (SCHILLING, 1829) X X 2

669 Scolopostethus thomsoni REUTER, 1875 X X X X X X X 7

671 Taphropeltus contractus (HERRICH-SCH., 1835) X X X 3

674 Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878 X 1

683 Trapezonotus arenarius (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

685 Trapezonotus dispar STÅL, 1872 X X X X 4

687 Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829) X 1

688 Megalonotus chiragra (FABRICIUS, 1794 X X X X 4

692 Megalonotus praetextatus (HERRICH-SCH., 1835 X X 2

693 Megalonotus sabulicola (THOMSON, 1870) X X X X 4

694 Sphragisticus nebulosus (FALLÉN, 1807) X X X 3

701 Beosus maritimus (SCOPOLI, 1763) X X X X 4

706 Peritrechus geniculatus (HAHN, 1832) X X X X 4

709 Peritrechus nubilus (FALLÉN, 1807) X X 2

714 Rhyparochromus vulgaris (SCHILLING, 1829) X X X X X 5

720 Stygnocoris fuligineus (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6

723 Stygnocoris sabulosus (SCHILLING, 1829) X X X X X X 6

Berytidae

733 Berytinus minor (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X X X 3

740 Metatropis rufescens (HERRICH-SCHAEFFER, 1835) X 1

Pyrrhocoridae

741 Pyrrhocoris apterus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

Alydidae

743 Alydus calcaratus (LINNAEUS, 1758) X X 2

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 11

Bemerkenswerte Arten

Unter der großen Anzahl der häufigen und weit verbreiteten Arten fallen 15 Arten auf, die aus

unterschiedlichen Gründen im Folgenden näher vorgestellt werden. Entweder gibt es von ihnen nur

alte und/oder wenige Nachweise, oder die Arten sind neu eingewandert bzw. eingeschleppt.

Abb. 13: Agramma laetum (SCHRANK, 1782)

Von Agramma laetum (SCHRANK, 1782), einer

Art, die Lebensräume von Mooren bis Kalkmagerrasen

besiedelt (WACHMANN et al. 2006), gelang ein einziger

Fang an einer halbschattigen Stelle in der Grasschicht

der Wildwiese (Nr. 6) am Saum des Karnaper

Wäldchens (Nr. 7).

Coreidae

745 Coreus marginatus (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

746 Enoplops scapha (FABRICIUS, 1794) X X X X X 5

747 Gonocerus acuteangulatus (GOEZE, 1778) X X X X X 5

752 Syromastus rhombeus (LINNAEUS, 1767) X X X X X 5

755 Bathysolen nubilus (FALLÉN, 1807) X 1

758 Ceraleptus lividus STEIN, 1858 X X X 3

759 Coriomeris denticulatus (SCOPOLI, 1763) X X X X X X 6

Rhopalidae

764 Myrmus miriformis (FALLÉN, 1807) X X X X X 5

765 Stictopleurus abutilon (ROSSI, 1790) X X X X X X X X 8

768 Stictopleurus punctatonervosus (GOEZE, 1778) X X X X X X 6

769 Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829) X X X X 4

770 Corizus hyoscyami (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

775 Rhopalus parumpunctatus SCHILLING, 1829 X X X X 4

777 Rhopalus subrufus (GMELIN, 1790) X X X X X X X 7

Cydnidae

790 Legnotus limbosus (GEOFFROY, 1785) X 1

791 Legnotus picipes (FALLÉN, 1807) X X 2

792 Sehirus luctuosus MULSANT & REY, 1866 X X X 3

794 Tritomegas bicolor (LINNAEUS, 1758) X X X 3

Scutelleridae

801 Eurygaster testudinaria (GEOFFROY, 1785) X X X X X X 6

Pentatomidae

808 Arma custos (FABRICIUS, 1794) X X X 3

810 Picromerus bidens (LINNAEUS, 1758) X 1

813 Troilus luridus (FABRICIUS, 1775) X X 2

814 Zicrona caerulea (LINNAEUS, 1758) X X X X 4

815 Aelia acuminata (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X 7

826 Carpocoris purpureipennis (DE GEER, 1773) X 1

829 Dolycoris baccarum (LINNAEUS, 1758) X X X X X X X X 8

831 Palomena prasina (LINNAEUS, 1761) X X X X X X X X 8

833 Peribalus strictus (WOLFF, 1804) X X X X 4

839,5 Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) X 1

840 Pentatoma rufipes (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6

841 Piezodorus lituratus (FABRICIUS, 1794) X X X 3

842 Rhaphigaster nebulosa (PODA, 1761) X X X 3

853 Eurydema oleracea (LINNAEUS, 1758) X X X X X X 6

857 Graphosoma italicum (O.F. MÜLLER, 1766) X X X X 4

858 Podops inunctus (FABRICIUS, 1775) X X 2

Acanthosomatidae

859 Acanthosoma haemorrhoidale (LINNAEUS, 1758) X X X 3

860 Cyphostethus tristriatus (FABRICIUS, 1787 X 1

861 Elasmostethus interstinctus (LINNAEUS, 1758) X X 2

865 Elasmucha grisea (LINNAEUS, 1758) X X X 3

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12 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 14: Lygus maritimus WAGNER, 1949

Lygus maritimus WAGNER, 1949 wurde in vier

Lebensräumen festgestellt: Sandfläche am „Natroper

Feld“ (Nr. 2), auf den Halden „Mottbruch“ (Nr. 3) und

„Halde 22“ (Nr. 5) sowie auf der Brache Karnap (Nr. 8).

An allen Fundorten dominiert sandiger Untergrund mit

spärlichem Bewuchs; die Funde fanden ausschließlich

auf Schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens)

statt. Bislang existierten jeweils Einzelfunde von 1992

bei Übach-Palenberg (Kreis Heinsberg) auf der

Bergehalde „Carolus Magnus“ und 2014 am

Diersfordter Waldsee bei Wesel (SCHÄFER 2016), sowie

2017 die Feststellung einer größeren Population auf der

Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) (TYMANN 2017). In

den Niederlanden breitet sich die Art in östliche

Richtung aus (AUKEMA & HERMES 2014).

Abb. 15: Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843)

Pachytomella parallela (MEYER-DÜR, 1843)

befand sich in den Lebensräumen „Natroper Feld“ (Nr.

2), Halde „Mottbruch“ (Nr. 3), Landwirtschaftliche

Ausgleichsfläche (Nr. 4) und der Wildwiese (Nr. 6) an

Süßgräsern. Alle Fundorte waren Wiesen oder kleine

Grasstandorte im Halbschatten, teilweise an feuchten

Stellen.

Abb. 16: Reuteria marqueti PUTON, 1875

Reuteria marqueti PUTON, 1875 ist eine

Weichwanze mit mediterranem Verbreitungs-

schwerpunkt und mittlerweile vermehrten Funden

nördlich der Alpen (WACHMANN et al. 2004). Die Art

lebt an warmen Stellen in trockenen Laubwäldern und

wurde auf der Bergehalde „Im Brauck“ (Nr. 1) sowie

der „Halde 22“ (Nr. 5) an den südlich gelegenen

Hängen auf Hasel (Corylus sp.) festgestellt.

Conostethus roseus (FALLÉN, 1807) lebt an

spärlich bewachsenen, sandigen und zum Teil salzigen

Stellen mit Bewuchs verschiedener Gräser (WACHMANN

et al. 2004).

Dazu passend wurde die Art auf der Sandfläche

am „Natroper Feld“ (Nr. 2) und im Krater sowie auf den

Rasenhängen der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

aufgefunden.

Abb. 17: Conostethus roseus (FALLÉN, 1807)

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 13

Abb. 18: Conostethus venustus (FIEBER, 1858)

Conostethus venustus (FIEBER, 1858) ist im

Untersuchungsgebiet ausschließlich an Geruchloser

Kamille (Tripleurospermum inodorum) an sandigen,

spärlich bewachsenen Stellen gefunden worden. Ein

Fundort ist die Sandfläche im „Natroper Feld“ (Nr. 2) ,

der andere das Haldentop der Halde „Mottbruch“ (Nr.

3). Zwei Lebensräume, die sich in ihrer Beschaffenheit

deutlich unterscheiden: Im Krater der Halde

„Mottbruch“ (Nr. 3) besteht der Boden aus den

ausgespülten feinen, fast staubähnlichen Bestandteilen

des Bergematerials, das mit steinigen Rohbodenstellen

und wenig Vegetation durchsetzt ist. Im „Natroper

Feld“ (Nr. 2) dagegen findet sich sandiger Untergrund

mit stellenweise dichtem Pflanzenbewuchs.

Ausschlaggebend für das Vorkommen dieser Art

ist hier anscheinend alleinig das Vorhandensein der

Wirtspflanze.

Als aus dem Mittelmeerraum stammende Art

hat sich Conostethus venustus vermutlich über die

Atlantikküste und den Rhein bis nach Deutschland

verbreitet. 1987 wurde die Art zum ersten Mal in

Deutschland nachgewiesen (GÜNTHER et al. 1987) und

seitdem auch wiederholt in NRW.

Abb. 19: Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM,

1856)

Plagiognathus fulvipennis (KIRSCHBAUM, 1856)

wurde auf den Bergehalden „Im Brauck“ (Nr. 1) und

„Mottbruch“ (Nr. 3) an Gewöhnlichem Natternkopf

(Echium vulgare) aufgefunden. Alle weiteren Funde im

Ruhrgebiet fanden ebenfalls nur an dieser Pflanze statt.

Abb. 20: Prostemma guttula (FABRICIUS, 1787)

Funde von Prostemma guttula (FABRICIUS,

1787) stammen von der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3), wo

diese Art an mehreren Stellen angetroffenen wurde,

sowie vom „Hahnenbach“ am Fuß der „Halde 22“ (Nr.

5), wo der Fang einer Larve gelang.

Offensichtlich existiert bislang ein gesicherter

Fund dieser Art aus NRW (Rhöndorf) und einer, der

aber u.U. auch in Rheinland-Pfalz stattgefunden haben

kann (WERNER 1998). Alle aufgefundenen Tiere waren

brachypter.

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14 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 21: Nysius huttoni (WHITE, 1878)

Nysius huttoni (WHITE, 1878) zählt zu den

Neueinwanderern in NRW (und damit auch in

Deutschland). Die Art stammt aus Neuseeland und

wurde mit Warentransporten nach Europa

eingeschleppt. Der erste Fund erfolgte 2002 in den

südlichen Niederlanden mit anschließender Ausbreitung

in die Nachbarländer Belgien, Frankreich und

Großbritannien. 2017 gelang der erste Fang in NRW an

der niederländischen Grenze (AUKEMA 2017), der

Zweitfund fand in der Stadt Essen (NRW) vom

Verfasser im darauffolgenden Jahr statt (TYMANN

2018). Im Untersuchungsgebiet wurde Nysius huttoni

auf den Halden „Mottbruch“ (Nr. 3) und „Halde 22“

(Nr. 5), sowie der „Brache Karnap“ (Nr. 8) festgestellt.

Auffallend ist, dass die „Brache Karnap“ (Nr.

8) sowie eine Fundstelle auf der Halde „Mottbruch“

(Nr. 3) sehr sandigen Boden mit nur mäßigem Bewuchs

aufweisen, wogegen die Tiere an zwei weiteren

Fundstellen auf der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) und der

Fundstelle auf der „Halde 22“ (Nr. 5) in Moos an

halbschattigen Stellen mit buschiger Vegetation

angetroffen wurden.

Abb. 22: Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCHAEFFER,

1839)

Eremocoris fenestratus (HERRICH-SCHAEFFER,

1839) lebt in der Bodenstreu unter verschiedenen Laub-

und Nadelgehölzen und wurde vom Verfasser beim

Keschern zwischen Rosensträuchern auf seiner

Kleidung aufgefunden. Der Erstfund dieser Art für

NRW erfolgte in den 1990er Jahren (SCHÄFER 2003).

Sie ist in Deutschland an wärmebegünstigten Stellen

sporadisch bis zum Nordrand der Mittelgebirge zu

finden (WACHMANN et al. 2007). Nach HOFFMANN

(2017) ist diese Art in NRW rar.

Abb. 23: Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878

Von Emblethis denticollis HORVÁTH, 1878

wurden einmalig drei Exemplare am westlichen Rand

des NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) festgestellt. Der

Fundort ist eine spärlich bewachsene Sandfläche neben

dem Zusammenfluss der bis zu dieser Stelle

renaturierten Bäche „Hahnenbach“ und „Boye“.

Emblethis denticollis ist in der gesamten

Paläarktis mit Ausnahme der nördlichen Länder zu

finden. In Deutschland liegt der Verbreitungs-

schwerpunkt im Osten, im Nordwesten fehlt sie ganz,

wobei seit einiger Zeit ein Vordringen nach

Nordwesteuropa festzustellen ist (WACHMANN et al.

2007). Der Erstnachweis für NRW erfolgte 1999 durch

SCHÄFER (2014) in Bad Salzuflen-Hölsen (Kreis Lippe).

Im Jahr 2007 gelang dann KOTT (2007) ein weiterer

Nachweis in Dormagen-Delhoven (Rhein-Kreis Neuss).

Neben nicht häufigen Funden steht stellenweise das

Auftreten in großen Individuenzahlen (WACHMANN et

al. 2007). Dies war auf einer Brachfläche in der Stadt

Gelsenkirchen der Fall, wo der Verfasser in kürzester

Zeit ein Dutzend Exemplare auffinden konnte.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 15

Abb. 24: Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829)

Megalonotus antennatus (SCHILLING, 1829)

wurde im Jahr 2014 zweimal auf der Halde „Im

Brauck“ (Nr. 1) gefunden. Die Art besiedelt

unterschiedlichste Lebensräume, von feuchten und

moorigen Habitaten bis Sand- und Kalkböden

(WACHMANN et al. 2007) und wurde hier auf einem

kleinen Hang mit Magerrasen festgestellt.

Abb. 25: Peritrechus nubilus (FALLÉN 1807)

Peritrechus nubilus (FALLÉN, 1807) besiedelt

offene bis halbschattige Grasstandorte in feuchteren

Biotopen als andere Arten dieser Gattung

(WACHMANN et al. 2007) und konnte in der

Moosschicht auf einer Fläche neben einem der

Wasserhaltungsbecken der Halde „Mottbruch“ (Nr.

3) sowie in der feuchten Laubschicht im Bachbett des

zeitweise ausgetrockneten „Hahnenbach“ am Rande

der „Halde 22“ (Nr. 5) nachgewiesen werden.

Abb. 26: Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829)

Brachycarenus tigrinus (SCHILLING, 1829) ist

auf trocken-warmen und sandigen Böden (meist

Ruderal- oder Brachflächen) unter verschiedenen

krautigen Pflanzen anzutreffen (WACHMANN et al.

2007). Dies trifft auf alle vier Fundorte zu, an denen die

Art im Untersuchungsgebiet festgestellt werden konnte:

Sandfläche am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2), Halde

„Mottbruch“ (Nr. 3), „Halde 22“ (Nr. 5) und „Brache

Karnap“ (Nr. 8)

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16 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 27: Nezara viridula (LINNAEUS, 1758)

Von der in aktueller Ausbreitung befindlichen

Baumwanze Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) wurden

mehrere Larven in mittlerem Entwicklungsstadium aus

der Krautschicht am Rand des Baches „Boye“

gekeschert, der am Fundort das „Karnaper Wäldchen“

(Nr. 7) durchfließt.

WERNER (2005) und MORKEL & RENKER (2019)

schildern die Ausbreitung in den letzten Jahren aus dem

Mittelmeerraum Richtung Norden. Im Ruhrgebiet ist

diese Art seit einigen Jahren anzutreffen; nach

Fundmeldungen aus dem Internet liegt momentan

anscheinend eine Verbreitung vom Rheinland bis zum

südlichen Münsterland vor. In der Stadt Essen fand der

Verfasser im September und Oktober 2019 mehrere

Larven, von denen eine vom vierten Larvenstadium zur

Imago durchgezüchtet wurde (vgl. SCHÄFER 2019). Tab. 3: Funddaten und -orte der bemerkenswerten Arten im Untersuchungsgebiet (Systematik und Nomenklatur nach

HOFFMANN & MELBER 2003). Funde von Larven sind mit einem * gekennzeichnet. EntGerm

Nr. Art Datum Biotop

110 Agramma laetum

(SCHRANK, 1782)

22.06.2017

Wildwiese (Nr. 6)

275 Lygus maritimus

WAGNER, 1949

13.06.2017

19.06.2017

31.07.2017

23.08.2017

27.08.2017

29.08.2017

15.10.2017

28.09.2018

06.10.2018

26.02.2019

24.05.2019

30.06.2019

15.09.2019

13.10.2019

04.04.2020

01.08.2020

20.09.2020

23.09.2020

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Brache Karnap (Nr. 8)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Brache Karnap (Nr. 8)

Brache Karnap (Nr. 8)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Brache Karnap (Nr. 8)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

338 Pachytomella parallela

(MEYER-DÜR, 1843)

17.06.2014

04.08.2014

03.10.2014

20.07.2015

28.09.2015

16.08.2016

18.08.2016

25.05.2017 *

25.05.2017

02.06.2017

22.06.2017

20.09.2018

28.07.2020

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

Wildwiese (Nr. 6)

Wildwiese (Nr. 6)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4)

Wildwiese (Nr. 6)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche (Nr. 4)

Wildwiese (Nr. 6)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Wildwiese (Nr. 6)

386 Reuteria marqueti

PUTON, 1875

21.07.2015

22.07.2016

Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

420 Conostethus roseus

(FALLÉN, 1807)

06.05.2018

11.05.2018

24.05.2019

25.05.2019

20.05.2020

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 17

421 Conostethus venustus

(FIEBER, 1858)

10.06.2017 *

10.06.2017

13.06.2017

27.08.2017

06.05.2018

10.06.2018 *

10.06.2018

01.07.2018

21.10.2018

25.05.2019

28.06.2019

30.06.2019

20.05.2020

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

463

Plagiognathus fulvi-

pennis

(KIRSCHBAUM, 1856)

28.06.2019

30.06.2019

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

498 Prostemma guttula

(FABRICIUS, 1787)

04.08.2016 *

07.08.2016

23.08.2017

29.05.2019

28.03.2020

04.04.2020

11.04.2020

06.05.2020

21.06.2020*

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

612,5 Nysius huttoni

WHITE, 1878

12.10.2018

14.10.2018

26.02.2019

30.03.2019

16.04.2019

29.05.2019

28.06.2019

19.07.2019

30.08.2019

13.10.2019

05.04.2020

27.05.2020

15.07.2020

22.07.2020

16.08.2020

23.09.2020

Brache Karnap (Nr. 8)

Brache Karnap (Nr. 8)

Brache Karnap (Nr. 8)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Brache Karnap (Nr. 8)

Brache Karnap (Nr. 8)

Brache Karnap (Nr. 8)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

653 Eremocoris fenestratus

(HERRICH-SCH., 1839)

21.04.2019 Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

674 Emblethis denticollis,

HORVÁTH, 1878

23.09.2020 NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

687

Megalonotus

antennatus

(SCHILLING, 1829)

31.03.2014

02.06.2014

Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)

Halde „Im Brauck“ (Nr. 1)

709 Peritrechus nubilus

(FALLÉN, 1807)

26.05.2019

11.04.2020

21.06.2020

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

769 Brachycarenus tigrinus

(SCHILLING, 1829)

24.05.2019

09.06.2019

28.06.2019

30.06.2019

25.08.2019

03.06.2020*

03.06.2020

05.08.2020

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

„Halde 22“ + „Hahnenbach“ (Nr. 5)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2)

839,5 Nezara viridula

(LINNAEUS, 1758)

23.09.2020* Karnaper Wäldchen (Nr. 7)

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18 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Arten und Lebensräume Arten

Die Verteilung der Arten auf die einzelnen Lebensräume sowie das dort festgestellte Auftreten

bemerkenswerter Arten unterscheiden sich teilweise deutlich und werden im Folgenden näher

dargestellt.

Tab. 4: Verteilung der bemerkenswerten Arten auf die einzelnen Lebensräume

Biotop Nr. Größe Arten-

anzahl

Anteil am

Gesamt-

bestand

Bemerkenswerte Arten

1

Halde „Im Brauck“ 5 ha 72 34,1 % Reuteria marqueti

2

NSG Natroper Feld 13 ha 98 46,4 %

Lygus maritimus, Pachytomella parallela, Conostethus

roseus, Emblethis denticollis, Brachycarenus tigrinus

3

Halde „Mottbruch“ 55 ha 133 63 %

Lygus maritimus, Pachytomella parallela, Conostethus

roseus, Conostethus venustus, Plagiognathus fulvipennis,

Prostemma guttula, Nysius huttoni, Eremocoris

fenestratus, Peritrechus nubilus, Brachycarenus tigrinus

4

Landwirtschaftliche

Ausgleichsfläche

5 ha 66 31,3 % Pachytomella parallela

5

Halde 22/

Hahnenbach

22 ha 120 56,9 %

Lygus maritimus, Reuteria marqueti, Conostethus

venustus, Plagiognathus fulvipennis, Prostemma guttula,

Nysius huttoni, Megalonotus antennatus, Peritrechus

nubilus, Brachycarenus tigrinus,

6

Wildwiese 2 ha 106 50,2 % Agramma laetum, Pachytomella parallela

7

Karnaper Wäldchen 61 ha 92 43,6 % Nezara viridula

8

Brache Karnap 0,5 ha 59 28 % Lygus maritimus, Nysius huttoni, Brachycarenus tigrinus

Von den 211 im Untersuchungsgebiet aufgefundenen Wanzenarten sind 45 Arten (21,3 %) in

mindestens sechs der acht untersuchten Lebensräumen festgestellt worden und somit als allgemein

häufig anzusehen.

80 Arten (37,9 %) konnten in drei bis fünf Lebensräumen festgestellt werden, worunter sich

vier der erwähnenswerten Arten befinden:

Pachytomella parallela wurde an vier stellenweise sehr kleinen Grasstandorten angetroffen,

während Lygus maritimus, Brachycarenus tigrinus und z.T. Nysius huttoni auf verschiedenen

sandigen und offenen Flächen zu finden waren (Tab. 3).

86 Wanzenarten, die somit 44,5 % aller im Untersuchungsgebiet festgestellten Arten

ausmachen, wurden in 1-2 Lebensräumen nachgewiesen. Dies liegt z.T. an der Bindung an spezielle

Biotoptypen oder Nahrungspflanzen wie auch dem generell seltenen Auftreten einer Art.

Die wassergebundenen Arten wurden im NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) und an den Becken der

Wasserhaltung der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) festgestellt. Diese Becken und Teiche sind ganzjährig

in unterschiedlicher Menge mit Wasser befüllt, während die Feuchtgebiete des NSG „Natroper Feld“

(Nr. 2), die einzigen natürlichen nassen Flächen im Untersuchungsgebiet, in den Sommern 2018 bis

2020 vollständig ausgetrocknet waren.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 19

Andere Arten sind an das Vorkommen ihrer Wirtspflanzen gebunden, so dass z.B. der einzige

Standort von Farnkraut im „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7) auch der alleinige Fundort von Monalocoris

filicis ist, sowie ein kleiner Ginsterbestand auf der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) der von

Heterocordylus tibialis.

Zehn der fünfzehn hier als bemerkenswert behandelten Arten fallen in diese Kategorie mit

Funden in maximal zwei der acht untersuchten Lebensräume.

Jeweils in zwei Lebensräumen wurden die Weichwanzen Conostethus roseus, Conostethus

venustus, Reuteria marqueti sowie Plagiognathus fulvipennis, die Sichelwanze Prostemma guttula

und die Bodenwanze Peritrechus nubilus angetroffen (Tab. 3).

Hier ist anzumerken, dass Prostemma guttula auf der ca. 55 ha großen Halde „Mottbruch“ (Nr.

3) an vier verschiedenen Stellen aufgefunden wurde, was auf eine weiterreichende Besiedlung der

Umgebung hindeutet. Diese Vermutung wird unterstützt durch den Fund einer Larve am

benachbarten „Hahnenbach“ an der „Halde 22“ (Nr. 5), ca. 600 m entfernt. Ebenfalls konnten im ca.

3 km entfernten Nordsternpark, dem ehemaligen Bundesgartenschau-Gelände von 1997 in der Stadt

Gelsenkirchen, im Sommer 2020 an zwei Stellen Larven dieser Art nachgewiesen werden.

Plagiognathus fulvipennis ist ebenfalls in nur zwei Lebensräumen festgestellt worden, was im

Verhältnis zum Vorkommen der Wirtspflanze Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf) im

Untersuchungsgebiet wenige Nachweise sind, da diese Pflanze in sieben der acht Lebensräume

vertreten ist und bei günstigen Standortbedingungen Bestände von bis zu 100 m2

Größe bildet.

In nur jeweils einem Lebensraum waren die Netzwanze Agramma laetum sowie die

Bodenwanzen Megalonotus antennatus, Eremocoris fenestratus und Emblethis denticollis vorhanden

(Tab. 3). Von diesen vier Arten existieren nur vereinzelte bzw. verstreute Funde.

Eremocoris fenestratus fand der Verfasser beim Keschern zwischen Rosenbüschen am Fuß der

Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) auf seiner Kleidung. Ein weiterer Fund außerhalb des

Untersuchungsgebietes stammt aus dem Jahr 2020 von einer Hauswand in der ca. 1,5 km entfernten

Stadt Gelsenkirchen. Auch SCHÄFER & HANNIG (im Druck) berichten von häufigen Funden in NRW

auf technischen Objekten wie Brücken, Wänden oder in Straßenbahnen.

Emblethis denticollis konnte vom Verfasser an drei weiteren wärmebegünstigten

Offenlandstandorten im Ruhrgebiet festgestellt werden. Dies waren eine Ruderalfläche in der Stadt

Gelsenkirchen, eine Sandackerbrache in der Stadt Bottrop sowie ein Bahndamm in der Stadt Castrop-

Rauxel (Kreis Recklinghausen). Genau wie die Fundstelle im Untersuchungsgebiet sind jene in

Bottrop und Castrop-Rauxel sandige Pionierstandorte am Rande von längerfristigen oder gerade

beendeten Baumaßnahmen und bieten dieser Art einen Lebensraum mit idealen Voraussetzungen.

Auch wenn solche Flächen durch Sukzession im Laufe der Zeit verloren gehen, scheinen neue

Lebensräume schnell gefunden zu werden, wie die Besiedlung der nur ca. 30 m2

großen sandigen

Fläche am Straßenrand eines Bahnübergangs in Castrop-Rauxel zeigt – die Hinterlassenschaft einer

neu verlegten Fernwärmeleitung.

Lebensräume

Bei der Verteilung der Arten auf die einzelnen Lebensräume fällt deutlich der Unterschied

zwischen gehölzreichen und sandig/schottrigen Standorten mit wenig Bewuchs auf.

Wald oder ältere, bzw. größere Baumbestände sind in der Emscher-Region nur als Bestandteil

von (Stadt-)Parks oder vereinzelt noch als Inseln in der Landschaft zu finden. Das Bild ist ansonsten

vielerorts von Industriewald, u.a. Birken, Weiden, Ahorn, Hasel, Robinien oder Traubenkirschen

bestimmt, mit dem ein Großteil der Bergehalden und älteren Industriebrachen im Ruhrgebiet

bewachsen ist, und der in Bezug auf Wanzenvielfalt eine eher untergeordnete Rolle spielt.

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20 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Dies spiegelt sich auch an den im Untersuchungsgebiet festgestellten bemerkenswerten Arten

wider, von denen nur die Weichwanze Reuteria marqueti eine ausgesprochene Gehölzbewohnerin ist.

Generell wurden in Lebensräumen mit überwiegendem Baum- und Strauchbewuchs nur

häufige und so gut wie überall vertretene Arten festgestellt, während Ruderalflächen und

anthropogene Gebiete (Ränder von renaturierten Bachläufen) sowie anthropogen überformten Böden

(Bergehalden) im Verhältnis größere Artenanzahlen aufwiesen, unter denen sich ebenfalls der

Hauptanteil der erwähnenswerten Arten befindet.

Besonders augenscheinlich wird dies beim (ungleichen) Vergleich des größten und des

kleinsten Lebensraums des Untersuchungsgebietes: Das „Karnaper Wäldchen“ (Nr. 7) mit fast

reinem Baumbestand auf einer Fläche von 61 ha wies 92 Arten auf, wovon nur Nezara viridula als

erwähnenswert zu betrachten ist, wogegen die mit 0,5 ha weniger als 1% so große sandige Brache in

Essen-Karnap (Nr. 8) mit 59 Arten aufwarten konnte, unter denen sich u.a. Amphiareus obscuripes,

Lygus maritimus, Brachycarenus tigrinus und Nysius huttoni befanden.

Dies ist nur ein Beispiel für hohe Biodiversität an Störstellen und auf Bergehalden. Die

Bergehalden „Im Brauck“ (Nr. 1), „Mottbruch“ (Nr. 3) und die „Halde 22“ mit angrenzendem

„Hahnenbach“ (Nr. 5) sowie die Sandflächen am NSG „Natroper Feld“ (Nr. 2) und auf der Brache in

Essen-Karnap (Nr. 8) erwiesen sich in dieser Hinsicht als bevorzugter Lebensraum der meisten

seltenen und gefährdeten Arten (Tab. 3).

Auf diesen Flächen finden sich in der Umgebung vorkommende Arten als auch

Standortspezialisten, die auf bestimmte Bedingungen ihres Lebensraums angewiesen sind. Dies sind

häufig Arten natürlicher Trockenstandorte wie Magerrasen oder Heide, also Biotoptypen, die immer

seltener werden. Ausschlaggebend ist dabei offensichtlich nicht die Größe des Biotops, sondern

allein das Vorhandensein der benötigten Strukturen (ABS 1999).

Auf einer 0,3 ha großen Sandfläche an der Wasseraufbereitungsanlage am NSG „Natroper

Feld“ (Nr. 2), einem 100 m2

messenden Sandhaufen an der Halde „Mottbruch“ (Nr. 3) sowie auf der

0,5 ha großen Brache in Essen Karnap (Nr. 8), also insgesamt recht kleinen Flächen, wurden Lygus

maritimus, Conostethus roseus, Conostethus venustus, Prostemma guttula, Nysius huttoni und

Brachycarenus tigrinus festgestellt – allesamt Arten, die sandige Böden mit lückiger Vegetation

benötigen. Hier können Bergehalden und Ruderalflächen einen Ersatzlebensraum darstellen, sofern

diese Flächen dementsprechend gepflegt werden (KASIELKE & ZEPP 2017).

In der Regel beginnt der Bewuchs auf Brachen und Bergehalden durch Moose und Flechten

sowie einjährige Arten, deren Samen durch Wind verbreitet wird. Zwei- und mehrjährige Pflanzen

kennzeichnen später den Übergang zur Hochstaudenphase, während gleichzeitig Birken, v.a. Betula

pendula und Sommerflieder (Buddleja davidii) erscheinen. Dies führt in der Regel zu anschließender

Verbuschung und somit dem Rückgang lichtbedürftiger krautiger Arten durch das allmähliche

Verschwinden offener Bodenstellen. Mittlerweile hat auch das Auftreten des invasiven Japanischen

Staudenknöterich (Fallopia japonica) stellenweise zu einem erheblichen Verlust dieser Flächen

geführt.

Flächen mit verschiedenen Sukzessionsstadien sind oft kleinteilig und gehen ineinander über

oder sind miteinander verzahnt, so dass pflegerische Maßnahmen nötig sind um diese Strukturen zu

erhalten. Gerade die Pflege von Offenlandbiotopen würde das Verschwinden von Pflanzenarten

(KASIELKE & ZEPP 2017) und damit folglich auch von Insektenarten verhindern. Solche Maßnahmen

werden im Untersuchungsgebiet mit Ausnahme der Bergehalde „Mottbruch“ (Nr. 3) aufgrund ihrer

Anlage als Landschaftskunswerk jedoch nicht durchgeführt, so dass in den letzten 20 Jahren gerade

auf den Bergehalden die meisten offenen Bodenstellen stark dezimiert wurden oder ganz verloren

gingen.

An manchen Stellen im Ruhrgebiet existieren zwar Projekte zu Pflege und Erhalt von

Offenlandbiotopen, diese sind jedoch örtlich sehr begrenzt und folgen keinem einheitlichen Plan.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 21

Nachbemerkung

Aufgrund der knappen Datenlage zu Wanzenvorkommen im Ruhrgebiet lässt sich diese

Untersuchung am ehesten im Zusammenhang mit der Erhebung am GEO-Tag der Natur 2017 auf

dem Gelände der Zeche und Kokerei „Zollverein“ in der Stadt Essen betrachten (TYMANN 2017,

HOFFMANN et al. 2018). Die Untersuchung dieses 100 ha großen Areals mit vielen Ruderalflächen

wies 94 Wanzenarten auf, die bis auf wenige Ausnahmen auch im hier untersuchten Gebiet vertreten

sind, und zeigt ebenfalls die hohe Bedeutsamkeit von Offenlandbiotopen auf Ruderalflächen auf, wie

z.B. der beginnende Trockenrasen an den Wegrändern auf dem Gelände der Kokerei belegt

(HOFFMANN et al. 2018).

Auch hier wird deutlich, wie wichtig ganz offene bis spärlich bewachsene Ruderalflächen und

Sandstellen für hohe Biodiversität sind und auch dann bleiben, wenn Störungen noch immer

stattfinden, da diese Flächen spezialisierten und teilweise seltenen Arten einen bevorzugten

Lebensraum bieten (z. B. SCHÄFER & HANNIG 2009; SCHÄFER & HANNIG, im Druck).

Danksagung:

Mein Dank geht an HANS-JÜRGEN HOFFMANN (Brühl) für die Bereitstellung von Literatur sowie an PETER

SCHÄFER (Telgte), der ebenfalls Literatur zur Verfügung stellte und das Manuskript kritisch prüfte.

Literatur: ABS, M., SCHWERK, A. & ZEIß, A. (1999): Bergehalden im Ruhrgebiet – eine Oase für Tiere? - Biologie in unserer Zeit

29, 346-352.

APPELHOFF, H. (1990): Zur Biologie und Ökologie der Landwanzen (Heteroptera, Geocorisae) des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum. – Schriftliche Hausarbeit, Ruhr-Universität, Bochum.

AUKEMA, B. & HERMES, D.J. (2014): Verspreidingsatlas Nederlandse Wantsen (Hemiptera: Heteroptera). Deel III: Cimicomorpha II (Miridae). – Leiden (Selbstverlag EIS-Nederland), 296 S.

AUKEMA, B. (2017): Erstnachweis von Nysius huttoni WHITE, 1878 (Heteroptera: Lygaeidae) in Deutschland, speziell in Nordrhein-Westfalen. – Heteropteron H. 50, 50-51.

BERKE, W. (2016): Über alle Berge. – Haldenführer Ruhrgebiet 2.0. – Essen, Klartext Verlag.

GÜNTHER, H., MUNCK,CH. & SCHUMACHER, H. (1987): Conostethus venustus (FIEBER 1858) (Heteroptera, Miridae) in Deutschland. - Decheniana 140, 94-95.

HOFFMANN, H.-J. (2018): 4. Ergänzung zur „Liste der Wanzen Nordrhein-Westfalens“. - Heteropteron H. 51, 22-29.

HOFFMANN, H.-J. & GÖTTLINGER, W. (2017): Erstfund der Linden-oder Malvenwanze, Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787), und Wiederfund der Erdwanze Cydnus aterrimus (FORSTER, 1771) (Heteroptera, Lygaeidae et Cydnidae) in Nordrhein-Westfalen. – Heteropteron H. 50, 29-33.

HOFFMANN, H.J., HARTUNG, V. & TYMANN, G. (2018): Wanzen vom GEO-Tag der Natur am 17./18. Juni 2017 - Artenvielfalt auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein / Essen. – Heteropteron H.51, 8-12.

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Anschrift des Verfassers: Gregor Tymann, Buerer Str. 41, D-45899 GELSENKIRCHEN, e-mail: [email protected]

Internet: Wanzen-im-Ruhrgebiet.de

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 23

Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein)

LUTZ LANGE

Ein Bericht von BRAMMANIS (1975) zu Kiefernrindenwanzen inspirierte mich, doch auch

einmal hier im Norden Deutschlands nach diesen Wanzen zu schauen. Dazu sammelte ich am

02.12.2020 in einer ehemaligen Kiesgrube in Schlotfeld unter einigen Kiefern die Bodenstreu ein.

Dieser Fundort ist schon mit reichlich Birken und einigen Kiefern bewachsen. Für

Kiefernrindenwanzen sind Birken allerdings keine guten Voraussetzungen. Leider fand ich diese

auch nicht. Folgende Arten konnten aber zu Hause im Wohnzimmer des Autors aus der

mitgebrachten Biomasse eleminiert werden: Eurydema oleracea (LINNAEUS, 1758) – 1 Tier, Piesma

maculatum (LAPORTE, 1833) – 1 Tier, Kleidocerys resedae (PANZER, 1797) – 3 Tiere und Pinthaeus

sanguinipes (FABRICIUS, 1781) – 1 Tier. Es fiel beim letzten Tier sofort die ockerfarbene Unterseite

des Hinterleibs mit den schwarzen Flecken sowie das massige Rostrum auf. Die Vorderschenkel mit

dem Dorn und die verbreiterten Vorderschienen sicherten die Bestimmung ab.

Ich möchte hier KALLENBORN (2006) zitieren: „Diese Baumwanze aus der räuberischen

Unterfamilie Podopinae mit süd-eurosibirischer Verbreitung gilt bei uns [Saarbrücken] als sehr

selten; meist werden nur Einzelexemplare in größeren Zeitabständen gefunden. Eine

Wirtspflanzenspezifität für Hainbuchen und Buchen konnte von FRIES (2000) nicht bestätigt werden,

der sie in der Steiermark mehrfach von Schwarzerlen (Alnus glutinosa) klopfte.“ Im Verzeichnis der

Wanzen Deutschlands ist der Raupenjäger für Schleswig-Holstein nicht aufgeführt (HOFFMANN &

MELBER 2003). Der Artikel von ESSER (2009) berichtet über drei Funde in der östlichen

Norddeutschen Tiefebene (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt). Der Fund aus

dem Kreis Steinburg „besetzt“ nun auch die westliche Tiefebene. Die Einwanderer Gonocerus

acuteangulatus (GOEZE, 1778) und Leptoglossus occidentalis (HEIDEMANN, 1910) sind aus dem

Raum Schlotfeld bekannt (LANGE 2019a, b). Ob der Raupenjäger nur übersehen wurde oder

zugewandert ist, kann nicht gesagt werden. Ein Blick nach den Niederlanden erleichtert vielleicht die

Beantwortung. In den Jahren 2005 bis 2016 registrierten niederländische Beobachter keine oder

höchstens 6 Beobachtungen pro Jahr. Das änderte sich in den letzten Jahren. In der Zeit von 2017 bis

2020 wurden 19 bis 31 Exemplare von P. sanguinipes pro Jahr aufgelistet. Die meisten Tiere wurden

von Mai bis September gesehen, aber auch im November waren noch drei Funde zu verzeichnen.

Interessanterweise wurden 2020 eine Imago und eine Larve auf Birken (Betula spec.) fotografiert

(https://waarneming.nl/species/83216/statistics/, download 03.12.20) Literatur:

BRAMMANIS, L. (1975): Die Kiefernrindenwanze, Aradus cinnamomeus PANZ. (Hemiptera - Heteroptera). Ein Beitrag zur Kenntnis der Lebensweise und der forstlichen Bedeutung. - Studia Forestalia Suecica 123, 1-81.

ESSER, J. (2009): Funde von Pinthaeus sanguinipes (FABRICIUS, 1781) (Heteroptera, Pentatomidae) im Osten der Norddeutschen Tiefebene (Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). - Entomologische Nachrichten und Berichte 53, 127.

HOFFMANN, H.-J. & A. MELBER (2003): Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. - Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 8, 209-272.

KALLENBORN, H. G. (2006): Kommentiertes Verzeichnis der Wanzenarten des Saarlandes (Insecta: Heteroptera). - Abh. Delattinia 32, 199-231.

LANGE, L. (2019a): Gonocerus acuteangulatus auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). - Heteropteron H. 56, 30.

LANGE, L. (2019b): Funde der Amerikanischen Kiefernwanze in Norddeutschland. - Entomologische Mitteilungen Sachsen-Anhalt 27, 88-92.

Anschrift des Autors:

Lutz Lange, Feldschmiedekamp 1, D-25524 ITZEHOE, e-mail: [email protected]

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24 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Erstnachweis der Raubwanze Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae)

WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT Zusammenfassung:

Das Vorkommen der Raubwanzenart Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) konnte erstmals für Rheinland-Pfalz dokumentiert werden. Neue Funde aus Baden-Württemberg werden ergänzend gemeldet. Abstract:

The first record for the Assassin Bug Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in the German federal state of Rheinland-Pfalz is presented. Additional records from the German federal state of Baden-Württemberg are reported.

Nachweise

Die Raubwanze Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) ist die einzige europäische Art ihrer

Gattung. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht vom südöstlichen Mitteleuropa über

Südosteuropa, das nördliche Vorderasien und das südliche Osteuropa bis ins südwestliche

Zentralasien. Ab der Jahrtausendwende lässt sich eine Arealerweiterung nach Westen und

Nordwesten nachweisen (für Details s. DOROW et al. 2018). In Deutschland konnte die Art erstmals

im Jahre 2018 nachgewiesen werden (DOROW et al. 2018); dieser Fund stammte aus dem Bundesland

Hessen. Wenig später konnte sie auch zweimal in Baden-Württemberg gefunden werden (DOROW &

BOTT 2018).

Am 30.10.2019 gelang Frau INGRID SCHAUDER aus Ludwigshafen am Rhein, An der Kammerschleuse

5 (Koordinaten: 49.464897, 8.449301; Höhe: 96 m ü. NN), der Erstnachweis von Nagusta goedelii für

Rheinland-Pfalz in ihrer Wohnung. Vermutlich wurde das Tier mit einem Ficus benjamini eingetragen, der

zuvor aus dem Garten in die Wohnung geholt worden war. Garten und Wohnung liegen direkt am Rhein

(Belegfoto liegt vor). Am 12.08.2020 gelang Frau ANNALENA SCHOTTHÖFER der erste Nachweis einer Larve

von Nagusta goedelii in Deutschland (Abbildung 1), ebenfalls aus Rheinland-Pfalz. Das Tier saß tagsüber an

einem weißen Wasserkanister in einem Hausgarten in der Bismarckstraße 49 in Haßloch (Koordinaten:

49.366888, 8.260452; Höhe: 113 m ü. NN; Belegfoto siehe unten). Der Garten ist ein Nutz- und Naturgarten

mit Bäumen, Sträuchern, Hecken, Hochbeeten und Blühflächen. Angrenzend befinden sich Nachbargärten.

Abb. 1: Larve von Nagusta goedelii aus Rheinland-Pfalz (Foto: ANNALENA SCHOTTHÖFER)

Am 13.10.2019 gelang Herrn HARALD BOTT erneut eine Sichtung von Nagusta goedelii. Die Wanze

ruhte außen an einer Hauswand in der Straße Brückeswasen 15 in Mannheim (Koordinaten: 49.452260,

8.499493; Höhe: 94 m ü. NN; Belegfoto liegt vor), wo auch der Erstfund für Baden-Württemberg und ein

weiterer aus dem Jahr 2018 gelangen (DOROW & BOTT 2018).

Am 10.11.2019 konnte Herr FLORIAN THEVES die Art ebenfalls aus Baden-Württemberg nachweisen:

Ein Tier befand sich auf einer Palme, die er gerade von seinem Balkon ins Zimmer getragen hatte. Der

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 25

Fundort liegt in der Rosenstraße 5 in Weingarten (Baden) (Koordinaten: 49.060097, 8.524200; Höhe: 114 m ü.

NN; Belegfoto liegt vor). Die benachbarte Gärtnerei vertreibt viele mediterrane Kübelpflanzen, so dass eine

Einschleppung in Frage käme.

Abbildung 2 gibt die derzeitige Verbreitung in Deutschland wieder. Alle fünf bisherigen

Fundorte in Deutschland liegen zwischen Karlsruhe und Worms bzw. Haßloch und Heidelberg mit

einer maximalen Distanz von rund 60 km. Sie stammen von Hauswänden, aus Wohnungen oder

Hausgärten. Die Höhe der Fundorte liegt zwischen 94 m und 114 m ü. NN. Das Ausbreitungszentrum

der Art dürfte somit in diesem Raum liegen, vermutlich in einer Gärtnerei.

Eine Umfrage bei Kolleg*inn*en in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern,

Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und der Nordschweiz hat keine

weiteren Fundmeldungen ergeben.

In den meisten Ländern wird Nagusta goedelii selten gefunden, nur im Kaukasus und der

Türkei ist sie nach PUTSHKOV & MOULET (2009) mancherorts häufig. Es ist anzunehmen, dass eine

Einschleppung durch Pflanzenimporte dem plötzlichen Erscheinen dieser Raubwanze im Südwesten

Deutschlands zugrunde liegt. Ob die Nachweise auf wiederholtes Einschleppen mit importierten

Gehölzen zurückzuführen sind oder sich bereits Tiere in Deutschland fortpflanzen konnten, kann

nicht mit Gewissheit ausgesagt werden. Auch wenn man selbst bei einem Larvenfund eine

Einschleppung nicht ausschließen kann, so sprechen die vermehrten Funde in letzter Zeit in

Deutschland (ohne dass nach der Art gezielt gesucht wurde) und die Tatsache, dass Wanzenlarven

sich nicht fliegend ausbreiten können, also nur einen geringen Aktionsradius haben, dafür, dass sich

die Art bei uns bereits fortgepflanzt hat.

Abbildung 2: Fundorte von Nagusta goedelii in Deutschland (Karte: Google-Maps)

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26 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

TOMICZEK (2020) meldet Nagusta goedelii gemeinsam mit zahlreichen Exemplaren der Art

Leptoglossus occidentalis (HEIDEMANN, 1910) aus Überwinterungsquartieren in Österreich. Da sich

die beiden Arten auf den ersten Blick etwas ähnlichsehen, rentiert sich ein genauer Blick beim

Auffinden überwinternder Wanzen. Die weitere Beobachtung der Ausbreitung von Nagusta goedelii,

obwohl von der räuberischen Art keine Schadwirkung ausgeht, ist sicher lohnend. Danksagung:

Wir danken Frau INGRID SCHAUDER und den Herren HARALD BOTT und FLORIAN THEVES sehr herzlich für die Mitteilung ihrer Funde aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Literatur:

DOROW, W.H.O. & BOTT, H. (2018): Erstnachweis von Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) für Baden-Württemberg (Heteroptera: Reduviidae). - Heteropteron. Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen H. 53, 31.

DOROW, W.H.O., VOIGT, K. & BÖTTGE, H. (2018): Erstnachweis von Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) für Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). - Heteropteron. Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen H. 52, 17-21.

PUTSHKOV, P.V. & MOULET, P. (2009): Hémiptères Reduviidae d'Europe occidentale. - Faune de France. France et régions limitrophes 92, 1-668.

TOMICZEK, C. (2020): Die Amerikanische Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis). Stadtbaum.at. Arbeitsplattform für Bäume im Stadtbereich. http://www.stadtbaum.at/index.php/amerikanische-zapfenwanze (gelesen 03.11.2020)

Anschriften der Autoren:

Dr. Wolfgang H. O. Dorow, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage

25, D-60325 FRANKFURT AM MAIN, e-mail: [email protected]

Dipl. Umweltwiss. Annalena Schotthöfer, Natur Südwest, Bismarckstr. 49, D-67454 HASSLOCH,

e-mail: [email protected]

Klaus P. Voigt, Forellenweg 4, D-76275 ETTLINGEN, e-mail: [email protected]

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 27

Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen

WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER

Zusammenfassung:

Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) wird erstmals für Hessen gemeldet. Weitere Funde aus Deutschland werden besprochen. Abstract:

The first records of Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) for the federal state of Hesse are reported. Other findings in Germany are discussed.

Nachweise

Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) besiedelt ein relativ großes Areal in Europa, Asien

und Afrika (Abbildung 1). Die Art wurde nach Nordamerika eingeschleppt und hat sich dort etabliert

(HOFFMAN & SLATER 1995). Der nördlichste Fundort in Europa liegt in den Niederlanden, wo der

Erstnachweis 2002 bei Lelystad gelang (AUKEMA et al. 2005). Für Deutschland wurde Holcocranum

saturejae erstmals 1944 in Sachsen (Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bei Neudorf an der

Spree, gemeinsam mit Chilacis typhae an Typha angustifolia-Kolben an einem Teichrand)

nachgewiesen. Weitere Funde gelangen in der Region 1959 und 1965 (JORDAN, 1951, 1953, 1960,

1962, 1963, 1973). Neuere Nachweise aus Sachsen erfolgten 2014 in der Elster-Luppe-Aue westlich

von Leipzig und 2020 in der Moritzburger Kleinkuppenlandschaft nördlich von Dresden (MÜNCH

2020). Im Jahre 1993 wurde die Art erstmals in Rheinland-Pfalz im Bereich des Eich-Gimbsheimer

Altrheins im Landkreis Alzey-Worms (SIMON 2002) gefangen, 2004 in Bayern bei Kitzingen

(SCHMOLKE et al. 2006). Der Erstfund in Rheinland-Pfalz geht vermutlich auf Verschleppung mit

Schilfschneidegerät oder Schilfmatten vom Neusiedler See zurück. Viele Tiere konnten dort 1994 in

abgeschnittenen Samenständen von Schilf (Phragmites australis) gefunden werden (SIMON 2002,

SIMON et al. im Druck).

Abb. 1: Verbreitung von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845). Länderfunde als rote Sternchen

nach AUKEMA & RIEGER (2001) und AUKEMA et al. (2013). Grün = Paläarktis. Kartengrundlage: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Palearctic.png

Am 20.05.2017 wurde im Kreis Bergstraße (Lampertheim) auf hessischer Rheinseite in der Umgebung

der Nibelungenbrücke bei Worms (Koordinaten (WGS84): 49.628978, 8.384465 ± 300 m; 93 m ü. NN) ein

Weibchen von Holcocranum saturejae von einer Pappel geklopft (leg. A. SCHNEIDER).

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28 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Am 30.03.2019 wurden im Landkreis Darmstadt-Dieburg nördlich von Weiterstadt-Gräfenhausen

(Koordinaten (WGS84): 49.949280, 8.586987 ± 15 m; 103 m ü. NN) ein Männchen und zwei Weibchen von

Holcocranum saturejae sowie acht Männchen und sechs Weibchen von Chilacis typhae aus dem Inneren von

Typha-Kolben gesammelt (leg. A. SCHNEIDER). Der Rohrkolben-Bestand wächst in einem Kleinstgewässer am

Rand eines geschotterten Weges, der zwischen zwei großflächigen Sandaufschüttungen verläuft.

Am 07.08.2020 wurde im Landkreis Offenbach südlich des Naturschutzgebiets Oberwiesen von

Sprendlingen in einem austrocknenden Teich (Koordinaten (WGS84): 50.020557, 8.707907 ± 10 m; 147 m ü.

NN) an Rohrkolben drei Weibchen von Holcocranum saturejae gemeinsam mit zwei Weibchen und einem

Männchen von Chilacis typhae gefunden (leg. W. DOROW).

Holcocranum saturejae (Abb. 1) lebt an Rohrkolben (Typha angustifolia und Typha latifolia)

sowie Schilf (Phragmites australis), wo die Samenanlagen besaugt werden (WACHMANN et al. 2007).

Eine Entwicklung an Weide (Salix alba) wurde in Osteuropa beobachtet (PUTSHKOV 1960).

Vermutlich entwickelt sich in Deutschland nur eine Generation pro Jahr (WACHMANN et al. 2007).

Bemerkenswert sind die vielfältigen Funde in verschiedensten Lebensräumen. So zitiert

JORDAN (1951, 1953, 1960) ein Massenvorkommen in einem Beutelmeisennest (Remiz pendulinus

(LINNAEUS, 1758), Funde in Blattansammlungen zwischen Baumwurzeln (Wolgagebiet) als

Überwinterungsort, an Satureja mutica (Kaukasus) bzw. Euphorbia characias (Avignon,

Frankreich), in Feuchtwiesen sowie am Boden eines Atriplex-Bestandes (Oberlausitz). A. SCHNEIDER

(s. o.) gelang ein Nachweis auf Pappel. Diese Fundorte, die nur zum Teil auf die Suche nach

Überwinterungsplätzen zurückgeführt werden können, sondern auch im Sommer liegen, zeigen die

hohe Agilität der Art, was ihre Ausbreitung begünstigt. Beutelmeisen nutzen Samenwolle,

Pflanzenfasern und Spinnenseide zum Bau ihrer flauschigen Nester, die sie oft über Röhrichten

hängend an Gehölzen anbringen (FLADE 1994). Die Wanzen könnten beim Sammeln von

Nistmaterial eingebracht worden sein, wahrscheinlicher dienten aber leere Nester als geschützte

Überwinterungsplätze. Die meisten Tiere überwintern vermutlich in Rohrkolben und unter am

Stängel anliegenden Blattscheiden, wo sie JORDAN (1951) jeweils gemeinsam mit Chilacis typhae

fing. Werden Rohrkolben im Winter gesammelt und in die warme Wohnung gebracht, so verlassen

die Tiere ihr Winterlager.

Dass die Art in den letzten Jahren gleich an drei Orten in Hessen nachgewiesen wurde spricht

dafür, dass sie in Hessen mittlerweile deutlich häufiger geworden ist. Anscheinend erweitert die Art

momentan ihr Areal nach Norden, wie dies derzeit bei vielen Arten zu beobachten ist (MASON et al.

2015). In der neuen Roten Liste Deutschlands (Stand 2012) wird Holcocranum saturejae unter „R –

extrem selten“ eingestuft. Es wird aber „Von zukünftig aktiver Arealerweiterung ist auszugehen“

angemerkt (SIMON et al. im Druck). Auch MÜNCH (2020) vermutet, dass sich die Art derzeit aktiv

nach Mitteleuropa hin ausbreitet, wofür auch der Fund in den Niederlanden (AUKEMA et al. 2005)

spricht. Dank:

Wir danken Herrn EKKEHARD WACHMANN sehr herzlich für die Überlassung des Fotos von Holcocranum

saturejae. Literatur:

AUKEMA, B. & RIEGER, CH. (HRSG.). (2001): Catalogue of the Heteroptera of the Palaearctic Region. Volume 4: Pentatomorpha I (Aradidae, Lygaeidae, Piesmatidae, Malcidae, Berytidae, Colobathristidae, Largidae, Pyrrhocoridae). - Amsterdam: The Netherlands Entomological Society. 346 S.

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AUKEMA, B., RIEGER, CH. & RABITSCH, W. (Hrsg.) (2013): Catalogue of the Heteroptera of the Palearctic Region. Band 6 Supplement. - Amsterdam: The Nederlands Entomological Society. 630 S.

FLADE, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. – Berlin: IHW-Verlag.

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PÉRICART, J. (1998): Hémiptères Lygaeidae Euro-Méditeranées, Vol. 1. – Faune de France 84 A: 468 S., Fédération française des Sociétés de Sciences naturelles (Paris).

PUTSHKOV, V. G. (1960): On the ecology of some little-known species of Heteroptera. I. Entomologicheskoe Obozrenie 39, 300-312 [in Russisch].

SCHMOLKE, F., BRÄU, M. & SCHÖNITZER, K. (2006): Interessante Wanzenfunde aus Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Coreoidea (Insecta: Heteroptera, Geocorisae). – Beiträge zur Bayerischen Entomofaunistik 8, 131-181.

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SIMON, H., ACHTZIGER, R., BRÄU, M., DOROW, W. H. O., GÖRICKE, P., GOSSNER, M. M., GRUSCHWITZ, W., HECKMANN, R., HOFFMANN, H.-J., KALLENBORN, H., KLEINSTEUBER, W., MARTSCHEI, T., MELBER, A., MORKEL, C., MÜNCH, M., NAWRATIL, J, REMANE, R., RIEGER, CH., VOIGT, K., WINKELMANN, H. unter Mitarbeit von GÜNTHER, H., KOTT, P., MÜNCH, D., RABITSCH, W., SCHMOLKE, F., SCHUSTER, G., STRAUSS, G., WERNER, D.J., ZIMMERMANN, G. (im Druck): Rote Liste und Gesamtartenliste der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. 2. Fassung, Stand Dezember 2012 (ergänzt 2020). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5).

WACHMANN, E.; MELBER, A. & DECKERT, J. (2007): Wanzen Band 3 Pentatomomorpha I Aradidae, Lygaeidae, Piesmatidae, Berytidae, Pyrrhocoridae, Alydidae, Coreidae, Rhopalidae, Stenocephalidae. – Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihren Lebensweisen 78. Keltern. 272 S.

Anschriften der Autoren: Dr. Wolfgang H. O. Dorow, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberganlage 25,

D-60325 FRANKFURT AM MAIN, e-mail: [email protected]

Alexander Schneider, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberganlage 25,

D-60325 FRANKFURT AM MAIN; Justus-Liebig-Universität, Institut für Insektenbiotechnologie,

Heinrich-Buff-Ring 26-32, D-35392 GIESSEN, e-mail: [email protected]

Abb.1: Holcocranum saturejae (Foto: E. WACHMANN)

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30 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae)

ANDREAS MÜLLER

Am 06. November 2020 konnte durch den Autor ein Tier der Baumwanze Holcogaster fibulata

(GERMAR, 1831) auf einer besonnten Hauswand im Stadtteil Düsseldorf-Grafenberg dokumentiert

werden. Dieser Beleg befindet sich in der Insektensammlung des Autors. In der Nähe des Fundortes

stehen einzelne Kiefern (z.B. Pinus sylvestris) in umliegenden Gärten. Die Bestimmung der Wanze

durch den Autor wurde durch BEREND AUKEMA bestätigt.

Bei diesem Fund handelt es sich um den zweiten Nachweis von Holcogaster fibulata in

Nordrhein-Westfalen nach dem ebenfalls im Heteropteron publizierten und als Fotobeleg

vorliegenden Nachweis durch BEN HAMERS (2018). Weitere Funde in Deutschland wurden in Baden-

Württemberg 2019 durch RALPH MARTIN, sowie 2020 durch KARIN HERR gemacht. Auch diese

beiden Meldungen liegen nur als Fotobelege vor.

Wie schon in anderen Publikationen z.B. RIBES & GAPON (2006) erwähnt, ist Holcogaster

fibulata rund um das Mittelmeer verbreitet und lebt an Kiefer (Pinus), Wacholder (Juniperus) und

Zypresse (Cypressus). Auch aus den Niederlanden und Belgien wird Holcogaster fibulata seit Ende

2017 regelmäßig gefunden (s. AUKEMA et al. 2019 und MARTIN 2020 für weitere Informationen).

Ob Holcogaster fibulata ihr Verbreitungsgebiet nach Norden bzw. aus den Niederlanden nach

Osten ausweitet, kann z.Z. aufgrund der wenigen Einzelfunde nicht ausreichend geklärt werden.

Abb.1: Holcster fibulata (GERMAR, 1831), Foto der präparierten Wanze (Foto: A. MÜLLER)

Danksagung:

Mein Dank geht an BEREND AUKEMA für die Bestätigung meiner Determination, die Übermittlung seiner Publikation, sowie weiterer Informationen. Literatur:

AUKEMA, B. et al. (2019): Nieuwe en interessante Nederlandse Wantsen IX (Hemiptera: Heteroptera). - Nederlandse Faunistische Mededelingen 52, 25-42.

HAMERS, B. (2018): Nachweis von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen. - Heteropteron H. 51, 14-15.

HOFFMANN, H.J. & HERR, K. (2020): Ein weiterer Nachweis von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Deutschland. - Heteropteron H. 59, 35.

MARTIN, R . (2020): Erster Nachweis von Holcogaster fibulata in Baden-Württemberg. - Heteropteron H. 58, 13-15.

RIBES, J. & GAPON, D. (2006): Taxonomic review of the genus Holcogaster FIEBER, 1860 (Heteroptera: Pentatomidae) with the description of the male and female genitalia. - Russian Entomol. J. 15, 189–195.

Anschrift des Autors:

Dr. Andreas Müller, Grimmstrasse 3, D-40235 DÜSSELDORF, email: [email protected]

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 31

Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae)

TORSTEN VAN DER HEYDEN

Abstract: The first record of Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Germany is reported. Zusammenfassung: Es wird über den Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland berichtet. Key words: Zelus renardii, Reduviidae, Heteroptera, Germany.

Die nearktische Raubwanze Zelus renardii KOLENATI, 1856 wurde bisher als invasive Art für

die folgenden europäischen Länder gemeldet: Albanien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal,

Spanien und Türkei (DAVRANOGLOU 2011, PETRAKIS & MOULET 2011, BAENA & TORRES 2012,

VIVAS 2012, DIOLI 2013, VAN DER HEYDEN 2015, 2017, ÇERÇI & KOÇAK 2016, ZHANG et al. 2016,

SIMOV et al. 2017, PINZARI et al. 2018, RODRÍGUEZ LOZANO et al. 2018, GARROUSTE 2019, GOULA et

al. 2019, PÉREZ-GÓMEZ et al. 2020, VAN DER HEYDEN & GROSSO-SILVA 2020). Die Art wurde in

Europa bisher hauptsächlich im Mittelmeerraum nachgewiesen.

Nun wurde Z. renardii auch erstmals in Deutschland gefunden: Am 23.10.2020 wurde ein

adultes Exemplar in Teningen, Baden-Württemberg von CORNELIA BAUSER In ihrem Haushalt

entdeckt. Ein Foto des Exemplars wurde auf der Online-Plattform iNaturalist veröffentlicht

(https://www.inaturalist.org/observations/63327091) (Abb. 1). Das Tier wurde sehr wahrscheinlich

mit aus Italien stammenden Weintrauben, die in einem Supermarkt gekauft wurden, eingeschleppt, da

das Exemplar direkt nach dem Waschen der Trauben im Waschbecken entdeckt wurde (CORNELIA

BAUSER, persönliche Mitteilung).

Danksagung:

Mein Dank gilt CORNELIA BAUSER für Informationen bezüglich ihres Fundes von Z. renardii.

Literatur: BAENA, M. & TORRES, J.L. (2012): Nuevos datos sobre heterópteros exóticos en España y Francia: Tempyra biguttula

STÅL, 1874, Belonochilus numenius (SAY, 1832) y Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Heteroptera: Rhyparochromidae, Orsillidae, Reduviidae). – Boletín de la Asociación española de Entomología 36, 351-360.

ÇERÇI, B. & KOÇAK, Ö. (2016): Contribution to the knowledge of Heteroptera (Hemiptera) fauna of Turkey. – Journal of Insect Biodiversity 4 (15), 1-18.

DAVRANOGLOU, L.R. (2011): Zelus renardii (KOLENATI, 1856), a New World reduviid discovered in Europe (Hemiptera: Reduviidae: Harpactorinae). – Entomologist’s Monthly Magazine 147 (1766-1768), 157-162.

DIOLI, P. (2013): Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Insecta Heteroptera Reduviidae). – Quaderno di Studi e Notizie di Storia Naturale della Romagna 38 (133), 232-233.

GARROUSTE, R. (2019): Zelus renardii (KOLENATI, 1856): une Réduve nouvelle pour la France (Hemiptera, Reduviidae, Harpactorinae). – Bulletin de la Société entomologique de France 124, 335-336.

GOULA, M., LIZANA, F. & MIRALLES-NÚÑEZ, A. (2019): New records of the Nearctic leafhopper assassin bug, Zelus renardii KOLENATI, 1857 in the Iberian Peninsula (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae). – Butlletí de la Institució Catalana d’Història Natural 83, 219-222.

PÉREZ-GÓMEZ, Á., SÁNCHEZ, Í. & BAENA, M. (2020): Nuevos registros de hemípteros (Insecta: Hemiptera) alóctonos en Andalucía (sur de España). – Revista de la Sociedad Gaditana de Historia Natural 14, 9-19.

PETRAKIS, P.V. & MOULET, P. (2011): First record of the Nearctic Zelus renardii (Heteroptera, Reduviidae, Harpactocorinae) in Europe. – Entomologica Hellenica 20, 75-81.

PINZARI, M., CIANFERONI, F., MARTELLOS, S. & DIOLI, P. (2018): Zelus renardii (KOLENATI, 1856), a newly established alien species in Italy (Hemiptera: Reduviidae, Harpactorinae). – Fragmenta entomologica 50, 31-35.

RODRÍGUEZ LOZANO, B., BAENA RUIZ, M. & GÓMEZ DE DIOS, M.Á. (2018): The invasive species Zelus renardii (KOLENATI, 1857) (Hemiptera, Reduviidae) in Spain and comments about its global expansion. – Transactions of the American Entomological Society 144, 551-558.

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32 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

SIMOV, N., GRADINAROV, D. & DAVRANOGLOU, L.-R. (2017): Three new assassin bug records (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae) for the Balkan Peninsula. – Ecologica Montenegrina 13, 25-29.

VAN DER HEYDEN, T. (2015): Ein aktueller Nachweis von Zelus renardii (KOLENATI, 1856) auf Kreta/Griechenland (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae: Harpactorinae). – BV news Publicaciones Científicas 4 (52), 55-59.

VAN DER HEYDEN, T. (2017): First records of Zelus renardii (KOLENATI, 1856) (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae: Harpactorinae) for Albania. – Arquivos Entomolóxicos 18, 49-50.

VAN DER HEYDEN, T. & GROSSO-SILVA, J.M. (2020): First record of Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Portugal (Heteroptera: Reduviidae: Harpactorinae). – Arquivos Entomolóxicos 22, 347-349.

VIVAS, L. (2012): Primera cita en España de la especie Zelus renardii (KOLENATI, 1857) (Heteroptera: Reduviidae) que representa la segunda cita en Europa. – BV news Publicaciones Científicas 1, 34-40.

ZHANG, G., HART, E.R. & WEIRAUCH, C. (2016): A taxonomic monograph of the assassin bug genus Zelus Fabricius (Hemiptera: Reduviidae): 71 species based on 10,000 specimens. – Biodiversity Data Journal 4, e8150. doi: 10.3897/BDJ.4.e8150.

Anschrift des Autors:

Torsten van der Heyden, Immenweide 83, D-22523 HAMBURG, e-mail: [email protected]

Abb. 1: Zelus renardii KOLENATI, 1856 (Foto: CORNELIA BAUSER auf Online-Plattform "iNaturalist")

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 33

Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe.

HANS-JÜRGEN HOFFMANN

Die Samurai-Wespe (Trissolcus japonicus) ist jüngst in Deutschland angekommen !!!. Das ist

nach der Ankunft der Marmorierten Baumwanze, Halyomorpha halys aber schon der zweite Schritt.

H. halys wurde nach Meinung der Schweizer Kollegen 2004 aus China mit Dachziegeln für den

Chinesischen Garten in Zürich nach Europa eingeschleppt. Zumindest trat die Art in Zürich das erste

Mal in Europa auf. Sie breitete sich in der Umgebung von Zürich sehr schnell weiter aus: nach Basel,

Bern, Schaffhausen, St. Gallen. Es folgten erste Fundmeldungen aus Italien, aus Frankreich und

Belgien, den Niederlanden und vielen weiteren Ländern (s.u.).

Man ist einerseits über jeden Neuzugang (Neozoen i.w.S.) bei den Wanzen erfreut und verfolgt

ihre Ausbreitung. Andererseits möchte man aber auch nicht, dass die Gruppe der Wanzen wegen

eines Schädlings unter den Neueinwanderern in Verruf kommt. Denn das ist die unauffällige

Pentatomide H. halys (STÅL, 1855) zweifelsohne. Als Heteropterologe ist man in einer schwierigen

Situation: soll man sich nun über die Wespe freuen oder ärgern?

Es ist bekannt, dass die Art in Obstbaumkulturen schädlich werden kann. So führte die Ende

des 20. Jahrhunderts nach den Vereinigten Staaten eingeschleppte Art dort zu erheblichen Schäden

mit bis zu 50% Rückgang der Ernte, z.B. Ernteausfällen im Apfelanbau 2007 mit Schäden in Höhe

von 37 Mio. €. 2019 hat sie in Südtirol für Ernteverluste von mehr als 500 Millionen Euro gesorgt. In

Georgien hat die Baumwanze in den letzten zwei Jahren jeweils ein Drittel der Haselnussernte

vernichtet, mit Umsatz-Einbußen von 60 Millionen Euro. In Deutschland sind z.Z. vor allem

Südbaden und die Bodenseeregion bedroht, wo die Ämter allerdings schon vorsorglich sehr stark

warnen. Im Ursprungsland China spielt die Art anscheinend keine besondere Rolle. Dort gibt es als

Gegenspieler Parasiten, die Samurai-Wespen Trissolcus japonicus und Trissolcus mitsukurii (und

andere). Sie halten die Populationen der Wanzen durch Parasitierung der Eier offensichtlich in

Schach. Der Wanzenforscher TIM HAYE erforschte schon seit längerem, ob es einheimische

Schlupfwespen gibt, die in Europa die Aufgabe eines Parasiten übernehmen könnten. Er schreibt:

"Am einfachsten wäre es natürlich, die Samurai-Wespe einzufliegen. Doch dafür müssten mögliche

ökologische Risiken zuverlässig überprüft werden." Das hat sich nun auf andere Weise erledigt. Die

Samurai-Wespen wurden „zum Glück“ 2000 ebenfalls in die Schweiz oder in Oberitalien

eingeschleppt und nachgewiesen. Offensichtlich breiten sie sich jetzt auch, in der Nachfolge zu H.

halys, weiter nach Norden aus. In der Tageszeitung EXPRESS vom 07.10.2020 wurde unter der

Überschrift "Sensationelle Entdeckung - Neue Wespenart in Deutschland entdeckt. Ist sie für uns

gefährlich?" nun der erste Fund von Trissolcus japonicus für Deutschland bei Heidelberg groß

vorgestellt und gefeiert, ebenso wie in anderen Medien (z.B. GEO s. CARSTENS (2020), Süddeutsche

Zeitung s. HUMMEL (2020)). Mittlerweile arbeiten schon div. Anstalten und Einrichtungen an der

Problematik der Biologischen Schädlingsbekämpfung gegen H. halys mittels der Schlupfwespen (s.

z.B. LTZ (Landwirtschaftliches Technologiezentrum) Augustenburg in Karlsruhe, Versuchszentrum

Laimburg/Italien in S-Tirol (SCHMIDT 2020)) und bauen Zuchten und Methoden zur Freisetzung ab

2020 auf. Interessant ist übrigens, dass auch in den USA die Lösung der Frage "Aussetzung des

Parasiten oder nicht?" sich dort durch "spontanes" Auftreten der Art erübrigte (TALAMAS 2018).

Heutzutage gehört ein Homepage ja fast schon zum guten Ton. Aber eine Wanzenart mit

eigener Homepage? Zu der Wanze H. halys und der Samurai-Wespe jedenfalls gibt es eine sehr gute

Präsentation im Internet.

Die derzeitige Internet-Adresse lautet: https://www.halyomorphahalys.com

Sie wurde von TIM HAYE mit umfangreichen Informationen und zahlreichen Fotos erstellt, so

dass in der vorliegenden Arbeit auf jegliche Details zur Art verzichtet werden soll. Man sollte nicht

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34 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

versuchen, es besser zu machen, selbst wenn nicht gesichert ist, wie lange die Internetquelle

verfügbar ist! Aber auch in vielen der in der Bibliographie aufgeführten Arbeiten finden sich schon

zahllose Angaben mit vielen Wiederholungen.

Abb. 1: links:Trissolcus japonicus und Trissolcus mitsukurii (Foto: www.laimburg.it/downloads)

rechts: H. halys Brühl, 11.01.2021 (Fot. M. HOFFMANN) T. HAYE bringt folgende Kapitel: Die Marmorierte Baumwanze, Halyomorpha halys

Merkmale

Biologie und Lebenszyklus

Wirtspflanzen

Schadbild

Bekämpfung

Aktuelle Verbreitungskarten Eurasien, Schweiz 2018,

potentielle Ausbreitung

Vergleich einheimische Stinkwanzen

Vergleich Wanzeneier

Wanzennymphen

links, News, Publikationen

Die Samurai-Wespe

TIM HAYE berichtet u.a. dabei auch von Masseneinwanderung der Tiere in Wohnungen zwecks

Überwinterung. Er rät z.B. in solchen Fällen den Schädling einzusammeln und zu töten. Dazu

empfiehlt er, die Wanzen für kurze Zeit ins Tiefkühlfach zu legen. Den Schädling von Hand zu töten

sei keine gute Idee, die Wanze sondere ein Abwehrsekret ab und stinke zum Himmel. Auch Karten

zur Verbreitung der Art in der Schweiz, in Europa und zur potentiellen Verbreitung (s. Anmerkung

unten) finden sich auf der Internetseite von T. HAYE.

In der digitalen Version des Paläarktis-Katalogs der Wanzen von AUKEMA et al. (1995ff,

digitale Version [s. HETEROPTERON 53, p. 7, 2018]) finden sich noch folgende spezielle Hinweise

(Literaturzitate in der Bibliographie im nächsten Heft des HETEROPTERON):

Allgemeines zu H. halys: BERGMANN et al. 2016 (Wirtspflanzen); KOBAYASHI 1956 (Eier, Larven); PARSHAD 1957b

(Größe; Färbung); REN 1992a (Eier); WYNIGER & KMENT 2010 (Bestimmung); ZHANG 1985 (Abbildungen);

MUSOLIN et al. 2019 (Kontrolle der Larven-Entwicklung durch Temperatur und Photoperiode, Diapause der

Imagines).

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 35

Zur außereuropäischen Ausbreitung von H. halys: Taiwan (LIN et al. 1999b); USA (HOEBEKE & CARTER 2003); Canada

(FOGAIN & GRAFF 2011); Chile (FAÚNDEZ & RIDER 2017);

Zur (i.w.S.) europäischen Ausbreitung, sortiert nach Erscheinungssjahr: Schweiz (WERMELINGER et al. 2008);

Liechtenstein (ARNOLD 2009b); S-Deutschland (HECKMANN 2012); Frankreich (CALLOT & BRUA 2013); Italien

(MAISTRELLO et al. 2013); Griechenland (MILONAS & PARTSINEVELOS 2014); Ungarn (VÉTEK et al., 2014);

Rumänien (MACAVEI et al. 2015); Österreich (RABITSCH & FRIESS 2015); Spanien und Sardinien (DIOLI et al.

2016); Schweiz (FREY et al. 2016); Georgien (GAPON 2016); Russland (MITYUSHEV 2016); Bulgarien (SIMOV

2016); Sizilien (CARAPEZZA & LO VERDE 2017); Europ. Türkei (ÇERÇI & KOÇAK 2017); Slovakei (HEMALA &

KMENT 2017); Czech. Republik (KMENT & BŘEZÍKOVÁ 2018); Slovenien (ROT et al. 2018); Kroatien (ŠAPINA &

JELASKA 2018); Niederlande (AUKEMA et al. 2019); Albanien Belgien, Island, Macedonien, Ukraine, Polen

(CLEAREBOUT 2019); Portugal (GROSSO-SILVA et al. 2020).

Die Ausbreitung der Art in Europa ist in der "EPPO Global Database" des Sekretariat der

Europäischen und Mediterranen Pflanzenschutzorganisation sehr gut dokumentiert und verfolgbar.

Die Art wurde 1855 von STÅL (ohne Abbildung) unter Pentatoma Halys beschrieben:

Der Name wurde wohl nach dem größten Fluss in Kleinasien namens Halys (zwischen Persien

und Lydien) vergeben; warum er ein zweites Mal in Kombination mit morpha, Form erscheint, deutet

nicht auf Erfindungsreichtum hin. Als deutscher Name hat sich "Marmorierte Baumwanze"

entsprechend der "brown marmorated stink bug" eingebürgert. Den eingedeutschten Namen

"Samurai-Wespe" verdankt diese ihrer asiatischen Herkunft und den großen Hoffnungen in sie als

Schädlingsbekämpfer von Wissenschaftlern in den USA, wo sie schon länger vorkommt.

Für 2011 wurden erste Funde der Wanzenspecies von HECKMANN (2012) von Konstanz am

Bodensee gemeldet, erweitert um Vorkommen aus Südbaden und dem Bodenseegebiet (HECKMANN

2016). (Nach einigen Autoren kommt die Art seit 2000 in Deutschland vor, obwohl sie erst 2004

erstmalig in der Schweiz auftrat!) 2017 meldeten HAYE & ZIMMERMANN weitere Fundorte wie Berlin

und Stuttgart und betonten, dass die Art in Deutschland nunmehr als etabliert zu gelten habe.

HANSELMANN (2016) meldete Mainz (Rheinland-Pfalz) als Fundort. Es folgten Berichte über (oft

punktförmige oder sich örtlich ausweitende) Vorkommen z.B. in Hessen von MORKEL & DOROW

(2017) in Frankfurt und von MORKEL & RENKER (2019) mit 5 weiteren Fundorten. KOTT (2019a+b)

stellte die Funde an 6 Stellen in NRW bzw. speziell in und bei Köln zusammen. Auch im Süden und

Südosten Deutschlands wurde die Art nachgewiesen: in Bayern 2020 an mehr als 17 Fundorten von

Würzburg bis München (LTZ AUGUSTENBURG 2020), in Sachsen seit 2018 an 3 Fundorten in Leipzig

bzw. Chemnitz (Internetseite "Insekten Sachsen").

Zwar werden bei Neueinwanderern in der Regel die Erstfunde meist recht schnell

veröffentlicht. Anschließend erlöscht aber oft das Interesse, so dass es schwierig wird, die weitere

Ausbreitung zu verfolgen. Hier bieten sich entsprechende Plattformen im Internet an, wo Spezialisten

und Amateure (mit oder ohne detaillierte Artkenntnisse) Funde melden können.

Früher war es üblich, Verbreitungskarten in der Weise anzufertigen, dass man sich alle erreichbaren eigenen und

in der Literatur genannten Vorkommen notierte und mühsam in eine Karten eintrug. Mit Erfindung des Computers

vereinfachte sich die Methode, indem man Informationen in vorbereitete Kartengrundrisse schneller mittels des PCs

eintragen konnte. In Frage kommende Internet-Plattform bieten z.Z. die Möglichkeit, dass auch Amateure oder z.B.

Fotografen ihre Meldungen dort einstellen können und diese Funde im gleichen Moment in den Karten automatisch (evtl.

nach Prüfung durch Spezialisten) als Fundpunkt erscheinen. Dadurch ist größtmögliche Aktualität zu erreichen. Außer

exakten Angaben zu Ort und Datum finden sich meist auch Belegfotos und z.T. Angaben zum Autor.

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36 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Nachfolgend sollen die interessanten Ergebnisse aus zwei Plattformen vorgestellt werden. Die

derzeit wohl besten Verbreitungskarten finden sich auf der (internationalen) Internet-Plattform

https://www.inaturalist.org/taxa (betrieben von California Academy of Sciences & National

Geographic Society). Hier gibt es als erstes Bemerkenswertes eine weltweite Darstellung der

Vorkommen der Art H. halys (Abb. 2a). Auffällig ist, dass gerade in Asien (Japan, östliches China,

Taiwan, Korea), der ursprünglichen Verbreitungsregion, relativ wenig Meldungen vorliegen. Das

dürfte davon herrühren, dass die Art dort nicht als auffälliger Schädling registriert ist. Interessant ist

die Häufung von Meldungen in den USA, wohin die Art zunächst von Asien kommend 2001

(vielleicht sogar schon 1996) eingeschleppt worden ist. Man kann in diese Karte hinein zoomen und

erhält dann besser aufgelöste Einzel-Darstellungen z.B. für Europa (Abb. 2b), oder für Deutschland

(Abb. 2c) und ggf. sogar für die Vorkommen in speziellen Städten (wie Köln oder Düsseldorf, s.

Abb. 2d).

Abb. 2: Verbreitung von H.halys weltweit, europaweit, in Deutschland sowie (als Beispiele) in Köln und Düsseldorf

(Quelle: https://www.inaturalist.org/taxa, Stand Januar 2021)

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 37

Hier kann man die Auflösung noch weiter verfeinern: sofern man auf einen solchen

Verbreitungspunkt klickt, erhält man die exakten Angaben z.B. zu Ort und Datum, während der

Autor häufig nur mit Abkürzungen genannt wird. Hinter manchen Punkten verbergen sich mehrere

Nachweise, die dann ebenfalls einzeln angeklickt werden können. Es dürfte sich hier um die zeitlich

jüngste Darstellungsmöglichkeit handeln.

So finden sich z.B. für das zu erwartende Vorkommen in Niedersachsen zwei Meldungen: Braunschweig (31.10.2020) mit Foto,

Bremen (23.10.2020) mit Foto,

für das Bundesland Sachsen-Anhalt ein zusätzlicher Fundort (s.u.):

Halle/Saale (18.01.2021) mit Fotos,

und auch für NRW gibt es außerhalb der bekannten Verbreitungsschwerpunkte um Bonn, Köln und

Düsseldorf sowie Meldungen aus Krefeld, Duisburg, Mülheim a.d. Ruhr, Herne hier auch zwei

Ergänzungen: Hagen (27.05.2019) mit Foto,

Münster (03.10.2020) mit Fotos,

sowie div. Meldungen für Brandenburg (und Berlin).

Damit ist die Abfolge der Ausbreitung aus dem Süden Deutschlands vom Bodensee-Gebiet

über Frankfurt, Mainz, Koblenz, Köln/Bonn in das Ruhrgebiet bis Münster und

Niedersachsen/Bremen sehr schön zu erkennen. Im Osten Deutschlands ist eine Ausbreitung nicht so

klar erkennbar.

Auf der H. halys-Karte dieser Plattform zeigt sich - unabhängig von evtl. Fehlbestimmungen -

dass europaweit gesehen die Art schon in weiteren Ländern wie Großbritannien, Dänemark und

Polen gemeldet wurde. Der oben schon genannte Link auf die Seiten unter

https://www.halyomorphahalys.com von T. HAYE bringt noch eine Kartendarstellung über die

potentielle Verbreitung in Europa. Letztere weist allerding sehr viele Bereiche in N-Europa (z.B.

Deutschland, Skandinavien usw.) als "ungeeignet" aus, die momentan schon besiedelt sind (s.

Meldungen aus Großbritannien und Dänemark), so dass sie als unrealistisch zu verwerfen ist.

Auf der 2. Plattform unter https://naturgucker.de gibt es ebenfalls Meldungen (vor allem aus

Deutschland) für H. halys, auch hier z.T. ohne Belegfotos (Abb. 3 a-c). Hier findet sich die

Möglichkeit, in der Karte sonstige Fundmeldungen (gelb dargestellt), wofür in der Datenbank selbst

keine Meldungen vorliegen, europaweit einzublenden. Außerdem werden die gemeldeten Funde (416

Beobachtungen in Deutschland, 1.364 Individuen, Stand Januar 2021) phänologisch und im Hinblick

auf die Höhenverbreitung aufbereitet.

So finden sich hier - anderweitig wohl nicht publizierte - Fundmeldungen für Sachsen-Anhalt: Muldestausee/Gröbern/Krina/Landkreis Anhalt-Bitterfeld (05.08.2020) o. Foto,

Altmark/Estedt/Berge (31.03.2019) o. Foto,

und für Niedersachsen/Bremen: Lüneburg/Moorfeld/Adendorf (07.07.2020) mit Larvenfoto,

Bredenbeck/Sors (07.06.2020) Nabu-Meldung o. Foto.

Nachdem also für die meisten Bundesländer (Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-

Westfalen, Sachsen und Berlin/Brandenburg) bereits Vorkommen gemeldet wurden, finden sich auf

diesen beiden Plattformen Fundmeldungen für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Es sollte auf die

weitere Ausbreitung in Niedersachsen mit Bremen, nach Hamburg, in Thüringen und in

Mecklenburg-Vorpommern geachtet werden. So ist z.B. zu erwarten, dass die Art

höchstwahrscheinlich sehr schnell z.B. die großen Obstplantagen im Alten Land bei Hamburg

erreichen könnte. Im Hinblick auf das Vorkommen in Niedersachsen zeigt sich auf der 2. Plattform

allerdings auch direkt eine Problematik: Das Belegfoto zeigt untypisch extrem dunkel gefärbte 1.

Larven, die m.E. schlecht zuzuordnen sind: sie können von H. halys, evtl. aber auch von Palomena

prasina stammen.

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38 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Abb. 3: Verbreitung von H. halys in Europa, Deutschland und (als Beispiel) Köln (Quelle: https://naturgucker.de, Stand Januar 2021) Markierung: gelb bekannte Verbreitung, violett Meldungen bei "Naturgucker", dunkel violett mehrere Meldungen

Grundsätzlich sind Plattformen wie die beiden Vorgenannten, aber auch andere wie "Insekten

Sachsen" oder solche speziell von/für Fotografen wegen der Zeitnähe der Meldungen eine sehr gute

Quelle. Probleme machen z.T. fehlende Foto-Belege oder fragliche/mangelhafte Überprüfung der

Richtigkeit der Bestimmungen.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 39

Fazit: Auf die Ausbreitung der Art H. halys in Deutschland z.B. in den Bundesländern

Niedersachsen/Hamburg und auch in den östlichen Gebieten Deutschlands, Thüringen und

Mecklenburg-Vorpommern, sollte also genauer geachtet werden: sowohl bei der Wanze als auch

deutschlandweit bei den parasitischen Wespen (soweit man sie - z.B. anhand parasitierter Eigelege -

erkennt!) und ggf. auf Schäden an Nutzpflanzen.

Mittlerweile gibt es eine sehr umfangreiche Literatur aus den letzten Jahren, vor allem im

Hinblick auf die Bekämpfung der Art. Weit über 100 Arbeiten finden sich allein in Journal of Pest

Science der Jahre 2014 ff. Wegen des Umfanges soll diese Bibliographie erst im nächsten Heft des

HETEROPTERON folgen.

Danksagung: Ich danke LUKAS RABER für Hinweise auf die und bei den Internet-Plattformen und PETER KOTT für das

Korrekturlesen.

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Internet) 12.10.2020.

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HECKMANN, R. (2012): Erster Nachweis von Halyomorpha halys (STÅL, 1855) (Heteroptera: Pentatomidae) für Deutschland. – Heteropteron H. 36, 17–18.

HECKMANN, R. (2016): Weitere Nachweise von Halyomorpha halys (STÅL, 1855) (Heteroptera: Pentatomidae) im westlichen Bodenseegebiet. - Heteropteron H. 46, 3-4.

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KOTT, P. (2019b): Halyomorpha halys (STÅL, 1855) – Beobachtungen zur Ausbreitung der Art im Kölner Raum. - Heteropteron H. 56, 33-38.

LTZ AUGUSTENBURG (2020): Wanzen: Auf der Mauer, auf der Lauer - In Bayern sind neue Schadwanzen auf dem Vormarsch. Beide Arten können im Garten, in Streuobstwiesen und auch in Ackerkulturen Schaden anrichten. - Bayerisches landwirtschaftliches Wochenblatt (im Internet) 22.09.2020.

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MORKEL, C. & RENKER, C. (2019): Erste Funde der Grünen Reiswanze Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) und Etablierung der Marmorierten Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) in Hessen (Heteroptera: Pentatomidae). - Heteropteron H. 54, 13-20.

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ZIMMERMANN, O. & HAYE, C. (2018): Die Marmorierte Baumwanze - ein neuer Schädling im Obstbau in Deutschland. - Öko-Obstbau 4/2018, 17-20.

Anschrift des Autors: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln,

Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, e-mail: [email protected]

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40 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera:

Aphelocheiridae)

BODO PLESKY

Seit der Zusammenfassung zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis in

Deutschland von HOFFMANN (2008, 2009: historische Nachweise langflügeliger Exemplare vgl. hier)

sind einige Arbeiten zu dieser Art hinzugekommen, die insbesonders auch Funde makropterer

Exemplare beschreiben (LANDECK 2009, BÄSE 2010, KLEINSTEUBER 2010, PLESKY et al. 2013). Da

im Gegensatz zur aktuell recht hohen Nachweishäufigkeit der Grundwanze insgesamt der Nachweis

langflügliger Exemplare recht selten ist, soll nachfolgender Fund hier veröffentlicht werden.

Mit Ausnahme des Vogtlandes ist die Grundwanze im gesamten sächsischen Tief- und

Hügelland verbreitet. Im Jahr 2012 konnte in der Mulde bei Eilenburg ein makropteres Exemplar

nachgewiesen werden, es war damit das erste bekanntgewordene langflügelige Exemplar in Sachsen

(KLAUSNITZER & KLAUSNITZER 2012, PLESKY et al. 2013). Ca. 20 Kilometer unterhalb des alten

Fundortes, nördlich von Bad Düben, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, konnten 2020 zwei weitere

Exemplare gefangen werden. Der Nachweis erfolgte an einer strömungsberuhigten, ufernahen Stelle

mit kiesigem Substrat. Insgesamt wurden fünf Adulte und eine große Anzahl Larven gefangen.

Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794): 1 ♂makropter, 1 ♀ hypomakropter, 3 ♀♀mikropter

BRD / Sachsen / Mulde nördlich Bad Düben

WGS84 12,54277/51,60171; MTB 4341,34; 84 m.ü.NN

24.06.2020, leg./coll. PLESKY

Bei den langflügeligen Exemplaren handelt es sich um ein makropteres Männchen mit voll

ausgebildeten Vorder- und Hinterflügeln (Abb. 1). Die Erhabenheit des Scutellums lässt eine

ausgebildete Flugmuskulatur vermuten. Das zweite langflügelige Exemplar (Abb. 2) ist ein

Weibchen mit nicht voll ausgebildeten (verkürzten) Vorder- und Hinterflügeln und flachem

Scutellum. Nach LARSÉN (1931) in HOFFMANN (2008) ist dieses Weibchen der Gruppe der

hypomakropteren Morphe zuzuordnen und damit ein wahrscheinlich noch seltenerer im Freiland

beobachtetes Phänomen. Als Grund hierfür ist die schlechte Erkennbarkeit intermediärer Formen im

Feld zu vermuten.

Ein Lichtfang am 23.06.2020 unweit der Fundstelle erbrachte keine fliegenden Grundwanzen.

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HETEROPTERON Heft 61 / 2021 41

Abb. 1: makropteres ♂ (Alkoholpräparat) Abb. 2: hypomakropteres ♀ (Alkoholpräparat)

(vor und nach der Präparation) (vor und nach der Präparation)

Literatur:

BÄSE, W. (20l0): Nachweis eines makropteren Exemplars der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Sachsen-Anhalt (Heteroptera, Aphelocheiridae). - Entomologische Mittteilungen Sachsen-Anhalt 18, 28-29.

HOFFMANN, H.-J. (2008): Zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Deutschland, nebst Angaben zur Morphologie, Biologie, Fortpflanzung und Ökologie der Art und zum Fund eines makropteren Exemplars (Heteroptera). - Entomologische Nachrichten und Berichte 52, 149-180.

HOFFMANN, H.J. (2009): Nachtrag zu: "Zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis...". - Heteropteron H. 31, 29-30.

KLAUSNITZER, U. & KLAUSNITZER, B. (2012): Die Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Oberlausitz (Heteroptera, Aphelocheiridae). - Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 20, 67-68.

KLEINSTEUBER, W. (2010): Zur aktuellen Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Thüringen (Heteroptera: Aphelocheiridae). - Mitteilungen des Thüringer Entomologenverbandes e.V. 17, 2-10.

LANDECK, I. (2009): Fund einer flugfähigen Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) (Nepomorpha, Aphelocheiridae) im Süden des Landes Brandenburg. - Heteropteron H. 31, 26-28.

LARSEN, O. (1931): Beitrag zur Kenntnis des Pterygopolymorphismus bei den Wasserhemipteren. - Lunds Universitets Arsskrift N.F. 2,27(8), 1-30.

LEHMANN, C. (1935): Beiträge zur Kenntnis der Fauna westdeutscher Gewässer. 4. Der erste Fund der makropteren Form von Aphelocheirus aestivalis FABR. in Deutschland. - Zool. Anzeiger 111, 60-63.

PLESKY, B., KÜTTNER, R. & HELLWIG; G. (2013): Zur Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in Sachsen und der erste Fund eines makropteren Exemplars in Sachsen. - Entomologische Nachrichten und Berichte 57, 51-58.

Anschrift des Autors:

Bodo Plesky, Kopernikusstraße 47, D-02827 GÖRLITZ, e-mail: [email protected]

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42 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

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JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37)

HANS-JÜRGEN HOFFMANN

HELGA STEIN schickte mir die folgende Literaturstelle, die bisher (auch in dem interessanten

Werk von KLAUS REINHARDT: "Literarische Wanzen - Eine Anthologie" (Berlin 2014) mit sehr vielen

Literaturstellen) anscheinend noch nicht bei den Heteropterologen bekannt war.

Achtung: Nicht EUGEN R., sondern JOSEF R. ist der Autor!

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44 HETEROPTERON Heft 61 / 2021

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