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100 Jahre Karbonaria Nürnberg Seite 1 Grußwort von Staatsminister Dr. Markus Söder zum 100. Stiftungsfest der Freien Abiturienten- und Absolventen- Vereinigung Karbonaria Nürnberg e.V. vom 17. bis 19. Oktober 2014 Sehr geehrte Damen und Herren, als Mitglied einer ebenfalls Farben tragenden Studentenverbindung, der Burschenschaft Teutonia, ist es mir eine besondere Freude Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Als vor 100 Jahren Ihre Abiturienten- und Absolventen- vereinigung unter dem Namen „Karbonaria“ gegründet wurde, wollten die Gründungsphilister damit vor allem ihre freiheitliche Gesinnung zum Aus- druck bringen. Gemeinsam mit dem Wahlspruch „Einigkeit macht stark“ haben Sie sich somit Grundprinzipien gesetzt, die ebenfalls in der dritten Strophe des Deutschlandliedes, der deutschen Nationalhymne, vorkommen und als eine Art Leitspruch der Bundesrepublik Deutschland gelten. Gerade im Hinblick auf die Krise in der Ukraine wird deutlich, wie wichtig es ist, sich auch in der heutigen Zeit noch für diese Werte einzusetzen. Die Karbonaria Nürnberg schafft es, Menschen mit den unterschiedlichsten Meinungen und Lebensanschauungen zu einer Gemeinschaft zu vereinen. Eine solche Vereinigung bietet die Gelegenheit einer regen und generation- enübergreifenden Kommunikation, die dazu beitragen kann, den eigenen Horizont zu erweitern. Von Vorteil ist hier vor allem auch der Umstand, dass es sich bei der Karbonaria Nürnberg nicht um eine reine Studentenverbin- dung handelt. Insbesondere Absolventen, die sofort ins Berufsleben eintreten, leisten mit ihren sich vom studentischen Leben unterscheidenden Erfahrungen einen Beitrag zur Meinungsvielfalt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen des 100. Stiftungsfestes und viel Glück und Erfolg für die nächsten 100 Jahre. Ihr Dr. Markus Söder, MdL BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM DER FINANZEN, FÜR LANDESENTWICKLUNG UND HEIMAT

100 Jahre Karbonaria Nürnberg · 2019. 12. 23. · Josef Bastl, Johann Eckmann, Johann Kolb, Ernst Standhartinger, Ernst Georg Braun, August Heuberger, Andreas Kuschel, Ludwig Vycpalek,

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100 Jahre Karbonaria Nürnberg

Seite 1

Grußwort von Staatsminister Dr. Markus Söder zum 100. Stiftungsfest der Freien Abiturienten- und Absolventen-Vereinigung Karbonaria Nürnberg e.V. vom 17. bis 19. Oktober 2014

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Mitglied einer ebenfalls Farben tragenden Studentenverbindung, der Burschenschaft Teutonia, ist es mir eine besondere Freude Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Als vor 100 Jahren Ihre Abiturienten- und Absolventen-vereinigung unter dem Namen „Karbonaria“ gegründet wurde, wollten die Gründungsphilister damit vor allem ihre freiheitliche Gesinnung zum Aus-druck bringen. Gemeinsam mit dem Wahlspruch „Einigkeit macht stark“ haben Sie sich somit Grundprinzipien gesetzt, die ebenfalls in der dritten Strophe des Deutschlandliedes, der deutschen Nationalhymne, vorkommen und als eine Art Leitspruch der Bundesrepublik Deutschland gelten. Gerade im Hinblick auf die Krise in der Ukraine wird deutlich, wie wichtig es ist, sich auch in der heutigen Zeit noch für diese Werte einzusetzen.

Die Karbonaria Nürnberg schafft es, Menschen mit den unterschiedlichsten Meinungen und Lebensanschauungen zu einer Gemeinschaft zu vereinen. Eine solche Vereinigung bietet die Gelegenheit einer regen und generation-enübergreifenden Kommunikation, die dazu beitragen kann, den eigenen Horizont zu erweitern. Von Vorteil ist hier vor allem auch der Umstand, dass es sich bei der Karbonaria Nürnberg nicht um eine reine Studentenverbin-dung handelt. Insbesondere Absolventen, die sofort ins Berufsleben eintreten, leisten mit ihren sich vom studentischen Leben unterscheidenden Erfahrungen einen Beitrag zur Meinungsvielfalt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen des 100. Stiftungsfestes und viel Glück und Erfolg für die nächsten 100 Jahre.

Ihr

Dr. Markus Söder, MdL

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM DER FINANZEN, FÜR LANDESENTWICKLUNG UND HEIMAT

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Grußworte der Stadt Nürnberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Farbenbrüder!

Zum 100. Stiftungsfest gratuliere ich der Freien Abiturienten- und Absolven-ten Vereinigung Karbonaria in Nürnberg sehr herzlich.

Seit 1914 leistet die Karbonaria erfolgreich eine wertvolle und am Gemein-wohl orientierte Arbeit. Dafür spreche ich Ihnen im Namen der Stadt Nürn-berg und auch persönlich meinen herzlichen Dank aus!

Über zwei Weltkriege und die Zeit des Verbots der Verbindung im National-sozialismus hinweg haben sich Ihre Mitglieder die Treue gehalten und sind gemäß Ihrem Wahlspruch „Einigkeit macht stark“ für einander eingetreten.

Gerade in der heutigen Zeit des Umbruchs und des Wertewandels bietet die Karbonaria Halt und Orientierung und bietet anschaulich Beispiele für den Erhalt zeitlos gültiger Ideale und definiert Werte neu.

Heute, 100 Jahre nach der Gründung, können Sie stolz auf ein erfolgreiches Wirken zurückblieben und bitte Sie auch zukünftig das städtische Gemeinwe-sen mitzugestalten!

Mit farbenbrüderlichem Gruß!

Dr. Klemens Gsell GEL 3. Bürgermeister

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Grußworte des Kartellseniors des PSC

Nürnberg im Oktober 2014

Liebe Gäste, liebe Farbenbrüder, liebe Kartellbrüder,

der Fussball mag trennen - aber unsere Farben verbinden!

Besonders trifft dies wohl zwischen Nürnberg und Fürth und zwischen Fran-ken und Restbayern zu.

Unsere Bünde und unser Kartell gründen auf den Verbindungen von Men-schen, auf den Freundschaften von Farbenträgern, Bundesbrüdern, Kartell-brüdern, Zipfelbrüdern.

Und gerade ich, der ich heute die Ehre habe, für unseren Passauer Senioren Convent dieses Grußwort an Euch richten zu dürfen, schätze und genieße dieses.

Vor gut 35 Jahren war ich Fuxe in meiner lieben Alemannia. Damals hatte ich über unsere Patenverbindung Karbonaria die ersten Auswärtskontakte, die ersten Kontakte in den PSC.

Lernte ich doch damals schon die Tradition, dass beim Thomastag alle PSC Bünde nach Nürnberg kommen, um gemeinsam Freundschaften zu pflegen, zu erneuern und zu gewinnen.

Wichtig für mich war, die Vielfältigkeit und Individualität der Bünde im PSC schätzen zu lernen und das Freundschaftnetzwerk auszubauen.

Danke, liebe Karbonaren für die vielen Gelegenheiten hierzu und für Euer Engagement im PSC und für den PSC!

Und damit sind wir bei einer weiteren, von Euch gestalteten Möglichkeit, Freundschaft zu genießen: das Stiftungsfest anlässlich des 100. Gründungs-jubiläums einer sehr verehrlichen Freien Abiturienten- und Absolventen Ver-bindung Karbonaria Nürnberg e. V. im PSC, Euer Stiftungsfest.

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Liebe Karbonaria,

Im Namen des PSC wünsche ich Euch zu Eurem 100. Stiftungsfest gutes Ge-lingen für ein geziemendes Fest unter Freunden und für die Zukunft noch vie-le farbenvolle Erlebnisse!

Herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank!

Mit schwarz-weiß-blauem Kartellgruß

Euer Kartellsenior des Passauer Seniorenconvents

Robert Nicklas v. Gigolo Z! AAV Alemannia zu Fürth im PSC Grußworte des Philisterseniors der F.A.A.V. Karbonaria

Die freie Abiturienten- und - Absolventenvereinigung Karbonaria kann in die-sen Tagen auf 100 Jahre Farbenleben zurückblicken. Zu den Festveranstal-tungen heiße ich alle Gäste von nah und fern, die uns die Ehre ihres Besuchs geben, auf das Herzlichste willkommen. Darunter Kartell- und Farbenbrüder des Passauer-Senioren-Convents und anderer uns besonders nahe stehen-der Korporationen. Nicht zuletzt gilt mein Gruß den eigenen Bundesbrüdern mit ihren Ehefrauen. Letztere prägen in langer Tradition als Bundesschwes-tern unsere Karbonarenfamilie entscheidend mit. Einige Bundesbrüder durf-ten die Kneiptafel noch mit Gründungsphilistern, die unseren Bund vor 100 Jahren ins Leben riefen, teilen. Musste der Weg vom Gaslicht über die Elekt-rifizierung zur Massenmotorisierung den Gründungsvätern schon atemberau-bend erschienen sein, so stellen die heutige elektronische Kommunikations-entwicklung und die aktuelle Biochemie mit den entsprechenden medizini-schen Anwendungsperspektiven jedes Faszinosum früherer Errungenschaf-ten in den Schatten.

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Wenn auch vordergründig noch eine gemütliche und beschauliche Zeit, stan-den bei unserer Gründung schon drohende Wolken am politischen Horizont, die sich nur Monate später zum ersten Weltkrieg entladen sollten. Bewegte 100 Jahre folgten, wie allerorts, auch für unsere Karbonaria.

Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt in nie geahnter Dimension und Geschwindigkeit bewahrten nicht vor politischen und gesellschaftlichen Ver-werfungen mit ethischen und materiellen Zerstörungen; nein sie wirkten in Teilen sogar noch verschärfend.

Trotz eines geordneten Gemeinwesens in demokratisch-rechtsstaatlichen Strukturen und trotz eines gerüttelten Maßes an Wohlstand erscheint das Wertefundament unserer heutigen Gesellschaft nicht in allen Bereichen stabil. Teile der Jugend versuchen dies mit grenzenloser Spaß-Orientierung bis hin zu Drogen- und Gewaltexzessen zu verdrängen und zu verdecken. Die uneigennützige Übernahme von Pflichten in einem lebenslangen Freund-schaftsbund hat da keinen Platz. Aber nicht nur Korporationen, sondern auch Vereine ohne Lebensbundprinzip und sogar politische Parteien unterschied-lichster Richtung beklagen die verbreitete Bindungsunwilligkeit.

Neben der nüchternen Rückschau steht aber heute die Freude im Vorder-grund. Unsere Karbonaria hat zwei Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise und mehrere Währungsreformen überlebt und sie erfreut sich trotz aller Wirren der Zeitgeschichte eines lebendigen Verbindungslebens in Wahrung ihrer farbenstudentischen Werte.

In diesem Bewusstsein wollen wir mit unseren Gästen ein würdiges und hoff-nungsfrohes Fest erleben.

Ludwig Jochem Meyer 1.Vorsitzender / Philistersenior

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Grußworte des aktiven Seniors der FAAV Karbonaria Nürnberg e.V. im Passauer Senioren Convent

Die FAAV Karbonaria heißt alle Gäste, Farbenträger, Kartell- und Bundes-brüder mit ihren Angehörigen herzlich willkommen. Sie erweisen uns die Eh-re, gemeinsam mit uns unser 100. Stiftungsfest zu feiern und sind dafür aus nah und fern nach Nürnberg angereist.

Unsere 11 Gründungsburschen hatten klugen Weitblick bewiesen, als sie vor einem Jahrhundert den passenden Wahlspruch „Einigkeit macht stark!“ für unseren Bund wählten; bündelt er doch in nur drei Worten das zentrale Er-folgsgeheimnis unseres Bundes: Unser fester Zusammenhalt, die Treue zum Bund, das gegenseitige Vertrauen, die gelebte bundesbrüderliche Hilfsbereit-schaft. Diesen Idealen fühlt sich jeder Karbonar jederzeit verpflichtet. Dane-ben ist in Reihen Karbonarias die Pflege farbentragender Traditionen und der respektvolle generationsübergreifende Dialog fest verankert. All diese Zuta-ten machten aus jedem einzelnen Karbonar eine charakterstarke Persönlich-keit: standfest, zuverlässig, verantwortungsbewusst!

Dieses solide Fundament unserer inneren Stärke ermöglicht es unserem Bund, stets einen aktiven Beitrag im Dachverband des Passauer Senioren Convents (PSC) leisten zu können. In ihm haben wir Anschluss zu vielen gleichgesinnten Farbenträgern aus ganz Bayern. Und so dient unser Jubel-fest auch als Schnittstelle, unsere gegenseitigen Verbindungen innerhalb des Kartells zu pflegen, aus denen sich mitunter Jahrzehnte alte Freundschaften entwickelt haben.

Jeder einzelne Jahrgang an Karbonaren musste sich den speziellen Heraus-forderungen seiner Zeit stellen. Daran wird sich auch in heutiger Zeit nichts ändern.

Auch 1914 mussten die Karbonaren der ersten Generation mit der Zeit ge-hen, schließlich lebten sie damals genauso wie heute in einer sich rasant verändernden Welt. Einer Welt mit neuen Transportmitteln – das Auto. Einer Welt mit neuen Medien – das Kino. Einer Welt mit neuer Kommunikations-technik – das Telefon. Einer Welt mit gigantischen Herausforderungen - de-nen sie sich in einem furchtbaren ersten Weltkrieg stellen mussten.

Nun sind wir weiter gefordert, zukünftige an uns gerichtete Aufgaben, welcher Art auch immer, zu meistern. Dazu darf heute, genauso wie damals, der An-schluss nie verpasst werden. Und die Geschichte lehrt uns, dass ein fröhli-ches und friedliches Miteinander nur gelingt, wenn man neuen Herausforde-rungen mit Kommunikation und Kontakten statt mit Zwietracht, Disput und

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scharfen Klingen begegnet. Nochmals: „Einigkeit macht stark!“ Unter diesem Motto können wir der Zukunft mit mutiger Zuversicht begegnen. Ich kenne meine Bundesbrüder: Auf sie ist Verlass!

„Im Grund sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben sei-nen Wert geben.“ (WILHELM VON HUMBOLDT)

Nun wünsche ich Ihnen und uns ein schönes und rauschendes Fest! Mir ist es eine außerordentlich hohe Ehre, Sie als Senior durch dieses Fest führen zu dürfen.

Ein Vivat, Crescat, Floreat, Karbonaria! Ad multos annos.

Mit grün-weiß-roten Farbengrüßen

X

Dr. Andreas Wühr v/o Bonsai

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Festfolge

Hochoffiz

Einzug der Chargen

Eingangscantus „Nein ihr könnt es nicht begreifen“

Begrüßung

Festansprache Staatsminister Dr. Markus Söder

Cantus: „Student sein“

Ehrungen

Farbenlied

Cantus: „Vom hohn Olymp herab“ mit Totengedenken

Redefreiheit

Schlusscantus: „O alte Burschenherrlichkeit“

Auszug der Chargen

Exteil

Damenrede Bb William Downey v/o Hägar

Cantus: „Frankenlied“

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Geschichte der FAAV Karbonaria

1. Gründung

Die freie Abiturienten- und Absolventen- Vereinigung Karbonaria zu Nürnberg wurde am 30. Mai 1914 von elf Absolventen der damaligen Kreisrealschule I ins Leben gerufen. Die Namen dieser Gründungsphilister sind:

Josef Bastl, Johann Eckmann, Johann Kolb, Ernst Standhartinger, Ernst Georg Braun, August Heuberger, Andreas Kuschel, Ludwig Vycpalek, Johann Eckert, Otto Henninger, Karl Scheidler.

Wohl durch den Geschichtsunterricht angeregt und von einem starken Drang nach Freiheit beseelt, nannten sie ihren neuen Bund "Karbonaria". Der Name geht auf italienische Freiheitskämpfer des 19. Jahrhunderts zurück, die zwi-schen 1807 und 1832 als Geheimbund erst der napoleonischen Fremdherr-schaft trotzten und schließlich nach einem unabhängigen Staat mit einer frei-heitlichen Verfassung strebten. Ähnlich wie Freimaurer ihre Rituale von den mittelalterlichen Bauhütten ableiten, nahmen sich die italienischen Freiheits-kämpfer die Köhlerzunft zum Vorbild und wählten deshalb den Namen

"Carbonari" (= Köhler). Die Anregung aus dem Kampf gegen Fremdbestim-mung und für freiheitliche Verfassungsrechte in Italien führte bei den Grün-dungsvätern auch zur Wahl der Bundesfarben "grün-weiß-rot", denen später im Farbencantus noch eine weitere Sinngebung zugedacht wurde.

Die Gründung erfolgte dann am 30. Mai 1914 in einer Gaststätte in der Beckschlagergasse. 1.1 Wahlspruch und Bundescantus

Ihr Versprechen einer Freundschaft mit absoluter gegenseitiger Verlässlich-keit bewegte die Gründungsmitglieder zu dem Wahlspruch "Einigkeit macht stark". Ihre Begeisterung für die Tradition und für das Kommentleben der Farbenträger ließ sie das Bekenntnis zu den burschenschaftlichen Idealen "Ehre, Freiheit, Vaterland" übernehmen und veranlasste sie, ihrem neuen Bund auch eine Kommentordnung zu geben.

Im Bundescantus "Karbonar bin ich und will es sein ....“ nach der Melodie des Siebenbürger Jägerliedes aus einer Liedersammlung von 1843 wurde ein Bekenntnis zum Lebensbundprinzip und zur Freundschaft als lebensgestal-tenden Wert abgelegt.

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1.2 Farbencantus

In den turbulenten Zeiten der Weimarer Republik verfasste unser Bundesbru-der und zeitweiliger Philistersenior Georg Herzog, der 1943 auf dem Schlachtfeld von Stalingrad sein Leben lassen musste, den Farbencantus "Wo die grün-weiß-roten Farben ....“ nach der Melodie des Liedes "Strömt herbei ihr Völkerscharen", die der Tondichter Peter Johann Peters 1867 komponierte. Bb Herzog gab damit unseren Farben einen weiteren symboli-schen Sinngehalt.

2. Der 1. Weltkrieg und die Weimarer Republik

Wie sehr gespannt das Verhältnis zwischen den Völkern insbesondere in Eu-ropa damals war, musste unser Bund erfahren, als nur wenige Monate nach seiner Gründung der 1. Weltkrieg aus-brach. 34 Philister und acht Aktive wurden zwischen 1914 und 1918 eingezogen oder meldeten sich als Kriegs-freiwillige. Sieben gefallene Bundesbrüder waren bei Kriegsende zu bekla-gen, für die noch junge Korporation ein schwerer Verlust. Trotz großer Ent-behrungen gelang es auch während der Kriegsjahre das aktive Kneipleben aufrecht zu erhalten. 1921 war die Karbonaria Mitbegründerin der Interes-sengemeinschaft der Absolventenvereinigungen Nürnberg/Fürth (IDAN) und wurde damit zugleich korporatives Mitglied im Passauer Sammel Convent (PSC).

3. Die Zeit im Dritten Reich und der 2. Weltkrieg

Nach 1933 bereitete die "Gleichschaltung" aller Verbände und Ideen – auch die der farbentragenden Verbindungen – dem aktiven Farbenleben für viele Jahre ein Ende. Das 20. Stiftungsfest fand 1934 als letztes öffentliches Er-eignis unseres Bundes während der Herrschaft der Nationalsozialisten statt. Es schien, als seien die so oft gesungenen Cantusverse "Das Wort das un-ser'n Bund geschürzet, das Heil, das uns kein Teufel raubt und kein Tyran-nentrug uns kürzet, das sei gehalten und geglaubt!" widerlegt. Für viele wur-de es schwer, an ein Wort zu glauben und es zu halten, das nicht mehr aus-gesprochen werden durfte.

Aber weder die Diktatur noch der bald folgende 2. Weltkrieg, der auch in un-seren Reihen seinen Blutzoll forderte, waren imstande das Zusammengehö-rigkeitsgefühl der Bundesbrüder zu zerstören. Elf Bundesbrüder kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Fast das gesamte Inventar und alle Kneiputensi-lien fielen dem Bombenhagel zum Opfer, nur ein Einschreibbuch aus dem

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Jahre 1932 entging der Zerstörung wie durch ein Wunder. Die Überlebenden aber waren fest zu einem Neubeginn des Farbenlebens entschlossen.

4. Neugründung und Nachkriegszeit

Der Glaube an die Ideale der Farbenträger war stark genug, unsere Verbin-dung von neuem entstehen zu lassen. Der Initiative einzelner Bundesbrüder, die unermüdlich nach den durch Kriegs- und Nachkriegswirren versprengten Freunden suchten, war es zu verdanken, dass bereits 1946 die erste Zu-sammenkunft zur Neugründung stattfinden konnte. So sollte die Wiederge-burt der Karbonaria zum Beweis werden, dass unser Wahlspruch "Einigkeit macht stark" kein leeres Wort ist, sondern einen tragenden Wert verkörpert. Diese Überzeugung gab den Bundesbrüdern die Kraft und den Mut, das "Haus" Karbonarias wieder aufzubauen. Schon im Jahr 1954 konnte das 40. Stiftungsjubiläum in den Nürnberger Humboldtsälen festlich begangen wer-den. Die Anwesenheit vieler Bünde zeigte, dass die gewachsene freund-schaftliche Einbindung der Karbonaren in den Kreis von Farbenträgern zahl-reicher Verbindungen die Wirren, Entbehrungen und Grausamkeiten böser Zeiten unbeschadet überstehen konnten.

Rege war in den Folgejahren auch die Arbeit für die Gestaltung des Verbin-dungslebens. So wurde u.a. eine überarbeitete Komment-Fassung geschaf-fen und im Mai 1960 zum aktuellen Kneipkomment des Bundes erklärt.

5. Unser Banner

1956 wurde das im Krieg zerstörte Banner durch eine originalgetreue Nach-bildung ersetzt und am 27.05.1956 in einem feierlichen Festakt in der Nürn-berger St. Johanniskirche geweiht. Zu unserem 42. Stiftungsfest am 30.06.1956 konnte das neue Banner erstmals präsentiert werden. In all den Folgejahren besuchten unsere Chargen mit Engagement, Begeisterung und selbstverständlich immer mit unserem Banner diverse Stiftungsfeste befreun-deter Bünde in Nah und Fern. Die vielen Reisen und Transporte beanspruch-ten das Banner stark und hinterließen ihre Spuren auf dem ehrwürdigen Tuch. Eine aufwendige fachmännische Restaurierung anlässlich unseres 90. Stiftungsfestes sorgte schließlich dafür, dass das Banner wieder in altem Glanz erstrahlt.

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6. Enge Verbindungsfreundschaften

Karbonarias aktiver Senior trägt in offizieller Funktion u.a. das rot-gold-blaue Band der ehemaligen Absolventenverbindung Cimbrinia Nürnberg. Dieser Bund fand sich nach dem Krieg nicht mehr zusammen. Einige der Bundes-brüder der Cimbrinia suchten und fanden Aufnahme bei der Karbonaria. Sie trugen fortan das grün-weiß-rote Band und unser aktiver Senior trägt das Cimbrinen-Band im Angedenken dieses Bundes.

Schon seit der Gründung des IDAN bestand eine enge Verbindung unserer Karbonaria zur FAV Lützowia, die sich schon vor Jahrzehnten zu einem Philisterverband ohne aktives Kneipleben entwickelte. Da ein inzwischen recht überschaubarer Kreis an Lützowen nur noch gesellschaftliche Zusammenkünfte in wechselnden Gastronomien pflegt, wurden wir gebeten, Lützowias Banner in unserem Kneipheim ein neues Zuhause zu geben. Ger-ne kamen wir dieser Bitte nach. Seit dem 25.05.1991 hat Lützowias schwarz-rot-goldenes Banner bei uns einen Ehrenplatz.

Anlässlich unserer Bannerweihe am 27.05.1956 entstand ein Patenverhältnis, mit der eine bereits langjährige besonders enge Freundschaft bekräftigt wer-den sollte und wodurch die fünf Jahre ältere FAV Alemannia zu Fürth Kar-bonarias Patin wurde.

Zur Bannerweihe der FAAV Hansa 1927 zu Bamberg am 11.07.1959 über-nahmen wir die Patenschaft für diesen hochverehrlichen Bund.

7. Der PSC-Dachverband

Der Passauer Sammel Convent (PSC), dem unsere Verbindung seit 1921 als korporatives Mitglied angehörte, wurde nach Diktatur und Krieg 1952 unter Karbonarias Mitwirkung als Passauer Senioren Convent (PSC) wieder ge-gründet.

Das Vertrauen der Kartell-Korporationen wurde unserer Karbonaria 1962 erstmals mit der Wahl zur Präsidierenden des PSC und der damit verbunde-nen Übertragung des Kartellvorsitzes auf zwei Jahre bekundet. Die Kartelllei-tung übernahmen

Oskar Wölfel v/o Dr. v. Loch (Kartellsenior) Heinz Wühr v/o Dr. v. Apoll (Kartellconsenior) Heinz Lutz v/o Dr. v. Humpen (Kartellsubsenior) Richard Ziegler v/o Dr. v. Krampf (Kartellkassier) Dr. Willi Klasmeier v/o Sauf (Kartell-Schriftleitung)

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Die Amtszeit endete mit dem 43. Ordentlichen Kartelltag des PSC, der am Tag vor unserem 50. Stiftungsfest in Nürnberg stattfand.

Von 2002 bis 2004 und nach Wiederwahl bis 2006 durften wir erneut für vier Jahre dem PSC vorsitzen. Die Kartellleitung hatten inne:

Ludwig Jochem Meyer v/o von Balthers (Kartellsenior) Dr. Andreas Wühr v/o Bonsai (Kartellconsenior) Karl-Heinz Wühr v/o v. von Malz (Kartellsubsenior und Schriftführer) Helmut Rauh v/o Stöpsel (Kartellkassier)

8. Wanderung durch Nürnbergs „Wirtschaftswelten“

Das Problem kennen sicher viele Verbindungen – die Suche nach einer pas-senden Konstante. So erging es auch unseren Gründungsvätern. Wie aus den wenigen vorhandenen Aufzeichnungen aus jener Zeit zu entnehmen ist, trafen sie sich ab Mai 1920 in der Gaststätte 'Hans Sachs' in der Scheurlstraße. Ab 10.06.1922 blieben sie in der Scheurlstraße, wechselten aber in die Gaststätte 'Hummer'. Ab 10.09.1926 traf man sich bei 'Alexander von Humboldt' in der Bönerstraße und ab ca. 1927 in der Gaststätte 'Zum Hallertor' in der Weißgerbergasse. Es wurden noch eine Reihe von anderen Tagungsorten gefunden, jedoch wohl nur von sporadischer Natur und ohne Datumsangaben.

Auch nach dem Neuanfang 1946 wechselten die Gaststätten. So fanden die ersten Zusammenkünfte nach dem Krieg im 'Albigsgarten' in der Johannis-straße statt. Danach wurde von regelmäßigen Stammtischen in der Gaststät-te 'Platnersanlage' in der Bucher Straße berichtet. Ab Sommer 1950 zog man wieder in die Gaststätte 'Zum Hallertor' ein und blieb dort bis Juli 1951. Vom 04.08.1951 - 22.10.1955 fanden die Kneipereien im 'Krokodil' in der Wein-traubengasse statt und vom 05.11.1955 bis August 1960 im 'Nunnenbeck'. Vom 23.09.1960 bis 21.05.1966 traf man sich im 'Humbser Bräustübl' am Plärrer. Von dort ging es ab dem 04.06.1966 erneut zum 'Nunnenbeck'. Dass die Kneipenwechsel nicht immer problemlos vor sich gingen, bezeugt der Ein-trag in Karbonarias Chronik: "nach einem Vorfall mit dem Wirt zogen wir am 09. Oktober 1972 mit Inventar und Klavier und zum Erstaunen der Wirtsleute aus". Vom November 1972 bis Mai diente dann der 'Römerkrug' im Kirchen-weg als Kneipheim und diese Bleibe wurde ab dem 30.06.1978 von der 'Tetzelstube' in der gleichnamigen Gasse abgelöst. Ab dem 15.12.1972 lan-deten wir wieder im Gasthaus 'Zum Hallertor', das wir uns damals mit den Freunden einer verehrlichen FStV Albania teilten. Schließlich hatte die Wanderung ein Ende, denn ab 1982 gab es endlich ein

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9. Eigenes Kneipheim

Gemeinsam haben es die Bundesbrüder 1982 geschafft, sich ein eigenes Kneipheim im Anwesen unseres 1989 verstorbenen Bb Georg Reuß v/o von Bims im Rennweg 46, 90489 Nürnberg, anzumieten. Die umfangreichen Re-novierungs-, Umbau- und Einrichtungsarbeiten wurden größtenteils von sachkundigen Bundesbrüdern in Eigenleistung erbracht. Ihren krönenden Ab-schluss fanden sie am 4. September 1982 in einer eindrucksvollen Einzugs-feier.

Mit dem Kneipheim eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Gestaltung un-seres Verbindungslebens, was die Gemeinschaft der Bundesbrüder mit ihren Angehörigen noch mehr zur großen Karbonarenfamilie werden ließ.

Leider endet die Ära des eigenen Kneipheimes mit dem 31.12.2014 nach 32 Jahren. Das Anwesen wurde versteigert und der neue Besitzer hat uns ge-kündigt. So erwartet uns die erneute Herausforderung der Suche nach einer neuen Konstante.

Doch werden sich die Bundesbrüder, Bundesschwestern und auch Kartell- und Farbenbrüder sicher noch lange an tolle Kneipen, phantastische Feste und schöne Familienfeiern in den ehrenwerten Hallen erinnern.

10. Die FAAV Karbonaria wird ein "e.V."

Zur Eintragung ins Vereinsregister hat sich unsere Verbindung am 19. März 1982 eine Satzung gegeben, welche mit Beschluss vom 25. März 1982 durch eine Geschäftsordnung ergänzt wurde.

1989 überarbeitete die erweiterte Vorstandschaft den offiziellen Kneipkom-ment aus dem Jahre 1960. Dabei wurde den Bedürfnissen der Gegenwart Rechnung getragen, die Grundsätze, die seit unserer Gründung das Selbst-verständnis der Karbonaren als Farbenträger bestimmen, blieben aber unan-getastet. Die Neufassung trat mit Beschluss vom 04. April 1989 in Kraft.

11. Jüngste Vergangenheit und Gegenwart

Jedes Jahr am letzten oder vorletzten Wochenende vor Weihnachten feiern die Nürnberger Studenten den Thomastag. Diese Tradition geht auf die ehe-malige reichsstädtische Universität Nürnberg mit Sitz in Altdorf zurück. Deren Studenten strömten vor den Weihnachtsferien in die Stadt um hier letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen, bevor sie per Kutsche die Heimreise zu ihren Familien antraten.

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Nach Zwangsunterbrechung durch NS-Verbot und Krieg lebte der Brauch bei den Farbenträgern und so auch bei den Karbonaren wieder auf. Sie luden jährlich ihre Freunde von der Alemannia Fürth, Lützowia Nürnberg und Hansa Bamberg zur Thomaskneipe ein und oft schlossen sich noch farbentragende Freunde der eingeladenen Bünde an. Diese Veranstaltungen erfreuten sich bei allen Teilnehmern stets großer Beliebtheit, woraus die Idee geboren wur-de, auch andere Bünde des PSC in den Teilnahmerkreis der Feiern einzube-ziehen.

Am 20.12.1980 trafen sich unter der gastgebenden Koordination Karbonarias erstmalig zahlreiche Farbenträger aus vielen Bünden des PSC-Kartells und auch einiger anderer Korporationen, um zusammen eine feierliche und doch fröhliche Thomaskneipe zu verleben. Fortan wurde Karbonaria zum alljährli-chen Gastgeber der Thomaskneipe für einen großen Kreis farbentragender Freunde aus ganz Bayern.

Um noch mehr Farbenträger zu einer gemeinsamen Thomaskneipe zusam-menzuführen, teilt sich seit 1997 unsere Freundschafts- und Kartellkorporati-on FStV Albania zu Nürnberg mit uns die Gastgeberrolle.

Am 25. September 1999 lud die Stadt Nürnberg zur Friedenstafel, die sich vom Wolff'schen Rathaus bis weit in die Sebalder Altstadt erstreckte. Anlass war die Erinnerung an die Friedenstafel von 1649, mit welcher der erfolgrei-che Abschluss von Nachverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges – ein Kongress von damals weltpolitischer Bedeutung – in Nürnberg feierlich begangen wurde. An der würdigen und zugleich fröhlichen Gedenk-veranstaltung, der Königin Sylvia von Schweden mit ihrer Teilnahme beson-deren Glanz verlieh, waren mit einer stattlichen Abordnung auch die Farben Karbonarias vertreten.

Das Jahr 2000, in dem sich unsere Vaterstadt zur Feier der 950. Wiederkehr ihrer erstmaligen urkundlichen Erwähnung anschickte, motivierte einige Nürnberger Bünde, und mit ihnen auch uns Karbonaren, sich als Teil des ur-banen gesellschaftlichen Lebens öffentlich zu präsentieren.

Solches geschah in herausragender Weise am 27. Mai 2000 am Hans-Sachs-Platz mit einem bunten Informationstag unter dem Motto "Band, Müt-ze, Freundschaft" und mit dem Stadtgründungskommers am 16. Juli 2000 im historischen großen Rathaussaal unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Ludwig Scholz. Seither ist dieser Stadtgründungskom-mers alljährlich fester Bestandteil des Nürnberger Farbenjahres.

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Am 2. Oktober 2000 gedachten zahlreiche Bünde in unserem Kneipheim mit einem außerordentlichen hochoffiziellen Landesvater des zehnjährigen Jubi-läums der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes. Es gereichte uns zur be-sonderen Ehre, dass der amtierende Oberbürgermeister Ludwig Scholz an diesem hohen Farbentag die Festrede hielt.

Im August 2002 jährte sich zum 20. Mal der Bezug unseres eigenen Kneip-heims, was uns veranlasste, uns zu einem gemeinsamen Kraftakt einer Ge-neralrenovierung durchzuringen. Den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten konnte die Karbonarenfamilie mit einem Festbankett in neuem Glanz bege-hen.

Am 27. September 2002 kamen viele Farbenträger nicht nur der PSC-Bünde zu einer PSC-Trauerkneipe in unser Kneipheim, um von dem im ganzen PSC und auch über das Kartell hinaus hochgeschätzten verstorbenen Kartelleh-rensenior Paul Nerreter v/o Fidelio einer verehrlichen FAV Lützowia zu Nürn-berg Abschied zu nehmen.

Zur Jahresantrittskneipe am 16. Januar 2004 waren KbKb und FbFb mehre-rer befreundeter Verbindungen in unser Kneipheim gekommen. Grund dafür war die Ehrung für einen Fb, der bei allen Nürnberger Farbenträgern höchste Wertschätzung genoss. Alt-Oberbürgermeister Ludwig Scholz wurde der gol-dene Bierzipfel mit Urkunde überreicht. In der vorangegangenen Laudatio er-fuhren seine hohen bleibenden Verdienste um das Nürnberger Farbenleben und die besonderen freundschaftlichen Bande zu unserer Karbonaria größte Anerkennung und dankbare Würdigung.

Vom 01. bis zum 03. Oktober 2004 konnten wir im Kreise unserer befreunde-ten Bünde unser 90. Stiftungsfest feiern. Zum Festkommers und Festball lu-den wir nach Erlangen in den Saal des Erlanger Studentenhauses ein. Die Festrede hielt Alt-Oberbürgermeister Ludwig Scholz.

Im September 2005 gaben Karbonarias Chargen dem überraschend verstor-benen Nürnberger Alt-Oberbürgermeister Ludwig Scholz im Trauergottes-dienst und auf dem Eibacher Friedhof ein würdigendes und dankbares letztes Geleit.

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12. Karbonaria on Tour

Die Reisefreudigkeit der Bundesbrüder und Bundesschwestern zeigte sich in jährlichen Weinfahrten ins schöne Frankenland, aber auch in die sonnige Pfalz. Darüber hinaus begehen wir ebenfalls jährlich die Sonnwendfeier in Nürnbergs Umgebung. Besonders lebendig ist uns die Erinnerung an solche Fahrten 1985 und 1986 nach Irmelshausen, nahe an der damaligen Zonen-grenze.

Aber auch Städtereisen standen mehrfach auf dem Programm:

1988 besuchten wir über die Ostertage das damals noch geteilte Berlin.

1992 ging's ebenfalls über Ostern nach Budapest.

1994 gönnten wir uns anlässlich des 80. Stiftungsfestes einen Ausflug nach Brügge. Dort feierten wir den 80. Geburtstag Karbonarias mit einem zünftigen Festkommers.

Viel Glück hatten wir über Ostern 2001 bei unserem Ausflug nach Dresden mit dem Wetter. Wir genossen die schöne Stadt ebenso wie Ausflüge ins Elbsandsteingebirge, in den Spreewald und zum Schloss Moritzburg.

2009 schließlich zog es uns zur Feier unseres 95. Stiftungsfestes erneut in die Bundeshauptstadt. Nicht nur die Karbonaren verbrachten schöne Stunden in Berlin, auch Bundesbrüder befreundeter Verbindungen und Freunde unse-res Bundes begleiteten uns bei dieser Fahrt. George Orwell sagt: "Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegen-wart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit"

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IN MEMORIAM

Aus dem 1. Weltkrieg 1914/1918 kamen nicht zurück:

Eckert, Hans Ritter von Reitenspieß, Adam

Gebert, Willi Scheler, Michael

Heuberger, August Willner, Willy

Kuschel, Andreas

Auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges 1939/1945 ließen ihr Leben:

Eichelsbacher, Willy Mörsberger, Leonhard

Hacker, Hans Mock, Heinrich

Herzog, Georg Riegelbauer, Georg

Jentsch, Robert Schickendanz, Robert

Lämmermann, Hans Schmidt, Karl – vermisst

Leis, Karl

Seither Verstorbene:

Alberth, Lorenz Rudi Baader, Klaus Bastl, Josef

Beck, Konrad Bock, Hannes Bötz, Konrad

Bötz, Kunz Braun, Georg Brodwurm, Michael

Eckmann, Georg Endreß, Heinrich Fett, Max

Feulner, Robert Förster, Fritz Franke, Theodor

Full, Jean Funk, Richard Gillich, Hans

Gleußner, Otto Gleißner, Leonhard Großkopf, Georg

Hacke, Karl Haft, Gottlob Hajek, Hugo

Huber, Günter Kapp, Eberhard Dr. Klasmeier, Willi

Kleinschrod, Adolf Koch, Friedrich Kressel, Ludwig

Kuhn, Franz Lang, Hans Lippert, Walter

Lutz, Heinz Martin, Friedrich Martin Hans

Mülhofer, Josef Parkany, Ferenc Pauli, Georg

Pflaum, Anton Prütting, Hans Reuß, Georg

Rudroff, Fritz Schiller, Walter Schmidt, Ernst

Schmidt, Heinrich Schmidt, Oskar Schmitt, Hans

Schneider, Georg Schneider, Gustav Schneider, Walter

Strehl, Georg Winterstein, Dieter Wölfel, Oskar

Wolter, Hans-Heinrich Wühr, Heinz Wüst, Erich

Ziegler, Richard Zöller, Ulrich

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Lieder

Nein, ihr könnt uns nicht begreifen 1. Nein, ihr könnt uns nicht begreifen, denen nie ein Burschenband

als ein immergrüner Reifen um die junge Brust sich wand. Die ihr auf dem Pfad der Tugend durch das harte Dasein trabt |: und darüber eurer Jugend holde Lust verloren habt. :|

2. Nach des Tages Qual und Hitze flüchten wir zum Alten Haus und in Band und bunter Mütze treiben wir die Sorgen aus. Und die Burschen, die das singen, das ist unser Fleisch und Blut, |: dass die Seelen sich verschlingen in der heißen Liebesglut.:|

3. Wer sich legt mit heilen Wangen, der kann sanft und sicher ruh‘n, aber keiner soll verlangen, dass wir just dasselbe tun. Wenn wir schmieden unsre Waffen, und es schwingt sie jeder Mann, |: also lasst uns doch zufrieden, denn es geht euch gar nichts an. :|

4. Wenn wir einst vollendet haben blitzt am Grab uns blanke Wehr, und auch euch wird man begraben, doch kein Bursch senkt euch den Speer. Lasst uns schwärmen, lasst uns singen, bis das Lied zu Ende geht, |: aber redet nicht von Dingen, die ihr einmal nicht versteht. :|

Student sein 1. Student sein, wenn die Veilchen blühen, das erste Lied die Lerche

singt, der Maiensonne junges Glühen Triebweckend in die Erde dringt. Student sein, wenn die weißen Schleier vom blauen Himmel grüßend weh'n: |:Das ist des Daseins schönste Feier! Herr, laß sie nie zu Ende geh'n!:|

2. Student sein, wenn die Humpen kreisen, in lieberschloss'nem Freun-desbund von alter Treue bei den Weisen der Väter jauchzt der junge Mund. Student sein, wenn die Herzen freier auf der Begeisterung Höhe steh'n: |:Das ist des Lebens schönste Feier! Herr, laß sie nie zu Ende geh'n!:|

3. Student sein, wenn zwei Augen locken, ein süßer Mund verschwiegen küßt, daß jählings alle Pulse stocken, als ob im Rausch man sterben müßt'. Student sein, in der Liebe Morgen, wenn jeder Wunsch ein frommes Fleh'n: |:Das ist das Leben ohne Sorgen! Herr, laß es nie vorübergeh'n!:|

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4. Student sein, wenn die Hiebe fallen im scharfen Gang, der selbstge-wählt, im blut'gen Aneinanderprallen der Mut sich für das Leben stählt. Student sein, wenn dein einzig Sorgen, ob fest und tapfer du wirst steh'n: |:An deines Leben Wagemorgen, Herr laß die Zeiten nie vergeh'n!:|

5. Student sein, wenn im Abendschatten dein Weg sich sacht schon nie-derneigt, von West die Schar der Wolkenschatten schon vor das Blau des Tages steigt. Student sein, wenn der Sang verklungen, der deinem Lenz einst Flügel lieh |:Und jung du trotzdem mit den Jungen, dann war es recht, dann stirbst du nie.:|

Josef Buchhorn, 1906; Melodie - Otto Lob, 1906

Unsere Empfehlung für erholsame Tage in der schönen Pfalz:

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Farbencantus 1. Wo die grün-weiß-rote Farbe um die Burschenbrust sich zieht,

wo die Liebe zu dem Bande heiß noch in den Herzen glüht, deutsche Art und deutsche Sitte, deutsche Treu‘ herrscht für und für, dort in diesen Freundesreihen ist Karbonaria das Panier.

2. Wenn auch Neid und Zwietracht herrschen, Stürme um die Heimat weh'n, Treu‘ und Glauben sind verschwunden, und das Glück will von uns geh'n. Dann mag uns ermutgend sagen unserer stolzen Farben "grün": daß für Volk und Heimat auch einst Glück und Segen wieder blüh'n.

3. Und das "Weiß" in uns'ren Farben soll ein Zeichen dafür sein, daß wir stets den Schild der Ehre wollen halten blank und rein. Und die Tugenden der Väter: deutsches Recht und Ehr‘ und Treu‘ woll'n als höchstes Gut bewahren und gebrauchen stets auf's Neu'!

4. Daß wir jedes Deutschen Bruder, Glied des großes Volkes sein, daß für Ehr‘ und Recht und Freiheit stets wir wollen treten ein, daß die Freiheit höchstes Gut uns, Deutschlands Glück uns bis zum Tod, uns'res Lebens höchstes Ziel ist, das besaget unser "Rot"l

5. Festgefügt um uns're Farben, um das grün-weiß-rote Band, Einigkeit, sie macht uns stark, d'rum Brüder reichet Euch die Hand. Deutsche Sitte, deutsche Treue, deutscher Sinn herrsch‘ für und für, und als Wahlspruch ewig immer: "Karbonaria sei's Panierl"

Bbr. Georg Herzog v/o Achill, gefallen 1944

Vom hoh'n Olymp herab 1. Vom hoh'n Olymp herab ward uns die Freude, ward uns der Jugend

Traum beschert; Drum, traute Brüder, trotz dem blassen Neide, der unsre Jugendfreuden stört! |:Feierlich schalle der Jubelgesang schwärmender Bruder beim Becherklang!:|

2. Versenkt ins Meer der jugendlichen Wonne lacht uns der Freuden hohe Zahl, bis einst am späten Abend uns die Sonne nicht mehr entzückt mit ihrem Strahl. |:Feierlich schalle der Jubelgesang schwärmender Brüder beim Becherklang!:|

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3. So lang es Gott gefällt, ihr lieben Brüder, woll'n wir uns dieses Lebens freu'n und, fällt der Vorhang einst dann uns hernieder, vergnügt uns zu den Vätern reih'n. |:Feierlich schalle der Jubelgesang schwärmender Bruder beim Becherklang!:|

4. Herr Bruder, trink aufs Wohlsein deiner Schönen, die deiner Jugend Traum belebt! Lass ihr zu Ehr' ein flottes Hoch ertönen, daß ihr's durch jede Nerve bebt. |:Feierlich schalle der Jubelgesang schwärmender Bruder beim Becherklang! :|

5. Ist einer unsrer Brüder dann geschieden, vom blassen Tod gefordert ab, so weinen wir und wünschen Ruh und Frieden in unsres Bruders kühles Grab. |:Weinet und wünschet Ruhe hinab in unsres Bruders küh-les Grab.:|

Heinrich Christian Schnoor vor 1795 (1762-1828), stud. iur. Kiel, Göttingen, Erlangen, Jena, Leipzig 1781/93

O alte Burschenherrlichkeit 1. O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist du entschwunden, nie kehrst du

wieder gold'ne Zeit, so froh und ungebunden! Vergebens spähe ich umher, ich finde deine Spur nicht mehr. |:O ierum, ierum, ierum, O quae mutatio rerum.:|

2. Den Burschenhut bedeckt der Staub, es sank der Flaus in Trümmer, der Schläger ward des Rostes Raub, erblichen ist sein Schimmer. Ver-klungen der Kommersgesang, verhallt Rapier- und Sporenklang. O ierum...

3. Wo sind sie, die vom breiten Stein nicht wankten und nicht wichen, die ohne Moos bei Scherz und Wein, dem Herrn der Erde glichen? Sie zo-gen mit gesenktem Blick in das Philisterland zurück. O ierum...

4. Da schreibt mit finsterem Amtsgesicht der eine Relationen. Der andere seufzt beim Untericht, und der macht Rezensionen; Der schilt die sünd'ge Seele aus und der flickt ihr verfallnes Haus. O ierum...

5. Allein das rechte Burschenherz kann nimmermehr erkalten, im Ernste wird, wie hier im Scherz, der rechte Sinn stehts walten; Die alte Schale nur ist fern, geblieben ist uns doch der Kern, |:Und den lasst fest uns halten.:|

6. D'rum Freunde reichet euch die Hand, damit es sich erneue, der alten Freundschaft heil'ges Band, das alte Band der Treue. Klingt an und hebt die Gläser hoch, die alten Burschen leben noch, |:Noch lebt die al-te Treue.:| Eugen Höfling, 1825 (1808-1880)

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Wohlauf, die Luft geht frisch und rein 1. Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt, muss rosten. Den

allerschönsten Sonnenschein lässt uns der Himmel kosten. Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid der fahrenden Scholaren. Ich will zur schö-nen Sommerszeit ins Land der Franken fahren, valeri, valera, valeri, va-lera, ins Land der Franken fahren!

2. Der Wald steht grün, die Jagd geht gut, schwer ist das Korn geraten. Sie können auf des Maines Flut die Schiffe kaum verladen. Bald hebt sich auch das Herbsten an, die Kelter harrt des Weines. Der Winzer Schutzherr Kilian beschert uns etwas Feines, valeri, valera, valeri, vale-ra, beschert uns etwas Feines.

3. Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten. Hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten. Wie gerne wär' ich mitgewallt, ihr Pfarr' wollt mich nicht haben! So muss ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben, valeri, valera, valeri, valera, als räudig Schäflein traben.

4. Zum heil'gen Veit von Staffelstein komm ich empor gestiegen, und seh' die Lande um den Main zu meinen Füßen liegen. Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen Berg und Hügel die breite stromdurchglänzte Au. Ich wollt', mir wüchsen Flügel, valeri, valera, va-leri, valera, ich wollt', mir wüchsen Flügel.

5. Einsiedelmann ist nicht zu Haus', ieweil es Zeit zu mähen. Ich seh' ihn an der Halde drauß' bei einer Schnitt'rin stehen. Verfahr'ner Schüler Stoßgebet heißt: Herr, gib uns zu trinken! Doch wer bei schöner Schnitt'rin steht, dem mag man lange winken, valeri, valera, valeri, vale-ra, dem mag man lange winken.

6. Einsiedel, das war missgetan, dass du dich hubst von hinnen! Es liegt, ich seh's dem Keller an, ein guter Jahrgang drinnen. Hoiho, die Pforten brech' ich ein und trinke, was ich finde. Du heil'ger Veit von Staffelstein-verzeih mir Durst und Sünde, valeri, valera, valeri, valera, verzeih mir Durst und Sünde!

Viktor v. Scheffel, 1859 (1826-1886)

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