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Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Vorlesung “Einführung in das Bank-, Kapitalmarkt- und Kreditsicherungsrecht“
Wintersemester 2010 / 11
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. (London)
Universität Augsburg - Juristische Fakultät -
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Fall 3 zur Geschäftsaufnahme von Instituten 1
• Fall 5 (Schwintowski, Prüfe dein Wissen: Bankrecht, 1. Aufl., München 1994, S. 610):
Die M-AG beschäftigt 10.000 Arbeitnehmer und bietet allen Betriebsangehörigen an, bei der M-Werkssparkasse Sparbücher mit einer Mindesteinlage ab € 5.000.- mit einem Zinssatz von 7% zu eröffnen. Arbeitnehmern N legt € 6.000.- zu diesen Konditionen an.
Kann das BAFin eine Erlaubnis zur Geschäftsaufnahme erteilen? Falls Sie zum negativen Ergebnis kommen, welche zivilrechtlichen Konsequenzen ergeben sich?
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Fall 3 zur Geschäftsaufnahme von Instituten 2
Erfordernis der Erlaubnis für den Betrieb eines Instituts, §§ 32 f., 1-3 KWGInstitut, § 1 Ib KWGKreditinstitut, § 1 I KWG• Bankgeschäfte, § 1 I 2 KWG
Einlagengeschäft, § 1 I Nr. 1 KWG: Annahme fremder Gelder
• gewerbsmäßig oder kaufmännischer Geschäftsbetrieb, § 1 I 1 KWG (+)• keine Ausnahme gem. § 2 KWG• kein Einzelkaufmann, § 2b I KWG• kein verbotenes Geschäft, § 3 KWG
Werkssparkasse, § 3 Nr. 1 KWG (+)• Ergebnis: Erlaubnis kann nicht erteilt werden
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Fall 3 zur Geschäftsaufnahme von Instituten 3
Anspruch auf Rückzahlung Arbeitnehmer gegenüber M-AG, § 488 I 2 Fall 2 BGB• Entstehung
Darlehensvertrag Rechtsnatur Sparvertrag: Darlehen, §§ 488 ff. BGB
– anders Guthaben Girokonto: unregelmäßige Verwahrung, §§ 700 I 1 Fall 1, 488 ff. BGB
rechtshindernde Einwendung: Verbotsgesetz, §§ 134 BGB, 32 KWG § 32 KWG ist kein Verbotsgesetz nach § 134 BGB
– Arg.: bloße Einschränkung der Gestaltungs- und Verfügungsmacht
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Fall 3 zur Geschäftsaufnahme von Instituten 4
rechtshindernde Einwendung: Verbotsgesetz, §§ 134 BGB, 3 KWG Verbotsgesetz
– Vorschrift, die eine nach der deutschen Rechtsordnung grds. mögliche rechtsgeschäftliche Regelung wegen ihres Inhalts oder wegen Umständen ihres Zustandekommens untersagt
Auslegung: (-), da andernfalls der Verbotsadressat begünstigt würde
– er würde von der von ihm eingegangenen Verpflichtung frei und es bestünden nur noch Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung, §§ 812 ff. BGB (Entreicherung, § 818 III BGB!)
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Fall 3 zur Geschäftsaufnahme von Instituten 5
» Schadensersatzanspruch nach §§ 823 II 1 BGB, 3 KWG bietet keinen Ausgleich, da § 3 KWG kein Schutzgesetz i.S.v. § 823 II 1 BGB darstellt (auch bei Annahme, dass § 3 KWG ein Verbotsgesetz darstellt, ist nicht automatisch die Schutzgesetzeigenschaft zu bejahen)
• deshalb Anordnung der sofortigen Einstellung des Geschäftsbetriebs durch die BAFin (§ 37 I 1 Fall 1 KWG) und Anordnung der unverzüglichen Rückabwicklung der bereits getätigten Geschäfte (§ 37 I 1 Fall 2 KWG) durch BAFin
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 1
• Gebot angemessener Eigenmittel, § 10 I 1 KWG englisch: solvency! (Solvabilität)
• Funktionen Eigenmittel Haftungsfunktion intertemporäre Verlustausgleichsfunktion Risikobegrenzungsfunktion
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG – 2: Die drei „Säulen“ von Basel II
Anforderungen an Mindest-“kapital“
§§ 10 ff. KWGSolvVLiqV
Aufsichtspro-zess• zuverlässige interne Prozesse, um Risiken einzuschätzen• Überprüfung der Eigenmittel-ausstattung durch Aufsichts-behörden
§§ 25a, 45 KWG n.F., § 45b KWGMaRisk
Marktdisziplin und öffentliche Offenlegung der InstituteZiel, potentielle Investoren ausreichend zu informieren
halbjährliche Offenlegung des• Risikoprofils der Bank• qualitative und quantitative Information• Risikomanage-mentprozess• Risikomanage-mentstrategie
SolvV
Säule I Säule II Säule III
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 3
• Systematik der (materiellen) Eigenmittelvorschriften
Eigenmittel: was sind aufsichtsrechtlich berücksichtigungsfähige Eigenmittelformen?
Risiko und Risikobemessung
Ausmaß des resultierenden Eigenmittelbedarfs
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 4
• Eigenmittel im Sinne Bankaufsichtsrecht stellen folgende Mittel dar (§ 10 II 1 KWG):
Gewinn und nachrangige kurzfristige Verbindlichkeiten
insbesondere Genußrechte, nachrangige längerfristige Verbindlichkeiten und Reserven
Kernkapital (Core Capital), § 10 IIa KWG
Ergänzungskapital (Tier 1 capital), § 10 IIb KWG
d.h. bei AG eingezahltes Stammkapital und (Gewinn-)rücklagen
Haftendes Eigenkapital, §
10 II 2 KWG
Drittrangmittel (Tier 2 capital), § 10 IIc KWG
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 5
Aktiva Passiva
- Verbindlichkeiten- Nachrangkapital - kurzfristige Verbindlichkeiten (= Drittrangmittel) - längerfristige Verbindlichkeiten (= Ergänzungskapital)- Eigenkapital Stammkapital (= Kernkapital) Rücklagen (= Kernkapital) Gewinn (= Drittrangmittel)
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 6
• Bemessung der erforderlichen Höhe der Eigenmittel Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung („Basel II“)
entsprechende RL EU in §§ 10 ff. KWG und SolvV umgesetzt
regelt Eigenmittelunterlegung in Abhängigkeit vom Rating
– Eigenmittelunterlegung differenziert nach Risikogehalt des getätigten Geschäfts
» Zuordnung Risikogewichtung nach verschiedenen Ratingtechniken
– standardisierte Messung Kreditrisiko unterstützt durch externe Bonitätsbeurteilungen, sogenannter Kreditrisiko-Standardansatz (KSA, standardised approach)
» Kreditrisiko von Aufsichtsbehörden festgesetzt
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 7
– interne Ratings, so genannter auf internen Ratings basierender Ansatz (IRBA)
» Basis IRB-Ansatz (auch IRB-Basisansatz)» fortgeschrittener IRB-Ansatz
typischerweise von internationalen Banken verwendet (trotz größeren Aufwands, da geringere Eigenmittelunterlegungssätze gelten)
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Unterlegung der Risiken mit Eigenmitteln, §§ 10 ff. KWG - 8
früher (Basel I) Relation zwischen Eigenmitteln und Umfang der risikobehafteten Geschäftstätigkeit durch einen so genannten Solvabilitätskoeffizienten vorgeschrieben (fixed ratio-Ansatz) früher täglich Unterlegung der gewichteten
Risikoaktiva mit 8% haftenden Eigenmitteln (§ 2 I Grundsatz I der Grundsätze über Liquidität und Eigenmittel der Institute a.F.)
bei Krediten damit grundsätzlich maximaler Kreditumfang das 12,5-fache der Eigenmittel
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Liquidität der Kreditinstitute, § 11 KWG - 1
• Sinn Regelung: Sicherungsstellung Zahlungsfähigkeit• Liquidität der Institute wird durch vorgeschriebenes Verhältnis zwischen lang- und kurzfristigen Anlagen auf Aktivseite und entsprechenden Finanzierungsmitteln auf Passivseite Bilanz gesichert
Aktiva Passiva
Anlagen (insb. Forderungen)• kurzfristige (< 1 Jahr)• langfristige (> 1 Jahr)
Verbindlichkeiten• kurzfristige (< 1 Jahr)• langfristige (> 1 Jahr)
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Liquidität der Kreditinstitute, § 11 KWG - 2
• grundsätzlich muss Fristenparallelität (auch „Fristenkongruenz“ genannt) zwischen Verbindlichkeiten und Aktivwerten bestehen (goldene Regel, § 11 KWG)• Liquiditätsverordnung (LiqV) enthält die Einzelheiten
früher Grundsatz II der Grundsätze über die Eigenmittel und die Liquidität der Institute
• Fristenparallelität war nicht gegeben bei Depfa (Tochterunternehmen der HypoRealEstate [nunmehr Deutsche Pfandbriefbank])
beachte: Fristentransformation gehört zum Grundrisiko des Bankgeschäfts
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Begrenzung des Kreditrisikos 1
• Großkredite an einen Kreditnehmer, §§ 13, 13b, 19 KWG
Sinn: Begrenzung Klumpenrisiko Kredite an einen Kreditnehmer nur bis zu einer
bestimmten Relation zum haftenden Eigenkapital gegenwärtig 25% des haftenden Eigenkapitals, §
13 III, 13a III KWG• Organkredite sowie Kredite an Angestellte oder konzernzugehörige Unternehmen, § 15 KWG
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Begrenzung des Kreditrisikos 2
• Kreditunterlagen, § 18 KWG Kredite von insgesamt mehr als 250.000 Euro Kreditinstitute haben von Kreditnehmern
Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu verlangen insbesondere durch Vorlage der
Jahresabschlüsse Einhaltung dieser Vorgabe wird bereits streng durch
interne Revisionen der Kreditinstitute geprüft
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Begrenzung des Kreditrisikos 3
• keine Begrenzung des Kreditrisikos durch Anforderungen an Mindestreserven (EZB-Verordnung über Mindestreserven)
minimale Einlage von Geschäftsbanken bei Zentralbank (z.B. EZB) Mindestreservesatz der EZB: 2% der
Kundeneinlagen kein Mittel der Begrenzung des Kreditrisikos, sondern
(liquiditätspolitisches) Instrument der Geldpolitik
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Begrenzung des Kreditrisikos 4
betrifft Kreditaufnahme von Geschäftsbanken bei Zentralbank ermöglicht es Zentralbank, Geschäftsbanken bei
ihrer Kreditverteilung von ihren eigenen Krediten bei der Zentralbank abhängig zu machen, indem sie Mindestreservepflicht erhöht
Geschäftsbanken sind im Gegenzug auf Zentralbankgeld angewiesen
vgl. vertiefend Vorlesung Prof. Zeitler, Geldpolitik und Währungspolitik im Eurosystem – institutioneller Rahmen, Strategie und Instrumente
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Organisation der Geschäftstätigkeit und Anzeige-, Melde- und Dokumentationspflichten 1
• Organisation Geschäftstätigkeit § 25a I 1, 3 Nr. 1 KWG i.V.m. Verlautbarung über
Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) MaRisk wohl Verwaltungsvorschriften insbesondere organisatorische Trennung von
Geschäfts- und Risikoeinheiten
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Organisation der Geschäftstätigkeit und Anzeige-, Melde- und Dokumentationspflichten 2
• Anzeige-, Melde- und Dokumentationspflichten Anzeige bei Großkrediten, §§ 13 I, 13a I KWG Anzeige bei „Millionen“krediten, § 14 KW
> € 1,5 Mio. Anzeigepflichten, § 24 KWG Monatsausweispflichten (Angaben zur
Geschäftsentwicklung), § 25 KWG Zahlungsverkehr, § 25b KWG
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Private Aufsicht durch Ratinggesellschaften 1
• zum Schutz Kapitalmarkt wurde in Vereinigten Staaten Rating durch Ratinggesellschaften entwickelt; die drei wesentlichen Ratinggesellschaften sind:
Standard & Poor‘s Moody’s Fitch
• Ratingarten Beurteilung
bestimmter Schuldner – Staaten („sovereign rating“)– Unternehmen („corporate rating“)
besonderer Transaktionen (bond rating, project rating)
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Private Aufsicht durch Ratinggesellschaften 2
weitere Differenzierung nach long term rating short term rating
insoweit Ergänzung der eher formal orientierten Bankenaufsicht
Einteilung in Ratingklassen investment grade (Standard & Poors: AAA - BBB-) non-investment grade gemäß Ratingkriterien
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Private Aufsicht durch Ratinggesellschaften 3
Ratingklassen entspricht angenommene Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalles („expected default frequency“ [EDF])
hinsichtlich Zahlungsausfall zu unterscheiden „bloße“ Zahlungsausfälle („default“) tatsächliche Verluste („loss given default [LGD]“)
Rating wichtig für Eigenmittelunterlegung aufgrund standardisierter Messung des Kreditrisikos unterstützt durch externe Bonitätsbeurteilungen, sogenannter Kreditrisiko-Standardansatz (KSA) nach Basel II
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Private Aufsicht durch Ratinggesellschaften 4
Kritik Ratingagenturen haben nicht strikt neutrales
Geschäftsmodell Beratung und Bewertung werden miteinander
vermischt Folgerungen
Ratingabhängigkeit, die mit Basel II Höhepunkt erreichte, wieder reduziert
Risikoprüfung in Zukunft verstärkt durch Bankaufsicht
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Private Aufsicht durch Ratinggesellschaften 5
• neben Aufsicht durch öffentliche Aufsichtsbehörden und Beobachtung durch Ratinggesellschaften unterliegen Kreditinstitute vielfältigen Prüfungsmaßnahmen
computergestützte Risikomodelle (vgl. Legaldefinition in § 1 XIII KWG)
hausinterne Risikoabteilungen interne Revision private Wirtschaftsprüfungsgesellschaften für
Jahresabschlüsse Einlagensicherungssysteme (vgl. nächste Folien)
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• unerwartetes Abrufen von Liquidität durch Kunden
• Je größer Fristentransformation, desto größer Systemrisiko
Fristentransformation (kurzfristige
Einlagen in langfristige
Anlagen, insbesondere
Kreditversorgung)
Fremdfinanzierung (leverage) der Geschäfte
• kein ausreichendes Bankkapital (capital adequacy, “solvency”) bei Verlusten
Fremdfinanzierung verstärkt Risikoübernahme
beachte: Eigenmittel der Banken (häufig <10%) entsprechen nicht Eigenkapital i.e.S.!
Banktätigkeit Risiko
Quellen: Röver; Turner Review, S. 21, 42, 52., 68
Eigenmittelbeschaf-fung und
Refinanzie-rung (u.a. am Inter-bankenmarkt)
Systemische Auswirkung bei Bankversagen
• Zugang zu Liquidität
• Verlust von Kundeneinlagen• Rückgang des Kreditgeschäfts• Auswirkungen auf Realwirtschaft• aufgrund des freien Kapitalverkehrs
und der Globalisierung der Realwirtschaft globale Auswirkungen
Inhärente Risiken des Geschäftsmodells der Kreditinstitute
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Bankkrise
• Banken nehmen Einlagen entgegen und müssen Kredit bereitstellen
• dazu steht in gewissem Gegensatz, dass sie wirtschaftliche Agenten und insolvenzfähig sind
Wettbewerb
(Liberalisie-rung)
Anstieg von
Refinanzie-rungskoste
n
unzureichende
Diversifikation
Betrug
kein aus- reichender Zugang zu
Refinanzierung (Fristeninkongru
enz!)
wirtschaftliche
Rezession
Bankkrise
Risiko
Gründe für Bankkrisen
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Insolvenz von Kreditinstituten 1
• in der Praxis typischerweise Auffanglösungen Schmidt Bank, Hof neuerdings Sonderfonds für Finanzmarktstabilisierung
(SoFFin)• Moratorium, §§ 46, 46a I KWG
Bündel von einstweiligen Maßnahmen bei „Gefahr“ § 46 KWG), im Speziellen „bei Insolvenzgefahr“ (§ 46a KWG), z.B. Verbot, Zahlungen entgegenzunehmen, §§ 46 I 2
Nr. 2, 46 a I 1 Nr. 3 KWG Verbot, Zahlungen zu leisten (z.B. Einlagen oder
zugesagte Kredite auszuzahlen), §§ 46 I 3, 4, 46a I 1 Nr. 1 Fall 2 KWG
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Insolvenz von Kreditinstituten 2
Verbot Vermögensgegenstände zu veräußern, § 46a I 1 Nr. 1 Fall 1 KWG
Lehman Brothers Bankhaus AG 2007 (inzwischen Insolvenzverfahren eröffnet)
• Insolvenz, §§ 46b-46f KWG, InsO Beispiel: Herstatt-Bank (Köln), BFI Bank AG (Dresden)
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Einlagensicherung 1
öffentliche-rechtliche
Basisdeckung
privatrecht-liche An-schluss-deckung
insbesondere bei Kredit-instituten
Kanzlerin-deckung?
Zweispurigkeit
Sonderfonds für Finanz-Marktsta-
bilisierung (SoFFin)
grds. direkte Einlagensicherung
(aber Volks- und Raiffeisenbanken)
indirekte Ein-lagensicherung
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Einlagensicherung 2
• Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz (EAEG)
EAEG bezieht sich auf Institute, also nicht nur auf Kreditinstitute, sondern auch auf Finanzdienstleistungsinstitute (§ 1 I EAEG) vereinheitlicht in der Europäischen Union
geschützter Personenkreis Privatpersonen Personengesellschaften kleine Kapitalgesellschaften
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Einlagensicherung 3
gesetzlicher Anspruch maximal 90% der Einlagen (§ 4 II 1 Nr. 1 EAEG, also 10%
Selbstbeteiligung) Euro 50.000 (§ 4 II 1 Nr. 1 EAEG)
– früher Euro 20.000 Pflicht der Zugehörigkeit zu
Entschädigungseinrichtungen (§ 2 EAEG)
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Einlagensicherung 4
gesetzliche Entschädigungseinrichtungen, § 7 I 1, 3 EAEG Einlagendeckung wird von den angeschlossenen
Instituten übernommen und über die Entschädigungseinrichtungen abgewickelt
für Einlagenkreditinstitute in privater Rechtsform (auch meiste Bausparkassen):
– Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH („EdB“)
» Tochtergesellschaft des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.
» größter Schadensfall Lehman Brothers Bankhaus AG (Moratorium, § 46 I KWG, anschließend Eröffnung Insolvenzverfahren )
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 5
Landesbanken und Sparkassen: Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands GmbH
– 12 regionale Sparkassenstützungsfonds Sicherungseinrichtung des Bundesverband der
deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) (bestehend aus Garantiefonds und Garantieverbund)
– als institutssichernde Einrichtung gemäß § 12 I EAEG anerkannt
– tritt an Stelle einer (beschränkten) gesetzlichen Entschädigungseinrichtung
– vgl. weiter freiwillige Sicherungssysteme
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 6
für Finanzdienstleistungsinstitute (§ 1 Ia KWG): – Entschädigungseinrichtung der
Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) – zur Legaldefinition des
„Wertpapierhandelsunternehmens“ vgl. § 1 IIId 2 KWG
– Krise durch Insolvenz des Finanzdienstleisters Phoenix Kapitaldienst GmbH in 2005
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 7
• freiwillige Sicherungssysteme alle drei großen Organisationen des Kreditwesens
private Banken: Einlagensicherungsfonds im Bundesverband deutscher Banken e.V.
– von 180 privaten Kreditinstituten getragen– Ausnahme: bei Bausparkassen ist Bausparkassen-
Einlagensicherungsfonds e.V. einschlägig (Absicherung ausschließlich durch diesen Fonds)
Landesbanken und Sparkassen: Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands e.V.
– 12 regionale Sparkassenstützungsfonds Volks- und Raiffeisenbanken
(Kreditgenossenschaften): Sicherungseinrichtung (bestehend aus Garantiefonds und Garantieverbund, s.u.)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 8
folgende Darstellung anhand des Einlagensicherungsfonds im Bundesverband deutscher Banken e.V.
geschützter Personenkreis Privatpersonen Personengesellschaften Kapitalgesellschaften Kommunen und andere „öffentliche Stellen“ (§ 6 I
Statut des Einlagensicherungsfonds vom Juni 2009)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 9
Schutz für Einlagen Girokontoguthaben Spareinlagen (Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld
(Termingeld), Sparkassenbriefe soweit Namenspapiere, Sparbrief auf Namen des Kunden
geschützt sind Einlagebetrag und Zinsen (§ 6 V Statut)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Einlagensicherung 10
nicht: Inhaberschuldverschreibungen eines Kreditinstituts (auch Zertifikate)
– Insolvenzmasse des Kreditinstituts nicht: Aktien oder Investmentfondsanteile
– bloße Verwahrung im Depot durch das Kreditinstitut
– Übertragung auf anderes Kreditinstitut jederzeit möglich
nicht: Schließfachinhalt (beachte: Alleinbesitz des Eigentümers, nicht Mitbesitz des Kreditinstituts)
– Eigentum geht nicht auf Kreditinstitut über
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Einlagensicherung 11
jeder Einlagengläubiger ist bis zu 30% des haftenden Eigenkapitals i.S.d. § 10 II KWG zum Zeitpunkt des letzten veröffentlichten Jahresabschlusses des notleidenden Kreditinstituts geschützt Höhe beim jeweiligen Kreditinstitut:
www.bankenverband.de (§ 6 IX Statut des Einlagensicherungsfonds)
vgl. z.B. § 6 I Statut– Entschädigung für Betrag, der
Entschädigungsleistungen gesetzlicher Entschädigungseinrichtungen übersteigt, § 6 XI Statut
» selbst wenn keine Leistung gesetzlicher Entschädigungseinrichtungen erfolgt (Island, Lettland)
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Einlagensicherung 12
Entschädigungsfall Feststellung BAFin, dass Kreditinstitut Einlagen
nicht mehr zurückzahlen kann, §§ 1 V, 5 I EAEG (anwendbar über Gegenschluss zu § 6 XI Statut)
– z.B. Lehman Brothers Bankhaus AG Feststellung jedenfalls nach bis zu 6 Wochen, § 5 I
2 EAEG – Entschädigung typischerweise nach Ablauf
des Moratoriums, §§ 46 I, 46 a I KWG
» Anordnung Moratorium durch BAFin, um zu prüfen, ob Weiterführung des Kreditinstituts möglich ist
» Kreditinstitut kann während Moratorium meist lediglich Zahlungen zur Schuldentilgung annehmen
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Einlagensicherung 13
Abwicklung Auszahlung an Kunden Einlagensicherungsfonds tritt bezüglich
Forderungen an Stelle Kunden in Insolvenz der Bank keine Rechtsansprüche von Kunden oder Banken
gegenüber Einlagensicherungsfonds (§§ 6 X, 10 Statut) bei Rechtsanspruch wäre Einlagensicherungsfonds
Versicherung und Versicherungssteuer fiele an um dies zu vermeiden, verzichtete BdB auf
Rechtsanspruch ist aber auch Ausdruck der realistischen
Leistungsgrenze in Praxis werden Forderungen erfüllt Canaris: gesetzlicher Rechtsanspruch der Anleger
wegen Rechtsscheinhaftung (Regeln der Vertrauenshaftung kraft widersprüchlichen Verhaltens wg. Werbung; vgl. Canaris Bankvertragsrecht)
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Einlagensicherung 14
Einlagensicherungsfonds hat derzeit geschätzt eingezahlte € 4-5 Mrd.(2009) genaues Guthaben wird nicht bekannt gegeben Einlagen bei deutschen Kreditinstituten betragen
derzeit ca. € 1,54 Billionen (2009) freiwilliges Sicherungssystem, d.h. nicht alle
Kreditinstitute angeschlossen (vgl. z.B. frühere Schmidt-Bank, Hof)
Besonderheit Landesbanken und Sparkassen bis zum 19.07.2007: Gewährträgerhaftung noch für Einlagen bis 2015
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Einlagensicherung 15
beachte Besonderheiten bei Volks- und Raiffeisenbanken (Kreditgenossenschaften): Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) (bestehend aus Garantiefonds und Garantieverbund) schützt Einleger nur indirekt (Prinzip der
vorbeugenden Unternehmenssicherung) Garantiefonds unterstützt Bank mit Mitteln aus
Fondsvermögen vor Insolvenz (entweder Barleistungen oder Bürgschaften, Garantien)
Bürgschaften und Garantien im Rahmen des Garantieverbunds
– subsidiär zu Leistungen des Garantiefonds keine Rechtsansprüche Banken gegen Fonds, §
30 Statut der Sicherungseinrichtung
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Einlagensicherung 16
• Staatsgarantie („Merkel-Garantie“) Erklärung Bundeskanzlerin Angela Merkel vom
5.10.2008 Umfang „Einlagensicherung“ durch Bundesrepublik
Einlagen– Girokontoguthaben– Spareinlagen (Sparbuch, Tagesgeld)– Termingeld
von Privatpersonen bei Banken, die Mitglied in gesetzlicher
Entschädigungseinrichtung sind keine betragliche Beschränkung
rechtliche Wirkung Rechtsgrundlage? (ungeschriebene) Notkompetenz der
Regierung? keine rechtliche Bindung!
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Einlagensicherung 17
• Einlagensicherung in den Vereinigten Staaten Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance
Corporation (FDIC) garantiert USD 250.000 je Einleger
Anlegerschutzfonds SIPC (Securities Investor Protection Corporation); SIPC garantiert Wiedererlangung von Wertpapieren (bis zu USD 500.000; aber nur USD 100.000 bei Geldansprüchen)
• Einlagensicherung in Großbritannien Financial Services Compensation Scheme (FSCS):
Einlagen von GBP 50.000 je Einleger
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Finanzkrise Mehr als 150 Finanzkrisen in den letzten 20 Jahren (IMF)
• staatliche Garantien
• staatlche Eigenkapitalhilfen
• Bad-Bank• Verstaatlichung
• Systemrelevenz Externalisierung von
Internalitäten; Steuerzahler trägt Kosten, die eigentlich Gesellschafter der Banken tragen sollte
Quellen: Röver; Ross Cranston, Principles of Banking Law, 1997, S. 96 f.
Risiko Problemlösungen
Gründe für Finanzkrisen
Wettbewerb
(Liberalisie-rung)
Anstieg von
Refinanzie-rungskoste
n
unzureichende
Diversifikation
kein aus- reichender Zugang zu
Refinanzierung (Fristeninkongru
enz!)
wirtschaftliche
Rezession
Finanzkrise
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Petrodollars werden von Schwellenländern bei westlichen Banken deponiert starkes Wirtschafts-wachstum verbunden mit großen Zahlungsbilanzüber-schüssen in Asien
Anlage in Entwicklungslän-dern, insbesondere Lateinamerika
Nachfrage
Vorgeschichte: 1997-
98
Vorgeschichte: 1970er
Angebot Wirkung
Anlage in Aktien und Immobilien in Asien
Vorläufer der gegenwärtigen Finanzkrise
Weltschuldenkrise mit Höhepunkt Zahlungsunfähigkeit Mexiko (1982) und Argentinien Asienkrise (außerdem Russlandkrise)
in Folge Kapitalex-port der Schwellen-länder
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Makroungleichge-wichte
Erläuterung
Makrotrends
Finanzinno-vation
Kreditfinanzierung verbunden mit Forderungsverbrie-fung (securitised credit model)
Zwei wesentliche Ursachen der Finanzkrise seit 2007
Literatur zur folgenden Darstellung: Lord Turner, Review of Financial Regulation, Financial Services Authority, London 2009(“Turner Review”)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Globale Zahlungsbilanzüberschüsse und –defizite (US$ Mrd.)
Quelle: Turner Review, S. 12 (basierend auf IMF, FSA)
einerseits große Zahlungs-bilanzüberschüsse in ölproduzierenden Staaten, China, Japan, anderen asiatischen Staaten
starkes Wachstum Ölpreisanstieg
hohe Sparraten übersteigen nationale Investitionen und Zahlungsbilanzüberschuss muss deshalb exportiert werden
andererseits große Zahlungsbilanzdefizite in USA, Großbritannien, Irland, Spanien
Analyse
Zahlungsbilanzüberschüsse und Zahlungsbilanzdefizite
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
53
Ausländische Inhaber von US-Staatsanleihen (in % des gesamten ausstehenden Betrags)
Quelle: Turner Review, S. 12 (basierend auf IMF, US-Finanzministerium)
Länder mit Zahlungsbilanzüberschuss investieren vor allem in Staatsanleihen bzw. Anleihen, die staatlich garantiert werden
Analyse
Zahlungsbilanzüberschüsse fließen vor allem in ausländische Staatsanleihen
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
54
UK reale Zinssätze (in %, 20 Jahresanleihen, jeweils 25. Mai oder nächster Wochentag)
Quelle: Turner Review, S. 13 (basierend auf Bank of England)
Zinsen für risikofreie Anlagen bewegen sich auf historisch niedrigem Niveau
Analyse
Rückgang der Zinsen für risikofreie Anlagen
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55
Verschuldung der Privathaushalte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (in %)
Quelle: Turner Review, S. 13 (basierend auf verschiedenen Quellen)
starkes Kreditwachstum in den sog. entwickelten Staaten (US, Großbritannien, Spanien, Australien)
Hypothekenkredite (ame-rikanischer “Subprime”-Markt (> US$ 1 Billion)), Akquisitionsfinanzierun-gen (leveraged buy-outs)*
führt wiederum zu niedrigeren Kreditstandards
führt weiter zu steigenden Immobilienkosten (und Preisen für andere Vermögensgegenstände)
Suche nach höheren Ertragsmöglichkeiten (“yield”), um Verringerung des Zinssatzes für risikofreie Anlagen auszugleichen
Analyse
Quelle: Turner Review, S. 32
Zinsrückgang führt zu Kreditwachstum und Anlegersuche nach höheren Ertragsmöglichkeiten
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
56
Forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset Backed Securities, ABS) in USA, außenstehender Betrag in US$ Mrd.
Quelle: Turner Review, S. 14 (basierend auf Securities Industry and Financial Markets Association )
Situation der Makroungleichgewichte traf mit der Entwicklung der Forderungsverbriefung (Securitisation) zusammen
Forderungsverbriefung hat schon lange eine Rolle gespielt (z.B. bei der Refinanzierung von Fannie Mae seit den 1930er Jahren)*
seit Mitte der 1990er gab es aber ein starkes Wachstum der Anleihen, die Forderungen verbrieften
Anleihen wurden zunehmend komplexer (Alphabet-Suppe: AAA, BBB usw.)
Analyse
* deutsche Pfandbriefe sind dagegen allgemeine Bankanleihen, denen bestimmte Sicherheiten zugeordnet werden
Makroungleichgewichte trafen mit Finanzinnovationen in Form von Forderungsverbriefungen zusammen
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57
Wachstum außenstehender Kreditderivate (credit default swaps), USD Bio.
Quelle: Turner Review, S. 15 (basierend auf Bank für Internationalen Zahlungsausgleich)
Analyse
außerdem explodierte der Kreditderivatemarkt, auf dem Investoren und Händler ihre Kreditrisiken absichern oder neue (synthetische) Kreditrisiken schaffen
Forderungsverbriefungen mit Kreditderivaten verbunden
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58
Forderungsverbriefung
Quelle: Röver; Turner Review, S. 14 f.* wirtschaftlich handelt sich um einen
garantieähnlichen Vertrag
Analyse
durch Forderungsverbriefung soll Wert geschaffen werden durch das Angebot einer Kombination von Risiko, Rendite und Liquidität
Forderungsverbriefungen sollen Kosten der Kreditintermediation durch Banken verringern, da notwendiges Bankkapital minimiert wird
Kredit muss durch Eigenmittel der Bank unterlegt werden
Risikodiversifizierung durch Kombination von verschiedenen Risiken und diversifizierte Gruppe von Investoren
außerdem Verringerung des Kreditausfallrisikos für Banken
A B C
Abtretung Darlehen Anleihen
Kreditderivat (credit default swap)
B
C
Kreditderivat, § 311 BGB(schuldrechtlicher Vertrag)*
Forderungsverbrierungen von einfachem Geschäftsmodell zu hochkomplizierter Transaktion
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59
Schätzung der mark-to-market-Verluste bei US-Kreditanleihen, April 2008 (USD Mrd.)
Analyse
• keine Risikodiversifizierung, da die meisten forderungsverbriefenden Anleihen von Banken oder bankähnlichen Institutionen erworben wurden
• keine Verringerung des systemischen Risikos; dafür gab es die im folgenden besprochenen fünf Gründe
Quelle: Röver; Turner Review, S. 17; IMF Global Financial Stability Report October 2008
Annahmen des Forderungsverbriefungsmodells erwiesen sich in Finanzkrise als fehlerhaft
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60
UK-Verschuldung in % des Bruttoinlandsprodukts nach Schuldnerarten
US-Verschuldung in % des Bruttoinlandsprodukts nach Schuldnerarten
Quelle: Turner Review, S. 18 (basierend auf Oliver Wyman)
Analyse
• seit Beginn der 2000er Jahre stieg die relative Größe des Finanzsektors innerhalb der Gesamtwirtschaft stark an
Dienstleistungen innerhalb des Finanzsektors stiegen stärker als Dienstleistungen für die übrige Wirtschaft
• Verschuldung von Finanzinstitutionen ist stark angestiegen• auf konsolidierter Basis kann der Finanzsektor aber nur im Verhältnis zur
übrigen Wirtschaft wachsen• das starke Wachstum des Finanzsektors wurde demnach erreicht durch
Steigerung der Forderungen innerhalb des Finanzsektors
• Erhöhung der Instabilität des Finanzsektors
Grund 1: Die 2000er Jahre erlebten ein starkes Wachstum des Finanzsektors im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
61
Verschuldung von Investmentbanken
Quelle: Turner Review, S. 19 (basierend auf Bloomberg)
Analyse
• seit 2003 erhöhten viele Investmentbanken ihre Verschuldung (sichtbar in ihren Bilanzen)
• darüber hinaus wurden strukturierte Investmentvehikel (SIVs) aufgesetzt, deren Verbindlichkeiten außerhalb der Bankbilanzen standen
• Verschuldung wurde weiter aufgebaut durch strukturiere Anleihen (collateralised debt obligations, CDO-squareds), die sogenannten “embedded leverage” enthalten
Grund 2: Das Wachstum des Finanzsektors wurde durch höhere Verschuldung …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
62
Wachstum von strukturierten Investmentvehikeln: Gesamtvermögen
Verschuldung wesentlicher UK-Banken
Quelle: Turner Review, S. 19 (basierend auf Bank of England)
• dadurch hat sich der Verschuldungsgrad des Gesamtsystems erhöht (total system leverage)
Quelle: Turner Review, S. 20 (basierend auf Standard & Poors)
… des Finanzsektors begleitet
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
63
• Kernfunktion der Banken ist Fristentransformation• Fristentransformation vollzieht sich zunehmend
außerhalb von Banken bei unregulierten Marktteilnehmern strukturierte Investmentvehikel aufgesetzt (SIVs) Investmentbanken haben ihre langfristigen Anlagen
zunehmend kurzfristig finanziert (insbesondere durch Pensionsgeschäfte (repurchase agreement, Repos), § 340 b HGB)
vor allem in den Vereinigten Staaten haben öffentliche Fondsgesellschaften (mutual funds) langfristige Anlagen kurzfristigen Verpflichtungen gegenüber Investoren gegenüberstellt
Quelle: Turner Review, S. 21
Grund 3: Weiterhin stiegen die Geschäfte von “Schatten”banken stark an
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
64
Quelle: Turner Review, S. 22 f.
• Value-at-risk (VAR) als zentrale Bezugsgröße Preisbewegungen der Vergangenheit wurden zur
Grundlage für die Berechnung künftiger Preisentwicklungen gemacht
Grundlage für die Europäische Eigenkapitalrichtlinie • konzeptionell fragwürdiges Konzept• kaum nachvollziehbar für das Management der Kreditinstitute
Grund 4: Investitionsentscheidungen wurden zunehmend auf komplexe Berechnungen gestützt
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
65
Quelle: Turner Review, S. 22, 24
• prozyklische Effekte wurden zunehmend im Finanzsystem eingebaut
Forderungsverbriefung bedeutete, dass ein größerer Anteil von Krediten von Investoren gehalten wurde, die besonderen Wert auf ein Kreditrating legen
Finanzkennzahlen, die bestimmte Rechtsfolgen auslösen
Hinterlegung von Sicherungsbeträgen (collateral) bei Derivaten
Grund 5: Die Konzeption von Finanzprodukten hatte prozyklische Wirkung
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
66
Wirkung
Anwachsen innerer und äußerer finanzieller Instabilität der Schuldner
Wertverlust von Schuldverschreibungen, denen u.a. Immobilienkredite zugrundeliegen
Zusammenbruch des Interbankenmarktes infolge Liquiditätskrise Insolvenz von Banken Zusammenbruch Aktienmarkt Auswirkungen auf die Realwirtschaft
Wirkungen
Die Wirkungen der Finanzkrise waren dramatisch
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
67
Ökonomische Folgerungen aus der Finanzkrise
• Stützung Finanzsektor Rückkehr Anleger- und Investorvertrauen
• Reduzierung von Fehlallokationen von Investionen auf globaler Ebene als Folge der Kapitalmarktliberalisierung
sinnvolle Investitionen in Industriestaaten sinnvolle Investitionen in Schwellen- und
Entwicklungsländern• Stärkung Finanzsektoren in Schwellen- und Entwicklungsländern, die eine Kreditaufnahme in lokaler Währung ermöglicht
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
68
Reaktionen auf die Finanzkrise 1
• kurzfristige Stützung Finanzsystem Liquidität durch Zentralbanken (EZB und andere
Zentralbanken) bzw. private Banken (z.B. für HypoRealEstate)
Staatsgarantien und –bürgschaften für Einlagen (z.B. Irland, Deutschland) bzw. Bankverbindlichkeiten (bei HypoRealEstate)
Rekapitalisierung von Banken und Versicherungen („schwedisches Modell“) Teil“verstaatlichungen“ (AIG, Großbritannien,
Deutschland, USA) durch Übernahme von Gesellschaftsanteilen im Rahmen von Kapitalerhöhungen
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
69
Reaktionen auf die Finanzkrise 2
Erwerb von Subprime-Schuldverschreibungen durch amerikanische Regierung
Bilanzierungsregeln für Banken Abkehr von Marktwerten
Deutschland: Finanzmarktstabilisierungsgesetz (FMStG) Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS,
nunmehr “SoFFin“ genannt) – unselbständige Anstalt des öffentlichen
Rechts» Sondervermögen, § 110 I, 115 II GG
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
70
Reaktionen auf die Finanzkrise 3
– bei der Deutschen Bundesbank» keine Rechts- und Fachaufsicht BMF über
Bundesbank – Finanzierung durch Kredite i.H.v. bis zu €
100 Mrd.» BMF für Fondsfinanzierung zuständig
Maßnahmen– Garantien
» Schuldtitel und Verbindlichkeiten » von „Unternehmen des Finanzsektors“
gem. § 2 I FMStG» bis zu € 400 Mrd.
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
71
Reaktionen auf die Finanzkrise 4
– Rekapitalisierung» „Unternehmen des Finanzsektors“» grundsätzlich Zeichnung von Stamm- oder
Vorzugsaktien im Rahmen Kapitalerhöhung bei AGsvgl. aber Maßnahmen bei Commerzbank AG: stille Einlage
– Risikoübernahme» Risikopositionen» erwerben oder absichern
– nicht: Einlagensicherung ergänzende Rechtsverordnung
(Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung, FMStFV)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
72
Reaktionen auf die Finanzkrise 5
Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz (FMStErgG, „Rettungsübernahmegesetz“), 2009 Änderung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes Enteignung von Unternehmensanteilen
(HypoRealEstate, jetzt Deutsche Pfandbriefbank) Gesetz zur Fortentwicklung der
Finanzmarktstabilisierung („Bad-Bank-Gesetz“), 2009 Änderung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes Umwandlung Finanzmarktstabilisierungsfonds
von unselbständiger Anstalt des öffentlichen Rechts in selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts
• langfristige Veränderung des Aufsichtsrahmens?
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
73Vgl. auch John Bird, John Fortune, Subprime Crisis (www.youtube.com)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
74
• Finanzintermediäre sind “global in life, national in death” (Mervyn King, Präsident der Britischen Zentralbank; Turner Review, S. 36)
Lender-of-last-resort nationale Interessen
Quelle: Turner Review, S. 36
Globalisierung des Finanz-systems
Verantwortung der Heimat-aufsicht
• Globalisierung verschafft Vorteile hinsichtlich der Effizienz (Liquiditätsmanagement, Flexibilität)
• Heimataufsicht zuständig• EU: Heimataufsicht für
Zweigstellen (“branches”) und Repräsentanzen im Ausland zuständig (Europa-Pass), nicht dagegen für Tochtergesellschaften
• nicht hinreichend bei internationalen Banken (Lehman Brothers, Landesbanki)
eingeschränkte
Verantwortung der Aufsicht
• nicht ausreichend• Selbstregulierung der Märkte
• nur begrenzte staatliche Aufsicht
Annahme Heutige Einschätzung
Globales Finanzsystem ohne globale Kontrolle, da bisherige Bankaufsicht enge Grenzen hat
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
75
Quelle: Turner Review, S. 39-42
Marktpreise als
Wertmesser
Annahme Heutige Einschätzung
• auch effiziente Märkte können irrational sein; Markteffizienz führt nicht notwendig zu Marktrationalität
• individuelle Rationalität stellt nicht kollektive Rationalität sicher (Bsp.: Warren Buffett)• individuelles Verhalten ist nicht vollständig rational (Verhaltensökonomie, “behavioral
economics”; vgl. Shiller/Akerlof)• gleichwohl haben effiziente Märkte Vorzüge
• Paradigmenwechsel der Bank-aufsicht (mangelnde Rationalität) Regulierungsvorsorge Konsumenten: Aufklärungsfixierung
• Finanzmärkte sind effizient und rational
• Marktregulierung muss somit nur die Hürden für ineffiziente und illiquide Märkte beseitigen
Bisheriger Bankaufsicht liegen …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
76
Quelle: Turner Review, S. 42-45
Annahme Heutige Einschätzung
mathematische Analyse
zeigt die Risikoei-
genschaften
• Beobachtung vergangener Preisbewegungen gibt verläßlich Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit der Preisbewegungen in der Zukunft
• kurze Beobachtungszeiträume• mangelnde Normalverteilung • “Netzwerk-Externalitäten”
(Effekte bei vielen Marktteilnehmern)
• Unterscheidung von Risiko und Unwahrscheinlichkeit
Forderungsver-
briefung ver-bessert Stabilität
Finanzmarkt
• Forderungsverbriefungsmodell führt zu höherer finanzieller Instabilität
Modell setzt liquide Märkte voraus, die bei Marktversagen verschwinden können
Banken sind hochverschuldet und können in Krisen ihre Kreditfunktion nicht mehr wahrnehmen
starkes Wachstum des Verbriefungsmarkts gefährdet Stabilität
somit Krise des Modells
• Forderungsverbriefung reduziert Marktinstabilität (IMF)
… inzwischen fragwürdig …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
77
Quelle: Turner Review, S. 45-49
Finanzinnova-tion
vorteilhaft
• Mark-to-market Gewinne in steigenden Märkten
• Gewinnerzielung (rent extraction) durch Finanzintermediäre aufgrund intransparenter Produkte
• Finanzinnovation ist also nicht per se für Kunden vorteilhaft
• Wettbewerb beseitigt unpassende Produkte
Annahme Heutige Einschätzung
• Marktdisziplin ist nicht ausreichend
Marktdisziplin
begrenzt schä-
digende Risiko-
übernahme ausreichen
d
• Marktdisziplin kann weitgehend Bankaufsicht bei der Begrenzung von Risiken ersetzen
• Dritte Säule von Basel II (Marktdisziplin und öffentliche Offenlegung) baut auf Marktdisziplin auf
… fragwürdig gewordene Annahmen …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
78
Quelle: Turner Review, S. 45-49
Annahme Heutige Einschätzung
• Vorsichtsprinzip der deutschen Rechnungslegung (Handelsgesetzbuch) im Bereich von Banken eher angemesssen
Ausrichtung an
internationaler
Rechnungs-legung
• Internationale Rechnungslegung (International Financial Reporting Standards, IFRS) baut auf dem Prinzip des fairen Wertes (fair value) auf
• Perspektive ist der Gesellschafter, dem transparente Informationen zur Verfügung gestellt werden sollen
… zugrunde
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
79Quelle: Röver, Turner Review, S. 51
Liquidität der Fi-
nanzintermediäre (vor allem
Kreditinstitute)
Wichtige Maßnahmen Nachrangige Maßnahmen
Eigenmittel der Fi-
nanzintermediäre (vor allem
Kreditinstitute)
• Haftungsfunktion des Eigenkapitals (Kurt Ballerstedt, Kapital, Gewinn und Ausschüttung bei Kapitalgesellschaften, 1948)
Rechnungslegung der
Kreditinstitute
Verschuldung der
Kreditinstitute
Ratingagenturen
Vergütung von
Bankmitarbeitern
Tobin-Steuer?
systematische Marktbeobachtu
ng
Überprüfung von
Geschäftsmo-dellen?
Umstrittene Maßnahmen
Künftiges Bankaufsichtsrecht und entsprechende –praxis zur Finanzmarktstabilisierung
• nicht möglich im Rahmen bestehen-der Dienstverträge
Trennung von Commercial und
Investment Banking
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
80
Quelle: Röver, Turner Review, S. 52 f., 83
Gründe Umsetzung
• Banken betreiben ein inhärent riskantes Geschäft
• Bankenkrisen können zu systemischen Finanzkrisen werden
• Finanzkrisen wiederum haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
systematische
Marktbeobach-tung
• bislang keine ausreichende Betrachtung systemischer Risiken und der Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen
• Überprüfung des Kreditvolumens, der Liquidität, der Preise für Grundstücke usw.
• Umsetzung: Institutionen zur Systembeobachtung
Grundlage für die neue Bankaufsichtsrechtspraxis sollte eine systematische Marktbeobachtung sein
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
81
Quelle: Röver, Turner Review, S. 53-57
Gründe Umsetzung
• Höhe und Qualität der Eigenmittel kann auf die Interessen von Gläubigern und Einlegern abgestimmt sein (so bisher, “gone concern”)
• es kann aber auch darauf ausgerichtet sein, dass Verluste absorbiert werden können (“going concern”)
höhere Eigenmittel
• Going concern-Ansatz ist vorzugswürdig
• Erhöhung der Eigenmittel (s.u.)
höhere Qualität der Eigenmittel
Kernkapital (Core Capital), § 10 IIa KWG 2% 4%
Ergänzungskapital (Tier 1 capital), § 10 IIb KWG 4% 8%
Drittrangmittel (Tier 2 capital), § 10 II 1 KWG 8%
Basel I Basel II Zukunft
bzw. an-dere Risi-kogewich-tung
jeweils Risikopositionen („risk weighted assets“)
nur Anpassung Risikogewichtung
Zentral für die Stabilisierung des Finanzsystems ist die ausreichende Kapitalunterlegung von Geschäften, …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
82
Quelle: Röver, Turner Review, S. 58-
Gründe Umsetzung
• Handelsbuch musste bislang nur in geringem Maße mit Kapital unterlegt werden
• Annahme: Risikoposition kann verkauft/aufgelöst werden (es gibt immer Gegenpartei im Markt)
Kapitalunterle-gung des Han-delsbuchs
(Um-laufvermög
en)
• in Zukunft wird es entsprechende Kapitalunterlegung auch von Handelspositionen geben
Gegenmaßnah-men zu zykli-schen
Effekten
• Basel II verstärkt zyklische Effekte, da Risikogewichtung vorgenommen wird
• Risikoeinschätzung aufgrund von Maßzahlen, die über einen gesamten Wirtschaftszyklus bestimmt werden (“through the cycle”) und nicht bloß zu einem bestimmten Zeitpunkt
… die allerdings mit entsprechenden Kosten …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
83
Quelle: Röver, Turner Review, S. 61-63
Gründe Umsetzung
Kapitalpuffer
• Kapitalpuffer der Banken haben sich in der Finanzkrise als nichr ausreichend erwiesen
• anti-zyklischer Kapitalpuffer (s. z.B. Spanien seit 2000)• (1) Umfang Beurteilungsspielraum (nicht Ermessen) oder Formel oder Kombination aus beidem• (2) Berücksichtigung Mindestkernkapital (Anhebung von 4% auf 7%) oder Reserve, die von Bankkapital in Abzug gebracht wird• fraglich ist allerdings, wann der Peak erreicht ist
… für Banken und Kunden …
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
84
Quelle: Röver, Turner Review, S. 62-67
Gründe Umsetzung
Gegenmaßnah-men zu zykli-schen
Signalen aus der Rech-
nungslegung
• heute wird der faire Wert ermittelt, der ein guter Maßstab für den Gesellschafter eines Unternehmens ist
• nicht adäquat aus Aufsichtssicht• Einführung einer Wirtschaftszyklus-Reserve• (1) Umfang Beurteilungsspielraum (nicht Ermessen) oder Formel oder Kombination aus beidem• (2) Berücksichtigung Bilanz oder Gewinn- und Verlustrechnung• fraglich ist allerdings, wann der Peak erreicht ist
… verbunden sein wird
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
85
Quelle: Röver, Turner Review, S. 6-8
Gründe Umsetzung
• bislang wurde vorausgesetzt, dass Kapitalmärkte liquide sind und dass Banken sich Kapital beschaffen können (es sei denn, sie stellen ein von anderen Marktteilnehmern nicht akzeptiertes Risiko dar)
Funktion der
Liquidität
• Liquidität iin Basel II nicht weiter behandelt
• Finanzkrise hat gezeigt, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen
Kernliquiditäts-quote
• u.a. Messung des Verhältnisses von Einlagen zu Krediten
• Umfang Beurteilungsspielraum (nicht
Ermessen) oder Formel
• bislang keine Mindestanforderungen an Liquiditätsquote
• nur goldene Regel der Fristigkeit
Information durch
Banken
• bislang bereits Informationspflichten der Banken
• weitreichende Auskunfts-pflichten der Banken
Neben dem Kapital muss in Zukunft die Liquidität in den Fokus genommen werden
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
86
Feststellung Theoretische Fundierung
zu stark auf die Vertragsfreiheit abstellende Positionen sind durch die Finanzkrise für das Bankrecht widerlegt worden
Ordoliberalismus (Walter Eucken): ursprünglich vor allem Wettbewerbspolitik, Sozialpolitik
Freiheitsparadoxon (Karl Popper)
Vertragsfreiheit und deutsche Ordnungspoliti
k
keine kritiklose Übernahme ökonomischer Ergebnisse
Rechtswissenschaft als eigenständige Disziplin
Reformprinzipien
Verständnis für die
tatsächlichen (wirtschaftlichen) Grundlagen
Abstellen auf ökonomische Wirklichkeit ist zentral in wirtschaftsnahen Rechtsgebieten
Erkenntnisse ökonomischer Forschung berücksichtigen
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
87
• Aufgabe der Wissenschaft, Maßstäbe für Regulierung zu finden
aus rechtlicher Sicht ist es zentral, ausreichende Anpassungsmöglichkeiten des Rechtssystems zu finden insbesondere angemessene Wege der
Rechtsfortbildung Stärkung der Rechtsinstitutionen, also
insbesondere der Aufsichtsbehörden, Gerichte, der Anwaltschaft und der Rechtswissenschaft
Ausblick 1
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
88
• weitere Aufgabe der Wissenschaft ist es, hinreichende Kontinuität herzustellen, um die Stabilität des Rechtssystems zu gewährleisten
“auf Krisenwellen folgen Regulierungsfluten” (Pellens) Ökonomie der Regulierung
– vgl. 63. Deutscher Betriebswirtschaftertag der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V., 12./13.10.2009 in Frankfurt am Main
• theoretisches Problem: woher sollen wir wissen, was richtig ist?
es ist illusorisch zu glauben, dass wir Probleme voraussehen können; aber wir können nach Eintreten von Problemen im Nachhinein reagieren
• praktisches Problem: reformiertes Bankaufsichtsrecht muss von (gestärkter) Aufsicht auch umgesetzt werden können
Tendenz zur Überdehnung der Erwartungen an Aufsicht
Ausblick 2
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
89
Teil 2: Kreditsicherungsrecht
§ 5 Einführung in das Kreditsicherungsrecht§ 6 Entstehung von Kreditsicherheiten§ 7 Übertragung von Kreditsicherheiten§ 8 Kollision von Kreditsicherheiten§ 9 Verwertung von Kreditsicherheiten außerhalb der Zwangsvollstreckung§ 10 Vollstreckung von Kreditsicherheiten§ 11 Kreditsicherheiten in der Insolvenz des Kreditnehmers§ 12 Beendigung von Kreditsicherheiten§ 13 Internationales Kreditsicherungsrecht§ 14 Ausländische Kreditsicherungsrechte und rechtspolitische Bewertung
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
90
Teil 2: Kreditsicherungsrecht
§ 5 Einführung in das Kreditsicherungsrecht
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
91
Vertiefende Literatur 1: Schuldrecht allgemein
• Wolfgang Fikentscher/Andreas Heinemann, Schuldrecht, 10. Aufl., Berlin, New York 2006• Karl Larenz/Claus-Wilhelm Canaris, Lehrbuch des Schuldrechts, Band II/2, Besonderer Teil, 13. Aufl., München 1994, §§ 60 bis 66• Dieter Medicus/Stephan Lorenz, Schuldrecht I: Allgemeiner Teil, 18. Aufl., München 2008; Dieter Medicus/Stephan Lorenz, Schuldrecht II: Besonderer Teil, 15. Aufl., München 2010
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
92
Vertiefende Literatur 2: Sachenrecht allgemein
• Jürgen F. Baur/Rolf Stürner, Lehrbuch des Sachenrechts, 18. Aufl., München 2009 • Mathias Habersack, Examens-Repititorium Sachenrecht, 6. Aufl., Heidelberg 2010• Philipp Heck, Grundriß des Sachenrechts, Tübingen 1930; Neudruck Aalen 1960• Jörg Neuner, Beck’sches Examinatorium: Sachenrecht, 3. Aufl., München 2008• Manfred Wolf/Marina Wellenhofer, Sachenrecht, 25. Aufl., München 2010• Martin Wolff/Ludwig Raiser, Sachenrecht, 10. Bearb., Tübingen 1957
• Peter Gottwald, Prüfe dein Wissen: BGB. Sachenrecht, 15. Aufl., München 2010
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
93
Vertiefende Literatur 3: Kreditsicherungsrecht - Studium
• Hans-Michael Krepold/Sandra Fischbeck, Bankrecht: Konto, Zahlungsverkehr, Darlehensvertrag, Kreditsicherheiten, Übungsklausuren, München 2009 • Bruno Rimmelspacher, Kreditsicherungsrecht, 2. Aufl., München 1987• Hansjörg Weber, Kreditsicherungsrecht, 8. Aufl., München 2006
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
94
Vertiefende Literatur 4: Kreditsicherungsrecht - Forschung
• Jan-Hendrik Röver, Vergleichende Prinzipien dinglicher Sicherheiten. Eine Studie zur Methode der Rechtsvergleichung, München 1999• Jan-Hendrik Röver, Secured Lending in Eastern Europe. Comparative Law of Secured Transactions and the EBRD Model Law, Oxford 2007• Jan-Hendrik Röver, Realsicherheiten und Direktvereinbarungen, in: Ulf R. Siebel/Jan-Hendrik Röver/Christian Knütel (Hrsg.), Rechtshandbuch Projektfinanzierung und PPP, 2. Aufl., Köln, München 2008, S. 762-812
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Vertiefende Literatur 5: Kommentare
• Jan Kropholler, Studienkommentar BGB, 12. Aufl., München 2010• Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 69. Aufl., München 2010führender Praktikerkommentar; Arbeitsmittel im 2. Staatsexamen
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Kreditarten nach dem Kreditgegenstand (gesicherte Forderung) 1
• Geldkredit Gelddarlehen, §§ 488 ff. BGB
auch Sparkonto beachte: Girokonto unregelmäßige Verwahrung,
§§ 700, 488 ff. BGB – z.B. Anspruch auf Rückzahlung aus §§ 700 I 1
Fall 1, 488 I 2 Fall 2 BGB
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Kreditarten nach dem Kreditgegenstand (gesicherte Forderung) 2
• Warenkredit bei Kaufvertrag Vorleistung entgegen § 320 I 1 BGB
(anfängliche) Stundung Kaufpreisforderung (= Hinausschieben der Fälligkeit), i.d.R. durch Stundungsabrede, § 311 I BGB
– ggfs. Zahlungshilfe nach § 499 I BGB– bei anfänglicher Stundung nicht § 271 II BGB,
da keine Bestimmung der Leistungszeit – bei anfänglicher Stundung nicht § 205 BGB,
da Fälligkeit und damit Verjährungsbeginn herausgeschoben
bei nachträglicher Stundung Vertragsänderung, § 311 I BGB
Sachdarlehensvertrag, §§ 607 ff. BGB
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts
Sicherheiten
PersonalsicherheitenRealsicherheiten funktionsgleiche Rechte
ggü. Schuldner
ggü. Dritten
beweglicheSachen
unbeweg-liche Sachen
Rechte
Haftung mit gesamten Vermögen
Haftung mit Sicherungsgegenstand
atypische „Sicherheiten“
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 1
• Personalsicherheiten Sicherheiten gegenüber dem Gläubiger
abstraktes Schuldversprechen, §§ 780, 782 BGB, 350 f. HGB
abstraktes Schuldanerkenntnis, §§ 781, 782, BGB, 350 f. HGB
Sicherheiten gegenüber einem Dritten Bürgschaft, §§ 765-777 BGB Garantie, § 311 I BGB rechtsgeschäftlicher (kumulativer) Schuldbeitritt
(Schuldmitübernahme), § 311 I BGB
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100
Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 2
• Realsicherheiten bewegliche Sachen
Pfandrecht an beweglichen Sachen, §§ 1204-1259 BGB
Sicherungsübereignung von beweglichen Sachen, §§ 929 S. 1, 930 BGB
– einfache Sicherungsübereignung– erweiterte Sicherungsübereignung– verlängerte Sicherungsübereignung– Klauselkombinationen
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 3
• Realsicherheiten bewegliche Sachen
Eigentumsvorbehalt, §§ 929 ff., 158 I, 449 BGB
– einfacher Eigentumsvorbehalt– erweiterter Eigentumsvorbehalt– verlängerter Eigentumsvorbehalt– Klauselkombination
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 4
unbewegliche Sachen Hypothek, §§ 1113-1190 BGB einfache Grundschuld, §§ 1191-1198 BGB Sicherungsgrundschuld, §§ 1191-1198 BGB
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 5
• Realsicherheiten Rechte
Pfandrecht an (Forderungen und sonstigen) Rechten, §§ 1273, 1204, 1258 BGB
– nicht prüfungsrelevant Sicherungsabtretung von Forderungen, § 398
BGB– einfache Sicherungsabtretung (u.U.
Globalzession)– erweiterte Sicherungsabtretung– verlängerte Sicherungsabtretung– Klauselkombination
Sicherungsübertragung sonstiger Rechte, §§ 413, 398 BGB
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Sicherungsinstrumente des deutschen Rechts 6
• funktionsgleiche Rechte Factoring, § 398 BGB
unechtes Factoring = Abtretender trägt das Forderungsausfall-risiko, zugrunde liegt Darlehen (Gutschrift Gegenwert Forderung), § 488 BGB
– nicht dagegen echtes Factoring = Abtretungsempfänger trägt das Forderungsausfallrisiko, Grundgeschäft ist Forderungskauf, §§ 453 I Fall 1, 433 BGB
Finanzierungsleasing, § 535 BGB analog • atypische „Sicherheiten“
Negativerklärung/-klausel rechtsgeschäftliche Verpflichtung, nicht zu
verfügen, § 137 S. 2 BGB
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Prinzipien des Sachenrechts 1
• Basiswissen des Sachenrechts insbesondere relevant für mündliche Prüfung
• allgemeine Sachenrechtsgrundsätze (und Grundsätze des Kreditsicherungsrechts)
als solche nicht in einzelnen Gesetzesnormen ausdrücklich und vollständig formuliert
es gibt aber gesetzliche Ausformungen z.B. § 985 BGB: Grundsatz der Absolutheit
im übrigen Gewohnheitsrecht gelten über ihre geschriebenen Ausformungen
hinaus
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Prinzipien des Sachenrechts 2
dingliche Rechte Entstehung dinglicher Rechte
Rechtsverhältnisse bei dinglichen
Rechtsgeschäften
Prinzipien des Sachenrechts
• Absolutheit• Typenzwang und -fixierung• Spezialitätsprinzip
• Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit• Publizität
• kausale und abstrakte Rechtsgeschäfte
• Trennungsprinzip• Abstraktionsprinzip
• Trennung von Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft
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Prinzipien des Sachenrechts 3: dingliche Rechte
• Absolutheit Rechtsdurchsetzung dinglicher Rechte: dingliche Rechte
wirken gegenüber jedermann „dingliche Ansprüche“ (z.B. § 985 BGB) und dingliche
Verwertungsrechte, z.B. §§ 1204 I, 1228 I BGB• Typenzwang (numerus clausus) und Typenfixierung
beschränken Abschluss- und Inhaltsfreiheit der Parteien Numerus-clausus-Prinzip verbietet, dass
Vertragsparteien neue dingliche Rechte „erfinden“ keine Autohypothek, kein Unternehmenspfandrecht aber: Anwartschaftsrecht und Sicherungsübertragung
Typenfixierung beschränkt Inhaltsfreiheit der Parteien keine Abbedingung der Akzessorietät möglich
Rechsfolge: Privatautonomie, Art. 2 I GG / Verbotsnorm, § 134 (str.)
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Prinzipien des Sachenrechts 4: dingliche Rechte
• Spezialitätsprinzip nur einzelne Gegenstände, nicht Mehrheit von
Gegenständen können Gegenstand dinglicher Rechtsgeschäfte sein (z.B. Übertragung oder Belastung)
häufig mit Bestimmtheitsgrundsatz zusammengefasst; allerdings davon zu trennen
Rechtsfolge konstruktives Prinzip, das dazu führt, dass sich
das Verfügungsgeschäft immer nur auf einen einzelnen Vermögensgegenstand (Grundstück, bewegliche Sache, Forderung usw.) bezieht
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Prinzipien des Sachenrechts 5: Entstehung dinglicher Rechte
• Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit eindeutige Zuordnung einer zu übertragenden Sache
M Rn. 521: „umfangreiche und nicht immer konsequente Rspr., deren Kenntnis aber keinesfalls zu dem nötigen paraten Wissen gehört“
Sicherungsgegenstand eines Sicherungsgeschäfts muss bestimmt sein (Korrelat des Spezialitätsprinzips) Erkennbarkeit allein anhand der Parteivereinbarung unbestimmt: Prozentsätze, Wertangaben,
Mengenangaben bestimmt: Übereignung des gesamten Warenlagers
(auch bei wechselndem Bestand), besonders gekennzeichnete Waren, besonders gelagerten Waren (Raumsicherungsübereignung)
Bestimmtheit nur der konkreten Sachen, nicht der rechtlichen Qualifikation; es muss nicht deutlich gemacht werden, welche Sachen im Eigentum des SiG stehen und an welchen Sachen AR zusteht (BGHZ 28, 16 im Abkehr von BGHZ 21, 52)
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Prinzipien des Sachenrechts 6: Entstehung dinglicher Rechte
bei Sicherungsabtretungen (z.B. im Rahmen verlängerter Eigentumsvorbehalt) genügt Bestimmbarkeit der abgetretenen Forderungen, d.h. Bestimmtheit muss erst vorliegen, wenn Zession durch Entstehung der Forderung wirksam wird (arg. § 185 II 1 Fall 2)
außerdem muss bei akzessorischen Sicherheiten (Bürgschaft, Pfandrecht, Hypothek) die gesicherte Forderung bestimmt oder bestimmbar sein
Rechtsfolge: bei Unbestimmtheit wird keine Einigung erzielt, d.h. es kommt kein Vertrag zustande (der wiederum Tatbestandsvoraussetzung für Rechtsentstehung ist) beachte: Spezialität und Bestimmtheit teilweise
nicht klar unterschieden in der Literatur
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Prinzipien des Sachenrechts 7: Entstehung dinglicher Rechte
• Publizität (Übergabe, Eintragung) Publizität ist Tatbestandsmerkmal bei Begründung,
Veränderung, Aufhebung und Übertragung von dinglichen Rechtspositionen
(widerlegliche) Richtigkeitsvermutung, §§ 891 I, II, 1006 I 1 Beweiserleichterung im Prozess
Gutglaubensschutz, §§ 892, 932 ff. Liberationswirkung, § 851
Es kann mit befreiender Wirkung (§ 362 I) an Besitzer geleistet werden (Prüfungspunkt: Erfüllung, § 362 I – „Gläubiger“)
– Problem: Anwendung von § 935 (N Rn. 40) Ausgleich zwischen Besitzer und Eigentümer nach § 816 II Exkurs: andere Fälle der Liberationswirkung § 407
(Leistung an ursprünglichen Gläubiger), § 893 (Leistung an Eingetragenen, z.B. Hypothekengläubiger), § 2367 (Leistung an Erben mit Erbschein) (Übersicht bei N Rn. 46)
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Prinzipien des Sachenrechts 8: Rechtsverhältnisse
• kausale und abstrakte Rechtsgeschäfte, Trennungs- und Abstraktionsprinzip
jede rechtsgeschäftliche Zuwendung bedarf eines Rechtsgrundes (causa, Grundgeschäft, Kausalgeschäft)
kausal sind solche Rechtsgeschäfte, die Vereinbarung über Rechtsgrund als Bestandteil in sich schließen („Kombinationsprinzip“) Prototyp ist gegenseitiger Vertrag (§§ 320 ff.
BGB)
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Prinzipien des Sachenrechts 9: Rechtsverhältnisse
abstrakte Rechtsgeschäfte sind vom Rechtsgrund unabhängig Trennungsprinzip (1): bei abstraktem
Rechtsgeschäft ist Rechtsgrund nicht im Rechtsgeschäft enthalten, sondern liegt außerhalb des Geschäfts
– Prototyp ist Übereignung einer beweglichen Sache (§ 929 BGB); als Verpflichtungsgeschäfte sind insbesondere Schuldversprechen (§ 780 BGB) und Schuldanerkenntnis (§ 781 BGB) abstrakt
– häufig mit Trennung von Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft verwechselt
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(Persönl.)Schuldner =Sicherungsgeber
Gläubiger(z.B. Bank) =Sicherungsnehmer
Gesicherte Forderung (z.B. Darlehen, § 488)Grundgeschäft (Sicherungsvertrag, § 311 I)Dingliches Sicherungsrecht (z.B. 873, 1113)
Ggfs. Anwartschaftsrecht
Prinzipien des Sachenrechts 10: Rechtsverhältnisse (KreditS)
(Persönl.)Schuldner
Gläubiger (z.B. Bank) = Sicherungsnehmer
Sicherungsgeber
Grundgeschäft(Sicherungs-vertrag, § 311 I)* Dingliches Siche-
rungsrecht (z.B. 873, 1113)
Gesicherte Forderung (z.B. Darlehen, § 488)
Z.B.Auftrag, § 662GeBes., § 675GoA, § 677
* Bei Personalsicherheiten Bürgschaft/Garantie nach M.M. (L/C) im Verhältnis Hauptschuldner und Gläubiger
1.
2.
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Prinzipien des Sachenrechts 11: Rechtsverhältnisse
Abstraktionsprinzip bei abstraktem Rechtsgeschäft
– bei Nichtbestehen Kausalgeschäft oder Einwendungen gegen Kausalgeschäft grds. Abwicklung abstraktes Geschäft über Bereicherungsrecht (§§ 812 ff.)
– beachte allerdings Rückabwicklungsschuldverhältnis bei Rücktritt oder Kündigung
– beachte außerdem Durchbrechungen Abstraktionsprinzip
» Vorliegen einer (aufschiebenden oder auflösenden) Bedingung, § 158, II
» Geschäftseinheit nach § 139 oder » Regeln der Geschäftsgrundlage (§ 313)
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Prinzipien des Sachenrechts 12: Rechtsverhältnisse
– Grenzen des Abstraktionsprinzips: Fehleridentität (Doppelmangel): derselbe Unwirksamkeitsgrund betrifft (ausnahmsweise) sowohl das Verpflichtungs- als auch das Verfügungsgeschäft; beachte: es findet keine „Durchbrechung“ des Abstraktionsprinzips statt! Wichtigste Fallgruppen:
» Geschäftsunfähigkeit des Verkäufers» Anfechtung wegen Willensmängeln, die,
wie in den Fällen des § 123, auch noch bei Vornahme des dinglichen Rechtsgeschäfts fortbestehen
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Prinzipien des Sachenrechts 13: Rechtsverhältnisse
» Fälle in denen sowohl das Verpflichtungs- als auch das Verfügungsgeschäft gesetzes- oder sittenwidrig sind (z.B. §§ 134, 138)
» Übersicht über alle Fallgruppen bei Neuner, Sachenrecht, Rn. 31; Medicus, AT, Rn. 231-238; Achtung: nicht mit dem Problem des Doppelmangels in bereicherungsrechtlichen Dreiecksverhältnissen verwechseln
• Trennungsprinzip (2) Trennung von Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft Verfügung meist abstraktes Rechtsgeschäft
deshalb häufig mit Trennung von Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft gleichgesetzt
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Prinzipien des Kreditsicherungsrechts 1
• Sicherungsrecht und gesicherte Forderung sicherungsrechtliches Trennungsprinzip (Trennung
von dinglichem Sicherungsgeschäft und gesicherter Forderung) trenne gesicherte Forderung von Rechtsgrund
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Prinzipien des Kreditsicherungsrechts 2: Rechtsverhältnisse
dinglicher Vertrag
(z.B. Verpfän-dungs-
vertrag, § 1204 I
BGB)
Sicherungsvertrag, Sicherungsabrede, § 311 I BGBRechtsnatur• fiduziarisch• nicht-fiduziarischInhalt• Rechtsgrundabrede• Sicherungszweck (Zweckvereinbarung)• Nutzungsvereinbarungen• ggfs. Rückübertragungsanspruch (insb. SiÜ, SiAbtr, SiGS)• Verwertungsvereinbarungen
gesicherte Forderung
(§ 488, § 488 BGB)
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Zuständigkeit bei Abtretung
und Global-zession
(Übertragung gesicherte Forderung)
G: 767 I 1, 2Einschr.:
767 I 3Erweit.:
767 II
G: 767 I 1, 2, 768 I 1
A: • 768 I 2, 768 II, 770
• 216 I (Verj.)
Erlöschen
Begründung(Entste-
hungsakzes-sorietät)
Prinzipien des Kreditsicherungsrechts 3: Akzessorietät von Sicherungsrechten
Umfang (Umfangs-
akzessorität)
Durch-setzung (Einwen-dungen)
G: 765 I, 767 I 1
künft. Ford:767 II
A: Hypothek (1113 II mit
1163 I 1, 1177 I 1) – Fremdhy-pothek, nicht GrPfR akz.
401 (dis-positiv) /
1250, 1153 (zwingend)
G: 765 I, 767 I 1A1: beachte
Zahlungs-folgen
A2: Hypothek (1163 I 1, 1177 I 1) – Fremdhy-pothek, nicht GrPfR akz.
Akzessorietät Sicherungsrechte (Bürgschaft, Pfandrecht, Hypothek); i.ü. auch Vormerkung