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Energiepolitik in Deutschland

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Neuanfang und Wiederaufbau nach 1945Nach Ende des 2. Weltkrieges: Absolute Priorität für Stein- und Braunkohle Aufbau der Raffinerie-Kapazitäten Staatliche Wegbereitung für die Kernenergie Preisgestaltung und Strukturpolitik –

Energiepolitik für die beginnende soziale Marktwirtschaft

Fazit der 1950er Jahre: Sicherung einer ausreichenden Energieversorgung

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Strukturänderung auf dem Energiemarkt Preiswerte Energie und Diversifikation

als Ziel Aufbau des Kernenergieprogramms Starke Expansion des Öls zu Lasten der

Kohle Energiepolitik mit starker

strukturpolitischer Ausrichtung Ausbau eines Krisenmanagements beim

Öl Fazit der 1960er Jahre: Expansion des

Öls, Staatliche Vorrangpolitik zu Gunsten von Steinkohle und Kernenergie

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Im Schatten der Ölpreisschübe Heizöl wird Bezugspunkt des

Energiepreisniveaus Ölpreisschübe von 1973 und 1979/80,

ausgelöst durch Fördermengen-Drosselung seitens der OPEC

Erste Energiepolitische Programme der Bundesregierung als Reaktion

Differenziertes Maßnahmenbündel gegen Importrisiken beim Öl

Fazit der 1970er Jahre: Ölpreisschübe und Ausbau der Kernenergie

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Geschichte der Energiepolitik in Deutschland 1946-2008

Ökologie- und Akzeptanzprobleme rücken in den Mittelpunkt Neuformulierung eines ökologischen

Rahmens im Energiebereich Energiepreisverfall hemmt Anstrengungen

zu mehr Energieeffizienz Dritte Fortschreibung des

Energieprogramms Politische und ökonomische Umwälzung in

Mittel- und Osteuropa: Öffnung des Ostens schafft ab 1989 neue geostrategische Lage, Beginn der Globalisierung der Märkte

Fazit der 1980er Jahre: Umweltbewegungen und Öffnung des Ostens

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Geschichte der Energiepolitik in Deutschland 1946-2008

Öffnung des Ostens, nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz

Die Herausforderung: Modernisierung des Energiesystems in den neuen Bundesländern (ehemalige DDR)

Wechsel in der ehemaligen DDR/Ostdeutschland zu Öl und Gas in Rekordzeit

Neue Chancen der West-Ost-Kooperation werden ausgeschöpft. Schub bei der Globalisierung (Verbrauchsangleichung in West und Ost).

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Neuausrichtung der Energiepolitik und Energiemarktliberalisierung

April 1998: Die „logische Sekunde“: Start mit Strom-Wettbewerb in den liberalisierten Strommarkt

Neuausrichtung des Energiemixes Suche nach einem Konsens über die

künftige Nutzung der Kernenergie Anforderungen an eine rationale

Energiepolitik Fazit der 1990er Jahre: Wandel der

Energiepolitik3737

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Ab 2000: Klimaschutz, Energiemarktliberalisierung, Suche nach Energiekonsens Klimaschutzdebatte dominiert viele Jahre

das Geschehen. Finanzmarktkrise, Welt-Klimakonferenzen Kopenhagen und Cancun haben bremsenden Einfluss.

Rot-grüne Bundesregierung leitet Versuch der „Energiewende“ (sog. „kleine Energiewende“) ein u. a. mit: „Ökosteuern“, Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) und KWKG, Energiesparen, Energieeffizienz, Kernenergie-Ausstiegsbeschluss von 2000: Alle 17 KKW sollen bis 2021 vom Netz.

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Geschichte der Energiepolitik in Deutschland 1946-2008Liberalisierung: Neues Energie-

wirtschaftsgesetz (EnWG 7/2005) (1) Trennung des Netzbetriebes aus vertikal

integrierten EVU (Unbundling) Unbundling: Entflechtung, Entbündelung –

Trennung der Wertschöpfungsfunktionen Stromerzeugung, Netzbetrieb und Stromverkauf eines EVU. Ziel: Quersubventionierung zwischen einzelnen Bereichen der EVU sowie einseitige Informationsvorteile zu unterbinden und Marktverzerrungen vorzubeugen.

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• (2) Der Regulierer kommt: Einführung eines staatlichen Regulierungssystems für die Elektrizitäts- und Gasnetze bei Netzanschluss, Netzzugang/Netznutzung und Regelenergie

Regulierer: Dient der Wahrung der Interessen der Netznutzer, der Sicherstellung eines chancengleichen funktionsfähigen Wettbewerbs und der Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung bei Strom und Gas (Vorbild: Telekommunikation)

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Suche nach Energiekonsens: Schwarz-rote Bundesregierung (ab 10/2005)beginnt mit

• Korrektur bestehender Gesetze wie EEG, KWKG

• Suche nach einem breiten gesellschaftlichen Konsens über die langfristige Rahmen- bedingungen der Energiepolitik• Strittige Themen: U. a.:- „Ausstieg aus dem Ausstieg aus der

Kernenergie?“, - Umfang und Struktur der Förderung

erneuerbarer Energien, - Umsetzung der Klimaschutzziele

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- Ende der Förderung der heimischen Steinkohle,

- Umsetzung von mehr Wettbewerb im Strom- und Gasmarkt,

- Umfang staatlicher Steuern wie Ökosteuer, Stromsteuer etc.

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Geschichte der Energiepolitik in Deutschland 1946-2008 Aktuelle Einflüsse ab 2007:

• International steigende Preise für Öl (Rekordpreis Öl 147 Dollar/Barrel), Erdgas und Kohle

• Debatte um neue Risiken der Versorgungssicherheit bei Öl und Erdgas (Piraterie, Terrorismus)

• Akzeptanzprobleme auch bei Bau von Kohlekraftwerken, CCS-Leitungen und –Lagern, Elektrizitäts-Freileitungen und Erdkabeln, Windparks, Biomasseanlagen etc.

• 3. EU-Liberalisierungspaket: Wechsel von der Kosten-Regulierung zur Anreizregulierung (ab 01/2009)

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Geschichte der Energiepolitik in Deutschland 1946-2008• Wettbewerb im Strommarkt kommt voran,

Gasmarkt hinkt hinterher. Kritik an der Marktmacht der vier großen EVU E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW

• Forcierter Ausbau der Erneuerbaren Energien. Aber: Gefahr für ihre Integration wegen unzureichendem Ausbau der Stromnetze (lange Genehmigungsverfahren, lokale Widerstände der Bevölkerung). Erste Forderungen nach langsameren Ausbau der Erneuerbaren

• Initiative der EU-Kommission: Ende der Subvention heimischer Steinkohle 2018

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Neues Energiekonzept für „Deutschland 2050“:• Schwarz-gelbe Bundesregierung legt 9/2010 ein

„Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“ vor

• Ziel: „Bei wettbewerbsfähigen Energiepreisen und hohem Wohlstandsniveau soll Deutschland in Zukunft zu einer der energieeffizientesten und umweltschonensten Volkswirtschaften der Welt zählen“

• Zielvorgabe: Minderung der Treibhausgas-emissionen in Höhe von 85 % bis 2050

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• Dazu 10-Punkte-Sofortprogramm: - Einrichtung Markttransparenzstelle für Großhandel mit Strom und Gas - Laufzeitverlängerung der 17 KKW um durchschnittlich 12 Jahre (Ausstieg aus dem Ausstieg). Heftige Kritik daran seitens Stadtwerke, politischer Opposition und Bevölkerung

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- Beschleunigter Ausbau der Offshore- Windenergie. Leistungserweiterung an bestehenden Standorten bei Onshore- Windenergie (Repowering) - Druck auf Innovationen und Kostensenkung, um Überförderung der Photovoltaik zu verhindern - Initiative Energieeffizienz für Unternehmen und private Verbraucher - Maßnahmen zur Gebäudesanierung als zentraler Schlüssel zur Modernisierung der Energie- versorgung

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- Stromnetzausbau durch kohärente Ausbauplanung

- Anreizsysteme für intelligente Stromnetze (Smart Grid)

- Ausbau von Speicherkapazitäten (Pumpspeicherkraftwerke, Biogasspeicher, Einbeziehung der Erdgasinfrastruktur)

- Weitere Erforschung der CCS-Technologie als Voraussetzung für klimaneutrale Verstromung fossiler Energieträger

- Förderung von Elektrofahrzeugen (Ziel: Bis 2030 6 Mio. Fahrzeuge)

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Kritik am Energiekonzept seitens Wissenschaftund Energieunternehmen u. a.: Dirigistische Eingriffe

in die Märkte, Festlegung auf ortsbestimmte Technologien birgt große Risiken

• Fazit der Jahre 2000 - 2010: Klimaschutz immer stärker im Fokus, wachsende Widerstände der Bevölkerung beim Ausbau der Energie-Infrastruktur, neues Energiekonzept führt nicht zu breitem gesellschaftlichen Konsens

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Beginn der „beschleunigten Energiewende“

• März 2011: Seebeben der Stärke 9,0, dadurch ausgelöste Tsunamis. Folge: Reaktorunfall am 11.03.2011 in Fukushima als Folge fehlerhafter Auslegung und unzureichender Sicherheitstechnik der Anlagen.

• In Deutschland sehr großes Medieninteresse an dem Reaktorunfall. Über 80 Prozent der in Europa erschienenen Berichte (März bis Mai 2011) über Fukushima wurden in Deutschland veröffentlicht.

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• Bundesregierung reagierte angesichts der bevorstehenden Landtagswahl in Baden-Württemberg sofort auf Basis einer „gefühlten Notlage“.

• Moratorium (drei Monate) für acht ältere Kernkraftwerke. Einsetzung einer Ethik- und Reaktorsicherheits-Kommission, die Machbarkeiten für einen möglichst raschen Ausstieg ermitteln sollte.

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• Mit breiter politischer Mehrheit verabschiedete der Bundestag am 30.06.2011 eine Änderung des Atomgesetzes, wonach bis 2022 alle Kernkraftwerke in Deutschland stillgelegt werden. Weitere Gesetze u. a. zur Förderung der erneuerbaren Energien, Ausbau der Windkraft und der Stromnetze wurden als Basis der „Energiewende in Deutschland“ verabschiedet.

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Herausforderung der Energiewende• Deutschland wagt ein innovatives Großprojekt ohne

Vorbild mit gravierender Neuausrichtung des Infrastrukturbereichs Energieversorgung bei laufendem Betrieb.

• Die Energiewende ist eines der größten Experimente, die eine Industriegesellschaft jemals durchgeführt hat. Sie nimmt damit die „Kosten einer Lernkurve“ in Kauf, die anderen Ländern erspart bleiben.

• Die Energiewende erfordert die Neuordnung der gesamten Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Diese Umgestaltung ist eine Generationenaufgabe, die grundlegenden Rahmenbedingungen müssen jedoch gegenwärtig gesetzt werden.

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• Ein Experiment dieser Größenordnung wird durch wissenschaftliche Politikberatung unterstützt, organisiert wie ein sozialer Lernprozess: Die Wissenschaft leuchtet die gangbaren Wege aus, die Politik sollte auf dieser Basis entscheiden, welcher Weg beschritten wird.

• Deutschland wird mit dem eingeschlagenen Weg einer forcierten Energiewende international aufmerksam beobachtet. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Frage, inwieweit die Energiewende ohne Unterbrechung der Strom- und Energieversorgung, der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft sowie der sozialen Belange (bezahlbare Strompreise für einkommensschwache Haushalte) gelingt.

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Ziele der Energiewende•Reduzierung der CO2-Emissionen sowie der Importabhängigkeit bei Erdgas und Erdöl. Erhalt der volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.•Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022•Schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien•Schnellerer Ausbau der Stromnetze und Stromspeicher•Bau neuer Gas- und Kohlekraftwerke•Erhöhung der Energieeffizienz•Realisierung energietechnischer Innovationen auch zum Export auf den Weltmarkt

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Zum Status der Energiewende 2015:• Der Ausbau der Erneuerbaren war in den letzten

10 Jahren sehr erfolgreich. Insb. Solaranlagen und Windräder expandierten in einem Ausmaß, das weit über dem erwarteten Niveau lag.

• Angereizt wird der Ausbau der Erneuerbaren durch die EEG-Fördermaßnahmen, die den Anlagenbetreibern über 20 Jahre hinweg eine Vorrangeinspeisung des Stroms zu weit über dem Marktpreis liegenden Preisen garantiert. Die dadurch entstehenden Kosten werden auf die Endverbraucher, soweit sie nicht privilegiert sind, wie z. B. energieintensive Industriebetriebe, in Form der EEG-Umlage überwälzt.

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• Steigende Energiekosten und ein unbefriedigendes Management des Transformationsprozesses im Energiesektor haben Industrie, Gewerbe und Bürger verunsichert

• Die Expansion der Erneuerbaren führt dazu, dass, gemessen am maximalen Strombedarf, Deutschland derzeit rechnerisch bereits über zwei Kraftwerkparks, einen konventionellen mit Kohle-, Erdgas- und Kernkraftwerken sowie einen mit Erneuerbaren verfügt. Wird das EEG nicht reformiert, dürfte sich die Expansion der Erneuerbaren in ähnlichem Tempo fortsetzen.

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• Kostenschere der EEG-Reform: Trotz sinkender Strompreise steigen derzeit die Stromkosten für Endkunden, die keine durch das EEG geförderten Anlagen betreiben. In grober Gegenüberstellung beliefen sich die EEG-bedingten Mehrkosten der Stromkunden 2014 auf über 24 Mrd. Euro. Der Wert des erzeugten Stroms lag demgegenüber bei rd. 2 Mrd. Euro.

• Systemstabilität: Im internationalen Vergleich liegt die Zuverlässigkeit der deutschen Stromversorgung mit geringen Ausfallzeiten nach wie vor auf sehr hohem

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• Niveau. Der erforderliche Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze hinkt dem rasanten Ausbau der volatilen Photovoltaik und Windkraft erheblich hinterher. Durch ständige Eingriffe des Netzmanagements konnten Blackouts bisher vermieden werden.

• Um die Kostendynamik des derzeitigen EEG-Systems zu begrenzen, sollte der Ausbau der Stromnetze das Tempo des Zubaus an Erneuerbaren bestimmen. So können die Erneuerbaren kostengünstig und effizient in die Stromversorgung integriert werden.

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• Strompreisverfall: Durch das Überangebot an Strom sind die Strompreise an den Börsen gefallen. Die Betreiber von Kohlekraftwerken verzeichnen einen Verfall der Gewinnmargen. Gaskraftwerke haben aufgrund relativ hoher Erdgaspreise Wettbewerbsnachteile. Dadurch werden teilweise auch moderne Gaskraftwerke, die zur Regulierung der volatilen Strommengen vorgesehen waren, stillgelegt oder eingemottet.

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• Wechselbeziehungen des EEG mit dem ETS: Die angestrebte Reduzierung von Emissionen aus fossilen Kraftwerken ist mit dem EEG prinzipiell möglich. Dieser Effekt wird jedoch derzeit durch die Wechselbeziehung mit dem Europäischen Emissionshandelssystems (ETS) verhindert.

• Mitte 2014 hat der Bundestag die EEG-Reform beschlossen. Damit soll der ständige Anstieg der EEG-Umlage gebremst und die Förderkosten auf „mehrere Schultern“ (Industrie) verteilt werden.

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• Die EEG-Reform soll ein erster Schritt für den „Neustart der Energiewende“ werden. Mit der vom BMWi vorgelegten 10-Punkte-Energie-Agenda werden die anstehenden energiepolitischen Projekte benannt.

• Ein Kernanliegen der EEG-Reform ist die verbesserte Integration der Erneuerbaren in den nationalen und europäischen Strommarkt. Dazu werden die Betreiber von Neuanlagen verpflichtet, den von ihnen erzeugten Strom stufenweise direkt zu vermarkten.

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• Zur Beteiligung der Öffentlichkeit in die Reformdebatte hat das BMWi im Oktober 2014 das als „Grünbuch“ bezeichnete Diskussionspapier „Ein Strommarkt für die Energiewende“ vorgelegt. Über 700 Verbände und Unternehmen nutzten das Grünbuch-Konzept, um zum künftigen Strommarktdesign Stellung zu nehmen.

• Im Grünbuch wird vom BMWi dargelegt, wie der deutsche Strommarkt zukünftig Versorgungssicherheit gewährleisten und zugleich die Ziele der Energiewende gemäß des Energiekonzeptes der Bundesregierung von 2010/2011 umsetzen kann.

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• Ein wesentlicher Schwerpunkt ist dabei die Frage, ob die weitere schrittweise Weiterentwicklung des bestehenden regulatorischen Rahmens (sog. Energy-Only-Markt/EOM) ausreicht oder ob es zukünftig sog. Kapazitätsmärkte bedarf.

• Den Konsultationen folgt bis Anfang Juni 2015 vom BMWi ein „Weißbuch“ mit konkreten Maßnahmen, die auch bis September 2015 öffentlich konsultiert werden. Daran schließt sich die notwendige Gesetzgebung an.

• Parallel führt das BMWi Gespräche mit den Nachbarstaaten und der Europäischen Kommission, da gemeinsame Lösungen im Rahmen des europäischen Binnenmarktes Kostenvorteile für alle Länder ermöglichen.

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eIntegration in den EU-Strommarkt:•Engpässe im EU-Stromnetz nehmen zu. Strom aus Erneuerbaren kann aufgrund derzeit noch limitierter Netzkapazitäten nur begrenzt mit den Nachbarländern gehandelt werden.•Erneuerbare Energien werden in Europa sehr unterschiedlich gefördert, derzeit mit über 120 verschiedenen Fördersystemen.•Die Integration der deutschen Energiewende in die europäischen Energie-Marktgegebenheiten steht erst am Anfang.

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• Die Energieversorger müssen den deutlichen Trend weg von einer zentralen hin zu einer dezentralen Energieversorgung in ihren Geschäftsmodellen aufgreifen. Gefragt sind i- u. a. komplexe Lösungen für neue Kundentypen, Dienstleistung statt Commodity, flexible Lösungen für das volatile Stromangebot, intelligente Automation.

• Immer mehr Endkunden erzeugen eigenen Strom und treten am Strommarkt sowohl als Kunde als auch als Erzeuger auf (sog. Prosumer).

• Die immer häufiger auftretenden Überschüsse bei der Stromerzeugung führen dazu, dass man sich statt mit Stromsparen auch mit dem umfassenderen Einsatz von Strom befasst.

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• Aktive Teile der neuen „offenen Bürgergesellschaft“ verlangen mehr Partizipation, Transparenz und Einfachheit bei der zukünftigen Energieversorgung.

• Die Transformation des Energiesektors wurde hierzulande bisher zu einseitig auf die Stromversorgung fokussiert. Die Sektoren Wärmeversorgung und Verkehr müssen insb. über verbesserte Effizienzen angesichts ihrer ebenfalls erheblichen CO2-Emissionen stärker in die Maßnahmen zur Energiewende eingebunden werden.

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• Weitere Innovationen bei der Energietechnik sowie den Markt- und Handelssystemen sind entscheidende Voraussetzungen für das Gelingen der Energiewende. Besonders dringend sind Innovationen bei den Speichertechnologien wie z. B. Batterien und Power-to-Gas, um für den volatilen Photovoltaik- und Windkraftstrom auch über Jahreszeiten hinweg Ausgleich zu schaffen.

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N Nutznießer („Gewinner“) der bisherigen Energiewende-Maßnahmen:•Die Transformationsprozesse der Energiewende mit dem Ausbau der Erneuerbaren zu einem verstärkt dezentralen Versorgungssystem führt zu erheblichen Umverteilungen in der Volkswirtschaft. Einflussreiche Lobbygruppen versuchen über Einflussnahme auf Politik, Medien und Zivilgesellschaft bei den Auseinandersetzungen über die Regulierungsmaßnahmen wie EEG-Reform ihre Interessen zu wahren.

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• Der Klimaschutz „gewinnt“ durch Vermeidung von Treibhausgasemissionen aufgrund der Stromerzeugung aus Erneuerbarer Energie. Gegenüber 1990 ist die Vermeidung von 21 Mio. t CO2 auf 82 Mio. t (2012, Strom mit EEG-Vergütung) gestiegen.

• Staat (Fiskus): 2014 über 2 Mrd. Euro zusätzliche Mehrwertsteuereinnahmen.

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• Bundesländer mit positiven Saldo aus Förderung und Zahlungen für die EEG-Umlagen in 2013: Bayern 770 Mio. Euro, Brandenburg 671, Schleswig-Holstein 541, Mecklenburg-Vorpommern 296, Sachsen-Anhalt 295, Niedersachsen 224

• Besitzer von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen: Privatpersonen und Landwirte (Prosumer), Finanzfonds und Banken, Energieunternehmen, Gewerbe.

• Energiegenossenschaften erleben einen starken Zuwachs. Mittlerweile sind knapp 900 Gründungen zu verzeichnen. Insb. Bürgerwindparks sind beliebt.

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• Energieintensive Unternehmen (z. B. Zement, Chemie, Papier, Rohstoffe), die im internationalen Wettbewerb stehen. Die Bundesregierung gewährt Rabatte, in 2013 rd. 4 Mrd. Euro, für insgesamt 4 % der Unternehmen.

• Kohlekraftwerke: Wegen des wachsenden Ökostromanteils ist es derzeit relativ preiswert, CO2 auszustoßen. Dadurch lassen sich auch wenig effiziente Kohlekraftwerke wirtschaftlich betreiben. Klimaschonende und hochmoderne Gaskraftwerke stehen dagegen aufgrund hoher Erdgaspreise z. T. still.

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• Beschäftigte in der Herstellerindustrie für erneuerbare Energien, Energieeffizienz (z. B. Wärmedämmung) und Netzinfrastruktur.

• Deutschland langfristig als Nation und Wirtschaftsstandort, wenn die Transformation des Energiesystems („Energiewende“) technisch und wirtschaftlich gelingt, d. h. wenn der volkswirtschaftliche Nutzen den derzeit sehr hohen Aufwand an Investitionen übersteigt.

• Volkswirtschaftliche Nutzen wären z. B.: Marktfähige Energietechniken und –dienstleistungen für den Export, vermiedene Kosten für den Import von Öl, Erdgas und Kohle, Erfüllung der internationalen Klimaschutz-Verpflichtungen etc.

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Benachteiligte („Verlierer“) der bisherigen Energiewende-Maßnahmen:•Private Haushalte, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen können (sog. „Elektrizitätsarmut“). 2013 waren davon über 300.000 Haushalte betroffen, überwiegend mit Stromabschaltungen. Insgesamt gelten nach einer aktuellen Studie (Bontrup/Marquardt) 2013 rd. 5 Mio. Bürger als „elektritizitätsarm“. 1,7 Mio. Bürger wurden dies durch die Energiewende.•Bundesländer mit negativem Saldo aus Förderungen und Zahlungen für die

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EEG-Umlage in 2013: NRW 2.924 Mio. Euro, Baden-Württemberg 1.080, Hessen 923, die restlichen Bundesländer in der Bandbreite von jeweils 400 bis 100 Mio. Euro•E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW sowie teilweise Stadtwerke mit Erdgas- und Kohlekraftwerken. Der rasante Zuwachs an Strom aus Erneuerbaren sowie sinkende Strompreise führen zu Wertberichtigungen in den Bilanzen und Einbrüchen bei den Ergebnissen.

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• Solarbranchen: Die Preise für Solaranlagen sind in den vergangenen Jahren stark gesunken. Der stärkste Wettbewerb kommt aus China, teilweise zu Dumpingpreisen. Die inländischen Vergütungssätze für Solarstrom sinken. Nur ein Bruchteil der Arbeitsplätze dieser Branche bleibt erhalten.

• Gaskraftwerke: Auch hochmoderne Gaskraftwerke unterliegen im Wettbewerb mit den Kohlekraftwerken und werden z. T. eingemottet oder stillgelegt.

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• Landschaftsbild Deutschland: Abschied von „ästhetischen Traditionen“ der Landschaft durch Ausbau von Windparks und viele dezentrale Anlagen sowie Stromtrassen („die Energie-Infrastruktur rückt den Bürgern auf die Pelle“). Widerstand gegen „Verspargelung der Landschaft“, neue Stromtrassen und Speicherseen.

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Wesentliche Interessenvertreter (Lobby)•Energieunternehmen und Industrie:BDEW, VKU, BEE, Mineralölwirtschaftsverband, Zukunft Erdgas, GVSt, DEBRIV (Kohle), Deutsches Atomforum, BDI, VDI, VDE, VDMA, VDE, BNE•NGO:Greenpeace, WWF Deutschland, Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch

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Quellen und weiterführende Literatur:

Online:

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi),EU-Kommissiondena, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), IPCC, Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie,AG Energiebilanzen, DIW

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