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Abschlussbericht zur Untersuchung
Studienwahl Informatik
Stefan Engeser, Nina Limbert & Hugo Kehr
Unter Mitwirkung von
Martin Augustin, Franziska Lindlacher & Ernesto Vanoni
Projekt in Zusammenarbeit mit Prof. Manfred Broy, gefördert durch die
Ernst Denert Stiftung für Software-Engineering
München, Juli 2008
Inhaltsverzeichnis
In der Informatik geht es genauso wenig um Computer wie in der Astronomie um Teleskope
Edsger Dijkstra
1 EINLEITUNG .................................................................................................................. 2 2 THEORETISCHER HINTERGRUND ......................................................................... 3
2.1 DAS ERWEITERTE KOGNITIVE MOTIVATIONSMODELL (EKM)............................ 4 2.2 UNTERSUCHUNGSSTRATEGIE .............................................................................. 6
3 STICHPROBE UND METHODEN ............................................................................... 7 3.1 STICHPROBE QUALITATIVE INTERVIEWS.............................................................. 7 3.2 STICHPROBE QUANTITATIVE STUDIE ................................................................... 7 3.3 INHALT UND DURCHFÜHRUNG DER INTERVIEWS................................................. 8 3.4 DURCHFÜHRUNG DER FRAGEBOGENUNTERSUCHUNG ......................................... 8 3.5 BIOGRAFISCHE DATEN ........................................................................................ 9 3.6 EXPLIZITE MOTIVE.............................................................................................. 9 3.7 EINTEILUNG DER LEISTUNGSKURSE UND DER STUDIENFÄCHER ........................ 10 3.8 ASSOZIATIONEN ZUM INFORMATIKSTUDIUM..................................................... 10 3.9 DER EINFLUSS DER INFORMATIONSQUELLEN .................................................... 11 3.10 HITLISTE ....................................................................................................... 13 3.11 SICHERHEIT IN DER STUDIENWAHL ............................................................... 13 3.12 STUDIUMSABBRUCHSBEREITSCHAFT............................................................. 13 3.13 MOTIVATIONALE ASPEKTE DES INFORMATIKSTUDIUMS NACH DEM EKM .... 14 3.14 OFFENE FRAGEN ........................................................................................... 16
4 ERGEBNISSE ................................................................................................................ 18 4.1 DESKRIPTIVE STATISTIKEN ............................................................................... 18
4.1.1 Informatik in der Schule........................................................................... 18 4.1.2 Gruppenunterschiede in motivationalen Aspekten nach dem EKM......... 18
4.2 HITLISTE – VORHERSAGE DER PRÄFERENZ FÜR INFORMATIK ........................... 19 4.2.1 Biografische Daten und explizite Motive ................................................. 20 4.2.2 Variablen des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodells (EKM) ........ 21 4.2.3 Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des EKM ............... 22
4.3 STUDIENWAHL .................................................................................................. 24 4.4 VERGLEICH DER ERGEBNISSE HITLISTE UND STUDIENWAHL ............................ 25 4.5 VERGLEICH INFORMATIKNAHER STUDIENFÄCHER MIT INFORMATIK................. 26 4.6 STUDIENABBRUCHSBEREITSCHAFT.................................................................... 27 4.7 QUALITATIVE AUSWERTUNG ............................................................................ 29
4.7.1 Offene Fragen der Onlinebefragung........................................................ 29 4.7.2 Subjektive Entscheidungsfindung............................................................. 32 4.7.3 Anreize für das Informatikstudium........................................................... 33 4.7.4 Anforderungen des Informatikstudiums / des Informatikerberufs............ 34 4.7.5 Frauenbild in der Informatik.................................................................... 35
5 DISKUSSION ................................................................................................................. 37 5.1 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE ............................................................. 37 5.2 SCHLUSSFOLGERUNGEN .................................................................................... 41
6 LITERATUR .................................................................................................................. 44
Studienwahl Informatik - Einleitung 1
7 ANHANG ........................................................................................................................ 45 7.1 INTERVIEWLEITFADEN....................................................................................... 45 7.2 SICHERHEIT IN DER STUDIENWAHL ................................................................... 48 7.3 STUDIENABBRUCHSBEREITSCHAFT.................................................................... 48 7.4 FAKTORENSTRUKTUR MOTIVATIONALE ASPEKTE NACH DEM EKM ................. 42 7.5 KODIERUNG OFFENER ANTWORTEN DER ONLINEBEFRAGUNG .......................... 44 7.6 STECKBRIEFE DER INTERVIEWS......................................................................... 45
7.6.1 Abiturienten.............................................................................................. 45 7.6.2 Nicht-Informatikstudierende .................................................................... 47 7.6.3 Informatikstudierende .............................................................................. 50
7.7 MITTELWERTSUNTERSCHIEDE MATHEMATIK (AUSWAHL)................................ 54 7.8 POST HOC ANALYSEN ZUM STATUS VON INFORMATIK ...................................... 54
Studienwahl Informatik - Einleitung 2
1 Einleitung Trotz der Bedeutung der Informatik und dem zunehmenden Bedarf von qualifizierten
Fachkräften in diesem Bereich wählen nur wenige Abiturienten ein Studium der Informatik.
Aus dieser Sicht wäre es wünschenswert, dass gerade die guten Abgänger eines Jahrgangs
dieses eher anspruchsvolle Studium wählen, hier später beruflich tätig sind und die Informatik
in Praxis und Theorie inhaltlich weiter entwickeln. Die Studierendenzahlen sind dabei an der
TU-München nach einem Anstieg sogar wieder rückläufig, was auch dem Bundestrend
entspricht (Bundesamt für Statistik, 2007). Auch der Anteil der Frauen ist in den letzten
Jahren ungefähr gleich niedrig geblieben.
Das Ziel des Projektes ist es, die relevanten Faktoren der Wahlentscheidung für oder
gegen das Informatikstudium zu erkennen und in ihrer jeweiligen Bedeutung zu bestimmen.
Darauf aufbauend oder davon ausgehend werden Maßnahmen abgeleitet, wie vermehrt
Abiturienten für das Informatikstudium gewonnen werden können (die Umsetzung und
Evaluation der Maßnahmen könnten dann in einem Folgeprojekt angegangen werden). Als
weiteres wird die Studienabbruchsbereitschaft untersucht. Ein Studienabbruch ist in den
letzten Jahren in Informatik zurückgegangen, liegt aber immer noch bei ungefähr einem
Drittel {Heublein 2008 #2249}.
Kernstück zur Erreichung des Zieles - die Entscheidung für oder gegen das
Informatikstudium zu erkennen - bildet das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell. Mit dem
Modell sollen alle relevanten Faktoren der Studienwahl erfasst und der empirischen
Untersuchung zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus werden neben biografischen
Merkmalen auch überdauernde Motive berücksichtigt sowie bisherige Ausbildungsmerkmale
(etwa Informatikkurse in der Schule) betrachtet. Die Interessen der Befragten werden nicht
direkt erhoben.
Bei der Untersuchung mit Informatik-, Nichtinformatikstudierenden und Abiturienten
werden parallel Interviews als auch eine Onlinebefragung durchgeführt. Die Interviewstudie
soll qualitative, bisher noch nicht erkannte Aspekte der Studienentscheidung für oder gegen
Informatik liefern. Die Onlinebefragung erfasst die oben genannten Aspekte direkt und
erlaubt, aufgrund der höheren Fallzahl, Zusammenhänge quantitativ absichern zu können.
Studienwahl Informatik - Theoretischer Hintergrund 3
2 Theoretischer Hintergrund
Um die Wahl für oder gegen das Informatikstudium zu verstehen, können ganz
unterschiedliche Auflösungsgrade und Blickwinkel eingenommen werden. Diese können
einmal in Ihrer Bedeutung unmittelbar auf das Studium bezogen (proximal), als auch diesem
weit vorgelagert sein (distal). Distale Aspekte für die Studienwahl sind etwa
Personenmerkmale, die sich im Laufe der Lebensgeschichte entwickelt haben (z.B. das
Leistungsstreben) oder als genetische Prädispositionen festgelegt sind (z.B. biologisches
Geschlecht). Als ein Personenmerkmal haben wir generelle Vorlieben (explizite Motive, siehe
Abschnitt 3.6) beachtet - etwa ob jemand gerne in Kontakt zu anderen Menschen treten will
oder gerne Herausforderungen sucht. Diese personenbezogenen distalen Aspekte sind relativ
konstante Merkmale, die jedoch durch Erfahrungen modifiziert werden können.
Diese überdauernden Merkmale prägen nun mit, wie wir generell handeln werden, wie
wir Situationen wahrnehmen und interpretieren, welche Verlockungen und Chancen wir in
der Situation sehen. Auf die Studienwahlsituation bezogen würde dies bedeuten, dass eine
Person, die gerne mit anderen zusammen arbeitet, dies auch im Studium anstrebt bzw. nur ein
solches Studium wählt, wo dies möglich ist. Entsprechend der unterschiedlichen Ausprägung
dieser Personenmerkmale können somit ganz unterschiedliche Verlockungen und Chancen
bei sonst gleichen äußeren Bedingungen gesehen werden (Kehr, 2004).
Nun kann auch, ohne den Umweg über die zuvor genannten Persönlichkeitsmerkmale,
die unterschiedliche Wahrnehmung der Situation direkt erfasst werden. Die Erhebung dieser
unmittelbaren, proximalen Aspekte hat in aller Regel den Vorteil, das Verhalten der Person
besser vorherzusagen und in diesem Sinne so besser zu verstehen. Als wesentlichen Nachteil
können wir jedoch nur das Verhalten für diese Situation oder Bereich verstehen. Über das
Verhalten in ganz anderen Situationen können wir – im Gegensatz zur Vorhersage über
Persönlichkeitsmerkmale – keine Vermutungen anstellen.
Die proximalen Aspekte, bezogen auf die Studienwahl, wollen wir mit dem Erweiterten
Kognitiven Motivationsmodell (EKM) erfassen. In Abbildung 1 ist dieses im Zentrum
dargestellt und wird im nächsten Abschnitt ausführlich beschrieben. Dargestellt ist auch unsere Annahme, dass als distal anzusehende Merkmale wie etwa Geschlecht, Alter, explizite
Motive und bisherige Schullaufbahn auf die Komponenten des EKM wirken. Die
Komponenten des EKM bestimmen dann die Präferenz für Informatik. Die proximalen
Einflüsse werden somit über die Variablen des EKM vermittelt. Dies wird an der Variable
Geschlecht verdeutlicht. Die Studienwahl Informatik ist stark durch diese Variable bestimmt,
Studienwahl Informatik - Theoretischer Hintergrund 4
wesentlich mehr Männer als Frauen wählen diesen Studiengang. Es könnte nun sein, dass
Frauen eine niedrigere selbsteingeschätzte Fähigkeit für Informatik bei sich annehmen (siehe
Handlungs-Ergebnis-Erwartung im nächsten Abschnitt), welche dann die Studienwahl
unwahrscheinlicher macht. Der Einfluss von Geschlecht wäre somit über die
selbsteingeschätzte Fähigkeit vermittelt.
Alter, Geschlecht, Fähigkeiten Präferenz für Informatik/
explizite Motive, Schullaufbahn Abbruchsbereitschaft
Abbildung 1. Das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell (im Zentrum der Abbildung) und seine
Einbettung im Projekt
Nicht erhoben haben wir die Interessen der Befragten, da unter genauerer Betrachtung der
Erklärungswert von Interesse geringer ist, als dies auf den ersten Blick erscheint. So wird die
Wahl des Studiums mit dem Interesse begründet. Woher dieses Interesse jedoch kommt und
was genauer darunter zu verstehen ist, bleibt oft unklar. Indirekt erfassen wir es aber dennoch.
Interesse ist sowohl durch eine positive emotionale Valenz in der Auseinandersetzung mit
dem Interessensgegenstand (Spaß oder Freude im Umgang) als auch einem als positiv
betrachteten Wert gekennzeichnet (etwa die Wichtigkeit, hier besonders viel zu wissen)
(Krapp 2001). Diese beiden Komponenten des Interesses werden im Erweiterten Kognitiven
Motivationsmodell als Tätigkeits- und Folgenanreize gefasst.
2.1 Das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell (EKM)
Um möglichst alle unmittelbaren Aspekte der Entscheidung für oder gegen das
Informatikstudium zu erkennen, haben wir das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell
Situation Action Outcome Consequences
S - O Expectancy
A - O Expectancy O - C Expectancy
activity-related
incentives
purpose-relatedincentives
S-E-Erwartung
H-E-Erwartung E-F-Erwartung
Situation Handlung Ergebnis Folgen
Folgenanreize Tätigkeits-anreize
Studienwahl Informatik - Theoretischer Hintergrund 5
(Heckhausen 1989; Rheinberg 2006) herangezogen. Dessen Stärke liegt im Besonderen darin,
alle in anderen Modellen benannten Faktoren der aktuellen Motivation in ein Modell zu
integrieren und zu ordnen. Das Modell folgt zunächst der allgemeinen Struktur eines
ergebnisorientierten Handlungsablaufes (siehe Zentrum der Abbildung 1).
Bezogen auf die Wahl des Studiums würde sich ein Abiturient verschiedenen
alternativen Berufswegen gegenübergestellt sehen. In dieser Situation kann er verschiedene
Studienrichtungen wählen, die jeweils ein anderes Ergebnis (Studienabschluss oder Abschluss
einzelner Studienabschnitte) herbeiführen, wobei das Ergebnis jeweils andere Folgen mit
bestimmten Folgenanreizen hat. Die Handlung selber wäre, das jeweilige Fach zu studieren.
Um die aktuelle Motivationsstärke (d.h. die Wahl für ein Studium) zu bestimmen, ist zudem
die Ausprägung von drei Erwartungstypen von Bedeutung (siehe Situations-Ergebnis-,
Handlungs-Ergebnis- und Ergebnis-Folge-Erwartung unten).
Das Modell besagt, dass eine Person nur dann motiviert ist, wenn sie hinreichend sicher
erwartet, dass die Entscheidung wertbesetzte Folgen (Folgenanreize) nach sich zieht. Die
Anreize können dabei von Person zu Person sehr verschieden sein. Bezogen auf das
Informatikstudium könnte dies etwa sein: „Technik zu verstehen und zu beherrschen“,
„schwierige Probleme elegant lösen zu können“ oder „gute Berufsaussichten zu haben“. Zu
beachten ist, dass Anreize auch negativ sein können wie etwa „für einen Sozialtrottel gehalten
zu werden“.
Das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell bezieht zusätzlich die unmittelbar mit der
Handlung verbundenen Anreize mit ein (so genannte Tätigkeitsanreize). Damit sind alle
positiv erlebten Aspekte bei der Durchführung der Handlung gemeint. Bei Informatik wäre
dies möglicherweise der Spaß an Programmier- oder Mathematikaufgaben. Ist die
Tätigkeitsausführung aversiv besetzt, würde von einem negativen Tätigkeitsanreiz gesprochen
werden.
Als zentrale Erwartungskomponente im Modell finden wir die Handlungs-Ergebnis-
Erwartung (H-E-Erwartung). Diese erfasst die Überzeugung der Person, wie sicher sie sich
ist, die mit dem Studium verbundenen Aufgaben meistern zu können
(„Wirksamkeitserwartung“). Wenn diese Erwartung dabei niedrig ausgeprägt ist, wird sich die
Person nicht für das Informatikstudium entscheiden, da sie davon ausgeht, dass sie scheitern
würde. Die beiden anderen Erwartungstypen (S-E-Erwartung und E-F-Erwartung) sollen der
Kürze wegen hier nicht weiter dargestellt, aber im Projekt dennoch beachtet werden.
Anhand des Modells sollen somit alle relevanten Faktoren in ihrer Bedeutung empirisch
erfasst werden. Je nach unterschiedlicher Bedeutung ergeben sich dann qualitativ andere
Studienwahl Informatik - Theoretischer Hintergrund 6
Gründe für oder gegen das Informatikstudium. So macht es für mögliche Interventionen einen
wesentlichen Unterschied, ob Abiturienten eine niedrige Wirksamkeitserwartung haben oder
ungenügende Anreize sehen (etwa schlechte oder ungewisse Berufsaussichten).
2.2 Untersuchungsstrategie
In die Untersuchung sollen drei Gruppen einbezogen werden. Dies ist einmal die Gruppe der
Informatiker. Hier sollen in qualitativen Interviews und in der quantitativen Erhebung
diejenigen Aspekte erkannt werden, die für diese Gruppe kennzeichnend sind und die Gründe
für die Wahl des Studiums ausmachen. Um die spezifischen Aspekte bzw. Gründe dieser
Gruppe noch besser beurteilen zu können, vergleichen wir diese Gruppe mit
Nichtinformatikstudierenden. Unterschiede zwischen diesen Gruppen zeigen dann, so die
Annahme, studienwahlrelevante Aspekte auf. Dieser Vergleich wurde zudem auch noch für
eine Untergruppe der Nichtinformatikstudierenden vorgenommen – den informatiknahen
Studienfächern (siehe Abschnitt 3.6). Hier soll ebenfalls verstanden werden, was diese beiden
Gruppen bzgl. der Gründe für die Studienwahl unterscheidet.
Ferner haben wir Abiturienten mit in die Untersuchung aufgenommen. Wir wollen hier
erkennen, ob wir die gefundenen studienrelevanten Aspekte auch bei Abiturienten
wiederfinden. Dies ist auf dem Hintergrund der möglichen Verwertung der Studienergebnisse
für Interventionsprogramme zur Erhöhung der Studierendenzahl notwendig.
Die qualitative Forschung wurde in Form von Interviews parallel zur quantitativen
Befragung durchgeführt. Dies ließ sich aufgrund des kurzen Untersuchungszeitraumes nicht
anders realisieren. Das übliche Vorgehen besteht eigentlich darin, dass die Ergebnisse der
Interviews zur Gestaltung der quantitativen Erhebung verwendet werden. In der hier
realisierten Untersuchung besteht somit die Gefahr, dass aus der Sicht der Interviewten
zentrale Aspekte in der quantitativen Untersuchung fehlen. Deshalb wurden bei der
qualitativen Erhebung zusätzlich offene Fragen zur Studienwahl gestellt.1 Unabhängig davon
sollen die Ergebnisse beider Untersuchungen bewertet und miteinander verglichen werden.
Neben der Studienwahl haben wir die Präferenz für Informatik auf einer mehrstufigen
individuellen Präferenzskala (Hitliste; siehe Abschnitt 3.9) erfasst. Diese wurde von allen drei
Gruppen ausgefüllt und erlaubt somit eine differenzierte Auswertung im Sinne der
Fragestellung. Ferner wurde die Abbruchsbereitschaft erfasst. Diese wollten wir unter
Zuhilfenahme der von uns erhobenen Merkmale erklären, damit gegebenenfalls auch hier
entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können, die Abbruchsquote zu verringern.
1 Diese sind noch nicht ausgewertet und werden diesem Bericht nachgereicht.
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 7
3 Stichprobe und Methoden
3.1 Stichprobe qualitative Interviews
Die Stichprobe setzte sich aus 3 Abiturienten, 4 Studenten anderer Fachrichtungen und 4
Studenten der Informatik zusammen. Die Studienrichtung der Nicht-Informatiker erstreckte
sich von Englisch auf Lehramt über Jura zu Musik. Es wurden sowohl weibliche wie auch
männliche Interviewpartner befragt, die jüngste war 18 Jahre alt, der älteste 27 Jahre. Ein
Interview dauerte zwischen 30 und 50 Minuten.
3.2 Stichprobe quantitative Studie
An der quantitativen Untersuchung nahmen N = 1965 Personen teil, aufgrund unvollständiger
Angaben mussten N = 1309 Datensätze gelöscht werden. Somit ergab sich der Umfang der
Stichprobe mit N = 656 Teilnehmer, davon N = 458 (69,8 %) männlich und N = 198 weiblich
(30,2 %). N = 320 Teilnehmer gaben an, Informatik zu studieren.
Aus der Grundgesamtheit wurde zu Analysezwecken eine Untergruppe gebildet, die
ausschließlich Studenten enthält, da nur bei diesen die Studienwahl rückblickend betrachtet
werden konnte. Für diese Gruppierung ergab sich eine Stichprobengröße von N = 553 (von
der Grundgesamtheit wurden N = 103 Abiturienten abgezogen). Da sich die Grundgesamtheit
in drei große Gruppen (Informatiker, Nicht-Informatiker, Abiturienten) gliederte, sollen die
demographischen Aspekte der Gruppen aus Gründen der Übersichtlichkeit getrennt
beschrieben werden.
Informatikstudenten
Die Gruppe der Informatik-Studenten umfasste N = 320 Teilnehmer. Die Männer waren
deutlich häufiger repräsentiert mit 77 %. Der Anteil der Frauen liegt mit 23 % etwas über dem
Frauenanteil am Informatikstudium von 15% (Statistisches Bundesamt, 2001). Die
Altersspanne der Informatiker erstreckte sich von 18 bis 32 Jahren. Das Durchschnittsalter
war M = 22,9 bei einer Standardabweichung von SD = 2,58. Die große Altersspanne fand sich
auch in den Fachsemestern wieder. Es gab Teilnehmer vom 1. bis zum 19. Semester, der
Mittelwert war M = 5,03 (SD = 3,79), wobei sich 49 % in den ersten drei Semestern
befanden. Die hohen Werte bei Alter und Fachsemesterzahl waren Einzelfälle, es kamen nur
16 Personen mit über 12 Fachsemestern vor.
Nicht-Informatikstudenten
Diese Gruppe setzte sich aus 64 % Männer und 36 % Frauen zusammen und hatte insgesamt
N = 233 Teilnehmer. Das Alter der Befragten reichte von 19 bis 30 mit einem
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 8
Durchschnittsalter von M = 22,5 Jahren (SD = 2,24). Die Bandbreite der Fachsemester
erstreckte sich von 1 bis 13 bei einem Mittelwert von M = 4,67 (SD = 3,06).
Von dieser Gruppe wurde zusätzlich die Studienrichtung erfragt. Hier wurde eine große
Bandbreite abgebildet, wobei Schwerpunkte auf Maschinenbau (31%), und
Betriebswirtschaftslehre (15 %) lagen; Chemie (5%), Mathematik / Statistik (6 %) und
Sprach- und Literaturwissenschaften (6 %) bewegten sich um die 5 % Marke.
Interessant bei der Angabe des Studienfaches war, dass 21 von 233 Teilnehmern (9 %)
am Fragebogen für Nicht-Informatiker teilnahmen, als Studienfach jedoch entweder
Bioinformatik oder Wirtschaftsinformatik angaben. Hier lässt sich vermuten, dass sich diese
Personen von den „klassischen“ Informatikern abgrenzen wollen oder sich zumindest nicht
zugehörig fühlen.
Abiturienten
Diese Gruppe beinhaltete N = 103 Teilnehmer, die sich nach Geschlecht in 60 % Männer und
40 % Frauen aufteilten. Die Verteilung des Alters reichte in dieser Gruppe von 16 bis 24 bei
einem Durchschnittsalter von M = 18,6 Jahren (SD = 1,12).
3.3 Inhalt und Durchführung der Interviews
Dass die Rekonstruktion von Anreizen und die Erfassung von Anreizen per strukturiertem
Interview gut möglich ist, haben die Arbeiten von Rheinberg (2006) bei verschiedensten
Tätigkeiten (z.B. Lernhandlungen, Freizeitaktivitäten, Computernutzung) gezeigt. Die
bisherige Form des strukturierten Interviews wurde dabei um die Abfrage der oben genannten
Erwartungskomponenten (siehe Abschnitt 2.1) ergänzt. Die Interviews folgten einem
strukturierten Leitfaden, der in groben Zügen dem Aufbau der quantitativen Befragung glich
(siehe Anhang 7.1). Den Befragten wurde genug Raum für eigene Antworten gegeben, ebenso
bot sich natürlich die Möglichkeit, beliebig tief in einen Aspekt einzutauchen und
nachzufragen. Während den Interviews notierte der Fragende Kerninformationen, das gesamte
Interview wurde auf einem Diktiergerät aufgezeichnet und transkribiert.
3.4 Durchführung der Fragebogenuntersuchung
Der Fragebogen wurde in HTML konzipiert und unter „www.psycho.wi.tum.de/
Befragung/Studienwahl“ im Internet zugänglich gemacht. Diese Seite gehört zur
psychologischen Fakultät der TU München. Als Anreiz zur Teilnahme wurde die Verlosung
von Buchgutscheinen in Aussicht gestellt.
Die Fachschaften der Informatik wurden deutschlandweit angeschrieben und um
Teilnahme gebeten. Studenten anderer Studienrichtungen wurden vornehmlich an den
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 9
Münchner Universitäten rekrutiert. Problematisch gestaltete sich das Gewinnen der
Abiturienten, da diese nicht so gesammelt erreichbar waren wie die Studenten. Es wurden die
Sekretariate der Schulen mit der Bitte kontaktiert, ein Anschreiben an die Abiturienten
weiterzuleiten. Ferner nutzten wir einschlägige Internet Portale wie www.lokalisten.de und
www.Schuelervz.de.
3.5 Biografische Daten
Abgefragt wurden Angaben zu Geschlecht, Alter, Studienfach, aktuelles Studiensemester,
Abiturnote in Mathematik und Deutsch sowie die Abiturnote insgesamt. Zur Bestimmung
bisherig relevanter Ausbildungsaspekte wurde erfragt, welche Leistungskurse besucht werden
bzw. besucht wurden, ob und in welcher Form Informatik an der Schule belegt wurde. Zudem
hatten die Befragten über eine Auswahl zu Beginn der Untersuchung angegeben, ob sie
Informatik oder ein anderes Studienfach studieren bzw. Abiturienten sind.
3.6 Explizite Motive
Das Leistungsmotiv wurde mit der Kurzform der „Leistungsstreben Motive Scale“ (AMS)
erfasst (Lang & Fries, 2006). Von den insgesamt 10 Items erfassen jeweils fünf die
Komponenten des Leistungsmotivs Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg
(FM). Ein Beispielitem der Skala HE ist: „Ich merke, dass mein Interesse sehr schnell
erwacht, wenn ich vor einem Problem stehe, dass ich nicht auf Anhieb verstehe“. Ein
Beispielitem für die Skala FM lautet: „Wenn eine Sache etwas schwieriger ist, hoffe ich dass
ich es nicht machen muss, weil ich Angst habe, es nicht zu schaffen“. Die verwendete
Antwortskala ist vierstufig und erfasst die Zustimmung der Teilnehmer von (1) „trifft gar
nicht auf mich zu“ bis (4) „trifft völlig auf mich zu“.
Weiterhin wurden verschiedene Facetten des NEO-PI-R herangezogen, die in enger
Beziehung zu den expliziten Motiven stehen (Engeser & Langens, 2008). (1) Dies ist die
Facette Leistungsstreben, die eine enge Beziehung zum Leistungsmotiv aufweist. (2) Die
Facette Durchsetzungsvermögen weist eine starke Beziehung zum Machtmotiv auf. Um den
Bezug hier zu verdeutlichen, wird in der Arbeit die Bezeichnung Machtmotiv verwendet. (3)
Die Facette Geselligkeit hat enge Bezüge zum Anschlussmotiv. (4) Die Facette soziale
Befangenheit als Teil von Neutrotizismus repräsentiert die Furchtmotivation. Die verwendete
Antwortskala erfasst die Zustimmung zu den Aussagen fünfstufig.
In Tabelle 1 sind die Mittelwerte, Standardabweichungen sowie die Korrelation
aufgeführt. Dabei fällt auf, dass es insgesamt hohe Werte in Hoffnung auf Erfolg und
Leistungsstreben gibt, ebenfalls ist das Anschlussmotiv stark ausgeprägt. Die Korrelationen
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 10
zwischen den Maßen sind insgesamt schwach bis mäßig ausgeprägt. In der Diagonale sind die
internen Konsistenzen dargestellt (blau unterlegt), die durchweg zufrieden stellend ausfallen.
Tabelle 1. Explizite Motive: Korrelationen, Reliabilitäten, Mittelwerte und Standardabweichung
1 2 3 4 5 6 M SD
1 HE ,78 3,45 0,49
2 FM -,15** ,83 2,25 0,72
3 Leistungsstreben ,37** -,22** ,67 4,24 0,62
4 Machtmotive ,22** -,41** ,29** ,75 3,99 0,69
5 Anschlussmotiv ,02 -,24** ,16** ,42** ,82 4,42 0,80
6 Neurotizismus -,11** ,53* -,21** -,51** -,34** ,67 3,48 0,63 Anmerkung: N = 656; * p < .05, ** p < .01; blau unterlegt die internen Konsistenzen
3.7 Einteilung der Leistungskurse und der Studienfächer
Die Leistungskurse wie auch die Studienfächer der Studierenden wurden nach der Fächer-
und Berufseinteilung der Agentur für Arbeit vorgenommen (2008). Hier ist nur die
Dichotomisierung in informatiknahe und informatikferne Fächer und Studiengänge von
Interesse. Wir haben die technisch-mathematischen Leistungskurse als informatiknah
betrachtet. Diese beinhalten die Fächer Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Informatik. N
= 406 im Vergleich zu N= 229 haben mindestens eines dieser Fächer als Leistungskurs
gewählt. N = 21 haben hier keine verwertbaren Angaben gemacht und für die Verwendung in
der Regressionsanalyse (siehe Abschnitt 4.2 bis 4.6) wurden diese Werte durch den
Gesamtmittelwert der Population ersetzt.
Für den Vergleich informatiknaher Studiengänge mit Informatik wurde eine
vergleichbare Dichotomisierung vorgenommen. Informatik wurden dabei folgende Fächer
gegenüber gestellt: Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik, Physik, Mathematik und
Statistik. Dabei werden N = 320 Informatiker N = 110 anderen Studierenden gegenüber
gestellt.
3.8 Assoziationen zum Informatikstudium
Die Befragten waren aufgefordert, in bis zu fünf Stichworten zu benennen, was ihnen
unmittelbar zum Informatikstudium einfällt. Die Stichwörter wurden in neun Kategorien
eingeteilt. Abbildung 2 gibt für die einzelnen Inhaltskategorien die Häufigkeitsverteilung für
die ersten drei Stichwörter wieder (getrennt für Informatikstudierende,
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 11
Nichtinformatikstudierende und Abiturienten. Nach der Reihenfolge der Kategorien für die
Informatiker sind dies:
Logik (Stichwörter: Mathe, Rechnen, Logik, Analyse u. ä.) Programmieren (Stichwörter: Programmieren, Programmiersprachen, Software) positives Image (Stichwörter: Abwechslung, Geld, Zukunft, Fortschritt u. ä.) Computer (Stichwörter: Computer, PC, Arbeitsplatz PC) Technik (Stichwörter: Technologie, Automatisierung, Roboter u. ä.) Kreativität (Stichwörter: Kreativität, Softwareentwicklung, Designen u. ä.) Daten (Stichwörter: Informationsverarbeitung, Information, Datenbanken) negatives Image (Stichwörter: Nerd, schwer, langweilig, Kellerarbeit u. ä.) neutrales Image (Stichwörter: Theorie, Büroarbeit, Organisation u. ä.) Spiele (Stichwörter: Spiele, Internet, Chatten u. ä.)
AbiturientenNicht-InformatikInformatik
40
30
20
10
0
Stichwort 1
AbiturientenNicht-InformatikInformatik
Stichwort 2
AbiturientenNicht-InformatikInformatik
Stichwort 3
ImagepositivprogrammierenLogik
KreativitätTechnikComputer
SpieleImagenegativDaten
Abbildung 2. Prozentuale Häufigkeit der Inhalt der Stichwörter nach Gruppen
Diese Reihenfolge für die Informatiker weicht deutlich von der Reihenfolge bei den Nicht-
Informatikern und den Abiturienten ab. Diese nennen wesentlich weniger die Kategorie
Logik, positives Image und Technik. Öfters genannt wird hingegen die Kategorie
Programmieren, Computer und negatives Image. Dies verdeutlicht, dass es wesentliche
Unterscheide zwischen den Gruppen gibt, die sich in vergleichbare Form auch im zweiten und
dritten Stichwort wieder findet.
3.9 Der Einfluss der Informationsquellen
Die Teilnehmenden wurden befragt, welche Quellen ihre Vorstellung von Informatik
beeinflusst haben. Diese Quellen wurden auf einer 7-stufigen Skala von „keinen Einfluss“ bis
„starken Einfluss“ bewertet: (1) Freunde, (2) Bekannter Informatiker (3) Bekannter
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 12
Programmierer, (4) Studierende der Informatik, (5) Studierende anderer Fächer, (6) Eltern,
Verwandte, (7) Andere Bekannte, (8) Internet, (9) Universität (Infoveranstaltungen,
Internetseiten, Vorlesungsverzeichnis etc.), (10) Agentur für Arbeit (11) Eigene
Programmiererfahrung, (12) Fachbücher, und (13) Andere Quellen.
Die Tabelle 2 zeigt die Korrelationen zwischen den Quellen, sowie die Mittelwerte und
Standardabweichungen. Außerdem werden die Korrelationen der Quellen mit den Variablen
Präferenz nach der Hitliste, Studienwahl, Informatiker gegen informatiknahe sowie
Studienabbruch dargestellt (siehe Abschnitte 3.9, 3.6 und 3.12; vgl. auch Regressionsanalysen
Abschnitt 4.2 bis 4.6).
Tabelle 2. Die Bedeutung der Informationsquellen
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12)
(1) Freunde
(2) Informatiker ,20*
(3) Programmierer ,18* ,64*
(4) Info.student ,24* ,30* ,25*
(5) Studenten ,24* ,12* ,10* ,30*
(6) Verwandte ,14* ,16* ,13* ,02 ,16*
(7) Bekannte ,25* ,13* ,17* ,10* ,23* ,41*
(8) Internet ,07 ,05 ,10* ,09* ,05 ,10* ,21*
(9) Universität ,00 ,04 ,04 ,17* ,06 ,07 ,09* ,25*
(10) AA -,04 ,00 ,03 ,04 ,15* ,06 ,12* ,10* ,16*
(11) Programmieren -,02 ,08* ,16* ,01 -,07 -,07 -,01 ,28* ,15* ,01
(12) Bücher -,05 ,12* ,17* ,07 -,05 ,00 ,11* ,34* ,23* ,05 ,54*
M 3,55 2,72 2,48 2,83 2,40 2,90 2,64 4,10 3,46 1,47 4,43 2,85
SD 2,04 1,96 1,91 2,00 1,70 2,00 1,81 2,01 2,05 1,18 2,32 2,15
Hitliste -,15* ,03 ,05 -,06 -,14* ,08* -,02 ,28* ,29* ,00 ,42* ,42*
Studienwahl -,20* -,04 -,02 -,10* -,11* ,04 -,01 ,23* ,19* ,03 ,24* ,24*
Inf. vs. informatik-nahes Fach
-,19* -,04 -,04 -,11* -,12* ,05 ,02 ,21* ,20* ,03 ,12* ,25*
Studienabbruch ,04 ,12* ,10 -,01 ,08 ,07 ,17* -,06 -,08 ,05 -,02 -,03Anmerkungen. N = 656; * p < .05
Die Mittelwerte zeigen eine Rangfolge der maßgeblichen Quellen auf. Eigene
Programmiererfahrung hat den größten Einfluss (M = 4,43; SD = 2,32) gefolgt von Internet
(M = 4,10; SD = 2,01) und Freunden (M = 3,55; SD = 2,04). Der Einfluss anderer Quellen ist
eher gering (M < 2.90). Die Präferenz (Hitliste) und die Studienwahl (insgesamt als auch der
Vergleich von Informatik mit informatiknahen Studienfächern) werden kaum oder nur
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 13
schwach von diesen Quellen beeinflusst. Ausnahme ist die eigene Programmiererfahrung und
das Lesen von Fachbüchern. Kaum einen Einfluss haben die Quellen auf den Studienabbruch.
3.10 Hitliste
Jeder Teilnehmer war aufgefordert, eine persönliche Hitliste seiner Ausbildungspräferenzen
anzugeben. Dazu sollte er seine drei „Lieblingsfächer“ bzw. „Lieblingsberufe“ sowie seine
diesbezüglich Unbeliebtesten angeben. Dieser persönlichen Hitliste sollte dann Informatik
zugeordnet werden. Die Person konnte also angeben, ob Informatik zu den Lieblingsfächern
bzw. zum Lieblingsfach gehört (also eine hohe Präferenz besitzt) oder eher im Mittelfeld oder
sogar zu den ungeliebten Fächern gehört. Die Skala dieser Zuordnung reicht von 1 (niedrigste
Präferenz) bis zur höchsten Präferenz von 11.
Informatikern wurde die Zuordnung von Informatik nicht vorgelegt, da wir davon
ausgegangen sind, dass diese in der Hitliste selbst auftaucht. Dies war jedoch bei N = 46
Personen nicht der Fall. Dabei handelte es sich bei den angegebenen Studienfächern auf den
drei oberen Plätzen der Hitliste nicht ausschließlich um zulassungsbegrenzte Fächer, so dass
der Grund hierfür offen bleiben muss. Diese Fälle wurden bei den unten berichteten Analysen
ausgeschlossen.
Erwartungsgemäß hatten die Informatiker mit M = 10,7 (SD = 0,73) auch im
Durchschnitt fast den Höchstwert erreicht. Bei den Nicht-Informatikstudenten liegt der Wert
mit M = 7,03 (SD = 2,75) und bei den Schülern mit M = 6,88 (SD = 3,04) leicht über dem
Mittelwert der Skala. Insgesamt nimmt Informatik somit einen guten Mittelplatz in der
Präferenz ein.
3.11 Sicherheit in der Studienwahl
Die Sicherheit in der Studienwahl bzw. in der Wahl eines Ausbildungsberufes wurde mit fünf
selbstgenerierten Items auf einer Skala von 1 bis 7 erfragt (siehe Anhang 1.1). Die Sicherheit
in der Wahl ist mit M = 5,07 (SD = 1,66) hoch ausgeprägt. Besonders ausgeprägt war die
Sicherheit bei den Informatikstudierenden (M = 5,32, SD = 1,60). Andere Studierende (M =
4,85, SD = 1,73) und Abiturienten (M = 4,70, SD = 1,57) sind sich hingegen etwas
unsicherer.
3.12 Studiumsabbruchsbereitschaft
Die Studiumsabbruchsbereitschaft wurde mit Items aus der Skala von Döhnert (2005) erfasst
(siehe Anhang 0). Diese ist bei den Informatikern mit M = 1,86 (SD = 1,27) sehr niedrig und
liegt auch für Studierende in den ersten zwei Semestern nicht wesentlich höher M = 1,96 (SD
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 14
= 1,28). Weiter sollten die Studierenden hier angeben, wie gut sie Ihre Leistungen im Studium
sowie in den letzten zwei Monaten einschätzen. Dazu sollten sie sich selbst Noten von 1 bis 6
geben. Die Noten liegen für die Informatiker bei M = 2,41 (SD = 0,77) und M = 2.42 (SD =
0,93). Von N = 83 wurden Gründe für einen möglichen Abbruch genannt. Etwas mehr als die
Hälfte gibt an (N = 43) an, dass das Studium zu schwer oder zeitaufwändig ist. Knapp ein
Viertel (N = 19) nennen, dass sie andere inhaltliche Präferenzen entwickelt hätten. Die
restlichen Angaben sind sehr heterogen und reichen von finanziellen und persönlichen
Schwierigkeiten oder Langeweile bis zu einem attraktiven Jobangebot.
3.13 Motivationale Aspekte des Informatikstudiums nach dem EKM
Die Komponenten des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodells (EKM) wurden mit 61
Items erfasst (siehe Anhang 7.4). Über das Modell hinaus wurde das Image und Frauenbild
erhoben, welche nicht direkt eine Komponente des Modells darstellen, wohl aber in enger
Beziehung zu den Anreizen stehen sollten (siehe Anhang 7.4). Bei der Faktorenanalyse ließen
sich die Fragen auf 9 Faktoren zurückführen (siehe Anhang 7.4). Es wurden dabei 12 Fragen
aus der Faktorenanalyse herausgenommen (siehe Anhang 7.4). Es ist anzunehmen, dass diese
Fragen von den Teilnehmern nicht eindeutig genug verstanden wurden und deshalb hohe
Doppelladungen auftraten bzw. die inhaltliche Zuordnung nicht stimmig war. Die Faktoren
ließen sich gut der theoretischen Struktur nach dem EKM zuordnen und sollen im Folgenden
kurz beschrieben werden.
Folgenanreiz (FA): Der erste Faktor beinhaltete 14 Aussagen. Es wurden Aspekte
zusammengefasst, die sich mit den potentiellen Folgen eines absolvierten Informatikstudiums
befassen. Dazu zählten sowohl Karrieremöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit als auch
Begeisterung für Informatik als Zukunftstechnologie und die Beherrschung der Technologie.
Image: Der Faktor ‚Image’ bestand aus 9 Items. Diese beinhalteten Vorurteile
gegenüber den Informatikern als soziale Gruppe. Klischees vom ‚Hacker’ bis zum
‚vereinsamten Programmierer’ wurden abgefragt und von den Fragebogen-Teilnehmern
bewertet. Ein Beispielsatz aus diesem Faktor war: „Informatiker sitzen nur vorm Computer
und haben Angst, Menschen zu begegnen.“
Handlungs-Ergebnis-Erwartung (HEE): Auf diesen Faktor fielen fünf Aussagen, die der
Handlungs-Ergebnis Erwartung zuzuordnen sind. Die Items spiegeln wider, ob bzw. wie sehr
der Befragte durch die eigene Handlung das Ergebnis beeinflussen kann. Die Aussagen
drücken aus, wie sehr sich der Befragte den empfundenen Anforderungen eines
Informatikstudiums gewachsen fühlt. Eine Beispielaussage war: „Ich bin mir sicher, dass ich
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 15
den Anforderungen eines Informatikstudiums gewachsen bin.“ Über diesen Aspekt hinaus
fallen Items, die dem Tätigkeitsanreiz zugeordnet werden, ebenfalls auf diesen Faktor.
Inhaltlich bedeutet dies, dass die eigene wahrgenommene Wirksamkeit, die Dinge
beeinflussen zu können, mit dem Spaß an der Tätigkeit selbst zusammenfallen und empirisch
nicht unterschieden werden können. Wer sich etwas zutraut, hat auch Spaß daran und
umgekehrt, die Freude an der Tätigkeit steigert das Können bzw. das selbsteingeschätzte
Können.
„Hacker“: Ein Aspekt der vier Fragen dieses Faktors spiegelt einen spezifischen
Folgenanreiz wider, der als Hacken (=Eindringen in fremde Systeme ohne
Schädigungsabsicht) bezeichnet werden kann. Das Gegenteil davon bedeutet, die Systeme
sicher zu machen. Eine diesbezügliche Aussage war etwa: „Informationstechnische Systeme
sicher zu machen, reizt mich“. Beide Aspekte wurden von den Befragten jedoch als ein
Aspekt mit unterschiedlichen Vorzeichen verstanden und wurden deshalb zu einem Faktor
zusammen gefasst.
Frauenbild: Dieser Faktor hat sich als getrennt von anderen Imagefragen erwiesen und
bildet Vorurteile im Hinblick auf Frauen und Informatik ab. Dieser Aspekt wird durch vier
Fragen gebildet. Eine beispielhafte Frage war: „Informatik – das können nur Männer.“
Unklare Vorstellungen (Unklar): Weitere vier Fragen richteten sich auf unklare
Vorstellungen der Informatik gegenüber. Diese richteten sich in den Fragen sowohl auf
Inhalte des Studiums wie auch auf das spätere Berufsfeld eines Informatikers. Eine Frage war
zum Beispiel: „Die Inhalte des Informatikstudiums sind mir völlig unklar.“
Ergebnis-Folge-Erwartung (EFE): Dieser Faktor beinhaltete 3 Fragen. Der Faktor fragt
die Ergebnis–Folge–Erwartung des Teilnehmers ab. Es sollte ermittelt werden, wie sicher die
Berufsaussichten mit einem abgeschlossenen Informatikstudium (Ergebnis) auf einen späteren
Job (Folge) eingeschätzt werden. Eine beispielhafte Frage war: „Das Informatikstudium bildet
eigentlich nicht für den späteren Beruf aus.“ Hohe Werte bei dieser Frage würden also
bedeuten, dass das Informatikstudium nicht zuverlässig die gewünschten Folgen nach sich
zieht, das heißt, eine niedrige EFE ausdrücken.
Programmierkenntnisse: Es sollte weiterhin erhoben werden, ob es Personen gibt, die
davon ausgehen, dass sie alles, was man im Informatikstudium lernen würde, bereits vor
Beginn des Studiums können und wissen (Situations-Ergebnis-Erwartung nach dem EKM).
Hier handelte es sich hauptsächlich um Programmierkenntnisse, die bei den Befragten bereits
schon vor dem Studium vorhanden waren. Diese Fragen fielen auch auf einen Faktor, eine
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 16
Frage lautete zum Beispiel: „Ich kann im Informatikstudium nichts dazu lernen, weil ich alles
Wesentliche schon kann.“
Wechselnde Bedingungen (Wechsel): Informatik ist als eine Disziplin bekannt, deren
Inhalte und Vorraussetzungen starken und schnellen Änderungen unterworfen sind. Dies
könnte deshalb für viele Personen einen negativen Anreiz darstellen. Dieser Aspekt findet
sich in den Items zu diesem Faktor wieder. Eine Frage aus diesem Faktor war: „Mich stört
irgendwie die Vorstellung, dass sich in der Informationstechnologie alles so schnell ändert.“
In Tabelle 3 sind sowohl die Mittelwerte und Standardabweichungen der einzelnen
Faktoren als auch die Korrelationen der Faktoren dargestellt. Bei Betrachtung der Mittelwerte
fällt auf, dass insgesamt betrachtet, die Folgenanreize, die Handlungs-Ergebnis-Erwartung
und die Ergebnis-Folge-Erwartung hoch ausgeprägt sind. Mittelwertsunterschiede zwischen
den Gruppen sind in Abschnitt 4.1.2 (Abbildung 2) zu sehen. Relativ niedrig ausgeprägt sind
Image (inklusive dem Frauenbild), der Anreiz zum Hacken, Unklarheit über die Inhalte im
Studium und der negative Anreiz der wechselnden Bedingungen. Ebenfalls gering ausgeprägt
sind die selbsteingeschätzten Programmierkenntnisse. Dabei gilt es allerdings zu beachten,
dass die Items zum Teil so formuliert sind, dass die Kenntnisse so hoch sind, dass ein
Studium schon fragwürdig ist.
Tabelle 3. Korrelationstabelle der 9 Faktoren des EKM
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9)
(1) Folgenanreiz ,88
(2) Image -,28** ,89
(3) HEE ,48** -,23** ,87
(4) Hacken ,51** -,09* ,23** ,72
(5) Frauenbild -,18** ,49** -,25** -,03 ,81
(6) Unklar -,40** ,35** -,46** -,15** ,30** ,75
(7) EFE ,15** -,25** ,16** -,04 -,19** -,20** ,62
(8) Programmierkenntnisse ,31** -,01 ,46** ,21** -,04 -,32** -,17** ,71
(9) Wechsel -,15** ,20** -,23** -,02 ,20** ,21** -,24** -,01 ,77
M 4,54 3,30 5,20 3,44 2,49 2,98 4,62 2,52 2,29
SD 1,19 1,44 1,60 1,50 1,40 1,38 1,16 1,20 1,39Anmerkungen. N = 656; * p < .05, ** p < .01; blau unterlegt die internen Konsistenzen
3.14 Offene Fragen
Die Teilnehmer der Onlinebefragungen wurden gebeten, in freier Nennung darzustellen, was
aus ihrer Sicht für oder gegen das Informatikstudium spricht. Alle Teilnehmer wurden dazu in
Studienwahl Informatik - Stichprobe und Methoden 17
zwei getrennten Fragen aufgefordert anzugeben, was aus ihrer Sicht für und gegen die Wahl
eines Informatikstudiums spricht. In einer weiteren Frage sollten die Nicht-
Informatikstudierenden bzw. die, die nicht Informatik studieren wollen, darüber hinaus noch
angeben, was aus Ihrer Sicht für die Wahl des eigenen Faches ausschlaggebend war bzw. ist.
Wir wollten mit den offenen Fragen überprüfen, inwieweit wir alle wesentlichen
Aspekte in den geschlossenen Fragen abgefragt haben. War dies nicht der Fall, ließen sich
aufgrund der hohen Anzahl der Antworten zu den Fragen (N = 617 gaben ernsthafte
Antworten für und N = 639 gegen Informatik; N = 321 machten sinnvolle Angaben eigenen
Nicht-Informatikstudium) auch hier eine quantitative Abschätzung der Bedeutung
vornehmen. Mit den offenen Fragen lassen sich folgende Aspekte näher beleuchten:
1. Was ist aus persönlicher Sicht der Informatikstudenten bzw. der Abiturienten mit
Studienwunsch Informatik maßgeblich, sich für das Studium zu entscheiden?
2. Was spricht aus persönlicher Sicht der Informatikstudenten bzw. der Abiturienten mit
Studienwunsch Informatik gegen das Studium?
3. Was unterscheidet die persönliche Sichtweise der Informatikstudierenden bzw. der
Abiturienten mit Studienwunsch Informatik von denen der anderen Studenten und
Abiturienten?
4. Gibt es aus persönlicher Sicht unterschiedliche Veranlassungsstrukturen für das
Informatikstudium im Vergleich zu anderen Fächern, vor allem auch zu
informatiknahen Fächern (siehe Abschnitt 3.7)?
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 18
LK / GK Sonstige Gar nicht
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Statistiken
4.1.1 Informatik in der Schule
Ein Faktor, in dem sich die drei Gruppen (Informatik, anderes Studienfach, Abiturienten)
eindeutig unterscheiden, ist die Frage, ob Informatik in der Schule belegt wurde oder nicht.
Hier liegen die Informatiker vorne: 50 % hatten Informatik entweder als Leistungskurs oder
als Grundkurs. Nur 29 % der Informatik-Studenten gaben an, in der Schule „gar nichts“ mit
Informatik zu tun gehabt zu haben. Der Rest dieser Gruppe besuchte Informatik entweder als
Wahlfach, AG, Unterrichtsfach oder in einer anderen Form.
In Abbildung 3 ist diese Verteilung dargestellt und den anderen Gruppen
gegenübergestellt. Hier wird ein deutlicher Unterschied sichtbar. Nicht-Informatikstudierende
haben sich weniger intensiv mit Informatik in der Schule auseinandergesetzt. In noch
stärkerem Maße gilt dies für die Abiturienten. Somit wird schon hier deutlich, dass die
bisherige Ausbildung einen erheblichen Einfluss auf die Studienwahl hat. In weiter unten
dargestellter Regressionsanalyse wurde dieser Aspekt so herangezogen, dass Informatik in der
Oberstufe als Leistungskurs und Grundkurs den restlichen beiden Kategorien (sonstiges und
gar nicht) gegenübergestellt wurde. Die fehlenden Angaben bei dieser Variable (N = 21)
wurden dabei für diese Analysen durch den Populationsmittelwert ersetzt.
Informatiker Nicht-Informatiker Abiturienten
Abbildung 3. Informatik in der Schule
4.1.2 Gruppenunterschiede in motivationalen Aspekten nach dem EKM
In Abbildung 4 sind die Mittelwerte und Standardabweichungen der motivationalen Faktoren
nach dem EKM für die drei Gruppen Informatiker, Nicht-Informatiker und Abiturienten
dargestellt. Dabei fallen besonders starke Differenzen in den Folgenanreizen und der
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 19
Handlungs-Ergebnis-Erwartung ins Auge. Diese beiden Faktoren sind auch in den unten
aufgeführten Regressionsanalysen durchgehend von Bedeutung. Die Bedeutung der anderen
Faktoren für die Erklärung der Präferenz für Informatik, der Studienwahl und des
Studienabbruchs sind weniger bedeutsam, aber zum Teil doch gegeben. Dies gilt für das
Image und die Ergebnis-Folge-Erwartung. Die anderen Faktoren erweisen sich hingegen als
erklärungsschwach im Sinne der Fragestellungen der Untersuchung.
GruppeneinteilungSchülerNicht-InformatikInformatik
Mit
telw
ert
7,00
6,00
5,00
4,00
3,00
2,00
1,00
Fehlerbalken: +/- 1 SD
Wechselnde BedingungenFrauenbildunklare VorstellungProgrammierkentnisseImageHackenEFEFolgenanreizHEE
INDEX
Abbildung 4. Mittelwerte und Standardabweichung der motivationale Faktoren nach Gruppen
4.2 Hitliste – Vorhersage der Präferenz für Informatik
Die Präferenz für Informatik wie anhand der Hitliste eingeordnet (siehe Abschnitt 3.9) soll in
den folgenden Analysen als abhängige Variable herangezogen werden. Die Analysen werden
einmal für die Gesamtstichprobe durchgeführt, darüber hinaus für Abiturienten gesondert.
Damit soll beurteilt werden können, ob die Zusammenhänge zwischen den Gruppen gleich
sind oder ob es spezifische Aspekte dieser Gruppe gibt.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 20
4.2.1 Biografische Daten und explizite Motive
Die Präferenz nach der Hitliste soll in einem ersten Schritt anhand der unabhängigen
biografischen Daten und expliziten Motiven vorhergesagt werden. Von den biografischen
Daten wurden Geschlecht, Alter, Mathematiknote im Abitur, Oberstufenkurs Informatik und
technisch-mathematischer Leistungskurs einbezogen. Bei den expliziten Motiven wurden das
Leistungsmotiv (Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg), das Leistungstreben, das
Macht- und Anschlussmotiv sowie Neurotizismus aufgenommen (siehe Abschnitt 3.6).
Die Ergebnisse einer Regressionsanalyse mit den personenbezogene Daten und Motiv-
bzw. Persönlichkeitsvariablen sind in Tabelle 4 dargestellt. Neben den standardisierten
Betagewichten der Regressionsanalyse sind auch die Korrelationen der Prädiktoren mit der
Hitliste aufgeführt.
Tabelle 4. Hitliste: Biografische Daten und explizite Motive
Alle Abiturienten
Beta Korrelation Beta Korrelation
Geschlecht ,25** ,32** ,41** ,43**
Alter ,13** ,19** ,00 ,04
Mathematik Note ,06 ,12** ,14 ,22*
Oberstufeninformatik ,27** ,37** ,23** ,39**
Techn.-math. LK ,15** ,26** ,27** ,34**
Hoffnung auf Erfolg ,00 ,01 ,08 ,11
Leistungsstreben ,01 -,01 -,03 -,05
Machtmotiv -,05 -,11** -,21 -,06
Anschlussmotiv -,07 -,16** ,12 -,01
Neurotizismus ,05 ,06 -,03 -,03
R-Quadrat ,27 ,42 Anmerkungen. N (alle) = 610; N (Abiturienten) = 103; * p < .05, ** p < .01
Bei der Analyse über die Gesamtstichprobe haben sich Geschlecht, Alter,
Oberstufeninformatik und technisch-mathematischer LK als signifikante Einflussgrößen
herausgestellt. Diese erklären zusammen 27 % der Varianz der Hitliste (R-Quadrat). Die
Mathematiknote hat bei der Regressionsanalyse keinen bedeutsamen Effekt auf die Hitliste,
obwohl sie auf korrelativer Ebene signifikante positive Zusammenhänge aufweist. Dies kann
so verstanden werden, dass die Mathematiknote mit der Kurswahl zusammenhängt die
wiederum auch die Präferenz nach der Hitliste bestimmt.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 21
Motiv- und Persönlichkeitswerte haben ebenfalls keinen bedeutsamen Einfluss bei der
Regressionsanalyse. Der auf korrelativer Ebene gefundene negative Zusammenhang des
Machtmotivs und Geselligkeit ist im Kontext der anderen Variablen nicht mehr signifikant.
Auch dies kann wieder so verstanden werden, dass der Effekt über andere Variablen
vermittelt ist. Dennoch bleibt festzuhalten, dass weniger stark machtmotivierte Personen eher
Informatik präferieren, gesellige dagegen weniger.
Die Zusammenhänge für die Abiturienten sind weitgehend analog zu der
Gesamtstichprobe. Abweichend findet sich, dass das Alter keinen Einfluss auf die Präferenz
hat. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Stichprobe der Abiturienten altersmäßig
nicht wesentlich um die 18 Jahre streut und sich ein Zusammenhang somit gar nicht zeigen
kann.
Insgesamt betrachtet zeigen sich also über beide Analysen (über alle und für die Abiturienten
getrennt) hinweg stabile Zusammenhänge. Die Präferenz für Informatik ist dabei im
Wesentlichen durch das Geschlecht als auch durch die bisherigen Erfahrungen bzw.
Fächerwahlen in der Schule bestimmt.
4.2.2 Variablen des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodells (EKM)
In dieser Analyse werden die Variablen des EKM als Prädiktoren aufgenommen (siehe
Abschnitt 14). Die Ergebnisse dieser Analysen sind in Tabelle 5 dargestellt.
Signifikante Einflussgrößen in der Analyse der Gesamtstichprobe waren Folgenanreize,
Handlungs-Ergebnis-Erwartung und Programmierkenntnisse. Diese erklären 60 % der
Varianz der Hitliste (siehe R-Quadrat). Die hohen negativen korrelativen Zusammenhänge
von Image, Frauenbild, unklaren Vorstellungen, Ergebnis-Folge Erwartung und wechselnden
Bedingungen mit der Hitliste sind durch den Einbezug der anderen Variablen nicht mehr
signifikant. Dies kann so verstanden werden, dass diese Effekte in den anderen Variablen
enthalten sind. Der positive korrelative Effekt von Hacken auf die Präferenz verliert ebenfalls
das Signifikanz Niveau. Auch hier verschwindet der ursprüngliche Zusammenhang in den
anderen signifikanten Variablen.
Die Analyse der Abiturienten ergibt die gleichen signifikanten Zusammenhänge bis auf
Programmierkenntnisse (die Varianzaufklärung ist mit 70 % höher). Ein korrelativer Einfluss
ist zwar vorhanden, tritt aber nicht in der Regression auf. Das kann den Grund haben, dass
Programmierkenntnisse stark mit der Handlungs-Ergebnis-Erwartung korreliert. Eine Person,
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 22
die sich das Studium zutraut (Handlungs-Ergebnis-Erwartung), verfügt vielleicht schon über
Programmierkenntnisse.
Tabelle 5. Hitliste: Variablen des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodell (EKM)
Alle Abiturienten
Beta Korrelation Beta Korrelation
Folgenanreiz ,46** ,67** ,48** ,79**
HEE ,38** ,66** ,29** ,73**
Image ,01 -,22** -,07 -,31**
Frauenbild -,04 -,23** -,05 -,39**
Hacken -,04 ,31** ,04 ,61**
Unklare Anforderungen ,00 -,41** -,09 -,56**
EFE -,05 -,15** ,09 -,04
Programmierkenntnisse ,11** ,42** ,02 ,37**
Wechsel ,03 -15** ,00 -,20*
R-Quadrat ,60 ,71 Anmerkungen. N (alle) = 610; N (Abiturienten) = 103; * p < .05, ** p < .01
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Präferenz nach der Hitliste zum
einen aus Folgenanreize, zum andern durch die selbst eingeschätzte Befähigung, das Studium
zu bewerkstelligen, ergibt.)
4.2.3 Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des EKM
In der folgenden Regression werden die statistisch bedeutsamen Einflussgrößen der beiden
oben durchgeführten Analysen in eine gemeinsame Analyse aufgenommen. Die Analyse ist in
Tabelle 6 dargestellt.
Die bestehenden signifikanten Einflussgrößen sind Alter, Oberstufeninformatik,
Folgenanreiz, Handlungs-Ergebnis-Erwartung und Programmierkenntnisse. Der Effekt von
Geschlecht ist bei Einbezug der EKM Variablen nicht mehr signifikant. Das bedeutet, dass
der Effekt von Geschlecht über die Variablen des EKM vermittelt ist (hier vor allem durch
HEE, aber auch vom Folgenanreiz). Das kann so verstanden werden, dass die Handlungs-
Ergebnis-Erwartung und die Folgenanreize bereits geschlechtsspezifisch sind.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 23
Tabelle 6. Hitliste: Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des EKM
Alle Abiturienten
Beta Korrelation Beta Korrelation
Geschlecht ,04 ,32** ,14* ,43**
Alter ,11** ,19** ,02 ,04
Mathematik Note ,01 ,16** ,03 ,22*
Oberstufeninformatik ,11** ,37** ,02 ,39**
Techn.-math. LK ,03 ,26** ,04 ,34**
Folgenanreiz ,45** ,67** ,50** ,79**
HEE ,33** ,67** ,31** ,73**
Programmierkenntnisse ,07* ,42** ,01 ,37**
R-Quadrat ,62 ,71 Anmerkungen. N (alle) = 610; N (Abiturienten) = 103; * p < .05, ** p < .01
Ebenso verschwindet der Effekt der Mathematik-Note und des technisch-mathematischen LK,
sobald die Handlungs-Ergebnis-Erwartung hinzugenommen wird. Auch hier kann interpretiert
werden, dass jemand, der bessere Noten in Mathematik hatte oder beispielsweise einen
Grundkurs Informatik besucht hat, eine höhere Handlungs-Ergebnis-Erwartung hat, sich also
ein Informatikstudium eher zutraut.
Es zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Abiturienten und den Studenten. Für
die Abiturienten sind die signifikanten Einflussgrößen das Geschlecht, technisch-
mathematischer LK, Folgenanreize und Handlungs-Ergebnis-Erwartung. Der
Geschlechtseffekt verschwindet bei den Abiturienten nicht ganz, kann also nicht vollständig
über Folgenanreize und HEE beschrieben werden. Es bleibt ein Teil des Einflusses des
Geschlechts, der nicht in den anderen Variablen enthalten ist. Auch hier zeigt sich, dass die
Fächerwahl in die technisch-mathematische Richtung auf einen hohen Stellenwert der
Informatik in der Hitliste hindeutet.
Insgesamt betrachtet kann die Präferenz anhand der Hitliste über die Variablen des EKM gut
erklärt werden. Die besten Prädiktoren sind Folgenanreize und Handlungs-Ergebnis-
Erwartung. Der ohne die Betrachtung dieser Variablen gefundene Geschlechtseffekt kann
ebenfalls mit FA und HEE erklärt werden. Oberstufeninformatik hat darüber hinaus einen
direkten Einfluss auf die Präferenz nach der Hitliste.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 24
4.3 Studienwahl
Die tatsächliche Studienwahl soll in den folgenden Analysen als abhängige Variable
verwendet werden. Für diese Analyse wurde die Stichprobe mit N = 533 Teilnehmern
verwendet, da lediglich die Studenten für die Studienwahl in Frage kommen. Wie schon bei
der Hitliste wurden zwei getrennte Analysen für die biografischen Daten mit den expliziten
Motiven und den Variablen des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodells (EKM)
durchgeführt. Im Folgenden soll nur die gemeinsame Analyse mit den signifikanten
Prädiktoren vorgestellt werden. Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 7 dargestellt.
Tabelle 7. Studienwahl: Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des EKM
Beta Korrelation
Geschlecht -,01 ,14**
Mathematik Note -,12** -,10*
Oberstufeninformatik ,17** ,30**
Techn.-.math. LK ,04 ,13**
Folgenanreiz ,38** ,51**
HEE ,12** ,36**
Image -,07+ -,26**
Programmierkenntnisse ,04 ,23**
EFE -,06 -,16**
R-Quadrat ,34 Anmerkungen. N = 533; + p < .10; * p < .05, ** p < .01
Signifikante Zusammenhänge für die Regressionsanalyse (siehe Beta-Koeffizienten) finden
sich für die Variablen Mathematiknote, Oberstufeninformatik, Folgenanreize, Handlungs-
Ergebnis-Erwartung und Image. Insgesamt können so 34 % der Studienwahl erklärt werden
(siehe R-Quadrat).
Die Einflussgröße technisch-mathematischer LK ist nicht mehr signifikant. Das kann so
interpretiert werden, dass diese Variable durch die Handlungs-Ergebnis-Erwartung
transportiert wird. Der Effekt der technisch-mathematischen LKs bleibt in der Analyse unter
Einbezug der anderen Variablen stabil. Der korrelative Zusammenhang zu Geschlecht wird
unter Einbezug der anderen Variablen nicht mehr signifikant. Dies kann so verstanden
werden, dass sich Frauen und Männer in den Folgenanreizen und in der Handlungs-Ergebnis-
Erwartung unterscheiden.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 25
Die Studienwahl bestimmt sich nach dieser Analyse also durch eine technisch-mathematische
Vorprägung in der Schullaufbahn und durch die Mathematiknote. Die Note hat jedoch einen
negativen Einfluss auf die Studienwahl Informatik. Dieser unerwartete Zusammenhang soll
bei den Vergleichen in Abschnitt 4.5 aufgegriffen werden. Weiter findet sich ein positiver
Einfluss der Folgenanreize und eine hohe Handlungs-Ergebnis-Erwartung. Ein negatives
Image wirkt sich dagegen negativ aus.
4.4 Vergleich der Ergebnisse Hitliste und Studienwahl
Bei einem Vergleich der Ergebnisse Hitliste und Studienwahl ist einschränkend zu beachten,
dass unterschiedliche Stichproben verglichen werden. Es werden die Gesamtheit aller
Personen bei der Hitliste (N = 610) mit den Studierenden verglichen (N = 553). Jedoch hat
sich gezeigt, dass zwischen Abiturienten und Studenten kaum Unterschiede bestehen (siehe
Abschnitt 4.2), sodass ein Vergleich wohl sinnvoll möglich ist. Des Weiteren ist anzumerken,
dass die Analyse zur Präferenz nach der Hitliste eine Skala mit höherer Granularität
verwendet (Zahlenwerte von 1 bis 11 möglich), während die Studienwahl ein dichotomes
Merkmal ist (Informatik ja oder nein). Wenn nun beispielsweise ein Einflussfaktor mit der
Präferenz positiv korreliert, kann das durchaus bedeuten, dass Informatik trotzdem nur auf
Platz zwei der Hitliste steht und die erste Wahl aber ein anderes Fach gewesen wäre. Dies
kann auch erklären, dass bei der Hitliste wesentlich mehr Varianz aufgeklärt werden kann.
Hingegen ist die Studienwahl in dieser Hinsicht eine eindeutigere Skala und für die
Fragestellung dieser Untersuchung von entscheidender Bedeutung.
Ein Vergleich der Analysen zu Präferenz und Studienwahl zeigt insgesamt betrachtet,
dass die Ergebnisse ähnlich sind, jedoch die Präferenz besser vorhergesagt werden kann. In
beiden Analysen besitzen die Variablen technisch-mathematischer LK, Image und Ergebnis-
Folge-Erwartung keinen signifikanten Einfluss. Übereinstimmungen gibt es bezüglich den
Prädiktoren Folgenanreizen, Handlungs-Ergebnis-Erwartung und Oberstufeninformatik. Der
Effekt, dass ältere Teilnehmer Informatik höher in der Präferenz angeben, äußert sich nicht in
der Studienwahl.
Besondere Erwähnung verdient die Mathematiknote. Sie hat bei der Präferenz keinen ,
bei der Studienwahl sogar einen negativen Einfluss. Dieser unerwartete Effekt soll bei einem
Vergleich von technisch-mathematischen Fächerwahlen mit Informatik nochmals aufgegriffen
werden. Weiterhin ist der signifikante Einfluss von Programmierkenntnissen auf die
Präferenz, nicht auf die Studienwahl, zu finden. Das kann so gedeutet werden, dass bereits
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 26
vorhandene Programmierkenntnisse ein Informatik Studium attraktiver machen, aber schwach
ausgeprägte Programmierkenntnisse nicht von einem Informatik Studium abhalten.
Für die Hitliste (Präferenz) und die Wahl des Informatikstudiums finden sich, wie zu
erwarten, vergleichbare Zusammenhänge. Beides wird von der Kurswahl in der Schule, den
Folgenanreizen und der Handlungs-Ergebnis-Erwartung bestimmt. Ein bedeutsamer
Unterschied ist, dass die Mathematiknote bei der Wahl einen negativen Einfluss hat sowie
durch das Image von Informatik bestimmt wird.
4.5 Vergleich informatiknaher Studienfächer mit Informatik
In den folgenden Analysen soll die Wahl zwischen einem Informatikstudium im Vergleich zu
einer informatiknahen Fächerwahl verstanden werden (siehe Abschnitt 3.6). Die Regression
soll also zeigen, welche Faktoren eher auf ein Informatik Studium hindeuten, und welche in
ein informatiknahes Studium leiten. Falls ein Einflussfaktor positiv mit der Abhängigen
korreliert, deutet das auf ein Informatik Studium hin, bei negativer Korrelation auf ein
informatiknahes Fach.
Wie schon bei der Hitliste und der Studienwahl wurden zwei getrennte Analysen für die
biografischen Daten mit den expliziten Motiven und den Variablen des Erweiterten
Kognitiven Motivationsmodells (EKM) durchgeführt. Im Folgenden soll nur die gemeinsame
Analyse mit den signifikanten Prädiktoren vorgestellt werden. Die Ergebnisse finden sich in
Tabelle 8 dargestellt.
Wie schon bei der Studienwahl gesamt hängt die Wahl im Besonderen von den
Folgenanreizen ab. Hier unterscheiden sich Studierende, die Informatik wählen, in
besonderem Maße. Auch findet sich der negative Einfluss der Mathematiknote wieder, sogar
stärker als bei der Studienwahl insgesamt (vgl. Tabelle 7). Dies weist also darauf hin, dass
hierin eine Erklärung zu finden ist. Wer sehr gut in Mathematik ist, studiert nicht unbedingt
Informatik, sondern wählt einen Studiengang, bei dem Mathematik auch von besonderer
Bedeutung ist, aber eben nicht Informatik.
Wie bei der Wahl insgesamt beeinflusst der Besuch der Obenstufeninformatik sowohl
die Fachwahl und als auch die Ergebnis-Folge-Erwartung. Dieser Einfluss ist sogar
tendenziell stärker, als bei der Studienwahl gesamt (vgl. Tabelle 7). Hingegen ist das Image
ohne Bedeutung - ein Einfluss, der sich bei der Studienwahl noch angedeutet hat (vgl. Tabelle
7).
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 27
Auch wenn die Ergebnisse recht ähnlich sind, fällt auf, dass die Handlungs-Ergebnis-
Erwartung keinen Einfluss hat. Dies bedeutet, dass die selbsteingeschätzte Fähigkeit, das
Informatikstudium zu bewältigen, nicht bedeutsam ist. Hierauf weist auch der Einfluss der
Mathematiknote hin.
Tabelle 8. Vergleich informatiknaher Studienfächer mit Informatik: Biografische Daten, explizite
Motive und Variablen des EKM
Beta Korrelation
Alter ,13** ,14**
Mathematiknote -,16** -,22**
Oberstufeninformatik ,19** ,25**
Folgenanreiz ,39** ,44**
Image -,03 -,19**
EFE -,11** -,20**
R-Quadrat ,30 Anmerkungen. N = 432; * p < .05, ** p < .01
Die Studienwahl zwischen Informatik und informatiknahen Studiengängen ist recht ähnlich,
dennoch bestehen Unterschiede. Gleich sind der starke Einfluss der Folgenanreize und der
Einfluss durch eine informationstechnische Vorprägung der Schullaufbahn. Der negative
Einfluss der Mathematiknote ist beim Vergleich zwischen Informatik und informatiknahen
Studiengängen sogar noch stärker. Wer also gut in Mathematik ist, wählt eher ein
informatiknahes Fach als Informatik selbst. Bemerkwert ist, dass die selbsteingeschätzte
Fähigkeit kein Prädiktor mehr ist. Informatiknahe Studiengänge sind also zumindest so
überzeugt, ein Informatikstudium zu schaffen, wie die Informatikstudenten selbst.
4.6 Studienabbruchsbereitschaft
Als abhängige Variable wird die Variable Studienabbruch herangezogen (siehe Abschnitt
3.12). In dieser Regression werden ausschließlich Informatik Studenten analysiert. Wie schon
bei den obigen Analysen wurden zwei getrennte Analysen für die biografischen Daten mit
den expliziten Motiven und den Variablen des Erweiterten Kognitiven Motivationsmodells
(EKM) durchgeführt. Zusätzlich zu den bisherigen Analysen wurde die selbsteingeschätzte
Studienleistung als Prädiktor aufgenommen (siehe Abschnitt 3.12). Im Folgenden soll nur die
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 28
gemeinsame Analyse mit den signifikanten Prädiktoren vorgestellt werden. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 9 dargestellt.
Tabelle 9. Studienabbruchsbereitschaft: Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des
EKM
Beta Korrelation
Einschätzung der Studienleistung (2 Monate) -,31** -,39**
Hoffnung auf Erfolg -,10+ -,23**
Folgenanreiz -,10+ -,25**
HEE -,20** -,32**
EFE ,18** ,32**
Programmierkenntnisse ,12* ,06
R-Quadrat ,30 Anmerkungen. N = 320; + p < .10; * p < .05, ** p < .01
Die Variablen Leistungsmotiv (Hoffnung auf Erfolg) und Folgenanreiz stellen sich als nur
marginal signifikant heraus. Der stärkste Prädiktor ist die selbsteingeschätzte Studienleistung.
Hier gilt, je schlechter die selbsteingeschätzte Studienleistung, desto eher wird das Studium
abgebrochen (vgl. genannte Gründe für einen möglichen Abbruch in Abschnitt 3.12). Dieser
Zusammenhang war zu erwarten, da die Note konkret Auskunft über die Befähigung im
Studium und die erbrachten Leistungen gibt.
Die Handlungs-Ergebnis-Erwartung korreliert ebenso negativ mit dem Studienabbruch.
Das kann so interpretiert werden, als dass jemand, der sich prinzipiell den Anforderungen des
Informatik-Studiums gewachsen sieht, eher nicht das Studium abbricht. Zudem zeigt sich die
Ergebnis-Folge-Erwartung als Prädiktor. Wer mit einem abgeschlossenen Studium sicher
positive Folgen erwartet, wird weniger einen Studienabbruch in Betracht ziehen. Die Variable
Programmierkenntnisse ist zwar signifikant, korreliert aber nur sehr gering. Das zeigt sich
auch im Betagewicht. In der Regression mit Einflussgrößen aus beiden Variablengruppen
zeigen sich stabile Effekte. Der Studienabbruch kann durch die Variablen Einschätzung der
Studienleistung, Handlungs-Ergebnis-Erwartung und die Ergebnis-Folge-Erwartung
vorhergesagt werden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Studienabbruch negativ mit dem
Leistungsmotiv zusammenhängt. Hoch leistungsmotivierte Personen brechen das Studium
eher nicht ab. Dieser Einfluss verschwindet, wenn studiennahe Aspekte mit berücksichtigt
werden. Trivialerweise wird das Studium bei schlechterer Leistung abgebrochen, jedoch
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 29
bleibt der Einfluss der selbsteingeschätzten Handlungs-Ergebnis-Erwartung und Ergebnis-
Folge-Erwartung nach wie vor bedeutsam, ebenfalls die Programmierkenntnisse. Somit hängt
die Studienleistung nicht ausschließlich von der (selbsteingeschätzten) Leistung ab.
4.7 Qualitative Auswertung
4.7.1 Offene Fragen der Onlinebefragung
Alle von den Teilnehmenden in freier Nennung angegebenen Gründe für oder gegen das
Informatikstudium wurden entsprechend dem im Anhang 7.5 aufgeführten Kategorienschema
kodiert. Mit dem selben Schema wurden auch die Nennungen der Nicht-
Informatikstudierenden bzw. die, die nicht Informatik studieren wollen, ausgewertet. In
Tabelle 10 sind die Häufigkeiten in Prozent aufgeführt, in der die Kategorie in den ersten drei
genannten Aspekten auftaucht (die Summe der Prozente addiert sich damit auf über 100%, da
von den Befragten bis zu drei Aspekte ausgewertet wurden). Die genannten Kategorien sind
danach geordnet, wie häufig sie von den Informatikstudierenden (hier sind auch die
Abiturienten aufgeführt, die Informatik in ihrer Hitliste auf Platz 1 eingeordnet haben)
genannt werden. Kategorien, die weniger als von 1,5% der Befragten genannt wurden, sind
nicht aufgeführt (siehe Anhang 7.5).
Tabelle 10. Gründe für das Informatikstudium und andere Fächer (Nennungen in Prozent)
Informatikstudium Anderes Fach
Informatiker - Nicht-Informatiker
Über alle Fächer
Informa-tiknahes
Fach Interesse 43,7 22,2 50,2 50,9 Vorbildung (Programmierung) 39,7 13,9 18,2 14,2 Mathematikanteil 29,4 35,2 2,9 6,6 Äußere Umstände 16,6 6,0 19,5 9,4 Berufsaussichten 14,2 16,2 26,1 33,0 Tätigkeitsanreiz Programmieren 11,4 15,9 0,3 0,0 Wissenschaft mit Zukunft 11,3 23,1 0,7 0,9 Logik, Problemlösung 11,1 10,9 1,6 3,8 Verstehen des PC 7,1 3,0 0,3 0,9 Vielfalt 6,8 7,0 23,1 31,1 Talent 6,5 1,7 9,1 6,6 Früher Zugang zum PC 5,2 0,0 0,0 0,0
Von den Informatikstudierenden wurde Interesse zu knapp 44 % der Fälle in den ersten drei
Antworten genannt, von den Nicht-Informatikern ist Interesse dagegen für die Wahl des
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 30
Informatikstudiums weniger von Bedeutung. Für die Veranlassung der anderen Studienfächer
wurde Interesse sogar noch etwas häufiger als Begründung der Studienwahl gegeben.
Ein bedeutsamer Unterschied von Informatikerstudierenden findet sich in der
Vorbildung. Sie geben an, das Fach deshalb gewählt zu haben, weil sie hier in Praktika oder
auch in eigener Programmiererfahrung eine Vorbildung haben. Andere Studierende sehen
dies als Grund weniger, vor allem auch, wenn es die eigenen Studienwahl betrifft. Hier spielt
Vorbildung eine wesentlich geringere Rolle als bei den Informatikern.
Den hohen Mathematikanteil sehen Informatiker als auch Nicht-Informatiker als einen
wichtigen Grund an, dieses Fach zu studieren. Dies ist in den anderen Studiengängen von
wesentlich geringere Bedeutung.
Etwas merkwürdig ist die häufige Nennung von äußeren Umständen für die eigene
Studienwahl sowohl für Informatiker als auch bei den Nicht-Informatikern für das eigene
Fach. Hier wurden Nennungen wie „kein NC“, „wird an der Uni in meiner Stadt angeboten“
und „passt zu meiner Fächerkombination“. Diese Veranlassung wird von Nicht-Informatikern
weniger gesehen.
Gute Berufsaussichten wurden von Informatikern als auch Nicht-Informatikern etwa
gleich häufig genannt. Für die anderen Studienfächer ist dieser Grund aber noch wesentlich
stärker ausgeprägt.
Der Tätigkeitsanreiz beim Programmieren (Freunde und Spaß) ist für die
Informatikstudierenden ein doch häufig genannter Grund für die Wahl des Studiums. Dieser
Grund ist aus Sicht der anderen Studierenden sogar noch wichtiger. Für das eigene Studium
spielt dieser Aspekt keine Rolle. Analog verhält es sich mit der Nennung Wissenschaft mit
Zukunft. Dies wird im Informatikstudium gesehen, für die Wahl eines anderen Studienfaches
hat dies jedoch kaum eine Bedeutung.
Die Auseinandersetzung mit Logik und Problemlösungen spielt für die Veranlassung
zum Informatikstudium mit etwas mehr als 10% eine doch substanzielle Rolle. Dieser Aspekt
ist wiederum bei anderen Studiengängen kein genannter Grund, das Studium zu wählen.
Naheliegenderweise spielt das Verstehen des Computers keine Rolle, außer im
Informatikstudium selbst und kann bei den anderen Fächern vernachlässigt werden.
Besonders große Unterschiede finden sich in der Vielfalt des Studienganges. Diese ist
als Grund für das Informatikstudium relativ gering, vor allem im Vergleich zu anderen
Fächern. Dort wird dieser Grund zu fast einem Drittel genannt. Die Vielfalt ist hier also ein
wichtiger Grund aus der Sicht Studierender anderer Fachrichtungen.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 31
Talent als Grund für die Wahl von Informatik wird von kapp 7% der Informatiker
genannt und kaum als Grund für die Wahl von Informatik für Nicht-Informatiker. Studierende
anderer Fächer nennen dies etwas häufiger. Genuin für die Wahl dies Studiums ist der frühe
Zugang zum PC. Informatikstudierende geben dies in 5% der Fälle als einen Grund an, das
Studium gewählt zu haben. Bei den anderen Gruppen tritt dieser Grund nicht auf.
In Tabelle 11 sind die Gründe aufgeführt, die gegen die Wahl des Informatikstudiums
sprechen. Die Angaben drücken Häufigkeiten in Prozent aus, in der die Kategorie in den
ersten drei genannten Aspekten auftaucht.
Tabelle 11. Gründe gegen das Informatikstudium (Nennungen in Prozent)
Gründe Informatiker Nicht-Informatiker
Informatik-nahes Fach
Mathematikanteil 18,7 19,5 18,5 Interesse an anderen Fächern 13,5 2,9 4,6 Image negativ 10,7 7,3 14,8 Theorielastig 11,7 23,3 25,9 Vorbildung (Programmieren) fehlend 6,5 7,0 5,6 Äußere Umstände 6,4 1,9 1,9 Einseitig 4,0 10,5 16,7 Kein Interesse 4,0 11,5 6,5 Berufsaussichten 4,0 3,8 6,5 Geringe Frauenquote 3,4 2,2 0,9 Arbeit am PC 2,8 20,4 19,4 Tätigkeitsanreiz Programmieren 2,8 8,9 9,3 Talent 2,8 2,2 1,9
Der Mathematikanteil stellt sowohl für Informatiker als auch Nicht-Informatiker zu knapp
einem Fünftel einen Grund dar, der gegen die Wahl des Informatikstudiums spricht. Wie wir
oben gesehen haben, stellt der Mathematikanteil für manche Personen auch einen Grund dar,
das Fach zu ergreifen. Dies macht deutlich, dass bei einer Veränderung eines Aspektes des
Studiums nicht notwendigerweise mehr Personen, sondern andere Personen gewonnen
werden könnten.
Als weitere Gründe die von über 10% der Informatiker genannt werden, ist das
Interesse an anderen Fächern, das negative Image und dass das Studium als theorielastig
wahrgenommen wird. Dieser letzte Aspekt wird gerade auch von den Nicht-Informatikern als
ein gewichtiger Grund angesehen, nicht Informatik zu studieren. Weiter oft genannte Aspekte
von Nichtinformatikern sind die wahrgenommene Einseitigkeit und die Arbeit am Computer;
auch spricht mit knapp 10% der negative Tätigkeitsanreiz beim Programmieren eine
wesentliche Rolle.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 32
Die Veranlassung zum Informatikstudium wie von den Befragten in freier Antwort berichtet,
zeigt einige Besonderheiten. Dies ist einmal die Bedeutung der Vorbildung für die Wahl des
Studiums. Informatikstudierende sehen hier einen wichtigen Grund, das Studium gewählt zu
haben. Weiter ist zu festzustellen, dass der hohe Mathematikanteil, Logik und Problemlösen
sowie eine Wissenschaft mit Zukunft als Gründe für das Informatikstudium häufig genannt
werden. Hingegen haben die Berufsaussichten eine vergleichsweise geringe Bedeutung und
diese ist viel geringer als für andere Studiengänge. Auch wird die Vielfalt des Studienganges
für die Veranlassung zur Studienwahl für das Nicht-Informatikfach viel öfter genannt.
Gegen das Informatikstudium wird der hohe Mathematikanteil und die wahrgenomme
Theorielastigkeit des Studiums aufgeführt. Bei den Nicht-Informatikern wird darüber hinaus
oft die Einseitigkeit des Studiums und die Arbeit am PC als ein wesentlicher Aspekt genannt;
ebenfalls die mangelnde Freude am Programmieren.
4.7.2 Subjektive Entscheidungsfindung
Der subjektive Entscheidungsprozess der einzelnen Interviewpartner gleicht sich vor allem in
der Hinsicht, dass nahezu alle Personen schon relativ früh Interesse an ihrem jetzigen
Studienfach oder Studienwunsch fanden. Einer der Interviewpartner sagte zum Beispiel aus,
dass er schon immer viel Musik gemacht habe, seine ganze Familie aus Musikern bestehe und
es deshalb für ihn immer schon klar war, dass er Musik studieren werde (siehe Steckbrief
Interviewpartner 2, Abschnitt 7.5). Ein anderer Teilnehmer erzählte, dass er schon in seiner
Kindheit sehr an Technik und an Maschinen interessiert war und sich dieses Interesse bis
heute erhalten habe, weshalb er sich zum Maschinenbaustudium entschieden habe (siehe
Steckbrief Interviewpartner 9, Abschnitt 7.5). Eine weitere Studentin gab an, schon lange
Nachhilfe zu geben und dort viele positive Erfahrungen gemacht zu haben. Dabei habe sie ihr
Interesse am Unterrichten entdeckt (siehe Steckbrief Interviewpartner 6, Abschnitt 7.5).
Im Bezug auf die Informatikstudenten bedeutet dies, dass sie schon sehr früh in ihrem
Leben den ersten Kontakt zum Computer hatten. Ein Informatikstudent erzählte zum Beispiel
er habe bereits in der 6./7. Klasse Zugang zum Laptop seines Vaters gehabt und in der
8.Klasse im Rahmen des Mathematikunterrichts erste Programmiererfahrungen sammeln
dürfen, so wurde sein Interesse an der Informatik geweckt. Ein anderer Informatikstudent gab
an, schon mit circa 7-8 Jahren Zugang zu einem PC im Haus der Eltern gehabt zu haben, an
dem er hauptsächlich Computerspiele spielte. Bereits in der 8.Klasse hat er an einem
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 33
Schulprojekt, bei dem die Schulhomepage erstellt wurde, teilgenommen. Im Gegensatz hierzu
gibt es jedoch auch einige Interviewteilnehmer, die schon früh Kontakt zu PCs hatten,
welcher ihr Interesse für Informatik jedoch nicht weckte. So erzählte eine Studentin schon
früh Zugang zu PCs gehabt zu haben, da ihr Vater Programmierer sei. Dieser Kontakt war für
sie zwar positiv, jedoch wurde in ihr nicht das Interesse - über die reine Anwendung von
Programmen oder das Chatten hinaus - tiefer in die Informatik einzusteigen, geweckt.
Ungefähr die Hälfte der befragten Personen gab an, von ihren Eltern und ihrer Familie in ihrer
Studienwahl beeinflusst worden zu sein. Die Freunde hingegen übten in keinem der Fälle
Einfluss auf die Studienwahl aus.
Aus Sicht der Studierenden entwickelten diese schon früh ein ausgeprägtes Interesse für ihr
jetziges Studienfach. In dieser Hinsicht scheint eine Entscheidung aus ihrer Sicht schon
relativ früh festgelegt. Sozialisationseinflüsse durch die Eltern werden gesehen, jedoch ist ein
Kontakt zur Informatik durch die Eltern höchstens ein notwendiger, aber nicht hinreichender
Aspekt.
4.7.3 Anreize für das Informatikstudium
Die befragten Abiturienten und Studenten anderer Fachrichtungen gaben als positive Anreize
für das Informatikstudium hauptsächlich an, dass die Informatik auch im Alltag von großem
Nutzen ist und man gute Berufs- und Verdienstchancen hat. Darüber hinaus wurde auch
genannt, dass man das Programmieren lernt und so eigene Webseiten und Programme mit
relativ wenig Aufwand erstellen kann. Einer der Interviewpartner fand es auch interessant zu
lernen, wie man hackt, um sich vor Angriffen schützen zu können oder aber auch um
Schwachstellen in Programmen zu finden. Die Informatikstudenten stimmen mit den
Aussagen der Abiturienten und anderen Studenten teilweise überein, nannten jedoch als
positiven Anreiz auch das positive Image der Informatiker, welche besonders sozial und
hilfsbereit seien.
Des Weiteren befand es ein Informatikstudent für besonders positiv, dass die Informatik
nicht isoliert von anderen Bereichen ist, sondern immer angewandt sei. Man wäre nicht nur
auf einen Fachbereich fixiert (siehe Steckbrief Interviewpartner 10). Darüber hinaus ist es für
sie interessant, auch hinter die Programme zu sehen und sich nicht nur auf der reinen
Anwenderebene zu bewegen (siehe Steckbrief Interviewpartner 11). Der praktische Aspekt
der Programme war für einen der Interviewpartner besonders faszinierend (siehe Steckbrief
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 34
Interviewpartner 8). Vor allem deshalb, weil man sich zunächst mit dem komplizierten
Einstieg in ein Programm auseinandersetzen muss, dann aber die Arbeitserleichterung nutzen
kann. Für viele spielte der Computer aber auch die ganze Jugend hindurch eine große Rolle in
ihrem Leben (siehe Steckbrief Interviewpartner 10). Es machte ihnen schon immer Spaß mit
und an dem PC zu arbeiten, so dass es nahe lag, ein Informatikstudium zu wählen.
Als negative Anreize für das Informatikstudium nannten die informatikfremden
Interviewpartner vor allem, dass man häufig allein am PC arbeitet und dass es sehr
arbeitsintensiv ist. Außerdem fanden nahezu alle das negative Image des Informatikers eher
abschreckend.
Die Informatikstudenten finden es hingegen schwierig, sich mit jemandem, der nicht
Informatik studiert, über seine Erfahrungen und Leistungen auszutauschen, da die Informatik
sehr speziell und abstrakt sei. Deshalb ist es schwer vermittelbar, wenn nicht schon bestimmte
Kenntnisse vorhanden sind.
Im Gegensatz zu den Abiturienten und den Studenten anderer Fachrichtungen finden sie
jedoch nicht, dass man viel Zeit alleine am PC verbringt, ganz im Gegenteil, sehr viele
Aufgaben werden im Team bearbeitet und gelöst.
Alle Befragten bewerten den hohen (alltäglichen) Nutzen und die Bedeutung von Informatik
sowie die damit verbundenen Berufschancen als positiv. Des Weiteren wird von den
Informatikstudierenden die Vielseitigkeit und Anwendungsnähe der Informatik geschätzt,
sowie der Reiz, Programme zu verstehen. Auch der Spaß im Umgang mit Computern wird
betont. Negativ wiegt bei Nichtinformatikern die Vorstellung, sowohl viel als auch allein am
PC zu arbeiten, was jedoch aus Sicht der Informatikstudierenden nicht der Realität entspricht.
4.7.4 Anforderungen des Informatikstudiums / des Informatikerberufs
Die Schwierigkeit der Informatik liegt für die Abiturienten und die Studenten anderer
Fachrichtungen vor allem in dem großen Mathematikanteil begründet. Wesentlich ist auch,
dass ausnahmslos geäußert wird, dass große Vorkenntnisse vor dem Studium vorhanden sein
müssen. Die Informatikstudenten sehen dies ähnlich, auch sie empfinden die Informatik
aufgrund des großen Mathematikanteils als schwierig.
Viele der befragten Personen setzen das Programmieren mit der Informatik gleich und denken
man müsse dies schon relativ gut beherrschen um das Informatikstudium angehen zu können.
Interviewpartner 7 bestätigte dies mit der Aussage, dass die Schwierigkeit des
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 35
Informatikstudiums darin besteht, dass es sehr schnell vorangeht, was wiederum dafür spricht,
dass man schon viel Vorwissen benötigt um nicht nachzuhinken.
Alle befragten Gruppen halten das Informatikstudium für sehr arbeitsintensiv.
Außerdem sehen sie die Informatik als einen sich schnell ändernden Bereich an, der
Weiterbildung notwendig macht. Auf Nachfrage gaben auch alle Interviewpartner an, die
Informatik als kreativ einzuschätzen, da man oft neue Lösungswege finden muss und es sehr
viele Wege gibt, zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen.
Das spätere Berufsleben des Informatikers beschreiben vor allem die informatikfremden
Interviewpartner als isoliertes Arbeiten mit wenig Kontakt zu Kollegen, das sich
hauptsächlich auf das Programmieren beschränkt. Informatikstudenten vertreten hier den
Standpunkt, dass der Beruf Informatiker sehr viel mit Teamwork zu tun hat und weit über das
reine Programmieren hinausgeht. Sie nennen hier auch Projektmanagement, Projektleitung,
Design und Systementwicklung. Der Druck auf einen Informatiker wird bei fast allen
Interviewpartnern als vergleichbar mit anderen Berufen angesehen.
Informatik wird – in der Hauptsache aufgrund des hohen Mathematikanteils – als sehr
schwieriges Studium wahrgenommen, das zudem ohne vorherige Programmierkenntnisse
nicht zu meistern scheint. Die Bedeutung von Kreativität wird auf Nachfrage von allen
Befragten gesehen. Wie auch schon bei den Anreizen beschrieben, wird der Informatikerberuf
als isoliertes Arbeiten am PC betrachtet und auf das Programmieren reduziert. Dies ist aus
Sicht der Informatikstudenten ein unzutreffendes Bild.
4.7.5 Frauenbild in der Informatik
Der Frauenanteil im Informatikstudium liegt bei etwa 15%. Die verschiedenen
Interviewpartner versuchten diese doch sehr geringe Zahl auf verschiedene Weise zu erklären.
Interviewpartner 10 sagte aus, dass Frauen und Männer von Grund auf eine unterschiedliche
Art zu denken haben. Frauen würden, seiner Ansicht nach, eher assoziativ denken und Dinge
miteinander verknüpfen. Deshalb würden Frauen seltener Informatik studieren als Männer, da
hier z.B. beim Computerprogrammieren eine algorithmische Denkweise gefordert sei, welche
bei Männern so schon vorhanden sei. Aus diesem Grund traut Interviewpartner 10 Frauen
eher Studiengänge wie Architektur zu. Darüber hinaus empfindet er auch das negative Image
des Informatikstudiums als negativen Einflussfaktor auf die Frauenquote.
Studienwahl Informatik - Ergebnisse 36
Interviewpartner 11 und 9 denken weiterhin, dass sich Frauen deshalb weniger für
Informatik interessieren, weil sie nicht durch Computerspiele darauf hingeführt werden.
Computerspiele sind ihrer Meinung nach mehr auf Jungs zugeschnitten, wodurch das Spielen
an sich ihr Interesse am Computer weckt. So lernen sie auch andere Anwendungen des
Computers kennen und üben so den Umgang damit.
Ein negatives Image von Frauen und Informatik scheint an verschiedenen Stellen bei
Informatikstudierenden durch.
Studienwahl Informatik - Diskussion 37
5 Diskussion
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Präferenz von Informatik (Hitliste) und die Studienwahl von Informatik werden, wie
erwartet, von ähnlichen Variablen vorhergesagt. In beiden Fällen sind die Folgenanreize
entscheidende Aspekte. Als Folgenanreize werden Karrieremöglichkeiten, das Beherrschen
einer Schlüssel- und Zukunftstechnologie, die guten Berufsmöglichkeiten, eine
wissenschaftliche Herausforderung zu suchen als auch an der gesellschaftlichen Bedeutung
von Informatik teilzuhaben, betrachtet. Wer solche und ähnliche Anreize sieht, präferiert eher
Informatik und entscheidet sich für ein Informatikstudium.
Daneben hat sich die Handlungs-Ergebnis-Erwartung als bedeutsam für die Präferenz
und Wahl herausgestellt. Nur wer sich ein Informatikstudium zutraut und glaubt, den
Anforderungen gewachsen zu sein, wählt ein Informatikstudium. Die Einschätzung der
diesbezüglichen Wirksamkeitserwartung ist dabei eng verbunden damit, dass einem
Programmieren nicht als schrecklich erscheint. Als weitere, wenn auch wesentlich
schwächere Einflussgröße hat sich der Faktor selbsteingeschätzter Programmierkenntnisse
bzw. selbsteingeschätzter Kenntnisse in Informatik gezeigt.
In beiden Fällen hat das Geschlecht keinen direkten Einfluss auf die Präferenz und
Studienwahl. Zwar präferieren und wählen Männer das Informatikstudium häufiger, dies lässt
sich jedoch anhand der oben genannten Variablen erklären. So wählen Frauen seltener das
Informatikstudium, weil sie geringere Anreize darin sehen und sich ein Studium weniger
zutrauen. Ein mögliches negatives Image von Frauen ist insgesamt gesehen eher schwach
ausgeprägt und kann die Präferenz und Wahl nicht erklären.
Die bisherige Schullaufbahn hat auf die Wahl und Präferenz Einfluss. Sowohl die Wahl
als auch die Präferenz ist bei denjenigen stärker, die Informatik in der Schule hatten. Unklar
muss hier zunächst bleiben, ob der Unterricht einen kausalen Einfluss hat. Dies wäre der Fall,
wenn die Schüler hier Erfahrungen machen, ohne die sie nicht das Studium wählen würden.
Auf der anderen Seite kann argumentiert werden, dass die Wahl für das Schulfach selbst
schon Ausdruck der Präferenz ist.
Bei der Vorhersage der Präferenz und der Wahl des Studiums zeigen sich aber auch
bedeutsame Unterschiede. Zum einen hat das negative Image keine Bedeutung für die
Präferenz. Also unabhängig davon, ob eine Person ein positives oder negatives Image sieht,
fällt ihre Präferenz aus. Bei der Wahl hingegen spielt das Image dann doch eine Rolle und tritt
Studienwahl Informatik - Diskussion 38
hier in seiner Bedeutung zu Tage. Anzumerken ist jedoch, dass dieser Einfluss schwach ist
und sich statistisch nur als Tendenz zeigt.
Die Mathematikleistung hat ebenfalls unterschiedliche Bedeutung für die Präferenz und
Wahl. Bei der Präferenz für Informatik spielt die Mathematikleistung keine Rolle, wenn die
oben genannten Variablen berücksichtigt werden (etwa die Handlungs-Ergebnis-Erwartung).
Hingegen ist der Einfluss auf die Wahl negativ, d.h. je besser die Mathematiknote, desto eher
wird ein anderes Fach gewählt.
Dieser Effekt lässt sich am besten Verstehen, wenn wir die Analysen betrachten, bei
denen die Informatikstudierenden mit informatiknahen Studierenden verglichen wurden (dies
sind Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik und Mathematik; siehe Abschnitt 3.6). Hier wird
der Einfluss der Mathematiknote wie gerade beschrieben noch deutlicher. Befragte, die also
gut in Mathematik waren, wählen Fächer, in denen ebenfalls Mathematik von Bedeutung ist,
jedoch nicht Informatik.
Die Wahl zwischen einen Informatikstudium und einen informatiknahen Studium
unterscheidet sich generell auch noch dadurch, dass hier die Handlungs-Ergebnis-Erwartung
kein Unterscheidungsmerkmal darstellt. Auch die Studierenden der informatiknahen Fächer
würden sich also prinzipiell ein Informatikstudium zutrauen, zumindest in dem Ausmaße wie
die Informatikstudierenden dies tun. Sollten gerade informatiknahe Interessenten für
Informatik gewonnen werden, müsste stärker auf die Folgenanreize gezielt und die Ergebnis-
Folge-Erwartung gestärkt werden, welche sich hier als bedeutsam erwiesen hat. Bei den
Studierenden von informatiknahen Fächern ist stärker die Sicht vorhanden, dass das
Informatikstudium eher diffuse Qualifikationen mit sich bringt (etwa „Ich befürchte, dass man
beim Informatikstudium irgendwie alles und nichts lernt“).
Ein Blick auf die Assoziationen zum Informatikstudium zeigt, dass diese für die drei
Gruppen (Informatiker, Nichtinformatiker, Abiturienten) recht unterschiedlich sind. So
assoziierten Informatiker ihr eigenes Fach vor allem mit Mathematik, Logik und abstrakten
Analysen, jedoch durchaus auch mit Programmieren. Nichtinformatiker und Abiturienten
assoziieren Informatik dahingehend, dass sie dieses Fach in erheblich stärkerem Maße mit
Programmieren und Computer verbinden und auch häufig Aspekte eines negativen Images
nennen (Nerd, Kellerarbeit). Die Nennung des negativen Image hat sich auch bei den
quantitativen Analysen gezeigt (vgl. Abbildung 4) und lässt somit auf deren Verbreitung
schließen. Die Mittelwerte der quantitativen Analyse zeigen aber auch, dass dies vielleicht
nicht so stark ist, wie hätte erwartet werden können.
Studienwahl Informatik - Diskussion 39
Die Assoziationen decken sich auch mit den weiteren qualitativen Daten der Interviews.
Dort haben Nichtinformatiker die Ansicht, dass Informatik heißt, allein vor dem PC zu sitzen
und zu programmieren. Informatikstudierende sehen hingegen die Arbeit im Team und dass
Informatik mehr ist als Programmierarbeit. Alle Befragten sehen jedoch den hohen
(alltäglichen) Nutzen der Informatik, die kreativen Aspekte des Faches und die damit
verbundenen Berufschancen. Informatikstudierende wollen diese ergreifen, weil sie neben
einem grundlegenden Interesse die Vielseitigkeit und die Anwendungsnähe der Informatik
schätzen. Zudem macht ihnen der Umgang mit Computern generell und mit das
Programmieren im Speziellen Spaß. Sie erleben es als eine Herausforderung, Programme zu
verstehen und selbst zu planen.
Von allen Befragten wird Informatik als sehr schwieriges Studium wahrgenommen.
Dies basiert hauptsächlich auf dem hohen Mathematikanteil, der vor allem auf
Nichtinformatiker sehr abschreckend wirkt. Eine Besonderheit des Informatikstudiums dürfte
hier die Erwartung sein, , dass ohne Programmierkenntnisse das Studium nicht zu empfehlen
bzw. zu meistern ist. In anderen vergleichbaren Fächern ist uns keine solch spezifische
Kenntnisanforderung bekannt.
Ein negatives Image von Frauen und Informatik dringt an verschiedenen Stellen bei
Informatikstudierenden durch. Dies deckt sich nicht ganz mit den quantitativen Daten. Dort
herrscht bei den Informatikern eigentlich kaum ein negatives Frauenbild vor, eher noch bei
den Nichtinformatikstudierenden. Jedoch tauchen in freier Nennung vielleicht Aspekte auf,
die bei einer Zustimmung oder Ablehnung zu einem Item nicht zum Vorschein kommen.
Für die Entstehung der Präferenz und die Wahl des Studiums scheint aus Sicht der
Befragten diese schon relativ früh geprägt. Die Weichen sind also aus dieser Sicht schon
relativ früh in eine Richtung gestellt. Die Auswahl scheint dann auch eher aktiv zu erfolgen.
Personen, die sich für informationstechnische Sachverhalte interessieren, suchen diese auf.
Dass dies nicht umgekehrt der Fall ist, also ein Interesse durch die Auseinandersetzung
entsteht, ergeben bestimmte Hinweise. Selbst bei unmittelbar gegebenen,
informatikfreundlich gesinnten Eltern oder Freunden hat dies keinen Einfluss.
Bei den Auskünften zur Studienentscheidung ist aber zu bedenken, dass Befragte ihre
Entscheidungen im Nachhinein (für sich und andere) als kohärent und sinnvoll erscheinen
lassen wollen und dabei nur sehr begrenzt Einblick in zugrundeliegenden
Entscheidungsmechanismen haben. Nichtsdestotrotz hat diese subjektiv wahrgenommen
Erklärung wohl dennoch einiges für sich. Auch eine im Dezember 2007 erschienene
qualitative Untersuchung zum selben Thema in der Schweiz weist auf die Bedeutung der
Studienwahl Informatik - Diskussion 40
frühen Interessensentwicklung hin (Flubacher, 2007). Die Autorin bemerkt aber in einer
Fußnote auch, dass Interesse allerdings ein zunächst schwer zu begründetes Konzept ist (vgl.
Abschnitt 2): „Bereits in der Hauptstudie [Studie zu verschiedenen Fächern] stieß man auf
Grenzen, wenn man ‚Interesse’ näher beleuchten wollte: Viele Studierende wissen nicht, wie
ihr Interesse entstanden ist und was dabei die beeinflussenden Faktoren waren“ (Fußnote S.
17). Die qualitative Untersuchung in der Schweiz zeigt weiterhin, dass die eigene
Kompetenzeinschätzung, die Vertrautheit mit dem Computer und die Berufsmöglichkeiten
aus Sicht der interviewten Personen von entscheidender Bedeutung sind. Dies zeigt sich,
insgesamt betrachtet, auch für diese Untersuchung. Ebenso finden sich ganz ähnliche
Hinweise bezüglich der Bedeutung der Sozialisationserfahrungen auf die Präferenz für
Informatik.
In der freien Nennung sollten die Befragten bei der Onlinebefragung angeben, was aus
ihrer Sicht für oder gegen das Informatikstudium spricht. Nicht-Informatikstudierende sollten
zudem die Gründe für Ihre eigene Studienwahl nennen. Es zeigte sich, dass die Veranlassung
zum Informatikstudium einige Besonderheiten aufweist. Dies ist einmal die Bedeutung der
Vorbildung für die Wahl des Studiums. Informatikstudierende sehen hier einen wichtigen
Grund, das Studium gewählt zu haben. Weiter ist zu festzustellen, dass der hohe
Mathematikanteil, Logik und Problemlösen sowie eine Wissenschaft mit Zukunft bedeutsam
für die Wahl des Informatikstudiums aus Sicht der Informatiker sind. Hingegen spielen die
Berufsaussichten eine vergleichsweise geringe Bedeutung. Dies wird besonders deutlich, da
die Nicht-Informatiker die Berufsaussichten für die eigene Studienwahl viel öfters als Grund
angeben. Dieser Befund mag dadurch zu erklären sein, dass die Berufsaussichten bei anderen
Studiengängen als höher eingeschätzt werden können. Unter Umständen spielen hier aber
auch andere Gründe eine Rolle, die über die Berufsaussichten im Sinne der Marktnachfrage
hinaus gehen. Hier könnte das eher unklare Berufsbild mit unklarem Status eine Rolle spielen
(siehe Analysen Anhang 7.8).
Weiter wird die Vielfalt des Studienganges für die Veranlassung zur Studienwahl bei
anderen Fächern viel öfter genannt. Gegen das Informatikstudium wird der hohe
Mathematikanteil und die wahrgenommen Theorielastigkeit des Studiums aufgeführt. Bei den
Nichtinformatikern wird darüber hinaus die Einseitigkeit des Studiums und die Arbeit am PC
oft genannt; ebenfalls die mangelnde Freude am Programmieren. Insgesamt fügen sich die
genannten Gründe für oder gegen das Informatikstudium gut in das Bild der anderen
qualitativen und quantitativen Ergebnisse ein. Als ein neuer Aspekt kann jedoch betrachtet
werden, dass die Berufsaussichten nicht ohne weiteres für ein Informatikstudium sprechen.
Studienwahl Informatik - Diskussion 41
Abschließend sei noch kurz auf den Studienabbruch hingewiesen. Hier finden wir doch
andere Zusammenhänge als bei der Präferenz und der Wahl. So hängt der Studienabbruch
negativ mit dem Leistungsmotiv zusammen. Hoch leistungsmotivierte Personen brechen das
Studium eher nicht ab. Trivialerweise wird das Studium bei schlechterer Leistung
abgebrochen. Wichtig ist, dass nicht allein die schlechte Leistung die Abbruchsbereitschaft
erhöht. Die selbsteingeschätzte Handlungs-Ergebnis-Erwartung hat nach wie vor einen
Einfluss und Interventionen können gerade darauf bauen, dass diese erhöht werden kann, um
dadurch einen Studienabbruch zu vermeiden. Die frei genannten Gründe weisen auch darauf
hin, dass Studienabbrüche meist aufgrund mangelnder Leistung bzw. zu hoher Anforderung
in Erwägung gezogen werden. Weiter ist die Ergebnis-Folge-Erwartung von Bedeutung. In
diesem Sinne könnte versucht werden, den Studierenden zu verdeutlichen, was das Studium
für sie bringt.
5.2 Schlussfolgerungen
Wir wollen nun in den Schlussfolgerungen mögliche Implikationen für ein
Interventionsprogramm zur Erhöhung der Studienzahl und Studienabschlüsse in Informatik
vorstellen. Dabei wollen wir uns jedoch zunächst einen Schritt von unseren eigenen
Ergebnissen entfernen und auf andere Studien blicken.
Prinzipiell scheinen Abiturienten auf der einen Seite offen für Informationen, fühlen
sich aber andererseits nicht gut informiert. Zudem besteht nach einer Studie von Heine,
Spangenberg und Willich (2007) aus Sicht der Abiturienten ein halbes Jahr vor
Schulabschluss bei der Hälfte weiterhin Klärungsbedarf sowohl über ihre
Fähigkeiten/Neigungen als auch über ihre Interessen. Somit ist zu erwarten, dass eine
Offenheit für Informationen vorhanden ist und diese Informationen durchaus noch
entscheidend für die Berufswahl sind. Auch ist nach diesen Daten die Interessensentwicklung
noch nicht abgeschlossen und Interessen noch nicht gefestigt.
Bezüglich des Frauenanteils zeigt ein Blick auf andere Länder, dass Interesse für
Technik kein inhärenter Grund in den Personen ist. Die Frauenquote liegt in einigen Ländern
sogar über der der Männer (z.B. Indien; Schinzel, 2002). Vielmehr zeigen sich kulturell und
strukturell bedingte Unterschiede und geben damit auch einen Hinweis, dass dies verändert
werden kann. Die unten stehenden Maßnahmen können also auch hier noch ein großes
Potential erschließen, da kein biologischer Determinismus vorliegt.
Als nächstes sei auf Interventionsvorschläge von Heine et al. (Heine et al. 2006)
verwiesen, die eine Studie durchgeführt haben, die zeigt, wie Schüler vermehrt für
Studienwahl Informatik - Diskussion 42
naturwissenschaftliche und technische Studienfächer gewonnen werden können. Diese seien
hier stichwortartig aufgeführt):
Sie sehen eine besonderes Potential bei Schülern in beruflichen Schulen, welches gezielt genutzt werden sollte.
Sie plädieren für eine bessere Technikvermittlung an der Schule.
Sie fordern eine gezielte Förderung von Frauen.
Selektive ökonomische Anreize sollten geschaffen werden, etwa für niedrige Sozialschichten und Ausländer.
Die Studiererfolgsquote sollte erhöht werden.
Die Lehre sollte vor allem auch im Grundstudium verbessert werden.
Berufliche Neuorientierung zu den Ingenieurs- und Naturwissenschaften sollten erleichtert werden.
Diese Empfehlungen können wir teilen und diese sind sicherlich auch für die Erhöhung
der Studierendenzahl in Informatik hilfreich. Aufgrund unserer Daten können wir noch einige
spezifische Möglichkeiten aufzeigen, die in der Zusammenfassung der Ergebnisse an
verschiedenen Stellen bereits schon angeklungen sind:
Die Berufschancen des Informatikstudiums sollten vermittelt werden. Dabei sollten die
einzelnen Karrieremöglichkeiten und Berufsfelder sowie der Aspekt der Zukunftstechnologie
explizit genannt werden. Dies gilt für alle Personengruppen, also auch für Personen mit
informatiknahen Studieninteressen Personen. Auch eher ungewöhnliche Bereiche wie
künstliche Intelligenz und Robotik sind hier sicherlich vorteilhaft zu kommunizieren.
Nach wie vor wird Informatik falsch assoziiert und als einsames Arbeiten vorm PC
verstanden. Hier könnte ein Vergleich mit anderen Studiengängen bzw. Berufen die Augen
öffnen, da die meisten Studenten im Studium und später im Beruf nicht weniger Zeit mit
einem Computer verbringen als Informatikstudenten.
Von besonderer Bedeutung halten wir die Überzeugung, dass Informatik nur mit
vertieften Vorkenntnissen in Informatik (d. h. in dem Fall programmieren) angegangen
werden soll und kann. Das Gegenteil sollte vermittelt werden, . Jedoch sollte dies im Studium
auch realisiert werden. Implizit wird vermutlich von den Lehrenden in Informatik davon
ausgegangen, dass Studenten Programmiererfahrung haben. Damit würden aber Studenten
ohne diese Erfahrung realiter scheitern, obwohl das Programmieren nicht in den Kernbereich
der Informatik fällt. Es sollte auf jeden Fall kommuniziert werden, welche Vorkenntnisse
wirklich vorhanden sein müssen und mögliche Lücken auch nachgeholt werden können
(vielleicht sogar in einer Art Propädeutikum).
Studienwahl Informatik - Diskussion 43
Das Selbstvertrauen der potentiellen Studenten muss bezüglich ihrer
selbsteingeschätzten Fähigkeiten gestärkt werden. Zu diesem Zweck wären schulische
Wettbewerbe in informatiknahen Disziplinen, Schnupperkurse (wie schon für Mädchen
vorhanden) oder ähnliche Veranstaltungen denkbar, welche die Handlungs-Ergebnis-
Erwartung stärken. Hier ist von besonderer Bedeutung, dass auch an Informatik nicht direkt
interessierte Personen erreicht werden. Nur hier ist die Handlungs-Ergebnis-Erwartung so
niedrig, dass dieses sie von einem Studium der Informatik abhält.
Informatik sollte vermehrt an Schulen gelehrt werden. Die schulische Erfahrung mit
Informatik hat sich als ein Prädiktor für die Präferenz und Wahl des Informatikstudiums
erwiesen. Jedoch ist nicht klar, ob die Erfahrung im Unterricht die Präferenz beeinflusst hat.
So ist es auch nahe liegend, dass das Fach nur Ausdruck einer Präferenz ist, diese aber nicht
beeinflusst. Wir denken, dass es letztendlich von der Qualität des Unterrichts abhängt und
Informatik für alle verpflichtend gelehrt werden soll. Dies wäre, was den Frauenanteil
anbelangt, vielleicht sogar das entscheidende Eingangstor, die oben genannten Aspekte auch
hier anzusprechen (etwa die Folgenanreize).
An der Universität Freiburg gibt es online ein „Self Assessment Informatik“
(http://www.psaw.uni-freiburg.de/selfassessment/informatik/). Dort wird das Interesse
Programmierung, Logik und Informatikanwendungen kurz abgefragt. Fähigkeiten werden
sogar in Form von kurzen Vorlesungsmitschnitten getestet. Weiter wird das Wissen über das
Studium erhoben und, in besonders ausführlicher Weise, die Arbeitshaltung abgefragt. Wir
können an dieser Stelle nicht den Effekt auf die Präferenz und Wahl bzgl. des
Informatikstudiums abschätzen. Es könnte durchaus auch sein, dass Personen sogar
abgeschreckt werden. Dies müsste in weiteren Untersuchungen näher untersucht werden. Vor
allem aber sollten nicht unmittelbar an Informatik Interessierte erreicht werden. Hier ist dann
besonders wichtig, einen Abschreckungseffekt durch proklamierte sehr hohe Anforderungen
zu vermeiden.
Studienwahl Informatik - Literatur 44
6 Literatur
Agentur für Arbeit (2008). Berufsinformationen einfach finden. http://berufenet. arbeitsagentur.de/berufe/themeSearch.do
Döhnert, Iris (2005). Motivationsreleveante Einflussfaktoren auf die Studienabbruchsbereitschaft von Diplom-Mathtematikstudierenden. Diplomarbeit: Institut für Psychologie Universität Potsdam.
Engeser, S.; Langens, T. (2008): Mapping Social Motives on Personality Traits. Sumitted for publication.
Flubacher, M.-C. (2007). Fächerwahl - Zusatzstudie Informatik. Bern. (http://www.cest.ch/Publikationen/2007/Zusatzstudie_Informatik.pdf)
Heckhausen, H. (1989): Motivation und Handeln. Berlin: Springer .
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Heine, C.; Egeln, J.; Kerst, C.; Müller, E.; Park, S.-M. (2006). Bestimmungsgründe für die Wahl von ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Hochschul Informations System GmbH.(ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/docus/dokumentation 0602.pdf)
Heine, C.; Kerst, C.; Sommer, D. (2007). Studienanfänger im Wintersemester 2005/06. Hochschul Informations System GmbH. (http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200701.pdf)
Heublein, U., Schmelzer, R., & Sommer, D. (2008). Die Entwicklung der Studienabbruchquote an den deutschen Hochschulen: Ergebnisse einer Berechnung des Studienabbruchs auf der Baisis des Absolventenjahrgangs 2006. Hochschul Informations System GmbH (http://www.bmbf.de/pub/his-projektbericht-studienabbruch.pdf)
Kehr, H. M. (2004). Motivation und Volition: Funktionsanalysen, Feldstudien mit Führungskräften und Entwicklung eines Selbstmanagement-Trainings (SMT). (Motivationsforschung, Bd. 20). Göttingen: Hogrefe.
Krapp, A. (2001): Interesse. In: Rost, D.H. (Hg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim: Psychologie Verlags Union, Beltz, S. 286–293.
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Rheinberg, F. (2006): Intrinsische Motivation und Flow-Erleben. In: Heckhausen, J.; Heckhausen, H. (Hg.), Motivation und Handeln (331–354). Berlin: Springer.
Schinzel, B. (2002): Cultural Differences of Female Enrollment in Tertiary Education in Computer Science. HCC, 283-292
Studienwahl Informatik - Anhang 45
7 Anhang
7.1 Interviewleitfaden
Informatikstudierende Studierende anderer Fächer Abiturienten
Erster Kontakt Wann hattest du zum ersten mal die Idee, Informatik zu studieren?
Warum gerade Informatik?
Welche anderen Fächer oder Ausbildungen hattest du noch in Erwägung gezogen?
Wann hattest du zum ersten mal die Idee, dein jetziges Studium zu studieren?
Hast du jemals darüber nachgedacht, Informatik zu studieren?
Welche anderen Fächer oder Ausbildungen hattest du noch in Erwägung gezogen?
Hattest du schon mal die Idee, Informatik zu studieren? – wenn ja, warum gerade Informatik
Welche anderen Fächer oder Ausbildungen ziehst du in Erwägung?
Initialanreiz Was fandest du am Informatikstudium besonders reizvoll?
Gab es für dich einen ausschlaggebenden Grund?
Was denkst du: was waren für die anderen Informatikstudierenden der entscheidende Anreiz?
Im Gegensatz zu Informatik, was war für dich der ausschlaggebende Grund, dein Fach zu studieren?
Hast du was am Informatikstudium reizvoll gefunden? Wenn ja - was?
Was denkst du: was waren für die anderen Informatikstudierenden der entscheidende Anreiz?
Was findest du am Informatikstudium reizvoll?
Was findest du am Informatikstudium wenig reizvoll?
Was denkst du, ist für andere der entscheidende Anreiz Informatik zu studieren?
Äquivalenz In welchen anderen Fächern oder Ausbildungsgängen siehst du ähnliche Aspekte?
Was ist für dich das komplette Gegenteil des Informatikstudiums?
Siehst du in deinem Studium ähnliche Aspekte wie im Informatikstudium?
Was ist für dich das komplette Gegenteil des Informatikstudiums?
Wenn Informatik als Studienwunsch: In welchen Fächern oder Ausbildungsgängen siehst du ähnliche Aspekte wie im Informatikstudium?
Wenn nein: Siehst du in deiner Wahl der Ausbildung ähnliche Aspekte wie beim Informatikstudium?
Was ist für dich das komplette Gegenteil des Informatikstudiums?
Negative Anreize
Was hat für dich gegen das Informatikstudium gesprochen?
Was hat dich daran wirklich zum Zweifeln gebracht?
Was hat für dich gegen das Informatikstudium gesprochen?
Was wäre für dich am Informatikstudium absolut unerträglich gewesen?
Was spricht für dich gegen das Informatikstudium?
Was ist für dich am Informatikstudium absolut unerträglich?
Studienwahl Informatik - Anhang 46
Was denkst du, sehen andere Negatives am Informatikstudium?
Was denkst du, sehen andere Negatives am Informatikstudium?
Was denkst du, sehen andere Negatives am Informatikstudium?
Fähigkeiten Wie hast du die Anforderungen des Informatikstudiums eingeschätzt?
Wie hast du deine Fähigkeiten für das Informatikstudium eingeschätzt?
Wie hast du die Anforderungen des Informatikstudiums eingeschätzt?
Wie hast du deine Fähigkeiten für das Informatikstudium eingeschätzt?
Wie hast du die Anforderungen des Informatikstudiums eingeschätzt?
Wie schätzt du deine Fähigkeiten für das Informatikstudium ein?
Erfahrung Programmierung
Hattest du schon vor dem Studium Erfahrung mit Programmieren?
Wenn ja:
o Welche faszinierenden Aspekte gab es für dich dabei?
o Hast du auch abstoßende Aspekte erlebt?
o Wie haben andere auf dein Programmieren reagiert?
Wenn nein:
o Wie hast du dir vorgestellt, wie es wäre zu programmieren?
o Hattest du dir darunter auch negative Aspekte vorgestellt?
Hattest du schon vor dem Studium Erfahrung mit Programmieren?
Wenn ja:
o Welche faszinierenden Aspekte gab es für dich dabei?
o Hast du auch abstoßende Aspekte erlebt?
o Wie haben andere auf dein Programmieren reagiert?
Wenn nein:
o Wie hast du dir vorgestellt, wie es wäre zu programmieren?
o Hattest du dir darunter auch negative Aspekte vorgestellt?
Hast du schon Erfahrung mit Programmieren?
Wenn ja:
o Welche faszinierenden Aspekte gibt es für dich dabei?
o Erlebst du auch abstoßende Aspekte?
o Wie reagieren andere auf dein Programmieren?
Wenn nein:
o Wie stellst du es dir vor, wie es wäre zu programmieren?
o Stellst du dir darunter auch negative Aspekte vor?
Soziale Einbettung
Fühltest du dich einer Gruppe von Programmierern oder Computerinteressierten zugehörig?
Welche Bedeutung hatte dies für die Studiumswahl?
Was hattest du von dem Kontakt zu Mitstudierenden erwartet?
Fühltest du dich einer Gruppe von Programmierern oder Computerinteressierten zugehörig?
Hatte das eine Bedeutung für die Studienwahl?
Was hättest du von dem Kontakt zu Mitstudierenden der Informatik erwartet?
Fühlst du dich einer Gruppe von Programmierern oder Computerinteressierten zugehörig?
Hat das eine Bedeutung für die Studienwahl?
Wie stellst du dir den Kontakt zu Mitstudierenden der Informatik vor?
Soziale Anerkennung
Wie war das, als du anderen Leuten davon erzählt hast, dass du Informatik studieren willst?:
o Warst du stolz dabei?
o Hast du dich eher geschämt?
o Welche Reaktionen sind dir
Wie wäre es gewesen, wenn du anderen Leuten erzählt hättest, dass du Informatik studieren willst?
o Wärst du stolz dabei gewesen?
o Hättest du dich eher geschämt?
o Welche Reaktionen wären dir
Wie wäre es, wenn du anderen erzählen würdest, dass du Informatik studieren möchtest?
o Wärst du stolz dabei?
o Würdest du dich eher schämen?
o Welche Reaktionen erwartest du
Studienwahl Informatik - Anhang 47
entgegen gekommen
Was denkt dein Bekanntenkreis über das Informatikstudium?
Wie hatte dies deine Wahl beeinflusst?
entgegen gekommen
Was würde dein Bekanntenkreis über das Informatikstudium denken?
Wie hatte dies deine Wahl beeinflusst?
von anderen?
Was denkt dein Bekanntenkreis über das Informatikstudium?
Wie beeinflusst dies deine Wahl für oder gegen das Informatikstudium?
Anreize Tätigkeit Informatiker
Wie hast du die Berufstätigkeit als Informatiker gesehen? Was fandest du daran besonders gut?
Was war weniger angenehm?
Was dachtest du über die ständigen Neuerungen auf dem Gebiet der Informatik? – Herausforderung oder Fluch?
War für dich Informatik mit „alleine am Rechner arbeiten“ verbunden?
Auf Informatiker wird in der Praxis immer nur Druck ausgeübt und Aufträge ausgeteilt? – siehst du das so und hat dies deine Wahl beeinflusst?
Wie hast die Berufstätigkeit als Informatiker gesehen? Was fandest du daran besonders gut?
Was war weniger angenehm?
Was dachtest du über die ständigen Neuerungen auf dem Gebiet der Informatik? – Herausforderung oder Fluch?
War für dich Informatik mit „alleine am Rechner arbeiten“ verbunden?
Auf Informatiker wird in der Praxis immer nur Druck ausgeübt und Aufträge ausgeteilt? – siehst du das so und hat dies deine Wahl beeinflusst?
Wie siehst du die Berufstätigkeit als Informatiker? Was findest du daran besonders gut?
Was war weniger angenehm?
Was denkst du über die ständigen Neuerungen auf dem Gebiet der Informatik? – Herausforderung oder Fluch?
Ist für dich Informatik mit „alleine am Rechner arbeiten“ verbunden?
Auf Informatiker wird in der Praxis immer nur Druck ausgeübt und Aufträge ausgeteilt? – siehst du das so und wie beeinflusst dies deine Wahl?
Folgenanreize Studium
Was dachtest du, bringt dir ein Informatikstudium?
Wie beurteiltest du die Berufschancen für dich? Welche Rolle hat dies bei deiner Entscheidung gespielt?
Wie beurteiltest du vor dem Studium folgende Aussage: „Informatik ist in der Praxis einfach programmieren; zum Programmieren lernen brauche ich kein Informatikstudium“
Technik beherrschen: einfach ein tolles Gefühl! Hast du das so erlebt und gesehen?
In einer Schlüsseltechnologie Expertise besitzen! War diese Vorstellung faszinierend für dich? Wenn ja, warum?
Als Du Dich für das Informatikstudium entschieden hast, stand da eher das Studium an
Was dachtest du, würde dir ein Informatikstudium bringen?
Wie beurteiltest du die Berufschancen für Informatiker? Hat dies eine Rolle bei deiner Entscheidung gegen dieses Studium gespielt?
Wie beurteiltest du vor dem Studium folgende Aussage: „Informatik ist in der Praxis einfach programmieren; zum Programmieren lernen braucht man kein Informatikstudium“
Technik beherrschen: einfach ein tolles Gefühl! Hast du das so erlebt und gesehen?
In einer Schlüsseltechnologie Expertise besitzen! War diese Vorstellung faszinierend für dich? Wenn ja, warum?
Als Du Dich gegen das Informatikstudium entschieden hast, stand da eher das Studium an
Was denkst du, was würde dir das Informatikstudium bringen?
Wie beurteiltest du die Berufschancen für Informatiker? Spielt dies für deine Entscheidung eine Rolle?
Wie beurteiltest du folgende Aussage: „Informatik ist in der Praxis einfach programmieren; zum Programmieren lernen braucht man kein Informatikstudium“
Technik beherrschen: einfach ein tolles Gefühl! Erlebst oder siehst du das so?
In einer Schlüsseltechnologie Expertise besitzen! Ist diese Vorstellung faszinierend für dich? Wenn ja, warum?
Wenn du dich entscheidest, steht für dich dann eher das Studium/Ausbildung an sich im
Studienwahl Informatik - Anhang 48
sich im Vordergrund oder haben berufliche Ziele eine größere Rolle gespielt?
sich im Vordergrund oder haben berufliche Ziele eine größere Rolle gespielt?
Vordergrund oder sind es die beruflichen Ziele die eine größere Rolle spielen?
Woher Informationen
Welche Quellen zur Information über das Studium hast du herangezogen?
Welche davon hatte besondere Bedeutung für deine Studiumswahl?
Welche Quellen zur Information über das Studium hast du herangezogen?
Was und woher wusstest du über das Informatikstudium?
Was davon war ausschlaggebend für deine Studiumswahl?
Welche Quellen zur Information über das Studium hast du herangezogen?
Was und woher weißt du über das Informatikstudium?
Was davon war ausschlaggebend für deine Studiumswahl/Berufswahl?
Abschluss Wurde eine wichtiger Aspekt deiner Studienwahl bisher nicht genannt?
Wem würdest du empfehlen, Informatik zu studieren?
Zum Abschluss: Würdest du nochmals Informatik studieren? Denkst du daran das Studium abzubrechen?
Wurde eine wichtiger Aspekt bzgl. der Studienwahl Informatik bisher nicht genannt?
Wem würdest du empfehlen Informatik zu studieren?
Zum Abschluss: Würdest du dich heute für ein Informatikstudium entscheiden oder dies in Erwägung ziehen?
Wurde ein wichtiger Aspekt bzgl. der Studienwahl Informatik bisher nicht genannt?
Wem würdest du empfehlen Informatik zu studieren?
7.2 Sicherheit in der Studienwahl
Die Abfrage erfolgte auf einer siebenstufigen Skala:
Für mich steht 100% fest, dass ich das von mir gewählte Studium studieren will / den gewählten Beruf erlernen will
Ich überlege noch hin und her, was ich studieren soll / lernen soll (umkodiert)
Meine Entscheidung bzgl. meines Studiums/Berufes ist eindeutig
Ich würde alles daran setzten, mein Studienfach studieren zu können / mein Beruf erlernen zu können
Letztendlich bin ich mir bei meiner Studienwahl / Berufswahl sehr unsicher (umkodiert)
7.3 Studienabbruchsbereitschaft
Die Abfrage erfolgte auf einer siebenstufigen Skala:
Ich denke öfters darüber nach, mein jetziges Studium abzubrechen
Ich denke ernsthaft darüber nach, mein Studienfach zu wechseln
Ich halte es für ausgeschlossen, dass ich mein Studium abbreche (umkodiert)
Am liebsten würde ich auf der Stelle mein Studium hinschmeißen
Studienwahl Informatik - Anhang 42
7.4 Faktorenstruktur Motivationale Aspekte nach dem EKM
Vor den Items sind die jeweiligen theoretischen Zuordnungen aufgeführt (siehe Erläuterung
zu den Anmerkungen der Tabelle). Eigenwertverlauf (10.6, 5.00, 3.17, 2.40, 1.69, 1.54, 1.47,
1.34, 1.30, 1.10, 0.96, 0.91) legt nach Screeplot eine 4 oder 9 faktorielle Struktur, nach der
Parallelanalyse eine 9 faktorielle Struktur nahe (siehe Tabelle 12).
Tabelle 12: Faktorenanalyse mit den motivationalen Aspekten nach dem EKM
Faktorenladungen
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Folgenanreize
FA: Informatik bietet mir die Karrieremöglichkeiten, die ich will 73
FA: Beherrschung einer Schlüssel- und Zukunftstechnologie – super 68
FA: Informatik bietet die Berufsmöglichkeiten, die ich mir wünsche 68 -35
FA: Die hohe Arbeitsplatzsicherheit finde ich einen wichtigen Grund für das Informatikstudium
64
FA: Ich bin überzeugt, dass Informatik Dienst an einer besseren Zukunft ist.
59
EFE: Die Berufschancen für Informatiker werden, so bin ich überzeugt, auch in den nächsten Jahren sehr gut sein
58 -40
FA: Informatik ist für mich eine intellektuell wissenschaftliche Herausforderung
57
FA: Sich schnell veränderndes Wissen und neuartige Anwendungen in Informatik fordern mich heraus
57 -35
TA: Im Informatikstudium mit anderen Studierenden zusammenarbeiten, darauf freue ich mich
57
FA: Informationstechnische Systeme funktionsfähig zu machen, ist eine reizvolle Herausforderung
56 -30 32
FA: Ich will mit meinem Wissen in Informatik den Wohlstand in unserer Gesellschaft sichern
54
FA: In einem Entwicklerteam arbeiten ist eine schöne Vorstellung für mich
51
TA: Im Informatikstudium Gleichgesinnte zu treffen, das ist eine schöne Vorstellung für mich
45 -31
TA: Es gefällt mir, dass ich als Informatiker auch als Selbstständiger oder Unternehmer arbeiten kann
44
Image
Image: Informatiker sind doch sozial gestört 79
Image: Informatiker sind irgendwie verklemmt 79
Image: Informatiker sitzen nur vorm Computer und haben Angst Menschen zu begegnen
78
Image: Informatiker haben keine oder kaum Freunde 75
Image: Das Image eines vereinsamten Programmierers gilt nach wie vor 71
Image: Informatiker sind Nerds 68
Image: Informatik ist wenig „sexy“ 67
Image: Ich habe bzw. hätte auf Partys oder bei Bekannten ungerne erzählt, dass ich Informatik studieren möchte
58
Image: Informatiker sind eine geschlossene Clique für sich, unnahbar 57
Fortsetzung Tabelle 12 auf der nächsten Seite
Studienwahl Informatik - Anhang 43
Fortsetzung Tabelle 12
Handlungs-Ergebnis-Erwartung
HEE: Ich traue mir ein Informatikstudium nicht zu 82
HEE: Ehrlich gesagt, die Anforderungen im Informatikstudium schrecken mich ab
79
HEE: Ich bin mir sicher, dass ich den Anforderungen eines Informatikstudiums gewachsen bin
-73
TA: Programmieren bzw. die Vorstellung davon ist irgendwie Horror für mich
68
TA: Ich hasse programmieren 67
Unklare Vorstellungen (Unklar)
EFE: Ich weiß eigentlich gar nicht, was das Berufsfeld des Informatikers ist
76
EFE: Ich kann mir unter Informatik gar nichts konkretes vorstellen 74
EFE: Die Inhalte des Informatikstudiums sind mir völlig unklar 72
EFE: Informatik ist nicht viel mehr als Programmieren 34 49
Frauenbild
Image: Informatiker denken: Frauen können keine schwierige Informatikprobleme lösen
85
Image: Informatiker denken: Frauen können nicht programmieren 84
Image: Informatiker sind frauenfeindlich 40 59
Image: Informatik – das können nur Männer 56 30
Hacker (Folgenanreiz)
FA: In andere Computersysteme einzudringen, ist eine mich faszinierende Tätigkeit
73
FA: Mich gegen informationstechnische Angriffe zu wehren, dies will ich unbedingt lernen
71
FA: Informationstechnische Systeme sicher zu machen, reizt mich 39 62
FA: Andere mit „Geheimwissen Informatik“ zu beherrschen – irgendwie reizvoll
62
Ergebnis-Folge-Erwartung
EFE: Das Informatikstudium bildet eigentlich nicht für den späteren Beruf aus
69
EFE: Ich befürchte, dass man beim Informatikstudium irgendwie alles und nichts lernt
63
EFE: Ein Abschluss in Informatik bringt eigentlich gar nichts -36 61
Programmierkenntnisse (Situations-Ergebnis-Erwartung)
SEE: Ich kann im Informatikstudium nichts dazu lernen, weil ich alles Wesentliche schon kann
78
HEE: Ich beurteile meine Programmierkenntnisse, die ich vor dem Studium hatte, als sehr gut.
-47 58
SEE: Mir scheint, dass ich fürs Programmieren durch das Informatikstudium nichts dazu lernen würde
40 58
HEE: Ich schätze meine Kompetenzen auf dem Gebiet der Informatik sehr hoch ein
-46 57
Wechselnde Bedingungen (Wechsel; Folgenanreiz)
FA: Mir missfällt die Vorstellung, später in einem sich schnell verändernden Bereich tätig zu sein
86
FA: Mich stört irgendwie die Vorstellung, dass sich in der Informationstechnologie alles so schnell ändert
83
Anmerkung. N = 656; FA = Folgenanreiz, TA = Tätigkeitsanreiz, HEE = Handlungs-Ergebnis-Erwartung, EFE = Ergebnis-Folge-Erwartung, SEE = Situations-Ergebnis-Erwartung; Varimax-rotierte Hauptkomponentenanalyse; Varianzaufklärung 59 %
Studienwahl Informatik - Anhang 44
Aus der Analyse ausgeschieden sind die folgenden Items (in Klammern die ursprüngliche theoretische Zuordnung – siehe Erläuterungen in den Anmerkungen Tabelle 12):
Die Anerkennung anderer reizt mich, beim Programmieren besonders gut zu werden (FA)
Informatiker müssen doch nur machen, was ihnen andere vorgeben (FA) Wenn ich schon Zahlen sehe, wird mir fast schlecht (TA) An Mathe find ich den Knobelaspekt ziemlich super (TA) Ein Programmierproblem zu lösen, ist eine schöne Bestätigung (TA) Ich glaube nicht, dass ich mit dem Informatikstudium später auch einen guten Job
bekomme (EFE) Mich würde das Informatikstudium nur vom Programmieren abhalten (SEE) Wenn ich mir Mühe gebe, werde ich das Informatikstudium schaffen (HEE) Ich habe bzw. hätte auf Partys stolz erzählt, dass ich Informatik studieren will (Image) Informatikstudierende unterscheiden sich von anderen Studierenden (Image) Informatik ist nur ein Studium für Computerfreaks (Image) Informatiker sind mir überwiegend sympathisch (Image)
7.5 Kodierung offener Antworten der Onlinebefragung
Die in offenen Antworten gegebenen Gründe, welche für bzw. gegen ein Informatikstudium sprechen wurden in folgende Kategorien zusammengefasst:
Kategorie Beschreibung in Stichwörter
Interesse Interesse an Computer, Materie, Studium
Praxisnähe Praktika, Projekte, Bezug zur Realität
Vielfalt des Studiengangs abwechslungsreich, breites Spektrum
Kreativ/ Konstruktiv neues Entwickeln, Kreativität, etwas Erschaffen
Frauenquote negativ Männerdomäne, Frauenmangel
Image negativ Nerds, Freaks, Geeks
Äußere Umstände NC, Universitätsstandort, Zulassung
Vorbildung/ Vorkenntnisse (im Programmieren)
Praktika, Ausbildung
Vorbildung/Vorkenntnisse (im Programmieren) fehlend
kein Kontakt, keine Erfahrungen
Umgang mit Menschen Kontakt zu Anderen, Teamarbeit
Arbeit am PC nur vor dem PC sitzen, mit dem Computer arbeiten
Kein Kontakt zu anderen Kellerarbeit, Arbeit alleine, wenig Zusammenarbeit
Logik, Problemlösen Logisches, analytisches Denken, Analysen, Problemlösung
Tätigkeitsanreiz Programmieren positiv
eigene Ideen Umsetzen, Spaß am Programmieren
Tötigkeitsanreiz Programmieren negativ
Programmiersprachen, viel programmieren)
Verstehen des Computers verstehen wie ein PC funktioniert, verstehen von Vorgängen
Wissenschaft mit Zukunft zukunftsorientiert, zukunftsweisend, hat noch großes Forschungspotential
Mathematikanteil positiv Spaß an Mathematik, Bezug zur Mathematik, Mathematik aber angewandt
Mathematikanteil negativ zu viel Mathematik, zu schwere Mathematik
Studienwahl Informatik - Anhang 45
Früher Zugang zum PC früher Umgang, mit 12 erster eigener PC
Wissensvertiefung fachliches Wissen erweitern, mehr über die Materie erfahren
Theorielastig sehr theoretisch, sehr trocken
Berufsaussichten Arbeitsmarkt, Verdienst, Jobaussichten
Talent Fähigkeiten, persönliche Eignung, eigene Stärken in dem Bereich
Abbruchquote Durchfallquote, Abbruchquote
Einseitig Einseitigkeit, Monotonie, Eintönigkeit
Kein Interesse nicht genug Interesse, mangelndes Interesse
Interesse an anderen Fächern mehr Interesse an einem anderen Fach, Begabung für/mehr Spaß an einem anderen Fach
Rest (Kategorien mit unter 1,5% )
Alltagstauglichkeit (Stichwörter: Verwendung im Alltag, Bedeutung im Alltag)
Herausforderung (Stichwörter: Herausforderung, sich Neuem stellen)
Image positiv (Stichwörter: Hilfsbereit, gebildet)
sozialer Status (Stichwörter: Ansehen der Wissenschaft/ des Berufes in Gesellschaft)
Niveau/ Anforderungen (Stichwörter: passend, zu hoch)
Berufsbild (Stichwörter: Berufsbild, Aufgabenbereiche)
Möglichkeit ins Ausland zu gehen
Aufbau des Studiengangs (Stichwörter: Anteil an bestimmten Fächern, Studienplan)
Fächerübergreifend (Stichwörter: interdisziplinär, in vielen Bereichen wichtig)
Macht über Technik (Stichwörter: Computer beherrschen)
schneller Wandel (Stichwörter: immer neue Erkenntnisse, wandelnder Bereich)
alles (alles spricht dafür bzw. dagegen)
Spaß an der Materie verlieren (Stichwörter: durch Professionalisierung den Spaß verlieren, Durch Studiendruck den Spaß verlieren)
Menschen helfen (Stichwörter: Menschen helfen, unterstützen, Menschen im Privatleben helfen)
nichts (nichts spricht für bzw. dagegen)
nicht greifbar (Stichwörter: abstrakt, nichts zum Anfassen)
Rest
7.6 Steckbriefe der Interviews
7.6.1 Abiturienten
Interviewpartner 1
Interviewpartner 1 ist weiblich, Abiturient und will Psychologie oder Sprachheiltherapie studieren, weil er gerne mit Menschen arbeitet. Hat nie in Erwägung gezogen Informatik zu studieren. Wenig „Kontakt“ mit PC, nur wenn nötig, interessiert sich nicht für Computer.
Anreize eigenes Studium:
Arbeitet gerne mit Menschen; Interesse an der Psychologie; gute Verdienstchancen; will Menschen helfen und unterstützen: singt gerne (Sprachheilkunde); eine Freundin studiert schon Sprachheilkunde
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Studienwahl Informatik - Anhang 46
Will mit Menschen arbeiten und ihnen helfen; informiert sich gerade über die verschiedenen Möglichkeiten; Familie/Freunde hatten keinen Einfluss
Anreize für das Informatikstudium:
Negativ: Viel Physik; Mathe; viel Arbeit am PC; wenig Umgang mit Menschen
Positiv: nennt keine positiven Anreize
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Man muss schon Vorkenntnisse haben und technikinteressiert sein
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Zu viel Mathe; viel Arbeit am PC; wenig Kontakt zu anderen; viel Weiterbildung, bestimmte Bereiche kreativ; Programmieren; evtl. Forschung; nicht emotional gebunden (die Probleme in der Arbeit beschäftigen einen zu Hause nicht)
Potentielle Anreize( für andere):
Gute Berufsaussichten/ gute Verdienstmöglichkeiten; Spaß, wenn man sich sowieso damit auseinandersetzen will; wenig Kontakt zu anderen
Gegenteil von Informatik:
Biologie, da sie sich mit der Natur und deren Zusammenhänge befasst, daher keine Verbindung zur Informatik
Interviewpartner 2
Interviewpartner 2 ist männlich und Abiturient, will Musik studieren und hat nie in Erwägung gezogen, Informatik zu studieren; wenig Erfahrungen mit Programmieren, sondern nur mit normalem Gebrauch; generell Computerinteressiert.
Anreize eigenes Studium:
Macht schon immer viel Musik; hat Freude daran; will anderen Freude damit bereiten; will im Studium dazulernen; Interesse an Musik
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Macht schon immer viel Musik und hat schon lange vor es zu studieren, will bestimmte Dinge dazulernen, ganze Familie sind Musiker, ist auf musischem Gymnasium
Anreize für das Informatikstudium:
Negativ: Viel Arbeit vorm PC
Positiv: selbst Webseiten programmieren, sich selber helfen können
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
sehr technisch; programmieren; man muss interessiert sein; Interesse an Neuem muss vorhanden sein; anstrengender Studiengang
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
kreativ in bestimmten Bereichen; viel programmieren; Informatiker für Firmen; flexibel; Umgang mit PC wird erlernt
Potentielle Anreize( für andere):
Gute Berufs- und Verdienstmöglichkeiten; man macht Interesse zum Beruf; auch für den Alltag wichtig
Interviewpartner 9
Interviewpartner 9 ist Abiturient und möchte Maschinenbau studieren; Entscheidung ist schon früh gefallen, da er sich schon seit seiner Kindheit für Technik und Maschinen interessiert;
Studienwahl Informatik - Anhang 47
Informatik kam noch nie in Frage; eher Computeruninteressiert; macht nur notwendige Dinge am PC; hat keine Programmiererfahrung; hatte schon früh ersten Kontakt zu PCs
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Interessiert sich schon seit Kindesalter für Technik, später für das Pläne entwerfen und ausprobieren
Anreize für das Informatikstudium:
Positiv:
Programmieren lernen; Grafiken erstellen
Negativ:
Klischee des typischen Informatikers (blasse Haut, Brille, gesellschaftlich zurückgezogen)
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Sehr viel Theorie; schweres Studium; kostet viel Zeit und Arbeit; man muss schon Vorkenntnisse haben; kreativ
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Sehr viel arbeit alleine am PC; wenig körperliche Aktivität; Grafiken entwerfen; Webseiten entwerfen; ständige Neuerungen; Programmieren ein großer Teil der Informatik; man muss technikbegeistert sein.
Potentielle Anreize( für andere):
Das Hobby zum Beruf machen; man kann selbst Programme erstellen; gute Berufsaussichten; gute Verdienstmöglichkeiten;
Gegenteil von Informatik:
Biologie, da man sich hier mit lebenden Dingen, der Natur, beschäftigt. Der Computer ist eine Maschine und bloße Theorie
Jungs interessieren sich mehr für Computer da sie über Computerspiele darauf hingeführt werden. Computerspiele sind meist eher auf Jungs zugeschnitten.
7.6.2 Nicht-Informatikstudierende
Interviewpartner 3
Interviewpartner 3 studiert Rechtswissenschaften im 7. Semester. Wollte vorher Architektur studieren und hat sich aber aufgrund der Berufsaussichten und dem Berufsbild dagegen entschieden. Generelles Interesse für Technik war schon immer da (Physik); früher Zugang zu PCs und erste Programmiererfahrungen
Anreize eigenes Studium:
Interesse an Rechtswissenschaften; Abmachung mit einem Freund; brauchbarer Studiengang; finanzieller Aspekt; Teamarbeit; Kontakt zu den Mandanten/ Anderen; konnte technische Berufe aufgrund eines Praktikums ausschließen, da zu technisch, zu wenig Kontakt zu Anderen.
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Vater ist auch Jurist; Entscheidung (Oberstufe) zusammen mit einem Freund
Anreize für das Informatikstudium:
Negativ: Klischee des typischen Informatikers (Brille, viel am PC); nicht unbedingt gute Verdienstmöglichkeiten; zu Computerbezogen
Studienwahl Informatik - Anhang 48
Positiv: sehr viel Logik; sehr strukturiertes Denken; mit relativ geringem Aufwand gute Ergebnisse am PC; Möglichkeit selbst etwas herzustellen; „basteln“; positives Feedback anderer (wow das geht); man kann produktiv sein; kann anderen helfen; Webseiten erstellen; auch privat brauchbar; gute Jobaussichten
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Komplex; man muss gut mit Zahlen sein; sehr kompliziert; großer Abstraktheitsgrad; lange Logikketten; Affinität zur Mathematik; Programmieren; man muss schon Vorkenntnisse haben.
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Man muss schon Vorkenntnisse haben; rein computerbezogene Tätigkeit; wenig Kontakt zu anderen; viel Mathematik; teilweise Arbeit unter Druck; viele Neuerungen
Potentielle Anreize( für andere):
Mann kennt sich schon aus; hat Spaß daran und will damit sein Geld verdienen; Vorbilder wie z.B. Bill Gates.
Gegenteil von Informatik:
Gärtnerlehre, da man sich dort nur mit der Natur beschäftigt, wenig mit Technik und Maschinen zu tun hat. Computer sind hoch zivilisierte Geräte
Interviewpartner 4
Frau 4 ist Jahre alt und studiert im xx Semester Deutsch und Religion im Lehramt Realschule. Entscheidung für dieses Studium ist schon sehr früh gefallen, da ihm die Arbeit mit den Kindern schon immer viel Spaß gemacht hat „Gut dann werde ich Lehrer“. Ein Informatikstudium hat er nie in Erwägung gezogen, eine Zeitlang ein Musikstudium (aufgrund von Erfahrungen im Leistungskurs aber nicht mehr erwogen).
Anreize eigenes Studium: Spaß im Umgang mit Kindern; keine Anerkennung durch andere; sicheres Gehalt / Sicherheit
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess: Spaß mit Kindern, schon lange klar und auch mangelnde Anerkennung nicht Entscheidung ins wackeln gebracht; wegen Lehrer werden wollen Studium auf sich genommen (bringt eigentlich für später gar nichts, muss es aber machen); Sicherheit im Anstellungsverhältnis i-Punkt, aber nicht ausschlaggebend; andere haben Ihn schon als klein gesagt, dass er Lehrer wird oder ein guter Lehrer wäre.
Anreize für das Informatikstudium: Zu mathelastig, kein Interesse vorm Computer sitzen und programmieren; Langweilig; Spaß am Chatten nie zu Neugier was dahinter steht geführt; keinerlei Interesse auch wenn im persönlichen Umfeld Programmierer sind (Vater, Freundin); Anerkennung durch andere „wow“; Berufschancen als offen angesehen; guter Verdienst
Fähigkeitsselbstbild Informatik / Schwierigkeit Informatik: „totaler Computeridiot“; schwieriges Studium (indirekt erkennbar; auch Erzählungen von seiner Freundin, die Informatik studiert); Mathelastig
Sicht auf das Studium / den Beruf: Muss schon Vorkenntnisse haben und in Mathe sehr gut sein; Programmieren; kreative aber nicht künstlerisch; Arbeit im Team aber man hat sein eigenes Programm; auch Zeiten mit viel Druck; im Grundstudium eigentlich ein Mathestudium (hat Freund abgeschreckt)
Potentielle Anreize (für andere): Interesse; Leute, die viel mit Computer machen
Gegenteil von Informatik: Deutsch, da nicht mathelastig und technisch
Interviewpartner 5
Studienwahl Informatik - Anhang 49
Interviewpartner 5 ist männlich; studiert Musik; hat davor 2 Semester Physik studiert. Leistungskurse Physik/ Musik. Hat zwischenzeitlich kurz BWL und Informatik in Betracht gezogen. Arbeitet viel mit Computer, hatte schon früh Kontakt damit, hat schon Programmiererfahrungen. Sieht sich als computeraffiner Mensch.
Anreize eigenes Studium:
Spielt schon sehr lange Trompete und kann das sehr gut, hat Spaß an der Musik, will auf der Bühne stehen und vor Publikum spielen.
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Ganze Familie Musiker; Physikstudium war zu schwer; war auf musischem Gymnasium und wusste eigentlich von Anfang an, dass er Musik studieren will und vor allem auf der Bühne stehen will; viele Freunde die auch Musiker sind; wurde aber auch vor Musik gewarnt da damit kein Geld verdient werden kann.
Anreize für das Informatikstudium:
Negativ: Zu mathelastig; wendet lieber Programme an als sie zu programmieren; Programmieren; zu arbeitsintensiv; Klischee der Informatikers (wenig Kontakt zu anderen)
Positiv:
Interesse wie man Programme entwickelt; zu wissen wie man hackt sich dagegen schützt; Schwachstellen in Programmen finden; gute Berufschancen
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Man braucht gutes Vorstellungsvermögen zum programmieren; viel Mathe; man muss schon Wissen mitbringen.
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Arbeitsintensiv; Firmen vernetzen; Problemlösungen bereitstellen; Programmiercodes schreiben; Bereich, der sich sehr schnell verändert und daher extrem anstrengend, auf dem neuesten Stand zu bleiben; viel Druck, da alles funktionieren muss; man muss früh in Kontakt mit Computer gekommen sein; Computerzeitschriften lesen.
Potentielle Anreize( für andere):
Personen die gerne mit PC arbeiten und damit dann Geld verdienen können; tief in die Materie einzusteigen; gute Berufschancen
Gegenteil von Informatik:
Musik (die Bühne sind die Zuschauer) steht gegen Informatik (die Bühne ist der Computer)
Interviewpartner 6
Interviewpartner 6 ist weiblich und studiert Lehramt für Gesundheitswissenschaften und Englisch; wollte immer schon etwas soziales machen und hat sich dann für Lehramt entschieden. Hat auch Biologie in Betracht gezogen. Wollte nie Informatik machen; später Zugang zu PCs ( 11.Klasse)und nur alltäglicher Umgang mit PCs; hatte Informatik in der Schule
Anreize eigenes Studium:
Arbeit mit Menschen, soziales Berufsfeld
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Hat schon immer viel Nachhilfe gegeben und gemerkt, dass ihm unterrichten Spaß macht,
Anreize für das Informatikstudium:
Positiv: Problemlösen; Homepages und Programme entwickeln; gute Möglichkeit schnell Geld zu verdienen; wichtig für Alltagsgebrauch; man kann viel Wissen in andere Bereiche übertragen; gemischte Berufsaussichten
Studienwahl Informatik - Anhang 50
Negativ: Am Computer sitzen; schlechter Ruf „zocken“; Überforderung weil man schon viel können muss
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Man braucht mathematisch-technisches Verständnis; man muss schon viel können
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Viel Mathe; man muss gerne am PC arbeiten; Homepages erstellen; Spiele entwerfen; programmieren; eher kreatives arbeiten (da man neue Lösungswege finden muss; Dinge designen); isoliertes arbeiten (man hat viel Kontakt mit Kollegen jedoch nur über den PC); relativ entspanntes, eigenständiges arbeiten; Bereich der sich sehr schnell ändert, daher Weiterbildung immer nötig.
Potentielle Anreize( für andere):
Interesse daran, wie ein PC funktioniert; für technikaffine Personen; Spaß am Programmieren/ an der Arbeit am PC.
7.6.3 Informatikstudierende
Interviewpartner 7
Interviewpartner 7 studiert Informatik und kommt aus Südtirol. Die Entscheidung zum Studium ist schon früh gefallen; er war auf einer technischen Oberschule und hatte dort schon Informatikunterricht und Informatikpraktika. Er hatte schon früh Kontakt zu Computern (mit ca. 7/8 Jahren PC zu Hause, Spiele und DOS, 8.Klasse Projekt „Website für die Schule“ erstellen)
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
War auf technischer Oberschule und hatte dort schon Informatik und damit viel Vorwissen; hatte immer schon Interesse daran; Weg steht einem offen; habe viele Fachzeitschriften gelesen; Freunde übten keinen Einfluss aus.
Anreize Informatikstudium:
Positiv: Informatik ist kreativ und man hat verschiedene Lösungswege die einem offen stehen, eigenständiges Arbeiten, kreativer Freiraum
Negativ: Es ist schwierig mit jemanden, der nicht Informatik studiert über seine Erfahrungen zu sprechen; negatives Image des Informatikers
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Anstrengendes Studium; schnell wandelndes Gebiet; Studium geht schnell voran.
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Programmieren wird nicht gut erklärt; Programmieren; viel Teamarbeit; gleicher Druck wie in anderen Berufen
Potentielle Anreize (für andere):
Spaß an der Arbeit vorm Computer; guter Arbeitsmarkt
Gegenteil von Informatik:
Sprachen (außer Englisch), da der naturwissenschaftliche Bezug fehlt, Geschichte
Interviewpartner 8
Interviewpartner 8 studiert Informatik; die Entscheidung ist in der Oberstufe gefallen; eine Alternative wäre Mathematik gewesen es ist ihm aber zu trocken und mathelastig, erster
Studienwahl Informatik - Anhang 51
Kontakt mit PC war schon früh (ca. 6./7. Klasse, Laptop des Vaters, WORD und Spiele); war von Anfang an fasziniert;
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Eltern haben beide E-Technik studiert und arbeiten im Informatiksektor; hatte in der 9. Klasse einen Schnupperkurs PASCAL (hat ihm viel Spaß gemacht) und starkes Interesse am Programmieren; Freunde übten keinen Einfluss aus
Anreize Informatikstudium:
Positiv: Der praktische Aspekt der Computerprogramme, die Arbeitserleichterung durch den PC, Verdienstmöglichkeiten, Faszination an Programmiersprachen, Interesse daran wie Programme funktionieren
Negativ: Es ist schwierig mit jemanden, der nicht Informatik studiert über seine Erfahrungen zu sprechen. Klischee des Informatikers (Brille, fettige Haare)
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Viele haben schon Vorkenntnisse; man hinkt nach; anstrengendes Studium; schnell wandelndes Gebiet
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Studium geht schnell voran; viel Mathe; Programmieren; Systementwicklung; Projektleitung; viel Teamarbeit; gleicher Druck wie in anderen Berufen
Potentielle Anreize(für andere):
Guter Arbeitsmarkt; Programmierfreude; Vergangenheit der Eltern
Gegenteil von Informatik:
Sprachen (außer Englisch), da der naturwissenschaftliche Bezug fehlt, Geschichte
Ähnlich zu Informatik:
Mathematik, E-Technik, Maschinenbau
Interviewpartner 10
Interviewpartner 10 studiert Informatik; hat sich in der 12. Klasse dazu entschieden; hatte Mathe/ Physik LK; hat auch Physik (jedoch zu speziell); Mathe (zu trocken) oder Maschinenbau (jedoch nicht handwerklich begabt) in Erwägung gezogen. Hatte schon früh den ersten Kontakt zum Computer
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Wollte auf alle Fälle ein technisches Fach studieren; hat sich immer schon für Informatik interessiert; Computer war Hobby; Informatik ist immer angewandt und man ist nicht auf einen Bereich fixiert; Entscheidung fiel aufgrund von Empfehlungen, v.a. durch den Vater;
Anreize für das Informatikstudium:
Positiv: Gute Verdienstmöglichkeiten und Berufsaussichten; positives Image des Informatikers (sehr sozial und hilfsbereit); Wirtschaftlichkeit z.B. Informatik ist wirtschaftlicher später im Job als Physik
Negativ: Negatives Image des Informatikers (Lange Haare, Metall-T-Shirts, Brillen, nur Männer)
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Viel Mathe; schwer kommunizierbar mit Anderen; hohe Anforderungen (v.a. im Grundstudium)
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Studienwahl Informatik - Anhang 52
Man muss einen Bezug dazu haben; sich gerne mit PCs beschäftigen; viel Mathe; mit anderen Fächern verbunden;
Gegenteil von Informatik:
Jura da keine schaffende Tätigkeit sondern nur Regeln befolgen und versuchen sie zu umgehen
Ähnlich zu Informatik:
Mathe auf Grund des Abstraktionsvermögens, an einem Teilproblem arbeiten zu können ohne das Ganze zu verstehen
Frauenbild:
Frauen haben eine andere Denkweise bzw. Herangehensweise an Probleme. Mehr kreative Berufe da Begabung mehr für Kreatives wie Architektur anstatt Informatik; außerdem hat das negative Image des Informatikstudiums einen negativen Einfluss auf die Frauenquote
Interviewpartner 11
Interviewpartnerin 11 ist 22 Jahre alt und studiert Informatik im 5. Semester; schon im Kindesalter, Vater hatte 383er für die Familie, schon früh (Grundschulalter) fasziniert vom Beherrschen dieser Maschine, hatte noch Mathematik in Erwägung gezogen, sich aber dann für Informatik entschieden, besuchte mehrfache Informationsveranstaltungen der TU (Technik und Mädchen, Herbstschule)
Subjektiver Entscheidungsfindungsprozess:
Interessiert sich schon seit Kindesalter für Technik und später für das Pläne entwerfen und ausprobiere; es war schon immer klar, dass sie Informatik machen wollte, da spielte die soziale Gruppe keinen Einfluss (beste Freundin hatte überhaupt keine Lust auf Computer, jedoch Geschwister - sowohl Schwester als auch Bruder - studieren bzw. werden Informatik studieren)
Anreize für das Informatikstudium:
Auch hinter die Anwendungen zu schauen, nicht sich rein auf Anwendungsebene zu bewegen, Eigentlich keine Aspekte sprachen gegen das Informatik Studium; Ist stolz darauf in einer Männerdomäne als Frau zu bestehen, erwartet auch in Gesprächen derartige Reaktionen.
Fähigkeitsselbstbild Informatik/ Schwierigkeit Informatik:
Realistisch eingeschätzt, hatte gute Informationsmaterial um die Anforderungen einzuschätzen. War auch fit genug, Hatte schon grundlegende Kenntnisse in Programmieren (kannte schon Schleifen, if-Abfragen etc), hatte schon in Delphi und Turbopascal, und Java reingeschnuppert, fasziniert von Macht über den Computer, ihm sagen können, was er macht. Ausgabe des Computers produzieren. Hat zum Beispiel ihrem Freund ein Programm zum Geburtstag geschrieben. Keine abstoßenden Aspekte.
Sicht auf das Studium/ den Beruf:
Es stand hauptsächlich das Studium als Anreiz im Vordergrund, hatte wenig Gedanken an den späteren Beruf, aber eher als Bestärkung positive Berufsaussichten im Hinterkopf. Fürchtet sich so bisschen vor dem späteren Beruf, hofft, dass sie später in Richtung künstliche Intelligenz oder ähnliches arbeiten darf.
Ständige Neuerungen auf dem Gebiet sind eher Segen als Fluch.
Schon ein Job mit Druck, aber abhängig von der eigentlichen Tätigkeit. Sieht sich auf keinen Fall in Manager Position, der nur Leuten sagt was sie tun sollen und aber selber nichts machen darf.
Potentielle Anreize( für andere):
Studienwahl Informatik - Anhang 53
Computeraffine Leute studieren Informatik, Leute die Spaß an analytischem logischen Denken haben, die Spaß haben mit Menschen zusammenzuarbeiten
Gegenteil von Informatik:
Erdkunde (wäre auch Hassfach gewesen), wird als das komplette Gegenteil wahrgenommen.
Frauenbild:
Jungs interessieren sich mehr für Computer da sie über Computerspiele darauf hingeführt werden. Computerspiele sind meist eher auf Jungs zugeschnitten; bekräftigt eher die Wahl zum Studium.
Studienwahl Informatik - Anhang 54
7.7 Mittelwertsunterschiede Mathematik (Auswahl)
Tabelle 13. Mittelwertsunterschiede Mathematik (Auswahl)
N M SD
Informatik 320 4,92 a 1,00
Elektrotechnik 4 5,50 1,00
Maschinenbau 73 5,37 a 0,60
Chemie 12 5,28 0,69
Mathematik 15 5,60 a 0,52
Physik 7 5,61 a 0,76
Luft- und Raumfahrttechnik 8 5,29 0,70
Anmerkung. A Gruppen unterscheiden sich signifikant (5 % Niveau)
7.8 Post hoc Analysen zum Status von Informatik
Bei den offen genannten Fragen wurden die Berufsmöglichkeiten für das Informatikstudium
wesentlich weniger als Grund genannt, als die für die anderen Fächer und vor allem auch
informatiknahen Fächern (siehe Abschnitt 4.7.1). Dies ist zunächst etwas überraschend und
hat uns zu der Hypothese veranlasst, dass hier der Status bzw. der Einfluss des Berufes eine
Rolle spielen könnten (es bleiben natürlich weitere naheliegende Erklärungen, dass
Informatik hier in der Öffentlichkeit nicht entsprechend wahrgenommen wird und ähnliches).
Aspekte zum mangelnden Status wurden in den Fragen der quantitativen Erhebung nicht
entsprechend beachtet und in den offenen Fragen als auch im Interview wurde der Aspekte
nicht erwähnt. In der quantitativen Erhebung wurde jedoch ein Frage vorgegeben, die diesen
Aspekt in einer Facette beinhaltet: „Informatiker müssen doch nur machen, was andere
vorgeben“. Wird diese Item zur Vorhersage der Präferenz für Informatik herangezogen, zeigt
sich über die Variablen in Abschnitt 4.2.3 (Tabelle 6) hinaus einen geringen, wenn auch
signifikanten Einfluss. Über die Variablen der Studienwahl (Abschnitt 4.3) hinaus ist dieser
Einfluss deutlich stärker und in der Tabelle 14dargestellt. Das selbe gilt für den Vergleich von
Informatikern nicht informatiknahen Studienfächer (Tabelle 15). Somit zeigt sich, dass dieser
Aspekt, wenn auch nur mit einem Item nur sehr ungenau gemessen, doch einen Einfluss vor
allem auf die Studienwahl hat (vgl. den Einfluss von Image in Abschnitt 4.3).
Studienwahl Informatik - Anhang 55
Tabelle 14. Studienwahl: Biografische Daten, explizite Motive und Variablen des EKM
Beta Korrelation
Geschlecht ,01 ,14**
Mathematik Note -,11* -,10*
Oberstufeninformatik ,17* ,30**
Techn.-.math. LK ,04 ,13**
Folgenanreiz ,36* ,51**
HEE ,11* ,36**
Image -,02 -,26**
Programmierkenntnisse ,05 ,23**
EFE -,01 -,16**
Informatiker müssen doch nur machen, was andere vorgeben
-,20* -,32**
R-Quadrat ,38 Anmerkungen. N = 533; + p < .10; * p < .05, ** p < .01
Tabelle 15. Vergleich informatiknaher Studienfächer mit Informatik: Biografische Daten, explizite
Motive und Variablen des EKM
Beta Korrelation
Alter ,11** ,14**
Mathematiknote -,15** -,22**
Oberstufeninformatik ,18** ,25**
Folgenanreiz ,36** ,44**
Image ,03 -,19**
EFE ,07 ,20**
Informatiker müssen doch nur machen, was andere vorgeben
-,20** -,35**
R-Quadrat ,33 Anmerkungen. N = 432; * p < .05, ** p < .01