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-9- Jakob Tanner, Valentin Gmebner, Sebastien Guex Einleitung: Krie'gswirtsc,haft und Wirtschaftskriege Fors,ehungsperspektiven und Untersuchungsfelder Raimondo MontecuccoH (1609-1680) wird die Maxime zugeschrieben: «Zum Kriegführen sind drei Dinge notwendig: erstens Geld, zweitens Geld und drittens Geld.» Ob, wann und wie genau dieser Diplomat und Feldherr, der zudem einer der bedeutendsten Militärtheoreüker und -schriftsteller des 17. Jahrhunderts war, diese Erkenntnis formulierte, ist umstritten; doch hier gUt: «Se non e vero, eben trovato.» Denn im Zuge der Territorial staats- und der Nationalstaatsbildung., die mit zunehmend intensiveren militärischen Auseinandersetzungen einhergingen, wurde die Frage der Kosten des Kriegs in Europa - und nicht nur hier - immer drängender;, dies sowohl in Bezug auf die Ernähmng und den Unterhalt grosser Heere wie auch im Hinblick auf seine Finanzierung durch die kriegführenden Potentaten. Glekhzeitig bot der Gewalteinsatz unterschiedlichsten halb- und nichtstaaUichen Akteuren politische und wirtschanliche Chancen. Die Verbindung von Geld und Krieg erweist sich als weit facettenreicher, als dies ein nationalstaatlich eingeschränkter Blick vermittelt. Während Staatsbildungspmzesse in der europäischen Perspektive auf die mono- polistische Kontro]]e von Gewaltgebrauch abzielten, eröffneten die Entfaltung von Märkten und die koloniale Expansion im Weltmassstab immer wieder neue Räume für private Gewaltuntemehmer und Anbieter miHtärischer Dienstleistungen, deren Erfindungsreichtum die vieHeicht einzige Konstante in dieser Geschichte darstellt. Kriegl und Wirtschaft: <da,nge Dauern und Konstellationsve'ränderunglen Obwohl die Wiltschaft für die Kriegsführung schon immer wichtig war, veränderten sich die Wechselwjrkungen zwischen organisierter Gewalt und dem Einsatz materiel- ler und menschlicher Ressollfcen signifikant Das sich entfaltende Marktsystem hatte nicht nur einen zunehmenden Einfluss auf die Entwicklung der Waffentechnologie und die Rüstungsproduküon; vielmehr wurden dadurch die Formen und Methoden

Hg. Valentin Groebner, Sébastien Guex, Jakob Tanner: Kriegswirtschaft und Wirtschaftskriege – économie de guerre et guerres économiques

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Jakob Tanner, Valentin Gmebner, Sebastien Guex

Einleitung: Krie'gswirtsc,haft und Wirtschaftskriege

Fors,ehungsperspektiven und Untersuchungsfelder

Raimondo MontecuccoH (1609-1680) wird die Maxime zugeschrieben: «Zum Kriegführen sind drei Dinge notwendig: erstens Geld, zweitens Geld und drittens Geld.» Ob, wann und wie genau dieser Diplomat und Feldherr, der zudem einer der bedeutendsten Militärtheoreüker und -schriftsteller des 17. Jahrhunderts war, diese Erkenntnis formulierte, ist umstritten; doch hier gUt: «Se non e vero, eben trovato.» Denn im Zuge der Territorial staats- und der Nationalstaatsbildung., die mit zunehmend intensiveren militärischen Auseinandersetzungen einhergingen, wurde die Frage der

Kosten des Kriegs in Europa - und nicht nur hier - immer drängender;, dies sowohl in Bezug auf die Ernähmng und den Unterhalt grosser Heere wie auch im Hinblick auf seine Finanzierung durch die kriegführenden Potentaten. Glekhzeitig bot der Gewalteinsatz unterschiedlichsten halb- und nichtstaaUichen Akteuren politische und wirtschanliche Chancen. Die Verbindung von Geld und Krieg erweist sich als weit facettenreicher, als dies ein nationalstaatlich eingeschränkter Blick vermittelt. Während Staatsbildungspmzesse in der europäischen Perspektive auf die mono­polistische Kontro]]e von Gewaltgebrauch abzielten, eröffneten die Entfaltung von Märkten und die koloniale Expansion im Weltmassstab immer wieder neue Räume für private Gewaltuntemehmer und Anbieter miHtärischer Dienstleistungen, deren Erfindungsreichtum die vieHeicht einzige Konstante in dieser Geschichte darstellt.

Kriegl und Wirtschaft: <da,nge Dauern und Konstellationsve'ränderunglen

Obwohl die Wiltschaft für die Kriegsführung schon immer wichtig war, veränderten sich die Wechselwjrkungen zwischen organisierter Gewalt und dem Einsatz materiel­ler und menschlicher Ressollfcen signifikant Das sich entfaltende Marktsystem hatte nicht nur einen zunehmenden Einfluss auf die Entwicklung der Waffentechnologie und die Rüstungsproduküon; vielmehr wurden dadurch die Formen und Methoden

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der Mobilisierung von Material und Menschen zum Zwecke der Kriegsführung auf

neue Grundlagen gestellt. Die sich formierenden Terrüorial- und - seit dem 19. Jahr­

hundert - Nationalstaaten stellten sich auf unterschiedliche Weise auf diesen Wandel

ein. Die fortschreitende Verstaatlichung des Kriegs, wie sie sich seit dem ausgehenden ] 8. Jahrhundert konstatieren lässt, hef parallel mit der Bürokratisierung staatlichen

HandeIns, mit dem Aufbau von MiHtärorganisationen sowie Steuersystemen und

mit dem Versuch, die Industriahsierung sowie Technisierung des Kriegs zu fördern und die darin angelegten Möglichkeiten zu nutzen. Diese Tendenzen zielten nicht

nur auf das «Kerngeschäft» der Kriegsführung, die organisierte Gewaltanwendung

auf Schlachtfeldern, sondern haUen vielfältige Rück- und Nebenwirkungen, die sich

bei der Organisation der Kriegswirtschaft ebenso zeigten wie bei der Planung und Durchführung von Wirtschaftskriegen. Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts

stellten eine in vie.len Aspekten totale Verdichtung dieser Entwicklungen dar; seit

dem Ende des Kalten Kriegs lässt sich die Herausbildung eines neuen Typus des

Kriegs und der Kriegswirtschaft beobachten,. der durch staatliche Fragmentierungs­

phänomene, durch neue Rekrutienmgs- und Finanzierungsformen sowie durch eine neue Waffenverwendung charakterisiert ist.

Der vorliegende Sammelband, der aus der Jahrestagung der Schweizerischen Ge­

seUschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte hervorgegangen ist, fokussiert auf

den Zusammenhang zwischen Kriegswirtschaft und Wirtschaftskriegsführung. Aus

verschiedener Perspektive werden die Wechsel wirkungen zwischen Wirtschaft,

GeseHschaft und Krieg sowie zwischen Markt und Militär analysiert Während der Begriff der Kriegswirtschaft sieh auf die Vorkehrungen eines Staats oder einer .MHi­

tärmacht bezieht,. welche die Fähigkeit, die militärische Auseinandersetzung für sich

zu entscheiden, innerhalb des kontrollierten Gebiets oder im Innern eines Landes

erhöhen soH, zielt der Begriff der Wirtschaftskriegsführung auf Massnahmen, die sich gegen den militärischen Gegner richten und diesen im neuralgischen Bereich

des Nachschubs mit Rohstoffen und der Versorgung mit Lebensmitteln treffen sollen. Einer gut organisierten Kriegswirtschaft kommt insbesondere die Aufgabe zu, die

Auswirkungen der unvermeidbaren ökonomischen Desorganisationseffekte einer

militärischen Konfrontation und der absichtsvoBen BlockadepoHtik zu vermindern

und das Funktionieren des industriellen Produktionssystems auch unter erschwerten Bedingungen zu gewährleisten. Aufgmnd dieser Interdependenz wirtschaftlicher Kriegsführung und kriegswirtschafthcher Organisation lassen sich historisch viel­

fältige ParaUelen zwischen den beiden Bereichen feststellen; in den «totalen Krie­

gen» der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickeHen sie sich gera.dezu in einem

Konkurrenzverhältnis zueinander. Trotz dieser engen Wechselwirkungen ist es sinnvoll, die beiden Problemfelder a.nalytisch zu trennen. Es lassen sich für das 19. und 20. Jahrhundert vier grosse

Themenkomp~exe unterscheiden. Erstens geht es um das Spannungsfeld von natio-

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nalstaatlicher Militärmacht und internationalen Rüstungsmärkten. In einer Zeit, in der Staaten gegeneinander rüsteten, wurden grenzüberschreitende Waffenlieferungen politisiert und zum Bestandteil gesetzlicher Regulierungen. Dabei verschränkten sich machtpolitische Überlegungen mit humanitären; es sollte nicht nur eine Beein­trächtigung der eigenen militärischen Stärke durch Rüstungsverkäufe ins Ausland verhindert werden, sondern auch, dass skrupellose Waffenhändler Kriege rund um die Welt für Geschäfte nutzen konnten. Der Trend hin zu Waffenausfuhrbeschrän­kungen und zur staatlichen KontraBe des Handels mit Rüstungsgütem lässt sich eurapaweit beobachten. Über diese permanent sich steHende Aufgabe hinaus sind zweitens wirtschaftliche Aspekte der Kriegsführung zu untersuchen. Ist ein Krieg einmal ausgebrochen, stellen ökonomische Massnahmen ein integrales Element dar. Blockade und Gegenblockade, das Requirieren sowie das «Einfrieren» von Vermögenswerten im eig~nen Machtbereich sowie das strategische Bombardement von Industriezentren des Gegners gehören neben andern Massnahmen wie der «Taktik der verbrannten Erde» zum Repertoire dieser Wirtschaftskriegsführung. Drittens kommt die Kriegswirtschaft, das heisst die staatlich geplante Ressour­cenbewjrtschaftllng auf nationaler oder AHianzebene, Ins Blickfeld. Rohstoffe und Konsumgüter wurden einer strengen Bewirtschaftung unterzogen; auf den Finanzmärkten lässt sich eine Funktionalisierung auf die Ziele der Kriegsführung

feststeHen. Viertens stehen langfristige, über dme Zeit des Kriegs hinausreichende Veränderungen zur Diskussion; ist der Krieg, wie immer wieder behauptet wird, auch in wissenschaftlich-technologischer Hinsicht der «Vater aBer Dinge» oder lässt sich eher ein «trade-off» zwischen Rüstungsinvestitionen und wirtschaft­

lichem Wachstum konstatieren? Die vielfältigen Facetten der Problematik werden in den zwei Überblicksbeiträgen (Wolfgang Kaiser und Gerald Feldman) sowie 13 weiteren Aufsätzen des Sammel­bandes mit wirtschafts-,. sozial- und kulturhistorischen Ansätzen untersucht. «Wirt­schaft» wird dabei nicht als isolierter Bereich der Gesellschaft verstanden, sondern als Handlungsfeld analysiert und als Bedelltungskontext begriffen, der eng mit der soziokulturellen Textur des AHtagslebens verwoben ist und einen wichtigen Einfluss auf staatliche Strukturbildung sowie politische Entscheidungsprozesse hat. Zeitlich weisen die Texte eine grosse Spannweite auf, die vom Mittelalter bis ins 20. Jahr­hundert reicht. Eine solche Konzeption bietet die Chance, Phänomene von «langer

Dauer» ins Blickfeld zu bekommen und den Wandel der Semantik von Begriffen zu untersuchen. Diskontinuitäten und Brüche lassen sich überhaupt erst fassen, wenn ein Untersuchungszeitraum gewählt wird, der über eine kurze Phase hinausgeht, in der die Dinge leicht ähnlich erscheinen mögen. Das Problem eines solchen Vorgehens besteht dadn, dass kurzschlüssige Argumentaüonen vermieden werden müssen. So ist es irreführend, von einer ahistorischen Konzeption von «Krieg» ausgehend, bloss den Form- und Funktionswandel dieses Phänomens beschreiben zu wollen. Kriegs-

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führung im Mittelalter lässt sich nicht umstandslos in Kategorien einer Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts begreifen; zu sehr verschoben sich nicht nur die Gewalt­muster, sondern auch die politischen Organisationsformen und die Deutungskulturen. Moderne Kriege sind organisierte, mit Waffengewalt ausgetragene Machtkonflikte zwischen Völkerrechts subjekten - also Staaten - oder zwischen Gruppen innerhalb staatlich organisierter Gesellschaften. Diese Beschreibung und Erklärung von Krie­gen ist sehr voraussetzungsvolI. Sie lässt sich auf vormodeme GeseHschaften kaum anwenden. Sie ist gebunden an die Ausdifferenzierung einer politischen Sphäre, in der souveräne Staaten das Monopol in der Ausübung der physischen Gewalt bean­spruchen und nach einer spezifischen, durch diplomatische Beziehungen geregehen Logik miteinander interagieren. Ebenso problematisch ist die Argumentationsfigur der «Wiederkehr» vergangener Elemente, wie sie etwa mit der Formulierung der «Wiederkehr der Söldner» vorliegt. Es ist wohl sinnvoll, langfristige, gerichtete Entwicklungen zu identifizieren und davon auszugehen, dass zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert eine vorstaatliche, von Kriegsunternehmern und Söldnerheeren dominierte Kriegsführung zunehmend eeiner Verstaatlichung der Kriegsführung weichen musste. Der Staat vermochte seine komparativen Vorteile im Einsatz von Gewaltmittdn gegenüber privaten Kriegs­unternehmern, Piraten und weiteren gewaltbasierten Organisationen, auszubauen und

sich im ] 9. Jahrhundert geradezu ein Monopol in der Kriegsführung zu erarbeiten. Vor diesem Hintergrund den Schluss zu ziehen, dass die vielen heutigen GeseHschaften seÜ der Wende zum 21. Jahrhundert daran sind, wieder in die europäischen Zustände vor dem Westfälischen Frieden von 1648 zurückzukehren, führt demgegenüber auf den analytischen Holzweg. Durchaus auftretende Ähnlichkeiten müssen in andern Kategorien als jener einer «Rückkehr» beschrieben und erklärt werden; Vorausset­zung dafür bildet ein Sensorium für das «Fremde» der vormodernen Kriege und eine Fähigkeit zur angemessenen Modifikation von Begriffen und Konzepten über einen

längeren historischen Zeitraum hinweg.

Wiirtscha,ft und Krieg':

G,rundlinien der europäischen Entwickllung

Ausgehend von solchen methodologischen Überlegungen zu einer den historischen

Tiefenraum auslotenden Geschichtsschreibung lässt sich feststeHen, dass es bereits im mittelalterlichen Europa zahlreiche Wechselbeziehungen zwischen bewaffneten Kräftell, befes6gten Machtzentren und knappen wirtschaftlichen Ressourcen gab. Die aufkommenden Territorialstaaten bauten in diesem strategischen Feld ein neues Dispositiv auf, in dem sie ihre Kontrollansprüche erweiterten. Die im 16. Jahrhun­dert einsetzende merkantilistische Wirtschaftspolitik war auf die Vergrösserung des

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staatlichen Reichtums angelegt - ihre Ultima Ratio war die Kriegsfühmng. Die Formierung der Staatsgewalt, die Stärkung der staatlichen Souveränität nach innen und der Aufbau eines fiskalischen Abschöpfungssystems hatten den Aufbau von Militärapparaten, von gut gerüsteten stehenden Heeren, zum Korrelat. Die notorische Finanzknappheit der absolutistischen Machtstaaten verstärkte zugleich die Abhän­gigkeit politischer Ziele und militärischer Stra~egien von privatunternehmerischen KarkiUen. Die Kommerzialisierung der organisierten Gewaltausübung, die in den oberitalienischen Städten mit den Söldnerheeren der Condottieri nach] 300 ihren Anfang nahm, verallgemeinerte sich. Der Dreissigjährige Krieg (16] 8-1648) verhalf einflussreichen Figuren wie Albrecht von Wallenstein (1583-1634) zum Durchbruch. In Wallenstein verschmolzen militärische und kommerzielle Einstellungen und er betrieb den Krieg auf virtuose Weise als Spekulationsunternehmen. Der aus dieser Zeit stammende Spruch «Der Krieg ernählt den Krieg» bringt nicht nur die Eska­lation der militärischen Auseinandersetzungen durch die zahlreichen bewaffneten Protagonisten, sondern auch die Ausplünderung der wirtschaftlichen Ressourcen durch die immer zahlreicher werdende Soldateska auf den Punkt. Der Westfälische Friede von 1648, der einen Schlussstrich unter 30 Jahre organisiertes Morden zog, war in diesem Sinn auch ein Erschöpfungsfrieden. Während eine traditionelle Sichtweise die Emergenz eines internationalen Staa­

tensystems an diesem Ereignis VOll 1648 festmacht, gehen aHernative Deutungen davon aus, dass sich die Konstellation eines so1chen«Mächtegleichgewichts» erst seit dem 18. Jahrhundert abzeichnete und erst im 19. Jahrhundert voH einspiel­te. In den Jahrzehnten nach 1800 ist jedenfalls eine Politikkonzeption greifbar, die Clausewitz aus einer etatistischen Perspektive zur einschlägigen Bemerkung anregte, der Krieg sei die «Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln»; in den ] 970er-Jahren sollte dann Michel Foucauh umgekehrt von der Politik als einer «Fortsetzung des Kriegs mit anderen Mitteln» sprechen und damit die kriegerische Gewaltproblematik in eine Genealogie moderner TerritorialstaaUichkeit rücken. Für diese Argumentationsmuster ist die metaphorische Figur des Leviathan entscheidend: aus dem «Krieg aller gegen alle» entstand eine weitgehend befriedete bürgerliche Ges.eHschaft, basierend auf einer polaren Struktur mit einem gewaltmonopolisti­schen Souverän auf der einen Seite und der Masse der friedlichen Bürger auf der anderen. Mit der Verstaatlichung des Kriegs durch den absolutistischen Staat und der Aufstellung stehender Heere wurde die Bedeutung privater Kriegsunternehmer und sich selbst «versorgender» Armeen zurückgedrängt In der Praxis war die etatistische KontroBe dieses Bereichs allerdings nie vollständig. Plünderungen, Belagerungen, Requisitionen, Blockaden, Embargos und Sequestrierungen stellten Formen informeller Kriegsökonomie dar, die nicht nur für die staatliche Finanzie­rung des Kriegs, sondern auch für die direkte Eigenversorgung von Heeren wie auch für .staat]iche Finanzierungsprobleme wichtig blieben.

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Nach der Französischen Revolution wurden die männlichen Bevölkerungen im Zuge des «nation building» nach dem ModeH der <devee en masse» mobilisiert und militarisiert; es brach die Zeit der nationalstaatlich legitimierten «allgemeinen Wehrpflicht» und der «Volksheere» an. Zugleich dynamisierte der IndustdaHsierungs­prozess die wirtschaftlichen Bedingungen der Kriegsführung. Es spielte sich eine neue Synergie zwischen Fabrikindustrie, Technisierung des Kriegs und kolonialer Ausbeutung ein. Die Entfaltung militärischer Macht war nun an den Aufbau einer leistungsfähigen Industrieproduktion und an die Fähigkeit, technologische Entwick­lungen zu kommandieren, gebunden. Die liberale Weltwirtschaft, die auf dem Prinzip des Laisser-faire basierte, wurde weit stärker von den Aspirationen imperialistischer Machtstaaten beherrscht, als es der Blick auf Freihandel und internationalen Gold­standard suggeriert. Im Ersten Weltkrieg verdichteten sich Tendenzen, die sich bereits

im Krimkrieg von 1854 und im amerikanischen Sezessionskrieg abgezeichnet hatten: die militärischen Auseinandersetzungen wuchsen durch «Abnutzungsstrategie» und «Materialschlachten» zu einem Produktionskri:eg aus, der die ganzen Volkswirt­schaften umfasste und bis zur ökonomischen Erschöpfung geführt wurde. Damit verbunden war ein drastischer Schwund der Loyalität breiter BevöJkerungsschichten gegenüber ihren Regiewngen und eine Verhärtung der klassenkämpferischen Kon­frontation. Die «Dolchstossiegende», wie sie in Deutschland nach 1918 nicht nur in

revanchisÜsch-rechtsnationalen Kreisen kursierte, war eine verschwörungstheore­tische Reinterpretation der Auswirkungen gravierender wirtschaftlicher Probleme, die durch den Krieg verursacht worden waren. Im «grossen Krieg», wie der Erste Weltkrieg, diese «Urkatastrophe des 20. Jahr­hunderts» zunächst bezeichnet wurde, trug man die Laisser-faire-Ideologie bereits

wieder zu Grabe. In den kriegführenden Ländern Europas, vor al1em in Deutsch­land, erhielt die Kriegswirtschaft Modellcharakter für einen wirtschaftspolitischen Nationalismus. Die Vorstellung einer Planwirtschaft, die im Verlauf des 20. Jahr­hunderts we]tweit grosse Resonanz fand, wurde in diesem Kontext entwickelt. Sie führte in der Sowjetunion ab Ende der 1920er-Jahre zum über ein halbes Jahrhundert dauernden GeseUschaftsexperiment einer Nichtmarktwirtschaft und inspirierte in der grossen Depression der 1930er-Jahre auch in kapitalistischen Industrieländern eine aktive staatHche Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik im naüona[en Rahmen. Der Zweite Weltkrieg hatte in aHen europäischen Ländern den Auf- und Ausbau kompakter und differenzierter Kriegswirtschaftssysteme zur Folge, die vor der Negativfolie der sozialen Zerrüttung der Jahre 1914-]918 positiv bewertet wurden. Wichtige Debatten, die in der Geschichtswissenschaft um die Herrschaft des Nationalsozialismus geführt werden, beziehen sich auf die Frage, weIche Konsequenzen die Aufrüstung nach] 933 beziehungsweise 1936 und die Kriegsführung nach 1939 auf die Versorgung der deutschen Bevölkerung haUen .. Es gibt auch anhaltende Historikerkontroversen um die Auswirkungen der

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deutschen Kriegswhtschaft auf den langfristigen Wachstumspfad der Volkwirtschaft

in der DDR und in der BRD.

In der Nachkdegszeit wurde die nationale Orientierung der Wirtschaftspolitik

mit Verstaatlichungsprogrammen und dem Aufbau des Wohlfahrtsstaats unter

nenen, nun nicht mehr wirtschaftsautarken Vorzeichen fortgesetzt. Mit dem Kalten Krieg entstand seit den ausgehenden ] 940er-Jahren ein bipolares Welt­

system mit einem permanenten globalen Rüstungsprozess, der den AnteU des

Militärbudgets am Staatshaushalt der beiden Supermächte auf ein präzedenzloses

Niveau hochtrieb. Das Ende des Kalten Kriegs beziehungsweise die Implosion

der zentral verwalteten Planwirtschaften des «Ostblocks» und der Sowjetunion in den Jahren ]989-199] verstärkte die schon in den 1980er-Jahren feststellbare

Offensive des Neoliberalismus und den Zusammenbruch staatlicher Organisa­

tionsformen. Die forcierte Kritik am überbordenden Staatsinterventionismus fiel

zeitlich zusammen mit einer Phase «neuer Kriege», die dllrch das Auftreten neuer

Gewaltakteure (paramiJitärische Gruppen, Bürgerwehren, ausländische Söldner,

private Sicherheitskräfte, nichtstaaUiche Mihtärfinnen et cetera) und durch neue

Einsatzformen regulärer Streitkräfte charakterisiert sind und die «als eine Form militärischer Abfallentsorgung» betrachtet werden können. Gleichzeitig zeichnet

sich in der Globalisierung der Märkte für Rüstungsgüter und der Technologie für

leichte, flexible Waffensysteme ein neuer Schub ab. Die neuen Kriege, welche] 99]

und nach 2001 durch die USA und ihre Verbündeten im Irak und in Afghanistan

geführt wurden (und werden) zeichnen sich dadurch aus, dass sie stark auf Me­

thoden der Wirtschaftskriegsführung gegen bekämpfte Länder setzen, verbunden

mit der Entwicklungsfinanzierung für befreundete Regierungen; gleichzeitig wird

versucht, die wirtschaftlichen Auswirkungen des militärischen Engagements im

eigenen Land ungesehen zu machen oder positiv darzustellen.

«Krliegsvers·chonb: dile S·chweilz alls «neutraler Klei.nstaab und mittlere Wirtschaftsmacht

Der Schwerpunkt der Aufsätze liegt auf der Schweiz, deren Entwicklung zur Eigen­

staatlichkeit in die europäische Geschichte eingeschrieben ist, die jedoch einige

Spezifika aufweist, die vor allem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert unter der

Formel eines «Sonderfalls» beschrieben wurden. Mit ihrer innovativen Kriegsführung

im späten Mittelalter, mit Reislauf, Solddienstkapitula~ionen und Neutralität wies die

schweizerische Entwicklung dynamische Momente auf. Das lose Bündnisgeflecht der

Eidgenossenschaft im späten Mittelaher ermöglichte del11 raschen Aufstieg privatem­

Kriegsunternehmer in der Doppe.lrolle von «mHitary entrepm-eneurs» und dominanten

Magistraten und Diplomaten. Ausländische Pensionen und Dienstgelder prägten

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die ökonomischen wie die politischen Strukturen der frühen Eidgenossenschaft entscheidend. Sehr viel weniger wissen wir über die wirtschaftlichen Praktiken der Söldner und ihrer Familien und noch weniger über die Kriegswirtschaft der klei­nen Leute zwischen Beuteökonomie, unsicheren Soldzahlungen und risikoreichen Transfers. Hingegen zeigen Forschungsergebnisse, die In diesem Band präsentiert werden, wie sich die Honoratioren der «alten Orte» im komplexen Geflecht von militärischen Alhanz- und Solddienstverträgen positionierten, das seit dem späten 15. lahrhundertentstand. Die Insütutionalisierung der Solddienste vom späteren 16. Jahrhundert an konsolidierte lokale und kantonale Eliten und schwächte proto­industrielle Entwicklungspotenziale; die NichtheteiHgung der Eidgenossenschaft am Dreissigjährigen Kdeg hatte eine positive Kapitalverkehrsbilanz zur Folge und intensivierte schweizerische Finanzdienstleistungen. Im 18. Jahrhundert versuchten die Orte der Eidgenossenschaft ihre Politik der Kriegsvermeidung und der -fimanzieH lukrativen - Betei1igung an den nicht abbrechenden Kriegen der Territorialstaaten fortzusetzen; die Anerkennung der «immerwährenden Neutralität» der Schweiz durch die europäischen Mächte auf dem Wiener Kongress von ]815 schien eine solche - gemessen an den Veränderungen, welche die Französische Revolution und die darauffolgenden Befreiungskriege gebracht hatten - restaurative Politik zu

bestätigen. Nach der Gründung des schweizerischen Bundesstaats wurde allerdings das Problem schweizerischer Waffenexpo11e an die rivalisierenden und aufrüstenden europäischen Grossmächte rasch akut, dies umso mehr, als die Schweiz - weit da­von entfernt, ein unbedeutender Kleinstaat zu sein - im Zuge der Industrialisierung und der Entwicklung des internationalen Finanzsystems zu einer Wirtschaftsmacht aufsüeg, die ihr aussenpoHtisches Potenzial bei Weitem überstieg. Diese starke Position war allerdings mit einer wirtschaftlichen Verletzbarkeit ver­bunden. Wie sehr auch die neutrale Schweiz bei militärischen Kampfhandlungen abseits stand: sie war von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs ebenso betroffen, wie andere Länder. Dies zeigte sich schlagend im Ersten Weltkrieg. Auch der neutrale Kleinstaat wurde beim Kriegsausbruch durch eine Versorgungs- und Absatzkrise erschüttert; in den folgenden Jahren lösten die inflationären Methoden der Verteidigungsfinanzierung einen Vemrmungsprozess breiter Bevölkerungsschichten aus; während sich das industrjeUe Produktionssystem dank Krjegsmaterialexporten und weiteren Absatzmöglichkeiten erholte, radikalisierte sich die Arbeiterbewe­gung, wodurch sich die Innenpolitik polarisierte; der Landesstreik vom November 1918 stellte den Kulminationspunkt einer klassenkämpferischen Konfrontation dar und löste auf bürgerlicher Seite ein «Generalstreiktrauma» aus, das mit ein Grund war,. wieso man es in den ausgehenden] 930er-Jahren, als sich erneut ein Krieg abzeichnete, «besser» machen woHte. Durch den systematischen Aufbau einer kriegswirtschahlichen Schauenorganisation wurden nun die Voraussetzungen für die Lösung der ökonomischen und sozialen Probleme geschaffen. In den] 930er-

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Jahren entstand bei den kriegswirtschaftHch Verantwortlichen ein Bewusstsein für

die Notwendigkeit einer «strategischen Synthese». Es ga~t, die unter Ressourcen­

aspekten vielfältig konkurrierenden Zielsetzungen der militärischen Landesvertei­

digung, der Versorgung der Bevölkerung, der Sicherung der Arbeitsplätze und der

Modemisierung der Volkswirtschaft in ein kohärentes Gesamtvertcidigungskonzept zu integrieren. Rohstoftbewirtschaftung, Handelspolitik, PreiskontroHen, abgestufte

Rationierung der Nahrungsmittel sowie die Mobilisierung von Truppenbeständen

mussten auf ein möglichst optimales Gesamtresultat hin gestaltet werden. Auch

wenn dieser komplexe Aushandlungsprozess zwisch·en divergierenden Interessen und

antagonistischen Zielfunktionen (zum Beispiel Armee versus Arbeitsmarkt) in den

meisten Fällen nicht VOll transparenten Prämissen ausging und nicht durch bewusste

Optimierungsprozesse bestimmt wurde, lassen sich doch in verschiedener Hinsicht

institutioneHe und organisatorische Lernprozesse nachweisen. So dominant die Armee

und die von ihr gestellten Ressourcenansprüche blieben, so umsichtig wurden nun

die wirtschaftliche, die soziale und die militärische Landesverteidigung aufeinander

abgestimmt. Die Meisterung dieser Aufgaben war allerdings mit der Verdrängung

der Tatsache verbunden, dass der Zweite Weltkrieg eine grundlegende moralische

Herausforderung darstellte. Die Schweiz als aussenwirtschaftlich stark verflochtenes

und gerade in Deutschland vielfältig engagiertes Land nutzte ihr Selbstverständnis

als «neutraler Kleinstaat», um sich lnit den Konsequenzen ihrer Verstrickung in die

nationalsozialistische Plünderungs- und Raubwirtschaft nicht auseinalldersetzen zu

müssen. Die Kriegswirtschaft, welche auf einer nationalen Solidarität und Zusam­

menarbeit basierte,. überblendete die Probleme der KoUaboration mit der Deutschen

Reichsbank und Rüstungswirtschaft; der kriegswirtschaft]]che Nationalismus musste

vielmehr die gegen die Aufnahme von bedrohten Flüchtlingen gerichtete Formel

«Das Boot ist voll» legitimieren helfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwiesen sich die eingespielten korporatisüschen

Aushandlungsprozeduren als Grundlage für die Konkordanzdemokratie und die

Sozialpartnerschaft der «trente glorieuses» bis Mitte der 1970er-Jahre. Der Krieg

fungierte als Katalysator bereits angelegter Prozesse und stärkte die sozialfried­

hche Gesel1schaftsordnung, welche der Schweiz in einer langanhaltenden Phase

wirtschaftlichen Wachstums eine solide Geschäftsgrundlage sichelte., nicht zuletzt

durch die Kombination eines antietatistischen Wirtschaftsliberalismus und einer

ausgeprägten Kartellisierung, verbunden mit der aktienrechtHch unterstützten Ab­

wehr «unfreundHcher Übernahmeversuche» aus dem Ausland. Auch wenn sich hier

einige Besonderheiten zeigen, mit denen die Elite eines territorial kleinen Staats die Kontro]]e über die nationale Wirtschaft bei gleichzeitiger Öffnung auf europäische

und internationale Märkte organisierte, zeigt ein historischer Blick auf das Verhältnis

von Krieg und Wirtschaft doch eindrücklich, wie «normal» die schweizerische Ent­

wicklung verlief und wie illusorisch die Alleingangsaspirationen eines «SonderfaHs»

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waren. Diese Perspektive kann auch für die Fähigkeit der Schweiz sensibilisieren, immer wieder neue Nischen im internationalen Wirtschanssystem zu finden und ertragreich auszubauen. Gleichzeitig lassen sich die Grenzen dieser Strategie erken­nen; dass die während des Ersten Weltkriegs im Sommer 1915 von den Alliierten geschaffene aussenwirtschaftliche KontroBgesellschaft S. S. s. (Socil~te Suisse de SurveiUance Economique) im Volksmund «souverainete Suisse suspendue» hiess, bezeichnet diesen Sachverhalt auf symptomatische Weise. Die Souveränität des schweizerischen Bundesstaats war immer auch eine Funktion der internationalen Präsenz des helvetischen Werk- und Finanzplatzes; Phasen des Kriegs stellten die Lackmusprobe für souveränen Handlungsspielraum und den biUeren Beweis für sein Nichtvorhandensdn dar.

Zu den einzellnen Beiträgen

Der Sammelband enthält Beiträge, die im Mai 2006 an der Jathrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte zum Thema «Kriegswirtschafr/Wirtschaftskriegsführung» vorgestellt wurden. Er verfolgt nicht den Anspruch., das breite und komplexe Forschungsfeld der Kriegswirtschaft und derWirtschaftskriegsführung thematisch abzudecken. Vielmehr gibt er Einblick in unterschi,edliche historische Untersuchungsprojekte, die zurzeit laufen oder gerade abgeschlossen worden sind. Dennoch geben die Beiträge von Wolfgang Kaiser und Gerald Feldman, die den ersten beiden Teilen des Buchs vorangestellt sind, einen problemorientierten Überblick über die Thematik und interessante FragesteUun­gen. Wolfgang Kaiser formuHert unter dem Stichwort «Gewaltökonomien» Über­legungen zum inneren Zusammenhang von Gewalt, Wirtschaft und Staatsbildung und zum institutionenbildenden Potenzial komparativer Vorteile im Gewaltein­satz, das für die Herausbildung moderner Marktwirtschaften von entscheidender Bedeutung war. Es zeigt sich, wie eng eine breite Palette von Menschenhandel und verschiedene Formen von Beutewirtschaft miteinander verschränkt waren. Kaiser legt vor allem «verstörende Aspekte des Tagungsthemas» frei, welche die lineare Erfolgsstory elliner Modernisierungstheorie beträchtlich irritieren können. Gerald Feldman analysiert das Thema «Kriegswirtschaft» im Kontext entfalteter kapitalistischer Industriegesellschaften; in der Phase 1914-] 945 wurden zwei Weltkriege ausgetragen, im Verlauf derer die kriegsführenden Staaten mehr als die Hälfte des gesamten Sozialprodukts für die militärischen Auseinandersetzungen zu mobilisieren vermochten, was weder vor- noch nachher je der Fall war. Diese Phase verhalf einem wirtschaftspolitischen Nationahsmus auf die Sprünge, der welt in die Nachkriegszeit hineinwirkte, bevor sich wieder Globalisierungstendenzen, wie sie vor 1914 dominielien, durchsetzten .

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Diese beiden Überblicksbeiträge deuten bereits das breite Spektrum von Themen, methodischen Zugängen und theoretischen Prämissen an, die in diesem Forschungs­feld zu finden sind. Der Band gliedert sich in vier Teile; das 20. Jahrhundert weist ein deutliches Übergewicht auf. In einem ersten Teil werden jedoch an Fallbei­spielen zentrale Aspekte der Entwicklung der Problematik für das Mittelalter und die frühe Neuzeit dargestellt. Der Aufsatz von Michael Jucker fokussiert auf das Wechselverhältnis von Symbolik und Ökonomie im Umgang mit Beute und Raubgut der Burgunderkriege und der sogenannten ArmagnakeneinfäHe in das Elsass und die Franche Comte Mitte des 15. Jahrhunderts .. Damit wird ein zu bisherigen Forschungen, die sich auf makroökonomische Aspekte der fremden Dienste konzentrierten, komplementärer, mikwhistorischer Ansatz umrissen, der auch für die Untersuchung aktuellerer Phänomene geeignet scheint. Am Beispiel des ZugerMagistraten und Militämnternehmers Beat Jakob II. Zurlauben wirft Nathalie Büsser ein Schlaglicht auf die vielschichtigen Wechsel wirkungen zwischen diplomatischer, merkantiler und lokalpolitischer Sphäre in der Eidgenossenschaft zur Zeit des Pfälzischen Kriegs (1688-1697) und des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-17 I 3/14). Karrieren von Patronagemaklern und familiäre Vermögens­akkumulation werden in ihrer Abhängigkeit von militärischen Expansionsbestre­bungen der frühneuzeitHchen Territorialstaaten und den Aussenbeziehungen der

Eidgenossenschaft analysiert. Der zweite Teil, der mit dem Beitrag von Geralcl Feldman eingeleitet wird, enthält drei Aufsätze zum Ersten Wehkrieg mit Ausblicken auf die Zeit danach .. Martin Lüpold beschreibt die Entwicklung des schweizerischen Aktienrechts während der beiden Weltkriege und stellt die Frage nach den Gründen und Auswirkungen der Einfühfllng von Namen- und sogenannten vinkulierten Aktien. Dargestellt werden die rechtlichen Massnahmen zur Prävention «wirtschaftlicher Überfremdung» und zum Nachweis des neutralen Charakters der Schwe.izer Unternehmen. Dabei wird das aktuelle Konzept der Corporate Governance historisiert und als Interpretations­kategorie verwendet. Aus der Sicht der in Winterthur domizilierten Handelsfirma Gebrüder Volkart wirft Christo] Dejung einen Blick auf die einschneidenden Aus­wirkungen des Ersten Weltkriegs auf den Welthandel und seine mitunter «neutralen» Akteure. Dabei wird das Bild vom «grossen Krieg» als globalem Handels- und wirtschaftlichem Abnützungskrieg gezeichnet. Ebenso geht es dem Autor um die Rückbindung des global tätIgen Unternehmens auf ein akzentuiertes nationales Selbstverständnis, das der Ausbruch des Kriegs nach sich zog. Pierre- Yves Donze untersucht den Strukturwandel der Uhrenindustrie in La Chaux-de-Fonds wiihrend des Ersten Weltkriegs und in der Phase der Rückkehr zur Friedenswirtschaft. Das Interesse rkhtet sich dabei besonders auf die Auswirkungen der Produktion von Munitionsbestandteilen auf Konzentrationsprozesse und Mechanisienmgsgrad der Betriebe sowie die soziale Struktur der P'atrons.

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Im dritten Teil steht die Zwischenkriegszeit im Zentrum. Cedrie Humair behandelt die Konsolidierung des Kriegsdefizits nach dem Ersten Weltkrieg. Der Verfasser fokussiert auf die vehementen Diskussionen um die ZoHpoliti k ab ] 919 und auf ihre wegweisende RoUe für die politische Grundkonstellation der Zwischenkriegs­zeit. Monique Ceni beleuchtet die politischen und institutionellen Umstände der Einführung direkter Bundessteuern - zunächst als temporäre Kriegs- beziehungs­weise Krisenabgaben vorgesehen - während des Ersten Weltkriegs sowie in der Wirtschaftkrise der 1930er-Jahre. Michel Fior richtet seinen Blick auf Formen der Kooperation in der Wirtschaft der Zwischenkriegszeit. Dabei stehen nichtstaatliche Regulierungsstrategien im Vordergrund. Deren Auftreten und institutionelle Aus­gestaltung analysiert der Autor als Transformation in der allgemeinen Konzeption wirtschaftlicher Regulierung, ausgelöst durch Impulse und Veränderungsmomente der Kriegswirtschaft nach 1914. Am Beispiel von Streiks bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) während des Ersten und bei Bührle & Co. während des Zweiten Weltkriegs geht Christian Koller auf die Situation der Beschäftigten in der Rüstungsindustrie ein. Er untersucht die Verhaltensmuster der Parteien des Arheitskampfs hinsichtlich der durch den Kriegskontext prominenten Stenung der

Branche und stellt im historischen Vergle.ich siignHikante Unterschiede fest. Der abschliessende. vierte Teil befasst sich mit Wechselwirkungen zwischen Staat

und Wirtschaft in der Phase der Weltkriege und in der Nachkriegszeit. Malik Mazbouri und Mare Perrenoud skizzieren die Entwicklung des schweizerischen Finanzplatzes im Zeitraum 1914-1945 und analysieren den nachhaltigen Impakt

der kriegswirtschaftlichen Massnahmen. Die Autoren weisen, ausgehend von einem komparativen Ansatz, einen kontinuierlichen Verlauf nach, der zur abrupten Er­eignishaftigkeit der politisch-militärischen Entwicklungen kontrastiert. Ausgehend von Untersuchungen der «Unabhängigen Experlenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg» evaluiert Dario Gerardi die Rolle der Schweiz für die italienische Kriegswirtschaft zwischen 1936 und 1943. Analog zu den Beziehungen zu Nazi­deutschland ist hierbei der Devisensektor von Interesse, ebenso wie die FunktiOlli der Schweiz als Tmnsitland und Exporteur von Kriegsmaterial. GWes Forste,' geht von Massnahmen der Arbeitsbeschaffung Anfang des Zweit.en Weltkdegs aus, in erster Linie der Berufung eines «delegue a la creation des possibiHtes de travaiI»

im Februar 1941. Anhand von Infrastrukturpro~ekten berührt seine Untersuchung die Zusammenhänge von ideologischen Aspekten und handfesten strategischen Interessen und leuchtet ebenso das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Autar­kie und transnationaler Marktintegraüon aus. Olivier Longchamp verfolgt die Schuldenbewirtschaftung der Schweiz im unmittelbaren Nachgang zum Zweiten Weltkrieg und geht der Frage nach.,. weshalb sich die Staatsverschuldung entgegen den Absichtserklärungen, die Kriegsschulden schnelilstmög.lich zu tilgen, bis] 955

nicht verringerte.

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Forschungsperspektiven

Der Sammelband gibt nicht nur wichtige Ergebnisse der neueren historischen For­

schung wieder, sondern öffnet auch interessante Untersuchungspfade. Neben dem Versuch, längerfristige Entwicklungen anhand von FaHbeispielen und in mikro­

historischen Kontexten auszuleuchten Ullid damit verschiedene Beobachtungsper­

spektiven in ein produktives Wechselverhältnis zu setzen, ist vor allem die Frage

des Zusammenhangs von Krieg, Nation und Wirtschaft interessant. Der Staat, der

in den bei den Weltkriegen mit kriegswirtschaftlichen Massnahmen und Strategien

der Wirtschaftskriegsführung stark in das ökonomische System intervenierte, legi­

timierte seine Rolle mit Argumenten, die «das Volk» und «die Nation» aufwerteten.

Aufdie Globalisienmgsphase der Jahrzehnte vor 1914 folgte eine Periode, in der ein

ausgepdigter Wirtschaftsnationalismus vorherrschte, der in der Schweiz mit einer

Angst vor «wirtschaftlicher Überfremdung» verbunden war. Nach 1945 wurden viele

protektionistische und strukturinterventionistische Massnahmen wieder abgebaut ..

Das Laisser-faire der Vorkriegszeit hatte aber unter strukturell veränderten Bedin­gungen ke.ine Chance mehr. Um die Faktoren und Verlaufsmuster dieses säkularen

Wandels zu erklären, sind weitere Forschungen notwendig;. sofern diese - was ein

zentrales Postulat einer kulturhistorisch inspirierten Sozialgeschichte ist - nicht der

Illusion einer einheitlichen und unilinearen Entwickhmg anheimfallen sollen, sind

mikrohistorische Forschungen nötig, die sich auf ein limitiertes Untersuchungsfeld

beziehen und hier die empirische Tiefenschätfe der Analyse erhöhen und damit die

viden Prozessen inhärenten Widersprüche und Bruchstellen sichtbar machen.

* Kurz vor der Drucklegung dieses Buchs erreichte uns die Nachricht vom Tod

Gerald Feldmans. Den Einführungsvortrag, den er am 20. Mai 2006 an der Jah­

restagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

zum Thema «Kriegswilischaft/Wirtschaftskriege» gehalten hatte, redigierte er noch

selbst für den vorliegenden Band. Gerald Feldman ist einer der herausragenden

Historiker des 20. Jahrhunderts, der die deutsche und europäische Wirtschafts­

und Politikgeschichte der Nachkriegszeit geprägt hat und dessen Publikationen

zu Standardwerken geworden sind. Sein Tod stellt einen gros sen Ver1ust für die

Geschichtswissenschaft dar. Im Wissen um das Wichtige, das wir ihm verdanken,

möchten wir ihm diesen Band widmen.

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J'a,kob Tanner. Valentlin Gmebner, Sebastien Guex

ilntroduction: ec,ono,mi,e d,e guerre et guer,res economliques

Persp,ectives de recherche et champs d'etude

C'est a Raimondo .Montecllccoli (1609-1680)qu'est aUribuee 1a maxime: «Pollr

conduire une guerre, trois choses sont necessaires: d'abord de l'argent, ensuite de

l'argent et enfin de l'argent» On ne sah si le condottiere,. l'un des plus importants

theoriciens militaires du 17e siede, egalement ecrivain et diplomate, a vraiment

prononce ces paraTes, ni quand il l'aurait fait, ni queUe etait leur formulation exacte.

Mais quand bien meme: «Se non e vero, eben trovato.» En effet, avec le processus de

fonnation des Etats territoriaux et nationaux, qui s'accompagne de conftits rniHtaires

d' intensite croissante, la question des eoilts des guerres en Europe - mais pas unique­

ment - devient toujours plus urgente. Ceci tant en ce qui concerne le ravitaHlement

el 1'entretien d'armees de plus en plus grandes, qu'eu egard a leur financement par

les potentats bel1igerants. En meme temps, l'utilisation de la violence offrait aux

divers acteurs non ou semi etatiques des opportunites politiques et economiques. L'aUianceentre l'argent er Ja guerre se revek riche de faceUes plus nombreuses que

ne ]e laissait croire une vision limitee a 1 'Etat national. Alors que les processus de

formation de l'Etat visaient, dans ]a perspective europeenne, au contröle monopo­

listique de l'exercice de la violence, le developpement des marches et l'expansion

co]oniale ouvraient continuellernent, al' echelle mondiale, de nouveaux espaces POUf

les marchands de violence prives et les fournisseurs de prestations militaires, dont

l' inventivite es! peut-etre la seule constante dans cette histoire.

Guerre et economie: «Iongue dun~e)) ,et chalnglements de constellation

Bien que,. depuis toujours, l'economie ait ete importante pour la conduite de la guelTe,

les interactions entre violence organisee et engagement de ressources humaines et

materie]1es se 50nt modifiees de maniere significative. L'epanouissement des mar­

ches n'a pas seulement exerce une influence croissante sur Je developpement des

l

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technologies et sur Ia production d'armement. Cet epanouissement a fai~ reposer les formes et les methodes de mobilisation des hommes et du materid ades fins guer­rieres sur de nOllVelles hases. Les Etats territoriaux et, depuis le 1ge siede, les Etats nationaux en voie de constitution se sont adaptes de diverses manieres ace change­ment. La progressive etatisation de la guerre, telle qll'on peut Ia constater depuis la fin du 18e sii~cle, a marche main dans la main avec Ia bureaucratisation des affaires de I'Etat, avec l'edification d'organisations miUtaires et de systemesfiscallx, ainsi qu 'avec les tentatives d'encourager l'industrialisation et Ja mecanisation de la gllerre et d'exploiter les possibHites que ces dernieres recdaient. Ces tendances n'ont pas seulement eu POUf objet ce qui constitlle le noyau central de Ia conduite de la guerre, l'exercice organise de la violence sur Ies champs de bataille, mais dIes ont entraine egalement de nombreuses repercussions et effets collateraux, qui se sont manifestes dans I 'organisation de l'economie de guerre comme dans la planification et la conduite de guerres economiques. Les deux guerres mondiales du 20c siede ont represente, sous bien des aspects,. un approfondissement formidable de ces evolutions. Depuis la fin de la guelTe froide on peut observer ravenement d'un nouveau type de guerre et d'economie de guerre, earacterise a Ja fois par des phenomenes de fragmentation etatique, par de nouveUes formes de recrutement et de financement, ainsi que par une nouveHe utilisation des armes. Le reeueil id presente est le resuaat du colloque an nu el de la Societe suisse d'his­toire economique et sodale .. ]I se focalise sur le lien entre economie de guelTe et conduite de la gllerre economique. Les interactions entre economie, sodete et guerre ainsi qu'entre Ie marche et]e militaire sont analysees dans differentes perspectives. Alors que le concept d'economie de guerre fait reterence aux mesures prises par un Etat DU par une puissanee militaire afin d'augmenter, a l'interieur du territoire qu'iI contröle DU dans un autre pays, sa eapacite a faire toumer la confrontaüon militaire a son avantage, le concept de guen"e economique se rHere aux dispositions dirigees contre l'adversaire rnilitaire dans le sens ou eUes doivent le frapper dans le domaine nevralgique du ravitai11ement en matieres premieres et en denrees alimentaires. 11 revient en particulier a une economie de guerre judicieusement organisee Ia tache d'attenuer les repercussions de I 'inevitable desorganisation economique provoquee par toute confrontation militaire et par Ia pohtique de blocus ainsi que de garantir le foncüonnement du systeme de prodllction industrieJle, meme dans des conditions des plus difficHes. En raison de ceUe mnterdependance entre conduite de 1a guerre economique et organisation de l'economie de guerre, on peut constater, sm Je plan historique,. de multiples para1leles entre ces deux domaines. Lors des «guerres totales» de la premiere moüie du 20C siede, ceux-ci sont entres dans Un veritable rapport de

concurrence. Malgre Ieurs etroites interacüons, il est pertinent d'ana1yser separement ces deux probh~maüques. A cet egard et pour les 19c et 20e siec1es, on peut distinguer quatre

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grandes thematiques: il s' agil en premier lieu du champ conflictuel entre ia puissance militaire de I 'Etat national et les marches internationaux de 1 'armement. Dans cette periode, Oll les Etats se sont armes les uns contre les autres,. les Hvraisons d'armes au-deUt des frontieres ont ete pohtisees el sont devenues I' objet de regu] ations legales. Au C0'urs de ce processus,. des c0'nsiderations humanitaires se sont entremelees avec celles relatives a la puissance poliüque: H s' agissait non seulement d' eviter de porter prejudice a sa propre puissance mHitaire en vendant des armes a I'etranger, mais aussi d'empecher des marchands d'armes sans scrupules d'exploiter les guerres dans le monde pom mener leurs affaires. Des lors,.la tendance a limiter les exportations d'armement et a soumettre Je commerce du materiel strategique au contrö]e de] 'Etat

se constate dans taute l'Europe. Au-dela de cette tache qui se pose de fa90n permanente, la deuxieme grande fhema­

tique concerne les aspects economiques de la c0'nduite de la guerre. Une fois la guerre dec1aree ou dechainee, les mesures econümiques en constituent une c0'mposante pleine et entiere. Blüeus et contre-blocus, gel et requisition des avoirs situes dans les zones contrölees, bombardements strategiques de centres industr.iels ennemis: ees mesures appartiennent, a eote d'autres comme la «tactique de la terre brfilee», a l'arsenal de la conduite de]a guerre ec0'nomique. L' eeon0'rnie de guerre, c' est-a-dire I' exploitation planifiee par 1 'Etat des ressourees a l'echelon nati0'nal et entre les pays aBies, repn~sente la troisieme tlufmatique. Matieres premieres et biens de eonsommati0'n 0'l1t ete soumis a une gestiün striete, al0'rs que les marehes financiers ont ete adaptes de maniere fonctionnelle aux objectifs definis

par la conduite de la guerre. Les ehangements a long terme, depassant la duree de la guerre, sont diseutes en quatrieme lieu. La guerre est-el1e - comme on ],affirme toujours - «mere de toutes choses» egalement du point de vue seientifique el teehnologique, ou ne devrait-on pas plutöt constater un «trade-off» entre lesinvestissements en armement el Ia

croissanee eeonomique? Les nombreuses faeettes de Ia problematique sünt examinees, selon des approches d'histüire eeonomique, sociale üu cultmelle, dans les deux etudes d'ensemble (Wolf­gang Kaiser et Gerald Feldman) ainsi que dans .les treize eüntributiüns suivantes qui eomposent ce recueil. «L'economie» ne se c0'mprend pas ici eomme l1n domaine isole de la societe, mais est bien davantage analysee comme llll champ d'action et entendue comme un contexte signifiant, etroitement connecte avec ]a texture s0'doculturelle de la vie quotidienne et exer9ant une influence importante sur la formation strudurelle de J'Etat et sm les proeessus de decision poHtique. Du point dc vue chron0'logique, les textes couvrent une ample periode qui s\~tend du Moyen Age au 20c siecle. Une tel1e conccptiün offre l'opportllllite de pouvoir observer des phenomEmes de «longue dun~e» et d'examiner l'evolutiün de la semantique des eon­cepts. Les discontinuites et les rupturcs ne se laissent saisir CJue lorsque 131 periode

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analysee depasse un temps court, a l'intedeur duquelles choses peuvent facilement apparaitre comme semblables. La difficulte de I' exercice reside dans la necessite d'eviter des argumentations hätives. 11 est ainsm trompeur de partir d'une conception a-historique de [a guerre, et de se contenter de decrire les modifieations de formes et de fonctions de ce phenomene .. La eon.duite dela guerre au Moyen Age oe se laisse pas apprehender sans difficulte avec les categories d 'une histoire des 19c et 20e siecles. Les modes d' exereices de la v iolence, maisegalement les formes de I' organisation politique et les grandes categories interpretatives se sont trop modifiees. Dans la societe moderne, les guerres sont des eonflits de pouvoir, organises et menes par la violenee des armes,. entre des sujets du droit publie internation.al - des Etats done - ou entre des groupes .a. l' interieur de societes organisees sous forme etatique. Une teIle deseription et definition des guerres est lourde de presupposes .. Elle ne se lais se que diffieilement utiliserdans des socieMs pre-modemes. EHe est Iiee a l'emergence d'une sphere politique dans laqueHe des Etats souverains revendiquent le monopole de rexercice de la violence physique et interagissent selon une logique specifique, reglee par des relations diplomaüques. Tout aussi prob1ematique est la figure argumentative du «retour» d'etements du passe, comme par exemple dans la formule evoquant le «retour des mereenaires». Cela fait sans doute sens d' identifier des developpements a long tenne et de partir du fait qu 'entre le 14C et le lse siede, une conduite de la guerre pre-etatique, dominee par des entrepreneurs guerriers ct des armees de mercenaires, a progressi vement cede le terrain a une etatisation de cette eonduite. L'Etat est parvenu a developper ses avantages comparatifs dans l'usage des moyens violents face aux entrepreneurs guerriers prives, aux pirates et aux autres organisations basees sur la violence, jus­qu'a s'approprier, au 1ge siede,.].e monopole de la conduite de 1a guerre. Deduire de eet arriere-plan que maintes soeietes actuelles sont, depuis Ie tournant du 21 e siede, en train de revenir a la situation de l'Europe d'avant la Paix de Westphalie de 1648 conduit cependant.a un cul-de-sac analy~ique. Meme s'ilpeut ex i ster des similitudes, celles-ci doivent etfe deerites et expUquees en usant d'autres eategories que de eelle d'un «retour». La condition POUf ce faire est d'etre sensible a «l'etrangeite» des guerres pre-rnodernes et d'elre eapable de modifier de fac;on appropriee les notions et les concepts sur une periode historique large ..

Economie etguerre: Ilignes de force' du developp"ement europeen

Si I 'on part de teHes reflexions methodologiques pour sonder les profondeurs de l'histoire, on peut constater qu'n existait deja au Moyen Age europeen de nombreuses relations reeiproques entre forees armees, eentres de pOllvoir renfor-

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ces et ressourceseconomiques limitees. Les Etats territoriaux en formation ont construit dans ce champ strategique un Ilouveau dispositif, eil elargissant leurs possibilites de conirale. La politique economique mercantiliste mise en place au 16e siecle avait pour but d'accro'ilre Ja richesse de l'Etat - SOll «ultima ratio» etait Ia capacite a conduire la guerre. La formation de la violence publique, le renforcement de Ia souverainete etaüque interne et ] 'elaboration d'un systeme de pn~levements fiscaux ont eu pour caroHaire Ia construction d'appareils militaires, d'armees per­manentes bien equipees. En meme temps, Ia penurie notoire de moyens financiers des puissances absolutistes arenforce la dependance des objectifs poliüques et des strategies militaires a I'egard des entrepreneurs prives. La commercialisation de l'usage organise de Ja violence, qui avait debute apres 1300 dans les villes du nord de I 'Hahe avec les armees mercenaires des «condattieri», se generalise. La guerre de Trente ans (1618-1648) a contribue a faire emerger de puissallts personnages camme Albrecht von WaUenstein (1583-1634). En Iui fusionnaient les dispositions militaires et commerciales: WaHenstein menait 1a guerre, avec virtuosite, comme une entreprise de speeulation. L'expression, qui date de ceUe epoque, selon laquelle «la guerre nourrit la gueHe» ne decdt pas seulement parfaitement rescalade des conflits militaires auxquds se livraient les nombreux protagonistes armes, mais egalement le pillage des ressources economiques par une soldatesque toujours plus abondante. La Paix de Westphalie de 1648, qui tirait un trait sous 30 annees de meurtres organises, etait en ce sens egalement une paix d'epuisement. Alors que le point de vue traditiorme] fait correspondre I 'emergenee internationale d'un systeme d'Etats avec cetevenement de ] 648, des interpretations alternatives partent de I'idee que ]31 consteUation d'un tel «equilibre des puissanees» ne s'est dessinee que depuis Je 18c siecIe et n' a exerce sa pI eine inftuence qu' a partir du 1ge siecle. C'est en tout cas dans les deeennies qui suivent ] 800 que s'est affirmee Ia conception politique selan laquelle la guerre etait «la poursuite de Ja pohtique avee d' autres moyens», ainsi que Clausewitz,. dans une perspective etatique, le resumait de fac;on percutante. A l'inverse, dans les annees 1970, Michel Foucault devait affirmer que ]a poliüque etait Ia «poursuite de 1a guerre avec d'autres moyens», plac;ant ainsi la problematique de Ia violenee de guerre au eeeur de la genealogie de rEtat territorial moderne. Dans ce paradigme, Ia figure metaphorique du Le­viathan est determinante: de Ia «guerre de taus contre tous» a emerge une societe bourgeoise largement pacifiee, basee sur une structure polarisee, avec d'un eote, un souverain qui detient le monopole de l'exercice de la violenee,. et de l'autre,. une masse de citoyens pacifiques. L'importance des entrepreneurs guerriers prives el de leurs armees«s'auto-approvisionnant» a decnl avee l'etatisation de la guerre par I 'Etat absalutiste et la mise sm pied d' armees permanentes. Dans Ia pratique cependant, le contrale de I'Etat sm ce domaine n'a jamais ete complet. PiHages, sieges, requisitions, blocus, embargos et sequestrations ont represente des formes

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informelles d'economie de guerre, qui sont demeurees impo,rtantes non seulement POUf lefinancement de la guerre par I 'Etat mais aussi pour l' auto-approvisionnement direct des armees comme POUf le financement de I 'Etat Jui-meme. Apres la Revolution fran~aise et dans 1a foulee de ]a construction des nations, 1a population masculine a ete mobilisee et miHtarisee sur le modele de la levee en masse. Est venu le temps du «service miJitaire obligatoire», legitime par les necessites de 1 'Etat national, et de «1 'armee nationale». Simultanement, le proces­sus d'industdalisation a dynamise les conditmons economiques de la conduite de la guerre. Une nouvelle synergie s'est dessinee entre les fabriques industrielles, la technicisation de la guerre et l'exploitation coloniale. L'epanouissement du pouvoir militaire a desormais ete dependant du developpement d 'une production industriene performante et de la capacüe a diriger les evolutions technologiques. L'economie mondmale liberale basee sur le principe du laisser-faire est devenue bien plus forternent regie par les aspirations des puissances imperialistes que ne le suggere le simple regard sur le libre-echange et retaIon-or international. Des tendances qui s'etaient deja manifestl~es durant la guerre de Crimee de 1854 et durant la guerre de Secession americaine se sont renforcees pendant la Premiere Guerre mondiale: du fait de la «strategie d'usure» et des «batailles de materiei», les confllits mHitaires se sont transformes en une guerre de production englobant J'ensemble des economies nationales et menee jusqu'a l'epuisement econornique. Ced a impHque une diminution draconienne de la loyaute de larges couches de la population envers leurs gouvernements respectifs et un durcissement des con­frontaüons entre les classes sociales. La legende du «coup de poignard dans le dos», telle qu' elle a circuIe en AUernagne apres 1918 - et pas uniquement dans les milieux de ]a droüe nationaliste revancharde - a constitue une reinterpretation, sous la forme de 181 theorie du complot, des consequences des graves problemes economiques causes par 1a guerre. Durant la «Grande guerre», selon l'expression d'abord conferee a la Premiere Guerre mondiale, ceUe «catastrophe origineHe du vingtieme siede», l'ideologie du laisser-faire a deja ete enterree. Dans les pays europeens belligerants, et SUf­

tout en Allemagne, l'economie de guerre est devenue Je modele du nationalisme economique. C'est dans ce comexte que se sont developpees les conceptions re.llatives a l'economie planifiee, qui ont eu un large echo a l'echeHe mondiale au cours du 20e siede. Des la fin des annees 1920 et POUf pres d'un e1emi-siecle, elles ont conduit, en Union sovietique, a l'experience sodale d'llne economie sans maTche e~, me me dans les pays industriels capitalistes, e1Ies ont inspire, durant la Grande Depression des annees ] 930, une poliüque economique active et de creation d' emplois de ta part de I 'Etat dans lln cadre nationaL Par la suite, dans taus les pays europeens, la Deuxieme Guen'e mondiale a eu POUf consequence redification et Je deveilloppement de systemes e1'economie de guerre plus compacts

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et diversifies, qU] ont ete juges positivement euegard a la folie negative que les bouleversements sociaux des annees 1914-19] 8 avaient provoquee. D'impo!tants debats menes dans la science historjque au sujet de la dominaüon du national-so­ciaIisme portent sur les consequences qu'ont eu es le rearmement mene des 1933, respectivement des 1936, puis 1a guerre des] 939, sur l'approvisionnement de la population allemande. 11 existe egalement des controverses historiques persistantes au sujet des effets de 1 'economie de gllerre aHemande sur le developpement a lang terme de I'economie nationale de la RDA el de la RFA. Durant la periode de l' apres-guerre, I' orientation nationale de la politique econo­mique s'est poursuivie sous de nouveaux auspices, avec des programmes d'eta­tisation et de deve]oppement de I 'Etat social, tout en abandonnant desarmais l'autarcieeconomique .. Avec la Guerre froide s'est constitue, depuis la fin des annees 1940, un systeme mondial bipolaire gui a entraine un processus global permanent de course aux armements, lequel a bientöt hausse la part des depenses militaires aux budgets des deux super-puissances a un niveau sans precedent. La fin de la Guerre froide, c'est-a-dire l'implosion des economies centralement pla­nifiees du «BIoc de l'Est» et de J'Union Sovietique au cours des annees ] 989-91, arenforce I 'offensive du neoliberalisme, deja perceptible dans les annees J 980, et a accelere I'effondrement des formes cl'organisation etatiques. La critique de l'interventionnisme etatique juge desarmais superftl.1 a co'incide chronologique­ment avec une phase de «nollvc]]es guerres», qui se caractedsent par I'apparition de nouveaux acteurs de Ia violence (groupes paramHitaires, milices, mercenaires etrangers, forces de seeurite privees, firmes miHtaires non etatiques, et cetera), et de nouveHes form es d'engagements POUf les forces armees regulieres, qui peuvent etre considerees comme «une forme d 'elimination miUtaire des dechets». En meme temps,. une l10uvelle poussee se dessine dans la globalisation des marches de l'armement et de la technologie des systemes d'armement legers et flexibles. Les nOl.1velles guerres qui ontete (et seront) menees en 1991 et apres 2001 par les Etats-Unis et leurs allies en Irak et e11 Afghanistan se distinguent par le fait gu' eHes s' appuient fortement sur des methodes cle guerre economique contre les pays ennemis, accompagnees d'aides financieres au developpement POllI' les gouvernements amis. En parallele, dans son propre pays, on essaie de camoufler les consequences economiques des engagements militaires ou de les prescllter

sous des traits positifs.

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(cEpargne,e p,ar la gluerren:

la Suisse comme «petit Etat nleutr,en et puissanceeconomique moyenne

L'essentiel des contributions reunies dans ce volume porte sur Ia Suisse, dont Ie developpement vers Ia souverainete nationale s'inscrit dans rhistoire europeenne, taut en presentant cependant quelques earaeteres specifiques evoques - principale­ment depuis Ia fin du 1ge siede - par Ia formuIe du «SonderfaI]» helvetique .. Avec sa maniere innovante de faire Ia guerre a Ia fin du Moyen Age, avec le mercenariat, les traites capitulaires et Ia neutralite, revolution de Ia Suisse presente des moments dynamiques. Le soupie reseau d'alliances de Ia Conf6deration a Ia fin du Moyen Age a permis l' ascension rapide d' entrepreneurs guerriers pri ves, jOllant un dou bIe role de «military entrepreneurs» et de magistrats et diplomates dominants: les pensions et autres soldes provenant de l'etranger ont ainsi modele les structureseconomiques et poHtiques de ]'ancienne Confederatmon su]sse. Nous savons beallcoup mOlns de choses apropos des pratiques economjques des mercena]res et de leurs familles. Nous en savons encore moins sur I'economie de guen·e des petites gens, pris en etau entre une economie de razzia, le paiement incertain de Ia solde et les transferts a hauts risques. En revanche, des recherehes, qui sont aussi presentees dans ce volume, montrent comment les notables de Ia «Suisse primitive» se so nt positionnes dans le reseau complexe des aHiances militaires et des capitulations qui a emerge depuis la fin du 15e siede. CinstituÜonnalisation du mercenariat, des Ia fin du 16e siede, a permis ]a consoHdation des ,elites locales et cantonales et a affaibli le potentiel de developpement proto-industrie!. La non-participation de l'ancienne Confederation a la guerre de Trente ans a eu pour consequence une balance des operations en capi­taux positive et a intensifie les services financiers fournis par Ia Suisse. Au 18e siede, les cantons de l'andenne Confederation ont tente de poursuivre leur poHtique visant a Ia fois aeviter Ia guerre et a perpetuer leur pmticipation - financierement lucrative - aux incessantes guerres des Etats territoriaux. La reconnaissance de la «neutralite perpetuelle» de Ia Suisse par les puissances europeennes, lors du Congres de Vienne de ] 815, a sembh! confirmer une teile poHtique de restauration, camme on peut Ia qualHier si on la compare aux changements que Ia Revolution fJfan~aise et les guerres de liberation qui ont suivi avaient provoques. Cependant, apres Ia fondation cle l'Etat federa] heivetique, Ie proh]eme des exportations d'armes suisses vers les grandes puissances europeennes rivales est rapidement clevenu virulent. Ceci d'autant plus que la Suisse - bi.en loin d'etre un peüt Etat insignifiant - a ucquis au cours de l'industriahsation et du developpement du systeme Ilnancier international une stature de puissance economique depassant treslargement son potentiel en matiere de politique etrangere. CeUe position forte etuit toutefois aussi coupIee a une vulnerabilite economique. Bien que la Suisse neutre se soit tenue a recart des champs de bataiHes mili-

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taires,. elle a aussi ete touchee par les consequences economiques des guerres. Ceci s'est revele de maniere frappante lors de la Premiere Guerre mondiale. Lorsque la guerre a ec1ate, Ie petit Etat neutre a aussi ete touche par une crise du ravitaille­ment et des ventes. Au cours des armees suivantes, les methodes inflaÜonnistes de financement de 131 defense nationale ont declenche un processus de pauperisation qui a atteint de larges couches de Ia population .. Alors que Ie systeme industriel de production s; est redresse grace aux exportations de materiel de guerreet 3 de larges possibilites d'ecoulement de 1a production., le mouvement ouvrier s'est radicaHse, ce gui a conduit a une po~arisation de la poHtique interieure. La Greve generale de novembre 19 cl8 a represenh~ le point culminant de ]a lutte des classes et a provoque, du cöte bourgeois, Un «traumatisme de Ia Greve generale». C'est une des raisons pour IesqueHes, alors 'qu'une nouvelle guerre se profilait a la fin des annees 1930., on a voulu faire «mieux». En developpant systematiquement une organisation fantörne de l'economie de guerre, on a alors cree les conditions pour resoudre les problemes sociaux et economiques. Chez les responsables de l'economie de guerre, il s'est egalernent developpe dans les annees 1930. Ia con­science de la necessite d'une «synthese strategique». Il s'agissait d'integrer dans un concept coherent de detense globale 1es objectifs de 1a defense militaire. de l'approvisionnement de ta population, du plein emploi et de la modernisation de l'economie, objectifs qui etaient contradictoires du point de vue des ressources 3 disposition. 11 s' agissait d' arranger de fa90n 3 ce que 1e resultat d 'ensemble soh aussi optimal que possible le contingentement des matieres premieres, la poli­tique commerciale, Ie contröle des prix, Ull rationnement differencie des dennSes alimentaires et la mobilisation de l' armee. Meme si les processus de negociatiol1s complexes entre des interets divergents et des buts antagonistes (par exemple l'armee contre J,e marche du travail) ne partaient pas, dans ]a p]upart des cas, de premisses transparentes et me me si les decisions n' etaient pas non plus prises .3 travers des processus conscients d' optimisation, on peut cependant montrer qu' 3 maints egards des processus d'apprentissage au niveau institutionnel et organisationnel ont eu Heu. Meme si l'armee et ses exigences en matiere de ressources tant humaines qu 'alimentaires sont restees preponderantes, Ies dimensions economiques, socia]es et milüaires de la detellse du pays ont ete precautionneusement coordmmees. La maltrise de ces tiches a ete toutefois accompagnee du refoulement du fait que la Deuxiemc Guerre mondiale representait un defi moral fondamental. En tallt que pays fortement imbrique avec l'exterieur sur le plan economique,. en particulier av,ec ]' Allernagne, [a Suisse a use de son autorepresentation comme «petit Etat neutre» pour ne pas avoir a tirer au clair les consequences de son implication dans l'economie de pillage et de vol nationale-socia]iste. L'economie de guerre, qui etait basee surla soHdarite et ]a collaboration nationales, a occulte les problemes de la col1aboration avec]a «Reichsbank» et I'economie d'armement allemande. Le

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naÜonalisme economique a bien davantage ete mis a contribution POUf legitimer Je refus d'accueiUir des fugitifs menaces, sous la fameuse formu1e «La barque est pleine». Apres 1a Deuxieme Guerre mondiale, les procedmes de negociation corporatistes desormais bien rödees ont foumi, jusque dans les annees 1970, la base de 1a de­mocratie de concordance et du partenariat sodal des Trente glorieuses. La guerre a servi de catalyseur ades processus evolutifs deja amorces auparavant et elle a renforce un ordre social pacifie, gui aassure a la Suisse un solide fondement pom ses affaires durant ceUe longue phase de croissance economique, notamment par la combinaison d'un Hberalisme economique antietatique et d'une carteHisation prononcee liee 3. des mecanismes 1egaux permeUant de verrouüler 1 'actionnariat des entrepdses helvetiques contre des «tentatives etrangeres d'achat inamicales». Meme si on peut distinguer iei quelques specificües, par lesqueHes les elites d'un Etat aux dimensions territoriales reduites ont organise le contröle de l'economie nationale, ~out en l'ouvnmt sur les marches europeens et intemationaux, un regard historique sur la relation entre guerre et economie montre toutefois c1airement combien 1 'evolution suisse a ete «norma]e»et a que1 point ]es aspirations a Ia voie solitaire du «Sonderfall» ontete iHusoires. CeUe perspective peut aussi sen­sibiliser .3. la capaeite de la Suisse a trouver sans arret de nouvelles niehes dans le systeme economique international et ales developper fmctueusement. On peut en me me temps discerner les limites de cette strategie .. Que ]a S. S. S. (Societe Suisse de Surveillance economique), ereee en ete 1915 par Ies Allies et chargee du contröle du commerce exterieur he]vetique, ait et.e rebaptisee «souverainete suisse suspendue» en langage popu]aire, revele cette n~alite de maniere symptomaüque. La souverainete de Ia Confederation a toujours aussi ete fonetion de la presence de l'industrie et de ia place financiere helvetiques sm la scene internationale. Sous cet angle, des periodes de guerre ont toujours represente une aune propre a mesmer la marge de manceuvre de Ia souverainete suisse et ont fourni la preuve amere de SOll inexistence.

Apropos des differentes contributions dece recueil

Ce reeueH contient les contributions qui ont ete presentees en mai 2006, lors du eoHoque annuel de la Societe suisse d'histoire economique et sociale, dont. le theme etait «Economie de guerre I Guerre economique». ]I n'a pas la pretention de couvrir thema~iquement le vaste et cornplexe champ d'etude de l'economie de guerre et de la conduite de 131 guerre economique. Il donne plutöt un aperyu de differentsprojets de recherches historiques actuellement en cours ou qui ont ete menes a bien recemment. Pourtant, les contributmons de Wolfgang Keiser et de

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Gerald Feldman, placees au debut des deux premieres parties de ce livre, four­nissent chacune un survol probIematise sur la thematique ainsi que d'interessants questionnements. Sous Je mot-eIe «economie de la violence», Wolfgang Kaiser

reftechit sur la relation interne entre violence,. economie et formation de ]'Etat et sur les potentialites, en matiere de creation instüutionneHe, que reeelent la de­tention d'avantages comparatifs dans l'usage de la violence, potentialites qui ont joue un röle decisif dans la formation des economies de marche modernes. On peut voir a quel point divers types de commerces d'etres humains et differentes formes d'economies de ran((on elaient intriquees. L'agissement violent tel qu'il dominait au debut de I'Epoque moderne ne peut guere etre compris si 1'011 utilise le concept plus moderne d' «acteur etatique». !ci se manifestent bien davantage les paradoxes d'une economie de guerre organisee de fayon a maximiser le profit prive, dans laquelle maquignons el courtiers fonctionnaient comme «go-betweens» entre partenaires ennemms. Gerald Feldman analyse le theme «economie de guerre» dans le contexte de societes industrielles capitalistes deveIoppees. Entre 1914 et 1945, deux guerres mondiales ont ete illivrees, au cours des quelles les Etats belligerants ont ete en mesme de mobHiser plus de la moitie de leur produit social total en vue des affrontements militaires, un fait inedit dans l'histoire qui precede Oll qui succede acette periode. Cette phase a encourage le developpement d'un nationa­

lisme dans la politique economiqllc dont les effets se sont fait scnür longtemps apres la fin de la derniere guerre, avant que les tendances a la globalisation, qui

dominaient avant 1914, ne s'imposent a nouveau. Ces deux articles de synthese montrent deja le large spectre des themes, des ap­proches methodologiques et des premisses theoriques que 1'011 peut trouver dans ce domaine de recherche. Les contributions sont reparties en quatre parties. Le 20c siede y occupe une place clairement preponderante. Dans une premiere partie., des aspects centraux dans l'evolution de la probIematique au cours du Moyen Age et de l'Epoque moderne sont toutefois presentes a travers des etudes de cas. L'etude de Michael Jucker se focalise sur les relations reciproques entre le sym­bolique et l'economiqlle en matiere de ran((ons et de piHages durant les guerres de Bourgogne et lors de ce qu'on appeHe les «attaques des Armagnacs» qui ont Heu en Alsace et en Franche-Comte au milieu du ] se siecle. Les recherches ac­complies jUSqll' ici, qui se sont concentrees sur les aspects macro-economiques du mercenariat, sont ainsi compIetees par une approche micro-historique, qui semble egalement pertinente pour I' analyse de phenomenes plus recents. A travers l' exemple du magistrat et entrepreneur militaire zougois Beat Jakob Zudauben 11, Nathalie

Büsser lance un coup de projecteuf sm les interactions multiples entre les spheres diplomatique, mercantile et de la politique Ioeale dans l' ancienne Confederation a I 'epoque des guerres du Palatinat (1688-1697) et de la guerre de Succession d'Espagne (1701-]7]3/14). Les earrieres de personnages servant de relais pour

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le clientelisme [Patronagemakler] et l'accumulation de fortunes familiales sont analysees sous I 'aspect de leur dependance par rapport aux e;fforts d'expansion miHtaire des Etats territor]aux des debuts de I'Epoque moderne et par rapport aux relations exterieures de la Confederahon.

La deuxieme partie, introduite par I'arücle de Gerald Feldman, contient trais autres etudes traitant de la Premiere Guerre mondiale, avec quelques perspective sur l'apres-guerre. Martin Lüpold decrit revolution du droit des actions en Suisse durant les deux guerres mondiales et se demande quelles sont les raisons ainsi que les repercussions de I 'introduetion des actions nominales et des dites actions soumises a Ia clause d'agrement. Les mesures legales destinees a prevenir ce qui est appele a l'epoque «l'envahissement economiquc etmnger» et a prouver le carae~ere ncutre des en~reprises suisses sont presentees. Le concept actuel de «corporate governance» est ainsi historicise puis utHise comme categorie d' inter­pretation. Chri.'Stophe Dejung examine, au travers d'une etude de eas portal]t sur la firme commerciale des freres Volkart domicHiee a Winterthur, les consequences decisives de la Premiere Guerre mondiale sur le negoce international et ses acteurs plus ou moins neutres .. Ainsi se dessine l'image de la «Grunde guerre» comme gueHe d'usure globale sur le plan commercial eteconomique. L'auteur s'interesse egalement aux effets de l'activite mondiale de l'entreprise sur une cOllscience nationale accentuee du fait de reclatement de la guerre. Pierre- Yves Donze etudi,e les changemen~s de structure de 1 'industrie hodogere a La Chaux-de-Fonds durant la Premiere Guerre mondiale et dans la phase du retom a l'economie de paix. Sa recherche porte surtout sur les repercussions de 1a production de munitions sur les pracessus de concentration et sur le degre de mecanisation a I 'ocuvre dans 1 '.industrie horlogere, ainsi que sur la structure sociale du patronat. La troisieme partie a l'entre-deux-guerres pour sujet centraL Cedric Humair traite de la consolidation des deficits de guerre apres Ia Premiere Ouerre mon­diale. L'auteur se focalise sur les discussions vehementes au sujet de la politique douaniere, des 1919, et sur leur röle d'indicateur POUf la constellation politique de I 'cmre-deux-guerres. Monique Ceni ec1aire les circonstances politiques et ins­ütutionnelles qui ont preside a l'introduction des impöts federaux directs, prevus a titre temporaire d'impöts de guerre pendant le premier confllit mondial,puis de crise duralllt la depression des annees 1930. Michel Fior dirige son regard sur les formes de cooperution dans ]\~eonomie de ]'entre-deux-guerres. Les strategies de regulation non etatiques se retrouvent id au premier plan. Leur entree en scene el leur configuration institutionnelle sont analysees par l'auteur comme une transfor­mation dans Ia conception generale de ~a regulationeconomique, provoquee par les impulsions et les changements de I 'economie de guerre apres 1914. En se basant sm les exemples des greves qui ont Heu pendant la Premiere GueHe mondiale au sein de la Societe industrieUe suisse (SIO), ainsi que chez Bührle & Co. au eours

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du deuxieme conftit mondial, Christian Koller observe la situation des employes

dans l' industrie d' armement. Il etudie l' attitude des partis favorables a la lutte des

classes quant a Ja position preeminente de la branche due au contexte de guerre et cette comparaison historique lui permet d'etablir des differences significatillves.

La quatrieme et derniere partie est consacree uux interactions entre Etat et econo­

mille pendant et apres les guerres mondiales. Malik Mazbouri et Mare Perrenoud retracent revolution de Ja place financiere suisse entre 1914 et 1945 et analysent

l' impact durable des mesures d'econornie de guerre. A partir d'une approche COlTI­

parative, Jes auteurs montreM une marche reguliere et eontinue qui eontraste de

maniere frappante avec revolution abrupte des evenements politico-mililltaires. En

partant des reeherehes de la «Commission Independante d'Experts Suisse-Seconde

Guerre mondiale»~ Dario Gerardi evalue .le röle de Ja Sllisse POllI' l'economie de

guerre italienne entre 1936 cl 1943. Comme dans 1e cas des relations entretenues

par la Suisse avec r Allemagne nazie, c'est Ie sectellr des devises qui est interes­

sant, tout comme ]a fonetion de Ia Suisse en tant qu'exportatriee de materie I de guerre et pays de transit. Gil/es Forster considere les mesures destinees a creer des

possibilites de travai] au debut de Ta Deuxieme Guerre mondiale~ en premier Heu

la nomination d'un«delegue a la creation des possibihtes de travail» en fcvrier 1941. En partant des projets destines a ameJiorer les infrastructures, iletudie les

relations entre les aspects ideologiques de ces mesures et des interets strategiques

concrets, tout en eclairant egalement la tension entre autarcie economique et in­

tegration sur les marches transnationaux. Olivier Longchamp observe la gestion de Ia dette federale dans la periode qui suit immediatement 1a Deuxieme Guerre

mondiale et se demande pourquoi edle-ci ne diminue pas avant 1955, contraire­

ment aux declarations d'intention procJamant.a de Ilombreuses reprises Ia volonte

de l'amortir le plus rapidement possible.

Nouvelles peill'spectives de recherche

Cet ouvrage collectif ne rend pas seulement campte des importants resultats des

reeherehes histodques les plus n§centes, n auvre aussi d'interessantes voies pour de

nouveHes recherches. Outre Ja tentative d'6c.1airer des evolutions de longue dmee

au moyen d'etudes de cas et dans des contextes micro-historiques, et de pl:.lcer

ainsi differents points de vue dans une interrelation productive, c'est avaIH tout Ia question des rapports entre gueHe, nation etecollomie qui est .intcressante. L'Etat,

qui est intervenu massivement dans je systeme economique 10rs des deux guerres

mondia1es au moyen c1e mesures d'economie de guerre et de strategies de guerre

economique, a legitime son röle avec des arguments valorisant <de peuple» et «la nation». A ]a phase de globalisation des decel1nies precedant [914 a sllccede une

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periode ou 31 domine un nationalismeeconomique prononce, lie en Suisse a 131 peur de «1 'envahissement economique etrangcr». Plusieurs mesures protectionnistes et d'interventionnisme structurel ont ete a nouveau abrogees apres 1945. Mais Ie laisser-faire de la periode qui a pn6cede les guenes n'avait plus aucune chance dans des conditions structurellement modifiees. De plus amples recherches sont necessaires afin d'expliquer les facteurs et les drconstances de ce changement seculaire. Pour autant que ceIles-ci se gardent de l' illusion d 'une evolution ho­mogene et lineaire - ce qui est un postulat central. d 'une histoire sodale .inspiree par l'histoire culturelle - des etudes micro-historiques sont necessaires, qui se concentrent sur un champ d'armlyse restreint et permeUcnt ainsi dc hausser l'acuite empirique de I' analyse et de devoiler les processus contradictoires ct .Ies rupWres inherents a de nombreux processus.

* Peu avant renvoi dc ce Hvre a l'imprimerje nous est parvenue la nouvelle du deces de Gerald Feldman. L'expose introductif qu'il avait tenu par oral, le 20 mai 2006,. 10rs de la journee annue]]e de~a Societe suisse d'histoire economique et sociale consacree a 1a thematique «Economie de gllerre/Guerres economiqlles» ,. a ete encore ecrit par lui-meme pour le present volume. Gerald Feldman etait run des historiens majeurs du 20e siede. ]I a profondement marque I' histoire economique et politique de l' AHemagne et de l'Europe de 1'aPfeS Premiere Guerre mondiale et ses publications sont devenues des reuvres de reference. Sa mort represente une grande pede pour les sciences historiques. En reconnaissance de taut ce que nous lui devons, flOUS souhaitons ~ui dedier ce livre.

Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Soch:Ste suisse d'histoire economique et sociale

Band 23, 23. Jahrgang / Volume n° 23, 23e annee

Valentin Groebner, Sebastien G.uex, Jakob Tanner (Hlg.)

:Kriegswirtschaft und Wirtschaftskriege

Economie de guerre et guerres economiques

CHRONOS

Informationen zum Verlagsprogramm: www.chronos-ver!ag.eh

Badnachweis I Source de I 'illustration: Hans Staub, Kartoffel ern te am Bellevue, ] 942. © ProLitteris/Fotostiüung Schweiz

Redaktion: WendeUn Briihwiler

© 2008 Chronos Verlag, Zürich ISBN 978-3-0340-0902-7