Zentrale Holzaufarbeitung als Betriebssystem

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206 W. Duffner

Literatur

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Anschrijt derAutoren: Prof. Dr. PF.rE~ ScHC;-rr und H. Su~Mr.Rr~, Lehrst,,hl ffir Forstbotanik, Amalien- strafle 52, D-8000 Miinchen 40

Zentrale Holzaufarbeitung als Betriebssystem

Von W. DUFrSER

It: Mi,eleuropa ist sorvenweise Aufarbeitung des Holzea ice. Wald und Ver:narktung ab Waldstrage das Standardholzernteverfahren. Auf dieses Hotzernteverfahren ist auch die Organisation der Forstbetdebe abgestellt. Weltweit betrachtet ist sortenweise Aufarbei- tung im Wald eher die Ausnahme; uberall wo der Holzerntebetrieb in Verarbeitungsketten integriert ist, wird Holz im Wald meist nut grob for den Transport zugerichtet. Der gr6flte Tell des Produktionsprozesses, den wir als Holzaufarbeitung bezeichnen, spielt sich in den Be- und Verarbeitungswerken ab. Dies gilt zum Beispiel fiir die Holzernte in industrieei- genen W~ildern der USA, mit Einschr{inkungen auch in Skandinavien und im Ostblock, in den W~ldern Canadas, die writ iiberwiegend aufgrund von Lizenzen durch die Industrie genutzt werden, aber auch in den ,,Kleinprivatwiildern" des waldreichen S6dostens der USA. wo die Verarbekungswerke auf dem Stock kaufen und selber ernten oder dutch Holzeinschlagsunternehmen ernten lassen.

In Mitteleuropa ist die zentrale Holzaufarbeitung als Alternative zur herk6mmlichen dezentralen Aufarbeitung erst in den siebziger Jahren mit dem Entstehen der ersten Holz- h6fe in s(iddeutschen Grogprivatw~ildern und dutch die Schwachholzh6fe forstlicher Be- triebsgemeinschaften in die Diskussion gekommen. Die zahlreichen Beitr~ige zu diesem Thema in der forstlichen Fachpresse befassen sich mit dem Aspekt der technischen Ratio- nalisierung der Holzernte oder mit dem Aspekt der Holzvermarktung durch Holzh6fe. Weniger gel~iufig ist ein sehr wesentlicher,dritter Aspekt: Die Auswirkungen der zentralen Aufarbeitung auf die gesamte Betriebsorganisation.

Jedes neue Verfahren erzwingt ei~len Anpassungsprozef~ der Betriebsorganisat;on. Die zentrale Aufarbeitung forint den Betrieb mit besonderer Intensitiit und treibt die Entwick- lung in ganz andere Richtung als mobile Mechanisierungssysteme, so dal~ man mit Recht yon zentraler Aufarbeitung als globale Betriebsl6sung, als ,,Betriebssystem", sprechen kann.

Dieser Anpassungsp,-ozel?, der Betriebsorganisation kann natCtrlich ersr in Gang kom- men, wenn die zentrale Aufarbeitung einen namhaften Tell des Sortenspektrums eines Forstbetriebs erfagt und auf m6giichst vide Funktionen ausgedehn: wird, die zentraler Bearbeitung zugSnglich sind. Dazu geh6rt heute auch Echtzeitdatenerfassung und Daten- verarbeitung durch Prozegrechner. Diese Voraussetzungen sind in Mitteleuropa noch sel- ten gegeben; es ist daher nicht verwunderlich, dal~ der betrlebsorganisatorische Aspekt der zentralen Aufarbeitung bis heute noch kaum in Erscheinung getreten ist.

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: Forstw. Cbl. 102 (1983), 206-213 �9 1983 Verlag Paul Pare}', Hamburg und Berlin ISSN 0Cl 5-S003 / lnterCode: FWSCAZ

0015-8003/83/10203-0206 $ 02.50/0

Zentrale Holzau]hrbeitung als Betriebssystem 207

Im F(irstlich Waldburg-Wolfegg'schen Forstbetrieb, der sich neben der Fiirstlich Wald- burg-Zeil'schen Forstverwaltung sehr weir auf zentrale Aufarbeitung st/~tzt, beginnt sich das ,,Betriebssystem'" sieben Jahre nach dem Start deutlich abzuzeichnen.

Die Wol fegger H o l z e r n t e k e t t e

B~iume werden am Hiebsort nut zu transportablen Baumsch~iften aufgearbeitet, nicht zu vermarktungsf~ihigen Sorten. Vom gezopften Vollbaum bis zum vollentasteten Rohschaft mit und ohne Transportschnitt gibt es mehrere Aufarbeitungsvarianten. W~ihrend die [.ang- bringung yon Vollb~iumen oder grobgeasteten Rohsch~iften in R~.umungshieben keine be- sonderen Probleme mit sich bringt, ist der pfleglichen Vollbaum- oder Rohschaftbringung aus Durchforstungen der entscheidende Durchbruch erst mit der Einf~ihrung des ,,Seilli- nienverfabrens" gelungen, bei dem funkgesteuerte Seilwinden als F{illhilfe und zugleich zur Vorkonzentrierung schwacher Sch~ifte an der Rtickegasse eingesetzt werden. Zwei Mann, ausgeriistet mit le einer landwirtschaftlichen Zugmaschine mit Funkwinde, arbeiten im Einmann-Verfahren in elnem Schlag. Der Klemmbankschlepper nimmt die Bfindel an der Riickegasse auf, r/Sckt sie und poltert an der Autostrage.

Der zentrale Aufarbeitungsptatz [ibernimmt die Funktionen der Entastung oder Feinent- astung, Entrindung, Vermessung, Sortenbildung und Bewertung des Holzes in Loseinhei- ten. Hier wiirden die Arbeiten der Holzernte im Rahmen traditionelIer Aufarbeitungs- und Vermarktungssysteme enden. Der zentrale Holzhof geht einen Schritt welter: Er produziert nicht die iiblichen Holzhandelsk!assen, sondern treibt eine wesentlich welter differenzierte Sortenbildung nach Vorgaben seiner Kunden. Die Handelsklassensortierung wird simuliert zum Zwecke der Bewertung des Holzes fiir die I~bergabe yore Forstbetrieb an den zentra- len Aufarbeitungsplatz oder den Einkauf yon H61zern dritter k.ieferanten. Zur Vermessung, Realzeitdatenerfassung und Automatisierung und Optimierung der Sortenbiidung wird ein Prozegrechner eingesetzt. Das angegliederte Schwachholzs~.gewerk bringt zus~itzliche FlexibilitS.t in der Vermarktung.

Ger ingeres A r b e i t s v o l u m e n auf der Flache

Die Verlagerung der Teiiarbeiten Entastung, Entrindung, Vermessung, Sortenbildung, Holzaufnahme und Datenerfassung in den zentralen Aufarbeitungsplatz, wo sle automa- tisiert werden k6nnen, steigert die Arbeitsproduktivit~it gegeniiber konventionellen Auf- arbeitungsverfahren mlt Handentrindung auf das Vierfache, gegentiber Verfahren mit mo- biler mechanischer Entrindung auf etwa das Dreifache. Je nach Holzstarke erreicht man Leistungen in der Holzhauerel yon 2 bis 8, im Mittel etwa 3 bis 4 fm je Arbeitsstunde. Fi~r den Holzerntebetrieb einschtieglich Rficken reicht ein Aufwand von ca. 0,4 Arbeltsstunden je fm aus, auch wenn intensive Waldpflege betrieben wird und dadurch ein hoher Schwach- holzanteil anf~illt.

Unterstellt man, daf~ sich ein moderner Forstbetrieb auch auf dem Sektor der Bestan- desbegriindung und Bestandespflege den neueren ertragskundlichen Erkennmissen ange- paint und den meist f~lligen Nachholbedarf aus der Aera der Buntmischungen und der engen Pflanzverb~nde aufgeholt hat, so ist ein Gesamtarbeitsaufwand yon 0,6 bis 0,8 Stun- " den je fm Einschlag nicht utopisch. Ein Forstbetrieb rnit 5C 000 fm Einschtag k~ime demnach mit ca. 18 bis 24 Vollarbeitskr~iften aus. Nicht zu iibersehen ist die Ver~inderung der Arbeitspl~.tze: Klimatlslerte Kabinen bringen Unabh~.ngigkeit von der Witterung und hel- fen die Ausfallzeiten zu minimieren.

Einsparung yon Arbeitspl~itzen ist in diesen Tagen sicher nicht populLir. Die Steigerung der Arbeitsproduktivit~t beim Ubergang zur zentralen Aufarbeitung indes hat bei uns keine Kiindigungswelle, sondern eine Waldpflegewelle ausgel~Sst. Der chronische Arbeitermangel

208 ~.V ~. Diqfil~'~-

konnte 6berwunden werden, {iberz~ihlige ArbeitskrLifte wurden geziett zur Aufarbeitung der Pfleger{.'lckst~inde eingesetzt. Durch die Intensivierung der Waldpilege und die damit verbundene optimale Steuerung der biologischen ProduktJon wt, rde der Nutzeffekt der technischen Rationalisierung noch verstS.rkt.

Geringeres Arbeitsvolumen ben6tigt auch weniger Administration. So l~.gt sich der Revierdienst der verringerten Arbeiterzahl entsprechend verdi.,nnen. Abgesehen davon, dag die eingesparte Watdarbeit nicht mehr organisiert und administriert werden mut~, nimmt der zentrale Holzaufarbeitungsplatz dem Augendienst und dem Forstamt direkt eine Reihe yon Funktionen ab. FOr den Revierdienst entfallen l-tolzaufnahme, t-[olzvorzei- gen, Einweisen und Kontrolle der Abfuhr. Der einzlge Kunde ist der Holzhof. Auf Forst- amtsebene entfallen der Holzverkauf, die Holzkontrolle, die manuelle Datenerfassung und Umsetzung auf at, tomatisch lesbare Datentr~iger und die Verarbeitung der Holzernte- und Holzverkauf.sdaten.

Organisat ion mobi le r und s t a t ionare r Mechanis ierungssys teme

Die zentrale Aufarbeitung ist ilat{]rlich niche die Mechanisierung der Holzernte schiecht- bin. Es glb[ mobile Mechanislerungssysteme, die mindestens dieselbe ArbeitsprocluktivitSt erzielen, ja, die sogar mit geringeren Gesamtaufarbeitungskosten auskommen, weil der Zwischentransport yon Rohsch~iften entfLi[It. Mobile Svsteme bringen abet for die Orga- nisation der Holzernre [nder Regel kelne Entlastung, sondern zusfitzllche Belastung: - Die Hiebsf6.hrung mul~ den M6glichkeiten der Maschine angepagt werden. Man denke

an das Reizwort yore ,,maschinengerechten Waldbau". - Der Maschlneneinsatz bedarf in[ensivcr Vorbereitung am Hiebsort unter Beachtung aller

Restriktionen, die die Maschine setzt. - Ein ausre/chendcs System befestlgter I.agcr- und Aufarbeitungsplfitze mu{{ angelegt wet-

den. - Anspruchsvolle Maschineneinsatzplanung ist notwendig mit dem Ziel, die Umsetzzei[en

zu minimieren, um m~Sglichst hohe Einsatzzeiten fiir die teueren Arbeitspl~.tze zu crrei- then. Gleichzeltig mOssen abet auch alle vorgesehenen Einsatzorte zeitgerecht bedient werden.

- Je tcuercr die Maschinen werdcn, um so zwingender wlrd dabei die Anwendung an- spruchsvoller Planungsmethoden aus dem Repertoire yon operations research, wie Netz- plantechnik, lineare Programmierung und Simulation.

-- Zur Wartung und Reparatur der Maschinen m0ssen mobile WerkstStten eingesetzt wer- den.

- Mit der Maschinenentwicklung sind auch die Verfahren einer stS.ndigen Entwicktung und organisatorischen Anpassung unterworfen. Die neuen Verfahren m0ssen geschult, eingef~ihrt und {iberwacht werden.

Demgegenfiber stellt die zentrale Aufarbeitung minimale Anforderungcn an die Organi- sation der Holzernte und r~iumt dem Forsrbetrieb GestaJtungsfreiheiten eln, die flit mobile Systeme unvorstclIbar s{nd: - Die Gr6fie eines Hiebs spieh keine Rolle, denn die fiir t-iochmechanisierung notwendige

Gro~serie entsteht nicht am Hiebsort, sondern am zentralen Aufarbeltungsplatz. - Zerstreut anfallende Schddh61zer k6nnen genauso mechanisiert aufgearbeitet werden

wie geplante Hiebe. - Der Holzhof erfOllt unbescheidene W0nsche des Aufgendienstes routinemLil?,ig, die yon

der Einsatzleitung mobiler Svsteme als Provokation empfunden w0.rden: Laufende Ab- fuhr wi:ihrend des Holzeinschlags, wenn die Lagerm6glichkeit begrenzt ist oder wenn das Holz auf landwirtschaftlichen NachbargrundstOcken gelagert werden mug, sofortige Abfuhr bet KLifergefahr, Abfuhr nut bet Trockenheit.

Ze~ztrah' Hdza*@~rbeitung als Betriebssystem 209

- Die Aufarbeitungsverfahren sind standardisiert und ver~indern sich nicht iiber viele Jahre hinweg.

Man kann bier einwenden, die zentrale Aufarbeitung 16se organisatorische Probleme nlcht, sie verlagere diese nut yore Wald auf den zentralen Aufarbeitungsplatz. Auch der Holzhof mug schlieglich stoflweise Holzanfuhr mit kontinuierlicher Vcrarbeitung in Einklang brin- gen. Er mug Sortenw/.insche der Kunden erfCttlen und gleichzeitig das angefahrene Rund- holz innerhalb verniJnftiger Zeitriiume vollsfiindig verarbeiten. Aber der Holzhof hat zur Lfsung dieser organisatorischen Probleme ein spezielles Instrumentarium zur Verffigung, z. B. seinen befestigten Lagerptatz mit Krantahrzeugen, mit einer Spriihanlage zur Holz- konservierung, mit dem Computer zur permanenten Inventur und dergleichen. Gerade die (]bernahme der Lagerfunktion durch den Holzhof enthebt den Forstbetrieb zahlreicher Forat- urid Holzschutzprobleme.

Rationeller Datenflulg durch Prozet~datenverarbeitung.

Eine mobilen Holzerntesystemen nicht zt, g;ingliche Gestahungsm6glichkeit for den be- trieblichen Datenflug er6ffnet die Prozet~datenverarbeitung an Holz6fen. Der Materialflug des Hotzes wird im Zuge der Aufarbeitung yon einem integrlerten automatlschen Daten- fluff begteitet. Dieser beginnt mit fotoelektronischer Schaftvermessung, Sortensimulation und Bewertung des angelieferten Holzes und endet mit der Holzeinschlags- und Verkaufs- buchfiJhrung des Forstbetriebs. Lieferscheine, Eingangs- und Ausgangsfaktura werden ebenfatls automatisch erstellt und in die Finanzbuchhaltung/ibernommen. W~ihrend sich Forstbetriebe mit sortenweiser Holzaufarbeltung zur Zeit mit mobilen Datenerfassungs- ger~ten f~r die Holzaufnal~me im Walde herumschlagen, hat die zentrale Aufarbeitung durch die automatische Vermessung und Echtzeitdatenerfassung schon seit Jahren eine h6here Stufe der Perfektion in der Rationalisierung des Datenflusses erreicht.

E n t f l e c h t u n g k o m p l c x e r En t sche idungssys t cmc im For s tbe t r i cb

Der Betrieb hat Ziele. lm Teilbereich der Holzernte z. B. die beiden sich teilweise wider- sprechenden Teilziele rationeller Holzernte mit minimalen Kosten und optimaler Vermark- tung. Beide zusammen dienen dem fibergeordneten Ziel, den optimalen Deckt, ngsbeitrag zu erzielen. Um diese Ziele zu crrelchen, sind s n6tig, Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen. Die ganze Aufarbeitungskette wird begleitet yon einer Kette w)n Entscheidungen, die yon einer Hierarchie yon Entscheidungstragern geiSllt werden. Die ganze Organisation eines Forstbetriebs ist letztlich nichts anderes, als ein geordnetes System yon Entscheidungstr~gern.

Um qualifiziertc Entscheidungen fSll.en zu k6nnen, ben6tigt dieses Entscheidungssy- stem [nformatio,wn, und schlieglich hat man bei alien Entscheidungen leider einen Rahmen yon Restriktionen zu beachten: Grenzen des Optimums, die gesetzt werden yon {ibergeord- neten oder konkurrierenden Teilzieten und begrenzten M6glichkelten der arbeitenden Menschen und der eingesetzten Maschinen. Von der Qualitiit der Entscheldung hSngt ab, wie nahe man dem Optimum im Sinne der Zielsetzung kommt.

Mit qualitativ hochwertiger Entscheidung allein ist es aber nicht getan. Entscheidungen m/.issen auch ausgef/ihrt werden. Das ist elnfach, wenn die Entscheidungsebene mit der Ausftihrungsebene identisch ist. Ist jedocb die Entscheidungsebene weir weg yon der Aus- ffihrungsebene, so kann es eines aufwendigen Informationssvstems und eines Schulungs- und Kontrollapparates bedtirfen, um die entscheidungskonforme AusfCthrung sicherzustel- len. Genauso schwierig gestaltet sich oft die Riickkoppelung: Die Informationsi3bermitt- lung vonder Front zurtick zu den zentralen I-ntscheidungshastanzen.

210 W. D1q)5~er

Anhand der Kriterien:

- Komplexe oder einfache Entscheidung, - Zahl der an einer Entscheidung beteiligten Menschen, -- N~ihe der Information am Entscheidungstr~iger und - N~ihe der Entscheldungsebene an der Ausf/.ihrungsebene

zeichnen sich eine Reihe spezifischer Vorteile der zentralen Holzaufarbeitung f~r die Be- triebsorganisation ab:

Vermarktung ab Wald bedingt Sortenbildung und Losbildung im Zuge der }tolzernte. AlJe for die Vermarktung relevanten Entscheidungen miissen zwangslfiufig yon der markt- n~chsten Entscheidungsebene, in der Regel dern Forstamt, getroffen werden; im 6ffentli- chen Wald oder in grogen Privatforstbetrieben oft yon iibergeordneten Instanzen mit betrlichtlicher riiumlicher und atmosphfirischer Entfernung zur Ausfiihrungsebene. Ent- scheidungen miissen fiber die Revierebene an die Waldarbeiterebene 6bermittelt, die Aus- fiihrung kontroliiert werden. Auf der anderen Seite m0ssen die praktischen Erfahrungen der Sortenaushaltung an die Entscheidungsebene zurtick - und in die Entscheidung einflie- t~en. Schulungen, intensive Kommunikation in Form yon Dienstbesprechungen, Kontroll- fahrten, Tetefonaten und derglelchen werden notwendig, um jederzeit marktgerechte Sor- tierung sicherzustellen und mit rationeller Holzernte zu kombinieren.

Bei zentraler Vermarktung bleibt das Aufarbeitungsverfahren unabhiingig yon Markt- entwicklungen. Uber die Aufarbeitung entscheiden Waldarbeiter und F6rster nach wald- baulichen, arbeits6konomischen und arbeitstechnischen Kriterien. Die dazu notwendigen Informationen ergeben sich aus der Situation am Hiebsort yon selbst. Informatlonen und Kriterien aus dem Bereich der Sortenbildung und Vermarktung bleiben auger Betracht.

Was f/.ir die Entscheidung bei der Hoizernte im Watd gilt, gilt auch fiir die Entscheidung fiber die Sortenbildung und Verrnarktung. Der zentrale Aufarbeitungsplatz ben6tigt keine lnformationen oder Entscheldungshilfen aus dem Bereich der Holzernte im Walde. Die Entscheidung ist dort angesiedelt, wo die Soften auch gebildet werden: am Holzhof, ge- nauer gesagt, im Optimierungs--Prozel~rechner, der im Rahmen der vorgegebenen Auftrags- liste aufgrund yon Kundenbestetlungen - also unmittetbarer Information- entscheidet. Die beiden Entscheidungsebenen: Holzernte einerseits, Sortenbiidung und Vermarktung an- dererseits, sind weitgehend entf]ochten. Keine der beiden ben6tigt die laufende Informa- tion durch die andere, Kontrollen entfallen. Die dadurch m6gliche Extensivierung der Kommunikation bringt dem praktischen Alltag des Forstbetriebs unschiitzbare Vorteile.

Sortenbiidung im Wald bedingt Restriktionen, R/.icksichten, die man in Aufarbeitungs- ketten mit zentraler Sortenbildung nlcht kennt: Grenzen fiir technisch rationelle Holz- ernte, aber genauso for optimale Sortenbildung und Vermarktung. Einige Stichworte m6- gen dies verdeutlichen: - Art und Zahl der an einem Hiebsort auszuhaltenden Soften sind begrenzt. - zerstreute Fiiebsanf~ille zwingen zu StQndardisierung und Beschr~nkung auf einen oder

wenige Kunden pro Hiebsort, - Art und Zahl der Sorten sind auch verfahrensgebunden begrenzt; so gibt es Langholz-

oder Kurzholzverfahren, - ist man schon beim manuellen Verfahren in der Sortenbitdung eingeengt, so wird das

Sortenspektrum mobiter hochmechanisierter Verfahren in der Regel noch enger, - der Begrenztheit in der Sortenbildung ist es wohl zuzuschreiben, daft, sehr rationell

arbeitende und technisch ausgereifte Prozessoren kelne raschere Verbreitung erfahren. Die Holzernte for nachfolgende zentrale Vermarktung dagegen kennt keine vermarktungs- bedingten Riicksichten. Ihre Verfahren k6nnen innerhalb der ~Skologischen Grenzen allein nach Kriterien der Arbeitsproduktivitiit, der Technik und Ergonomie optimiert werden.

Der Wegfall gegenseitiger Riicksichmahme yon Holzernte und Vermarktung schafft nicht nut Freiheit fiir die Optimierung der Holzernte und der Vermarktung, von minde-

Zentrale Hfdzaufarbeitung als B~'triebssystc, rn 2ll

stens ebenso groRer Bedeutung ist diese Entflechtung fiir die Organisation der Entschei- dung im Betrieb: Vermarktungsentscheidungen k6nnen ohne das Odium der Praxisferne ebenso konsequent zenrralisiert werden wie Holzernteentscheidungen dezentralisiert wet- den k6nnen. Dutch Entflechtung yon Kompetenzen werden sachliche und menschliche Konflikte vermieden.

N e u e a b s a t z w i r t s c h a f t l i c h e P e r s p e k t i v e n

Endet Denken und Handeln konventioneller Forstbetriebe mit der Erzeugung und Ver- marktung yon Rohhotz in waldfailenden Losen, so 6ffnen Holzh6fe den Forstbetrieben neue absatzwirtschaftliche Perspektiven.

Durch

- differenzierte Sortenbildung nach Kundenw/~nschen, - Angebot in Quallt~t und Dimension homogener Sorten, - kurzfristige Lieferung, - O'bernahme des Lagerrisikos und der Lagerfinanzierung

stfirkt der Holzhof nicht nut seine eigene Marktstellung und seine Absatzchancen, er st~irkt durch diesen Service auch die Wettbewerbsf~ihigkeit seiner Kunden, der holzverarbeiten- den Betriebe, gegeniiber Substitutionsgi~tern oder importierter Schnittware. Er f6rdert die Spezialisierung in der Verarbeitung und mindert den Zwang der Betriebe zu unwirtschaft- licher Kuppelproduktion. Erfahrungsgem~if~ st~irken Holzh6fe vor allem auch kleinere, mit weniger Betriebskapital ausgestattete, abet oft sehr flexible S~igewerke und helfen mit, dem Rundholz einen breitgestreuten Absatz zu schaffen oder zu erhalten. Durch diese Marke- cing-Dienstleistungen eines Ho[zhofs erweitert ein Forstbetrieb seinen Gesch?iftsbereich, seine Wertsch6pfung und auch seine Gewinnchancen betrfichtlich.

Grenzen , Preis und Risiken der zent ra len H o l z a u f a r b e i t u n g

Wenn sich die zentrale Aufarbeitung als fast durchweg vorteilhaftes Betriebssystem erweist, warum konnte sie in Mitteleuropa nicht st~irker Furl, fassen?

Wie eingangs ausgef/~hrt, stellt die zentrale Aufarbeitung weltweit gesehen eher die Regel, in Mitteleuropa eher die Ausnahme dar.

Zentrale Aufarbeitung kann keine Generall6sung far die Organisation von Forstbetrie- ben sein. Nicht atle Holzarten k6nnen glelch vorteilhaft zentral aufgearbeitet und vermark- tet werden. Die Gr6l~e der Forstbetriebe und die Kundenstruktur setzen deutliche Grenzen. Zwar lassen sich einfache Schwachhoizh6fe schon f/~r ein Holzaufkommen yon 10 0C0 bJs 20 000 fm realisieren, die zentrale Bearbeitung yon Nadelschwachholz alleirl kann jedoch nicht die organisatorischen Konsequenz'en ausl6sen, die das hler beschriebene Betriebssy- stern ausmachen. Einer modernen leistungsf5hJgen Anlage f/~lr zentrale Bearbeitung des gesamten Nadelholzanfalls alle, St~irken sollte ein nachhaltiges j~ihrliches Holzaufkommen yon 40 000 bis 50 000 fm zur Verf/~gung stehen. Kooperationen im Rahmen forstlicher Betriebsgemeinschaften haben offenbar ihre Probteme. Trotz wettbewerbsverzerrender Subventionen sind in der Bundesrepublik nur'wenige kooperative Holzh6fe entsranden, in der Regel mit einem dominierenden Partner. Dies verwundert nicht, denn Kooperation kann zwar mehr Effizienz bringen, kostet aber immer wirtschaftliche Flexibilitat. Man schaltet den Markt als Regulativ aus und verzichtet auf Verwertungsalternativen.

Zu den Voraussetzungen z~ihlt auch das Vorhandensein yon Kunden, die auf das Ver- marktungsinstrument Holzhof disponiert sind. Setzt sich der potentielle Kundenstamm aus gut mechanisierten Allround-S~igewerken zusammen, so wird man keine besondere Diffe- renzialrente fi~r Detailsortierung erwarten diirfei~.

212 ~: D;effner

F---IHOHER KAP!TALEINSATZ ~ ~HOHERE KAPFALKOSTEN I

I [ERGONOMISCH GONSTIGE WITTERUNGSUN-] I E, I

Y

L ~ J ~ ~ \ I I ! ~ ~ I /v"-I MINIMIERTE PERSONALKOSTEN I

- ~ UNG }_,.,~ ~ D A i ' E N E R F A S S U N G UND [ _ _ I WENIGER V~RWALT I// t ~ I

I - VERARBEITUNG I\ ~ ' - - I x i L _ . . . . . . . . . . . . . . J \ ~ , \ I ! \ l >---t FLEXIBLES MANAGEMENT ] , ~ COM PUTERUNTERSTUI"ZTES ff I__ ! / I ENTSCHEIDUNGSSYSTEM IX .

i . / y ~ OPTIMALES VERMARKTUNGS- TRENNUNG VON HOLZERNTE UND ~ VOM HOLZERNTEVERFAHREN ~ [ SYSTEM

[ VffRblARKTUNG L L UNABH~NGIGE SORTENBILDU~ j" - -

\ \ _ I VERMARKTUNGSUNABHANGIGE J [ ~ I

HOLZERNTE ~ LJr'/IM,~LE HOLZERNTE j

.'Ibb. I. Charakteristika zentraler Holzautarbeirung und deren Zusammenwirken zu einem leistungs- f:ihigen Betriebssvstem Fig. t. Characteristics of centralized wnod processing and their interacrmns leading ro an effective operating system

Auf den ersten Blick schreckt auch der notwendige Kapitaleinsatz for einen zentralen Holzaufarbeitungsplatz ab. Gemessen an dem investierten Holzvorratskapital yon ca. 30 000 DM je ha Hotzboden fiir einen normal bevorrateten Fichtenbetrieb, nehmen sich die ca. 500 bis 1000 DM je ha Holzboden, die f6r einen zentralen Aufarbeitungsplatz zu investleren sin& bescheiden aus. Schlieglich ben6tigt man zu Aut'bau und Betrieb eines Holzhofs ein umfangreiches technisches und organisatorisches Know-how, das mangels langjiihriger Erfahrung in der Forstwirtschaft nicht allgemein verbreitet ist. Viele Problem- 16sungen sind hausgemacht und mugten mit viet I.ehrgeld teuer bezahlt werden.

Zentrale H o l z a u f a r b e i t u n g du rch die Kunden?

Die technischen Funktionen der zentralen Holzaufarbeitung: Entastung, Entrindung, Sor -

tenbildung und Vermessung k6nnen auch von kundeneigenen RundholzplS.tzen erbracht werden. Vorausgesetzt, es gibt Kunden, die bereit sin& sich auf die Verwertung des breiten Nadelholz-Sortenspektrums: S~igeholz aller St~irken, Masten, Palisaden. Kistenholz, Indu- strieholz IF und IN einzustellen. Die Aufarbeitung dutch den Kunden ist die Standardl6- sung im Kieferngebiet des Siidostens der USA, wo die Industrie auf dem Stock kauft und das Holz selbst einschl~igt und aufarbeitet. Der Privatwald verzichtet hier in der Regel auf eine eigene Forstbetriebsorganisation.

So ratione[1 und effizient eine Holzaufarbeltungskette iiber Betriebsgrenzen hinweg auch sein mag; vertikale Integration bedeutet immer Verlust yon Verwertungsalternativen und Ausschaltung des Marktes als unbestechliche Kontrollinstanz. Ein Forstbetrieb wird sich daher nur dann generell auf Vermarktung yon Vollb~iumen oder RohschSften verlegen k6nnen, wenn er ausreichende Nachfragekonkurrenz vorfindet.

Zusammenfassung

Zentrale Holzaufarbeitung ist nicht nur ein Instrument technischer Rationalisierung der Holzernte, auch nicht nut ein Instrument der Absatzgestaltung. Zentrale Holzaufarbeitung durchdringt die gesamte Organisation eines Forstbetriebes und manifestiert sich, wenn die organisatorische Anpassung votlzogen ist, als ,,geschlossenes Betriebssystem". Kennzeichen dieses Systems sin&

Zentrale Hrdzaufarbeitung als Betriebssystcm 213

- Hohe Arbeitsproduktlvit~it in der Holzernte, - standardisierte, nur geringem Wechsel unterworfene Holzern'.everfab.ren, - minimale Organisationsanf~il]igkeit der Holzernteverfahren, - automatischer Datenflu~,

- stark reduzierte Administration, - ein wenig komptexes Entscheidungs- und Kommunikationssystem, - groge Handlungsfreiheit, - starke Marktstellung im I-[olzabsatz, - hoher Kapitaleinsatz und h6heres Betriebsrisiko, - hohe Anforderungen an Know-how und Qualifikation der leitenden Mitarbeiter beim

Bau und Betrieb eines Holzhofs.

Summary

Centralized .wood processing as an operating system for running a forestry enterprise

Centralized wood processing is not only a means for the technical rationalization of timber harvesting, and also not one just for marketing. Centralized wood processing affects the entire organization of a forestry enterprise and manifests itself as a ,,closed operating system" after the necessary organizational adjustment has taken place. Characteristics of this system are: - High work efficiency in timber harvesting, - standardized timber harvesting methods that change only little,

- minimum organizational weakness of the timber harvesting methods, - automatic data flow, - considerably reduced administration,

- a less complex decision and communications system, - much room for action, - a strong marketing position for wood, - high capital investments and higher operating risks, - high demand on know-how and qualifications for management personnel involved in

establishing arid running a wood processing yard.

A,schrlj? des l.'erJhsscr~. Ltd. I:orstdirektor Dr. \\'I~RIED I-)U~rNER, FLirstlich zu Waldburg-Wolf- e:4~'~che F~,rstlnspeklion. 1)-7962 \\"olfegg

Buchb'esprechungen Ur.CKERMA.'qN, E.; ScHo~z, H.: Wildasungsfl~.chen. Ptanung, Anlage, Pflege. Schriftenreihe der Forschungsstetle f/~r Jagdkunde und Witdschadenverhi.itung des Landes Nordrhein- Westfalen, Heft 6. [27 S., 29 Abb. Hamburg und Berlin: Paul Parey 1981.26,- DM.

Dieses Bfichlein baslerr vor allem auf den Arbeiten der Forschungsstelle f/~r Jagdkunde und Witdscha- denverhi3.rung des Landes Nordrhein-Westfalen und isr auf Norddeutschland spezialisiert. Es werden Anleitungen [6r eine Konzepfion yon Wild~isungsflSchen in einem Revier gegeben, die verschiedenen Arten: Progholzfl~ichen, Anbau fruchttragender B~iume, Wildwiesen, Wild~icker, Wiesen zur Heuge- winnung und deren Anlage, Bestellung und Pflege beschrieben. Neu in die 2, Auflage aufgenommen sind Angaben zu Arbeitsaufwand und Kosren und zum getrennten bzw. dutch Saatgutmlschung kombinierten Sommer- und Winteranbau.

Ffir den. der derartige F1/ichen anlegen m6chte, bietet cliese Schrift vide Ratschl~ige, doch sollten die dafiir gegebenen Begr6ndungen kritisch iiberdacht werden. R. FELr~NER

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