View
215
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
1
Vorlesung 10Vorlesung 10Bewegungskultur und Leibeserziehung im
Wandel - historische und aktuelle Entwicklungen
• Wandel im historischen Kontext• Wandel der Lebenswelt – Aktuelle
Trends• Vorläufer der Sportpädagogik• Leibes- und Körpererziehung• Sportunterricht als pädagogische
Aufgabe• Von der Sport- zur
Bewegungspädagogik
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
Turnen bei Spieß
Moderner Wettkampfsport
Trendsport
Entstehung des Sports
2
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
► Kulturell unterschiedliche Sinngehalte verändern im Horizont geschichtlicher Epochen auch die Bewegungs-handlungen des Menschen.
► Bewegungen sind daher kulturell definiert! Dies gilt auch, wenn die Benennung motorischer Tätigkeiten über die Zeit gleich geblieben ist.
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
3
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
► Das Beispiel „Schwertkampf“
Mittelalter/Renaissance-Humanismus:Kraftvoller Kampf, um den Gegner kampfunfähig zu machen
BarockLeichtfüßig tänzerischer und stilisierter Kampf mit dem Gegner
Aufklärung/Neuzeit bis heuteSportlicher Wettkampf nach Punkten
(nach Größing 1993, 33ff)
Die heutige SportkulturDie heutige Sportkultur
► Die wettkampforientierte Sportkultur weist trotz vielfältiger Ausdifferenzierungen eine einheitliche Grundstruktur auf:
SelektionInstrumentalisierungÜberbietung
► Der sporttreibende Mensch bewegt sich weitgehend in künstlich hergerichteten Räumen mit festgelegten internationalen Regeln
4
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
Ganz grob können epochalspezifische Motivkerne der Bewegungs- und Sportkultur identifiziert werden
Rivalität im Mittelalter/RenaissanceRitual im BarockRekord in der Neuzeit seit der Industrialisierung
Wandel der BewegungskulturWandel der Bewegungskultur
►► Was kommt nach der Was kommt nach der Sportkultur?Sportkultur?
Spaß und Erlebnis in
der Postmoderne?
5
Wandel jugendlicher LebensweltWandel jugendlicher Lebenswelt
► Jugend gibt es nur im Plural► Jugendliche leben heute eher nach dem
„Sowohl-als-auch“ und nicht nach dem „Entweder-oder“
► Jugendliche sind vermehrt mit dem Auswählen auf dem Erlebnismarkt befasst
► Jugendliche leben zwischen Individualisierung und Vergemeinschaftung
► Jugendliche erleben eine Umkehrung des Generationenverhältnisses in der Vermittlungskette
► Stichwörter: Orientierungssuche, Differenz, Vorbilder, virtuelle Welten, Zappen, Eigensinn, Straßenkultur…
Wandel jugendlicher LebensweltWandel jugendlicher Lebenswelt
Jugend und Sport► Neue Bewegungstrends und der Wandel des alten Sports ► Es wird weniger Verbindlichkeit gesucht► Neue Bewegungsaktivitäten und alter Sport stehen
nebeneinander► Körperthematisierung statt Körperkontrolle► Erleben als neues Motive ► Lebensstile und Lebenskonzepte► Eigensinn► Gelernt wird voneinander
6
VorlVorlääufer der Sportpufer der SportpäädagogikdagogikÜÜberblick (nach Prohl 1999, 27)berblick (nach Prohl 1999, 27)
Vorläufer der Sportpädagogik1. Die natürliche Erziehung von Rousseau (1712 - 1778)
1. Kulturkritische Position2. Forderung nach Natürlichkeit in der Gesellschaft3. Erziehung durch Natur - Dinge - Mensch4. Der Zögling soll frei bestimmen5. Die körperliche Erziehung ist die Grundlage der
Erziehung6. Die körperliche Erziehung ist zwingend an den
Gebrauch der Sinne gebunden7. Bewegung ist ein Medium zur Erfahrung der Welt8. Entwicklungsgemäße Erziehung nach Altersstufen
7
Vorläufer der Sportpädagogik2. Die Philanthropen (GutsMuths 1759 - 1839)
1. Hauptvertreter waren GutsMuths, Basedow und Salzmann2. Einheit von Körper und Geist3. Institutionalisierung des Erziehungsgedankens4. Festlegung von verbindlichen Inhalten/erste
Systematisierungen5. GutsMuths "Gymnastik für die Jugend" (1793)6. GutsMuths "Katechismus der Turnkunst" (1818): Griechischer
Fünfkampf: Laufen, Springen, Speerwerfen, Diskuswerfen, Ringen
7. Leibesübungen müssen lebenspraktisch brauchbar sein8. Methodisierung und weitere Gliederung des Stoffes9. Strenge Ordnungsformen10. Einführung der Leistungsmessung
VorlVorlääufer der Sportpufer der SportpäädagogikdagogikVergleich Rousseau Vergleich Rousseau -- PhilanthropenPhilanthropen
8
Vorläufer der Sportpädagogik3. Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852)
1. Jahn verband zunächst das rousseauische Konzept mit der Systematisierung von GutsMuths
2. 1811 eröffnete er in Berlin auf der Hasenheide seinen Turnplatz,3. Jahn verband sein Turnen mit Protest gegen die
spießbürgerliche Enge und die steifen Formen der „guten“Gesellschaft“.
4. Er protestierte gegen die Franzosen und Napoleon und die deutschen Fürsten
5. Das Turnen wurde aus politischen Gründen wegen umstürzlerischer Bestrebungen 1820 verboten (Turnsperre).
6. Ab 1842 war das Turnen wieder erlaubt. 7. Gründung von Turnvereinen
Vorläufer der SportpädagogikDie Hasenheide von Friederich Ludwig Jahn
9
Vorläufer der Sportpädagogik4. Die Reformpädagogische Leibeserziehung (1898-1933)
Das natürliche Turnen1. Kritik an der institutionalisierten Schule2. Jugendbewegung der Jahrhundertwende gegen
Technisierung von Schule und Leben3. Karl Gaulhofer und Margerete Streicher:
Natürliches Turnen4. Streicher: Schulformen und Lebensformen5. Gaulhofer: Leibesübungen in pädagogischer
Absicht: Alltagsbewegung, körperliche Arbeiten, Kampf und körperliches Spiel
Vorläufer der Sportpädagogik5. Die politische Leibeserziehung in der NS-Zeit
1. Verpflichtung der Leibeserziehung auf die „Erziehungsgrundlagen des völkischen Staates“
2. Umdeutung subjekt- und kulturkritisch gemeinte Ideen
3. Leibeserziehung wurde zu einem „Gesinnungsfach“
4. Leibeserziehung hatte der Charakterbildung durch Abhärtung und Kampf zu dienen
5. Die kritische sozialistische Arbeitersportbewegung wird aufgelöst
6. Die Turn- und Sportvereine werden gleichgeschaltet
10
VorlVorlääufer der Sportpufer der SportpäädagogikdagogikVergleich ReformpVergleich Reformpäädagogik und dagogik und
NationalsozialismusNationalsozialismus
Vorläufer der Sportpädagogik 6. Die Leibeserziehung nach 1945
1. Elementare Grundformen sollen einer erneuten politischen Verzweckung vorbeugen
2. Leibeserziehung wurde als Teil der Gesamterziehung verstanden.
3. Die Leibeserziehung der 60er Jahre orientiert sich an der Bildungstheorie.
4. Bildung wird als geistige Formung des Menschen verstanden.
5. Welche Bildungsgüter sollen zu Bildungsinhalten werden?
6. Bildungsinhalte sollen grundsätzlich exemplarisch sein7. Grundformen der Leibeserziehung: Turnen, Spiel, Sport,
Gymnastik (Bernett)8. Elementare Aktionsweisen: Beherrschen, Spielen,
Kämpfen, Gestalten (Bernett)
11
Vorläufer der Sportpädagogik7. Körpererziehung in der DDR
► bis 1955 Körpererziehung, dann Turnen (gesteigerter sozialistischer Patriotismus)
► ab Ende der 50er Jahre: körperliche Grundausbildung► bis Mitte der 70er Jahre waren konditionelle
Fähigkeiten die inhaltliche Hauptaufgabe des Schulsports
► eine Sportpädagogik im Sinne der westlichen Entwicklung konnte nicht entstehen, da pädagogische Fragen im Sinne einer Doktrin von oben bestimmt wurden.
Von der Leibeserziehung zur Sportpädagogik
►Ab ca. 1970 Sportpädagogik statt Leibeserziehung
►Wandel des Gegenstandsfeldes: von der Erziehung des Leibes hin zum Sport
►Die Inhalte des Sportunterricht gehen jetzt auf den organisierten Wettkampfsport zurück
►Es fehlt die kritische Distanz zum Gegenstand►Die Bildungs- und Erziehungsfrage wird nicht
mehr gestellt►Es geht um eine pragmatische Sportdidaktik
12
Vergleich zwischen Leibeserziehung Vergleich zwischen Leibeserziehung und Sportcurriculumund Sportcurriculum
ZwischenbilanzZwischenbilanz
Von der „natürlichen“ Körpererziehung...
...zum „künstlichen“ Sport als Erziehung
13
Von der Sportpädagogik zur Bewegungspädagogik
Einwände gegen die Verwendung des Begriffs „Sport“:Der Sport ist nicht an sich pädagogisch, sondern seine jespezifische Auslegung in einem bestimmten Erziehungs- und Bildungshorizont.Der Sport selbst bringt ein Teil der beklagten Phänomeneselbst hervor (Technisierung, Körperinstrumentalisierung, Ungleichheit ...), zu deren Behebung er gelobt wird.Der Sport selbst ist im Wandel begriffen, so dass die Grenzenzwischen dem, was noch und dem, was nicht mehr Sport ist, verwischen.Der Sport bringt eine Reihe von problematischen Phänomenenhervor, die ihn nicht gerade zum pädagogischen Vorbildwerden lassen (Doping, Sucht, Bestechung …)
Zwischen Individuum und Zwischen Individuum und GesellschaftGesellschaft
Aus: Prohl: Grudriß der Sportpädagogik. 1999, S. 88
14
Von der Sportpädagogik zur Bewegungspädagogik
P e r s p e k t iv e n w e c h s e l V o m S p o r t
z u m s ic h -b e w e g e n d e n M e n s c h e n
Von der Sportpädagogik zur Bewegungspädagogik
Es drängt sich die Frage nach dem Bildungsbeitrag von Bewegung, Spiel und Sport in pädagogischen Einrichtungen auf.Die Suche nach Grundkompetenzen für die Vielfalt von Bewegung, Spiel und Sport lenkt die Aufmerksamkeit auf die Themen, die sich dem Einzelnen stellen.Es wird zunehmend erkannt, dass der Wechsel von der Leibeserziehung zur Sportpädagogik mit dem Verlust des Subjekts verbunden war.Wir haben zur Zeit eine Besinnung auf bildungstheoretische Fragen, die auf einen reflexiven Bildungsbegriff im Sinne des Sich-Bildens zurückgreifen.
Recommended