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Stehen wir in der beruflichen Bildung aufgrund der

digitalen Transformation vor einem Paradigmenwechsel?

Betrachtungen aus einer pädagogischen Perspektive

Prof. Dr. Julia GillenLeibniz Universität Hannover

BvLB Regionalkonferenz 2019 Hannover, 03. Mai 2019

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

2Gillen, Julia

1. Digitale Tranformation und Lernfähigkeit

2. Die Grundidee kompetenzorientierten Lernens

3. Wissen, Kompetenz und Persönlichkeit im Zeitalter der Beschleunigung

4. Konsequenz für die Gestaltung von Bildungsprozessen

Gliederung

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

3Gillen, Julia

Digitalisierung – eine historische Perspektive

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

4Gillen, Julia

Zusammenhang von technologischer Veränderung und menschlicher Anpassungsfähigkeit (vgl. Friedmann 2017)

Ges

chw

indi

gkei

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r Ve

ränd

erun

g

Zeit

Technikentwicklung

Menschliche Anpassungsfähigkeit

aktueller Stand der technischen Entwicklung

schneller lernen, intelligenter regieren

Komplexitätsentwicklung

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5Gillen, Julia

Vier „Zugrichtungen“ für qualifizierte Arbeitsplätze(in Anlehnung an Hirsch-Kreinsen 2017, Friedmann 2017)

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6Gillen, Julia

Bremsen funktioniert nicht!

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7Gillen, Julia

Die Grundidee Kompetenzorientierten Lernens

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

8Gillen, Julia

Fertigkeit Handlungsausführung

Qualifikation

Handlungsspektrum

Kompetenz Handlungsvielfalt

Fertigkeit – Qualifikation – Kompetenz

(vgl. Dehnbostel o.J. )

„Auf dem Weg zu Industrie 4.0 sind nicht in erster Linie die fachlichen Inhalte entscheidend, denn diese werden sich schneller verändern als bisher.

Viel relevanter sind die Methoden des Lehrens.

Von der Erstausbildung an wird es nötig sein, mitdenkende und zum eigenständigen Handeln fähige Persönlichkeiten zu entwickeln“

(Pfeiffer 2015, S. 38)

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

9Gillen, Julia

Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome

PrüfungInput(Inhalte)

Kompetenz(als Learning

Outcome)

Lehr-/ Lern-prozess

Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben

Prüfung(kompetenzorientiert)

( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)

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10Gillen, Julia

Kompetenzorientierung vs. Stofforientierung?

Kompetenz

für etwas

Performanz (Handeln = zielgerichtetes

Verhalten)Mentale Prozesse

(Wahrnehmen, Denken, Regulieren)

Wissensbasis(Elementen- und Regelsystem)

durch etwas

auf der Grundlage von

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11Gillen, Julia

Lehren als instruktionistischer Prozess(Unterweisung, Lehrgang...)

Aktive Rolle des Lehrenden

Instruktion

Gestaltung systemvermittelnder Lernumgebungen

Lernen als rezeptiver Prozess

Passive Rolle des Lernenden

Instruktionistische Auffassung vom Lehren und Lernen

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12Gillen, Julia

Lernen als konstruktivistischer Prozess(Lernstatt, Projektmethode ...)

Aktive Position des Lernenden

Konstruktion

Gestaltung situierter Lernumgebungen

Lehren: Begleiten, Moderieren, ...

Reaktive Rolle des Lehrenden

Konstruktivistische Auffassung vom Lehren und Lernen

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

13Gillen, Julia

Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome

PrüfungInput(Inhalte)

Kompetenz(als Learning Outcome)

Lehr-/ Lern-prozess

Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben

Prüfung(kompetenzorientiert

)

( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

14Gillen, Julia

Wissen, Kompetenz und Persönlichkeit im Zeitalter der Beschleunigung

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15Gillen, Julia

Das Humanistische Bildungsideal

Persönlichkeit, die über • Fachkenntnisse• ein Verständnis von sich selbst • ein Verständnis von sich im

Verhältnis zu anderen verfügt

Strukturmerkmale der digitalen Zeit

• Verfügbarkeit• Individualisierung • Sichtbarkeit

Bildungsideal der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert

Urteilskraft

AnschlussfähigkeitArtikulationsfähigkeit

Philosophische Perspektive (bsp. Henniges 2015)

(Henning, S. 2015)

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16Gillen, Julia

Entwicklungsräume für Urteilskraft, Artikulationsfähigkeit, Anschlussfähigkeit

Aus Informationen Haltung machen (Henning 2015)

Bildungsideal der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert

UrteilskraftAnschlussfähigkeit Artikulationsfähigkeit

Schule als Ort, an dem aus Informationen Haltung wird

• Persönlichkeitsbildung durch Diskurs und Konfrontation• Wissen entwickeln und bewegen statt vermitteln• kooperatives Bemühen um Kompetenzentwicklung• Förderung einer kritisch-konstruktiven Haltung

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

17Gillen, Julia

Das Humanistische Bildungsideal

Persönlichkeit, die über • Fachkenntnisse• ein Verständnis von sich selbst • ein Verständnis von sich im

Verhältnis zu anderen verfügt

Zauberwörter der Zukunft

Selbstorganisation

SelbstverantwortungSelbstermächtigung

Philosophische Perspektive (bsp. Precht 2018)

(Henning, S. 2015)

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18Gillen, Julia

Perspektive der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (vgl. Pfeiffer u.a 2016)

• Nutzung individueller Erfahrung• Gestaltung von Kommunikation

• Verständnis neuer Maschinen und neuer Technik • Verständnis von Prozessen / Überblick

Wesentliche Kompetenzen in der Digitalen (Arbeits-)Welt

Grundlagen verstehen und Prinzipien kennenKreativität

Kritisches DenkenKommunikation und Kooperation

Lebenslange Lerngewohnheiten

Digital Literacy

• Umgang mit Komplexität • Verständnis komplexer und vernetzter Systeme• Situationen einschätzen und bewerten• Umgang mit unbekannten Problemen• Umgang mit offenen Situationen und Unklarheit

Offenheit für Neues

Flexibilität

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19Gillen, Julia

Perspektive der PISA-Bildungsforschung(vgl. Schleicher 2018)

Globale Kompetenz in PISA als mehrdimensionales Ziel des lebenslangen Lernens

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20Gillen, Julia

Konsequenzen für die Gestaltung von Bildungsprozessen

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21Gillen, Julia

Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome

PrüfungInput(Inhalte)

Kompetenz(als Learning Outcome)

Lehr-/ Lern-prozess

Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben

Prüfung(kompetenzorientiert

)

( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)

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22Gillen, Julia

Komplexe Probleme als Ausgangspunkt des Lernens

Quelle: https://www.nimmonsconsulting.com/digital-transformation/

„Die PISA-Ergebnisse zeigen. Dass die vom Auswendiglernen dominierten Lernstrategien den SuS immer weniger helfen, • wenn die Aufgaben, die sie lösen müssen, komplexer werden und • ihnen mehr analytische Nichtroutine-Fähigkeiten abverlangt werden“ (Schleicher 2018, 279)

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23Gillen, Julia

Prinzip der vollständigen Handlung (vgl. schucu-bbs.nline.nibis.de)

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24Gillen, Julia

Aktivierung intrinsischer Motivation

Intrinsische Motivation ist• die Absicht, eine bestimmte Lernhandlung durchzuführen,• weil die Handlung selbst interessant, spannend oder

zufriedenstellend scheint (Deci&Ryan 1985)

Die Handlung wird „um ihrer selbst willen“ durchgeführt und nicht, weil ihr wünschenswerte Konsequenzen folgen.

„Keine zweite Herausforderung dürfte unsere Schulen und Universitäten so sehr zum Umdenken zwingen, wie die intrinsische Motivation unserer Kinder zu bewahren und zu pflegen“ (Precht 2018, 169)

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25Gillen, Julia

Sicherheit

Wachstumsbedürfnisse – Säulen der intrinsischen Motivation

Autonomie

selbst entscheiden

Kompetenz

selbstwirksam

Beziehung

verbunden mit anderen

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26Gillen, Julia

Wann und warum handeln Menschen intrinsisch motiviert?

Anfo

rder

unge

n

Fähigkeiten

überfordernde Aufgaben

unterfordernde Aufgaben

FrustLangeweile

herausfordernde Aufgaben

StressAngst

Flow • bezeichnet das Gefühl des völligen

Aufgehens in einer Tätigkeit.• ist eine wichtige Quelle für

Kompetenzentwicklung

Merkmale: • Verschmelzen von Handlung und

Bewusstsein• Zentrierung der Aufmerksamkeit auf

die momentane Tätigkeit• Selbstvergessenheit• Ausüben von Kontrolle über

Handlung und Umwelt(vgl. Csikszentmihalyi 1988)

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27Gillen, Julia

Learners in the driving seat - Continuum of Ownership

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

28Gillen, Julia

Bedeutung kollaborativen Lernens

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29Gillen, Julia

Stehen wir in der beruflichen Bildung aufgrund der

digitalen Transformation vor einem Paradigmenwechsel?

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Gillen, Julia

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

30Gillen, Julia

Gestaltungsmerkmale

• Reale Probleme, konkrete Fälle und offene Fragen als Ausgangspunkt des Lernens

• Verbindung von technologischen, anwendungsorientierten und gesellschaftlichen Perspektiven

• Verknüpfung von Instruktion, Konstruktion und selbstorganisiertem Lernen

• Herausfordernde Aufgaben zur Aktivierung intrinsischer Motivation

• Anbahnung von eigenverantwortlich arbeitenden und funktionsübergreifenden Teams• Reflexion und Aktion als iterativer Prozess

• Technisch angemessene Lerninfrastruktur und -ausstattung

Konsequent umsetzen!

Entwicklungsräume für Kompetenzen in der digitalen (Arbeits-) Welt

BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019

31Gillen, Julia

Vielen Dank!

Prof. Dr. Julia Gillen

julia.gillen@ifbe.uni-hannover.de

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