View
214
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
Noticiero 32013
Ein junger Mann, der sich eine Geflügelfarm angeschafft hat, kommt
zum Rabbiner, um sich Rat zu holen: Seine Hühner siechen dahin, täg-
lich sterben mehrere von ihnen. Ohne zögern rät ihm der Rabbiner, die
Tiere mit Maiskörnern zu füttern. Nach einer Woche kommt der junge
Mann wieder, das Mittel hat nicht geholfen. Der Rabbi fragt: „Hast du
dem Geflügel die Körner roh oder gekocht gegeben?“ „Roh“, antwortet
der unglückliche Züchter. - „Also füttere sie ausschließlich mit gekochten
Maiskörnern, dann wird alles gut sein“. Wenige Tage später kommt der
Mann verzweifelt wieder, es ist schlimmer denn je. - „Womit nährst die
die Hühner?“ „Wie Ihr geraten habt, mit gekochten Maiskörner.“ „Kalt
oder warm?“ fragt der Rabi. - „Kalt“. „Dann geh nach Hause und füttere
sie nur mit heißen Körnern.“ „Gewalt, Rabbi!“, ruft der Züchter, als er
nach zwei Tagen wiederkommt, „meine Hühner krepieren noch schneller
als vorher“. „Wie gibst du ihnen die Maiskörner, trocken oder im Koch-
wasser?“ „Trocken“, erwidert er. Ihm wird geraten, sie nur im warmen
Wasser zu verabreichen. Wieder zwei Wochen später klagt der junge
Mann verzweifelt: „Es ist furchtbar, die Hühner sterben mir alle weg.
Habt Ihr vielleicht noch einen Rat für mich?“ - „Sei getrost“, antwortet
der Rabbi, „solange dir noch Hühner bleiben, solange werde ich Rat-
schläge für dich haben“.
FAZIT:
Man soll sich erst aufhängen, wenn alle Stricke reißen.
Editorial
Fast wie ein VorwortVon: Dr. Kai. C. Otte
Titel:Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru
Noticiero4 2013 Noticiero 52013
3 Editorial
6 Termine
Das neue Buch von Heinz Meyer:
7 Die Skala und das System der Ausbildung
Porzellanhochzeit 8 für den Pasopferde Verband
En tiempos pasados – es war einmal
16 Der Werdegang der Pasorassen
Das interessiert den Aficionado
Was Sie schon immer über den 18 Paso Peruano wissen wollten
Die Überzäumung des Pferdes
26 Roll-Kur
Panamá war eine Reise wert
Erste Begegnung mit dem 30 Paso Iberoamerikano
36 Sport, Spiel, Spannung
38 Hengstliste
Haben die Pasos ein Problem? 44
GWP – Förderpreise 2012 56
Der American Paso Fino 58
Qualität auf Punkt und Komma
Das Pasopferd in der Materialprüfung 66
Pasopersönlichkeit und Stempelhengst
Sol de Oro VieJo 68
Neue LPO und WBO 78
Sport mit Pasopferden 80
Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte 92
Presseschau 94
Richtige Kennzeichnung von Equiden 102
Wie anders sind Pasopferde? 105
Vorstandschaft und Impressum 106
Inhalts-verzeichnis
Noticiero6 2013 Noticiero 72013
TermineMessen • Turniere • Kurse
2013
05.09. - 08.09.2013 IDGM der IGV, Aegidienberg - GPZ
04.09. - 08.09.2013 FN Bundeschampionat, Warenhof
September
12.10. - 13.10.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach
21.10. - 23.10.2013 Iberian Emotions, bei A. Jänisch, Chieming
29.10. - 03.11.2013 Faszination Pferd, Messe Nürnberg
Oktober
05.12. - 08.12.2013 Messe Pferd & Jagd, HannoverDezember
04.08. - 11.08.2013 WM Islandpferde, Berlin
28.08. - 01.09.2013 Americana, Augsburg
August
05.07. - 07.07.2013 20 Jahre Paso Peruanos in Armstorf
27.07. - 28.07.2013 Hausturnier Vierhaus, Borken
Juli
15.06.2013 3. Töltdistanz u. Breitensportwochenende, Streckenroth
22.06. - 23.06.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach
Juni
06.04.2013 Frühlingsritt PPE, Vogelstockerhof
09.05. - 12.05.2013 Pferd International, OR-Anlage München-Riem
April & Mai In diesem Buch wird die „Skala der Ausbildung“
nüchtern und kritisch als ein Bestandteil der
Reit- und Ausbildungstheorie der Deutschen Rei-
terlichen Vereinigung beleuchtet. Diverse verbrei-
tete Ansichten über die „Skala“ werden korrigiert: Die
„Skala“ ist relativ jung; Sie wurde erst 1979 in einem
FN-Lehrbuch formuliert. Die in die „Skala“ aufgenom-
menen Grundsätze sind nicht unumstößlich. In ihrem
Zusammenhang mit den Phasen der Ausbildung wur-
den sie bereits mehrfach verändert und auch erweitert.
Heinz Meyer stellt mit seinem Buch klar, dass die „Ska-
la“ dem komplexen Verlauf der Ausbildung eines Pfer-
des nicht gerecht wird, da sie die realen Prozesse zu
sehr vereinfacht.
Im ersten Teil seines Buches kommen die Befürworter
der „Skala“ wie Michael Strick und Britta Schöffmann
zu Wort, im zweiten die Kritiker, u.a. Kurd Albrecht von
Ziegner oder Philippe Karl. Daran schließt sich die Ge-
schichte der „Skala“ an und eine zusammenfassende Be-
gründung der Kritik. Im Anschluss wird ausführlich ein
alternatives Ausbildungssystem vorgestellt und in einer
graphischen Übersicht zusammengefasst. Heinz Meyer
ist überzeugt: Dieses System wird der Komplexität der
Ausbildung des Pferdes eher gerecht. Es respektiert so-
wohl die unterschiedlichen Bereiche als auch die ver-
schiedenen Stadien der Schulung. Das Buch schließt mit
dem Kapitel „Zum Lernen des Pferdes“, das auf die Prob-
leme der Vermittlung der reiterlichen Ziele aufgrund der
biologischen Voraussetzungen beim Pferd eingeht.
Prof. Dr. phil. habil. Heinz Meyer, mit Pferden aufge-
wachsen, in seiner Jugend erfolgreich in Spring- und
Dressurprüfungen, Diplom-Psychologe und promo-
vierter Soziologe, habilitierte sich im Fachbereich So-
ziologie und lehrte an den Hochschulen in Aachen und
Wuppertal. Mehr als vierzig Jahre kommentierte er in
Fachzeitschriften den internationalen Turniersport,
insbesondere Dressurwettbewerbe und schrieb zahlrei-
che Beiträge zur Theorie des Reitens und zur Praxis der
Ausbildung des Pferdes. Er war als Chefredakteur und
später als ständiger Mitarbeiter des „St. Georg“ sowie
als hippologischer Fachberater der „Reiter Revue“ tätig
und hat etliche Bücher veröffentlicht.
Das neue Buch von Heinz Meyer:
die skala und das system der ausbildungEine kritische Interpretation
Heinz Meyer
270 Seiten mit Fotos und Zeichnungen
978-3-930953-82-0
www.wu-wei-verlag.com
29,95 Euro
Autor:
Inhalt:
ISBN:
Verlag:
Preis: Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.
Noticiero8 2013 Noticiero 92013
man, dass immer nach einer ersten Phase mit „Exoten-
bonus“ ein wohldurchdachtes, für Pferd, Reiter und Zu-
schauer attraktives Sportgeschehen die Szene unerhört
belebt hat.
Seit über 30 Jahren finden die Pasopferde aus Südame-
rika auch immer neue Freunde in Europa. Caballo de
Paso, Paso Peruano und Paso Fino – einige der Begriffe,
die von Pferdebegeisterten fast schon mit Bewunde-
rung ausgesprochen werden: die Pasopferde wirken in
der Tat in der zunehmend farbiger werdenden Palette
des hiesigen Rassenspektrums besonders brilliant. Was
macht ihre Faszination aus? Die Summe vieler Eigen-
schaften, die diese Pferde haben, aber auch sehr viel
Flair, das in Worten schwer zu beschreiben ist: Man
nehme: eine gute Portion iberischen Blutes. Seit alters-
her waren iberische Pferde etwas besonderes. Konse-
quente, ja rigorose Selektion auf Leistungsfähigkeit
und beste Charaktereigenschaften schuf Pferde, die
als der Inbegriff von Ausdauer und Rittigkeit gelten.
Ihr Verbringen in die neue Welt führte dazu, dass die
bequeme Gangart Tölt in Südamerika erhalten, gefes-
tigt und verfeinert wurde. So sind die Pasopferde in
der heutigen Hipposzene eine einmalige Erscheinung:
sie können unwidersprochen das Prädikat des besten
Naturtölters für sich in Anspruch nehmen. Leistungsfä-
hig, leistungsbereit, leichtrittig, nervenstark, sensibel,
bequem, menschenbezogen – die ausgeprägteste Form
des Genießens im Sattel ist im Pasopferd verwirklicht
worden.
Für alle Pasorassen gilt als das Grundkonzept: größt-
mögliche Bequemlichkeit und nobler Charakter. Un-
terschiede zwischen den Pasoschlägen sind – abgese-
hen von anatomischen Details – hauptsächlich in der
Gangmanier zu finden. Wo z.B. der Paso Peruano mit
weiten Bewegungen und ausgeprägter Aktion der Vor-
hand daherkommt, macht der Paso Fino mit kurzen,
In einer Zusammenstellung von Ehe-Jubiläen
habe ich obigen Begriff für eine 20 Jahre andau-
ernde Beziehung gefunden und finde er passt gut
für unser Verhältnis zum Pasopferde Verband. Et-
was zerbrechlich, etwas kostbar, etwas erhaltenswert,
etwas verstaubt, irgendwie etwas interessant. Ehe- und
andere Jubiläen haben neben ihrer Nostalgie auch im-
mer etwas Bilanzierendes. Da werden dann frühe Träu-
me und kühne Pläne mit den späteren Resultaten zu
vergleichen sein um, eigentlich sozusagen in Resümee's
neue Aufgaben anzupacken. Diesbezüglich darf ich auf
unsere „kurze Besinnung zu Beginn eines neuen Jahr-
zehnts“ in Noticiero 2010 verweisen. Hier möchte ich
eher fragen, welche Ideen, ja Wunschträume den Pas-
opferde Verband beflügelt und letztlich auch so lange
getragen haben.
Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde
in Europa und ihre Zahl steigt stetig. Dennoch entstand
vor einiger Zeit bei Insidern wie bei neutralen Beobach-
tern der Szene der Eindruck einer gewissen Stagnation
sowohl im züchterischen wie im sportlichen Bereich.
Ein Grund hierfür mag in dem ambivalenten Selbstver-
ständnis der Pasopferdeleute liegen: Der superbequeme
sanfte Naturtölter fordert nicht unbedingt denjenigen
heraus, der sich sportlich profilieren will. Dabei bie-
ten sich diese Pferde aufgrund ihres ungewöhnlichen
Arbeitseifers, ihrer Leistungsbereitschaft und Men-
schenbezogenheit geradezu dafür an, dass man mehr
mit ihnen unternimmt als „nur“ Spazierenreiten. Blickt
man auf andere hippologische Minderheiten, so erkennt
Porzellanhochzeit für den Pasopferde VerbandText: K. C. Otte
Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde in Europa und ihre Zahl steigt stetig
Noticiero10 2013 Noticiero 112013
sen“ und Paso-Partbreds dar. In den Prüfungen des
PV starten Paso Peruanos, Paso Finos, Trochadores,
Paso Argentinos, Troton-Galoperos, und andere ne-
ben Partbreds (mit einem Pasoblutanteil von 50% und
mehr) gleichberechtigt nebeneinander. Nichtsdestowe-
niger ist ein Teil der Prüfungen so konzipiert, dass die
„rassetypischen“ Merkmale der einzelnen Pasoschläge
gefordert und gefördert werden. Der „Einheitspaso“ ist
züchterisch nicht sinnvoll und sportlich nicht attraktiv.
Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein: für die
rein ideologische Rassendiskussion ist hier kein Platz.
Tradition wird dort erhalten, wo sie sich bewährt hat -
auf allzu hinderliche Zöpfe verzichtet man. Pasoreiten
ist erheblich mehr als Brauchtumspflege: Es ist echter
Sport im wohlgemeinten Wortsinn.
Es gilt zu vermeiden, dass die sattsam bekannten und
sich in jedem Land wiederholenden Streitigkeiten zwi-
schen den sogenannten Traditionalisten und selbster-
nannten Fortschrittlichen in die Reihen der Pasobegeis-
terten getragen werden. Zukunftsweisend ist dabei das
Grundkonzept von CONFEPASO (Confederacion Inter-
nacional de Criadores de Caballos de Paso), wie es in
seinem umfangreichen Regelwerk dargelegt ist. Danach
gehören alle Pasopferde einer gemeinsamen Rasse an:
„Caballo de Paso“ (Paso-Pferd). Im letzten Abschnitt sei-
ner Zuchtgeschichte (im wesentlichen seit etwa 40er bis
50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) haben sich
zunächst lokal in den Ursprungsländern die uns be-
kannten Schläge (Modalidades – Lokalrassen) heraus-
geschält: Classic Fino, Trochador, Peruano, etc., die sich
nun auch europaweit tummeln.
Dieses Konzept einer gemeinsamen Rassetypengruppe
wird nicht nur durch die gemeinsame Geschichte (z.B.
gleicher Ursprung, gleiches bisheriges Zuchtziel, d.h.
Arbeitspferd mit bequemer Gangart, Austausch von
genetischem Material, etc.) und durch die praktische
Züchtererfahrung getragen, sondern auch durch mo-
derne DNA-Fingerprint-Untersuchungen (=genetischer
Fingerabdruck) wissenschaftlich gestützt.
Die zuständigen Gremien von CONFEPASO haben auch
dem anderen Grundprinzip des PV, „Tradition und Zu-
schnellen Schritten Boden gut oder besticht der Paso
Iberoamericano durch sein Dressurtalent. Hauptsache
Tölt. Ob Paso Llano im Reisetempo, verstärkt oder ver-
sammelt; ob Paso Corto, Largo oder Classic Fino – jedes
Tempo hat seinen Liebhaber, nur: bequem muss es sein.
Wo englisch-germanische Reiterei in Schwerstarbeit
auszuarten droht, macht der Pasoreiter einen großen
Bogen und reitet entspannt weiter; Markenzeichen: Lä-
cheln im Gesicht. Das Prinzip der schwingungsfreien
Zone in der Sattellage ist bei allen Pasopferden perfekt
verwirklicht. Wer es sich leistet, die Qualitäten seines
Pferdes nicht mit Stoppuhr und Maßband zu ermitteln,
wer gerne etwas abseits vom Hufschlag seine Wege
sucht; wer genug hat von schwierigen Pferden, wenig
pferdegerechten Reitweisen und körperlichem Dauer-
stress der probiert's mal mit einem Pasopferd.
Am 09. Oktober 1993 trafen sich im fränkischen Ober-
scheinfeld zahlreiche Pasofreunde, um den „Pasopferde
Verband“ ins Leben zu rufen. Grundidee bei der Ziel-
setzung des neuen Verbandes war, die gesamte Palette
der Pasopferde mit all ihren Typen unter einem Dach zu
betreuen. Darüberhinaus wollte man Pasopferde durch
rassegerechte Sportprüfungen auch für den ambitio-
nierten Reiter attraktiver präsentieren. Dabei darf der
Begriff „Sport“ nicht missgedeutet werden als Stoppuh-
renfetisch im athletischen Grenzbereich. Der Sport mit
Pasopferden umfasst eine weite Palette von der iberisch
geprägten Dressur- und Rittigkeitsprüfung über den
wettkampfmäßigen Langstreckenritt bis zum organi-
sierten Wanderreiten. Jeder Pasoreiter wird in der Prü-
fungsordnung ein maßgeschneidertes Paket vorfinden,
welches seinen persönlichen Neigungen und den Mög-
lichkeiten seines Pferdes besonders entgegenkommt.
Hintergedanke dieser sportlichen Neuorientierung ist
die rasche, aber nachhaltige Auswirkung auf das Zucht-
geschehen. Wer nicht in den Geruch des Schau-Schön-
lings geraten will, muss Leistungsfähigkeit unter Be-
weis stellen. Eine exterieurorientierte Zuchtbeurteilung
kann dies nur begrenzt. Gesundheit, Härte, Arbeitseifer,
Ausdauer lassen sich nur im sportlichen Rahmen do-
kumentieren. So sind denn auch alle Prüfungen so an-
gelegt, dass der Züchter ganz eindeutig Stärken und
Schwächen eines Individuums erkennen und durch
Auswahl der Zuchttiere nach diesen Erkenntnissen han-
deln kann.
Ein weiteres Novum für die Pasopferde stellt die
prinzipielle Gleichstellung der einzelnen „Pasoras-
Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein
Paso Peruano Hengst „El Destino PvF
Noticiero12 2013 Noticiero 132013
und Zäumungen, die anderen Reitkulturen angehören,
erwünscht seien, etc. Warum diese „Deutschtümelei“?
fragt G. Waiditschka. Hat nicht die Western-Reiterei so
stark an Popularität gewonnen, weil man sich mit dem
Mythos „Cowboy“ identifizieren kann? Wäre das nicht
auch ein Argument für mehr „Freizügigkeit“ in der Aus-
rüstung, solange diese einem Land mit traditioneller
Arbeitsreitweise entspringt?
Die Antwort von Stefan Baumgartner lautete unter an-
derem: „Von ablehnen kann nicht die Rede sein. Ganz im
Gegenteil. Wir haben den anderen Nationen und deren
Reitkultur gegenüber den allergrößten Respekt. Des-
halb wollen und dürfen wir sie nicht imitieren. Deutsch-
land hat selbst eine großartige Reitkultur – wenn auch
betrüblicherweise meist militärischen Ursprungs und
nicht von Schöngeistern und höfischen Reitakademien
geprägt. Aber das hat nichts mit Deutschtümelei zu tun.
Außerdem ist es eine der Grundpräambel der weltweit
aktiven Working Equitation, die kulturelle Eigenstän-
digkeit der einzelnen Nationen auch reiterlich zu reprä-
sentieren. Diese Präambel betrifft nicht nur die Ausrüs-
tung von Ross und Reiter, sondern geht so weit, dass
auch die teilnehmenden Pferderassen, wenn möglich,
die nationale Pferdezucht repräsentieren sollen. Auf in-
ternationalen Turnieren ist es beispielsweise nicht ge-
stattet, in einer anderen als der eigenen Nation entspre-
chenden Kleidung, Zaumzeug usw. teilzunehmen. Genau
aus diesem Grund wurde, auf unsere Initiative hin, ein
deutscher Offizierszaum reproduziert. Dieser hat sich
europaweit als Markenzeichen der Deutschen „Worker“
durchgesetzt. Wäre doch auch komisch, wenn die spa-
nische Mannschaft auf Sätteln aus der Camargue reiten
würde, oder? Kostümreiten lehnen wir kategorisch ab.“
Das Konzept des PV ist denkbar einfach: Bessere Zucht
durch besseren Sport. Pasopferde und deren Reiter
scheinen von ihrer Grundidee übertriebenen sportli-
chen Ambitionen zuwider zu laufen. Schließlich kann
man keinen Wettkampf im Genießen ausschreiben. Doch
bald schon stellte sich heraus, wie effizient dieses Kon-
zept ist. Eine Zucht ohne sportliche Leistungskontrolle
beraubt sich selbst ihres besten Selektionskriteriums.
So dient der Sport nicht nur dem Zweck einer gehobe-
nen Reitqualität, sondern auch als Mittel zum Zweck ei-
kunft“, große Anerkennung gezollt. Sehr froh war man
über die Tatsache, dass wir in Deutschland unter Tradi-
tion nicht das Nachbeten vorgestriger Weisheiten, nicht
Import-Folklore mit Poncho, Strohhut oder Zamarros
und auch nicht gedankenloses Pferdekarussell um einen
Palo verstehen, sondern die züchterische Bearbeitung
der alten Pasotugenden Fortaleza und Nobleza. Das Tra-
ditionskonzept ist also Pasopferd = Arbeitspferd (Reit-
pferd), die Zukunft liegt in der genetischen Fixierung
der Eigenschaften, die für das Reitpferde-Konzept we-
sentlich sind. Das ist Zukunftsarbeit mit den Pferden,
die uns die Bemühungen früherer Züchtergenerationen
beschert haben, eben „Tradition und Zukunft“. In die
gleiche Kerbe schlagen auch maßgebliche Pasozüchter
in Argentinien, speziell in der traditionellen Pasohoch-
burg SALTA (früher als Altoperu Teil des Vizekönigtums
Peru, die sogar in den letzten Jahren ihre Prüfungs-
ordnung umgestaltet haben, damit die alte Pasotugend
FORTALEZA, dort Rusticidad genannt, vor lauter Schau-
begeisterung hinten runterfällt. Daran hat mich wieder
der Bericht von K. Decruppe in der 2/2012 Ausgabe von
Pasollano News lebhaft erinnert. Der dort geäußerten
Empfehlung, sich mal die kritischen Artikel von C. Le-
cuona de Prat diesbezüglich zu Gemüte zu führen, kann
ich mich nur anschließen, besonders weil sie lebhaft an
die in den Jahren 1982 – 1992, dort wie in Peru, geführ-
ten heißen Debatten zum Thema gemahnen.
Alle Beteiligten sind sich über zuchtideologische
Grenzen hinweg einig, dass auf diesem Gebiet Hand-
lungsbedarf besteht. Mit einem reinen Fortschreiten
traditioneller, teilweise folkloristisch angehauchter Be-
urteilungskriterien aus dem Mutterland erweist man
dem Paso in Europa einen Bärendienst. In nächster Zu-
kunft sind verantwortungsbewusste Züchter gefragt,
die bereit sind, auf dem schmalen Grat zwischen Tra-
dition und Ketzerei zu gehen. Es geht darum, eine der
interessantesten Erscheinungen der Pferdewelt zu er-
halten, vielleicht zu verbessern und für unsere Bedürf-
nisse einzurichten.
In diesem Zusammenhang finde ich eine Bemerkung
von Stefan Baumgartner sehr bedenkenswert. Als einer
der Gründerväter der bei uns „neuen“ Bewegung der
WORKING EQUITATION wurde er in einem Interview
(EQUUS 1/2013) nach seinem Verhältnis zur iberischen
Tradition gefragt, die sich doch auch im Dress der Equi-
tationsreiter zeigen sollte. So heißt es im Reglement für
die Masterklasse beispielsweise, dass der Englische
Sattel zu bevorzugen sei, keine Verzierungen, Sätteln
Bessere Zucht durch besseren Sport
Noticiero14 2013 Noticiero 152013
wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Nicht
jede Stute ist zuchttauglich und nicht jeder Hengst
muss eingesetzt werden.
Somit beinhaltet die Idee dieses Vorhabens zwei Schwer-
punkte unseres momentan dringlichen Zuchtauftrages:
Wir müssen die orthopädische Situation ernster neh-
men als bislang geschehen – auch wenn viele es nicht
mehr hören wollen. Der Käufer will gesunde Pferde und
keine Entschuldigungen.
Ein gutes Pferd hat nicht nur keine Farbe, sondern kann
auch gut auf eine Reihe anderer Attribute wie üppige
Mähne, geringe Abzeichen oder kleine Ohren verzichten.
Die gesamte Exterieurbeurteilung muss ausschließ-
lich unter funktionalen Aspekten erfolgen. Gut ist, was
funktioniert und haltbar bleibt.
Man muss das Freizeitpferd vom Stigma der Zweitklas-
sigkeit befreien. Der hochspezialisierte Extremsportler
ist zwar u. U. als Genreserve geeignet, er darf aber nicht
das Zuchtziel der gesamten Population werden.
Lebensleistung muss eines der angestrebten Zuchtziele
sein.
Wer die Spezialprüfungen der Töltiberer studiert - oder
besser noch absolviert – hat, wird ein Estrem bemer-
ken: die Vieseitigkeit. Ein Pferd, das im Distanzritt Här-
te beweist, in der Gangprüfung Variabilität zeigt und in
der Rittigkeit einen guten Eindruck hinterlässt, ist ein
Leistungssportler. Diesmal mit der Lizenz zum Züchten.
Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man
mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und die
Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter im
Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der Zucht
vielleicht mal gerade drei Generationen überblicken.
Wer sich hier verschätzt, fügt der vielleicht interessan-
testen hippologischen Herausforderung großen Scha-
den zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und harten
Naturtölters. Das bekannte Motto gilt also auch umge-
kehrt: besseren Sport durch bessere Zucht.
So bleibt das Zuchtziel Pasopferd eine Idee mit vielen Facetten:
Eigentlich zuviel „Programm“ für die kleine europäi-
sche Pasogemeinde, aber im Zuge dieser PORZELLAN-
HOCHZEIT war es angezeigt, auf die Problematik hin-
zuweisen, zumal auch unsere argentinischen, einige
ner Zucht mit gesunden, leistungsfähigen und leichtrit-
tigen Pferden. Das „Ja“ zum Sport fällt umso leichter,
als in der Sportprüfungsordnung des PV für wirklich
jeden Geschmack etwas zu finden ist:
Die Zucht benötigt aber auch ausbildungs- und rei-
terunabhängige Beurteilungskriterien. In der Pasop-
ferde- Materialprüfung wird dem Pferd – analog der
FEIF-Prüfung der Isländer – gründlich auf den Zahn
gefühlt, und das bis auf zwei Stellen hinter dem Kom-
ma. Ergänzend legen Hengste die staatlich vorgeschrie-
bene Leistungsprüfung ab. Auch hier hat der PV einen
neuen Akzent gesetzt: Die bisherige Beurteilung nach
der Stoppuhr war wenig pasogerecht; eine Ausdauer-
prüfung mit Bewertung der Töltqualität dokumentiert
am ehesten die Leistung, die der Pasoreiter verlangt:
endlosen Tölt in seiner besten Form. Erfreulicherwei-
se finden die Zuchtprüfungen zunehmend Anklang auch
bei den Stutenbesitzern. In den vergangenen Jahren ist
die züchterische Basis durch zahlreiche Importe erfreu-
lich breiter geworden. Mit insgesamt mehr als zwanzig
Pasoschlägen in den südamerikanischen Ursprungs-
ländern ist einer züchterischen Rassenvielfalt auch bei
uns Tür und Tor geöffnet.
Ob es denn wirklich das schlechtere Wegenetz war, das
die Pasopferde in Südamerika überleben ließ, sei einmal
dahingestellt. Vielleicht verstehen die Südamerikaner
nur einfach mehr vom komfortablen Reiten. Die Idee
des Naturtölters ist jedenfalls eine große hippologische
Herausforderung. Nur: in der Biologie gibt es keinen
perfekten Endzustand, sondern bestenfalls einen be-
friedigenden Status quo.
Darum stellen wir erstmal fest bis wir vielleicht irgend-
wann noch klüger sind und einigen uns auf folgendes
Programm:
• Reinzucht ist kein Qualitätsmerkmal per se. Solange
in den Ursprungsländern die Stutbücher offen sind,
müssen wir nicht krampfhaft versuchen, an einem
Mythos zu stricken.
• Der Leistungs- und Gesundheitsaspekt muss in der
Pasopferdezucht vorrangig bleiben.
• Ein Zuchtziel darf sich nie auf die Ausprägung eines
Extrems, sondern nur auf die Vielzahl guter Eigen-
schaften definieren.
• Die Erhaltung vieler guter Eigenschaften erfordert
genausoviel züchterishcen Aufwand wie die Verbesse-
rung einer Einzeltugend.
• Die Selektion muss gegenüber der gezielten Anpaarung
Pasopferde“, Noticiero 2011) nicht nur auf taube Ohren
stößt. Mithin: Lasst uns die nächsten 20 Jahre im Zei-
chen der FORTALEZA angehen nachdem die ersten De-
kaden der weltweiten Pasozucht den idealen Pisos (i.e.
Gangvermögen) und Belleza (Schönheit und Eleganz)
gewidmet waren.
der peruanischen und manche der nordamerikanischen
Züchterkollegen zunehmend lauter ins gleiche Horn
stoßen. Manche „moderne“ Pasoexemplare scheinen
zu zeigen, dass diese Botschaft (siehe auch die Gedan-
ken dazu in „Die gute Botschaft vom neuen Feld“ aus
Noticiero 2009 oder „Bessere Zucht für besseren Sport“,
Noticiero 2010 bzw. „Fortaleza – Kardinalstugend für
Noticiero16 2013 Noticiero 172013
Nun beginnt der Rückimport des vielleicht aufregends-
ten Phänomens der Tierzucht: der Tölt kehrt zurück.
Seit Anfang der 1970er Jahre kamen kleinere Gruppen
von Pasopferden entweder direkt aus den Ursprungs-
ländern oder via USA zu uns. Nach einigen organisa-
torischen Fehl- und Frühstarts – das Pasopferd als
Über-Isländer oder für den reiterlichen Ignoranten;
folkloreüberladen; Zucht mit kleinster Population –
hat sich mittlerweile eine reiterliche und züchterische
Szene entwickelt, die weit über den Exotenstatus hin-
ausgeht. Mit etwa 1000 registrierten Pferden liegen die
Pasos unter den Gangpferden nach den Isländern an
zweiter Stelle.
Diese Position wird der Paso behaupten. Seine extreme
Typenvielfalt sichert ihm einen breiten Interessenten-
kreis. Der wetterfeste Wanderreiter findet sich in ihm
ebenso wieder wie der Show- und Sportreiter im Büh-
nenlicht. Der eine findet Gefallen an der traditionellen
Einbindung, der nächste an dem genetischen Töltpo-
tential – und alle begeistern sich für den Tölt in einer
Qualtiät, die keine andere Pferderasse der Welt für sich
in Anspruch nehmen kann.
Ein Pferd, genannt ASTURCON oder TIELDON.
Es handelte sich um Zelter ältesten Geblütes,
in dessen Adern sich das harte Geschlecht
der iberischen Nordpferde mit den Heißspor-
nen der Südsteppen inniglich vermischte.
... eine Stute mit Namen IBERICA, die Stammmutter al-
ler erfolgreichen Reitpferde der Alten und Neuen Welt.
Ihre Töchter ließen sich mit allerlei Hengsten orientali-
schen und germanischen Geblütes ein – so entstanden
die GENETAS, jene harten und begehrten Streitrosse ...
... ein Pferd namens ANDALUZ, das wegen seiner
Schönheit und orientalischen Abstammung von allen
bewundert wurde. Christoph Kolumbus nahm diesen
edlen Hengst bei seiner zweiten Reise in die Neue Welt
mit. Zusammen mit anderen adligen Pferden ....
Wie man sieht, besteht an Erklärungen, Theorien und
Mythen über die Entstehung der Pasopferde kein Man-
gel. In jedem Märchen steckt ein bisschen Wahrheit.
Welche Gene wann wo wie mitgespielt haben, lässt
sich kaum rekonstruieren. Es ist für das Verstehen des
Phänomens Pasopferd auch nicht erforderlich. Versu-
chen wir es mit einer Version, die der Wahrheit vermut-
lich recht nahe kommt.
In Nordwest- und Zentralspanien gab es harte Arbeits-
pferde vom Cobtyp (Jacas), die aus den sog. Protokalt-
blütern, also Wald- und Tundrenpferden und Protoo-
rientalen, den Südpferden, hervorgegangen waren. Ihr
Erbe ist heute noch in den Pasopferden präsent. In Süd-
amerika wurden sie mit (Vor-)Sorraiapferden gekreuzt,
die im Küstengebiet und in den savannenartigen Zucht-
regionen bevorzugt wurden.
Dass in Südamerika der Tölter als erklärtes Zuchtziel
gegolten hat, wird gemeinhin damit erklärt, dass in
Europa das bessere Straßennetz und das Kavalleriewe-
sen Trabpferde erforderte, während im unwegsamen (?)
En tiempos pasados – es war einmal
Der Werdegang der Pasorassen
Südamerika der Tölter das Fortbewegungsmittel der
Wahl war. Aber selbst diese Interpretation ist fragwür-
dig; sind doch auch in ganz Südamerika nur etwa 1/3
aller Pferde Tölter; hinzu kommen Heerscharen von
meist nichttöltenden Eseln und Mulis. In Peru z.B. sind
weniger als 1% aller Pferde als Caballo Peruano de Paso
registriert; nichtsdestoweniger gilt der Paso Peruano
als die nationale Pferderasse.
Wie viele Pferde aus Spanien nach Südamerika wirklich
gelangt sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die kreo-
lische Pferdezucht wurde sehr schnell autonom. Schon
die Pferde, die Pizarro und Jiminez de Quesada bei ihren
Kolonialisierungszügen einsetzten, stammten aus ka-
ribischen und zentralamerikanischen Nachzuchten. Es
waren je nach Verwendungszweck die leichteren, rittigen
Asturcones, Marismenos oder Galicenos oder die kalibri-
geren Ibericos und Castellanos. Für die reine Zugarbeit
wurden Pferde vom schweren Villano-Typ eingesetzt.
Die Indios und Mestizen lernten schnell, aus verwil-
derten Kolonialpferden ein für ihre Zwecke geeignetes
Pferd zu züchten, dessen Nachkomme heute als „Caballo
Criollo“ bezeichnet wird (Diese Bezeichnung darf nicht
mit der offiziellen Rassebezeichnung „Criollo“ verwech-
selt werden; einer heutigen offiziellen Zuchtrasse mit
definiertem Zuchtziel).
Diese Criollopferde hatten sehr viel Gangvermögen
und Härte. Aus ihnen entstanden die caballos con paso
fino oder die caballos con paso castellano: elegante
Naturtölter mit der Genügsamkeit der nordspanischen
Bergponies, der Gangvariabilität von Trocha bis Ambla-
dura, die die mittelspanischen Jacas auszeichnet, und
der Rittigkeit der südspanischen Reitpferde. Cartuja-
nos, Estremenos und Andaluces wurden zur Verbesse-
rung von Adel, Ausdruck und Präsenz eingesetzt; damit
nahmen auch Stockmaß und Masse zu. Die Gangquali-
tät im Sinne des perfekten Naturtölters wurde dadurch
allerdings nicht positiv beeinflusst.
Die Ursprünge des CABALLO DE PASO sind also viel-
fältig. Der Begriff „Rasse“ im heutigen tierzüchteri-
schen Sinn ist kaum anwendbar. Was heute als „Rein-
zucht“ und „Rassetyp“ deklariert wird, entspringt eher
gedanklicher Fixierung auf das Objekt der Begierde
als tierzüchterischer Präzision. Zu groß wohl was das
Exterieur wie auch die Gangveranlagung angeht. Erst
seit kurzer Zeit bilden sich die Subtypen (modalidad)
in der Form heraus, die wir heute als „rassespezifisch“
oder „rassetypisch“ darstellen. Die Zuchtbücher wurden
erst in jüngster Zeit geschlossen (Paso Peruano: 1992,
Paso Fino: teilweise noch offen.). Die südamerikanischen
Züchter sind mit Sicherheit eher pragmatisch handeln-
de als bürokratisch verwaltende Menschen. Bei allem
Respekt vor biologischem und kulturellem Erbe sollte
man diese Tradition der Flexibilität beibehalten.
Zurück nach Europa
Aus unserem Blickwinkel liest sich die weitere Bio-
graphie der Pasopferde folgendermaßen: Die Töltver-an-
lagung wanderte in die Neue Welt aus, wurde dort erhal-
ten und verfeinert, während sie hierzulande ausstarb.
Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima
Noticiero18 2013 Noticiero 192013
Der Paso Peruano ist das bequemste Pferd der
Welt". Diesen Anspruch erhebt auch diese
Rasse. Verglichen mit anderen Rassen, ist
der Paso Peruano, besonders für Reitanfän-
ger, relativ einfach zu reiten. Das ist ja zunächst ganz
positiv! Allerdings hat diese Medaille auch eine Kehr-
seite! Eben gerade weil diese Pferde so bequem zu sit-
zen sind und ein sehr ausgeglichenes und freundliches
Wesen haben, ziehen sie eine unverhältnismäßig große
Anzahl von unerfahrenen und unsportlichen Reitern an.
Welchen Einfluss hat dies nun auf die Rasse? Leute, die
gerade wissen wo das Futter rein- und der Mist raus-
kommt, die mit einem Pferd, dessen Gangarten ihnen
körperlich etwas mehr reiterliches Können abverlangen
würde nicht zurechtkommen, schimpfen sich nach kur-
zer Beschäftigung mit unserer Rasse bereits „Experten"
und/oder „Trainer". Es ist eine Sache über ein Thema
viel zu lesen und zu wissen, solange dieses Wissen nur
für triviale Konversation während einer Cocktailparty
benutzt wird. Aber es steht auf einem gänzlich ande-
ren Blatt, diese theoretischen Kenntnisse in die Praxis
umzusetzen und sie anderen praktisch zu vermitteln.
Genau das ist nämlich die Crux an der Sache und im
Licht der Reitbahn trennt sich sehr schnell die Spreu
vom Weizen!
Ich bin der „Zeig mir" Typ. Ich lerne am besten von Leu-
ten, die Ihre Theorien auch in die Tat umsetzen. Aller-
dings gibt es eine ganze Menge, die besser schreiben als
reiten! Meiner Meinung nach, können genau die, die am
meisten schreiben tatsächlich reiterlich am wenigsten.
Dies trifft auch auf die Paso-Szene zu: Die produktivs-
ten und bekanntesten Autoren und Experten auf die-
sem Gebiet haben die wenigste praktische Erfahrung
Das interessiert den Aficionado
Was Sie schon immer über den Paso Peruano wissen wollten - aber Sie wussten nicht, wen Sie fragen sollten
Text: Donald Parker West
Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima
Noticiero20 2013 Noticiero 212013
mit dieser Rasse, falls sie überhaupt jemals ein solches
Pferd geritten haben. Ich bin immer wieder erstaunt,
dass sonst eigentlich sehr vernünftige Menschen an
jedem Wort dieser vermeintlichen Gurus hängen. Ich
frage mich, ob sie auch dem Ratschlag eines bankrot-
ten Finanzberaters so blind folgen oder sich auf einen
vorbestraften Anwalt verlassen würden?
Aber wir wissen alle, dass es in unserer modernen Welt
oft wichtiger ist, jemanden zu kennen als etwas zu wis-
sen. Dieses Gesetz gilt auch in der kleinen Welt des Paso
Peruano. Nationalität, Politik und Gesellschaft bestim-
men, wer wichtig ist und gehört wird - oder wer von
den Paso Peruano Päpsten und dem ihnen hörigen Ge-
folge nicht beachtet, geächtet oder gar verbannt wird.
Die heutige Paso Peruano Legende stammt aus der Zeit
als die ersten Tiere nach Amerika kamen, und diente
dazu den Status und den politischen Einfluss der Paso
Peruano Importeure und ihrer peruanischen Freunde zu
steigern. Über die Jahre hinweg wurde sie zu einem fes-
ten Bestandteil der populären Mythologie dieser Rasse,
so dass es jetzt ketzerisch wäre, diese zu hinterfragen
oder (noch schlimmer) als falsch zu bezeichnen.
Größtenteils wird die „Entstehungsgeschichte" der
Rasse und die Unantastbarkeit alles Peruanischen (ein-
schließlich der Menschen) für bare Münze genommen.
Wir Amerikaner sind ja so leichtgläubig, besonders
wenn etwas einen so romantischen Touch hat.
Außerdem möchten wir auch, dass andere an unserer
neu gefundenen „Religion" teil haben. Folglich hört man
dieselben Predigten immer und immer wieder, wie eine
Mantra wird sie von neu gewonnenen Aficionados wei-
tererzählt, gerade so als ob sie das „Wort Gottes" ver-
künden würden.
Jeder von uns hat etwas, das ihm besonders am Herzen
liegt. Sie bestimmt auch. Jeder hat auch Hoffnungen
und Träume, nicht wahr? Informativ und (hoffentlich)
lehrreich für andere, versuche ich hier auf meine Art
einige persönliche Dinge ein für allemal ad Acta zu le-
gen. Ich habe meinen Traum begraben, meinen Lebens-
unterhalt von der Zucht, Aufzucht und dem Training
von Paso Peruanos bestreiten zu können und verwende
meine Energie und Neugier auf andere Themen. Die eine
Tür schließt sich und eine andere geht auf! Ich werde
dem Paso Peruano immer sehr zugetan sein und hof-
fentlich auch Exemplare dieser Rasse besitzen und rei-
ten. Allerdings zeige ich auch offen meinen Frust über
die stagnierende Entwicklung der Population, über die
schlechte Vermarktung der Rasse und über die Weige-
rung der Leute amerikanische Trainer zu nutzen oder
auch nur anzuerkennen. Meine Paso-Karriere hat meine
physischen und finanziellen Ressourcen erschöpft. Die
Quintessenz meiner beruflichen Erfahrung mit dieser
Rasse: „Ich habe zu lange, zu hart für zu wenig gear-
beitet".
Jeder neuen Herausforderung begegnete ich mit dem
Satz: „Es sind die Steine im Wasser, die dem Fluss seine
Melodie geben". Ich kann sehr wohl behaupten, „dass
ich den Glauben niemals verloren habe". Ich habe mich
meiner Paso-Karriere mit Leib und Seele verschrieben.
Es sind die Höhen und Tiefen, die eine gute Ballade aus-
machen und ich kannte sie beide! Im großen und ganzen
lässt sich meine anhaltende Beziehung zu dieser Rasse
mit einem wunderschönem Stück melancholischer, ge-
fühlvoller Andenmusik beschreiben, die harmonisch
untermalt wird von dem paca-paca Rhythmus der Hufe.
Ich habe hunderte von Paso Peruanos besessen, gezüch-
tet, betreut und trainiert. Tagein tagaus, Jahr für Jahr,
15 lange Jahre habe ich so viele dieser Pferde getränkt,
gestriegelt, verarztet und mich um sie gekümmert, dass
ich mich an die genaue Zahl nicht mehr erinnern kann.
Ich habe ihre Hufe gepflegt, Ställe und Paddocks gemis-
tet, hunderte von Stuten decken lassen und eine stolze
Anzahl Deckhengste betreut ...ein überwältigender Pro-
zess in seiner Einfachheit. Verglichen mit der komple-
xen Welt unserer modernen menschlichen Beziehungen
ist der Umgang mit Pferden wie saubere, frische Luft.
Ich war bei der Geburt von Dutzenden von Fohlen da-
bei - ein Wunder, das nie aufgehört hat mich mit Ehr-
furcht zu erfüllen. Mehr als 15 Jahre lang war der Paso
Peruano mein Leben. Er war ebenso Beruf wie Beru-
fung. Ich war gleichzeitig Herr und Sklave.
Das Leben ist ein ewig währender Prozess und kein
Endprodukt. Ich weiß heute, dass das wichtigste an ei-
ner Reise nicht das Ziel, sondern die Reise selbst ist.
Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen
sammeln. Jemand ohne Erfahrung hat auch nicht ge-
lebt. Wer nicht gelebt hat, kann nichts wissen und wer
nichts weiß, kann auch kein Wissen vermitteln. lch
schreibe nur über Dinge, die ich selbst erfahren habe.
Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen sammeln
Paso Peruano
Noticiero22 2013 Noticiero 232013
lch hoffe, dass sie aus meinen persönlichen, teilweise
auf die harte Tour gemachten Erfahrungen lernen und
mein Wissen ihre eigene Entdeckungsreise zum Paso
Peruano etwas leichter und einfacher gestaltet. Ich
wünsche ihnen auf jeden Fall, dass sie immer ein gu-
tes Pferd auf dem Pfad des Lebens reiten - einen Paso
Peruano. Guten Ritt!
Von Anfang an war mir klar, dass ich Pasopferde züch-
ten wollte, die „schön anzusehen, komfortabel zu reiten
und unkompliziert im Umgang" sein sollten. Sie waren
nie ein Spielzeug oder ein Kuscheltier für mich, sondern
Lebewesen: Partner in meinen Abenteuern! Ich wollte
meine Pferde immer reiten. Zusätzlich zu den bereits
oben erwähnten Eigenschaften sollten sie hart sein.
Natürlich habe ich mein Zuchtziel nicht immer erreicht,
aber manchmal habe ich es sogar übertroffen. Nach 15
Jahren als professioneller Züchter und Trainer behaup-
te ich jedoch, dass wir unserem ursprünglichen Zucht-
ziel schon ein ganzes Stuck näher gekommen sind.
Eines der am häufigsten miß(brauchten) und am we-
nigsten verstandenen Wörter, das gerne von vielen
Aficionados und Verkäufern verwendet wird, um naive
Neulinge zu umgarnen und zu gewinnen ist das Wort
„Blutlinie". Ich habe einige der schlechtesten Exemplare
dieser Rasse für viel Geld den Besitzer wechseln sehen
wegen der „tollen Blutlinie", während wirklich gute und
gesunde Tiere nicht beachtet wurden aufgrund ihrer
weniger glorreichen oder bekannten Abstammung. Im
Gegensatz zu den Ratschlägen und dem Beispiel von
vielen modernen Paso Peruano Züchtern habe ich mich
weder einer einzigen Blutlinie ganz und gar verschrie-
ben noch habe ich versucht die negativen Eigenschaften
eines meiner Pferde durch die Anpaarung mit einem an-
deren zu korrigieren - nicht wenn dies bedeutet hätte,
sich andere noch gravierendere Fehler einzuhandeln!
Stattdessen habe ich mich ganz auf meinen Instinkt
und meine Erfahrung verlassen. Ich betrachte Pferde
immer als Ganzes und kreuze sie mit anderen „gan-
zen" Pferden, behalte nur die besten und verkaufe den
Rest. Durch diese Zuchtpolitik haben wir in West's Paso
Peruano Center von Generation zu Generation nur einen
bestimmten einheitlichen Pasotyp gezüchtet, was man
nur selten in den Herden anderer Züchter sieht. Gutaus-
sehende Eltern haben meistens hübsche Kinder. Was
den Rest angeht, na ja manchmal hat man eben Glück!
Eine alte Reiterweisheit besagt: „Man reitet nicht auf
dem Kopf". Das traf sicherlich zu als man das Pferd
noch als reines Transportmittel nutzte, aber heute ver-
bringen die Leute mehr Zeit mit der Bewunderung und
dem Putzen ihrer Pferde als mit dem Reiten, und wer
möchte schon ein hässliches Pferd? Ich bevorzuge ein
schönes Pferd mit einem feinen Kopf.
Diejenigen von uns, die Paso Peruanos mit schönen
Köpfen bevorzugen, werden immer bezichtigt, den Paso
Peruano zu „arabisieren". Da ist sicher etwas Wahres
dran - zumal Araber wirklich oft sehr schöne Köpfe ha-
ben. Allerdings können unsere Pferde feine Köpfe ha-
ben, ohne gleich wie ein Araber auszusehen. Ich möch-
te, dass meine Pferde schöne „Paso-Köpfe" haben. Wenn
Leute (die keine Ahnung von Pferden haben) behaupten:
„Eure Pferde sehen wie Araber aus" meinen sie damit
ganz bestimmt nicht, dass unsere Pferde lange, dünne
Schwanenhälse mit einem Hechtkopf haben oder flache
Kruppen mit hohem Schweifansatz. Nein, sie finden sie
ganz einfach edel. lch persönlich hätte auch lieber ein
Pferd mit einem hübschen Kopf, wenn ich die Wahl hät-
te. Sie doch auch?
Zusätzlich sollen unsere Pasos einen langen, lockigen
Behang haben. Die Farbe ist eigentlich nebensächlich,
solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben. Na-
türlich möchten wir elegante, wohlgeformte Körper mit
ausreichend Gurtentiefe, einen kurzen Rücken, gerade
Beine und gesunde Hufe. Wir möchten unsere Pferde ja
für eine lange Zeit haben. Egal ob angebunden oder in
Bewegung unsere Pasos sollen atemberaubend sein.
Außerdem sollen sie auch „bequem zu reiten" sein. Das
Wichtigste am Paso sind seine Pisos - sein gleichmä-
ßiger, lateraler 4-Takt-Tölt (die weichste aller Gangar-
ten). Unsere Pferde sollen Pasollano von der perfekten
Versammlung bis hin zum schnellen Tempo gehen, ohne
den Takt zu verschieben. Die Zucht von Pasopferden, die
vom Typ her „vielseitiger" ausgerichtet sind und z.B.
einen besseren Trab, Galopp oder Paß zeigen, ist kon-
tra-produktiv und sollte unterlassen werden. Die Ein-
zigartigkeit des Paso Peruano (auch innerhalb der Paso
Szene) liegt in seinen genetisch tief verwurzelten Pisos;
d.h. die Eigenschaft des Paso Peruano unter dem Sattel
Die Farbe ist eigentlich neben-sächlich, solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben
Paso Peruano Hengst FPd Proviciano
Noticiero24 2013 Noticiero 252013
Aber ganz allmählich passen sich die Leute der Realität
an und mit der Zeit siegt die Vernunft dann doch. Hof-
fentlich!
Ich habe mehr Paso Peruanos halfterführig gemacht
und geritten als es Sand am Meer gibt - manchmal ha-
ben sie auch mich „gezähmt". Jedes Tier hatte seine
eigene Persönlichkeit und ich lernte von jedem dieser
Pferde. Ich versuchte Geduld zu haben und viel von ih-
nen zu lernen. Meine Philosophie heißt: „Es ist schwer
aus Fehlern zu lernen, die man nie gemacht hat". Ich
habe mehr als genug Fehler begangen und habe teilwei-
se eine harte Schule durchlaufen, aber ich kenne auch
das Gefühl tiefer Zufriedenheit, die man in zahllosen
Stunden mit diesen wunderbaren Pferden erhält.
natürlichen TöIt zu gehen! Wenn wir diese aufs Spiel
setzen, haben wir alles verloren!
Abschließend noch einige Bemerkungen zu „unkom-
pliziert im Umgang". Brio ist ein heißdiskutiertes The-
ma. Er wird oft falsch interpretiert sogar von Paso
Aficionados. lch habe ausgewachsene Pasos vor Nervo-
sität zittern sehen, die sich vor Angst in ihre Boxen ver-
krochen haben, sobald sich ein Fremder. näherte. Ihre
stolzen Besitzer nannten dies „Brio"! Sorry - aber das
ist kein Brio, sondern Ängstlichkeit.
Die wirkliche Bedeutung des Wortes Brio habe ich von
einem Hengst namens Granadero gelernt. Er hat sei-
ne Leistungsbereitschaft an viele seiner Nachkommen
weitervererbt, einige davon reite ich heute noch täg-
lich. Sie sind weder Schoßhündchen noch nervös oder
ängstlich. Sie zittern nicht in Gegenwart des Menschen.
Sie sind etwas arrogant. Am besten arbeiten sie, wenn
man sie respektvoll behandelt. Sie werden niemals her-
kommen, um getätschelt zu werden, aber sie sind willig,
aufmerksam und haben Respekt vor dem Menschen -
an der Hand wie auch unter dem Sattel. Sie sind mutig,
wach und behalten die Nerven auch bei Dingen, die ih-
nen fremd sind. Sie sind voller Energie und Arbeitsei-
fer, immer bereit ohne jemals schwierig zu sein. Kurz
gesagt, sie haben Herz!
Für einen richtigen Pferdemenschen sind sie unkompli-
ziert! Aber diejenigen, die glauben sie könnten reiten,
wenn sie sich wie ein Sack von einem ruhigen, unter-
würfigen und ausgeglichenen Pferd herumtragen lassen
- für solche Leute hat diese Art Pferd schon eine ganze
Menge Temperament! Allerdings, jemand, der bereits ge-
lernt hat auf einem Pferd im Gleichgewicht zu sitzen,
mehr seine Schenkel und sein Gewicht als die Zügel ein-
zusetzen, der wird an der Energie dieser Paso Peruanos
seine wahre Freude haben. Das verstehe ich unter „Brio".
Der Paso Peruano ist nicht mehr das starke, zähe Ar-
beitspferd, das er einmal vor der Landreform war, ob-
wohl dies viele Freunde und Züchter dieser Rasse heftig
bestreiten. Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt
eines ausgeklügelten und wohl durchdachten Lang-
zeitplans. Jahrhundertelang wurden Pferde nach dem
Prinzip „Survival of the Fittest" produziert. Die Pferde
wurden als Transportmittel und zur Überwachung der
Plantagenarbeit eingesetzt, ihre Funktionalität stand
an erster SteIle. Um ihre Arbeit verrichten zu können
mussten die Tiere hart sein.
Die Züchter des modernen Paso Peruano haben diese
Härte den bequemen und spektakulären Gängen geop-
fert. So wichtig diese Eigenschaften auch sein mögen,
sie können mangelnde Ausdauer nicht wettmachen. Vie-
le Paso Peruanos haben bereits als Jungpferde Fessel-
probleme. Das ist Tatsache! Eine genetische Schwäche,
die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Man kann sie nur verhindern, indem man die Tiere hart
arbeitet und diejenigen, die dem nicht Stand halten aus
der Zucht ausschließt.
Anfangs habe ich nur Peruanische Ausrüstung verwen-
det. Allerdings fand ich sehr schnell heraus, dass die
Sättel meinen Pferden überhaupt nicht passten. Die
steilen, geraden Sattelbäume hatten nur wenig Kon-
takt mit dem Pferderücken und waren somit unbequem
für die Pferde. Ich war viel zu weit weg vom Pferd, um
im Gleichgewicht sitzen oder Hilfen geben zu können.
Die Carona, die Lederdecke zwischen Pad und Sattel,
rutschte unter dem Sattel nach vorn, sobald ich berg-
auf ritt. Die Holzbügel und Retrancas (lange Lederrie-
men zu beiden Seiten der Guarnición) verhakten sich im
Gestrüpp. Diese Dinge waren nicht nur lästig, sondern
auch gefährlich. Stieg ich bei heftigem Wind vom Pferd,
flog die Pellerona davon, erschreckte das Pferd und
mein Ritt endete in einem Mini-Rodeo! Nirgends konn-
te ich Satteltaschen oder ein Vorderzeug befestigen. Die
Schnallen und Riemen gingen häufig kaputt, meistens
in den unpassendsten Augenblicken. Das Kopfzeug war
steif und genauso umständlich in der Handhabung wie
teuer in der Anschaffung. Sobald das Leder weicher
wurde, riss es auch schon. Man konnte es nicht reparie-
ren. Einige Teile, wie die Tapa ojos oder die Befestigung
am Reithalfter sowie das Bosal und die Führleine konn-
te ich überhaupt nicht gebrauchen.
Sehr bald ging ich dazu über mein peruanisches Outfit
zu „verschandeln“, indem ich andere Schnallen, Reit-
halfter, Führstrick, Steigbügel, Kopfzeug, Bosal, Na-
senriemen etc. verwendete und so meine ursprüngliche
Absicht „peruanisch" zu reiten in den Wind schrieb.
Schließlich gab ich völlig auf. Ich kam zu der logischen
Schlussfolgerung, dass der beste Platz für meine peru-
anische Ausrüstung nicht auf meinem Pferd war, son-
dern in meinem Wohnzimmer!
Zuerst brachte ich meine neuen Sättel zu den Shows
mit und zeigte sie dort Interessierten. Allerdings stellte
ich mit Erstaunen und zu meiner großen Enttäuschung
fest, dass zunächst nur wenig Interesse bestand. Ich
war vollkommen unvorbereitet, auf wieviel anfängliche
Zurückhaltung, Ablehnung, ja manchmal sogar Feindse-
ligkeit meine Idee stieß das peruanische Outfit zu ver-
bessern. Man hätte glauben können, ich hätte irgend-
ein Heiligtum entweiht! Alteingesessene Vorstellungen,
selbst wenn sie negativ sind, sterben nur langsam aus.
Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt eines ausgeklü-gelten und wohl durchdachten Langzeitplans
Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima
Noticiero26 2013 Noticiero 272013
Anschließend untersucht der Autor selektiv verschiede-
ne Reit- und Ausbildungssysteme von der hethitischen
und griechischen Antike bis in unsere Zeit, wobei er
sein Augenmerk besonders auf dort empfohlenen Hals-
und Kopfstellungen richtet. Dabei kommt er zu dem Er-
gebnis, dass wohl die meisten Autoren früherer Jahr-
hunderte und Jahrzehnte für eine Beizäumung plädiert,
jedoch sich gegen eine markante Überzäumung ausge-
sprochen hätten. Die begrenzte Beizäumung sei regel-
mäßig als Basis für den Gehorsam bzw. die Kultivierung
des Pferdes verstanden worden.
Nach einigen grundsätzlichen Bemerkungen zur Ausbil-
dung stellt er nun die Aussagen von Anwendern und Be-
fürwortern der extremen Überzäumung vor. Dann stellt
er veterinärmedizinische Untersuchungen zum Einfluss
der Kopf- Hals-Position auf den Bewegungsablauf dar.
Aufgrund dieser Schritte kommt er dann zur Synthese,
die er mit „die kritische Analyse“ überschreibt. Diene
die Rollkur also wirklich, wie von ihren Befürwortern
behauptet, der Gymnastizierung, namentlich der Los-
gelassenheit des Pferdes oder eher lediglich einer voll-
kommenen Unterwerfung? Aufgrund zahlreicher Studi-
en, wie vor allem die der Universität Zürich aus dem
Jahre 2005 lege den Schluss nahe, dass die Rollkur al-
lein den Zweck habe, das Pferd zu unterwerfen.
Diese bedingungslose Unterordnung bedeute aber ei-
nen Widerspruch zu den „Ethischen Grundsätzen“
der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die sich die
„größtmögliche Harmonie zwischen Pferd und Mensch
wünschten“.
Demnach dürfe die Überzäumung jedenfalls so lange
nicht angewandt werden, bis deren Folgenlosigkeit für
das Pferd nachgewiesen sei und nicht solange prakti-
ziert werden, bis zur zweifelsfreien Dokumentation
nicht hinnehmbarer physischer und psychischer Belas-
tungen.
Auch wenn eine echte Auseinandersetzung mit diesem
Buch hier nicht erfolgen kann, erscheint es dem Rezen-
senten wichtig, dass im vorliegenden Werk aufgezeigt
wurde, dass der Turniersport jedenfalls Gefahr laufe,
die Basis eines an der Natur des Pferdes orientierten
Trainings zu verlieren, wenn nicht schon verloren habe.
Das Buch ist sehr lehrreich und lesenswert.
Anm.: Siehe auch Noticiero 2009, Seite 27
In der Zeitschrift Equus Arabian (05.2012) wird das
Buch unter anderem von Ludwig Massmann wie
folgt besprochen: Es ist ein monumentales Werk
von 609 Seiten, das Heinz Meyer hier vorlegt. Der
Autor ist viele Jahre mit diversen Artikeln vor allem in
der Zeitschrift „Reiterrevue“ in Erscheinung getreten.
Schon von März 1980 bis März 1983 veröffentlichte er
dort eine Serie von Ausbildungsartikeln, die dann 1988
in Buchform unter dem Titel „Reiten und Ausbilden“ im
Olms-Verlag erschienen. Seit 1992 befassen sich seine
Veröffentlichungen mit dem Thema der Überzäumung
in tiefer Einstellung, die im Jargon genau so gerne wie
unpräzise mit dem Begriff „Rollkur“ bezeichnet wird.
Meyer setzt sich im Kern mit der Behauptung auseinan-
der, die Rollkur sei eine neue, auf heutige Erkenntnisse
vor allem auch der Tiermedizin basierende Methode,
die eine Verbesserung der Gymnastizierung des Pferdes
erlaube. Dies bedeutet, dass zum einen das Überzäumen
des Pferdes keine neue Methode darstelle, zum anderen,
dass sie dem Pferde nütze und nicht schade und somit
der konventionellen Reitlehre überlegen sei.
roll-Kurvon Heinz Meier
Die Überzäumung des Pferdes. Zwecke und Auswirkungen. Geschichte und aktuelle Diskussion.
Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru
Noticiero28 2013 Noticiero 292013
RuGENDAs: La Fiesta de san Juan, Amancaes Hinweis: Die Fiesta de san Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr)
Noticiero30 2013 Noticiero 312013
Die Einladung für CONFEPASO nach Panamá
City zu kommen stammte vom Vorstand
des Pasozuchtverbands ASOFINO und das
erwies sich als Segen für die Pasofinos co-
lombianos in Panamá, denn es war der entscheidene
Schritt, der die längst fällige Reunion mit der Schwes-
tervereinigung (warum man sich vor Jahren getrennt
hatte, wußte niemand mehr genau zu sagen) ASOPACO
zum Abschluß brachte. Das Beispiel, das CONFEPASO
durch die Zusammenarbeit so vieler Länder und so un-
terschiedlicher Vertreter von differenten Pasomodali-
täten den Panameños plastisch vor Augen führte, gab
doch vielen der Vorstandsmitglieder in beiden Vereinen
stark zu denken, deren Mitglieder ja schon vorher durch
zahlreiche Doppelmitgliedschaften überdeutlich signa-
lisiert hatten, dass sie eine weitere Trennung für wenig
sinnvoll hielten. CONFEPASO als Friedensstifter, auch
schön, oder? In wieweit auch die ersten Kontakte zu den
offiziellen Vertretern anderer Pasomodalitäten, insbe-
sondere Paso peruano und Paso iberoamericano, letzt-
In der Artikelserie »Aus Pasourzeiten« lesen Sie heute:
Panamá war eine Reise wert – Erste Begegnung mit dem Paso Iberoamerikano
Text: K. C. Otte
Paso Iberoamerikano Hengst Centenario II / Costa Rica
Noticiero32 2013 Noticiero 332013
ren aus Kolumbien oder Venezuela, die in Trocha- oder
Trote-Prüfungen vorgestellt werden greift dagegen das
Scheck-Verbot. Das ist für die Zukunft sicher eine et-
was unbefriedigende Regelung, hat sich CONFEPASO
doch vorgenommen, eine Vereinheitlichung der Regeln
und Vorschriften anzustreben und so zumindest eine
gewisse Harmonisierung zu erreichen. Mal sehen, was
der neue Vorstand da auf den Weg bringt.
Wirklich aufschlußreich wurde die Panamá-Reise für
mich als Aficionado erst dann, als es ins Landesinnere
zu einigen Haziendas ging. Panamá bei uns als Pferde-
land weitgehend unbekannt, ist für uns Pasoleute hip-
pologisch eigentlich sehr interessant. Einmal als Wiege
der Paso peruanos, stammten doch die Pferde Pizarros
und viele der Tiere seiner Nachfolger aus Panamá. Zum
anderen war Panamá nicht unwesentlich an der Ent-
wicklung des moderen Paso colombiano beteiligt, denn
es war bis 1914 ein Teil der früheren Republik Großko-
lumbien. Viele der zur Zeit des Vizekönigtums NUEUA
GRANADA und der in der früheren Republik Colombia
getätigten Pferdeimporte, vor allem solche von Pasos
aus Peru und Andalusiern aus Südspanien, kamen über
Panamá nach Kolumbien, wo sie ihren wichtigen Bei-
trag zur Entstehung der heutigen Trochadores bzw.
Paso finos dieses Landes leisteten.
Etwas merkwürdig und daher auch wiederum bemer-
kenswert verlief die Pasozucht in Mittelamerika (u.a.
Panamá, Honduras und teilweise Costa Rica) in jüngs-
ter Zeit. Die angestammte Rasse der Paso criollos bzw.
Paso costaricenses wurde von einer zunehmenden An-
zahl von Züchtern und Aficionados als zu „degeneriert“
betrachtet: Die Pferde waren den Leuten im Laufe der
Zeit einfach zu klein, zu unscheinbar und zu unsicher
im Tölt geworden. Je nach Neigung der Hazendados
wurden nun Paso peruanos, Paso colombianos, Caballos
andaluces oder Lucitanos importiert und entweder in
die bestehende Population autochtoner Pasos und
Criollos eingekreuzt oder rein weitergezüchtet (z.B. hat
Costa Rica neben Spanien eine der besten und größten
P.R.E.-Zuchten der Welt). Auf vielen Gestüten hat man
sowohl experimentiert als auch schlagrein weiterge-
züchtet mit dem Ergebnis, dass wir z.B. auf dem Gut
„El Rosario“ der Familie Aráuz in Penónome neben den
vier ortsüblichen Pasoschlägen (Paso criollo, Paso co-
lombiano, Paso peruano und Paso iberoamericano) auch
reinrassige P.R.E, Quarter Horses, Appalousa und Asil
Araber vorfanden und auch jede Art von Kreuzung die-
ser Pferde untereinander. Die Panameños sehen das
endlich zum gleichen Ergebnis führen werden, bleibt
abzuwarten. Die Attraktivität von CONFEPASO wäre für
sie natürlich viel größer (sie d. h. Paso iberoamericano
und Paso costaricense) wenn es schon ein Reglement
für sie gäbe wie bereits für die Peruanos, Finos Colom-
bianos, Trochadores, etc. Aber die Kollegen von CON-
FEPASO halten nichts von vorauseilendem Gehorsam,
sie meinen (zurecht) die Länder (Costa Rica, Argentina,
Ecuador, usw.) sollten erst der Organisation beitreten
und dann hätten die von ihnen gezüchteten Pasoschläge
auch ein Recht, im Internationalen Reglement vertreten
zu sein.
Schon eher spannend finde ich den Hinweis, den der
Vertreter der USA, Dr. Laracuente auch mit zahlreichen
wissenschaftlichen Gutachten untermauerte, dass es
bisher keinen Beleg dafür gibt, dass eine bestimmte
Farbe, bzw. spezielle Abzeichen oder Fleckungen des
Pferdefells irgendeine Beziehung zur Reitqualität des
betreffenden Pferdes haben. Die entsprechende Diskus-
sion entfachte sich an der unterschiedlichen Wertung
die Leute aus Südamerika und solche aus Europa oder
Nordamerika den Schecken oder stark gezeichneten
Pferden entgegenbringen. Ebenso läßt sich bisher kein
wissenschaftlicher Beleg dafür erbringen, dass weiße
Hufe schlechter seien als dunkle, denn das ist von Pferd
zu Pferd verschieden; es gibt Pasos mit schwarzen Hu-
fen, deren Hornqualität weniger gut ist als die der wei-
ßen Hufe eines anderen Individuum, und umgekehrt.
Sinnigerweise hatte kurz zuvor (s. Nuestro Caballo 1/98)
die Peruvian Paso Horse Registry of N.A. beschlossen,
künftig weiße Abzeichen an PP nicht mehr mit Straf-
punkten zu belegen.
Man einigte sich schließlich für die Pferde, die auf den
CONFEPASO-Meisterschaften auftreten sollen in der
Weise, dass jeweils die Klasse, in der sie gezeigt wer-
den maßgeblich für die zugehörigen Schaubedingun-
gen sein soll, d.h. also z.B. dass Pferde aus USA, die
in „Performance“ oder „Western Riding“, o. ä. gezeigt
werden sollen, auch gescheckt sein dürfen oder große
weiße Abzeichen haben können, ohne dass ihnen das
von den Richtern als Fehler angekreuzt würde. Bei Tie-
Panamá war nicht unwesentlich an der Entwicklung des moderen Paso colombiano beteiligt
Paso Iberoamerikano Wallach Nuno
Noticiero34 2013 Noticiero 352013
keineswegs „rein“ vererben, denn noch ist die Variati-
on zwischen den Typen nicht größer als innerhalb einer
Typpopulation. Die Aufteilung in verschiedenen Rassen
folgt als einem idiologischen, teilweise verbandspoli-
tischen Schema, entbehrt aber jeglicher biologischer
Grundlage.
Man ist leider schnell geneigt, etwas bisher unbekann-
tes als „schlechter“ abzutun, als das bisher gewohnte.
Es lebe die Liebe zur Tradition. Auf der anderen Seite
kennt nicht nur die Tierzucht, speziell die Pferdezucht,
das Phänomen der „unbekannten Gleichzeitigkeit“, will
heißen, an verschiedenen Orten haben Züchter und Rei-
ter unabhängig voneinander gleichzeitig erkannt, dass
sie mit ihren bisherigen Möglichkeiten nicht weiter-
kommen. Man importiert, man experimentiert, man re-
üssiert. Bei den Pasopferden auch in neuerer Zeit ganz
eklatant: Puertoricaner importieren Pasos colombianos
und kreieren den neuen „Paso fino de America“; Argenti-
nier, Panameños oder Ecuadorianer verwenden Paso pe-
ruano - Hengste und „veredeln“ auf diese Weise ihre von
ihnen als schon etwas „degeneriert“ angesehenen Paso
criollos oder Kolombianer und Costarikaner kümmern
sich vermehrt um die Zucht von iberischen Pferden und
testen erfolgreich deren Eignung als Blutauffrischer
für ihre Landrassen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass
einer vom anderen abgeguckt oder kopiert hat, denn
vor 50 - 60 Jahren waren multimediale Möglichkeiten
gering, Nationalstolz und Züchterdünkel aber wurden
groß geschrieben. Alle hatten sie „das beste Pferd der
Welt“ und erklärten es gleich großspurig zum „nationa-
len Kulturgut“. Wir heutigen profitieren von der so ent-
standenen Pasovielfalt und sollten uns darüber freuen,
dass freizügige Verwendung von Pasopferden jedweder
Nationalität genauso zur „Pasotradition“ gehört, wie
die Selektion auf Brio, Gangvermögen oder Schönheit.
Die in Panamá, und ganz Mittelamerika, angetroffene
Rassenvielfalt auf der Basis der spanischen Kolonial-
pferde erinnert uns daran, dass die Pasowelt keines-
wegs einfach in zwei Lager teilbar ist, hier die Gerech-
ten (d.h. meine „Pasorasse“ - Fino oder Peruaner je nach
Glaubensbekenntnis) und dort die Verdammten (die
relativ pragmatisch: Für die Rinderarbeit kreuzen sie
Quarter oder Iberer in ihre Landschläge ein; für beque-
mes Reiten verlassen sie sich auf die Pasopferde und
in den Schauen sehen sie am liebsten iberische Pferde
mit möglichst so viel Knie- und Hankenaktion, so dass
selbst Hackneys blaß vor Neid werden könnten. Um die
Sprach- und Rassenverwirrung noch größer zu machen,
nennen die Leute ihre Pferde „Criollos finos“ wenn sie
guten Tölt zeigen, also viel Peruaner- oder Kolombianer-
Blut führen. Mit „Criollo de Trote“ ist meist die erste Ge-
neration aus einer Criollo x Iberer - Kreuzung gemeint.
Daher wurde der Caballo / Paso iberoamerico ursprüng-
lich als Arbeitspferd von den iberisch orientierten Tradi-
tionalisten in vielen mittelamerikanischen Pferdezuch-
ten geschaffen (der „Yankee“- orientierte, sogenannte
moderne Pferdezüchter verwendete dafür Quarter Hor-
ses oder „Apaluza“). Auf der Basis der Criollos cento-
americanos mit iberischen Hengsten ( Lusitanos / An-
dalusier) begründet sich heute auch eine mehr oder
weniger ausgeprägte Schauszene. Dazu begann man mit
verstärkter Knie- und Hankenaktion die spektakulären
Gänge der Iberer immer mehr zu fördern und damit die
Töltveranlagung wieder zu vernachlässigen. Heute wer-
den überall neben den Ursprungsrassen Paso criollo
und P.R.E. auch Caballos iberoamericanos (im Typ eines
kolumbianischen Trote/Galope) und Pasos iberoameri-
canos (im Typ eines aktionsbetonten Trochapferdes) in
ganz Mittelamberika gezüchtet. Relativ zahlreich ver-
treten sind auch Pasos vom Schlag eines Paso argenti-
no, die durch Verwendung von Paso peruano - Hengsten
für Paso criollo - Stuten entstehen; eine organisier-
te Zucht (mit Verband, Stutbuch und Regelwerk) fehlt
diesen Pasopferden allerdings noch, während die Paso
iberoamericanos genausogut etabliert und amtlich an-
erkannt durch Asociaciones vertreten sind, wie die Paso
peruanos oder die Paso finos colombianos. Über die
Paso iberoamericanos wird sicher noch mehr zu sagen
sein, da sie eine für Europa sehr reizvolle Pasovariante
darstellen. Sicher aber ist, dass sie mit ebenso viel Fug
und Recht als eigene Modalität, Subrasse oder „Rasse“
bezeichnet werden können, wie ein Paso argentino, ein
Caballo de paso de ecuador oder ein Paso fino colom-
biano, etc. Vom Standpunkt eines Tierzüchters sind
diese allerdings alle keine eigenen Rassen, da sie sich
Wir heutigen profitieren von der so entstandenen Pasovielfalt
Vieles von der Traditions- propaganda ist mehr geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie
Ketzer der Gegenseite) sondern dass die Lateiner sehr
pragmatische Leute sind, die hervorragend ihre eigenen
Bedürfnisse mit der Realität der Umwelt zu versöhnen
wissen, und wenn das einer besonders pfiffig kann, nen-
nen ihn die Peruaner „Criollo“. So kürzlich geschehen in
Peru als das so bombastisch wieder Mal geschlossene
Stutbuch kurzerhand durch die Schaffung eines Vorbu-
ches wieder geöffnet wurde. Sie sind selbst also weit-
aus realistischer als sie gläubigen Gringos gerne einre-
den, und vieles von der Traditionspropaganda ist mehr
geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie.
Man nennt das auch nicht Outcross, Fremdzucht oder
Kreuzung, wenn man geeignete Individuen aus der Lan-
deszucht (i.e. Paso criollos) zur Zucht verwendet, son-
dern Blutauffrischung. Was sie selbst bisher, und alle
ihre lateinamerikanischen Kollegen immer schon ge-
macht haben, führten die Peruaner also durch die Hin-
tertür eines neuen „Registro Absorbente“ wieder ein:
Gott sei Dank. Und was sie in Südamerika „degenerado“
nennen, ist nicht eigentlich degeneriert in unserem Sin-
ne einer Krüppelzucht oder eines Erbschadens, sondern
heißt eigentlich „etwas aus der Art geschlagen“, womit
bedeutet wird, dass dies liebe Tier wohl nicht mehr
ganz den modernen Vorstellungen entspricht, somit ge-
ändert, umgezüchtet, veredelt, was sie wollen, werden
muss. Wir sollten daher auch unsere hiesige Pasozucht,
die großenteils andere Ziele verfolgt, als die in Panamá
oder Puerto Rico unter den Werbespruch von Holger
Jung belassen:
„GUT sein, nicht SCHLECHT machen“
Paso Iberoamerikano Hengst Jupiter | Costa Rica
Noticiero36 2013 Noticiero 372013
Als der Pasopferde Verband 1993 ins Leben ge-
rufen wurde, hatten alle Initiatoren langjäh-
rige einschlägige Erfahrung mit Pasopferden
und deren sportlichem Einsatz einzubringen.
Der Züchter benötigt ein Instrument zur Kontrolle des
Zuchtfortschritts; dazu dienen Leistungswettbewerbe.
Wenn aber Sport und Genießen so eng beieinander lie-
gen wie bei den Pasopferden, muss eine Prüfungsord-
nung sehr gut ausgetüftelt sein. Die Prüfungen müssen
rasse- und typgerecht sein; sie müssen bezüglich der
Leistungsfähigkeit des Pferdes aussagekräftig sein; das
folkloristische Element soll eher klein sein und letztlich:
die Prüfungen müssen auch dem Reiter Spaß machen.
Platz oder Gelände?Die Palette der Pasopferde ermöglicht sprotliche Betä-
tigung in jedem Sektor: vom Langstreckenritt bis zur
artistischen Präsentation im Schauring, von der hoch-
spezialisierten Gangprüfung bis zum Westerntrail.
Damit der ewige Streit darüber, ob die zuverlässige
Ausdauerleistung oder die athletische Spitzenleistung
wichtiger ist, die Gemüter nicht weiter bewegt, wurde
in der Prüfungsordnung (SPO) eine Trennung nach In-
teressen- und Veranlagungsschwerpunkten eingeführt.
Im internen Jargon sind dies die Platzprüfungen (Gang-
prüfungen, Rittigkeitsprüfungen) und die Geländeprü-
fungen (Streckenritte, Trail, Arbeitsprüfungen).
Die Gangprüfungen bilden das Kernstück der SPO. Sie
finden auf der Ovalbahn statt. In der Prüfung G 1 wird
der Paso Peruano in seinem Paradegang, dem Pasollano,
vorgestellt. Die G 2 verlangt den Pasollano in drei deut-
lich differenzierten Tempi. Es ist sowohl eine Frage der
Veranlagung des Pferdes wie seines Ausbildungsstan-
des, welche der beiden Pasollano-Prüfungen in Frage
kommt.
Die rassetypischen Prüfungen für Paso Finos sind die
Pleasureprüfung G 4, die Performanceprüfung G 5 und
die Classic Fino-Prüfung G 6. Auch hier ist die Veranla-
gung des Pferdes entscheidend. Wo das Pleasure-Pferd
zuverlässig und eher gelassen seine Aufgaben erfüllt,
sprüht das Performance-Pferd vor Arbeitseifer. Auch
hier werden deutliche Tempounterschiede (Paso Corto
= versammelter Tölt; Paso Largo = Arbeitstempo Tölt)
erwartet. Der Classic Fino hat demgegenüber kaum Am-
bitionen, von der Stelle zu kommen: Tölt in höchster
Versammlung mit minimalem Raumgewinn – für den
Reiter ein Genuss, vergleichbar mit Piaffe und Passage.
Für die nichttöltenden Fino-Varianten (Trochador =
Trabtölter; Troton Galopero = Trab ohne Schwebephase)
gibtes ebenso eigene Gangprüfungen wie für die Paso
Partbreds.
Besondere Highlights der Turniere sind immer wie-
der die rasseübergreifenden Gangprüfungen. Bei
Naturtölter- und Dreigangprüfung vergleichen die
Aficionados gerne „ihre“ Rasse mit der Konkurrenz. Bis-
herige Bilanz: das bessere Pferd gewinnt.
Die Rittigkeitsprüfungen E, A und L sind in Aufbau und
Anforderungen an die vergleichbaren Prüfungen der
europäischen Dressurreiterei angelehnt. Auch wenn sie
bislang kein Publikumsmagnet sind, zeigen sie doch,
dass man auch als Dressurreiter mit dem Paso eine be-
friedigende sportliche Betätigung findet.
Die Trailprüfungen werden zwar auf dem Turnierplatz
durchgeführt, zählen aber sinngemäß zu den Gelände-
prüfungen, weil hier in konzentrierter Form und abge-
stuften Schwierigkeitsgraden (T 1 – T 4) das verlangt
wird, was das Pferd im Gelände an Nervenstärke und
Ausbildung benötigt. Die Versatility beinhaltet neben
Trailelementen auch Komponenten der Gangprüfungen
und der Dressur, so dass man sie als kleine Vielseitig-
keitsprüfung einstufen darf.
Die großen Vielseitigkeitsprüfungen (Prueba de trabajo
= Arbeitsprüfung) sind die Königsdisziplin des Rei-
tens mit Pasopferden. Nach einem ausgewachsenen
Streckenritt über 25, 35 oder 45 km müssen die Proban-
den ihre Gangqualitäten in einer Gangprüfung unter
Beweis stellen; ihr gutes Benehmen wird im Trail über-
prüft und Pferd und Reiter müssen sich auch mit den
Grundlagen des Dressurreitens auskennen. Die Prue-
bas sind die vielseitigste, interessanteste und sympa-
thischste Herausforderung an Pferd und Reiter.
Bei Pasoturnieren werden teilweise auch Jungpferde-
und Zuchtprüfungen ausgeschrieben. Die Halfterprü-
Sport, Spiel, Spannung
fungen der Jungpferde haben teils den Charakter einer
Nachzuchtschau, teils sollen sie die sinnvolle Beschäf-
tigung mit Jungpferden zur Vorbereitung auf ihre spä-
tere Karriere dokumentieren.
Die Sportprüfungsordnung – für jeden etwasAlle sportlichen Erfolge werden dokumentiert und am
Jahresende zur High Point-Liste zusammengefasst.
Die Wertung erfolgt getrennt nach Rassen und nach
Platzprüfung/Geländeprüfung. Schon jetzt ist das High
Point-Register ein aussagekräftiges Dokument der kon-
tinuierlichen Turnierarbeit; sein Wert wird mit jedem
Jahrgang größer.
Die populärste aller Prüfungen allerdings ist und bleibt
ein fröhlich-feuchter Geschicklichkeitstest, bei dem Sekt
gleich literweise vernichtet wird. Die abendliche Copa de
Champan rundet das Pasoturnier ab. Da Sekt mit Sport
wenig und mit Zucht fast nichts zu tun hat, wurden Prü-
fungen dieser Art aus der eigentliche SPO herausgenom-
men. Für das südländische Ambiente des Pasoturniers
sind sie nichtsdestoweniger unentbehrlich.
Kaja stührenberg mit Paso Iberoamerikano Nuno
Noticiero38 2013 Noticiero 392013
der nächsten Ausgabe. Wenn es dringlicher ist, der wen-
det sich an den PV.
4. Es ist Sache des Stutenbesitzers, sich nähere Infor-
mationen über die Hengste einzuholen, bzw. liegt es in
der Hand der Hengstbesitzer, die Stutenhalter durch
aussagefähige Anzeigen besser zu unterrichten. Gewis-
se Anhaltspunkte zur Einschätzung eines Hengstes lie-
fert auch die entsprechende Materialprüfung (PV bzw.
IGV) oder eine Auflistung in den jeweiligen Top Ten /
High Point Listen.
5. Dieses Hengstverzeichnis ist somit nur als Orientie-
rungshilfe für Stutenbesitzer gedacht, kann aber detail-
lierte Auskünfte durch den Hengsthalter nicht ersetzen.
Fragen Sie besonders nach speziellen Voraussetzungen,
die Ihre Stute zu erfüllen hat und erkundigen Sie sich
ausdrücklich danach, ob der von Ihnen ausgesuchte
Hengst ordnungsgemäß Körung und Leistungsprüfung
absolviert hat und ob er von einer anerkannten Züch-
tervereinigung betreut wird, damit ihr Fohlen seine
amtliche Zuchtbescheinigung bekommt (wie Abstam-
mungsnachweis; nicht nur Geburtsbescheinigung, die
übrigens die mehrfache Gebühr kostet). Beachten Sie
1. Es sind nur die Hengste angegeben, deren Besitzer
der Redaktion bekannt sind. Auf Antrag können auch
andere aufgeführt werden. Das gilt auch für Partbred o.
a. Hengste die für Pasostuten offiziell zugelassen sind.
Die Eintragung in diese Liste ist nicht an eine Mitglied-
schaft beim PV gebunden und für den Hengstbesitzer
kostenlos.
2. Die Redaktion ist nicht für die Vollständigkeit der
Liste verantwortlich; schon bei früheren Veröffentli-
chungen der Hengstliste wurden die Hengsthalter um
ergänzende/korrigierende Angaben gebeten. Das gilt
sinngemäß auch für die Anschriften der Hengsthalter,
die den Züchterverzeichnissen von PV, PFAE, PPE, PCI
oder IGV zu entnehmen sind.
3. Die Aufnahme in die Liste bedeutet in keinem Fall
eine Bewertung des Hengstes, daher sind auch weder
bei K = Körung noch bei LP = Leistungsprüfung die er-
zielten Notenergebnisse vermerkt. Wo keine Jahreszahl
angegeben ist, sind die entsprechenden Daten noch
nicht bekannt bzw. die Prüfungen wurden noch nicht
abgelegt. Hengste die nach dem Erscheinungsdatum
der Liste gekört wurden, erscheinen normalerweise in
Vorbemerkungen von: Dr. Kai. C. Otte
Pasopferde
Hengstliste
Aegidienberger Hengst someroBesitzerin: Marie Wendelwww.berghof-rod.de
dabei, dass für in Deutschland geborene Pferde auslän-
dische „Papiere“ wertlos sind, da sie laut FN-Beschluss
von den hiesigen Zuchtverbänden nicht anerkannt wer-
den sollten. Die Zuchtbescheinigung muss also EG-weit
von der für den Geburtsort des Fohlens zuständigen
Züchtervereinigung (i.e. Zuchtverband) ausgestellt sein,
um Gültigkeit zu haben. Auch stellt der Equidenpass
als solcher weder eine Eigentumsurkunde noch eine
Zuchtbescheinigung dar sondern dient ausschließlich
veterinär-polizeilichen Zwecken.
6. Vor allem möchten wir alle Hengsthalter, die ihren
Hengst in dieser Liste nicht wiederfinden, nochmals
auffordern, sich umgehend mit uns in Verbindung zu
setzen, damit sie in einer Neuauflage der Hengstlis-
te berücksichtigt werden können. Die Einteilung der
Hengste entsprechend ihrer Pasorasse (Modalidad nach
Confepaso) entspricht der ZVO-FN von 2006. Demnach
werden bei den der FN angeschlossenen Züchterverei-
nigungen vier verschiedene Zuchtbücher für Pasopferde
geführt: CP; PF; PI; und PP.
7. Die Abkürzung für Farbe und Abzeichen im vorlie-
genden Verzeichnis sind E. Meyer: „Farbe und Abzeichen
bei Pferden“ (1981) entnommen. Bei der Angabe von Suf-
fixen/Präfixen haben wir uns an den üblichen Modus an-
gelehnt. Leider wird das nicht konsequent angewandt,
so dass immer wieder Verwechslungen vorkommen. Bit-
te melden Sie auch Ihr eigenes Züchterzeichen bei den
Registerstellen der Zuchtverbände bzw. Pasovereine an.
Aus datentechnischen Gründen werden alle Züchterkür-
zel dem Pferdenamen nachgestellt, anders also als in
den Ursprungsländern oder in den USA üblich. Offiziell
anerkannt sind nur die Suffixe bzw. Präfixe die über die
FN (beim Zuchtverband einreichen) der International
Registry gemeldet oder im FN Register verzeichnet wur-
den. Pferdenamen mit offiziellem Kürzel gelten lebens-
lang, d.h. müssen auch nach eventueller Namensände-
rung in Klammern stets mit angegeben werden.
8. Bekanntlich braucht man zum Züchten Hengst und
Stute. Bedenken Sie bitte bei einer geplanten Erstbede-
ckung Ihrer Jungstute, dass in der freien Wildbahn nur
1% der zweijährigen und erst 35 - 40% der dreijährigen
Nachwuchsstuten zur Fortpflanzung kommen. Es mag
zwar aus wirtschaftlichen Gründen interessant sein,
zwei- oder dreijährige Stuten zu bedecken, dem natür-
lichen Verlauf entspricht es nicht. Artgerechte Haltung?
Verantwortungsvolle Zucht?
9. Nicht den Erstbesten! Ein trefflicher Aufruf, den
man immer wieder in Pferdezeitschriften lesen kann.
Pasopferdebesitzer haben die Möglichkeit, die Quali-
tät des von Ihnen vorselektierten Hengstes näher unter
die Lupe zu nehmen. Fragen Sie nach absolvierten Ma-
terial- oder Turnierprüfungen! Fragen Sie sich und den
Besitzer warum man diesen oder jenen Hengst nie im
Arbeitseinsatz zu sehen bekommt.
10. Vergessen Sie nicht: Um evtl. Fehler Ihrer Stute
ausgleichen zu können, darf der Hengst nicht sozusa-
gen den „Gegenfehler aufweisen“ (z.B. ein langer Rücken
- sehr kurzer Rücken; zu steile Fessel - horizontale Fes-
sel), sondern er sollte die zu verbessernde Eigenschaft
möglichst optimal ausgeprägt haben. Das „Milch-Kaf-
fee-Prinzip“ geht in der Pferdezucht langfristig mit Si-
cherheit in die Hose.
11. Um der in Punkt 10 gestellten Falle zu entgehen,
müssten Sie natürlich schonungslos über Ihre Stute/n
Bescheid wissen. Selbstverständlich kennen Sie sie, aber
vielleicht ist das Urteil einer Fachkommission trotzdem
interessant: Die Pasopferdematerialprüfung ist da ein
guter Tipp. Auch 2007 haben Sie mehrmals die Möglich-
keit, Ihre Stute/n entsprechend vorzustellen. Sie sollten
eine der Gelegenheiten nutzen (siehe Terminkalender
der verschiedenen Pasovereine bzw. Zuchtverbände).
12. Der richtige Hengst ist der, der am besten zu Ih-
rer Stute passt. Das ist sicher trivial, kann aber nicht
oft genug betont werden. Denn das „passen“ hat nichts
mit der Entfernung zwischen Hengst und Stutenstall
zu tun. Und auch nichts mit Mode („der ist doch chic“)
oder Seltenheit („den hat noch niemand“). In jedem Fall
hat der „richtige Hengst“ zumindest die HLP absolviert
und ist in der High-Point-Liste möglichst weit oben zu
finden, denn ein Vatertier ohne dokumentierte Leistung
sollte in keinem Falle in Erwägung gezogen werden.
Es hat immer Gründe, die Züchter bedenklich stimmen
müssen, wenn Hengste nicht geritten werden. Allein das
Alter ist keine ausreichende Lebensleistung!
„Zuchterfolg ist kein Zufall, man muss den Weg
dorthin Stufe für Stufe erklimmen“
Kontaktadressen
• www.pasopferde-verband.de
• www.pfae.de
• www.ppe.abit.de
• www.pasoclubinternational.com
oder bei den Geschäftsstellen der Pasovereine
Noticiero40 2013 Noticiero 412013
Paso Peruano - PPName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Armatan EA1990
Braun RyR GalileoMM Maria Almandra
E.A. LlonaPeru
K. DecruppeNuthe
K = 2010LP=
Arriba SMC2002
Brauner Antar SRVSalida del Sol M
Stone MountainCreek, ( C )
Gest. RiedwiesenhofReiskirchen
K = 2007LP=
Baccarat CSM1997
Fuchs GalanteQuien Sabe CSM
CSM Frankreich A.u.V. TschümperlinBaar - CH
K = LP=
Bailarin MP1990
Fuchs Bonni HBSonata DLG
M. PlagAsbach
Ariane GlaessAsbach-Ditscheid
K = 1993LP= 1994
Bailarin del Sol CSM1997
Fuchs GalanteSalida del Sol CSM
CSM Frankreich R. KellerRosbach
K = 2001LP=
Barniz Negro2006
Rappe Biru AzulParlatina RBV
Peru Ariane GlaessAsbach-Ditscheid
K = 2008LP=
Bolero CMG2003
Brauner Armatan EADiva FTB
C. GrittiItalien
BoersBelgien
K = 2009LP=
Boquito MK2006
Brauner Jeque RDLFBerenice MK
GestütNaafbachtal
T. MundtKempten
K = 2009LP=
Brillante CSM1997
Fuchs BoleroMarquesa CSM
CSM Frankreich A.u.V. TschümperlinBaar - CH
K = 2010LP=
Carpera Guairuri Brauner Manantial RMPN.N. - MOH
Peru Felipe WeissWihr au Val, F.
K = 2010LP=
Diamente PK2003
Falbe RDS-Domingo ReyJumera HB
Petra KüenziCH-Wangem
S.v. KeitzGräfenheinrich
K = CH 2006LP=
Domingo de Mayo RDS1991
Fuchs Domingo RDSCinco de Mayo
R. Del SolarKalifornien
A.u.V. TschümperlinBaar - CH
K = 1995LP= 1997
Domingo Rey RDS1992
Brauner Rey de ReyesLunascia
R. Del SolarKalifornien
VoigtländerErlbach
K = 1995LP= 1997
Duende PT1999
Palomino Garrido EMLDiana DLG
Piehler/ThomasRittmarshausen
Piehler/ThomasRittmarshausen
K = 2003LP=
El Destino PVF2007
Brauner Don Miguel EAATent a Dora PDP
U.S.A. M.v. MeerNienover
K = 2011LP=
Emperador GK1994
Falbe Sokrates ERMFineza de Ica CWE
G. KnörzerGB
S. SchraderGrethen
K = 2003LP=
Exposito MK2008
Brauner Altivo KCON.N. MK
Gestüt Naafbachtal
M. WendelRott
K = 2010LP=
Expression EML2000
Fuchs Elegante HBExquisita DLG
E.+M. LunzLonnerstadt
M. SteinerDischingen
K = 2003LP=
Faldero HB1998
Palomino Fantasma BlancoLa Vanessa
H. BargholzHagen
D. ZimmermannBurgwalbach
K = 2003LP= 2003
Fantoche MP2000
Brauner Feliciano GKSonata DLG
M. PlagAsbach
A. GlaessAsbach
K = 2002LP=
Flagrante PT1996
Brauner Omyx DLGFresa CC
Piehler-ThomasGleichen
Piehler-ThomasGleichen
K = 2000LP=
Flor del Cardon Tupac1994
Brauner Indio PZBraceador Electra
J. R. RodoAR
A. RameschNetphen
K = 1999LP=
Futuro FTP2003
Brauner Oro de Ica HNSFutura OV
F. ThorndikePeru
M.v. MeerNienover
K = 2011LP=
Gallego MK2000
Rappe Feliciano GKGalactica RyR
Micheline KleinGestüt Naafbachtal
D. V. BülowNienburg
K = 2003LP=
Gallito EMV Brauner Moreno MKGranada
Ilona PrößdorfThüringen
K = 2009LP=
Galpon R & R1996
Fuchs Principe AE La SolanaGala R & R
R. RissoUSA
P. KuenziWangen – CH
K = 1998LP=
Garrido EML1993
Palomino Trovador JJB KFGenoveva PV
E.+ M. LunzLonnerstadt
M. BoeringerWagenfeld
K = 1997LP=
Geronimo EML1994
Palomino MercurioGenoveva PV
E.+ M. LunzLonnerstadt
G. BoutonMünchen
K = 1997LP=
Gaseoso SR2008
Creme Gitano Suave RVFelischa Timbalero
USA Gitta Ber K = 2012LP=
Gaucho EK2007
Braun Ellen KorsgaardHorsholm, DK
E.K. K = LP=
Gitano Suaverv2003
Falbe Flamenco GKNaranja DLG
R. VerchKleve
J. PerniceEußerthal
K = 2006LP=
Graciliano KSS2004
Palomino Garrido EMLPicara KSS
K. u. S. SteffensArmsdorf
I. HellwigObererbach
K = 2006LP=
Imperioso MvM1999
Fuchs SansonPrincesa PdT
M.v. MeerMannik
R. SergiÖsterreich
K = 2001LP=
Juego GK1999
Rappe ERM Socrates Anaconda GK
G. KnörzerEngland
U. SchmidtDiessen
K = 2003LP=
Jupiter IMS2009
Fuchs Expression EMLFaldeno Juliana
M. + I. SchneiderDischingen
M. + I. SchneiderDischingen
K = 2012LP=
Marquez CDB1987
Fuchs CarismaCanaria
C. Duarte BLima/Peru
Fam. KüttnerHof Martinsberg
K = 1991LP= 1991
* K = Körung; LP= Leistungsprüfung
Caballo de Paso - CPName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Chango / 1991Trochador
Brauner CalarcaLa Juliana
Kolumbien Thomas ReymannRancho el Rey
K = 1995LP= 1995
Destello de REY / 1998Trote / Galope
Brauner ChangoNatalia de Jardines
Th. ReymannKühbach
E. ReymannKühbach
K = 2005LP=2005
Fulmine / 2001Paso Criollo
Braun-schimmel
Armatan EARusa Maria
C.M. GrittiItalien
A. JänischSeebruck
K = 2007LP= 2011
Paso Iberoamericano - PIName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Bonlucio1997
Brauner Bonitao de Cad.Lucia v. Kreiswald
Töltgut Holländer Dr. K. GerberBerlin
K = 2001LP= 2012
Bandreao KCO1998
Brauner Bonitao de CadavalTulula AAB
K. C. OtteOberadlhof
Töltgut A. JänischHeitersheim
K = 2003LP=2005
Jacero KCO2003
Schimmel JaraneroHechicera
K. C. OtteOberadlhof
D. Friesecke Wildberg, CH
K = 2007LP=2011
Xenio2003
Brauner He-XenoAracatuba
R. SchmittKreiswald
R. SchmittKreiswald
K = 2006LP=
Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Mezcal Azul EF2006
Rappe Biru AzulMagnolia RBV
Eggert & Feyerer Eggert & Feyerer K = 2009LP=
Moreno MK2002
Rappe Altivo KCOMelinda HB
GestütNaafbachtal
VoigtländerUrsprung
K = 2005LP=
Napoli MLM2000
Brauner Genoves ERMRiviera MLM
M.+L. MewhinneyUSA
G. SmitsBelgien
K = 2003LP=
Nevado ACR2004
Fuchs El Pinturas FTBLa Chorrillana ACR
Peru E. SvobodaÖsterreich
K = 2011LP=
Pacifico MK2008
Brauner Altivo KCON.N. MK
M. Klein Naafbachtal
Andrea RameschNetphen
K = 2011LP=
Papero MK2007
Schimmel Altivo KCOPrima Dona RyR
GestütNaafbachtal
M. KleinNaafbachtal
K = 2009LP=
Payaso del Robles2003
Fuchs SansonLa Fenicia MK
I. HellwigObererbach
I. HellwigObererbach
K = 2005LP=
Pepino MK2007
Fuchs Feliciano MKPimenta MK
GestütNaafbachtal
M. KleinNaafbachtal
K = 2009LP=
Perfecto MK2002
Brauner Altivo KCOPrima Dona RyR
M. KleinNaafbachtal
M. KleinNaafbachtal
K = 2006LP=
Pizarro DS2006
Brauner Fantoche MPVioleta AG
D. KringsMeckenheim
D. KringsMeckenheim
K = 2008LP=
Rayo de Obir JJ2007
Fuchs Nevado ACRRetama
E.M. SvobodaÖsterreich
E.M. SvobodaÖsterreich
K = LP=
Rey de Fuego WPR1990
Brauner El FuegoRemolinita
J. WardKalifornien
SchraderGrethen
K = 1995LP=
Rodrigo2009
Fuchs Rey de Fuego Nirvana EML
Gisela BoutonMünchen
Gisela BoutonMünchen
K = 2009LP=
Romancero HK1998
Fuchs Rey de Fuego WPRMarequita PT
H. KramerBuxtehude
L. HofmannNL Ruinen
K = 2006LP=
Sanson1989
Fuchs DestinoReina Victoria
M. DonaldUSA
Mireille van MeerNienover
K = 1996LP=
Soberano1996
Brauner Soberbio MOHMagia Negra
J. SchumacherReken
R. DornigBottrop
K = LP=
Soberbio MOH1989
Schimmel Solterito MOHSoledad d.M. VTS
M. u.O. HeinLima/Peru
W.FeldmannAegidienberg
K = 1994LP= 1994
Talus RTP2000
Brauner Soberano CMLigeia RTP
RaintreeUSA
Ellen KorsgaardHorsholm, DK
K = 2009LP=
Tornado CMG2002
Brauner Armatan EADiva FTB
G.M. GrittiItalien
W. CampeiMeran
K = 2006LP=
Valentino AG2003
Brauner Bailarin MPLa Vanesa
Ariane GlaessAsbach-Ditscheid
S. GaackMildstedt
K = 2006LP=
Zingaro GG2001
Fuchs El Campeador RDSCoralia GG
Green Gate RanchUSA
N. MattauschMarkt Nordheim
K = 2006LP=
Noticiero42 2013
Für Pasostuten gekörte HengsteName / Jahrgang / Typ Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Calfiao Chingolo1990 / CR
Falbsch. CharqueBallenera
Argentinien J. JoestLobbach
K = 1995LP= 1996
Dorito III1992 / P.R.E./P.I.
Rappe Centenario VDorita II
A. GuiralBarcelona /Sp.
H. KahnPittenhart
K = 2000LP= 2000
He-XenoP.S.L.
Schimmel XaquiroSuica
Portugal A. JänischSeebruck
K = 2005LP=
Tape Isidoro1995 / CR
Brauner Santa Cruz IncausoTape Rubia
Uruguay M. MeyerPetersaurach
K = 2002LP=2003
Anmerkung: P.I. = Paso Iberoamericano; CR = CriolloWeitere Hengste für Pasostuten nach der ZBO-FN zugelassenen Rassen: siehe dort
HINWEIS:Die oben genannten Hinweise zur Zuchtbuchordnung (ZBO-FN) finden Sie unter „Rassesteckbriefe“.Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.
* K = Körung; LP= Leistungsprüfung
Paso Fino - PFName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*
Beech Tree Maestro1994
Brauner El Classico de PlebeyoBeech Tree Sinfonia
USA Cl. Greb-SchortaSchocherswil/CH
K = 2005LP=
Bochica de Arrebol1996
Schimmel Arrebol La EstrellaBrasilia del Juncal
S. MarienBriedeler Heck
M. WendelBerghof
K = 2000LP=
Cienfuegos de La Terrazza1998
Falbe EscandaloBlondy
H.P. Guntern Termen H.P. Guntern Termen K = 2002LP=
Cupido del Paso1989
Rappe Simbolo de Che-MelCuriosa
T. MasudUSA
A. Segur-CabanacÖsterreich
K =LP=
Dilema del 81990
Fuchs CastellanoChunguita
Fabio OchoaKolumbien
Thomas ReymannRancho el Rey
K = 1995LP= 1995
Dinamo Qc1997
Grau-Falbe Impecable de CarmenCordela Carbal Carbal
Chiapetta, USA England K = 2000LP=
Don Juan CSR1990
Falbe Juan JuanLucera que tal
Robin WilliamsUSA
Irland K = 1995LP= 1995
El Aji del Juncal1995
Falbe Ambar del OchoAstromelia de Chicamocha
A. MejiaUSA
Claudia GrebFreiensten, CH
K = 2000LP= 2002
Ensueno de Classico2001
Brauner Profeta de BesiluClassiquita del Rey
USA Doris SperberSternberghof
K = 2005LP= 2006
Exito del Arabe1995
Fuchs USA N.N.Wiesentheid
K = 2012LP=
Guerrillero1995
Rappe DanubioRosella
M. KellyDom. Republik
H.-P. GunternSchweiz
K = 1999LP= 1999
Halago Sin Par1985
Pinto Hilachoso Sin ParDali Sin Par
H. RatlihUSA
Claudia GrebFreiensten, CH
K = 2000LP= 2000
Helicon del Gavilan1999
Fuchs Ponderosa Cosmos DosFabulosa La Estella
Doris SperberSternberghof
N.N.Niesterberg
K = 2003LP= 2004
Jazmin La Estrella1993
Falbe Ensueño de ColombiaFlint Oak Eclipse
Alvaro IriateUSA
Chris DubbertNiederlande
K = 1997LP=
Kapoho del Cardo2006
Schecke SpurecoBriboncima
USA B. GuckenbergerMarkt Bibart
K = 2012LP=
Kosmos Tres del Gavilan2002
Rappe Ponderosa Cosmos DosAmapola Dos
Doris SperberSternberghof
Doris SperberSternberghof
K = LP=
Leneus del Gavilan2003
Fuchs NegrexcoAmapola Dos
Doris SperberSternberghof
Doris SperberSternberghof
K = 2011LP= 2011
Merengue2009
Rappe Arco Iris de Cap.Aphrodisia de Unit.
USA Doris SpergerMarkt Nordheim
K = 2012LP=
Mister Tailor Haberkorn2003
- -M. Schneider M. Schneider K = 2007
LP=
Negresco1994
Rappe Nevado La Nancy
Ernie SaenzUSA
Doris SperberSternberghof
K = 1997LP= 1999
Pescador del Juncal1992
Schimmel Petrolero del JuncalLa Separada Univ.
A. MejiaUSA
S. MarienBriedeler Heck
K = 1997LP= 1999
Ponderosa Cosmos Dos1989
Fuchs CosmosFavorita
Marion KlingKolumbien
KildareIrland
K = 1998LP= 1998
Shadow Dancer Mako1992
Schimmel AlicanteMajestosa Promisa
Betty KleinUSA
M. WendelWeilrod
K = 1995LP= 1997
Sincope de Veleta2001
Brauner Sindbad de Sol ReyeDinamica del Paso
USA Cl. Greb-SchortaSchocherswil/CH
K = 2005LP=
Soberano La Estrella1990
Schimmel Ensueno de ColombiaHechisera La Estancia
Alvaro IriateUSA
Sylvia GrossmannZwerenberg
K = 1995LP= 1995
Springtime Rapido1989
Fuchs NevadoColorina de Besilu
C.L. SpringUSA
Petra FürstMünchen
K = 1994LP= 1994
Paso
Fin
o H
engs
t: Po
nder
osa
Cos
mos
| G
estü
t: La
Pan
dero
sa, B
ogot
a / K
olum
bien
Noticiero44 2013 Noticiero 452013
So fragte dereinst (2000) der bekannte Andalusier-
freund und Barockreiter E. Eder. Dabei war und ist man
in Pasokreisen immer noch der Meinung man hätte das
Rad erfunden und könne auch ohne Wasser kochen. Bei-
des ist nur bedingt wahr und ein Blick in den Korral
einer anderen alten Kulturrasse zeigt, dort kennt man
ähnliche Probleme. So beichtet der renomierte Ara-
berkenner und Züchter H. J. Nagel in seinem oft und
kontrovers diskutiertem Buch (Hanan - „Die Geschichte
einer arabischen Stute und der Arabischen Pferderas-
se“ (1998)) über uns irgendwie bekannte Probleme, also
haben nicht nur Pasos ein bzw. mehrere Probleme? Aber
lesen Sie selbst, zuerst bei Eder und dann bei Nagel.
Anschließend „sprechen wir uns wieder.“
E. Eder fragte: „Hat die Paso- szene ein Problem? Eines??“*
Natürlich haben wir alle unsere „Problemchen“. Be-
trachten wir sie als Herausforderung und schon kehrt
sich alles ins Positive.
Vor sieben Jahren wurde der Pasopferdeverband ge-
gründet. Warum? Es gab doch schon andere Vereine und
alle die sich damals zur Gründungsversammlung trafen
waren bereits irgendwo Mitglied.
Das mit den Finos alleine hat nie so recht funktioniert,
viele der Peruanos wollten ausschliesslich nach einem
selbstdefinierten Reinheitsgebot handeln und somit
war es an der Zeit für tolerante Freigeister der Vielfalt
der Pasopferde eine Chance zu geben.
Haben die Pasos ein Problem?
Text: K. C. Otte
Nicht woher sie kommen, sondern was sie leisten da-
nach wollen wir sie beurteilen!
Ein weises Wort. Zu wahr für jene die meinen: Woher
sie kommen .... oder, was sie kosten .... Mancher Züchter
und Pferdeverkäufer hat eigenste Interessen. Manche
sind sogar legitim und leicht verständlich (folge dem
Geld und du kommst der Wahrheit am nächsten).
Prestige und schnöder Mammon sind wichtig und bei-
des wäre reichlich zu ernten. Über gute Pferdequalität
nämlich. Klar, auch wir gewöhnlichen Pferdefreunde
sind empfänglich für flotte Werbesprüche und Insider
Exklusivitäten. Was uns jedoch am meisten beeindruckt
sind schöne, gesunde Pferde und gleichgesinnte Freun-
de mit denen sich gute Zeiten verbringen lassen (da wo
man singt, da lass dich fröhlich nieder). Fröhlich, nicht
eigennützig um andere für sich singen zu lassen.
Strandet ein Engländer auf einer einsamen Insel, was
tut er als erstes? Er baut zwei Clubs. Einen den er be-
sucht, einen zu dem er nicht hingeht.
Ende Juni passierte etwas ähnliches. Man versuchte ei-
nen Club zu diskriminieren und einen neuen zu gründen.
Hat nicht funktioniert das Ganze. Letztendlich hat die
Vernunft gesiegt, oder besser gesagt, die Unvernünftigen
waren zu gering in der Zahl und zu schwach im Argument.
Für Schwarz-Weiß-Maler wird die Welt niemals bunt
und vielfältig werden. Eigentlich schade!
Und um den Kreis zum Problem, zur Herausforderung
zu schließen: Bemüht euch um gesunde Pasopferde (egal
wie sie heißen) mit denen wir Freizeitreiter viel Freude
haben und wenn ihr besser sein wollt als andere, zeigt
es uns, am besten nachhaltig im Sattel. Wenn ihr euch
dann auch noch zu uns setzt um fröhlich mit zu singen
verdient ihr unsere Aufmerksamkeit und Achtung.
Alles andere ergibt sich dann ganz von alleine und das
ein oder andere zwischenmenschliche Geplänkel wird
wieder den rechten Stellenwert einnehmen. Unwichtig
aber unterhaltsam.
… la, la vida loca ….Euer Eugen Eder
PS: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Pasos ihren
gebührlichen Stellenwert in der europäischen Pferde-
welt erst einnehmen können wenn ihre Interessenver-
tretung koordiniert und einheitlich erfolgt.
Nach E. Eder zitieren wir aus dem genannten Buch
HANAN etwas ausführlicher einige, wie ich meine, sehr
aufschlussreiche Passagen. Denn H. J. Nagel schreibt
zur vergleichbaren Problematik in der Araberszene un-
ter anderem: „Die arabische Pferderasse kann auf eine
lange und reiche Tradition zurückblicken. Sie ist die ein-
zige Rasse dieser Welt, der eine weit in die Vergangen-
heit zurückreichende Geschichte zugeschrieben wird,
wie etwa einem Land, einer Stadt oder Familie. Da diese
Geschichte im Orient, oder wie der Name sagt, in Arabi-
en beginnt, entspricht sie in ihrer Art, wie sie festgehal-
ten und überliefert wurde, vielen anderen historischen
Ereignissen dieses Gebiets, an deren grundsätzlichem
Wahrheitsgehalt zwar nicht gezweifelt wird, wenn es
jedoch um die Festlegung von Einzelheiten geht, die
Meinungen darüber oft sehr voneinander abweichen.
Mündliche Überlieferung, übersprudelnde Phantasie,
verspätete und sich widersprechende Aufzeichnungen
und zusätzlich die große Mobilität der dortigen Bevöl-
kerung machen es schwer, den Spreu vom Weizen zu
trennen.“ …..
„Das sogenannte Pedigree, die Auflistung der Ahnen,
eingebettet in Geschichten, Erzählungen oder kritische
Betrachtungen, soweit wie möglich zurückverfolgt, ist
das eine, die Beschreibung der heute lebenden Pferde,
ihre Fähigkeit und Verwendung das andere. Fraglos ist
das Erste zur Schreibtischarbeit geworden. Wenn sie
korrekt gemacht ist, kann sie die zuverlässige Basis für
das Studium anderer bilden oder findet eine befriedi-
gende Bestätigung in sich selbst. Das zweite, die Dar-
stellung und das tatsächliche Erscheinungsbild des
Pferdes, sollte das lebendige Spiegelbild dieser zuver-
lässigen Feststellung sein. Doch diese Rechnung geht in
vielen Fällen nur unzureichend auf, und häufig ist die
Diskrepanz enorm. Zum einen will ein als gut erachtetes
Pedigree überhaupt nicht zu dem recht unarabisch aus-
sehenden Pferde passen, zum anderen präsentiert sich
hier ein Pferd vom Typ und Adel, doch seine Geschichte
ist lückenhaft und kurz. Es ist schon Glück, ein gutes
arabisches Pferd zu finden, das gleichzeitig in seiner
Abstammung durch ein makelloses, allgemein akzepta-
bles und weit in die Geschichte zurückreichendes Pedi-
gree abgesichert ist.“ …..
„Die statische Betrachtung einer Zucht hat heutzutage
ausgedient, ist überholt und ein leeres Gerüst längst
veralteten Wissens. Die Einführung neuer dynamischer
Betrachtungsweisen auf Überlebensprozesse und For-
menbildung damals und heute hilft Erklärungslücken
zu schließen. Altes und Unbrauchbares abzuwerfen und
wegzuräumen, ist eine Notwendigkeit; aktuelles Wissen
in die historische und gegenwärtige Bewertung einer LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes
Noticiero46 2013 Noticiero 472013
großen und berühmten Rasse in ihrer Mannigfaltigkeit
einzubringen, eine weitere.“ …....
„Nicht jedes arabische Pferd, das aus dem Orient einge-
führt wurde, hat den Test in der neuen Heimat bestan-
den. Doch allein die Tatsache, ein Orientimport zu sein,
gab ihm den Wert eines Exoten. In Wirklichkeit war das
Pferd oft nicht mehr als das. Unter den kenntnisreichen
Verhältnissen auf Staatsgütern und unter Beachtung
strenger Zuchtziele sind solche „Blindgänger“ ausge-
schieden und sehr schnell verschwunden. Doch wo-
anders, besonders wenn es sich um geschenkte Pferde
handelte, blieben viele in der Zucht und ließen jeglichen
realen Wert zur Zuchteignung vermissen. Wozu ein Ori-
entale, wenn er nicht wenigstens in einer Eigenschaft
brillierte: Entweder Typ und Adel oder Härte und Leis-
tung. Ein Durchschnittsaraber ohne das eine oder das
andere, war selbst im Orient nicht gefragt.“ …...
„Bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts ordnete man
das arabische Pferd überwiegend nach Regionen. Man
sprach, wie schon erwähnt, von Nejd-Arabern, syri-
schen Arabern, irakischen Arabern usw. Man teilte diese
Pferde denjenigen Räumen zu, in denen sie lebten. Nur
was die Nejd-Araber betraf, war der Ausdruck Koheilan
schon immer gleichbedeutend mit den dort gehaltenen
Pferden. Koheilan stand für den Araber, der den südli-
chen Nomadenstämmen zuzuordnen war. Koheilan be-
deutete für den arabischen Sprachraum soviel wie das
typische arabische Pferd.“ …..
„Die Stammeszugehörigkeit, so dachte man, war we-
nigstens ein Anhaltspunkt, wenn auch nur ein schwa-
cher. Namen wie Obeyan, Dahman, Saklawi und Had-
ban erschienen zunächst in der Umgangssprache unter
Fachleuten, später in der Literatur. Schließlich wurden
arabische Pferde entsprechend diesen Stammesnamen
systematisch aufgelistet und geordnet. Besonders Eu-
ropäern, also Orientfremden, gefiel dieser ungewohn-
te exotische Brauch. Bei den Beduinen und in Arabien
damals und heute bedeutete ein Name wie Saklawi die
Tatsache, dass eine zu diesem Stamm gehörende Stute
in ihrer weiblichen Abstammung fest zu diesem Stamm
zählte und ihren Fohlen diesen Stammesnamen weiter-
geben würde. Auf den benutzten Hengst und den Va-
ter dieser Nachkommen nahm man in der Benennung
keine Rücksicht. Nur selten ist allerdings ein Hinweis
zu finden, dass Stuten mit Hengsten gleichen Stammes
gepaart wurden. Das eine – die Stute – diente der Kon-
tinuität, das andere – der Vater – der möglichen Verbes-
serung. Auf jeden Fall war diese Methode und der Bezug
auf den Mutterstamm ein höchst einfaches und prakti-
sches Mittel, die Vergangenheit und die Gegenwart im
Griff zu halten.“ …..
„Wie solche Stämme anfänglich zu ihren Namen ka-
men, ist unbekannt. Dass der Ursprung der wichtigsten
Stämme die fünf Stuten des Propheten – die „Al Khamsa“
mit den jeweiligen Stammesnamen, seien, ist ohne Fra-
ge nur eine aus frommem, ehrerbietigem Glauben er-
dachte Geschichte. Stammesnamen enthalten eine be-
schreibende Bedeutung, wie Hadban, das Pferd mit der
seidenen langen Mähne oder Augenwimpern, Koheilan,
das mit der schwarzen Haut, Obeyan, dasjenige, das in
der Bewegung den Schweif hoch trägt, Dahman, das
mit dem grauen Fell und Muniqi, das mit dem langen
Hals und viele andere mehr. Allerdings war, wie gesagt,
die Zugehörigkeit eines arabischen Pferdes zu einem
bestimmten Stutenstamm nur ein denkbar schwacher
Hinweis für spätere züchterische Qualität. Eine Sakla-
wi-Stute, die man in Bahrain erworben hatte oder eine,
die in Mosul, im Norden Iraks, zu Hause war oder eine
weitere, die man auf dem Pferdebasar in Aleppo fand,
hatten mit größter Wahrscheinlichkeit keine Gemein-
samkeiten.“ …..
„Denn unübersehbar war und ist gerade diese einzig-
artige Art und Weise der Namensgebung: eine Saklawi-
Stute konnte einen Hadban-Hengst zum Vater haben
und ein Saklawi-Hengst, seine Mutter war eine Saklawi,
einen Koheilan-Vater. Beide, Hengst und Stute, blieben
gleichwohl Saklawi und ebenfalls ein Fohlen dieser bei-
den. Nach Raswan gälte ein solches Fohlen als „Sakla-
wi, rein im Stamme“; jedoch in der Realität sind es nur
höchstens 50%, die andere Hälfte fehlt. Für Hengste gibt
es nun einmal kein „Register“ in Arabien.“ …..
„So mag sich denn auch mit Recht mancher vernünftige
Mensch dazu gedrängt fühlen, Araberenthusiasten zu
empfehlen, einfache, normale und natürliche Vorgänge
nicht als etwas ganz Besonderes auszusondern und für
gewisse Tatbestände über eine angemessene Wortwahl
nachzudenken, als zum Beispiel die Begriffe „Reinheit
und rein“ immer wieder zu strapazieren und allzu groß-
zügig und täuschend zu verwenden.“ …..
„Pferde im Koheilan-Typ sind tiefer und kräftiger, die
im Saklawi-Typ feiner und hochstehender. Pferde zu
60% im Koheilan und 40% im Saklawi-Typ zum Beispiel
eine Mischung. Jeder Fachmann weiß ziemlich genau, Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima
Noticiero48 2013 Noticiero 492013
was hier gemeint ist. Diese qualitativen Standards ha-
ben, nicht die geeringste Beziehung zu den Stammes-
bezeichnugen á la Arabien, unter denen viele Pferde
heute in Stutbüchern verzeichnet und die als Nachweis
für Stammeszugehörigkeit in den Pedigrees aufgeführt
sind. Historisch sind Stammesnamen ein Überbleibsel
eines schlichten Brauchtums, Pferde in ihrer Vergan-
genheit zu verhaften und sie durch weitere Zusätze für
Eigentümer und Fremde kenntlich zu machen. Wem
es Freude macht, mag gerne seine Stammestafeln mit
solchen Namen schmücken. Doch andere und er selber
sollten wissen, was er damit tut.“ …..
„Eine Typenordnung jedoch, biologisch begründbar, äu-
ßerlich erkennbar oder bewusst entsprechend entwi-
ckelt, wie es die arabischen Namen der Stutenstämme
vermuten lassen und in die man versucht hat, eine sol-
che Bedeutung „hineinzudichten“, gibt es nicht.“ …..
„Zwei Themen beschäftigen, teils hilfreich, teils belas-
tend, die Zucht arabischer Pferde: Die Wichtigkeit des
Pedigrees und das Problem der Reinheit des Blutes re-
spektive der Rasse. Diese beiden Themen stehen in ei-
nem engen ursächlichen Zusammenhang. Das Pedigree
ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines
Pferdes. Jedes Lebewesen, das aus einer väterlichen
und mütterlichen Verbindung stammt, hat eine solche
Vorgeschichte. Gerade wenn es um arabische Pferde
geht, bevorzugen viele einen weit in der Vergangenheit
zurückliegenden Anfang. Geschichten dieser Art begin-
nen im Orient meistens mit viel Farbe und mit Phanta-
sie. Auch die Geschichte des Arabers beginnt früh. Wie
viele Versionen es davon auch geben mag, sie alle atmen
die gleiche wunderbare Simplizität: Seien die Pferde
aus dem Wüstenstaub geboren oder dem Propheten aus
der Wildnis zugelaufen und viele mehr. Dahinter steht
wahrscheinlich überwiegend die Idee, hier sei etwas
besonderes passiert, das diesem Tier eine elitäre Ein-
maligkeit verliehen und es deshalb über das sonstige
Pferdevolk hinaus erhoben habe. Am Anfang einer jeden
Zucht oder neuen Rasse steht die Auswahl bestimm-
ter einander ähnlicher Tiere, die zu einer Gruppe oder
Herde zusammengefasst und entsprechend gewollten
Wunschvorstellungen in einer zunächst von der Natur
gesetzten Umwelt vermehrt und auch selektiert wur-
den. Das gilt bis heute für alle Rassen, auch für das ara-
bische Pferd. Sie sind alle Menschenwerk und biogene-
tisches Resultat zugleich. Eine große Erstgeburt einer
Rasse hat sicherlich nicht stattgefunden.“ …..
„Die Ahnenreihe soll nur „reine Araber“ ausweisen. Kei-
nerlei Anteile fremder Rassen sind erlaubt. Diese Bedin-
gung scheint zwar schwer erfüllbar, früher besonders
in Anbetracht des Schreibens und Lesens unkundiger
nomadisch strukturierter Gesellschaften und späterhin
aufgrund mangelhafter und unvollständiger Aufzeich-
nungen außerhalb Arabiens. Wer täuschen wollte, hat-
te dazu reichlich freien Raum. Absichtlich geschickter
Betrug fiel sicherlich nicht auf und wenn sich dadurch
Vorteile einholen ließen und das Gewissen weit genug
war, wird er geschehen sein.“ …..
„Ist es nicht das Pferd als Kreatur und die Qualität sei-
ner Nachkommen, die hier helfen könnten, die Zweifel
des Anfangs zumindest auf ein akzeptables Maß zu-
rückzuführen? Das erscheint solider und natürlicher,
als das Ausweichen auf Vertrauen und die unterstellte
Redlichkeit jener Menschen, die nur eine einzige flüch-
tige Begegnung zu einem einmaligen Geschäftspartner
gemacht hat. Keine Züchtergruppe, nicht die Anhänger
des „Blue Catalogues“ in den USA und die „Asilen“ in
aller Welt, können für sich die unbedingte Sicheheit des
Ursprungs in Anspruch nehmen.“ …..
„Es gibt nun einmal kein einziges arabisches Pferd, das
historisch nachweisbar aus einer Reinzucht stammt. So
mag die eine Meinung lauten, denn Reinzucht in Ara-
bien gab es nicht. Es mangelte an einer züchterischen
Definition, die diesen Tatbestand abdeckt respektive
einem glaubhaften, sicheren historischen Nachweises.
Reinzucht verlangt einen bestimmten Grad an Homoge-
nität. Nirgendwo ist er gegeben. Dieser wichtige Tatbe-
stand, der den Begriff „Reinzucht“ rechtfertigt, ist ein-
fach nicht erfüllt.“ …..
„Pferde kamen aus diesem arabischen Großraum in der
Zeit von 1800 – ca. 1950 in die Zuchten der Welt. Sie ka-
men aus den südlichen Regionen um Riad im heutigen
Saudi-Arabien, bis weithin aus dem Norden, aus dem
Gebiet um Mosul, an der kurdischen Grenze. Alle mit
dem Attribut:“ Das sind die reinen Originale“. Handel
war das Metier, in dem der Orientale von alters her
am besten brillierte. Es wäre naiv anzunehmen, dass
die Pferdehändler von damals übersehen hätten, wel-
Das Pedigree ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines Pferdes
„Sachliche Begriffe, die für jedermann verständlich und
erkennbar sind, sind das eine, die Feststellung histori-
scher Tatsachen in einer Form, wie es sich für ein sol-
ches lebendes, naturwissenschaftliches Thema geziemt,
ist das andere, das dieser Problematik guttun würde.
Dafür gibt es genügende gedankliche und sachlich-at-
traktive Ansätze:
Die ursprünglichen arabischen Pferde, mit rassetyp-
ischen Merkmalen ausgestattet, entstammen mit größ-
ter Wahrscheinlichkeit relativ fest abgeschlossenen
Zuchtbeständen. In einer solchen Abgeschlossenheit
konnten sich rassetypische Merkmale entwickeln, wur-
den erhalten und genetisch gefestigt. Umwelteinflüsse
und menschliche Präferenzen haben an dieser Typen-
und Formenbildung mitgewirkt. Es gibt viele Hinweise
aus historischer Sicht, dass es einen kleineren, trocke-
neren südlichen Typ gegeben hat, den Nejd-Araber, im
Gebiet des heutigen Saudi-Arabien und einen größeren,
kräftigen, mehr leistungsfähigen nördlichen Araber – in
Syrien und Mesopotamien. Der südliche Teil der Rasse
war für längere Zeit und relativ sicherer abgeschlossen,
er war mehr umweltbezogen. Der nördliche Part dage-
gen wahrscheinlich weniger geprägt durch alle diese
obigen Umstände. Der Austausch von Zuchtmaterial er-
folgte deutlich stark von Süd nach Nord, seltener um-
gekehrt. Ein sehr großer Teil der nördlichen Population
wurde durch südliche Einflüsse geprägt und teilweise
sind beide identisch. Jedes in ein von der WAHO aner-
kanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den
Stempel des „purebred“. Diese seit 1972 gültige Defini-
tion ersetzt alle früheren, die besseren, die unvollstän-
digen oder sogar fälschlichen, die aus historisch unbe-
legbaren oder sehr persönlich geprägten Anschauungen
entstanden sind. Wenn ein Araber die Formen eines ty-
pischen Rennpferdes zeigt, bleibt es trotzdem noch ein
Vollblutaraber, aber die an „Show Horses“ orientierten
Züchter werden ihn nur mit Mühe akzeptieren. Diejeni-
gen, die Leistungsaraber bevorzugen, bringen vielleicht
wenig Verständnis für Bemühungen auf, eine klassisch-
historische Zuchtrichtung zu verfolgen.“ …..
ches die Wünsche ihrer Kundschaft waren. Sie waren
erfahren und wussten sicherlich sehr bald, auf welchen
Pferdetyp die Käufer setzten. Die verkauften Pferde ver-
schwanden, störten und zerstörten nichts. Wozu da Vor-
sicht und die Chance ausschlagen, die sich ihnen bot?
Im Gegenteil, alles wurde versucht, die geforderte Leis-
tung zu erbringen, auch in Wort und Schrift. So hielten
denn die Beduinen Kontakt zu Händlern, die des Lesens
und des Schreibens kundig waren, um die Wünsche der
fremden Käufer so gut wie möglich zu erfüllen. Der An-
kaufsakt verlief doch sicherlich in der Form, dass der
Fremde wählte, was ihm gefiel und was ihm von zu Hau-
se aufgetragen war. Es entsprach seiner Vorstellung,
seinem Zweck. Wenn er es dann auch bekommen konnte
und es verkäuflich war, waren die Papiere schließlich
nur das Ende des Geschäftes. Sie beschrieben die Quelle
und im Prinzip war das genug.“ …..
„Gutgläubige und dem Orient Wohlgesonnene geben sich
erdenkliche Mühe, den sogenannten Reinheitsgedanken
in der Araberzucht, insbesondere bei einigen besonders
ausgewählten Pferden, als etwas Exklusives wach zu
halten und zu begründen. Die einen glauben, dass der
Anfang ohne Makel war, sie vertrauen dem geschriebe-
nen Wort, den Schwüren der damaligen Scheichs und
den Zusicherungen der Händler. Sie vergessen, dass die
Abgeschlossenheit nach außen eine der wichtigsten We-
senszüge arabischer Sozialordnung ist. Diese Tatsache
zu unterschätzen, kann nur als schwerer Fehler oder un-
verzeihliche Unkenntnis gewertet werden. Die anderen,
die etwas Vorsichtigeren und Skeptischen, bemühen ge-
netisches Wissen. Nach solcher Formel wird das „fremde
Blut“, wenn es denn doch vorhanden war, im Laufe der
Zeit verdrängt und nach den berühmten 13 Generatio-
nen ist ein Reinheitsgrad von 99,9% erreicht, der Rest
bleibt schließlich ohne Einfluss. Das erste, die Gutgläu-
bigkeit, bleibt Glaubenssache, das zweite, die Mathema-
tik, ist höchstwahrscheinlich falsch. Für eine Zucht mit
derartig wenigen Einzelindividuen trifft dieser Denkan-
satz nicht zu, sondern nur auf den Durchschnitt einer
sehr viel größeren Population, wenn sie denn bewusst in
eine solche Richtung gezüchtet wird.“ …..
„Wie man es auch dreht und wendet, weder sachlich
noch historisch ist die Theorie des reinen Blutes be-
gründbar, noch haltbar. Sie ist der falsche Ansatz und
wird auch dann nicht realistischer, wenn man sie noch
so eifrig und fanatisch propagiert. Je schneller und tie-
fer sie begraben, um so weiter und freier wird der Raum
für aktuelle Sachlichkeit.“ …..
Jedes in ein von der WAHO anerkanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den Stempel des „purebred“
Noticiero50 2013 Noticiero 512013
Nach diesem Blick über den Zaun in arabische Gefilde,
sollte manch ein Aficionado nachdenklich werden und
etwas vorsichtiger mit den Begriffen „500jährige Rein-
zucht“ oder „reinrassig“ umgehen, denn problemlos
könnte man in den obigen Zitaten den Araber durch den
Paso ersetzen. Abschließend umreißen sicherlich „Zwölf
wichtige Argumente für echte Aficionados“ von KCO
(2003) ganz treffend den Bezug zu den Pasos und ihren
diesbezüglichen „Problemen“, die wir haben:
» Weil wir nicht wissen wollen, dass in Lateinameri-
ka, der Heimat unserer Pasopferde, alle guten Tölter
Caballo con paso fino, kurz Paso Fino oder auch Mar-
chador heißen.
» Weil wir für strenge Reinzucht sind, aber vergessen
haben, dass z.B. das Paso Fino Horse von Nordamerika
aus sechs verschiedenen „Rassen“ erkreuzt wurde und
wir auch sonst einiges Prinzipielles aus der Zuchtge-
schichte verdrängt haben.
» Weil wir den Equino Criollo Colombiano für einen
Paso Fino halten und daher die Tiere aus der Kategorie
„Trote y Galope“ bei uns ebenfalls als Tölter einstufen,
(PFTG), obwohl sie für diese Gangart in ihrer Heimat
Kolumbiens disqualifiziert werden.
» Weil wir wissen, dass der bessere der Feind des guten
Paso ist und diesen Grundsatz sinnigerweise auf Rasse-
typen statt auf Individuen anwenden.
» Weil wir vergessen wollen, dass unsere Rasse hip-
pologisch korrekt, und nach den Kriterien seines Welt-
verbandes (CONFEPASO), eigentlich Caballo Criollo de
Paso heißt, was wörtlich übersetzt „Südamerikanische
Tölter iberischer Herkunft“ bedeutet und dies im Eng-
lischen dann „Paso Fino Horse“ bzw. in Brasilien „Cava-
los Marchadores“ genannt wird. Alle anderen Bezeich-
nungen beziehen sich auf lokale Rassesubtypen bzw.
sogenannte „Schläge“.
» Weil wir Toleranz für eine Einbahnstraße halten und
daher der Meinung sind, dass alle Pasos zwar gleich,
die Paso Finos oder Paso Peruanos aber noch gleicher
sind. (Frei nach George Orwell).
» Weil uns entfallen ist (oder wir es nie gewusst haben),
dass man die natürliche Evolution ebensowenig aufhal-
ten kann, wie die züchterische Weiterentwicklung. Eine
Rasse, d.h. Gruppe von Tieren, hier Pasopferden, lässt
sich somit nicht statisch erhalten, sondern nur in ge-
wünschten Sinne weiterzüchten, eben als Schaupferd
oder Arbeitspferd, ganz wie gewünscht.
d.h. ohne Fremdgenbeteiligung, nur auf der Basis der
Klonierung möglich ist. Die Verteidigung der Reinzucht
hat also rein kommerzielle Gründe, da ihre biologische
Grundlage noch fehlt. Und wir übersehen weiterhin,
dass es weder Haustiere noch Pferderassen ohne Kreu-
zungen gäbe, weil nur durch Genaustausch Evolution
und Domestikation möglich sind.
» Weil wir glauben, dass Exklusivität Qualität erset-
zen und somit nur der wahre Fino ein guter Paso oder
nur der „reine Peruano“ echt sein kann. Es genügt also
völlig, die eigenen Ställe „sauber“ zu halten schon darf
man dann alle anderen für minderwertig erklären.
» Weil wir davon überzeugt sind, dass die richtige
Rasse viel wichtiger als das richtige Pferd ist, denn eine
feine Rasse kann keine unfeinen Tiere erzeugen.
Aber wer will das alles überhaupt wissen und wozu soll
das wichtig sein? Es lebe Sankt Fetisch, der Schutzpa-
tron aller Rassegläubigen! Also, haben oder hatten die
Pasos ein Problem?
„Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.“
Karl Valentin
» Weil man uns schon in frühester Jugend eingebleut
hat, dass wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht
das Gleiche ist: Quod licet Jovi ...... Das heißt, wenn die
Paso Fino Horse Association of NA z.B. Hengste der
Rass6e „Equino Criollo Colombiano“ einkreuzt, heißt
das VEREDELUNG, wenn aber die Asociación Costari-
cense de Criadores Vatertiere der Rasse „Cavalo Lusita-
no“ verwendet, heißt das nun BASTARDIERUNG, vulgo
mixen. Von der „Mixerei“ an den Grenzen des heutigen
Peru (früher zusammen als „Virreinato Peru“) und der
Entstehung des Paso Salteño bzw. Caballo Ecuatoriano
de Paso ganz zu schweigen.
» Weil uns niemand erklärt hat, dass der Gesetzgeber
(s. EG-Richtlinie bzw. Tierzuchtgesetz) den Cubano de
Paso einem Paso Fino Horse of NA oder den Florida Cra-
cker einem Caballo Peruano de Paso völlig gleichstellt
und dass es hier keinerlei Sonderrechte für Erstgekom-
mene gibt. Das gilt natürlich gleichermaßen für alle
übrigen mehr als dreißig reinen Pasorassen, oder sind
es doch nur zwölf verschieden geographische Schläge
einer Rasse? Auch das würde einer Gleichbehandlung
natürlich nicht im Wege stehen. Überflüssigerweise ha-
ben sie alle auch noch offene Stutbücher: REINZUCHT?
» Weil wir immer überlesen, dass echte REINZUCHT,
LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes Paso Peruano: LB Ca Pela | Gestüt san Luis, Pueribo / Equador
Noticiero52 2013 Noticiero 532013
Anmerkung: CR = Criollo de Paso; PI = Paso Iberoamericano;
Fohlenjahrgang 2012: Paso FinoName Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter
Aida del Aliso Stute 23.03 Rappe Mr. Tailor H.v.H. Arrogancia QC Marion Lesswing (D)
Apiana de Pavoreal Stute 07.06. Braun Hidalgo de Evangeline Danesa Aparta del Gavilan Yvonne Bowen (GB)
Aurora de los Lobos Stute 14.04. Braun Ensueno de Classico Sinergia de La Tierra Meike Wolf (D)
Bacano del Reflejo Hengst 08.07. Fuchs El Bacan del Consuelo Evita del Gavilan Katrin Bedacht (D)
Calena del Retorno Stute 10.04. Braun Mr. Tailor H.v.H. La Cirueta de La Tierra Richard Oré (D)
Carmelita de la Mariposa Stute 19.06. Braun Enero de la Suiza Fajita del Gavilan Michaela Fraefel-Chialina (CH)
Casanova del Emia Hengst 08.06. Falbe Encantador del Emia Tomaria‘s Excelencia Claudia Metting (D)
Cascabel del Retorno Hengst 24.04. Grullo Mr. Tailor H.v.H. Carlota la Perla Richard Oré (D)
Chulo de la Mariposa Hengst 18.05. Rappschimmel Sincope de Veleta Bonita de Molino Michaela Fraefel-Chialina (CH)
Dea del Cavador Stute 06.06. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Diosa del Rio Christine Griebel (D)
El Soldado de Pavoreal Hengst 14.04. Buckskin Destello IA Isabel del Cielo Yvonne Bowen (GB)
Empezario de los Lobos Hengst 12.04. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Esperanza del Emia Meike Wolf (D)
Flicka Vivendo el Sueno Stute 23.05. Dunkelbraun Destello IA Estrella del Gavilan Dr. A. Burnfield & S. Johns (GB)
Fortaleza del Retorno Stute 31.03. Fuchs Helicon del Gavilan La Fiera del Aliso Richard Oré (D)
Immaculada del Sastre Stute 09.05. Braun Negresco La Paloma del Caron Conni Schneider (D)
Impacto Dos del Sastre Hengst 24.04. Rappschimmel Destello IA Angelita de Pavoreal Conni Schneider (D)
Maestra de la Suiza Stute 09.04. Braun Beech Tree Maestro Talkita del Mistico Swiss Paso Fino Farm (CH)
Magin de la Suiza Hengst 04.06. Braun Enero de la Suiza Francesca de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)
Manifiesto de la Suiza Hengst 04.06. Mausfalbe Enero de la Suiza Capistrana Swiss Paso Fino Farm (CH)
Manuelita de Pavoreal Stute 31.05. Fuchs Hidalgo de Evangeline Magnolia de Poker Yvonne Bowen (GB)
Manuelito de la Suiza Stute 07.04. Braun Enero de la Suiza Fernanda de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)
Mariposa de la Suiza Stute 23.06. Braun Enero de la Suiza Finura de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)
Menina de la Suiza Stute 09.06. Braunschecke Beech Tree Maestro La Mancha de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH)
Milagro de la Suiza Hengst 17.06. Fuchsschecke Sincope de Veleta Galaxia de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)
Mira bién de la Suiza Stute 14.06. Braun Sjincope de Veleta Gimena de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)
Jerezana del Retorno Stute 10.04. Fuchs Mr. Tailor H.v.H. Julia Real Richard Oré (D)
NN Hengst 2012 Braun El Aji del Juncal Paulina de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH)
Orquidea de Pavoreal Stute 12.04. Rappe Destello IA Mandolina de Evangeline Yvonne Bowen (GB)
Ulyssa del Gavilan Stute 17.06. Falbe Ensueno de Classico Policarpa Salavarieta Doris Sperber (D)
Unico del Gavilan Hengst 18.05. Braunschecke Kapoho del Cardo Shaherazade de La Tierra Doris Sperber (D)
Universo del Gavilan Hengst 01.07. Braunfalbe Romeo del Cardo Limoges del Cardo Doris Sperber (D)
GESAMT: 31 PF Fohlen davon 14 Hengste und 17 Stuten
HINWEIS: Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.
Fohlenjahrgang 2012: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano
Name Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter
Farume KCO / CP Hengst 08.04. Braun Fulmine (CP) Baraca KCO (CP) KCO & NVG Oberadlhof
Osita SCH / CP Stute 09.06. Schecke Kapoho del Cardo (PF) Gina SCH (PP) U. Schmidt, Diessen
Juan Rudolfo de la Fuente / PI Hengst 24.06. Schimmel Heroi (LUS) Adorada la Roca (PF) H.+P. Schöner Quellberghof
Braxena MMAH / PI Stute 30.04. Schimmel He-Xeno (LUS) Braveza NVG (PP) M. Heimler Lammerthal
Fohlenjahrgang 2012: Paso PeruanoName Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter
Primera Belleza Stute 29.04 Braun Tornado CMG Pitufina AG MPA
Negrito Hengst 22.04 Rappe Futuro de Oro FTP Gloria MVM M. van Meer - MvM
Nuria Stute 08.05 Braun El Destino PVF Fulgida MDS M. van Meer - MvM
Naranjo Hengst 22.04 Braun El Destino PVF Felicia MVM M. van Meer - MvM
Jaguar Hengst 11.07 Fuchs Expression EML Faldeño Juliana Steiner, J. u. M.
Mojito Hengst 18.07 Rappe Moreno MK Esencia RyR IMV
Caballito Garanon Hengst 12.05 Crem. Gaseoso del Fantasma Ferezza de Pasiones MB
Quebrada Stute 10.06 Braun Mezcal Azul EF Jocosidad HB EF
Sophia Stute 16.05 Schimmel Barniz Negro AG Serafina MP MP
Tulio Hengst 02.06 Braun Talus RTP Berenica MK SCL
Zingara Stute 21.06 Braun Zingaro GG Vainilla DS RO
Quiron Hengst 14.05 Braun EL Destino PVF Magnolia RBV EF
Pinta Stute 08.06 Braun Bailarin MP Pavana AG Ariane Glaess - AG
Vino Hengst 22.04 Braun Bailarin MP La Vanessa Ariane Glaess - AG
Leon Hengst 04.01 Crem. Sol de Plata Playa AG CM
Olivia Flechaza Stute 14.05 Braun Futuro de Oro FTP Perla Azul RBV M. van Meer - MvM
Talisma Flechazo Hengst 10.03 Braun Talus RTP Patricia KSS E.K.
Nikita Stute 27.05. Braun Juego GK Bonita SCH U. Schmidt
GESAMT: 18 PP Fohlen davon 10 Hengste und 8 Stuten
HINWEIS: Weitere PP Fohlen bei PPE (paso-peruano.de) bzw. PF Fohlen bei PFAE (pfae.de)Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.
Fohlenjahrgang 2011: Caballo de Paso und Paso IberoamericanoName Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter
Marima / CP Stute 11.04. Braun Fulmine (CP) Mystica (CP) A. Jänisch
Lucero de la Fuente / PI Hengst 01.06. Braun Napoli MLM (PP) Bonita de la Rocca (PI) H.+P. Schöner
Fohlenjahrgang 2010: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano
Name / Rasse Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter
Capirota MH / CP Stute 02.08 Schecke Nevado ACR Capuchina MH M. Heimler
Cevada NvG / PI Stute 08.06 Schimmel Nevado ACR (PP) Cerinera NvG NvG
Corado KCO / PI Hengst 23.05 Schimmel Nevado ACR (PP) Corazon KCO
N.N. / PI Hengst 06.06. Braun Bandreao KCO (PF) Mariposa Deissner, Berg
Bailador / PI Hengst Schimmel Shadow Dancer (PF) Bonita de la Rocca H.+P. Schöner
Noticiero54 2013 Noticiero 552013
Hinweis: Die Fiesta de san Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr)LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes
Noticiero56 2013 Noticiero 572013
In der zweiten Kategorie der Master- beziehungsweise
Diplomarbeiten gewann Aline Gülden. Sie untersuchte
in ihrer Arbeit, die sie an der Universität Göttingen
schrieb, das Verhalten von Pferden in Gruppenhaltung
an Kraftfutterstationen. Dabei ging es um das Fütte-
rungsmanagement und den Einfluss von Austreibhil-
fen auf das Verhalten der Pferde. Untersucht wurde,
warum es an Fütterungsstationen zu lagen Warte-
und Parkzeiten der Pferde kommt. Platz zwei ging an
Lisa Hoppe von der Hochschule Osnabrück. Sie schrieb
eine Arbeit zum Thema „Bodenaufbau und Pflege von
Longierhallen“. Für den dritten Platz und ihre Master-
arbeit zum Thema Reitpferdesättel wurde Jana Göing
geehrt. Sie studiert an der Universität Göttingen und
ihr Thema lautete „Vergleichende Analyse der Pass-
form von Reitpferdesätteln anhand eines thermogra-
phischen und eines konventionellen Verfahrens“.
Für die beste Bachelorarbeit ging der erste Preis an
Katrin Sophie Edelmann aus Rostock. Sie machte eine
„Feldstudie zum Energiebedarf zur Energieaufnahme
von Warmbluthengsten im Jugendtraining“. Dabei
arbeitete sie eng mit dem Landgestüt Redefin zusam-
men. Platz zwei ging an Luisa von Allwörden von der
Universität Göttingen. Sie stellte in ihrer Bachelorar-
beit die Frage: „Die traditionelle Pferdezucht auf land-
wirtschaftlichen Familienbetrieben in Niedersachsen
– ein Auslaufmodell?“ Der dritte Platz kam aus dem
Bereich Fütterung und wurde von Stephanie Witten
aus Rostock geschrieben. Das Thema hieß „Untersu-
chungen zum Aminosäurenmuster in der Proteinfrak-
tion der Milch von Stuten in einer mittleren, späten
und sehr späten Laktationsperiode“.
Die Preisträger erhielten neben der Ehrung Geld- und
Sachpreise. Derby Spezialfutter sowie die R+V Versi-
cherungen unterstützen den GWP – Förderpreis finan-
ziell, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und
der FNverlag mit Gutscheinen zum Besuch der DKB-
Bundeschampionate und Buchpräsenten für die Preis-
träger.
Anmerkung:
Die GWP und die GFP fusionieren zu einem bundes-
weiten Verein zur Unterstützung der Wissenschaft um
das Pferd.
Näheres finden sie unter:
www.forschung-pferd.de und www.pferd-forschung.de
Weimar (GWP/fn-ress). Der GWP-För-
derpreis 2012 ist im Rahmen der FN-
Tagungen in Weimar verliehen worden.
Die Gesellschaft zur Förderung der
Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat es sich zur Aufga-
be gemacht, die Forschung um das Pferd zu fördern und
den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Pra-
xis zu unterstützen. Geehrt wurden in Weimar die drei
besten Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten,
wobei die drei Gewinner der verschiedenen Kategori-
en die Ergebnisse ihrer Arbeiten auch kurz vorstellten.
„Wir freuen uns, ein Vermittler zwischen Wissenschaft
und Praxis zu sein und ein Mittel dazu ist die Vergabe
des Förderpreises“, erklärte der Vorsitzende der GWP,
Dr. Hanfried Haring (Warendorf).
Der erste Preis für die beste Dissertation, der mit 750,-
Euro dotiert ist, ging an Kati Schöpke von der Univer-
sität Halle-Wittenberg. Thema ihrer Arbeit ist „Ent-
wicklung einer Zuchtwertschätzung für das deutsche
Sportpferd“. Auf Platz zwei kam Felix Garlipp von der
Universität Göttingen. Er schrieb seine Dissertation
zum Thema „Evaluierung verschiedener prozesstech-
nischer Handlungsoptionen zur Reduktion luftgetra-
gener Partikel beim Einsatz von Einstreumaterialien
und der Vorlage von Rau- und Kraftfuttermitteln in
der Pferdehaltung“. Geehrt für die drittbeste Disser-
tation wurde Carina Nadja Krumbiegel, die an der
Universität München eine Arbeit aus dem Bereich Füt-
terung erstellte. Das Thema hieß: „Studie zum Prote-
in- und Aminosäurenbedarf bei Warmblutfohlen“. Die
Untersuchungen dafür wurden im Haupt- und Land-
gestüt Marbach durchgeführt.
GWP – Förderpreise 2012
Paso
Fin
o H
engs
t A
mad
eus
| Ges
tüt:
Cri
ader
o A
gual
inda
, Med
ellin
/ K
olum
bien
Noticiero58 2013 Noticiero 592013
Es wird noch Jahre dauern bis es eine exakte
Beschreibung des American Paso Fino geben
wird. Man müsste ausgedehnte Reisen nach
Mittel- und Südamerika, Europa und Nordaf-
rika unternehmen, um die nötigen Informationen über
die Vorfahren dieser Pferde einzuholen und unzählige
zukünftige Generationen müssten kritisch beobachtet
werden, um die Zukunft dieser Rasse voraussagen zu
können. Im Augenblick gibt es nur sehr wenig umfas-
sendes und objektives Material über den Paso Fino in
Englisch, das einem in dieser Richtung weiterhelfen
könnte.
Wir haben versucht die Entwicklung des American Paso
Fino in Nordamerika und von seiner ursprünglichen
Heimat, Puerto Rico und Kolumbien, Kuba, der Domi-
nikanischen Republik und Peru (die letzten drei Länder
hatten allerdings geringeren Einfluss) her aufzuzeigen.
Kategorische Aussagen über Reinzucht und genealogi-
sche Abstammung sowie eine Bewertung bestimmter
Linien wurden absichtlich unterlassen. Unserer Erfah-
rung nach entspringen die meisten Behauptungen über
die herausragenden Qualitäten bestimmter Zuchten
einem natürlichen und deshalb verständlichen Natio-
nalstolz und der Liebe zu den heimischen Rassen. Vie-
le Trainingsmethoden ebenso wie die Ausrüstung sind
traditionsgeprägt und somit länderspezifisch.
Die genaue Abstammung der meisten Pferde in vielen
lateinamerikanischen Ländern ist nicht nachweisbar.
Dadurch, dass man viel mehr Wert auf die Hengste leg-
te, bekam man bei einem Besuch dieser Länder sehr
schnell den Eindruck als ob die Fohlen gar keine Müt-
ter hätten. Auf die Frage nach den Eltern eines Pferdes,
wurde einem immer mit großem Stolz der Name des
Hengstes genannt und alle seine Vorzüge in vielen Ein-
zelheiten beschrieben. Die Frage nach der Stute aber
wurde nur mit einem Achselzucken beantwortet. Viele
die Stuten trugen gar keine Namen sondern nur eine
Nummer. Manchmal jedoch hatte man auch Glück und
der Besitzer wusste welcher Hengst der Vater der Stute
war. Unserer Meinung nach ist die Stute mindestens ge-
nauso wichtig wie der Hengst, wenn nicht sogar wich-
tiger, um ein qualitativ sehr gutes Fohlen mit natürli-
chem Tölt zu züchten.
Eine andere Tradition der Pferdezüchter in den la-
teinamerikanischen Ländern war, dass Männer einen
Hengst reiten sollten; dies spielte für die Zucht eine
nicht unbedeutende Rolle, da viele weniger gute Hengs-
te, die besser kastriert worden wären, doch noch in der
Zucht zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wurde jede
Stute mit dem derzeit besten Show-Hengst angepaart,
ungeachtet der Schwächen und Mängel beider Tiere.
Diese Umstände führten zu Nachkommen, die teilweise
nicht gerade eine Verbesserung der Zucht darstellten.
Allerdings muss man den Züchtern zu Gute halten, dass
sich der natürliche Tölt immer mehr herauskristalli-
sierte, da dieses Kriterium das Einzige war, worauf die
Züchter immer Wert legten. Die Betonung dieser natür-
lichen Gangart führte nicht nur zu einigen Merkmalen
im Exterieur, sondern auch zu der heutigen Vielfalt an
Farben und Paso Pferde Typen.
Wir möchten die Gemeinsamkeiten aller Paso Fino Ty-
pen herausstellen und keinesfalls den Drahtseilakt wa-
gen, den einen über den anderen zu stellen, denn wir
sind der Meinung, dass durch eine selektive Zuchtaus-
wahl die besten Eigenschaften aller Paso Fino Typen ge-
mäß amerikanischer Tradition vereint werden können,
um den absolut besten Paso Fino hervorzubringen - den
American Paso Fino.
Momentan ist es sehr verwirrend den Überblick zu be-
halten bei all den verschiedenen Rasse-Bezeichnungen
- Paso Fino, Paso Peruano, Paso Colombiano - und der
Vielzahl an spanischen Begriffen für die Tempi und die
Variationen des natürlichen Tölts. Wir möchten uns hier
auf die beim American Paso Fino erwünschten Gangar-
Der American Paso FinoText: George J. LaHood und Rosalie MacWilliam
Noticiero60 2013 Noticiero 612013
Die Herauskristallisierung des Paso Pferdes begann in
Nordafrika mit den Berbern. Diese wurden dann in Spa-
nien durch den Andalusier verbessert und in die Neue
Welt als sog. Spanische Genetten importiert.
Diese edle Rasse wird von vielen Autoren in den un-
terschiedlichsten Ländern (von Irland über Italien bis
Kanada und den südwestlichen Staaten der USA) mit
großem Respekt erwähnt; momentan wird sie als „aus-
gestorbene Rasse" bezeichnet. Wir behaupten das Ge-
genteil - die Spanische Genette existiert noch und ist
unter anderem als American Paso Fino bekannt.
Das Stockmaß einiger Paso-Schläge wurde über die
Jahrhunderte durch das Leben in den Tropen beein-
trächtigt, in denen Parasiten die Stärke und Vitalität
aus Mensch und Tier saugen. Unterschiedliche Typen
entstanden auch bedingt durch die Anforderungen an-
derer Kulturen, aber die Rasse an sich blieb bestehen.
Die Puerto Ricaner wollten ein schickes Showpferd, die
Kolumbianer bevorzugten ein vielseitiges Arbeitspferd
und in Peru entstand der Kult um den Termino. Den-
noch haben die Zuchtauslese nach bestimmten Merk-
malen und die verschiedenen Geschmäcker weder dem
Aussehen noch dem Gangvermögen der Spanischen Ge-
nette groß etwas anhaben können. Das alte starke Blut
überlebte einfach.
Vielen Leuten fallen Gemeinsamkeiten zwischen Mor-
gan Horse, Connemara Pony und Paso Fino auf. Dies
ist nicht weiter verwunderlich, weil die Geschichte des
Morgan Horse spanischen Einfluss zeigt und die Chro-
nik über die Abstammung des Connemara verweist auf
die stolze Spanische Genette. Als die Straßen in Neu-
England und Irland besser wurden und trabende Pferde
mit hoher Knieaktion in Mode kamen, wurde der gebro-
chene Paß oder amble, wie er genannt wurde, aus diesen
Rassen eliminiert. In Neu-England ging der Tölt ver-
loren, als man Kaltblüter und Englische Vollblüter zu
züchten begann; dort wurde der natürliche Tölt durch
den unbequemen Trab ersetzt.
In Irland kannte man die Spanische Genette unter der
Bezeichnung Palfrey, ein seit über tausend Jahren be-
nutztes bequemes Reisepferd für die Reichen im west-
lichen Europa. 1580 empfahl Blundeville Züchtern von
töltenden Pferden, Pferde spanischer Herkunft zu kau-
fen. Allerdings geschah auch hier dasselbe wie in an-
deren Ländern, sobald die Straßen besser wurden, war
der Bedarf an Pferden für Wagen und Kutschen groß
und man begann schwere Kaltblüter mit den leichten
Rassen zu kreuzen und der bequeme Tölt verschwand
zugunsten des harten Trabs eines Kutschpferdes.
Diese bequemen Pferde werden sogar noch früher in
der Geschichte erwähnt. Das früheste Zitat über diese
Rasse war wohl um 190 AD als der römische Hippologe
Ferrentino Varro Pferde mit verwirrenden Gängen sah.
Er schrieb: „Alles was ich dazu sagen kann ist, dass sie
eine Gangart zwischen Paß und Galopp gehen." Heute
würden wir dies als paso largo bezeichnen.
Man kann heute noch nachlesen, dass unter den Pferden,
die Kolumbus für seine zweite Reise in die Neue Welt
kaufte, auch einige sogenannte „Herren-Pferde" waren.
So wurden in diesen Tagen die bequemen Spanischen
Genetten bezeichnet. Von 1493 bis 1550 wurden unzäh-
lige Pferde von Spanien in die Gestüte der Karibik ge-
bracht, um dort die Spanier für ihre Eroberungszüge mit
robusten und zuverlässigen Pferden beritten zu machen.
In den Jahrhunderten vor der Wiedereinführung des
Pferdes in die Länder der westlichen Hemisphäre (die
Spezies war dort vor Millionen von Jahren ausgestor-
ben) wurde die Genette oder der Paso von stolzen Adeli-
gen gezüchtet und durch die vorsichtige Anpaarung mit
Berbern und Andalusiern veredelt. Da der Tölt diesen
Züchtern immer noch wichtig war, wurde er eher ver-
stärkt und damit erhalten.
Zum Glück für die heutigen Liebhaber dieser Rasse leg-
ten die Züchter damals großen Wert auf diese Gangart
- sie haben nämlich die direkten Vorfahren unserer heu-
tigen Pasopferde gezüchtet. Der Verlauf der Geschichte
und der Weg der Konquistadoren auf ihren Eroberungs-
zügen ist uns allen bekannt - den gleichen Weg nahm
die Entwicklung der Paso Pferde. Zunächst gab es sie
nur in der Karibik, von dort kamen sie nach Mittel- und
Südamerika. Mit den wachsenden Handelsbeziehungen
zwischen den Ländern mischten sich die verschiedenen
Schläge, aber später bemühte man sich, die einzelnen
Rassen rein zu halten. In vielen Ländern Südamerikas
fand man Gefallen an der hohen Knieaktion des Andalu-
siers und der große Einfluss dieser Pferde führte zu den
Trochadores bzw. den Trote Pferden. Trabende Pferde
konnten nie richtig Fuß fassen in der Karibik und der
Die Blütezeit des Paso Fino begann in den USA um 1959
ten und Tempi beschränken: paso fino, paso corto und
paso largo. Außerdem möchten wir den Namen unsere
Rasse keinesfalls kompromittieren, denn in allen Her-
kunftsländern wird der Begriff fino nur für die wirk-
lich besten Tiere verwendet: Das Wort paso dagegen
bezeichnet nur die Gangveranlagung, aber sagt nichts
über die Qualität aus.
Deswegen trägt unser Artikel die Überschrift Der Ame-
rican Paso Fino. Wir möchten damit keine Rasse oder
Gegend zurücksetzen, denn der Begriff American be-
zieht sich nicht nur auf den nördlichen Teil, sondern auf
die zwei großen Kontinente der westlichen Hemisphäre.
Die eigentliche Herkunft einer Rasse verliert sich oft
im Nebel der Zeit und im Schleier der Sagen und Le-
genden. Wenn man die Wurzeln einer modernen Pfer-
derasse finden will, muss man den gewundenen Pfaden
der Vergangenheit in vielen, weit verstreuten Teilen der
Erde folgen. In jedem der westlichen Länder, in denen
sich der Paso Fino, unter welchem Namen auch immer
entwickelte, glaubt man zunächst, dass der Herrgott
den Boden berührte und daraus der Paso Fino in seiner
ganzen heutigen Herrlichkeit entsprang. Zuerst ist man
wirklich versucht dies zu glauben, besonders wenn man
aus den USA kommt, wo es, zumindest unserem Wissen
nach, keine natürlich töltende Rasse gab.
Der Anblick von südamerikanischen Arbeitspferden auf
der Straße, die einen so exzellenten TöIt zeigten wie er
„eigentlich“ nur von gut trainierten Showpferden er-
wartet wird, war sehr erstaunlich und beeindruckend.
Diese Pferde waren meist unbeschlagen und die Stuten
hatten oft ein Fohlen bei Fuß, das ebenso grazil und
natürlich töltete. Nach kurzer Zeit siegen Vernunft und
Neugier, man beginnt mit der Suche nach dem Ursprung
dieser interessanten Pferde.
Einheimische schickten einen oft auf die falsche Fährte,
wenn man sie nach den Vorfahren ihrer Pferde fragte
und behaupteten, dass arabische Pferde die Rasse ge-
prägt hätten. Abgesehen von der Größe und der Eleganz
der beiden Rassen, gibt es aber keine Gemeinsamkei-
ten. Nachforschungen haben ergeben, dass der Araber,
der Berber und die Libyschen Rassen gemeinsame Vor-
fahren hatten. Libysche Rassen und Berberschläge be-
einflussten die Spanische Genette, aber nur durch die-
se gemeinsamen Ur-Vorfahren gibt es eine Verbindung
zwischen dem Araber und der Spanischen Genette, so-
mit auch mit dem Paso Fino.
Paso Fino Hengst | Caracas, Veneuela
Noticiero62 2013 Noticiero 632013
Paso Fino Besitzer müssen lernen, die bewährten Spiel-
regeln auf Veranstaltungen zu befolgen. Schimpfwör-
ter, Beleidigungen und laute Streitereien schaden jeder
Rasse und zeigen den wahren Charakter des Besitzers.
Niemand verliert gerne, aber ganz gleich in welchem
Wettbewerb - es gibt immer einen Verlierer. Es ist für
die Vermarktung einer Rasse wichtig, dass sie inner-
halb der Pferdewelt und in der Öffentlichkeit ein gutes
Image hat. Jeder Paso Fino Besitzer sollte deswegen ein
tadelloses Auftreten an den Tag legen. Außerdem muss
jeder, der Paso Finos richten will, wissen, dass es im
Augenblick mehrere Typen gibt. Mit zunehmender Stan-
dardisierung der Rasse werden diese Typen wohl mehr
und mehr verschwinden.
Die meisten Paso Fino Besitzer sind sich darüber einig,
dass es praktisch kein Pferd gibt, das sich in den vier
Grundprüfungen behaupten kann. Classic Fino, Versa-
tility, Performance und Pleasure Prüfungen verlangen
jeweils nach Pferden, die in Gebäude und Gangvertei-
lung sehr unterschiedlich sein müssen, so dass es schon
eines Überpferdes bedarf, um den verschiedenen Anfor-
derungen jeder Prüfung gerecht zu werden.
Ein letzter Punkt: Jeder Richter sollte versuchen dem
Publikum und dem Besitzer die Gründe für seine Ent-
scheidung mitzuteilen. Falls es die Zeit erlaubt, kann
eine Gegenüberstellung der zwei oder drei besten Pfer-
de jeweils die Pluspunkte eines jeden Tieres herausstel-
len und das beste von allen kann leicht ermittelt wer-
den. Dies spielt eine besonders wichtige Rolle bei den
Grand Nationals.
Die zugrundeliegende Prüfungsordnung für Paso Finos
spiegelt den Standard wider wie er sich in den anfäng-
lichen Jahren der Showszene in den USA etablierte.
Meine Co-Autorin und ich waren maßgeblich daran be-
teiligt. Diese Prüfungsordnung weicht etwas vom der-
zeitigen Regelwerk der Paso Fino Horse Association ab
und wir empfehlen sich im Zweifelsfall auf das jährlich
erscheinende Regelwerk zu verlassen.
Die Pferde werden so natürlich wie möglich vorgestellt.
Falls sie unbeschlagen geritten werden, sollen die Hufe
entsprechend dem natürlichen Fesselstand des Pferdes
zugerichtet sein. Bei einem unbeschlagenen Pferd darf
die Zehe maximal 10cm, bei einem beschlagen Pferd
maximal 11 cm lang sein. Die Eisen dürfen maximal
280g wiegen.
und nicht danach, wie es sich früher präsentierte oder
unter einem anderen Reiter präsentieren könnte. Nicht
einmal eine andere Prüfung im selben Turnier darf in
die Entscheidung miteinfließen. Jede Prüfung ist sepa-
rat zu betrachten und getrennt zu richten.
In den ersten Lehrjahren, d.h. als man begann Paso
Fino Shows in den USA zu veranstalten gab es nur eine
Handvoll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu
beurteilen. Das Ergebnis: Viele Pferde wurden oft un-
gerecht bewertet. Es ist verständlich, dass Richter, die
eine ihnen vollkommen neue Prüfung richten, dazu
tendieren, das ganze so schnell wie möglich über die
Bühne zu bringen und sich lieber einer Prüfung wid-
men, mit der sie vertraut sind. Unqualifizierte Rich-
ter frustrierten so manchen Reiter, der viel Arbeit und
Geld investiert hatte, um sein Pferd vorzubereiten. Auf
der anderen Seite wurden viele Besitzer ermutigt, ihre
Pferde in Prüfungen zu starten, für die die Tiere eigent-
lich gar nicht prädestiniert waren, weil man sich einen
besseren Platz bei einem bestimmten Richter erhoffte,
der keine Erfahrung mit der Rasse hatte. Ein Paso Fino
Richter muss sich immer bewusst sein, dass seine fai-
ren und unparteiischen Entscheidungen im Showring
die zukünftige Entwicklung des American Paso Fino
stark beeinflussen.
Der Wunsch, ein natürlich töltendes Pferd ungezwungen
zu präsentieren findet sich im Regelwerk wieder unter
dem Kapitel Unerlaubte Hilfsmittel. Es wurde ebenfalls
versucht tierquälerische Trainingsmethoden auszu-
schließen, indem man vorbeugende Regeln schuf und
Tiere mit Narben auf dem Nasenrücken oder Wunden
an anderen Körperstellen disqualifizierte. Kein Richter
sollte Mißhandlungen und inkompetente Trainer unter-
stützen, indem er diese Anzeichen ignoriert.
Es dürfen nur vollkommen gesunde Pferde vorgestellt
werden - kranke oder lahme Tiere müssen disquali-
fiziert werden. Nur so schreckt man andere Reiter ab,
genau das gleiche zu tun. Die Verwendung von harten
Einlagen im Sperrhalfter oder scharfen Kinnketten soll-
ten auf Shows in den USA weder offiziell erlaubt noch
still geduldet werden.
Zunächst gab es nur eine Hand-voll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu beurteilen
Tölt blieb lange die vorherrschende Gangart der dorti-
gen Rassen. Obwohl es bereits vor 1959 einige Impor-
te gegeben hatte, begann die Blütezeit des Paso Fino in
den USA mit diesem Jahr.
Es ist ganz natürlich, dass jemand etwas auf das er
besonders stolz ist auch gerne herzeigen möchte. So
entstand wahrscheinlich der Gedanke Pferde in Wett-
bewerben vorzustellen. Nathaniel Webster bezeichnet
eine Person, die berufen wird, um den Sieger heraus-
zufinden, einen Streit zu schlichten, ein qualifiziertes
Urteil abzugeben oder den relativen Wert einer Sache
festzulegen als „Richter'. Seit 1967, als Paso Finos zum
ersten Mal auf einer Show in den USA gezeigt wurden,
musste jemand den Sieger bestimmen. Da diese Rasse
„neu" war, brauchte man schon eine gehörige Portion
Mut, diese Entscheidung zu treffen. In den meisten Fäl-
len wurde dieser Mut mit scharfer Kritik belohnt.
In den letzten Jahren gab es nur eine kleine Elite-Grup-
pe, die qualifiziert genug schien American Paso Finos
richtig zu beurteilen. Wir hoffen, dass die Informatio-
nen, die wir hier geben, den Richtern und solchen die es
werden wollen, helfen werden. Paso Fino Richter müs-
sen ihre Vorstellungen hinsichtlich aller anderen Ras-
sen vergessen, wenn sie diese Pferde beurteilen wollen.
Sie dürfen ihre Entscheidung nie aufgrund eines Ver-
gleichs mit einer anderen Pferderasse treffen. Der Paso
Fino ist eine eigenständige Rasse; so kann man we-
der sein Gebäude mit dem des Arabers oder dem des
Morgan Horse vergleichen noch entspricht er in seiner
Gangverteilung dem Tennesse Walker oder dem Ameri-
can Saddlebred. Ein offiziell bestellter Richter hat die
einzigartige Verpflichtung die Regeln aller Prüfungen
äußerst exakt anzuwenden und aus diesem Grund trägt
er große Verantwortung.
Die Richter werden oft bezichtigt Entscheidungen nach
ihrem persönlichen Gusto zu treffen. Dies stimmt wohl
bis zu einem bestimmten Grad, allerdings ist dies nicht
so schlimm solange sich ihr Urteil sich nach der Zucht-
ordnung der Rasse und der derzeitigen offiziellen Prü-
fungsordnung richtet.
Dieser Punkt kann nicht oft genug und nicht deutlich
genug herausgestellt werden. Niemals dürfen die per-
sönlichen Präferenzen hinsichtlich der Farbe oder der
Art sich zu bewegen eine dominante Rolle spielen.
Ein Richter darf niemals frühere Leistungen eines Pfer-
des mitberücksichtigen. Ein Pferd muss immer danach
beurteilt werden, wie es jetzt und hier vorgestellt wird
Paso Fino sportverein CONFEPAsO | Caracas, Venezuela (1996)
Noticiero64 2013 Noticiero 652013
Paso Fino Fohlen
Mähne, Schopf und Schweif sollten lang und natürlich
sein; ein sogenannter bridle path (am Genick des Pfer-
des) von 10cm kann geschoren werden, ausgenommen
Pferde, die jünger als 1 Jahr sind. Jedes in den USA
gezogene Pferd sollte durch den Richter von einer Ver-
anstaltung ausgeschlossen werden, wenn es Verletzun-
gen aufweist, die durch unsachgemäßen Einsatz von
Ausrüstungsgegenständen hervorgerufen wurden. Im-
portpferde dürfen aufgrund von Narben, die in ihrem
Abstammungsnachweis vermerkt sind, nicht disqua-
lifiziert werden, es sei denn diese Tiere hätten frische
Verletzungen.
Die Pferde sollten temperamentvoll sein und sich ele-
gant präsentieren. Der Gehorsam steht dabei an ersten
Stelle. Jeder Reiter, der unfähig ist sein Pferd zu kon-
trollieren sollte von der Prüfung ausgeschlossen wer-
den. Jede Taktunreinheit wird mit Punktabzug bestraft.
In den Prüfungen unter dem Sattel dominiert der takt-
klare Tölt über die anderen Gangarten wie Schritt oder
Galopp. Auch das Gebäude spielt dann eine untergeord-
nete Rolle.
Das ständig wachsende Interesse am American Paso
Fino, der in den 60er Jahren in den USA noch vollkom-
men unbekannt war, lässt uns vermuten, dass die Rasse
immer beliebter wird, nicht nur bei der Allgemeinheit,
sondern auch bei den amerikanischen Pferdezüchtern.
Die Vermischung der ursprünglichen Linien durch er-
fahrene und verantwortungsbewusste Züchter, die se-
lektive Zuchtauswahl und die Wünsche der amerikani-
schen Käufer werden den Paso Fino sicher verändern.
Dies betrifft wohl vor allem die Größe und das Ausse-
hen der Pferde. Die Durchschnittsgröße wird sich wohl
bei 150cm einpendeln. Es gibt heute schon einige Ex-
emplare, die so groß sind. Allerdings wird die Regel ja
bekanntlich durch die Ausnahme bestätigt. Ernsthafte
Züchter werden diesen Größenzuwachs fördern, um den
Wünschen ihrer Kunden gerecht zu werden.
Die Eleganz wird weiterhin eine wichtige Rolle für Paso
Pferde spielen und sie wird sich ebenso verbessern wie
das allgemeine Exterieur der Tiere. Die Köpfe werden
edler, die Brust tiefer und die Hinterhand kräftiger mit
höherem Schweifansatz. Der Tölt wird nur in positivem
Sinne beeinflusst, d.h. er wird taktklarer und siche-
rer durch selektive Zucht. All diese Trends lassen sich
schon heute aufgrund der Käuferwünsche erkennen.
Auf den Veranstaltungen wird die Standardisierung der
Rasse die auffälligste Veränderung sein, die durch die
Verschmelzung der einzelnen Linien entstehen wird.
Gut geschulte und erfahrene Richter, die wirklich an
der Rasse interessiert sind, werden diesen Prozess
unterstützen indem sie sich für die besten Pferde ent-
scheiden. Die grobschlächtigen, zu
In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, Pferde in
Prüfungen vorzustellen, für die sie eigentlich ungeeig-
net sind, weil genügend Teilnehmer für die einzelnen
Klassen zur Verfügung stehen. In den Classic Fino Prü-
fungen, die ein top trainiertes Pferd verlangen werden
weiterhin die klassischen“ Paso Finos so natürlich wie
möglich zu sehen sein – ohne Gewichte an den Eisen
und ohne tierquälerischer Ausrüstung, mit natürlicher
Aktion und unpräparierten Mähnen und Schweifen.
Der „fino fino“ Gang ist praktisch eine Art Dressur. Man
wird noch einige Figuren hinzufügen, um leichter ent-
scheiden zu können, welches Pferd nun das beste ist
und um die Prüfung für das Publikum spannender und
interessanter zu machen.
Reiter, die prinzipiell ein „Arbeitspferd“ haben möch-
ten werden nach und nach die Vielseitigkeit und die
Härte des Paso Fino entdecken. Die Rasse wird in viele
Bereiche vordringen, in denen sie heute noch gänzlich
unbekannt ist, darunter z.B. Schauveranstaltungen,
Distanzritte, Reiterspiele und vieles mehr. Reiter von
Orientierungsritten sind heute schon von der Leistung
ihrer Paso Finos begeistert.
Zusammenfassend behaupten wir, dass sich in nicht
allzu ferner Zeit ein verbesserter Paso Fino etabliert ha-
ben wird, dessen Identität und Tradition auf den Vor-
lieben des amerikanischen Reiters basiert. Diese Rasse
wird dann zu Recht „Der American Paso Fino“ genannt
werden und sich deutlich von seinen Vettern in den an-
deren Ländern unterscheiden.
Die Pferde sollten temperament-voll sein und sich elegant präsentieren
Noticiero66 2013 Noticiero 672013
Solange Haustiere ausschließlich Nutztiere wa-
ren, war nur der beabsichtigte Verwendungs-
zweck maßgeblich für die Selektion. Das Pferd
steht heute an der Schwelle zum „Luxustier“
und wird somit anfällig für kurzlebige züchterische
Trends. Tierzucht ohne Leistungskontrolle führt rasch
in die Sackgasse. Glücklicherweise haben viele Pferde-
kulturen traditionell eine spielerisch-sportliche Form
der Leistungskontrolle beibehalten – seien es die Rei-
terspiele asiatischer Steppenvölker oder das Turnierwe-
sen europäischer Prägung.
Schon früh hat man sich in Europa bemüht, für Pasop-
ferde – neben den schon etablierten Sportprüfungen –
Zuchtschauen nach dem Vorbild der Ursprungsländer
durchzuführen. Deren Aussagekraft war naturgemäß
perspektivisch teilweise etwas verzerrt. Man suchte
also nach objektiveren Kriterien zur Beurteilung des
Zuchttieres. Eine Anleihe beim Islandpferd, welches
schon seit zwei Jahrzehnten nach einem international
einheitlichen und bewährten Schema geprüft wird, gab
den entscheidenden Anstoß.
Was sich beim Islandpferd bewährt hatte, wurde in die
Pasopferde-Materialprüfung übernommen; den Unterschie-
den wurde durch Modifikationen Rechnung getragen.
Bei der Materialprüfung wird das Pferd zunächst un-
ter dem Reiter auf seine Reiteigenschaften geprüft. An-
schließend erfolgt die Beurteilung des Exterieurs.
Die einzelnen Beurteilungskriterien werden entspre-
chend ihrer Bedeutung mit Faktoren belegt. Die Materi-
alrichter – darunter ein Reiterrichter – vergeben Noten,
die mit den Faktoren multipliziert werden. Eigenschaf-
ten, die besonders wichtig sind, werden mit hohen Fak-
toren ausgestattet: für die Pasopferde liegt beispiels-
weise der Faktor für Tölt sehr hoch (24 unterm Sattel, 10
für Tölt an der Hand). Auch die Faktoren für Fundament
(12) und Charakter/Brio (16) sind höher als bei anderen
Pferderassen. Eher ästhetische Kriterien wie Kopfform
haben entsprechend niedrige Faktoren.
Insgesamt geht das Exterieur mit 40 Faktorenpunkten
in die Wertung ein, die Reit- und Charaktereigenschaf-
ten mit 60.
Ein Pferd mit Defiziten beim Tölt, im Charakter oder im
Fundament kann niemals eine gute Gesamtnote erzielen.
Die Festlegung der Faktoren war das Resultat langjäh-
riger Beobachtungen und Fachgespräche. So wird die
Materialprüfung den Pasopferden absolut gerecht. Der
Züchter, Besitzer oder Kaufinteressent erhält eine de-
taillierte Übersicht über Stärken und Schwächen eines
Pferdes.
Die Bedeutung der Materialprüfungen wird in Zukunft
immer größer werden. Die Konkurrenz schläft nicht;
ein weitgehend gesättigter Pferdemarkt garantiert nur
überdurchschnittlichen Pferden angemessene Preise.
Die Materialprüfung, die heute schon bei vielen Pfer-
derassen – siehe Isländer – eine Selbstverständlichkeit
ist, wird auch beim Pasopferd für Zucht, Sport und Ver-
marktung eine wesentliche Hilfestellung sein.
Qualität auf Punkt und KommaDas Pasopferd in der Materialprüfung
Paso Fino sportverein CONFEPAsO | Caracas, Venezuela (1996)
Noticiero68 2013 Noticiero 692013
In dieser Serie sollen einige Persönlichkeiten, Pfer-
de wie Menschen, vorgestellt werden. Da wir vie-
le Recherchen noch direkt „vor Ort“, d.h. bei den
betreffenden Leuten in Peru machen konnten,
werden die Artikel natürlich keine wörtliche Überset-
zung der früheren Peruvian Paso Horse World Review-
Reihe sein. Diese Tatsache sowie der Umstand, dass
weder Paso-Zeitschriften noch Paso-Bücher bei uns in
Deutschland leicht verfügbar sind (Stand: 1993), haben
zur Folge, dass viele Fakten aus der neueren Geschichte
der Pasopferde in Gefahr sind, schon wieder vergessen
zu werden. So ist es nur folgerichtig, wenn wir unsere
Serie aus Pasourzeiten fortsetzen mit
»Perus lebender Legende«,
wie V. Albright in seinem Buch „The Peruvian Paso and
his Classic Equitation“ den Hengst Sol de Oro (v) nann-
te. Es ist wohl über kein Pferd der peruanischen Zucht-
geschichte so leidenschaftlich diskutiert und so konträr
geurteilt worden, wie über diesen kleinen Fuchshengst
aus dem südlichen Vorandental von Llauta in der Pro-
vinz Lucanas.
SOL DE ORO VIEJO Text: K.C.Otte aus Pasollano Nr. 4/1993
Pasopersönlichkeit und Stempelhengst
Paso Peruano Hengst: sol de Oro Viejo
Noticiero70 2013 Noticiero 712013
Seit dem Triumph des SOL DE ORO-Sohnes CARAMELO
über die nordperuanische Konkurrenz 1960, die bis da-
hin auf den Concursos Nacionales von Lima dominiert
hatte, wurde jeder Champion of Champions in Peru, und
weltweit, von SOL DE OROs Nachkommen gestellt.
Aber das Unglaublichste an der Geschichte des SOL DE
ORO ist, dass eigentlich niemand seine Eltern mit ab-
soluter Sicherheit kannte, noch seinen Geburtstag oder
–Ort exakt anzugeben vermag. Über seine Entdeckung
werden die abenteuerlichsten Geschichten erzählt.
Doch im Laufe der Jahre und nicht zuletzt durch die
Nachforschungen von Fito Matellini und Don Alfredo
Elias V. hat sich die heute akzeptierte Version als die
wahrscheinlichste herauskristallisiert. Danach wollte
Gustavo de la Borda die alte Fama der berühmten Reit-
pferde „Made-in-Ica“, die durch den Bau der Paname-
ricana dem Untergang geweiht schien, wieder aufleben
lassen. Zu diesem Zweck begann er, in den Tälern am
Fuße der Anden, wohin die Motorisierung aus Mangel
an Kaufkraft noch nicht vorgedrungen war und wo die
Reitpferdezucht somit ihre alte Bedeutung behalten
hatte, nach den Nachkommen der berühmten Südpferde
Peru’s zu suchen. Dabei stieß er wie erwähnt bei seinem
alten Bekannten José Cancino von Palpa auf ein Pferd,
das ihn auf den ersten Blick in seinen Bann schlug und
in dem er alle guten Eigenschaften der Iqueños (Pferde
von Ica) vereinigt glaubte. So wird heute in den Abstam-
mungsnachweisen meist angegeben
Denn das Pferd stammte von einer Cancino-Stute aus
einer Bedeckung mit einem Hengst seines Freundes
Francisco De Gregori aus Llauta, den dieser von der
Familie Jurado in Calapalla erworben hat (auf Quet-
cha bedeutet der Name soviel wie „kahle Schlucht“; er
wird zuweilen, besonders bei Abstammungsnachweisen
aus USA, als Vatersname angegeben). Weitere Angaben
zu dem Vater von SOL DE ORO waren nicht erfragbar,
wenngleich heute oft in Artikeln noch mehr darüber zu
lesen ist. Somit sind alle drei Bezeichnungen gleichwer-
tig, wobei es durchaus damaligen Gepflogenheiten ent-
Mit 26 Jahren – bereits legendärer Stammvater zahlrei-
cher Meisterschaftssieger in Peru und den USA – wurde
SOL DE ORO zum ersten Mal fotografiert. Die Bilder zei-
gen ein zwar altes, doch starke Persönlichkeit ausstrah-
lendes Pferd, dessen eigenartiger Charme sogar auf den
dilettantischen Fotos wahrnehmbar ist. Damals, 1968,
war SOL DE ORO schon 12 Jahre auf der Hacienda von
Alfredo Elias V., der ihn eigentlich in die Zucht einge-
führt hat. Entdeckt hat ihn dessen Schwager Gustavo de
la Borda bei einem der bekanntesten Pferdezüchter der
Region von Palpa, José Cancino, der ihn als „unnützen
Fresser“ im Korral herumstehen hatte; wegen einer Ju-
gendverletzung, die SOL DE ORO sich auf einer Anden-
alm bei Laramate zugezogen hatte, war er zwar noch
reitbar, aber für einen andinen Viehzüchter, dessen nor-
male Ansprüche an ein Reittier im Arbeitseinsatz nur
von Maultieren erfüllt werden können, war SOL DE ORO
praktisch „nur“ als Vatertier brauchbar.
Es sei das Verdienst von Don Gustavo, sagte Alfredo
Elias V., mit seinem geübten Züchterblick die besonde-
ren Qualitäten dieses Hengstes erkannt zu haben. Doch
ohne die systematische Förderung durch Alfredo Elias
V. hätte SOL DE ORO wohl kaum die Bedeutung erlangt,
die er in der modernen Zuchtgeschichte Perus nun ein-
mal innehat. Und in diesem Zusammenhang muss noch
ein Name fallen: Rodolfo „Fito“ Matellini, dem die Me-
riten zufallen, systematisch nahe Verwandte von SOL
DE ORO in den Andentälern zusammengesucht und mit
Erfolg in die Zucht eingeführt zu haben.
V. Albright sagt: „Ohne SOL DE ORO wäre der Paso
Peruano nicht das, was er heute darstellt, ja es ist frag-
lich, ob die vielen Hacienda-Linien Perus überhaupt zu
einer anerkannten Pferderasse zusammengeschweißt
worden wären“. Das ist gewiss keine Übertreibung und
sicherlich auch darin begründet, dass SOL DE ORO als
einer der großen Glücksfälle der Pferdezucht angesehen
werden muss, von denen man sagt, dass sie nicht nur
selbst das Zuchtziel in idealer Weise verkörpern, son-
dern auch imstande sind, ihre hervorragenden Eigen-
schaften an die Nachkommen weiterzugeben. Ein echter
Stempelhengst also, der sich durch Brio, Ausstrahlung,
Gangvermögen, Körperbau und Härte sowie seinen un-
nachahmlichen Adel auszeichnete.
Ohne SOL DE ORO wäre der Paso Peruano nicht das, was er heute darstellt
Potro de Llauta
oder
Potro de la Calapalla
oder
Potro de Gregori
Yegua de Cancino
SOL DE ORO
Ein Enkel von sol de Oro Viejo: AEV Heraldo
Nachkommen von sol de Oro aus der brühmnten Zucht AEV
Noticiero72 2013 Noticiero 732013
Unsere Pferdezüchter neigen dazu, den Pedigree über-
zubewerten, besonders was die früheren Generationen
betrifft; 5 und mehr Generationen haben herzlich we-
nig Einfluss auf das neue Fohlen, schon weniger als z.B.
schlechte Fütterung der Mutter während der Trächtig-
keit. Doch es sieht auf dem Abstammungspapier einfach
gut aus, wenn da „Champion of Champions“ steht.
Gustavo de la Borda hatte im Süden Peru’s die Züch-
terbedeutung, die Federico de la Torre Ugarte (FTU) im
Norden des Landes zugesprochen wird. Dennoch tau-
chen seine Initialen in den Pferde-Stammbüchern prak-
tisch nicht auf, da seine bedeutendsten Zuchterfolge
eigentlich erst nach seinem tragischen Tod aufgrund
seines hervorragenden Zuchtmaterials von seinem
Schwager realisiert wurden: Alfredo Elias V. (AEV). In
seiner engeren Heimat jedoch (San Javier, zwischen Pal-
pa und Nasza gelegen) und im weiten Umkreis bis ins
Andenhochland galt es noch zwanzig Jahre später als
besonderes Prädikat, wenn einer sagen konnte: „Mein
Pferd stammt von einem De la Borda ab!“, Denn die „de
la Borda“- Zucht hatte eine langjährige Tradition und
einen klangvollen Namen unter den „Iqueños“.
Nach den Erfolgen von Fernando Peschiera C. galt es
lange Zeit als heißer Tipp, eine Nordstute (FTU oder
JJP) mit einem Südhengst (AEV, HNS) zu bedecken, um
auf diese Weise dem Zuchtziel des Paso Peruano mög-
lichst nahe zu kommen; das was die Amerikaner heute
noch den „Golden Cross“ nennen. Inzwischen haben un-
sere Züchter dazugelernt – vor allem hinsichtlich des-
sen: Was für einen Concurso von Lima erfolgreich sein
kann, muss es noch lange nicht auch für einen Taunus-
Wanderritt sein.
Die Tatsache einer sog. jahrhundertelangen Reinzucht
an sich sagt noch nichts über die Qualität der daraus
entstandenen Rasse aus. Es wäre also sträflich, sich
züchterisch sozusagen auf diesen (eigentlich nicht vor-
handenen) Lorbeeren auszuruhen. (NB! Auch zu die-
sem Thema fänden bzw. finden Sie auf den Seiten von
Pasollano und Noticiero weiterführende Überlegungen.)
Die Vielfalt des Paso Peruano ist heute noch (zumindest
in Peru; außerhalb kennt man eigentlich nur die Pferde,
die mehr zum Schautyp neigen) so groß, wie sie bei den
von den Spaniern ins Land gebrachten Pferden bzw. bei
den Geschmacksrichtungen der verschiedenen Land-
adeligen und Hacendados war.
Europäische alte Lokalrassen, wie z.B. Rottaler und Alt-
württemberger in Süddeutschland sind auch Ausdruck
einer regionalen Vielfalt bei gleichzeitig viel gemein-
samen Zuchthintergrund. Ähnlich muss man auch die
Aussage der „altperuanischen Reinzucht“ sehen. Eben-
so wie über den ersten Teil des Wortes „Reinzucht“ (rein
– wie genetische Vielfalt bei ähnlicher Ausgangsbasis,
nicht wie sonst möglichst Homozygotie), kann man sich
auch über den zweiten Teil (Zucht) Gedanken machen:
Das war im alten Peru sicher nicht das, was wir heute
darunter verstehen, sondern eher die Kultivierung ver-
schiedener regionaler Schläge mit allmählichen gegen-
seitigen Übergängen, was letztlich zu den sog. Nord-,
Süd- und Lima-Typen als den extremen Ausprägungen
geführt hat. Diese Typisierungen haben eigentlich erst
die Amerikaner in die peruanische Pferdevielfalt hin-
eininterpretiert.
Die beobachtete Vielfalt war und ist aber sozusagen
(wenn auch ungewollt und ungelenkt) die Vorausset-
zung für die so erfolgreichen „Linienkreuzungen“, den
wirklichen Ursprung des eigentlichen Paso Peruano,
wie er heute sowohl in Peru als auch in den USA und so-
mit zwangsläufig auch bei uns geschätzt wird. Die Dis-
kussion, inwieweit dieser Typ unserem eigenen Zucht-
ziel nahe kommt oder etwa widerspricht, sollte nicht
aufhören.
Unterschiedliche Nutzung, verschiedener Geschmack
und verschiedene züchterische Möglichkeiten der
peruanischen Oberschicht brachten unter der Ägide
der Asociacion Nacional zumindest teilweise die heu-
tige Aufteilung in Schautyp und Arbeitstyp. Dieser Ar-
beitstyp ist daher in deren Sinn eher ein Paso Peruano-
Partbred mit dem „Criollo Peruano“. Erst seit wenigen
Jahren versuchen einige namhafte peruanische Züchter
dieser Tendenz der Rassenzweiteilung aktiv (und nicht
nur verbal, wie schon immer geschehen) Paroli zu bie-
ten. Sie bedauern auch den nun endgültig beschlosse-
nen stark erschwerten Neuzugang ins Zuchtbuch, was
die Hereinnahme bewährter Gene aus der Landeszucht
nach dem Vorbild eines SOL DE ORO heute praktisch
unmöglich macht. Für die Landeszucht, für die heutigen
„Criollos Peruanos“ oder „Chacareros“ gilt immer noch:
Fortaleza, Nobleza, Belleza, in dieser Reihenfolge (Stär-
ke, Edelmut, Schönheit), während im Grunde genom-
men die Reihenfolge Belleza, Nobleza, Fortaleza und die
konsequente Selektion in dieser Richtung den Schautyp
hervorbrachte.
sprach, ein Pferd nur Potro (Hengst), Yegua (Stute) oder
Caballo (Pferd) zu nennen.
Eine Notiz von Fito Matellini im Jahresbericht 1975 der
Asociacion Nacional zeigt nur ein Foto von 1934, auf
dem ein Pferd abgebildet ist, das von der Familie De
Gregory in Nasza bei Antonio Elias, einem weitläufigen
Verwandten von Alfredo Elias V., gekauft worden war.
Dieses Pferd, „ELEGANTE“, 1923 in Nasza geboren, soll
der Vater des Hengstes „CALAPALLA“ sein. Somit wäre
er der Großvater väterlicherseits von SOL DE ORO.
Aus der gleichen Verbindung (Yegua de Cancino und
Potro De Gregori) stammten auch die Stuten „CENTEL-
LA“ und „SULTANA“, wobei wahrscheinlich ist, dass
alle drei den „Potro de Calapalla“ zum Vater, jedoch
verschiedene Mütter aus der Cancino-Herde hatten.
Das erklärt auch die genetische Durchschlagkraft, die
die Verbindung SOL DE ORO mit CENTELLA (PILOTO;
LAUREL, DESTELLO) sowie mit SULTANA (CARAMELO,
REGIONAL, SORAJA) hatte und weist zugleich auf die
eben daraus resultierenden Gefahren bei PILOTO- bzw.
CARAMELO-Linienzucht hin.
Im Grunde kann man nicht über SOL DE ORO spre-
chen, ohne auf die Bedeutung (im negativen wie po-
sitiven Sinn) der Linien – sprich Inzucht in der Paso
Peruano-Geschichte aufmerksam zu machen. Famili-
en- bzw. Linienzucht hat mindestens soviel Potential,
Schaden anzurichten wie Gutes zu bewirken, und sie
sollte nur von solchen Züchtern angewandt werden, die
über das nötige Wissen verfügen und die erforderliche
Härte zu den unumgänglichen Konsequenzen (Merzen)
besitzen. Inzucht ist der schärfste genetische Test, den
man bei geschickter Anwendung gut für seine Zwecke
nutzen kann. Doch sollte man gleichzeitig bereit sein,
evtl. notwendige Konsequenzen herzlos zu ziehen. Man
geht hierzulande sicher nicht fehl, wenn man bei seinen
Kreuzungsprogrammen – insbesondere bei SOL DE ORO
und PILOTO – eine alte Züchterweisheit berücksichtigt,
die besagt, der Linienhengst sollte in keinem Stamm-
bau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind.
Bei unseren Hauptstammbuchstuten mit den obligaten
4 Generationen sollte also der Name PILOTO, CARAME-
LO oder EL CID nicht häufiger als viermal auftauchen;
wegen des Altersabstandes wird SOL DE ORO dann ja
erst in der 5. oder 6. Generation erscheinen, sollte dann
aber auch nicht öfter als 5 bzw. 6 mal vertreten sein.
Linienhengst sollte in keinem Stammbau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind
Paso Peruanos | Gestüt: san Fernandito, Chincha / Peru
Noticiero74 2013 Noticiero 752013
SOL DE ORO stammte aus der Wiege des Caballo criollo
peruano, wie der Paso Peruano noch bis zur Mitte un-
seres Jahrhunderts hieß, also aus dem Süden Peru’s, wo
immer die Hochburg der Reinzucht peruanischer Pferde
war. In ihrer Blütezeit um die Jahrhundertwende bedeu-
teten „Caballos de ICA“ eine Art Gütesiegel, wobei „ICA“
synonym für südlich von Lima benutzt wurde. Zum Teil
wurde da zwar aus der Not eine Tugend gemacht: Es
fehlten Mittel und Möglichkeiten, die Kreuzungsversu-
che der großen nordperuanischen Hacendados mitzu-
machen. Andererseits kultivierte man altbewährte Ibe-
rer-Eigenschaften wie Härte, Genügsamkeit und Gang-,
sprich Passveranlagung, von denen wir uns vor allem
erstere gerne mehr im modernen Paso Peruano erhalten
würden.
Später fehlten in den Andentälern Straßen und Finan-
zen, um die Motorisierung zum Nachteil des Pferdes
durchzuführen. Während der Zeit der peruanischen Ag-
rarreform (1968-78) „versteckten“ viele bekannte Züch-
ter ihre wertvollen Zuchtpferde in diesen „Quebradas“
bei Freunden oder Verwandten, um sie vor dem Zugriff
der Revolutioäre zu retten. Denn einer aus Ica, ein
„Iqueño“, war nicht nur notgedrungen, sondern aus Lei-
denschaft (afición) ein Pferdenarr. Natürlich wurden die
transferierten Tiere dort weiter in der Zucht eingesetzt,
teilweise auch mit den lokalen Stämmen der Criollos
verpaart.
Daher sind viele dieser Täler noch wahre Goldminen für
einen Aficionado, der sein Pferd noch reiten und nicht
nur vorführen will. Bedauerlicherweise verschütten
heute zwei Faktoren den Zugang zu diesen genetischen
Schätzen: Das unberechenbare Walten eines „Leuchten-
den Pfades“ (Sendero Luminoso) und die relativ strikte
Schließung des peruanischen Zuchtbuches.
SOL DE ORO half also nicht nur, die neue Rasse Paso
Peruano zu etablieren, stabilisieren, konkretisieren,
sondern er trug viel zur Einführung einer einheitlichen
Bezeichnung „Paso Peruano“ und zur Akzeptanz eines
Reglements bei den Concursos bei. Das wiederum half,
die Qualitäten des Paso Peruano per Richterspruch zu
unterstreichen und förderte so die Selektion der ge-
wünschten Eigenschaften. Auch in den Statuten der erst
relativ spät (1946) gegründeten Asociación Nacional
und deren Zuchtstandard findet sich das neue Selbst-
verständnis eines Paso Peruano wieder. Die Gründervä-
ter der Asociación sprechen zwar immer noch von einem
„Piurano“, „Chiclayano“ oder „Chinchano“ bzw. „Iqueño“,
aber viele der Neuzüchter – auch in Peru – könnten auf
Anhieb nicht einmal die alte Rassebezeichnung (Criollo
Peruano) nennen, sondern streiten sich eher darüber,
ob es Caballo de Paso Peruano oder Caballo Peruano
de Paso heißen sollte, d.h. für sie haben Begriffe wie
Nordpferd, oder Piurano bzw. Südpferd oder Iqueño,
eigentlich keine Bedeutung mehr, sie kennen nur noch
den Paso Peruano (in unserem Sinne den Schautyp), den
Criollo oder Morochuco (in unserem Sinne das alte Ar-
beitspferd) und alle Arten von Kreuzungen dieser bei-
den Subpopulationen des Caballo Peruano (in unserem
Sinne den Arbeitstyp).
Bemerkenswerterweise hat sich „El caballo viejo“ (Der
Alte), wie die Peruaner SOL DE ORO oft liebevoll nen-
nen, nach ihrer Meinung in seinen Söhnen sehr viel
ausgeprägter verwirklicht als in seinen Töchtern. Dabei
werden jedoch häufig Exterieurmerkmale der Töchter,
wie z.B. etwa grobe Köpfe mit Schlappohren, gegenüber
den positiven Eigenschaften, die sie zweifellos auf vom
„Alten“ mitbekommen haben (Brio, Härte), zu stark be-
wertet. Für einen Peruaner muss ein weibliches Wesen
in erster Linie hübsch sein, feminin wirken, und eben
das fehlte vielen SOL DE ORO-Töchtern.
Für Gustavo de la Borda und seine Freunde war SOL
DE ORO die reinste Reinkarnation des legendären „Süd-
pferdes“; da konnte man getrost über einige Schwach-
punkte hinwegsehen – so z.B. auch über das Manko,
dass SOL DE ORO nicht meisterschaftsfähig war. Er
hatte sich in der Jugend die rechte Vorderhand gebro-
chen, die dann schief verheilt war. Der daraus resultie-
rende Taktfehler im pasollano verhinderte einen erfolg-
reichen Auftritt auf einem Concurso, obwohl er reitbar
blieb und in seinem Arbeitseifer keinen Deut nachließ.
SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn
buchstäblich; „Brio“ und „SOL DE ORO-Blutführen“
wurde für viele peruanische Züchter zu Synonyma. Dem
wollten zwar viele der Pferdefreunde aus den nördli-
chen Provinzen Peru’s zuerst nicht so recht zustimmen.
Im Gegenteil. Viele waren anfänglich der Meinung, SOL
DE ORO verdürbe den Criollo Peruano (zu klein, zuviel
weiße Abzeichen, zuviel Temperament). Heute ist man
sich einig, dass es ohne SOL DE ORO den Paso Peruano
SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn buchstäblich
Paso
Per
uano
stu
te A
ndin
a M
vG |
Ges
tüt:
Obe
radl
hof,
schm
idm
ühle
n
Noticiero76 2013 Noticiero 772013
Was hat das alles mit SOL DE ORO zu tun? Sehr viel,
wie ich meine, denn sein Beispiel zeigt signifikant, was
an genetischem Potential in der Landeszucht steckt,
und sein Förderer Alfredo Elias V. hat über Jahrzehnte
hinweg systematisch versucht, diesen Genpool in den
Quebradas anzuzapfen. Wenn man Alfredo Elias V. in
seinem Gestüt in San Ramon de Ica heute besucht, kann
man den Erfolg dieser Züchterarbeit deutlich erkennen.
Erfolge, die nicht nur auf den Concursos gewonnenen
Siegesschleifen stehen, sondern die man auf ausge-
dehnten Geländeritten selbst erleben kann. Hier zeigt
sich auch, dass die Hereinnahme von „unedlen“, d.h.
nicht dem heutigen Schönheitsideal entsprechenden
Tieren in eine mit Bedacht betriebene Pasozucht durch-
aus den angestrebten Zuwachs an allgemeiner Fitness
bringen kann, ohne dass die Tiere an Attraktivität ver-
lieren müssen.
Zwar ist der Einfluss von Don Alfredo Elias in der Aso-
ciacion beträchtlich, doch teilen leider nur wenige seine
Züchterweisheit. Dazu gehört nicht nur der untrügliche
Blick für Gangveranlagung, Exterieur oder Charisma ei-
nes Pferdes, sondern auch die systematische Erprobung
im Arbeitseinsatz. Sein Freund Fernando Peschiera C.
war einer der wenigen, der anfänglich bereit war, wie
Alfredo Elias V. SOL DE ORO in der Zucht einzusetzen.
Als der Hengst bei ihm in San Fernandito de Chincha
stand, hat er ihn nach einem Rezept seines Großvaters
Fernando Carillo, der selbst ein begnadeter Züchter der
berühmten Südpferde gewesen war, getestet, und erst,
als SOL DE ORO nach schwerer Arbeit immer noch den
hohen Ansprüchen von Don Fernando hinsichtlich Här-
te, Brio und Gangvermögen voll genügen konnte, durfte
er seine besten Stuten decken, darunter z.B. SILVANA,
die dann ein außergewöhnliches Hengstfohlen brachte:
FPC EL CID.
Sicherlich werden wir in dieser Artikelserie noch mehr
Beispiele von echter peruanischer Horsemanship ken-
nenlernen, und diese Vorbilder waren es auch, die die
PPV veranlasst haben, in ihre Satzung den Hinweis „in
Anlehnung an die peruanische Tradition“ aufzunehmen.
Das hat nichts mit Flatterponcho und Strohhut zu tun
und nur wenig mit „Termino“ oder weißen Abzeichen,
jedoch viel mit „sachorientierter Pferdeliebe“, eben AFI-
CION, wie die Peruaner sagen.
Hoffentlich gelingt es den Reitenthusiasten unter den
Pasofreunden rechtzeitig, das Ruder im Laufe der zu-
künftigen Rassegeschichte soweit herumzudrehen, dass
das Schaupferd unter den Pasos wieder das wird bzw.
bleibt, was es auf den peruanischen oder kolumbiani-
schen Haciendas immer war: Ein liebenswerter Schnör-
kel an einer leistungsfähigen Rasse. Oder mit den Wor-
ten von Fernando Graña: Der Paso ist ein Arbeitspferd,
das auch Schauen gehen kann, aber kein arbeitsunfä-
higer Schönling. (NB! Angesichts der Richterpraxis von
Don Fernando Graña und deren Auswirkungen auf die
Rasseentwicklung muss dieser Satz, der übrigens auch
J.J. Prisillos unter anderem nachgesagt wird, eher als
Wunsch denn als Feststellung gewertet werden. Der
Wunsch bleibt weiterhin aktuell, weil noch nichts in
Erfüllung gegangen. Siehe auch C. Lecuono de Pratt o.ä.)
„Das Geheimnis des Erfolges ist die Beständigkeit,
das Ziel immer im Auge zu behalten“
Benjamin Disraeli
Paso Peruano Jungstute Adivina am Halfter | Peru
in seiner jetzigen Ausprägung nicht geben würde. (NB!
Wenngleich diese Aussage heute – 2013 – nicht mehr so
kategorisch stimmt, bleibt ihre Grundaussage wahr.)
Der eigentliche Siegeszug des SOL DE ORO-Pferde be-
gann dann 1961, als PILOTO Sub-Campeón der erwach-
senen Hengste und CARAMELO Sieger in der Bozalklas-
se wurde. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte SOL
DE ORO 1974, als er mit seinen Nachkommen REGIO-
NAL, CASCABEL und DULZINEA den Sieg in der Klas-
se „Progenio de Padre“ (Hengst mit Nachkommen) da-
vontrug. Schon 1977 gewannen REGIONAL, CASCABEL,
SOLILUNA und LUNAREJA erneut diesen begehrten
Züchterpreis, und seitdem war kein Pferd ohne SOL DE
ORO-Blut erfolgreich. Trotzdem sagen viele Kenner der
Rasse (z.B. Ed. Peschiera R., José Musante H. Gustavo
Ferrer u.a.), dass SOL DE ORO von keinem seiner Nach-
kommen je voll erreicht worden ist, besonders hinsicht-
lich Gangvermögen, Brio und Ausstrahlung (Genio). Da-
raus resultieren auch jüngste Bemühungen, verstärkt
SOL DE ORO-Linienzucht zu betreiben. Im Hinblick auf
das vorstehend Gesagte und eingedenk der Tatsache,
dass SOL DE ORO kein einfaches Pferd war (manche sei-
ner Nachkommen wie z.B. PILOTO waren sogar ausge-
sprochen schwierig), können wir derartige Bestrebun-
gen nur mit gemischten Gefühlen verfolgen. Zu starke
Linienzucht trägt viele Züge einer deutlichen Inzucht;
das ist vor allem dann gefährlich, wenn sehr stark auf
einige wenige Merkmale als angestrebte Leistungen se-
lektiert wird (in Peru z.B. Schönheit, Gang, Brio). Denn
nach Lerner’s Theorie von der genetischen Homeostasis
führt andauernd erfolgreiche Selektion auf einseitige
Hochleistungen zu negativ korrelierten Erfolgen in der
Fitness und ihren Hauptkomponenten: Allgemeine Wi-
derstandskraft (Stressresistenz) und regelmäßige Fort-
pflanzung.
Unter natürlichen Verhältnissen führt die genetische
Homeostase eine einseitig hochselektierte Population
zu ausgewogeneren Genotypen zurück, weil die extre-
men Individuen wegen verminderter Fitness schlechtere
Überlebenschancen haben als genetisch ausgewogenere
Kompromisstypen. In der hochintensiven Nutztierpro-
duktion wird die verminderte Fitness durch verbesserte
Umweltgestaltung kaschiert; das trifft in vermehrtem
Maße auf die liebhabermäßig betriebene Pferdezucht
zu, wo auch ökonomische Überlegungen keinen Riegel
vorschieben und wo gesunder Tierschutz zu Gunsten
falschverstandener Tierliebe in den Hintergrund tritt
und somit auch nicht regulierend eingreifen kann (s. die
vielen Qualzüchtungen, auch bei Pferden).
Generell kann festgehalten werden, dass genetische
Antagonismen (zwischen Hochleistung und allgemei-
ner Fitness) in Reinzuchtpopulationen durch einseitige
Überbetonung bestimmter Teilzuchtziele (Gangweich-
heit, schöner Kopf o.ä.) und die zu lange Vernachlässi-
gung negativer Korrelationen, entstehen und verschärft
werden. Wenn man daher Reinzucht in einer Population
für antagonistische Zuchtzielkomponenten betreiben
will, sollte man dies von Anfang an mit ausgewoge-
nen Selektionsindizes tun. Ist die antagonistische ge-
netische Korrelation zwischen zwei Merkmalen jedoch
bereits fortgeschritten, so kann auch ein optimaler
Gewichtungs-Index keine nennenswerten Zuchterfolge
mehr bringen. Dann muss an die Stelle der Universal-
reinzucht eine Gebrauchskreuzung zwischen speziali-
sierten Elternpopulationen treten (z.B. zwischen Schau-
und Arbeitstyp).
Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache,
dass auch viele Paso Peruano-Schauhengste bisher er-
folgreich in der peruanischen Landeszucht verwendet
wurden und dort sehr ansprechende und äußerst leis-
tungsfähige Nachkommen gebracht haben, ist zu ver-
stehen, dass die Asociacion Nacional ihr Stutbuch für
eine stark begrenzte, kontrollierte und streng zu begut-
achtende Neuaufnahme doch noch etwas offen halten
will (Vorstandsbeschluss vom April ’92), nachdem zuvor
schon das Gegenteil, nämlich die vollständige Schlie-
ßung der Zuchtbücher so gut wie beschlossen war. (NB!
Dieser Vorgang wiederholte sich in den Folgejahren und
gipfelt heute in einer kontrollierten Verdrängungszucht
mit gesonderter Registrierung und Begrenzung auf die
Stuten.)
Es wäre auch züchterisch sträflicher Leichtsinn ge-
wesen, das enorme genetische Potential, das in der
peruanischen Landeszucht schlummert, schon nach
wenigen Jahren geordneter Zuchtbuchführung durch
Schließung der Register einfach zu verschenken. Qui
bono?
Viele kenner der Rasse sagen, dass SOL DE ORO von keinem seiner Nachkommen je voll erreicht worden ist.
Noticiero78 2013 Noticiero 792013
Linke und diese seite: Arbeitspasos auf einer Hacienda in Argentinien
Neu: „offene“ und „geschlossene“ PrüfungenDie gravierendste Änderung in der LPO betrifft die
Ausschreibung von „offenen“ und „geschlossenen“ Prü-
fungen. Letztere sind den weniger routinierten Reitern
vorbehalten und sollen 20 Prozent einer „normalen“
Turnierveranstaltung ausmachen. „Damit wollen wir
dem massiven Wunsch der Reiter nach mehr Chancen-
gleichheit entgegenkommen“, erklärt Otto-Erley, Leiter
der FN-Abteilung Turniersport und beruft sich dabei
insbesondere auf eine große Online-Umfrage der FN
im vergangenen Jahr, an der sich fast 15.000 Turnier-
teilnehmer beteiligten. Die im Lande häufig gebrauch-
ten Begriffe „Amateure“ und „Profis“ wird man in der
LPO allerdings vergebens suchen. Als zu schwierig hat
es sich in den zahlreichen Diskussionen erwiesen, bei-
de Gruppen eindeutig voneinander zu trennen. Und wie
soll man jemanden einstufen, der vor 15 Jahren mal
eine Ausbildung zum Pferdewirt gemacht hat, aber seit-
her einem ganz anderen Beruf nachgeht – Amateur oder
Profi?“, begründet Otto-Erley die Einteilung in „offene“
und „geschlossene“ Prüfungen.
Richter-Rotation und verbesserte PlanbarkeitEine weitere Neuregelung, die auf der Auswertung der
Umfrage basiert, ist das Rotationsverfahren für Rich-
ter. Demnach darf ein Richter maximal fünf Jahre in
Folge auf einem Turnier eingesetzt werden. Jedes Jahr
muss ein Richter einer Veranstaltung ausgetauscht
werden. Die LPO sieht ferner vor, dass in der vorläufi-
gen Zeiteinteilung der Zeitpunkt der Prüfung konkreter
definiert wird. Weiter Detailänderungen der LPO betref-
fen insbesondere die einzelnen Disziplinen, eine Erwei-
terung der Helmpflicht auch Dressurreiter und Fahrer
bis 18 Jahre und Teilnehmer an Dressurprüfungen der
Klasse E und A.
WBO – den Kinderschuhen entwachsenEbenfalls vom Verbandsrat verabschiedet wurde die
zweite Fassung der erstmals 2008 erschienenen WBO
mit Grundregeln, Tipps und Hinweisen für die Ausrich-
tung breitensportlich orientierter Pferdesportveranstal-
tungen. Die Veränderungen sind vor allem struktureller
Natur. Geblieben ist die Devise „Erlaubt ist, was gefällt“,
sofern die auf sieben Seiten zusammengefassten Grund-
regeln eingehalten werden. So bietet beispielsweise der
überarbeitete Teil II mit über hundert Wettbewerben
verschiedene Ausschreibungsmuster mit identischen
Aufbau und mit sämtlichen Details, Anforderungen, Be-
wertung, Ausrüstung, zusätzliche Bestimmungen sowie
ggf. Parcoursskizze oder Dressuraufgabe.
Neue LPO und WBO ab 01. Januar 2013
Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung (FN) in Weimar hat der
Beirat Sport die Neufassungen der FN-Regelwerke
LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) und WBO
(Wettbewerbs-Ordnung) verabschiedet. Beide tre-
ten am 1. Januar 2013 in Kraft.
Der Verabschiedung voraus ging ein mehrjähriger
Beratungs- und Diskussions-prozess in zahlrei-
chen sach- und fachspe-zifischen Arbeitsgruppen
und Gesprächskreisen.
Noticiero80 2013 Noticiero 812013
Ja! Und es gibt uns mehr denn je! In Zeiten,
wo ein gemeinsames Feindbild die Menschen
schneller eint als ein gemeinsames Ziel, setzt
der PV auf ein altes Prinzip: Vielfalt statt Ein-
falt. Das Buschpferd bei der Galashow, der Spitzen-
sportler auf dem Wanderritt. Paso Largo für den fas-
zinierenden Geschwindigkeitsrausch, Pasollano für
den bequemen Ausritt, Trocha und Pasitrote für den
mehrtägigen Geländeritt, Classic Fino für den besonde-
ren Kick, Tölt für das Gangpferdeturnier, Trab für die
hohe Dressur, Galopp für das Gefühl von Freiheit und
Abenteuer. Paso Peruano, Paso Partbred, Paso Fino, Paso
Iberoamericano für die Züchter mit Visionen und die
Reiter mit Ambitionen.
Ziel des Pasopferde Verbandes bleibt es, diese geneti-
sche Vielfalt, die sich historisch aufgrund der geogra-
phischen Regionen Südamerikas entwickelt hat, durch
eine ebenso große Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten zu
erhalten. Denn nur in einer genetisch breit angelegten
Paso-Zucht kann genügend Zukunftspotential stecken,
um nicht allzu schnell an Inzuchtbarrieren zu stoßen.
Die „verwirrende Vielfalt“ wird zusammengeführt in den
allen Pasoschlägen eigenen Grundtugenden Fortaleza,
Nobleza und Belleza. „Brio“ als gemeinsames Zuchtziel
für ein gelungenes Pasointerieur ist so auch eine Haupt-
eigenschaft die unsere große Pasofamilie eint: Sensibi-
lität, Reaktivität, Menschenbezogenheit, Gehwille. All
Sport mit PasopferdenText: K.C.Otte / Vorbemerkung zur Serie: »Sport mit Pasopferden«
Gibt es den PV eigentlich noch? So fragte
Kaja Stührenberg zum 10 jährigen
Bestehen des Pasopferde Verbandes.
Zwei Paso Peruanos unter dem Damensattel auf dem IGV Turnier in Aachen, 1989
Noticiero82 2013 Noticiero 832013
das, und oft noch mehr, verstehen die Aficionados al-
ler Pasoländer unter diesem für Einsatz der Pasopferde
auch im Sport so wichtigen Charakterzug.
Gibt es den PV eigentlich auch 20 Jahre nach seiner
Gründung noch? So mag sich der eine oder andere fra-
gen, doch ein kurzer Blick ins Internet und auf die Be-
sucherzahlen unserer Homepage bringt auch diesmal
die klare Antwort: „JA“. Aber auch wir müssen mit der
Zeit gehen, daher werden sich auch unsere Mitteilungs-
methoden den modernen Medien anpassen, sprich: ei-
nen „Noticiero“ wie in den vergangenen 10 Jahren (als
Nachfolger der „Pasopferde aktuell“) wird es als Print-
Ausgabe oder pdf-Download nicht mehr geben. Viel-
mehr bringen wir wichtige Rubriken (Hengstliste, Foh-
lenjahrgang, Beiträge) gesondert auf unserer Web-Seite
unter. Somit erfüllen wir unseren Lesern hiermit einen
langgehegten Wunsch, die früheren richtungsweisen-
den Beiträge zur Entwicklung der Pasowelt in Deutsch-
land (und teils auch in Europa) nochmals im vorliegen-
den Noticiero 2013 zur Verfügung zu stellen.
Einige Artikel zur Kritik von Trainingsmethoden siehe auch:Noticiero 2009: Wie passt das zusammen – Über den
Einsatz von ViceBreaker und anderen Geräten
Noticiero 2009: Rollkur – Eine Leseempfehlung
aus der Piaffe
Noticiero 2009: Doping bei Pferden – Ein offener Brief
und zur Einführung in die Problematik:„Von Gangpferden und solchen die es werden wollen.“
*E. Eder in Pasopferde aktuell No 24 (2001)
Die elementaren Erlebnisse rund um das kreative Ge-
schehen einer Pasopferdezucht sind so bedeutsam, dass
ein finanzielles Desaster oder ein züchterischer Flop
gerne übersehen oder, noch öfter, schöngeredet werden.
Das bedeutet, und das ist der betrüblichere Punkt die-
ses Prologs, dass wider besseres Wissen nach wie vor
auf breiter Ebene mit Tieren gezüchtet wird, auf deren
Gene man besser verzichten sollte. Bezogen auf die Po-
pulation mangelt es den Pasopferden nicht an Gang-
vermögen, hock action und Termino. Es mangelt leider
öfter an Gesundheit und Langlebigkeit – und manchmal
bedauerlicherweise auch an Charakter, da Brio falsch
verstanden wurde.
Züchten heißt gezielt anpaaren und selektieren. Früher
wurde im wesentlichen selektiert; ein mühsames, aber
erfolgversprechendes Unterfangen. Heute wird im we-
sentlichen gezielt angepaart: der „wirklich qualifizier-
te“ Züchter betet das Pedigree auf Knopfdruck bis in die
zehnte Generation herunter (wobei unter „gutem Pedi-
gree“ eigentlich immer nur die Hengste gemeint sind).
Dass auch eine Spitzenanpaarung nicht immer Spitzen-
nachzucht ergibt, weiß jeder kritische Züchter.
Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man
mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und
die Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter
im Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der
Zucht vielleicht mal gerade drei Generationen überbli-
cken.Wer sich dabei verschätzt, verliert im schlimmsten
Fall einen Haufen Geld bzw. fügt der vielleicht inter-
essantesten hippologischen Herausforderung großen
Schaden zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und
harten Naturtölters. Das Motto des Pasopferde Verban-
des gilt also auch umgekehrt: besseren Sport durch bes-
sere Zucht.
Wieviel Sport darf es sein?*
Zusammen mit den südamerikanischen Pasopferden ist
auch eine Reittradition und Atmosphäre nach Europa
gekommen, die durch und durch iberisch-südamerika-
nisch ist. Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer
und Bequemheit, Genießen und „Brio" - für europäische
Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und nach-
vollziehbare Dimensionen. In der europäischen Reittra-
dition rangiert das Interieur des Pferdes weit hinten;
der Name des Reiters dafür um so weiter vorne: So ganz
ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns offen-
sichtlich nicht.
Gegenbeispiel Peru/USA: Sport in unserem Sinn wird
dort - zumindest mit dem Paso Peruano—nicht betrie-
ben. Die Mehrzahl der Präsentationen sind reine Show-
darbietungen oder zumindest gefährlich nahe dran; die
Fitness der Tiere reicht oft gerade für die Dauer der Vor-
stellung. So war denn auch die Ansbacher Meisterschaft
von 1989 in der amerikanischen Presse die „German
Championship Show" - ganz ohne Show geht drüben of-
fensichtlich nichts.
In der Prüfungsordnung für Pasopferde (PPO) findet
sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es
nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine
Genießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen? Ein
Unterfangen dem sich im Laufe der Zeit alle hiesigen
Pasovereine gewidmet haben.
Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht ver-
bessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fä-
higkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestim-
mung sogar unerlässlich und bei Licht betrachtet bringt
das Umfeld zum oft verpönten Turnierbetrieb auch dem
Freizeitreiter eine Reihe von unleugbaren Vorteilen:
Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter;
er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der
seines Pferdes zu arbeiten.
Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich
höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt;
Training bedeutet geistige Vorbereitung und körper-
liche Arbeit.
Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzel-
nen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwer-
punkt der jeweiligen Zuchtstätten und -linien zu se-
hen ist (Schau, Gelände, Ausdauer).
Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen
der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und
Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zucht-
beratung und Kursprogramme.
Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem
Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert
das Verständnis für die individuellen und rassespe-
zifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis:
Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwach-
stellen können erkannt und aufgearbeitet werden.
Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei ver-
wechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mit-
tel zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und
Mensch.
Jedes Turnier hat auch Werbecharakter und dient so
der Selbstdarstellung der verschiedenen Pasorassen.
Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasopfer-
de fördern das Interesse der Reiterwelt an unseren
Pferden und vergrößern die Töltgemeinde.
Ein sportlicher Vergleich'— insbesondere im Rahmen
von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen
(z.B. bei der IGV) - beugt der „Betriebsblindheit" vor.
Der Blick über den Tellerrand der eigenen Rasse und
Reitkunst hat noch keinem geschadet.
Der Sport mit den Pasopferden muss rasseorientiert,
vielleicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewie-
senes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch
vor dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Seine
Stärken sind eine gute Ausdauerleistung bei unüber-
troffenem Komfort für den Reiter und seine immer
wieder überraschende Kooperationsbereitschaft und
sensible Gelehrigkeit.
Die Konkurrenz im Töltlager schläft aber nicht! Um
eingefleischte Ignoranten von den Vorzügen eines Töl-
ters zu überzeugen, ist ein Pasopferd nach wie vor
die sicherste und eleganteste Methode, die Schar der
Aficionados zu stärken.
Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Paso-
vereine ihre Sportordnungen um eine wichtige Prüfung
erweitern: die PRUEBA DE TRABAJO oder ARBEITS-
PRÜFUNG (PT). Sie basiert auf dem altperuanischen
Grundgedanken, dass der Paso Peruano in erster Li-
nie ein Arbeitspferd sein soll und dadurch als ideales
Freizeitpferd prädestiniert ist. Dies gilt gleichermaßen
auch für die anderen Pasoschläge. Die PT soll eine Art
Abschlussexamen für die Ausbildung des Freizeitpfer-
des darstellen.
Die Prüfung wird in drei Schwierigkeitsgraden durch-
geführt, die den unterschiedlichen Ausbildungs- und
Trainingsmöglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung
tragen: Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen
einer offiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle
Abschnitte müssen während eines Turniers und vom
gleichen Reiter bewältigt werden. Mittlerweile ist sie
auch von der FN für alle Pasorassen als alternative
Leistungsprüfung anerkannt.
Somit »Das Pasopferd - Sportler, aber kein Sportgerät?«*
Woher kommt das hohe Interesse an sportlicher Betäti-
gung mit Pasopferden? Ist es legitimes Bedürfnis nach
Selbstdarstellung? Suche nach Kontakt mit Ähnlichge-
sinnten? Eines bewegt die Akteure sicherlich nicht: die
Preisgelder. Die Teilnahme an einem Pasoturnier bleibt
auf absehbare Zeit ein Zuschussgeschäft- und das ist
auch sicher gut so.
Wenn den Pasopferden begrenzte Möglichkeiten zur
„echten" sportlichen Betätigung nachgesagt werden (
sie können nicht mal Springen!), so ist dieses enorme
Interesse doch einer genaueren Betrachtung wert. Das
Genießerpferd Paso zwischen Stoppuhr und Verfas-
sungskontrolle? Zugegeben - was den rein athletischen
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
Noticiero84 2013 Noticiero 852013
Teil des Sports angeht, gibt es geeignetere Pferde, auch
unter den Gangpferden. Aber gerade die starke Beto-
nung der Rittigkeit der Pasopferde eröffnet uns Paso-
reitern die Möglichkeit der sportlichen Betätigung am
anderen Ende der Skala, wo weniger der Kraftprotz
und Renner gefragt ist, auch nicht der gedrillte Erfül-
lungsgehilfe, schon gar nicht der Springer, sondern der
Freund der leisen Töne: Reiten für Feinschmecker. Und
da scheinen die Pasopferde ihren Markt gefunden zu
haben. So ist es durchaus verständlich, dass nach einer
gewissen Zeit–schließlich hat man sich das Pasopferd
gekauft, weil man eigentlich keine Turnierambitionen
hat - doch das Verlangen nach einer Beurteilung auf-
keimt. Man möchte nicht so ganz im Niemandsland der
unbeobachteten Buschreiterei verharren; man möchte
sich und sein Pferd optimieren; man sucht die Stand-
ortbestimmung: Wie gut sind die anderen, wie gut sind
wir beide, mein Pferd und ich?
Die PPV hatte bald nach ihrer Gründung ein Regelwerk,
die Prüfungsordnung für Paso Peruanos (PPO), heraus-
gegeben. Pate standen die LPO und die IPO, aber vieles
musste auch vollkommen neu erarbeitet und für unsere
europäischen Vorstellungen umgestaltet werden. So ist
eine Prüfungsordnung immer nur eine Arbeitsgrund-
lage, die bei Bedarf geändert werden darf oder sogar
muss - wenn z. B. Lücken oder Widersprüche entdeckt
werden oder die Nachfrage nach einem anderen Typ von
Prüfung wächst.
Die PPO ist in ihrer aktuellen Version die Quintessenz
aus vielen Jahren Sport mit dem Paso. Bei der neuer-
lichen Überarbeitung hat ein Grundsatz verstärkt Pate
gestanden: Alle Pasoprüfungen müssen so gestaltet
sein, dass für jeden reiterlichen Anspruch und für jede
reiterliche Orientierung eine Prüfung angeboten wird.
Jeder Pasoreiter muss sich irgendwo in einer PPO wie-
derfinden können. Egal ob es die gekonnte Vorstellung
eines zukünftigen Zuchtpferdes an der Hand ist, die
Dressurkür oder der Langstreckenritt: Die Ausrede: für
mich bietet die PPO nichts - gilt nicht mehr. Alles, was
man sinnvollerweise in Sachen Sport mit Pasopferden
machen kann, hat in die entsprechenden Prüfungsord-
nungen, sei es der IGV, sei es der verschiedenen Pasove-
reine, Eingang gefunden.
Jeder nach seiner Fasson...Im Allgemeinen Teil einer PO werden die Fragen geregelt,
die in allen Prüfungen gleichermaßen von Bedeutung
sind, Zulassungsvoraussetzungen für Pferd und Reiter,
Ausrüstung, Hufbeschlag, Tierschutz, Turnierleitung,
Schiedsgericht, Ordnungsmaßnahmen. Drei Punkte aus
diesem Abschnitt sollen besonders erwähnt werden:
Das Hufbeschlagsreglement wurde gegenüber der
ursprünglichen Fassung weiter präzisiert. Wenn man
züchterisch den besten aller Naturtölter anstrebt,
so dürfen auf diesem Sektor keine Zweideutigkei-
ten möglich sein. Sicherlich wird man mit Zugewinn
weiterer Erkenntnisse auch an diesem Passus immer
wieder arbeiten müssen. Nichtsdestoweniger sei das
genaue Studium des Beschlagsreglements empfohlen.
Die Retranca, also der untere Riemen des Hinterge-
schirrs, ist in den Zuchtprüfungen nicht mehr zwin-
gend vorgeschrieben. Dies ist einerseits mit der in
Peru geübten Praxis zu vereinbaren.
Andererseits entspricht die traditionelle südameri-
kanische Ausrüstung nicht in jeder Hinsicht unseren
Sicherheitsvorstellungen. Es ist nicht–wie der Purist
vielleicht vermutet - der Beginn des Kulturbanausen-
tums. Es waren bei dieser Überlegung wirklich einzig
und allein Argumente im Spiel, die der Reitersicher-
heit und der Pferdegerechtigkeit dienen.
Der „Renner“ unter den Sportprüfungen scheint die
neue „Prueba de Trabajo" (Arbeitsprüfung) zu sein (siehe
oben). Sie dokumentiert wie keine andere Prüfung der PO
die Vielseitigkeit des Pasopferdes. Hier kann jedes Pferd
und jeder Reiter seine Stärken unter Beweis stellen und
auf der anderen Seite kleine Defizite wieder ausgleichen,
so dass das ganze Spektrum der Anforderungen, die an
ein gutes Freizeitpferd gestellt werden, in möglichst ob-
jektiver Form dokumentiert werden. Die drei Schwierig-
keitsgrade (Bronze, Silber, Gold) sind so gestaltet, dass
in der leichtesten Version die solide Grundausbildung
und Basiskondition ausreichend ist, während in der
schwersten Version nur das Ausnahmepferd und der
bestens vorbereitete Reiter bestehen können.
Einige Prüfungen wurden aus der Sportordnung he-
rausgenommen und als Empfehlung für Schaupro-
gramme weitergegeben. Die Copa de Champan und die
Damensattelklasse sind zwar sehr publikumswirksam,
sind aber im Grunde genommen keine ernsthaften Leis-
tungsprüfungen; das gilt auch für andere FUN-Prüfun-
gen, die auf jedem Turnier trotzdem ihre Existenzbe-
rechtigung haben.
Mit einer Pasoprüfungsordnung im Hinterkopf müssen
wir nun zwei Ziele verwirklichen:
»
»
»
sabine Wieczorek auf der Paso Peruano stute Marita KCO im Trail | EuroPaso in Weihersmühle, 2000
Noticiero86 2013 Noticiero 872013
Reitern, die sich gerne im sportlichen Wettkampf
messen würden, aber noch unerfahren im Turnierge-
schehen sind, muss die SchweIlenangst genommen
werden. Auf einem Pasoturnier wird niemand bloß-
gestellt. Der Neuling wird überrascht sein, wie ko-
operativ die Atmosphäre und wie hilfsbereit die alten
Hasen sind.
Der absolute Turniermuffel sollte sich überzeugen
lassen, dass Turniere kein Selbstzweck sind. Sie sind
eine Messlatte für die Ausbildung des Pferdes, das
Können des Reiters. Insofern dienen sie dem Kennt-
niszuwachs im Bereich Zucht, Ausbildung und Hal-
tung und damit direkt dem Pferd.
Man kann wunderschön im stillen Kämmerlein musi-
zieren —ganz für sich allein - und seine Freude dran
haben. Man kann alleine durch den Busch reiten und
Erholung finden wie sonst nirgendwo. So wie das Kon-
zert für den Musiker Ansporn für die Feinarbeit ist, ist
es das Turnier für den Reiter. Bei dieser Pferderasse
und diesem Reglement besteht kaum Gefahr, dass ein
Pferd Opfer des Ehrgeizes wird. Dagegen entlohnt uns
die Turnierteilnahme mit neuen Erkenntnissen und po-
sitiven Eindrücken
Also: Ist Pasopferde-Reiten zeit-gemäß eine berechtigte Frage?*
Was ist eine zeitgemäße" Reitweise"? Doch wohl eine,
die die Bedürfnisse der heutigen Reiter mit den Be-
sonderheiten der Pferdenatur am besten in Einklang
bringt. Hierzu wurden in den letzten Jahren viele An-
sätze gemacht, doch abgeschlossen ist die Entwicklung
noch lange nicht, wann überhaupt?
Was sich besonders nach dem 2. Weltkrieg geändert hat
sind: Einsatzmöglichkeiten des Pferdes. Erkenntnis-
se über die Natur des Pferdes. Reiter von exotischen
Rassen haben hier, erstmals ohne eigenes Verdienst,
einen gewissen Vorteil, weil bei ihnen der Einsatz des
Pferdes und die dazugehörige Ausbildung noch eine ge-
wisse Einheit bilden, da sie der ureigensten Pferdear-
beitswelt entstammen.
Reiter von Pasopferden wollen sog. „Freizeitpferde"
(Berufspferde gibt es bei uns fast nur noch auf der
Rennbahn) das heißt zuverlässige Reitpartner für lan-
ge Stunden im Gelände. Genau diesen Einsatz erfahren
Pasopferde in ihren Ursprungsländern, manchmal so-
gar mehr als ihnen lieb ist.
Für „zeitgemäßes" Reiten hier ein Beispiel: Man weiß
heute, wie das Pferd „fokussiert“, das heißt die Seh-
schärfe reguliert. Nachdem dazu ein großes Maß an
Kopffreiheit nötig ist, kann „zeitgemäßes" Reiten im Ge-
lände nur am langen Zügel stattfinden. Wenn man den
veröffentlichten Statistiken glauben darf, tummelt sich
die überwiegende Mehrheit der Reiter in Wald und Feld
und nur ein verschwindend kleiner, publizistisch aber
sehr aktiver Teil, findet seine reiterliche Bestätigung
auf dem Turnierplatz. So gesehen, sind Paso-Reiter gar
nicht exotisch, sondern eher durchschnittlich normal.
Was ihr „Anderssein" ausmacht sind ihre Pferde und die
damit gepflegte Reitweise.
Im Grunde gibt es nur zwei Reitweisen: Gutes Reiten
und Schlechtes Reiten. Wo sich die Geister etwas schei-
den ist bei der Definition „gut", doch sind die Gemein-
samkeiten guten Reitens in allen Reitweisen größer, als
ihr äußerlich so unterschiedliches Gehabe vermuten
lässt.
Gutes, und damit „zeitgemäßes" Reiten beinhaltet die Harmonisierung von:
Reitweise
Reiter und Ziele
Pferdetyp
Sattelung und Zaumzeug
Das Ziel guten Reitens ist auch weitgehend gleich:
Erhalt der Gesundheit von Reiter und Pferd
gehorsame Mitarbeit des Pferdes
mehr Lebensqualität für alle Beteiligten
Eine Reitweise, die eine Gefährdung von Reiter oder
Pferd beinhaltet, ist eo ipso eine schlechte, nicht mehr
zeitgemäße Reitweise. Das lässt sich genauso katego-
risch für jede Hippo-Aktivität sagen die der physischen
oder/und psychischen Natur der Pferde zuwider läuft.
Wenn der Reitsport heute für viele Menschen attrak-
tiv sein soll, dann liegt es auf der Hand, die Vielfalt an
Rassen, Reiteigenschaften, Gangarten und Ausrüstun-
gen mit der Vielschichtigkeit von Wünschen und Zielen
der Reiter in Einklang zu bringen. Ganz unterschiedli-
che Motivationen bestimmen die Beziehung zum Pferd.
Das nicht wettkampfmäßige Reiten profiliert sich zuse-
hends; ja wir treffen heute „Gurus", die die Pferdehal-
tung nur oder doch auch gutheißen, wenn „Reiten" nicht
beabsichtigt oder möglich ist (Hempfling, Strasser ..).
Zeitgemäß ist sicherlich auch die Forderung, die auf
dem FN-Seminar über „Reitweisen der Welt' erhoben
wurde; die Natürlichkeit, das Lockere, die Fröhlichkeit
für alle Reitweisen in den Vordergrund zu stellen. Rei-
ten soll Mensch und Pferd Spaß machen, dann gelingt
es auch. Gemeinsame Arbeit mit dem Pferd als moderne
Alternative zum Arbeiten des Pferdes als Selbstzweck.
Wenn einzelne Ausbildungsschritte eine Eigendyna-
mik entwickeln und zum Selbstzweck werden (Halfter-
Vorführung; Dressur am Platz: Springreiten, etc.) wird
die Sache schnell einseitig, d.h. unnatürlich, nicht mehr
zeitgemäß. Ganz aus dem Ruder läuft die Angelegen-
heit, wenn persönlicher und wirtschaftlicher Erfolg der
Reiter maßgebend werden.
Selbstverständlich ist es fundamental wichtig, weder
während der Ausbildung noch später im Sport mehr zu
verlangen, als das Pferd anbietet und zu leisten imstan-
de ist. Aber ebenso fundamental und für das psychische
Wohlbefinden des Tieres wichtig, ist das Vermeiden von
Unterforderung und Langeweile. Wenn Harmonie und
Partnerschaft das moderne Reiten auszeichnen, das
»
»
»
»
»
»
»
»
»
Jugendlicher Paso Fino Reiter auf der Confepaso Ms in Caracas, 1996
Noticiero88 2013 Noticiero 892013
Erlebnis von Natur und Kreatur im Vordergrund stehen
sollen, müssen Reitweise und Anforderung „pferdege-
recht“ gestaltet werden. Ein frustrierter Partner ist ein
schlechter Mitarbeiter. Daraus kann sich kein gutes Rei-
ten ergeben. Jede Reitweise, das kann man in den ent-
sprechenden Regelwerken nachlesen, will „zufrieden ge-
hende Pferde". Es geht allen um die gemeinsame Sache
Sport und Freizeit und um das gleiche Lebewesen Pferd.
Jedes Land hat im Laufe der Vergangenheit seine für
sich geeignete Pferderasse und Reitweise hervorge-
bracht: denn die Züchter selektieren immer darauf, was
die Reiter ihnen abkaufen; das ist nun einmal so, und
zwar weltweit. Solange diese Reitweisen und Pferderas-
sen seriös gepflegt werden, bilden sie eine große Berei-
cherung unserer Reitszene. Diese Seriosität darf aber
weder mit „traditionsstarrer Folklore" verwechselt wer-
den. noch ist die kritiklose Übernahme all dessen, was
aus den Ursprungsländern kommt, noch zeitgemäß. Ge-
rade die Pasoreiter, die nicht mit der kreolischen Men-
talität vertraut sind (die es den Lateinern oft schwer
macht durch Integration moderner hippologischer Er-
kenntnisse in die traditionelle Ausbildungs- und Reit-
weise zeitgemäßer zu werden) finden heute manchen
Anlass zur Kritik.
Das Bestreben der Pasofreunde unseres Landes ist, hier
eine Brücke zu bauen im Sinne von „Fortschritt und Tra-
dition", denn Pasopferde sollen auch solche bleiben, in
all ihrer VieIfalt an Schlägen und Reitweisen. Bei Vor-
führungen, auf Messen, o.ä. verzichten wir andererseits
ungern auf die Exotik südamerikanischer Ausrüstung.
Dennoch: Reform tut Not und sowohl der PV als auch
die anderen Gangpferdevereinigungen sollten sich da-
rum kümmern.
Zeitgemäße Reitweise ist die passende, den Bedürfnis-
sen und Zielen des Reiters ebenso angemessen, wie den
körperlichen und seelischen Voraussetzungen des Pfer-
des. Keine „richtige" Reitweise ohne die dazu passende
Ausbildung von Reiter und Pferd sowie die artgerechte
Pferdehaltung. lch kann nicht umhin, diese mir so wich-
tige Grundlage für zeitgemäßen Umgang mit Pferden
immer wieder zu betonen.
Kein Reiter kann locker Vertrauen signalisierend auf
einem Pferd sitzen, das die vergangenen Stunden und
Tage in einem pferdefeindlichen Gefängnis (sprich Box)
verbracht hat und entsprechend verspannt, expIosions-
bereit, frustriert ist. Der Reiter allein kann dem Pferd
nie ein ausgeglichenes Seelenleben vermitteln, das für
seine Sicherheit beim Reiten so wesentlich ist. Artge-
rechte Haltung rangiert hier immer noch vor Bequem-
lichkeit des Reiters. Dafür dürfen auch sogenannte Tur-
niererfolge mal auf der Strecke bleiben.
Kein Reiter kann mit leichter Hand und frohem Sinn
sein Pferd dirigieren, wenn er dessen „Knöpfe" nicht
kennt: Missverstehen und Frust sind programmiert,
wenn Ausbildungs- und spätere Reitweise nicht eine
Einheit bilden.
Während sich um die Jahrhundertwende der Turnier-
sport schon europaweit etabliert hatte, waren die meis-
ten Vorführungen der Pasopferde in ihren Ursprungs-
ländern bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts reine
Zuchtschauen, aus denen allerdings nach und nach teils
auch sportliche Wettkämpfe wurden.
Reine Schauvorführungen, also Pasopferdedarbietun-
gen mit Wettbewerbscharakter wurden rassespezifisch
erst in den USA entwickelt; zuerst nach dem traditionel-
len Reglement mit Anpassungen an die amerikanischen
Publikumserwartungen. Heute beobachten wir eine
Rückwirkung dieser „Pasoturniere" auf die Ursprungs-
länder mit all den, auch negativen, Seiteneffekten auf
Zuchtziel und Reitweise. Wir sind also aufgefordert,
das was mit den Pasopferden, zunächst aus USA, später
auch zunehmend aus den Ursprungsländern an ‚Reit-
kultur" und „Horse-Man-Ship" zu uns kommt, kritisch
zu betrachten und auf seine Zeitgemäßheit zu durch-
leuchten. Ist z.B. die Jungpferdearbeit am Palo" noch
zeitgemäß? Oder muss nicht die notwendige und tra-
ditionell übliche Bodenarbeit neu organisiert werden,
Jungpferde gerechter gestaltet werden? - Und wie steht
es um die Pferdegerechtheit des Bozal? - Wir wollen und
sollen ihn nicht missen; besonders in seiner vielseiti-
gen und freundlichen Form aus Kolumbien ist der Bozal
eine fast unverzichtbare Ausbildungszäumung für Pas-
opferde. Mittlerweile wissen Wanderreiter jeglicher
Couleur diese Zäumung zu schätzen.
In diesem Licht betrachtet mag nun dem einen oder an-
deren die SPO (Sportprüfungsordnung für Pasopferde)
verständlicher erscheinen: „Fortschritt mit Tradition“
zum Zwecke einer Sportausübung für die Verbesserung
der Zuchtbemühungen. Das klingt sehr kompliziert, ist
aber denkbar einfach, eben zeitgemäß.
Wieviel Sport muss sein?*
Zusammen mit den Pasopferden ist auch eine Reit-
tradition und Atmosphäre nach Europa gekommen,
die durch und durch iberisch-südamerikanisch ist.
Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer und Be-
quemheit, Genießen und „Brio“ – für europäische
Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und
nachvollziehbare Dimensionen. In der europäischen
Reittradition rangiert das Interieur des Pferdes weit
hinten; der Name des Reiters dafür um so weiter vorne:
So ganz ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns
offensichtlich nicht.
In den Prüfungsordnungen für Pasopferde (PPO) fin-
det sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es
nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine Ge-
nießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen?
Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht ver-
bessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fä-
higkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestim-
mung sogar unerlässlich.
Bei Licht betrachtet bringt das Umfeld zum oft verpön-
ten Turnierbetrieb auch dem Freizeitreiter eine Reihe
von unleugbaren Vorteilen:
Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter;
er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der
seines Pferdes zu arbeiten. Das gilt gleichermaßen
für das Wanderreittraining.
Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich
höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt;
Training bedeutet geistige Vorbereitung und körper-
liche Arbeit.
Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzel-
nen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwer-
punkt der jeweiligen Zuchtstätten und –linien zu se-
hen ist (Schau, Gelände, Ausdauer)
Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen
der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und
Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zucht-
beratung und Kursprogramme.
Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem
Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert
das Verständnis für die individuellen und rassespe-
zifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis:
Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwach-
stellen können erkannt und aufgearbeitet werden.
Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei ver-
wechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mittel
zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und Mensch.
Jedes Turnier hat Werbecharakter und dient der
Selbstdarstellung der Rasse.
Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasos för-
dern das Interesse der Reiterwelt an unseren Pferden.
Ein sportlicher Vergleich – insbesondere im Rahmen
von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen –
beugt der „Betriebsblindheit“ vor. Der Blick über den
Tellerrand der eigenen Rasse und Reitkunst hat noch
keinem geschadet.
Der Sport mit dem Paso muss rasseorientiert, viel-
leicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewiese-
nes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch vor
dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Obwohl
ich ihn bei dieser Arbeit schon in Kuba oder Costa
Rica beobachten konnte. Seine Stärken sind eine gute
Ausdauerleistung bei unübertroffenem Komfort für
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
Paso Fino auf der IDMG 2007
Noticiero90 2013 Noticiero 912013
den Reiter und seine immer wieder überraschende
Kooperationsbereitschaft und sensible Gelehrigkeit.
Die Konkurrenz im Töltlager schläft nicht; um einge-
fleischte Ignoranten von den Vorzügen eines bequemen
Tölters zu überzeugen, ist etwa der Paso Peruano nach
wie vor die sicherste und eleganteste Methode. Dage-
gen überzeugen Paso Finos eher beim Temperamenttölt
oder Paso Iberoamericano beim Dressurtölt.
Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Pasove-
reine ihre Sportordnung um eine wichtige Prüfung er-
weitert: die Prueba de trabajo oder Arbeitsprüfung (PT).
Sie basiert auf einen altperuanischen Grundgedanken,
dass der Paso in erster Linie ein Arbeitspferd sein soll
und dadurch als ideales Freizeitpferd prädestiniert ist.
Sie soll eine Art Abschlussexamen für die Ausbildung
des Freizeitpferdes darstellen. Darüber hinaus gilt sie
FN-weit offiziell als Pasoleistungsprüfung. Die Prü-
fung wird in drei Schwierigkeitsgraden durchgeführt,
die den unterschiedlichen Ausbildungs- und Trainings-
möglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung tragen:
Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen einer of-
fiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle Abschnitte
müssen während eines Turniers und vom gleichen Rei-
ter bewältigt werden.
Ein ideales Wanderreitpferd wie der Paso muss seinen
Reiter sicher und bequem durchs Gelände tragen kön-
nen. Es braucht entsprechende physische und psychi-
sche Konditionen. Diese werden in drei Teilabschnitten
überprüft: Kondition im Streckenritt, Gehorsam und
Reitsicherheit in den Rittigkeits- bzw. Traiprüfungen
und Reitkomfort in der Töltprüfung. Unter den Teilneh-
mern wird – getreu dem Motto eines Freizeitsports –
keine Rangierung vorgenommen. Die Prüfung wird nur
in zwei Kategorien bewertet: „bestanden“ oder „(noch)
nicht bestanden“. Letzteres Urteil soll nicht zum Aufge-
ben führen, sondern Anreiz zur Wiederholung der Prü-
fung geben.
Barrida von Paso Peruanos auf der Veranstaltung: "Bayern Pferd" in München / Riem (1994)Kaja stührenberg und Paso Iberoamerikano stute Batisma in der Piaffe (Deutsche Meister 2007)
Diese Prüfung ist allen Pasopferden auf den Leib ge-
schneidert. Viele Probeläufe in Einzeldisziplinen haben
gezeigt, dass die geforderten Leistungen – auch wenn
sie beim ersten Hinsehen als gering erachtet werden –
nicht unterschätzt werden dürfen und in der Kombina-
tion eine echte Leistungsprüfung (LP) darstellen.
Sie erfordert schon in der kleinsten Version ein hohes
Maß an gezieltem Training und Vorbereitung. Als um-
fassendste Leistungsprüfung kann hier der Paso seine
ideale Eignung als vielseitiges Freizeitpferd unter Be-
weis stellen. Gleichermaßen wird sie bei der Weiter-
entwicklung einer gesunden Population und eines in-
teressanten Sportgeschehens hilfreich sein. Von jedem
ernsthaften Hengsthalter zu erwarten, dass sein Tier im
Leistungsstutbuch seines Zuchtverbandes steht, ist das
gute Recht unserer Züchter. Andererseits sollte es de-
ren Ehrgeiz sein, möglichst nur mit leistungsgeprüften
Stuten zu züchten, denn nur diese können langfristig
Hengstmütter werden.
Epilog
Die Mäuse, die sehr unter einer Katze zu leiden haben,
beschließen, Abgesandte zum weisen Uhu, einem Pfer-
deguru, zu schicken und um Hilfe zu bitten. Er sagt:
„Die Lösung ist ganz einfach: Bindet der Katze eine Glo-
cke um, dann hört ihr's läuten, wenn sie sich nähert und
könnt verschwinden!“ Erfreut geht die Delegation heim
und berichtet. Da fragt eine Maus plötzlich in die allge-
meine Euphorie hinein: „Aber wie binden wir der Katze
die Glocke um?“ Die Delegation geht wieder zum Uhu
und trägt ihm das Problem vor. Er sagt ungehalten: „Ich
habe euch die Lösung in groben Zügen skizziert, um die
Details müsst ihr euch schon selbst kümmern!“
Noticiero92 2013 Noticiero 932013
Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte
Gerücht Nr. 1:
Ein Pasopferd braucht keine Ausbildung
Die große Kooperationsbereitschaft und natürliche
Töltveranlagung veranlassen viele Pasoreiter, wenig für
Aus- und Weiterbildung von Pferd und Reiter zu tun.
Basistraining und Gymnastizierung helfen, die Anlagen
auszuschöpfen. Oft ist es ein Tip eines erfahrenen Trai-
ners, der Pferd und Reiter in einer festgefahrenen Situ-
ation weiterhilft.
Gerücht Nr. 2:
Pasopferde sind Kinder- und Anfängerpferde
Ein guterzogener iberischer Vollblüter ist sicher und
zuverlässig. Ihre extreme Reaktionsbereitschaft und
Sensibilität machen das Reiten auf ihnen zum Genuss.
Ein absoluter Reitanfänger, der diese Reaktionsbereit-
schaft nicht umsetzen kann, ist damit eher überfordert.
Ruhige, eher ältere und abgeklärte Pferde sind hinge-
gen durchaus geeignet, einem Anfänger oder Kind das
erste Töltfeeling zu vermitteln.
Gerücht Nr. 3:
Pasos sind Kurzstreckenpferde
Von ihrer züchterischen Konzeption sind sie eher das
genaue Gegenteil: Arbeitspferde für den kräfteschonen-
den Dauereinsatz. Diese Qualitäten werden heute in den
Ursprungsländern immer noch überprüft; solche Prü-
fungen lenken aber nicht die große Aufmerksamkeit des
Publikums auf sich. Diese gilt den Shows. Es liegt an
uns, die Pferde wieder in ihrem ursprünglichen Sinn zu
trainieren und einzusetzen.
Gerücht Nr. 4:
Der Classic Fino ist ein Fachidiot
Die Beschränkung des Classic Fino-Pferdes auf ein
einziges Tempo bezieht sich auf das Prüfungswesen.
Freilaufend oder im Gelände bewegt sich das Classic
Fino-Pferd auch in anderen Gangarten und Tempi. Sie
dressurmäßig vorzustellen, ist ein besonderer Genuss.
Classic Fino kann man nicht herbeizwingen – weder
züchterisch noch durch Ausbildung. Die Natur gibt ihm
die Anlage zu dieser Gangvariante mit, der Reiter ruft
diese Veranlagung lediglich ab.
Gerücht Nr. 5:
Finos tippeln und Peruaner schaufeln
Jede Pferderasse weist Besonderheiten in der Gang-
manier auf. Der Trab des Friesen ist nicht mit dem des
Arabers zu vergleichen. Selektion im Hinblick auf den
Verwendungszweck bedingen Veränderungen der Gang-
manier. Das Prinzip der schwingungsfreien Zone in der
Sattellage kann auf verschiedene Weise verwirklicht
werden. Bei den Pasopferden ist es perfekt gelungen.
Weite Bewegungen und ausgeprägte Vorhandaktion plus
Termino sind ebenso berechtigt wie kurze, hochfrequen-
te Schritte mit viel Hinterhandaktion. Für Außenstehen-
de ist das eine wie das andere optisch gewöhnungsbe-
dürftig – das Erlebnis im Sattel ist entscheidend.
Gerücht Nr. 6:
Pasos werden sein 500 Jahren rein gezogen
Erstens: es stimmt nicht. Die Zuchtbücher wurden teilwei-
se erst vor wenigen Jahren geschlossen. Zweitens: wenn
es stimmen würde, wäre es genetisch höchst bedenklich,
mit so kleinen Populationen Reinzucht zu betreiben.
Es gibt also keinen Grund, diese Behauptung aufrecht-
zuerhalten. Was viel wesentlicher ist: die „gedankli-
che“ Reinzucht, das Zuchtziel vom superbequemen
Naturtölter, ist seit Jahrhunderten unverändert. Mehr
Rassemythos braucht ein gutes Pferd nicht.
Gerücht Nr. 7:
Nur traditionelle Ausbildung und Ausrüstung bringen gute Pasos
Ausbildung und Ausrüstung der Pasopferde in den Ur-
sprungsländern sind stark traditionell orientiert. Wir soll-
ten von diesen Traditionen das übernehmen, was gescheit
ist. Vieles ist genial gut durchdacht – wie die Basisausbil-
dung mit dem Bosal; anderes umstritten, z.B. die frühzei-
tige Arbeit am Palo; manches ist reine Brauchtumspflege.
Silberne Beschläge am Sattel sehen elegant aus. Über die
Qualität des Pferdes sagen sie wenig.
LEONDE ANGRAND
Noticiero94 2013 Noticiero 952013
presseschau
Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima
Tierhaltungssysteme grundlegend überdenkenEs stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012
Deutsche Agrarforschungsallianz legt Strategiepa-
pier zur Zukunft der Nutztierhaltung vor.
Mit einem umfassenden und radikalen Ansatz soll die
heimische Nutztierhaltung besser in Übereinstimmung
mit den gesellschaftlichen Erwartungen gebracht wer-
den. Das geht aus einem Strategiepapier zur Tierhal-
tung hervor, welches die Deutsche Agrarforschungsal-
lianz (DAFA) jetzt beschlossen hat. Darin plädieren die
in der DAFA zusammengeschlossenen 55 Forschungs-
einrichtungen für die Entwicklung gänzlich neuer Pro-
duktionssysteme in der Schweine- und Geflügelhal-
tung. In ihrem Papier sprechen die Autoren von einer
„großen Herausforderung“, der sich die Wissenschaft
neben einer Weiterentwicklung bestehender Systeme
stellen müsse. Dabei müssten jedoch zugleich die Ver-
marktungspotenziale alternativer Produktionssysteme
untersucht werden. In der Milchviehhaltung sehen die
Forscher erheblichen Bedarf in der Verbesserung der
individuellen und der Herdengesundheit sowie in der
Gestaltung automatisierter Haltungssysteme. Bemü-
hen will sich die DAFA ferner um Konzepte zur Steu-
erung der räumlichen Verteilung der Nutztierhaltung
nach dem Nachhaltigkeitsprinzip. Schließlich betonen
die Forscher die Notwendigkeit, Indikatorensysteme
zur Bewertung von Haltungssystemen insbesondere
im Hinblick auf das Tierwohl zu entwickeln und ge-
sellschaftliche Erwartungen an die landwirtschaftliche
Tierhaltung zu analysieren.
Ziel der DAFA-Nutztierstrategie ist es, eine messbare
Verbesserung des Zustands der Nutztierhaltung her-
beizuführen und die Produktionssysteme bestmöglich
mit den Erwartungen der Gesellschaft in Einklang zu
bringen.
Um der komplexen Thematik gerecht zu werden, hatte
die DAFA sechs verschiedene Cluster eingerichtet. In
einigen sollte nach Auffassung der Wissenschaftler der
Versuch unternommen werden, die etablierten Produk-
tionssysteme komplett zu überdenken und grundlegend
andere Haltungsformen zu entwickeln.
Über den Tellerrand geschaut... Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012
„Guten Lauf gehabt?“
Die Bedeutung des Hundes nimmt in unserem Leben
einen immer größeren Raum ein. Hundeschulen und
Vereine erweitern stetig ihre Angebote: Angefangen bei
der Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG)
über den Turnierhundesport (THS) bis hin zu Agility,
Obedience, Flyball, Frisbee, Treibball etc., die Palette
ist riesig – und in den meisten dieser Sportarten wird
von unseren tierischen Partnern nicht wenig verlangt.
Erkrankungen des Bewegungsapparates sind in den
letzten Jahren immer mehr zum Schreckgespenst des
ambitionierten Hundehalters geworden. Umso mehr
sollte der verantwortungsvolle Hundetrainer seine Auf-
gabe darin sehen, Auffälligkeiten im Gangbild seiner
Schützlinge erkennen und interpretieren zu können.
Nicht jeder Hund, nicht jede Rasse, ist für jede Sportart
geeignet. Nur ein gesunder Hund ist in der Lage, den
Anforderungen, die an ihn gestellt werden, mit Freu-
de und Eifer nachzukommen. Ziel des Seminares ist
die Blickschulung für Eigenheiten, bis hin zu eventu-
ell krankhaften Veränderungen im Gangbild, um einer
Fehl- bzw. Überbelastung des Hundes vorzubeugen. Es
sollte selbstverständlich sein, für jeden Hund die rich-
tige Sportart zu ermitteln und darüber hinaus das Trai-
ning an die individuelle Kondition anzupassen.
TierarzthaftungEs stand in: eutsches Tierärzteblatt 8/2012
Ein Tierarzt, der seine Pflichten aus einem Vertrag
über die Ankaufsuntersuchung eines Pferdes verletzt
und deshalb einen unzutreffenden Befund erstellt hat,
haftet unabhängig von einer etwaigen Haftung des
Pferdeverkäufers seinem Vertragspartner (hier: dem
Pferdekäufer) auf Ersatz des Schadens, der diesem da-
durch entstanden ist, dass er das Pferd aufgrund des
fehlerhaften Befundes erworben hat.
(BGH, Az.: VIIZR 164/22)
presseschau
Noticiero96 2013 Noticiero 972013
Nur in der teureren Premiumstufe sind die Vorgaben
beispielsweise beim Platz und Auslauf für Mastschwei-
ne und -hühner mit Ökostandards vergleichbar. Auch
bezüglich Schlachtalter gibt es teilweise vergleichba-
re Bestimmungen. Zudem sollen Bestandsobergrenzen
eine Abgrenzung von Ware ohne Zeichen gewährleisten.
www.tierschutzbund.de/tierschutzlabel.html
Ethik im Pferdesport
Die Reglements für das Doping im Pferdesport bedürfen
einer sorgfältigen Überarbeitung. Ziel des Tierschutzes
ist hier die Nulllösung.
Aus der Perspektive des Tierschutzes versteht man un-
ter Doping die Beeinflussung der Leistungsfähigkeit
eines Individuums durch die Verabreichung von Subs-
tanzen. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Mit-
tel, welche die natürlichen Leistungsgrenzen nach oben
verschieben. Bei erkrankten Tieren das herabgesetzte
Allgemeinbefinden zu manipulieren kann unabsehbare
Folgen für das Pferd und auch für den Reiter haben.
Lange Zeit war Doping im Reitsport kein öffentliches
Thema. Wenn problematische Substanzen nachgewiesen
wurden, dann wurde meist keine bewusste Manipula-
tion unterstellt. Weiterhin schien das Wohl des Pferdes
den Beteiligten am wichtigsten zu sein. Durch die Vor-
fälle bei der Olympiade 2008 in China änderte sich das
Bild. Aufgrund von Capsaicin-Nachweisen wurden meh-
rere Reiter disqualifiziert. Das Anwenden von Capsaicin
an den Vorderbeinen erhöht die Schmerzempfindlichkeit,
sodass die Pferde deutlich berührungsempfindlicher
werden. Dies hat zur Folge, dass sie dem Stangenkon-
takt ausweichen und höher springen. Diese Anwendung
wird auch als chemisches Barren bezeichnet. In weite-
ren Wettkämpfen wurden bei Beprobungen Psychophar-
maka und stoffwechselanregende Mittel gefunden.
Diese Art der Anwendung hat mit dem Wohl des Tieres
natürlich nichts zu tun. Hier gilt nur der Wunsch
Gefährdung des Tieres reicht aus
Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen
Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernäh-
rung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass
Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits
eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten
Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines
Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips,
das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschlie-
ßen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die
tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits ein-
geschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den
Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres
wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus
dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen kon-
kret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die
zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnah-
men gegen den Pferdehalter treffen und anordnen.
(VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW)
Der Deutsche Tierschutzbund hat ein Signet ent-
wickelt, das eine tiergerechte Fleischproduktion in
Deutschland im großen Stil ermöglichen soll.
Die Kennzeichnung richtet sich an eine breite Kund-
schaft. Der Start auf dem Markt ist für Anfang 2013 ge-
plant. Großschlachter wie Vion oder Wiesenhof wollen
Ware mit dem neuen Tierschutzlogo anbieten.
Von Standards, wie sie bei der Bioproduktion üblich
sind, ist das Tierschutzzeichen jedoch ein gutes Stück
entfernt. Es gibt weder geschlossene Betriebskreis-
läufe noch ein Verbot chemisch-synthetischer Pflan-
zenschutzmittel für den Anbau von Futtermitteln. Das
Zeichen bietet zwei Stufen, die Kunden an einem (Ein-
stiegsstufe) oder zwei Sternen (Premiumstufe) erkennen.
presseschau
Aus der Rechtsprechung
Tierschutzaspekte des Dopings
Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013
Es stand in: Der praktische Tierarzt 93, Heft 9 (2012)
Neues TierschutzlogoEs stand in: Ökologie & Landbau 165,1/2013
presseschau
Paso Iberoamerikano stute Batisma mit Kaja stührenberg
Noticiero98 2013 Noticiero 992013
kret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die
zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnah-
men gegen den Pferdehalter treffen und anordnen.
(VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW)
Aktuelle Rechtsprechung
Will sich ein Landwirt im Baugenehmigungsverfahren
auf ein bevorzugt zulässiges Bauvorhaben im Außenbe-
reich für die Pferdehaltung, Pferdezucht und Pferdepen-
sion berufen, dann muss er gegenüber der Baubehörde
nachweisen, dass er das für die geplante Tierhaltung
benötigte Futter auf den zum landwirtschaftlichen
Betrieb gehörenden und landwirtschaftlich genutzten
Flächen zumindest erzeugen könnte. Um den Futterbe-
darf eines Pferdes abzudecken, sind mindestens 0,35
Hektar Grünland pro Pferd erforderlich, entschied das
Verwaltungsgericht Gelsenkirchen (Az. 5K2358/09). Bei
den erforderlichen Flächen muss es sich um solche han-
deln, die zumindest zur Erzeugung von Futtermitteln
tatsächlich und rechtlich geeignet sind. Erforderlich
ist ferner eine Zugehörigkeit jener Flächen zum Betrieb.
Dies setzt grundsätzlich eine gewisse räumliche Nähe
der Fläche zur Hofstelle voraus.
Stacheldrahtverbot rechtmäßig
Die Einfriedung von Pferdeweiden mit Stacheldrahtzäu-
nen verstößt gegen das Tierschutzgesetz, wenn nicht
durch einen geeigneten Innenzaun sichergestellt ist,
dass die Pferde keinen Kontakt mit dem Stacheldraht
haben können. Pferde sind Fluchttiere, die bei Schmerz,
Angst, Schreck oder Bedrohung zur Flucht in die Weite
und zu Panikreaktionen neigen. Eine solche Panikre-
aktion kann zum Beispiel dadurch ausgelöst werden,
dass das Pferd Kontakt zu den Stacheln des Drahtes
hat. Bleibt es dann bei seinem panikartigen Flucht-
versuch an den Stacheln hängen, kann es zu schweren
Verletzungen kommen. Die Anordnung des Veterinäram-
tes für eine tierschutzgerechte Umzäunung zu sorgen,
war damit gemäß Verwaltungsgericht Oldenburg (Az.
11A1266/11) rechtmäßig.
nach dem Sieg und dem Ehrgeiz der Reiter wird damit
Rechnung getragen. Aus Tierschutzsicht muss eine Null-
lösung für Dopingmittel greifen. Ferner sollen die Leis-
tungen, die Hochleistungspferde erbringen müssen, ei-
ner ernsthaften Überprüfung unterzogen werden. Auch
auf tierschutzwidrige Erziehungsmethoden muss das
Augenmerk gerichtet sein. Der Wunsch nach schwerwie-
genderer Ahndung von Verstößen wird ebenfalls immer
deutlicher laut. Nicht zu unterschätzen ist die Vorbild-
funktion, die Spitzenreiter für junge Reiter einnehmen.
Auch im Heimatstall sollten Doping und tierschutzwid-
rige Hilfsmittel ein Fremdwort bleiben.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Ansehen
des Reitsports in der Öffentlichkeit durch Doping sehr
in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch Besprechun-
gen und Kontrollen mit der FN, Wiederbelebung des
Tierschutzbeirates und durch Gründung einer Arbeits-
gruppe zur fachlichen Prüfung von Erziehungsmetho-
den und Hilfsmitteln hofft der Autor auf eine Lösung
für die Problematik.
(Deininger E (2011): Doping im Pferdesport aus der Sichtweise des Tier-
schutzes. Tagung „Doping im Pferdesport“ 13.12.2011)
Gefährdung des Tieres reicht aus
Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen
Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernäh-
rung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass
Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits
eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten
Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines
Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips,
das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschlie-
ßen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die
tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits ein-
geschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den
Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres
wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus
dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen kon-
presseschau
Neues Tierschutzlogo
Baugenehmigung und Futterflächen
Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013
Es stand in: Pferdebetrieb 1/2013
DMRT3. Unter 352 untersuchten Pferden waren – mit ei-
ner einzigen Ausnahme – alle fünfgängigen Pferde rein-
erbig in Bezug auf das Merkmal. Die Forscher fanden
dann heraus, dass die Variante bei allen mehrgängigen
Rassen sehr häufig vorkommt – wie etwa auch beim Ten-
nessee Walking Horse (Schritt, Walk, Trab, Galopp) und
dem peruanischen Pasopferd (Schritt, Tölt, Trab, Galopp).
Das Fazit: Um Pass gehen zu können, müssen die Pferde
reinerbig in Bezug auf dieses genetische Merkmal sein.
Die Homozygotie ist aber als alleiniger Faktor nicht
ausreichend für Tölt, auch Umweltfaktoren wie etwa
Training spielen eine Rolle. Wahrscheinlich trat die
Mutation erstmals vor tausenden Jahren auf und hatte
einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Haus-
pferde, heißt es in einer Mitteilung der Universität Upp-
sala. Die Menschen entdeckten vermutlich, dass einige
Pferde spezielle Bewegungsmuster hatten und sich we-
gen ihres geschmeidigen Ritts als besonders wertvoll
erwiesen.
Anm.: Diese Hypothese wird aber sonst durch keinerlei
Befunde unterstützt. Insgesamt sind Hinweise zu ge-
zielter Selektion auf Töltvermögen in der frühen Zucht-
geschichte der Pasopferde nicht belegt.
Ein Protein spielt wichtige Rolle für die Koordination
der Bewegungen. Experimente mit dem gleichen Gen
bei Mäusen zeigten, dass DMRT3-Nervenzellen bei den
Nagen die linke mit der rechten Seite verbinden und die
Beinbewegung kontrollieren, heißt es in dem Journal
weiter. Mäuse ohne DMRT3 konnten bei der Geburt ihre
Beine nicht koordinieren, doch nach und nach kompen-
sierten offenbar andere neuronale Netzwerke den Ver-
lust, so dass die ausgewachsenen Mäuse relativ normal
laufen konnten. Die Autoren folgern aus den beiden
Befunden, dass das untersuchte Gen bei der Koordina-
tion der Gangarten eine wichtige Rolle spielt. DMRT3
kommt bei allen Wirbeltieren vor, die bisher darauf un-
tersucht wurden. Es spielt sehr wahrscheinlich auch
beim Menschen eine entscheidende Rolle.
Anm.: Das vielbesungene „Töltgen“ ist damit sicher
nicht gefunden, da dessen Existenz als Einzelmerkmal
sowieso eher ein Wunschtraum war. Was aber vorliegt,
ist ein handfester Beweis für eines der „Modulatoren
-Gene“, wie sie schon seit längerem von Gangpferdege-
netikern postuliert werden (s. EADIE u.a.)
Download für Originalstudie: http//creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.o/)
Das Islandpferd ist bekannt für seine besonderen
Gangarten.
Doch der Bewegungsablauf im Tölt oder Rennpass ist
keinesfalls reine Dressur. Das Geheinmis liegt im Erbgut
dieser Rasse. Wissenschaftler der Universität Uppsala
untersuchten die Gene von etwa 350 Isländern und fan-
den eine Mutation, die offenbar den Gangwechsel vom
Trab in den Galopp verhindert. Es handelt sich hierbei
um ein Gen, das für die Herstellung des sogenannten
DMRT3-Proteins zuständig ist. Es beeinflusst moto-
rische Fähigkeiten, indem Neuronen eine Verbindung
zwischen rechter und linker Seite des Rückenmarks
herstellen. Außerdem sollen die Nervenzellen eine direk-
te Verbindung zu Motoneuronen haben, welche für die
Steuerung von Muskelbewegungen zuständig sind. Tests
an Mäusen bestätigen: „Das Nervensystem passt sich
an, selbst wenn ein entscheidendes Gen verloren geht“,
sagt Forscher Klas Kullander. Pferde mit drei Grund-
gangarten weisen keine Merkmale dieser Mutation auf.
Genvariante bestimmt Gangarten der Pferde
Vierter, fünfter Gang – so ein Tempo hat bislang nur das
Islandpferd drauf. Forscher fanden heraus, dass es für
Pferde-Gangarten wie Pass, Tölt oder Walk auf ein Gen
ankommt.
Nur Pferde mit einer bestimmten Genmutation kön-
nen Spezial-Gangarten wie Pass oder Tölt leicht erler-
nen. Schon lange war vermutet worden, dass besondere
Gänge eine starke genetische Komponente haben – nun
fanden Forscher heraus, dass ein einziges Gen entschei-
dend dazu beiträgt, ob Pferde mehr als die drei Stan-
dard-Gangarten Schritt, Trab und Galopp können. Die
Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature“ publiziert.
(NATURE 488, 642 – 646, Aug. 2012)
Das Team rund um Leif Andersson von der Universität
Uppsala untersuchte zunächst Islandpferde mit vier
Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp) sowie Island-
pferde mit fünf Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp
und Pass). Die Fähigkeit zum Passgang war eng verbun-
den mit dem Auftreten einer Genvariante des Proteins
presseschau
Das Gen für den GangEs stand in: www.mein-pferd.de 11/2012 und dpa/link
Noticiero100 2013 Noticiero 1012013
In diesem Buch zeigt diese Reitweise dem ambitionier-
ten Reiter neue Wege auf. Andere Ansätze, bestehende
Probleme zu lösen, neue Ziele zu erreichen und vor allem
eine bessere Basis und ein stärkeres Einverständnis mit
seinem Pferd zu erreichen.
Neben aller Theorie ist dieses Buch vor allem aber eine
Praxishilfe, die vom Reiter für Reiter geschrieben ist
und reichlich Vorschläge und Anleitungen für das Trai-
ning gibt. Man findet sowohl allgemeine Themen, wie
grundsätzliche Gedanken zum Training („Vertrauen,
Gehorsam und Leichtigkeit“ oder „Wie wird mein Pferd
durchlässig, wendig und elegant“), als auch Tipps für die
tägliche Arbeit.
So werden alle Bereiche der Working Equitation aus-
führlich vorgestellt: die Dressur ebenso wie Trail, Speed-
Trail und Rinderarbeit. Einen Hauptteil nimmt dabei
die Erklärung der Trail-Hindernisse ein. 15 verschie-
dene Hindernisse, ihr Sinn und Zweck, und die Art und
Weise, wie sie zu erarbeiten sind, werden genauestens
erklärt und mit nützlichen Praxis-Tipps und Kommen-
taren „garniert“, die nur jemand zu geben vermag, der
selber Erfahrung mit dieser Arbeit hat. Dass die Autorin
auch an ihren eigenen Erfahrungen und Entwicklungen
teilhaben lässt, unterstreicht einmal mehr den praxis-
orientierten Ton des Buches. In diesem Teil des Buches
zeigt sich besonders, wie vielfältig, tiefgreifend und
interessant dieses Training zu gestalten ist. Dies ist er-
kennbar das Herzstück des Buches und mit zahlreichen
graphischen Darstellungen, Zeichnungen und Skizzen
zur näheren Erläuterung versehen. Eine sehr wertvolle
und sinnvolle Ergänzung, da viele Dinge aus der Praxis
mit Worten allein schwer nachzuvollziehen sind.
Besonders gefallen hat mit, das Sinn und Zweck der ein-
zelnen Übungen aufgezeigt wurde: so z.B. Gehorsam und
Mut des Pferdes zu erfragen beim Überqueren der Holz-
brücke oder der punktgenaue Übergang Galopp-Schritt-
Galopp beim Umsetzen des Gegenstandes. Meines Er-
achtens hätte man die gymnastizierende und biegende
Wirkung und positive Auswirkung auf die Koordinati-
onsfähigkeit einiger Übungen noch erwähnen können.
Insgesamt ist dieses Buch, das vom äußeren Anschein her
eher bescheiden daherkommt, ein kleiner Meilenstein.
Eine ganz besondere Vorstellung eines außergewöhnli-
chen Reitstils, der trotz seiner uralten Traditionen und
Ein Buch von Angelika Graf
2011 ist es endlich erschienen: das erste (deutschspra-
chige) Trainings-Handbuch für die Working Equitation,
jene Reitweise, die aus den traditionellen Hirtenreitwei-
sen Süd-Europas entstand. Hinter dem für heutige Zei-
ten fast etwas bieder wirkenden Titel verbirgt sich eine
echte kleine „Buchperle“. Wann hat man schon einmal
ein Buch in der Hand, das eindeutig mehr bietet, als es
auf den ersten Blick verspricht? Auch das Cover ist eher
spartanisch und reduziert gehalten, was fast schade ist,
denn dieses Buch hat wirklich vielmehr zu bieten, als
man vom Titel her erwarten würde. Denn neben dem
„Hauptthema“, der Vorstellung der Trail-Hindernisse,
kommen eben auch Herkunft und Philosophie, Dressur-
training und Rinderarbeit und somit alle Aspekte der
Working Equitation nicht zu kurz.
Die Autorin, selbst Reiterin in diesem Reitstil, stellt mit
spürbarer Begeisterung diese traditionelle Arbeitsreit-
weise vor. Sie erklärt, was genau Working Equitation
überhaupt ist, zeigt den Weg dieser Reitweise von der Ar-
beit der Vaqueros auf dem Campo bis hin zur Turnierdis-
ziplin „Working Equitation“, wie man sie heute kennt. Sie
stellt die Besonderheiten der europäischen Hirtenreiterei
heraus, vor allem aber auch die besondere Einstellung der
Hirten zu ihrem Partner, dem Pferd. Denn ohne Frage ist
es eine ganz andere Verbindung, die durch diese tägliche
Arbeit entsteht. Daher betrachtet die Autorin eben auch
gerade den „philosophischen“ Hintergrund dieser Bezie-
hung zwischen dem Vaquero und seinem Arbeitspferd.
Schnell wird dem Leser deutlich, dass die Working Equi-
tation mehr ist als ein bloßer Reitstil, nämlich auch eine
Lebenseinstellung – und dass sie ein Lebensgefühl ver-
mittelt, welches vor allem Respekt vor dem Tier und der
Natur beinhaltet. Ein grundlegendes Bedürfnis nach Har-
monie und Einklang mit der Natur ist es, welches wohl
jeden Reiter und Pferdefreund gerade heute antreibt. Und
diese Reitweise vermag diesen Wunsch zu erfüllen. „Die
Working Equitation bildet zwar eine Nische im Reitsport,
aber eine, die es zu beachten gilt. Sie ist tiefgründig und
bodenständig, interessiert und fasziniert viele Menschen,
lässt Pferde zufrieden und gelassen werden und ihre Rei-
ter an den Aufgaben wachsen.“
presseschau
„Working Equitation – Trail-Training“ Es stand in: Equus Classic, Ausgabe 02/2012 von Caroline Jordan
haben auch Western und „FN-Reiten“ ihren Ursprung in
den Arbeitsreitweisen der Hirten Süd-Europas.
presseschau
Wurzeln viel zu lange ein Schattendasein geführt hat
neben den populären, moderneren Reitweisen. Dabei
Criollos bei der Rinderarbeit
Noticiero102 2013 Noticiero 1032013
» Für Zuchttiere, also Pferde/Ponys, die in einem
Zuchtbuch eingetragen oder dort vermerkt sind, ist der
Zuchtverband bzw. die Züchtervereinigung für die Aus-
stellung von Equidenpässen zuständig, der oder die das
Zuchtbuch für das entsprechende Tier führt. Der Ver-
band oder die Züchtervereinigung kann ihren Sitz auch
außerhalb Bayerns haben.
» Für Sportpferde („Turnierpferde“), die an Wettkämp-
fen nach LPO (Leistungsprüfungsordnung) teilnehmen
und für die eine Eintragung bei der Deutschen Reiterli-
chen Vereinigung (FN) erforderlich ist, ist diese die zu-
ständige Stelle.
» Für alle anderen in Bayern geborenen oder gehalte-
nen Equiden, sogenannte „nicht registrierte“ Equiden
(einschließlich „Freizeitsportpferde“), ist ausschließlich
der Landesverband Bayerischer Pferdezüchter berech-
tigt, Equidenpässe auszustellen.
» Die Deutsche Reiterliche Vereinigung ist nicht zur
Passausstellung in Bayern befugt. Equidenpässe, die
nach dem 1. November 2010 für in Bayern gehaltene
„nicht registrierte“ Equiden durch die FN ausgestellt
wurden, sind ungültig und müssen bis spätestens 31.
Seit 1. Juli 2009 gelten die neuen Regelungen zur Kenn-
zeichnung und Identifizierung von Equiden (Pferde,
Ponys, Esel, Zebras). Sie sind in der EU-Verordnung Nr.
504/2008 festgelegt. In der Praxis kommt es jedoch nach
wie vor zu Problemen bei der korrekten Umsetzung, ins-
besondere auch in Hinblick auf die Frage, wer für die
Ausstellung von Equidenpässen (Pferdepässen) in den
jeweiligen Bundesländern zuständig ist.
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Ge-
sundheit weist deshalb im Zusammenhang mit der Aus-
stellung von Equidenpässen auf Folgendes hin:
Richtige Kennzeichnung von Equiden
Auch wenn die Pferde einen Brandstempel besitzen, ist
das Setzen eines amtlichen Transponders erforderlich.
Da die EU-rechtlich vorgegebene Übergangsfrist aber
bereits abgelaufen ist, kann für diese Tiere nur mehr
ein sogenannter Ersatzpass ausgestellt werden. Eine
Schlachtung dieser Tiere zum menschlichen Verzehr ist
nicht mehr möglich.
» Für Equiden, die nach dem 1. Juli 2009 geboren wur-
den bzw. werden, muss grundsätzlich bis zum Ende des
Geburtsjahres ein Pass beantragt werden. Bei Fohlen,
die in der zweiten Jahreshälfte (1.7. - 31.12.) geboren
werden, beträgt die maximale Frist sechs Monate nach
der Geburt. Wird der Pass nicht innerhalb dieser Fristen
beantragt, kann ebenfalls nur mehr ein Ersatzpass aus-
gestellt werden, sodass eine spätere Schlachtung dieser
Tiere ebenfalls nicht mehr möglich ist.
» Beim Kauf eines Pferdes sollte unbedingt darauf ge-
achtet werden, dass das Pferd einen ordnungsgemäßen
Pferdepass besitzt. Das gilt insbesondere für Tiere aus
dem Ausland.
März 2013 gegen einen gültigen Pass ausgetauscht
werden. Dazu muss der ungültige Pass zusammen mit
dem Passantragsformular an den Landesverband Bay-
erischer Pferdezüchter geschickt werden. Das Antrags-
formular kann dort angefordert werden. Werden nach
dem 31. März 2013 ungültige Pässe durch die Veterinär-
behörden festgestellt, werden diese Pässe für nichtig
erklärt, mit der Folge, dass z. B. eine Verbringung der
Pferde in ein anderes EU-Mitgliedsland im Rahmen ei-
nes Turniers oder zum Verkauf nicht möglich ist. Eine
unter Umständen erforderliche Schlachtung ist später
ebenfalls nicht mehr möglich.
» Zur Kennzeichnung von Pferden dürfen ausschließ-
lich die amtlichen Transponder, die durch die oben ge-
nannten Pass ausstellenden Stellen ausgegeben werden,
verwendet werden. Mikrochips, wie sie für Hunde oder
Katzen verwendet werden, sind für die Kennzeichnung
von Equiden in Deutschland nicht zulässig. Dies muss
vor der Implantierung ggf. mit dem Tierarzt besprochen
werden.
» Für Equiden, die vor dem 1. Juli 2009 geboren wurden
und bisher noch keinen Pass besitzen, muss ebenfalls
bei der zuständigen Stelle ein Pass beantragt werden.
Paso Peruano stute Avatara mit Fohlen Tarita im schnee Paso Peruano: LB Capera | Gestüt: san Luis, Pueribo / Equador
Noticiero104 2013 Noticiero 1052013
Das Pferd eignet sich wie kein anderes Tier zu Legen-
denbildung. Von den durstenden Stuten Mohammeds
bis zu den Schwarzen Perlen – in jede Rasse lässt sich
ein Mythos projizieren, der in seiner Entstehung sogar
auf einem Fünkchen Wahrheit beruht. An dieser Stelle
sollen die wirklich offensichtlichen Unterschiede zu an-
deren Pferderassen angesprochen werden. Wir wollen
sparsam sein mit Superlativen, denn ihrer zu viele wir-
ken unglaubwürdig. Auf zwei Gebieten wird den Pasop-
ferden aber über alle Rassenfixierung hinweg zurecht
eine Ausnahmestellung zugebilligt:
• das extreme Maß an Töltveranlagung und
• die ausgeprägte Menschenbezogenheit
Naturtölter – kein ProblemIn anderen Gangpferdebereichen trägt der Begriff
„Naturtölter“ etwas abwertendes in sich. Mag der Nur-
Naturtölter z.B. beim Isländer eine gewisse Beschrän-
kung im sportlichen Einsatz bedingen, so hat das
klare Bekenntnis der südamerikanischen Züchter zur
bequemsten aller Gangarten Pferde geschaffen, deren
Reiz nicht in der verwirrenden Vielzahl von Gängen und
Gangvarianten liegt, sondern in der Perfektionierung
eines einzigen Ganges – egal, ob er Pasollano, Sobrean-
dando, Corto, Largo oder Fino Fino genannt wird.
„Jack of all Trades – Master of none“. Man kann sich
nicht auf alles spezialisieren. Pasopferde sind hinsicht-
lich der Töltveranlagung die am weitesten spezialisier-
ten Pferde. Immer nur Tölt – langweilig, wird der eine
sagen. Tölt ohne wenn und aber, ohne Spezialknöpfe
und Gebrauchsanweisung – das habe ich schon immer
gesucht, sagt der andere.
Der Reiz der Beschränkung auf das wesentliche, damit
der Kopf frei wird für anderes: Freude am Reiten, Aus-
bilden, Genießen.
Für den Kenner ist dies keine Langeweile, sondern eines
der spannendsten Phänomene der Reiterei.
Brio: mehr als nur temperamentvollDer Reiz dieses Extrems wird aber erst dann plausibel,
wenn man die oben erwähnte zweite Eigenschaft der
Pasopferde erkennt, abruft und fördert: ihre Menschen-
bezogenheit und ihren Charakter.
Leider heißt im Pferdealltag „temperamentvoll“ nur all-
zuoft „gefährlich“, heiß ist das Synonym für schwierig,
ruhig für faul. Pasopferde sind temperamentvoll, heiß,
ruhig – aber in der ursprünglichen Wortbedeutung. Des
Rätsels Lösung liegt in der Abstammung der Pferde
und der züchterischen Maxime. Von alters her galten
iberische Pferde als leistungsbereit, ehrlich, umgäng-
lich, aber trotzdem temperamentvoll. Ein Pferd, das
nicht nach diesen Kriterien gezüchtet wurde, wäre ei-
nem Spanier niemals in den Sinn und unter den Sat-
tel gekommen. Die Gänge änderten sich im Laufe der
Jahrhunderte, nicht aber die Zuchtphilosophie: das ibe-
rische Pferd war und ist Arbeitstier mit Repräsentati-
onspflichten. Diese Doppelfunktion kann nur ein Pferd
mit außergewöhnlichem Interieur erfüllen.
Im Sprachgebrauch werden die erwähnten Eigenschaf-
ten in dem schönen, aber kaum zu übersetzenden Be-
griff „Brio“ zusammengefasst. Spätestens hier muss alle
Theorie grau werden: Aufsitzen und „Brio“ erfahren!
Wie anders sind Pasopferde?
Noticiero106 2013 Noticiero 1072013
1. VorsitzenderDr. K.C. Otte | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen
Tel: 09474 - 1213 | Fax: 09474 - 910 104 | E-Mail: pasopferde.kco@t-online.de
2. VorsitzendeJuliane Feuerecker | Saulhof 10 | 85414 Kirchdorf
E-Mail: juliane.feuerecker@t-online.de
Geschäftsstelle und FinanzenMichael von Gersdorff | Max Löw Str. 16 | 85579 Neubiberg
Tel: 089 - 6010208 | E-Mail: mvg@pasopferde-verband.de
Referent für ZuchtDaniela Bruckmüller | Sonnenstr. 4 | 92287 Schmidmühlen
Tel: 09474 - 1057 | Fax: 09474 - 910 132
Referentin für SportMarie Wendel | Berghof Rod | 61276 Weilrod
Tel: 06083 - 940441 | E-Mail: marie@berghof-rod.de
KassenprüferNora von Gersdorff | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen
Tel: 09474 - 8624 | E-Mail: n.v.gersdorff@t-online.de
Ingeborg Städtler | Limbach 15 | 91567 Herrieden
Tel: 09825 - 4874 | E-Mail: ingeborg.staedtler@reitstation12.de
Referentin für ÖffentlichkeitsarbeitMartina Heimler | Lammerthal 3 | 92277 Hohenburg
Tel: 09626 - 227 | E-Mail: martina.heimler@kabelmail.de
Pasopferde NoticieroOffizielles Organ für den Pasopferde Verband e.V.
HerausgeberPasopferde Verband e.V., Max Löw Str. 16, 85579 Neubiberg
AutorenDr. K. C. Otte, Donald Parker West, George J. LaHood,
Rosalie MacWilliam, Verschiedene
FotografenT. Ruthof, Dr. K. C. Otte, D. Betz, C. Slawik, Verschiedene
GestaltungJohanna Hartwieg
Vorstandschaft des Pasopferde-Verbandes
Impressum
DruckfehlerWenn Sie einen Druckfehler finden, bedenken Sie bitte, dass er beabsichtigt war. Unser Blatt bringt für jeden etwas, auch für die, die nach Fehlern suchen. Und wer fündig wurde zeigt, dass er ein so aufmerksamer Leser ist wie wir ihn uns wünschen.
LEONDE ANGRAND
Recommended