Lernen und Lehren im Diversitätskontext

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PH TIROLLFU INNSBRUCKPH VORARLBERG

KPH EDITH STEINUNIVERSITÄT MOZARTEUM

WS 2016/17, Termin 11

Christian Kraler

Institut für LehrerInnenbildung und SchulforschungSchool of Education, Universität Innsbruck

Christian.Kraler@uibk.ac.at http://homepage.uibk.ac.at/~c62552

Lernen und Lehrenim

Diversitätskontext

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I. Einleitung & OrganisatorischesII. Didaktisches DreieckIII. DiversitätIV. Modelle zum Lernen

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IV. Modelle zum LernenIV. 1. VorüberlegungenIV. 2. Anthropologisch-historiographische

Grundlagen

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Immanuel Kant (1724-1804)

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Kantischen FragenBeantwortung von drei Fragen, die in eine vierte münden vor dem Hintergrund der Vernunft.

1. Was kann ich wissen? Erkenntnistheorie2. Was soll ich tun? Ethik3. Was darf ich hoffen? Weltanschauung/Religion4. Was ist der Mensch? Anthropologie

~> Lernen als vernunftbezogenes Streben nach Wissen vor demHintergrund der Frage der Erkennbarkeit

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Aufklärung (Vernunft) Einführung Schulpflicht

Humboldsche Bildungsreform

Humboldtsches Bildungsideal: Zentralbegriffe der bürgerlichen Aufklärung:

autonomes Individuums und Weltbürgertum. Universität als Ort sein, an dem autonome Individuen und Weltbürger hervorgebracht

werden/sich selbst hervorbringen.

Autonomes Individuum: ein Individuum sein, das Selbstbestimmung und Mündigkeit durch seinen Vernunftgebrauch erlangt.Weltbürgertum: kollektives Band, das die autonomen Individuen, unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Sozialisation verbindet: Bemühen, sich möglichst umfassend an der Welt abzuarbeiten und sich dadurch als Subjekt

zu entfalten. Weltbürger: sich mit den großen Menschheitsfragen auseinanderzusetzen (Frieden,

Gerechtigkeit, Austausch der Kulturen, Geschlechterverhältnisse, Beziehung zur Natur)

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Lernen im Kontext Schule:Wissens- & Kompetenzerwerb

Kompetenzen sind das Ergebnis von Lernprozessen. Sie sind kontextunabhängig ausgeprägt, da sie in der Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben werden, und ermöglichen damit die Bewältigung unterschiedlicher Aufgaben und Lebenssituationen. Kompetenzen umfassen Wissen und kognitive Fähigkeiten, das Vermögen der Selbstregulation sowie sozial-kommunikative und motivationale Elemente. […]Das Konzept der österreichischen Bildungsstandards unterscheidet zwischen den beschriebenen (allgemeinen) Kompetenzen und grundlegenden fachbezogenen Kompetenzen, die wesentliche inhaltliche Bereiche eines Gegenstands abdecken und somit für den weiteren Kompetenzaufbau entscheidend sind.

https://www.bifie.at/node/49

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Artikel 26 (Recht auf Bildung)1. Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muss allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.2. Die Bildung muss auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muss zu Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen oder religiösen Gruppen beitragen und der Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens förderlich sein.3. Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.

Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte(A/RES/217, UN-Doc. 217/A-(III))

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IV. Modelle zum LernenIV. 1. VorüberlegungenIV. 2. Anthropologisch-historiographische

GrundlagenIV. 3. Lerntheorien im 20 Jahrhundert

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… von Ebbinghaus zurSubjektorientierung …

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Außenperspektive Innenperspektive

~1910 – 1950: BehaviorismusPawlow, Watson (Stimulus-Response Modell)Skinner (Operantes Verhalten)

~1945 – 1980: Kybernetik/InformationstheorieNorbert Wiener (technische Informationsverarbeitung)G. Bateson, P. Watzlawick (Mentale Forschung)

~1960-1985: KognitivismusNoam Chomskys, Albert Bandura, Jean Piaget

~1975 – 2000: (Radikaler) KonstruktivismusGlasersfeld, Foerster, Paul Watzlawick

~1990 – heute: Sozialer/interaktionistischer KonstruktivismusGergen, Reich, Rolf Arnold und Horst Siebert

~ 1995 – heute: Sozial & SubjektorientierungMeyer Drawe, Meueler, Holzkamp

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Sichtweisen der Forschungauf das Phänomen Lernen

im 20. Jahrhundert

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Grundfiguren zu Lerntheorien

Gesellschaftspolitisch-kulturelle Kontextgebundenheit- weltgeschichtliche Ereignisse- technologische Entwicklungen

kommunikationsstrukturelles Moment (Auseinandersetzung mit/in Welt)Sender-Kanal-Empfänger & Perspektivenstruktur

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Gedächtnis, Lernen, Vergessen, Lernkurve, Intelligenz, …

Hermann Ebbinghaus (1850-1909) deutscher Psychologe Pionier der kognitiv-psychologischen Forschung experimentelle Gedächtnisforschung Lern- und Vergessenskurve Wegbereiter der empirische Lehr-, Lern-,

Bildungsforschung.

H. Ebbinghaus

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1896: „Satzergänzungstest“ mit SchulkindernWirkung von Ermüdung auf Leistungsfähigkeit untersuchen Lehrer Begabung der Kinder einschätzen um danach die Ergebnisse einem unteren, mittleren und oberen Drittel zuzuordnen. Beziehung zwischen den Testergebnissen und

dem Lehrerurteil erster gruppenbezogener verbaler Intelligenztest

Begründer der experimentellen Erforschungdes Gedächtnisses

Entdecker der Lern- und der Vergessenskurve

H. Ebbinghaus

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Lernkurve: beschreibt den Erfolgsgrad des Lernens über den Verlauf der Zeit wird über den Quotienten aus Lernertrag (Stoffmenge) und Lernaufwand (Zeit) berechnet

zu Beginn einer neuen Aufgabe: viele Fehler gemacht. Während Lernphase nehmen Fehler ab bis zu sogen. Lernplateau:

- Phasen im Lernprozess, in denen zeitweise der Lernfortschritt stagniert- lassen sich nicht umgehen, treten auf, wenn im Gehirn Einzelelemente zu

einem großen Block zusammengefasst werden Lernpausen(!)

Je steiler die Lernkurve ist, desto größer die Effizienz beim Lernen.Faktoren:Personenbezogen:-> Vorwissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten-> Motivation/Emotion (z.B. Selbsterfüllende Prophezeiungen)-> körperl. GegebenheitenUmweltbezogen:-> Didaktik & Methodik -> Lernkontext & thematischer Kontext-> ökologischer Kontext (Gesundheit, Ablenkungen, Stressoren, …)

Lernkurve

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Lernkurve & Musterwechsel

A shift from best practice to next practice

good practicebest practice

critical instability

intervention

Process of renewal

Development ofnext practice

change of pattern

good practice best practice next practice

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Vorteile: Wissenschaftliche Erforschbarkeit von Gedächtnis und Lernen Gütekriterien: Objektivität, Reliabilität, Validität

Benennung & Definition zentraler Begrifflichkeiten Didaktisierbarkeit Allg. Bedeutung für formale Bildung (gemeinsamer Referenzrahmen)

Gefahren: Laborsituation Betonung der Quantifizierung Reduktionistischer Zugang (Isolation abhängiger/unabhängiger Variablen) Mechanisierung von Lernprozessen Abstraktion & Komplexitätsreduktion ÖKONOMETRISIERUNG:

Ebbinghaus PISA

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Modelle zum Lernen im 20. Jahrhundert

Behavirorismus

Kybernetik

Kognitivismus

Konstruktivismen

Subjektorientierte& ökologische Zugänge

J.B. Watson „Psychology as the Behaviorist views it“ (1913)

N. Wiener: Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine (1948)

J. Bruner: A Study of Thinking (1956)

J. Piaget, E.v. Glasersfeld (~60er/70er)

insb. ab 90er: Holzkamp, Lerner, …

Technologientwicklung

II Weltkrieg -Informationstheorie

Computer - Künstliche Intelligenz

Individualisierung

Heterogenität/Pluralisierung

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Sender Empfänger

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Kanal

Außenperspektive AußenperspektiveInnenperspektive

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