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Geologische Kartierung auf Blatt 4510 Witten im
Ostteil von Herdecke, am Nordufer des Hengsteysees
(Südliches Ruhrkarbon).
Diplomkartierung zur
Erlangung des Grades eines Diplom-Geologen
der
Hohen Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn
vorgelegt von
Norbert Arndt
aus
Bonn
Bonn 2004
Hiermit erkläre ich, daß ich die vorliegende
Kartierung selbständig verfaßt und nur die angebenen
Hilfsmittel verwendet habe.
Bonn, den 6. Juli 2004
____________
Norbert Arndt
1
1 Einführung........................................................................................................3
1.1 Einleitung .............................................................................................................................3
1.2 Aufschlußverhältnisse .........................................................................................................4
1.3 Lage und Abgrenzung des Kartiergebietes .......................................................................4
1.4 Geographischer und Morphologischer Überblick ............................................................5
2 Geologischer Überblick über das Kartiergebiet............................................6
2.1 Paläogeographische Entwicklung des Ruhrkarbons ........................................................6
2.2 Sedimentäre Entwicklung der Subvariszischen Saumsenke ..........................................10
2.3 Entwicklung des Ablagerungsraumes..............................................................................12
3 Stratigraphie des Kartiergebietes .................................................................14
3.1 Das Namur B und C...........................................................................................................14
3.2 Das Namur B ......................................................................................................................14
3.2.1 Die Vorhalle-Formation (cnV) ................................................................................14
3.3 Das Namur C......................................................................................................................16
3.3.1 Die Sprockhövel-Formation (cnS)...........................................................................16
3.3.1.1 Der Grenzsandstein (GS).......................................................................................18
3.3.1.2 cnS.........................................................................................................................19
3.3.1.3 Der Kaisberg-Sandstein (KS) ................................................................................20
3.3.1.4 Sengsbänksgen – Sandstein (SgS) .........................................................................22
3.3.1.5 Flöz Sengsbänksgen und Flöz Sengsbank .............................................................23
3.3.1.6 Bereich von Flöz Sengsbank bis Wasserbank-Sandstein.......................................23
3.3.1.7 Wasserbank-Sandstein (WbS) ...............................................................................25
3.3.1.8 Das Hangende des Wasserbank-Sandsteins...........................................................25
3.4 Quartär ...............................................................................................................................26
3.4.1 Pleistozän (Weichsel-Kaltzeit).................................................................................27
3.4.1.1 Löß (Lö) ................................................................................................................27
3.4.2 Holozän......................................................................................................................27
3.4.2.1 Ablagerungen in den Nebentälern der Ruhr (Rinnenfüllungen) (qh) ....................27
3.4.2.2 Niedermoor (Hn) ...................................................................................................28
3.4.2.3 Anthropogene Aufschüttungen..............................................................................28
2
4 Tektonik ..........................................................................................................29
4.1 Falten ..................................................................................................................................31
4.2 Bruchtektonik ....................................................................................................................34
4.2.1 Überschiebungen ......................................................................................................35
4.2.2 Abschiebungen (Sprünge)........................................................................................36
4.2.3 Blattverschiebung.....................................................................................................37
5 Lagerstätten ....................................................................................................38
5.1 Steinkohle ...........................................................................................................................38
5.2 Erze .....................................................................................................................................42
5.3 Sandsteine...........................................................................................................................43
5.4 Tonstein ..............................................................................................................................44
6 Literaturverzeichnis.......................................................................................45
7 Anlage..............................................................................................................49
7.1 Liste der Aufschlüsse und strukturellen Schichtlagerung..............................................49
7.2 Geologische Karte zur geologischen Kartierung auf Blatt 4510 Witten im Osten von
Herdecke, am Nordufer des Hengsteysees (Südliches Ruhrkarbon) (Maßstab 1:10000). Alle
Aufschlüsse und Strukturen sind in der Karte enthalten. ............................................................62
7.3 Geologische Karte zur geologischen Kartierung auf Blatt 4510 Witten im Osten von
Herdecke, am Nordufer des Hengsteysees (Südliches Ruhrkarbon) (Maßstab 1:10000). Die
Profile sind nicht überhöht..............................................................................................................62
3
1 Einführung
1.1 Einleitung
Die hier vorgelegte Diplomkartierung wurde im südlichen Teil des Blattes 4510
Witten im Osten von Herdecke und im Südteil von Dortmund Löttringhausen am
Nordufer des Hengsteysees durchgeführt. Als Grundlage der Kartierung diente die
auf den Maßstab 1:10000 hochkopierte TK 25 Blatt 4510 Witten. Zur selben Zeit
arbeitete mein Kommilitone Frank Hinz östlich von meinem Kartiergebiet im Raum
Syburg-Westhofen (HINZ 2004). Das Gebiet von Herdecke wurde erstmals im
Maßstab 1:25000 auf Blatt Witten von KRUSCH (1909) kartiert und von der
Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin herausgegeben (JANSEN 1980).
Im Jahre 1934 erfolgte eine Kartierung der Karbonoberfläche von STAHL
(1933/1934) im Maßstab 1:25000, die aber nicht veröffentlicht wurde. Durch
genauere Verfolgung der die Flöze begleitenden Sandsteine konnte STAHL
(1933/1934) die Unteren Sprockhövel-Schichten erstmals genau kartieren und somit
die Flözsandsteine von den zum Flözleeren gehörenden trennen (JANSEN 1980).
Aufgrund der Untersuchungen von STAHL (1933/1934) und aufgrund von
Vermessungen aus dem Bergbau konnten mehrere Geologische Karten des
Rheinisch Westfälischen Steinkohlengebietes im Maßstab 1:10000 (dargestellt an
der Karbonoberfläche) erstellt werden (STAHL 1952), darunter auch das Blatt
Herdecke. Im Jahre 1960 erschien eine Dissertation „Zur Stockwerktektonik des
Gebietes zwischen Witten und Wetter a. d. Ruhr “von ROSENFELD (1960), in der
größere Teile des Blattes Witten neu kartiert wurden. Auf der Grundlage der Karten
von STAHL (1952) und ROSENFELD (1960) wurde von .JANSEN (1980) das Blatt
4510 Witten der Geologischen Karte von Nordrhein-Westfalen im Maßstab
1:25000 erstellt. Diese Karte wurde auch als Hilfsmittel für die hier vorgelegte
Diplomkartierung benutzt. Desweiteren wurden auch noch unveröffentlichte
Unterlagen „Bericht über eine Revision der Karbongeologie zwischen
Haßlinghausen und Herdecke“ (JUCH 2000) benutzt, die dankenswerter Weise von
4
Herrn Dr. Dierk Juch (Geologischer Dienst in Krefeld) zur Verfügung gestellt
wurden. Im Rahmen dieser Diplomkartierung konnte auch der Stollen „Gotthilf“
befahren werden, was freundlicherweise von Herrn Walter Klisch ermöglicht
wurde.
1.2 Aufschlußverhältnisse
Die Aufschlußverhältnisse zeigen in beiden Kartiergebieten eine deutliche Süd–
Nord-Verteilung der Aufschlußhäufigkeit. Während im Süden des Kartiergebietes
die Aufschlüsse noch recht zahlreich sind, nehmmen sie im Norden des
Kartiergebietes stark ab. Im nördlichen Kartiergebiet war es teilweise nur möglich,
anhand der Morphologie wie z.B. Höhenrücken bestehend aus Kaisberg–Sandstein
zu kartieren. Die Vorhalle-Formation ist im gesamten Kartiergebiet, außer an der
Uferstraße des Hengsteysees bis zum Pumpspeicherwerk (E-Werk am Ufer des
Hengsteysees), nahezu überhaupt nicht oder nur als Verwitterungshorizont
aufgeschlossen.
1.3 Lage und Abgrenzung des Kartiergebietes
Das Kartiergebiet wird durch folgende Gauß-Krüger-Koordinaten begrenzt:
r 2599000 h 5696970 r 2602450 h 5699180
r 2599000 h 5702000 r 2602450 h5701720.
Nach Norden wird das Kartiergebiet durch die Autobahn A 45 begrenzt. Die
westliche Grenze des Kartiergebietes verläuft vom südlichen Blattrand der TK 25
Blatt 4510 Witten über den zugeschütteten Steinbruch am Nacken (r 2599000 h 5698450) nach Norden bis zur Autobahn A 45. Die südliche Grenze des
Arbeitsgebietes bildet der südliche Blattrand der TK 25 des Blattes 4510 Witten
und der Hengsteysee.
Die Ostgrenze des Gebietes verläuft vom Hengsteysee (r 2602450 h 5699180) nach
Norden durch den Steinbruch „Theodor Imberg“ am Klusenberg (Aufschluß 13 r 2602450 h 5699600) bis zur Autobahn A 45.
Um einen besseren Überblick über die Ostgrenze des Kartiergebietes zu bekommen
wurde noch ein kleiner Teil des Kartiergebietes von Frank Hinz in der Darstelllung
der Karte übernommen. Profil 6 (K-L) liegt z.T. im Kartiergebiet von Frank Hinz
und wurde von ihm übernommen.
5
1.4 Geographischer und Morphologischer Überblick
Das Kartiergebiet gehört zum Bergisch-Sauerländischen Gebirge. Hierzu gehört das
Niederbergisch-Märkische Hügelland. Dieses besteht aus der Ardeypforte westlich
des Kartiergebietes und dem Ardeygebirge, welches nahezu das gesamte
Kartiergebiet einnimmt (Abb. 1). Das Ardeygebirge ist ein NE-SW verlaufender
Höhenrücken zwischen Witten, Dortmund-Kirchhörde, Schwerte, Herdecke und
Wetter (Ruhr), aus dem des öfteren Sandsteinklippen herausgewittert sind. Die
durchschnittliche Höhe des Gebietes beträgt ca. 195 m. Die Morphologie wird von
vielen Sandsteinrücken bestehend aus den Schichten des Kaisberg-Sandsteins
bestimmt, die als Härtlinge herausgewittert sind und so morphologisch als Rücken
zu erkennen sind. Beispiele hierfür sind am Steinbruch „Theodor Imberg“ am
Klusenberg (r 2602450 h 5699600) (Aufschluß 13) oder am Steinbruch „Grandi“ am
Attenberg (r 2600020 h 5698330) (Aufschluß 2) zu beobachten. Die Niederungen des
Gebietes werden von Ton und Siltsteinen gebildet, wie z.B. an der
Eisenbahnstrecke in der Nähe des Gasthofs Wittbräucke an der Wittbräuckerstraße
(B 54) (r 2600500 h 5699450). Den höchsten Punkt des Kartiergebietes bildet mit
262 m das RWE Pumpspeicherbecken (r 2600840 h 5698680) westlich des
Hengsteysees.
6
Abb. 1 : Naturäumliche Gliederung des Raumes Witten und Herdecke (aus: JANSEN 1980).
2 Geologischer Überblick über das Kartiergebiet
2.1 Paläogeographische Entwicklung des Ruhrkarbons
Das Kartiergebiet liegt im südöstlichen Teil des Ruhrbecken. Dieses bildete sich im
Vorland des Variszischen Gebirges, das sich vor der variszischen
Deformationsfront über ganz Mitteleuropa erstreckte (SÜSS1996). Dieses
Vorlandbecken wird auch als "Subvariszische Saumsenke" bezeichnet. Das parallel
zum Variszikum streichende Sedimentbecken reichte vom nördlichen Rheinischen
Schiefergebirge bis in die Deutsche Bucht und von Belgien bis Polen (BRAUKMANN
et al. 1993). Es entwickelte sich auf kontinentaler Lithosphäre am Rande des
7
Laurussischen Kontinents, einem durch einen orogenen Gürtel vom Südkontinent
Gondwana getrennten Superkontinent (SÜSS 1996). Das Ruhrbecken befand sich im
Außenbereich des variszischen Orogens. Entlang dieses orogenen Gürtels
erstreckte sich das mitteleuropäische variszische Vorlandbecken (SÜSS 1996). Das
Ruhrbecken gehörte zu einem ausgedehnten Beckenbereich, der bis in die
Nordsee reichte (SÜSS 1996). Weiter im Westen Mitteleuropas gelegene Becken
bildeten sich hingegen in eng begrenzten Räumen zwischen kratonischen Hochgebieten und
dem von Süden vorrückenden Orogen (SÜSS 1996). Dieses noch im Devon
extensionale Regime blieb mit Unterbrechungen bis in das Visè aktiv und wurde
durch die Kollision von Afrika mit dem Laurussischen Kontinent durch ein
kompressives Regime abgelöst. Die weite Verbreitung mittel- bis oberdevonischer
Riffe sowie der unterkarbonischen Kohlenkalke im Norden und Nordwesten der
Rhenoherzynischen Zone belegen die Existenz eines weiten flachen Schelfgebietes
und die kontinentale Natur ihres wahrscheinlich kaledonischen Fundaments (WALTER
1995). Das Schelfgebiet reicht bis nach Polen und wird daher als Norddeutsch-Polnischer
Schelf bezeichnet. Im Süden wurde das Becken durch die variszische Front, im Norden
durch das Fennoskandische Hoch begrenzt (Abb. 2). Möglicherweise bestand im Oberkarbon
über den Oslo-Graben eine Verbindung zu den Becken der Moskauer Plattform im Osten und zu
den Riftbecken Canadas im Westen (ZIEGLER 1990).
8
Abb. 2 : Das Oberkarbon in Mitteleuropa (aus: HEDEMANN & TEICHMÜLLER 1971).
Ebenfalls von Bedeutung sind die vermutlich bereits im Unterkarbon benachbarten
Störungen im Bereich der Hessischen Senke und entlang der Naht zwischen
linksrheinischem und rechtsrheinischem Schiefergebirge, die heute vom Mittelrhein
eingenommen wird. Entlang dieser Lineamente konnten Seitenverschiebungen senkrecht
zum Streichen des Orogens aktiv werden (SÜSS 1996).
Während im Tournais innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges noch zeitweise
Extension stattfand, war seit dem späten Visè der südliche Bereich des Rheinischen
Schiefergebirges in die nach Süden gerichtete Subduktion Avalonias unter das
Saxothuringikum mit einbezogen. Teile der Giessener Grauwacke und des Giessen-
Lizzard-Ozeans wurden obduziert. Nach Norden gerichtete Deckenüberschiebungen im
Schiefergebirge schufen im nördlichen Vorland zunächst ein Flyschbecken, das
ebenfalls nach Norden wanderte. Dieses Becken wurde in mehreren Phasen von
Süden her mit turbiditischen Grauwacken gefüllt (Abb. 3). Der im Oberdevon noch
deutlich flachmarine Bereich des nördlichen Rechtsrheinischen Schiefergebirges östlich des
Velberter Sattels ging im Unterkarbon schnell in eine Beckenfazies über, die ab
dem Visè ebenfalls durch Kulm-Grauwacken gefüllt wurde
9
Abb. 3: Paläogeographie des nordwestdeutschen Namur-Beckens. Die Pfeile geben die vermuteten
Schüttungsrichtungen an (aus: HEDEMANN & TEICHMÜLLER ).
Die subvariszische Saumsenke besaß einen asymmetrischen Querschnitt, wobei der
interne Rand steiler als der externe war und damit die Trogtiefe im Süden lag.
An der Grenze vom Unter- zum Oberkarbon (Visé – Namur) verlagerte sich die
Trogachse des Ruhrbeckens nach Nordwesten (Abb. 4).
Abb. 4: Der asymmetrische Querschnitt der Subvariszischen Saumsenke (aus: Richter 1996)
10
Hierfür war die sudetische Phase der Variszischen Orogenese (Visé/Namur)
verantwortlich. Während des unteren Namur wurden über 2000 m Flyschsedimente
abgelagert. Etwa ab dem Namur B endete die Flyschsedimentation, und es begann
im Namur C die Regression des Meeres und mächtige fluviatile Schüttungen
schufen ein weit verzweigtes Deltasystem (BRAUKMANN et al. 1993). Während des
gesamten Oberkarbons wurden aufgrund der hier sehr hohen Subsidenzraten über
3500 m molassoide Sedimente abgelagert (SÜSS 2000).
2.2 Sedimentäre Entwicklung der Subvariszischen Saumsenke
Während des Namurs ändert sich die Fazies von vollmarinen zu brackisch
limnisch/fluviatilen (paralischen) Verhältnissen. Im Namur A und B überwiegen im
südlichen Ruhrgebiet marine Sedimente (FÜCHTBAUER 1992). Vom Namur C bis
Westfal B herrscht dort eine Untere Deltaebene. Ab dem Namur C kompensiert der
Sedimenteintrag die Beckensubsidenz (BÜKER 1996).
Die Kohlebildung beginnt im belgisch-französischen Raum sowie im Aachener
Revier während des Namur A. Im Ruhrgebiet beginnt die Kohlebildung erst einige
Millionen Jahre später während des Namur C (DROZDEZEWSKI & WREDE 1994).
Die Kohlebildung erreichte innerhalb der subvariszischen Vortiefe ihr Maximum
während des Westfal A und B und endete während des Westfals D. Insgesamt
bildeten sich während des Oberkarbons etwa 250 Flöze, aber nur etwa 50 davon
erlangten wirtschaftliche Bedeutung (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die Isopachen der Schicht- und Kohlemächtigkeiten verlaufen im Ruhrkarbon in der
Regel SW-NE und damit parallel zu den Faltenachsen (Abb. 5). Sowohl im Namur als
auch im Westfal sank das Ruhrbecken im Südosten am Gebirgsrand am stärksten ab.
Beobachtungen zur Verlagerung einer SW-NE verlaufenden Schwelle sowie der
Kohlefazies lassen sich jedoch im Sinne einer nach Norden wandernden Faltung
interpretieren. Maximale Namur-Mächtigkeiten betragen im Raum Wuppertal ca.
3 000 m, maximale Westfal-Mächtigkeiten etwa 4 000 m (Abb. 5) (DROZDZEWSKI
1992).
11
Abb. 5: Isopachenkarte des Namur und Westfal (aus: DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die Schüttungsrichtung änderte sich von streng NE-SW im Namur A und B nach
WSW im Namur C (HESEMANN 1975). Während des Namur C ist die Subsidenzrate
mit 325 m/1000 Jahre im Süden des Beckens doppelt so gering wie im Westfal A
mit 400-800 m/1000 Jahre (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Ein großer Teil der Karbonsedimente stammt vermutlich von der Mitteldeutschen
Kristallinschwelle (KRAFT 1992).
12
2.3 Entwicklung des Ablagerungsraumes
Im höheren Namur wurde der marine Einfluß vom wachsenden limnischen Einfluß,
unter dem die mächtigen kohleführenden Molasse-Schichten des Oberkarbons
entstanden, zurückgedrängt (RICHTER 1995). Kohleführende Becken werden oft als
deltaisch, ähnlich wie das Mississippi-Delta, angesehen (SÜSS 1996). Ein
deltaischer Ablagerungsraum wird von einigen Autoren bestritten, weil die hohen
Subsidenzraten nur bedingt dazu geeignet sind, hochwertige Kohle zu erzeugen
(Süss 1996). Es werden daher alternativ auch nicht fluviatile Modelle wie Lagunen
oder Nehrungen angenommen (SÜSS 1996). Im Namur wechselte die Landschaft
während der Sedimentation ständig (SÜSS 1996). Nach FÜCHTBAUER (1992)
unterscheidet man im Oberkarbon flußabwärts:
1. Alluvialebene ohne Kohle (meist Rotsedimente)
2. Alluvialebene mit Kohle (graue Sedimente)
3. obere Deltaebene (mit Kohle)
4. untere Deltaebene (Häufig marine Einflüsse mit Gezeitenbildung ).
Der Sedimentationsraum entwickelte sich von einem relativ offenen und tiefen Mee-
resraum, mit Flyschbildung im Unterkarbon, zu einem vom Meer weitgehend
abgeschlossenen System aus Buchten und Lagunen, welches sich entlang der
variszischen Front bildete. Es muß auch eine Veränderung der hydrodynamischen
Strömungsverhältnisse in dem System stattgefunden haben (SÜSS 1996). SÜSS
(1996) nimmt im Ruhrbecken seit dem Namur C ein fluvio-deltaisches relativ
ruhiges Milieu an. Es treten Sedimentgefüge auf, die auf ein offenes Meer
hindeuten. Beulenrippeln, Swals und die Existenz von Strandbarren zeigen an, daß
sich hier eine Küste bilden konnte, in der Meeresströmungen und Sturmereignisse
die Umlagerung der Sedimente dominierten (SÜSS 1996). Bis zum Beginn der
Bochum-Formation im oberen Westfal A bildet sich ein marines Prodelta oder
Schelf, danach dann eine Deltaebene (SÜSS 1996). Die wesentlichen Faktoren für
die Sedimentation im Ruhr-Becken sind :
• die sich ändernde Verteilung und Größe der Subsidenzraten im Becken
• die Position des Hauptsedimenteintrags
• die Entwicklung des eustatischen Meeresspiegel.
13
Im höheren Oberkarbon (Bochum Formation) verlagert sich der Ablagerungsraum
immer stärker in eine flachere Deltaebene .
Es werden nach SÜSS (1996) drei verschiedene Ablagerungsräume der Deltaebene
unterschieden:
• die subaquatische Deltaebene
• die (subaerische) Deltaebene
• die obere Deltaebene
Die subaquatische Deltaebene liegt oberhalb der Deltafront der flachmarinen
deltaischen Küste. Sie besteht aus mächtigen deltaischen Füllungen marin bis
brackischer interdistributärer Buchten (SÜSS 1996).
Die Untere Deltaebene wird oft als der subaerische Teil des Deltas von
Beckenprozessen, im allgemeinen den Gezeiten, beeinflußt (SÜSS 1996). Typisch für die
Basis von Zyklen in der Unteren Deltaebene sind fluviatil dominierte, brackische
Flachwasser-Deltas (bayhead - deltas), die sich zwischen den distributären Rinnen
bilden (SÜSS 1996). Diese Buchten füllen sich recht schnell mit Kleindelta- und
Überflutungssedimenten, dessen Top wahrscheinlich das Niveau der distributären
Rinnen erreicht (SÜSS 1996).
Die Obere Deltaebene hingegen ist von Beckenprozessen unbeeinflußt und reicht
bis zur Alluvialen Ebene. In der Oberen Deltaebene tritt die Häufigkeit
ausgedehnter Flachwasser-Becken gegenüber den Sedimenten von ausgedehnten
Überflutungsbecken und geringmächtigeren Überflutungsebenen zurück (SÜSS
1996). Hier kommen auch verstärkt gespaltene Flußrinnen vor (SÜSS 1996). Die
meisten Flüsse fließen jedoch durch Teilerosionen der liegenden Sedimente in
weit verzweigten Rinnen als verwilderte Flüsse (braided river) (FÜCHTBAUER
1992).
14
3 Stratigraphie des Kartiergebietes
3.1 Das Namur B und C
Die ältesten im Kartiergebiet vorkommenden Schichten sind die Schichten des
Namur B. Das Namur B besteht aus der Arnsberg-Formation, Hagen-Formation
(sensu PATTEISKY 1959) und der Vorhalle-Formation.
Die Arnsberg-Formation und die Hagen-Formation kommen im Kartiergebiet nicht
vor und werden daher hier auch nicht behandelt.
3.2 Das Namur B
3.2.1 Die Vorhalle-Formation (cnV)
Als Vorhalle-Formation (früher Ziegelschiefer-Zone) werden die jüngsten
Schichten des Namur B bezeichnet (JANSEN 1980). In der oberen Vorhalle-
Formation kommen nach KRAFT (1992) Sturmsandlagen vor, deren Rippelgefüge
ein küstennahes Milieu anzeigt.
Die Vorhalle-Formation ist nach einem berühmten Aufschluß in einer Ziegelgrube
in Hagen-Vorhalle benannt. In dieser Ziegelgrube wurden auch fossile Arthropoden
(Urnetzflügler, Tausendfüßler, Skorpione, Spinnen) (RICHTER 1995) gefunden, was
ein küstennahes Milieu der Vorhalle-Formation unterstreicht.
Ges t e i n e : Die Vorhalle-Formation besteht fast ausschließlich aus grauen bis grau-
schwarzen Ton- und Siltsteinen mit wechselndem Glimmergehalt. Bezeichnend ist
das Auftreten von Tongallen. Untergeordnet sind sapropelitische, bituminöse,
schwefelkieshaltige Tonsteine (Alaunschiefer) eingelagert. Der Sandgehalt der
Ton- und Siltsteine ist meist gering. Gelegentlich sind dünne, feinkörnige
Sandsteinbänke von meist nur Dezimeterstärke eingeschaltet, die stets rasch
auskeilen. Lediglich im unteren Drittel der Vorhalle-Formation ist nach PATTEISKY
(1959) eine 2-6 m mächtige Sandsteinbank vorhanden. Die Ton- und Siltsteine
verwittern leicht und sind meist braungrau gefärbt. Die Vorhalle-Formation ist im
15
gesamten Kartiergebiet eher schlecht aufgeschlossen. Lediglich am Schiffswinkel
am Westufer des Hengsteysees längs der Uferstraße zum RWE- Speicherwerk
(Abb. 6) von r 2600940 h 5796480 bis ca. r 2601170 h 5698340 ist die gesamte
Schichtenfolge von der Vorhalle-Formation bis zum Kaisberg-Sandstein der
Sprockhövel-Formation aufgeschlossen.
An dieser Uferstraße zum RWE-Speicherwerk sind auch ungefähr 55—60 m im
Liegenden des Grenzsandsteins (r 2600 920, h 5698 575) mehrere unreine
Kohleschmitzen innerhalb einer Wechsellagerung von sandigen Siltsteinen und
dünnen Sandsteinbänken zu finden (ROSENFELD 1960).
Die Schichtung ist in den Ton- und Siltsteinen teils schlecht, teils gut ausgeprägt.
Eine Schieferung ist nicht vorhanden.
Abb. 6: Aufgenommen an der Uferstraße des Hengsteysees westlich des Pumpspeicherwerk „Köpchen“ (r 2601111 h 5698307) mit Blick nach NW. Auf dem Foto zu sehen sind die grauen teilweise weißlich
angewitterten Siltsteine der Vorhalle-Formation. Durchzogen werden die Schichten der Vorhalle Formation
von einer für diese Formation typischen ca.15 cm mächtigen Sandsteinbank (Aufschluß 6).
16
3.3 Das Namur C
3.3.1 Die Sprockhövel-Formation (cnS)
Die Schichten des Namur C werden im Ruhrkarbon als Sprockhövel-Formation
(früher Magerkohleschichten) bezeichnet (JANSEN 1980). Während im Namur B
noch hochmarine Fazies herrschte, wurde diese im Laufe des höheren Namurs vom
wachsenden limnischen Einfluß zurückgedrängt, unter dessen Bedingungen die
mächtigen kohlenführenden Molasse-Schichten des jüngeren Oberkarbon entstehen
konnten. Es herrschten nun paralische (lagunäre) Verhältnisse in der
Subvariszischen Saumtiefe, deren Senkung sich im rhythmischen Wechsel,
manchmal schneller, manchmal langsamer, vollzog (RICHTER 1996). Die Flöze
entstanden in den Zeiten des Stillstandes oder nur langsamen Sinkens mit Anstieg
des Grundwassers, wodurch Waldsümpfe und Sumpfwälder ungestört in den
Niederungen oder Mündungsgebieten großer Flüsse wachsen konnten. Wiederholt
bildeten sich auch weit ausgedehnte flache Seen, in denen sich Brackwasser-
Muscheln ansiedelten (RICHTER 1996). Bei starker Subsidenz, wenn die Zufuhr
und Aufschüttung der Abtragungsmassen des variszischen Gebirges nicht mit der
Subsidenz des Beckens Schritt hielten, kam es zur Überflutung und Absterben der
Moorvegetation und selten auch zur marinen Ingression mit der Bildung von
marinen Horizonten. Aus den Torfmassen der Moore bildeten sich durch Inkohlung
bei der Diagenese Steinkohlen. Das flözführende Oberkarbon besteht aus einer
Wechsellagerung von teils konglomeratischen Sandsteinen, Schiefertonen und
Kohleflözen. Viele Sandsteine zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an inkohlten
Pflanzenresten aus, die sich häufig auf den Schichtflächen anlagern (RICHTER
1996). Schrägschichtungkörper sind sehr häufig. Die Schiefertone im Liegenden
der Kohleflöze heißen Wurzelböden. Nach RICHTER (1995) ist der
Sedimentationsumschlag vom grobkörnigen Sandstein zum feinkörnigen
Wurzelboden-Tonstein durch Anstieg des Meerwasserspiegels erklärbar. Dieser
Vorgang bewirkte einen Rückstau, so daß die im Hinterland befindlichen
Sandmassen nicht mehr in den Ablagerungsraum gelangen konnten. Die zunächst
durch den Anstieg des Grundwasserspiegels üppig wachsenden Moor- und
Sumpfwälder ertranken später im Meer, welches in das Hinterland vorstieß. Daher
gelangte jetzt gar kein Sand mehr und nur wenig feiner Schlamm in die Saumtiefe,
17
und das erklärt auch, warum schon dicht über den Flözen marine Faunen auftreten
(RICHTER 1995). Anschließend begann der Wasserspiegel zu fallen und die
gestauten Sandmassen gerieten in Bewegung zur Saumtiefe. Deshalb wurden die
flöznahen Tone zum Hangenden hin immer sandstreifiger, bis schließlich nur noch
Sand zur Ablagerung kam. Im Ruhrkarbon ist ein Sedimentationsrhythmus von
Wurzelboden, Flöz, Tonstein, Sandstein, Wurzelboden häufig.Charakteristisch für
die Sprockhövel-Formation sind mächtige Sandsteine, die teilweise
konglomeratisch sind (JANSEN 1980). Einzelne Horizonte lassen sich häufig über
mehrere Kilometer im Streichen verfolgen.
Abb. 7: Stratigraphische Übersicht der Sprockhövel-Formation (aus: JANSEN 1980).
18
3.3.1.1 Der Grenzsandstein (GS)
Die Sprockhövel-Formation beginnt mit dem Grenzsandstein (GS) (Abb. 7), auch
liegender Sandstein genannt. Der Grenzsandstein wird von KRAFT (1992) als
Strandbarre (beach barrier) angesehen. SÜSS et al. (2000) sehen den Grenzsandstein
hingegen als Rinnensediment. Dieser läßt sich nach ROSENFELD (1960) dreigliedern,
wie es am Aufschluß Schiffswinkel östlich von Herdecke (r 2600926 h 5697457) zu
beobachten ist oder am Jollenstein an der Eisenbahnbrücke (Abb. 8) (r 2599741 h 5698730).
Über einer 1,40 m mächtigen Basisschicht aus fein- bis mittelkörnigen,
quarzitischen, glimmerreichen Sandsteinen, die plattig geschichtet sind, folgen 6,15
m mittelkörnige, massige Sandsteine. Im oberen Drittel enthalten sie plattige
Einlagerungen mit kohligen Resten, Driftpflanzen und einzelnen Geröllen. Den
Abschluß bilden 2,35 m mittelkörnige, dünnbankige und unregelmäßig plattig
geschichtete Sandsteine, die im oberen Meter Quarzgerölle führen (ROSENFELD
1967). Der Aufbau des Grenzsandsteins ist in allen Aufschlüssen sehr ähnlich. Es
läßt sich demnach über einer plattig-bankigen Basis (mit häufigen Erosionsspuren)
ein massiger Hauptteil von einer zum Teil gröberen, bankigen, plattigen und
unruhig geschichteten oberen Partie unterscheiden.
Der Grenzsandstein tritt im Gegensatz zum Kaisberg-Sandstein morphologisch
meist sehr schwach oder überhaupt nicht in Erscheinung. Teilweise mußte auf eine
Auskartierung im Gelände verzichtet werden. Die Grenze gegen die Vorhalle-
Formation wurde dann unter Annahme eines Abstandes Kaisberg-Sandstein-
Vorhalle-Formation von 30 m konstruiert. Die Gesamtmächtigkeit des
Grenzsandsteins beträgt 7-10 m und nimmt von Südosten nach Nordwesten ab.
19
Abb. 8: Silt- und Sandsteinwechselfolge (rechts im Bild) an der Eisenbahnbrücke (links im Bild) am
Jollenstein (r 2599741 h 5698730), die dem Grenzsandstein zuzuordnen sind (Aufschluß 3).
3.3.1.2 cnS
Zwischen den Leithorizonten, die meist aus Sandsteinen bestehen, lagern immer
wieder Ton- und Siltsteine. Sie sind teilweise mehr oder weniger sandig.
Zwischen den Ton- und Silsteinen liegen immer wieder marine Horizonte, wie z.B.
der marine Bernhardt-Horizont, der sich am Top des Kaisberg-Sandsteins befindet.
Dieser Bernhardt-Horizont geht in eine interdistributäre Bucht (lagooned facies)
über (KRAFT 1992). Die Ton- und Siltsteinfolgen zwischen den einzelnen
Sandsteinformationen wurden, da sie nur sehr schwer zu unterscheiden sind, bei
dieser Kartierung unter dem Namen cnS zusammengefaßt. Diese sind nur sehr
selten aufgeschlossen und lassen sich teilweise nur anhand von
Verwitterungshorizonten kartieren. Aufgeschlossen sind die Ton- und
Siltsteinfolgen zwischen dem Grenzsandstein und dem Kaisberg-Sandstein z.B. am
Schiffswinkel (r 2600915 h 5697150) oder an der Eisenbahnbrücke an der
„Ladestraße“ (Aufschluß 5) nördlich des Bahnhofs Herdecke (r 2599651 h 5697473).
DieseTon- und Siltsteinfolgen zwischen dem Grenzsanstein und dem Kaisberg-
Sandstein gehören nach SÜSS (1996) in die untere Deltaebene. Der Bereich
20
zwischen dem Kaisberg-Sandstein dem Sengsbänksgen-Sandstein ist hinter dem
Herdecker Bahnhof (r 2599633 h 5697687) oberhalb des Kaisberg-Sandstein
aufgeschlossen.
3.3.1.3 Der Kaisberg-Sandstein (KS)
20 m im Hangenden des Grenzsandsteins befindet sich der Kaisberg-Sandstein
(KS). Der Kaisberg-Sandstein (KS) , früher auch Kaisberg-Konglomerat oder
Liegendes Konglomerat oder Sengsbank-Konglomerat oder auch Bernhardt-
Sandstein genannt, besteht aus grauen bis braungrauen, teilweise fein- bis
mittelkörnigen, überwiegend grobkörnigen, häufig schräggeschichteten
Sandsteinen. Gerölle, die fast ausschließlich aus Quarz und selten aus Lyditen oder
Feldspäten bestehen, finden sich als Lagen oder Nester. Nach den Untersuchungen
von ROSENFELD (1967) läßt sich der Kaisberg-Sandstein in zwei bis drei Einheiten
untergliedern. Über einer unteren Einheit A (6—13 m), die hellgrau, mittelkörnig
und dickbankig bis massig ausgebildet ist, folgt die Einheit B (6—9 m), die
grobkörniger, stärker geröllführend und sehr viel unruhiger geschichtet ist. Darüber
ist noch gelegentlich eine Einheit C (2—4 m) entwickelt, in der feinkörnige,
dünnbankig bis plattig geschichtete Sandsteine überwiegen. Die Mächtigkeit des
Kaisberg-Sandsteins beträgt im bearbeiteten Kartiergebiet durchschnittlich 18-22
m, nach JANSEN (1980) südlich des bearbeiteten Gebietes zwischen dem
Elektrizitätswerk Mark am Harkort-See und Wetter 30 m. SÜSS (1996) gibt sogar an
anderen Stellen eine Mächtigkeit von bis zu 60 m an. Bei dieser Kartierung wurde
eine durchschnitliche Mächtigkeit für den Kaisberg-Sandstein von ca. 25 m
angenommen. Nach KRAFT (1992) besteht der Kaisberg-Sandstein aus mehreren
ineinander gestapelten Flußrinnen und wird als Sandstein des Typus eines
verflochtenen Flusses (braided river) beschrieben. Der Kaisberg-Sandstein
schneidet sich mit einem erosiven Kontakt in ein interdistributäres Becken
(interdistributary-bay, lagoon environment) ein (KRAFT 1992). Die in den
Sedimentstrukturen festgestellten Paläo-Strömungsrichtungen deuten auf
beckenachsenparallelen Sedimenttransport aus östlicher bis südöstlicher Richtung
hin (RICHTER 1996). Der Kaisberg-Sandstein bleibt wegen seiner hohen
Verwitterungsbeständigkeit als Geländerücken erhalten (s.o.). Der Kaisberg-
Sandstein ist im Kartiergebiet in zahlreichen Steinbrüchen, wie z.B. im Steinbruch
Grandi am Attenberg (r 2602450 h 5699510) oder im Steinbruch Imberg (Abb. 9) am
21
Klusenberg (r 2602450/h 5699510) und an Felshängen wie am Aussichtspunkt
Teufelskanzel amWaldfriedhof (Aufschluß 4)(r 2600823 h 5697941) und hinter dem
Bahnhof Herdecke (r 2599633 h 5697687) (Abb. 10) zu beobachten.
Abb. 9: Kaisberg-Sandstein im Steinbruch Imberg am Klusenberg (Aufschluß 13) (r 2602450 h 5699500). In
Richtung Westen fotografiert
.
22
Abb. 10: Aufschluß hinter dem Bahnhof Herdecke (r 2599633 h 5697687) (Aufschluß 11) im unteren
Bereich des Bildes ist der Kaisberg-Sandstein zu sehen, darüber befindet sich die als cnS
bezeichnete Ton- und Siltsteinfolge.
3.3.1.4 Sengsbänksgen – Sandstein (SgS)
Etwa 30 m im Hangenden des Kaisberg-Sandsteins befindet sich der
Sengsbänksgen- Sandstein. Nach KRAFT (1992) gehört der Senksbänksgen-
Sandstein zu einem verflochtenem Flußsystem (braidet river). Dieser Sandstein
wurde früher als Sandstein im Liegenden von Flöz Sengsbank oder Oberer
Sandstein oder Königsborner Konglomerat bezeichnet (ROSENFELD 1967). Nach
KRAFT (1992) ist die Verbreitung des Sengsbänksgen-Sandsteins nicht flächenhaft,
doch DROZDZEWSKI (in: BRAUKMANN et al. 1993) zeigt, daß dieser Sandstein am
ganzen Südrand des Ruhr-Beckens auftritt. Der Sengsbänksgen-Sandstein ist ca. 6-
20 m mächtig (JANSEN 1980). Die Mächtigkeit des Senksbängsgen-Sandsteines liegt
im Kartiergebiet bei ca. 16-20 m . Er ist meist konglomeratführend und schneidet
sich in das Liegende ein. Das Liegende des Sengsbänksgen-Sandsteins wird daher als
sog. Sequenzgrenze im Sinne der Sequenzstratigraphie angesehen (SÜSS 1996).
Nördlich von Herdecke im Kleff (r 2600585 h 5698948 ) (Aufschluß 25) besteht
dieser Sandstein aus einer unteren Partie, die massig, quarzitisch, fest bis sehr hart
ist und einer oberen Partie, die große Schrägschichtungskörper enthält und häufig
23
konglomeratisch ist. Im übrigen Gebiet ist der Obere Sandstein fein- bis mittel-
körnig, grau, glimmerreich, regelmäßig dünnbankig bis plattig und hart.
Der Abstand dieses Sengsbänksgen-Sandsteins vom Kaisberg-Konglomerat beträgt
nach ROSENFELD (1960) im Kleff (Aufschluß 25) (r 2600585 h 5698948 ) etwa 35 m,
am Herdecker Bach (Aufschluß 20) etwa 33 m, auf dem Nacken 39 m.
3.3.1.5 Flöz Sengsbänksgen und Flöz Sengsbank
Unmittelbar am Top des Senksbänksgen Sandsteins befindet sich das Flöz
Sengsbänksgen. Etwa 15-20 m (JANSEN 1980) im Hangenden des Sengsbänksgen
Sandstein liegt das Flöz Sengsbank, welches das Ausbreiten einer stabilen Landschaft
anzeigt, die als Alluviale Ebene interpretiert wird (SÜSS 1996).
Die beiden Flöze sind entlang des Ausstriches der Sprockhövel-Formation
nachgewiesen. Die Mächtigkeit des Flöz Sengsbänksgen beträgt ca. 20 cm, die von
Flöz Sengsbank ca. 20-40 cm (JANSEN 1980). Flöz Sengsbank ist im Kartiergebiet
z.B. im Stollen Gotthilf (r 2600920 h 5697300) aufgeschlossen.
3.3.1.6 Bereich von Flöz Sengsbank bis Wasserbank-Sandstein
Die Schichtenfolge über dem Sengsbänksgen-Sandstein bis zum Gottessegen-
Sandstein ist im gesamten Kartiergebiet nicht aufgeschlossen. Auch aus dem
Bergbau ist sie nicht bekannt, da hier keine Flöze vorkommen (JANSEN 1980). Auf
Zeche Herbede (Bl. 4609) wird der Abstand von Flöz Sengsbank zum Flöz
Gottessegen mit 162 m angegeben (JANSEN 1980). Hier wird etwa 10 m im
Hangenden des bereits erwähnten Sandstein im Hangenden von Flöz Sengsbank
ein weiterer 8 m mächtiger Sandstein beschrieben, der mit einer Brandschieferfolge
von 5 cm beginnt (JANSEN 1980). Die weitere Schichtenfolge bis zum Sandstein im
Liegenden von Flöz Gottessegen besteht aus Ton- und Siltsteinen mit zwei marinen
Horizonten, dem Cremer- und dem Bickefelder Horizont (JANSEN 1980). Die
Schichten werden als Deltaschüttungen betrachtet (SÜSS 1996). Darüber folgt der
ca. 10-20 m mächtige Gottessegen-Sandstein (JANSEN 1980). Im Kartiergebiet ist
dieser Sandstein nur im Bereich nördlich des nördlichen Ausganges des Ender
Tunnels (Aufschluß 44) bis in Richtung der „Heller Straße“ (Aufschluß 26) ( r
24
2601458 h 5701593) zu beobachten. Doch da sich der Gottessegen Sandstein im
Gelände nicht eindeutig verfolgen läßt und auch nur schwer von dem Besserdich-
Sandstein zu unterscheiden ist wurde dieser Sandstein mit der Schichtenfolge im
Liegenden und derjenigen im Hangenden und dem Besserdich-Sandstein als cnS
zusammengefaßt. Etwa 184 m im Hangenden des Sengsbänksgen-Sandsteins
befindet sich das Flöz Gottessegen. Die Mächtigkeit des Flözes beträgt ca. 25 cm.
Im Kartiergebiet ist dieses Flöz nicht eindeutig nachgewiesen. Ungefähr 20 m im
Hangenden des Gottessegen-Sandsteins befindet sich der zwischen 16 und 26 m
mächtige Besserdich-Sandstein. Dieser mittelkörnige Sandstein ist häufig
schräggeschichtet (JANSEN 1980).
Im Steinbruch H.Rauen in Witten-Gedern (r 2494400 h 5699330) außerhalb des
Kartiergebietes wird dieser Sandstein von SÜSS (1996) als Sandstein mit typischen
Gezeitenbündeln (tidal bundles) beschrieben. Dieser Sandstein wird als strandnahe
Bildung eines Gezeiten-dominierten, aber offenen Meeres gedeutet (Süss 1996). Diese
Sandsteine sind im Kartiergebiet nur schlecht aufgeschlossen und lassen sich kaum im
Gelände verfolgen und sind daher auch zur Einheit cnS zusammengefaßt worden.
Etwa 4 m im Hangenden des Besserdich-Sandsteins folgt das Flöz Besserdich (JANSEN
1980). Dieses Flöz besteht aus zwei Bänken, einer ca.70 cm mächtigen Unterbank und
einer geringmächtigen Oberbank. Bei diesen Flözen handelt es sich vermutlich um ein
küstennahes Moor (SÜSS 1998).
Über dem Flöz folgen Tonsteine und sandige Siltsteine und auch das Flöz
Hinnebecke, das aus der Zeche Gottessegen (r 2601200 h 5701930) beschrieben
wird (JANSEN 1980). Nach dem Flöz Hinnebecke folgen wieder Ton und Siltsteine
mit eingeschalteten mittelkörnigen Sandsteinen bis zum Wasserbank-Sandstein.
Das Flöz Hinnebecke wird als Bildung der Unteren Deltaebene betrachtet (Süss
1998). Darüber folgt die obere Deltaebene (SÜSS 1998). Darüber folgt wieder eine
tonig-siltige Sequenz, die durch den erosiv einschneidenden Neuflöz-Sandstein
abgeschlossen wird. Das Flöz Neuflöz (Abb. 7) ist im gesamten Kartiergebiet nicht
aufgeschlossen und wurde auch nicht in das Normalprofil aufgenommen. Für die
Kartierung wurde die gesamte Schichtenfolge vom Sengsbänksgen-Sandstein bis
zum Wasserbanksandstein als cnS zusammengefaßt und eine Mächtigkeit von 255
m für die gesamte Abfolge angenommen.
25
3.3.1.7 Wasserbank-Sandstein (WbS)
Unter diesem Namen wurden die ca. 50 m mächtigen Sandsteine im Hangenden
von Flöz Neuflöz und die darüberliegenden Sandsteine der Wasserbank
Flözgruppe (Abb. 7) zusammengefaßt. Es sind meist grobkörnige-konglomeratische
Sandsteine die sich morphologisch im Gelände als kleine Bergrücken gut verfolgen
lassen. Sie kommen im nördlichen Bereich des Kartenblattes nördlich des Ender
Tunnels vor. Diese Sandsteine werden bis zum Flöz Neuflöz als braided river
interpretiert (SÜSS 1998).
3.3.1.8 Das Hangende des Wasserbank-Sandsteins
Über dem „eigentlichen“ Wasserbank-Sandstein folgt ein Wurzelboden und das
erste Flöz der Wasserbank Gruppe Flöz Wasserbank 1, welches früher Dreckbank
genannt wurde. Dieses spaltet sich in 2 Teile auf, die durch einen ca. 3 m mächtigen
Wurzelboden getrennt sind. Etwa 11 m im Hangenden von Flöz Wasserbank 1
folgt ein ca. 2 m mächtiger sandiger Wurzelboden und im Abstand von 3 m zwei
weitere geringmächtige Flöze, die als Flöz Wasserbank 2 und Wasserbank 3
bezeichnet werden. Etwa 5 m im Hangenden von Flöz Wasserbank 3 folgt der
marine Wasserbankhorizont. Die eben beschriebenen Schichtmächtigkeiten folgen
aus Beobachtungen von JANSEN 1980 im Steinbruch H.Rauen in Witten Gedern (r 2494400 h 5699330).Oberhalb des Flözes Wasserbank 1 bildet sich eine fluviatil
geprägte Alluvial-Ebene aus, in der sich das an der Basis gelegene Flöz
Wasserbank mehrfach in mehrere Teile aufspaltet und wieder zu einem schart
(SÜSS 1998). Teilweise folgen über dem Flöz Wasserbank noch einige Flöze, die
aber nicht überall ausgebildet sind wie z.B. das Flöz Nebenflöz. Zwischen Flöz
Wasserbank und Flöz Hauptflöz liegt eine Folge aus Ton- und sandigen Siltsteinen
teilweise mit coarsening-upward Charakter.
Das Flöz Hauptflöz ist ein zweigeteiltes Flöz, welches aus Flöz Nebenflöz, daß
früher als Hauptflöz 1 bezeichnet wurde, und aus Flöz Hauptflöz 2 besteht. Das
Flöz Nebenflöz ist im Kartiergebiet nicht ausgebildet. Das Flöz Hauptflöz 2 wurde
z.B. auf Zeche Gottessegen (r 2601200 h 5701930) abgebaut (JANSEN 1980). Es ist
ein ziemlich reines Flöz mit einer maximalen Mächtigkeit von ca.1 m bis 1,5 m.
26
Über dem Flöz folgen 20 m Ton- und Siltsteine, die nach oben sandiger werden. In
ihnen befinden sich Grabgänge von Planolites ophtalmoides JESSEN und
dazwischen Lagen von nichtmarinen Muscheln (JANSEN 1980). Im Hangenden
folgt der eigentliche marine Horizont mit Toneisensteinlagen. Darüber folgen
einige Sand und Siltsteine bis zum Flöz Schieferbänksgen und darüber folgt das
Flöz Schieferbank. Das Flöz Schieferbängsgen wird als trangressives Flöz
oberhalb der Hauptflöz Sequenz interpretiert (SÜSS1998). Oberhalb des Flözes
Schieferbank befindet sich das Flöz Sarnsbänksgen und das Flöz Sarnsbank , das
sich in 2 Flöze aufgliedert (Abb. 7). Über Flöz Sarnsbank zieht JANSEN (1980) die
Grenze zum Westfal. SÜSS (1998) sieht die Grenze zum Westfal im marinen
Sarnsbankhorizont mit dem ersten Auftreten von Gastrioceras subcrenatum. In den
beschriebenen Schichten befinden sich noch mehrere Horizonte die sich im
Rahmen der Kartierung aber nicht festlegen lassen. Für diese Kartierung wurden
die Schichten vom Wasserbank-Sandstein bis zum Westfal A als cnS
zusammengefaßt und eine Mächtigkeit von 150 m angenommen. Die Schichten des
Westfals wurden nicht auskartiert.
3.4 Quartär
Die Ablagerungen des Quartärs bedecken die älteren Schichten des Karbons
diskordant. Die quartären Lockergesteine bestehen meist aus Sanden, Schluffen und
Tonen. Im Kartiergebiet treten quartäre Bildungen aus dem Jungpleistozän
(Weichsel-Kaltzeit),Löß (Lö), im Holozän Ablagerungen (Rinnenfüllungen) (qh) in
den Nebentälern der Ruhr auf, und es kommt ein Niedermoor (Hn) vor.
27
3.4.1 Pleistozän (Weichsel-Kaltzeit)
3.4.1.1 Löß (Lö)
Der Löß wurde hauptsächlich im Hochglazial von starken Winden abgelagert, die
über fast vegetationslose, tiefgefrorene Flächen wehten und den feinkörnigen Anteil
vor allem aus den Ablagerungen der Grundmoräne, dem älteren Löß und aus den
Bach- und Flußablagerungen ausbliesen (Jansen 1980). Der gelbe, kalkhaltige Löß
(bis 20% CaC03) liegt heute an der Oberfläche nirgends im frischen Zustand vor. Er
ist vielmehr im Holozän zu kalkfreiem Lößlehm verwittert. Die Verwitterungstiefe
beträgt durchschnittlich 2,5—3,5 m (JANSEN 1980). Nach der
Kornzusammensetzung ist der Löß ein recht gut sortierter Grobschluff ( >50% im
Anteil von 0,02—0,063 mm) mit Anteilen von Mittelschluff und Ton (10—20%)
und wenig Feinsand und Feinschluff (JANSEN 1980).
Die Mächtigkeit des Löß beträgt nach JANSEN (1980) zwischen 2 und 5 m.
Sehr häufig ist dieser Löß auch durch periglaziale Solifluktion umgelagert worden .
Aufgetaute, breiige Schichten können auf dem Dauerfrostboden schon bei 2°
Hangneigung ins Fließen geraten und in Mulden und am Hangfuß als
Solifluktionsbildungen (Fließerden) abgelagert werden (JANSEN 1980). Der
umgelagerte Löß (Fließerde) wurde im Rahmen der Kartierung nicht von dem nicht
umgelagerten Löß unterschieden und die Mächtigkeiten wurden von JANSEN (1980)
übernommen, da der Löß nicht abgebohrt wurde.
3.4.2 Holozän
3.4.2.1 Ablagerungen in den Nebentälern der Ruhr (Rinnenfüllungen) (qh)
Die Ablagerungen der Nebentäler bestehen in den Lößgebieten fast
ausschließlich aus gelbbraunem bis braunem, tonigem, zum Teil schwach
feinsandigem Schluff (JANSEN 1980). Die petrographische Zusammensetzung des
Löß ist weitgehend erhalten geblieben; durch die Umlagerung im Wasser ist
häufig eine Kornsortierung und Entmischung eingetreten (JANSEN 1980), die
sich durch eine Schichtung zu erkennen gibt. Bei diesen geschichteten Lößen
handelt es sich um Schwemmlöß (JANSEN 1980).
Im Ardeygebirge sind die Talböden heterogener zusammengesetzt. Sie
bestehen aus gelbbraunem bis braunem tonigem, meist feinsandigem Schluff
28
(vorwiegend umgelagerter Löß), der aber häufig grusig und an der Basis
meist steinig ist. In den größeren Tälern, wie zum Beispiel im Tal des
Herdecker Baches, treten auch Sand- und Kiesablagerungen auf (JANSEN
1980).
Die Mächtigkeit der Ablagerungen in den Nebentälern hängt von der Breite
und dem Gefälle des Tales ab. Sie schwankt zwischen 1 und 4 m; in den
Bachkerben des Ardeygebirges liegt die Mächtigkeit unter 1 m (JANSEN 1980).
3.4.2.2 Niedermoor (Hn)
Im Kartiergebiet liegt im Bereich östlich von Ahlenberg ein Niedermoor (r2602190
h 5700350).
3.4.2.3 Anthropogene Aufschüttungen
Anthropogene Aufschüttungen sind im Kartiergebiet an 2 Stellen zu sehen, zum
einen an einem Sportplatz Nördlich des Kallenberges (r 259960 h 5699350) und
zum anderen am ehemaligen Steinbruch am Nacken am Westrand des
Kartiergebietes (r 25999090 h 5698410), der komplett zugeschüttet und daher nicht
mehr kartierbar ist.
29
4 Tektonik
Die ca. 2750—2850 m mächtige Schichtenfolge des Oberkarbons wurde in einem
sich stetig senkenden Sedimentationstrog, der sogenannten Subvariszischen
Saumsenke, abgelagert. Während des Westfals verlagerte sich die Achse des
Namur-Beckens zunehmend nach Nordwesten in Richtung auf das Vorland
(JANSEN 1980). Bereits während des Westfals B/C begann die Auffaltung und
Heraushebung der oberkarbonischen Schichten (JANSEN 1980). Sie erreichte ihren
Höhepunkt mit der asturischen Phase der variszischen Gebirgsbildung. Eine
wichtige Größe, die Auswirkungen der Orogenese zu beurteilen, ist die
querschlägige Einengung eines Gebirges. Als Einengung des Gebirges wird die
quer zum Gebirgsstreichen gemessene prozentuale Verkürzung der ursprünglich
flach lagernden Schichten verstanden, die durch Faltung und
Überschiebungstektonik bewirkt wird. Um diese Größe zu bestimmen, muß die
Länge einer bestimmten Schicht (z. B. eines Flözes) innerhalb eines Querschnittes
bestimmt und mit dem horizontalen Abstand der Endpunkte der betreffenden
Meßstrecke verglichen werden (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Für das westliche
Ruhrgebiet gibt es Einengungswerte, die von 5 - 7 % im Norden auf ca. 35 % im
Süden ansteigen, während für das östliche Ruhrgebiet die Angaben von 20 % im
Norden bis 50 % im Süden reichen (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Die Werte für
das gesamte Ruhrkarbon ergeben einen Gradienten der Zunahme der Einengung von
ca. 1 bis 2 % pro Kilometer von Nordwesten nach Südosten (DROZDZEWSKI &
WREDE 1994). Diese Einengung wird durch Faltungs- und Überschiebungstektonik
bewirkt, hinzu kommen Quer- und Diagonalstörungen. Eine Schieferung tritt nicht
auf (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). In vertikaler Richtung ist der Faltenbau stark
disharmonisch: Es lassen sich bei etwa gleicher Einengung in den einzelnen
Tiefenstufen insgesamt drei tektonische Stockwerke unterscheiden (DROZDZEWSKI
& WREDE 1994) (Abb. 11):
- Das oberste Stockwerk ist durch weitgespannte Trogmulden und schmale hohe
Hauptsättel gekennzeichnet. Spezialfalten und Überschiebungen treten hier nur
innerhalb der Hauptsättel auf (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
30
- Im zweiten Stockwerk sind innerhalb der Hauptmulden Spezialfalten und eine
intensive Überschiebungstektonik zu beobachten (DROZDZEWSKI &
WREDE 1994).
- Im dritten Stockwerk herrscht intensive Spezialfaltung mit geringeren Amplitu-
den vor, die Überschiebungstektonik verliert an Bedeutung. Aufgrund der
vermehrten Spezialfaltung lassen sich keine strukturellen Unterschiede mehr
zwischen Hauptsätteln und Hauptmulden erkennen (DROZDZEWSKI &
WREDE 1994).
Abb. 11: Die 3 tektonischen Stockwerke des Ruhrkarbons am Beispiel eines Schnittes durch das
mittlere Ruhrgebiet ( DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Generell ist zu beobachten, daß mit der Tiefe die Anzahl der Falten deutlich zu-
nimmt, die Amplituden und die Spannweiten der Falten aber abnehmen, so daß die
Gesamteinengung in vertikaler Richtung sich nicht wesentlich ändert
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Der Stockwerkbau im Ruhrgebiet ist
stratigraphisch nicht gebunden. Vielmehr können gleichalte Schichten in
verschiedenen Teilen des Ruhrgebietes ganz verschiedenen Stockwerken angehören
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Durch das allgemeine Schichteinfallen der
paläozoischen Gesteine in nördlicher Richtung werden im südlichen Teil des Fal-
tengürtels tiefere Stockwerke angeschnitten als weiter im Norden. Es läßt sich auch
strukturell eine Gliederung des Faltengürtels analog zum Stockwerkbau in drei
Zonen vornehmen:
• Im Süden des Ruhrkarbons, wo mit den Schichten des Namurs (Namur A und
B) sehr tiefe Stockwerke im heutigen Erosionsniveau liegen, ist ein ausgeprägter
Spezialfaltenbau vorhanden, in dem der Überschiebungstektonik keine große
Bedeutung zukommt (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
31
• Im mittleren Ruhrgebiet ist in den Schichten des Namur C bis Westfal B eine
deutliche Gliederung in Antiklinorien und Synklinorien vorhanden. Bedeutende
Überschiebungen treten hinzu (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
• Im nördlichen Ruhrgebiet und Münsterland überwiegen in den dort anstehenden
Schichten des Westfals C und D breite, flache Trogmulden und relativ schmale,
spitzgefaltete Antiklinorien, denen eine bedeutende Überschiebungstektonik fehlt
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994) .
4.1 Falten
Der Faltenbau des Ruhrkarbons wird von WSW-ENE streichenden Sätteln und
Mulden bestimmt, die sich zu großräumigen Antiklinorien und Synklinorien
anordnen. Eine Systematik der vertikalen Abfolge der Faltenformen im Ruhrkarbon
ist nicht zu erkennen :
Es sind sowohl Spitzfalten, die zum Faltenkern hin in Rundfalten übergehen,
vorhanden, als auch der umgekehrte Fall, und auch Kofferfalten sind vertreten
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die Mechanik der Faltung im Subvariszikum läßt sich als Biegegleitfaltung
beschreiben, bei der den Gleitvorgängen auf Schichtflächen eine entscheidende
Bedeutung zukommt. Die Verteilung der Schichtharnische im Gestein ist aber
insgesamt eher gering (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die Faltenhöhen (Abstand zwischen Sattel- und Muldenumbiegungen einer
einzelnen Schicht) betragen in der Regel hundert bis einige hundert Meter. Darüber
hinausgehende Faltenhöhen bis ca. 1 000 m sind recht selten, während noch höhere
Werte zu den Ausnahmen gehören (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die Faltenbreiten (Abstand der Achsenflächen von Sattel zu Sattel oder Mulde zu
Mulde) betragen in der Regel einige hundert Meter bis ca. 2000 m.
Die Vergenz der Faltenachsenflächen schwankt durchweg zwischen 0 und 23°,
wobei Werte unter 10° überwiegen. Liegende Falten sind im Kartiergebiet nicht
32
vorhanden. Die Richtung der Vergenz ist regional unterschiedlich. Südvergenz tritt
im Bereich Harkort-Sattel und nördliche Herzkämper-Mulde auf.
Eine leichte Nordvergenz liegt im Bereich der Kleff-Mulde und im Bereich
Nördlich der Kleff-Mulde an der Herdecker Überschiebung. Hier wurde eine
Änderung der Tektonik der amtlichen geologischen Karte vorgenommen, die später
noch beschrieben wird. Die Sattel- und Muldenlinien verlaufen als gebogene
Linien, die um wenige Grad um das Generalstreichen von 55—65° pendeln. Das
Einsinken der Sattel- und Muldenlinien beträgt im Blattgebiet überwiegend 0—5°
(JANSEN 1980), im gesamten Ruhrkarbon etwa 0-10°, lokal sogar über 20°
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Im Bereich des südlichen Eingangs des Ender
Tunnels westlich des Großholthäuser Sprunges (r2600890 h 5700830 – r 2600591 h 5700648) wird von JANSEN (1980) und ROSENFELD (1960) der Esborner Sattel
beschrieben, in dessen Süden sich die Eborner Überschiebung befindet. JUCH
(2000) sieht nach Untersuchungen vor allem westlich des Kartiergebietes den hier
vorhandenen Sattel als eigenständigen Sattel und nicht als den Esborner-Sattel an.
Die Identifizierung dieser Sattelstruktur als Esborner Sattel ist aufgrund der
eingeschränkten Aufschlußverhältnisse und der flächenmäßig geringen
Ausdehnung des Kartiergebietes nicht möglich. Daher bleibt dieser Sattel
unbenannt. Auch sieht JUCH (2000) die von JANSEN (1980) beschriebene Esborner
Überschiebung im Bereich des Kartiergebietes als nicht vorhanden an. Dieser
Auffassung wurde in dieser Kartierung gefolgt, läßt sich aber aufgrund der sehr
schlechten Aufschlußverhältnisse, besonders im Bereich der Vorhalle-Formation,
im Rahmen dieser Kartierung nicht klären. Desweiteren beschreibt JUCH (2000) das
plötzliche Auftreten von Kaisberg Sandstein nördlich des südlichen Eingangs des
Ender Tunnels westlich des Großholthäuser Sprunges (Koordinaten s.o.) und das
Auftreten einer nach Norden einfallenden Störung. Diese Sandsteine konnten im
Rahmen meiner Kartierung nicht gefunden werden und daher wurde hier das
Auftreten der Vorhalle-Formation angenommen. Eine Störung konnte hier westlich
des Großholthäuser Sprunges auch nicht gefunden werden, daher wurde hier ein
einfacher Koffersattel angenommen (Profil 3 und 4). Im Bereich östlich des
Großholthäuser Sprunges kommen enger gefaltete Strukturen mit mehreren
Störungen vor. Dies ist wahrscheinlich auf eine stärkere Einengung
zurückzuführen.
33
Eine etwas stärkere Abweichung vom generellen Streichen kommt bei der Kleff-
Mulde im Bereich vom Rehberg (r 2600140 h 5697920) mit 50° bis zum RWE
Pumpspeicherbecken (r 2600930 h 5698710) am Hengsteysee vor. Dort wird sie von
einer nordvergenten Überschiebung mit möglicherweise 100 m bankrechtem
Verwurf abgelöst (JUCH 2000). Nach Westen läßt sich die Kleff-Mulde mit der
Eulalia-Mulde in Verbindung bringen (JUCH 2000).
Einen starken Wechsel im Streichen gibt es am Voßkuhler Sattel, dessen
Streichwerte zwischen 45° und 80° variieren
Im Allgemeinen kommen im Kartiergebiet sowohl Spitzfalten als auch Rundfalten
und Kofferfalten sowie Übergangsformen vor. Ein besonders schönes Beispiel für
eine Kofferfalte ist der Harkort Sattel (Abb. 12 und Profil 2), der am Hengsteysee (r 2600950 h 5697510) aufgeschlossen ist. Das Streichen der spitzgefalteten
nördlichen Herzkämper-Mulde beträgt ca. 60°, während der Harkort-Sattel mit ca.
70° streicht (JUCH 2000).
Abb. 12: Spezialfalte im Kern des Hakort Sattels am Hengsteysee (r 2600950 h 5697510) in der
besonders spezialgefalteten Vorhalle-Formation.
34
4.2 Bruchtektonik
Der tektonische Bau des Ruhrkarbons wird neben dem Faltenbau auch von einer
starken Bruchtektonik bestimmt. Diese Bruchstrukturen haben in ihren
Streichrichtungen eine enge Beziehung zum Streichen des Faltenbaus
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Die Störungen des Ruhrkarbons lassen sich nach
Streichrichtungen in 3 Gruppen einteilen:
1. Überschiebungen, streichende Störungen mit einer Streichrichtung um 600 . Die
Streichrichtungen sind demnach parallel zu den Faltenachsen.
2. Abschiebungen (bzw. Sprünge) mit Streichen von 140°-150°.
3. Diagonalstörungen bzw. Diagonalstörungen mit:
a) überwiegend dextraler Bewegung mit einem Streichen von 95°-120° und
b) überwiegend sinistraler Bewegung mit einem Streichen von 170°-15° .
Flach gelagerte Schichten sind im Ruhrgebiet häufiger von Bruchstrukturen
durchzogen als in intensiv gefalteten Schichten. Daher tritt im Norden des
Ruhrgebietes, wo die Schichten flach gelagert sind, intensive Bruchtektonik auf,
während im stark gefalteten Süden nur kleinräumigere Sprünge auftreten. In
nördlicher Richtung ist mit einer Fortsetzung der intensiven Bruchtektonik zu
rechnen, während im Süden die Bruchstrukturen auslaufen (DROZDZEWSKI &
WREDE 1994). Entgegen früherer Annahmen, daß die Bruchtektonik prä- oder
synorogen ist, konnte von DROZDZEWSKI & WREDE 1994 eine postvariszische
Natur der heutigen Bruchtektonik nachgewiesen werden. Die frühesten
tektonischen Bewegungen setzten vor Beginn der Zechsteinablagerungen,
allerfrühestens mit Beginn des Westfal D ein (HEDEMANN & TEICHMÜLLER 1971;
DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Die spät- und postvariszische Bruchtektonik des Ruhrkarbons ist in Zusammenhang
mit dem Zerfall von Pangäa und der Öffnung des Nordatlantiks zu bringen. Die
Ausdehnung in West-Ostrichtung, die das Ruhrkarbon erfuhr, beträgt ca. 5%
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Durch mehrphasige Bewegungen erhöhter
tektonischer Aktivität der Rheinischen Masse kam es zu einer generellen
35
Schrägstellung der Karbonoberfläche um 5-7° nach Norden (DROZDZEWSKI &
WREDE 1994).
4.2.1 Überschiebungen
Im Ruhrkarbon entstanden zeitgleich mit der Faltung nordwest-vergente
Überschiebungen, welche alle Schichten bis in das tiefere Wetfal B betrafen
(RICHTER 1995). Bei dieser Kartierung wurde nicht zwischen Überschiebungen
(Einfallen < 45° ) und Aufschiebungen (Einfallen > 45° ) unterschieden. Es wurden
alle Elemente der bruchhaften Einengungstektonik als Überschiebung bezeichnet.
Die Überschiebungen des Ruhrkarbons streichen mehr oder weniger parallel zu den
Faltenachsen (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Einige Überschiebungen werden im
Streichen von Falten abgelöst und teilweise werden auch Falten von
Überschiebungen abgelöst, was den genetischen Zusammenhang von Störungen
und Falten zeigt (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Die meisten Überschiebungen
verlaufen im Streichen der Schichten (JANSEN 1980). Auch die Vergenz der
Überschiebungen steht im Zusammenhang mit dem Schichteinfallen. Bei flacher
Schichtlagerung überwiegen mit ca. 62 % nordvergente Überschiebungen, bei
steilerem Einfallen wächst der Anteil südvergenter Überschiebungen
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Bei einem Einfallen der Schichten von 50-60° ist
das Verhältnis von nord- und südvergenten Störungen in etwa ausgeglichen
(DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Im gesamten Ruhrgebiet beträgt das Verhältnis
von nord- und südvergenten Überschiebungen 60:40. Nach DROZDZEWSKI &
WREDE (1994) sind bei der Entwicklung der Überschiebungen zuerst nordvergente
Überschiebungen bei noch überwiegend flachem Einfallen entstanden. Bei
zunehmendem Einfallen kamen dann auch mehr südvergente Überschiebungen
hinzu (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Das Einfallen der Störungen im Kartiergebiet beträgt überwiegend zwischen 55-70°
Die wichtigsten Überschiebungen im Kartiergebiet liegen östlich des
Großholthäuser Sprunges. Hier sind besonders die Lamberger- und die Ostberger-
Überschiebung zu erwähnen. Diese Überschiebungen lassen sich nach Osten recht
gut verfolgen. Westlich des Großholthäuser Sprunges lassen sich die meisten
Störungen in der Vorhalle-Formation meist nicht weiter verfolgen und wurden
daher auch nach Westen weggelassen. Es ist auch fraglich, ob die oben schon
36
erwähnte zweigeteilte Sattelstruktur (r 2600863 h 5700659 und r 2600745 h5700924)
zum Esborner Satttel Sattel gehört (JUCH 2000). Begleitet werden diese beiden
Sättel nach Osten auch von 2 Überschiebungen, die sich nach Osten verfolgen
lassen, die aber westlich des Großholthäuser Sprunges nicht weiter verfolgt werden
können. Generell ist fraglich, ob die Überschiebungen östlich des Großholthäuser
Sprunges den Strukturen westlich und südwestlich von Herdecke entsprechen, nach
denen sie benannt sind. Nach JUCH (2000) ist auch die Herdecker Überschiebung
nicht von überregionaler Bedeutung. Eindeutig nachweisen läßt sich die Herdecker
Überschiebung am Herdecker Bach (r 2599741 h 5698730 - r 2599742 h 5698462 ).
Die Herdecker Überschiebung endet an einer Abschiebung ca. 1000 m westlich von
Herdecke (r 2599008 h 5698314) und läßt sich vermutlich mit 400 m Versatz
westlich des Kartiergebietes mit der Nordflanke des Esborner Sattels verbinden
(JUCH 2000). Im Osten läuft die Herdecker Überschiebung östlich des
Pumpspeicherbeckens (r 2601235 h 5699158) mit der bei der Beschreibung der
Kleff-Mulde schon erwähnten Überschiebung zusammen und endet dort vermutlich
(JUCH 2000). Östlich des Großholthäuser Sprunges läßt sich die Herdecker
Überschiebung nicht weiter verfolgen. Die einzige nach Norden einfallendende
Überschiebung im Kartiergebiet ist die Überschiebung von Gottessegen. Die
Schubweiten der Überschiebungen im Kartiergebiet betragen zwischen 30 m und
ca. 400 m (JANSEN 1980).
4.2.2 Abschiebungen (Sprünge)
Die Abschiebungen des Ruhrkarbons verlaufen meist senkrecht oder diagonal zum
Generalstreichen von 65° (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Die Streichwerte der
Abschiebungen schwanken im Ruhrkarbon zwischen 120°-130° und sind somit
herzynisch. Die meisten Abschiebungen des Ruhrgebietes haben starken
Querstörungscharakter, mit einem Versatz der Schichtenfolgen um mehrere
hundert Meter. Die horizontale Bewegungskomponente an den Abschiebungen des
Ruhrreviers beträgt im Durchschnitt ein Drittel bis die Hälfte der vertikalen
Bewegungskomponente (DROZDZEWSKI & WREDE 1994). Bei den größeren
Störungen handelt es sich meist um „zusammengesetzte“ Störungen, da die
Störungen den Kluft- und Störungszonen folgen. Das Störungsmuster des
Ruhrkarbons spiegelt in seinen Streichrichtungen das Kluftinventar wider. Die
Sprünge im Kartiergebiet fallen mit 600 bis 700 ein (JANSEN 1980).
37
Die wichtigsten Sprünge des Kartiergebietes sind der Rüdinghauser Sprung, der
Großholthäuser Sprung und der „unbenannte Sprung“, der ca. 600 m östlich des
Großholthäuser Sprunges fast parallel zu ihm östlich des Klusenberges (r 2602580 h
5699630) etwas östlich des Ahlenberges (r 2601914 h 5700494) weiter östlich des
Ossenbrinks (r 2601100 h 5701400) bis nördlich der A45 (r 2600762 h 5701969)
verläuft. Der Verlauf des Großholthäuser Sprunges läßt sich im Gelände
morphologisch recht gut beobachten. Westlich des Großholthäuser Sprunges,
besonders im Süden des Kartiergebietes am Hengsteysee ist das Gelände relativ
flach und meist mit Feldern und Wiesen bewirtschaftet, während das Gelände
östlich des Großholthäuser Sprunges bewaldet ist und sich durch steilere
Sandsteinrücken auszeichnet. Die horizontalen Schubweiten der im Kartiergebiet
vorkommenden Sprünge betragen zwischen 100-230 m und die seigere Sprunghöhe
beträgt beim Großholthäuser Sprung bis zu 550 m und bei den anderen Sprüngen
eher weniger (JANSEN 1980)
4.2.3 Blattverschiebung
Neben Querstörungen (Abschiebungen) treten weniger häufig auch
Diagonalstörungen im Ruhrkarbon auf. Diese sind meist Blattverschiebungen mit
mehr oder weniger horizontaler Komponente (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Eine eindeutige Trennung von Abschiebungen (Sprüngen) und Blattverschiebungen
ist kaum möglich, weil einerseits fast alle Blattverschiebungen auch vertikale
Bewegungskomponenten aufweisen und umgekehrt die meisten Sprünge auch
horizontale Komponenten aufweisen (DROZDZEWSKI & WREDE 1994).
Im Kartiergebiet wurden 3 Blattverschiebungen kartiert, eine am
Pumpspeicherbecken (r 2600930 h 5698710) (JUCH 2000) und zwei weitere im
Bereich Großholthäuser Mark (r 299450 h 5701890) . Die Blattverschiebungen in der
Großholthäuser Mark, wie auch die am Speicherbecken, konnten nicht im Gelände
entdeckt werden. Die Blattverschiebung am Speicherbecken ist aber aus Unterlagen
vom Bau des Speicherbeckens bekannt, und die beiden Blattverschiebungen in der
Nähe der Großholthäuser Mark sind aus dem Kohleabbau auf Zeche Gottessegen
bekannt (JANSEN 1980) . Die söhligen Schubweiten liegen unter 100m (JANSEN
1980; JUCH 2000)
38
5 Lagerstätten
Die Steinkohlen des Ruhrkarbons werden mindestens seit dem 14. Jahrhundert
bergmännisch abgebaut. Etwa 80% der gesamten Steinkohleförderung
Deutschlands wurden und werden nach dem 2.Weltkrieg im Ruhrkarbon gewonnen,
was ca. 2% der Weltförderung ausmacht (HENNIGSEN & KATZUNG 1998). Seit 1963
ist der Steinkohlebergbau im Kartiergebiet zum Erliegen gekommen (JANSEN
1980). Der Steinkohlenabbau im Kartiergebiet erfolgte nie wirklich wirtschaftlich
gewinnbringend (KLISCH 1989). Das Ruhrgebiet ist auch als bedeutende Erzprovinz
bekannt. Desweiteren wurden im Kartiergebiet auch Sandsteine für Haus und
Straßenbau abgebaut und in sehr geringem Maße auch Tonsteine, die zur
Ziegelproduktion genutzt wurden.
5.1 Steinkohle
Das flözführende Oberkarbon ist in einem „Steinkohlegürtel“ angeordnet, der sich
von England über Nordfrankreich, Belgien über die südlichen Niederlande in das
Gebiet von Aachen erstreckt und dann vom linken Niederrhein und dem Ruhrgebiet
sowie Ibbenbüren und Osnabrück über die Lausitz bis nach Oberschlesien zu
verfolgen ist (Abb. 13).
Abb. 13: Paläogeographie und Verbreitung des Oberkarbons Mitteleuropas
(aus: GRABERT 1998). 1 : Revier Aachen, 2: Ruhrgebiet, 3: Ibbenbühren
39
Die Kohleflöze des Ruhrkarbons haben sich in Äquatornähe (HESEMANN 1975)
unter tropisch-humidem, gewissermaßen jahreszeitlosem, ozeanischem Klima
(KUKUK 1921) großteils aus ertrinkenden Mooren gebildet (SCHÖNENBERG &
NEUGEBAUER 1997). Die Bildung von Kohlemooren ist empfindlich abhängig von
der Höhe des Grundwasserspiegels (SÜSS1996). In Zeiten des Stillstandes oder nur
langsamen Sinkens der Landoberfläche mit Anstieg des Grundwasserspiegels
(RICHTER 1995) bildeten sich Waldsumpfmoore, die große Schuttfächer
umsäumten. HESEMANN (1975) beschreibt eine stetige Senkung, die von der
Sedimentation und dem damit verbundenen Wachstum des Moores kompensiert
wurde (SÜSS 1996), sodaß die Landoberfläche ständig in der Nähe des
Meeresspiegels blieb. In und zwischen den Schuttfächern bildeten sich versumpfte
Niederungen mit offenen Wasserflächen, in denen nichtmarine Tiere zeitweise
leben konnten (HAHNE 1970). Fossilien wie Abdrücke von Insekten,
Teichbewohnern, Bodenwühler sowie Amphibien belegen ein reiches Tierleben
(HESEMANN 1975).
Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Kohle in sogenannten Pingen gewonnen, das
heißt, man baute die Flöze am Ausgehenden so tief ab, wie es die einfachen
Fördereinrichtungen und das sitzende Wasser erlaubten (JANSEN 1980).
Die Kohlen der Sprockhövel-Formation sind meist Magerkohlen mit ca. 10-14 %
flüchtigen Bestandteilen (JANSEN 1980), was ihr früher den Namen „Magerkohle-
Schichten“ gab. Die im Kartiergebiet ausstreichenden Flöze des Namur C
entstanden zu einer Zeit, als im heutigen Ruhrgebiet die Flözbildung gerade erst
einsetzte. Daher sind die Flöze meist dünn und häufig sehr unrein (JANSEN 1980).
Die Mächtigkeit der Flöze sind aus alten Grubenaufzeichnungen relativ gut bekannt
(JANSEN 1980). Das einzige Flöz im Kartiergebiet, das in größerem Maßstab
abgebaut wurde, ist Flöz Hauptflöz, das auf Zeche Gottessegen bis 1964 abgebaut
wurde (Abb. 16). Es wurde aber auch in kleinerem Stile an zahlreichen Stellen Flöz
Sengsbank abgebaut, wie z.B. in Steinkohlenlängenfeld Gotthilf (r 2600920 h 5697300) oder am Längenfeld Ölmühle am Attenberg (r 2599902 h 5698621)
(Abb. 14) und Geviertefeld Angst und Bange (Abb. 15) (r 2600110 h 5697930).
40
Abb. 14: Schurf und Abbau von Flöz Sengsbank im Längenfeld Ölmühle (r 2599902 h 5698621) (aus:
Klisch 1989).
Im Grubenfeld Gottessegen lagen auch noch mehrere kleinere Schürfstellen wie
z.B. Schürfstelle Ferdinand (r 2600630 h 5701540), an der Flöz Neuflöz abgebaut
wurde, und Frielinghaus (r 2600570 h 5701400), auf der Flöz Hauptflöz abgebaut
wurde.
41
Abb. 15: Geviertefeld Angst und Bange (r 2600110 h 5697930). Schurf und Abbau von Flöz Sengsbank (aus:
KLISCH 1989).
42
Abb. 16: Schurfstelle Jupp1 (r 2601200 h 5701930) gehörte zum Feld Gottessegen, die
Schachtanlage Gottessegen lag an der Hagener Straße (r 2601240 h 5702240 ) ca. 150 m weiter
nördlich (aus: KLISCH 1989).
5.2 Erze
Wenig bekannt ist das Ruhrgebiet als recht bedeutende Erzprovinz. Seit weit über
hundert Jahren werden im Ruhrgebiet auf speziellen Zechen Buntmetallerze mit
Blei, Zink und Kupfer abgebaut (GRABERT 1998). Über hundert Vorkommen einer
Buntmetallvererzung sind aus dem Ruhrgebiet bisher bekannt. Gangförmige
Vererzungszonen mit Blei- und Zink-Mineralen befinden sich auf Querstörungen,
vor allem aber an den Stellen, wo sich Querstörungen und Blattverschiebungen
kreuzen. Im westlichen und südlichen Ruhrgebiet ist die Vererzung jedoch so dicht,
daß man hier von einem hydrothermal durchtränkten und mineralisierten Stein-
43
kohlengebirge sprechen kann (GRABERT 1998). Im Kartiergebiet kommen vor allem so
genannte Kohleneisensteine vor. Kohleneisensteine sind Mischgesteine aus Siderit,
Kohle und pelitischem Detritus (JANSEN 1980). Sie treten zusammen mit
Kohlenflözen auf und ersetzen diese über größere Areale ganz oder teilweise. Sie
bildeten sich in Moorseen, in die bei starker Verwitterung bikarbonatische
eisenreiche Wässer gelangen. Die gleichzeitige Zersetzung pflanzlicher Reste aus
der umgebenden Moorvegetation schafft ein stark reduzierendes Milieu. In diesem
entsteht aus den eingespülten Verwitterungslösungen Siderit nach folgender Gleichung
(JANSEN 1980):
Fe(HCO3)2 = FeCO3 + H2O+ CO2
Es kann heute als gesichert angesehen werden, daß die Kohleneisensteine in
limnischem und nicht in marinem Milieu entstanden sind (JANSEN 1980).
Besonders reiche Kohleneisenstein-Vorkommen in oder anstelle von Kohle treten
im Kartiergebiet in Flözen des Namurs C auf. Besonders zu erwähnen ist die Zeche
Gottessegen (r 2601240 h 5702240), die lange Zeit einen umfangreichen Abbau von
Eisenerz neben der Kohlenförderung hatte .
5.3 Sandsteine
Abbauwürdig sind im Kartiergebiet besonders der Kaisberg-Sandstein und der
Wasserbank-Sandstein. Diese wurden und werden teilweise noch als
„Ruhrsandsteine“ abgebaut. Früher wurden die Sandsteine als Werkstein für
Klöster, Kirchen, Burgen und Patrizierhäuser des Ruhrbezirks benutzt (JANSEN
1980). Der Ruhrsandstein ist von psammitischem Detritus (Korngöße > 0,02 mm)
mit den Hauptgemengteilen Quarz und Feldspat. Auch Gesteinsbruchstücke können
hinzutreten. Nennenswerter Nebengemengteil ist der Hellglimmer Muskovit.
Außerdem können Tonmineralien und Karbonate (Calcit, Dolomit, Ankerit, Siderit)
in wechselnden Anteilen vorkommen. An akzessorisch auftretenden
Schwermineralen werden Turmalin, Apatit, Rutil, Magnetit und Zirkon genannt
Dillmann(2003). Der frische unverwitterte Ruhrsandstein zeigt graue bis
bläulichgraue Farbtöne. Durch die Verwitterung eisenhaltiger Karbonate wie
Siderit und Ankerit (Braunspat) entsteht das Eisenhydroxid Limonit, das dem
Gestein eine als warm empfundene gelbliche bis bräunliche Färbung verleiht. Diese
Form der Oxydationsverwitterung schreitet stets von außen, von den Bankflächen
und Klüften her, nach innen zum Kern eines Blockes vor.
44
Für die Druckfestigkeit senkrecht zur Schichtung (gegen das Lager) wird ein
Mittelwert von 106,9 N/mm² angegeben, während für die Druckfestigkeit parallel
zur Schichtung (mit dem Lager) ein Mittelwert von 80,4 N/mm² angegeben wird
(Dillmann 2003).Im Kartiergebiet sind nur 2 Steinbrüche noch in Betrieb, zum
einen der Steinbruch „Grandi“ am Attenberg (r 2602450 h 5699510) und zum
anderen der Steinbruch „Theodor Imberg“ am Klusenberg (r 2602450 h 5699500).
Im gesamten Kartiergebiet sind im Kaisberg-Sandstein zahlreiche stillgelegte
Steinbrüche vorhanden und auch im nördlichen Kartiergebiet sind einige
Abbauspuren von Wasserbank-Sandstein zu beobachten.
5.4 Tonstein
Im Kartiergebiet wurden auch in der Vorhalle-Formation Tonsteine abgebaut, die
gemahlen und zu Ziegeln verarbeitet wurden. Dieser Abbau spielte aber keine
größere wirtschaftliche Rolle.
45
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49
7 Anlage
7.1 Liste der Aufschlüsse und strukturellen Schichtlagerung
Beschreibung der Aufschlüsse
Aufschluß Nr. Koordinaten Schicht-
lagerung
Stratigraphie Aufschlußbeschreibung
1 r 2600680
h 5698350
263/5
230/23
190/10
KS Steinbruch westlich des
Waldfriedhofs
- aufgelassener Steinbruch
ca. 10 Profil, heute mit
Wasser vollgelaufen
- dickbankiger,
grobkörniger Sandstein
mit trogförmiger
Schrägschichtung
2 r 2602450
h 5699510
175/25 KS Steinbruch „Grandi“ am
Jollenstein an der
Abzweigung
Attenbergstraße
- grobkörniges
Sandsteinkonglomerat
teilweise sind auch
feinkörnigere Partien
vorhanden.
sowohl trogfömige als
auch planare
50
Schrägschichtung
3 r 2599741
h 5698730
180/25
GS Eisenbahnbrücke „Am
Jollenstein“ Abzweigung
am Herdecker Bach
- Aufschluß ca. 30m lang
und mit ca. 1,5 m–2,5 m
Profil an beiden Seiten der
Straße
- Sandbänke ca. 20 cm
mächtig mit
eingeschalteten Lagen aus
siltig - tonigem Material.
4 r 2600823
h 5697941
197/15
285/15
KS Ausichtspunkt
„Teufelskanzel“ am
Waldfriedhof
- leicht verwitterter, flach
einfallender, mittel-
grobkörniger Sandstein
dünnbankig
planare und trogförmige
Schrägschichtung
5 r 2599651
h 5697473
270/11
cnS östlich
der
Eisenbahnbrü
cke, KS
westlich der
Brücke.
Ladestraße
Bahnunterführung
- ca. 40 m langer westlich
der Eisenbahnbrücke
- ca. 2,5 m hoher Aufschluß
- dünne, grobkörnige, rötlich
verwitterte Sandsteinbänke
- schräggeschichtet
östlich der Brücke ähnliche
Sandsteine aber mehr
eingeschaltete Siltsteine
51
Das Einfallen ist westlich
und östlich der Brücke
ähnlich.
6 r 2601110
h 5698310
180/15
CnV Schiffswinkel kurz vor
Köpchenwerk (E-Werk am
Ufer des Hegsteysees)
Felswände aus plattigen
siltig, tonigen Gesteinen mit
eingelagerten
Dünnen Sandsteinbänken.
7 r 2600800
h 5697790
73/13
KS Aufschluß an der
Schutzhütte beim
Waldfriedhof
Steilwände, grobkörniger,
schräggeschichteter
Sandstein mit
konglomeratischen
Einschaltungen
8 r 2599570
h 5698740
162 /35 KS Aufschluß östlich des
Kallenbergs oberhalb der
Tankstelle
Aufschluß 4 m lang , 3 m
Profil
Wechselfolge von
dickbankigen, grobkörnigen
Sand und dünnlagigen Silt
bis Feinsand Lagen
die feinkörnigen Lagen sind
unter 1 dm mächtig
9 r 2599535
h 5698711
190/42
150/20
173/45
KS Kallenberg 10 m höher als
Auschluß 8
ca 3,5 m Profil
grauer, mittelkörniger
52
Sandstein, relativ mächtige
Bänke
teilweise mit feinkörnigeren
Einschaltungen
10 r 2599440
h 5698500
173/35 SgS Kallenberg (
Kohleabbaustelle östlich
der „Jungferneiche“)
- grob- bis mittelköniger
grauer Sandstein
- planare Schrägschichtung
11. r 2599627
h 5697687
170/3
KS und cnS Auf der Rückseite des
Herdecker Bahnhofs
-ca. 10 m Profil, etwa 50 m
aufgeschlossen
Profil von unten nach oben:
-ca. 3 m Feinsand
1,5 m siltige Partien
5,5 m grobkörniger
Sandstein nach oben
konglomeratischer
12 r 2602680
h 5699240
325/25
GS ? Im Osten des Hengsteysee
unterer Weg an der Grenze
zu Frank Hinz
Kartiergebiet nördlich und
ca. 150 m westlich der
Spitze von der Insel im
Hengsteysee
plattiger Siltstein
eingeschaltete
Feinsandlagen im dm
Bereich
13 r 2602450
h 5699500
348/10
im SE
215/5
KS Steinbruch „Theodor
Imberg“ am Klusenberg
- ca. 20 m Profil
53
E
285/10
- mächtige grob-
mittelkörnige
Sandsteinbänke, teilweise
mit Geröllen (Quarze,
Lydit)
- Schrägschichtungskörper
(Rinnenfüllung) (Siehe
auch Frank Hinz, Aufschluß
Nr. 1)
an der Nordwand des
Steinbruchs Sandsteine von
einem sapropelitischen Band
durchzogen
Driftstämme von Calamiten
und Sigillarien
14 r 2602411
h 5699336
363/3
KS an Waldweg südlich von
Steinbruch Imberg am
Klusenberg
feinkörniger Sandstein
untere Partien parallel
geschichtet
darüber
Schrägschichtungskörper
15 r 2602340
h 5699400
342/25
cnS Südwestlich des
Steinbruchs Imberg im
Wald
- Siltsteine, teilweise mit
eingeschalteten
Sandsteinbänken
(16) r 2599729
h 5701650
263/25 Wittener
Schichten
Nicht
Blickstraße nördlich
Abzweigung
Schalkensiepen an der
54
aukartiert Straße
plattiger,quarzreicher,feinkör
niger Sandstein
17 r 2600820
h 5697636
303/12
KS Etwas östlich von Haus
Seeblick am Felsen
- dickbankiger, grobkörniger
Sandstein, rötlich grau
gefärbt, schräggeschichtet,
stark verwittert
18 r 2600860
h 5697636
350/65 cnS ca. 40 m östlich von
Aufschluß 17 östlich von
Haus Seeblick
plattiger, feinkörniger
Sandstein,teiweise auch von
Siltbändern durchzogen
19 r 2600820
h 5698020
290/35
KS Am Waldfriedhof kleiner
Aufschluß südlich der
Strommasten auf kleinem
Trampelpfad östlich des
regulären Weges
- mächtige Felswände
- ca. 7 m Profil
- grobkörniger Sandstein
- mächtige Sandsteinbänke
- trogförmige
Schrägschichtung
20
r 2599730
h 5698670
165/35
cnS ca. 90m südlich von
Jollenstein östlich der
Straße am Herdecker Bach
ca. 3 m Profil
Wechselfolgen von fein-
mittelkörnigen Sandsteinen
55
und Siltlagen
21 r 2599737
h 5698564
325/85 cnS Gegenüber von
Abzweigung Ender
Talstraße am Herdecker
Bach östlich der
Eisenbahnschienen
- steileinfallende,
dünnplattige Tone und
geringmächtige feinkörnige
Sandsteine
22 r 2599750
h 5698550
148/60 cnS wenige Meter weiter
südlich
kleine Abbaustelle ca. 2 m
Profil
Welchselfolgen von
dickbankigen, fein-
mittelkönigen Sandsteinen
und siltig, tonigen Lagen
23 r 2599742
h 5698462
170/30
cnS ca. 100 m weiter südlich an
der Bahnstrecke
mächtige Sandsteinbänke
mittel-feinkörnig
leicht rötlicher Farbton
teilweise stark angewittert
24 r 2600531
h 5698936
162/25 SgS Ecke „Wittbräuker
Waldweg“ „Im Kleff“ altes
Abbauloch
plattiger Sandstein
feinkörnig
rötlich gefärbt
leicht angewittert
25 r 2600585
h 5698948
160/25
SgS Steinbruch „Im Kleff“
- ähnlich wie Aufschluß 24
56
- Sandsteinbänke jedoch
etwas mächtiger
26 r 2600026
h 5698348
280/30
KS Aufschluß im Norden von
Steinbruch „Grandi“
- ca. 15 m Profil
- grobkörniger Sandstein
- planare
Schrägschichtungskörper
in den oberen Partien
zunehmend
konglomeratischer
27 r 2601387
h 5701511
185/40
165/50
KS Hellerstraße Richtung
Ossenbrink
- grobkörniger Sandstein
- dickbankig
- grau-gelblich
28 r 2601458
h 5701593
322/45 CnS (Slgo) Gleiche Stelle westlich der
Heller Straße
- kleines Abbauloch
heller mittelkörniger
Sandstein
grob gebankt
29 r 2601270
h 5701650
163/23 CnS Westlich der Hellerstraße
ca. 60 m südlich der
Autobahn an kleinem Fluß
- ca. 2 m lang und 2 m
hoch
- plattiger Siltstein
gräulich
30 r 2601342
h 5701681
340/60
CnS An der Hellerstraße etwas
südlich der Autobahn
- kleines Abbauloch
57
dünnbankiger mittel-
feinkörnige Sandsteine
dazwischen mächtige lagen
von sandigen Siltsteinen
- Sandstein gehört
vermutlich zum Sandstein im
Liegenden von Flöz
Gottessegen,welches, da es
kaum eindeutig eingegrenzt
werden kann, als cnS kartiert
wurde
31 r 2600935
h 5700450
Geschätz
t
200/10
CnS Etwas nördlich des
südlichen Eingangs des
Ender Tunnels, südöstlich
eines kleinen Sees
- unterhalb eines
Baumstumpfes an einer
kleinen Quelle
feinplattige Sand- und
Siltsteinwechselfolge
32 r 2601040
h 5700535
142/10 Etwas nordöstlich am
Waldweg östlich des Sees
dickbankiger, grobkörniger
Sandstein
teilweise trogförmige
Schrägschichtung
33 r 2600262
h 5701088
202/90 CnS Nördlicher Teil des Ender
Tunnels nordwestlich der
Bahnstrecke
- dickbankiger Sandstein
58
trogförmige
Schrägschichtungskörper
grobkörnig
- Abbauspuren
34 r 2601090
h 5701570
14/75 Wbs Zwischen Hagener und
Hellerstr. Etwas östlich der
Hagenerstr. altes
Stollenloch
- Kohle an einem Stollenloch
- grobkörniger Sandstein in
einer Schurfrinne
35 r 2600920
h 5697300
163/85 Flöz
Sengsbank
Stollen Gotthilf
ca. 20 m langes Flöz
aufgeschlossen
- nach 20 m folgt Störung
36 r 2600240
h 5697940
- CnS zwischen Rehbergstraße
und am Pannenstil
- fein – mittelkörnige
Sandsteine und Siltsteine im
Wald
37 r 2602371
h 5699168
350/!5
355/17
CnV Aufschluß im Norden des
Hengsteysees (siehe
Aufschluß 10 Frank Hinz)
dunkelgraue bis graublaue
Siltsteine mit
geringmächtigen
Feinsandlagen
38 r 2602230
h 5701205
150/55 CnS Schurf in südlicher
Wegböschung eines
Hohlweges an der
59
Viermärker Eiche
Siltstein, sandig, hellgrau
dünne Sandsteinbank,
hellgrau-gelb, mittelkörnig
siehe auch (Aufschluß 101
Frank Hinz)
39 r 2602050
h 5700300
- KS Altes Steinbruchgelände
Sandsteine grobkörnig,
gelblich-grau z.T.
geröllführend
40 r 2602190
h 5700350
- QHm Niedermoor aus dem
Holozän
(Siehe Aufschluß 97 Frank
Hinz)
41 r 2602280
h 5700344
- KS Anstehendes an der
Wegböschung
grobkörniger Sandstein,
graugelb
(siehe Frank Hinz Aufschluß
98)
42 r 2602380
h 5700390
- KS Geländerücken mit
zahlreichen Lesesteinen
(Siehe auch Aufschluß 99
bei Frank Hinz)
43 r 2602190
h 5701290
- KS Bergrücken Abbauspuren
mit in der Nähe vom
Rombergholz
- Sandstein mit sehr
grobkörnigen Klasten >3mm
Quarz und Lyditgerölle
(Siehe auch Frank Hinz
Aufschluß Nr. 102)
44 r 2600364
h 5701161
170/87 CnS An der Eisenbahnstrecke
nördlich des Ender
60
Tunnels östlich der Gleise
alte Halde
plattige Siltsteine und Tone,
teilweise auch dünne
Sandsteinbänke
Siltsteine gräulich,
Sandsteine eher gelblich
45 r 2600379
h 5701201
2/75 cnS Nördlich des Ender
Tunnels östlich der
Bahngleise etwas nördlich
von Aufschluß 44
ähnlich wie Aufschluß 44
Wechsellagerung von tonig-
siltigen Gesteinen und
feinkörnigen dünnen
Sandsteinlagen
46 r 2600394
h 5701250
315/70 cnS Nördlich des Ender
Tunnels östlich der
Bahngleise etwas nördlich
von Aufschluß 45
kleine Abbaustelle
hier auch audch Wechsel
von tonig-siltigen und
Sandsteinlagen
47 r 2600346
h 5701318
330/70 cnS Nördlich des Ender
Tunnels westlich der
Bahngleise
alte Abbaustelle
auch hier gräuliche Siltsteine
mit Einschaltungen von fein
bis mittelkörnigen
61
Sandsteinen
48 r 2600389
h 5701414
342/80 cnS Etwas nördlich von
Aufschluß 47
wieder kleine Abbaustelle
aber ähnlich wie Aufschluß
47
49 r 2600237
h 5701234
357/90 WbS Am Weg am Fluß entlang
Schalkenbergsiepen
Richtung Ender Tunnel
- Großholthäuser Mark
Aufschluß in der Nähe von
einer kleinen Pinge
- gräuliche, glimmerreiche
Sandsteinbänke im dm
Bereich in Wechselfolge mit
Silten
Kein Aufschluß sondern
übernommene Meßwerte von
Jansen (1980).
50 r 2600990
h 5699930
152/25 cnV Bahneinschnitt südlich des
Ender Tunnels
Meßwerte in den Vorhaller
Schichten wurden aus
JANSEN (1980) übernommen,
da der Bahneinschnitt
heutzutage nicht mehr
begehbar ist und Meßwerte
in den Vorhaller Schichten
sehr selten sind
51 r 2600970
h 5699970
171/20
cnV s.o.
52 r 2600960
h 5700040
143/45 cnV s.o.
62
53 r 2600920
h 5700090
336/65 cnV s.o.
54 r 2600930
h 5700180
161/49 cnV s.o.
r 2600900
h 5700290
170/75 cnV s.o.
7.2 Geologische Karte zur geologischen Kartierung auf Blatt 4510
Witten im Osten von Herdecke, am Nordufer des Hengsteysees
(Südliches Ruhrkarbon) (Maßstab 1:10000). Alle Aufschlüsse
und Strukturen sind in der Karte enthalten.
7.3 Geologische Karte zur geologischen Kartierung auf Blatt 4510
Witten im Osten von Herdecke, am Nordufer des Hengsteysees
(Südliches Ruhrkarbon) (Maßstab 1:10000). Die Profile sind
nicht überhöht.
63
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