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1 1
Geld, Inflation und Währungsumstellung
Kapitel 9
2 2
3 3
Geld, Inflation und Währungsumstellung
• Subjektive Vorstellung und Bedeutung von Geld
• Geldwert: Inflation und Deflation • Währungsreform und
Währungsumstellung (Euro)
4 4
Tauschhandel • Ohne Geld: Naturalientausch, Barter-Geschäfte • Mit Geld: Erleichtert den Handel, weil es anerkannt,
substituierbar, teilbar, unverderblich, in der Herstellung billig und der Wert durch eine dritte Partei mit hoher Reputation garantiert ist. – Wesentlich für das Funktionieren der Wirtschaft
ist das Vertrauen in Geld. Zu Beginn der Entwicklung des Papiergeldes beruhte das Vertrauen in Geld darauf, dass es durch Gold gedeckt war; dies ist heute nicht mehr der Fall.
– Geld organisiert in der arbeitsteiligen Wirtschaft nahezu sämtliche Tauschvorgänge, dient als Recheneinheit und als Wertspeicherungsmittel.
5 5
Vertrauen = „Mechanismus zur Stabilisierung unsicherer Erwartungen
und zur Verringerung der damit einhergehenden Komplexität menschlichen Handelns und Entscheidens“ (Ripperger 2007, S.49)
• Vertrauen wird entweder als besonderes Gefühl, als das
Ergebnis von sozialen Interaktionsprozessen oder als Resultat eines rationalen Entscheidungsprozesses unter Risiko verstanden.
• Vertrauen ist die Basis von sozialem Kapital. Soziales Kapital entsteht durch die Bereitschaft der Mitglieder eines sozialen Netzes, miteinander zu kooperieren.
6 6
Vorteile einer Vertrauenskultur sind besonders groß, wenn… … Austauschprozesse zwischen Menschen und Gruppen
unsicher und komplex sind, sodass Kooperationsrisiken nur zu hohen Kosten verhandelbar sind.
… Fehlverhalten nur schwer feststellbar und nachweisbar ist.
… kein ausreichendes Rechtssystem zum Schutz und zur Durchsetzung von gesellschaftlichen Werten besteht.
… die Interaktionspartner voneinander anhängig sind und wiederholt Austauschprozesse stattfinden (Ripperger, 2007).
7 7
Rahmenbedingungen für Vertrauen: (Ripperger, 2007)
• Einrichtung eines geschlossenen sozialen Systems (indem die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft klar definiert und für die Mitglieder erkennbar ist): – Es muss ein Anreiz bestehen in dieser Gemeinschaft
Mitglied zu sein und der Verlust der Mitgliedschaft muss nachteilig erlebt werden.
– Um der Entwicklung von Vertrauen Raum zu geben, muss zumindest teilweise auf explizite vertragliche Regelungen verzichtet werden.
– Soziale Normen müssen entwickelt werden, die Vertrauen als Gut schützen.
– Die Vertrauenswürdigkeit der Partner muss sichtbar kommuniziert werden (Reputationsmechanismen).
8 8
Komplementärwährungssysteme • Werden häufig in Krisenzeiten eingeführt und
entsprechen der Etablierung eines sozial geschlossenen Systems.
• Eine Komplementärwährung ist nicht Ersatz, sondern Ergänzung zur offiziellen Währung.
• Silvio Gesells (1862-1939): Entwickler der Freiwirtschaftslehre: Krisen entstehen durch leistungsloses Einkommen (Zinsen) – die Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel muss eingeschränkt werden, um den Umlauf des Geldes zu sichern.
• Beispiel LETS (Local Exchange Trading System): Dienstleistungen können über eine online Plattform angeboten und gegen eine fiktive Währung getauscht werden.
9 9
• Beispiel Schwundgeldexperiment in Wörgl in Tirol (1932/33): In der Gemeinde wurde, neben dem langsam zirkulierenden amtlichen Geld, ein zweites Tauschmittel eingeführt. Ziel war die Beschleunigung des Geldumlaufs, daher wurde der Wert des neuen Geldes jedes Monat um 5.2% reduziert. Das Projekt war enorm erfolgreich, wurde aber 1933 von der österreichischen Nationalbank beendet.
• Tekona Programm (Japan): Für gemeinnützige Tätigkeiten werden Währungseinheiten auf einer Chipkarte gespeichert. Städtische Dienstleistungen (z. B. Müllabfuhr) oder Leistungen teilnehmender Unternehmen können dann mit der Chipkarte bezahlt werden.
• Weitere Beispiele: Ithaca-Hours, Tucson Token, Berkley BREAD, Bow Chinook Hours, Toronto Dollars
Vorteile der Komplementärwährung (Richey, 2007): Zunahme an Kooperation, Engagement und Vertrauen in der Gemeinschaft, gestärktes Zusammengehörigkeitsgefühl, Entwicklung von Reziprozitätsnormen und Stärkung des lokalen Patriotismus.
10 10
„Erfolgsfaktoren“ für die Einführung einer komplementären Währung (Gelleri, 2005)
• Entwicklung einer Betreibergesellschaft als Organisation und Auftritt in der Öffentlichkeit.
• Vereine und Gemeinden als treibende Kraft, die auch Investitionen tätigen müssen.
• Unternehmen müssen vom Neuumsatz und Imagegewinn überzeugt sein.
• Kunden müssen vom sozialen Zweck, von Informationen zu regionalen Unternehmen und der Qualität ihrer Produkte überzeugt sein.
• Um den Umlauf des Geldes sicherzustellen, muss eine niedrige Inflation eingeführt werden.
Nachteile von Komplementärwährungen: Amtliches Geld wird nur mehr als Kapitalanlage genützt, hohe Kosten und hoher organisatorischer Aufwand, eingeschränkte Angebotspalette und Akzeptanz aufgrund des höheren Informations- und Organisationsaufwandes, Abschottung einer Region,…
11 11
Subjektive Vorstellung und Bedeutung von Geld Geld ist ein polymorphes Konzept (nicht klar definiert): • Geldscheine und Münzen sind prototypisch für Geld, während
Kreditkarten, Schecks, fremde Währungen usw. mehr oder weniger nahe dem Kern des Definitionsfeldes von Geld angesiedelt sind (Snelders, Hussein, Lea, & Webley, 1992).
• Geldersatzmittel, wie Telefonwertkarten, Gutscheine etc. werden als untypisch für Geld beurteilt (Rumiati & Lotto, 1996).
• Elektronisches Geld (Bankomatkarten, Kreditkarten) hat einen hohen Abstraktionsgrad und wird eher abgelehnt, weil es die Kontrolle über das verfügbare Geld nur bedingt ermöglicht – jedoch ist zu erwarten, dass auch elektronisches Geld zunehmend bekannt und genutzt wird (Penz, Meier-Pesti, & Kirchler, 2004).
12 12
Funktionen des Geldes aus der Sicht der Psychologie: • Als Ausdruck der Kaufkraft des Einzelnen, symbolisiert
es auch dessen Erfolg, Macht und Unabhängigkeit. • In einer materialistischen Welt, ist Geld wesentlich für
die Identität einer Person – es gibt Sicherheit und drückt die Freiheit zu konsumieren aus. Das Selbst wird über das verfügbare Geld definiert.
Furnham (1984): • Geld als Ausdruck von Macht • Geld, um die Zuneigung von anderen zu gewinnen. • Geld bietet Sicherheit • Geld ist Lohn und Ausdruck von Leistung • Geld kann zu penibler Kontrolle, übertriebener
Sparsamkeit und Geiz treiben • Wer Geld hat, wird auch beneidet
13 13
Geld hat für verschiedene Menschen unterschiedliche Bedeutung: • Frauen meinen, sie würden mit Geld weniger überlegt und funktional
umgehen, und es weniger stark mit dem eigenen Selbst assoziieren als Männer. Geld ist für Frauen aber als besonderes Symbol im Vergleich mit anderen relevant. Für Männer ist Geld vor allem Ausdruck von Macht und Prestige.
• Auf der „Love of Money Scale“ (Tang, Tang, & Luna-Arocas, 2005) können 4 Geld Typen ermittelt werden: – negativ eingestellt (15,5%): Zufriedenheit mit Beruf gering;
Selbstwert gering – indifferent eingestellt (31,1%): Geld kann den eigenen Erfolg nicht
adäquat repräsentieren; versuchen durchschnittlich geringes Einkommen vernünftig zu managen und beschreiben sich als glücklich
– Geld bewundernd (30,2%): wollen viel Geld verdienen, gehen mit Geld aber sorglos um und sind mittelmäßig zufrieden
– Geld wertschätzend und positiv eingestellt (23,2%): sind bemüht viel zu verdienen und verwalten ihr Geld sorgsam; Zufriedenheit ist hoch
14 14
Wie wird die Bedeutung des Geldes erlernt? • Psychoanalytische Theorien • Entwicklungspsychologie • Austauschtheorien • Lerntheorien: Entsprechend der operanten
Konditionierung wird Geld zu einem generalisierten Sekundärverstärker. Wenn auf den neutralen Reiz (Geld) mehrmals in kurzen Zeitabständen ein primärer Verstärker (z.B. Essen) folgt, wird der neutrale Reiz zu einem Sekundärverstärker. – Schimpansen können lernen, sich mit Münzen
Trauben zu „kaufen“.
15 15
Geldwert: Inflation und Deflation • Geldwertänderungen wie Inflation oder Deflation führen häufig zu
Verunsicherung der Konsument/innen und können das Vertrauen in die Wirtschaft und das Geld erschüttern.
Inflation: Preise für Güter steigen • Beispiele: Inflation in der Weimarer Republik in den 1920er Jahren
betrug 30.000% pro Monat; Inflation in Simbabwe im Sommer 2007 betrug 7.000% und im Jänner 2008 100.000%.
Deflation: Preise für Güter sinken • In Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs gehen Konsument/innen
sparsam mit ihrem Einkommen um, dadurch sinkt die Nachfrage und damit der Preis von Dienstleistungen und Gütern, was wiederum zu verminderten Investitionen auf Seiten der Unternehmen führt.
• In der Europäischen Währungsunion soll die Europäische Zentralbank (EZB) durch die Korrektur der Leitzinsen oder die Senkung der Papiergeldmenge ein stabiles Preisniveau garantieren.
16 16
Subjektiver Wert des Geldes
Sättigungsgesetz der Ökonomie: Je mehr Geld eine Person besitzt desto geringer der subjektive Wertzuwachs jeder weiteren Menge an Geld. Experiment von Bruner und Goodman (1947): • Kinder aus finanziell wohlhabenden und ärmeren
Familien wurden gebeten, den Durchmesser von Geldmünzen zu schätzen.
• Kinder aus wohlhabenden Familien unterschätzten die Größe der Geldstücke, während Kinder aus ärmeren Verhältnissen zu Überschätzung neigten.
• Ärmeren Kindern erschienen die Münzen wertvoller und sie nahmen sie deshalb als größer wahr.
17 17
Der subjektive Wert des Geldes ist vom Ursprung abhängig:
• Belohnungen werden subjektiv höher bewertet, wenn sie internalen Ursachen (z.B. Leistung) zugeschrieben werden anstatt externen Ursachen wie Glück oder Zufall.
• Schwer verdientes Geld ist mehr wert als leicht verdientes Geld, z.B. waren in Public Good Spielen die Beiträge in der Bedingung „leicht verdientes Geld“ höher (Mühlbacher & Kirchler, 2009).
• Einschub Steuern: Entsprechend der Prospect Theorie hat hart verdientes Geld einen höheren Wert und wird deshalb weniger gern riskiert. Dementsprechend wird hart verdientes Geld eher ehrlich versteuert als leicht verdientes Geld (Kirchler, Mühlbacher, Hölzl, & Webley, 2009).
18 18
Spanien Australien
Neuseeland Italien
Frankreich
UK Österreich
Schweiz
Niedriger Aufwand
4.25
4.50
4.75
5.00
5.25
5.50
Ges
chät
zter
dur
chsc
hnitt
liche
r G
renz
wer
t
Hoher Aufwand
Steuerhinterziehungstendenz in verschiedenen Ländern unter Berücksichtigung der Bedingungen leicht oder schwer verdienten Einkommens (nach Muehlbacher, Kirchler, Hoelzl, Ashby, Berti, Job, Kemp, Peterlik, Roland-Lévy, & Waldherr, 2008)
19 19
Wertverfall in Inflationszeiten • In Zeiten hoher Inflation wird die wahre Größe von
Münzen signifikant unterschätzt und das Vertrauen in die Wirtschaft und Währung sinkt (Leiser & Izak, 1987).
• Trotz hoher Inflationsraten und Negativverzinsung stiegen die Sparquoten in Deutschland – die KonsumentInnen sind verunsichert und sparen für noch schlechtere Zeiten. In Frankreich und Italien hingegen investierten die KonsumentInnen in unmittelbaren Konsum aus Furcht, ihr Geld könnte „morgen nichts mehr wert sein“ (Stümpel & Kantona, 1983).
• In Zeiten hoher Inflation können KonsumentInnen den Preis von Lebensmitteln weniger gut angeben (Shamir, 1985).
20 20
Einschätzung von Teuerungen
• Vergangene Preisänderungen werden überschätzt – exponentiell wachsende Inflationsraten sind für KonsumentInnen schwierig einzuschätzen.
• Inflation wird von Laien mit höheren Preisen und höheren Lebenserhaltungskosten assoziiert, seltener werden Einkommen, Wirtschaft Arbeitslosigkeit oder Regierung genannt. Bezüglich der Entstehung und Konsequenzen der Inflation gibt es unterschiedliche Meinungen (Leiser & Drori, 2005).
21 21
Währungsreform und Währungsumstellung (EURO) Die Einführung des Euro am 1.1.1999 (Bargeld 1.1.2001) war eine einmalige Gelegenheit für die Wissenschaft. Forschungsprojekte beschäftigten sich mit:
22
Ziele
• Einstellungen zum Euro • Nationale Identität, ökonomischer
Status und Einstellungen zum Euro • Erwartungen zur Eurologistik • Adaptation an den Euro • Ökonomische Erwartungen und
Rückschau
23
Studien Einstellungen zum Euro
Nationale Identität, ökonomischer Status und Einstellungen zum Euro
Erwartungen zur Eurologistik und Adaptation an den Euro
Ökonomische Erwartungen und Rückschau
1. Studien in 15 EU-Ländern; Publikationen im Journal of Economic Psychology
2. Studien in Österreich; Publikationen im Journal of Economic Psychology und Journal of Socio Economics 3. Fokusgruppen; Repräsentativ-erhebungen in Österreich 1998; 06. 2001, 11. 2001, 2. + 21. 01. 2002, 12. 02. 2002 und 09. 2002; Projekte mit Fessel+GfK
4. Studie in Österreich (1998-1999) zur Buchwährung; Publikation im Journal of Applied Psychology; Studie (2001-2002) zur Bargeldumstellung
24
Einstellungen zum Euro
1997 wurden in allen 15 EU-Staaten Einstellungen zum Euro gemessen.
Involvement und Wissen
Lebenszufriedenheit
Nationale Identität
Angst vor Kontrollverlust
Fairness und Gerechtigkeit
Einstellung
zum Euro
25
3,77
3,47
3,42
3,37
3,33
3,29
3,15
3,03
3,71
3,66
2,98
2,77
2,74
2,64
2,55
Spanien
Frankreich
Portugal
Luxemburg
Griechenland
Österreich
Finnland
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Schweden
Großbritannien
Italien
Irland
Belgien
∅= 3,19
Einstellungen zum Euro
26
Nationalökonomischer Stolz; Zufriedenheit
Italie
n
Spa
nien
Fr
ankr
eich
27
Einstellungen zum Euro
• 1997 besonders südeuropäische Länder (Spanien, Italien, Portugal) und Irland euro-euphorisch; Großbritannien, Schweden, Deutschland und Dänemark waren gegen Euro eingestellt
• Zwischen 1997 und 2002 stetige Verbesserung der Einstellung zum Euro europaweit
• In Österreich eher abwartend-entspannt – Befürworter: wirtschaftliche und politische Vorteile – Gegner: ungerechte Aufteilung Kosten/Nutzen,
nationale Abhängigkeit, negative Gefühle
28 28
Einstellung zum Euro
Die Europäische Kommission erhebt regelmäßig die Einstellung der BürgerInnen zum Euro und zur EU. 1998 wurde in allen Ländern die Einstellung zum Euro besser 2000 fielen die Einstellungswerte wieder ab 2003 blieben die Einstellungswerte konstant 2004 waren die Einstellungswerte wieder fallend Jene EU-BürgerInnen, die der EU negativ gegenüber standen, hatten auch eine negative Einstellung zum Euro.
29 29
Eurobarometer 1997-2004: Zustimmung zum Euro (Europäische Kommission, 1997-2004)
30
Erwartungen zur Eurologistik und Adaptation an den Euro Projekte im Auftrag der OeNB 1. 1998; N = 1550 2. März-April 2001 Fokusgruppen 3. Repräsentativerhebungen (je N = 1000)
13.-19. Juni 2001 5.-12. November 2001 2. Jänner 2002 21. Jänner 2002 11. Februar 2002 September 2002
31
Gesamtergebnisse aus dem Fragebogen (80 Statements) (1) ÖsterreicherInnen werden 2002 … • …nicht vermehrt die elektronische Geldbörse
benutzen, • …nicht vermehrt Kreditkarten benutzen, • …nicht Schilinge bei der OeNB in Euro wechseln, • …nicht Bonbons, Zündhölzer usw. als
Wechselgeld nehmen, • …wohl aber österreichische Münzen als
Sammlerstücke behalten,
32
Gesamtergebnisse aus dem Fragebogen (80 Statements) (2) • …der Bank beim Umwechseln vertrauen, • …mit dem Taschenrechner die Umrechnung von
Schilling auf Euro kontrollieren ÖsterreicherInnen verlangen, dass … • …die Güter 1 Jahr vorher doppelt ausgepreist
werden, • …in Geschäften, an Tankstellen etc. nur noch
Euro zurückgegeben werden • …die Post nur noch Briefmarken in Euro druckt, • …aber überall noch mit Schilling und Euro
bezahlt werden kann
33
Gesamtergebnisse aus dem Fragebogen (80 Statements) (3) • Der Handel ist dafür verantwortlich, dass
genügend Wechselgeld (Euro) verfügbar ist und das Personal flexibel die Umrechnung handhaben kann.
• ÖsterreicherInnen verstehen, dass manche öffentliche Telefone Anfang 2002 nicht auf Euro umgerüstet sein werden, haben aber
• Angst, dass der Handel die Preise zu seinen Gunsten und nicht zugunsten der Konsumenten runden wird und,
• dass die Umstellung nicht reibungslos geschieht.
34
Gesamtergebnisse aus dem Fragebogen (80 Statements) (4) • Trotzdem wird die Umstellung gelassen
hingenommen, aber • Medien und Konsumenteninformation sollen
genau die Vorgänge bei der Umstellung kontrollieren und schonungslos Bericht erstatten.
• Die Versorgung der Banken und des Handels mit Euro muss von der OeNB sichergestellt werden. Bereits vor 1.1.2002 sollen genügend Scheine und Münzen an die Banken verteilt werden.
• Es wäre gut, einen Startkoffer (Umrechnungsstab., Fahrscheine, etc.) vor 1.1.2002 auszugeben, bzw. von den Banken Hilfsmittel zu erhalten;
• Die Banken sollen ab 1.1.2002 eigene Schalter zum Wechseln Schilling-Euro einrichten.
• Die rechtliche Lage muss von den 12 EU-Staaten einheitlich geregelt werden;
• Die Regierung soll die Aufgaben der Banken, Geschäfte etc. gesetzlich regeln.
• Gewöhnungszeit an Euro wird drei Monate dauern. 35
Gesamtergebnisse aus dem Fragebogen (80 Statements) (5)
36
Differentielle Befunde (1) Wesentlichste Differenzierungsvariablen sind • Euro-Befürwortung • Bildung und Einkommen. Personen mit hoher
Bildung, hohem Einkommen und positiven Einstellungen zu Euro, stimmen allen Statements, welche die Logistik erleichtern eher zu als andere. Auch die Gewöhnungszeit wird unterschiedlich eingeschätzt (Ablehner 5 ms; Neutrale/Indifferente 3 ms; Befürworter 2 ms).
37
Differentielle Befunde (2)
• Altersunterschiede sind geringfügig (Jüngere befürchten, Ältere hätten es schwer; Ältere teilen die Befürchtungen nicht) und Geschlechtsunterschiede vernachlässigbar.
38 38
Studie über die Umstellung vom österreichischen Schilling zum Euro (Kirchler & Meier, 1998) Ergebnisse von Fokusgruppen wurden genutzt, um Fragebögen zu konstruieren. Insgesamt wurden 80 Aussagen zur Umstellungslogistik, zur vermuteten Gewöhnungszeit an den Euro und zur Verantwortung von Personen und Institutionen einer repräsentativen Stichprobe von 1.550 Personen vorgelegt. Erwartung einer reibungslosen Währungsumstellung war gering. Die Einstellung zum Euro war die relevanteste Moderatorvariable in Hinblick auf die Vorstellungen zur Umstellungslogistik. Das Misstrauen aufgrund der neuen Währung im Geschäft hintergangen zu werden war groß. Befürchtungen wurden vor allem von Euro-Gegnern, Frauen und bildungs- und einkommensschwachen Schichten geäußert. Der „Euro-Startkoffer“ (ein Set von neuen Münzen und Scheinen) interessierte den Großteil der Befragten. Die EU, der Staat sollen über die Währungsumstellung und die Preisgestaltung wachen. Aber auch Medien- und Institutionen für Konsumenteninformation wurden zentrale Kontrollfunktionen zugeschrieben. Die Verantwortung für die Umstellung im eigenen Land wurde vor allem der Nationalbank zugeschrieben, danach den Kommerzbanken, dem Ministerium für Finanzen, der Regierung und zuletzt der EU.
39
Kooperationsnetz
Reisebüros
Banken Medien
OeNB
Europäische Union
Fremdenverkehrsbetriebe
Ö Regierung
BM für Finanzen
Arbeiterkammer Wirtschaftskammer
Wirtschaftsministerium
Taxiunternehmer Kleinhandel Handel
Betriebsräte
Konsumentenschutz
Konsumenten Automatenhersteller
Ö Parlament
Betriebe
Restaurant, Hotel,..
40
Projekt „Eurologistik“
Konsumenten
Konsumenten-schutz
BM für Finanzen
Österreichische Nationalbank
Medien
Europäische Kommission
Banken
Österreichische Regierung
Geforderter Informationsfluss
Verantwortung 4 Einsatzbereitschaft 4 Kompetenz 5 Informationsarbeit 3 Sicherheitsgarantie 2
Verantwortung 2 Einsatzbereitschaft 2 Kompetenz 2 Kosten 2 Sicherheitsgarantie 5
Verantwortung 23 Einsatzbereitschaft 23 Kompetenz 25 Kosten 18 Sicherheitsgarantie 27
Verantwortung 5 Einsatzbereitschaft 5 Kompetenz 4 Kosten 6 Sicherheitsgarantie 5
Verantwortung 1 Einsatzbereitschaft 1 Kompetenz 1 Kosten 1 Sicherheitsgarantie 1
Verantwortung 5 Einsatzbereitschaft 5 Kompetenz 4 Kosten 6 Sicherheitsgarantie 5
Verantwortung 3 Einsatzbereitschaft 3 Kompetenz 3 Kosten 4 Sicherheitsgarantie 3 Verantwortung 10
Einsatzbereitschaft 7 Kompetenz 10 Kosten 23 Sicherheitsgarantie 10
Konsumenten
Konsumenten-schutz
BM für Finanzen
Österreichische Nationalbank
Medien
Europäische Kommission
Banken
Österreichische Regierung
41
Projekt „Chip-Card“ Konzeptionelles Netzwerk der Gesamtstichprobe
Bankomatkarte Kreditkarte
Chipkarte
Bargeld
Scheck
Steuern
Staat
Schulden
Risiko
Familie
Freizeit Wünsche
Sparen Sicherheit
Arbeit
Ansehen
Vertrauen
Selbstwert
Verschwendung Kontrollverlust
Kontrolle
Konsum
Handel
Wirtschaft
Misstrauen 13 bis 25%
26 bis 50%
42 42
Soziale Vorstellungen und Einstellungen zum Euro Soziale Vorstellungen (Repräsentationen) repräsentieren die Gesamtheit des Wissens, der Mythen und Legenden über ein sozial relevantes „Objekt“ (Moscovici, 1981,1984). Im Rahmen der Euro Einführung bildete sich über soziale Austauschprozesse eine soziale Vorstellung über das neue „Phänomen“ Euro. Forschungsarbeiten in verschiedenen europäischen Ländern erfassten freie Assoziationen zur neuen und alten Währung und beobachteten die Veränderungen der sozialen Vorstellungen zum Euro und zur Landeswährung über die Zeit.
43
Soziale Vorstellungen über den Euro
Österreich: N = 534, repräsentative Stichprobe Assoziationen zu „EURO“ von dezidierten Euro-Gegnern, Gegnern, neutral eingestellten Personen, Befürwortern und dezidierten Befürwortern (N = 419) Assoziationen: 1900; Kategorisierung (Kappa = 0.66).
44 44
Studie über die sozialen Vorstellungen zum Euro in Österreich (Meier & Kirchler, 1998) Mittels Assoziationsgeflechtes wurden freie Assoziationen zum Stimuluswort „Euro“ gesammelt. Von den freien Assoziationen waren 51% positiv, 4% neutral und 45% negativ bewertet
Die Befürworter des Euro führen Vorteile im Handel, in der Mobilität, bei internationalen Preisvergleichen und die Währungsstabilität an. Die Gegner des Euro befürchteten einen staatlichen Autoritätsverlust, steigende Arbeitslosigkeit, unfaire Verteilung von Ressourcen, private finanzielle Verluste und Währungsturbulenzen.
45 45
Assoziative Kategorien
ƒ Dezidierte Euro-Gegner
(n = 69)
Moderate Euro-Gegner
(n = 59)
Neutral Eingestellte
(n = 82)
Moderate Euro-Befürworter (n =
123)
Dezidierte Euro-
Befürworter (n = 86)
χ2(dƒ = 4)
Positiv evaluierte Assoziationen auf individuellem Niveau:
11. Förderung des Tourismus 175
10 17 37 61 50 38.13**
12. Preis- und Einkommenstransparenz
93 1 9 14 35 34 37.85*
13. Positive Gefühle 62 3 6 9 26 18 14.42**
14. Stärkung der Europäischen Identität
28 0 0 5 12 8 8.04
15. Reduktion von Staatsschulden 10 1 1 1 3 4 2.76
Positiv evaluierte Assoziationen auf nationalem Niveau:
21. Wirtschaftsförderung 124
6 8 25 47 38 34.95**
22. Stimulation der nationalen Wirtschaft
72 3 8 6 32 23 26.41**
23. Politische Einigung Europas 43 1 4 10 14 14 10.48*
24. Währungsstabilität 38 2 1 7 12 16 16.66**
25. Europa als „Festung“ gegen Großmächte
38 2 1 8 13 14 12.88*
26. Stimulation des Arbeitsmarktes 13 0 0 5 5 3 7.00
Freie Assoziationen zum Stimuluswort „Euro“ in Österreich (Kirchler & Meier, 1998)
46 46
Assoziative Kategorien
ƒ Dezidierte Euro-
Gegner (n = 69)
Moderate Euro-Gegner (n = 59)
Neutral Eingestellte (n =
82)
Moderate Euro-Befürworter (n =
123)
Dezidierte Euro-
Befürworter (n = 86)
χ2(dƒ = 4)
Negativ evaluierte Assoziationen auf individuellem Niveau:
31. negative Gefühle 103 27 22 25 18 11 27.57**
32. Angst vor finanziellem Verlust 84 23 15 17 22 7 16.65**
33. Anpassungsprobleme 59 10 8 18 15 8 6.21
34. öffentliche Sparmaßnahmen 37 12 4 7 12 2 11.25*
35. Gefährdung der nationalen Identität
31 7 6 7 6 5 3.03
36. Informationsmangel 31 6 3 14 6 2 16.20**
Negativ evaluierte Assoziationen auf nationalem Niveau:
41. Währungsinstabilität 118 28 23 25 27 15 16.12**
42. Umrechnungsprobleme 63 8 7 18 21 9 5.98
43. Steigende Arbeitslosigkeit 51 14 9 5 12 11 8.31
44. Prozedurale und Verteilungsungerechtigkeit
43 16 7 11 7 2 22.24**
45. Abnahme nationaler Autonomie 40 16 12 7 4 1 35.57**
46. Wirtschaftliche Nachteile 22 8 4 4 3 3 8.37
47. Schlechter Zeitpunkt 15 4 2 4 4 0 4.86
51. Neutrale Angaben 59 3 3 12 28 13 17.11**
Freie Assoziationen zum Stimuluswort „Euro“ in Österreich (Kirchler & Meier, 1998)
47
Dezidierte Euro-Gegner
Euro-Gegner
Neutral eingestellte Personen
Euro-Befürworter
Dezidierte Euro-Befürworter
Währungsinstabilität Arbeitslosigkeit Negative Gefühle Finanzieller Verlust
Tourismus & Handel Negative Gefühle
Währungsinstabilität Negative Gefühle
Tourismus & Handel Zeitpunkt
Tourismus & Handel Positive Gefühle Geldtransparenz (R
ang
<2; H
äufig
keit
>25%
Kern- / Peripherie-Analyse
48
-1
0
1
-1 0 1 2
info-
timing- conversion-
economy-
instability- financial loss-
union-
unemployment-
financial transparency+
Dimension 1
disapproval-
budget+ economy+
approval+ stability+
descriptions union+
trade+ tourism+ bloc+
europe+
adaptation- injustice-
budget-
economy- union-
unemployment-
Dimension 2
austria-
budget+
descriptions
trade+
work+
Figure 1: Distribution of associative categories between strong euro opponents, opponents, neutrals, supporters and strong supporters
neutrals
strong opponents
strong supporters opponents
supporters
49 49
Zeitlicher Verlauf der Assoziationen zum „Euro“ (Kirchler & Meier, 1998) Die Analyse der Sequenzen von Assoziationen zeigt, dass in allen Gruppen zuerst sehr unterschiedliche positive und negative Aspekte genannt wurden. Je länger aber assoziiert wurde, umso eher wurden die anfangs extrem positiven bzw. negativen Assoziationen neutraler. Der „Euro“ löst spontan sehr gefühlsbetonte Assoziationen aus, die anschließend neutralen Gedanken weichen. Werden die sozialen Vorstellungen über Jahre hinweg beobachtet, zeigt sich, dass die zuerst sehr unterschiedlichen sozialen Vorstellungen von Befürwortern und Gegnern zum Euro über die Jahre hinweg immer ähnlicher werden (Meier-Pesti, Kirchler, & el Sehity 2003)
50
21
Dezitierte Gegner Moderate Gegner
Neutral Eingestellte Moderate Befürworter
Dezitierte Befürworter
26
47
44
45 32 31
35
34
46
43
41
42
51
25
36
33
15
23
14
13
22 12
11 24
2 1 0 -1 -2 -3
-2
-1
0
1
Dim
ensi
on 2
Dimension 1
Freie Assoziationen zum Stimuluswort „Euro“ von dezidierten und moderaten Gegnern beziehungsweise Befürwortern des Euro und von neutral eingestellten Österreichern über den Assoziationsprozess (Die Zahlen beziehen sich auf die assoziativen Kategorien; die Linien und Pfeile geben an, an welcher Stelle im Assoziationsfluss eine Assoziation genannt wurde; Meier & Kirchler, 1998)
50
51 51
Vergleich sozialer Vorstellungen zum Euro in 10 EU-Ländern (el Sehity, Kirchler, & Mühlbacher, 2003)
• Vor der Einführung des Euro als Bargeld unterschieden sich die sozialen Vorstellungen von Euro und Landeswährung. – Der Euro wurde mit der EU assoziiert, die Landeswährung mit
den jeweiligen Staaten und Zahlungsmitteln. – Zum Euro wurden wesentlich mehr Assoziationen produziert als
zu den Landeswährungen (für die im Gegensatz zum Euro bereits eine klare, homogene soziale Vorstellung existierte).
• Im Jahr 2002, nach der Einführung des Euro als Bargeld, wurden die unterschiedlichen Assoziationen zum Euro wesentlich geringer. – Die Assoziationen über den Euro und die Landeswährung
wurden einander ähnlicher und die Vorstellungen zum Euro homogener.
52 52
Hom
ogen
itäts
inde
x: N
atio
nalw
ähru
ngen
und
Eu
ro 2
001
und
2002
(el S
ehity
, Kirc
hler
, &
Müh
lbac
her,
2003
)
53
Nationale Identität, ökonomischer Status & Einstellungen zum Euro Je nach Land unterschiedlich viele Personen meinten in der EU-weiten Studie 1997, durch den Verlust der nationalen Währung ginge ein Symbol nationaler Identität verloren.
Studie in Österreich: Einstellungen zum Euro in Abhängigkeit von nationaler Identität und relativem Status des Landes.
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Nationale Identität & Status
N =1550; repräsentative Stichprobe; Erhebung 1998 Identität = Identifikation mit Österreich; Verbundenheit; Verbindlichkeit für Österreich etc. Relativer Status = Im Vergleich zu anderen EU-Staaten ist Österreich wirtschaftlich/politisch/... besser gestellt. Einstellungen zum Euro = 7 Items aus Müller-Peters et al. 1998; z. B. Die Einführung des Euro ist gut, vernünftig ...
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Nationale Identität & Status
5.00 4.50 4.00 3.50 3.00 2.50 2.00 1-50 1.00
Geringer Status Gleicher Status Höherer Status
Ein
stel
lung
zum
Eur
o
Hohe Identifikation Niedrige Identifikation
3.44 (1.75) a
2.47 /1.41) b
4.82 (1.40) c
4.60 1.50) c
4.90 (1.42) c
4.96 (1.73) c
56
Nationale Identität & Status Wird dem eigenen Land ein geringerer ökonomisch-politischer Status zugesprochen als den übrigen EU-Ländern, so lehnen vor allem Personen mit hoher nationaler Identität den Euro ab. Länder mit hohem wahrgenommenen Status werden als Gefährdung erlebt. Die Befunde lassen sich mit der Sozialen-Motivations-Theorie erklären und widersprechen dem Common-Ingroup Model.
57 57
Neues Geld und neue Preise: Der Wert des Euro • Probleme im Umgang mit Euro Münzen: 33% im Jahr 2002; 25% im
Jahr 2003 • Probleme im Umgang mit der neuen Wertskala: die Nominalbeträge
des Euro waren wesentlich höher als jene der Landeswährung (1 Euro = 13,76 Schilling) – Geldillusion: Der ökonomische Wert einer Geldeinheit wird über
die Geldeinheit, in der sie repräsentiert wird, beurteilt. • Niedrige Geldbeträge lassen niedrige Preise vermuten • Österreicher/innen erschienen Euro-Löhne und Euro-Preise
„zu klein“ (Meier-Pesti, 2002) • Niederländische Konsument/innen waren bereit für Waren
des täglichen Bedarfs mehr zu zahlen, wenn Euro-Preise angegeben waren (van Raaij & van Rijen, 2003)
• Für Güter des täglichen Bedarfs war die Euroillusion geringer als bei selten gekauften Gütern.
• Jene in guter Stimmung und niedriger Aktivierung unterlagen der Illusion öfter als andere.
58
Projekt „Eurowertverständnis“ • Acht Fokusgruppen, je zwei mit
• Hausfrauen, • AuslandsösterreicherInnen (mindestens ein halbes Jahr
außerhalb Österreichs gelebt) • Senioren (älter als 60 Jahre) • Jugendliche (jünger als 18 Jahre) • N=46, Durchführung März, April 2001
• Preisbewusstsein, Preisvergleiche, Strategien der Anpassung an fremde Währungen bei Auslandsaufenthalten wurden diskutiert
59 59
Neues Geld und neue Preise: Anpassungsstrategien • „Gefühl“ für neue Preise wird gelernt durch (Meier-Pesti & Kirchler,
2001): – Exaktes Umrechnen – Verzicht auf Umrechnen – Lernen einzelner Preise (Ankerpreise, mit denen andere Preise
verglichen werden) – Lernen einzelner Euro-Eckbeträge (z.B. 100 Schilling = 7 Euro)
• Genaues Umrechnen: ältere Personen, untere Einkommens- und Bildungsschichten, bei teuren Produkten, zu Beginn der Währungsumstellung
• Meist werden 2 oder 3 Strategien wechselweise angewandt • Unterschiedliche Strategien in unterschiedlichen Ländern:
Österreich, lernen durch täglichen Umgang; Portugal, neben Lernprozessen auch Anpassung der Währungsskalierung.
60 60
Neues Geld und neue Preise: Anpassungsstrategien • Von 2002 bis 2004 wurden die Schwierigkeiten im
Umgang mit dem Euro wesentlich geringer, nur jene mit negativer Einstellung zum Euro klagten weiterhin über Probleme.
• Erklärung: Rückschaufehler: Die Gegner, die Schwierigkeiten „immer schon prophezeit“ hatten, nahmen selektiv vor allem die Probleme war.
• In einer Studie (Hoelzl, Kirchler, & Rodler, 2002) zum Rückschaufehler konnte gezeigt werden, dass Befürworter wie auch Gegner ihre Prognosen einstellungskonsistent rekonstruierten, sodass das Weltbild der Befragten bestätigt und stabilisiert erschien.
61
Strategien der Anpassung
• Umrechnung auf bekannte Währung – Spannbreite in der Genauigkeit (exakt, Faustregeln,
ungefähr) – Genauigkeit hängt ab von subjektivem Kontrollbedürfnis
und Notwendigkeit (Einstellung gegenüber Fremdwährung, Preisniveau des Landes)
• Bildung von Ankerpreisen („Ölteppichmodell“)
• Verbindung der Skalen – von wichtigen Schillingbeträgen werden Eurobeträge
gelernt; zwischen diesen Markern erfolgt Schätzung
62
Hypothesen zum Umstellungsprozess
• Einfluss der Einstellung zum Euro auf die subjektive Leichtigkeit der Umstellung, auf die Frustrationstoleranz bei auftretenden Problemen und auf die Auswahl der Anpassungsstrategien.
• Anpassungsstrategien unterscheiden sich im Ausmaß der Auseinandersetzung mit dem Euro. – Umrechnen < Ölteppich-Modell und Skalenverbindung
• Personen, die exakt umrechnen, werden länger zur Anpassung an den Euro benötigen.
63
Juni 2001
Einstellungen zum Euro in Österreich 65 % sehen Euro positiv 31 % sehen Euro negativ
81 % meinen, mit dem Euro schnell zurecht zu kommen 79 % eher schnell 47 % eher oder sehr langsam
16 % meinen, mit dem Euro schnell zurecht zu kommen 19 % eher schnell 48 % eher oder sehr langsam
64
Juni - November 2001
Einstellungen zum Euro in Österreich Euro ist positiv 65 % - 64 % Euro ist negativ 31 % - 28 % Keine Angabe 4 % - 8 %
Der Großteil hat sich über die Währungsumstellung informiert und mit dem Euro generell befasst. Preisänderungen werden eher nicht erwartet (52 % meinen Preise werden steigen, 44 % gleich bleiben).
Der Großteil hat sich nicht mit dem Euro befasst, weil Informationen zu komplex sind, aufgrund von Desinteresse etc., erwartet aber, dass die Preise generell steigen werden (72 % erwarten Preissteigerungen; 25 % gleich bleibende Preise).
65
Juni - November 2001 => Januar, Februar 2002
Einstellungen zum Euro in Österreich
%
------------------------------------------------------------------------ .76| 4 "NIEDRIGE" LÖHNE | | 3 "NIEDRIGE" PREISE | | | | Pflichtschule(c) | | Pflichtschule(b) | .48| Euro- | | (21.1.02) Euro- | | (12.2.02) Matura(c) | | Lehre(b) | | Euro+ | .20| (21.1.02) | | Matura(b) | D | Euro+ | i | * Lehre(c) (12.2.02) | m | | e -.08| Universität(b) 1 KEINE | n | VERUNSICHERUNG PROBLEME | s | 2 | i | Pflichtschule(a) Universität(c) | o | | n -.36| | |Euro- Lehre(2) Euro+ | 2 |(2.1.02) (2.1.02) | | | | | -.64| 5 Matura(a) | | SEHR HOHER | | ZEITAUFWAND | | Universität(a) | | | -.92| | | | | | | | ------------------------------------------------------------------------ -1.01 -.84 -.67 -.50 -.34 -.17 .00 .17 .34 .50 .67 .84
Dimension 1
66
Einstellungen zum Euro, Bildung und Adaptations-probleme zu drei Messzeitpunkten (Korrespondenz-analyse mit zwei-dimensionaler Lösung; erklärte Varianz: Faktor 1 = 66 %; Faktor 2 = 30 %)
Korrespondenzanalyse mit Euro-Einstellungen und Bildung in den Spalten und Umrechnungsproblemen in den Zeilen (Mehrfachantworten)
67
Wie rechnen Sie in Euro? Güter täglichen
Bedarfs
51% (52%)
13% (14%)
57% (61%)
60% (58 %)
Teure Güter
18% (20%)
38% (40%)
18% (19%)
40% (43%)
Nie
39% (39%)
58% (55%)
37% (34%)
27% (25%)
Strategie 1: Keine Umrechnung
Strategie 2: Exakte Umrechnung
Strategie 3: „Ölteppich“
Strategie 4: „Skalenverbindung“
(In Klammer: Werte vom 21.1.2002)
68 68
Wie rechnen Sie in Euro?
Personen kommen gut mit der Umstellung zurecht;
finden die Umstellung einfacher oder exakt wie
erwartet; klagen nicht über Zeitaufwand
Personen kommen mit der Umstellung nicht zurecht;
klagen über Verunsicherung und
Zeitaufwand beim Einkauf
Personen kommen mit der Umstellung gut
zurecht
Strategie 1: Keine Umrechnung Strategie 2: Exakte Umrechnung Strategie 3: „Ölteppich“ Strategie 4: „Skalenverbindung“
Güter täglichen Bedarfs
51%
13%
57%
60%
Jüngere unter 20 Jahren; Personen
mit hoher Bildung; Personen mit positiver Einstellung zum Euro
Ältere über 50 Jahre; Personen mit niedriger Bildung und niedrigem Einkommen; Personen
mit negativer Einstellung zum Euro
Personen mit positiver Einstellung zum Euro
Personen mit positiver Einstellung zum Euro
69
Kombination von Umrechnungsstrategien Strategie 1: Keine Umrechnung Strategie 2: Exakte Umrechnung Strategie 3: „Ölteppich“ Strategie 4: „Skalenverbindung“
4%
6%
15%
9%
5%
1%
3%
6%
3%
8%
3 %
11%
5%
3% 14 %
1 Strategie 2 Strategien 3 Strategien 4 Strategien
------------------------------------------------------------------------ .74| Euro+ | | (2.1.02) | | SEHR HOHER | 5 ZEITAUFWAND | | .50| Euro- | | (2.1.02) | | | | | | Exakte Umrechnung(b) | .27| | | | D | | i | 1 KEINE PROBLEME | m |Euro+ Keine Umrechnung(c) | e .03|(12.2.02) | n |Euro+ Skala(b) * 2 VERUNSICHERUNG | s |(21.1.02) Ölteppich(b) | i | Ölteppich(c) Exakte Umrechnung(c) | o | Keine Umrechnung(b) | n -.21| | | Skala(c) | 2 | | | | | | -.45| Euro- | | "NIEDRIGE" PREISE 3 4 (12.2.02) Euro- | | "NIEDRIGE" LÖHNE (21.1.02) | | | | | -.68| | | | | | | | ------------------------------------------------------------------------ -.62 -.48 -.33 -.19 -.05 .09 .24 .38 .52 .66 .81 .95 Dimension 1
70
Einstellungen zum Euro, Rechen-strategien und Adaptations-probleme zu drei Messzeitpunkten (Korrespondenz-analyse mit zwei-dimensionaler Lösung; erklärte Varianz: Faktor 1 = 80 %; Faktor 2 = 14 %)
Korrespondenzanalyse mit Euro-Einstellungen und Rechenarten in den Spalten und Umrechnungsproblemen in den Zeilen (Mehrfachantworten)
71 71
Zusammenfassung
• Einstellungen zum Euro werden zu einem großen Teil von psychologischen Konstrukten erklärt.
• Ob der Euro befürwortet oder abgelehnt wird, wirkt sich auf den Umstellungsprozess aus.
• Umstellung bedeutet starken Eingriff in den Alltag; Eurowertverständnis bildet sich langsam.
• Je weniger wir an den Schilling denken und je mehr wir uns mit dem Euro auseinandersetzen, desto schneller und genauer geht die Anpassung.
72 72
Rückschau 1998, ein halbes Jahr vor Einführung des Euro als
Buchgeld, wurden 122 in Unternehmen tätige Personen danach gefragt, welche Veränderungen sie in der ersten Jahreshälfte nach Euro-Einführung erwarten (z. B. Steigen/Sinken von Spar- und Kreditzinsen, Arbeitslosenraten, Exporten und Importen, Preisen,...).
Im Sommer 1999 wurden die Befragten in der VG mit den realen Veränderungen konfrontiert; in der KG wurden keine Informationen über Veränderungen mitgeteilt. Anschließend wurden sie gefragt, welche Erwartungen sie 1998 hatten.
73
3
4
5
6
7
8
9
Euro-Euro+
1 = Steigen sehr unwahrscheinlich
10 = Steigen sehr wahrscheinlich 1 2 3 4 5 6 7
Euro-Einstellung
Positiv Negativ
74
Rückschau Hindsight bias nach Zeit, Gruppe und Auftrete von Entwicklungen Note. Values were standardized within each group using means and standard deviations from time 1
-1.50
-1.25
-1.00
-.75
-.50
-.25
.00
.25
.50
.75
1.00
1.25
1.50
Time 1 Time 2 Time 1 Time 2
Mea
n pr
obab
ility
ratin
gs
Developments occurred Developments did not occur No outcome information
Experimental Group Control Group
75
Rückschau Hindsight bias nach Zeit, Euro Einstellung und Positivität der Entwicklungen Note. Values were standardized within each group using means and standard deviations from time 1
.00
.25
.50
.75
1.00
1.25
1.50
Time 1 Time 2 Time 1 Time 2
Mea
n pr
obab
ility
ratin
gs
Positive Developments Negative Developments
Euro opponents Euro supporters
76
-.50
.00
.50
1.00
1.50
2.00
Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Sta
ndar
dize
d ex
pect
ed a
nd re
prod
uced
pro
babi
litie
s
Control Group Experimental group
Euro opponents
Euro supporters
Euro opponents
Euro supporters
Negative economic developments
Positive economic developments
77
-0.5
0
0.5
1
1.5
2
Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Time 1 Time 2 Sta
ndar
dize
d ex
pect
ed a
nd re
prod
uced
pro
babi
litie
s
Control Group Experimental group, low attribution Experimental group, high attribution
Euro opponents
Euro supporters
Euro opponents
Euro supporters
Negative economic developments
Positive economic developments
78
Rückschau
In der Rückschau hatten die Euro-Befürworter immer schon gewusst, dass
positive Veränderungen stattfinden würden.
Die Gegner hatten immer schon gewusst, dass sich vieles zum Schlechteren entwickeln wird.
79 79
Messung der Inflation Der subjektive Eindruck, mit dem Euro seien die Preise gestiegen, steht im Widerspruch zur objektiv festgestellten Inflation. Messung der Inflation (durch die Statistik Austria) anhand eines Warenkorbs welcher 770 Waren und Dienstleistungen enthält. Messung der gefühlten Inflation durch Meinungsumfragen Kritik: Resultierende Maße sind nicht interpretierbar (Brachinger, 2005). Brachinger (2005) entwickelte unter Berücksichtigung der Prospect Theorie eine Formel zur Bestimmung der wahrgenommenen Inflation (IWI). Berücksichtigt werden: • Ausgewählte Güter • Der amtliche Warenkorb • Kaufhäufigkeit von Gütern des Warenkorbes • Ein Verlustparameter: die Wahrnehmung von Teuerungen ist
intensiver und asymmetrisch zur Wahrnehmung von Verbilligungen (Verluste werden mit dem Faktor 1,5 bis 2 gewichtet).
Der IWI lag zur Zeit der Währungsumstellung weit über der amtlichen Inflationsrate und scheint die gefühlte Teuerung der Verbraucher/innen adäquat zu erfassen. Der amtliche Inflationsindex und der IWI können als gegenseitige Ergänzung betrachtet werden.
80 80
80 4.50
0.00 1/05 1/96
4.00
3.50
3.00
2.50
2.00
1.50
1.00
0.50
70
60
50
40
30
20
10
0
-10 1/95 1/97 1/98 1/99 1/00 1/01 1/02 1/03 1/04
– – CS-Balance —— HCPI
Harmonisierter Inflationsindex und Index wahrgenommener Inflation (aus Brachinger, 2005b, S. 1007; Jungermann, Brachinger, Belting, Grinberg, & Zacharias, 2007, S. 406)
81 81
Wahrnehmungsverzerrung „Teuro“ • Je höhere Preissteigerungen ursprünglich erwartet
wurden, desto stärker gestiegen wurden die Preise wahrgenommen (Greitemayer, et al., 2002). In Experimenten konnte auch gezeigt werden, dass die Erwartung von gleichbleibenden Preisen dazu führt, dass tatsächliche Preisänderungen nicht wahrgenommen werden.
• „Selektive Fehlerkorrektur“: Rechenfehler, die die eigenen Hypothesen stützen, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht entdeckt. Dieser Effekt ist auch von der Verfügbarkeit kognitiver Ressourcen abhängig. Bei mangelnder Konzentration auf das Umrechnen werden weniger Fehler, also auch weniger nicht erwartungskonforme Fehler, entdeckt, wodurch die Wahrnehmung einer generellen Teuerung unterdrückt wird (Traut-Mattausch, et al., 2007).
82 82
Wahrnehmungsverzerrung „Teuro“ • In vielen Ländern kam es zur Erwartung steigender
Lebenserhaltungskosten aufgrund der Euro Einführung. – 2003 nahmen 90% der Österreicher/innen Preissteigerungen
aufgrund des Euros wahr • Widerspruch zwischen Geldillusion und Wahrnehmung des „Teuro“:
Die Wahrnehmung der niedrigen Euro-Preise führt zu höheren Ausgaben; Löhne erscheinen niedriger; Differenz zwischen billigen und teuren Produkten erscheint geringer, was zu höheren Ausgaben führt. – Die ungewollten Mehrausgaben werden nicht den eigenen
Irrtümern, sondern dem „Teuro“ zugeschrieben. – Studie: Vergleich von Speisekarten und Löhnen in ATS und
Euro. Die Teilnehmer/innen mussten angeben wie hoch sie eine Preis/Lohnänderung wahrnehmen (Hofmann, Kamleitner, Kirchler, & Schulz-Hardt, 2006).
• Euro Preise wurden generell überschätzt, selbst dann, wenn sie tatsächlich um 15% unter den Schilling Preisen lagen.
• Bei den Löhnen war die Wahrnehmungsverzerrung nicht gegebenen.
• Die Teuerungswahrnehmung ist nur auf Ausgaben bezogen, nicht aber auf das Einkommen.
83 83
Prozess der selektiven Fehlerkorrektur (Traut-Mattausch, Greitmayer, Frey, & Schulz-Hardt, 2007)
84
-20%
-10%
0%
10%
20%
+15 % 0 % -15 %
Tatsächliche Änderung
Geschätzte Änderung
Pre
isve
ränd
erun
g
Tatsächliche Preisänderung
- 0.10% 21.90%
10.50%
Geschätzte Preisveränderung in Abhängigkeit von tatsächlichen Preisänderungen in Prozent in Deutschland (Traut-Mattausch et al.)
85
12.70%
5.37%
1.70%
-20%
-10%
0%
10%
20%
+15 % 0 % -15 %
Tatsächliche Änderung
Geschätzte Änderung
Pre
isve
ränd
erun
g
Tatsächliche Preisänderung
Geschätzte Preisveränderung in Abhängigkeit von tatsächlichen Preisänderungen in Prozent in Österreich (Kamleitner et al., 2003)
86
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