Ein:Blicke 28

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Magazin des sci:moers

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Auf gute Nachbarschaft!

Großes Fest zum 30.

gen wollen. „Das zeigt doch, dass das Konzept der Stadt aufgeht: Die Leute verlassen nicht den Stadtteil, um woanders zu feiern, sondern tun das hier“, freut sich Jandera, und fügt hinzu: „Vielleicht stellen dann die Bürger aus anderen Stadtteilen auch mal fest: Da ist es ja gar nicht so schlecht, in der Mattheck!“

Die Image-Probleme des Stadtteils haben ihre Wurzeln in hausgemach-ten Problemen, die zum Teil schon vor langer Zeit entstanden: Erst hatten hier die belgischen Besatzungskräfte ihre Kaserne, dann folgten jahrzehn-telange Fehlentwicklungen bei An-siedlung und Architektur. Seit etwa zehn Jahren nun engagieren sich Stadt und Land zusammen mit Sozia-lorganisationen um eine Aufwertung des Quartiers. Das Nachbarschafts-haus in der Annastraße, betrieben vom sci:moers, ist der jüngste Spross dieser Bemühungen. 1,2 Millionen Euro hat der Kubus gekostet, etwa die Hälfte davon hat das Land NRW gestemmt. Der laufende Betrieb wird mit über 100.000 Euro von der Stadt Moers finanziert. Dafür haben die Mattheck und das Josefsviertel („Majo“) jetzt einen Treffpunkt, der die überaus verschiedenen Bewohner

Am Anfang standen ein paar Freiwil-lige, die sich für ein besseres Zu-

sammenleben zwischen ausländischer und deutscher Bevölkerung in Meerbeck einsetzen wollten und sich besonders für arbeitslose Jugendliche engagierten. Dazu gründeten sie einen Zweig der weltweiten Friedens- und Freiwilli-genorganisation Service Civil International (sci) in Moers. Das war 1979 – also vor genau 30 Jahren. Inzwischen ist der Verein immens gewachsen, hat Töchter bekommen und sein Aufgabenspektrum erheblich erweitert. Seine Ursprünge hat er indes nicht vergessen: Nach wie vor geht es dem sci:moers darum, allen Menschen ungeachtet ihrer Herkunft ein sozi-al gerechtes Zusammenleben zu ermöglich. Am 27. November feiert der sci:moers diese Kontinuität und seinen Geburtstag mit einem großen Fest. Eine Sonderausgabe der sci:EinBlicke im Herbst wird über Einzelhei-ten aus der Geschichte und das Fest detailliert informieren.

Kennenlernen ist angesagt: Das Team des sci:Nachbarschaftshauses vernetzt

die überaus verschiedenen Bewohner von Mattheck und Josefsviertel

: Ei

nBl

icke

Ausgabe Nr. 28 Juli 2009

zusammenführt. „Ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder in der Ferne“, formulierte sci-Geschäftsfüh-rer Karl-Heinz Theußen bei der Eröff-nung des Hauses dessen Ansatz.

Wie die Annäherung konkret funkti-onieren kann, erklärt Frank Jandera am Beispiel: „Bei unserem Wellness-Kurs kannte die Kursleiterin die Teil-nehmerinnen persönlich – aber die kannten sich nicht untereinander. Das ist jetzt anders, und die Beziehungen setzen sich ins Private fort.“ Sehr gut angenommen wird das neue Haus schon von vielen älteren Menschen, um die sich Andrea Trawny vom Di-akonischen Werk speziell bemüht. Sozialwirt Frank Jandera spricht all-gemein von dem Ziel, „kleinräumli-che nachbarschaftliche Beziehungen zu organisieren“. Das macht er nicht allein, sondern im Team mit seinen Kollegen Marleen Gomez la Rosa und Ratip Yanardag. Während sich Marle-en Gomez la Rosa vor allem um die migrantische Bevölkerung kümmert (zum Beispiel Aufbau eines „Anleiter-pools“), organisiert Ratip Yanardag das Café und kümmert sich um alles, was in dem 361-Quadratmeter-Haus so anfällt. Yanardag hat 30 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet und

Focus

Frank Jandera malt mit den Hän-den eine exponentielle Kurve in

die Luft, wenn er zeigen will, wie sich das neue Nachbarschaftshaus seit seinem Start im April entwi-ckelt hat: „Unsere Angebote werden langsam, aber stetig besser ange-nommen“, berichtet der 44- jäh-rige Leiter der Einrichtung. Erste Erfolge ermuntern die Mitarbeiter:

zum Beispiel, dass die Schach- und Backgammon-Kurse für Zulauf sorgen, dass einige Matthecker zur Eröffnung des Stadtteilcafés selbstgebackene Kuchen mitbrin-

Frank Jandera.

ist mit organisatorischen Problem-chen kaum zu beeindrucken. Ob die Kapazitäten des Hauses ausreichen, wenn größere Gruppen die Internet-Arbeitsplätze nutzen wollen? „Da mache ich mir gar keine Sorgen“, sagt Yanardag, „die sollen ruhig in Scharen

kommen, wir finden dann schon eine Lösung!“

Kontakt: sci:nachbarschaftshaus, Tel. 02841-8870527, Annastr. 29a, Moers,nachbarschaftshaus@sci-moers.de.

ment verbessern wir zum Beispiel den Arbeitsschutz so, dass wir auch im Qualitätsmanagement bestehen können.“

Zum sci:moers gekommen ist der gebürtige Mülheimer über eine eh-renamtliche Aufgabe: Er war Platz-wart der Zeltplätze des sci und fand so Kontakt zu Frank Liebert, dem Fachbereichsleiter „Kinder und Ju-gendliche“ beim sci:moers. Das soziale Engagement und die Liebe zu Kindern hat Guido Bonewitz üb-rigens auch privat vereint: Zusam-men mit seiner Frau Elke hat er drei Pflegekinder zu sich genommen: drei Mädchen. In seinem Haus in Issum-Sevelen lebt er also in einem Viermädelhaus. Wenn man ihn nach ausgefallenen Hobbys fragt, dann sagt er: „Ich habe eigentlich nur ei-nes – und das ist meine Familie!“

Ich bin ein Weichei“, sagt Gui-do Bonewitz über sich selbst.

Nicht, dass man ihm das ansähe: Der Betriebsleiter des Zentrums für Gemeinwohlarbeit ist eher von großer, robuster Statur und ginge auch als Handwerker durch. Was er mit „Weichei“ meint, ist eher etwas anderes: „Man kann immer mit mir reden. Ich bin keiner, der mit dem Hammer dazwischenhaut“. Die Ell-bogengesellschaft sei eben nicht sein Ding, meint er. Aber der 44-Jährige weiß auch, dass Leistung nicht ohne klare Strukturen und festgelegte Aufträge machbar ist: „Wir müssen ja genauso wirtschaft-lich arbeiten wie die anderen am Markt.“ Und deshalb sei es durchaus

Dinge, die sie anfassen können, benennen Kinder später leichter.

notwendig, dass es manchmal „im Gebälk kracht, wenn ich merke, dass hier etwas schiefläuft.“

Bonewitz organisiert beim Zentrum für Gemeinwohlarbeit in Rheinkamp die Integrationsbetriebe, die früher „Zweckbetriebe“ genannt wurden, also die dort angesiedelten Abtei-lungen Garten- und Landschafts-bau, Metallbau, Routenwartung, die Schreinerei sowie Fassadenreini-gung und Oberflächenschutz (Exu-weg). Der gelernte Postler kümmert sich um die Arbeitsorganisation, um betriebswirtschaftliche Belange, um Auftragsgewinnung und Kundenbe-treuung, auch um die Fürsorge ge-genüber den Mitarbeitern: „Im Mo-

nannte DELFIN 4-Test einen zusätzli-chen Sprachförderbedarf gezeigt hat. DELFIN steht für: „Diagnostik, Eltern-arbeit und Förderung der Sprach-kompetenz in NRW“. Überprüft wird das Sprachniveau bei allen vierjähri-gen Kindern. Es ist dabei ganz gleich, ob ein Migrationshintergrund besteht

Ich sehe das Zahnbürste.“ Das ist, genau genommen, kein fehlerfrei-

er Satz. Trotzdem bestätigt Ange-la Stuhr dem Kind, das diesen Satz gesagt hat: „Ja, genau, das ist die Zahnbürste.“ Die 53-Jährige ist seit August 2008 für die individuelle Sprachförderung im sci:Kindergarten Moers zuständig. Sie weiß, dass Kinder beim Sprachenlernen nicht entmutigt werden dürfen und ver-bessert ihren Schützling deshalb auf elegante Art. „Jedes Kind soll sich akzeptiert, angenommen und wohl fühlen“, meint die Erzieherin, „in so einer Atmosphäre traut es sich viel leichter, sich verbal zu äußern.“

Die spezielle Sprachförderung ist ge-dacht für Kinder, bei denen der so ge-

Deutsche Sprache, schwere SpracheIm sci:Kindergarten erhalten Kinder mit Sprachrück-

ständen eine spezielle Förderung: je dinglicher und

spielerischer, desto besser.

Sie bereiten täglich Hunderte von Schul- und Kan-

tinenessen zu – und zwar lecker: die Küchenkräfte

des Integrationsbetriebs diversa. Ein Einblick.

Guido Bonewitz auf „seinem“ Betriebshof.

Spaß an der Arbeit: Oliver Völker und Oxana Vanzidler unter (Küchen-)Dampf.

Coq au vin, dazu Perlzwiebeln und Waldpilze, zum Nachtisch

Panna cotta: Wer heute in der Kan-tine des Kommunalen Rechenzent-rums Niederrhein (KRZN) in Kamp-Lintfort speist, kann sich an feinen französischen und italienischen Rezepten gütlich tun. Zubereitet werden die Rezepte vom Küchen-team der diversa, einer Tochter des sci:moers. Es handelt sich dabei um einen Integrationsbetrieb, das heißt: Hier kochen zum Teil Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, mit einer Schwerbehinderung oder Menschen mit Lernbehinderung oder solche, die auf dem Arbeits-markt sonst keine Chance haben.

Noch ist das Team, das fest in der Kantinenküche des KRZN auf

Essen mit sozialen Zutaten

Arbeitsförderung Portrait

Kinder

Aus weichem Holz geschnitztGuido Bonewitz leitet das Zentrum für Gemeinwohlarbeit

in Rheinkamp mit Übersicht und Kompromissbereitschaft

„Das könnte vielen Arbeitslosen helfen“

so weiter. Außerdem soll der Bahn-hof Rheinkamp auch wirklich wieder benutzt werden: als Startpunkt für Ausflüge zu anderen touristischen Orten.

Welche Rolle spielt der sci:moers bei diesem Vorhaben?Einerseits sind wir, zusammen mit der Stiftung Historischer Eisen-bahnpark Niederrhein, die Schritt-macher des Projekts. Andererseits restaurieren wir ja schon jetzt an

Zusammen mit der Stiftung Historischer Eisenbahnpark

Niederrhein setzt sich der sci:moers für einen großen

Eisenbahnerlebnispark in Rheinkamp ein. sci-Geschäftsführer

Karl-Heinz Theußen erklärt den Rahmen des Projekts.

unserem Standort in Rheinkamp in Gemeinwohlarbeit historische Wag-gons und Loks und könnten durch so ein großes Beschäftigungsprojekt viele weitere arbeitslose Menschen in Lohn und Brot bringen.

Rechnet sich denn so ein Erlebnis-park?Wir haben dazu eine Studie in Auf-trag gegeben, die zu dem Ergebnis kommt: Ja, das wird funktionieren. Allerdings braucht es eine Anschub-

Herr Theußen, Sie setzen sich dafür ein, dass in Moers-

Rheinkamp ein „Eisenbahnerleb-nispark“ entsteht. Wie muss man sich so etwas vorstellen?Ich habe ein Freilichtmuseum vor Augen, das Eisenbahngeschichte zum Anfassen zeigt. Aber nicht nur museal, indem man die alten Züge bestaunen lässt. Sondern auch mit populären Attraktionen wie einem Doku-Kino, einem Eisenbahnlausch-pfad, einem Schlafwagenhotel und

Nachgefragt

sci-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen bei der

Vorstellung des Projekts.

dem ehemaligen BenQ-Gelände in Kamp-Lintfort angesiedelt ist, sehr überschaubar: Neben Küchen-chef Oliver Völker arbeiten hier drei Voll- und zwei Teilzeitkräfte. Diese kleine Mannschaft versorgt aber 450-480 Schüler täglich mit einem Mittagessen, tischt in der KRZN-Kantine jeden Tag über 100 Essen auf und bestückt Konferenzräume hier und andernorts mit Getränken und Snacks. „Wir hätten sogar noch Potenzial, weitere Kunden zu belie-fern“, sagt Oliver Völker. Der 40-Jäh-rige ist seit Mai in seiner Funktion, hat einst Diätkoch gelernt und ist berechtigt, Fachkräfte auszubilden. „Es könnte sein, dass wir in Zukunft auch noch einen oder zwei Lehrlinge ausbilden“, sagt der Duisburger.

Völker legt Wert darauf, dass sein Küchenteam zwar anders zusam-mengestellt wird als die anderer Gastronomiebetriebe – die Ar-

beitsprofile der Mitarbeiter seien aber keineswegs beschnitten: „Bei uns erledigen alle alles.“ Zwei Din-ge allerdings hat hier nur Völker: die Verantwortung für seine Küche natürlich – und einen Führerschein. Wenn denn einmal, wie dies jüngst passierte, ein Schwung Nachtische für eine Schule nicht ausgefah-ren worden ist, muss sich der Koch schnell selbst ins Auto setzen und die Kinder beliefern. Immerhin er-weist es sich da als großer Vorteil, dass man BenQ einst in Lintfort eine Autobahnauffahrt vor die Tür gebaut hat.

finanzierung, um den Park überhaupt erst einmal auf die Beine zu stellen – be-ziehungsweise auf die Schiene zu setzen. Dabei hoffen wir auf Mittel aus einem Wettbewerb namens „Erleb-nis.NRW“, der touristische Ideen in Nordrhein-Westfalen fördert.

Wie weit sind denn die Planun-gen?Um unsere Chancen zu verbessern, haben wir uns Rückendeckung von den Kommunen geholt, die direkt oder indirekt betroffen sind. Alle Kreise, Städte und Gemeinden haben mittlerweile den „letter of intent“ unterschrieben, eine Erklärung, dass sie für dieses Projekt sind und uns unterstützen.

oder die Kinder aus anderen Gründen noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Ziel ist, dass alle Kinder, wenn sie in die Schu-le kommen, dem Unterricht problem-los folgen können und in ihrer Klasse akzeptiert werden.

Wird ein Förderbedarf festgestellt, bekommen die Kinder bis zur Ein-schulung Hilfe durch eine professi-onelle Kraft. Der kleine Kurs dauert also in der Regel zwei Jahre, in denen die Kinder in kleinen, festen Gruppen spielerisch ihr Deutsch verbessern,

jeden Tag ein halbes Stündchen. Zur Zeit hat Angela Stuhr fünf solcher Gruppen gebildet. Sie holt die klei-nen Teilnehmer in ihren jeweiligen Gruppen ab und geht mit ihnen in einen speziellen Förderraum, der für diese Zwecke eingerichtet ist. Hier lernen die Kinder direkt am Objekt: im Kaufmannsladen, im Handpup-pentheater, mit dem Arztkoffer so-wie unzähligen Klein- und Naturma-terialien. Natürlich gibt es auch viele Bücher, denn einmal in der Woche steht der Büchertag auf dem Pro-gramm. „Den Zugang über Bücher zur Sprache halte ich für sehr wich-tig, weil Bücher die natürliche Neu-gier wecken und das gemeinsame Lesen jede Menge Sprechanregun-gen bietet“, sagt Angela Stuhr. Die

Wann könnte der niederrheinische Eisenbahnerlebnispark schließlich fertig sein?Oh, das wird sicherlich in Entwick-lungsstufen geschehen. Am liebsten wäre mir, die Sache würde gesund und solide wachsen. Bis zur ersten Eröffnung werden aber in jedem Fall noch ein paar Jahre ins Land gehen. Jetzt setzen wir erst einmal alles daran, eine richtig gute Bewerbung für „Erlebnis.NRW“ auszuarbeiten.

Bücher, zum Teil zweisprachig, dür-fen die Kinder auch ausleihen und daheim mit ihren Eltern lesen.

Die Eltern sind durch die Förde-rung auch sonst keineswegs aus der Pflicht, ihren Kindern beim Spracherwerb zu helfen. Sie tun es schon, wenn sie ihre Kinder regel-mäßig in den Kindergarten bringen. Angela Stuhr: „Diese Unterstützung wünsche ich allen Kindern – und mir selbst.“ Eines sollten schließlich alle Beteiligten wissen: deutsche Sprache, schwere Sprache. Um sie zu meistern, müssen die Kinder über ziemlich hohe Hürden springen.

Die Handpuppe „Kim“ hilft dabei, das Lernen spielerischer zu machen.

ment verbessern wir zum Beispiel den Arbeitsschutz so, dass wir auch im Qualitätsmanagement bestehen können.“

Zum sci:moers gekommen ist der gebürtige Mülheimer über eine eh-renamtliche Aufgabe: Er war Platz-wart der Zeltplätze des sci und fand so Kontakt zu Frank Liebert, dem Fachbereichsleiter „Kinder und Ju-gendliche“ beim sci:moers. Das soziale Engagement und die Liebe zu Kindern hat Guido Bonewitz üb-rigens auch privat vereint: Zusam-men mit seiner Frau Elke hat er drei Pflegekinder zu sich genommen: drei Mädchen. In seinem Haus in Issum-Sevelen lebt er also in einem Viermädelhaus. Wenn man ihn nach ausgefallenen Hobbys fragt, dann sagt er: „Ich habe eigentlich nur ei-nes – und das ist meine Familie!“

Ich bin ein Weichei“, sagt Gui-do Bonewitz über sich selbst.

Nicht, dass man ihm das ansähe: Der Betriebsleiter des Zentrums für Gemeinwohlarbeit ist eher von großer, robuster Statur und ginge auch als Handwerker durch. Was er mit „Weichei“ meint, ist eher etwas anderes: „Man kann immer mit mir reden. Ich bin keiner, der mit dem Hammer dazwischenhaut“. Die Ell-bogengesellschaft sei eben nicht sein Ding, meint er. Aber der 44-Jährige weiß auch, dass Leistung nicht ohne klare Strukturen und festgelegte Aufträge machbar ist: „Wir müssen ja genauso wirtschaft-lich arbeiten wie die anderen am Markt.“ Und deshalb sei es durchaus

Dinge, die sie anfassen können, benennen Kinder später leichter.

notwendig, dass es manchmal „im Gebälk kracht, wenn ich merke, dass hier etwas schiefläuft.“

Bonewitz organisiert beim Zentrum für Gemeinwohlarbeit in Rheinkamp die Integrationsbetriebe, die früher „Zweckbetriebe“ genannt wurden, also die dort angesiedelten Abtei-lungen Garten- und Landschafts-bau, Metallbau, Routenwartung, die Schreinerei sowie Fassadenreini-gung und Oberflächenschutz (Exu-weg). Der gelernte Postler kümmert sich um die Arbeitsorganisation, um betriebswirtschaftliche Belange, um Auftragsgewinnung und Kundenbe-treuung, auch um die Fürsorge ge-genüber den Mitarbeitern: „Im Mo-

nannte DELFIN 4-Test einen zusätzli-chen Sprachförderbedarf gezeigt hat. DELFIN steht für: „Diagnostik, Eltern-arbeit und Förderung der Sprach-kompetenz in NRW“. Überprüft wird das Sprachniveau bei allen vierjähri-gen Kindern. Es ist dabei ganz gleich, ob ein Migrationshintergrund besteht

Ich sehe das Zahnbürste.“ Das ist, genau genommen, kein fehlerfrei-

er Satz. Trotzdem bestätigt Ange-la Stuhr dem Kind, das diesen Satz gesagt hat: „Ja, genau, das ist die Zahnbürste.“ Die 53-Jährige ist seit August 2008 für die individuelle Sprachförderung im sci:Kindergarten Moers zuständig. Sie weiß, dass Kinder beim Sprachenlernen nicht entmutigt werden dürfen und ver-bessert ihren Schützling deshalb auf elegante Art. „Jedes Kind soll sich akzeptiert, angenommen und wohl fühlen“, meint die Erzieherin, „in so einer Atmosphäre traut es sich viel leichter, sich verbal zu äußern.“

Die spezielle Sprachförderung ist ge-dacht für Kinder, bei denen der so ge-

Deutsche Sprache, schwere SpracheIm sci:Kindergarten erhalten Kinder mit Sprachrück-

ständen eine spezielle Förderung: je dinglicher und

spielerischer, desto besser.

Sie bereiten täglich Hunderte von Schul- und Kan-

tinenessen zu – und zwar lecker: die Küchenkräfte

des Integrationsbetriebs diversa. Ein Einblick.

Guido Bonewitz auf „seinem“ Betriebshof.

Spaß an der Arbeit: Oliver Völker und Oxana Vanzidler unter (Küchen-)Dampf.

Coq au vin, dazu Perlzwiebeln und Waldpilze, zum Nachtisch

Panna cotta: Wer heute in der Kan-tine des Kommunalen Rechenzent-rums Niederrhein (KRZN) in Kamp-Lintfort speist, kann sich an feinen französischen und italienischen Rezepten gütlich tun. Zubereitet werden die Rezepte vom Küchen-team der diversa, einer Tochter des sci:moers. Es handelt sich dabei um einen Integrationsbetrieb, das heißt: Hier kochen zum Teil Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, mit einer Schwerbehinderung oder Menschen mit Lernbehinderung oder solche, die auf dem Arbeits-markt sonst keine Chance haben.

Noch ist das Team, das fest in der Kantinenküche des KRZN auf

Essen mit sozialen Zutaten

Arbeitsförderung Portrait

Kinder

Aus weichem Holz geschnitztGuido Bonewitz leitet das Zentrum für Gemeinwohlarbeit

in Rheinkamp mit Übersicht und Kompromissbereitschaft

„Das könnte vielen Arbeitslosen helfen“

so weiter. Außerdem soll der Bahn-hof Rheinkamp auch wirklich wieder benutzt werden: als Startpunkt für Ausflüge zu anderen touristischen Orten.

Welche Rolle spielt der sci:moers bei diesem Vorhaben?Einerseits sind wir, zusammen mit der Stiftung Historischer Eisen-bahnpark Niederrhein, die Schritt-macher des Projekts. Andererseits restaurieren wir ja schon jetzt an

Zusammen mit der Stiftung Historischer Eisenbahnpark

Niederrhein setzt sich der sci:moers für einen großen

Eisenbahnerlebnispark in Rheinkamp ein. sci-Geschäftsführer

Karl-Heinz Theußen erklärt den Rahmen des Projekts.

unserem Standort in Rheinkamp in Gemeinwohlarbeit historische Wag-gons und Loks und könnten durch so ein großes Beschäftigungsprojekt viele weitere arbeitslose Menschen in Lohn und Brot bringen.

Rechnet sich denn so ein Erlebnis-park?Wir haben dazu eine Studie in Auf-trag gegeben, die zu dem Ergebnis kommt: Ja, das wird funktionieren. Allerdings braucht es eine Anschub-

Herr Theußen, Sie setzen sich dafür ein, dass in Moers-

Rheinkamp ein „Eisenbahnerleb-nispark“ entsteht. Wie muss man sich so etwas vorstellen?Ich habe ein Freilichtmuseum vor Augen, das Eisenbahngeschichte zum Anfassen zeigt. Aber nicht nur museal, indem man die alten Züge bestaunen lässt. Sondern auch mit populären Attraktionen wie einem Doku-Kino, einem Eisenbahnlausch-pfad, einem Schlafwagenhotel und

Nachgefragt

sci-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen bei der

Vorstellung des Projekts.

dem ehemaligen BenQ-Gelände in Kamp-Lintfort angesiedelt ist, sehr überschaubar: Neben Küchen-chef Oliver Völker arbeiten hier drei Voll- und zwei Teilzeitkräfte. Diese kleine Mannschaft versorgt aber 450-480 Schüler täglich mit einem Mittagessen, tischt in der KRZN-Kantine jeden Tag über 100 Essen auf und bestückt Konferenzräume hier und andernorts mit Getränken und Snacks. „Wir hätten sogar noch Potenzial, weitere Kunden zu belie-fern“, sagt Oliver Völker. Der 40-Jäh-rige ist seit Mai in seiner Funktion, hat einst Diätkoch gelernt und ist berechtigt, Fachkräfte auszubilden. „Es könnte sein, dass wir in Zukunft auch noch einen oder zwei Lehrlinge ausbilden“, sagt der Duisburger.

Völker legt Wert darauf, dass sein Küchenteam zwar anders zusam-mengestellt wird als die anderer Gastronomiebetriebe – die Ar-

beitsprofile der Mitarbeiter seien aber keineswegs beschnitten: „Bei uns erledigen alle alles.“ Zwei Din-ge allerdings hat hier nur Völker: die Verantwortung für seine Küche natürlich – und einen Führerschein. Wenn denn einmal, wie dies jüngst passierte, ein Schwung Nachtische für eine Schule nicht ausgefah-ren worden ist, muss sich der Koch schnell selbst ins Auto setzen und die Kinder beliefern. Immerhin er-weist es sich da als großer Vorteil, dass man BenQ einst in Lintfort eine Autobahnauffahrt vor die Tür gebaut hat.

finanzierung, um den Park überhaupt erst einmal auf die Beine zu stellen – be-ziehungsweise auf die Schiene zu setzen. Dabei hoffen wir auf Mittel aus einem Wettbewerb namens „Erleb-nis.NRW“, der touristische Ideen in Nordrhein-Westfalen fördert.

Wie weit sind denn die Planun-gen?Um unsere Chancen zu verbessern, haben wir uns Rückendeckung von den Kommunen geholt, die direkt oder indirekt betroffen sind. Alle Kreise, Städte und Gemeinden haben mittlerweile den „letter of intent“ unterschrieben, eine Erklärung, dass sie für dieses Projekt sind und uns unterstützen.

oder die Kinder aus anderen Gründen noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Ziel ist, dass alle Kinder, wenn sie in die Schu-le kommen, dem Unterricht problem-los folgen können und in ihrer Klasse akzeptiert werden.

Wird ein Förderbedarf festgestellt, bekommen die Kinder bis zur Ein-schulung Hilfe durch eine professi-onelle Kraft. Der kleine Kurs dauert also in der Regel zwei Jahre, in denen die Kinder in kleinen, festen Gruppen spielerisch ihr Deutsch verbessern,

jeden Tag ein halbes Stündchen. Zur Zeit hat Angela Stuhr fünf solcher Gruppen gebildet. Sie holt die klei-nen Teilnehmer in ihren jeweiligen Gruppen ab und geht mit ihnen in einen speziellen Förderraum, der für diese Zwecke eingerichtet ist. Hier lernen die Kinder direkt am Objekt: im Kaufmannsladen, im Handpup-pentheater, mit dem Arztkoffer so-wie unzähligen Klein- und Naturma-terialien. Natürlich gibt es auch viele Bücher, denn einmal in der Woche steht der Büchertag auf dem Pro-gramm. „Den Zugang über Bücher zur Sprache halte ich für sehr wich-tig, weil Bücher die natürliche Neu-gier wecken und das gemeinsame Lesen jede Menge Sprechanregun-gen bietet“, sagt Angela Stuhr. Die

Wann könnte der niederrheinische Eisenbahnerlebnispark schließlich fertig sein?Oh, das wird sicherlich in Entwick-lungsstufen geschehen. Am liebsten wäre mir, die Sache würde gesund und solide wachsen. Bis zur ersten Eröffnung werden aber in jedem Fall noch ein paar Jahre ins Land gehen. Jetzt setzen wir erst einmal alles daran, eine richtig gute Bewerbung für „Erlebnis.NRW“ auszuarbeiten.

Bücher, zum Teil zweisprachig, dür-fen die Kinder auch ausleihen und daheim mit ihren Eltern lesen.

Die Eltern sind durch die Förde-rung auch sonst keineswegs aus der Pflicht, ihren Kindern beim Spracherwerb zu helfen. Sie tun es schon, wenn sie ihre Kinder regel-mäßig in den Kindergarten bringen. Angela Stuhr: „Diese Unterstützung wünsche ich allen Kindern – und mir selbst.“ Eines sollten schließlich alle Beteiligten wissen: deutsche Sprache, schwere Sprache. Um sie zu meistern, müssen die Kinder über ziemlich hohe Hürden springen.

Die Handpuppe „Kim“ hilft dabei, das Lernen spielerischer zu machen.

Kurz & Knapp

Der Jugendtreff „MaJoCa“ (für Mattheck-Josefsviertel-Café) hat einen neuen Standort: Leipziger Straße 3-5 heißt jetzt die ange-sagte Adresse für Jugendliche zwischen 14 und 21. „Die Jugend-lichen haben lang darauf gewar-tet, aus dem viel zu engen Laden-lokal am Dresdener Ring in ein neues, helles und freundliches Haus zu ziehen“, kommentierte MaJoCa-Leiterin Irina Deibert den Umzug. Sie ist Ansprechpartnerin für alle großen und kleinen Nöte ihrer Gäste. Sie sorgt im Jugend-treff aber auch dafür, dass den Jugendlichen attraktive und sinn-volle Freizeitangebote gemacht werden. Unter anderem kann man

MaJoCa jetzt in der Leipziger StraßeWerkstattjahr: Großes Lob vom Minister

Seit über drei Jahren schon bietet der sci:moers Berufs-schülern ohne Ausbildungs-platz eine neue Option an: das „Werkstattjahr“. Ins Leben ge-rufen wurde dieses Instrument 2005 von Landesarbeitsminis-ter Karl-Josef Laumann. Vor kurzem nun kam der Minister nach Moers in die Barbaraschule, um sich beim sci und auch bei den örtlichen Betrieben zu bedanken, die mitmachen. Die Erfolgsquo-te beim Werkstattjahr des sci liege mit 80 Prozent noch höher als die auf Landesebene, stellte Laumann fest, und lobte beson-ders die Leiterin der Maßnahme,

Herausgeber: sci:moers gGmbH Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit Kirschenallee 35, 47443 Moers Telefon 02841/9578-0 Telefax 02841/957878 eMail: info@sci-moers.de

V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)

Redaktion: Blattwerkstatt

Fotos:Peter Oelker, Holger Schmitz, Blattwerkstatt

Gestaltung und Produktion: Agentur Berns Steinstraße 3, 47441 Moers www.agenturberns.de

Wer ist der Service Civil International? Der Service Civil International wurde 1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole gegründet. Ceresole lehnte jeglichen mi-litärischen Dienst ab. Stattdessen wollte er durch freiwillige Arbeit an gemein- nützigen Projekten den Frieden unter-stützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun in Frankreich, fand der erste Einsatz von Freiwilligen aus Deutschland, Frank-reich und der Schweiz statt. Sie halfen mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Heute ist der sci in 25 Ländern weltweit als Friedensbewegung organisiert. Seine Aufgaben sind viel-fältig, sie reichen von der Förderung von Verständnis und Solidarität zwischen den Menschen bis zu gemeinnützigen Projek-ten und Arbeiten im Natur und Umwelt-schutz. Oberstes Gebot ist die Integration von sozial benachteiligten Gruppen.

Impressum

Aktuelle Projekte

Wie früher die Müller am Moersbach

Die Aumühle hatte ihren Platz in Moers schon, als Galileo Galilei

1609 seine Fallgesetze begründe-te. Shakespeare hatte gerade seine Sonette geschrieben, in Europa er-

schienen die ersten regelmäßigen Zeitun-gen. 400 Jahre ist das her. Aber die Aumüh-le, die muss damals, wie Überlieferungen zeigen, schon am Moersbach geklap-pert haben. Sie gehört deshalb sicher zu den ältesten Bauwerken

Die Restaurierung der 400 Jahre alten

Aumühle im Freizeitpark macht Fortschritte.

Bald sollen Kinder hier miterleben, wie aus

Korn Mehl und dann Brot wird.

der Stadt. Überliefert ist auch, dass sie mindestens seit 185 Jahren nicht mehr zum Mahlen benutzt wurde. Das wird sich allerdings bald ändern: Der sci:moers ist dabei, die Mühle aufwendig zu restaurieren. Danach soll sie nicht nur wieder vom Was-ser angetrieben werden, sondern sie soll tatsächlich wieder Korn mahlen. Dann soll in einem Steinofen auch Brot gebacken werden, um Kindern zeigen zu können, wie die Müller frü-her am Moersbach gearbeitet haben.

Die Restaurierung der Mühle ist be-reits in vollem Gange. Das Mühlrad

wurde vor kurzem von holländischen Spezia-listen demontiert, Risse in den Außenwänden geschlossen, neue Be-tonmauern eingezogen. Schließlich sind die Ar-beiten nicht nur dazu gedacht, eine touristische Optik herzustellen, son-dern die Mühle langfris-

tig und stabil betreibbar zu machen. Geplant ist deshalb auch, einen Teil des Gebäudes in Wohnraum zu ver-wandeln, damit eine dauerhafte Auf-sicht gewährleistet ist. Eine gewerb-liche Backstube soll die Mühle zwar ebenso wenig werden wie ein Mu-seum. Aber für Besichtigungen wird die „Oberste Mühle“ bzw. „Mühle am Biefang“, wie sie auch genannt wur-de, durchaus zur Verfügung stehen – samt Möglichkeit zum Mitmachen und zur Verkostung. Bis jetzt fah-ren zum Beispiel die Kinder des sci-Kindergartens noch nach Xanten zur dortigen Kriemhild-Mühle, die aller-dings eine Windmühle ist.

Das Haus und die Backstube werden nach Angaben von sci-Geschäfts-führer Karl-Heinz Theußen noch in diesem Jahr fertig. Noch nicht klar sei indes, ob 2009 schon das neue Wasserrad angeschafft werden kann. Im nächsten Jahr werde dann die Ge-staltung der Wasserfläche durch die LINEG in Angriff genommen, außer-dem muss das Gelände noch an die Wege im Freizeitpark angeschlossen werden, für Besuchergruppen bedarf es bestimmter Einrichtungen etc. „Die Vollendung braucht also noch

Zeit“, meint Theußen. Um das alles überhaupt gewährleisten zu kön-nen, hofft der sci:moers auf weitere finanzielle Unterstützung. Bis jetzt haben vor allem die NRW-Stiftung, aber auch die Stiftung Niederrhei-nischer Bürger und einige Privatleu-te nennenswerte Summen zu dem Projekt beigesteuert. Der ehemalige Moerser Bürgermeister Willi Bruns-wick ist als Schirmherr des Projekts weiterhin auf der Suche nach Spon-soren und Spendern.

Info: Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende mit dem Hinweis „Mühlrad“ auf das Konto 11 150 022 46 bei der Spar-kasse am Niederrhein tun, die Bank-leitzahl lautet 354 500 00.

Eines der ältesten Gebäude von Moers – vielleicht sogar das romantischste: die Aumühle.

Eva Zurek. Landesweit beteiligen sich 155 Bildungsträger und 160 Berufskollegs am Werkstattjahr. Von den über 6000 Teilnehmern, die im letzten Jahr in NRW teilge-nommen haben, haben 73 Prozent eine Anschlussperspektive gefun-den. Mehr als 1200 Jugendliche konnten direkt in eine Ausbildung vermittelt werden.

hier Workshops in Graffiti oder Tanzen absolvieren, am Ferien-programm teilhaben, bei Film-projekten mitmachen oder auch mal bei einem mitternächtlichen Fußballturnier mitkicken. Ihr größter Wunsch an die neue „MaJoCa“-Bleibe wurde den Ju-gendlichen übrigens auch erfüllt: Neben dem Kicker- gibt es nun auch einen richtigen Billard-tisch.

Diese alte Aufnahme zeigt neben der Mühle noch eine alte Scheune, die

nun als Carport aufersteht.

Die Stiftung Niederrheinischer Bürger hat mit einer Spende die Demontage des alten

Mühlrads ermöglicht. Im Bild die Stif-tungsvorstände Frank-Rainer Laake (l.) und Wilhelm van gen Hassend (3.v.l.) sowie sci-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen (2.v.l.)

und Architekt Rolf Ecker.

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