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Zeitschrift des Kölner Zoo - 1 - Ausgabe 2.2000
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Ruth Dieckmann, Theo Pagel u. Jürgen Wolters
”Wir schreiben den 2. April 2000, es ist 9.10 Uhr am Morgen. Um uns herum herrscht hohe
Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur ist angenehm warm, Insekten zirpen und Frösche quaken. Wir
sind umgeben von Palmen, Feigenbäumen, dichter tropischer Vegetation. Von Ferne hört man
das Rufen von Weißhandgibbons, als wir zwischen dem Blätterdach nur schemenhaft etwas
davonfliegen sehen. Am lauten Geräusch der Schwingen erahnen wir, dass es sich um einen sehr
großen Vogel handeln muss. Als wir um die nächste Wegbiegung gehen, entdecken wir ihn: den
Doppelhornvogel. Mit seinem riesigen Schnabel, den er wie eine Pinzette nutzt, pflückt er Beeren
von einem Baum.
Nicht weit davon entfernt tauchen die eleganten Krallenotter auf der Suche nach Fressbarem in
einem Bachlauf, während sich im Hintergrund ein Schwarm der kleinen Veilchenloris auf einem
blühenden Baum niederlässt, um nach Nektar und Pollen zu suchen. Eigenartige Vogelrufe
wecken plötzlich unsere Aufmerksamkeit. Schon wenig später sehen wir, woher sie kamen:
Rotbrust-Krontauben, groß wie Truthähne, kreuzen unseren Weg.
Einige Schritte weiter entdecken wir an einer Kokospalme eine Schönechse. Kopfunter läuft sie
den Stamm herab, als völlig unvermittelt dicht über unsere Köpfe hinweg einige
Rodriguezflughunde vorbeifliegen.
Angelockt von einem tosenden Wasserfall nähern wir uns dann einem größeren Teich, in dem
wir neben Barben und Barschen rasch auch die sanft dahingleitenden Sitzkopf-
Wasserschildkröten entdecken. Vorbei an weit ausladenden Palmen führt uns der Dschungelpfad
weiter in eine dunkle Tropfsteinhöhle. Als wir sie verlassen, entdecken wir endlich die
Weißhandgibbons, die sich an Lianen durch das Geäst schwingen und deren melodische
Gesänge uns schon die ganze Zeit über begleitet haben.”
Dies ist kein Vorspann aus einem Abenteuerroman. Dies ist ein kleiner Ausschnitt von dem, was
auch Sie hautnah erleben können. Und dazu brauchen Sie nicht viele Flugstunden in Kauf zu
nehmen. Denn mitten in Köln wurde am 1. April 2000 der REGENWALD eröffnet, ein Tropenhaus
für asiatische Tiere und Pflanzen im Kölner Zoo.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 2 - Ausgabe 2.2000
Mehr als nur ein Haus für Vögel
Am 19. November 1899 wurde im Zoologischen Garten Köln das alte Vogelhaus - dem
damaligen zooarchitektonischen Zeitgeist entsprechend - im Stil einer russischen Kathedrale
fertiggestellt. Es gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu den modernsten Einrichtungen seiner Zeit.
Eine Vielzahl verschiedenster Vogelarten wurde dort gepflegt und zur Zucht gebracht. Doch im
Laufe der Zeit wurde der Nutzungszweck des ehemaligen Vogelhauses verändert. Es dient heute
als Zuchtstätte für Neuweltprimaten und hat sich als ”Südamerikahaus” längst einen neuen Ruf
erworben.
Da dadurch in Köln ein Haus für tropische Vögel fehlte, entschloss sich der Zoo zum Bau einer
neuen Anlage, allerdings mit einem völlig anderen Konzept. Mit dem REGENWALD ist kein Haus
für nur eine Tiergruppe entstanden. Vielmehr wird dem Besucher hier in komplexer Form die
Vielfalt an Fauna und Flora eines ganzen Ökosystems, des tropischen Regenwaldes, präsentiert.
Regenwälder gibt es auf vier Kontinenten, in Südamerika, Afrika, Asien und Australien. Trotz
grundsätzlicher Ähnlichkeiten unterscheiden sich diese Regenwälder erheblich voneinander. Der
Kölner Zoo hat sich aus mehreren Gründen entschlossen, seinen Besuchern den Regenwald
Südostasiens näher zu bringen.
• Der südostasiatische Tropengürtel ist anders als der afrikanische oder süd- und
mittelamerikanische Regenwald durch eine Vielzahl von Inseln gekennzeichnet. Die Folge ist ein
hohes Maß an endemischen Vögeln und anderen Wirbeltieren, also Arten, die nur hier und zudem
oft in kleinen Verbreitungsgebieten zu finden sind. Nach GLEICH et al. (1999) gibt es allein in
Indonesien 457 Säugetierarten, von denen 222 endemisch sind. Bei den Vögeln sind von 1531
vorkommenden Arten 408 endemisch, bei den Reptilien von 514 Arten 305 und bei den
Amphibien von 285 Spezies 115. Der hohe Grad an Endemismus spiegelt sich natürlich auch im
Pflanzenreich wider: von 29375 in Indonesien vorkommenden Arten sind 17500 hier exklusiv
heimisch.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 3 - Ausgabe 2.2000
Die kleinen, oft inselartigen Verbreitungsgebiete weisen allerdings auch einen besonders hohen
Gefährdungsgrad auf. Viele Arten sind heute existentiell bedroht und verdienen von daher auch
das besondere Augenmerk zoologischer Gärten. Der Zoo Köln trägt dieser Situation Rechnung,
indem er zum Beispiel die Zuchtbuchführung für den Balistar im Rahmen des EEP (Europäisches
Erhaltungszuchtprogramm) übernimmt und sein Artenschutz-Engagement mit neuen
Zuchtanlagen im Tropenhaus auch für andere Arten ausdehnt.
• Mit dem REGENWALD stärkt der Kölner Zoo den bereits vorhandenen Schwerpunkt Asien in
seinem Tierbestand, der ausgehend von den im vorderen Zooteil lebenden Malaienbären
(Helarctos malayanus) über den Kleinen Panda (Ailurus f. fulgens), den Chinesischen Muntjak
(Muntiacus reevesi) und Weißnackenkranich (Grus vipio) führt und in einen rein asiatischen Teil
mündet: mit Helmkasuar (Casuarius casuarius), Sibirischem Tiger (Panthera tigris altaica),
Asiatischer Goldkatze (Felis temmincki), Asiatischem Löwen (Panthera leo persica), Persischem
Leoparden (Panthera pardus saxicolor) und dem Schneeleoparden (Uncia uncia). Die zur Zeit in
der Fertigstellung begriffene, begehbare Großvoliere für Bengalgeier (Gyps bengalensis)
verbindet die Anlagen für asiatische Raubkatzen unmittelbar mit dem REGENWALD.
• Da umliegende Zoologische Gärten in ihren Tropenhäusern den Regenwald Südamerikas
präsentieren, setzt der Zoo Köln mit der Entscheidung für Südostasien ganz bewußt einen
anderen Akzent.
• Nicht zuletzt verknüpft der Kölner Zoo mit dem neuen Tropenhaus den Einstieg in eine neue
Form der Naturschutzarbeit in den natürlichen Lebensräumen seiner Pfleglinge. Parallel zur
Planung und zum Bau des Tropenhauses ist der Zoo eine Partnerschaft für ein großes
Naturschutzgebiet in Vietnam eingegangen, bei dem nicht der Artenschutz einzelner Tierarten im
Vordergrund steht, sondern die langfristige Erhaltung eines der wenigen in Vietnam noch
verbliebenen ursprünglichen Tropenwaldgebiete. Das „Phong Nha - Ke Bang
Naturschutzprojekt” wird in einer Bambushütte im REGENWALD ausführlich vorgestellt (vergl.
auch Herrmann u. Pagel. i.d. Heft). Der Besucher erhält hier aktuelle Informationen über die
laufenden Arbeiten des Kölner Zoos und seiner vietnamesischen Partner um Prof. Vo Quy in
Zentralvietnam. Damit wird die Hoffnung verbunden, möglichst viele Besucher dafür zu
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 4 - Ausgabe 2.2000
gewinnen, die Projekte des Zoo zum Schutz und Erhalt der tropischen Regenwälder zu
unterstützen.
Der Regenwald, Botschafter für den globalen Umweltschutz
Der REGENWALD ist auch der erste große Baustein eines neuen Konzeptes der
Informationsvermittlung, das im Kölner Zoo unter dem Titel "Globale Umweltbildung im Zoo"
seit nunmehr zwei Jahren entwickelt wird. Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt
zwischen der Bielefelder „Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz“ (ARA) und dem
Zoo Köln. Als Pilotprojekt für Umweltbildung in Zoologischen Gärten wird es von der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und inzwischen auch mit Mitteln des
Bundesumweltministeriums (BMU) unterstützt.
Im Rahmen dieses Projektes wird in den kommenden Jahren das gesamte Informationssystem des
Kölner Zoos neu gestaltet – mit dem Ziel, den Besucher über die reine naturkundliche
Wissensvermittlung hinaus einen stärkeren Einblick nehmen zu lassen in die Probleme und
Handlungsnotwendigkeiten des weltweiten Schutzes unserer natürlichen Umwelt.
Damit kommt der Zoo Köln nicht nur den Zielen der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie nach,
nämlich Tiergärten in viel stärkerem Maße als bisher zur Sensibilisierung ihrer Besucher für
globale Umweltschutzbelange einzubeziehen. Er stellt sich auch den Forderungen des
Umweltgipfels von Rio, auf dem 1992 die Staaten dieser Erde die „Agenda 21“ beschlossen
haben. Diese fordert von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einen Umdenkungsprozess hin zu
einer konsequenten, Generationen übergreifenden Umweltvorsorge und einer gerechten
Verteilung der natürlichen Ressourcen unter allen menschlichen Gesellschaften der Erde. Vom
Bildungssektor, von der Hochschule über den schulischen Bereich bis hin zu den öffentlichen
Bildungseinrichtungen erwartet die Agenda 21 deutliche Impulse zur Sensibilisierung der
Gesellschaft für das Ziel „nachhaltige Entwicklung“.
Nachhaltigkeit meint im Sinne der Agenda 21 einen natur- und sozialverträglichen Umgang mit
den natürlichen Ressourcen dieser Erde, der auch nachfolgenden Generationen einen
befriedigenden Lebensstil ermöglicht.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 5 - Ausgabe 2.2000
Zoologische Gärten sind besonders geeignet, zu einer Bildung für Nachhaltigkeit beizutragen,
denn
- keine andere Freizeiteinrichtung, die zugleich als Bildungseinrichtung dient, verfügt über
einen solchen Besucherzuspruch
- Besucher jeglicher Altersklassen und sozialer Schicht zeigen während des Zoobesuchs eine
besondere Aufgeschlossenheit für Umweltbelange
- Zoos zeigen mit heimischen wie exotischen Tieren repräsentative Vertreter aller natürlichen
und der vom Menschen geprägten Lebensräume dieser Erde, und sie können ihre Besucher
über die direkte Begegnung mit Tieren in besonderer Weise für die unterschiedlichsten
Aspekte des Umweltschutzes und der verträglichen Naturnutzung sensibilisieren
- indem die Besucher Einblick in die Arten- und Naturschutzarbeit Zoologischer Gärten
(Erhaltungszuchten, Forschung, in-situ -Projekte) bekommen, erhalten sie Einblick, wie
Umweltvorsorge in die Praxis aussehen kann.
(WOLTERS, 1996)
Das Projekt "Globale Umweltbildung im Zoo" wurde im neuen Tropenhaus erstmals
exemplarisch umgesetzt. Einzelne Themen wurden dabei so angesprochen, dass immer der Bezug
zur eigenen Lebenswelt deutlich wird und Handlungsmöglichkeiten dargestellt werden, wie jeder
von uns zum Erhalt der tropischen Regenwälder beitragen kann.
Regenwälder sind - obwohl Tausende von Kilometern entfernt - ein hervorragendes Lernmodell
für die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung. Ein Blick auf die Palette an Rohstoffen und
Produkten aus dem Regenwald, die wir tagtäglich in unserem Alltag nutzen, zeigt eindrucksvoll,
dass wir schon durch unser Konsumverhalten maßgeblich Einfluss auf die Zukunft der
artenreichsten Landökosysteme der Erde nehmen können. Beispiele für einen nachhaltigen
Umgang mit den Ressourcen des Regenwaldes, sowohl vor Ort als auch bei uns, zeigen, dass es
positive Perspektiven für den Erhalt gibt und dass wir selbst Verantwortung dafür übernehmen
können.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 6 - Ausgabe 2.2000
Das bauliche Konzept: Ein Regenwald unter Glas
Nachdem der Förderverein „Freunde des Kölner Zoos e.V.“ durch seine finanzielle Unterstützung
schon den Bau des Menschenaffenhauses 1985 ermöglicht hatte, konzentrierten sich seine
Aktivitäten nun auf den Bau des neuen Tropenhauses. Im Sommer 1997 wurden die Pläne für das
Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, am 12. Mai 1998 fand die Grundsteinlegung statt.
Der Beginn des Projektes "Globale Umweltbildung im Zoo" und die konkrete Planungsphase für
den REGENWALD fielen Ende 1997 zeitlich zusammen, so dass sich die Chance ergab, die
pädagogische Konzeption in die Bauplanung einfließen zu lassen.
Mit dem Erwerb der ca. 2000m² großen Baufläche für den REGENWALD hat der Zoo Köln die
wohl letzte Möglichkeit ausgeschöpft, sich auszudehnen. Künftige Bauvorhaben werden nur
durch eine Umstrukturierung innerhalb der bereits vorhandenen Fläche möglich sein.
Der Entwurf des Architekturbüros von Rudloff, Seiffert & Partner erlaubt es, die nicht allzu
große Fläche in optimaler Weise zu nutzen, indem die Besucherführung über mehrere Etagen
angelegt wurde. Auf diese Weise gelang es, zusätzlich zum Schauangebot eine ca. 500 m² große
Mehrzweckhalle in den Bau zu integrieren, die für große Ausstellungen, Vorträge und
Sonderveranstaltungen aller Art genutzt werden kann. Bereits vor der Eröffnung des
Tropenhauses wurde hier vom 1. April bis 22. August 1999 die Sonderausstellung ”Die Welt der
Wale” gezeigt.
Die eigentliche Erlebnishalle des Hauses ist wie ein Felstal in einem tropischen Regenwald
gestaltet. Die Infrastruktur mit Zucht- und Quarantänestationen, Technik-, Versorgungs- und
Personalräumen, sowie sanitären Anlagen liegt hinter den Felskulissen und bleibt dem Auge des
Besuchers verborgen. Wie in anderen modernen Treibhäusern ist das Dach kuppelförmig
ausgebildet und mit Dreifachstegplatten überdacht, so dass in der Halle Tageslicht mit UV-
Anteilen herrscht.
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Zeitschrift des Kölner Zoo - 7 - Ausgabe 2.2000
Mit der Zuchtstation wurden zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen, um bedrohte Vogel- und
Säugetierarten aus Südostasien, die in zooübergreifenden Erhaltungszuchtprogrammen gemanagt
werden, planmäßig zu züchten (z.B. Balistar, Edwardsfasan, Baumkänguru).
Vogelgezwitscher, das feucht-warme Klima und das gleichmäßige Rauschen des Wasserfalls sind
die ersten Eindrücke, die sich den Besuchern bieten. Sie können durch die Freiflughalle wandeln,
ohne durch Absperrungen von den Tieren getrennt zu sein. Nur dort, wo es der Schutz der
Menschen oder der Tiere erforderlich macht, gibt es optisch wenig auffällige Barrieren.
Im Zentrum der Freiflughalle liegt ein Hügel, der den gesamten Freiraum gliedert und zugleich
als Rückzugsgebiet für die hier lebenden Tiere dient. Von den Hängen diese Hügels fließen
regelmäßig Nebelschwaden aus einer speziellen Nebelmaschine herab und sorgen sowohl für die
nötige Luftfeuchtigkeit als auch für den Eindruck eines Nebelwaldes. Auf eine Beregnung wurde
bewusst verzichtet. Das Gießen per Hand sowie die Vernebelung schaffen die nötige Feuchtigkeit
für die Pflanzen.
Im neuen Tropenhaus des Kölner Zoos arbeiten 2-3 Tierpfleger sowie ein Gärtner. In der
Futterküche in Souterrain gibt es einen Lastenaufzug, der Futterwagen und technische Geräte in
die erste Etage befördern kann. An die Küche schließen sich mehrere Lagerräume an sowie
Räume, in denen Insekten, Wirbellose, Reptilien, Amphibien und Fische nachgezüchtet werden.
Hinter der Küche liegen die beiden Quarantäneräume, die unabhängig voneinander begehbar sind.
Damit der Besuch zu einem nachhaltigen und sinnlichen Erlebnis wird, wurden folgende bauliche
Aspekte berücksichtigt:
• Die Besucher werden auf mehreren Ebenen durch das Haus geführt und erleben dadurch
den Regenwald auch in seinem etagenartigen Aufbau.
• Durch Boden- und Bewuchsgestaltung entstehen optisch getrennte Bereiche, so dass sich
die Besucher gegenseitig möglichst wenig stören.
• Seitenwege abseits des Hauptbesucherweges führen zu besonderen Ruhe- und
Beobachtungspunkten.
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• Große Glasscheiben ermöglichen auch einen Einblick in die (Unter-)wasserwelt eines
Regenwaldes.
• Die Erlebnishalle ist als zusammenhängender Großlebensraum ausgestaltet.
Tiergärtnerisch notwendige Einzelgehege (z.B. für Doppelhornvogel, Krallenotter,
Gibbons, Baumkänguru) sind daran optisch unauffällig angebunden.
• Einige der Einzelgehege sind nach hinten hin mit Landschaftsgemälden versehen, so dass
der Eindruck eines offenen Lebensraumes verstärkt wird.
• Es sind spezielle Fütterungsplätze angelegt und Fütterungszeiten eingeführt. An der
Hauptfutterstelle werden die Besucher von den Tierpflegern über die gezeigte Tier- und
Pflanzenwelt informiert.
• Im Haus sind an Wegen und Gehegen Beleuchtungen für Abendführungen installiert. In
Verbindung mit der angeschlossenen Mehrzweckhalle lassen sich so attraktive
Abendveranstaltungen durchführen.
Mehr als Tier- und Pflanzenarten unter einem Dach
Im REGENWALD sind Tiere verschiedener systematischer Gruppen vertreten. Bei der Tierauswahl
wurde versucht, einen repräsentativen Ausschnitt des südostasiatischen Regenwaldes abzubilden.
Neben den verschiedenen Vogelarten sind auch Insekten, z.B. eine Schwalbenschwanz-Art
(Papilio palinurus) und andere Wirbellose, wie die Ornament-Vogelspinne (Poeciloteria
fasciata), Fische, z.B. Schwanefeldsbarben (Barbus schwanefeldi), aber auch Amphibien, z.B.
Weißbart-Ruderfrösche (Rhacophorus leucomystax), Reptilien, z.B. Schönechsen (Calotes
versicolor) und ausgewählte Säugetiere, wie z.B. Krallenotter (Aonyx cinerea) zu sehen.
Bei den in der Artenzahl dominierenden Vögeln wurden Vertreter verschiedener Habitate und
Nahrungsnischen gewählt. Neben bodenbewohnenden Vögeln wie der Krontaube (Goura g.
Scheepmakeri), der Fasantaube (Otidiphaps nobilis), der Straußwachtel (Rollulus roulroul), sind
zahlreiche Vögel der Kronenregion zu sehen, z.B. Elfenblauvögel (Irena puella), Balistare
(Leucopsar rothschildi), Blattvögel (Chloropsis aurifrons), Loris (Psitteuteles goldiei). Auch
unterschiedliche Nahrungsspezialisten lassen sich beobachten, so die Frucht fressenden Tauben,
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die Insekten fressenden Menningvögel (Pericrocotus miniatus) und Kellenschnäbel
(Cymbirhynchus macrorhynchus) oder auch die Nektar fressenden Blattvögel.
Ein weiterer Gesichtspunkt für die Auswahl der Tiere ist die Beteiligung des Zoos an
Erhaltungszuchtprogrammen z.B. das EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) für den
Balistar oder den Edwardsfasan (Lophura edwardsi), sowie das amerikanische SSP (Species
Survival Plan) für das Matschie-Baumkänguru (Dendrolagus matschiei). Auf diese Weise
unterstützt der REGENWALD die koordinierten Zuchtbemühungen von Zoologischen Gärten.
Die große Halle ist üppig mit südostasiatischen Pflanzen ausgestattet. Hier sind große,
charakteristische Palm- und Feigenbäumen wie Betelnussbaum (Areca catechu), Birkenfeige
(Ficus benjamina) und Fächerpalme (Livistonia chinensis) zu sehen, aber auch zahlreiche
typische Nutzpflanzen, z.B. Bananen (Musa nana), Kokospalme (Cocos nucifera), Papaya
(Carica papaya), Rattan (Calamus rotang), die ihren Ursprung im südostasiatischen Regenwald
haben und heute weltweit angebaut werden..
Eine vollständige Liste der Tier- und Pflanzenarten finden Sie im Anhang.
Die Informationsvermittlung im REGENWALD verläuft vom sinnlichen Erleben über das
Verstehen von Zusammenhängen bis hin zu der Erkenntnis, dass eigenes Handeln möglich ist.
Umweltpädagogische Konzepte sehen in der emotionalen, positiven Begegnung mit Natur die
Basis für mögliches Engagement. (ESCHENHAGEN, KATTMANN, RODI, 1993). So soll auch der
Besucher im REGENWALD zunächst die Möglichkeit haben, mit allen Sinnen zu erleben. Erst dann
wird er schrittweise mit vertiefenden Informationen zur Biologie und Ökologie versorgt.
Zunächst muss er sich im Gewirr des Regenwaldes mit Bestimmungshilfen zurechtfinden.
Gezielte Ausblicke helfen ihm bei der Identifikation der Tier- und Pflanzenarten.
Informationen zu bestimmten Tieren werden im weiteren Verlauf des Rundgangs kombiniert mit
ökologischen Aspekten, aber auch der Frage nach der Mensch-Tier-Beziehung in bestimmten
Kulturen. Der Besucher lernt auf diese Weise die Informationen über die Biologie und die
sozialen, kulturellen und Nutzungsaspekte als vernetztes Informationssystem verstehen.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
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Umfassende und vertiefende Informationen zu Zerstörungsursachen einerseits und Schutz- bzw.
Nutzungskonzepten andererseits sind dabei bewusst aus dem Schaubereich herausgenommen und
werden in einem eigenen Themenraum präsentiert. Neben plakativer Information werden auch
Schauexponate und interaktive Vermittlungsinstrumente eingesetzt, um die Aufnahmebereitschaft
der Besucher zu stimulieren.
Hier werden dem Besucher zahlreiche Möglichkeiten für eigenes Handeln im Alltag angeboten.
Informationen über nachwachsende Rohstoffe oder Adressen von Vertreibern fair gehandelter
Produkte geben Orientierungshilfen für das eigene Konsumverhalten. Hier wird auch auf die
Arbeit von umwelt- und entwicklungspolitisch arbeitenden Initiativen verwiesen, die zu
entsprechenden Themen weiterführende Informationen geben können. Auch gemeinsame
Veranstaltungen mit diesen Initiativen sind für die Zukunft denkbar. Der Zoo öffnet sich auf diese
Weise für Partner aus dem lokalen Agenda-Prozess.
Die Darstellung des Naturschutzengagements des Kölner Zoos im Tropenwaldbereich erfolgt am
Schluss des Rundgangs. Der Besucher kann die Bedeutung dieses Engagements nun besser
einordnen und sich danach entscheiden, ob er den Zoo dabei unterstützen möchte.
Ein Rundgang durch das Tropenhaus
Geiervoliere
Das neue Tropenhaus grenzt an die Raubkatzengehege des Zoos an. Verbindendes Element
zwischen den Gehegen für südostasiatische Katzen und dem Tropenhaus ist eine neue, große
Voliere, die für die Besucher begehbar ist. Dort leben Bengalgeier (Gyps bengalensis) als
Vertreter der Altweltgeier. Die Besucher können hier typische Verhaltensweisen dieser
Aasfresser beobachten.
Eingangsbereich
Kein Ökosystem ist derart komplex und artenreich wie der tropische Regenwald. Um den
Besucher behutsam auf die Vielfalt und die Besonderheiten einzustimmen, wird im
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Eingangsbereich des neuen Hauses eine neuartige 3D-Projektionstechnik eingesetzt. Diese zeigt
zunächst, wo und in welchem Umfang noch Regenwälder auf der Erde existieren. Mit Bezug auf
die Gefährdung der Tropenwälder wird hier der Blick besonders auf die Situation in Südostasien
gelenkt.
Zu den Besonderheiten tropischer Regenwälder gehört, dass nicht die großen Säuger und andere
Wirbeltiere die ökologisch bedeutende Rolle spielen, sondern dass die "Kleinen", Insekten und
andere Wirbellose, die eigentlich "Großen" sind: sie nehmen sowohl von der Biomasse als auch
von der Artenzahl her die erste Stellung in Regenwäldern ein. Ein in einer bildlichen Simulation
geschrumpfter Elefant neben einem überdimensionierten Schmetterling führt dies eindrucksvoll
vor Augen.
Aber der Regenwald hält noch weitere Überraschungen bereit: Bis zum heutigen Tage werden
neue Arten, selbst von Großwirbeltieren entdeckt. Neue Baumkänguruarten aus Neuguinea oder
neue Affenarten (Delacour-Langur, Schwarzfuß-Kleideraffe) aus Vietnam offenbaren dem
Besucher beispielhaft die Vielfalt der südostasiatischen Regenwälder.
Erlebnishalle
Eingestimmt auf die zum Teil noch unentdeckte Vielfalt der Regenwälder betritt der Besucher die
über 1250 m² große Erlebnishalle. Wählt er den “Abenteuerpfad”, trifft er zunächst auf die
verspielten Krallenotter (Aonyx cinerea), die man in ihrem ca. 10000 Liter fassenden Teich mit
glasklarem Wasser auch tauchend beobachten kann.
Bewohnen die Krallenotter ihr Gehege allein, lebt der benachbarte Doppelhornvogel (Buceros
bicornis) mit weiteren Vogelarten zusammen: Edwardsfasan (Lophura edwardsi), Haubenhäher
(Platytophus g. galericulatus), Weißhalsatzel (Streptocitta albicollis) und Spiegelhäherling
(Garrulax mitratus). Dazu kommen Kleinkantschils (Tragulus javanicus) als Vertreter der
Säugetiere.
Der Besucher kann aber auch den direkten Weg um den zentralen Berg wählen und hier mit Hilfe
der installierten Bestimmungsbücher selbst Tiere identifizieren. Wer genauer hinschaut, entdeckt
auch die Rodriguez-Flughunde (Pteropus rodricensis), die am Tage noch kopfüber in Ficus- oder
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Bambuspflanzen hängen und erst mit Eintritt der Dämmerung ihre Schwingen ausbreiten und die
Halle dann für sich erobern.
Bewusst ist in der Halle auf Informationen zu den Tieren und Pflanzen verzichtet worden. Hier
steht das Erleben mit allen Sinnen im Mittelpunkt. Der Besucher macht eine für Regenwald
typische Erfahrung: in dem dichten Grün hört und riecht er zwar eine Menge. Um Tiere zu sehen
oder gar zu identifizieren, muss er aber Geduld mitbringen und sich selbst auf die Suche machen.
Der Besucher entscheidet selbst, wie lange er „forschend“ verweilen möchte.
Nach gut der Hälfte des Weges gelangt der Besucher zu einem ca. 84000 Liter fassenden Teich,
der durch einen tosenden Wasserfall gespeist wird. Man kann sowohl auf
Wasseroberflächenniveau an den Teich herantreten als auch über einige Stufen zu zwei
Unterwasserscheiben gelangen, von wo aus man unter die Wasseroberfläche schauen kann. Eine
große Panzerglasscheibe ermöglicht übrigens auch einen Unterwassereinblick aus der
benachbarten Mehrzweckhalle. In diesem Gewässer leben derzeit Schwanefeldsbarben (Barbus
schwanefeldi), Sumatrabarben (Puntius tetrazona tetrazona), Indische Streifenbarsche (Eolophus
suralensis) und Neuguinea-Spitzkopfschildkröten (Emydura albertisi).
Kurz vor dem Eingang zur Tropfsteinhöhle findet sich eine Wegerweiterung, wo eine Futterstelle
eingerichtet ist. Hier sollen zu bestimmten Zeiten Fütterungen mit entsprechenden Erklärungen
durch die Tierpfleger stattfinden.
In der Tropfsteinhöhle findet man Höhlen bewohnende Tiere der asiatischen Tropen. Ein in eine
Felsnische integriertes Terrarium zeigt Thailand-Skorpione (Heterometrus scaber). An der Decke
der Tropfsteinhöhle sollen Langzungen-Fledermäuse (Eonycteris spelaea) angesiedelt werden.
Gehegegang
In der Erlebnishalle sind nicht nur die verschiedensten Tiere zwischen den unterschiedlichsten
Pflanzenarten zu entdecken. Es gibt auch Hinweise auf die Präsenz von Menschen, die im
Regenwald leben: ein mit Schnitzereien verzierter Hauspfahl eines Männerhauses aus Neuguinea,
ein Bündel geernteter Rattan, ein traditioneller asiatischer Waldgarten.
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In der Fülle der Eindrücke im Regenwald werden die meisten Besucher diese Spuren
menschlicher Nutzung gar nicht bewusst wahrnehmen. Doch nun, aus dem umlaufenden
Gehegegang, wird ihr Blick auf diese Details gerichtet. Während der Weg durch den Felsgang
langsam auf eine höhere Geschossebene führt, ermöglichen Aussichtsfenster den gezielten Blick
auf die Spuren menschlicher Nutzung in der großen Erlebnishalle. So findet man etwa einen
Hinweis auf den Waldgarten, dessen Nutzpflanzen man jetzt mit Hilfe einer kleinen Skizze
identifizieren kann.
Was beim ersten Vorbeigehen wie ein unübersichtlicher Teil des Regenwaldes anmutete,
offenbart sich jetzt als die traditionell bedeutsamste Form der Regenwaldnutzung. Eine sich
anschließende Panorama-Vitrine mit Gartengeräten, Ernteprodukten und knapp gehaltenen
Erläuterungen führt vor Augen, wie Regenwaldvölker die nährstoffarmen Regenwaldböden schon
lange sinnvoll nutzen.
Zur anderen Seite des Ganges warten bereits neue Entdeckungen: eine Familie Weißhandgibbons
(Hylobates lar), schwingt sich entlang der perfekt imitierten Lianen, die die täuschend echt
wirkenden Kunstbetonbäume miteinander verbinden. Die geschickten Kletterakrobaten haben
sich schnell zu den Publikumslieblingen entwickelt.
Die Information zu den Tieren offenbart das neue Prinzip des Hauses: Die klassische
Zooinformation mit wissenschaftlichem Namen, Daten über Tragzeit und Höchstalter usw. wird
ergänzt durch eine anschauliche Darstellung biologischer und ökologischer Zusammenhänge. Die
wichtige Information ist hier, dass die monogame Lebensweise der Gibbons eine Konsequenz des
Nahrungsangebotes ist: die begrenzte Verfügbarkeit von Feigen. Die Gefährdung durch
menschliche Eingriffe in den Lebensraum, z.B. durch selektiven Holzeinschlag, leitet sich wie
von selbst daraus ab.
Am Beispiel der Flederhunde, zu denen sowohl die Flughunde als auch die frucht- und
nektarfressenden Fledermäuse gehören, offenbart sich dem Besucher die ökologische Bedeutung
dieser Tiere für die Verbreitung wichtiger Nutzhölzer und Fruchtbäume. Daraus ergibt sich auch
ihre wirtschaftliche Bedeutung, denn durch die Nutzung dieser Pflanzen werden hohe Gewinne
erzielt. Fazit: Die Notwendigkeit des Schutzes der Fledertiere gebietet sich nicht nur zum Wohl
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der Tiere. Auch das Wohl der Menschen hängt maßgeblich von den Verbreitungsleistungen der
Flugkünstler ab.
Das schon von weitem sichtbare Bild eines Papuas lockt den Besucher in den nächsten Bereich
des Hauses, der das Verhältnis von Natur, Kultur und nachhaltiger Nutzung natürlicher
Ressourcen am Beispiel Neuguineas in den Vordergrund stellt. Der Papua trägt Kopfschmuck mit
Paradiesvogelfedern, was auf die besondere kulturelle Bedeutung dieser Vogelfedern hinweist.
Zu seiner Rechten sind in zwei miteinander kombinierbaren Gehegen Paradiesvögel der Art
Parasidea minor beheimatet. Das dazugehörige Display stellt sowohl die traditionelle Nutzung
als auch die Verwendung der Federn in der europäischen Hutmode der 20er Jahre dar, die die
prachtvollen Vögel fast ausgerottet hätte.
Die Paradiesvögel stammen aus dem Wildlife Conservation Park in der New Yorker Bronx, der
auch das internationale Zuchtbuch führt.
Neuguinea birgt eine enorm hohe Zahl an Tier- und Pflanzenarten, die nur hier vorkommen.
Paradiesvogel, Baumkänguru und Papua-Waran sind stellvertretend dafür in den Einzelgehegen
des REGENWALDs zu sehen.
Das Matschie’s Baumkänguru (Dendrolagus matschiei) ist im Gegensatz zu seinen australischen
Verwandten ganz an das Leben auf Bäumen angepasst. Dort findet es Schutz und Nahrung.
Von den Papuas werden Baumkängurus traditionell als wichtiger Fleischlieferant gejagt. Feste
Jagdtabus und Abschusszahlen sorgten aber, solange das Kulturverständnis intakt war, stets
dafür, dass der Bestand der Tiere nie gefährdet war. Dem Besucher wird klar, dass wirkungsvoller
Naturschutz kulturell verankert sein muss und dass sich in den sozialen Regelmechanismen vieler
ursprünglicher Gesellschaften sehr wirkungsvolle Prinzipien nachhaltiger Naturnutzung finden.
Die Agenda 21 betont übrigens dieses Lernvorbild traditioneller Kulturen ausdrücklich, und kaum
ein Land ist besser geeignet, solche Zusammenhänge deutlich zu machen, als Neuguinea.
Neuguinea gehört nicht nur zu den artenreichsten Tropenregionen, sondern auch zu jenen
Gebieten, in denen sich bis heute die größte Vielfalt an unterschiedlichen menschlichen Kulturen
erhalten hat. Biologische und kulturelle Vielfalt bedingen sich wechselseitig und so ist auch der
Erhalt der einen für die Bewahrung der anderen unerlässlich.
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Der im folgenden Gehege lebende Papuawaran (Varanus salvadorii) ist wie das Baumkänguru
ein Baumbewohner. Obwohl der Komodowaran (Varanus komodensis) bei weitem schwerer ist
als der Papuawaran, ist dieser mit bis zu 4.75 m die längste rezente Echse überhaupt. Der
Papuawaran wie die benachbarten Netzpythons (Python reticulatus) zeigen mit überdehnbaren
Kiefergelenken und gespaltener Zunge gemeinsame anatomische Merkmale hochentwickelter
Reptilien. Beide Arten sind zur Zeit auch Gegenstand einer Untersuchung, die klären soll, in wie
weit eine kontrollierte Nutzung dieser Tiere in bestimmten Gegenden Südostasiens als Fleisch-
und Lederlieferanten möglich ist, ohne sie in ihrem Bestand zu gefährden.
Die benachbart lebenden Palmkakadus (Probisciger aterrimus) gehören zu den größten unter den
asiatischen Papageien. Unsere Tiere haben eine ganz eigene und nicht sehr erfreuliche
Herkunftsgeschichte. Sie wurden nämlich 1998 aus Bangkok eingeschmuggelt und am Flughafen
Frankfurt aufgespürt, nachdem sie über zwei Tage in enge PVC-Röhren eingepfercht waren.
Palmkakadus gelten als züchterische Herausforderung und erzielen auf Schwarzmärkten horrende
Preise von bis zu 20.000 US $.
Wider Erwarten haben die vier Vögel den Transport gut überstanden. Im Besucherbereich sind
zur Zeit zwei von ihnen zu sehen, ein weiteres Paar ist in der Zuchtstation untergebracht, wo sie
hoffentlich schon bald für Nachwuchs sorgen werden.
Die Schmuggelröhren sowie auch die Original-Sporttasche, in der die Tiere transportiert wurden,
sind uns gemeinsam mit den Tieren vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) übergeben worden
und bilden das abschreckende Anschauungsmaterial zum Thema illegaler Tierhandel im sich
anschließenden Themenraum.
Mit den Palmkakadus vergesellschaftet sind Braunbauchlaubenvögel (Chlamydera cerviventris),
die ihren Namen ihren auffällig gebauten Lauben verdanken, die sie aus Blättern, Früchten aber
auch Zivilisationsabfällen wie Kronkorken oder Glasscherben zusammentragen. Die
Lieblingsfarbe des Braunbauchlaubenvogels ist weiß. Der biologische Sinn dieses Aufwandes:
Werben um Weibchen. Gebrütet wird später in unscheinbaren Nestern.
Auch in diesem Bereich des Gehegeganges wird der Besucher gezielt zu Rückblicken in die
Erlebnishalle animiert: ein genauer Blick auf einen geschnitzten Hauspfosten gibt eine
Vorstellung vom Mensch-Tier-Verständnis der Papuas: Mischwesen aus Mensch und Tier
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 16 - Ausgabe 2.2000
verweisen darauf, dass in der Vorstellung dieser Völker beide ineinander verwandelbar sind und
daher mit entsprechendem Respekt behandelt werden müssen.
Ein anderer Ausblick richtet die Aufmerksamkeit des Besuchers auf eine Sagopalme (Metroxylum
sago), eine Palme, die den Hauptanteil an Kohlehydraten für viele Menschen im Regenwald
liefert. Eine Vitrine neben dem Ausblick zeigt die mühevolle Ernte von Sago, das vielen noch als
typische Kolonialware bekannt ist. Als besonderer Leckerbissen gelten Larven von Sagorüsslern,
einer Käferart, deren Larven sich von dem gehaltvollen Sago ernähren. Sie werden von den
Papuas gezüchtet und zu besonderen Anlässen als wertvolle Proteinbeigabe verspeist.
Bei einem weiteren Ausblick in die Erlebnishalle entdeckt man Rattan, eine Kletterpalme, die in
zahlreichen Varianten in den Regenwäldern Südostasiens wächst und deren Holz von der
Möbelindustrie insbesondere für Sitzmöbel intensiv genutzt wird. Rattan gehört zu den
wichtigsten Exportprodukten aus asiatischen Regenwäldern und kann bei kontrollierter Ernte
einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung und damit zum Schutz der Regenwälder
leisten.
Themenraum: Vielfalt der Tropenwälder – Vielfalt der Nutzung
Aus dem Gehegegang gelangt der Besucher in den großen Themenraum. In einer kleinen
Ausstellung wird ihm hier mit plakativen und interaktiven Elementen die Vielfalt an
Lebensformen wie an Produkten und Ressourcen aus dem Regenwald gezeigt, die auch unseren
Alltag bereichern. Herzstück des Raumes ist eine große Schrankwand mit 33 Fächern, in denen
mit Großdias, Kleinvitrinen, Geräusch- und Geruchsschubladen oder auch Kurzfilmen die
nutzbare Vielfalt des Regenwaldes anschaulich präsentiert wird.
So zeigt zum Beispiel eine der Vitrinen die vielfältige Produktpalette, die aus Kautschuk
gewonnen wird. Schnuller, Autoreifen, Kondome, aber auch allergikerfreundliche Matratzen oder
Infusionsschläuche machen deutlich, welche Bedeutung diese Produkte auch für uns haben.
Wer eine der Schubladen aufzieht, kann seine Nase mit dem unverwechselbaren Duft von
Patchouli oder Sandelholz erfreuen. Er erfährt aber auch, dass die wichtigsten Parfumgrundstoffe
ebenso wie Gewürze und viele Medizinalpflanzen aus den asiatischen Regenwäldern stammen –
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 17 - Ausgabe 2.2000
und er lernt ihre Geschichte ebenso kennen wie die Verarbeitung. Ein besonderes Erlebnis sind
die Geräuschschubladen: beim Aufziehen der Lade erklingt etwa der Ruf eines Hornvogels oder
der Gesang von Siamangs.
Natürlich werden in diesem Raum auch die Hauptbedrohungsfaktoren für die Regenwälder
Südostasiens dargestellt, insbesondere die Holznutzung, Plantagenwirtschaft und der Tierhandel.
Doch sind diese Themen jeweils so aufbereitet, dass immer auch Lösungen für die akuten
Probleme angeboten werden und der Bogen zu einem aktiven, positiven Handeln der Besucher
gezogen wird. Zum Thema Plantagenwirtschaft etwa erfährt man, dass der Bedarf an Palmöl, das
bei uns in Margarine und Waschmitteln verarbeitet wird, maßgeblich für die flächendeckenden
Brandrodungen in Südostasien verantwortlich ist. Alternativen sind bereits auf dem Markt:
Produkte, die Kokosöl enthalten, stellen nicht nur eine ökologische Alternative dar. Kokospalmen
werden nämlich zumeist in kleinen Feldern zusammen mit anderen Nutzpflanzen angebaut. Eine
Unterstützung von Kokosprodukten gebietet sich daher auch aus sozialpolitischer Perspektive:
den Kokosbauern ist durch den Boom des Palmöls die Existenzgrundlage entzogen worden.
Durch eine Unterstützung der Kokosproduktion lassen sich ihre Existenzbedingungen langfristig
wieder stabilisieren.
Das Thema Tropenholz wird dem Besucher auf der Basis der besonders empfindlichen
ökologischen Bedingungen in Regenwäldern nahegebracht. An einem mehrere Tonnen schweren
Tropenholzstamm ist ein sog. Tragbares Sägewerk montiert, womit deutlich gemacht wird, dass
es durchaus wirtschaftlich tragfähige Alternativen zur Tropenholzgewinnung durch Kahlschlag
gibt - und dass der kritische Konsument mit seiner Kaufentscheidung für nachhaltig gewonnenes
Holz einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Tropenwälder leisten kann.
Mit dem Thema „Fairer Handel“ und „Tierhandel“ werden weitere Themen mit direkter
Besucheransprache aufgegriffen. Aus den Tropen stammenden Konsumgüter wie Kaffee, Tee,
Schokolade, Bananen lassen sich auch ökologisch und sozial verträglich produzieren. Durch
unser Einkaufsverhalten können wir die Entwicklung des fairen Handels maßgeblich
mitbestimmen und dadurch unseren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 18 - Ausgabe 2.2000
Adressen von Initiativen, die sich für die Vermarktung nachwachsender Rohstoffe stark machen
oder von Vertreibern, die fair gehandelte Produkte anbieten, finden die Besucher an
Informationsstehpulten.
Ein zentraler Telefontisch bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich über die verschiedensten
aktuellen Entwicklungen in den Ländern Südostasiens zu informieren. Dies können sowohl
Erfolgsmeldungen aus Projektgebieten sein, wie auch Berichte über akute Einschläge oder
Brandrodungen. So erfährt man zum Beispiel unter einer Rufnummer aus Thailand, dass die
Filmarbeiten zu Leonardo Di Caprios Bestseller „The Beach“ erhebliche Schäden in einem
Naturschutzgebiet hinterlassen haben. Unter einer Rufnummer in Kambodscha machen
Erfolgsmeldungen über wachsende Elefantenpopulationen Mut für Schutzbemühungen.
Ein großer beleuchteter Globusausschnitt in der Mitte des Infotisches mit aktivierbaren
Leuchtdioden gibt dem Anrufer eine Orientierungshilfe im Inselarchipel Südostasiens.
Schon in den ersten Wochen seit der Eröffnung des Tropenhauses zeigte sich ein sehr großes
Interesse der Besucher an diesem vielfältigen Informationsangebot. Scharen von Kindern und
Familien versammeln sich um den zentralen Infotisch oder durchstöbern gemeinsam die
zahlreichen Infoschubladen der großen Themenwand.
Wenn die Besucher den Themenraum verlassen, befinden sie sich auf einer Brücke im
Kronenbereich des Regenwaldes. Von hier aus können sie Einblick in die höheren Etagen des
Regenwaldes nehmen, bevor sie zu einer im vietnamesischen Stil gestalteten Hütte gelangen. In
einer kleinen Ausstellung wird hier - abgeleitet von den Forderungen der Welt-Zoo-
Naturschutzstrategie - das Engagement des Zoo Köln für Erhaltung und Forschung vor Ort
plakatiert. Im Mittelpunkt steht natürlich das neue Kölner Naturschutz-Projekt, das „Phong Nha -
Ke Bang Naturschutzgebiet” im Herzen Vietnams.
Wer den REGENWALD dann verläßt, wird nicht nur um ein besonderes Erlebnis reicher sein. Er
wird das artenreichste Landökosystem der Erde zukünftig mit anderen Augen sehen und wird
wohl auch neu motiviert sein, im eigenen Alltag selbst zum Schutz der noch verbliebenen
Tropenwälder beizutragen.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 19 - Ausgabe 2.2000
Danksagung
An dieser Stelle möchten wir allen, die an der Verwirklichung dieses Projektes mitgewirkt haben,
insbesondere natürlich auch allen Freunden und Förderern des Kölner Zoos, ohne die wir den
REGENWALD niemals hätten errichten können, herzlich danken. Unser Dank gilt aber auch
besonders den Tierpflegern, Handwerkern und Gärtnern des Zoos, ohne deren unermüdlichen
Einsatz und Ratschlag das Tropenhaus sicher nicht das geworden wäre, was es heute ist.
Zusammenfassung
Die Artikel stellt das Konzept des neuen Tropenhauses im Kölner Zoo vor. Das Haus ist dem
Lebensraum der südostasiatischen Tropen gewidmet und zeigt neben einer Vielzahl tropischer
Vögel auch ausgewählte Säuger, Reptilien und Insekten. Als Herzstück eines Projektes zur
Vermittlung von Umweltthemen im Zoo zeigt der REGENWALD, wie der Schutz dieses
artenreichen und vielfältigen Lebensraumes durch eine nachhaltige Nutzung möglich ist.
Erstmals ist die Pädagogik bereits in die Planung und Durchführung des Hauses einbezogen
worden. Die Idee des Hauses spiegelt sich daher auch in der baulichen Struktur: der Besucher
taucht zunächst mit allen Sinnen in eine große Erlebnishalle ein, bevor er nach und nach vernetzte
Informationen zu den Tieren, Pflanzen und ihrer Nutzung erhält. Ein eigener Themenraum zeigt
die Vielfalt tropischer Regenwälder und stellt neben den Bedrohungsursachen Schutz- und
Nutzungskonzepte vor, die auch den Besucher für den Schutz der Regenwälder aktivieren.
Die tiergärtnerische Präsentation ist verbunden mit dem Naturschutzengagement des Zoos im
Lebensraum der gezeigten Tiere. Parallel zur Planung des Hauses hat der Zoo Köln mit dem
„Phong Nha – Ke Bang – Naturschutzprojekt“ in Zentralvietnam sein Engagement in Südostasien
deutlich erweitert.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 20 - Ausgabe 2.2000
Summary
The RAINFOREST is a new tropical house in the zoological garden of Cologne that shows birds,
but also mammals, reptils and insects of the tropical rain forests of Southeast Asia. Together with
ARA (Working Group on Rainforest and Biodiversity Conservation, Bielefeld) the zoo is
working on a new information concept that transmits the idea of environmental protection and
sustainable use to the visitors. In the RAINFOREST this consept is realised for the first time.
As education was involved from the very beginning the building concept goes together with the
educational idea. The visitors first immerse to the diversity of animals and plants with all senses.
Information on the animals and plants but also on cultural and sustainable aspects are presented
step by step. An exhibition room that shows the degradation of rainforests and protection
concepts is integrated in the visitors’ way through the house. Different examples of sustainable
use of natural resources show the visitors that they may do something on their own for the
protection of rainforests.
The idea of the new house is strongly connected with conservation activities of the Zoological
Garden of Cologne in Southeast Asia. Together with the building of the RAINFOREST the Zoo has
started an own project in Phong Nha – Ke Bang (Vietnam), that will not only protect a number of
species but contribute to a sustainable development of the area.
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo
Zeitschrift des Kölner Zoo - 21 - Ausgabe 2.2000
Anhang
Technische Daten
Abmessungen Gesamtgebäude 45.0 x 42.5 m = 1912.50 m²
Freiflughalle 29.5 x 42.5 m = 1253.75 m²
Größte Höhe der Freiflughalle 17.0 m
Zuchtstation 4.5 x 34.5 m = 155.25 m²
Mehrzweckhalle 14.5 x 34.5 m = 500.25 m²
Großer Teich 84500 Liter
Krallenotter 10000 Liter
Luftraum der Geiervoliere ca. 20m x 30 m x 10 m = 6000 m³
Maximale Höhe der Geiervoliere 14 m
Literatur
ESCHENHAGEN, D., KATTMANN, U., RODI, D. (1993): Fachdidaktik Biologie. Köln.
GLEICH, M., MAXEMER, D., MIERSCH, M. & NICOLAY, F. (1999): Life Counts. BerlinVerlag. Berlin.
HERRMANN, H.-W. & PAGEL, T. (2000): Phong Nha – Ke Bang, das Regenwaldschutzprojektdes Kölner Zoos in Vietnam. Zeitschrift des Kölner Zoo (2): ?? - ??.
IUDZG - THE WORLD ZOO ORNAIZATION (1993): The World Zoo Conservation Strategy -The role of zoos and aquaria of the world in global conservation. Chicago ZoologicalSociety, 86 s.
WOLTERS, J.: Die neue Umweltdebatte – Herausforderung auch an zoologische Gärten.Quantum Conservation 1996.
Anschrift der Verfasser
Ruth Dieckmann (Zoopädagogin)Theo Pagel (Kurator)Zoologischer Garten KölnRiehlerstr. 17350735 Köln
Jürgen WoltersArbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA)August-Bebel-Str. 16-1833602 Bielefeld
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