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D A S O R C H E S T E R D E R E L B P H I L H A R M O N I E
B2: Do, 20.10.2011, 20 Uhr | A2: So, 23.10.2011, 11 Uhr | Hamburg, Laeiszhalle
W1: Fr, 21.10.2011, 19 Uhr | Wismar, St. Georgen-Kirche
Michael Gielen Dirigent
Roland Greutter Violine | Damen des NDR Chores
Wolfgang Amadeus Mozart Deutsche Tänze KV 600 & KV 605
Claude Debussy Trois Nocturnes
Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert D-Dur KV 211
Claude Debussy La Mer
»Ach, wie schade, dass Mozart nicht Franzose ist ... man würde ihn mehr nachahmen.«
Claude Debussy, 1913
9997_SO_AB2_W1_PROk2 29997_SO_AB2_W1_PROk2 2 06.10.11 10:4706.10.11 10:47
Dirigent:
Solist:
Wolfgang Amadeus Mozart
(1756 – 1791)
Claude Debussy
(1862 – 1918)
Wolfgang Amadeus Mozart
Claude Debussy
Donnerstag, 20. Oktober 2011, 20 Uhr
Sonntag, 23. Oktober 2011, 11 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
Freitag, 21. Oktober 2011, 19 Uhr
Wismar, St. Georgen-Kirche
Michael GielenRoland Greutter Violine
Damen des NDR Chores (Einstudierung: Werner-Hans Hagen)
Sechs Deutsche Tänze KV 600 & Drei Deutsche Tänze KV 605
(1791)
C-Dur – F-Dur – B-Dur – Es-Dur –
G-Dur (Trio: „Der Kanarienvogel“) – D-Dur –
D-Dur – G-Dur – C-Dur „Die Schlittenfahrt“
Nocturnes
Tryptique symphonique pour orchestre et chœurs
(1897 – 1899)
I. Nuages
II. Fêtes
III. Sirènes
Pause
Konzert für Violine und Orchester D-Dur KV 211
(1775)
I. Allegro moderato
II. Andante
III. Rondeau: Allegro
Kadenzen und Eingänge: Roland Greutter
La Mer
Trois esquisses symphoniques
(1903 – 1905)
I. De l’aube à midi sur la mer
II. Jeux de vagues
III. Dialogue du vent et de la mer
Einführungsveranstaltung mit Habakuk Traber am 20.10.2011 um 19 Uhr
im Großen Saal der Laeiszhalle.
Mit-Mach-Musik parallel zum Konzert am 23.10.2011 um 11 Uhr
in Studio E der Laeiszhalle.
NDR SINFONIEORCHESTER
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Das Konzert wird am 21.11.2011 um 20 Uhr
auf NDR Kultur gesendet
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NDR SINFONIEORCHESTER
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Roland Greutter, im österreichischen Linz ge-
boren, studierte bereits während seiner Schul-
zeit bei Sandor Vegh am Salzburger Mozarteum.
Danach setzte er sein Studium an der New
Yorker Juilliard School bei Ivan Galamian sowie
an der Indiana University in Bloomington bei
Joseph Gingold fort. Er gewann nicht nur den
Artists International Competition New York so-
wie den Wieniawski-Competition der Juilliard
School, sondern erhielt u. a. auch den Mozart-
preis des Mozarteums. Roland Greutter ist ein
gefragter Solist in Europa, Amerika und Asien.
Wichtige Erfolge feierte er bei Soloabenden
und als Solist mit führenden Orchestern unter
Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Myung-Whun
Chung, Christoph von Dohnányi, Christoph
Eschenbach, Rafael Frühbeck de Burgos, Alan
Gilbert, Marek Janowski, Krzysztof Penderecki
und Günter Wand. Diese Konzerte führten ihn
in wichtige Konzertsäle wie die Carnegie Hall
New York, die Bunka Kaykan Tokio, ins Teatro
Colon von Buenos Aires, in das Große Festspiel-
haus in Salzburg, in die Berliner Philharmonie
und in die Hamburger Laeiszhalle. Roland
Greutter ist darüber hinaus ein gern gesehener
Gast bei renommierten Festivals wie dem
Marlboro Music Festival, dem IMS Prussia Cove
oder dem Schleswig-Holstein Musik Festival,
wo er mit Rudolf Serkin, Sandor Vegh, Leonard
Bernstein und Lorin Maazel zusammenarbei-
tete. Als Kammermusiker konzertierte Roland
Greutter u. a. mit Christoph Eschenbach,
Me Jin Moon und Martin Grubinger.
Der Geiger machte zahlreiche Rundfunk-, Fern-
seh- und CD-Aufnahmen. Sein ungewöhnlich
breites Repertoire spannt sich vom Barock bis
zur zeitgenössischen Musik. So spielte er u. a.
die Uraufführung des ihm gewidmeten Violin-
konzertes von Ulrich Leyendecker sowie die
Violinkonzerte von Peter Ruzicka, Leonard
Bernstein und Peteris Vasks. In jüngster Zeit
übernimmt Greutter – wie bei der Sinfonietta
Cracovia, dem Schleswig-Holstein Festival
Orchester oder dem Aalborg Symphony Or-
chestra – mit großem Erfolg auch die Doppel-
funktion als Solist und Dirigent. Neben seiner
intensiven Konzerttätigkeit hält er weltweit
Meisterklassen ab.
Roland Greutter ist seit 1982 Erster Konzert-
meister des NDR Sinfonieorchesters. Er spielt
eine Violine von Dominicus Montagnana anno
1736, die von seinem Mentor und Freund, dem
legendären René Morel betreut wird.
Roland GreutterVioline
Michael Gielen wurde 1927 als Sohn des be-
deutenden Opernregisseurs Josef Gielen in
Dresden geboren. Seine musikalische Karriere
begann er als Korrepetitor am Teatro Colon in
Buenos Aires, wohin die Familie emigriert war.
1951 nach Europa zurückgekehrt, wurde Gielen
Korre petitor und Dirigent an der Wiener Staats-
oper und begann eine erfolgreiche Konzert -
tä tig keit, wobei er für seine herausragenden
Aufführungen zeitgenössischer Kompositionen
ebenso bekannt wurde, wie für die der Wiener
Klassik und der Werke von Bruckner und Mahler.
Von 1960 bis 1965 übernahm er das Amt des
musikalischen Leiters der Königlichen Oper in
Stockholm, 1969 wurde er zum Chefdirigenten
des Belgischen Nationalorchesters in Brüssel
ernannt. Seit dieser Zeit gastiert Gielen bei
allen großen Orchestern, Opernhäusern und
Festivals Europas und der USA, u. a. beim
New York Philharmonic, Cleveland, Pittsburgh,
Chicago und London Symphony Orchestra,
bei den Berliner und Wiener Philharmonikern,
an der Berliner Staatsoper Unter den Linden
(seit 1999 ist Gie len dort Erster Gastdirigent),
an der Opéra National de Paris oder bei den
Salzburger Festspielen.
Zentraler Abschnitt seiner Dirigentenkarriere
waren die zehn Jahre als Direktor und Chef-
dirigent der Frankfurter Oper (1977-1987). Drei
Jahre war Gielen Principal Guest Conductor
des BBC Symphony Orchestra (1978-1981);
weitere wichtige Stationen seiner künstlerischen
Tätigkeit waren die Ernennung zum Music Di-
rector des Cincinnati Symphony Orchestra
(1980 – 1986) sowie die Berufung zum Chefdiri-
genten des SWR Sinfonieorchester Baden-Baden
und Freiburg (1986 – 1999), bei dem er seitdem
ständiger Gast ist. Im Jahr 2002 wurde ihm der
„Cannes MIDEM Classical Lifetime Achievement
Award“ verliehen, seine Auto biographie „Unbe-
dingt Musik“ ist im Januar 2008 erschienen.
Am 5. Mai 2010 wurde Michael Gielen für sein
Lebenswerk mit dem interna tionalen Ernst von
Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Eine große
Zahl von CD-Einspie lun gen dokumentiert seine
künstlerische Arbeit, darunter eine hoch gelob te
Aufnahme von Schönbergs „Moses und Aron“.
Michael Gielen verbindet seit Jahren eine enge
Zusammenarbeit mit dem NDR Sinfonieor-
chester. In der aktuellen Saison ist er nach
dem heutigen Konzert erneut im Rahmen des
großen Bruckner-Zyklus’ zu Gast: Im Februar
2012 wird Gielen das NDR Sinfonieorchester
in Bruckners Achter dirigieren.
Michael GielenDirigent
¯
6 7
NDR SINFONIEORCHESTER
„So innig vergnügt“ – Mozarts „teutsche“ KV 600 und KV 605
Die Deutschen Tänze KV 600 und KV 605, die
mit der Sammlung KV 602 einen dreizehnteili-
gen Zyklus bilden, entstanden Ende Januar/
Anfang Februar 1791 für die Bälle in den Re-
doutensälen der Wiener Hofburg, für die Mozart
im Rahmen seiner Verpfl ichtungen als „k. k.
Kammer-Kompositeur“ ab 1788 eine stattliche
Anzahl von Werken komponierte. Dass er diese
Aufgaben nicht als lästige Pfl ichtübung emp-
fand, lag zum einen an seiner ausgeprägten
Vorliebe für das Tanzen und Feiern. Zum ande-
ren trug diese Tätigkeit als „Maître de musique“
viel zur eigenen Popularität bei – enthielten
die Ankündigungen derartiger Veranstaltungen
gegen Ende des 18. Jahrhunderts doch zuneh-
mend die Namen des jeweiligen Komponisten,
wobei mit der Originalität einer speziell für
diesen Anlass verfassten Musik geworben wurde.
Dass sich Mozart über den hohen Stellenwert
öffentlicher Tanzvergnügen gerade in Hinblick
auf die Popularisierung von Komposition wie
Komponisten im Klaren war, zeigt ein Brief
vom 15. Januar 1787 aus Prag, in dem es heißt:
„ich sah aber mit ganzem Vergnügen zu, wie
alle diese leute auf die Musick meines fi garo,
in lauter Contretänze und teutsche verwandelt,
so innig vergnügt herumsprangen; – denn hier
wird von nichts gesprochen als vom – fi garo.“
Zwar boten ihm die Tanzmusikformen nicht
Claude Debussy wollte „nach dem Maß der
Elemente, des Windes, des Himmels und des
Meeres“ komponieren: „Mir schwebt eine Musik
vor, die eigens fürs ‚Freie‘ geschaffen wäre,
eine Musik der großen Linienzüge, eine Musik
der vokalen und instrumentalen Kühnheiten,
die sich in der freien Luft entfalten und unbe-
schwert über den Wipfeln der Bäume schweben
würden. Eine solche Harmoniefolge schiene
im geschlossenen Konzertsaal befremdlich,
hier aber könnte sie zu ihrer wahren Geltung
kommen; und hier auch fände sich vielleicht das
Mittel, all die kleinlichen, überspitzten Manien
von Form und Klanglichkeit zu beseitigen, die
der Musik so hemmend im Wege stehen. Hier
könnte die Musik zu neuem Leben erwachen,
könnte die herrliche Lehre der Freiheit erfahren,
die im Erblühen der Bäume liegt“ („La Revue
blanche“, 1. Juni 1901). Kaum ein Werk spiegelt
diese Haltung in solch programmatischer Weise
wider wie das Orchester-Triptychon „La Mer“,
in dem die See zum Symbol des Elementaren,
Unermesslichen und Erhabenen wird, ebenso
wie zum Sinnbild für die unbegrenzte Freiheit,
die Debussy in der Musik zu realisieren suchte.
Ähnlich wie in den „Nocturnes“, in denen der
Komponist irisierende Dämmerungsstimmung,
traumhafte Szenen festlichen Treibens und den
magischen Gesang unwirklicher Fabelwesen
einfangen wollte, geht es in „La Mer“ nicht um
die reale Welt, sondern um eine von den Ge-
genständen losgelöste und abstrahierte Sinn-
gebung. Im vollen Gegensatz dazu entstanden
Wolfgang Amadeus Mozarts Tanzkompositionen
als handfeste „Gebrauchsmusik“ für die Mas-
kenbälle und Feste, die in den Sälen adliger
Residenzen und Schlösser bzw. in bürgerlichen
Wirtshäusern oder Privatwohnungen abgehalten
wurden: „vergangene Woche“, schrieb Mozart
im Januar 1783 nach Salzburg, „habe ich in
meiner Wohnung einen Ball gegeben. – versteht
sich aber die chapeaus haben Jeder 2 Gulden
bezahlt. – wir haben Abends um 6 uhr ange-
fangen und um 7 aufgehört; – was nur eine
Stunde? – Nein Nein – Morgens um 7 uhr.“
„Nach dem Maß der Elemente ...“ Zu den Werken von Mozart und Debussy
Claude Debussy am Strand bei Houlgate (1911)
„Maskenball im Großen Redoutensaal der Hofburg“, Kupferstich (1748) von Markus Weinmann
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NDR SINFONIEORCHESTER
die Möglichkeiten zur Konzeption komplexer
musikalischer Werke – nur ganz selten weicht
die Musik vom üblichen vier- oder sechzehn-
taktigen Periodenbau ab. Mozart kompensierte
diese Einfachheit jedoch mit einer besonders
abwechslungsreichen Instrumentation, durch
die sich besonders seine Tänze aus den späten
Wiener Jahren auszeichnen. Dass die Deutschen
Tänze als Vorform des bald berühmt-berüch-
tigten Wiener Walzers manchen Sittenwächter
auf den Plan riefen, steht auf einem anderen
Blatt. In der „Kaiserlichen Ball-Ordnung für
die Redouten des Jahres 1793“ heißt es dies-
bezüglich: „Auch hat jedes Paar, besonders
bei denen Deutsch=Tänzen in dieser Ordnung,
in welcher angefangen wurde, zu verbleiben,
und wird insbesondere verbothen, ausser
seinem angefangenen Kreise hinaus zu tanzen,
wodurch Ordnung erhalten, und das der Ge-
sundheit so nachtheilige gar zu geschwinde
Tanzen beseitiget wird.“
„Man muss die Tonart über-schwemmen“ – „Trois Nocturnes“ von Claude Debussy
Am 22. September 1894 berichtete Claude
Debussy dem mit ihm befreundeten Geiger
Eugène Ysaÿe, dass er an drei Nocturnes für
Solovioline und Orchester arbeite: „Das erste
Stück ist nur für Streicher bestimmt, das zweite
für drei Flöten, vier Hörner, drei Trompeten
und zwei Harfen; das dritte für beide Gruppen
zusammen. Im Ganzen ist es ein Versuch über
die Klangmöglichkeiten für eine einzige Farbe;
in der Malerei würde ihm zum Beispiel eine
Studie in Grau entsprechen.“ Debussy war zu
dem Werk durch die Arbeiten des amerikani-
schen Malers James Abbott McNeill Whistler
inspiriert worden, dessen nicht zufällig mit
„Nocturnes“ betitelte Bilder aus den 1870er
Jahren melancholische, oft annähernd mono-
chrome Wasseransichten nächtlicher Groß-
städte zeigen, die mit zarten übereinstimmen-
den Farben und verfl ießenden Konturen die
ästhetische Atmosphäre einer geheimnisvollen
nächtlichen Welt evozieren. Nach drei Wochen
scheinen die Arbeiten an dem Werk abge-
schlossen gewesen zu sein, denn Debussy
schlug Ysaÿe vor, die „für ihn komponierten
drei Nocturnes für Violine und Orchester zu
spielen“. Zu einer Aufführung kam es jedoch
nicht, weshalb der Komponist die Stücke zu-
nächst beiseite legte. Erst drei Jahre später
nahm er sie sich wieder vor, um sie in der Zeit
bis 1899 zum heute bekannten sinfonischen
Triptychon umzuarbeiten. In dieser Form wur-
den die ersten beiden Sätze des Werkes am
9. Dezember 1900 im Rahmen der Pariser
„Concerts Lamoureux“ erfolgreich uraufge-
führt (vollständig erklang das Werk erstmals
am 27. Oktober 1901). Der Rezensent der
Zeitschrift „La Vie Parisienne“ schrieb von
einer „feinsinnigen, zarten Verzauberung“,
die keiner gleiche, die man vorher erfahren
habe: „Unerwartete Rhythmen erwachen aus
dem leichten Wogen des Orchesters; kurze Rufe
brechen plötzlich ab wie beim Staunen über
einen zu schönen Traum; gedämpfte Blech-
blasinstrumente klagen einen dunklen Gesang;
rauschende Festzüge; […] geschmeidige Anmut
fl üchtiger Melodien, vergeblich zu folgen,
aufgelöst im Wind ...“
Im ersten Satz, „Nuages“, den Debussy selbst
als „Anblick des unbeweglichen Himmels, über
den langsam und melancholisch die Wolken
ziehen“, beschrieben hat, gibt es keine klassi-
sche Themenaufstellung und -durchführung.
Vielmehr scheinen sich die zur Anwendung
kommenden musikalischen Gebilde durch
Wie derholung, Transformation und sich ver-
selbständigende Akkorde in unterschiedlichen
Lichtintensitäten zu präsentieren. „Die Musik“,
so Debussy, „steht weder in Dur noch in Moll.
Ihr Modus ist nur der, den der Musiker denkt.
[…] Man muss die Tonart überschwemmen.
Dann kann man gehen, wohin man will und
man gelangt dort hinaus, wo man hinaus will.
Daher Vergrößerung des Terrains, – und Nuan-
cen.“ Der zweite Satz, „Fêtes“ – „das ist der
James Abbott McNeill Whistler: „Nocturne: Blau und Silber – Chelsea“ (1871)
10 11
NDR SINFONIEORCHESTER
Dass sich Mozart mit der Konzertgattung so
intensiv auseinandersetzte und in den Jahren
1773 (KV 207) und 1775 (KV 211, 216, 218, 219)
seine bekannten fünf Violinkonzerte kompo-
nierte – bei den drei angeblich später kompo-
nierten Konzerten handelt es sich um Werke
zweifelhafter Echtheit beziehungsweise um
nachgewiesene Fälschungen –, hatte verschie-
dene Gründe. Zum einen war in Salzburg sei-
nerzeit konzertante Musik für Violine äußerst
beliebt, was nicht nur die vielen aufgeführten
Violinkonzerte belegen, sondern auch die zahl-
reichen Divertimenti, Serenaden und Final-
musiken, die streckenweise hochvirtuose Solo-
violinpassagen enthielten. Zum anderen wird
Mozart hierzu von dem böhmischen Kompo-
nisten Josef Myslivecek angeregt worden sein,
den er als Vierzehnjähriger erstmals traf und
der einen nicht unwesentlichen Einfl uss auf ihn
ausgeübt hat. Im D-Dur-Konzert KV 211, das
Mozart am 14. Juni 1775 in Salzburg vollende-
te, beginnt das Eröffnungstutti des einleiten-
den Allegros mit einem Orchesterunisono, in
dem man die Don-Alfonso-Arie „Tutte le donne“
aus „Così fan tutte“ zu hören vermeint. An-
schließend scheint Mozart die hohen Register
der Geige zu erproben, die Ende des 18. Jahr-
hunderts zunehmend „entdeckt“ wurden.
Der folgende ariose Mittelsatz gibt ein Beispiel
für den „galanten Stil“, den Mozart bei Johann
Christian Bach kennengelernt hatte. Das Finale
bildet der damaligen Mode entsprechend ein
französisches Rondeau, dessen Musik in durch-
gehendem Menuett-Charakter eine bemerkens-
werte Eleganz ausstrahlt.
Dialog zwischen Wind und Meer –Debussys „La Mer“
„Ich strebte“, schrieb Claude Debussy rück-
blickend über seine 1902 uraufgeführte Oper
„Pelléas et Mélisande“, „für die Musik eine Frei-
heit an, die sie vielleicht mehr als jede andere
Kunst in sich birgt, eine Freiheit, welche nicht
mehr auf die mehr oder weniger getreue Wi-
der gabe der Natur eingeengt bleiben, sondern
auf den geheimnisvollen Entsprechungen
zwischen Natur und Phantasie beruhen sollte.“
Was für „Pelléas“ galt, hatte auch für viele
andere Werke Debussys Gültigkeit, denn zeit
seines Lebens hat sich der Komponist mit
einem Musik-Ansatz auseinandergesetzt, der
mit der Expressivität der Natur in Einklang
steht, ohne sie nur mimetisch abzubilden.
Mit Sicherheit ist es kein Zufall, dass er dieser
Idee mit der Konkretisierung eines Orchester-
werkes Ausdruck verliehen hat, in dessen
Zentrum das Meer steht: „La Mer“ – ein in der
Zeit von August 1903 bis März 1905 kompo-
niertes Orchestertriptychon, zu dessen Unter-
titel „Esquisses symphoniques“ (Sinfonische
Skizzen) Debussy wahrscheinlich von dem
1890 entstandenen Orchesterwerk „La Mer.
Esquisses symphoniques“ des fl ämischen
Komponisten und Musikkritikers Paul Gilson
angeregt worden war. Mit der sinfonischen
Tradition hat Debussys Werk allerdings wenig
zu tun. Denn ebenso vergeblich wie man in
dem Stück nach Motiven, Themen oder gar
motivisch-thematischer Arbeit sucht, lassen
sich Bezüge zu traditionellen sinfonischen
tanzende Rhythmus der Atmosphäre, von
grellen Lichtbündeln für Augenblicke erhellt“
(Debussy) –, bildet zu dem verhalten und me-
lancholisch wirkenden ersten einen denkbar
großen Kontrast. Laut Hans Rudolf Zeller schaf-
fen „die rhythmischen Figuren […] zusammen
mit wechselnden Tempi und teilweise brüsken
Unterschieden in der Dynamik an nähernd fi l-
mische Wirkungen, Nah- und Fern ein stel lun gen,
akustische Schwenks auf die verschiedenen
Schauplätze.“ Den dritten Satz, „Sirènes“, be-
schrieb Debussy als „das Meer und seine un-
erschöpfl iche Bewegung“, über das der „ge-
heimnisvolle Gesang der Sirenen“ tönt, deren
Vokalisen in übermäßigen und verminderten
Halbtönen in das instrumentale Geschehen
integriert werden. „Die Nachahmung“, schrieb
Paul Dukas, „in einem weit gefassten Sinn ist
vorhanden. Doch die tiefste Bedeutung des
Stücks verharrt noch immer im Symbolischen.“
„Der größte Geiger in ganz Europa ...“ – Mozarts Violinkonzert D-Dur KV 211
In den Jahren 1773 bis 1777 hatte Wolfgang
Amadeus Mozart ein besonders enges Verhält-
nis zur Violine. Immer wieder betätigte er sich
als Geiger und trat auch außerhalb seiner
Geburtstadt Salzburg – etwa in München und
Augsburg – wiederholt als Solist auf: „Da schau-
ete alles groß drein. Ich spielte, als wenn ich
der größte Geiger in ganz Europa wäre“ (6. Ok-
tober 1777). Dennoch lag Mozart das Streich-
instrument offenbar nie so gut wie das Klavier,
weshalb Vater Leopold, einer der berühmtesten
Violinpädagogen des 18. Jahrhunderts, drei
Tage später dem Sohn die mahnende Frage
stellte: „du wirst wohl auf der Violin, so lange
du in München warst, dich gar nicht geübt
haben? das wäre mir sehr leid.“ Ende Novem-
ber schrieb Leopold resignierend: „Die Violin
hängt am Nagel, das bilde [ich] mir schon ein.“
Die Sorge war keineswegs unbegründet, denn
schon im weiteren Verlauf der Reise gab Mozart
das Violinspiel auf, um sich auf seine pianisti-
schen Aktivitäten zu konzentrieren.
Mozart-Haus, Salzburg (Wohnhaus der Familie Mozart
1747 – 73): Innenansicht mit Mozarts Violine und der Violin-
schule seines Vaters Leopold; an der Wand dessen Porträt
˘
12 13
NDR SINFONIEORCHESTER
heimnisvolle Mathematik, deren Elemente am
Unendlichen teilhaben. Sie lebt in der Bewe-
gung des Wassers, im Wellenspiel wechselnder
Winde; nichts ist musikalischer als ein Sonnen-
untergang. […] Sie [die Musiker] schauen in die
Bücher der großen Meister und rühren dort in
Ehrfurcht den alten Klangstaub auf. Gut so;
aber die Kunst ist hier vielleicht nicht so nah!“
Dass Debussy im Gegensatz zu den Schöpfern
einschlägiger „Natur“-Sinfonien auf das Mittel
der Tonmalerei weitgehend verzichtet, zeigt,
dass er nicht das geringste Interesse an einer
klanglichen Imitation des Wassers hatte. Ihm
ging es vielmehr um die Versinnbildlichung
seines unberechenbaren Charakters, um die
Schönheit des Meeres, das auch bedrohlich
werden kann, obgleich Werktitel und Satz-
überschriften durchaus an eine naturalistische
Klangdarstellung denken lassen. (Der erste Satz
trug anfangs den konkreteren, zugleich auf eine
Novelle von Camille Mauclair anspielenden
Titel „Mer belle aux Iles Sanguinaires“ [„Ruhige
See vor den Iles Sanguinaires“, einer kleinen
Inselgruppe bei Korsika], der dritte Satz war mit
„Le vent fait danser la mer“ – „Der Wind lässt
das Meer tanzen“ – überschrieben.) Dies hatte
zur Folge, dass die Hörerwartungen der meisten
Zeitgenossen bei der am 15. Oktober 1905
erfolgten Uraufführung enttäuscht wurden:
„Die einen fi nden das Meer nicht wieder, die
anderen die Musik“, bemerkte Paul Dukas
lapidar in der „Chronique des Arts et de la
Curiosité“. Der Kritiker Pierre Lalo erklärte in
der Zeitschrift „Le Temps“: „Das Meer höre
ich nicht, sehe ich nicht und rieche ich nicht.“
Dennoch gelang es Debussy gerade durch die
bewusste Abwesenheit von vordergründigen
Tonmalereien, den Klang als musikalisches
Urelement ins Zentrum der Komposition zu
rücken – gerade so als würde die Natur direkt
durch die Musik sprechen: „Debussy hört die
Brust des Ozeans und den Atem der Wellen ab,
das Herz des Meeres und der Erde. […] Das
Gesicht einer menschlichen Person scheint
vollständig verschwunden. La Mer ist das Ge-
sicht der anonymen Elemente, der unmensch-
lichen Meteore. Der unerinnerbare Konfl ikt,
von dem erzählt wird, ereignet sich fern der
Küsten, wo Häfen und Strände sind und die
Zivilisation der Menschen. Es gibt nicht mehr,
wie noch bei Liszt, den Dialog zwischen Natur
und Menschlichkeit, es gibt nur den zwischen
Wind und Meer, einen Dialog des Ozeans, der
alles Anthropomorphe, alle Beziehung zu einem
Sujet ausschließt“ (Paul Dukas).
Harald Hodeige
Techniken und Satztypen nachweisen – von
der zyklischen Verbindung der Ecksätze durch
drei motivische Elemente einmal abgesehen.
Dennoch gibt es durchaus sinfonische Mo-
mente in „La Mer“ – etwa die (französische)
Dreisätzigkeit sowie die Einheit der Tonarten
(das Werk endet in Des-Dur, der Haupttonart
des ersten Satzes). Sinfonischen Charakter hat
im Kopfsatz auch die Abfolge von langsamer
Einleitung, bewegten Hauptteilen und abschlie-
ßendem Höhepunkt. Zudem erinnern die spie-
lerische Anlage des Mittelsatzes und das Zu-
rückgreifen auf zentrale thematische Momente
aus dem ersten im dritten Satz sowie dessen
grandiose Finalsteigerung an die sinfonische
Gattungstradition. Dennoch griff Debussy an
keiner Stelle tradierte sinfonische Modelle wie
etwa die Sonatenform auf, sondern entwickelte
musikalische Formprozesse, die allein im far-
benreichen, nuancierten Klang sowie in einer
kaum mehr grundtonbezogenen Harmonik
begründet sind. Zudem wird mit Hilfe penta-
tonischer Klänge, jambischer Rhythmen sowie
einer ausgeprägt arabeskenhaften Melodik
der Eindruck naturhafter Archaik erzeugt.
„Die Musik“, so der Komponist, „ist eine ge-
Katsushika Hokusai: „Die große Welle“ (um 1830). Der Farbholzschnitt wurde für das Titelblatt der Erstausgabe
von Debussys „La Mer“ (1905) verwendet
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NDR SINFONIEORCHESTER
NDR SINFONIEORCHESTER
B3 | Do, 17.11.2011 | 20 Uhr
A3 | So, 20.11.2011 | 11 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle
Manfred Honeck Dirigent
Rudolf Buchbinder Klavier
Arvo Pärt
Cantus in memoriam
Benjamin Britten
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert C-Dur KV 467
Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74
„Pathétique“
17.11.2011 | 19 Uhr: Einführungsveranstaltung
C2 | Do, 01.12.2011 | 20 Uhr
D2 | Fr, 02.12.2011 | 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle
Alan Gilbert Dirigent
Yefi m Bronfman Klavier
Robert Schumann
„Manfred“-Ouvertüre op. 115
Witold Lutosławski
Konzert für Orchester
Johannes Brahms
Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83
01.12.2011 | 19 Uhr
02.12.2011 | 19 Uhr
Einführungsveranstaltungen
Konzertvorschau
Rudolf Buchbinder
Alan Gilbert
Sais
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2012
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FR 30.09.2011 | 20 UHR | LAEISZHALLENDR SINFONIEORCHESTERDIRIGENT MIHKEL KÜTSONNAREH ARGHAMANYAN KLAVIERTINE THING HELSETH TROMPETELOÏC SCHNEIDER FLÖTEWERKE VON BIZET, IBERT, LISZT
SaxophonesFR 25.11.2011 | 20 UHRROLF-LIEBERMANN-STUDIONDR BIGBAND | LEITUNG JÖRG ACHIM KELLERAMSTEL QUARTETWERKE VON J.S. BACH, RAVEL, NYMAN
BelcantoSO 29.01.2012 | 20 UHRROLF-LIEBERMANN-STUDIONDR RADIOPHILHARMONIE | DIRIGENT LAWRENCE RENESEKATERINA ISACHENKO SOPRANANTONIO POLI TENOR | GORAN JURIC BASSWERKE VON PUCCINI, DVORAK, GOUNOD
Strings & SingingMI 21.03.2012 | 20 UHRROLF-LIEBERMANN-STUDIOWISHFUL SINGING | QUATUOR HERMÈSWERKE VON DEBUSSY, VIRTAPERKO, CALDARA, HAYDN
PianoPianoFR 11.05.2012 | 20 UHRROLF-LIEBERMANN-STUDIONDR CHOR | DIRIGENT PHILIPP AHMANN CHRISTINA UND MICHELLE NAUGHTON KLAVIER-DUOWERKE VON GERSHWIN, BRAHMS, CARTER
9905_pdj_saison_az 1 29.08.11 17:06
Sonderkonzert
Mi, 16.11.2011 | 20 Uhr
Hamburg, Bucerius Kunst Forum,
Ian Karan Auditorium
Tasto Solo
Guillermo Pérez Organetto und Leitung
Viva Biancaluna Biffi Fiedel, Gesang
David Catalunya Clavisimbalum, Orgel
Reinhild Waldek Gotische Harfe
Werke u. a. von
Francesco Landini, Jacopo Da Bologna,
Johannes Ciconia, Marco Cara,
Francesco Varoter
In Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum
anlässlich der Ausstellung „Am Anfang der Malerei.
Italienische Meister bis Fra Angelico und Botticelli“
NDR CHOR
Sonderkonzert
So, 30.10.2011 | 18 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
HOMMAGE À SOFIA GUBAIDULINA
NDR Chor
Philipp Ahmann Dirigent
Elbtonalpercussion
Ivan Monighetti Violoncello
Elsbeth Moser Bajan
Kathrin Rabus Violine
Christoph Marks Violoncello
Werke von
Sofi a Gubaidulina
In Kooperation mit NDR das neue werk
NDR DAS NEUE WERK
Mi, 16.11.2011 | 20 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
Reinhold Friedrich Trompete & Leitung
Stockholm Chamber Brass
mit Musikern von
NDR Brass
Werke von
Anders Hillborg
Sofi a Gubaidulina
Eino Tamberg
Benjamin Staern
Witold Lutosławski
Per Martensson
Askell Masson
Einojuhani Rautavaara
Karten im NDR Ticketshop im Levantehaus,
Tel. 0180 – 1 78 79 80 (bundesweit zum Ortstarif,
maximal 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz),
online unter ndrticketshop.de
16 17
B4 | Do, 15.12.2011 | 20 Uhr
A4 | So, 18.12.2011 | 11 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle
Thomas Hengelbrock Dirigent
Leonidas Kavakos Violine
Joseph Joachim
Ouvertüre „In Memoriam
Heinrich von Kleist“ op. 13
Johannes Brahms
Violinkonzert D-Dur op. 77
Joseph Haydn
Sinfonie D-Dur Hob. I: 104
„Londoner“
15.12.2011 | 19 Uhr
18.12.2011 | 19 Uhr
Einführungsveranstaltungen
mit Thomas Hengelbrock
DAS NÄCHSTE KONZERT IN WISMAR
W2 | Sa, 17.12.2011 | 16 Uhr
Wismar, St. Georgen-Kirche
Thomas Hengelbrock Dirigent
Leonidas Kavakos Violine
Joseph Haydn
Sinfonie D-Dur Hob. I: 104
„Londoner“
Johannes Brahms
Violinkonzert D-Dur op. 77
NDR SINFONIEORCHESTER AUF KAMPNAGEL
KA1a | Fr, 25.11.2011 | 20 Uhr
KA1b | Sa, 26.11.2011 | 20 Uhr
Hamburg, Kampnagel
DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED
Stefan Geiger Dirigent
„Die Abenteuer des Prinzen Achmed“
(1926)
Silhouettenfi lm von Lotte Reiniger
mit der Originalmusik für großes
Orchester von Wolfgang Zeller
NDR DAS ALTE WERK
Abo-Konzert 2
Mo, 24.10.2011 | 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle
Accademia Bizantina
Ottavio Dantone Cembalo und Leitung
Johann Sebastian Bach
Orchestersinfonien aus den Kantaten
BWV 21, BWV 35, BWV 42, BWV 156, BWV
146, BWV 169, BWV 196
Arcangelo Corelli
Concerti grossi op. 6 Nr. 2 & 4
19 Uhr: Einführungsveranstaltung
im Kleinen Saal der Laeiszahalle
Die Konzerte des NDR Sinfonieorchesters hören Sie auf NDR Kultur
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Hören und genießen
In Hamburg auf 99,2
Weitere Frequenzen unter
ndr.de/ndrkultur
Herausgegeben vom
NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK
PROGRAMMDIREKTION HÖRFUNK
BEREICH ORCHESTER UND CHOR
Leitung: Rolf Beck
Redaktion Sinfonieorchester:
Achim Dobschall
Redaktion des Programmheftes:
Julius Heile
Der Einführungstext von Dr. Harald Hodeige
ist ein Originalbeitrag für den NDR.
Fotos:
Jacques Lévesque (S. 4)
Isabel Stolte (S. 5)
culture-image | Lebrecht (S. 6)
akg-images (S. 7)
akg-images (S. 9)
akg-images | Erich Lessing (S. 10)
akg | De Agostini Picture Lib. (S. 12)
Alexander Basta (S. 15 links)
Mats Lundquist (S. 15 rechts)
NDR | Markendesign
Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg
Litho: Otterbach Medien
Druck: Nehr & Co. GmbH
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des NDR gestattet.
ImpressumSaison 2011 / 2012
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