Vom Abfall zum Baustoff - Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

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BMÖ

31 |

2015

Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie

OGM

Beiträge der internationalen Tagung imMAMUZ Museum Mistelbach, 23. bis 26. September 2014

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Wert(e)wandelObjekt und kulturelle Praxis in Mittelalter und Neuzeit

BMÖ 31 | 2015

Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 31 | 2015

Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich31 | 2015

Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie

OGM

Wien 2016

Wert(e)wandelObjekt und kulturelle Praxis in Mittelalter und Neuzeit

Beiträge der internationalen Tagung imMAMUZ Museum Mistelbach, 23. bis 26. September 2014

Herausgegeben von

Claudia TheuneStefan Eichert

Der Druck dieses Bandes wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht – Abteilung Wissenschaft und ForschungMagistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 7 – KulturMAMUZ Mistelbach/Asparn an der ZayaInstitut für Archäologie der Universität Graz

Alle Rechte vorbehalten© 2016 by Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, Wien

Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1http://www.univie.ac.at/oegm

ISSN: 1011-0062ISBN: 978-3-95008517-4

Redaktion: Stefan EichertLektorat: Hans Müller, Stefan Eichert

Englisches Lektorat und Übersetzungen: Paul MitchellSatz, Layout und Gestaltung: Karin Kühtreiber

Coverbild: Schatzfund von Wiener Neustadt, Hakenverschluss mit figürlichem DekorFoto Coverbild: Paul Kolp/Franz Siegmeth

Druck: Grasl Druck & Neue Medien GmbH, 2540 Bad Vöslau

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Einführung

Hans Peter HahnGeliebt, geschätzt, verachtet. Zur Dynamik der Be- und Umwertung materieller Dinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Ressourcen als soziales Gut

Reinhold ReithStoffströme in historischen Gesellschaften – aus der Sicht der Wirtschafts- und Umweltgeschichte. . . . . . . . . . . . 17

Objektbiographien und Warenkreisläufe

Beatrix Nutz„Ich brauch Hadern zu meiner Muel“. Von Altschneidern, Lumpensammlern und Papiermachern – Wiederverwendung und Wiederverwertung von Textilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Herbert BöhmVom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Ute ScholzKonsumort Markt. Forschungen zu Objekt und Raum am Beispiel des Tullner Breiten Marktes . . . . . . . . . . . . . 49

Maria StürzebecherImitation und Nachahmung. Phänomene gotischer Goldschmiedekunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Deponierungen: Intentionelle Herauslösung von sozialen Gütern aus zeitgenössischen Gebrauchskontexten

Horte und Depots: Fundvergesellschaftungen als Ausdruck von Wertschätzung

Nikolaus HoferDer Schatzfund von Wiener Neustadt. Überlegungen zur Deutung eines außergewöhnlichen Fundkomplexes . . . . 69

Astrid SteineggerDer Depotfund von über 1700 Geschossspitzen im Gotischen Haus der Burgruine Eppenstein/Steiermark im mitteleuropäischen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Funde in/aus Friedhöfen und Gräbern

Thomas Pototschnig„Die schöne Leich“ Soziale Unterschiede bei Bestattungen der Neuzeit auf drei Wiener Vorstadtfriedhöfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Abfall: Entsorgung als kulturelle Praxis

Claudia TheunePerspektiven auf Entsorgungspraktiken im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Rudolf Procházka, Petr Holub und Lenka SedláčkováDer Umgang mit Abfällen im mittelalterlichen Brno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

Elisabeth NowotnyEntsorgungspraktiken in (früh-)mittelalterlichen ländlichen Siedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

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Vorwort

Mit dem hier vorliegenden Band der „Beiträge zur Mit-telalterarchäologie in Österreich“ werden die Papers der internationalen Tagung zum Thema „Wert(e)wandel. Ob-jekt und kulturelle Praxis in Mittelalter und Neuzeit“ abge-druckt. Ein Aufhänger für die Tagung war die Entdeckung, sehr schnelle wissenschaftliche Auswertung und museale Präsentation des mittelalterlichen Schatzfundes von Wiener Neustadt.

Den „Wert der Dinge“ zu bestimmen ist kein einfaches Unterfangen: Das Bewerten, aber auch das Entwerten be-ziehungsweise schließlich das Entsorgen von Objekten ist eine kulturelle Praxis, die stets in Relation zu anderen Ob-jekten steht. Ein solches Bewerten ist immer ein vielschich-tiger und dynamischer Prozess, der durch Einzelpersonen, Individuen und kleine wie große gesellschaftliche Gruppen ausverhandelt wird. Solche Ausverhandlungen dienen auch der Stabilisierung kultureller Strukturen, sei es im ökono-mischen Sinne, aber auch in nicht-monetären und ideellen Kontexten. Auf der Tagung wurde in erster Linie Dingen im Sinne von „mobilen Gütern“ das Hauptaugenmerk ge-schenkt. Aber auch die Kontextualisierung des Umgangs mit diesen Objekten im Sinne von Befunden, die deutlich auf eine Bewertung der dort eingelagerten Objekte hin-weisen, stand im Fokus des Tagungsinteresses. Daher wur-de der „Objektbegriff“ über die Kleinfunde hinaus auch auf archäologische Strukturen wie Gebäude, Gräber etc. erweitert.

Am Tagungsort Mistelbach, Niederösterreich, haben über 20 Kolleginnen und Kollegen in drei Panels, ausge-hend von Ressourcen als soziales Gut über Objektbiogra-phien und Warenkreisläufe bis hin zu Deponierungen – also der intentionellen Herauslösung von Gütern aus zeitge-nössischen Gebrauchskontexten, Funde in/aus Friedhöfen und Gräbern und Abfall beziehungsweise Entsorgung als kulturelle Praxis – ihre Überlegungen präsentiert und zur Diskussion gestellt. Zwölf Kolleginnen und Kollegen haben ihre Vorträge verschriftlicht und für eine Drucklegung, die wir hier nun gerne vorstellen, eingereicht. Damit wird das breite Spektrum der Tagung sehr gut widergespiegelt. An dieser Stelle sei allen Autorinnen und Autoren dieses Ban-des herzlich gedankt – unser Dank gilt aber auch den Gast-gebern der Tagung, dem „MAMUZ Mistelbach“, vertreten durch Mag. Matthias Pacher und Dr. Ernst Lauermann.

Nichts hat einen Wert für sich – diese Erkenntnis lässt sich noch auf einen zweiten Aspekt anwenden, dem dieses Vor-wort gewidmet ist, nämlich dem 30-jährigen Bestehen der „Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie“, die als Trägerorganisation sowohl der Tagung als auch dieser Zeitschrift fungiert. Ein naheliegender Zugang der „Wert-Schätzung“ liegt in der Beleuchtung der Entwicklung der Gesellschaft, die hier kurz umrissen werden soll:

Seit den späten 1960er-Jahren rückte europaweit die Bedeutung einer Archäologie des Mittelalters immer stär-ker in das Bewusstsein von Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern, aber auch von einer archäologisch und historisch interessierten Öffentlichkeit. 1969 fand in Wien eine von der Fachgemeinde viel beachtete große in-ternationale Tagung zur Mittelalterarchäologie auf Initiative von Fritz Felgenhauer – damals noch im Rahmen der „Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Früh-geschichte“, der heutigen Schwesterorganisation ÖGUF – statt. In der Folge wurden Forschungen auf dem Gebiet der Mittelalterarchäologie weiter verstärkt, in zahlreichen Ausgrabungen im ländlichen wie im städtischen Raum wurden mittelalterliche und mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auch (früh-)neuzeitliche Befunde und Struk-turen freigelegt beziehungsweise zeitlich entsprechende Funde geborgen. Für Österreich sind etwa die umfangrei-chen Ausgrabungen in der ländlichen Ortswüstung Hard seit 1977 beziehungsweise dem Hausberg Gaiselberg, die schon 1958 begannen, zu nennen, die Fritz Felgenhauer initiiert und geleitet hat. Hinzu kamen beispielsweise auch die umfassenden Untersuchungen zur Wüstungsforschung durch Kurt Bors. Um solche Forschungen besser einer breiten (Fach-)Öffentlichkeit zu präsentieren, wurden in der Folge europaweit wissenschaftliche Gesellschaften und Zeitschriften gegründet. Direkt im Anschluss an die Wie-ner Tagung wurde mit der „Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters“ die erste deutschsprachige Zeitschrift für die-ses Fachgebiet gegründet. Nach 15 weiteren Jahren, im Jah-re 1985, wurde dann auch in Österreich auf Initiative von Fritz Felgenhauer sowie Rudolf Koch, Gerhard Antl und Sabine Felgenhauer-Schmiedt die Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie gegründet. Es sollte eine fachspezifische Institution beziehungsweise eine spe-zielle Fachzeitschrift entstehen, um die österreichischen

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Forschungsergebnisse auch einer ausländischen Fachwelt bekannt zu geben.

In den Statuten der Gesellschaft werden bis heute als Ziele die Förderung und Verbreitung von Forschungen zur Archäologie des Mittelalters in Österreich genannt. Zudem wurde durch die besondere geographische Lage Öster-reichs die Brückenfunktion zwischen Ost und West her-vorgehoben. Zielgruppen sind sowohl archäologische und verwandte historische Fachdisziplinen als auch eine breite Öffentlichkeit – beiden Mitgliedergruppen sieht sich der Vorstand in gleicher Weise auch heute noch, 30 Jahre später, verpflichtet.

Die Verbreitung der mittelalterarchäologischen For-schungsergebnisse erfolgt seit 1985 in den „Beiträgen zur Mittelalterarchäologie in Österreich“, in denen vornehm-lich österreichische, aber auch internationale Forschungs-ergebnisse zu vielseitigen Analysen vorgestellt werden.

Zu den weiteren Aktivitäten für die Mitglieder und eine interessierte Öffentlichkeit gehören Vortragsreihen zu aktuellen Ausgrabungen oder Forschungsthemen bezie-hungsweise Exkursionen. Wie bereits in den Anfangsjahren tritt die Gesellschaft in jüngster Zeit auch wieder als Platt-form zur Organisation kleinerer Forschungsvorhaben auf.

Ein weiteres wesentliches Standbein der Förderung und Verbreitung ist die Durchführung von internationa-len wissenschaftlichen Tagungen, die alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten in Österreich durchgeführt wer-den. Die erste Tagung fand schon bald nach der Gründung 1986 statt. Die Österreichische Gesellschaft für Mittelalter-archäologie greift seitdem aktuelle Forschungsfragen auf und lädt renommierte Kollegen aus dem In- und Ausland ein, ihre spezifischen Forschungen und Kenntnisse zu die-sen Forschungsfragen zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Themen wie Archäologie in Klöstern (1996), zu mittelalterlichen Mensch-Tier-Beziehungen (1998), zur frühen Stadtentwicklung (2000), zu Glas (2002), zu Kir-chen im ländlichen Siedlungsraum (2004), zu Motten und Hausbergen (2006), zu Lebenswelten im ländlichen Raum (2008), zu Keramik und Technik (2010) sowie zum Werte-wandel von Objekten und kultureller Praxis (2014) zeigen die Bemühungen auf, einerseits breite Querschnittsthemen anzubieten und andererseits auch fokussierte „Tiefenboh-rungen“ zu wagen. 2012 wurden erstmals ein Zwischen-resümee beziehungsweise eine Bilanz zum Stand der For-schung der Mittelalterarchäologie in Österreich geboten.

Diese Tagungen sind auch ein wesentliches Forum, um die breite Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen noch stärker zu vertiefen und um weitere Kooperationen zu för-dern. Die österreichischen Beiträge auf den Tagungen ha-ben auch immer deutlich gezeigt, dass sich die Forschungen zur Mittelalterarchäologie in Österreich auf einem sehr ho-hen internationalen Niveau befinden.

Dank der genannten Aktivitäten – Tagungen, Vorträge, Exkursionen, (Klein-)Projekte und nicht zuletzt aufgrund der jährlich erscheinenden „Beiträge“ – hat sich die Öster-reichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie zu einer in Österreich fest etablierten und international viel beach-

teten Gesellschaft, die sich der Mittelalter- und inzwischen selbstverständlich auch der Neuzeitarchäologie widmet, entwickelt. Unter Einbeziehung der digitalen Kommunika-tions- und Präsentationsformate wird der Vorstand gemein-sam mit seinen Mitgliedern auch weiterhin an der Attrak-tivität der Gesellschaft und an seinen Angeboten arbeiten – in der Hoffnung, dass auch weiterhin die Beschäftigung mit Vergangenheit „Zukunft hat“. In diesem Sinne möchte sich der Vorstand bei allen bedanken, die in den vergange-nen 30 Jahren in der Gesellschaft mitgewirkt haben, und dies gleichzeitig als Aufruf nutzen, sich über den Verein eh-renamtlich für die „Sache“ – die Mittelalterarchäologie in Öster reich – zu engagieren.

Im Namen des Vorstands

Claudia Theune und Thomas Kühtreiber

Literaturauswahl zur Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (in chronologi-scher Reihung):

Walter Janssen und Heiko Steuer, Vorwort der Herausgeber. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 1, Bonn 1973, 7.

Fritz Felgenhauer, Vorwort. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 1, Wien 1985, II.

Thomas Kühtreiber und Gabriele Scharrer, Zur Situation der Mittelalterarchäologie in Österreich. Mitteilungen der Arbeitsge-meinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 8, Paderborn 1997, 24–26.

Claudia Theune und Thomas Kühtreiber, Einführung. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 29, Wien 2013, 9–12.

Univ.-Prof. Dr. Claudia TheuneUniversität Wien

Institut für Urgeschichte und Historische ArchäologieFranz-Klein-Gasse 1

1190 WienÖsterreich

claudia.theune@univie.ac.at

Mag. Dr. Thomas KühtreiberUniversität Salzburg

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen NeuzeitKörnermarkt 13

3500 KremsÖsterreich

thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at

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Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 31/2015, S. 35–47

1. Einleitung

Durch großflächige archäologische Untersuchungen im Zentrum von Tulln an der Donau, die in den letzten Jahr-zehnten durchgeführt wurden, konnten detaillierte Einbli-

cke in die Stadtgenese von der Antike über das Mittelalter bis hin zur Frühneuzeit gewonnen werden.1

1 Scholz u. a. 2007, 4–18; Scholz und Krenn 2010, 51–66.

Vom Abfall zum BaustoffTierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

Herbert Böhm, Wien

Zusammenfassung

Im Zuge großflächiger Grabungen im Stadtgebiet von Tulln an der Donau, die in den Jahren 2005 bis 2008 er-folgten, wurden außer römischen Befunden auch zentra-le Areale der mittelalterlichen Stadt archäologisch unter-sucht. Dabei konnte auch der mittelalterliche Marktplatz mit einer Fleischbank und seine Zugangsstraßen erfasst werden, die unter raumsoziologischen Gesichtspunkten bearbeitet wurden. Unter diesem Aspekt wurden die ar-chäozoologischen Funde, die in großer Menge aus den Begehungshorizonten dieser Befunde geborgen werden konnten, beprobt und analysiert. Obwohl sich die unter-schiedlichen Fundproben in ihrer Charakteristik kaum zu unterscheiden schienen, konnten deutliche Abwei-chungen in Erhaltung und Zusammensetzung festgestellt werden. Als Grundlagen für die synthetische Betrachtung des Fundgutes dienten die Repräsentanzen von Tierarten und deren Skelettelemente sowie anthropogen verursach-te Knochenmodifikationen. Auf die räumliche Verteilung des Knochenmaterials wurde dabei besondere Rücksicht genommen. Dadurch konnten verschiedenartigste Verwer-tungsstrukturen und ökonomische Funktionskreise rekons-truiert werden und ein detailliertes Bild der Akkumulation und Dispersion von Tierkörperteilen gezeichnet werden. Es spiegeln sich unterschiedlichste Verwertungs- und Ent-sorgungsprozesse wider, die das Fundmaterial durchlief, was zu sehr unterschiedlichen Objektbiografien führte, be-vor die Funde jedoch einer vereinheitlichenden und ab-schließenden Transformation unterlagen, die sich durch ihre Verwendung als Baustoff zur Befestigung der Bege-hungsniveaus äußerte.

Summary

During the years 2005-2008 large scale excavations took place in Tulln (Lower Austria) unearthing various Roman features and core areas of the medieval town. The medieval market square, including a meat stall and the access streets, were subject to detailed archaeological analysis in terms of the sociology of space. The archaeozoological material dis-cussed here was collected from the occupation layers as-sociated with these archaeological features and was exam-ined in order to analyze spatial and functional differences. It can be shown that there are significant variations in the preservation and composition of the animal bone samples from these archaeological features, even if the general char-acteristics seemed to be quite similar. The analysis aimed at explaining these spatial variations is based on the frequency of species and the representation of their skeletal elements as well as on human-induced bone modifications. Various aspects of the utilisation of animal body parts can be re-constructed. Furthermore, the archaeozoological material throws light into processes of accumulation and dispersion of animal body parts. The animal remains went through very different functional circles but were all subject to a final, unifying transition from waste to building material, which was used to harden and pave the occupation layers of the market square.

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Herbert Böhm, Wien

In den Jahren 2007/2008 wurde der mittelalterliche Marktplatz im Rahmen sol-cher Grabungen beinahe vollständig aufgedeckt, wo-durch neue Erkenntnisse zur Genese und zur Ökonomie einer mittelalterlichen Stadt gewonnen werden konnten.2 Der Marktplatz wurde am Beginn des 13.  Jahrhunderts im Zuge einer planmäßigen Stadterweiterung angelegt und lässt sich in unterschied-liche, räumlich abgegrenzte Bereiche gliedern.3 Tierkno-chenfunde aus drei klar de-finierten architektonischen Strukturen des Marktplatzes stellen die Basis für einen synthetischen Analyseansatz dar, der mögliche räumliche und funktionale Differenzierungen herausarbeiten soll. Bei diesen Strukturen, die in weiterer Folge auch „Befund-kontexte“ genannt werden, handelt es sich um die Schot-terungen des südöstlichen Bereichs des Marktplatzes, der offenkundig nicht dauerhaft verbaut war, sowie um die Schichten des Begehungsniveaus einer Markthalle, die als „Fleischbank“ interpretiert wurde, und schließlich um die Oberflächen der Zugangsstraßen zum Marktplatz.

Als der Marktplatz zu Beginn des 13. Jahrhunderts über einem aufgegebenen hochmittelalterlichen Siedlungsareal angelegt wurde, wurde die Oberfläche durch eine kom-pakte Schicht, die stark mit Flusskieseln und Knochenfrag-menten durchsetzt war, befestigt. Etwa zeitgleich wurde im nordöstlichen Bereich eine hölzerne Fleischbank errichtet, die in der Mitte und am Ende des 13. Jahrhunderts bauliche Veränderungen erfuhr.4 Das Begehungsniveau der Fleisch-bank erwies sich ebenfalls als kompakte, lehmige Schicht, die in hohem Maße von Flusskieseln und Knochenstücken durchsetzt war. Die Zugangsstraßen im Osten und Westen wurden im Zuge der Marktplatzerrichtung angelegt und mussten im Laufe des 13. und Anfangs des 14. Jahrhunderts mehrmals planiert und ausgebessert werden.

Bei der Bearbeitung des Fundmaterials und der Befun-de des Marktplatzes wurden vor allem raumsoziologische Aspekte ins Zentrum des Interesses gerückt,5 wodurch in Bezug auf die Tierknochenfunde verstärkt taphonomisch relevante Daten erhoben wurden. Dadurch sollen weitere Erkenntnisse gewonnen werden, die wichtige Hinweise auf spezifische Handlungsabfolgen und Prozesse der Fundan-reicherung als auch der Funddispersion geben können. Durch die Rekonstruktion einer „chaîne opératoire“ las-

2 Scholz und Krenn 2010, 51–66. 3 Scholz 2014, 66–71; Scholz 2013, 201–207. 4 Scholz 2013, 201–207. 5 Scholz 2014, 68.

sen sich zudem nicht nur detailreiche Objektbiographien nachzeichnen, sondern können auch wertvolle Informatio-nen zu Verwertungs- und Entsorgungsprozessen von Tier-körpern und deren unterschiedlichen Teilen gewonnen werden.

2. Materialeigenschaften

Das Fundmaterial besteht vornehmlich aus Fragmenten von Langknochendiaphysen. Diese Fundstücke sind viel-fach verhältnismäßig merkmalsarm, wodurch eine konkre-te Ansprache der Tierart und des Skelettelements in vielen Fällen nicht möglich ist. Immerhin konnten von den insge-samt 7675 Knochenfunden, mit einem Gesamtgewicht von rund 110 kg, 3628 (47,3 %) auf Artniveau bestimmt werden. Die Funde stellen nicht das archäozoologische Gesamtma-terial des Tullner Marktplatzes dar, sondern entstammen repräsentativen Stichproben der drei oben beschriebenen Befundkontexte. Die Proben aus der Marktplatzschotte-rung umfassen 2192, die aus dem Bereich der Fleischbank 3389 und schließlich jene von den Zugangsstraßen 2094 Funde und stellen somit durchaus vergleichbare, repräsen-tative Größenordnungen dar.

Die Oberflächenerhaltung der Funde kann in den meisten Fällen als „gut“ beschrieben werden, da großflä-chige mechanisch oder chemisch verursachte Beschädi-gungen ausgesprochen selten sind. Verbissspuren von Na-getieren oder Hunden kommen nur an 2,5 % der Funde vor und sind somit ebenfalls nur spärlich vertreten. Striae und Impressionen der Knochenoberfläche lassen sich hin-gegen ebenso regelhaft beobachten wie dunkle Verfär-bungen, die jedoch nicht auf Hitzeeinwirkung zurück-zuführen sind. Der Anteil verbrannter Knochenfragmente am Gesamtmaterial ist mit unter 0,5 % ausgesprochen gering.

Abb. 1 Geografische Lage von Tulln an der Donau.

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Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

An der Mehrheit der Funde lässt sich keine ausgeprägte Verrundung von Bruchkanten beobachten. Diese für Fun-de aus Begehungsniveaus überraschend erscheinende Be-obachtung kann vermutlich durch den Umstand erklärt werden, dass im Verhältnis zur Gesamtfundmenge nur ein geringer Teil der Knochenfunde an der ehemaligen Ober-fläche eingebettet wurde und somit verstärkt abrasiven Einwirkungen ausgesetzt war, während der Großteil der Funde vollständig von schützendem Sediment umgeben war.

Grundsätzlich lässt sich anmerken, dass die archäozoo-logischen Funde der drei Proben in ihrer Erhaltungsform eine sehr einheitliche Charakteristik aufweisen. In allen Fällen handelt es sich um relativ gut erhaltene, stark frag-mentierte Knochenreste, vorwiegend von Langknochen, die eine hohe Frequenz von anthropogenen Modifika-tionen in Form von Schnitt- und Hackspuren aufweisen. Diese Umstände verweisen das Fundgut vornehmlich in den Bereich kulinarisch verwerteter Tierreste.

Vereinzelt lassen sich jedoch auch Knochenartefakte und deren Abfall- oder Halbfertigprodukte unter den Ske-lettresten finden, die sich dem gewerblichen Hintergrund der Knochenverarbeitung zuordnen lassen. Die Funde der Nebentierarten Pferd und Hund sind deutlich weniger fragmentiert und zeigen auch keine anthropogenen Modi-fikationen, die eindeutig auf den Konsum zurückzuführen sind.

3. Methoden

Die Bestimmung des archäozoologischen Fundmaterials wurde unter Zuhilfenahme der osteologischen Vergleichs-sammlung der VIAS (Vienna Institute for Archaeological Science), Universität Wien, vorgenommen. Für die Un-terscheidung der beiden so genannten „Kleinen Hauswie-derkäuer“ Schaf (Ovis orientalis f. aries) und Ziege (Capra aegagrus f. hircus) wurde zusätzlich auf Standardliteratur zu-

rückgegriffen.6 Für die Abschätzung des Sterbealters fan-den die Arbeiten von O’Connor7, Grant8 und Haber-mehl9 Verwendung. Die Skelettteilrepräsentanzen wurden nach der Methode der relativen Skelettteilgewichte, die in Bezug zu den Gewichtsanteilen der Skelettelemente eines Standardskelettes gesetzt werden, errechnet. Als Referenz-werte wurden die Standardindividuen des Institutes IPNA (Universität Basel) herangezogen.10 Anthropogene Kno-chenmodifikationen in Form von Hack- und Schnittspu-ren sowie deren Positionen am jeweiligen Skelettelement wurden mittels eines Codesystems nach Lauwerier do-kumentiert.11 Sofern osteometrische Maße abgenommen werden konnten, richten sich diese ausschließlich nach den Vorgaben von den Drieschs’.12 Des Weiteren wur-den unterschiedliche taphonomisch relevante Daten erho-ben, um die Erhaltung des Fundmaterials genauer zu be-schreiben. Zu diesem Zweck wurde die größte Länge eines jeden Fundes gemessen und der erhaltene Umfang von Langknochen mittels eines einfachen Codesystems erfasst.13 Um die Frequenz von Langknochenabschnitten zu ermit-teln, wurde eine speziell für urbane Fundvergesellschaftun-gen entwickelte Codierung verwendet.14 Zusätzlich wurde die Oberflächenerhaltung durch ein einfaches dreiteiliges Schema beschrieben. Fragmente mit einer guten Oberflä-chenerhaltung zeichnen sich dadurch aus, dass zumindest 75 % ihrer Originaloberfläche für eine genauere Untersu-chung erhalten blieben. Verblieben jedoch nur maximal 25 % der Knochenoberfläche, so wurden diese Funde als

6 Boessneck u. a. 1964, 5-127; Payne 1985, 139–147; Prummel und Frisch 1986, 567–577; Halstead u. a. 2002, 545–553.

7 O’Connor 1991, 248–254. 8 Grant 1982, 91–108. 9 Habermehl 1975.10 https://ipna.unibas.ch/archbiol/methodik/index.html [Zugriff:

30.03.2015].11 Lauwerier 1988, 181–212. 12 Driesch von den 1976.13 Villa und Mahieu 1991, 27–48.14 O’Connor 2003, 143–155.

Abb. 2 Tulln. Plan des mittelalterlichen Marktplatzes mit seinen unterschiedlichen Befundkontexten.

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Herbert Böhm, Wien

„schlecht erhalten“ gewertet. Alle anderen Knochenfun-de, die sich intermediär zwischen diesen Positionen bewe-gen, wurden als „mäßig erhalten“ klassifiziert. Ein ebenso einfaches dreiteiliges Schema wurde für die Verrundung von Bruchkanten angewandt. Unterschieden wurden Frag-mente, die keine oder nur geringfügige Kantenverrundung aufweisen, solche mit einer deutlichen Verrundung und schließlich jene, deren Kanten stark abgerundet wurden. Letztere können in ihrem Escheinungsbild durchaus an Flusskiesel erinnern.

Für die Quantifizierung wurden das Knochenge-wicht  (g), die Gesamtanzahl der Knochenfunde  (n) und

die Anzahl der „bestimmten“ Funde (NISP) herangezo-gen, während auf die Ermittlung der Mindestindividuen-zahl (MIZ) in diesem Kontext verzichtet wurde.

4. Ergebnisse

4.1. Verteilung der Tierarten

Die Tabelle 1 gibt die quantitative Zusammensetzung des Fundmaterials nach Tierarten und Skelettelementen wie-der. Wildtiere stellen eine absolute Seltenheit dar und dürf-

Element/Art Bos Equus Sus O/C Ovis Capra Canis Felis Anser Gallus Cervus LepusCalvarium 135 3 40 1 7 5 1 0 0 0 4 0Mandibula 171 4 29 6 0 0 7 0 0 0 0 0Dentes 160 17 48 10 0 0 1 0 0 0 0 0Hyoid 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Vc 81 4 2 1 0 0 3 0 0 0 0 0Vt 112 3 6 1 0 0 2 0 0 0 0 0Vl 28 6 4 2 0 0 0 0 0 0 0 0Sacrum 6 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Vcd 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Vertebrae 7 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Costae 205 7 24 5 0 0 0 0 0 0 0 0Sternum 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Scapula 87 2 11 4 0 0 0 0 0 0 0 1Humerus 450 5 50 6 0 0 4 0 1 1 0 0Radius 236 5 25 15 0 0 3 1 0 0 0 0Ulna 86 2 22 2 0 0 3 0 0 2 0 0Carpalia 17 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Metacarpus 106 5 8 21 2 0 0 0 2 0 0 0Pelvis 130 5 22 7 0 0 2 1 0 0 0 0Femur 212 2 21 7 0 0 4 2 0 4 0 0Patella 3 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Tibia 244 11 67 33 3 0 3 0 0 0 1 0Fibula 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0Tarsalia 104 5 13 5 0 0 0 0 0 0 0 0Metatarsus 116 4 6 47 0 0 4 0 0 1 0 0Metapodium 23 3 0 4 0 0 0 0 0 0 0 0Phalangen 143 8 4 4 0 0 0 0 0 0 0 0Furcula 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0Coracoid 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Tib.tarsus 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0Synsacrum 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0NISP 2863 102 404 181 12 5 37 4 5 9 5 1NISP % 78,9 2,8 11,1 5 0,3 0,1 1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,03Gewicht 67648 6730,4 6111,9 1299,9 493,2 246,4 449,2 8,2 10,4 17,8 169,1 1,3Gewicht % 81,3 8,1 7,3 1,6 0,6 0,3 0,5 0,01 0,01 0,02 0,2 0,002Hat/Wt 3622 6Hat/Wt % 99,8 0,2Sum NISP 3628Sum Gewicht 83185,8

Tab. 1 Tulln. Quantitative Zusammensetzung des Fundmaterials. Tierartliche Kurzbezeichnungen: „Bos“-Hausrind (Bos primigenius f. taurus), „Equus“-Hauspferd (Equus ferus f. caballus) oder Hy-bride, „Sus“-Hausschwein (Sus scrofa f. domestica), „O/C“-Hausschaf und/oder Hausziege (Ovis orientalis f. aries und/oder Capra aegagrus f. hircus), „Ovis“-Hausschaf (Ovis orientalis f. aries), „Capra“-Hausziege (Capra aegagrus f. hircus), „Canis“-Haushund (Ca-nis lupus f. familiaris), „Felis“-Hauskatze (Felis silvestris f. catus), „Anser“-Hausgans (Anser anser f. domestica), „Gallus“-Haushuhn (Gallus gallus f. domestica), „Cervus“-Rothirsch (Cervus elaphus), „Lepus“-Feldhase (Lepus europaeus). Abkürzungen: „NISP“ – (Number of identified specimen), „Hat“ – Haustier, „Wt“ – Wildtier, „Sum“ – Summe, „Gew.“ – Gewicht.

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Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

ten für die Ernährung der Tullner Bevölkerung kaum von Relevanz gewesen sein. Immerhin trägt das Schul-terblatt des Feldhasen (Lepus europaeus) eine eindeutige Hackspur, wodurch eine ku-linarische Verwertung nahe gelegt wird. Im Gegensatz dazu verweisen die Fun-de von Rothirschen (Cervus elaphus) vorwiegend auf ei-nen handwerklichen Hin-tergrund, da es sich fast aus-schließlich um gesägte und behackte Geweihabschnitte handelt.

Mit 95 % der bestimmten Fundmenge nehmen die Hauptwirtschaftstiere Rind (Bos primigenius f. taurus), Schwein (Sus scrofa f. domestica) und die so genannten „Kleinen Hauswiederkäuer“ Schaf (Ovis orientalis f. aries) und Ziege (Capra aegagrus f. hircus) den Hauptbestandteil ein. Das Rind stellt dabei sowohl die Ge-wichtsanteile als auch die Stückzahl betreffend die Masse des Fundaufkommens dar. Schweine dürften, dem nume-rischen Anteil nach, das zweithäufigste Wirtschaftstier ge-wesen sein, gefolgt von den kleinen Hauswiederkäuern. Die an sich oft problembehaftete Unterscheidung dieser beiden Gattungen wird durch den Erhaltungszustand des Knochenmaterials nicht vereinfacht, jedoch dürfte sich ein deutliches Überwiegen der Schafe gegenüber den Ziegen abzeichnen. Von den Nebentierarten sind lediglich das Pferd (Equus ferus f. caballus) (bzw. dessen Hybride) und in geringerem Umfang der Hund (Canis lupus f. familiaris) konsistenter vertreten. Alle weiteren Tierarten sind nur ver-einzelt nachzuweisen und dürften lediglich von unterge-ordneter ökonomischer oder sozialer Bedeutung gewesen sein.

Die Verteilung der Tierarten über die unterschiedli-chen Befundkontexte lässt einen bemerkenswerten Trend erkennen (Diag. 1).

Demnach ist die numerische Artenzusammensetzung der Marktplatzschotterung und der Zugangsstraßen beina-he ident, während das Fundgut der Fleischbank deutlich davon abweicht. Die Überreste von Rindern sind zwar in allen Befundkontexten deutlich in der Überzahl, je-doch ist ihr Anteil von rund 90 % des Fundmaterials der Fleischbank deutlich höher als jener aus den Schichten der Zugangswege und der Marktplatzschotterung. Dadurch verringert sich der Anteil der Schweine und der Schafe/Ziegen deutlich auf lediglich 8,5 % und weitere Tierarten sind, wenn überhaupt, nur in Einzelfällen nachzuweisen. Nebentierarten spielen zwar auch in den Schichten der Marktplatzschotterung und der Zugangsstraßen nur eine untergeordnete Rolle, jedoch treten zumindest Pferde und Hunde mit einer gewissen Konstanz auf. Auch die Reste der übrigen Haustiere Katze, Huhn und Gans sowie der Wildtiere finden sich vornehmlich in den Schotterungen

des Marktplatzes und der Zugangstraßen, nicht jedoch in denen der Fleischbank. Abweichende Prozesse der Entsor-gung und der Fundanreicherung könnten für diese Beob-achtungen mitverantwortlich sein.

4.2. Skelettteilrepräsentanz

Die Skelettteilrepräsentanz, die wesentlich von taphono-mischen Prozessen beeinflusst wird, kann ein wertvolles Werkzeug darstellen, um Vorgänge der Verwertung und Verteilung von Körperteilen zu rekonstruieren.15 Die Fundanzahl der Schaf- und Ziegenreste ist jedoch zu ge-ring um eine kontextorientierte Auswertung vorzuneh-men, sodass diese Funde in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt wurden. Die Skelettteilrepräsentanzen der wichtigsten Wirtschaftstiere zeigen deutliche Unterschiede sowohl zwischen den Befundkontexten als auch in Bezug auf die relativen Skelettteilgewichte der Referenzskelette.

Bei den Rindern lässt sich eine deutliche Überreprä-sentanz der Stylo- und Zygopodien, also der proximalen und medialen Abschnitte der Gliedmaßensäulen, aus den Schichten der Fleischbank feststellen, während die distal anschließenden Teile der Extremitäten, vor allem aber die Metapodien, kaum nachzuweisen sind (Diag. 2). Eben diese Bereiche des Hand- und Fußskelettes sind jedoch aus den Begehungsniveaus der Zugangsstraßen und des Marktplat-zes in verstärktem Maße überliefert. Generell unterreprä-sentiert sind weite Bereiche des Stammskeletts. Vor allem die geringen Gewichtsanteile von Rippen und Wirbeln folgen einem oft zu beobachtenden Muster bei stark bean-spruchtem Siedlungsmaterial. Dies ist dadurch zu erklären, dass es sich um verhältnismäßig instabile Skelettelemen-te handelt, die zudem im Zuge der Tierkörperaufschlie-ßung oftmals einem erhöhten Zerstörungsdruck ausgesetzt waren.16

15 Kunst 2006, 646–647.16 Kunst 2002, 502.

Diag. 1 Tulln. Numerische Verteilung der Tierarten über die unterschiedlichen Befundkontexte.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Zugangsstraßen MP-Schotterung Fleischbank

NIS

P %

Befundkontext

Andere

Canis

O/C

Sus

Equus

Bos

40

Herbert Böhm, Wien

Die Skelettteilrepräsentanz der Schweine zeigt hingegen ein vollkommen konträres Bild (Diag. 3). Hier sind Kno-chenreste aus den gut bemuskelten Extremitätenbereichen hauptsächlich in den Schichten der Marktplatzschotte-rung und der Zugangsstraßen zu finden, während aus der Fleischbank fast alle Körperpartien unterrepräsentiert sind oder den Erwartungswerten des Standardskelettes entspre-chen. Lediglich Reste des Schädels sind in den Schichten der Fleischbank deutlich überrepräsentiert. Dies ist auch auf den verhältnismäßig hohen Anteil an isolierten Zäh-nen zurückzuführen, die stabile und schwere Überreste darstellen.

Diese tierartlichen Unterschiede in der räumlichen Ver-teilung der Skelettelemente sind womöglich auf grundle-gende Abweichungen in den Aufschließungs-, Verteilungs-

und Einbettungsprozessen zurückzuführen. Zudem lässt sich konstatieren, dass im mittelalterlichen Tulln mit hoher Wahrscheinlichkeit komplette Schlachtkörper verwertet wurden, da praktisch alle Körperteile nachzuweisen sind und Über- wie auch Unterrepräsentanzen durch taphono-mische Faktoren zu erklären sind.

4.3. Anthropogene Knochenmodifikationen

Auch die Verteilung der Schnitt- und Hackspuren über das Skelett der wichtigen Wirtschaftstierarten lässt mar-kante inter- als auch intraspezifische Unterschiede erken-nen. Bei den Rindern verteilen sich die Hackspuren re-lativ gleichmäßig über große Bereiche des Skelettes und erreichen bedeutende Anteile gemessen an den jeweiligen Gesamtfundmengen. Lediglich an Schädel- und Rippen-fragmenten sind Hackspuren seltener zu beobachten und an den Metapodien und Phalangen stellen sie bloß sporadi-sche Einzelbeobachtungen dar.

Die höchste Frequenz lässt sich hingegen an den Hand- und Fußwurzelknochen der Rinder feststellen, von denen mehr als 75 % vom Fleischerbeil beeinträchtigt wurden. Gänzlich anders verteilen sich die Schnittspuren über das Rinderskelett. Mit Ausnahme des Schädels lassen sich vor allem an Elementen des Stammskelettes Schnittspuren fest-stellen, während an den proximalen und medialen Extre-mitätenabschnitten solche Spuren nur zu einem geringen Ausmaß nachzuweisen sind. Den Rippen und Wirbeln ver-gleichbar hohe Frequenzen von Schnittspuren finden sich auch an den distalen Extremitätenabschnitten. Mit Ausnah-me der Wirbel, an denen sowohl Hack- als auch Schnittspu-ren in einem höheren Ausmaß zu beobachten sind, schlie-ßen sich diese beiden Spurenkategorien also beinahe aus (Abb. 3a und b).

Diag. 2 Tulln. Skelettteilrepräsentanz bei Rindern, getrennt nach Befundkontexten.

0

5

10

15

20

25

30

Cranium Mandibula Vertebrae Costae Scapula Humerus Pelvis Femur Patella Radius/Ulna Tibia Carpus Tarsus Mc Mt Phalanges

Rel

ativ

es G

ewic

ht %

Skelettelemente

Referenz

Fleischbank

MP-Schotter

Straßen

Diag. 3 Tulln. Skelettteilrepräsentanz bei Schweinen, getrennt nach Befundkontexten.

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Rela

tives

Gew

icht

%

Skelettelemente

Referenz Fleischbank MP Schotter Straßen

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Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

Eine völlig andere Verteilung der anthropogenen Kno-chenmodifikationen lässt sich bei den Schweinen fas-sen. Hier konzentrieren sich sowohl die Hack- als auch die Schnittspuren im Wesentlichen auf die Wirbelsäule. Hackspuren sind zudem noch im Bereich der vorderen Gliedmaße, des Oberschenkelknochens, der Rippen und des Unterkiefers häufiger zu beobachten, während Schnitt-spuren an den Skelettelementen der Extremitäten kaum nachzuweisen sind (Abb. 4a und b).

Somit kann festgehalten werden, dass Hack- und Schnittmarken bei den Rindern zwar intraspezifische Differenzierungen zeigen, jedoch über weitere Bereiche des Skelettes streuen als bei den Schweinen.

Eine besondere Beobachtung stellen axiale (also entlang der Kno-chenlängsachse verlaufende) oder schräge Hackspuren an Diaphysen-splittern von Rinderlangknochen dar (Diag. 4). Während die häufigen Hackspuren an den Gelenksberei-chen meist mit standardisierten Auf-schließungs- und Disartikulations-

prozessen in Zusammenhang zu bringen sind, lässt sich die Intention hinter dieser Spurenkategorie weniger eindeu-tig rekonstruieren. Diese Hackspuren wurden offenbar in wenig systematischer Weise angebracht, da sie alle Bereiche der Diaphyse betreffen und häufig von Fehlhieben oder oberflächigen, tangentialen Hackspuren begleitet werden. In vielen Fällen durchschlug die Klinge zwar die Diaphyse, blieb dann aber in der gegenüberliegenden Oberfläche der Markhöhle stecken. Dabei wird oft der Eindruck erweckt,

Bos Hackspurenfrequenz

0-10%

11-30%

31-50%

51-70%

>71%

Abb. 3a Tulln. Verteilung der Hackspuren über das Rinderskelett.

Bos Schnittspurenfrequenz

0-1%

1,1-2,5%

2,6-3,5%

3,5-5%

>5,1%

Abb. 3b Tulln. Verteilung der Schnittspuren über das Rinderskelett.

Sus Hackspurenfrequenz

0-5%

6-15%

16-25%

26-50%

>50%

Abb. 4a Tulln. Verteilung der Hackspuren über das Schweineskelett.

Sus Schnittspurenfrequenz

0-1%

1,1-5%

5,1-10%

10,1-25%

>25,1%

Abb. 4b Tulln. Verteilung der Schnittspuren über das Schweineskelett.

Diag. 4 Tulln. Verteilung von axial/schrägen Hackspuren an Langknochen von Rindern, ge-trennt nach Befundkontexten.

0

10

20

30

40

50

60

70

Fleischbank Marktplatzschotter Wege/Zugänge

n%

Befundkontext

Femur

Humerus

Radius

Ulna

Tibia

GG 3/ Langkn.

indet/indet

42

Herbert Böhm, Wien

dass die bloße Zerstörung des Kno-chens das eigentliche Ziel dieser Handlungen war.

Die befundorientierte Quanti-fizierung dieser Spuren an als „be-stimmt“ gewerteten Langkno-chenfragmenten von Rindern lässt wiederum ein deutliches Ungleich-gewicht zwischen den Befunden er-kennen (Diag. 4). Demnach reicher-ten sich diese Funde vermehrt in den Schichten der Fleischbank an, während sie in den anderen Befund-kontexten nie Anteilswerte über 20 % erreichen. Vor allem an den Knochen der vorderen Extremität sind diese axialen Hackspuren in ho-hem Ausmaß festzustellen – mehr als 60 % der Oberarm- und Unterarm-knochen aus der Fleischbank weisen solche Spuren auf. Unabhängig vom Befundkontext zeichnet sich diese Spurenkategorie jedoch verhältnis-mäßig selten an den Fragmenten des Oberschenkelknochens ab. Somit könnte sich auch diesbezüglich ein Trend zur innerspezifischen Diffe-renzierung abzeichnen.

Abschließend soll noch bemerkt werden, dass, das Gesamtfundgut be-treffend, der höchste Anteil an an-thropogen modifizierten Knochen-fragmenten aus den Schichten der Fleischbank stammt. An rund einem Drittel der Funde lassen sich Schnitt- oder Hackspuren feststellen, während der Anteil aus der Markt-platzschotterung mit 21 % und aus den Straßenschotterun-gen mit 19 % deutlich geringer ist. Der Wert anderer nicht intentionell von Menschen verursachten Modifikationen ist beim Fundgut der Marktplatzschotterung mit mehr als 50 % am höchsten. Der Anteilswert aus den Begehungsni-veaus der Zugangstraßen und der Fleischbank liegt hinge-gen bei 37 % und 36,5 % und ist somit beinahe ident.

Als weitere Indikatoren, um räumliche und funktio-nale Unterschiede zwischen den Befundsituationen fest-zumachen, können auch die Oberflächenerhaltung und Kantenverrundung herangezogen werden. Auch bei die-sen Kategorien lassen sich Unterschiede zwischen den Be-fundsituationen feststellen.

Die Oberflächenerhaltung kann zwar generell als gut beschrieben werden, jedoch ist der Prozentsatz der mäßig und schlecht erhaltenen Fundstücke aus der Marktplatz-schotterung und aus den Zugangsstraßen deutlich höher als aus der Fleischbank (Diag. 5).

Im Bereich der Fleischbank wurden fast ausschließ-lich Knochenfragmente eingebettet, deren Oberfläche als „gut erhalten“ klassifiziert wurden (96 % der Fundmenge), während ihr Anteil aus den Straßenschotterungen ledig-lich bei 77 % liegt. Auch Funde mit einer stark angegrif-

fenen Oberfläche liegen nur aus den Straßenschichten in etwas höherem Ausmaß vor. Die Funde von der Markt-platzschotterung nehmen ihre Oberflächenerhaltung be-treffend zwischen diesen Extrempositionen eine interme-diäre Stellung ein. Eine sehr ähnliche Situation lässt sich auch beim Aspekt der Kantenverrundung beobachten. Auch hier weisen die Funde aus der Fleischbank den ge-ringsten Wert stärker verrundeter Bruchkanten auf. Die meisten Funde mit mäßig und stark abgerundeten Kanten finden sich hingegen aus den Schichten der Marktplatz-schotterung (Diag. 6).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in mehrfacher Hinsicht ein bedeutender Unterschied zwi-schen den Funden von der Fleischbank einerseits und den Zugangsstraßen und der Marktplatzschotterung anderer-seits besteht. Diese Unterschiede betreffen nicht nur die tierartliche Zusammensetzung des Fundmaterials, sondern auch die Skelettteilrepräsentanzen, die Knochenmodifika-tionen in Form von Schnitt- und Hackspuren sowie auch den Erhaltungszustand. Es ist anzunehmen, dass komple-xe taphonomische Prozesse verschiedenster Handlungs-abfolgen zu diesem Muster geführt haben. Diese Hand-lungsabfolgen könnten auch unterschiedliche gewerbliche Tätigkeitsfelder nachzeichnen, die sich in räumlich diffe-renzierten Anreicherungen oder Reduktionen von be-stimmten Tierresten manifestierten.

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Fleischbank MP Schotter Straßen

n%

Befundkontexte

schlecht

mäßig

gut

Diag. 5 Tulln. Oberflächenerhaltung der Knochenfunde, getrennt nach Befund kontexten.

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Fleischbank MP Schotter Straßen

n%

Befundkontexte

stark

mäßig

schwach

Diag. 6 Tulln. Kantenverrundung bei Knochenfunden, getrennt nach Befund kontexten.

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Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

Dieser gewerbliche Hintergrund zeichnet sich nicht nur durch systematische Zerlegungsspuren an Skelettteilen in Folge fleischhauerischer Tätigkeiten ab, sondern auch durch Abfall- und Halbfertigprodukte der knochen- und hornverarbeitenden Handwerke. Diese Funde lassen sich fast ausschließlich den Schichten der Marktplatzschotte-rung und der Zugangswege zuweisen, wodurch sich auch bei dieser Fundgruppe eine klare räumliche Differenzie-rung bezüglich ihrer Ablagerung feststellen lässt.

5. Diskussion

Werden die oben angeführten Ergebnisse zu einem Bild zusammengeführt, lassen sich bemerkenswerte Aussagen über die ökonomischen Aspekte und die räumliche Or-ganisation einer urbanen, mittelalterlichen Sozietät treffen. Die Tatsache, dass der mittelalterliche Marktplatz von Tulln vollständig ergraben und mit weiteren, großflächig aufge-deckten Stadtbereichen kontextualisiert werden konnte, gibt diesem Material eine besondere Bedeutung. Mittelal-terliche Marktplätze waren zwar bereits häufiger Gegen-stand archäozoologischer Forschungen,17 jedoch ergibt sich in Tulln durch die große Materialmenge und die systemati-sche Probennahme nach Gesichtspunkten der Raumsozio-logie ein beachtliches Aussagepotential.

Schon der Umstand, dass Tierknochenreste ein bestim-mendes Element der Fundzusammensetzung aller Befund-kontexte des Marktplatzes und dessen Zugangsstraßen dar-stellen, ist ein wesentlicher Aspekt zur Interpretation dieser Fundkategorie. Vergleichbare Befunde konnten in Lübeck dokumentiert werden und wurden als kontinuierlich ab-gelagerte Abfallschicht des Fleischmarktes interpretiert.18 Zu einer abweichenden Deutung eines solchen Befundes kamen Bischop und Küchelmann im Zuge der Bear-beitung der Marktplatzoberfläche von Bremen. Anhand von Detailbeobachtungen und der hohen Anzahl von Knochenfragmenten gehen die Autoren von einer inten-tionellen Einbringung der Tierreste im Sinne der Oberflä-chenbefestigung aus.19 Da sich in Tulln die hohe Tierkno-chenkonzentration nicht nur im Bereich der Fleischbank nachweisen lässt, sondern auch aus den unverbauten Berei-chen und den Zugangsstraßen, kann vermutet werden, dass es sich hierbei nicht nur um den unmittelbaren Abfall der Verkaufsstände der Fleischhauer handeln kann. Viel mehr ist davon auszugehen, dass es sich auch in diesem Fall um die planmäßige Verwendung von Tierknochen als Bau-material handelte, um Begehungsniveaus zu festigen. Die befundbezogenen räumlichen Unterschiede in der Zusam-mensetzung und dem Erhaltungszustand des Fundmaterials lässt jedoch auf konkrete Handlungsabfolgen im Rahmen differenzierter Funktionskreise sowie deren Ablagerungs-

17 Doll 2007, 83–196; Doll 1998, 27–31; Bischop 2006, 215–230; Küchelmann 2013, 25–66; Mührenberg 1996, 7–51; Hanik 1994, 135–140.

18 Mührenberg 1996, 20–22.19 Bischop 2006, 218–225; Küchelmann 2013, 34–45.

prozesse und Belastungsmuster schließen. Eine synthetische Betrachtungsweise der Tierartenverteilung, der Skelettteil-repäsentanz und der Knochenmodifikationen erlaubt hier-bei detaillierte Rückschlüsse.

Die relativen Häufigkeiten der einzelnen Tierarten kön-nen einen ersten Hinweis auf die Funktion von Befund-strukturen geben. So stellen zwar Rinder in vielen mittel-alterlichen Fundstellen die meisten zoologischen Reste20, jedoch bedarf der sehr hohe Anteilswert von über 90 % des Fundaufkommens aus der Fleischbank einer Erklärung. Wird neben der deutlichen Dominanz der Rinderknochen im Bereich der Fleischbank auch noch das beinahe voll-ständige Fehlen von Nebentierarten, die im Mittelalter in der Regel nicht kulinarisch verwertet wurden, in Betracht gezogen, so kann man schließen, dass diese Fundvergesell-schaftung direkten Bezug auf die Tätigkeit der Fleischhau-er an ihren Arbeits- und Verkaufsständen nimmt. Die Ske-lettteilrepräsentanz unterstützt diese Annahme, da sich vor allem Knochenreste aus gut bemuskelten und kulinarisch relevanten Körperregionen in den Schichten der Fleisch-bank angereichert haben. Im mittelalterlichen Lübeck er-folgte die Schlachtung und Primärzerlegung des Viehs in einem separaten Schlachthaus durch spezialisierte Hand-werker, die die Schlachtkörper zur weiteren Verarbeitung an die Fleischhauer lieferten.21 Die Fundzusammensetzung aus den Schichten der Fleischbank ließe sich durch ein sol-ches Szenario gut erklären. Demnach gelangten von den entsprechend großen und schweren Schlachtkörpern der Rinder vornehmlich die ernährungsrelevanten Teile auf die Fleischbank, während andere Körperpartien bereits im Schlachthof abgesondert und in weiterer Folge in andere Verwertungs- und Entsorgungskreise integriert wurden. Durch die Weiterverarbeitung der Körperteile in küchen-fertige Portionen könnten große Mengen an Knochen-splittern angefallen sein, die direkt vor Ort verblieben und abgelagert wurden, sofern sie nicht als Suppenknochen verhandelt wurden. Diese Hypothese wird durch den ho-hen Prozentsatz an Fragmenten mit Hack- und Schnitt-spuren aus den Schichten der Fleischbank untermauert. Neben den zahlreichen Knochenresten, die systematische und standardisierte Hackspuren der Disartikulation und Aufschließung aufweisen, lassen sich auch vielfach Diaphy-sensplitter mit axial oder schräg orientierten Hackmarken feststellen. Diese Spuren erwecken den Eindruck, dass de-ren Intention das bloße Zerstören der Integrität des Lang-knochens war. Sofern es sich nicht um ein Verfahren zur Herstellung von Suppenknochen handelte22, erscheint es durchaus möglich, dass dies die Reste ausgelöster Lang-knochen sind, die zertrümmert wurden, um kleinteiliges Baumaterial für die Oberflächenbefestigung zu gewinnen. Auch wenn keine chemischen Analysen zum Kollagenge-halt dieser Knochenreste durchgeführt wurden, erscheint es unwahrscheinlich, dass sie Überreste der Leimgewin-nung darstellen. Sowohl die gute Oberflächenerhaltung als

20 Doll 2003, 271.21 Erdman 1980, 129–130.22 Sykes 2006, 70.

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Herbert Böhm, Wien

auch die geringe Bruchkantenverrundung der Funde aus der Fleischbank sprechen gegen eine solche Annahme. Zu-dem dürfte sich die Charakteristik des Fundmaterials gut mit jenen von den Marktplatzoberflächen aus Bremen 23 und auch Höxter 24 vergleichen lassen. Bei letzterem Fund-gut konnte durch chemische Untersuchungen ein stark re-duzierter Kollagengehalt, wie er durch die Leimsiederei zu erwarten wäre, ausgeschlossen werden.25

Die Aktivitäten der Fleischhauer führten also einerseits zu Anreicherungen von bestimmten Knochenfragmenten an der Fleischbank, können aber andererseits auch zu ei-ner erheblichen Dispersion von anderen Skelettelementen geführt haben. Dies kann vor allem für Teile des Stamm-skelettes, wie Rippen und Wirbel, vermutet werden. Die-se Knochen sind in stark beanspruchtem Siedlungsmaterial oftmals stark unterrepräsentiert.26 Diverse im weitesten Sinne taphonomische Gründe können dafür angeführt werden, jedoch könnte das fast vollkommene Fehlen die-ser Skelettteile auch durch das Zerteilungs- und Weiterga-beregime begründet sein. Rund ein Drittel der Rinder-rippen weist transversal verlaufende Hackspuren auf, die das Portionieren dieses Körperbereiches widerspiegeln. Es erscheint somit wahrscheinlich, dass Rippenknochen in verstärktem Ausmaß in der zu verhandelnden Fleischpor-tion verblieben und über die Küchen der Konsumenten einen anderen Entsorgungsweg nahmen als die Reste vie-ler Langknochen. Ein ähnliches Szenario ist auch bei den Rinderwirbeln denkbar.

Auch die räumliche Verteilung der Schweinereste könnte maßgeblich durch Zerlegungs- und Verteilungs-muster beeinflusst worden sein. Unterschiede in Anatomie und Körpergröße zwischen Tierarten können zu abwei-chenden Zerteilungs-, Weitergabe- und Entsorgungsstrate-gien führen.27 Wie auch bei den Rippen und Wirbeln von Rindern könnten die kleineren und leichteren Schweine-knochen vermehrt mit den Fleischportionen an die Kon-sumenten verhandelt worden sein, wodurch sie sich nicht auf der Fleischbank anreicherten. Die deutliche Über-repräsentanz von Schweineschädeln aus den Schichten der Fleischbank könnte einerseits auf Zerlegungs- und Ver-wertungsprozesse zurückzuführen sein, andererseits auch auf den hohen Anteil an Kiefer- und Zahnfragmenten, die durch ihre Robustizität und ihr verhältnismäßig hohes Ge-wicht eine verzerrende Wirkung haben können.

Schweineknochen, die als Konsumabfall entsorgt wur-den, könnten sich hingegen in vermehrtem Ausmaß in den Schichten der Zugangsstraßen und der Marktplatzschotte-rung wieder finden.

In diesen Stratifikationseinheiten lassen sich jedoch nicht nur die knöchernen Speisereste der mittelalterli-chen Bewohner von Tulln feststellen, sondern auch Über-reste anderer gewerblicher Funktionskreise. Dies betrifft

23 Küchelmann 2013, 39–41.24 Doll 1998, 27–31.25 Doll 1998, 30–31.26 Kunst 2002, 502–503.27 Bond und O’Connor 1999, 379–383.

vor allem Körperteile, die zwar kaum ernährungstechni-sche Relevanz hatten, jedoch für manche Handwerke als Rohstoff essentiell waren. So können die zahlreichen ab-gesägten Gelenksenden von Rindermetapodien sowie ab-gesägte Hornzapfen von Boviden, wie in vielen anderen mittelalterlichen Fundstellen, als eindeutiger Beleg für die Knochen- und Hornverarbeitung angesehen werden.28 Anhand der zahlreichen Hackspuren an den Carpalia und Tarsalia lässt sich das Abtrennen der Füße, das einer frü-hen Phase der Schlachtkörperzerlegung zuzuordnen ist, gut dokumentieren. Diese Körperteile wurden wohl direkt an Knochenschnitzer weiterverhandelt, deren Werkstätten vermutlich in einem Areal südwestlich des Marktplatzes si-tuiert waren, wie Abfallprodukte und unvollendete Stücke der Würfelproduktion nahe legen.29 Da sich im Bereich des Marktplatzes oder der Zugangsstraßen zudem keine Kon-zentrationen von Halbfertigprodukten oder Produktions-abfall der Knochenschnitzerei feststellen lassen, ist anzu-nehmen, dass die Herstellung der Artefakte nicht direkt am Marktplatz erfolgte, sondern diese Funde sekundär in eben

28 Doll 2007, 168–179; MacGregor 1985, 44–54.29 Scholz u. a. 2007, 13.

Abb. 5 Tulln. Schlittknochen gefertigt aus einem Pfedemetatarsus, von dorsal.

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Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz

jene Schichten eingebracht wurden. Auch Knochenarte-fakte, die am Ende ihrer Nutzungsdauer entsorgt wurden, dürften schlussendlich Teil dieser vielfältigen Fundzusam-mensetzung geworden sein. Während bei verhältnismäßig kleinen Knochenartefakten, wie etwa Kammfragmenten, noch die Möglichkeit des bloßen Verlustes angeführt wer-den kann, erscheint diese Annahme im Fall eines komplett erhaltenen Schlittknochens unwahrscheinlich (Abb. 5). Der Schlittknochen wurde aus einem rechten Metatarsus ei-nes Pferdes gefertigt und zeigt intensive Gebrauchsspuren. Diese Knochengeräte stellen eine gut bekannte und häufig dokumentierte Artefaktgruppe dar, die sowohl chronolo-gisch als auch räumlich über eine weite Verbreitung ver-fügt und in manchen Gebieten bis in das 20. Jahrhundert Verwendung fand.30

Da es sich bei Schlittknochen nicht um sonderlich ela-borierte Artefakte handelt, die sehr rasch und ohne speziel-le Kenntnisse oder Werkzeuge gefertigt werden konnten,31 und eine Verwendung auf der Zugangsstraße zum Markt-platz sowie dessen zufälliger Verlust ebendort sehr un-wahrscheinlich erscheint, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein entsorgtes und im Zuge der Oberflä-chenbefestigung der Zugangsstraße wieder eingebettetes Stück handelt.

Neben den Tierresten aus den oben genannten Funk-tions- und Verwertungskreisen verweisen manche Funde aus der Marktplatzschotterung und den Zugangsstraßen auf einen weiteren primären Intentionshintergrund. Die-ser betrifft vor allem jene Überreste von Tierarten, die im Regelfall keiner kulinarischen Verwertung zugeführt wur-den, wie etwa von Pferden und Hunden, und tendenziell dem Bereich der Abdeckerei zuzuordnen sind. Diese lassen sich fast ausschließlich den Zugangswegen und der Markt-platzschotterung zuweisen und zeigen keine Werkzeugspu-ren, die mit fleischhauerischen Aktivitäten in Verbindung zu bringen sind. Manche dieser Funde stellen artikulier-bare Skelettelemente dar, die aus denselben Stratifikations-einheiten geborgen wurden. Dies kann als deutlicher Hin-weis gewertet werden, dass es sich hierbei um Überreste vollständiger Skelette, oder zumindest um Teilverbände von Tierkadavern handelte. Wie auch bei den menschlichen Überresten vom Bremer Marktplatz32 erscheint eine pri-märe Einbringung in die Marktplatzschichten ausgespro-chen unwahrscheinlich. Viel mehr ist damit zu rechnen, dass es sich um Reste entsorgter Tierkadaver handelt, die sekundär als Baumaterial genutzt wurden (Abb. 6).

Werden alle diese oben genannten Beobachtungen zu-sammengefasst, so spiegeln sich im Tierknochenmaterial des Marktplatzes von Tulln unterschiedlichste Aspekte der Nutzung und des Umgangs mit Tierkörpern oder Teilen davon. Dabei wird ein weiter Bogen gespannt, der sich von der kulinarischen Verwertung im weitesten Sinn, über die gewerbliche Nutzung im Rahmen der Knochen-, Horn-

30 Küchelmann und Zidarov 2005, 423–432; MacGregor 1985, 141–144.

31 Küchelmann und Zidarov 2005, 433–436.32 Küchelmann 2013, 42.

und Leder-/Hautverarbeitung bis hin zu Sanitärmaßnah-men in einer mittelalterlichen Stadt erstreckt.

Als zu Beginn des 13. Jahrhunderts der Marktplatz von Tulln und dessen Zugangsstraßen angelegt wurden, fan-den neben Flusskiesel und Keramikbruchstücken auch eine große Menge Tierknochen Verwendung um diese Strukturen zu festigen.33 Während der Nutzungsdauer die-ser architektonischen Einheiten bildeten sich unterschied-liche Fundvergesellschaftungen innerhalb dieser räumlich getrennten Bereiche. Während die Funde der Fleischbank, die Zerteilung und Weitergabe vornehmlich von Rindern und Schweinen widerspiegeln, lassen sich von den ande-ren beiden Befundsituationen vielfältigere Funktionskreise nachweisen. Diese reichen von der primären Schlachtkör-perzerlegung und von Häutungsvorgängen über die Kno-chen- und Hornverarbeitung, Konsum- und Nahrungsab-fall bis hin zur Abdeckerei. Die Tierknochen durchliefen dabei offenbar komplexe und vielschichtige Handlungsab-folgen und wurden vermutlich aus den unterschiedlichsten Entsorgungskontexten entnommen.

Schlussendlich unterlagen aber all diese Funde, wel-chem Hintergrund sie auch entstammten, einem verein-heitlichenden Transformationsprozess, der die Veränderung der Perzeption dieser Fundkategorie vom Abfall zum Bau-stoff beschreibt.

33 Scholz 2012, 13.

Abb. 6 Tulln. Calcaneus-Astragalus-Verband eines Pferdes, von medial.

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Herbert Böhm, Wien

Literatur

Bischop 2006Dieter Bischop, Mit Knochen gepflastert – Die archäologi-schen Beobachtungen und Grabungen am historischen Bre-mer Markt. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 34, Bonn 2006, 215–230.

Boessneck u. a. 1964Joachim Boessneck, Hanns-Hermann Müller und Man-fred Teichert, Osteologische Unterscheidungsmerkmale zwischen Schaf (Ovis aries LINNÉ) und Ziege (Capra hircus LINNÉ), Kühn Archiv 78/1-2, München 1964.

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Abbildungsnachweis

Abb. 1–2: Ute Scholz, Institut für Urgeschichte und historische Archäologie, Universität Wien

Abb. 3a–4b: Herbert Böhm, VIAS, Universität WienAbb. 5–6: Rudolf Gold, Institut für Paläontologie, Universität

Wien

Mag. Herbert BöhmUniversität Wien – VIAS

Althanstraße 141090 WienÖsterreich

herbert.boehm@univie.ac.at

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