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Rabattverträge: unverzichtbares Instrument zur Steuerung der Arzneimittelausgaben Tim Steimle Berlin 16. Februar 2017 Pharma 2017

Rabattverträge: unverzichtbares Instrument zur Steuerungder Arzneimittelausgaben

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Rabattverträge: unverzichtbares Instrument zur Steuerungder Arzneimittelausgaben

Tim Steimle

Berlin 16. Februar 2017

Pharma 2017

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Ausgabenentwicklung

Arzneimittelausgaben der GKV sehr hoch

2014: 33,36 Mrd. €

2015: ca. + 5 %, d.h. ca. 35 Mrd. €

Kostentreiber sind vor allem teure

Innovationen („Sovaldi®-Effekt“), z.B.

die sogenannte „Immunonkologie“ und

die Kombinationstherapien in der

Onkologie

JTK Immunonkologie: ca. 100.000 €*

JTK für Kombinationstherapien in der

Onkologie: ca. 200.000 €*

*Quelle: G-BA Beschluss zu Nivolumab

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

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relevante Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben werden durch Rabattverträge erzielt

Auswahl des Verfahrens zum Abschluss der Vertrage nach Patent- und Marktsituation

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Open-House-Verfahren

(Originale) / Verhandlungs-

verfahren

Open-House-Verfahren

(Originale) / Verhandlungs-

verfahren

Open-House-Verfahren

Open-House-Verfahren

exklusive Tender-

Ausschreibungen

exklusive Tender-

Ausschreibungen

Patentablaufgenerischer Wettbewerb

Verfahren zum Abschluss von Rabattverträgen

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Umsetzung der Open-House-Verfahren nach OLG-Kriterien

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Fazit | Rechtssichere Umsetzung des Verfahrens bei der TK

Vorgaben des OLG Düsseldorf*

hinreichende Publizität

klare Regeln über den Vertragsschluss und -beitritt

einheitliche, nicht exklusive Vereinbarungen mit jedem geeigneten pharmazeutischen Unternehmer

jederzeitige Beitrittsmöglichkeit für alle geeigneten pharmazeutischen Unternehmer, ohne eine Auswahlentscheidung einzelner Vertragspartner durch die Krankenkasse und ohne Einflussnahme auf Vertragsinhalt durch pharmazeutischen Unternehmer

Open-House-Verfahren der TK

Bekanntmachung im Supplement zum Amtsblatt der EU (TED)

Beitrittsbedingungen können von allen interessierten pharmazeutischen Unternehmern eingesehen werden

jedem geeigneten pharmazeutischen Unternehmer wird die jederzeitige Beitrittsmöglichkeit zu einheitlichen Beitrittsbedingungen gewährt, Nachverhandlungen mit einzelnen Interessenten sind ausgeschlossen

*OLG Düsseldorf (u.a. Beschluss vom 07.12.2011, Az. VII-Verg 79/11,

11.01.2012, Az. VII-Verg 57/11; VII-Verg 58/11, VII-Verg 59/11 und

VII-Verg 67/11

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Nutzung Open-House-Verfahren in weiteren Bereichen

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Einheitliche Rabattverträge zu Blutzuckerteststreifen der Ersatzkassen*

Erfolgreicher Abschluss von einheitlichen Rabattverträgen zu Blutzuckerteststreifen mit fast allen Ersatzkassen

zum 1. März 2017: 8 Vertragspartner (Stand: 30. Januar 2017)

einheitliche Kommunikationsmaßnahmen gegenüber den Leistungserbringern und Versicherten

stärkere Umsteuerung und bessere Umsetzung der Rabattverträge

*Am gemeinsamen Open-House-Verfahren beteiligte Ersatzkassen: TK, DAK-Gesundheit, KKH, HEK, hkk

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Vergabeprozess der exklusiven Tender bei der TK

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

ca. 10 Monate vor Vertragsstart

• Auftrags-bekanntmachung

ca. 8 Monate vor Vertragsstart

• Submission und Angebotswertung

ca. 6 Monate vor Vertragsstart

• Zuschlagserteilung

„Verträge nach Satz 1 über patentfreie Arzneimittel sind so zu vereinbaren, dass die Pflicht des pharmazeutischen Unternehmers zur Gewährleistung der Lieferfähigkeit frühestens sechs Monate nach Versendung der Information … und frühestens drei Monate nach Zuschlagserteilung beginnt.“

Entwurf zum GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz – AMVSG

Folge: Verlust von 100 bis 150 Mio. Euro pro Tranche.

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Einpartner- vs. Mehrpartnermodell

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

"Rabattverträge nach Satz 1 sind, soweit möglich, pro Los mit mehr als einem pharmazeutischen Unternehmen zu schließen."

Stellungnahme des Bundesrates zum AMVSG

Folge: Verlust von 300 bis 450 Mio. Euro pro Jahr.

Anbieterfeld pro

Darreichungsform

ab 6 Hersteller*3-Partnermodell

mit Rabattkorridor

<6 Hersteller* 1-Partnermodell

*Konzernverbundene Unternehmen werden zusammengefasst

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Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen.

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Kommunikationsmaßnahmen für Apotheken Februar 2014

Anschreiben

Apothekeninfokarten

Beiblatt „Oft gefragt zur Hilfsmittelabgabe“

Liste Rabattvertragspartner alt und neu

weitere Informationen

über den DAV und die LAVen

und das DAP Online Portal und DAP Poster

Friedenspflicht vom 1. - 28. Februar 2014

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Kommunikationsmaßnahmen für ApothekenMärz 2015

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Friedenspflicht vom 1. - 30. April 2015

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Kommunikationsmaßnahmen für ApothekenFebruar 2016

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Friedenspflicht vom 1. - 29. Februar 2016

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Kommunikationsmaßnahmen für Ärzte

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Tk.de/leistungserbringer

Infopaket für Hausärzte von drei KVen

Informationsaustausch über die KVen und KBVen

Darstellung neuer Generika-Rabattverträge auf der

HÄVG Homepage

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Kommunikationsmaßnahmen für Großhändler, aber nicht alles muss man gesetzlich regeln.

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Zu jedem Vertragsstart werden auf elektronischen Wege verschiedene Informationen zur Lageroptimierung zugeschickt:

PZN-Liste aller bezuschlagten Rabattarzneimittel

regionalisierte Absatzmenge der Wirkstoffe in der Vergangenheit

Herstellermodelle und Laufzeiten

Prüfbitte der CDU/CSU-Fraktion zum AM-VSG

Frist zur Umsetzung der Rabattverträge

Bei neuen Rabattverträgen soll der pharmazeutische Großhandels durch die Vorab-Information nach § 134 Abs.1 GWB in Kenntnis gesetzt und über die betroffene PZN unterrichtet werden, damit sich der Großhandel auf neue Rabattarzneimittel frühzeitig einstellen kann. (PHAGRO S.2)

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Verlängerung des Patentschutzes durch Slicing

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Umsetzung von Rabattverträgen wird derzeit durch pharmazeutische Industrie durch Slicing verhindert

„Ein weiteres, heute viel diskutiertes Problem für unser solidarisch finanziertes Gesundheitssystem ist die Kostenexplosion bei Spezialpräparaten, vor allen in der Onkologie…“

Generika-Wettbewerb sorgt für bezahlbare Therapien nach Patentablauf

Rabattverträge sind für weitere, erforderliche Einsparungen notwendig

Folge: Verlust bis zu 1 Mrd. Euro pro Jahr.

Klarstellung erforderlich: Nach Ablauf des Hauptpatents muss autidem-Austausch und der Abschluss von Rabattverträgen möglich sein

Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig im Vorwort zum Innovationsreport 2016

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De-Regionalisierung der Arzneimittelvereinbarung

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Ersatzkassen fordern schon seit Langem bundesweit einheitliche Arzneimittelvereinbarungen.

Bundesweit einheitlicher Prozess ist für eine optimierte Verordnungspraxis notwendig –dennoch auch regionalen Besonderheiten Raum lassen. *

…Das neue System sollte bundesweit einheitlich umgesetzt werden, da es sich hier um kein Wettbewerbsfeld handelt. Nur so erreichen Ärzte und Kassen die notwendige Nachhaltigkeit und Transparenz in ihrem Handeln. Zur Optimierung der wirtschaftlichen Arzneimittelverordnung und zur Unterstützung der Ärzte – insbesondere der jungen Mediziner – sollte dabei die bereits jetzt schon bestehende Möglichkeit verpflichtend genutzt werden, die jeweiligen Ziele in die Praxis-Verordnungs-Software (PVS) zu integrieren….

*aus Verordnungspraxis 2.0 „Neue Wege zu einer wirtschaftlichen und qualitätsgesicherten Arzneimittelversorg“

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Mit dem neuen AIS die regionalen Arzneimittelvereinbarungen vereinheitlichen

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Prof. Hecken spricht sich auch für eine De-Regionalisierung der Arzneimittelvereinbarungen aus.

das neue AIS soll hier Besserung bringen!

TK setzt sich schon seit Jahren für eine bessere und unabhängige Information der Ärzte ein (siehe AMNOG-News und Innovationsreport).

Es kann also nicht sein, dass die Pharmaindustrie die Inhalte der AIS mitbestimmen könnte.

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Kassenärztliche Vereinbarungen bleiben wichtige Vertragspartner

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Ärzte müssen keine Wirtschaftlichkeitsnachweise für eine Generika-Verordnung erbringen.

Deshalb können Ärzte den TK-Rabattverträgen beitreten, damit werden diese Verordnungen nicht mehr in der Wirtschaftlichkeitsprüfung berücksichtigt (wie Praxisbesonderheiten).

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Bundesweite Verträge mit Berufsverbänden verbessern Qualität und Wirtschaftlichkeit

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Beitritt: Arzt I, Arzt II, Arzt III,…

Rabattvereinbarung

wirtschaftliche Versorgung

Versorgungsvertrag

Leitliniengerechte Therapie unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen „Rabattarzneimitteln"

Beitritt: Krankenkasse I, Krankenkasse II, ...

u.a.

Industriepartner

bisher keine Industriepartner

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TK-BDRh-Vertrag als Fundament für das Innovationsfonds - Projekt “VERO” Versorgung von Menschen mit Rheuma optimieren

KonsortialführerTechniker Krankenkasse,

KonsortialpartnerBerufsverband Deutscher Rheumatologen e.V. (Dr. Edmund Edelmann), Universitätsklinikum Erlangen (Prof. Dr. Georg Schett), Universität Hamburg (Prof. Dr. Tom Stargardt), mhplus Krankenkasse

KooperationspartnerBKK Herkules, BKK Mobil Oil,BKK Pfalz, Continentale BKK,DAK-Gesundheit, Debeka BKK,HEK - Hanseatische Krankenkasse,Kaufmännische Krankenkassepronova BKK, R + V BKK,SBK, Viactiv Krankenkasse

somit insgesamt 23 Mio. Versicherte

Zwischenbescheid Fördermittel (gesamt): 7,1 Mio. Euro

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

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Innovationsfond - VERO: Versorgung von Menschen mit Rheuma optimieren

Förderschwerpunkt

Modellprojekte zur Arzneimitteltherapie sowie Arzneimitteltherapiesicherheit

Maßnahmen

• Umfassende Information und kollegiale Beratung der Teilnehmende Ärzte

(Universitätsklinikum Erlangen)

• Umfangreiche Maßnahmen zur Patienteninformation und Arzt-Patienten-

Kommunikation

Ziele

• Systematische Implementierung und Evaluation

der Deeskalation bei Patienten mit RA

• Erhöhung des Selbstmanagements der

Patienten

• Ableitung von Empfehlungen für ein

zielgerichtetes DMP “Rheuma”

• Prüfung der Nutzbarkeit der Daten für ein

Register

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

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Sind Geschenke für die pharmazeutische Industrie nötig?

Pharma 2017, Tim Steimle, Berlin, 16. Februar 2017

Nein!

Falls Sie noch Fragen haben …

… stehen ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Tim Steimle

Techniker KrankenkasseTel. 040 6909 [email protected]