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Planungsgruppe „Wolfsbrunnen“ im Freundeskreis Wolfsbrunnen e.V.:

Dr. Barbara Brähler

Dr. Oliver Fink Hans-Martin Gäng

Prof. Dr. Annette Kämmerer Dr. Markus Kiesel

Kathrin Rating Günter Reimann-Dubbers

Matthias Rohr Konzept einer zukünftigen Nutzung des Wolfsbrunnens

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1. Vorbemerkungen Der Wolfsbrunnen in Heidelberg-Schlierbach, d. i. die historische Gaststätte zusammen mit dem Gelände, gehört seit 1870 der Stadt Heidelberg, mit Ausnahme des etwas oberhalb gelegenen "Wassergartens", dessen Quellen und Zuflüsse seit dem 19. Jahrhundert gefasst und für die Wasserversorgung Heidelbergs genutzt wurde, jetzt aber stillgelegt ist. Dieser "Wassergarten" gehört dem stadteigenen Unternehmen SWH (Stadtwerke Heidelberg).

Die Gaststätte war bis 31.12.2007 verpachtet; das Gelände wird seit 2006 vom Verein "Freundeskreis Wolfsbrunnen" ehrenamtlich gepflegt. Der als gemeinnützig anerkannte Ver-ein belebt seitdem den Ort mit gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten, die auf breite Resonanz stoßen (www.Freundeskreis-Wolfsbrunnen.de).

Unzweifelhaft gehört der Wolfsbrunnen zu den historischen Inkunabeln des architektoni-schen Bestands Heidelbergs und ist untrennbar mit dessen Mythos verbunden. Schloss, Alte Brücke, Philosophenweg und Wolfsbrunnen - das sind die weltweit bekannten Erkennungs-zeichen Heidelbergs.

1465 bereits als Haus des kurfürstlichen Wolfskreisers urkundlich genannt, wurde es als nah gelegenes, kurfürstliches Jagdhaus häufig vom Landesherrn genutzt, immer wieder ausge-baut und verändert und entwickelte sich so durch die Jahrhunderte zu dem, was der Wolfs-brunnen bis heute ist: Ein magischer und authentischer Ort der Heidelberger Geschichte und Kultur sowie Stein gewordenes Denkmal des geistesgeschichtlichen Selbstverständnisses seiner Bürger und Gäste. Für viele ist der Wolfsbrunnen der Heidelberger Erinnerungsort schöner Stunden, sei es als Bürger, Student, Tourist oder Emigrant .

Hinzu kommt die Lage des Gasthauses in Ansicht eines Tals, an dem die Nutzung und Kulti-vierung natürlicher Ressourcen durch Jahrhunderte in einzigartiger Weise ablesbar ist. Der Zusammenklang von Geschichte, Natur und Kultur macht den Wolfsbrunnen zu einem au-thentischen Heidelberger Ort des Erinnerns und Erlebens.

Dieses wichtige Gebäude darf nicht veräußert werden; es muss Eigentum der Stadt Heidelberg bleiben!

2. Gründung einer gemeinnützigen „Stiftung Wolfsbrunnen“ Zur Entlastung der Stadt und um das Engagement der Bürger zu nutzen, schlagen wir eine Trägerschaft in Form einer gemeinnützigen Stiftung vor, in welche die Stadt Heidelberg den Wolfsbrunnen einbringt.

Sie trägt den Namen “Stiftung Wolfsbrunnen”. Initiator dieser Stiftung ist der „Freundeskreis Wolfsbrunnen“.

2.1. Stiftungsziele

Ziel dieser Stiftung ist die Instandsetzung, die Pflege und der Betrieb der historischen Gaststätte Wolfsbrunnen im Sinne des Denkmalschutzes (§2 DSchG Baden Württemberg), die Nutzung des Hauses als Gastronomiebetrieb und als Ort vielfältiger kultureller Aktivitä-ten.

Neben dem gastronomischen Betrieb des Hauses fördert die Stiftung kulturelle Angebote. Besonders hervorzuheben ist die mögliche Nutzung als “Ort des literarischen Gedenkens” - etwa in Kooperation mit dem „Deutschen Literaturarchiv Marbach“, das über eine Sammlung von Dokumenten der Literatur der Heidelberger Romantik verfügt.

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Das Literaturarchiv hat bereits seine Bereitschaft zur Kooperation bekundet. Darüber hinaus werden weitere kulturelle Aktivitäten angestrebt: Lesungen, Vorträge, Matineen etc.

Die Stiftung gibt sich eine Satzung, die Ziele, Organisationsform etc. regelt. Der Entwurf ei-ner Satzung liegt vor.

2.2. Organisationsform der Stiftung In die Gremien der Stiftung werden folgende Personen berufen:

Vertreter/Vertreterinnen der Stadtverwaltung Heidelberg Vertreter/Vertreterinnen des „Freundeskreis Wolfsbrunnen“, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich mit dem Wolfsbrunnen verbun-

den fühlen, Stifter/Mäzene.

Über die Organe der Stiftung ist zu einem späteren Zeitpunkt zu befinden, Entwürfe liegen vor.

3. Finanzierung Der Kapitalstock der Stiftung in Höhe von € 50.000 ist durch einen Stifter gewährleistet. Weitere Zuwendungen in die gemeinnützige Stiftung werden eingeworben. Sie sollen ent-sprechend dem Stiftungszweck der Förderung, Wiederherstellung und Erweiterung der Wolfsbrunnen Gaststätte dienen und der gemeinnützigen Stiftung zufließen.

Die Stadt Heidelberg stellt die vom Gemeinderat in 2008 beschlossenen € 800.000 für die Wiederherstellung und Erweiterung der Wolfsbrunnen-Gaststätte (Gebäude) zur Verfügung.

Nach der Kostenberechnung des Architekturbüros Maier, Heidelberg, wird von einem Fi-nanzvolumen von ca. 1,1 Millionen Euro für die Sanierung ausgegangen; es besteht dem-nach eine Finanzierungslücke von ca. € 300 Tsd Euro (im Wesentlichen für die Ausstattung der Räume). Diese Finanzierungslücke wird entweder durch Investitionen seitens des gast-ronomischen Pächters oder durch eine Einwerbung von Stiftungskapital geschlossen.

Heidelberg, 27. März 2009

Für die „Planungsgruppe Wolfsbrunnen“ im „Freundeskreis Wolfsbrunnen e.V.“ :

Prof. Dr. Annette Kämmerer Kontakt: Prof. Dr. Annette Kämmerer Schloss-Wolfsbrunnen-Weg 45b, 69118 Heidelberg Tel. 805516, Fax 805517, [email protected] Anlage

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„Planungsgruppe Wolfsbrunnen“ im „Freundeskreis Wolfsbrunnen e.V.“

Anlage ANMERKUNGEN UND VORSCHLÄGE ZUR NUTZUNG DES WOLFSBRUNNEN Gastronomische Nutzung Für die zukünftige nachhaltige Entwicklung des Gasthauses ist ein Nutzungskonzept erfor-derlich, das

• eine wirtschaftlich sinnvolle Gastronomie ermöglicht,

• den naturnahen Charakter des umgebenden Geländes achtet,

• die historische und geistesgeschichtliche Bedeutung des Ortes bewahrt und weiter entwickelt, und

• unter der Führung eines engagierten Gastronomen steht (“Patron”), der sich auf die besonderen Chancen des Wolfsbrunnens einlassen kann und nicht übergeordneten Zielen (etwa einer gastronomischen Kette) verpflichtet ist.

Die gastronomische Nutzung umfasst die Gasträume im Haus (ca. 30 Plätze), den (neu zu gestaltenden) Anbau (ca. 100 Plätze) und die evtl. Einrichtung von Hotelzimmern in den bei-den oberen Stockwerken des Hauses. Im Sommer kommt die Terrasse mit ca. 30 bis 40 Plätzen hinzu.

Die Lage des Gasthauses und seine außergewöhnliche, jahrhundertealte Tradition stellen eine attraktive Einzelstellung gegenüber anderen gastronomischen Lokalitäten der Region dar, diese gilt es hervor zu heben.

Der Gast soll sich als Einzelbesucher genauso willkommen fühlen wie als Familie und Grup-pe. Ebenso der Gelegenheitsbesucher, der nur für einen Imbiss (Biergarten) erscheint, und der erwartungsvolle Gast, der ein anspruchsvolles Abendessen (Feier) genießen möchte. Ein Gastgeber, der den Wolfsbrunnen z.B. für ein Geschäftsessen am verschwiegenen, ru-higen Ort ausgewählt hat, will eine authentische, d.h. diesem Ort angemessene Küche auf hohem kulinarischen Niveau, die der Tradition und der Bedeutung des Gasthauses gerecht wird.

In Zusammenarbeit mit dem „Heidelberger Kongress & Tourismus“-Büro und dem Stadt-marketing Heidelberg lassen sich Strategien entwickeln, diese Lokalität als Ort für besondere Aktivitäten zu nutzen.

Nutzung des Wolfsbrunnens als Ort des kulturellen Gedächtnisses Das Gästebuch des Hauses macht eindrucksvoll deutlich, welche Anziehungskraft der Wolfsbrunnen für die geistige, politische und kulturelle Elite des 18. und 19. Jahrhunderts hatte. Die Gästeliste liest sich wie das „Who-is-Who“ der europäischen Geistesgeschichte der vergangenen Jahrhunderte und macht den Wolfsbrunnen zu einem Heidelberger Ort des kulturellen Gedächtnisses und der Erinnerung, an dem politische Geschichte, Kultur- und Geistesleben an einer fast unveränderten Lokalität in unserer Heimatstadt erlebbar und nachvollziehbar wird.

Viele Besucher haben den besonderen Reiz dieses Ortes verspürt, notiert, beschrieben, ge-zeichnet, aquarelliert, besungen, gemalt und in Briefen und Tagebüchern sentimental erin-

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nert! Bereits Elisabeth Charlotte von Orléans – Lieselotte von der Pfalz – schrieb wehmütig aus dem fernen St. Cloud, wie sie in Kinder- und Jugendtagen “gerne täglich zum Wolffsbrunnen geloffen” sei. Die für Deutschlands Selbstverständnis als Kulturnation we-sentliche Epoche der "Heidelberger Romantik" fand nicht zuletzt hier am Wolfsbrunnen statt!

An diesem Ort, in diesem Haus waren alle, die im Gedächtnis unserer Stadt als wichtige Be-sucher oder Gäste gelten: Alle bis 1685 in Heidelberg residierenden Kurfürsten mit ihren Angehörigen und Gästen, besonders hervorgehoben seien: Die Kurfürstin Elisabeth, Gemah-lin des Kurfürsten Friedrich V., Tochter von König Jakob I. von England und Enkelin der Ma-ria Stuart, die den Wolfsbrunnen zu ihrem Lieblingsaufenthaltsort erwählte; die Prinzessin "Liselotte von der Pfalz" (geb. 1652), spätere Herzogin von Orléans; Kaiser Alexander I. von Russland; Kaiser Franz I. von Österreich; König Friedrich III. von Preußen; König Friedrich IV. von Preußen; Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I; Kaiserin Elisa-beth von Österreich mit ihrer Tochter Valérie; Königin Viktoria von Schweden; Prinzessin Luise von Mecklenburg, spätere Königin von Preußen; Großherzog Leopold von Baden; Otto von Bismarck.

Literatur des Wolfsbrunnens Ein „Bestseller“ des 18. Jahrhunderts: „Clara du Plessis und Clairant“ 1794 von A.H.J. Lafon-taine, machte den Wolfsbrunnen im deutschen Sprachbereich bekannt. Zuvor war am Wolfs-brunnen das erste Gedicht in neuhochdeutscher Sprache entstanden, das Sonett „Vom Wolf-fesbrunnen bey Heydelberg“, von Martin Opitz, 1620.

Und auch hier beeindruckt die Liste der Dichter, die in Heidelberg wesentliche Erfahrungen für ihr Œuvre mitgenommen haben, und die noch Jahre nach ihrem Aufenthalt ihre Wirkung in der deutschen Dichtung entfalten sollten: Martin Opitz zählt ebenso dazu wie Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig Tieck, August Heinrich Lafontaine, August von Kotzebue, Joseph von Eichendorff, Karl Julius Weber, Achim von Arnim, Cle-mens von Brentano, Josef Görres, Nikolas Lenau, Gottfried Keller, Friedrich Hebbel, Karl Immermann, Viktor von Scheffel, Carl Zuckmayer, Hilde Domin, Octavio Paz, Bernhard Schlink.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat sein Interesse bekundet, im Gasthaus Wolfsbrun-nen das Gedenken der Heidelberger Literaturgeschichte zu unterstützen. In einem kleinen Museumsteil im Haus kann dieser Teil der Identität des Wolfsbrunnen gezeigt werden. Mit Leihgaben, Originalen und Kopien soll dem Besucher ermöglicht werden, sich mit der Ver-gangenheit und der Geschichte dieses Ortes vertraut zu machen.

Siehe hierzu auch Fink, Oliver: Der Wolfsbrunnen bei Heidelberg als literarischer Ort. "Spu-ren“, Heft 77, Deutsche Schillergesellschaft, Marbach, November 2007.

Bildende Künste und der Wolfsbrunnen In zahlreichen Stichen, Zeichnungen Aquarellen, Gemälden ist der Wolfsbrunnen über Jahr-hunderte hinweg für die Nachwelt festgehalten. Meister wie Matthäus Merian, Wenzel Hollar oder Philipp Hieronymus Brinckmann hatten schon sehr früh die Schönheit und die Bedeu-tung dieses Ortes für die Nachwelt festgehalten. Mit der Sammlung "Altdeutscher Meister" der Gebrüder Boisserée und der neuen Sichtweise der Natur begann die Romantik in der bildenden Kunst. Wie die Maler der "Düsseldorfer Akademie" die Nebentäler des Rheins aufsuchten, kamen Maler auch nach Heidelberg und zum Wolfsbrunnen und fanden hier ihre Motive der Vergänglichkeit und der romantischen Sehnsucht. Karl Rottmann, die Gebrüder

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Carl und Daniel Fohr, Philipp Köster, Graf Karl von Graimberg, Joseph Anton Koch machten den Anfang; Wilhelm Trübner, Hans Thoma, Ferdinand Keller und William Turner setzten die Auseinandersetzung mit dem Mythos Heidelberg fort.

Das Wolfsbrunnen-Gasthaus kann als Ort für Vernissagen genutzt werden; auch Projekte mit den Heidelberger Schulen, dem Kunstverein, der Volkshochschule, Akademie für Ältere etc. sind denkbar.

Musik Romantik auch in der Musik: Gilt Heidelberg zwar nicht als Zentrum der Musikgeschichte (nur der Cäcilianismus von Anton F. J. Thibaut ist genuin "heidelbergisch"), so war doch die Wirkungsmacht seiner Erscheinung für die Entwicklung der musikalischen Romantik wesent-lich. "In Heidelberg wird weniger gearbeitet, aber es gelingt mehr" – dieser Satz, auf Robert Schumann gemünzt, bezeichnet (wie auch im Falle v. Eichendorffs) das Phänomen, dass in Heidelberg wenige Werke entstanden sein mögen, aber die Inspiration auf lange Zeit wirkt. Robert Schumann, Johannes Brahms mit Clara Schumann und Josef Joachim, Carl Maria von Weber, Richard Wagner und Frau Cosima, Alexander Porfirjewitsch Borodin, Alexander Skrjabin – sie alle konnten sich auch dem Zauber des Wolfsbrunnen nicht entziehen.

In Kooperation mit der Städtischen Muskischule, dem Theater der Stadt Heidelberg, mit Ver-einen etc. sind musikalische Soireen, Matineen etc. durchführbar und könnten an die musi-kalische Tradition des Ortes anknüpfen.

Wissenschaft Heidelberg ist Universitätsstadt, und es gibt wohl keine namhaften Gelehrten dieser Stadt, die den Wolfsbrunnen nicht besucht hätten. Wie der Philosophenweg mag auch der Wolfs-brunnen Herz und Geist geöffnet haben, um den Gedanken den Weg zu bereiten, die die Welt verändern konnten. Es war kein Zufall, sondern Entscheidung, dass der erste Nobel-preisträger für eine technische Erfindung, Carl Bosch, seinen Wohnsitz, sein privates Labor, seine Werkstatt und seine Sternwarte in den Schloss-Wolfsbrunnen-Weg verlegte, dass auch heute in fußläufiger Distanz zum Wolfsbrunnen die Klaus-Tschira-Stiftung ihre For-schungen betreibt.

Vortragsabende, Lesungen, kleine Tagungen können nach einer Renovierung des Anbaus durchgeführt werden; zu denken ist z.B. an das im Jahr 2011 anstehende 625-jährige Jubi-läum der Universität.

Natur am Wolfsbrunnen Der Wolfsbrunnen in seiner stadtnahen, verkehrsgünstig gelegenen, ruhigen Tallage kann wie kein anderer Ort in der näheren Umgebung Heidelbergs Natur erlebbar machen. Von der Erfahrung der jahreszeitlichen Veränderungen von Flora und Fauna in Waldrandlage und in einem wasserreichen Quelltal unweit des Felsenmeeres, über die Kenntnis der Nutzung der zahlreichen Wasserzuflüsse in der Vergangenheit für die Mühlen, oder die Fischzucht, bis hin zur ökonomischen Nutzung für die Wasserversorgung der Stadt ist hier vieles in konzent-rierter Erscheinungsform anschaulich.

Das Areal des Wolfsbrunnens weist auf überschaubarem Raum unterschiedliche geologi-sche, botanische, klimatische Bereiche auf, die eine Fülle von Lebensräumen aufweisen: Quellengarten, Teich, Bachlauf durch das Tal, gemauerte Kanäle, Hangrinnsal auf steinigem Untergrund, zwei Laichtümpel, Feuchtwiese in der Talaue, kleine Feuchtbiotope und Stau-nässen, Streuobstwiesen an den Hängen, z.T. als Weide für Schafe genutzt, Trockenrasen

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am Waldrand, Totholzinseln im Waldinneren, Trockenmauern an den Talhängen, Busch-werk, Waldrand mit Morgensonne, Waldrand mit Abendsonne, verschiedene Waldtypen in naher Abfolge.

Die noch nicht erforschten Wasserführungen und Quellen des Wolfsbrunnens, die Geschich-te der Mühlen und der Heidelberger Trinkwasserversorgung aus dem Wolfsbrunnen sind selbst ein Denkmal der Wirtschaftgeschichte der Region.

Auch an eine Nutzung des Wassers für die Energiegewinnung ist zu denken. Zu überprüfen ist etwa, ob ein Teil der Energie, die im Wolfsbrunnen Gasthaus benötigt wird, durch eine Nutzung des Wassers ökologisch nachhaltig gewonnen werden kann.

Naturpädagogische Projekte, Schautafeln entlang des Rundwegs, geführte Einzel- und Gruppenveranstaltungen sind möglich: Der Wolfsbrunnen, Ausgangspunkt und Ziel von Wanderungen, als Ort der Begegnung mit und in der Natur für Familien, Gruppen und Inte-ressierte aller Altersgruppen.

Der Verein "Freundeskreis Wolfsbrunnen" Der Verein hat das Ziel, die Wolfsbrunnen-Anlage zu pflegen, zu erhalten und zu entwickeln.

Um diese Ziele in die Tat umzusetzen, ist die kontinuierliche Erforschung und Dokumentation dieses Ortes und seiner Geschichte notwendig. Das bedeutet auch, die Flora und Fauna des Wolfsbrunnens, die Architekturen und ihre Nutzungen, die technischen Einrichtungen – hier besonders die diversen Quellfassungen – zu erfassen und auf die Schutzwürdigkeit, das Entwicklungspotential und die Belastbarkeit hin zu überprüfen.

Gartendenkmalpflegerische Vorhaben

Ein gartendenkmalpflegerisches Leitkonzept und ein Biotopentwicklungskonzept bilden die Basis für Maßnahmen zur Konservierung. Es wurden erste Kontakte zu Deutschen Bun-desstiftung Umwelt und der Allianz Umweltstiftung hergestellt, ebenso zu Projekten, die strukturell und thematisch mit der Wolfsbrunnen-Anlage vergleichbar sind.

Die Wolfsbrunnen-Anlage dürfte aufgrund ihrer thematischen Vielschichtigkeit die Förderkri-terien erfüllen und in das Profil der Förderbereiche passen.

So hat z.B. die Allianz Umweltstiftung die Bereiche Natur-, Artenschutz und Landschaftspflege, Le-bendige Gewässer, Gartenkunst und Umweltkommunikation in der Liste der Förderbereiche. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt führt die folgenden Förderbereiche auf, denen die die Wolfsbrun-nen-Anlage zuzuordnen ist: Naturschutz in genutzten Landschaften (FB 06.1), Erhalt von Kulturgütern unter Umweltaspekten (FB 09.1) und Kooperation von Kulturgüter- und Naturschutz (FB09.3).

Die Besonderheit des Landschaftsraumes und der Kulturgeschichte der Wolfsbrunnen-Anlage wie z.B.

• Einmaligkeit des Naturraumes mit Wald, Wasser und Wiese in Verbindung mit Res-ten einer Kulturlandschaft (Streuobstwiese), kurzum ein Ort mit hoher Biodiversität,

• Jahrhunderte alte Tradition der Nutzung als „Jagd- und Lusthaus“ (1550) resp. Gast-stätte, Wiesental mit Weiher und Forellenzucht und

• Ort des kulturellen Lebens mit Musik und Literatur

prädestinieren diesen Ort, öffentliche Fördergelder in Anspruch zu nehmen.

Der Freundeskreis Wolfsbrunnen hat das Material für eine Projektskizze zur Antragsstellung weitestgehend erarbeitet, immer unter der Voraussetzung, dass Haus und umgebende Landschaft im Besitz der Stadt bleiben. Das Vorhaben kam jedoch aus Gründen der seit Ende 2007 bestehenden Planungsunsicherheit ins Stocken, kann aber jederzeit wieder akti-viert werden.

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Mit einem Verbleib der Gaststätte im Besitz der Stadt Heidelberg verbessern sich die Chan-cen, von den o.a. Stiftungen eine Förderung für die Sicherung, Pflege und Entwicklung der Wolfsbrunnen-Anlage zu erhalten. Pädagogische Projekte am Wolfsbrunnen Diese gartendenkmalpflegerische Arbeit sollte ergänzt werden durch eine sozial- und kultur-pädagogische Nutzung, die dieser Ort durch seine Lage anbietet: In unmittelbarer Nähe be-finden sich ein Kindergarten, die Schlierbacher Grundschule sowie das Institut für Heilpäda-gogik. Schon heute wird der Ort in vielfältiger Weise von diesen Institutionen genutzt.

Der „Freundeskreis Wolfsbrunnen e.V.“ hat bereits in der Vergangenheit Unterstützung bei schulischen und außerschulischen Vorhaben, die den Wolfsbrunnen betreffen, geleistet. Hauptsächlich die Grundschule Schlierbach und das Heilpädagogische Institut in Heidelberg-Schlierbach wurden unterstützt:

∗ bei der ca. alle vier Jahre stattfindenden Projektwoche „Jetta und der Wolfsbrunnen“; ∗ bei Einzelthemen im Rahmen des `Heimat- und Sachkundeunterrichts` aus dem biolo-

gischen, geschichtlichen und heimatkundlichen Bereich, z.B. Unterrichtsstunde zum Thema „Wolf“ im Jahr 2007;

∗ bei Ausflügen und Exkursionen zum Wolfsbrunnen, z.B. „Wolfsbrunnen-Rallye“; ∗ bei der Einrichtung einer AG K.3 und Kl.4 „Bachpatenschaft“; ∗ Der Eiskeller am Wolfsbrunnen kann bei Veranstaltungen der Grundschule am Wolfs-

brunnen als `Grünes Klassenzimmer` genutzt werden;

∗ Die Kooperation mit der Grundschule begann im Juni 2007 und wurde 2008 fortge-setzt und erweitert. Es fanden zwei Projekttage für zwei vierte Klassen statt: „Wir tun etwas für die Vogelwelt in Schlierbach und am Wolfsbrunnen“: Bau und Aufhängung von ca. 45 Nistkästen für Singvögel und Waldkauz unter Mitarbeit des Umweltamts der Stadt Heidelberg.

Abschließende Bemerkungen Die Stadt Heidelberg ist zu Recht stolz auf ihre vielfältige Geschichte und Kultur und auf ihre Auszeichnung als „Bundeshauptstadt im Naturschutz 2007“ und den "European Sustainable City Award".

Der Wolfsbrunnen ist ein zentraler Bestandteil dieser vielfältigen Pluspunkte Heidelbergs. Es gilt daher, diesen Ort als Besitz der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zu bewahren und zu fördern. Das Modell einer Stiftung wird diesen Anforderungen gerecht.


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