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interviewsworkshopsfeaturesGARY MOORE

Gary Moore * 04. April 1952 † 06. Februar 2011

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Gary MooreStill Got The Blues

Ein großer Musiker ist gestorben. Gary Moore hat Spuren inder Rock- und Blues-Szene hinterlassen, seine gitarristischeHandschrift, sein Ton und seine Energie sind jedem Musiker,der das Instrument E-Gitarre kennt, ein Begriff. Wir haben Garys Karriere im vergangenen Vierteljahrhundertdurchgehend verfolgt und begleitet, und hier die dabei ent-standenen zahlreichen Artikel zusammengestellt – Stories,Interviews, Equipment-Specials, Testberichte, Workshops undTranskriptionen – die alle ab 1986 in Gitarre & Bass erschienensind. Sie dokumentieren einen Musiker im Wandel: vom har-ten Rocker, den seine Vorliebe für Balladen zum Blues-Fangemacht haben, und der mit seinem 1990 erschienenen

Meisterwerk ,Still Got The Blues‘ und dem Nachfolger ,AfterHours‘ (1992) vielen Größen dieses für die Rock- und Pop-Musik grundlegenden Genres seinen Tribut zollte. Gary Moore hat mit diesen „weißen“ Blues-Alben und seinenKonzerten einen Boom ausgelöst; er hat den „schwarzen“Blues in die Pop-Kultur der Gegenwart zurückgebracht undAlbert King, B.B. King, Albert Collins und später auch PeterGreen (mit ,Blues For Greeny‘, 1995) seinen Rock-Fans als Iko-nen der afroamerikanischen Kultur und der Musik unserer Zeitvorgestellt. Alleine für diese Phase seines Schaffens hat GaryMoore bis heute den Respekt des denkenden Teils der Musik-szene. �

ROBERT WILLIAM GARY MOORE

* 4. APRIL 1952 IN BELFAST, NORDIRLAND

† 6. FEBRUAR 2011 IN ESTEPONA, SPANIEN

Der irische Gitarrist GaryMoore war komplettpleite, als ihn der Journa-list Volkmar Kramarz –heute promovierterDozent am musikwissen-schaftlichen Seminar derUniversität Bonn – Mitteder 70er-Jahre aus seiner Wohnung in Lon-don auslöste und mit zu sich nach Deutsch-land holte. Gary, damals gerade Mitte zwan-zig, besaß nichts außer einer 59er GibsonLes Paul Standard, die ihm sein Mentor PeterGreen verkauft hatte, und einem Vox-AC-30-Combo. Er wohnte einige Monate beiKramarz, als ihn ein Telegramm des Drum-mers Jon Hiseman erreichte. Hiseman warbereits mit seiner Formation Colosseumziemlich erfolgreich gewesen. Als die Bandzerbrach, gründete er das Jazz-Rock-Quar-tett Tempest. Dort begann auch die Karriereeines gewissen Allan Holdsworth. Mit dem

Ende von Tempest aberwaren Hisemans Ambitionenimmer noch nicht erschöpft.Sein neues Baby nannte erzunächst Ghosts: „Ich wurdevon vielen Seiten bedrängt,irgendetwas in RichtungColosseum zu machen,lehnte aber immer ab.Irgendwann rief mich GaryMoore an, wir sollten was zusammen machen.“„Ursprünglich waren nochGraham Bell, Mark Clarke,and Duncan Mackay dabei“,erzählt Hiseman weiter. „Siewurden später durch MikeStarrs, Neil Murray und DonAirey ersetzt. Jedoch unter

dem Namen Ghosts wollte uns niemandkaufen. Ich hatte bereits 7000 Pfund in dasProjekt investiert und rief Gerry Bron an. Erlud uns ins Studio ein. Und sagte: ,Great, Ilove it! Aber ihr müsst euch Colosseum-something nennen, sonst kann ich das nichtverkaufen.‘“ Das Telegramm von Hiseman war für GaryMoore wohl der Anlass, Deutschland wiederzu verlassen und sich auf Colosseum II zukonzentrieren. Den Winter 1975/76 ver-brachte das neu formierte Quintett in denLondoner Roundhouse Recording Studios,und 1976 erschien das Debüt-Album

‚Strange New Flesh‘. Die sechs Tracks verar-beiten Einflüsse von Jazz-Rock-Bands wieJohn McLaughlins Mahavishnu Orchestraund Art-Rock, der in den frühen 70er-Jahrenangesagt war. Gary Moore war bei fünf Tunes maßgeblichan der Komposition beteiligt. Aber imGegensatz zu ausgebildeten Musikern wieetwa Al Di Meola konnte er keine Notenlesen und erlernte die zum Teil hochkomple-xen Stücke der Band ausschließlich über seinexzellentes Gehör. Das half ihm auch bei der Colosseum II-Ver-sion des wunderbaren Joni-Mitchell-Songs‚Down To You‘, den die charismatische Sän-gerin und Gitarristin für ihr Album ‚CourtAnd Spark‘ (1974) geschrieben hatte. Fürdas episch breite Arrangement von ‚DownTo You‘ wurde Joni mit einem Grammy inder Kategorie „Best Arrangement Accom-panying Vocalists“ ausgezeichnet. Beispiel 1azeigt Gary Moores wunderbare instrumen-tale Interpretation von Jonis Gesangslinie amAnfang des Songs. Im Gegensatz zum Origi-nal, das ohne Drums und Rhythm-Sectionarrangiert ist, erklingt ‚Down To You‘ in derColosseum-II-Version als Rock-Ballade mitmarkantem Beat. Gary Moore schmückt die Melodie mitunzähligen Verzierungen aus, die in derTranskription bis ins kleinste spielerischeDetail dokumentiert wurden. Und überallem thront der singende Ton seiner 59er

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wolfgang kehle

C o l o s s e u m I I f e a t . G a r y M o o r e & N e i l M u r r a y :D o w n T o Y o u

J A Z Z R O C K

Colosseum II: Jon Hiseman,Mike Starrs, Don Airey, GaryMoore, Neil Murray

Les Paul, die Moore, wohl aus finanziellenGründen, mittlerweile verkauft hat. GarysMarshall-Verstärker-Ton auf dem ganzenAlbum wäre auch ein äußerst lohnendesObjekt für Udo Pippers „Classic Tone“-Kolumne. Und ich wette, dass viele Gary-Moore-Fans die Musik seiner Colosseum-II-Phase noch gar nicht kennen. Beispiel gefäl-lig? Auf youtube kann man unter dem Linkht tp : / /www.youtube .com/watch?v=WtjDigJ_QQI Gary und Colosseum II beiihrer Interpretation des von Return To Fore-ver inspirierten Tunes ‚Inquisition‘ (vom 77erAlbum ‚Wardance‘) zuschauen. Beein-druckend.Neil Murray gehört mit Sicherheit zu denmeistbeschäftigten Bassisten der britischenRock-Szene. Die Liste seiner Auftraggeber istbeeindruckend: Whitesnake, Black Sabbath,Brian May Band, Cozy Powell’s Hammer aus

dem Rock-Bereich, daneben spielte er aberauch filigrane Art-Rock-Fusion bei NationalHealth. Beispiel 1b zeigt Neils Part zu Garys Intro,in dem schnell klar wird, dass hier ein phan-tastischer Bassist am Werk ist. Er spielt funk-tional, songdienlich und mit sehr vielBewusstsein für die Macht von Artikulationund Tonlänge.Mit Don Airey war ein weiterer Superstar der UK-Rock-Szene in den Reihen vonColosseum II. Don hat seit einigen JahrenJohn Lords vakante Keyboard-Stelle beiDeep Purple besetzt. Im Grunde seines Her-zens ist er aber ein Jazz-Rocker. Er kompo-nierte den von klassischer Musik inspirierteninstrumentalen Mittelteil von ‚Down ToYou‘. Beispiel 2 zeigt Gary Moores auf derakustischen Gitarre gespielte Melodie zuDon Aireys Piano-Part, zunächst in festem

Tempo, ab Takt 29 indiziert das Ritardandoeine Reduktion des Tempos, dann geht esrubato, also in freiem Tempo weiter, bevormit Garys in Achteln absteigender Tonleiterin Takt 35 das Anfangstempo wieder aufgenommen wird. Auch hier besticht wieder Gary Moores makellose Spieltechnik. Diesen Beitrag ergänzen wie immer Audio- und MIDI-Files, zu finden aufwww.gitarreundbass.de. Und ich freue mich auf Gedankenaustauschund angeregte Diskussionen im Talk-Forumder G&B-Website. Kommentare, Fragen,Lob oder Tadel an [email protected]. ■

WWW.GITARREBASS.DEWWW.GITARREBASS.DEWWW.GITARREBASS.DE

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gary M

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EHRLICHE HAUT

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Geboren wurde er in Belfast, am 04. April1952, als Robert William Gary Moore. SeineLaufbahn als Musiker begann 1963, als ereine „Framus Akustikgitarre mit einem Cello-Körper“ geschenkt bekam – es könnte alsoauch das Gitarren-Pendant zu HofnersBeatle-Bass gewesen sein. Jedenfalls war dasInstrument damals eigentlich viel zu groß fürden Knirps und hatte zudem Stahlsaiten, dieder junge Gary kaum herunterdrückenkonnte. Mit 14 erhielt er eine original FenderTelecaster und gründete damit seine ersteSchul-Band. 1970, mit 18 Jahren, stieß er zuSkid Row, einer Band in der Phil Lynott sang.Nach zwei Singles und ebenso vielen Albenformierte Moore eine eigene Band. Dannfolgte er dem Ruf seines ehemaligen Mit-streiters Lynott und ging zu Thin Lizzy, um1976 von Jazz-Rock-Drummer John Hisemanzu Colosseum II geholt zu werden. Hierlernte er zwei Musiker kennen, die in den fol-genden zwei Jahrzehnten noch des Öfterenseine Wege kreuzten: Neil Murray (Bass) undDon Airey (Keyboards). Mit Colosseum IIveröffentlichte Moore zwei Alben, wechseltejedoch im Januar 1977 abermals zu ThinLizzy. Noch während der Aufnahmen zu,Black Rose‘ unterschrieb Moore einen Solo-Plattenvertrag. Fast zeitgleich wurden ,BlackRose‘ und sein eigenes Album ,Back On The Streets‘ mit dem legendären Song,Parisienne Walkways‘ veröffentlicht.Anschließend gründete er seine Band G-Force und brachte 1979 das selbstbetitelteDebüt-Album heraus. In den Achtzigern machte Moore melodi-schen Hard Rock und schaffte mit ,Run ForCover‘ und dem folgenden ,Wild Frontier‘den endgültigen Durchbruch. Trotz desimmensen Erfolges überdachte Gary seinmusikalisches Konzept und kehrte 1990 mitgeänderter Stilrichtung auf die Bildflächezurück. Das eingängige Meisterwerk ,StillGot The Blues‘ wurde ein Megaseller. Moorespielte mit Albert Collins, Albert King undB.B. King, die den Virtuosen demonstrativals einen der Ihren akzeptierten. Es folgten,After Hours‘, ,Blues Alive‘ sowie ,Blues ForGreeny‘, eine Hommage an sein großes IdolPeter Green. Zwischenzeitlich kam es mit Jack Bruce undGinger Baker unter dem Namen BBM zu

einer Beinah-Cream-Reunion (lediglich EricClapton fehlte). Mit dem Album ,AroundThe Next Dream‘ und der gleichnamigenTournee bewies Moore erneut die ihm zuteilwerdende Akzeptanz dieser Legenden. Inder zurückliegenden Dekade experimen-tierte er auf ,Dark Days In Paradise‘ oder,Scars‘ mit einem Stil-Crossover. Seinneuestes Album heißt ,Old, New,Ballads, Blues‘ und dokumentiert seineRückkehr zum Blues. In einem ungewöhnlich offenen Inter-view spricht Moore nicht nur über dieWiederentdeckung der Telecaster son-dern auch über den spektakulären Ver-kauf seiner Peter Green Les Paul undüber den leidigen Prozess um die Urhe-berrechte an ,Still Got The Blues‘.

Gary, dein neues Album heißt ,Old,New, Ballads, Blues‘. Eigentlich istdamit schon alles über den Inhaltgesagt, oder?Ja, das stimmt. Es gibt Balladen undBlues-Songs, darunter einige brand-neue Stücke aber auch Songs, die ichschon einmal in meiner Karriere aufge-nommen habe und nun in neuen Ver-sionen präsentiere. ,Midnight Blues‘beispielsweise war schon auf demAlbum ,Still Got The Blues‘ und wurdevon mir ebenso neu eingespielt wie ,AllYour Love‘, mit dem ich damals eben-falls nicht ganz zufrieden war.Was stimmte beispielsweise mitder ersten Version von ,MidnightBlues‘ nicht?Die Originalfassung war eine Demo-Ver-sion, die wir mit auf die Scheibe pack-ten, weil wir keine Zeit mehr hatten, sienoch einmal neu aufzunehmen. Ich wollteden Song schon immer mal richtig produ-zieren. Und bei ,All Your Love‘ war mir dasTempo im Nachhinein zu hoch. Ich hatte dasGefühl, das es nicht zum Flair des Stückespasste. Ärgerlich vor allem deswegen, weilmich in den Sechzigern gerade ,All YourLove‘ in seiner Urfassung von John Mayall’sBluesbreakers mit Eric Clapton überhauptzum Blues brachte. Deswegen machte ichmich noch einmal an die Arbeit. Die neuenStücke wie ,Gonna Rain Today‘, ,Ain’t

Nobody‘ oder die Instrumentalnummer ,CutIt Out‘ sind allesamt ganz aktuell und solltendeswegen natürlich auch mit auf dieScheibe.Hast du das Gefühl, dass du hinsicht-lich einiger deiner früheren Blues-Auf-nahmen erst noch reifen musstest,

bevor du die bestmögliche Versionabliefern konntest?Bei ,Midnight Blues‘ war es eigentlich nurder Sound, der mich störte, denn wir nah-men den Song in einem billigen kleinen Stu-dio auf und brachten es in einer Klangqua-lität aufs Album, mit der ich von Anfang annicht glücklich war. Außerdem habe ich dasArrangement etwas erweitert, habe Bläserintegriert und das Stück aufgemöbelt, dennes sollte natürlich auch kein Klon der erstenVersion werden. Der Song hat nun ein geän-

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G ar y Moore is t e iner der

e inf lussre ichsten Rock-Gi tarr is ten der Musikgeschichte. Ob im Bereich Rock-Fusion,

im k lass ischen Heavy Metal oder a ls e infühlsamer Blues-Musiker : Der Mann spie l t e ine

Lead-Gi tarre , d ie derar t atemberaubend wohl kaum i rgendwo anders zu hören is t .

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dertes Solo, einen anderen Gesang, dasTempo ist langsamer und klingt nun einfachrunder, besser, authentischer. Vor allemmein Gesang hat sich in den vergangenenJahren weiterentwickelt und ist heutzutagesicherlich ein ganzes Stück besser als in denfrühen Neunzigern. Und obwohl ich die-selbe Gitarre wie damals eingesetzt habe, istder Sound einfach hörbar besser. Das Soloklingt reifer, hat mehr Raum und lässt mehr

Pausen. Mir jedenfalls gefällt das weitausbesser. Irgendwie ist dies die erwachseneVersion einer Jugendsünde (lacht).Du hast also das Gefühl, dass diedazwischen liegenden fünfzehn Jahrenotwendig waren, um aus dir einennoch besseren Blues-Musiker zumachen?

Du darfst ja eines nicht ver-gessen: Als ich ,Still Got The

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GaryBlues‘ aufnahm, kam ich direkt aus der Rock-musik. Ich hatte davor Hard Rock gemachtund musste erst einmal den Übergang zumBlues hinbekommen. Viele Leute sagen ja,dass dies gerade der Grund für den Erfolgvon ,Still Got The Blues‘ war. Die Kombina-tion aus Blues und harten, lauten Rock-Gitar-ren machte das Besondere dieser Scheibe

aus. Aber ich selbst sehe das heute nichtunbedingt als positiv an. Ich musste damalserst lernen, wie man den Blues wirklichspielt. Ich musste erst meinen eigenenSound entwickeln, einen Sound, der purerund im wahrsten Sinne des Wortes bluesigerist, also weniger verzerrt klingt. Als ich ,StillGot The Blues‘ produzierte, hatte ich vieleJahre keinen Blues mehr gespielt und warsicherlich auch ein wenig aus der Übung. Ichging einfach ins Studio und machte quasi

über Nacht ein Blues-Album, ohnemich wirklich intensiv darauf vorberei-tet zu haben. Blues aber braucht Zeitund Reife. Und beides fehlte mirdamals wohl noch. In den vergange-nen sechzehn Jahren hatte ich viel Zeit,alles zu überdenken, vieles neu zu ler-nen und als Musiker zu reifen.So wie du dies erzählst klingt esfast, als ob ,Still Got The Blues‘ein Flop war. Dabei handelt essich um den größten kommerziel-len Erfolg deines Lebens.Natürlich war es mein größter Erfolg.Es ist ja auch nicht so, dass ich mit dergrundsätzlichen Ausrichtung unzufrie-den war. Immerhin hieß meine bislangvorletzte Scheibe ,The Power Of TheBlues‘ und hat auch einige Rock-Ele-mente, vor allem, weil ich sie im Trioeingespielt habe. Die Platte klingt sehrrau, mit Bassist Bob Daisley, der ausdem Rockbereich kommt. Und auchdie ,Scars‘-Scheibe war ein echtes

Rock-Album, auch wenn darauf ebensoBlues-Tracks zu finden waren. Auch dortkonnte man meine Vorstellung eines Blues-Albums im 21. Jahrhundert hören. Ichmachte die Platte mit einer sehr modernklingenden Band, die sowohl von JimiHendrix als auch von Leuten wie RageAgainst The Machine beeinflusst war. Ich

möchte nur nicht immer wieder das Gleichemachen, sondern neue Dinge ausprobierenund unterschiedliche Facetten des Themasaufzeigen. Ich habe nie in meinem Lebenetwas für andere Leute gemacht, sondernimmer nur für mich selbst und meinem eige-nen Anspruch. Man kann ,Still Got The Blues‘ nicht repro-duzieren, niemand kann das. Es war Anfangder Neunziger einfach eine ganz andereZeit. Ich machte ,Still Got The Blues‘ nurzum Spaß und war vollkommen überraschtvom Erfolg, den die Scheibe hatte. Sie ver-kaufte sich millionenfach und schlug natür-lich hohe Wellen. Ich denke, der Grund desErfolges liegt daran, dass die Scheibe fürviele Leute gerade wegen der starken Rock-Einflüsse interessant und akzeptabel war.Speziell ,Pretty Woman‘ und ,Walking ByMyself‘ haben genau diese Art von Gitarre,die den Blues für Leute aus dem Rock-Bereich attraktiv machten. Aber die Zeitenhaben sich geändert, ich habe mich weiter-entwickelt und habe heute andereAnsprüche. Und dennoch spiele ich auchjetzt noch Stücke wie ,Pretty Woman‘ oder,Still Got The Blues‘ mit dem gleichen Soundwie damals. Das ist aber auch wieder derGrund, warum ich die neue Platte aufge-nommen habe, eben weil ich einige Songsvon damals auf eine etwas andere Artmachen wollte.Deine experimentelle ,Scars‘-Phasemit einer schrofferen Mixtur aus Bluesund Rock, zu der auch die Zusammen-

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Gary 1990 Peter Green 1980

arbeit mit Skunk Anansies BassistenCass gehörte, war nur kurzlebig. Wes-halb eigentlich?Für mich passt dieses Werk perfekt in dieReihe der Scheiben, die ich im Laufe meinesLebens gemacht habe. Irgendwie ging,Scars‘ zurück bis zu einer Zeit, als ich bei-spielsweise ,Wild Frontiers‘ aufgenommenhabe. Damals habe ich Rock-Musik mitanderen Spielweisen so kombiniert, wie esbis dahin unbekannt war. Wenn man Glück

hat, kommt etwas Interessantes dabeiheraus. Auf ,Wild Frontiers‘ mischte ich Rockmit irischem Folk, und setzte für diese spezi-ellen Sounds einen Fairlight-Synthesizer ein.Traditionelle Musik durch moderne Techno-logie mit Rock-Musik zu verbinden empfandich damals als sehr interessante Idee. Unddas Konzept ging ja auch auf. SolcheHybride habe ich in meinem Leben des Öfte-ren gemacht. Ich probiere Dinge aus undschaue dann, ob sie funktionieren. Es gibtmeines Erachtens keine Gesetze in derMusik, die man befolgen muss oder die manmit solchen Experimenten bricht. Mit der,Scars‘-Scheibe ging ich zusammen mit Casszurück bis zu Jimi Hendrix und verband diese

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GaryMusik mit neuen, modernen Einflüssen. Ichwollte damals wieder mehr Stratocasterspielen. Es machte viel Spaß, brachte meineWurzeln und die von Jimi Hendrix in einemganz eigenen Sound zusammen, der wederHeavy Metal noch normale Rock-Musik war.Warum gab es niemals eine Neuauf-lage dieses Konzepts?Weil ich anschließend wieder Blues machen

wollte. Ich habe das Gefühl, dass diesbesser zu mir passt. ,Scars‘ war gutund hat viel Spaß gemacht, vor allemdie Zusammenarbeit mit Cass undDarrin (Mooney, Schlagzeug). Aberletztendlich probiert man etwasNeues aus und wenn es nicht hun-dertprozentig funktioniert, machtman halt in einer anderen Richtungweiter. Obwohl ich dazu sagen muss,dass es vor allem auf der Bühne einetolle Erfahrung war. Wir spielten mitZZ Top und kamen bei den Leutensehr gut an. Aber ich glaube, dass dieFans mich nicht als Mitglied einerBand sondern unter meinem eigenenLogo sehen wollen. Ein ähnlichesProblem hatte ich ja auch mit BBM.Irgendwie wurde diese Konstellationnicht richtig angenommen. DavidBowie ging es damals mit TinMachine ganz ähnlich. Einerseitswollte er gerne wieder in einer Bandspielen, andererseits wurde die Sachevon den Zuhörern nur teilweiseakzeptiert. Wenn man einen bekann-ten Namen hat und als Solomusikeroder Frontman bekannt gewordenist, dann wollen dich die Leute nuneinmal unter eigenem Namen sehen.Warst du denn selbst mit ,Scars‘zufrieden?Ja, absolut. Es war eine wirklich guteBand. Kommerziell blieb die Scheibe

hinter meinen Erwartungen zurück – übri-gens auch die Tour – aber es hat viel Spaßmit den beiden Jungs gemacht. Auf derBühne waren wir wirklich eine starke Truppe.Nach eineinhalb Jahren merkte ich aller-dings, dass ich wieder zurück zum Blueswollte. Speziell nach der „Monsters OfRock“-Tour in England mit Whitesnakewusste ich, dass ich nicht wieder zurück indie Heavy-Metal-Szene will. Ich war froh, alses zu Ende war.Bist du durch die ,One Night In Dub-lin‘-Show, das Thin-Lizzy-Tribute-Kon-zert, das es jetzt auch auf DVD gibt,nicht soeben in diese Szene zurückge-kehrt?

Ich habe das ausschließlich für Phil Lynottgetan. Zu seinem Geburtstag sollte in Dub-lin eine Statue enthüllt werden, mit eineranschließenden Feier. Man fragte mich, obich nicht zu diesem Anlass ein Konzert mitThin-Lizzy-Songs geben könnte. Am Tagnach der Freigabe der Statue war PhilsGeburtstag und das Konzert. Sie engagier-ten mich, obwohl sie keinerlei Vorstellungdavon hatten, wer mit in der Band seinsollte. Also fragte ich Brian Downey, den ichsowieso bitten wollte, auf meinem Album zuspielen. Brian sagte zu und wir diskutierten,wen wir noch fragen sollten. Das Problemist: Egal wie man es anpackt, es ist immerfalsch. Denn Thin Lizzy sind und waren stetsein Politikum. Man kann dabei nur verlieren.Brian und ich verständigten uns auf BrianRobertson, und als er zugesagt hatte, meinteBrian, dass wir auch Scott Gorham fragenmüssten, damit der nicht beleidigt ist.Zudem bat ich Eric Bell, einen guten Freund,der damals die Originalversion von ,WhiskyIn The Jar‘ eingespielt hatte. Im Endeffektfragte ich all diejenigen Gitarristen, die mei-nes Erachtens maßgeblich am Sound derBand beteiligt waren.An John Sykes aber hast du nichtgedacht?Doch natürlich. Aber wir hatten nur eineStunde Spielzeit und da wären sowieso nichtalle Thin-Lizzy-Gitarristen zum Zuge gekom-men. Außerdem: Wenn man John Sykesfragt, muss man auch Snowy White fragen.Und wenn man Snowy White dabei hat,muss man auch Midge Ure einladen und soweiter und so fort. Der Punkt ist: Ich hattekeinen Kontakt zu John Sykes, als er in derBand war. Mit Scott Gorham habe ichimmerhin zusammengespielt, zu BrianRobertson hatte ich auch lange Jahre Kon-takt und Eric Bell habe ich damals bei ThinLizzy ersetzt. Wir alle spielten damals ganzähnliche Songs. Ich wollte einfach nichtübermäßig viele Leute mit ins Boot holen,weil es schon so eine Heidenarbeit war, alleszu organisieren.Hast du eigentlich nicht das Gefühl,dass es terminlich etwas unglücklichgewählt ist, die Thin-Lizzy-Tribute-DVD und dein neues Soloalbum fastzeitgleich zu veröffentlichen?Und ob ich das unglücklich finde! Ich binecht sauer auf die Plattenfirma. Die Thin-Lizzy-DVD hätte vor acht Monaten veröf-fentlicht werden müssen und nicht jetzt erst.Der Plan war, sie im August 2005 herauszu-bringen, also im Jubiläumsjahr von PhilLynott. Ich bat die Plattenfirma, die DVD

nicht zur gleichen Zeit wie ,Old, New,Ballads, Blues‘ zu veröffentlichen, aber siewaren taub. Und jetzt stellst du mir ausge-rechnet diese Frage! Ich hatte leider keineKontrolle darüber, sonst hätte ich es verhin-dert, allein Phil Lynott zuliebe. Wie dummmuss man sein, um so etwas zu machen?Kommen wir zu deiner neuen Scheibezurück: Wie und mit welchen Gitarrenhast du die neuen Songs aufgenom-men?Das Meiste wurde live eingespielt.In deinem eigenen Studio?Nein, ich besitze kein eigenes. Zum Glück(lacht)! Ich gehe lieber zur Arbeit, anstatt einStudio zu besitzen, das ich nur alle paarMonate benutze und das ansonsten leersteht. Für mich ist das nichts. Ich habe zuHause lediglich ein Musikzimmer, in dem ichmeine Songs komponieren kann, mit eineranalogen 8-Spur-Machine, auf der ich seit1987 meine Ideen festhalte. Nein, ich nahmin London auf und zwar im Sarm-West-Stu-dio, wo ich schon mehrfach gearbeitethabe. Übrigens diesmal wieder mit IanTaylor, der schon bei ,Still Got The Blues‘,,After Hours‘ oder auch ,BBM‘ dabei war. Ichhatte einige Jahre nicht mehr mit ihm gear-beitet, deswegen war es ein sehr frischesund spannendes Unterfangen. Ian ist ver-antwortlich für den guten Sound derScheibe. Das ganze Werk wurde in nur 18Tagen eingespielt und gemischt, ohne Pro-ben. Wir gingen einfach ins Studio, lerntendie Songs und nahmen zwei Nummern proTag auf. So waren nach nur fünf Tagen zehnStücke komplett eingespielt. ,My Love‘ bei-spielsweise, die Otis-Rush-Nummer mit demlangen Solo, war die erste, die wir im Kastenhatten. Deshalb klingt sie so frisch. Wir nah-men sie live auf und machten dann nur denGesang neu. Das Solo beispielsweise istkomplett live. Nur ein oder zwei Takes undfertig war es.Eine reife Leistung!Ja, aber – hey Mann! Wir reden hier vonBlues, nicht von einem Yes-Album (lacht).Don Airey war auch dabei, er war ebenso bei,Still Got The Blues‘ involviert. Quasi das alteTeam, eine erlesene Mannschaft, die all ihreErfahrungen einbrachte. ,Gonna Rain Today‘haben wir quasi vom Regieraum aus aufge-nommen, ich musste ganz dicht ans Mikro-phon gehen und fertig war der Song. Wirspielten die Nummer zwei, drei Mal durch,mischten sie und nahmen sie mit aufsAlbum. Ein wirklich spontanes Werk.Und eines, das zwar überwiegend mitLes Pauls aufgenommen wurde, aberzu meiner Überraschung auch mitanderen Gitarrenmodellen.Ja, das stimmt. Die meisten Stücke habe ichmit meinen beiden 1959er Les Paul-Model-len gespielt. Davon war eine die Peter Green

Les Paul auf ,Midnight Blues‘, mit der Peterauch die Originalversion eingespielt hat.Dazu kamen einige Stratocaster-Slides auf,Done Somebody Wrong‘ und eine Strat in,I’ll Play The Blues For You‘. Manche Leuteglauben, dass in ,Ain’t Nobody‘ ebenfallseine Stratocaster zu hören ist, in Wirklichkeithandelt es sich jedoch um meine eigeneSignature Les Paul.Überrascht haben mich vor allem dieTelecaster-Sounds in ,Cut It Out‘ und,No Reason To Cry‘. Ich hab dichmindestens zehn Jahre nicht mehrTelecaster spielen sehen.Du hast Recht. Ich vermute, dass es sogarnoch mehr als zehn Jahre waren. Das letzteMal spielte ich eine Tele in dem Stück,Moving On‘ auf ,Still Got The Blues‘.Damals setzte ich die Telecaster für einenSlide-Part ein. Es war diesmal übrigens die-selbe Tele wie seinerzeit, ein sehr schönes1960er Modell.Wie hast du sie für dich wiederent-deckt?Im letzten Jahr hörte ich erstmals seit lan-gem wieder Songs von Roy Buchanan. Ichwusste gar nicht mehr, wie großartig ich ihnfrüher immer fand. Er ist einfach fabelhaft.Daraus entstand der kurzzeitige Wunsch, einkomplettes Album nur mit Telecaster-Modellen einzuspielen. Doch dann merkteich, dass das nicht zu mir passen würde. DieLes Paul ist nun einmal mein Instrument. Einganzes Album nur mit einer Tele einzuspie-len wäre sicherlich unpassend für michgewesen. Also setze ich sie auf dem neuenAlbum nur als zusätzlichen Farbklecks ein.Interessant ist vor allem der etwasungewöhnliche Sound der Tele. Klingtirgendwie nicht wie durch einenMarshall-Verstärker gespielt!Mann, du hast ja wirklich gute Ohren. Esstimmt, ich habe sie mit einem kleinen Plexi-Amp aufgenommen, der von Denis Cornellentwickelt wurde. Das Ding hat 18 Watt undpasst ganz hervorragend zur Telecaster. Ichwar fast soweit, ein ganzes Album in dieserKombination aufzunehmen, merkte aberschnell, dass es nicht echt klingen würde,nicht nach Gary Moore.Stimmt es, dass du die Peter Green LesPaul mittlerweile verkauft hast?Ja, das stimmt.Weshalb?Eigentlich möchte ich darüber nicht vielsagen. Denn die Sache war ganz andersgeplant, als sie sich jetzt darstellt. Im Grundegenommen sollte der jetzige Besitzer sie garnicht haben. Aber als er sie dann dochbekam, posaunte er dies sofort übersInternet hinaus. Ich bin darüber ziemlichsauer.Aber weshalb hast du sie denn über-haupt verkauft?

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RECORDING FÜR ALLE!

Ich will ganz ehrlich zu dir sein: Siewurde dermaßen kostbar, dass ich sienirgendwo mehr mit hinnehmen konnte.Und ich möchte keine Gitarre besitzen, aufder ich nicht spielen kann. Ich will Gitarrennicht wie Kunstgegenstände sammeln undsie dann in einer Bank deponieren müssen.Hinzu kommt, dass ich mir vor zwei Jahrendie Hand verletzte und als Folge dessen vieleSchulden abzahlen musste, weil die Versi-cherung mich im Stich ließ. Dadurch bekamich riesige Probleme und brauchte dringendGeld. Das war der zweite Grund. Ich war ein-fach in der Zwickmühle, weil die Versiche-rungsgesellschaft mich hängen ließ undmich um meinen Versicherungsschutzbetrog. Also musste ich alle Schulden derTournee bezahlen und brauchte eine MengeGeld innerhalb kürzester Zeit. Und es gabkaum eine andere Möglichkeit, so schnell anso viel Geld zu kommen. Aber noch einmal zurück zur Gitarre selbst:Sie ist so wertvoll, dass man sie nicht einmalhalbwegs angemessen versichern könnte,weil einen die Versicherungsprämie Hausund Hof kosten würde. Und wenn man siedann nur alle paar Jahre für lediglich einenSong spielt und die Gitarre ansonsten nurherumliegt, kann das nicht im Sinne desErfinders sein. Ich besaß sie seit meinemzwanzigsten Lebensjahr, es ist nur eineSchande, dass sie nicht in wirklich guteHände geraten ist.Was heißt das konkret?Sagen wir es mal so: Es war mit der Person,die sie von mir bekam, anders abgesprochen.Mir hat man erzählt, dass sie mittlerweile beieinem Typen in Amerika ist. Die Absprachenwaren, dass dieses Thema sehr diskret behan-delt werden sollte. Aber schon einen Tag,nachdem er die Gitarre besaß, wusste es dieganze Welt. Es war so, als ob ich meine Hosenvor der ganzen Welt herunterlassen musste.Es war wirklich dramatisch.Klingt nach keinem besonders gutenGeschäftsgebaren.Ich halte ihn für ein verdammtes Arschloch.Und weißt du, was er noch gemacht hat?Vor ein paar Wochen hat er den Umhänge-gurt der Gitarre für einige hundert Dollarüber Ebay verkauft. Der Typ, der den Gurtgekauft hat, wurde betrogen, denn wirhaben vor dem Verkauf der Gitarre den Gurtausgetauscht. Es war überhaupt nicht meinoriginaler Gitarrengurt, den der Typ da überEbay angeboten hat. Wir haben vor kurzemEbay darauf hingewiesen und versuchenjetzt die Sache zu regeln. Du siehst, dieGeschichte ist noch nicht abgeschlossen(lacht bitter).Welch unschöne Geschichte.

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Garys t o r y m a t t h i a s m i n e u rf o t o s e a g l e v i s i o n , v i r g i n

Ja, sie macht mich sehr betroffen, zumal sieso tief in mein Privatleben hineinragt und essich ja um eine Gitarre handelt, die mirnatürlich ans Herz gewachsen war. Er ver-sprach mir, das alles sensibel zu behandeln,aber konnte es dann nicht abwarten, umnach Amerika zurückzukehren und übersInternet die Geschichte zu verbreiten.Wenn ich dich ganz zum Schluss diesesInterviews noch auf ein weiteres fürdich unschönes Thema ansprechendarf: Wie ist eigentlich der aktuelleStand der Urheber-Frage von ,Still GotThe Blues‘? Ein deutscher Musikerbehauptet doch schon seit Jahren,dass der Song von ihm stammt undvon dir geklaut wurde.Ja, eine wirklich üble Geschichte. Dazu zwei-erlei: Erstens ist seine Behauptung absoluterQuatsch. Zweitens: Ich erzähle dir, wie estatsächlich war, wenn der Prozess zu Endeist. Ich war Mitte April in Deutschland vorGericht und warte jetzt auf eine Entschei-dung. Insofern ist es ein schwebendes Ver-fahren, zu dem ich zur Zeit nichts sagenkann und darf. Ich war in den frühen Siebzi-gern in Deutschland auf Urlaub und hattedabei Kontakt zu einem Musiker, der jetztbehauptet, dass ich damals seinen Songgestohlen und ihn dann sechzehn Jahregeheim gehalten habe, um ihn 1990, also16 Jahre später, auf ,Still Got The Blues‘ zuveröffentlichen. Welch ein Blödsinn! In Eng-land sagt man dazu: Where is a hit there ista rit, also: wo ein Hit ist, gibt es sofort aucheinen Prozess. Wenn du eine erfolgreicheScheibe hast, gibt es automatisch Trittbrett-fahrer, die sich dranhängen wollen.Wie lange dauert dieser Fall bereits.Er läuft seit fünf Jahren. Und noch ist einEnde nicht abzusehen. Ich wurde inDeutschland vor Gericht gezerrt und mussnun warten, was dabei herauskommt. Ichhabe vor Gericht die ganze Wahrheit erzählt,mehr kann ich momentan nicht machen.Aber es ist schon ein riesiges Ärgernis, dassman sich mit solchen Dingen herumschla-gen muss. Manchmal verliert man die Lustam Musikmachen, wenn man sich mit sol-chem Mist auseinandersetzen muss.Gary, ich hoffe, dass du dich von der-lei Unwägbarkeiten nicht aus derBahn werfen lässt und uns als fabel-hafter Gitarrist noch lange erhaltenbleibst. Vielen Dank für deine Offen-heit.Danke für das fundierte Interview. Ich sagedir beim nächsten Mal, wie der Prozess aus-gegangen ist. Versprochen. ■

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ken!

„Ich habe gerade neulich wieder darüber nachgedacht, welches mei-ne wichtigsten Alben aller Zeiten wären“, erzählt Moore. „Das be-ginnt bei den Shadows. Mit der LP ,Out Of The Shadows‘ (1962) hatfür mich alles begonnen. Ihr Gitarrist Hank Marvin war mein ersterHeld. Der erste Song, den ich von den Shadows lernte, war,Wonderful Land‘. Damals bekam ich gerade meine erste Gitarre, saßbei uns im Garten und versuchte die Gitarre zu stimmen, um ir-gendwie dieses Lied zu spielen. Eigentlich zupfte ich nur auf einerSaite herum. (lacht) Ich ging zu dem Typ, der mir die Gitarre verkaufthatte und bat ihn mir zu zeigen, wie man sie stimmt. So fing es an!Ich lernte dann so ziemlich alle Songs von Hank Marvin. Und ich lieb-te den Sound seiner Stratocaster, obwohl ich damals nicht mal wus-ste, was für eine Gitarre er da spielte. Aber ich mochte diesen Echo-Effekt, das war für mich wie ein Sound von einem anderen Planeten.

Danach kamen die Beatles und ich begann ihre Lieder zu lernen undzu lieben. Sie hatten ein tolles Chord-Strumming und tolle Melodi-en – was mehr braucht ein Song? Bei den Beatles fand ich alles, wasich lernen wollte. Besonders George Harrison gefiel mir, so wie er imKontext eines Songs spielte. Das war einmalig! Er zeigte eine völligneue Denkweise, und das war genial. Nimm nur sein Solo in ,HardDays Night‘ (1964): Das war für jene Zeit unglaublich schnell ge-spielt! Viele Gitarristen staunten nur! Oder nimm den ausklingendenAkkord am Anfang des Songs! Das war alles total innovativ. Er hat da-mals diese 12saitige Rickenbacker gespielt, wirklich faszinierend. Erwar mein nächster Gitarrenheld.Dann kamen die Yardbirds, mit Songs wie ,Shapes Of Things‘ und,Mr. You Are A Better Man Than I‘ (vom Album ,Having A Rave Up‘,1965) bei denen ich Jeff Beck liebte. Auch er war unglaublich krea-tiv, mit seinen langen Feedback-Noten, oder wie er in ,Evil HeartedYou‘ seine Gitarre wie eine Sitar klingen ließ. Ich habe ihn leider nielive mit den Yardbirds gesehen, weil ich zu jung war und weil sie nienach Belfast kamen. Ich mochte sie und all ihre seltsamen Soundsund ihren Vibe. Alle Gitarristen bei uns in Belfast haben damals ver-sucht so zu spielen wie sie.Unmittelbar darauf folgte ein weiterer Meilenstein für mich: Das war,John Mayall & The Bluesbreakers‘ mit Eric Clapton (1966). Ein Wahn-sinns-Album! Das war ein weiterer wichtiger Punkt für alle Gitarristenmeiner Generation. Ich erinnere mich noch, wie ich das Album beieinem Freund hörte. Ich lag bei ihm auf dem Teppich, als ,All YourLove‘ abging. Dieser Song hat mein Leben verändert. Die Gitarreklang so gespenstig, mit diesem Echo- und Reverb-Sound, so groß,mächtig und intensiv, es war unglaublich. Eric spielte sich bei jedemSong den Arsch ab und zeigte der Welt da draußen, was er kann. In

Mit Thin L izzy hat er Rock-Geschichtegeschr ieben, bei Colosseum I I und G-ForceGitarrenakrobat ik vorgeführ t , und auch a lsSolokünst ler h in längl ich bewiesen, dass er e in gepf legtes Blues-Solo zu spie lenversteht . Beim Bl ick in den Plat tenschrankdes k le inen I ren werden dann auch schnel ld ie E inf lüsse auf Sound und Spie lweisedeut l ich.

G A R Y M O O R E

85 1 2 . 0 4 g i t a r r e & b a s s84

story stefan woldach foto sanctuary archiv

LieblingsPlatten

dem einen Jahr, von den Yardbirds zu den Bluesbreakers, musste erdie ganze Zeit geübt haben, bis ihm die Finger bluteten. Er hat mirspäter erzählt, dass er bei John Mayall oft Blues-Platten gehört hat-te. Aber was er daraus gemacht hat, war unglaublich. Dabei war ernoch so jung! Sein Spiel war rau, emotional und wundervoll. Es gibtkein besseres Album mit ihm. Alles, was ich am Gitarrespielen liebe,findet man auf dieser Platte.Und dann folgte Cream (mit Eric Clapton, Jack Bruce und GingerBaker). Ich habe sie in Belfast live gesehen, gerade als ,Fresh Cream‘(1966) herauskam. Eric spielte damals eine Les Paul über einMarshall-Stack. Cream waren eine wirklich tolle Einheit, ein Trio imwahrsten Sinne. Die Band war mehr als die Summe der einzelnen Mu-siker. Ich konnte es nicht glauben wie gut sie waren. Ich erinneremich noch gut, wie enttäuscht ich war, weil ich früher gehen musste,um den letzten Bus nach Hause zu bekommen. Ich habe sie ein Jahrspäter noch einmal gesehen. Da herrschte allerdings schon ein ge-reiztes Klima in der Band. Eric ging’s zu der Zeit leider gar nicht gut.Ich weiß nicht, was er genommen oder getrunken hatte. Jedenfallsspielte er viel zu laut, konnte sich bei der Ansage nicht erinnern, inwelcher Stadt er gerade spielte und fiel am Ende in seinen Marshall-Turm. Es war traurig.Und noch eine Band war absolut großartig: The Who. Ich habe siezu der Zeit von ,Magic Bus‘ (1968) in einem kleinen Ort namensLisbune nahe Belfast gesehen. Sie spielten in einem Club namens TheTop Hat Ballroom. Ich kam zu spät zur Show und es regnete in Strö-men. Ich hörte von draußen, wie sie ,The Kids Are Alright‘ spielten –und es war niemand auf der Straße. Alles war wie leer gefegt. Derganze Ort war in diesem Laden, um die Band zu sehen. Ich bezahlte10 Shilling Eintritt und sah Pete Townshend, wie er seine Wind-mühlenflügel-Show abzog. Die Band war wild und extrem laut. Nacheinem Konzert von The Who hast du danach förmlich gezittert, so-viel Adrenalin hattest du im Blut. Für mich waren sie die erste Punk-Band. Mehr Energie haben die Sex Pistols später auch nicht drauf-gehabt.Danach kam dann Jimi Hendrix. Ich habe ihn das erste Mal in einerTV-Show namens ,Ready, Steady, Go!‘ gesehen. Er spielte Playback,Hey Joe‘ vom Album ,Are You Experienced‘ (1967) und ich dachtezuerst: Hey, ein cooler R&B-Sänger! Aber dann spielte er all diese Gi-tarren-Parts, nahm die Strat vors Gesicht und spielte mit den Zäh-nen. Trotz Playback zeigte er uns, dass er es könnte, wenn er nur woll-te. Und wir alle wussten sofort: Oh, oh – there‘s somebody new onthe scene!“ ■

g i t a r r e & b a s s 1 2 . 0 4deine Möglichkeiten - dein Portal

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CD-TippsInterviews

meine

Live-Termine

und

Songs stelle ich

hier online

186g i t a r r e & b a s s 0 7 . 0 4 185

„Es gab damals, als ich ein Teenager war,nur eine Hand voll Gitarristen, die wirklichaußergewöhnlich waren“, erinnert sich GaryMoore im Interview. „Jeff Beck und EricClapton, Pete Townshend und Peter Green,zum Beispiel. Es war nicht wie heute, wo esHunderte von exzellenten Gitarristen gibt,die alle Platten veröffentlichen.Als junger Musiker hast du dich damals amStil und Sound dieser Gitarristen orientiertund hattest damit – bis heute eigentlich – ei-ne tolle Basis, um deinen eigenen Weg zufinden. Als Peter Green zu John Mayall in dieBand kam, nahmen sie das Album ,A HardRoad‘ (1967) auf. Bis heute eines meinerLieblings-Alben, wenn es um Gitarren-

Sounds geht. Danach gründete PeterGreen Fleetwood Mac. Ich liebte ihrerstes Album (,Peter Green’s Fleet-wood Mac‘, 1968) mit Songs wie ,MyHeart Beat Like A Hammer‘ und ,I’veLoved Another Woman‘. Ich habePeter damals live gesehen und war so-fort in seinen Sound vernarrt. Er spiel-te eine Gibson Les Paul Standard undhatte nur mit etwas Reverb einen ganzaußergewöhnlichen, wundervollenTon. Und er hatte beim Spielen dieseAura, als ob er die ganze Zeit von ei-nem Lichtschein umgeben sei, so ma-gisch war sein Spiel!Sein Ton wurde zu einem großen Ein-fluss für mich. Und dann, als ich 20war, begegneten wir uns in einemClub. Ich erzählte ihm, wie toll ich sei-nen Sound fand und er bot mir an sei-ne Gitarre auszuborgen. Er merkte,dass dies meine Traumgitarre war. Wirtrafen uns also am nächsten Tag imHaus seiner Mutter und er gab mir sei-

ne Les Paul. Eine Woche später fragte ermich, ob sie mir gefalle. ,Natürlich‘, ant-wortete ich. ,Das ist die beste Gitarre derWelt! So eine hätte ich auch gerne!‘ Nurkonnte ich mir so eine Gibson natürlichnicht leisten. Da bot mit Peter folgendenDeal an. Er meinte: ,Okay – verkauf‘ deineGitarre und was immer du dafür bekommst,gibst du mir. Im Gegenzug kannst du meineGitarre behalten.‘ Geld bedeutete ihmnichts. Ich verkaufte also meine Gitarre für110 britische Pfund. Die gab ich Peter. Daswar lächerlich, im Vergleich dazu, was dieGitarre damals schon wert war. Ganz zuschweigen vom heutigen Wert! Ich bot ihman, dass er sie jederzeit zurück haben könne,

wenn er das wolle. Ich habe Peter später im-mer wieder mal getroffen, aber er hatte nieein Interesse sie wieder haben zu wollen. Eswar ihm nur wichtig, zu wissen, dass die Gi-tarre jemand besitzt, der sie zu schätzenweiß. Ich habe sie dann bei Colosseum II ge-spielt, bei Thin Lizzy und auf meinen Solo-Alben wie ,Back On The Streets‘ (1979). Esist wirklich eine wundervolle Gitarre.Ich habe inzwischen noch eine weitere ’59erLes Paul, die ich in den späten Achtzigerngekauft habe. Die Gitarre habe ich erst maldrei Jahre im Koffer liegen lassen, weil sie fürden Heavy-Rock, den ich damals spielte, ein-fach nicht geeignet war. Zu der Zeit spielteich Charvel, Jackson und Fender. Als ichdann aber ,Still Got The Blues‘ (1990) plan-te, habe ich sie mal rausgeholt. Der Titel-Song war dann der erste Track, den ich aufihr gespielt habe. Ich dachte nur: ,Diese Gi-tarre ist so wundervoll, warum, verdammtnoch mal, habe ich sie nicht gespielt?‘Seit dem spiele ich fast nur noch diese bei-den Gitarren. Ich liebe sie. Ihre Serienum-mern sind auch nicht weit voneinander ent-fernt. Das heißt, sie sind höchstens ein paarWochen nacheinander gebaut worden. Undtrotzdem fühlen sie sich ganz unterschied-lich an. Jede Gitarre klingt auch anders, ebeneinmalig. Aber das ist es ja, was Leute wieich an ihnen so schätzen.“ ■

LieblingsGitarren:

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oto

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iv

seine les paul standard

Eine Menge unterschiedl icher Gi tarren hat der k le ine I re in

se iner langen Karr iere gespie l t – Jackson, Char vel , Hamer,

Fender, G ibson. Aber wenn er ehr l ich is t , hängt se in Herz nur

an e inem Instrument: An se iner 1959er Les Paul Standard.

Genau, d ie Gi tarre , d ie er von Peter Green geschenkt bekam.

Wer d iese Geschichte noch n icht kennt , bekommt s ie h ier

von G ar y Moore erzähl t .

gary moore &

43 0 9 . 0 2 g i t a r r e & b a s s42

G ar y Moore hat es s ich in se inem

musikal ischen Leben nur sehr se l ten

einfach gemacht . Kommerz ie l le

Gesichtspunkte spie l ten für ihn

n iemals e ine übergeordnete Rol le .

Er s t ieg bei Thin L izzy e in und ver l ieß

die i r ische Kul t -Band t rotz grandioser

Resonanzen wieder, er machte a ls

Solokünst ler mit Hardrock-Alben wie

,Run For Cover ‘ ( inkl . der Smash-Hits

,Out In The F ie lds ‘ und ,Empty

Rooms‘) , ,Wi ld Front iers ‘ (unverges-

sen: ,Over The Hi l ls And Far A way‘ )

und ,Af ter The War ‘ g länzende Er fo lge

und ver l ieß d ie Szene dennoch

wieder, a ls s ie ihn zu langwei len

begann. Ungeachtet e ines Mi l l ionen-

er fo lges mit se inem Blues-Debüt

,St i l l Got The Blues‘ musste er lange

kämpfen, um die Anerkennung seiner

Idole B.B. K ing, Alber t K ing oder

Peter Green zu bekommen. Auch dem

Blues kehr te er zwischenzei t l ich wieder den Rücken und versuchte s ich auf

,A Di f ferent Beat ‘ a ls Mit t ler zwischen modernen Rhythmen und archaischen

Rock-Gi tarrenklängen. Dieser Versuch schei ter te , sowohl musikal isch wie auch

kommerz ie l l . Je tzt wagt Moore e inen wei teren überraschenden Neuanfang mit

für ihn ungewohnten st i l is t ischen Direkt iven.

THEGARY

MOORETRIO

Von Drum & Bass zu Hendrix

44

Gemeinsam mit Ex-Primal-Scream-Schlag-zeuger Darrin Mooney und dem früherenSkunk-Anansie-Bassisten Cass Lewis hat GaryMoore ein Trio gegründet, das auf seinemersten Album ,Scars‘ auf den Spuren von JimiHendrix wandelt. Dass Moore momentanzufrieden wie lange nicht mehr ist, konntenwir bei einem Gespräch in Hamburg sehen,als er sich in Gemeinschaft mit Bass-MannLewis unerwartet fröhlich und selbstironischzeigte und gleichzeitig genaue Auskunftüber seine Sichtweise der Dinge gab. AuchLewis erwies sich als temperamentvoller undkurzweiliger Gesprächspartner, der unüber-sehbar stolz ist, nun zur Band von Moore zugehören. Vorhang auf für ein Interview, beidem Gary Moore vermutlich so viel gelachthat wie in den gesamten vergangenen zehnJahren nicht.

G&B: Gary, wie kam die aktuelle Trio-Beset-zung zustande?Moore: Nach der letzten Tour unterhielt ichmich mit meinem Schlagzeuger DarrinMooney über die Möglichkeiten, ein Trio imklassischen Stil zu gründen. Ich fragte ihn,ob er einen guten Bassisten kennt. Darrinhatte als Drummer von Primal Scream eini-ge Shows zusammen mit Skunk Anansie ge-spielt, und Cass war ihm dabei aufgefallen:Darrin meinte, dass Cass einer der bestenBassisten sei, die er jemals gesehen habe. Ichwusste damals zwar, dass sich Skunk Anansieaufgelöst hatten, kannte ihn aber nicht per-sönlich. Also kümmerte sich unser Managerdarum, einen Kontakt herzustellen. Ich tele-fonierte einige Male mit Cass, wir stelltenfest, dass wir ganz ähnliche musikalischeVorlieben haben, dass er z. B. ebenfalls aufThin Lizzy steht. Es gab eine Menge Ge-meinsamkeiten. Also trafen wir uns in unse-rem Proberaum und jammten. Die Idee war,ein Trio nach Art von Hendrix‘ „Band OfGypsys“ zusammenzustellen, nur mit einemetwas moderneren Anstrich. Die Proben ver-liefen sehr verheißungsvoll, außerdem konn-ten wir bei einem Benefizkonzert im Januarin der Londoner Royal Albert Hall testen, obes auch auf der Bühne funktioniert. Es wareine tolle Erfahrung und zeigte, dass wir gutzusammenpassen.G&B: Cass, warst du überrascht, als du einenAnruf von Gary Moore bekamst?Lewis: Ja natürlich. Ich war total verblüfft,aber in einer uneingeschränkt positiven Wei-se. Ich hatte seit etwa einem Jahr, seit demEnde von Skunk Anansie, nicht mehr Bassgespielt und plötzlich fragte mich Gary, obich zu einer Jam-Session in seinen Probe-raum kommen könnte. Ich sagte: „Ja, natür-lich kann ich das, ich freue mich schondrauf.“ Aber im Hinterkopf hatte ich natür-lich: Oh, ich habe seit einem Jahr nicht mehrBass gespielt und jetzt soll ich gleich mit

Gary Moore, einem der besten Gitarristenüberhaupt, in den Proberaum. Ich sagte zuGary: „Bitte schicke mir ein paar Songs, da-mit ich mich vorbereiten kann.“ Er ließ mireine CD mit zehn bis zwölf Stücken zukom-men.G&B: Welche Songs hast du dir vorherdraufgeschafft?Lewis: Hmh, lass mich überlegen. Es waren,Pretty Woman‘, ,Still Got The Blues‘, ,Fire‘,,Walking By Myself‘, ,Cold Black Night‘ undeinige andere. Gary sagte: „Ler-ne ein paar der Stücke, den Restdes Tages werden wir dann ehjammen.“ Aber ich lernte natür-lich jede einzelne Note und be-reitete mich sorgfältig vor, zu-mal es einen Heidenspaß mach-te, das Material einzustudieren.Außerdem musste ich mich erstwieder ans Bass-Spielen gewöh-nen. Als ich dann im Proberaummit Gary und Darrin stand, wares, als ob wir seit Jahren zusam-men Musik machen.Moore: Stimmt, die Vibesstimmten vom ersten Augen-blick an. Es war sofort eine rich-tige Band.G&B: Cass, warst du nervös?Lewis: Na und ob. Ich meine: Immerhin istes Gary Moore!Moore: Ich war ebenfalls sehr nervös, dennich wusste ja gar nicht, auf was ich mich daeinlasse. Außerdem bin ich ja eher einschüchterner Typ. Leute, die mich kennen,wissen, dass ich nicht so schnell mit Frem-den warm werde. Aber am Ende der Sessionwar ich total zufrieden und mir klar darüber,dass dies die perfekte Konstellation ist.Lewis: Ich wusste, dass nach mir noch an-dere Bassisten vorspielen würden, aber ichhatte ein sehr gutes Gefühl. Ich fuhr nachHause, meine Freundin fragte mich: „Und?Wie ist es gelaufen?“ Ich antwortete: „Gut,sehr gut sogar. Ich glaube, ich habe denJob.“Moore: Ich wusste sofort, dass Cass derRichtige ist. Wir hätten uns die anderen Kan-didaten gar nicht mehr anschauen müssen.G&B: War es für dich wichtig, einen Bassis-ten mit einem anderen Background als ausdem traditionellen Blues zu finden? Oderhättest du eigentlich jemanden bevorzugt,der aus der gleichen Schule wie du kommst?Moore: Nein, denn ich wollte ja etwas Neu-es anfangen. Wenn man in einer Dreierkons-tellation spielt, ist es besonders wichtig, dassjeder eine eigene starke Persönlichkeit hat.Wenn du zu viert spielst, mit Keyboards undso weiter, kommt es mehr auf die Arrange-ments, auf die Song-Strukturen an. Aber alsTrio, als Band, die viel jammt und vieleFreiräume lässt, ist es wichtig, dass jeder in

seinem Bereich ganz eigenständig ist. Inso-fern war Cass natürlich ideal für uns.G&B: Auch weil er einen ganz eigenenSound spielt.Moore: Genau (lacht). Er rückte mit einemganzen Arsenal an Fußpedalen an und spiel-te mit einer Menge abgefahrener Sounds.Lewis: Dabei war ich beim ersten Mal janoch vorsichtig. Für meine Verhältnisse ha-be ich mich ja noch ziemlich zurückgehal-ten, hahaha!

G&B: Hattest du Zukunftspläne, nachdemihr Skunk Anansie aufgelöst hattet?Lewis: Nein, um ganz ehrlich zu sein. Ichbrauchte eine Pause. Ich war seit fünfzehnJahren auf Tour und wollte unbedingt eineAuszeit nehmen. Ich machte Photos, malteein wenig und erholte mich. Das Interessan-te daran: Nach einem Jahr, gerade als ich an-fing, mir Gedanken über meine Zukunft zumachen, also gerade als ich das Gefühl hat-te, ich könnte mal wieder Musik machen,rief mich Gary an. Welch ein glücklicher Zu-fall. Meine Mutter sagte erst neulich zu mir:Gott lächelt dir immer zu! (lacht) Dies Ge-fühl habe ich tatsächlich.G&B: Gary, du hast Metal gespielt und derSzene den Rücken gekehrt, bist als Blues-Musiker durch unterschiedlich erfolgreicheund akzeptierte Phase gegangen, hast mit ,ADifferent Beat‘ nach der Blues-Ära völligneue Schritte gewagt und tauchst jetztplötzlich mit einem ganz unerwartetenSound auf. Ein Neuanfang?Moore: Ja, könnte man so sagen. Es ist fürmich ein völlig neuer Ansatz, auch wenn ichschon ganz früher Rock-Musik mit ähnlichenAttitüden gemacht habe. Aber dies hier istneu, frisch, sehr inspirierend und hat der-maßen viele Facetten, dass man immer wie-der etwas Neues entdeckt. Es gibt die Hen-drix-Attitüden, den Blues-Background, dieDrum & Bass-Elemente, es gibt langsameBalladen, die Soul in sich tragen, aber es sindimmer unüberhörbar wir drei. Hör dir ,Ball& Chain‘ an, der Song ist so typisch für uns.Alles, was wir ausdrücken wollen, findet sich

g i t a r r e & b a s s 0 9 . 0 2 43

Gary Moore und Cass Lewis

in diesem Stück wieder. Vieles ist neu fürmich, aber ich denke, dass Leute, die sichmit meiner Karriere auskennen, eine MengeTypisches wiederentdecken. Es gab in derVergangenheit ja Kritiker, die bemängelten,dass die Gitarre bei mir immer unbedeuten-der würde. Hör dir das neue Album an, dannverstehst du, wie wichtig die Gitarre fürmich noch immer ist.G&B: Allerdings ist dieses Hendrix-Feelingrelativ neu für dich, oder?Moore: Ja, könnte man so sagen. Ich sprachmit Cass oft darüber, welchen Weg dieseBand verfolgt und wir waren uns einig, dassHendrix ein Orientierungspunkt ist. Ich merk-te schon auf der letzten Tour, dass ich wiedermehr Stratocaster spielen wollte, was ich jah-relang nicht getan hatte. Das war für michein Wendepunkt. Ich experimentierte sowohlmit cleanen Sounds als auch mit richtig ag-gressiven Gitarrenklängen. Ein anderer wich-tiger Einfluss waren all diese Nu-Rock-Bands,die Fuzz-Gitarren und all dieses Zeugs für sichentdeckt haben, verbunden mit den Grunge-Vorgaben. ,Stand Up‘ ist dafür ein gutes Bei-spiel. Das originale Riff kam von Cass. Er spiel-te es auf dem Bass und ich übernahm es aufder Gitarre. Wir jammten damit herum, ausdem Bass-Riff wurde ein Gitarren-Riff, ein an-deres Bass-Riff kam hinzu und so entstand einaufregender Song. Es ist eine interessante Mi-schung, alte Sounds mit neuen Einflüssen zuverbinden.G&B: Entstand das gesamte Material in derneuen Band-Konstellation?

Moore: Nein, etwa die Hälfte hatte ichschon geschrieben, die andere Hälfte ent-stand im Studio. Wir hatten lediglich einenMonat Zeit, aber es flutschte nur so.G&B: Wenn ich mich richtig erinnere, hastdu seit den Achtzigern, seit der Zusammen-arbeit mit Neil Carter, nicht mehr mit ande-ren Musikern komponiert.Moore: Du hast ein wirklich gutes Ge-dächtnis! Das letzte Mal war zu Zeiten von,Empty Rooms‘ und ,After The War‘. Duweißt ja, dass ich nicht unbedingt der of-fenste und kommunikativste Mensch bin.G&B: Hast du all die Jahre nach jemandemPassenden gesucht?Moore: Nun, ich war halt immer auf michallein gestellt, mit Ausnahme von der Zu-sammenarbeit mit Jack Bruce. Vorne ich,hinten die Band. So habe ich gearbeitet, undes hat ja auch funktioniert. Sogar BBM (Bru-ce, Baker, Moore) war keine richtige Band,sondern eher mein Projekt.G&B: Ursprünglich war die BBM-Scheibedoch auch als dein Soloalbum geplant,oder?Moore: Ganz genau. Es wurde erst später zueinem Trio umfunktioniert, aber eigentlichwar es ebenfalls Gary Moore plus Band. Ichhabe ehrlich gesagt lange auf eine Situationgewartet, wie sie sich nun darstellt: Mit Leu-ten in einem Raum zu sitzen und einfach zujammen, um zu schauen, was dabei heraus-kommt. Glück? Zufall? Es war wohl einfachder richtige Zeitpunkt, um es passieren zulassen. Ich bin sehr glücklich damit.G&B: Das hört man der Scheibe an, die sehrlebendig und frisch klingt. Wie habt ihr dasAlbum produziert, wie diese lebendige At-mosphäre konservieren können?Lewis: Ich war es gewohnt, als Rhythmus-sektion so zu arbeiten. Ich mag es nicht, aufkomplett fertige Drum-Tracks zu spielen. Ichhabe schon immer meine Parts zusammenmit dem Schlagzeuger eingespielt, und Garyist nun wirklich das Paradebeispiel, dass diesauch mit einer zusätzlichen Gitarre funktio-niert. Es passierte zum Beispiel, dass wir denSong ,Ball & Chain‘ in einem kleinen De-mostudio, in das uns unser Produzent ChrisTsangarides einige Mikro gebracht hatte,um die Session fürs Gedächtnis festzuhalten,einprobten und später, als wir im Studio denSong noch einmal aufnehmen wollten, fest-stellten, wir gut die Demoversion klang. Al-so schenkten wir uns eine weitere Studio-aufnahme, sondern nahmen die Demoversi-on fürs Album. Sie war allerdings mehr alsfünfzehn Minuten lang und musste etwasgekürzt werden.Moore: Das ging uns ja fast mit jedem Songso. Zu lang waren sie nahezu alle (lacht lautlos).Lewis: So oder ähnlich haben wir eigentlichimmer gearbeitet. Gary spielte die Rhyth-

musgitarren live mit uns ein und nahm an-schließend noch einige wenige Overdubsvor. Chris Tsangarides, der eine lange ge-meinsame Geschichte mit Gary hat, wussteimmer genau, was zu tun war. Überhauptwar es urkomisch, wie Chris und Gary mit-einander kommunizieren. Es ist wie Pat &Patachon, das reinste Comedy.G&B: Kannst du beschreiben, welches diewichtigsten Versatzstücke deiner Metal- bzw.deiner Blues-Ära waren, die nun auf ,Scars‘zusammenfließen. Welche Elemente habenüberlebt?Moore: Eine sehr gute Frage! Um mit derBlues-Ära anzufangen, denn hier ist die Ant-wort besonders leicht: Meine ganze Einstel-lung zur Musik und zu meiner Gitarre, mei-ne Anschlagtechnik, mein Sound sind sehrvom Blues geprägt. Zwar kommt dieserHendrix-Effekt hinzu, etwas, das die Leutebisher bei mir nicht erwartet hatten, aberauch der ist nicht allzu weit von meinenWurzeln entfernt. Meine Metal-Ära ist dage-gen eher unbedeutend für das, was wir jetztmachen. Vielleicht erinnert das Riff von ,Rec-tify‘ an alte Spielweisen, aber sonst?G&B: Cass, hast du etwas ganz Speziellesvon Gary gelernt?Lewis: Ich lerne jeden Tag, jede Minute,und deshalb besonders auch von Gary. Kon-kret? Hm, vielleicht, wie man auf der Bühnebesser auf seiner Seite bleibt, da man sichsonst nicht mehr hört. (lacht) Ich meine:Gary spielt irrsinnig laut, aber mir ist es egal.(lacht laut los)Moore: Cass spielt ohrenbetäubend laut,aber mir ist es egal. (brüllendes Gelächterder beiden)Lewis: Wir beide machen einen Höl-lenalarm. Das verhindert, dass man sich all-zu weit auf die andere Seite traut ... Ich ha-be eine Menge über den Blues erfahren. Ichhatte ihn vorher noch nie gespielt und konn-te von Gary viel lernen. Über Walking-Bass-lines, über Groove. Diese Sachen passen per-fekt zu meinem Bass-Spiel, denn ich bin sehrGroove-orientiert, ebenso wie Gary. Es ist dieperfekte Kombination mit ihm. Ich lerne je-den Tag etwas Neues. Was es konkret aufdiesem Album war? Hm, keine Ahnung, esging alles so schnell, ich muss erst einmalAbstand gewinnen. G&B: Gary, ist Groove für dich seit der ,A Different Beat‘-Ära wichtiger geworden?Moore: Ja sicherlich, Groove ist ganz allge-mein in der Musik wichtiger geworden. ,ADifferent Beat‘ war ja in kommerzieller Hin-sicht kein erfolgreiches Album. Aber es warwichtig für mich. Ich fragte mich all die Jah-re, warum es im Drum & Bass keine Gitarrengibt? Nachher wusste ich es dann – hahaha-ha! Ja, so entstand ein Album, das manch-mal funktionierte, manchmal aber ebenüberhaupt nicht. Bei House-Sachen war es

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THE

GARY

MOORE

TRIO

einfacher, bei so manch anderen Groovesschier unmöglich. Ich hätte damals einenguten Schlagzeuger und einen guten Bassis-ten gebraucht, mit denen man Dinge hätteausprobieren können. Vielleicht wären danneinige Tracks besser geraten, als das, was ichzu Drum-Loops gespielt hatte. Das konnteteilweise nicht funktionieren. Grooves sindinsgesamt viel wichtiger als früher. In denSechzigern war alles auf Gesang und Melo-dien abgestimmt, Gitarrensoli gab es quasinoch gar nicht. Dann kamen Clapton undHendrix und die Gitarren wurden wichtiger.Heutzutage ist alles eine einzige große Mix-tur unterschiedlicher Stile. Metal vermischtsich mit HipHop, Aerosmith spielen mit RunDMC (,Walk This Way‘) usw. Ich finde dassehr gut, es macht die Sache interessanter,als wenn der Schlagzeuger nur dafür da wä-re, im timing zu bleiben. Alte Sachen wer-den mit neuen vermischt, moderne Bandskönnen unterschiedliche Stile spielen, ver-mischen Metal mit Drum & Bass und Hip-Hop. Die Zukunft von Musik liegt in dem Hy-brid unterschiedlicher Stile. Ich finde dassehr spannend.Lewis: Dennoch ist die Atmosphäre vonMusik noch immer sehr wichtig. Ich denke,genau diese Kombination findet man auf un-serem neuen Album. Plus ein großes Maß an

Dynamik, die sich durch die Stücke zieht.Manchmal geht’s halt nicht nur um denGroove, sondern vielleicht um den Text oderdie Melodie oder aber um die Gitarre. Es än-dert sich von Song zu Song. Alles ist wich-tig. Wenn man sich nur auf den Groove kon-zentriert, verliert der Song seinen Ausdruck.G&B: Gary, hat sich dadurch dein Gitarren-spiel geändert?Moore: Er verändert sich immer ein wenig,ohne aber grundsätzlich neue Ansätze zu bil-den. Ich arbeitete mit Jack Bruce und mus-ste mein Spiel forcieren, weil es sein Bassvorgab. Ich galt als Blues-Gitarrist und dieLeute dachten damals vermutlich: Weshalbmacht dieser verdammt Blues-Arsch so’nAlarm? (lacht laut) Ich dachte darüber nachund wurde dadurch bewusster bei dem, wasich spiele. Vielleicht ist dies der ganz großeUnterschied zu früher. Ich weiß was ich tueund warum ich etwas spiele. Auch ,A Diffe-rent Beat‘ war diesbezüglich eine wichtigeLektion, weil man zu bestimmten Drum-Loops nicht einfach blind drauf los spielenkonnte sondern sich genau überlegen mus-ste, was man auf welche Art dazu spielenkann. Ich finde es nicht schlimm, dass ,A Dif-ferent Beat‘ nicht so richtig funktionierte. Esist wichtig für mich, Dinge auszuprobieren,um mich weiterzuentwickeln.

G&B: Du selbst hattest diesbezüglich auchnicht immer das richtige Rhythmusgefühl,oder?Moore: Nein sicherlich nicht. Es gab zwarLeute aus der Szene, die mich für das Albumgelobt haben, weil ich trotz der Gitarre denSongs Freiheiten gelassen habe. Aber ichmuss zugeben, dass manche Dinge nicht au-tomatisch aus dem Bauch herauskamen. Somancher Groove war nicht mein Ding. DieBig-Beat-Dinge fielen mir leichter, denn siesind dem Rock-Feeling eher verwandt.G&B: Warst du enttäuscht?Moore: Na ja, es war wohl etwas naiv zuglauben, dass man auf der Scheibe mitLoops und Studio-Technologie einen sehrspeziellen Sound erzeugt, der sich dann an-schließend problemlos auf die Live-Situationumsetzen lässt. Das musste ich lernen. Abergenau dies ist ja das Spannende an all die-sen Versuchen, andere Welten zu erforschen.Man lernt, man macht Abstriche und kommtzu überraschenden Resultaten. Manchesmacht Spaß, manches frustriert einen, aberes ist niemals langweilig! ■

s t o r y m a t t h i a s m i n e u rf o t o s s a n c t u a r y a r c h i v m i n e u r

77 0 4 . 0 1 g i t a r r e & b a s s76

Da f l i r tete der f l inke I re zuletzt hef t ig mit dem Zei tgeist , gab s ich nach wer tkonser va-

t iven Blues-Werken und anachronist ischen Rock-Projekten wie BB M und Colosseum I I

p lötz l ich r icht ig h ip: Mit gre l lgrünem F leece- Jäckchen und smar ter Skater-Br i l le outete

s ich der Meisterg i tarr is t p lötz l ich a ls Auskenner und Fan der Londoner Drum N’ Bass

Scene und kokett ier te mit Kontakten zu den Dancef loor-

Heroen von Underwor ld . Zugle ich at test ier te Mr. Moore dem

Rock d ie Sterbeurkunde und erhob Club-Kul tur und Dance-

f loor zu wicht igsten Impulsgebern für zukünft ige Trends & Sounds. Das demonstr ier te

er dann auch g le ich sto lz auf ,Dark Days In Paradise‘ . K le iner Wermutstropfen: Das

Album wurde e in völ l iger F lop. Wenn das kein Grund is t , den Blues zu bekommen . . .

GARYZ

UR

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ZU

M

BL

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MOORE

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Kleiner Trost: Auch die Londoner Drum-N’-Bass-Szene entwickelte sich eher zu eineminteressanten Phänomen, als zu einem Stylemit Massenakzeptanz. Was der mutige Mr.Moore den Turntable-Akrobaten im Hier &Jetzt voraus hat, sind sein Erfahrungsschatzund eine treue, wenn auch momentan leichtverwirrte Fan-Gemeinde. Und natürlichnoch etwas enorm Wichtiges: Die eigenenWurzeln, die man immer wieder begießenkann. ,Back To The Blues‘ heißt Garys neuePlatte.G&B: Ich schätze, du bist du mit diesemAlbum ein weiteres Mal an einem künstleri-schen „Crossroad“ angekommen.Moore: Nicht wirklich. Der Blues ist fürmich wie nach einem langen Tag nach Hau-se zu kommen. Der Blues ist immer für michda. Ich schaue dann nur noch, wohin ermich treibt. Ich habe in der letzten Zeit wie-der verstärkt Blues-Musik gehört und ge-spielt. Ich brauchte also nur in mich hinein-zuhören und mir war klar, welchen Weg ichgehen musste.G&B: Bei unserem letzten Treffen zu ,A Dif-ferent Beat‘ hattest du noch ganz eupho-risch mit Beats, Loops und Sounds experi-mentiert. Wer ist konservativer: Dein Publi-kum, dass dieses Experiment nicht akzeptierthat oder Gary Moore, der sich auf bekann-tes Terrain zurück zieht?Moore: Ganz klar: mein Publikum! Hahaha!Egal, welcher Künstler es ist, das Publikumreagiert immer gleich – es will einfach nicht,dass man sich verändert. Ich kann das ak-zeptieren, denn als ich ein Teenager war,wollte ich auch nicht, das Eric Claptonjemals was anderes spielt. Natürlich verste-he ich, dass er sich künstlerisch veränderthat und verändern musste. Das gilt für unsalle. Sonst würden wir immer und immerwieder die gleiche Platte aufnehmen. Aberwenn du etwas Neues ausprobierst und daskommerziell nicht akzeptiert wird, hast duam Ende hoffentlich wenigstens etwasgelernt, was du für deine nächsten Plattennutzen kannst.G&B: Was bedeutet das also am Beispiel von,Back To The Blues‘?Moore: Ich denke, ich spiele den Blues heu-te anders. Ich habe an meinen Phrasierungenund an meinem Rhythmusspiel gearbeitet.Wenn du zuvor mit anderen Rhythmen gear-beitet hast, beeinflusst dich das natürlich.Außerdem habe ich mich jetzt gut zehn Jah-re intensiv mit dem Blues beschäftigt und binheute einfach weiter, als damals. ,Still GotThe Blues‘ hat mir viel Spaß gemacht. Aber

ich habe zu viele Noten gespielt und dazuauch noch wie ein Rock-Gitarrist geklungen.Und zu guter Letzt glaube ich, heute meinenSound gefunden zu haben. Ich bin, geradewas das betrifft, heute viel zufriedener.G&B: Also: Was glaubst du, gibt Gary Mooredem Blues – und was gibt er ihm?Moore: Hmm – wenn ich spiele, gebe icheinfach alles! Und dafür bekomme ich auchetwas zurück: Der Blues gibt mir ein gutesGefühl. Wenn du den Blues nicht respek-tierst, kriegst du auch nichts zurück. Außer-dem klingst du wie ein lascher Scherz. Ichkenne eine Menge Leute, die meinen, denBlues verstanden zu haben. Täuscher, Blen-der, die auch noch glauben, wirklich ernst-haft zu sein. Aber ich werde jetzt keine Na-men nennen, falls du vor hast, mich zu fra-gen.G&B: Schon OK. Aber du könntest uns einpaar Namen und Alben von Künstlern nen-nen, die dich und dein Spiel nachhaltig be-einflusst haben.Moore: Gern. Gute Frage, denn ich finde eswichtig, dass die Kids heute über bahnbre-chende Platten Bescheid wissen, und dasZeug kennen lernen, mit dem alles angefan-gen hat. Am wichtigsten war für mich JohnMayalls ,Bluesbreakers With Eric Clapton‘,1966. Das ist das Album, welches die Gitar-risten meiner Generation wohl am nachhal-tigsten beeinflusst hat. Diese Platte hat michvöllig umgehauen! Claptons Sound war soumwerfend! Aus heutiger Sicht klingt das si-cherlich banal, aber damals gab es nichtsVergleichbares. Die Art, wie er das Intro von,All Your Love‘ spielt (der Opener des Al-bums, ein Otis-Rush-Cover), ist bis heute ei-ner der wichtigsten Musikmomente meinesLebens. Dann sicherlich das erste Fleet-wood-Mac-Album mit Peter Green. Ich liebees, weil es so einfach, warm und organischklingt. Ich liebe Peters emotionales, leiden-schaftliches Spiel und seinen natürlichenSound. Es spielt keine überflüssigen Noten.Einfach genial und wunderschön. Eine wei-tere große Platte ist ,Born Under A Bad Sign‘von Albert King. Er sollte ein Maßstab für je-den Gitarristen sein, der sich für die altenBlues-Klassiker interessiert. Seine Phrasie-rungen, sein Sound und vor allem sein Tu-ning waren absolut ungewöhnlich! Aber daswerde ich dir nicht verraten, hahaha! Ich ha-be viele Versionen über seine Art der Stim-mung gelesen und noch mehr Mutmaßun-gen gehört. Aber ich habe mal mit ihm ge-spielt und mein Guitar-Tech hat unsereInstrumente versorgt. Er schrieb sich die

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Stimmung von Alberts Gitarre auf. Ich weißalso, wie er wirklich gespielt hat. Albert hatimmer versucht, dieses Tuning geheimzu-halten. Und das mache auch ich. Ach ja –und natürlich B.B. King: Ich liebe sein Live-Album ,Blues Is King‘. Da hörst du, woherPeter (Green) seine Einflüsse her hat. Was ichan ihnen allen am meisten schätze, ist dieTatsache, dass sie einen eigenen Sound, ei-ne ganz eigene Stimme entwickelt haben.G&B: Auch du besitzt einen Sound mit Wie-dererkennungswert, obwohl du diesmalnicht Les Paul spielst, sondern eine semiaku-stische ES-355.Moore: Stimmt, obwohl auf einigen Tracksauch meine Les Paul zu hören ist. Nun, ichliebe diese Gitarre. Sie ist von 1960 und ichbesitze sie jetzt seit fünf Jahren. Aber es istdas erste Mal, dass ich sie auf einem Albumeinsetze. Ich wollte ihren Sound erleben undbin froh, dass ichs probiert habe. Denn die355 klingt doch ziemlich anders als die LesPaul: wärmer, klarer, direkter.G&B: Inwiefern haben Instrument undSound dein Spiel beeinflußt?Moore: I think I played somehow ... big! Die355 ist ein großes Instrument, aber sehrkomfortabel zu spielen. Wenn du sie um-hängst, fühlst dich regelrecht geborgen undumarmt. Das gibt dir Sicherheit. Und sie be-lohnt dich: Immer, wenn du etwas Nettesauf ihr spielst, singt sie für dich! Hahaha!Und wenn du ihre Bässe bemühst, bringstdu die Dielen zum vibrieren. Sie hat fast dieQualitäten eines Cellos. Eine großartige Gi-tarre. Zur Zeit suche ich gerade eine zweite!G&B: Und wie sieht es in der Live-Situationbei diesem Instrument mit Feedback-Proble-men aus?Moore: Ach was, kein Problem. Alles eineSache der Kontrolle. Deshalb fummle ichauch immer die ganze Zeit am Volume-Reg-ler herum. Aber viele Leute kommen nichtmal mit meiner Les Paul klar. Alle meine Gi-tarren pfeifen. Man muss sie beherrschen.G&B: Hattest du durch die ES-355 auchkonkrete Vorstellungen, was Sound undAtmosphären dieses Albums betrifft?Moore: Ich hatte die Vision ein Album ein-zuspielen, das auf so wenigen Takes, wiemöglich basiert. Ich wollte einfach keineOverdubs, und das haben wir auch erreicht.Wir haben die Songs als Band eingespieltund ganz „basic“ im Übungsraum aufge-nommen. Wir haben uns in einem Büro ne-benan einen kleinen Kontrollraum einge-richtet und einfach losgelegt. Songs, wie,Stormy Monday‘ und ,Drowning In Tears‘sind First Takes.

G&B: Ich hatte dich beim letzten Mal ge-fragt, was du in den letzten Jahren aus dei-ner Sicht zum Genre des Blues beigetragenhättest. Deine Antwort hieß: Lautstärke. Waswürdest du heute sagen?Moore: Lautstärke und Ton. Schau: Das istmomentan auch der große Unterschied zwi-schen Amerika und Europa: Die dort drübenhaben Lautstärke, wir haben Ton! (lacht)G&B: Vielleicht mal abgesehen von denBluesern. Du hast drüben unter anderem mitB.B. King und Albert King gespielt. Könntestdu dir auch ein Elefantentreffen mit bri-tischen Kollegen, wie Eric Clapton, PeterGreen oder Jeff Beck vorstellen?Moore: Hey – Jeff kannst du übrigens eineNachricht zukommen lassen. Ich hatte ge-plant, dass er auf einem Track des Albumsmitspielt. Wir sind sogar zusammen zu ei-nem Jeff-Healey-Gig gegangen und habenzusammen gejammt. Aber dann passiertenichts. Er hat sich nicht mehr gemeldet. Al-so: Fuck you Jeff, thanks a lot! Aber meinegroßen Idole sind sowieso eher Jimi Hendrix,Eric Clapton und Peter Green. Mal sehen, obdas was wird!G&B: Übrigens: Warum hast du eigentlichdeine alte Plattenfirma verlassen? Diemüsste doch eigentlich von einem neuer-lichen Blues-Album begeistert sein?Moore: Um ehrlich zu sein: Die waren vonmeiner letzten Platte angepisst. Ich hab ein-fach nicht das Album abgeliefert, das sie er-warteten. Ich habe gute zehn Millionen Plat-

ten verkauft und hatte eine Menge Freihei-ten. Man vertraute mir. Aber inzwischen sindviele neue Leute im Business, die mich of-fensichtlich nicht mehr wollten. Um ehrlichzu sein: Ich war auch ganz froh drüber. Heu-te wird von Künstlern erwartet, dass sie tun,was ihnen gesagt wird. Musik wird designedund veröffentlicht, um verkauft zu werdenund nicht, damit Musiker etwas ausdrückenoder fühlen dürfen.G&B: Ist bitter, aber leider Realität.Moore: Ja, aber das ändert sich auch wie-der. Ein gutes Zeichen ist immerhin dieRückkehr des Rock. Das hörst du jetzt übe-rall, mit Bands wie Limp Bizkit, Korn und alldem Zeug. Das ist zwar nicht meine Welt,aber ich finde es wichtig, weil es da richtigeGitarren, Bass und Schlagzeug gibt.G&B: Letztes Mal warst du noch der Über-zeugung, die wichtigsten Impulse und In-novationen kämen aus der Dance-Szene,dort läge die Zukunft.Moore: Ich weiß, ich hätte lieber den Mundhalten sollen! Hahaha! Die Drum-N’-Bass-Szene starb ziemlich schnell wieder. Weißtdu warum? Weil wir Weißen nicht dazu tan-zen können! Hahaha! Wir können prima zuHouse-Music tanzen, aber Drum N’ Bass ka-pieren wir nicht. Die meisten denken, siemüssten zu den schnellen Beats zappeln underkennen nicht den Halftime-Groove, derdarunter liegt. Schade.G&B: Vielen Dank für das Gespräch! ■

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gary MOORE

s t o r y s t e f a n w o l d a c h f o t o s c m m

Mitte der 70er hatte ich das Glück, dieseGitarre ganz aus der Nähe betrachten undhören zu dürfen. Damals spielte ich mitmeiner Band als Opener für Collosseum II,wo Gary mit eben dieser Paula, an der da-mals noch die beiden inzwischen ersetztenPoti-Knöpfe fehlten, und einem alten VoxAC-30 seine spielerischen Fähigkeiten unterBeweis stellte.

k o n s t r u k t i o n

Selbige Gitarre diente als Vorlage für dieneue Les-Paul-Gary-Moore, bei der aller-dings gänzlich auf Bindings verzichtet wur-de. Auf diese Weise kommt die kontrast-reich geriegelte, 18 mm dicke und gewölb-te Ahorndecke ein Stück weit auch an denZargen zur Geltung. Die Lemon-Burst-Lackierung, die dem ausgeblichenen Origi-nal nachempfunden wurde, zeugt, wieauch alle anderen Oberflächen, von tadel-loser Arbeit. Komplettiert wird der Bodyvon der aktuellen Tune-o-matic-Brücke mitStop Tailpiece, den rückseitigen Abdeckun-gen, einem soliden Montageblech für dieKlinkenbuchse und Vintage-Gurtpins. Dievom Namensgeber signierte Schlagplatte(goldfarbener Aufdruck) findet man im kö-nigsblau gefütterten Luxuskoffer. Entspre-chende Montageschrauben suche ich,ebenso wie die Bohrungen in der Gitarre,vergebens. Na ja, muss auch nicht.Der eingeleimte Hals besitzt das typischerunde D-Profil der 59er Les Pauls, relativmassig aber dennoch handlich. 22 Jumbo-Bünde (2,25 × 1,35 mm) bevölkern daswunderschön gezeichnete, binding-freiePalisander-Griffbrett. Wenngleich per-fekt eingesetzt und mit leichter Wöl-bung abgerichtet und poliert, gebendie recht unkomfortabel bearbeitetenEnden der Bunddrähte Anlass zu Kritik.Perfektion lassen hingegen Aus- undAbrichtung des Sattels erkennen. Dieobligatorische Glocke, die ebenfallsGary Moores Schriftzug trägt, deckt denZugang zum Halsjustierstab ab. Präzise ar-

beitende Gibson-Deluxe-Vintage-Mechani-ken erlauben in Verbindung mit den gleit-freudigen Sattelkerben stressfreies Stim-men. Die Schaltung ist klassisch, als Pickups kom-men „Burst Bucker“ zum Einsatz. Es handeltsich dabei um zwei identische, für diese Gi-tarre leicht modifizierte 57-Classic-Hum-bucker mit PAF-Aufkleber auf der Untersei-te. Die Spulen besitzen etwas lockerereWicklungen als üblich und haben auch keinWachsbad genommen. Wie bei Garys Ori-ginal ist der Zebra-Hals-Humbucker um180° verdreht montiert.

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Ü b e r s i c h t

Fabrikat: Gibson Modell: Les Paul Gary Moore Herkunftsland: USA Typ: Solidbody E-Gitarre Mensur: 630 mmHals: Mahagoni, eingeleimt, Palisan-der-Griffbrett ohne Binding, 22 Jumbo-BündeHalsform: D, rund, 59-er ProfilHalsbreite: Sattel: 43,05 XII. Bund: 52,60 (mm)Halsdicke: I. Bund: 21,00 V. Bund: 22,00; XII. Bund: 24,35 (mm)Korpus: Mahagoni, einteilig, 18 mmRiegelahorndecke, zweiteilig Oberflächen: Decke: Lemon Burst,Korpus/Hals: Transparent; hochglän-zend poliert Tonabnehmer: 2× Gibson BurstBucker (basiert auf 57 Classic Hum-bucker, PAF), Hals-PU reversed mon-tiertBedienfeld: 1× Dreiweg-PU-Schalter,2× Volume, 2× Tone Steg/Vibratosystem: Tune-o-matic-Bridge, Stop Tailpiece Hardware: verchromt Mechaniken: Gibson Deluxe(Kluson Style), 14:1

Saitenlage: E-1st: 1,4 E-6th: 1,7 (mm)Gewicht: 4,05 kgVertrieb: Musik & Technik D-35041 MarburgPreis: ca. DM 5990,– inkl. KofferM

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L e s P a u l G a r y M o o r eG I B S O N

Es gab in der Vergangenhei t schon e in ige Herste l ler, d ie G ar y Moore e ine

Signature-Gi tarre auf den Le ib geschneider t haben, doch jetzt hat auch

Gibson endl ich zugeschlagen. Schon immer zähl te zu G ar ys Favor i ten e ine

59er Les Paul , d ie er 1970 von Peter Green erwarb, und d ie schon damals

durch ihren verdreht mont ier ten Hals-Humbucker auf f ie l .

128

p r a x i s

Schon bei der ersten Kontaktaufnahme stel-le ich fest, dass die GM erheblich leichter alsmeine eigene Standard ist, um genau zusein 600 Gramm. Das wohl proportionierteHalsprofil liegt komfortabel in der Hand,während sich beim Entlanggleiten die rechthohen und etwas eckigen Bünde an derGriffbrettkante bemerkbar machen. Schon unplugged zeigt die Gary-Moore-Paula ein kraftvolles, voluminöses, ausge-glichenes und obertonreiches Klangbild,direkte, lebendige Ansprache und flinkeTonentfaltung. Die sehr guten Schwin-gungseigenschaften der verwendeten Höl-zer spiegeln sich in einem langsam undkontinuierlich ausklingenden Sustain wider.Sensibel reagiert die GM auf Ausdrucksstär-ke und jede spieltechnische Feinheit. Sonimmt auch schon die Art und Intensitätdes Anschlags starken Einfluss auf die Ton-bildung. Kurz und gut, die Gitarre spieltsich beinahe von selbst. Die Burst Bucker liegen leistungsmäßig imBereich der alten PAF-Humbucker und lie-fern in Verbindung mit der Gitarre klanglichexakt das, was man von einer derartig kon-zipierten Les Paul und speziell vom Testmo-dell erwartet. Grundsätzlich gibt die GM ei-nen samtig singenden Ton von sich, der be-stens vom Sustain unterstützt wird.Während der Hals-PU im Clean-Betrieb ei-nen warmen, bluesigen und luftig transpa-renten Sound abgibt, weiß der Steg-PU mitkraftvollen Bässen, durchsetzungsfreudigenMitten und klaren, offenen Höhen zu gefal-len. Abhängig von der Anschlagsintensitätkann er jedoch auch bissig zupacken. Las-sen wir den (Röhren-)Amp mal kräftig zer-ren und dem Sustain mit Hilfe der entste-henden Kompression freien Lauf. Meine

Güte, wie die Gitarre singt! Wer sich ein we-nig mit Gary Moores Spieltechniken auskennt, weiß, welch breite Klangpalette derMann allein mit variablem Anschlag er-zeugt. Genau diese Qualitäten bietet auchdie GM Les Paul, entsprechendes spieleri-sches Potenzial vorausgesetzt: Beim Steg-PU reicht der Sound von bissig und aggres-siv bis zu seidig säuselnd, wobei einzelneTöne gerne in ihre Obertöne umkippen.Genau das Gegenteil macht der Hals-Bucker wie z. B. beim Intro von „Still got theBlues“: ein unglaublich weicher und war-mer Lead-Sound mit scheinbar endlosemSustain. So sensibel wie die Gitarre auf fa-cettenreiches Spiel reagiert, agieren die Vo-lume-Regler, die eine feinfühlige Steuerungvon Lautstärke und Verzerrungsgrad erlau-ben.

r e s ü m e e

Mit der Les-Paul-Gary-Moore hat Gibson inZusammenarbeit mit dem Ausnahmegitar-

risten ein wirklich erstklassiges Instrumentgeschaffen, welches sich durch vorzüglicheKlang- und Schwingungseigenschaften, ho-hen Spielkomfort und, abgesehen von dennicht optimal verrundeten Bunddrähten,tadellose Verarbeitung auszeichnet. ■

P l u s

• Sounds• Schwingungs-

eigenschaften• Bespielbarkeit• Verarbeitung• Ansprache, Tonent-

faltung & Sustain• Qualität der Klanghölzer

M i n u s

• nicht optimal verrundeteBunddrähte

Minus

Plus

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GARY MOORE

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In f rüheren Jahren rüt te l te der f l inke I re of t und gern an Geschwindigkei tsrekorden

und gab s ich sel ten zufr ieden, b is n icht a l le 64ste l zwischen Cutaway und Headstock

ausgereizt waren. Doch kaum hatte man die Soloalben des ehemal igen Skid-Row- und

Thin-L izzy-Gi tarr is ten in der Schublade „Hard Rock“ abgelegt , demonstr ier te er mit

beseel ter Hingabe, was er unter e inem sol iden Blues-Solo versteht . Nach eher

konser vat iven Inter imsprojekten, wie BB M und Col losseum I I , f l i r tet der inzwischen

47jähr ige jetzt mit dem Zei tgeist . Der Ti te l se ines neuen Albums is t Programm:

,A Di f ferent Beat ‘ . Wie schon auf dem letzten Werk ,Dark Days In Paradise‘ dezent

angedeutet , hat s ich der k le ine Sai tenakrobat auf dem Dancef loor umgehör t .

D A N C E F L O O R G U I T A R

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G&B: Dub-, House- und Jungle-Beats: Ein Album wie dieses, hättewohl kaum jemand von dir erwartet. Genießt du es, deine Fans zuverblüffen?Gary: Ich mache das ja nicht vorsätzlich, ich versuche nur neueHerausforderungen zu finden. Als Musiker mußt du es für dichspannend halten, anstatt dich zu wiederholen. Auch in der Ver-gangenheit habe ich immer versucht, neue Wege zu finden: Mit,Wild Frontier‘ brachte ich irische Folklore und Rock zusammen, mit,Still Got The Blues‘ bin ich dann zu meinen Wurzeln zurückgekehrt.Und auch dieses Album war wieder Neuland für mich.G&B: Worin lag die Herausforderung?Gary: Mein Gitarrenspiel mit modernen Beats zu mixen, mit Mu-sik, die aus der britischen Dance-Szene kommt: HipHop, Dub, Jun-gle oder Drum & Bass, Rhythmen, die der Rock-Welt fremd sind.G&B: Es scheint, als hättest du dich fleißig auf der Londoner Club-Szene umgehört ...Gary: Stimmt. Denn das Album sollte genau dieses Flair besitzen.Diesen Vibe, den du in London überall spürst. Ich habe in den letz-ten drei Jahren viele Dance-Platten gekauft und Kontakte zu Musi-kern, wie den E-Z-Rollers, geknüpft. Von ihnen stammt auch derDrum-Loop von ,I Can t Help Myself‘. Sie haben den Song am En-de übrigens auch spontan remixt.G&B: Beim letzten Gespräch erwähntest du, gerne mal mit Profes-sor Stretch (von Underworld) arbeiten zu wollen. Hat’s inzwischengeklappt?Gary: Ja, wir haben eine Single mit dem Titel ,Always There ForYou‘ aufgenommen. Er war auch der erste Drum & Bass-Künstler,den ich kennenlernte. Er ist unheimlich talentiert und hat für einenHaufen Leute gearbeitet.G&B: Wie kamst du mit den Jungs der Club-Szene klar?Gary: Es war toll und sehr einfach, mit ihnen zu arbeiten. Wenn durespektierst, was sie machen, erhältst du auch von ihnen Respekt.Außerdem stehen sie auf Gitarren-Sounds, weil die eher unge-wöhnlich für ihr Genre sind.G&B: Du hast kürzlich gesagt, die interessantesten Einflüsse kämenderzeit aus dem HipHop und der Dance-Szene. Interessant, dennviele Gitarristen ignorieren diese Stile, weil es dort kaum Gitarrengibt.Gary: Nun, hör dich doch um: Die spannendsten Projekte der letz-ten Jahre in England stammen aus dem Dance-Bereich. Schau dirdagegen die Pop-Szene an: Nur Acts, wie die Spice Girls oder Boy-Groups! Das finde ich nicht gerade inspirierend.G&B: Aber es gibt doch auch eine Menge guter englischer Gitar-ren-Bands!Gary: Sicher, ich mag auch Bands wie Catatonia oder Pulp. AberBritPop wäre für mich nicht adäquat gewesen.G&B: Hatten die Beats einen Effekt auf deine Spielweise?Gary: Sicher. Jeder neue Rhythmus ist inspirierend für dein Spiel.Ich könnte es jetzt nicht analysieren, aber wenn du zu einem Drum& Bass-Beat spielst, mußt du eine Menge Raum lassen, weil rhyth-misch so viel passiert. A damn’ lot of busy beats! Wenn du dagegenzu einem entspannten HipHop-Beat spielst, kannst du eine MengeNoten unterbringen, weil du Platz hast.G&B: Auch Steve Hackett und Jeff Beck haben auf ihren letzten Al-ben mit modernen Beats experimentiert.Gary: Nun, Steves Album kenne ich nicht, aber Jeffs habe ich neu-lich gehört. Bei ihm überrascht mich sowieso nichts. Er probiert im-mer etwas Neues, und das finde ich gut. Denn es verlangt Rück-grat, etwas zu wagen, anstatt den Fans immer den gleichen altenScheiß vorzusetzen.G&B: Das birgt jedoch auch die Gefahr, daß die Fan-Basis der Ent-wicklung nicht folgen kann oder will.Gary: Mit diesem Risiko mußt du leben. Immer, wenn du neueFreunde findest, verlierst du auch welche. Du kannst es nie allen

g i t a r r e & b a s s 1 0 . 9 9 41deine Möglichkeiten - dein Portal

hier kann ich mich

austauschen und mein

Netzwerkerweitern

ForumWettbewerbe

Blog

Bands & Musiker

persönliches Profil

Recht machen. Und das solltest du auchnicht versuchen. Wenn du ein Album auf-nimmst, muß es nur einem Menschen gefal-len: Dir!G&B: Mal abgesehen davon: Du hast mit,Fire‘ einen Song von Jimi Hendrix gecovert.Was glaubst du, hätte er von deiner Versiongehalten?Gary: Ich hoffe, er hätte sie gemocht. Ichhabe ja nur den Drum-Sound moderner an-gelegt, um ein Jungle-Flair zu erreichen. Fürmich ist dieser Song eine Brücke von den60ern, zu dem, was heute passiert. Hendrixwar seiner Zeit weit voraus. ,Gypsy Eyes‘klingt für mich wie ein Vorläufer der heuti-gen House-Beats, mit der Bass-Drum-Figurund der HiHat im Offbeat. Und als ich das Vi-deo ,Making of Electric Ladyland‘ sah, mitden ganzen Kids, die dort tanzten, hat michdas stark an die Raves der 90er erinnert.Wenn du so willst, war Hendrix auch derVorläufer des Rap, wenn du seinen Sprech-gesang bei einigen Songs betrachtest.G&B: Mal nebenbei: Warst du eigentlich jebei einem Rave?

Gary: Neee, dafür bin ich zu alt! Vermutlichwürden mich die Kids nur schief anschauenund denken: Was zum Teufel, will denn derTyp hier?G&B: Auf ,Dark Days In Paradise‘ hattest duverstärkt Wert auf deinen Gesang, und we-niger auf Gitarrensoli gelegt. Diesmal reißtdu wieder ein paar recht sportive Soli ab ...Gary: Weil ich auch Freiraum dafür hatte!Außerdem habe ich mich in den letzten zweiJahren wieder zunehmend mit der Gitarrebeschäftigt.G&B: Hast du dich dabei von der Les Paulverabschiedet? ,Worry No More‘ klingt nacheiner Strat.Gary: Das ist richtig. Ich wollte einentwangy Sound, weil der am besten zu die-sem Drum-Loop paßte. Aber ich bin nichtzur Strat zurück gekehrt. Die meisten Songsentstanden auf einer Semiacoustic, einerGibson ES 355.G&B: Außerdem hast du eine Menge ver-schiedener Sounds benutzt ...Gary: Ich habe viele Spuren eingespielt, ge-sampelt, in den Computer geladen und

dann so verfremdet, daß die Gitarre wie einKeyboard klang. Die Soli sind natürlich Live-Takes. Dafür habe ich meist eine Paul ReedSmith und meine 59er Les Paul benutzt. (Die„Ex“ von Peter Green; d. Verf.)G&B: Dann bist du also weg von der puri-stischen Les-Paul/Marshall-Philosophie, diedu in den letzten Jahren favorisiert hattest?Gary: Stimmt. Ich wollte diesmal eine Men-ge Sounds einsetzen und habe viel mit ei-nem Zoom-Multi-Effektgerät experimen-tiert. Meinen alten 50-Watt-Marshall-Headhabe ich natürlich immer noch, aber diesmalhabe ich einen Marshall-JCM2000-Prototypund einen Johnson-Millenium-Amp benutzt,der sehr warm klingt und über eine MengeSustain verfügt. Ich habe alles eingesetzt,was mir unter die Finger kam.G&B: Wer hat dir bei der Produktion des Al-bums geholfen?Gary: Rodger King, ein Programmer undKeyboarder, der auch für Steve Hackett ar-beitet (...schau mal an! d. Verf.) und neben-bei Dance-Tracks und Remixe macht. Es wargroßartig, mit ihm zu arbeiten. Denn ob-

wohl er sehr jung ist, kennt er sich be-stens auf der englischen Blues-Szeneaus. Er verstand sofort, worauf ich hin-aus wollte.G&B: Zu ,Dark Days In Paradise‘ mein-test du, das Album wäre eine Station aufder Suche nach einem neuen Ziel. Bistdu mit diesem Album deinem Anspruchein Stück näher gekommen?Gary: Das ist ’ne gute Frage. Ich glau-be, daß ich nicht noch ein Album wiedieses aufnehmen werde. Die nächstePlatte wird mit Sicherheit anders klin-gen.G&B: Gibst du uns einen Hinweis?Gary: Es wird wieder ein puristischeresAlbum werden, das zumindest in Rich-tung Blues gehen wird.G&B: Du wirst im November auf Tourkommen. Wie willst du ,A Different Beat‘live umsetzen?Gary: Nun, bis jetzt haben wir ,Surren-der‘ und ,Can’t Help Myself‘ geprobt. Ei-nige Songs sind schwer umzusetzen,aber die ersten Ergebnisse klingen schonziemlich gut. Man muß ja nicht alles sospielen, wie auf dem Album. Viele Bandshaben ihren Songs auf der Bühne eineneue Seite verliehen, die mindestens ge-nausogut, wenn nicht spannender war.G&B: Also: Wirst du Programmer, B-Boys und DJs mit Turntables dabei ha-ben?Gary: Klar! Und ich werde beim Gitar-respielen breakdancen! Dann würde ichvermutlich von meinen Fans gesteinigt– hahaha! ■

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Egal ob Blues, Rock oder Pop – Gary MooresGitarre hinterläßt auf jedem musikalischenTerrain ihre unverwechselbare Handschrift.Der Ton macht hier die Musik – und das beieinem absolut überschaubaren Equiment-Fuhrpark. Zusammen mit seinen hochkarätigen musi-kalischen Mitstreitern Guy Pratt (b, voc),Gary Husband (dr) und Magnus Fiennes(kb), die ihn schon auf dem aktuellen Album,Dark Days In Paradise‘ unterstützen (s. G&B06/97), präsentierte Gary Moore live einenabwechslungsreichen Querschnitt seinerbisherigen Laufbahn – von Hard ’n’ Heavyüber Blues bis zum aktuellen Song-Material,das zwischen BritPop-Anklängen und Drum& Bass-Atmosphären ganz neue Seiten desAusnahme-Gitarristen zeigt.

P E D A L B O A R D

Gary Moores Live-Setup gestaltet sich effizi-ent und sparsam: zwei verschiedene Amps,einige vorgeschaltete Effekt-Pedale, daswar’s schon.Als Klangpurist war er noch nie ein Freundvon Wireless-Systemen; nach wie vor läuftsein Gitarren-Signal über Kabel. Nachfol-

gend befinden sich auf einem Pedalbord diefolgenden Geräte:• Arion HU 8500 Stage-Tuner• Ibanez TS-10 Tube Screamer Classic• Vox Reissue Wah – der alte Trick, um nach-

geschaltet einen intensiveren Filter-Effektzu erreichen, anstelle die Verzerrung zu be-einflussen.

• Ibanez PC-10 DualChorus/Flanger• Ibanez DDL-20 Digital-Delay• Boss DSD-3 Digital-Sampler/Delay• Boss RV-3 Digital-Reverb/Delay• Boss LS-2 Line-Selector• Marshall Kanal-Umschalter• Boss Power-Supply• Ein Volume-Pedal auf der Bühne dient ihm

zur Lautstärkekontrolle seines persönli-chen Keyboard-Monitors – eine Marshall2× 12"-Box, die neben ihm steht. Dasmacht dem Mann am Monitor-Mixer dieArbeit auf der Bühne leichter.

A M P S & C A B I N E T S

Als Verstärker setzt Gary Moore in erster Li-nie das neue Marshall-JCM-2000-Top in100-Watt-Ausführung ein – einer der erstenPrototypen, die die britische Traditions-

schmiede verließen. Als Ersatz steht ein Seri-en-Modell bereit.Daran angeschlossen sind zwei 4× 12"-Marshall-Cabinets mit 35-Watt-Celestion-Lautsprechern, die mit einem Custom-Front-grill à la Bluesbreaker-Combo ausgestattetsind.Zur Abnahme werden ein Electro-Voice RE-20 und ein AKG-409-Mikrophon verwendet.Für den Song ,Business As Usual‘, vom aktu-ellen Album ist ein akustischer Gitarren-Sound gefragt. Hierzu schaltet Moore aufein Trace-Elliot-TA-200S-Combo und spielteine ’82er „Fender Reissue 60s Strat“, dieneben EMG-Tonabnehmern am Steg mit ei-nem Piezo-System von Mike Christian aus-gerüstet ist. Auf den Piezo-Pickup brauchtGary Moore allerdings noch nicht einmalzurückzugreifen, die EMGs und der Trace-El-liot-Amp allein reichen, um einen ausge-sprochen brillant-schimmernden Klang zuproduzieren. Dieser Combo wird über D.I.abgenommen.

G U I T A R S

Folgende Gitarren hatte Gary Moore auf sei-ner letzten Tour mit auf der Bühne:

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S T I L L

G O T T H E

T O N E . . .

G A R Y M O O R E : D A S L I V E - E Q U I P M E N T

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G A R Y M O O R E : D A S L I V E - E Q U I P M E N T

• 60er Gibson ES 355; (die Semiacoustickommt vor allem bei den neuen Songszum Einsatz)

• Gibson ES 335 (als Ersatzgitarre für die ES355)

• Fender Reissue 60s Stratocaster• Fender Floyd Rose Classic Strat (mit HSS-

Tonabnehmerbestückung der Marke Di-Marzio)

• Die Nr. 1 unter seinen „Paulas“ ist eine Gi-tarre, die Ashly Pangborn vor etwa fünfJahren nach dem Vorbild der legendären’59er Les Paul von Peter Green anfertigte.Gary Moore erwarb Greens Les Paul etwa1970. Typisch ist das honiggelbe „Un-burst“-Finish mit dem über die Jahre ver-blichenen Rot-Farbton. Ursprünglich be-saß die Gitarre auch einen „reversed“Neck-Pickup wie das Original. Neuerdingssind wegen Einstreuungsproblemen EMG-Tonabnehmer (58er- und 89er-Modelle)eingebaut.

• Ein echtes Schätzchen ist die 59er Les Paul,die den Gänsehaut-Ton von ,Still Got TheBlues‘ lieferte. Ende 1989 erwarb GaryMoore dieses Sammlerstück für 8000 bri-tische Pfund in England.

• Ebenfalls im Gepäck ist eine „Silver Flake“-Les-Paul aus dem Gibson-Custom-Shop,die auf dem Cover von ,Dark Days In Para-dise‘ zu sehen ist. Bleischwer liegt das In-strument in den Händen; der Grund dafürist das besonders gewichtige Mahagoni-Holz des Korpus, welches nach GibsonSpezifikation als „Patton Grade“ bezeich-net wird. Dieses Instrument kommt auf derBühne allerdings selten zum Einsatz.

• Sämtliche Gitarren sind mit Dean Markley-Saiten der Stärke .010 bis .052 bespanntund regulär auf A=440 Hz gestimmt. AlsPicks verwendet Gary 1,2 mm „Extra Hea-vy“-Plectrums aus Fender-Fabrikation.Trotz aller Kraft, mit der er spielt, halten sieEwigkeiten. Für die Slide-Soli auf denSongs ,One Good Reason‘ und ,Cold WindBlows‘ setzt er Glas-Bottlenecks ein. Bei,Like Angels‘ greift er statt dessen auf ei-nen Schraubenzieher zurück.

G U Y P R A T T / B A S S

Guy Pratt spielt seine bewährten Status-Fünfsaiter-Bässe, die er schon bei Pink Floydund Power Station im Gebrauch hatte – einFretless-Modell ist dabei und ein bundiertesInstrument. Beide Instrumente sind mitTrace-Elliot-Saiten der Stärke .040 bis .125bespannt. Ein kleines Pedalboard ist mit folgendenGeräten bestückt:• Ernie-Ball-Volumenpedal

D I E G I T A R R E N - U N D B A S S - K O L L E K T I O N

D I E S E ’ 5 9 E R P A U L A H A T D E N B L U E S

G U I T A R T E C H G R A H A M L I L L E Y M I TG A R Y S S I L V E R F L A K E L E S P A U L

D I E B O T T L E N E C K - A U S W A H L : S C R E W - U N D G L A S S - S L I D E S

K O M P A K T : D A S B Ü H N E N - D E S I G N D E R T O U R

• Arion Stage Tuner• Marshall The Guv’nor, Verzerrer• Boss BE-5 für Chorus-SoundsGuy Pratt ist treuer Trace-Elliot-Endorser undverwendet ein AH400-SMX-Top, das die Fir-ma mit einer neuen Modifikation ausgestat-tet hat – der Sound soll nun röhriger undwärmer klingen.An Boxen verwendet er eine 4× 10"-Cabinet(Modell 1048H mit integriertem Horn), so-wie eine reguläre 1048 T ohne Hochtontrei-ber, beide ebenfalls von Trace-Elliot.Der Bass wird über ein Electro-Voice PL-20und den Pre-EQ des Amps abgenommen. ■

G U Y P R A T T S S E T U P

Gary Moore hat e ine neue Plat te aufgenommen – und d ie Überraschung is t

ge lungen. Hieß es nach ersten Ver lautbarungen der P lat tenf i rma, Moore wäre

zum Hardrock zurückgekehrt , is t be im Durchhören der dre i für d ie Medien

f re igegebenen Songs davon wenig zu bemerken. Aber nach Blues im engeren

Sinne k l ingt d ie Musik auch n icht mehr. Was is t pass ier t?

S T I L L G O TT H E GROOVE

G A R Y M O O R EH AT E I N E N E U EP L AT T E A U F G E -

N O M M E N . . .

R Ü C K B L I C K : Die Karriere desGitarristen und Sängers Gary Moore (* 04.April 1952) begann Anfang der Siebziger;die erste nennenswerte Station des irischenMusikers hieß Skid Row. 1973 erschien einSolo-Album unter dem Titel ,GrindingStone‘. Ein Jahr später schloß sich MooreThin Lizzy an, 1975 wechselte er zu Colos-seum II, und 1977 stieg er dann wieder beiThin Lizzy ein, wo er das Album ,Black Rose(A Rock Legend)‘ mit einspielte. Seither ver-öffentlichte er hauptsächlich unter eigenemNamen diverse Soloalben, auf denen er sicheinen Ruf als einer der virtuosesten Rock-Gi-tarristen erwarb. Stilistisch bewegte sichMoore im Hardrock-Terrain, wobei er schonimmer einen Sinn für schmachtvolle Balla-den besaß. Zu den größten Hits aus der je-ner Phase gehören ,Empty Rooms‘ und sei-ne Version von ,Friday On My Mind‘.1990 erschien dann das Wende-Album ,StillGot The Blues‘, und Gary Moore fröntefortan dem Blues. Nach einem weiteren Stu-dio-Album, einer Live-Platte und einer Com-pilation, gab es zuletzt mit ,Blues For Greeny‘ein Tribut-Album an Peter Green, die vor-läufig letzte Platte in diesem Genre.Zwischenzeitlich entstand zusammen mitJack Bruce und Ginger Baker das Album,Around The Next Dream‘, das BBM-Projekthielt aber auch nicht besonders lange. (Wei-tere Informationen zu Gary Moore befindensich in den G&B-Ausgaben 4/86, 12/91 und7/95.)Zurück in die Gegenwart. Die Produktiondes neuen Albums ,Dark Days In Paradise‘begann bereits im September ’95. Bei denAufnahmen mit dabei war Pink-Floyd-Tour-Bassist Guy Pratt, Schlagzeuger Gary Hus-band spielte bereits die wenigen neuenStücke auf Moores ,Ballads & Blues‘-Albummit ein. Für das Programming waren MagnusFiennes und Phil Nicolas verantwortlich.Chris Tangaridis hat die erste Hälfte des Al-bums produziert, Andy Bradfields (Every-thing But The Girl) war Co-Produzent derübrigen Songs.Angesteckt von den musikalischen Entwick-lungen der letzten Zeit ist Moores neues Al-bum ziemlich abwechslungsreich, geradezuzeitgemäß ausgefallen. Die besten Beispielehierfür sind der frische (BritPop-)Rocker,One Fine Day‘, und das mit Jungle-Beats un-terlegte ,Always There For You‘. Rechtschräg klingt – für Moore-Verhältnisse –,Afraid Of Tomorrow‘; der Midtempo-Schmachtfetzen ,Where Did We Go Wrong?‘hingegen klingt wieder typisch(er). Zu dengelungensten Tracks der Platte gehört daszehnminütige ,Business As Usual‘, diesmalim konventionellen ternären Beat.Gesamteindruck: Eines wird auf jeden Fallklar, oder besser gesagt wieder einmal be-stätigt: Gary Moore besitzt immer noch ei-

nen einzigartigen Gitarrenstil, wenngleichdies bei den Aufnahmen nicht im Vorder-grund stand, denn ,Dark Days In Paradise‘ istalles andere als ein Gitarren-Album. GaryMoore geht mit der Zeit und das auf seineeigene Art. Die Songs sind überwiegend ru-higer Natur und werden des öfteren mit vie-len Streichern unterlegt. Am auffälligsten ist,berücksichtigt man Moores frühere Alben,das Arbeiten mit angesagten Drum-Groovesund -Beats, von Dancefloor bis Jungle.Kommen wir zum Interview. Mit langenHaaren und im silbernen Samthemd sitztGary Moore auf dem Sofa eines LondonerHotelzimmers. Sichtlich vergnügt undselbstbewußt erzählt er über sein neues Al-bum und ist zum Scherzen aufgelegt. Also,Gary, zur Sache! Wieso, weshalb, warum?Und wie hast du’s diesmal gemacht...

. . . I M S T U D I O ?Gary: Die anfänglichen Aufnahmen habenwir konventionell live eingespielt. Die erstenSongs, die wir spielten, waren ... – du hasterst drei Stücke gehört, oder? Es ist eineSchande, denn auf dem Album ist eine Men-ge Abwechslung, und wenn du das nichtgehört hast, ist es schwierig, darüber zu re-den. Einige der Tracks sind Band-orientiert,die neueren Songs gegen Ende entstandenmehr durch Programmieren. Insgesamt wur-den ungefähr 70 Prozent des Albums vonder Band eingespielt.Den Song ,Afraid Of Tomorrow‘ haben wirin einer Weise aufgenommen, in der ich esnoch nie gemacht hatte. Wir hatten einenDrumloop auf dem Computer und ich spiel-te alle Rhythmus-Gitarren dazu, eine nachder anderen. Gegen Ende habe ich improvi-siert und einige Rhythmus-Variationen ge-spielt. Dann hat Magnus die Parts zu einemArrangement im Computer zusammenge-schnitten. Es war sehr gut für mich, so zu ar-beiten, denn ich konnte sofort hören, wiesich das Arrangement sofort entwickelte.Mit der Technik haben wir den First-Take derRhythmus-Gitarre eingefangen. Wenn du et-was mehr als einmal spielst, kannst du nichtbeurteilen, was du gemacht hast. Du bist zunahe dran. Wenn jemand den Gitarren-Partnimmt, den du nur einmal gespielt hast, undvor deinen Augen in Stücke zerlegt, dannhörst du, daß etwas passiert.G&B: Aber die Basics wurden live einge-spielt...Gary: Ja, aber wir haben auch viele Drum-loops benutzt, zusammen mit den echtenDrums.Wir haben die ganze Zeit mit Clicktrack ge-spielt und dadurch konnten wir später Se-quencer und Drumloops darunterlegen. Wirwaren in der Lage, viele zeitgenössischeSounds zu benutzen, zusammen mit den

eher traditionellen Sounds. Es war eine guteVerbindung dieser beiden Welten.G&B: Einige der Grooves erinnerten mich anDancefloor und Easy Listening...Gary: Ja, das kommt von den Loops, diesehr oft in der heutigen Musik anzutreffensind. Ich habe in den letzten Jahren viel ver-schiedene Musik gehört. Ich habe wirklichalles gehört: von Reggae, Dancemusic,Drum & Bass Music, Jungle und Dub. AuchTripHop, wie z. B. Massive Attack, und wassonst noch aus der Bristol-Szene kommt.Wirklich alles, außer 80er-Rock, denn daranbin ich nicht mehr interessiert – und ich wares auch nicht mehr seit Beginn der 90er(schmunzelt). Für mich persönlich bedeutetes nichts mehr. Es bedeutet anderen Leutennoch etwas. Ich habe die Rhythmen vonheute genommen, die so viel interessantersind. Sie erzeugen in dir den Wunsch, dichzu ihnen zu bewegen, sie sind nicht sta-gnierend. Die Rhythmen von heute sind sehrlebendig. Ich denke, es ist besser, als es einelange Zeit war.

D R E I S O N G SG&B: Laß uns mal über die drei Songs derVorabkassette reden. ,One Good Reason’klingt für mich von den Beatles inspiriert.Gary: Ja, dieser Eindruck kommt zweifellosdurch die Streicher. Als Jugendlicher war ichein großer Beatles-Fan. Die letzten Jahre sindja wie ein Anniversary der Beatles, sie sindein dickes Beatles-Ding. Wenn du die Strei-cher wegnimmst, klingt es nicht mehr wiedie Beatles. Wir haben einfach dieses Sixties-Element hinzugefügt, und ich finde, es paßtsehr gut in den Song. Das Stück ist dyna-misch sehr gut, denn es beginnt sehr soft,und du bekommst einen großen Schrecken,wenn die ganze Band reinkommt. Und danngeht es wieder runter – da sind ups unddowns. Wenn du die Strings wegläßt, ist derSong darunter ziemlich rough und heavy.Die Gitarren sind sehr dirty, aber ich denke,die zwei Sachen funktionieren sehr gut zu-sammen.G&B: Das Slide-Solo klingt sehr entspannt...Gary: Ja, ich hab’s nur einmal gemacht, ha-haha! Sehr viele Sachen auf der Platte sindso. Ich war nicht ärgerlich, wenn nicht allesperfekt war. Ich wollte die Vibes einfangen.Ich nahm einfach meine Telecaster, stöpsel-te sie ein und spielte das Solo. Ich wußteschon vorher, was ich spielen wollte. Das So-lo ist bluesig, aber auch melodisch, dukannst es singen. Ich habe es einmal eineOktave tiefer und dann ein Oktave höher ge-spielt – und das war’s.G&B: ,One Fine Day‘ könnte von der Struk-tur auch auf einem Oasis- oder Blur-Albumzu finden sein.

38g i t a r r e & b a s s 6 . 9 7 37

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G A R YMOORE

Ich habe d ie Rhythmen von heute genommen, d ie so v ie l in teressan-ter s ind. S ie erzeugen in d i r den Wunsch, d ich zu ihnen zu bewegen,s ie s ind n icht s tagnierend.

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Gary: Auf einem Blur-Album?! Mein Gott,wirklich? Ich habe Blur noch nicht richtiggehört.G&B: Oder sagen wir, es klingt nach Brit-Pop.Gary: Ich denke das kommt durch diestrummy Gitarren. Aber ich nehme das alsein Kompliment, denn ich mag sehr viel vondieser Musik. Oasis mag ich eigentlich sogarsehr. Es war interessant, wie wir zu diesemStück die Gitarre aufgenommen haben. Wirhaben einen Velocity-Amp von Trace Elliottgenommen, ihn in ein Flightcase gesteckt,und haben am anderen Ende des Cases einMikro plaziert, um diesen, wie du es nennst,BritPop-Sound zu bekommen. Ich habe eineGibson ES 345 benutzt, die ich auf der Plat-te sehr viel gespielt habe. Es ist ein cleanerVintage-Sound, sehr Sixties-mäßig, abernicht so fett. Dann habe ich einige sehrdreckige Gitarren als Overdubs eingespielt,und am Schluß kam dieses indisch klingen-de Intro hinzu. Ich denke, das war die glei-che Gitarre, nur mit mehr Distortion. Ichglaube, das war der Bonneville-Amp vonTrace, den ich sehr gerne spiele, und den ichviel benutzt habe. Ich benutze auch immernoch meine Marshalls, aber ich habe auf die-ser Platte ziemlich viele neue Sachen einge-setzt.G&B: In ,I Found My Love In You‘ sindDancefloor-Einflüsse zu hören...Gary: Ja, da steckt auch R&B und HipHopdrin.G&B: Und ein wenig Soul...Gary: Ja, ich glaube schon. Ich habe dieseMusik immer gemocht. Das Stück ist nichtso weit von meinen früheren Balladen wie,Separate Ways‘ und solchen Sachen ent-fernt. Es hat diesen 90er-Rhythmus, wirdaber schließlich zu einem melodischenSong.G&B: Denkst du, daß dein neues Album dei-ne gesamte musikalische Karierre zusam-menfaßt?Gary: Vielleicht nicht das ganze Album. Esfaßt eine Menge meiner Einfüsse zusam-men... Die Einflüsse kommen nicht nur vonden Sachen, die ich früher gemacht habe,sondern von der Musik, die ich in den letz-ten zwei Jahren gehört habe. Als einzigender Songs würde ich ,Cold Wind Blows‘ alseinen Blues-Track bezeichnen. Er hat einenamerikanisch-indianischen Drumbeat unddazu eine Sitar und zwei Slide-Gitarren. Al-lerdings ist es nur eine Art von Blues. Ichkonnte keine Blues-Nummer auf die Plattestecken, denn sie hätte nicht gepaßt. Einnormaler, straighter Blues hätte nicht seinenPlatz in dieser Musik gehabt.,Cold Wind Blows‘ spielten wir in drei ver-schiedenen Versionen. Angefangen habenwir mit einem Shuffle, aber das war wie al-les, was ich vorher gemacht habe. Dann

spielten wir eine big version mit fetten Gi-tarren, die nach Jimi Hendrix klangen.Schließlich sind wir bei der Album-Versiongelandet, denn sie paßt am besten zum Restder Platte.

G I T A R R E N & T I P SG&B: Wie hast du diesmal an deinen Gitar-ren-Linien gearbeitet?Gary: Ich habe nicht wirklich daran gear-beitet. Bei diesem Album stehen die Songsim Vordergrund; die Gitarre findet ihrenPlatz im Song. Es ist kein Gitarren-Solo-Al-bum.G&B: Welche Gitarren spielst du im Mo-ment?Gary: Neben dieser (Gibson ES) 345 ausden 60ern und der Telecaster benutze ichmeine alte pinkfarbene Strat und Akustik-gitarren von Lowden. Zu meinen Haupt-verstärkern zählt immer noch mein alterMarshall, der eigentlich ein Bassverstärkerist. Er war ursprünglich lila – irgend jemandhat ihn mal schwarz angemalt.G&B: Wir sieht es mit Effekten aus?Gary: Ich habe ein Voodoo Vibe von RogerMayer, ein WahWah und einen Tubescrea-mer eingesetzt. Hall usw. kamen vom Pult.G&B: Was kannst du jungen Musikern undGitarristen, auch was ihren Umgang mit Ef-fektgeräten betrifft, für einen Rat geben?Gary: Ich weiß es nicht. Ich bin sicher, ichhabe diese Frage schon einmal beantwortet,hahaha! Ich ändere jedesmal meine Ant-wort, genauso wie du darüber deine An-sichten ständig änderst. Nun, mach was duwirklich willst und versuche du selbst zusein! Es ist großartig, die verschiedenstenEinflüsse zu absorbieren, aber am Ende desTages solltest du nach dir selbst klingen –das ist die schwierigste Sache von allen.Wenn du verschiedene Gitarristen anhörst,wirst du sicher gute Ideen erhalten, aber ver-suche nicht, so zu werden wie sie. Finde dei-nen eigenen Sound. Das ist sehr wichtig,nicht nur das Spielen. Es gibt eine Tendenz,daß die Leute, wenn sie zu viele Effekte be-nutzen, manchmal zuviel zwischen sichselbst und das packen, was schließlich ausden Lautsprechern kommt. Versuche eineguten Sound nur mit der Gitarre und demAmp zu erreichen, bevor du beginnst, Effek-te zu benutzen. Ich denke, das ist sehr wich-tig. Wenn du auf diese Weise keinen gutenSound hinbekommst, dann wirst du auchkeinen guten Sound mit diesen ganzen Pe-dalen und Rack-Teilen erzielen. Der Soundmuß von dir kommen.G&B: Ich denke, daß heute viele jungeBands diesen Weg wieder gehen.Gary: Ja, es geht wieder dahin zurück. Vielvon dieser L.A.- und Shredding-Schule istfast weggestorben, und es gibt eine Rück-

kehr zu dieser einfachen Art und Weise desGitarrespielens...

Z U M S C H L U ß . . .G&B: Was machst du neben der Musik?Gary: Puuh – Spaß haben, hahaha! DiesesAlbum hat viel Zeit in Anspruch genommen,denn es wurde an verschiedenen Orten auf-genommen. Wir fingen hier an, gingen nachBarbados, kamen wieder zurück und sindschließlich wieder in Barbados gelandet.Dann waren wir fünf Monate in Frankreichund einige Wochen in Italien. Wir kamen amEnde in Miami an – das war eine wirklich lan-ge Reise.G&B: Und warum dieser Aufwand?Gary: Das hatte verschiedene Gründe.Wenn du das Land verläßt, mußt du nicht soviele Steuern zahlen. Außerdem wollte ichschon immer mal eine Platte an verschiede-nen Orten aufnehmen. G&B: Wie sehen deine weiteren Aktivitätenaus?Gary: Diese Sache hat mich anderthalb Jah-re beschäftigt, und im Moment versucheich, einen Monat lang davon Abstand zu ge-winnen.G&B: (grinst) Ach, noch eine Frage: Wiesohast du eigentlich kein weiteres Blues-Albumaufgenommen?Gary: Hahaha!! ■

D I S C O G R A F I EGary Moore SoloGrinding Stone (1973)Back On The Streets (1979)Corridors Of Power (1982)Dirty Fingers (1984)Victims Of The Future (1984)We Want Moore (1984)Run For Cover (1985)Wild Frontier (1987)After The War (1989)Still Got The Blues (1990)After Hours (1992)Blues Alive (1993)Ballads & Blues (1994)Blues For Greeny (1995)Dark Days In Paradise (1997)Gary & Skid RowSkid (1970)34 Hours (1971)Alive & Kicking (1976)Gary & G-ForceG-Force (1980)Gary & BBMAround The Next Dream (1994)

g i t a r r e & b a s s 6 . 9 7 41

STORY BY ARND MÜLLERFOTOS: VIRGIN

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Top TenGary Moore: One Day/With Love

wie seine Lines über A7b13 (HM V) und E7alt ein-drucksvoll zeigen. Neben seiner Technik (die alleinenicht viel wert wäre) macht ihn vor allem sein her-vorragendes Gehör zu einem Ausnahmemusiker.Daß er mit Noten und Theorie nicht viel am Hut hat,zeigt, daß man kein Diplom braucht, um ein guterMusiker zu sein. Genauso klar ist aber, daß Noten-festigkeit, harmonisches Wissen und Technik nochniemandem geschadet haben. Ausnahmen bestäti-gen die Regel.

Wolfgang Kehle ■

144 G&B

spielt werden ausschließlich Grundtöne bzw. die Bass-töne der Voicings (also z. B. bei C/G das G).

With Love

An dieser Ballade ist Garys Solo auf der akustischenNylon-String besonders interessant (Abb. 6). Wegendes langsamen Tempos habe ich „alla breve“ notiert,was bedeutet, daß die halben Noten Zählzeit sind.Das Tempo liegt bei etwa 90 bpm für die Viertelno-ten. Gary zeigt hier, daß er auch Jazz spielen kann,

D en großen Durchbruch hatte Gary Moore mit,Still Got The Blues‘, und er verhalf der Les

Paul und Vintage Amps mit zu ihrem Revival. We-niger bekannt ist, daß er schon in Jon HisemansFormation „Colloseum II“ (auf dem Album ,StrangeNew Flesh‘, von 1976) mit dem Jazzrock flirtete unddurch sehr gefühlvolles und melodisches Spiel auf-fiel.Auf der Compilation-CD ,Ballads & Blues 1992 – 1994‘,die sich in den deutschen CD-Charts plazieren konn-te, finden sich neben Klassikern wie ,Empty Rooms‘und ,Still Got The Blues‘ auch drei neue Stücke, vondenen zwei in diesem Workshop vorgestellt werden.

One Day

Diese Ballade basiert, wie auch ,Still Got The Blues‘,auf Quintfall-Changes. In Abb. 1 findet sich eineÜbersicht des Songs mit Akkordsymbolen und fort-laufenden Taktnummern, die in den folgenden Tran-skriptionen für die nötige Orientierung sorgen.Außerdem sind die Griffdiagramme der Akkorde inder Strophe abgedruckt. Diese werden im Stück vonden Keyboards gespielt, können aber in einer Bandauch von der Gitarre übernommen werden. Wer dieKomposition genauer studieren will, kommt an denAkkorden, die zum Teil nicht ganz einfach zu grei-fen sind, nicht vorbei.In Abb. 2 ist das Gitarrenthema abgedruckt. Unüber-hörbar ist hier eine Les Paul im Einsatz, der Neck-Pickup ist eingeschaltet und der Tone-Regler wurdekräftig zurückgedreht.Abb. 3 besteht aus der Transkription der Rhythmus-gitarre zum Thema/Refrain. Diesmal ist der Bridge-Pickup der Paula eingeschaltet, und der Volume-Reg-ler nur soweit aufgedreht, daß eine sanfte Verzerrungentsteht. Die Arpeggien sollen ausklingen und wer-den nahe am Steg angeschlagen.Für die in Abb. 4 abgedruckte Rhythmusgitarre zurBridge gilt, was oben schon zu Abb. 3 gesagt wurde.In Abb. 5 sind die Noten für das bluesige Gitar-rensolo zu finden. Auch hier ist wieder der Bridge-Pickup im Einsatz. Der Hinweis „Bend“ bei Zählzeit1 in Takt 53 besagt, daß das C am 13. Bund der H-Saitegegriffen und um eine Terz nach oben zum E hoch-gezogen wird. Das E wird dann auf den letzten bei-den Sechzehnteln der Zählzeit 2 zunächst um einenGanzton zum D und dann weiter zurück zum Aus-gangspunkt C heruntergelassen, ohne noch einmalanzuschlagen. Der Bass wurde nicht extra notiert. Ge-

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