24

Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Ganz Kärnten feiert 90 Jahre Volksabstimmung

Citation preview

Page 1: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010
Page 2: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Inhalt

Kultur-Tipp

Gewinnspiel

Titelgeschichte:Trend Tracht:Vom Kärntner Anzug bis zum Kilt

Der 10. Oktober:Wichtige Rahmenveran-staltungen und allesüber den großen Festzug

Die Geschichte rundum die Volksabstim-mung 1920

4

8

12

14

16

18

21

23

Eine Zeitzeugin imGespräch mit Jugendlichen

Das sagen die Regierungsmitgliederzum 10. Oktober

ZukunftsstandortKärnten richtet den Blick nach vorne

Impressum: Medieninhaber & Verleger:Land Kärnten; Herausgeber: Amt der Kärnt-ner Landesregierung, Abteilung 1 – Landes-amtsdirektion / Landespressedienst, Arnulfplatz 1, 9021 Klagenfurt, Telefon: 050536 22853, Fax: 050 536 22850, E-Mail:[email protected]; Redaktion: Mag. Richard Wallgram (CR),Mag. Ulli Sternig, Mag. Markus Böhm, Mag.Michael Zeitlinger, Karl Brunner, CarinaLach, Mitarbeit: Richard Melischnig, JosefBodner, Daniela Frankl; Druck: Goldmann Druck. Vorbehaltlich Irr-tümer und Druckfehler

Coverfoto: Monika ZoreModels: Karl Walluschnig und Stefan Auner

Im Gedenkjahr 2010 treffen sichGeschichte und Zukunft unseresLandes. Wir gedenken der 90. Wie-derkehr der Kärntner Volksabstim-mung, richten aber gleichzeitigunseren Blick auf die Zukunft un-serer Heimat. Verschiedene Wett-bewerbe zu diesem spannendenThema sollten möglichst vieleKärntnerinnen und Kärntner bzw.Jugendliche und Kinder in dasgroße Jubiläum einbinden.

Kreative PlakateUnter dem Motto „Gedanken ohneGrenzen – Misli brez meja – Pen-sieri senza confini" sollten Kärnt-ner Schülerinnen und Schüler allerSchulstufen und Schultypen krea-tive Plakate entwerfen. Aus 120Bezirkssiegern werden die Landes-sieger ermittelt, die in einem Fest-akt rund um den 10. Oktoberausgezeichnet werden.

Spektakuläre FotosBeim großen „Zeit für Kärnten"-Fotowettbewerb unter dem Motto

„Kärntens Vergangenheit und Zu-kunft im Fokus" sollte man seinenZugang zu diesem für Kärnten sowichtigen historischen Ereignisaus seinem persönlichen fotogra-fisch-künstlerischen Blickwinkelgestalten. Im Rahmen der Feier-lichkeiten werden die von einerFachjury ermittelten besten Bilderprämiert. Die Sieger können sichüber sensationelle Preise wie dreihochwertige Fotoausrüstungenvon Nikon, Fotobücher der FirmaGottwald Foto & Video in Klagen-furt sowie schöne Kärnten-Bild-bände freuen.

Harmonische Kompositionen„Daheim sein in Erinnerung undGegenwart“ ist das Motto desKompositionswettbewerbs, das denWeg zu neuen Heimatliedern öff-nen soll. Die Kompositionen derPreisträger sollen im Rahmen derJubiläumsfeier uraufgeführt und –mit weiteren von der Jury ausge-wählten Werken – in einem Lied-band veröffentlicht werden.

Ein ganz besonders dynamisches Bild von Kärnten zeigt dieses Foto von Jugendlichen am Nassfeld, dasvon Silke Neuwirth für den "ZfK"-Fotowettbewerb unter dem Motto "Kärntens Vergangenheit und Zukunftim Fokus" eingeschickt wurde. Gut drauf, voll Energie, lebensfroh und optimistisch - so soll unsere Jugend- unsere Zukunft sein. Das wünscht sich die „borg formation“, eine Band des Borg Hermagor, die eine CD"für kärnten" herausgebracht hat.

Interessante Wettbewerbe

Page 3: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Ein gelb-rot-weißes KärntenDas große Jubiläum „90 JahreVolksabstimmung" soll ein ganz be-sonders stimmungsvolles Bild vonKärnten transportieren. Das wirddurch den vom ORF am 10. Oktoberlive übertragenen Festumzug in derKlagenfurter Innenstadt eindrucks-voll geschehen. Außerdem soll dasganze Land in den Kärntner Farbenerstrahlen. In diesem Sinne ruft Lan-deshauptmann Gerhard Dörfler dieBevölkerung im ganzen Land auf,am 10. Oktober ihre Häuser mitKärnten-Fahnen zu schmücken.

Unter dem Motto „Jedem KärntnerHaushalt eine Kärntnerfahne" liefbis Anfang September die großeFahnen-Aktion des Landeshaupt-mannes, die helfen sollte, diesesgelb-rot-weiße Kärnten-Bild zu ver-wirklichen.

„Die gute Bilanz der Flaggenaktionweist darauf hin, dass Kärnten rundum das Jubiläum 90 Jahre Volksab-stimmung ein buntes und patrioti-sches Bild präsentieren wird", zeigtsich Dörfler überzeugt.

Bunt und vielfältig ist der Rei-gen an Veranstaltungen desLandes Kärnten rund um das

stolze Jubiläum „90 Jahre Volksab-stimmung". Die vorliegende Aus-gabe der „Zeit für Kärnten"informiert Sie über alles Wissens-werte zu den Feierlichkeiten samtdem großen Landesfestzug. Darüberhinaus finden Sie Interessantes undAbwechslungsreiches zum Thema:Vom Zeitzeugengespräch bis zumKärntner Heimatlied.

Verbinden wir bei den kommendenFeierlichkeiten Dankbarkeit, Selbst-bewusstsein mit Offenheit und stel-len das Miteinander in denVordergrund. Die Liebe zum Landsollte auch künftig stärker sein alsEinzel- oder Sonderinteressen. Eingutes Miteinander zur slowenischenVolksgruppe ist mir persönlich einwichtiges Anliegen. In den vergan-genen Jahren habe ich auch sehr be-wusst im zweisprachigen GebietImpulse gesetzt, um die Wirtschaftund Infrastruktur zu fördern: Zwei-sprachige Kindergärten, die Jörg-Haider-Brücke, Betriebsansiedlungenwie das Turboladerwerk sind nur ei-nige Beispiele. In Dankbarkeit gegenüber unserenVorfahren und in Zukunftsverant-wortung wollen wir unseren Lan-desfeiertag begehen. Ich lade dieKärntner Bevölkerung herzlich dazuein, zahlreich an den Feierlichkeitenund am großen Festzug am 10. Ok-tober teilzunehmen.

IhrLandeshauptmannGerhard Dörfler

LiebeKärntnerinnenund Kärntner!

ZEIT FÜR KÄRNTEN 3

Page 4: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN4

Eigentlich ist er ja ein eher unscheinbares, haselnussbraunes Kleidungsstück mit grünem Aufputz und doch stecken in ihm sehr vieleEmotionen, Stolz und Selbstbewusstsein

Die Tracht in all ihren Erschei-nungsbildern hat einen sehrhohen emotionalen Stellen-

wert, sie hat Regionalbezug, mitunserer Heimat zu tun – und dieHeimat ist der Ort, dem unser Herzund unsere Liebe gehören. So istauch der Kärntner Anzug, der alsinteressantes Spiegelbild unsererGesellschaft für gelebte Tradition,Kontinuität und individuelles Le-bensgefühl mit Stil und Qualitätsteht. Die „Zeit für Kärnten“ hef-tete sich auf die Spuren seiner in-teressanten Geschichte.

Bis zum Jahr 1911 mussten dieKärntnerinnen und Kärntner war-ten, bis endlich ihr größter Wunsch– eine eigene Tracht – erfüllt

wurde. Bis dahin galt nämlich dergrau-grüne Steirer Anzug als offi-zieller Landesanzug von Kärnten.Doch schon lange wollte dieKärntner Bevölkerung ihre heimi-sche Tradition und ihre Verbun-denheit zu Kärnten über ihreKleidung darstellen. Für vieleMenschen stellt Tracht nämlich einwichtiges Identitätsmerkmal dar.So kann sich der Träger deutlichzu seinen Wurzeln, seinem Landund zu den Leuten bekennen. Die„Kärntner Landsmannschaft“, dieheuer ihr 100-jähriges Bestehenfeiert, war es schließlich, die dieseSehnsucht nach Darstellung der ei-genen Identität erkannte und dieInitiative ergriff, die lang ersehnteTracht zu entwickeln. Im Auftrag

des Vereins kreierte Leopold Resch,Mitbegründer und Kärntens größterBrauchtums- und Trachtenmaler, inAnlehnung an die Gailtaler Trachtdas Kärntner G'wandl. Der gebürtige

Der Kärntner Anzug – Geschichte einer Identität

Leopold Resch, Designerdes Kärntner Anzuges sowieKärntens größter Brauch-tums- und Trachtenmaler Foto: www.schloss-albeck.at

Foto: Eggenberger

Foto: Eggenberger

Page 5: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Kanaltaler ließ sich dabei auch vonseiner ursprünglichen Heimat in-spirieren.Bei der Landeshandwerkerausstel-lung 1911 in Klagenfurt war esdann endlich soweit. Der KärntnerTrachtenanzug hatte seinen erstenAuftritt, präsentiert wurde er vonResch und acht weiteren Männern.Der Anzug war damals noch kas-tanienbraun und zum braunenRock konnte alternativ eineschwarze Hose getragen werden.Im Laufe der Jahre setzte sich dannaber das für den Kärntner Anzugtypische Haselnussbraun durch.Dieser Farbton sollte das Erdnaheund Heimatverbundene ausdrü-cken und dazu dienen, sich vonder grauen Landestracht andererBundesländer abzuheben. Dergrüne Aufputz symbolisiert denWaldreichtum Kärntens. Komplettwird das Traditionsgewand miteiner schwarzen Blümchenwesteund einem weißen oder hellblauenHemd. Diese Merkmale der Kärnt-ner Tracht gelten auch für dasKärntner Kostüm.

Kärnten is lei ansStolz auf ihr eigenes „G'wandl“,verlor der „Steirer“ bei den Kärnt-nern schnell an Bedeutung. DerKärntner Anzug bestärkte die Be-völkerung im Bewusstsein ihrer ei-genständigen Identität. „Ab diesemZeitpunkt galt der Kärntner Anzugals der Anzug schlechthin“, erzähltWolfgang Lattacher, Obmann desKärntner Brauchtumsverbandes.Mit dem Kärntner Anzug hatteman „den Anzug“ und war zujedem Anlass ob Hochzeit, Taufe,Kirchtag oder Begräbnis perfektgekleidet. Natürlich durften auchdie Kärntner Frauen nicht zu kurzkommen, und so entwarf Resch einSommerdirndl, das als Resch-Dirndl bekannt wurde. Dieses so-genannte Blaupunkt-Dirndlbesteht aus einem dunkelblauenBaumwollstoff mit weißen Tupfen.„Da damals noch die finanziellenMittel für aufwändige Drucke fehl-ten, wurde das einfachste Muster,bei dem Holznägel in ein Brett ge-schlagen wurden, abgedruckt“, soder Brauchtumsexperte. Charakte-ristisch für das Tupfendirndl sindder runde Ausschnitt und die

weiße Schürze mit rot-blauemStreifenmuster. Wer verheiratet ist,trägt die Masche rechts, Unverhei-ratete links.„Der Kärntner Anzug ist eine of-fene Kleidung und verbindet dieMenschen in Kärnten, so auch dieKärntner Slowenen mit dendeutschsprachigen Kärntnern“, be-tont Lattacher. Auch viele Nicht-

Entwurf des ersten Kärntner AnzugesFoto: www.schloss-albeck.at

So sollten die ersten Männer-TrachtenjackenaussehenFoto: www.schloss-albeck.at

Kärntner greifen aus Freundschaftzum Kärntner Anzug.

Trendig und traditionellDer Kärntner Anzug mit seinerbraunen Grundfarbe und dem grü-nen Aufputz wurde vom KärntnerHeimatwerk über Jahrzehnte demjeweiligen Zeitgeschmack maßvollangepasst. Für den Kärntner Hei-matwerk-Geschäftsführer EwaldOpetnik sind ständige Trachtener-neuerungen von großer Bedeutung:„Jede Generation soll die Möglich-keit haben, Tracht verändern zukönnen. Die Tracht möchte Tradi-tion zeigen, aber auch Moderne mit-einschließen, so dass man sie gerneanzieht und sich darin wohlfühlt.Dass sich die erneuerten Trachtenim Laufe der Zeit zu Klassikern derModerne entwickelt haben, war nurmöglich, weil in vielen BereichenUmdenkprozesse stattgefundenhaben.“ Dem gesellschaftlichenWandel entsprechend hat eine weit-gehende Entideologisierung stattge-funden. Wurden die Trachten frühervon „oben herab“ zum Teil mit wis-senschaftlicher Sanktionierung be-stimmt, wird heute die gesamteBevölkerung zum kreativen Umgangmit Tracht ermutigt. Das Heimat-werk steht diesem Prozess hilfreichzur Seite und entwickelt immer wie-der neue Modellvorschläge oder Va-riationen zu bestehenden Trachten,aber immer mit dem Wissen, dasseine verantwortungsvolle Trachten-erneuerung nur mit guter Kenntnisder historischen Kostümkunde undder gesellschaftlichen Trachtenent-wicklung geschehen kann.Die Kärntner Tracht ist ein wertvol-ler Bestandteil unseres volkskultu-rellen Erbes. Früher wurde sie alsAbbild unserer Heimat, Geschichteund Volkskultur hauptsächlich beibrauchtümlichen Anlässen getragen.In letzter Zeit wurde sie immer mehrzu einem beliebten Festgewand. Ge-rade die Jugend bringt moderne Ak-zente ein, so wie beispielsweise dieKombination von traditionellerTracht mit trendigen Jeans. Vorreiterund modischer Trendsetter in dieseRichtung war unter anderem derverstorbene Landeshauptmann JörgHaider, der diesen Stil salonfähigmachte.

Ulli Sternig & Carina Lach

ZEIT FÜR KÄRNTEN 5

Page 6: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN6

Während die Tracht in ländlichenGebieten immer ein Muss war,galt sie im urbanen Umfeld als In-begriff verstaubter Tradition undVolkstümlichkeit. Dieses Bild än-dert sich jedoch zunehmend -Dirndl und Lederhose sind wiedermodern.

Bereits jeder vierte Österrei-cher kauft pro Jahr ein neuesDirndl, Jankerl oder Leder-

hose und ob klassische Trachtzum Frühlingsball, romantischesDirndl für die Hochzeit in Weißoder zum flippigen Alpen-Club-bing in weißer Lederhose, derTrachtentrend ist nicht zu stop-pen. Was wir aber heute als Trachtkennen, war früher Arbeitsklei-dung. Mägde trugen während desDienstes Dirndlkleider und dieMänner gingen in Lederhosen undLeinenhemden ihrer Arbeit nach.Tracht war also jahrhundertelangdas, was man im Alltag trug. Zujeder Zeit spielten aber die Gesell-schaft, die Kleiderordnungen unddie Mode eine große Rolle. So un-terschied die Tracht einen Standvom anderen und durch die Abge-schiedenheit der Talschaften sowiegeringe Mobilität der Menschenbildeten sich stark regionale Be-sonderheiten aus: Die Trachtzeigte an, woher man kam. MitEnde des 19. Jahrhunderts erlebtedas traditionelle Gewand seinenersten Wandel und wechselte vomBauernmilieu in die Welt der Rei-chen. Heute gewinnen Naturver-bundenheit, Bodenständigkeit undAuthentizität sowie eine neue Lustauf Heimat zunehmend an Bedeu-tung. Dazu passt die Tracht, dieunter Einfluss der Mode immerwieder neu interpretiert wird.Diese Veränderung des kulturellenErbes geht aber nicht ohne Dis-kussionen vor sich, denn nichtüberall wo Tracht draufsteht, istauch Tracht drin. So gibt es ge-rade in Zeiten, wo Tracht „boomt“,

die abenteuerlichsten Kreationenohne jeglichen Traditionsbezug.Dazu meinte der bekannte steiri-sche Volkskundler Viktor von Ge-ramb bereits1936: „Trachtenpflegeist weder ein zeitwidriges Aufwär-men alter, längst abgelebter For-men der Vergangenheit, noch einebewusste Uniformierung eines Be-völkerungskreises mit einer be-hördlich bestimmten Einzelform;am allerwenigsten ist sie aber eingeschäftstüchtiges Drauflos – Er-finden von theatralisch wirkenden'Älpler – Kostümen'.“

Kärnten ist andersBei Thomas Rettl, dem VillacherEdelschneider in Sachen trendigerTracht, gründen Veränderungenund Erneuerungen von Trachtenauf sorgfältigen Untersuchungender historischen Vorbilder. Rettlbeschäftigt sich schon viele Jahremit einer zeitgemäßen Neu- undWeiterentwicklung. „Letztlichkönnen diese Erneuerungen nurvor sich gehen, weil unsere Ge-sellschaft Bedürfnis und Interessedafür bekundet und diese Trach-ten auch trägt“, sagt Rettl. Die Er-findung der Highland Games vormittlerweile 25 Jahren veranlasste

ihn, sich mit schottischem Kultur-gut zu beschäftigen. „Anfangswollte ich durch die Kombinationvon Kärntner Anzug mit Kilt pro-vozieren.“ Dann haben die Re-cherchen aber Interessantes zuTage gebracht: „Der Ur-Kärntner-Anzug war eigentlich ein Kilt, frü-her trug man Kittel und da dieKelten Karos gewebt haben, warendie Ur-Kärntner eigentlich die Er-finder des Karos.“ Die Geschichteder Tracht wird jeden Tag fortge-schrieben, auch wenn sie sich analten Vorbildern orientiert, setztsie diese mit modernen Mittelnum und schafft damit eine zeitge-mäße Ausdrucksform. Im KärntnerKilt wurde beispielsweise dieSymbolik der Kärntner FarbenGrün, Blau, Gelb, Rot und Weißeingearbeitet, gleichzeitig wurdeder Kärntner Anzug dazu passendabgeändert. „Würden wir dieTracht nur auf ein bäuerlichesKleidungsverhalten reduzieren,hieße, ihren tatsächlichen Ur-sprung wie auch ihre Weiterent-wicklung zu negieren, was auchbedeutet, einem nostalgisch ge-färbten Blick Vorschub zu leisten,der die enge Heimatverbundenheitallzu sehr in den Vordergrund

Tracht ist wieder Trend - ob modisch und edel ...Foto: Rettl/Simone Attisani

Zwischen Tradition und Trend

Page 7: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN 7

stellt.“ Tracht neu zu erfassen und alteKlischees aufzugeben hieß das Credo, undso ist der Kilt schon lange kein modischerGag mehr, sondern eine gute Mischungaus urig und schräg plus Qualität undedel.

Voller Pracht in TrachtMit viel Liebe zum Detail, Stickereien undaußergewöhnlichen neuen Farbkombina-tionen interpretiert auch das Trachten-haus Strohmaier in Weitensfeld Trachterfrischend neu und jung. TrendigeTracht wird zwar in Anlehnung an klas-sische Stücke gestaltet, jedoch wird ihrdurch moderne Schnitte und knallige Far-ben zeitgemäßer Flair eingehaucht. „FixerBestandteil ist der Kärntner Löwe und inKooperation mit der Kärnten Werbungder Kärnten Schriftzug“, so JuniorchefMaximilian Strohmaier. Für das Jubiläum„90 Jahre Kärntner Volksabstimmung“hat man sich auch etwas einfallen lassen:„Das Kärntner Hamatgwond wurde mitder Firma Rettl gemeinsam entwickelt.Besonderheiten sind die Strophen desKärntner Heimatliedes am Futter und amGiletrücken sowie die Kärntner Farbenund der Löwe auf rotem Samt.“

Lebendige TrachtenentwicklungDie erneuerten Trachten haben sich mitt-lerweile zu Klassikern der Moderne ent-wickelt. Ein verantwortungsvoller,ungezwungener und toleranter Umgangwird der Tracht auch weiterhin eine po-sitive Entwicklung für die Zukunft be-scheren, denn auch nachfolgendeGenerationen sollen Lust auf Trachthaben und sich an diesem unverwechsel-baren Kleidungsstil erfreuen.

... oder bodenständig undtraditionell.Foto: HeimatHerbst/Franz Gerdl

Ulli Sternig

Anzeige

Page 8: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Jedes Jahr am 4. Juli ist in denUSA Ausnahmezustand: Andiesem höchsten Feiertag des

Landes erinnern sich Millionenan die Gründung der VereinigtenStaaten im Jahre 1776. Der Inde-pendence Day (Unabhängigkeits-tag) macht es zur nationalenPflicht, ehrenvoll der Gründungs-väter zu gedenken.

Zehn Tage später, am 14. Juli,wird alljährlich der Nationalfei-ertag der Franzosen zelebriert.Gedacht wird des „Sturmes aufdie Bastille“, dem Staatsgefängnisin Paris, im Jahre 1789. Das Er-eignis gilt als Auftakt der Revo-lution gegen das absolutistischeKönigtum. In Italien feiert die Nation am 25.März. Dieses Datum steht für die„Resistenza“, Befreiungskampfgegen den Faschismus und diedeutsche Besatzung. Am 25.April 1945 wurden beim großenPartisanenaufstand die StädteNorditaliens befreit.Der deutsche Nationalfeiertagwird am 3. Oktober als „Tag derdeutschen Einheit“ begangen.1990, ein Jahr nach dem Mauer-fall, wurde an diesem Tag dieDeutsche Wiedervereinigung desseit dem Zweiten Weltkrieg ge-trennten Ostens und Westens desLandes vollzogen.Wir Kärntner haben den 10. Ok-tober, an dem wir der Volksab-stimmung von 1920 sowie desvorangegangenen Abwehrkamp-fes und dessen Opfer gedenken.Mögen diese Erinnerungen man-chem Zeitgenossen auch anti-quiert erscheinen, wir können zuRecht stolz auf unsere Vergangen-heit und die Taten unserer Vorvätersein – ebenso stolz wie Amerika-ner, Franzosen, Italiener und Deut-sche an ihren Gedenktagen.

Gedenken erlaubt

Viele Veranstaltungenrund um das Jubiläum

Vom 24. September bis 10. Juli2011 können Sie im Landes-museum in Klagenfurt die

Sonderausstellung „Ja zu Öster-reich – 90 Jahre Kärntner Volksab-stimmung“ besuchen. Siepräsentiert die Geschehnisse um1920 als Ausgangspunkt einer Ent-deckungsreise durch die Zeit- undKulturgeschichte der RepublikÖsterreich im 20. Jahrhundert. Zusehen gibt es u. a. eine originalVolksabstimmungsurne, Propagan-damaterial, historische Fotos, Bilder,Dokumente und Zeitungsberichte.

Festliches GedenkenDie höchsten Vertreter aus Landund Bund werden am 8. Oktoberum 15.00 Uhr bei einem Festakt imKlagenfurter Landhaus erwartet.Die traditionelle 10. Oktober-Feierdes Landes findet am 9. Oktoberum 11.00 Uhr bei der Stätte derKärntner Einheit im KlagenfurterLandhaushof statt. Der mit vielVorfreude und Spannung erwar-tete Höhepunkt ist natürlich dergroße Landesfestzug durch dieKlagenfurter Innenstadt am 10.Oktober ab 10.00 Uhr. Die wich-

Darstellung der Volksabstimmungsszene beim Landesfestzug 2000.Auf Kreatives und Interessantes kann man sich auch 2010 freuen

Foto: Eggenberger

Kärnten feiert sein besonderes Jubiläumsjahr nicht nur am Wochenende um den 10. Oktober,sondern schon im Vorfeld mit den verschiedensten Veranstaltungen

ZEIT FÜR KÄRNTEN8

Das offene Wort

von Arno [email protected]

Page 9: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

24. Sept. 2010 bis 10. Juli 2011Sonderausstellung „Ja zu Österreich. 90 Jahre KärntnerVolksabstimmung“, Landesmuseum "Rudolfinum" Kärnten

29. September, 8.30 UhrWissenschaftliche Tagung „Grenzen – Grenzenlos 1918/20bis 2010“, Spiegelsaal der Landesregierung in Klagenfurt(Anmeldung erforderlich – siehe nebenstehenden Text)

2. Oktober, 15.00 UhrAbstimmungsgedenkfeier 2010 des Kärntner Abwehrkämp-ferbundes, Großer Saal des Konzerthauses Klagenfurt

2. Oktober, 17.00 UhrFest der Kulturen und des Glaubens „Gemeinsam für Kärn-ten/Skupno za Koroško“ mit Bischof Alois Schwarz, Domzu Klagenfurt

3. Oktober, 10.00 UhrChormatinee des Kärntner Landesjugendchores, AlbanBerg-Konzertsaal der Carinthischen Musikakademie im StiftOssiach

8. Oktober, 13.00 UhrFestsitzung des Kärntner Landtages und der Kärntner Lan-desregierung, Plenarsaal des Landtages

8. Oktober, 15.00 UhrFestakt des Landes im Großen Wappensaal des Landhauses

9. Oktober, 9.30 UhrAbstimmungsgedenkfeier, Ehrenmal am SoldatenfriedhofAnnabichl

9. Oktober, 11.00 Uhr10.-Oktober-Feier des Landes Kärnten, Stätte der KärntnerEinheit im Landhaushof

9. Oktober, ab 14.00 UhrKranzniederlegungen an den Gräbern von LandesverweserArthur Lemisch (Dreifaltigkeit bei St. Veit/Glan), MartinWutte (Obermühlbach bei St. Veit/Glan) und Ludwig Hül-gerth (Schloss Rottenstein)

10. Oktober, 8.00 UhrÖkumenischer Gedenkgottesdienst mit Bischof AloisSchwarz und Superintendent Manfred Sauer, Dom zu Kla-genfurt

10. Oktober, 10.00 UhrGroßer Landesfestzug durch die Klagenfurter Innenstadtund Kärnten-Fest der Regionen am Alten Platz (siehe Seiten10-11)

10. Oktober, 18.00 UhrAbschlussveranstaltung, Neuer Platz in Klagenfurt

Jubiläumsjahr-Veranstaltungen

Der Festzug wird auch fürdie Kleinsten wieder einschönes ErlebnisFoto: Eggenberger

tigsten Eckdaten dazu erfahren Sieauf der nächsten Doppelseite.

Wissenschaftliche TagungInternationale Experten spannen beieiner wissenschaftlichen Tagungeinen Bogen von 1918 bis heute undbeleuchten die Bedeutung vonGrenzziehungen, Grenzerfahrungen.Die Volksabstimmung wird dabeivon hochkarätigen Referenten ausKärnten, Wien, Siebenbürgen, Fle-nsburg, Bonn und Kiew im gesamt-europäischen Kontext betrachtet.Die Veranstaltung findet am 29.September von 8.30 bis 17.00 Uhrim Spiegelsaal der Landesregierungstatt. Anmeldung erforderlich unter Tel.: 050 536 22862, Email: [email protected]

Religiöses GedenkenDie Kirchen Kärntens setzen ein Zei-chen für das Miteinander. So findetam 2. Oktober um 17.00 Uhr imDom zu Klagenfurt ein Fest der Kul-turen und des Glaubens/Praznikkultur in vere statt. Es steht unterdem Motto „Gemeinsam für Kärn-ten/Skupno za Koroško“.Am 10. Oktober um 8.00 Uhr feiernBischof Alois Schwarz und derevangelische Superintendent Man-fred Sauer im Dom zu Klagenfurteinen ökumenischen Gedenkgottes-dienst.

ZEIT FÜR KÄRNTEN 9

Page 10: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN10

Im Jahr 2000 feierte Kärnten 80 Jahre Volksabstimmung. Auchheuer gibt es wieder einen großen LandesfestzugFoto: Eggenberger

Page 11: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN 1111

Der große LandesfestzugDarauf freut sich ganz Kärnten schon seitMonaten. Am 10. Oktober werden tausendeMenschen das Jubiläum "90 Jahre Volks-abstimmung" mit dem großen Landesfest-zug begehen. Brauchtumsgruppen, Vereine,Traditionsträger, Einsatzorganisationen ausallen Tälern des Landes werden durch dieKlagenfurter Innenstadt marschieren. „AlleKärntnerinnen und Kärntner möchte ich zudiesem schönen Fest ganz herzlich einla-den“, betont Landeshauptmann GerhardDörfler.

Beginn des Festzuges: 10.00 Uhr

ORF-Direktübertragung von 11.00 bis 13.00Uhr national und bis zum Schluss regional

Auffangparkplätze für Besucher sind im Be-reich Strandbad, bei der AutobahnabfahrtMinimundus sowie auf der Wiese gegenüberMinimundus, beim Stadion, am Kika-Park-platz und beim Südpark

Von dort gibt es einen Shuttledienst durchdie Stadtwerke bis zur Kreuzung VillacherRing/Rothauer-Hochhaus in der Zeit von6.35 bis 10.35 Uhr bzw. 15.00 bis 20.00 Uhralle 10 Minuten, dazwischen werden dieStrecken nur mit einem Bus befahren

Achtung, die Innenstadt ist gesperrt, es gibtHalte- und Parkverbote entlang der Fest-zugsroute sowie in den Sammelräumen

Den ganzen Tag über gibt es zudem Kulturund Kulinarik beim „Kärnten-Fest der Re-gionen“ am Alten Platz

Schlussveranstaltung um 18.00 Uhr aufdem Neuen Platz

Anzeige

Alle Infos auf www.10-oktober.at

Page 12: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Tradition, Heimatliebe und Festumzüge

Meine Verantwortung als Landeshauptmann, besonders im Jubiläumsjahr unter dem Motto "Gestern – Heute – Morgen",für würdige Gedenkfeiern zu sorgen. Im Jahr 2010 sollen Rück- und Ausblick unsere Feiern rund um den 10. Oktoberprägen!

Bei meinem ersten Schulausflug in der vierten Volksschulklasse habe ich zum ersten Mal den Wörthersee gesehen underlebt. Unser Lehrer hat uns bei der Bootsfahrt erklärt, dass die Staatsgrenze in der Mitte des Sees liegen würde, wenndie Volksabstimmung 1920 nicht für Kärnten und Österreich ausgegangen wäre.

Auch junge Menschen sollen wissen, dass ihre Großväter für ein einheitliches Kärnten gestanden sind. Allein schon dieVorstellung, wie klein unser Kärnten im Jahr 2010 wäre, muss und soll auch der Jugend im Land bewusst sein. Die Ge-schichte des Landes soll immer "jung" bleiben, das ist unsere Generationenverantwortung.

1.

2.

3.

Die Volksabstimmung war ein historisches Ereignis. Wir können und sollten noch heute daraus lernen, wie vielmöglich ist, wenn die Kärntner, jene mit österreichischer und jene mit slowenischer Muttersprache, aneinem Strang ziehen. Den 10. Oktober sehe ich immer als Chance, endlich das Verbindende vor dasvermeintlich Trennende zu stellen.

Die Fackelumzüge und die vielen Fahnen, die aus den Häusern gehängt werden.

Man muss die Geschichte unseres Landes kennen, um Verständnis für die Anliegen, Sorgen undÄngste der Menschen aufbringen zu können. Und dieses Verständnis ist die Voraussetzung für einfriedliches Zusammenleben in einem Kärnten, das sich als weltoffenes Bundesland präsentiert, in demdas Bewusstsein um die Möglichkeiten der kulturellen Vielfalt über den letzten Rest ewiggestrigerEinfalt obsiegt. .

1.

2.

3.

Ich verbinde sehr viel Tradition mit dem 10. Oktober, der einer der wichtigsten Tage der Kärntner Geschichte und einBeweis der unglaublichen Heimatliebe ist. Seit dem Jahr 2008 wird er mir immer als der Tag in Erinnerung bleiben, andem ich Jörg Haider das letzte Mal gesehen habe – nämlich im Rahmen der Feierlichkeiten zu diesem Tag.

Vor allem die Feierlichkeiten in der Schule, wo wir die Landeshymne gelernt und die Kärntner Fahne gebastelt haben.

"Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann seine Zukunft gestalten!"

1.

2.

3.

Die Kärntner Landesregierung zum 10. OktoberDer 10. Oktober – ein bewegendes Datum und ein wichtiger Landesfeiertag, mit dem jede Kärntnerin und jeder Kärntner etwas ande-res verbindet. Wir befragten alle Mitglieder der Kärntner Landesregierung zu ihren persönlichen Erinnerungen und Gedanken zum 10.Oktober.

Was verbinden Sie persönlich mit diesem Datum?

Welche Kindheitserinnerungen assoziieren Sie mit dem 10. Oktober?

Was sagen Sie einem Jugendlichen, der meint: „Warum soll ich mich heute immer noch mitdiesen ‘alten Geschichten’ beschäftigen?“

ZEIT FÜR KÄRNTEN12

1.

2.

3.

LH Gerhard Dörfler

LHStv. Uwe Scheuch

LHStv. Peter Kaiser

Page 13: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Der Tag der Kärntner Volksabstimmung ist ein demokratiepolitischer Sonderfall in der Europäischen Geschichte - eineBevölkerung durfte über ihr eigenes Schicksal abstimmen. Aber auch der Abwehrkampf, der dem 10. Oktober vorausging,dokumentiert den unbedingten Willen der Kärntner Bevölkerung zur Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.

Ich sehe vor allem ein buntes Fahnenmeer vor mir, denn überall waren an diesem Tag die Häuser mit Kärntner Fahnengeschmückt.

Weil der 10. Oktober ein Schlüsselerlebnis in unserer Geschichte ist, ohne das es ein Kärnten, wie wir es heute kennen,nicht geben würde. Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Gerade bei einem so emotionalenThema wie der Kärntner Volksabstimmung fängt eine gemeinsame Zukunft an mit der ehrlichen Diskussion über das,was einmal war.

1.

2.

3.

Als Mutter dreier Kinder ist der 10. Oktober für mich natürlich immer ein guter Anlass, dem eigenen Nachwuchs dieGeschichte unseres Landes in Erinnerung zu rufen.

Einen schulfreien Tag im Kreise der Familie und von jedem Familienmitglied aktiv mitgestaltet. Es wurden Gedichteaufgesagt, und unser Vater hat von seinen eigenen Erfahrungen erzählt. Gemeinsam haben wir auch an den Feierlich-keiten in unserem Dorf teilgenommen.

Bei dem 10. Oktober handelt es sich nicht um "alte Geschichten", sondern um UNSERE Geschichte! Es ist ein StückZeitgeschichte, das heute nach wie vor aktuell ist und ein bedeutender Schritt in der Entwicklung Kärntens war. Esgehört also zu unserer Vergangenheit genauso wie zu unserer Zukunft! Ich denke, dass es wichtig ist, zu wissen woherman kommt und welche Hintergründe aktuelle Entwicklungen haben. Denn nur wenn man die Vergangenheit begreift,kann man auch die Gegenwart verstehen und die Zukunft aktiv mitgestalten!

1.

2.

3.

Ich bin froh und dankbar, in einem freien und ungeteilten Kärnten leben zu dürfen. Daher ist es mir ein großes Anliegen,dass wir unsere Geschichte und die Leistungen unserer Vorfahren nicht vergessen. Nur durch den Abwehrkampf unddie nachfolgende Volksabstimmung war es möglich, dass sich Kärnten als Teil Österreichs so gut entwickeln konnte.

Meine Eltern haben mir mitgegeben, dass wir stolz auf unsere Heimat sein können und gegenüber den Abwehrkämpferngroße Dankbarkeit empfinden sollten.

Da tue ich mir etwas leichter, da ich selbst noch relativ jung bin. "Es gibt im Leben einige Werte, die wir leben solltenund die uns im Leben helfen." Dazu gehört auch die Erinnerung an die schweren Jahre 1918 bis 1920. Kärnten hat sichdamals aus eigener Kraft befreit, einmal im Abwehrkampf, das zweite Mal mit dem grünen Stimmzettel.

1.

2.

3.

Große Jubiläen zeigen immer wieder, dass manche Ereignisse auch noch Jahrzehnte später Menschen bewegen. DieVolksabstimmung ist mit Sicherheit eine denkwürdige Markierung in der jüngeren Geschichte unseres Landes. Denndie Mehrheit der abstimmungsberechtigten Kärntnerinnen und Kärntner hat sich vor 90 Jahren bewusst für unser Hei-matland entschieden.

Viele Feierlichkeiten. Meine Eltern haben mir erzählt, wie wichtig die Kärntner Geschichte ist. Auch bei uns in Wolfsberghat es immer eine große Veranstaltung gegeben.

Ein wichtiger Aspekt des 10. Oktobers 1920 ist das diesem Tag zugrunde liegende Vermächtnis für die Zukunft. DerAbstimmungstag war ein Auftrag für alle Kärntnerinnen und Kärntner, in den folgenden Jahren und JahrzehntenKärnten frei und ungeteilt zu erhalten –und zwar nicht nur territorial, sonderninsbesondere das Zusammenlebenbetreffend.

1.

2.

3.

ZEIT FÜR KÄRNTEN 1313

LR Josef Martinz

LR Harald Dobernig

LR Beate Prettner

LR Christian Ragger

Page 14: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN14

Das ausgeprägte Kärntner Landes-bewusstsein war entscheidend fürdas eindeutige Abstimmungser-gebnis – eine Analyse von WilhelmWadl

Durch den Staatsvertrag von St.Germain verlor Kärnten ein Ge-biet von ca. 800 km² und ca.

24.000 Einwohner an Italien (Kanaltal)bzw. Jugoslawien (Mießtal, Unterdrau-burg, Seeland). In einem Gebiet vonrund 2000 km² und mit 125.000 Ein-wohnern sollte eine Volksabstimmungüber die künftige staatliche Zugehörig-keit entscheiden. Von dieser betroffenwar somit jeder dritte Kärntner. AufDrängen Jugoslawiens wurde die Ab-stimmungszone nachträglich entlangder Linie Drau – Wörthersee – Glanfurt– Glan – Gurk geteilt, wobei die südli-che Zone I zuerst abstimmen sollte,deren Bewohner zu fast 70 Prozent slo-wenischer Umgangssprache waren. Inder Zone II mit der LandeshauptstadtKlagenfurt waren hingegen mehr als90 Prozent der Bevölkerung deutsch-sprachig. Strategische Interessen Ita-liens an den österreichischenBahnlinien führten dazu, dass ein er-heblicher Teil des gemischtsprachigenGebietes (Unteres Gailtal) überhauptnicht ins Abstimmungsgebiet fiel.

Abstimmung wurde begrüßtDie österreichische Seite hatte sich seitder Verabschiedung der vorläufigenLandesverfassung am 11. November1918 stets auf den Standpunkt desSelbstbestimmungsrechtes gestellt undbegrüßte den alliierten Beschluss aufDurchführung eines Plebiszits (Abstim-mung des Wahlvolkes über eine Sach-frage). Dieses war allerdings an dieRatifikation des am 10. September 1919unterzeichneten Friedensvertrages ge-bunden, die erst am 16. Juli 1920 ab-geschlossen war. Entsprechend denVertragsbestimmungen musste die Ab-stimmung längstens drei Monate nachdiesem Termin erfolgen. Die Plebiszit-

kommission mit Vertretern Englands,Frankreichs und Italiens stand vor einerschwierigen Aufgabe. Wochenlang be-mühte sie sich vergeblich um faireAusgangsbedingungen und konnteihre Forderungen nach einer Öffnungder Demarkationslinie, einer freienRückkehr der Flüchtlinge, einer Aufhe-

bung aller Vermögensbeschlagnahmenund einem Truppenrückzug gegenüberJugoslawien nicht durchsetzen. Die ge-naue Festlegung und Unterteilung desAbstimmungsgebietes, die Erfassung derStimmberechtigten, die Organisation derAbstimmungsbehörden und die Festle-gung des Abstimmungsverfahrens(grüne Stimmzettel für Österreich, weißefür Jugoslawien, Zerreißen des abgelehn-ten Stimmzettels) erforderten zahlreichezeitaufwendige Kommissionssitzungen.Daher wurde als Abstimmungsterminschließlich der letzte Sonntag vor demendgültigen Ablauf der Frist festgelegt.

10. Oktober 1920 brachte klare MehrheitDie Abstimmung wurde nach Ansichtaller internationalen Beobachter korrektund fair durchgeführt, ihr Ergebniswurde auch vom jugoslawischen Vertre-ter in der Abstimmungskommission wi-derspruchslos anerkannt. Es warangesichts einer mehr als 95-prozentigen

Die Kärntner Volksabstimmung 1920 – ein Bekenntnis gegen den Nationalismus

Abstimmungslokal in VölkermarktFoto: Landesmuseum Kärnten

Die Urkunde der Plebiszit-kommission mit dem amtli-chen Ergebnis der KärntnerVolksabstimmungFoto: Landesmuseum Kärnten

Page 15: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Beteiligung und einer klaren Mehrheit(22.025 Stimmen für Österreich, 15.278Stimmen für Jugoslawien) unzweifel-haft. Eine zu 70 Prozent slowenisch-sprachige Bevölkerung hatte mit rund60-prozentiger Mehrheit für den Ver-bleib bei Österreich gestimmt. Dies be-deutet, dass mehr als 10.000 Personenmit slowenischer Umgangssprache fürÖsterreich votiert haben. Auf diese be-merkenswerte Tatsache hat die Kärnt-ner Geschichtsforschung seit MartinWuttes erster Gesamtdarstellung imJahre 1922 immer deutlich hingewie-sen.

Entscheidend für das AbstimmungsverhaltenOffenkundig waren nicht nationale,sondern politische, wirtschaftliche undemotionale Motive ausschlaggebend.Die Sozialdemokraten als wichtige po-litische Kraft im Abstimmungsgebiethatten hier 1919 bei der ersten österrei-chischen Parlamentswahl fast zweiDrittel der Stimmen erhalten. Sie be-tonten aufs Deutlichste die fundamen-talen Unterschiede zwischen derreaktionären Militärmonarchie Jugo-slawien und der friedliebenden demo-kratischen Republik Österreich mitihren modernen Sozialgesetzen. Für diebäuerliche Bevölkerung des Abstim-mungsgebietes hingegen war die wirt-schaftliche Bindung an die Städte desKärntner Zentralraumes ein wichtigesArgument.

Positive Kärntner PropagandaBetrachtet man die Vorgeschichte undden Ablauf der Volksabstimmung un-beeinflusst von späteren Umdeutungenanhand der zeitgenössischen Quellen,so war sie sicher kein "Sieg in deutscherNacht", denn deutschnationale Argu-mente fanden in der Propaganda derösterreichischen Seite keine Verwen-dung. Im Gegensatz zur südslawischen,strikt national ausgerichteten Propa-ganda, die von der irrealen Fiktioneines slowenischen ethnischen Gebietesausging, das es heimzuholen galt.Kärnten hingegen hatte positiv umseine slowenischen Landsleute gewor-ben, und die Landesversammlung er-klärte, dass sie "ihre sprachliche undnationale Eigenart jetzt und allezeitwahren will und dass sie deren geisti-gem und wirtschaftlichem Aufblühen

dieselbe Fürsorge angedeihen lassenwird, wie den deutschen Bewohnerndes Landes". Diesem Nichtdiskriminie-rungsversprechen stand auf südslawi-scher Seite nichts Gleichwertigesgegenüber, im Gegenteil es kam sogarzu offenen Drohungen gegen alle„nemčurji" (= Deutschtümler), mitdenen man nach einem erfolgreichenAusgang des Plebiszit abzurechnen ge-dachte.

Für große Teile der Bevölkerung zerfieldie supranationale Habsburgermonar-chie im Herbst 1918 nicht in Nationa-litäten, sondern in die historischenLänder. Das Landesbewusstsein war beiden einfachen Leuten stärker ausge-prägt als eine diffuse nationale Identi-tät, die eine Angelegenheit wenigerIntellektueller blieb. So gesehen war dasErgebnis des 10. Oktober 1920 auch einVotum gegen den Nationalismus undfür den Verbleib in jahrhundertelangbewährten regionalen Bindungen.

1914 – 1918: Im Ersten Weltkrieg werdenKärntner Truppen an der russischen Fronteingesetzt und bringen in den Schlachtenum Lemberg, Przemysl und in den Kar-paten höchsten Blutzoll

5. November 1918: SHS-Truppen (König-reich der Serben, Kroaten und Slowenen)dringen in Südkärnten ein und beanspru-chen Teile Kärntens (Rosental, Gailtal,Ferlach und Völkermarkt werden besetzt)

11. November 1918: BeitrittserklärungKärntens zur Republik Deutsch-Öster-reich, Arthur Lemisch wird Landesverwe-ser von Kärnten

5. Dezember 1918: Kärntner Landesregie-rung beschließt bewaffneten Widerstand:Kärntner Abwehrkampf 1918/19

14. Jänner 1919: Waffenstillstand zwi-schen Laibacher Nationalregierung undKärntner Landesregierung, Demarkati-onslinie durch den Wörthersee

28. Jänner bis 6. Februar 1919: Amerika-nische Studienkommission unter Sher-man Miles bereist das umstrittene Gebietin Südkärnten; das Gutachten der Mis-sion sieht die Karawankengrenze anstelleder Draugrenze vor

29. April 1919: Waffenstillstand wird vonsüdslawischen Verbänden gebrochen, dieOffensive jedoch von den Kärntner Trup-pen abgewehrt, die bis zum 7. Mai ganzKärnten befreien können

12. Mai 1919: Oberster Rat der Vier be-schließt in Paris die Durchführung einerVolksabstimmung

30. Mai 1919: Neuerliche Offensive derSHS-Truppen, Ferlach wird besetzt

3. Juni 1919: Völkermarkt wird besetzt

6. Juni 1919: Klagenfurt wird besetzt,muss nach Aufforderung der Alliertenwieder geräumt werden

10. September 1919: Vertrag von SaintGermain: Das Kanaltal gelangt an Italien,das Mießtal mit Unterdrauburg und See-land an Jugoslawien; in Südkärnten wirdeine Volksabstimmung proklamiert

10. Oktober 1920: Volksabstimmung er-bringt in Zone A (I) 22.025 Stimmen fürÖsterreich (59,04 Prozent) und 15.279 fürJugoslawien, daher erfolgt in Zone B (II)keine Abstimmung

22. November 1920: Kärntner Abstim-mungsgebiet kommt wieder unter öster-reichische Hoheitsverwaltung

Werbung für Kärnten war positivFoto: Landesmuseum Kärnten

Warum wurde gerade am 10.Oktober abgestimmt? Wie wurdeabgestimmt? Wie sah dieser erstemoderne Wahlkampf aus? –Solche Fragen rund um denKärntner Abwehrkampf und dieVolksabstimmung beantwortetdas Kärntner Landesarchiv inkurzen, spannenden Artikeln.Laufend aktualisiert nachzulesenauf www.10-oktober.at

Das historische Stichwort

Tipp:

Zeittafel

1919

1918

1914

1920

Wilhelm Wadl ist Direktor des Kärntner Landesarchivs

Page 16: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Im Focus „Gestern-Heute-Morgen“:drei Kärntner Jugendliche im Gespräch mit einer 99 Jahre altenZeitzeugin

Viele gibt es nicht mehr, dienoch ihre persönlichen Erleb-nisse aus der Zeit rund um die

Volksabstimmung 1920 berichtenkönnen. Die fast 99 Jahre alte Ka-tharina Oder aus Latschach war be-reit, ihre privaten Erinnerungenmit drei Jugendlichen zu teilen. Be-rührende Erlebnisse kamen dabeizu Tage.

Marco: Wie war denn Ihre Famili-ensituation nach dem Ersten Welt-krieg?Katharina Oder: Mein Vater ist ausder russischen Gefangenschaftnicht mehr zurückgekommen. Soblieb meine Mutter als Kriegswitwemit sechs kleinen Kindern undeiner Landwirtschaft alleine inOberaichwald am Faakersee zu-rück. Ich war bei Kriegsende siebenJahre alt, meine Geschwister warenLia, elf Jahre, Franzi, neun Jahre,Mitzi, acht Jahre, Andreas, sechsJahre – er sollte im 2. Weltkrieg inStalingrad sterben – und die vier-jährige Resi. Eigentlich sollte ichschon in die Schule gehen, aber inder Besetzungszeit gab es keineMöglichkeit. Da ich sehr wissbegie-rig war, hab ich halt zuhauseimmer nachgefragt.

Philip: Wie hat denn damals IhreUmgebung ausgeschaut?Katharina Oder: In dieser Zeit nachdem Krieg, wo es soviel Elend undNot gab und soviel zu tun für denWiederaufbau, hat sich meine un-mittelbare Umgebung plötzlichsehr verändert. Das Gebiet um denFaakersee war jugoslawisch be-setzt, die Demarkationslinie verliefin den Auen vor Mallestig (jetztFinkenstein), vier Kilometer von

meinem Elternhaus entfernt. Indieser zweijährigen Besetzunghaben wir Kärntner keine Rechtegehabt, es gab gar nichts, keineSchulen, keine Bahnverbindung,wir waren abgeschnitten und auchalle Verwandten waren drüben.

Chantal: Wie konnte man als Sie-benjährige mit so einer schwieri-gen Situation umgehen?Katharina Oder: Für uns Kinderwar es eine fürchterliche Zeit, weilwir erlebt haben, wie blitzartig sichdie Stimmung verändert hat. Frü-her gab es gute Nachbarschaft undFreundschaft, das war mit der Be-

setzung plötzlich aus – alles hat sichin Feindschaft und gegenseitigesMisstrauen verwandelt. Es gab vieleMenschen in unserer Gegend, die fürJugoslawien waren, und da man vonunserer Kärntntdie Stimmung sehrfeindselig. Man wurde permanentbeobachtet, wir Kinder hatten großeAngst und trauten uns schon in derDämmerung nicht mehr vor die Tür.

Philip: Welche Erinnerungen habenSie an die Zeit vor der Volksabstim-mung?Katharina Oder: Da fällt mir gleichder Sepp Moro ein, ein Cousin mei-ner Mama. Kaum aus dem Krieg

ZEIT FÜR KÄRNTEN16

Katharina Oder mit Chantal,Philip und Marco (v.li.)Foto: Ulli Sternig

So erlebte ich als Kind die Volksabstimmung 1920

Page 17: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN 17

die Mama wohl wieder nach Hausekommen würde. Sie wurde über diePropaganda-Aktivitäten verhört,man wollte wissen, wo Sepp Morowar und drohte, sie einzusperren.Schließlich wurde ihren Beteuerun-gen, nichts zu wissen, geglaubt undsie durfte wieder heim.

Philip: Wissen Sie auch noch etwasvom Tag der Volksabstimmung?Katharina Oder: Die Aufregung andiesem Tag war natürlich sehr groß.Die Abstimmung fand in der jetzigenVolksschule in Latschach statt, einFresko im Stiegenhaus erinnert heutenoch daran. Wir warteten alle zu-sammen in unserer großen Stube,dann kam Sepp Moro mit der Nach-richt: „Wir haben es geschafft!“ Daswar natürlich ein Hallo, die Freudewar riesengroß. Quer über den Hofhaben wir ein großes Transparentaufgehängt, mit der Aufschrift„Kärnten frei und ungeteilt“. Schonbald hat sich dann alles wieder nor-malisiert und wir haben wieder ingutem Einvernehmen und harmoni-scher Nachbarschaft gelebt. Den Tagder Abstimmung haben wir seitdemjedes Jahr gefeiert, solange ich nochgut zu Fuß war, bin ich auch beijedem Festumzug in Klagenfurt mit-gegangen – das war mir sehr wichtig.

Ich möchte diese Gelegenheit nut-zen, um zu betonen, dass die Jugendheute ganz anders ist. Diese Auf-wiegler, die Kärnten an Jugoslawienangliedern wollten, gibt es nichtmehr, und die Zeit der Extremistenist Gott sei Dank vorbei. Ich baue aufunsere Jugend und bin überzeugt,dass sie es schafft, nun endlich dieletzten Grenzen im Kopf abzubauen.

heimgekehrt, engagierte er sich so-fort für Kärnten. Unter dem Motto„Kärnten frei und ungeteilt“schmuggelte er große Mengen anWerbematerial, hauptsächlich Zei-tungen, Plakate und Flugblätter, indas besetzte Gebiet. Auf großenUmwegen gelangte er in der Nacht

zum Wald oberhalb unseres Bau-ernhauses, von dort schlich er überdie Wiese zum Stall, wo er das Ma-terial unter dem Heu versteckte.Und das obwohl meistens im ge-genüberliegenden Stadl die Pro-Serbien-Aktivisten lauerten, umden gefinkelten Schmuggler end-lich zu erwischen.

Marco: Ihr Bauernhof war also eineArt Propaganda-Zentrum?Katharina Oder: Mehr eine ArtZwischenlager für Werbematerial,das dann von vielen Deutschge-sinnten überall verteilt wurde. Kurzvor der Abstimmung wurden die

Werbeaktionen noch mehr intensi-viert, von überall her kamen Helfer.Alle, auch gerade erst aus demKrieg zurückgekehrte Soldaten,halfen mit. Ich kann mich auchnoch gut erinnern, dass meinegroße Schwester Lia mit dem Seppauf Tour war. In ihre Röcke wurdeMaterial eingenäht, weil ein Auf-treten mit einem Kind weniger ver-dächtig war. Trotzdem wurden sieeinmal erwischt, Sepp konnte ge-rade noch flüchten, aber meineSchwester haben sie für ein paarStunden in einen finsteren Kellergesperrt. Es war für alle eine angst-volle Zeit, es wurde geprügelt undauch geschossen. Im Zuge einerVerteilaktion erhielt ein andererCousin meiner Mama, Hans Samo-nigg, sogar einen Bauchschuss. Eswaren natürlich nicht alle so, aberes waren viele, die für Serbienwaren und ihre Überzeugungsme-thoden waren oft sehr brutal.

Marco: Hat die andere Seite auchWerbung gemacht?Katharina Oder: Ja, und wie! Dagab es beispielsweise auf der Wieseneben der Kirche große spektaku-läre Veranstaltungen. Aus Jugosla-wien kamen Turner undTheaterleute. Unsere Mama sagtezu uns: „Wehe euch, wenn ihr auf-egehts schauen!“ Aber wir Kinderwaren natürlich dementsprechendneugierig und sind heimlich da-vongeschlichen. Ganz hin habenwir uns nicht getraut, aber voneinem Hügel in der Nähe aus habenwir alles beobachtet. Wir hatten soetwas Tolles noch nie vorher gese-hen. Besonders faszinierend undauch ein bisschen furchteinflößendwaren die dunkelhäutigen wildenReiter mit kohlrabenschwarzenBärten auf ihren feurigen schwar-zen Pferden.

Chantal: Was ist Ihre schlimmsteErinnerung an diese Zeit?Katharina Oder: Eines Tages fuhrein Wagen mit serbischen Soldatenvor. Mama wurde ins Auto gezerrtund aufs Kommando nach Rosegggebracht. Wir Kinder – Resi warerst vier Jahre alt – blieben wei-nend und verschreckt alleine zu-rück. Wir waren voller Angst, ob

Katharina Oder, geboren am 1. Dezember 1911. Kinder-gärtnerin in Latschach und in St. Jakob/Rosental, späterstellvertretender Heimvorstand des Erholungsheimes imSchloss Heroldeck in Millstatt.

Die drei Interviewer für die „Zeit für Kärnten“ warenMarco Moser, 14 Jahre, Schüler der HAK Villach, PhilipKarlbauer, 12 Jahre, Schüler im Villacher Peraugymna-sium und Chantal Brunner, 8 Jahre, Schülerin der VSLatschach.

Zur Person:

17

Text und Foto: Ulli Sternig

Page 18: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN18

Zu großen Jubiläen pflegen wirMenschen zurückzublicken, Bilanzzu ziehen und gleichzeitig neue

Ziele für die Zukunft zu stecken. „90Jahre Volksabstimmung“ stehen füreine wechselvolle Geschichte, für Tra-dition und Werte, die Kärnten geprägtund einzigartig gemacht haben. „WirKärntnerinnen und Kärntner schöpfenaus unserer Tradition, stehen aber festmit beiden Beinen im Heute und bli-cken mit Optimismus und Tatendrangin die Zukunft“, betont Landeshaupt-mann Gerhard Dörfler. Daher wurde fürdie heurigen Feierlichkeiten zum 10.Oktober das Motto „Gestern – Heute –Morgen“ gewählt.Dieses Morgen soll ein modernes, um-weltfreundliches Forschungs- undWirtschaftsland mit hoher Lebensqua-lität sein. „Die Weichen dorthin sindbereits gestellt. Unsere Jugend ist mo-tiviert und gut ausgebildet. KreativeKöpfe und internationale Unternehmensetzen auf den Standort Kärnten“, sagtder Landeshauptmann. Mit vielen in-novativen Projekten ist unser Land au-ßerdem österreichweit Vorreiter.

Ein Land mit EnergieEin Zukunftsprojekt mit buchstäblich

großer Strahlkraft ist die SonnenstadtSt. Veit. Direkt neben der SchnellstraßeS37 entsteht Österreichs größtes Pho-tovoltaikkraftwerk und auch die Dä-cher der Stadt sollen für die Erzeugungvon Sonnenenergie genutzt werden. St.Veit und damit die Initiative „Lebens-land Kärnten“ wollen zum Treffpunktfür Forscher und Interessierte aus allerWelt werden – erneuerbare Energiensollen hier mit Ausstellungen und In-szenierungen erlebbar gemacht wer-den.Dieses Projekt soll Kärnten außerdemin eine neue, lärm- und abgasfreie Mo-bilitätszukunft katapultieren. „Dieselund Benzin sollen durch die Sonneausgetauscht werden“, gibt Dörfler alsMotto vor. Das Photovoltaikkraftwerkkann nämlich Strom für 1.000 Kärnt-ner Elektrofahrzeuge liefern. „Lebens-land Kärnten“ macht den Menschenerfolgreich Lust auf Elektromobilität. E-Scooter und E-Fahrräder sind in Kärn-ten ein Renner.

Ein Land mit IdeenIn unserem Bundesland fallen aberauch gute Ideen auf fruchtbaren Boden.Bei Forschung und Entwicklung sindKärntens Unternehmen und For-

schungseinrichtungen ganz vorne mitdabei. Flaggschiff ist hier der LakesideScience & Technology Park in Klagen-furt. Er ist ein Ort der interdisziplinärenForschung und Entwicklung, Ausbil-dung, Produktion und Dienstleistung.Unternehmen und Forschungsinstituteergänzen sich hier synergetisch. In die-sem Park findet Zukunft tatsächlichschon im Heute statt. Besonders bei In-formations- und Kommunikationstech-nologien oder Verkehrstelematik laufenweltweit beachtete Projekte.Und für Forschernachwuchs ist in Kärn-ten auch gesorgt. Bildung und Ausbil-dung der Jugend haben hier einen sehrhohen Stellenwert. Von den Kindergärtenüber die „Lehre mit Matura“, die Lehr-lingsakademien bis hin zu den HöherenSchulen, Fachhochschulen und der Uni-versität wird zukunftsorientiert gelehrtund gelernt.

Ein Land mit QualitätenNeben den gerade beschriebenen Stand-ortqualitäten hat Kärnten noch unüber-sehbare Vorteile: die herrliche Landschaftmit Bergen und Seen, die intakte Natur,die Gastfreundschaft der Menschen. Er-folgreiche Firmen wie Infineon, Mahle,Kohlbach, STRABAG, Steiner Bau,URBAS, Schwing, GREENoneTEC, Flex-tronics und viele mehr setzen bewusstauf Kärnten und Qualität aus Kärnten.Mit seiner Lage im Herzen der Alpen-Adria-Region ist es zudem das perfekteSprungbrett in wichtige Märkte.

Ein Land mit PartnernZukunft ist natürlich auch Mobilität undoptimale Verkehrsanbindung. Für Kärn-ten und Österreich ganz wesentlich ist dieBaltisch-Adriatische Achse, deren Herz-stück die Koralmbahn mit dem Koralm-tunnel ist. Die Länder und Regionenentlang dieser Hochleistungseisenbahn-verbindung setzen sich gemeinsam inBrüssel für eine Aufnahme ins vorran-

Kärnten zwischen Tradition und ZukunftBei Forschung und Entwicklung ist Kärnten ganz vorne dabei, kreative Köpfe underfolgreiche Unternehmer setzen auf den Wirtschaftsstandort

Flaggschiff für den For-schungsstandort Kärntenist der LakesideparkFoto: LPD

Zukunftsprojekt KoralmbahnFoto: picturedesk

Page 19: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

90 Jahre Kärntner Volksabstimmung, Siehaben für dieses Jubiläum eine besondereBierspezialität eingebraut?Koren: Anlässlich des Jubiläums haben wir eineigenes „Abstimmungsbier“ eingebraut, ein Be-kenntnis zur Heimat, das in die Zukunft gerichtetist. Gebraut wird das Jubiläumsbier nach demReinheitsgebot von 1516 mit unserem eigenenWasser aus dem Schutzgebiet Kreuzbergl, mitedlem Aromahopfen und einem Spezialmalz. DieVerwendung von Spezialmalz verleiht dieserBierspezialität seine besondere Farbe.

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist derFestumzug am 10.10., kommen die Besu-cher auch da in den Genuss des"Schleppe Jubiläumsbiers"?Koren: Das Abstimmungsbier wird bei allen Fei-erlichkeiten rund um das 90-Jahr-Jubiläum aus-geschenkt. Auch bei der Gedenkfeier beimHerzogstuhl am 11. September. Natürlich kom-men die Besucher des großen Festumzugs in denGenuss. Das Abstimmungsbier ist auch in der0,5l Nostalgieflasche mit goldener Einbrandvi-gnette - einer Abbildung von Männern undFrauen in Kärntner Tracht bei der Stimmabgabemit Kärntner Landeswappen - im Geschenkskar-ton erhältlich, mit eigenem Jubiläumsglas, das ineiner limitierten Auflage von 5.000 Stück aufge-legt wurde.

Erhältlich sind die Jubiläums-boxen im Schleppe Shop, Schleppe Platz 1, Klagenfurtoder auch direkt beim Festum-zug, beim Verkaufsstand amBahnhofsplatz. Tel: 0463 / 42700 oder per [email protected]

Info:

Zwei Fragen an … Braumeister Friedl Koren

Anzeige

ZEIT FÜR KÄRNTEN 1919

90Jahre nach der Volksabstim-mung richtet Kärnten seinenBlick nicht nur in die Vergan-

genheit, sondern besonders in die Zu-kunft. Das Motto der diesjährigenFestveranstaltung „Gestern, Heute, Mor-gen“ ist für Landeshauptmann GerhardDörfler auch ein Auftrag, Kärntens Rolleim Alpe-Adria-Raum in den nächstenJahren deutlich zu positionieren und dienachbarschaftlichen Beziehungen mitFriaul-Julisch Venetien, dem Venetound Slowenien im Rahmen der EuregioSenza Confini weiter auszubauen.Für den Landeshauptmann spielt dabeider Sport als Brückenbauer und zusam-menführendes Element eine wichtigeRolle. „Mit dem grenzüberschreitendenProjekt Dreiländer-Ski-WM 'SenzaConfini' im Jahr 2017, ihren grenzüber-schreitenden Wettkämpfen in BadKleinkirchheim, Tarvis und KranjskaGora, würden wir weltweit ein weiteresstarkes Zeichen der guten Nachbarschaftund Freundschaft setzen“, betont Dörf-ler als WM-Initiator.Dass diese guten Kontakte und Bezie-hungen keine leeren Worthülsen sind,bewies im Juni dieses Jahres das „Fest-radeln“ von Villach und Kranjska Goranach Tarvis. „An der grenzüberschrei-

tenden Radtour nahmen 1.200 Festrad-ler teil“, so Dörfler.Der Radweg Villach-Tarvis bzw.Kranjska Gora-Tarvis ebenso wie das fürganz Europa wichtige Infrastrukturpro-jekt der Baltisch-Adriatischen Achse mitder Koralmbahn sind ein weiterer wich-tiger Baustein für die Weiterentwicklungder Euregio Senza Confini zwischenKärnten, Friaul-Julisch Venetien unddem Veneto. Sie sollte in den nächstenJahren um Slowenien und zwei kroati-sche Gespanschaften erweitert werden. Die bereits bestehenden, zahlreichenKooperationen im Kindergarten-, Infra-struktur- und Sportbereich, bei der Ka-tastrophenhilfe und im Tourismus,sowie die regelmäßigen trilateralen Re-gierungssitzungen zwischen Klagenfurt,Triest und Venedig, und die vorhande-nen Entwicklungspotentiale dieses 'klei-nen Europas an der oberen Adria'sollten künftig noch mehr gelebt undgenutzt werden. Die drei Kulturen undIdentitäten sollten sich nicht vermi-schen, sondern ergänzen und multipli-zieren, sich gegenseitig akzeptieren undweiterentwickeln, hat der Kärntner Lan-deshauptmann klare Vorstellungen undVisionen über die Zielrichtung der künf-tigen Euregio.

gige TEN-Netz und damit EU-Mitfinan-zierung ein. Ein herausragendes Lobby-ing-Projekt nennt sich BATCo (Baltic-Adriatic Transport Cooperation) undsteht unter Kärntner Federführung. „Wirbereiten in diesem Zusammenhangauch weitere Kooperationen, etwa mitdem Hafen Venedig, vor“, erklärt Dörf-ler.

Kärnten ist also ein Land, von dem vieleImpulse ausgehen, in dem viel Neuesentsteht, das offen für vielfältige Koope-rationen über die Grenzen hinweg ist.Zum Jubiläum „90 Jahre Volksabstim-mung“ können wir Kärntnerinnen undKärntner daher auch eine gute Bilanzund eine erfolgversprechende Zukunfts-perspektive feiern.

Blick in die Zukunft

„Senza Confini“ ist mehrals ein Schlagwort

LH Gerhard Dörflerbeim FestradelnFoto: LPD

Page 20: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN20

Jörg Haider-Brücke als wichtigeVoraussetzung für Tourismus-und Wirtschaftsentwicklung –neue Betriebe und Projekte stär-ken Region

Besonders Südkärnten ist im Auf-schwung und verkehrsmäßig op-timal "angeschlossen". Beim

letzten Bleiburger Wiesenmarkt trafLandeshauptmann Gerhard Dörfler dieklare, überaus erfreuliche Feststellung:"Erstmals nach über 600 Jahren gibt eskeine Wünsche an die Landespolitik.Diese Zurückhaltung der örtlichen Po-litiker zeigt, dass in den letzten zehnJahren Südkärnten nach vorne ge-bracht wurde". Durch Betriebsansied-lungen und diverseInfrastrukturmaßnahmen sei aus einerkleinen Kulturstadt eine Hauptstadtsüdlich der Drau entstanden. Verspro-chen wurde auch, dass das Land fürSüdkärnten auch weiter am Ball blei-ben werde.

Das große Bauwerk der Jörg-Haider-Brücke ist somit viel mehr als nur eineBrücke über die Drau. Sie ist die zen-trale Anbindung an die Autobahn unddamit eine wesentliche Voraussetzungfür Betriebsansiedlungen bzw. –erwei-terungen.

Hier einige Beispiele, die Südkärntenund damit seiner Wirtschaft und für dieArbeitsplatzsituation erhebliche Ver-besserungen bringen oder gebrachthaben: Ein neues Werk der Kohlbach-Gruppe entsteht in Bleiburg, womitüber hundert neue Arbeitsplätze ge-schaffen werden. Die Umfahrung Völ-kermarkt wurde nach fast 30 JahrenDiskussion und Planung realisiert unddamit der Schwerverkehr aus der Stadtgebracht. Mit dem Campus Futurawurde ein touristisches Vorzeigeprojektgeschaffen. Hier wurde ein Energie- und Touris-muskonzept mit starkem, nachhaltigemErlebnischarakter umgesetzt. Direktneben dem Campus Futura entstehtdemnächst auch die BezirkssporthalleBleiburg, die der Bevölkerung zur Ver-fügung steht und zudem für eine wei-tere Aufwertung des touristischenAngebots der Region sorgt.

Geplant ist auch ein innovativer Wind-energiepark auf der Petzen. Die Nutzungvon Windenergie passt in das Lebens-land-Konzept und stärkt die PositionKärntens als Alternativenergie-Bundes-land. Weitere Verkehrsakzente werdennach der Jörg Haider-Brücke, der Um-fahrung Völkermarkt, der Verbesserungder Petzenstraße für Südkärnten gesetzt.Die Draubrücke Tainach-Stein wird er-neuert und erhält zudem einen Rad- undGehweg. Damit gehört das derzeitigeVerkehrsnadelöhr bald der Vergangen-heit an. Erst kürzlich wurde der moder-nisierte Bahnhof Bleiburg mit Park &Ride-Anlage eröffnet. Dies bedeutet eineAufwertung des öffentlichen Personen-nahverkehrs und ist als Anbindung andie Koralmbahn und damit an die Bal-tisch-Adriatische Verkehrsachse sehrwichtig. Südkärnten gewinnt damit alsWirtschafts- und Tourismusstandortimmer mehr an Bedeutung.

Südkärnten im Aufschwung

Jahrhundertbauwerk fürSüdkärnten - die Jörg-Haider-Brücke

Bild oben: Das Campus Futura in Bleiburg ist eintouristisches Vorzeigeprojekt

Fotos: LPD

Page 21: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN 2121

Dokumente, Fotos, Postkarten,Landkarten, Plakate in deutscherund slowenischer Sprache, Grafi-

ken, Druckschriften – eine Fülle von Ex-ponaten erwartet die Besucher desBezirksheimatmuseums in Völkermarkt.Von der Abstimmungsglocke über His-torienbilder, eine historische Wahlurnebis zum „Verbrüderungs- Doppelbe-cher“: In seiner Dokumentation desKärntner Abwehrkampfes und derVolksabstimmung bietet es mit seinerVielzahl an Anschauungsmaterial soviele Hintergründe und Details zu die-sem zentralen Teil der Kärntner Ge-schichte wie keine andere Einrichtung.

Das Museum wurde am 12. Mai 1984am heutigen Standort gleich hinter demVölkermarkter Rathaus eröffnet. EinBombenanschlag des jugoslawischenGeheimdienstes, dessen Hintergründebis heute nicht vollends geklärt sind,hatte am 18. September 1979 großeTeile des früheren Museums zerstört, dasbis dahin im Rathaus untergebracht war.Ein Museumsmitarbeiter wurde dabeiebenso wie die zwei Attentäter schwerverletzt.

Neben dem Landesmuseum Kärntenbemüht sich heute besonders der Vereinder Freunde des Bezirksheimatmuseumsunter Obmann Robert Wlattnig um denBetrieb des Museums. „Wir wollen vorallem den Gedanken der friedlichenNachbarschaft und des Miteinanderszwischen den beiden Volksgruppen ver-mitteln“, betont Wlattnig. Der gemein-nützige Verein ist zusammen mit derStadtgemeinde Völkermarkt bestrebt,die Fakten der Geschichte zunehmend

auch mit Hilfe moderner Technik aufzu-bereiten. Ein erster Schritt dazu erfolgtheuer mit der Sonderausstellung „Ja zuÖsterreich – 90 Jahre Kärntner Volksab-stimmung“, die gemeinsam mit demLandesmuseum veranstaltet wird.

Vom Ende der Monarchie und der Grün-dung der 1. Republik, über die Phasendes Abwehrkampfes, die jugoslawischeBesatzung, die Informations- und Pro-pagandatätigkeit für die Volksabstim-mung bis hin zum feierlichen Verkündendes Ergebnisses am Neuen Platz in Kla-genfurt erfährt der Besucher hier vielWissenswertes über diese schwere Zeit.Die Darstellung der handelnden und ver-antwortlichen Personen sowie ein aus-führlicher Katalog ergänzen dasInformationsangebot.

Was beim Besuch des Museums beson-ders berührt, ist der „Abstimmungsbe-cher“, ein Doppelbecher, der durch eineStange zum gemeinsamen Trinken ver-bunden ist. Der feierliche Verbrüderungs-trunk geschah am 24. Oktober 1920 aufdem Kardinalsplatz in Klagenfurt: DieBürgermeister Anton Wieser von Pi-scheldorf (aus der Zone B) und JakobLutschounig von Maria Rain (aus derZone A) haben sich - stellvertretend fürdie Menschen beider Sprachen - in fried-licher Absicht verbrüdert. Auf den Be-chern ist zu lesen: Kärnten – frei undungeteilt. Dieses Symbol gegen die Tei-lung des Landes, für die Gemeinsamkeitund die Zusammengehörigkeit nacheiner so bitteren, schwierigen Zeit – dasmacht nachdenklich und auch sehrdankbar.

Dokumentation von Abwehrkampf und Volksabstimmung

Ein Museum als Erinnerung und Appell

1. Mai bis 31. OktoberDi. bis Fr. 10-13 Uhr

14-16 UhrSa. 9-12 Uhr

Ruhetage: So und Mo und feiertags.

9100 Völkermarkt, Faschinggasse 1 Tel. 04232-2571-39, E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten:

Info:

Abstimmungsglocke undFresken Foto: Karl Brunner

Karl Brunner

Foto der „Verbrüderungsszene“Foto: Landesmuseum Kärnten

Page 22: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

ZEIT FÜR KÄRNTEN22

Unsere Landeshymne – „Des Kärntners Vaterland“

Unsere Landeshymne hat eine inte-ressante Geschichte. Das Gedicht„Des Kärntners Vaterland“ wurde

1822 vom geborenen Judenburger Jo-hann Nepomuk Thaurer von Gallensteinverfasst und 1835 vom geborenen Wie-ner Josef Rainer Ritter von Harbach(1804-1871) vertont. Von Text und Me-lodie her ist es nicht nur die älteste, son-dern auch die schönste Landeshymne inÖsterreich (Wien hat keine). 1842 gab esschon eine italienische Version, auch inEnglisch und Französisch soll es siegeben.1848, im Revolutionsjahr, sprach manschon von der Nationalhymne. Siewurde nicht nur gesungen (auch mitPianobegleitung in den Salons), sondernauch landauf landab von der Blasmusik(Glocknermarsch) gespielt. Bei derGründung der Kärntner Landsmann-schaft im Jahr 1910 wurde die „Natio-nalhymne“ als Landeshymne aus derTaufe gehoben. Höchsten Stellenwerthatte sie zur Zeit der Freiheitskämpfeund der Volksabstimmung 1919-1920.Das Lied war ein einzigartiges "Zu-hause" für deutsch- und slowenisch-sprachige Kärntner. Die Macht des

Liedes im Kampf um die Heimat wardamals sehr wirksam.1930 wurde im Gedenken an die Opferder Freiheitskämpfe ein Wettbewerb füreine vierte Strophe für das Heimatliedausgeschrieben, den die gebürtige Ei-senerzerin Agnes Millonig (1884-1962,beide Elternteile waren Kärntner) ge-wann. Die Zeile, „wo man mit Blut dieGrenze schrieb“, regt heutzutage man-che Leute auf, ist aber die Wahrheit: 272tote Abwehrkämpfer und Zivilisten,sowie ca. 150 Gegner, die fast alle inKärnten gefallen sind.Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Titovergeblich Anspruch auf das Abstim-mungsgebiet. In den Schulen des ehe-maligen Abstimmungsgebietes gab eszweisprachigen Unterricht, dazubrauchte man eine slowenische Über-setzung für das Heimatlied. Mit Erlassdes Unterrichtsministeriums vom 1. De-zember 1947, Zahl 42.995-IV/12/1946,wurde die Übersetzung zum Unter-richtsgebrauch an gemischtsprachigenSchulen zugelassen. 1947 wurde vomMinisterium der Eingang in die Schul-bücher genehmigt und hat heute nochseine Gültigkeit.

Kärntner HeimatliedDort, wo Tirol an Salzburg grenzt,des Glockners Eisgefilde glänzt;wo aus dem Kranz, der es umschließt,der Leiter reine Quelle fließt,laut tosend längs der Berge Rand,beginnt mein teures Heimatland.

Wo durch der Matten herrlich Gründes Draustroms rasche Fluten ziehn;vom Eisenhut, wo schneebedecktsich Nordgaus Alpenkette streckt,bis zur Karawanken-Felsenwanddehnt sich mein freundlich Heimatland.

Wo, von der Alpenluft umweht,Pomonens schöner Tempel steht;wo sich durch Ufer, reich umblüht,der Lavant Welle rauschend zieht,im grünen Kleid`ein Silberband –schließt sich mein lieblich` Vaterland.

Wo Mannesmut und Frauentreu`die Heimat sich erstritt aufs neu`,wo man mit Blut die Grenze schriebund frei in Not und Tod verblieb;hell jubelnd klingt`s zur Bergeswanddas ist mein herrlich Heimatland!

(4. Strophe von Agnes Millonig, 1930)

Josef Rainer Ritter vonHarbach, Komponist derMelodie

Foto: Reinhold Gasper

Urschrift des Gedichtes„Des Kärntners Vater-land“ von Johann Taurervon GallensteinFoto: Landesarchiv

Reinhold Gasper

Johann NepomukThaurer von Gallenstein, derDichter des Hei-matlied-Textes

Page 23: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010

Sigrid Schäfer-Kassin aus Klein St.Paul (links) freute sich über ein Wo-chenende im Werzer's Hotel Resort,Waltraud Müller aus Klagenfurt(Mitte) über ein Dirndl vom KärntnerHeimatwerk und Manfred Walderaus Gnesau (rechts) über einen

Brunch im Warmbaderhof. LH Ger-hard Dörfler gratulierte. Ein weitererBrunch ging an Edeltraud Weitzeraus Bad Eisenkappel, Marlene Kram-mer aus Gnesau fuhr mit SpringerReisen zu den Mörbischer Seefest-spielen.

Gratulation den Gewinnern

Frage: Was feiert Kärnten heuer am 10. Oktober?

Kleben Sie den ausgefüllten Coupon bitte auf eine Postkarte und senden Sie diese bis29. September 2010 an Kärntner Landesregierung, Presseburo, Arnulfplatz 1, 9021Klagenfurt. Teilnehmen können Sie auch online auf www.ktn.gv.at. Der Rechtsweg istausgeschlossen.

Name:

Adresse:

Telefon:

E-Mail:

J

V K S B MI N G

A E#

Foto: LPD/Josef Bodner

Foto: Kärntner Heimatwerk

Kärntner Anzug, Haferlschuhe und Gurkta-ler Speck fürs leibliche Wohl: Mit unserenPreisen sind Sie perfekt für den großen Lan-desfestzug am 10. Oktober ausgestattet.Also schnell mitmachen!

Gewinnen Sie:

Ein Paar Heimatwerk-Haferlschuhe, nachalter Schuhmachertradition gearbeitet, holz-genagelt und durchgehend mit Kalbsledergefüttert. Die eigene Lochmusterung garan-tiert optimalen Tragekomfort.

Geschenkskisterlmit Gurktaler Spezialitätenvon der Fleischerei Seiser in Straßburg

Einen original Kärntner Anzug vom Kärnt-

ner Heimatwerk, komplett mit Sakko, Hose

und schwarzer, geblümter Weste. Dazu gibt

es den neuen „Kärnten-Gürtel“, entwickelt

von Heimatwerk und Kärnten Werbung. Er

trägt den Schriftzug „Kärnten“, es gibt ihn in

braun, schwarz oder weiß. Für Damen ist er

mit Rosenblütenoptik am Leder erhältlich.

#

Page 24: Zeit für Kärnten - Nr.4 September 2010