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Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 1 Sorgenbarometer 2020 Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

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Page 1: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 1

Sorgenbarometer 2020 Wiederbelebung der Willensnation

Schweiz in Zeiten der Krise

Page 2: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Projektteam

Lukas Golder: Politik- und Medienwissenschafter

Cloé Jans: Politikwissenschafterin

Thomas Burgunder: Mathematiker

Valentina Rötheli: Politikwissenschafterin

Daniel Bohn: Fachinformatiker Anwendungsentwicklung

Roland Rey: Volkswirtschafter

Page 3: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 4

1.1 Befragungskonzept und Methode 4

2 Sorgenwahrnehmung in der Schweiz 2020 6

2.1 Auswirkungen des neuen Coronavirus bis 2023 8

2.2 Priorisierung ausgewählte Sorgen in den Untergruppen 9

3 Sicherheit in Zeiten von Corona 11

4 Zustand der Demokratie 14

4.1 Vertrauen 16

4.2 Politische Probleme 18

5 Identität 20

6 Einschätzung zur Wirtschaft 22

6.1 Eigene Situation 22

6.2 Vergleich zum Ausland 23

7 Synthese 25

8 Anhang 27

8.1 Sorgentabelle im Trend (1988-2020) 27

8.2 Auswertung Sorgen nach Untergruppen 32

8.3 gfs.bern-Team 33

Page 4: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 4

1 Einleitung

Das CREDIT SUISSE SORGENBAROMETER ist eine jährliche Studie zur Erfassung und

Beobachtung der Meinung der Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Das Sor-

genbarometer existiert bereits seit 44 Jahren und wird seit 1995 durch gfs.bern erhoben.

Dank den Möglichkeiten der direkten Demokratie sind die Bürgerinnen und Bürger in der

Schweiz auf allen Ebenen des Staates (Bundesstaat, Kantone und Gemeinden) in der Lage,

verschiedene Bereiche des Staates direkt und unmittelbar mitzugestalten und zu verändern.

Das Credit Suisse Sorgenbarometer zeigt auf, welche politischen Fragen und Themenbereiche

den Stimmberechtigten besonders grosse Sorgen bereiten und welche als weniger dringlich

eingeschätzt werden. Erfasst wird zudem auch die Wahrnehmung des wirtschaftlichen und

politischen Umfelds sowie die Beurteilung der gesellschaftlichen und politischen Institutionen.

Die Schweiz ist ein heterogenes Land und keine Einheitsnation mit gemeinsamer homogener

Kultur. Die Kultur einer Schweizerin aus der Romandie unterscheidet sich zuweilen stark von

derjenigen einer Bürgerin aus der Deutschschweiz. Der Wille zur Gemeinschaft und zur

gemeinsamen Identität ist für den Fortbestand der Nation unentbehrlich. Der Gedanke der

Schweiz als Willensnation erhält gerade in Krisenzeiten, wie der aktuellen Corona-Pandemie,

eine neue Bedeutung. Vor dem Hintergrund der Krise wird nicht nur die Sorgenwahrnehmung

der Stimmberechtigten neu geprägt, es findet auch eine Neubewertung von Grundbegriffen

wie "Identität" oder "Sicherheit" statt.

Im separat publizierten EUROPA BAROMETER werden zudem im Sorgenbarometer enthal-

tene spezifische Fragen zur Beziehung der Schweiz zum Ausland und insbesondere auch zu

Europa diskutiert.

Das Credit Suisse Sorgenbarometer stellt zusammen mit dem Europa Barometer,

dem Jugendbarometer und dem Fortschrittsbarometer ein umfassendes und

langjähriges demoskopisches Informationssystem zur Erfassung des

gesellschaftlichen und politischen Pulses der Schweizer Bevölkerung sowie dem

Ausland dar. Das Jugend- und Fortschrittsbarometer sind darüberhinaus

international ausgerichtet.

1.1 Befragungskonzept und Methode

Um der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation, in der sich die Schweiz befindet,

besser Rechnung tragen zu können, wird der Fragebogen des Sorgenbarometers jährlich neu

evaluiert und moderat an die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse

angepasst. Das gilt insbesondere für die wahrgenommenen Problemfelder. 2020 wird darum

ein spezieller Fokus auf die Folgen der Corona-Krise in der Schweiz gelegt. Ein weiterer Teil

des Fragebogens widmet sich zudem der Frage, was Sicherheit in Zeiten der Krise bedeutet.

Der Befragungsteil zum Europa Bbarometer wurde ebenfalls leicht angepasst und wird auch

2020 weiterhin im Rahmen des separaten Europa Barometers publiziert.

Für das Sorgenbarometer wurden insgesamt 1798 Stimmberechtigte aus der ganzen Schweiz

in einem Mixed-Mode-Verfahren befragt. Die Daten der verschiedenen Methoden wurden

einzeln auf Methodeneffekte hin geprüft, danach erfolgte eine systematische Gewichtung, um

die Repräsentativität sicherzustellen. Die Interviews wurden im Juli und August 2020

durchgeführt. Über die genauen Eckwerte dieser Umfrage orientiert die nachstehende

Übersicht.

Page 5: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 5

Auftraggeber Credit Suisse

Grundgesamtheit Stimmberechtigte mit Wohnsitz in der Schweiz

Herkunft der Adressen Politisches Gemeindeverzeichnis der Schweiz, gfs-Panel, Online-Opt-in

Datenerhebung Face to Face (n=500)

gfs-Panel (n=478) Online-Opt-in (n=820)

Stichprobengrösse Total Befragte N=1798

Art der Stichprobenziehung Face to Face: Zufallsauswahl der Orte, Quotenauswahl der Befragten

Sprachregion (Alter/Geschlecht interlocked) gfs.bern-Panel: Einladung über das gfs.bern-Panel Online-Opt-in: Online-Rekrutierung über Social Media,

freier Zugang zur Befragung

Gewichtung Nach Methode, Alter/Geschlecht interlocked, Sprachregion und Partei

Stichprobenfehler Nach Methode, Alter/Geschlecht interlocked,

Sprachregion und Partei

Befragungszeitraum von Juli bis August 2020

Publikation November 2020

Tabelle 1: Methodische Details

Page 6: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 6

2 Sorgenwahrnehmung in der Schweiz 2020

Die CORONA-PANDEMIE und ihre Folgen stehen 2020 an erster Stelle der Sorgen der

Schweizerinnen und Schweizer. Für 51 Prozent der Befragten zählt Corona zu den fünf

grössten Problemen des Landes. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Sorgen-

barometers, dass sich ein Problem aus dem Nichts derart klar an die Spitze der Prioritätenliste

der Stimmberechtigten setzt. Zum Vergleich: Im Jahr 2001, dem Jahr der Anschläge auf das

World Trade Center in New York, nannten 27 Prozent "Terror" als eine der grössten Sorgen

des Landes.

An zweiter Stelle folgen mit der Sorge um die Reform und künftige Sicherung der ALTERS-

VORSORGE und um die ARBEITSLOSIGKEIT zwei Themen, die klassischerweise hoch auf

der Rangliste der als am grössten empfundenen Schweizer Probleme zu finden sind. Gerade

die Sorge um die Arbeitslosigkeit wird dieses Jahr wohl ihrerseits zusätzlich durch die Corona-

Krise beeinflusst. Bis zum Zeitpunkt der Studienpublikation konnte ein Stellenabbau im

grossen Stil auch aufgrund der zahlreichen Unterstützungsmassnahmen des Staates noch

vermieden werden. Inwiefern das jedoch – je nach Verlauf der Pandemie – auch für die

nächsten Monate und im Jahr 2021 der Fall sein wird, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen.

Während die Diskussion rund um den UMWELTSCHUTZ und das KLIMA das Wahljahr 2019

geprägt hat, war dieses Thema in den letzten Monaten in der öffentlichen Wahrnehmung –

auch aufgrund der Pandemie – weniger präsent. Die Sorge bleibt jedoch bei den

Schweizerinnen und Schweizern unter den Top-5. Dasselbe gilt für die Frage der

AUSLÄNDERINNEN/AUSLÄNDER und der GESUNDHEIT UND KRANKENKASSEN, die

für je 28 Prozent zu den grössten Problemen der Schweiz zählen.

Grafik 1

Bei der Frage nach dem Problem, das am dringendsten gelöst werden muss, steht die

Corona-Pandemie ebenfalls klar an erster Stelle, gefolgt vom Thema Umweltschutz und

Klimawandel. Die Sorge um die AHV und die Arbeitslosigkeit teilen sich mit je 8 Prozent der

Nennungen den dritten Platz.

Problembewusstsein

Top 20

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (n = 902)

51

37

31

29

28

28

23

23

17

14

13

13

12

11

11

10

10

10

8

8

Corona-Pandemie und ihre Folgen

AHV/ Altersvorsorge

Arbeitslosigkeit/ Jugendarbeitslosigkeit

Umweltschutz/ Klimawandel

AusländerInnen

Gesundheit, Krankenkassen

EU/ Bilaterale/ Integration/ Rahmenabkommen

Flüchtlinge/ Asyl

soziale Sicherheit

(Kern-)Energie/ Versorgungssicherheit

Meinungsverschiedenheiten mit der EU

neue Armut

Globalisierung

persönliche Sicherheit

Rassismus/ Fremdenfeindlichkeit

Inflation/ Teuerung

Erhöhte Wohnkosten, Anstieg Mietpreise

Drogen/ Alkohol

Löhne

Verkehrsfragen/ Staus/ Zukunft der Mobilität

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen.»

in % Stimmberechtigte, Mehrfachnennungen

möglich

Page 7: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 7

Grafik 2

Im Zeitverlauf wird ersichtlich, dass die Sorgenlandschaft insgesamt, abgesehen von der

Corona-Pandemie, relativ ähnlich wie 2019 aussieht. Was letztes Jahr als Problem mit

Handlungsbedarf galt, bleibt auch 2020 dringend.

Was sich verändert hat ist jedoch die Priorisierung: Die Altersvorsorge, der Umweltschutz und

die Ausländerfrage bleiben zentral, wurden jedoch in ihrer Dringlichkeit zurückgestuft oder

bleiben konstant. Zugenommen hat dagegen die Sorge um die Arbeitslosigkeit. Dennoch

bleiben die Sorgenwerte der Arbeitslosigkeit auch in diesem Jahr deutlich hinter den Werten

von 2017 oder noch früheren Jahren zurück.

Grafik 3

Obwohl die Corona-Pandemie einen veritablen Stresstest für das Gesundheitswesen der

Schweiz darstellt, nimmt die allgemeine Problemwahrnehmung in diesem Bereich nicht weiter

zu – im Gegenteil. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass während einer nationalen

Gesundheitskrise der Fokus der Bevölkerung auf dem Ausbau des Angebots und nicht auf den

Kosten liegt. Zudem sind die Krankenkassenprämien im letzten und aktuellen Jahr nur minim

angestiegen.

Ein leichter Anstieg ist im Bereich der Themenkreise Flüchtlinge und Asyl, EU/Bilaterale,

soziale Sicherheit und Energie- und Versorgungssicherheit zu beobachten.

Dringendstes

Problem

Top 10

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (n = 1051)

18

12

8

8

7

6

5

3

3

3

Corona-Pandemie und ihre Folgen

Umweltschutz/ Klimawandel

AHV/ Altersvorsorge

Arbeitslosigkeit/ Jugendarbeitslosigkeit

AusländerInnen

EU/ Bilaterale/ Integration/ Rahmenabkommen

Gesundheit, Krankenkassen

Flüchtlinge/ Asyl

(Kern-)Energie/ Versorgungssicherheit

Reform des Staates

"Und welches dieser fünf wichtigsten

Probleme müsste Ihrer Ansicht nach an

erster Stelle gelöst werden?"

in % Stimmberechtigte

Trend

Problembewusstsein

(1-5)

gfs.bern, CS Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."

in % Stimmberechtigte, Anteil Nennungen

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1988

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

Corona-Pandemie und

ihre Folgen

AHV/ Altersvorsorge

Arbeitslosigkeit/

Jugendarbeitslosigkeit

Umweltschutz/

Klimawandel

Ausländer*innen

Page 8: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 8

Grafik 4

2.1 Auswirkungen des neuen Coronavirus bis 2023

Ganz explizit auf die Auswirkung der Pandemie auf die Schweiz angesprochen, gehen die

Stimmberechtigten davon aus, dass insbesondere die Folgen hinsichtlich Arbeitslosigkeit und

Altersvorsorge negativ sein werden. Das bestätigt die These, dass die Sorgenlandschaft auch

über das Thema der Krankheit selbst hinaus durch die Pandemie geprägt ist.

Negative Auswirkungen bis 2023 werden auch für den Tourismus in der Schweiz, die

Überwachung der Bürgerinnen und Bürger sowie für die nationale Exportwirtschaft erwartet.

Neben diesen Problemthemen gibt es aber auch Aspekte der Krise, die positiv bewertet

werden. So geht man insgesamt davon aus, dass die Auswirkungen für die globale politische

und wirtschaftliche Zusammenarbeit bis 2023 insgesamt neutral – also weder klar negativ

noch klar positiv, ausfallen werden. Hinsichtlich des Finanzplatzes und der Gesundheits-

versorgung überwiegt in der Tendenz die Zuversicht. Was die Zukunft des Arbeitsumfeldes

betrifft (Digitalisierung der Arbeitswelt und Home Office) erwarten die Befragten deutlich

positive Folgen.

Grafik 5

Trend

Problembewusstsein

(6-10)

gfs.bern, CS Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."

in % Stimmberechtigte, Anteil Nennungen

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1988

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

Gesundheit,

Krankenkassen

EU/ Bilaterale/ Integration

Flüchtlinge/ Asyl

soziale Sicherheit

(Kern-)Energie/

Versorgungssicherheit

Veränderungen

Pandemie bis 2023

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798)

3

2

3

2

3

3

4

15

12

11

22

6

10

15

21

24

27

39

32

39

48

56

13

17

34

45

38

34

34

33

20

31

15

52

51

40

24

29

28

18

13

21

7

5

24

17

5

3

3

3

1

4

5

1

2

3

2

5

4

4

4

3

2

3

2

Arbeit von zuhause aus (Homeoffice)

Digitalisierung der Arbeitswelt

Gesundheitsversorgung

Schweizer Bankenplatz

politische globale Zusammenarbeit

wirtschaftliche globale Zusammenarbeit

Schweizer Exportwirtschaft

Datenüberwachung der Bürger*innen

Tourismus in der Schweiz

Sicherheit der Altersvorsorge

Zahl der Arbeitslosen

sehr negativ eher negativ Mitte / keine Folgen eher positiv sehr positiv keine Antwort

"Die Pandemie-Krise hat kurzfristig massive

Veränderungen gebracht. Was denken Sie,

wie einschneidend die Veränderungen in

drei Jahren noch sein werden? Ganz

spontan beurteilt: Wie sind die

Auswirkungen aus Sicht des Jahres 2023?"

in % Stimmberechtigte

Problemthemen

Zuversichtsthemen

Page 9: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 9

2.2 Priorisierung ausgewählte Sorgen in den Untergruppen

Die Sorgenwahrnehmung bezüglich der Corona-Pandemie ist in allen soziodemografischen

Gruppen hoch, fällt jedoch nach bestimmten Merkmalen unterschieden besonders pointiert

aus. So sind es beispielsweise die Stimmberechtigten mittleren Alters (40 bis 49 Jahre), die

sich diesbezüglich besonders sorgen. Personen über 70 Jahre – vom Profil her eher mehr

durch das Virus gefährdet, weniger aber durch seine Folgen für den Arbeitsmarkt – sorgen

sich hingegen im Vergleich am wenigsten um die Folgen der Pandemie.

Während es zwischen den Geschlechtern diesbezüglich praktisch keinen Unterschied in der

Sorgenwahrnehmung gibt, spielt das Bildungsniveau offensichtlich eine grosse Rolle.

Personen mit tiefer oder mittlerer Bildung sorgen sich deutlich mehr hinsichtlich der Pandemie

als Personen mit hoher Bildung. Personen mit tiefer Bildung sorgen sich zudem auch drei Mal

so häufig um Arbeitslosigkeit wie Personen mit hoher Bildung. Anscheinend werden die

ökonomischen Folgen der Krise je nach sozialer Schicht unterschiedlich wahrgenommen.

Während das Behördenvertrauen in der Schweiz im Allgemeinen sehr hoch ist – und durch

Corona zusätzlich gestärkt wurde – kam es im Zusammenhang mit der Pandemie immer

wieder zu politischen Protesten gegen die Massnahmen der Behörden. Die sogenannten

Corona-Kritiker zweifeln dabei generell die Gefahr an, die vom neuen Coronavirus ausgeht.

Dementsprechend passt es auch, dass Personen mit tiefem Behördenvertrauen («Politik

versagt oft») im neuen Coronavirus eine geringere Gefahr sehen als dies bei Personen mit

hohem Behördenvertrauen («Politik versagt selten») der Fall ist.

Grafik 6

Im Gegensatz zur Corona-Pandemie oder der Arbeitslosigkeit beschäftigen Sorgen um den

Klimawandel und die Umwelt sowie um die Zukunft der bilateralen Verträge und die Beziehung

mit der EU eher Personen mit hoher Bildung. Obwohl die Bewegung "Fridays for Future" und

die gesamten Klimaproteste stark von der Jugend angeführt werden, ist die Sorgen-

wahrnehmung im Bereich Klima in der Kohorte unter 30 Jahren nicht ausgeprägter als in den

restlichen Altersgruppen.

Beim Themenkreis EU fällt zudem auf, dass dieses Thema älteren Personen eher Sorgen

bereitet als jüngeren. Die Europafrage ist zudem eine der wenigen unter den Top-Sorgen, bei

der es einen gewissen Graben zwischen den Geschlechtern gibt. Männer sorgen sich eher um

die Ausgestaltung der künftigen Beziehung zu Europa als Frauen.

Problembewusstsein

Corona-Pandemie

und ihre Folgen

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

54

53

66

52

49

37

49

52

65

62

40

43

55

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Page 10: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 10

Grafik 7

Grafik 8

Problembewusstsein

Klimawandel/

Umweltschutz/

Klimakatastrophen

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

28

25

29

30

31

26

29

28

21

16

40

25

31

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Problembewusstsein

EU/Bilaterale

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

13

27

18

20

26

33

27

20

13

19

28

22

25

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Page 11: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 11

3 Sicherheit in Zeiten von Corona

Der Begriff "Sicherheit" kann vielseitig ausgelegt werden und kann dabei von wirtschaftlicher

über militärische bis zu technischer Sicherheit – um nur einige Beispiele zu nennen – sehr

vieles umfassen. Die Corona-Pandemie zeigt dabei nicht nur auf, wie verletzlich die heutige

mobile Gesellschaft ist, sondern bietet auch eine neue Perspektive auf die Frage, was

Sicherheit heute bedeutet. Das diesjährige Spezialthema der Befragung widmet sich dieser

Thematik.

In den Augen der Stimmberechtigten ist die VERSORGUNGSSICHERHEIT der zentralste

Baustein, angeführt von der sicheren Versorgung mit Energie und medizinischen Produkten.

Die Versorgungssicherheit mit Gütern generell folgt innerhalb dieses Komplexes an dritter

Stelle und erzielt damit einen gleich hohen Durchschnittswert wie die Sicherung der

Sozialwerke. Sicherheit der Sozialewerkte und die wirtschaftliche Sicherheit rechnen wir der

SICHERUNG DES WOHLSTANDES der Schweiz zu, der nach der Versorgungssicherheit an

zweiter Stelle rangiert.

An dritter Stelle folgen fünf verschiedene Aspekte der Sicherheit, die am besten unter dem

Überbegriff DER SICHERHEIT GEGENÜBER "NEUEN" RISIKEN zusammengefasst werden

können. Dazu gehört die Sicherheit im Bereich moderner Technologien (Cyber-Angriffe,

Datenschutz), die Vorsorge gegen Pandemien, der Schutz vor Terrorismus oder auch die Vor-

sorge gegen Umweltrisiken wie Waldbrände oder Überschwemmungen.

Der vierte Themenkomplex befasst sich mit der SICHERUNG DER NATIONALEN

INTERESSEN IM GLOBALEN KONTEXT. Dazu gehört konkret die Reduktion globaler

Abhängigkeiten (die ebenfalls einen Bezug zur Versorgungssicherheit hat), die bessere

internationale Kooperation sowie die Vorsorge gegen Migrationsströme. Auf einer Skala von 0

bis 10 wird diesen Elementen im Schnitt ein Wert zwischen 6.3 und 6.7 zugewiesen. Das

heisst, eine Mehrheit findet diese Bausteine der Sicherheit wichtig (Durchschnittswert von 5

oder mehr), sie stehen aber hinter den bisher genannten klar zurück.

Der am wenigsten zentrale Baustein ist gemäss den Stimmberechtigten die militärische

Sicherheit, die gewissermassen als Synonym für die Sicherheit gegen "ALTE" RISIKEN be-

trachtet werden kann.

Grafik 9

Die relevantesten Sicherheitsaspekte sind nicht zwingend deckungsgleich mit den Bereichen,

in denen die Stimmberechtigten sich in Zukunft am meisten staatliches Engagement

wünschen. Noch wichtiger als Investitionen in die Versorgungssicherheit sind ihnen nämlich

Relevante Bausteine

der Schweizer

Sicherheit

Mittelwerte

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798)6.1

6.3

6.7

6.7

7.1

7.1

7.4

7.5

7.6

7.8

7.9

7.9

8.0

8.1

militärische Sicherheit

Vorsorge gegen Migrationsströme

bessere internationale Kooperation

Reduktion globaler Abhängigkeiten

Vorsorge gegen Umweltrisiken

Schutz vor Terrorismus

Vorsorge gegen Pandemien

Datenschutz

Vorsorge gegen Cyber-Angriffe

Wirtschaftliche Sicherheit

Sicherheit der Sozialwerke

Versorgungssicherheit mit Gütern

Eigenversorgung mit medizinischen Produkten

Sicherheit der Energieversorgung

"Die Pandemie-Krise zeigte, wie verletzlich

die Gesellschaft ist. Wie relevant sind für Sie

folgende Bausteine der Sicherheit für die

Schweiz auf einer Skala von 0-10, wenn "0"

für die Sicherheit nicht relevant und "10"

absolut zentral für die Sicherheit bedeutet?"

In Mittelwerte Stimmberechtigte

Versorgungs-

sicherheit

Sicherung

Wohlstand

Sicherung nat.

Interessen im

globalen Kontext

Sicherheit gegen

«neue» Risiken

Sicherheit gegen

«alte» Risiken

Page 12: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 12

verstärkte staatliche Investitionen im Bereich von Umweltrisiken. Im Vergleich zur genannten

Relevanz wird auch die Vorsorge gegen Migrationsströme höher priorisiert. Dagegen nennen

nur wenige die Vorsorge gegen andere neue Risiken im Bereich Technologie oder Terrorismus

als zentralen Bereich für künftige staatliche Investitionen.

Grafik 10

Eine sehr klare Mehrheit von 87 Prozent der Stimmberechtigten spricht sich für die Ver-

lagerung von gewissen Produktionsprozessen zur Wahrung der Versorgungssicherheit ins

Inland aus, auch wenn diese wirtschaftlich nicht rentabel sind, sondern staatlich unterstützt

werden müssen.

Grafik 11

Diese Mehrheiten bestehen dabei unabhängig von Parteisympathien der Stimmberechtigten

und sind in allen politischen Lagern vorhanden.

Bester Bereich für

künftige

Investitionen des

Staates

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798) 1

1

1

1

1

4

4

5

7

8

8

8

11

12

13

14

keine Antwort

Datenschutz

Schutz vor Terrorismus

militärische Sicherheit

weiss nicht

Vorsorge gegen Cyber-Angriffe

bessere internationale Kooperation

Versorgungssicherheit mit Gütern

Reduktion globaler Abhängigkeiten

Vorsorge gegen Pandemien

Wirtschaftliche Sicherheit

Vorsorge gegen Migrationsströme

Sicherheit der Sozialwerke

Eigenversorgung mit medizinischen Produkten

Sicherheit der Energieversorgung

Vorsorge gegen Umweltrisiken

"In welchen dieser genannten Bereiche soll

der Staat in Zukunft am meisten

investieren?"

in % Stimmberechtigte

Produktionsprozesse

in die Schweiz

verlagern wegen

Versorgungssicherheit

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798)

sehr einverstanden

39

eher einverstanden

48

weiss nicht/ keine

Antwort4

eher nicht

einverstanden8

überhaupt nicht

einverstanden1

"Für die Versorgung wird diskutiert, gewisse

Produktionsprozesse mit staatlicher

Unterstützung zurück in die Schweiz zu

holen, welche die Versorgungssicherheit

erhöhen sollen, wenngleich sie wirtschaftlich

nicht rentabel sind – da geht es

beispielsweise um Medikamente oder

Ersatzteile."

in % Stimmberechtigte

Page 13: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 13

Grafik 12

Produktionsprozesse

in die Schweiz

verlagern wegen

Versorgungssicherheit

nach Parteisympathie

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798), sig.

"Für die Versorgung wird diskutiert, gewisse

Produktionsprozesse mit staatlicher

Unterstützung zurück in die Schweiz zu

holen, welche die Versorgungssicherheit

erhöhen sollen, wenngleich sie wirtschaftlich

nicht rentabel sind – da geht es

beispielsweise um Medikamente oder

Ersatzteile."

in % Stimmberechtigte

41 42

32 32

41 44

50 47

5347

4948

6 710

18

7 40 2 2 1 1 13 2 3 2 2 3

Grüne SP CVP FDP.Die

Liberalen

SVP keine

weiss nicht/ keine

Antwort

überhaupt nicht

einverstanden

eher nicht

einverstanden

eher einverstanden

sehr einverstanden

Page 14: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 14

4 Zustand der Demokratie

Das Interesse der Schweizerinnen und Schweizer an der Politik steigt seit 2015 kontinuierlich

an und schlägt dieses Jahr mit 85 Prozent, die sich als sehr oder eher interessiert bezeichnen,

den 2019 aufgestellten bisherigen Rekordwert. Die wichtige Rolle, welche die Politik im Zu-

sammenhang mit der Bekämpfung der Pandemie gespielt hat, könnte dabei zu einem er-

höhten Interesse beigetragen haben. Weitere Faktoren, die sich auch auf ein ansteigendes

Politikinteresse auswirken können, sind globale Themen wie die prominenten Konflikte in der

amerikanischen Politik, der Klimawandel oder politische Bewegungen gegen Rassismus und

Diskriminierung, oder für die Gleichberechtigung der Geschlechter. In Zeiten, in denen

Stichworte wie Politikverdrossenheit, «News Deprivation» oder auch «Fake News» ihren Weg

ins Alltagsvokabular gefunden haben, setzt dieser anhaltende Trend ein starkes Zeichen, dass

die Politik der Bevölkerung nicht egal ist. Die vergleichsweise tiefe Beteiligung von 45.1

Prozent an den eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober 2019 und die sehr hohe

Beteiligung an den Abstimmungen vom 27. September 2020 (59.5%) zeigen, dass sich ein

erhöhtes Interesse wohl punktuell, aber nicht in jedem Fall, in erhöhte Partizipation am

politischen Prozess übersetzt.

Grafik 13

In Krisenzeiten ist Leadership besonders gefragt. Fehlt sie hingegen, wird das schnell sichtbar.

Das gilt auch für die aktuelle Corona-Krise. Die Stimmberechtigten scheinen der Politik in den

letzten Monaten eher ein besseres Zeugnis als in Vorjahren auszustellen. Der Anteil der

Befragten mit der Meinung, die Politik versage oft, nimmt um 9 Prozentpunkte ab (37%). Im

Gegensatz zum Vorjahr steigt dagegen der Anteil Stimmberechtigter, die der Politik nur selten

Versagen vorwerfen (53%).

Trend Interesse

Politik

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

2116 17

1319 18

21 23 2225

2219

23 21 2118

24

14141710

1518

29 31

43

42

3740

42

40 4243

42 4240 45

38

4241 43

4236

444143

53

5250

45 43

421

21

11

1

12

1

1

1 1

1

26

31

2831

30 2525 24 25 25

23

30

2525

2630 29 30

2828

2725 23

21 19

10

1016

13 1411

1411 11 11 10 9

139

12 10 10 11 1115

11 10 8 84 6 4

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

überhaupt nicht

interessiert

eher nicht interessiert

weiss nicht/ keine

Antwort

eher interessiert

sehr interessiert

"Ganz allgemein gesprochen, wie sehr sind

Sie an politischen Fragen interessiert?"

in % Stimmberechtigte

Page 15: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 15

Grafik 14

Die Wirtschaft konnte hingegen offensichtlich nicht im gleichen Ausmass Kapital aus der Krise

schlagen wie die Politik. Trotz der Tatsache, dass auch Unternehmen in der Krise stark

gefordert waren und an Lösungen für die schwierige wirtschaftliche Situation mitgebaut haben,

bleiben die Werte im Vergleich zu den beiden Vorjahren relativ stabil: 42 Prozent (Vorjahr:

41%) finden, die Wirtschaft versage oft, während 48 Prozent (Vorjahr: 45%) der Meinung

sind, dass dies selten der Fall sei.

Grafik 15

Die Schweizer Politik zeichnet sich durch eine Vielzahl von Eigenschaften aus, auf die eine

Mehrheit der Stimmberechtigten stolz sind – allem voran die Volksrechte der direkten

Demokratie (Initiativen und Referenden). Zentrale Elemente sind aber auch die gesell-

schaftliche und wirtschaftliche Stabilität und die Bundesverfassung als Symbol der Einheit

unseres föderalistischen, heterogenen Landes. Diese Heterogenität ist dabei selber ein

Element, das Stolz hervorruft – je 81 Prozent der Befragten sind stolz auf das Zusam-

menleben der verschiedenen Sprachgruppen und die Mitsprachemöglichkeiten der Kantone

(Föderalismus).

Die Priorisierung der Dinge, welche die Stimmberechtigten stolz machen, deuten darauf hin,

dass die Idee der "Willensnation Schweiz" auch in diesem neuen Jahrzehnt fest in der

Bevölkerung verankert ist. Ein zentraler Zweck dieser Willensnation ist die Wahrung von

Eigenstätigkeit, Unabhängigkeit und Neutralität – kurz: Der Freiheit.

Trend

Politikversagen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

"Haben Sie das Gefühl, die Politik von

Regierung und Verwaltung versage in

entscheidenden Dingen? "

in % Stimmberechtigte

4953

50

3539

4338

4953

46 48 47

3843

38 38 38 3531 31

28 2924

45 46

37

4036

40

5148

50

49

37

38

40 37 39

48 4045 43

38

54

5359

5760

59

4642

53

4 5 45 4

5

3 41

1 1 1 33 4

3

3

510

612

8

144

43

7 6 69 9

2

10 10 813 14 13 11

14 1316

21

6 6 4 3 3 4 58 7

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

weiss nicht/ keine

Antwort

nie

selten

oft

Trend

Wirtschaftsversagen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

"Haben Sie das Gefühl, die Wirtschaft

versage in entscheidenden Dingen?"

in % Stimmberechtigte

4845

33 31 29

41

5357

47 4642

32

4034

3935

4440

31 3027

23

41 41 42

4045

5254 61

45

33

33

37 37 43

50

41

4641

41

48

48

57

51 60

57

4845

48

5 46 5

5

5 3

2

21

1 42 5

2

3

25

8

14

10

14

5 64

7 69 10

59 11

814 16 14 14

17 1518

21

6 74 5 3

6 6 8 6

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

weiss

nicht/ keine

Antwort

nie

selten

oft

Page 16: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 16

Grafik 16

4.1 Vertrauen

Nach einem deutlichen Einbruch des Vertrauens in praktisch alle Akteurinnen und Akteure im

Bereich Behörden und Politik im letzten Jahr nimmt das Level an Vertrauen 2020 tendenziell

erneut zu. Besonders augenscheinlich ist dies beim BUNDESRAT, wo das Vertrauen

regelrecht in die Höhe schoss und nun fast den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2013

erreicht.

Neben dem Bundesrat nimmt auch das Vertrauen in das eidgenössische Parlament (STÄN-

DERAT UND NATIONALRAT) sowie in die STAATLICHE VERWALTUNG zu. Nach einem

besonders markanten Einbruch 2019 erholen sich dieses Jahr auch die Vertrauenswerte in die

POLITISCHEN PARTEIEN – wenn auch weiterhin auf vergleichsweise tiefem Niveau.

Es bleibt dabei, dass anstehende politische Reformprojekte wie die Sicherung der Alters-

vorsorge oder die Ausgestaltung der Beziehungen zur EU auf entscheidende Schritte vorwärts

warten. Die relevanten politischen Akteurinnen und Akteure – darunter auch die Parteien –

haben ihre Aufgaben offensichtlich (noch) nicht zur vollen Zufriedenheit der Stimmberechtigen

erledigt.

Das grösste Vertrauen von allen abgefragten Akteurinnen und Akteuren geniesst zum dritten

Mal in Folge die POLIZEI. Das BUNDESGERICHT und die SCHWEIZERISCHE

NATIONALBANK (SNB) hingegen verlieren im Vergleich zu den letzten Jahren und wurden

2020 vom Bundesrat überholt.

Im Rahmen der Corona-Krise erlebte die Schweizer ARMEE die grösste Mobilmachung seit

dem Zweiten Weltkrieg. Der Einsatz der Schweizer Streitkräfte bei der Bewältigung der Krise

schlug sich aber – im Gegensatz zum Bundesrat – nicht in einem Vertrauensgewinn nieder. Im

Gegenteil: Der gemessene Vertrauenswert in die Armee ist der tiefste seit 2012. Dies zeigte

sich auch in der Abstimmung zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge, die nur durch wenige

tausend Stimmen gewonnne werden konnte. Die Corona Pandemie hatte wohl bei einigen

Stimmberechtigen dazu geführt, dass sie die Unterstützung des Gesundheitswesens und der

Wirtschaft höher als die der Armee gewichteten.

Elemente der

schweizerischen

Politik, die stolz

machen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798)

25

14

28

25

48

45

34

35

27

35

36

35

52

42

54

47

51

30

36

47

46

56

48

49

52

39

8

8

7

7

6

5

5

5

3

4

7

4

2

18

19

13

13

11

10

11

11

11

11

6

7

5

7

5

5

4

5

4

3

3

3

2

2

2

2

Milizsystem in Gesellschaft, Polit ik und Armee

Sozialpartnerschaft

Versorgungssicherheit

Regierung, in der alle grossen Parteien vertreten sind

Neutralität

Eigenständigkeit, Unabhängigkeit

Mitsprachemöglichkeiten der Kantone/ Föderalismus

Zusammenleben der verschiedenen Sprachgruppen

gesellschaftliche Stabilität

politische Stabilität

Bundesverfassung

wirtschaftliche Stabilität

Volksrechte wie Initiative und Referendum

sehr stolz eher stolz weiss nicht/ keine Antwort eher nicht stolz überhaupt nicht stolz

"Gibt es bestimmte Dinge, auf die Sie an der

schweizerischen Politik besonders stolz

sind?"

in % Stimmberechtigte

Page 17: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 17

Grafik 17

Im Durchschnitt ist das Vertrauen in ARBEITNEHMER höher als in ARBEITGEBER. Die

BANKEN liegen als Kategorie dazwischen. Nachdem die drei abgefragten Akteurinnen und

Akteure der Wirtschaft im letzten Jahr, wie bei Politik und Behörden auch, deutlich an

Vertrauen eingebüsst haben, bleiben die Werte 2020 einigermassen konstant.

Grafik 18

Abgesehen von den BEZAHLTEN ZEITUNGEN büssen die Medien generell weiter an

Vertrauen ein. Obwohl die Corona-Krise gerade Nachrichtensendungen im FERNSEHEN

zuweilen rekordhohe Einschaltquoten bescherte, ist für das Medium insgesamt kein Anstieg

von Vertrauen sichtbar. Der besonders deutliche Vertrauensverlust bei den

GRATISZEITUNGEN setzt sich auch dieses Jahr fort, wobei sich der Graben zu den

restlichen abgefragten Medien noch vertieft.

gfs.bern, CS Sorgenbarometer, August 2019 (N jeweils ca.

1000-2500)

"In der Schweiz gibt es verschiedene

Institutionen, wie z.B. Regierung, Gerichte

und Banken. Zu diesen kann man

unterschiedlich starkes Vertrauen haben.

Geben Sie bitte anhand dieser Skala an, wie

gross Ihr persönliches Vertrauen in jede der

unten aufgeführten Institutionen ist. 1

bedeutet, dass Sie kein Vertrauen dazu

haben, 7 bedeutet, dass Sie grosses

Vertrauen dazu haben."

in Mittelwerten Stimmberechtigte

Trend Mittelwert

Vertrauen in Akteure

(Politik & Behörden)

1

2

3

4

5

6

7

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Polizei

Bundesgericht

SNB

Bundesrat

Armee

Ständerat

staatliche

Verwaltung

Nationalrat

NGOs

politische

Parteien

Kirchen

EU

gfs.bern, CS Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca.

1000-2500)

"In der Schweiz gibt es verschiedene

Institutionen, wie z.B. Regierung, Gerichte

und Banken. Zu diesen kann man

unterschiedlich starkes Vertrauen haben.

Geben Sie bitte anhand dieser Skala an, wie

gross Ihr persönliches Vertrauen in jede der

unten aufgeführten Institutionen ist. 1

bedeutet, dass Sie kein Vertrauen dazu

haben, 7 bedeutet, dass Sie grosses

Vertrauen dazu haben."

in Mittelwerten Stimmberechtigte

Trend Mittelwert

Vertrauen in Akteure

(Wirtschaft)

1

2

3

4

5

6

7

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Arbeitnehmer

Banken

Arbeitgeber-

Organisationen

Page 18: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 18

Grafik 19

4.2 Politische Probleme

Eine klare Mehrheit von 77 Prozent der Bevölkerung wünscht sich eine grössere Kom-

promissbereitschaft im Parlament. Dieser Wert hat im Vergleich zu 2019 deutlich

zugenommen (2019: 68% sehr/eher einverstanden). Auch beim Bundesrat sehen die

Stimmberechtigten weiterhin Verbesserungspotenzial, wenn es um Leadership geht. In

Übereinstimmung mit den angestiegenen Vertrauenswerten ist der Anteil jener Personen, die

der Meinung sind, die Landesregierung könnte ihre Führungsrolle noch besser einnehmen,

allerdings gesunken (2019: 83%; 2020: 70%).

Die Stimmberechtigten der Schweiz sind tendenziell der Meinung, dass die Wirtschaft schneller

Lösungen finde als die Politik (60% sehr/eher einverstanden) und es deshalb mehr Freiräume

und weniger Bürokratie brauche. Zudem braucht es in den Augen von 59 Prozent – trotz

tendenziell zunehmender Globalisierungskritik – eine stärkere internationale Anbindung der

Schweiz, da Lösungen für politische Probleme häufig international gefunden werden müssen.

Gespaltener sind die Meinungen bezüglich des Beitrags politischer Bewegungen und

Demonstrationen zur Politik: 55 Prozent der Stimmberechtigten finden, dass diese Form des

politischen Engagements wichtig seien, um die Politik zu neuen Lösungen zu bewegen. 42

Prozent wiederum widersprechen dem allerdings.

Keine Mehrheit findet die Aussage, dass sich die Schweiz auf Lösungen vor Ort konzentrieren

müsse und weltweite Probleme anderen überlassen solle. Im Vergleich zu 2019 nimmt die

Zustimmung zu dieser Aussage dieses Jahr ab (2019: 53% sehr/eher einverstanden; 2020:

45%). Stimmberechtigte differenzieren durchaus zwischen unterschiedlichen politischen

Problemen und ihren Lösungen. In gewissen Fragen wird das nationale Wohlergehen stark in

den Vordergrund gerückt (Stichwort Versorgungssicherheit), in anderen die internationale

Kooperation. Die sich ausbreitende Pandemie bringt beide Aspekte stärker zum Vorschein.

Die Pandemie zeigt in der Wahrnehmung der Stimmberechtigten, dass die Schweiz unter

Druck zusammensteht und man gemeinsam eine Lösung finden kann. Die tiefe Verankerung

des Konzepts der Willensnation macht sich auch hier bemerkbar. Zudem sorgt die Krise auch

für eine gewisse Adjustierung der politischen Perspektive: 64 Prozent sind nämlich der

Meinung, dass die Covid-19-Pandemie aufzeige, wie unwichtig viele politische Probleme sind,

die bisher unseren Alltag dominiert haben.

Das neue Coronavirus hat die bisher äusserst präsente Klimafrage für einige Monate aus dem

absoluten Interessensmittelpunkt verdrängt. Dementsprechend ist heute auch eine Mehrheit

von 57 Prozent der Meinung, dass es wichtigere Dinge zu lösen gebe als die Klimafrage.

Immerhin 41 Prozent stimmen dieser Aussage jedoch nicht zu, womit das Problem weiterhin in

den Augen der Stimmbevölkerung zu den dringenderen gehört. Geäussert wird zudem der

gfs.bern, CS Sorgenbarometer, August 2019 (N jeweils ca.

1000-2500)

1

2

3

4

5

6

7

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Radio

bezahlte

Zeitungen

Fernsehen

Internet

Gratiszeitungen

"In der Schweiz gibt es verschiedene

Institutionen, wie z.B. Regierung, Gerichte

und Banken. Zu diesen kann man

unterschiedlich starkes Vertrauen haben.

Geben Sie bitte anhand dieser Skala an, wie

gross Ihr persönliches Vertrauen in jede der

unten aufgeführten Institutionen ist. 1

bedeutet, dass Sie kein Vertrauen dazu

haben, 7 bedeutet, dass Sie grosses

Vertrauen dazu haben."

in Mittelwerten Stimmberechtigte

Trend Mittelwert

Vertrauen in Akteure

(Medien)

Page 19: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 19

Wunsch, die Schweiz möge auch global eine Vorreiterrolle in der Bewältigung der Klimakrise

einnehmen und die eigene Politik über klare Gesetze und Vorlagen steuern (57% sehr/eher

einverstanden).

Grafik 19

Unterschiedliche

Lösungen für

politische Probleme

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = 1798)

28

30

23

19

15

22

23

24

28

33

29

27

41

56

30

33

36

36

42

44

2

2

2

3

4

3

4

3

4

4

22

19

21

15

26

23

21

18

18

14

19

22

13

7

25

19

16

19

8

5

Schweizer Politik soll weltweit Vorreiterrolle in der Kl imapolitik

einnehmen und aktiver über Gesetze und Vorgaben steuern

es gibt wicht igere Themen zum lösen als die Klimapolitik

Pandemie-Krise zeigt, dass viele politische Konflikte im Alltag

eigentlich unwichtig sind

Pandemie-Krise zeigt, dass die Schweiz unter Druck immer

zusammensteht und Lösungen findet

Schweiz findet Lösungen vor Ort, weltweite Probleme sollen

andere lösen

Verschiedene Bewegungen und Demonstrationen in letzter Zeit

sind wicht ig, um die Politik zu neuen Lösungen zu bewegen

Lösungen müssen international gefunden werden, dafür braucht

es stärkere internationale Anbindung der Schweiz

Wirtschaft findet schneller Lösungen als die Polit ik, dafür

braucht es wieder mehr Freiräume und weniger Bürokrat ie

Bundesrat muss Führungsrolle besser wahrnehmen

Parlament muss mehr Kompromisse suchen

sehr einverstanden eher einverstanden weiss nicht/ keine Antwort

eher nicht einverstanden gar nicht einverstanden

"Es gibt unterschiedliche Vorstellungen, wie

man Lösungen für politische Probleme

suchen kann. Sind Sie mit den folgenden

Aussagen sehr einverstanden, eher

einverstanden, eher nicht einverstanden

oder überhaupt nicht einverstanden?"

in % Stimmberechtigte

Fokus Akteure und Handlungsarena

Fokus Problem

Page 20: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 20

5 Identität

Die Schweizerinnen und Schweizer sind stolz auf ihr eigenes Land. Auch 2020 bleibt das für

drei von vier Stimmberechtigten der Fall (75% sehr/eher stolz). Der Anteil Personen, der

kritisch mit der eigenen Identität umgeht, nimmt jedoch seit 2015 mehr oder weniger

kontinuierlich zu und beträgt 2020 immerhin 20 Prozent.

Grafik 20

Eine besonders grosse Gefahr für die nationale Identität sehen dabei viele in der sinkenden

Fähigkeit der Politik zu breiten, tragfähigen Lösungen. Obwohl dieses Element im Vergleich zu

2019 etwas weniger breit als Problem wahrgenommen wird, bleibt es klar an erster Stelle,

was weiterhin die Wichtigkeit einer grösseren Kompromissbereitschaft aller politischen

Akteurinnen und Akteure zeigt.

Die Schweiz setzt bei der Bewältigung der Corona-Krise neben einigen offiziellen Massnahmen

stark auf Freiwilligkeit, Eigenverantwortung und Solidarität. Es ist gut möglich, dass die

aktuelle Situation zuweilen auch die Grenzen der Bereitschaft der Bevölkerung, für andere zu

sorgen, aufzeigt. Das sinkende freiwillige Engagement und auch Egoismus werden 2020

deutlich eher als Gefahr für die Identität gesehen als noch 2019.

Etwas in den Hintergrund gerückt – bedingt wahrscheinlich durch den Fokus auf die

Coronapandemie – sind Probleme mit der EU, die internationale Öffnung oder auch die

Einwanderung. Die Abhängigkeit der Schweiz von der globalen Wirtschaft hingegen (dieses

Jahr zum ersten Mal befragt) rangiert hoch oben auf der Liste von Gefahren für die Schweizer

Identität. Dieser vermeintliche Widerspruch verlangt nach einer Reflexion über die Art und

Weise, wie die Stimmberechtigten der Schweiz ihre Beziehungen zum Ausland gestaltet haben

möchten: Die Beziehungen zur EU bleiben zentral – das zeigt sich auch in der jüngst sehr

klaren Ablehnung der Begrenzungsinitiative. Internationale Öffnung an sich wird nicht als

Gefahr für die Identität gesehen, aber in eine Abhängigkeit gegenüber anderen möchte man

sich trotzdem nicht begeben. Kurz gesagt: So lange die eigene Freiheit gewährleistet ist,

scheint eine Durchlässigkeit gegenüber dem Äusseren auch nicht mit Identitätsverlust

verbunden zu werden. Auch dieser Befund passt gut zur starken Verankerung des Konzeptes

der Willensnation Schweiz: So lange gewisse Faktoren wie die Unabhängigkeit gegeben sind,

ist auch die nationale Identität nicht gefährdet.

Trend Stolz

Schweizer/Schweizerin

zu sein

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

36 36

4539

3639

3428

30

50 50

45 55

5351

4551 45

3 21

1

2 1

4 45

8 108

5

7 7

10 1011

3 2 1 2 27 7 9

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

überhaupt nicht stolz

eher nicht stolz

weiss nicht/ keine

Antwort

eher stolz

sehr stolz

"Und jetzt zur Schweiz ganz allgemein. Sind

Sie stolz, Schweizer/Schweizerin zu sein?"

in % Stimmberechtigte

Page 21: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 21

Grafik 21

Es bleibt dabei, dass man sich in erster Linie der Schweiz als Land zugehörig fühlt. Im

Vergleich zu 2019 hat das Zugehörigkeitsgefühl zur Nation als Ganzes dieses Jahr deutlich

zugenommen, was auch auf ein stärkeres Zusammenwachsen in Krisenzeiten deutet. Nicht

nur agierten der Bundesrat und einzelne Exponenten der Behörden während der intensivsten

Phasen des Lockdowns national sichtbar als Krisenmanager, sondern es wurde auch in allen

Medien minutiös über den Verlauf der Pandemie in allen Landesteilen berichtet. Zudem

bestand ein wesentlicher Aspekt in der Beurteilung des eigenen Krisenmanagements darin,

den Vergleich – und auch eine gewisse Abgrenzung – mit dem Ausland zu machen. All das

dürfte dazu beigetragen haben, dass das Zugehörigkeitsgefühl der Stimmberechtigten zur

Schweiz als Ganzes gestiegen ist.

Grafik 22

Trend Gefährdung

Schweizer Identität

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Polarisierung

Einwanderung

Egoismus

internationale

Öffnung

Reformstau

EU-Probleme

sinkendes freiwilliges

Engagement

sinkende Fähigkeit

der Politik für

tragfähige Lösungen

Abhängigkeit von

globaler Wirtschaft

"Man hört verschiedene Argumente, wieso

die Schweizer Identität gefährdet werden

könnte. Geben Sie bitte an, ob Sie durch

folgende möglichen Ursachen die Schweizer

Identität sehr gefährdet, eher gefährdet, eher

nicht gefährdet oder überhaupt nicht

gefährdet sehen."

in % Stimmberechtigte,

Anteil sehr/eher gefährdet

Trend Zugehörigkeit

geographische

Einheit in erster

Linie

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Wohngemeinde

Wohnkanton

Sprachregion

das ganze Land

Europa

Welt

"Welcher dieser geographischen Einheiten

auf dieser Liste hier fühlen Sie sich in 1.

Linie zugehörig?"

in % Stimmberechtigte

Page 22: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 22

6 Einschätzung zur Wirtschaft

6.1 Eigene Situation

Die Wachstumsprognosen für 2020 sehen wenig rosig aus, auch wenn der Einbruch gemäss

Seco (Stand 12 Oktober 2020) weniger stark als befürchtet ausfallen dürfte. Dennoch bleibt

die Unsicherheit über die ökonomische Wohlfahrt vorhanden. Zum Zeitpunkt der Befragung

(Juli bis August 2020) gab eine Mehrheit von 65 Prozent der Stimmberechtigten an, dass es

ihnen zu dem Zeitpunkt wirtschaftlich gesehen sehr oder eher gut ging. Weiteren 27 Prozent

ging es recht. Im Vergleich zu 2019 bedeutet das gesamthaft gesehen sogar eine leichte

Verbesserung der Situation.

Grafik 23

Auch auf die Zukunft angesprochen bleibt eine klare Mehrheit (68%) der Stimmberechtigten

optimistisch, dass sie ihren aktuellen Wohlstand mindestens halten oder sogar verbessern

(13%) kann. Dennoch fällt auf, dass der Anteil Personen, der mit einer Verschlechterung

rechnet oder unsicher hinsichtlich der eigenen künftigen Situation ist, im Vergleich zu 2019

deutlich zugenommen hat (13% 2019 vs. 19% 2020). Das ist ein neuer Höchstwert seit

Beginn der Messung dieser Frage im Jahr 1995.

Grafik 24

Trend aktuelle

individuelle

wirtschaftliche Lage

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

108 8 11

17

8 9 714

9 815

12 11 1319

810 10 139 11 10

14

51

4750

5447

52 49 5142

44 46

4445 49 47 35

4850 53

5556 52

52

51

33

36 33

31 3033

33 3234 39 38

3434

33 34

37 3632

3125 29

29 3027

4 7 6

4 6 6 787

7 66

7 5 57 6 6

55 5 6 5 6

1 1 2 1 2 1 3 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 21 1 1 1 1 1 1 1 11 2 1 1

1995

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

weiss nicht/ keine Antwort

sehr schlecht

schlecht

recht

gut

sehr gut

"Was würden Sie sagen, wie es Ihnen

wirtschaftlich gesehen im Moment geht?"

in % Stimmberechtigte

Trend kommende

individuelle

wirtschaftliche Lage

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

"Wenn Sie an die nächsten 12 Monate

denken, würden Sie dann sagen, dass es

Ihnen wirtschaftlich gesehen besser, gleich

oder schlechter als jetzt gehen wird?"

in % Stimmberechtigte

1216 14 14

17 16 1814 13 13

17 1912

9 10 9

1822

1814

19 171612 13

7571 75

7977

70 67 7777

7978 75

7981

83 83

74 68 74

72

7369 75

75

68

10 11 6

5 3

10 138

76

4 4 8 10 5 7 5 67

137

14 710

14

32 52 3 4 2 1

4 2 1 2 1 2 1 3 41 1 1 2 3 5

1995

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

weiss nicht/ keine

Antwort

schlechter

gleich

besser

Page 23: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 23

Ebenfalls ein neuer Höchstwert (11%) ist bei der Frage nach einem befürchteten Stellen-

verlust in den nächsten 12 Monaten zu verzeichnen. Zwar liegt der Anteil derjenigen, die sich

ernsthafte Sorgen machen, auch hier auf relativ tiefem Niveau. Der Anteil jener Personen, die

Angst haben, ihre Stelle zu verlieren, hat sich seit 2012 allerdings verdoppelt.

Grafik 25

Trotz dieser (auf tiefem Niveau) steigenden ökonomischen Unsicherheit bleibt eine Mehrheit

der Stimmberechtigten mit dem eigenen Leben insgesamt zufrieden. Sichtbar wird aber auch

eine zunehmende Polarisierung der Zufriedenheit: Zwar ist der Anteil jener Befragten, die

äusserst zufrieden sind (Werte von 8 oder höher) im Vergleich zu 2019 angestiegen. Dasselbe

gilt jedoch auch für Personen, die auf einer Zufriedenheitsskala von 1 bis 10 Werte von 5 oder

tiefer wählen. Um zu sehen, ob Personen mit einer mittleren Zufriedenheit in die Polgruppen

wechseln, werden weitere Messungen in den kommenden Jahren notwendig sein.

Grafik 26

6.2 Vergleich zum Ausland

Die Schweizerinnen und Schweizer stellen der eigenen Wirtschaft im Vergleich zum Ausland

gute bis sehr gute Noten aus. Diese Meinung herrscht praktisch einstimmig vor (95%). Im

Vergleich zum Beginn der Nullerjahre, als diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, hat

insbesondere der Anteil jener Personen, die den Zustand der Wirtschaft als sehr gut

beurteilen, klar zugenommen. Im Vergleich zum letzten Jahr ist jedoch keine Zunahme zu

Trend Filter

Stellenverlust

nächste 12 Monate

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 700-

1784)

58 7 8 8 9 10 9 113

41 1 1

1 23

9288

92 91 91 91 89 8986

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Nein

weiss nicht/ keine Antwort

Ja

"Befürchten Sie selbst, dass Sie in den

nächsten 12 Monaten Ihre Arbeitsstelle

verlieren?"

in % berufstätiger Stimmberechtigter

Trend Zufriedenheit

gegenwärtige

Situation

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

4 58

37 34

38

38

36

28

913

12

7 66

4 4 6

11 21

2018 2019 2020

weiss nicht/ keine

Antwort

0 voll und ganz

unzufrieden

1-2

3-4

5 Mitte

6-7

8-9

10 voll und ganz

zufrieden

"Auf einer Skala von 0 bis 10, wie zufrieden

sind Sie gegenwärtig alles in allem mit Ihrem

Leben?"

in % Stimmberechtigte

Page 24: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 24

beobachten. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies vor dem Hintergrund einer länger anhaltenden

Pandemie im In- und Ausland in Zukunft in die eine oder andere Richtung verändern wird.

Grafik 27

Trend Schweizer und

ausländische

Wirtschaft im

Vergleich

814 17

3033

22 21

3027

3528 28 28

23

3431 30

7264

69

6362

6975

60 67

62

6965

69

66

6264 64

6 5

6

3 13

16

22 1

1

1 4 4

14 16

84 4 6

3 4 41 2

62

103

1 2

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

sehr schlecht

eher schlecht

weiss nicht/ keine

Antwort

eher gut

sehr gut

"Wie steht die Schweizer Wirtschaft im

Vergleich zur ausländischen Wirtschaft da?"

in % Stimmberechtigte

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N jeweils ca. 1000-

2500)

Page 25: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 25

7 Synthese

In Thesenform fassen wir die Erkenntnisse des Credit Suisse Sorgenbarometers 2020 wie

folgt zusammen:

Pandemie prägt die Sorgen

Die Sorgenwahrnehmung der Schweizer Bevölkerung 2020 ist klar durch die Corona-

Pandemie geprägt. Diese Sorge steht an erster Stelle. Noch nie hat sich ein neues Thema

derart schnell etabliert. Die Folgen der Krise für die Wirtschaft sind zwar bis heute nicht genau

vorherzusehen. Die Leute sind aber wieder stärker als in Vorjahren um die Arbeitslosigkeit

besorgt – auch wenn hier die Sorgenwerte bei weitem nicht so hoch sind wie noch vor einigen

Jahren. Dennoch ist neben der Pandemie und ihren Folgen die Arbeitslosigkeit die einzige

Top-Sorge, die an Bedeutung gewinnt, und sie dürfte neben gesundheitlichen Sorgen eine

zentrale Komponente des Themas Corona-Pandemie sein.

Dahinter verschieben sich die Prioritäten nur wenig. Die Sorge um die Umwelt bleibt in den

Top 5, wurde aber in ihrem starken Aufstieg in den letzten fünf Jahren durch den Fokus auf

die Pandemie ebenfalls etwas gebremst. Gleich verhält es sich mit der Altersvorsorge. Bis

heute lässt eine Reform für die künftige Sicherung der AHV auf sich warten, was sich auch in

der Problemwahrnehmung der Bevölkerung zeigt. Vor dem Hintergrund der Pandemie wird

diese politische Baustelle jedoch zurückpriorisiert. Die Ausländer/innen-Frage ist heute noch

für rund 30 Prozent der Stimmberechtigten ein zentrales Problem, was ungefähr dem

Kernpotenzial der SVP-Sympathisantinnen und -sympathisanten entspricht.

Re-Evaluation der Sicherheitsbedürfnisse

Die Corona Pandemie führt zu einer Re-Evaluierung der Sicherheitsbedürfnisse in der Schweiz.

Dabei stellt sich heraus, dass militärische Sicherheit im klassischen Sinne für die

Stimmberechtigten (vergleichsweise) am wenigsten relevant ist – sie kommt erst an fünfter

und letzter Stelle. Erste Priorität hat die Versorgungssicherheit (Medizin, Nahrung, Energie).

An zweiter Stelle folgt die ökonomische Sicherheit in Form der Wahrung des Wohlstandes –

und zwar im Erwerbsleben wie auch im Alter. Neue Bedrohungen folgen an dritter Stelle

(Datenschutz, Cyber-Sicherheit, Pandemie, Terror). An vierter Stelle kommt die Sicherung der

nationalen Interessen im globalen Kontext (bessere internationale Kooperation, Reduktion

globaler Abhängigkeiten, Vorsorge gegen Migrationsströme).

Come-Back der Willensnation

Das Image der Schweiz im Ausland ist gut – und in den letzten zwölf Monaten in der

Wahrnehmung der Stimmberechtigten eher wieder besser geworden. Die nationale Wirtschaft

steht vergleichsweise auf soliden Beinen, die Schweiz beweist Resilienz. In der Corona-Krise

steigt die Verbundenheit mit dem Land als Ganzes. Die Idee von Autarkie, Unabhängigkeit und

Selbstbestimmtheit gewinnt an Bedeutung. Dabei geht es weniger um (emotionalen)

Patriotismus als um eine Rückbesinnung auf die Idee der (pragmatischen) Willensnation.

Vertrauen: Bundesrat als Gewinner des Jahres

In der aktuellen Krise konnten Akteurinnen und Akteure von Behörden und Politik an

Vertrauen dazugewinnen – allen voran der Bundesrat. Die Wirtschaft oder auch die Medien

konnten dagegen aus der Krise kein zusätzliches Vertrauenskapital schlagen. Während die

Werte bei der Wirtschaft stabil bleiben, nimmt das Medienvertrauen in den letzten Jahren

deutlich ab. Die veränderte Lebenswelt während der Corona-Pandemie (weniger Pendeln), die

Fake-News-Thematik und der sich rapide vollziehende Medienwandel hinterlassen ihre Spuren

– mit Folgen für die Rolle der "vierten Gewalt" im politisch-gesellschaftlichen Kontext.

Auftrag weiterhin «nicht erfüllt»

"Auftrag nicht erfüllt" war der Titel des letztjährigen Sorgenbarometers. Inzwischen hat das

Volk das Parlament neu bestellt und für eine deutliche Kurskorrektur gesorgt. Die Politik ist

progressiver geworden, die grossen Reformbaustellen wie etwa die Sicherung der AHV

bleiben jedoch bestehen, und die damit verbundenen Probleme haben sich in der

Page 26: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 26

Wahrnehmung vieler durch die Pandemienoch verschärft. Die Forderung der Bevölkerung

nach mehr Kompromissen im Parlament und einer stärkeren Führungsrolle des Bundesrats

bleiben auch dieses Jahr bestehen.

Bilaterale Verträge bleiben zentral

Was die Stimmberechtigten am 27.September an der Urne bestätigt haben, zeigt sich auch im

Sorgenbarometer 2020: Stabile Beziehungen mit der EU und die bilateralen Verträge gelten in

der breiten Bevölkerungsmehrheit als wichtig und sollen in Zukunft weiterentwickelt werden.

Das bedeutet aber für eine Mehrheit nicht zwingend die Aufgabe von Unabhängigkeit und

Souveränität. Obwohl der Anteil Personen mit der Überzeugung, ein schlechterer Marktzugang

zur EU liesse sich mit verstärkten Handelsbeziehungen zu Drittstaaten kompensieren, sinkt,

wünscht sich dennoch eine (zunehmende) Mehrheit eine eigenständige Nischenpolitik statt

eine stärkere Anbindung an die EU-Position. Die hiesige Politik verhält sich dem Ausland

gegenüber in den letzten Jahren zunehmend defensiv, was auch mit dem Tauziehen um die

Ausgestaltung der Beziehungen zur EU zusammenhängen dürfte. Der klare Wunsch der

Stimmberechtigten ist es, dass unsere Politikerinnen und Politiker wieder offensiver auftreten.

Konfliktpotenzial Wirtschaft

Die Schweiz hat eine gute Bilanz im Umgang mit Wirtschaftskrisen. Das zeigte sich

insbesondere auch während der globalen Finanzkrise 2008-2009. Die meisten

Schweizerinnen und Schweizer schätzen ihre aktuelle Lage als gut ein und gehen auch davon

aus, dass sich in den nächsten 12 Monaten keine substanzielle Verschlechterung einstellt.

Dennoch gibt es eine kleine Minderheit von ca. 14 Prozent, die sich zunehmend Sorgen

macht. Diese Entwicklung ist nicht nur dem neuen Coronavirus geschuldet, sondern zeichnet

sich bereits seit längerem ab. Der Anteil jener Personen, die fürchten, in den nächsten zwölf

Monaten ihre Stelle zu verlieren, hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Arbeitslosigkeit

könnte sich ab 2021 rasch wieder als Top-Sorge etablieren.

Hohes Politikinteresse wegen Corona

Wir finden ein sehr stark steigendes Politikinteresse seit 2016 in jener Gruppe, die zuvor eher

nicht und gar nicht interessiert waren. Faktoren wie die prominenten Konflikte in der

amerikanischen Politik, aber auch globale Themen wie Klimawandel, Rassismus und

Gleichberechtigung haben das Politikinteresse in den letzten Jahren erhöht. In diesem Jahr ist

es nochmals sehr stark gestiegen, bedingt durch die Corona-Krise. Die Politik (d.h. Bundesrat,

BAG, etc.) hat Regeln aufgestellt, die für alle gelten und das Leben von jedem verändern.

Dieser Effekt wird vermutlich wieder nachlassen, wenn die Corona-Krise überwunden ist.

Page 27: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 27

8 Anhang

8.1 Sorgentabelle im Trend (1988-2020) Jahr AHV/

Alters

vorsorge

Gesundheit,

Krankenkassen

Ausländer/-innen

Flüchtlinge/ Asyl

Umwelt-schutz

Arbeitslos-igkeit/

JugendAL

EU/ Bilaterale/

Integration

Neue Armut

1988 74 49

1989 71 27

1990 70 21

1991 61 34

1992 50 73

1993 33 19 47 89

1994 28 24 47 83

1995 40 32 30 31 31 70 48

1996 36 46 22 25 20 75 34 21

1997 39 52 21 30 19 81 39 19

1998 45 46 24 47 19 74 40 17

1999 45 48 22 56 18 57 43 18

2000 49 59 22 41 25 34 45 18

2001 37 64 22 32 15 45 34 27

2002 49 58 19 43 18 52 21 22

2003 59 63 18 36 14 67 15 27

2004 49 56 24 45 11 69 18 22

2005 45 51 30 28 9 71 19 29

2006 51 55 27 39 7 66 18 28

2007 45 38 35 26 25 57 20 25

2008 39 40 24 30 20 53 17 28

2009 36 36 23 17 17 66 12 22

2010 45 41 31 19 18 76 23 18

2011 27 30 36 21 16 52 14 17

2012 36 30 37 32 18 49 20 17

2013 29 21 37 28 16 44 16 18

2014 37 23 40 26 16 51 20 14

2015 38 22 43 35 15 56 24 15

2016 28 21 36 26 13 45 22 16

2017 44 26 35 19 16 44 21 14

2018 45 41 37 31 23 22 22 18

2019 47 41 30 20 29 26 21 21

2020 37 28 28 23 29 31 23 13

Page 28: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 28

Jahr Löhne

Bundes-finanzen

Verkehrs-fragen /

Staus

Rassismus/ Fremden-

feindlichkeit

Soziale Sicherheit

Inflation/ Teuerung

Persön- liche

Sicherheit

Gleichstellung

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995 12 22 15 14 10

1996 13 19 7 18 12 13 8

1997 14 22 7 15 10 13 3

1998 12 17 12 15 8 15 7

1999 13 26 7 17 5 18 7

2000 13 22 11 15 15 10 15 7

2001 19 19 10 10 13 10 14 4

2002 9 20 10 7 16 9 19 5

2003 12 22 6 11 21 10 16 3

2004 12 26 7 10 22 15 23 3

2005 21 23 4 7 15 12 20 4

2006 26 17 3 9 19 19 13 6

2007 23 18 6 9 19 20 30 5

2008 17 20 6 8 20 32 27 4

2009 16 12 5 5 31 14 25 2

2010 7 10 7 4 37 15 28 2

2011 14 11 8 4 26 15 27 3

2012 13 8 9 10 19 9 21 5

2013 19 10 13 11 21 13 24 5

2014 10 11 12 11 16 9 17 3

2015 10 9 8 10 12 11 17 3

2016 14 10 15 12 11 12 15 6

2017 6 13 19 7 18 15 14 8

2018 15 15 15 14 13 13 12 11

2019 11 12 8 10 14 12 23 11

2020 8 8 8 11 17 10 11 8

Page 29: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 29

Jahr (Kern-)

Energie / Vers-sorgung

Zusam-

men- leben

Bildungs-

wesen

Sicherheit im

Internet/ Cyber-

Spionage

Global-

isierung

Drogen/

Alkohol

Familien-

politik/ Kinder-

betreuung

Terroris-

mus/ Extremis

mus

1988 64

1989 72

1990 70

1991 62

1992 64

1993 73

1994 76

1995 10 11 34 10

1996 4 6 8 30 8

1997 5 6 9 28 3

1998 4 5 10 22 7

1999 7 6 13 16 7

2000 11 5 11 15 7 1

2001 6 10 24 11 4 27

2002 6 9 17 12 5 8

2003 4 7 15 18 3 6

2004 2 5 10 11 3 11

2005 5 5 16 14 4 15

2006 11 5 11 14 6 11

2007 10 5 14 10 5 10

2008 15 5 11 10 4 7

2009 9 5 11 9 2 4

2010 11 5 3 14 8 2 3

2011 15 8 3 13 7 3 4

2012 16 5 6 7 10 5 5

2013 19 12 6 7 11 14 5 5

2014 17 7 4 9 10 16 3 9

2015 13 7 3 14 7 13 3 10

2016 10 11 9 9 9 10 8 14

2017 16 10 7 10 8 11 10 13

2018 11 11 10 9 8 8 8 8

2019 14 8 8 7 6 13 8 6

2020 14 8 7 8 12 10 4 3

Page 30: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 30

Jahr Banken- krise

Digital- isierung/

Technolog- isierung/Zu-

kunft der

Arbeitswelt

Sozial-partner-

schaft

Religiöser Fundament-

alismus

Schwächen direkte

Demokratie

Land-wirtschaft/

Milchpreis/ Subventionen

Wirtschafts- lage/

Konjunktur/ Franken-

stärke

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995 13

1996 8 13

1997 7 8

1998 7 7

1999 5 7

2000 7 7

2001 5 7

2002 5 12

2003 6 11

2004 8 6

2005 9 4

2006 8 10

2007 7 7

2008 10 4

2009 29 11 4 5

2010 13 5 7 5

2011 30 10 7 5

2012 14 7 6 6

2013 11 6 8 8

2014 14 9 7 6 5

2015 9 7 6 4 3

2016 11 4 9 8 7 9

2017 8 7 6 7 9 10

2018 7 7 7 6 6 6 6

2019 4 6 4 6 6 5 11

2020 6 6 4 6 4 8

Page 31: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 31

Jahr Benzin-/Erdöl-

preise

Eurokrise Reform des Staates

Armee-fragen

Meinungs-verschieden-

heiten mit der EU

Übernahme von Schweizer

Unternehmen durch

ausländische

Investoren

Globale Handelskonflikte

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995 5 9

1996 5 6

1997 6 4

1998 4 4

1999 4 7

2000 5 7

2001 3 5

2002 4 4

2003 4 3

2004 5 6

2005 6 5

2006 6 4

2007 4 5

2008 7 9

2009 4 7 6

2010 3 10 7

2011 5 9 5

2012 13 22 4 10

2013 7 15 6 10

2014 9 16 6 8

2015 5 24 5 7

2016 6 19 9 6

2017 4 10 7 5

2018 6 5 4 0

2019 - 4 4 0 16 6 3

2020

Page 32: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 32

8.2 Auswertung Sorgen nach Untergruppen

Ergänhzung zu Kapitel 2.1

Problembewusstsein

Arbeitslosigkeit

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

39

35

33

30

23

29

29

32

63

39

21

24

34

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Problembewusstsein

AHV/Altersvorsorge

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

29

34

41

40

42

35

39

36

40

44

31

34

41

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Problembewusstsein

Ausländer*innen

nach Untergruppen

gfs.bern, Sorgenbarometer, August 2020 (N = ?)

"Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über

die in der letzten Zeit viel diskutiert und

geschrieben worden ist: Lesen Sie die Liste

bitte durch und wählen Sie dann von allen

jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf

wichtigsten Probleme der Schweiz

ansehen."

in % Stimmberechtigte

30

33

23

29

29

24

30

27

30

34

23

33

25

18-29 Jahre

30-39 Jahre

40-49 Jahre

50-59 Jahre

60-69 Jahre

70+ Jahre

Mann

Frau

tiefe Bildung

mittlere Bildung

hohe Bildung

Politik versagt oft

Politik versagt selten

Page 33: Wiederbelebung der Willensnation Schweiz in Zeiten der Krise

Credit Suisse Sorgenbarometer 2020 I 33

8.3 gfs.bern-Team

Lukas Golder

Co-Leiter und Präsident des Verwaltungsrats gfs.bern, Politik- und Medienwissenschafter,

MAS FH in Communication Management, Dozent an der ZHAW

[email protected]

Schwerpunkte:

Integrierte Kommunikations- und Kampagnenanalysen, Image- und Reputationsanalysen,

Medienanalysen / Medienwirkungsanalysen, Jugendforschung und gesellschaftlicher Wandel,

Abstimmungen, Wahlen, Modernisierung des Staates, gesundheitspolitische Reformen

Publikationen in Sammelbänden, Fachmagazinen, Tagespresse und im Internet

Cloé Jans

Leiterin operatives Geschäft, Politikwissenschafterin, CAS in Kommunikationsmanagement

und Leadership

[email protected]

Schwerpunkte:

Image- und Reputationsanalysen, Jugend- und Gesellschaftsforschung, Abstimmungen /

Kampagnen / Wahlen, Issue Monitoring / Begleitforschung politische Themen,

Medienanalysen, gesundheitspolitische Reformen und Fragen, qualitative Methoden

Thomas Burgunder

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mathematiker

[email protected]

Schwerpunkte:

Programmierung und Auswertung quantitative Projekte, Modellierungen, Visualisierungen,

qualitative Datenanalyse

Valentina Rötheli

Projektmitarbeiterin, Administration

[email protected]

Schwerpunkte:

Desktop-Publishing, Visualisierungen, Projektadministration,

Vortragsadministration

Daniel Bohn

Projektmitarbeiter, Fachinformatiker Anwendungsentwicklung

[email protected]

Schwerpunkte:

quantitative und qualitative Datenanalyse, Datenaufbereitung,

Visualisierung

Roland Rey

Mitarbeiter Administration

[email protected]

Schwerpunkte:

Desktop-Publishing, Visualisierungen, Projektadministration,

Vortragsadministration