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Wie nachhaltig sind Lenzinger Cellulosefasern ? EU Ecolabel Textil-Workshop 9.6.2008 Josef Schmidtbauer / Lenzing AG M:// LCA_Textilworkshop_090608

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Wie nachhaltig sind Lenzinger Cellulosefasern ?

EU Ecolabel Textil-Workshop9.6.2008Josef Schmidtbauer / Lenzing AG

M://LCA_Textilworkshop_090608

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Test 1

Richtig oder Falsch – was denken Sie ?

Die Naturfaser Baumwolle ist umweltfreundlicher (nachhaltiger) als Chemiefasern

Durch intensive Bewirtschaftung der Baumwollfelder ist der Faserertrag pro Hektar höher als bei aus Holz hergestellten Regeneratfasern

Die industriellen Prozesse der Zellstoff- und Viskosefaserproduktion verbrauchen mehr Wasser als die Baumwollproduktion

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Nachhaltigkeit (Sustainability)

„Corporate Sustainability is a business approach that creates long-time shareholder value by embracing opportunities and managing risks deriving from economic, environmental and social developments.“ (DJSI, business oriented)

„…a development meeting the needs of the present without compromising the capacity of future generations to meet their own needs.“ (Brundtland, society oriented)

…“improved quality of life without compromising the quality of life of future generations“ (UK government)

This demands an integratedmanagement of three dimensions :

Ecology Social Responsibility

Economy

Sustainability

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Hintergrund (1)

Globale ökologische Probleme : Klimawandel, IPCC Berichte Verknappung begrenzter Ressourcen : Wasser,

Ackerland, fossile Brennstoffe Umweltverschmutzung, Schadstoffemissionen

Weitere globale Einflussfaktoren : Bevölkerungswachstum Biotreibstoffe <> Nahrungsmittelproduktion Umweltpolitik (Kyoto-Protokoll, Bali-Konferenz) Medien (Oscar und Friedensnobelpreis für Al Gore) Finanzanalysten bewerten Nachhaltigkeit von

Unternehmen (DJSI)

Nachhaltigkeit wird zum globalen Megatrend, der ALLE Lebensbereiche erfasst

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Textilindustrie <> Klimawandel ?

Der Klimawandel beeinflusst die Textilindustrie.Beeinflusst die Textilindustrie den Klimawandel ?

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Global environmental situation

Sustainable Development

Soil degradation (2002): 60 – 70%

Quelle : A. Strigl / ÖIN

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Global societal situation

Sustainable Development

World grain production till 2050

Quelle : A. Strigl / ÖIN

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Global environmental situation

Sustainable Development

Loss on water species (1970–99)

Quelle : A. Strigl / ÖIN

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Hintergrund (2)

Unmittelbare Faktoren für das Fasergeschäft : Große Handelsketten starten Nachhaltigkeits-

Programme (Wal-Mart, Tesco, IKEA, Marks&Spencer, …..) und formulieren ehrgeizige Ziele (CO2-neutral, carbon footprint für jedes Produkt)

Bekleidungsindustrie, Automobilhersteller, Möbelindustrie und Vliesstoffindustrie fragen nach Kennzahlen zur Bewertung der Nachhaltigkeit verschiedener Fasern

Eine Vielzahl konkurrierender Öko-Labels bewertet nur Teilaspekte und verwirrt den Konsumenten

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EU Ecolabel

Anforderungen an Cellulosefasern :

Nur eine vergleichende Ökobilanz verschiedener Fasern kann eine umfassende Bewertungsgrundlage liefern

Kriterium Baumwolle Man-made Cellulosefasern

Schadstoffgehalt < 0,05 ppm Pestizidrückstände

< 250 ppm AOX

Luftverschmutzung Keine Anforderungen < 30 g/kg Schwefelemission

Wasser-verschmutzung

Keine Anforderungen < 0,3 g/kg Zinkemission90% der Avivagen sind biolog. abbaubar

Allgemein Limitierung betreffend die Verwendung umweltbelastender oder gesundheitsgefährdender Stoffe im ProduktionsprozessSind diese Kriterien für die Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte von

Fasern im globalen Kontext ausreichend ?

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Was ist eine Ökobilanz (LCA) ?

Eine Ökobilanz (Life Cycle Analysis) analysiert und bewertet die ökologischen Aspekte eines Produktes „von der Wiege bis zur Bahre“ – also von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung und den Gebrauch des Produktes bis zu seiner Entsorgung.

Zunächst werden Ziele und Systemgrenzen der Bilanz definiert.

Dann wird eine umfassende Stoff- und Energiebilanz (Sachbilanz) erstellt.

Anschließend wird eine Wirkungsabschätzung vorgenommen, um die Relevanz und Größe der Umwelt-auswirkungen des Produktes zu bewerten.

Die Auswertung beurteilt die Ergebnisse und gibt Empfehlungen.

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Ziele der LCA-Studie

Kooperation mit Dr. Martin Patel vom Copernicus Institut der Universität Utrecht / NL

Wissenschaftlich fundierte, neutrale Analyse und Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte der Lenzinger Viskose-, Modal- und Tencelfasern in verschiedenen Szenarien

Aktualisierung der Datenbasis für Baumwolle in Zusammenarbeit mit Carbotech / CH

Vergleich der LCA Daten unserer Fasern mit CO, PET, PP in einheitlicher Methodik

Analyse von Stärken und Schwächen unserer Fasern und Produktionsprozesse

Veröffentlichung ausgewählter Ergebnisse

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Ökobilanz von Fasern und Textilien

Fasern sind Zwischenprodukte für Textilien und NW-Produkte mit sehr unterschiedlicher Nutzungsdauer; oft werden auch Mischungen verschiedener Fasern verwendet.

Eine Ökobilanz auf Basis eines bestimmten Produktes (z.B. Damenbluse) aus verschiedenen Fasern ist oft wenig praxisnahe : wer würde eine Bluse aus 100% PES oder PP tragen ?

Für den Vergleich von Fasern ist es daher sinnvoll, die Bilanzgrenzen auf „cradle to factory gate“ einzuengen. Herstellung des textilen Produktes, Nutzungsphase und Entsorgung bleiben dabei unberücksichtigt.

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Systemgrenzen für Cellulosefasern

Photo-synthesis

ForestryDisposal

Pulpproduction

Fibre production

Use

CO2H2O

GlobalTextile &

NonwovensIndustry

Der „carbon footprint“ berücksichtigt auch die thermische Entsorgung des Produktes

Betrachtet wird kein vollständiger Lebenszyklus, sondern nur „cradle-to-factory-gate

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Carbon Footprint / GWP

Der Carbon Footprint ist die Emission an CO2 und anderen Treibhausgasen, die von einem Produkt entlang der gesamten Wertschöpfungskette verursacht wird. Die Nutzungs- und Entsorgungs-/oder Wiederverwertungsphase kann mit einbezogen werden.

Der Carbon Footprint ist also eine LCA Bewertung reduziert auf die klimaverändernden Emissionen (Treibhausgase).

Das GWP (Global Warming Potential) verschiedener Treibhausgase ist sehr unterschiedlich hoch :

GWP100

CO2 1

CH4 21

N2O 310

Fluorierte Kohlenwasserstoffe 140 - 11700

SF6 23900

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Methodik (1)

Bewertete Kriterien Non renewable energy use (NREU) GHG emissions / Global Warming Potential / Carbon

Footprint Water use Land use

Wirkungsbilanz nach CML Masseinheit Abiotic depletion Sb eq. Ozone layer depletion CFC-11 eq. Human toxicity 1,4-DB eq. Fresh water aquatic ecotoxicity 1,4-DB eq. Terrestrial ecotoxicity 1,4-DB eq. Photochemical oxidant formation C2H4

eq. Acidification SO2 eq. Eutrophication PO4 eq.

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Methodik (2)

Nicht bewertete Faktoren :

relevant für :Rezyklierbarkeit PET, PPGenetische Modifikation CO, Biologische Abbaubarkeit CO, CV, CMD, CLY,Qualität der benutzten Landfläche CO, Holzzertifizierung CV, CMD, CLYMeerwassertoxizität alle

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Ergebnis der LCA-Studie

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Landnutzung (1)

Flächenbedarf (ha) zur Produktion 1t Faser

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Landnutzung (2)Energieeinsparung gegenüber PET-Faser je ha Landfläche

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Klimaschutz

Lenzinger Cellulosefasern verursachen eine geringere Treibhausgas-Emission als Polyesterfasern oder Baumwolle.

Bezogen auf PET beträgt die Emissionsreduktion durch die Lenzinger Faserproduktion 1,3 Mio. t CO2 pro Jahr und der Erdölverbrauch vermindert sich um 500.000 t /a.

Würde man alle Lenzinger Cellulosefasern durch Baumwolle ersetzen, würden 0,3 Mio. t CO2/a mehr emittiert, es würden 340.000 ha mehr Ackerland benötigt (= +1% der Weltanbaufläche) und der Wasserverbrauch stiege um 2,2 Mrd. m³.

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„Bioraffinerie“ in Lenzing

PulpMill

39 %11%

50%

Pulp

Acetic acidFurfuralXylose

Spent liquor

Energy surplus

Beech wood

Effizienter Umgang mit Resourcen :Holz ist der Rohstoff und der Energieträger für die

integrierte Zellstoff-/Faserproduktion

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Wasserverbrauch

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Zusammenfassung

Die durch Lenzinger Cellulosefasern verursachte Gesamtbelastung für Mensch und Umwelt ist um ein Vielfaches niedriger als bei der Naturfaser Baumwolle.

Cellulosefasern aus Holz erzielen einen 2-5 mal so hohen Flächenertrag wie Baumwolle und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Das Holz für Lenzinger Fasern stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder Holzfarmen in Grenzertragsregionen, während Baumwolle hochwertiges Agrarland benötigt.

Der Wasserbedarf für die Baumwollproduktion ist 10-20 mal so hoch wie für die industrielle Produktion der Lenzinger Cellulosefasern; dies führt in manchen Regionen zu nachhaltigen Umweltschäden (Austrocknung des Aralsees).

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Test 2

Richtig oder falsch - wie denken sie jetzt darüber ?

Die Naturfaser Baumwolle ist umweltfreundlicher (nachhaltiger) als Chemiefasern

Durch intensive Bewirtschaftung der Baumwollfelder ist der Faserertrag pro Hektar höher als bei aus Holz hergestellten Regeneratfasern

Die industriellen Prozesse der Zellstoff- und Viskosefaserproduktion verbrauchen mehr Wasser als die Baumwollproduktion

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Nachhaltigkeit = Lebensqualität