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Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 1
Wie Marken sprechen:Wenn es um die Kommunikation von Markeninhalten geht, brauchen wir die Semiotik und die Linguistik!
Prof. Dr. Hans H. Bauer
2. G·E·M ForumGeorg-August-Universität Göttingen,
17. November 2009
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 2
Agenda
1. Motivation des Themas
2. Semiotik, Linguistik, Semantik
3. Bedeutungsraum einer Marke
4. Bedeutungsraum von „sportlich“
5. Forderung an die Markenführung
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 3
1. Motivation des Themas:Der Einfluss der Frageformulierung auf das Ergebnis einer Befragung
Beispiel: Befragung über die Stimmung der Bevölkerung bzgl. eines möglichen Kriegseintritts der USA im Jahre 1941
1. „Wie ist Ihre persönliche Einstellung: Glauben Sie, dass die Vereinigten Staaten zu weit gegangen sind in ihrer Hilfe an England oder nicht weit genug?“zu weit gegangen 15% ungefähr richtig 46nicht weit genug 32% keine Meinung 7%
2. „Was sollten nach Ihrer Meinung nach die Vereinigten Staaten zu tun versuchen?sich aus dem Krieg heraushalten 39%oder England den Krieg gewinnen helfen, sogar wenn wir selbst in den Krieg kommen?“ 58%keine Meinung 3%
3. „Wenn Sie heute über die Frage abstimmen sollten, ob die Vereinigten Staaten gegen Deutschland und Italien in den Krieg eintreten sollten, würden Sie dann stimmen?“für den Krieg 22% gegen den Krieg 72%keine Meinung 6%
4. „Sollten die Vereinigten Staaten jetzt in den Krieg eintreten und eine Armee nach Europa entsenden?“ja 8% nein 88%k i M i 4%
Interventionistische Einstellungen:
78%
58%
22%
8%
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 4
1. Motivation des Themas:Der Einfluss der optischen Gestaltung
Die Pyramiden der Pharaonen sind ein Klacks dagegen: Für zwölf Milliarden Mark wird in Gor-leben der größte Industriebau der europäischen Ge-schichte errichtet. Zentrum des Ent-sorgungsparks ist die Wiederauf-bereitungsanlage für ausgediente Reaktorbrennstäbe Allein Ihr Dachge-schoss ist so großwie ein Dorfzen-trum.
Quelle: Stern (1979)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 5
1. Motivation des Themas:Kennen Sie SAM? Möglichkeiten die Stimmung zu äußern
Das ist SAM:
Angenehm bis unangenehm:
Aufgeregt bis sehr ruhig:
Groß oder dominant bis klein und hilflos:
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 6
2. Semiotik, Linguistik, SemantikDie Abgrenzung der Begriffe
Semiotik/Linguistik
Befasst sich die Semantik mit Zeichen aller Art, ist sie ein Teilbereich der Semiotik(= Allgemeine Zeichentheorie); befasst sie sich hingegen nur mit sprachlichen
Zeichen, ist sie eine Teildisziplin der Sprachwissenschaft (Linguistik).
Quelle: Morris (1988)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 7
„When we speak of a brand’s personality, we mean the way in which a consumer perceives the brand on
dimensions that typically capture a person’s personality – extended to the domain of brands.”
Batra / Lehmann / Singh (1993), S. 84
„…the set of human characteristics associated with a brand.“
Aaker (1997), S. 347
2. Semiotik, Linguistik, SemantikDie Semantik einer Marke über das Konstrukt Markenidentität/ Markenpersönlichkeit erfassen.
Das Ziel der Markenpersönlichkeitsforschung ist es, ein Konstrukt zur Verfügung zu stellen, um metaphorisch das Markenwissen der Konsumenten, d.h. die Semantik der Marke, mit Personen beschreibenden Begriffen zu erfassen.
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 8
3. Bedeutungsraum einer MarkeWomit Marken zu den Konsumenten sprechen sollen, so dass die gewünschten Bedeutungsräume entstehen
Marken – Identität Marken – Signale Marken – Destillat
Marken – Persönlichkeit Marken – Prägnanz Marken – Energie
Marken – Positionierung Marken – Authentizität Marken – Masse
Marken – Image Marken – Kern Marken – Stärke
Marken – Einstellung Marken – Essenz Marken – Typik
Marken – Kompetenz Marken – Gene
Marken – Leistung Marken – Erbgut
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 9
3. Bedeutungsraum einer MarkeDas Markenei „Wer, was, wie bin ich“
Markenkern„Wer bin ich?“
Markennutzen„Was biete ich?“
Markenpersönlichkeit„Wie bin ich?“
vielseitig schnelleSchmerzlinderung
guteVerträglichkeit
authentisch
sympathisch
zuverlässigvertrauenswürdig
breitesAnwendungsfeld
Originaleinzigartiger
Wirkstoff
ASPIRINDer Klassiker unter den
Schmerzmitteln
Quelle: Homburg/Richter (2003)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 10
3. Bedeutungsraum einer MarkeDas Markenei „Gene, Figur und Kleidung“
Markenessenz
Markenkern(fest)
Markentonalität(variabel)
Markenpersönlichkeit Markenbeziehungen
Quelle: Aaker/Joachimsthaler (2000)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 11
3. Bedeutungsraum einer MarkeVollständiges Markenidentitätsmodell
Markenkern
Markenfacetten
• Produkte, Programme, Angebote • Mitarbeiterverhaltensweisen• Markenzeichen, Markensymbole, etc. • Marken Community• Marketinginstrumente, Werbung • Käufer, Nutzer (z.B. Fahrer)• Unternehmung, Prozesse, Assests • Nutzungssituation
• Konsistenz • Prägnanz• Kontinuität • Klarheit• Uniqueness • Intensität• Dramaturgie • Ubiquität
Bedeutungsraum – Affinität – Verhalten
und erzeugen
werden transportiert von
mit den Meta-Eigenschaften
Markenidentitätsmerkmale
Quelle: in Anlehnung an Bauer/Huber/Albrecht (2004)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 12
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Das Markenei eines PKW-Herstellers
Quelle: Esch (2002)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 13
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Facetten des Begriffsverständnisses - Spannungsfelder
Marke A
Marke B
Marke C
Marke A
Marke B
Marke C
Marke A
Marke B
Marke C
mental vs. physisch
Aggression vs. Sportgeist
Quälen vs. Lust
sucht den Wettkampf hat Kraft
ist angriffslustig verhält sich sportlich-fair
kompromisslos genießt den Wettstreit
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 14
sportlich
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Treiber und Wirkungen
Sportgeist
Körperliche Leistung:- Schnelligkeit- Kraft- Ausdauer- Jung- Geschicklichkeit
Zielorientierung:- Grenzen überwinden- Motivation- Aggression- Fokus
Ausgleich & Harmonie:- Lebensfreude- Harmonie- Ästhetik
Gesundheit
Verlässlichkeit
Treiber Wirkungen
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 15
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Wahrnehmungsfelder als Lösung identifizieren
Quelle: Hattula (2009)
Der Starke- ist schnell- hat Kraft
Der Aufrechte- ist im Einklang mit sich selbst - verhält sich respektvoll- verhält sich sportlich fair - hat einen eisernen Willen- ist agil
Der Streiter- ist kompromisslos- sucht den Wettkampf - ist angriffslustig- genießt den Wettstreit- hat einen eisernen Willen
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4. Bedeutungsraum von „sportlich“Wahrnehmungsfelder als Lösung identifizieren
Der Aufrechte- ist im Einklang mit sich selbst - verhält sich respektvoll- verhält sich sportlich fair - hat einen eisernen Willen- ist agil
Der Starke- ist schnell- hat Kraft
Der Streiter- ist kompromisslos- sucht den Wettkampf - ist angriffslustig- genießt den Wettstreit- hat einen eisernen Willen
DReferenz-
faktor
UKFaktor-
kongruenz
USAFaktor-
kongruenz
„Aufrichtigkeit“ 1 0,92 0,89
„Stärke“ 1 0,93 0,93
„Streit“ 1 0,93 0,70
Gesamtmodell 1 0,93 0,85
Spo
rtlic
h
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 17
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Wahrnehmungsfelder als Lösung identifizieren
Der Starke- ist schnell- hat Kraft
Der Aufrechte- ist im Einklang mit sich selbst - verhält sich respektvoll- verhält sich sportlich fair - hat einen eisernen Willen- ist agil
Der Streiter- ist kompromisslos- sucht den Wettkampf - ist angriffslustig- genießt den Wettstreit- hat einen eisernen Willen
-0,09
0,13
-0,04
0,42
-0,31
-0,11
Performance:
Performance:
Performance:
Marke A Marke B Marke C
-0,13
0,22
-0,09
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4. Bedeutungsraum von „sportlich“Wahrnehmungsfelder als Lösung identifizieren
Marke A Marke B Marke C
Der Starke- ist schnell- hat Kraft
Der Aufrechte- ist im Einklang mit sich selbst - verhält sich respektvoll- verhält sich sportlich fair - hat einen eisernen Willen- ist agil
Der Streiter- ist kompromisslos- sucht den Wettkampf - ist angriffslustig- genießt den Wettstreit- hat einen eisernen Willen
Performance:
Performance:
Performance:
-0,04
0,30
-0,16
0,06
-0,07
0,03
0,45
-0,13
-0,30
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 19
Der Starke- ist schnell- hat Kraft
-0,20
0,50
-0,27
Der Streiter- ist kompromisslos- sucht den Wettkampf - ist angriffslustig- genießt den Wettstreit- hat einen eisernen Willen
0,50
-0,20-0,27
Der Aufrechte- ist im Einklang mit sich selbst - verhält sich respektvoll- verhält sich sportlich fair - hat einen eisernen Willen- ist agil
-0,04
-0,47
0,41
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Wahrnehmungsfelder als Lösung identifizieren
Performance:
Performance:
Performance:
Marke A Marke B Marke C
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 20
4. Bedeutungsraum von „sportlich“Interpretation von „sportlich“ in Abhängigkeit des sozialen Mileus
Physische Interpretation („Der Starke“)
Mentale Interpretation („Der Aufrechte“)Marke B: Quelle: in
Anlehnung an Hattula (2009)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 21
5. Forderung an die Markenführung
3. Quantitative Studie
2. Qualitative Studie
1. Semiotische/ Linguistische Untersuchung
Expertenworkshops:
Analyse von Trends im Verständnis der Markenidentitätsfacetten
Sammlung normativer Bedeutungsräume der Eigenschaftsbegriffe
Stichprobe:Semiotik- und Linguistikexperten in
verschiedenen Ländern
Tiefeninterviews:
Diskussion der Bedeutungsräume und Nutzen des Begriffs aus Kundensicht (ungestützt/gestüzt sowie ohne/mit Objektkontext)
Stichprobe:
• repräsentive Verteilung vonPKW-Besitz
Face-to-Face-Interviews:
Validierung der Ergebnisse
Kontingenzmaße
Stichprobe:
• PKW-Käufer
• Kauferwäger
• Repräsentative Verteilung (Quotierung nach Alter, Geschlecht, Milieu)
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 22
Back Up:Literatur
Aaker, David A. und Erich Joachimsthaler (2000): Brand Leadership – Die Strategie für Siegermarken. München: Financial Times Prentice Hall.
Aaker , Jennifer L. (1997): Dimensions of Brand Personality, Journal of Marketing Research, 34 (3), S. 347-356.
Batra, Rajeev, Donald R. Lehmann und Dipinder Singh (1993): The Brand Personality Component of Brand Goodwill: Some Antecedents and Consequences, Brand Equity & Advertising: Advertising‘s Role in Building Strong Brands, Aaker, David A. und Alexander L. Biel, ed., Hillsdale: Erlbaum, 83-96.
Bauer, Hans H., Frank Huber und Carmen-Maria Albrecht (2004): Meilensteine erfolgreicher Markenführung –Ein Leitfaden für eine kritische Diskussion über die eigene Marke, Erfolgsfaktoren der Markenführung –Know-how aus Forschung und Management, Bauer, Hans H., Frank Huber und Carmen-Maria Albrecht , ed., München: Vahlen, 1-14.
Esch, Franz-Rudolph (2003): Strategie und Technik der Markenführung. München: Vahlen.
Hattula, Marcus (2009): Kontextabhängige Konzeptualisierung der Markenpersönlichkeit – Eine empirische Analyse am Beispiel des deutschen Automobilmarktes. Wiesbaden: Gabler.
Homburg Christian und Richter (2003): „Brand Exellence. Wegweiser für professionelles Markenmanagement,“Management Know-How Paper Nr.: M75, Institut für Marktorientierte Unternehmensführung, Universität Mannheim.
Morris, Charles W. (1988): Grundlagen der Zeichentheorie. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch.
Stern (1979): Der strahlende Riese.
Prof. Dr. Hans H. Bauer · 17.11.2009 www.uni-mannheim.de Seite 23
Back Up:Abgrenzung der Begriffe Syntax, Semantik und Pragmatik
Definition SyntaxSyntaktik ist die Theorie der formalen Beziehungen zwischen den Zeicheneines semiotischen Systems.
Definition SemantikSemantik ist die Theorie der Bedeutung in einem semiotischen System und untersucht die Beziehungen zwischen Zeichen und Begriffen.
Definition PragmatikPragmatik ist die Theorie der Beziehungen zwischen Zeichen und Zeichenbenutzern in einem semiotischen System.
SyntaxDas Zeichen ist zusammengesetzt aus einem Grundzeichen
(Verbot), einem Bezugszeichen (Kraftfahrzeug) und einem Zusatzzeichen (zeitliche Einschränkung der Gültigkeit), wobei das Bezugszeichen in der Mitte des Grundzeichens steht, das Zusatzzeichen an aber außerhalb der Kombination Grundzeichen + Bezugszeichen.
SemantikDie Gesamtbedeutung des Zeichens ergibt sich aus der
Kombinatorik der Bedeutungen der Einzelzeichen als Verbot für Kraftfahrzeuge an Sonn- u. Feiertagen.
PragmatikDie pragmatische Bedeutung ist etwa: Der Zeichenempfänger
soll veranlaßt werden, die beschilderte Verkehrsstrecke an Sonn- und Feiertagen nicht mit einem Kraftfahrzeug zu befahren. Bei Zuwiderhandlung muß er mit Sanktionen rechnen (Ermahnung, Verwarnung, Bußgeld etc.).
Sonn- u.Feiertage
Beispiel