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28.11.2011 1 wald und gesundheit: ein themenfeld zwischen vielfältigen disziplinen und interessen Andreas Muhar Arne Arnberger Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung Universität für Bodenkultur Wien Chancen und Fallstricke der Diskussion: Unterschiedliche Ausgangspositionen Unterschiedliche Begriffswelten Bisher wenig Kontakt Kann Neues entstehen?

wald und gesundheit · 28.11.2011 2 Multifunktionalität als Grundlage und Ziel der Forstwirtschaft • § 1(1) Forstgesetz 1975 (Fassung 2007): Der Wald mit seinen Wirkungen auf

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28.11.2011

1

wald und gesundheit: ein themenfeld zwischen vielfältigen disziplinen und interessen

Andreas MuharArne Arnberger

Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung

Universität für Bodenkultur Wien

Chancen und Fallstricke der Diskussion:

• Unterschiedliche Ausgangspositionen

• Unterschiedliche Begriffswelten

• Bisher wenig Kontakt

• Kann Neues entstehen?

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Multifunktionalität als Grundlage und Ziel der Forstwirtschaft

• § 1(1) Forstgesetz 1975 (Fassung 2007): Der Wald mit seinen Wirkungen auf den Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen ist eine wesentliche Grundlage für die ökologische, ökonomische und soziale Entwicklung Österreichs. Seine nachhaltige Bewirtschaftung, Pflege und sein Schutz sind Grundlage zur

Sicherung seiner multifunktionellen Wirkungen hinsichtlich

Nutzung, Schutz, Wohlfahrt und Erholung.

Multifunktionalität heute:Das Konzept der Ökosystem-Dienstleistungen

Millennium Ecosystem Assessment 2005

Strukturen und Prozesse in

Ökosystemen Ökosystem-funktionen

(z.B. Wasserreinigung, Baumwachstum)

Ökosystem-dienstleistung(z.B. Holzproduktion,

Erholung, Trinkwasser)Gesellschaft-licher Nutzen(z.B. Gesundheit,

Wohlbefinden)

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Das Konzept der Ökosystem-Dienstleistungen

http://www.drze.de/im-blickpunkt/abbildungen/ecosystem/image_view_fullscreen

• Wie lassen sich die Leistungen erfassen und bewerten?

• Wer ist der Dienstleister?• Privates Gut vs. Allgemeingut• Wer profitiert von den

Dienstleistungen?

Multifunktionalität: Geht alles gleichzeitig?

• „Der Wald ist kein Schweizer Messer“ (Suda 2005)

• Interessensabwägung und Aushandlung erforderlich• Ausgleich ergibt sich nicht von selbst

Suda, M. (2005): Multifunktionalität oder Interessenvielfalt. Anmerkungen zum Selbst- und Fremdbild der Forstwirtschaft. http://www.european-foresters.org/GermanyCongress/Symposium/Suda_Funktionen%20und%20Interessen.doc.doc

ww

w.victo

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x.ch

Wald

Holz-produktion

Medizin.Therapien

Jagd

Lärmschutz

Natur-schutz

Lawinen-schutz

Erholung

KulturellesErbe

Wasser-schutz

Klima-schutz

etc.

Wald

Holz-produktion

Medizin.Therapien

Jagd

Lärmschutz

Natur-schutz

Lawinen-schutz

Erholung

KulturellesErbe

Wasser-schutz

Klima-schutz

etc.

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Herausforderung Interdisziplinarität:Viele Ansprüche – viele Disziplinen• Forstwirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Raumplanung, Landschaftsplanung,

Ressourcenschutz, Gesundheitswesen

• Nicht nur Nutzungsanspruch, sondern auch Fachdisziplinen mit eigenem Selbstverständnis

• Unterschiedliche Begriffswelten

• Waldfläche auch dort wo kein Baum steht, Rodungsfläche voller Bäume

• Therapie als rechtlicher Begriff, Systematik der Berufe im Gesundheitswesen…

• Wer darf was? Was darf „gesund“ heißen?

• Unterschiedliches Systemverständnis

• Dialog zwischen räumlich denkenden Disziplinen und anderen

• Die vielen Bilder des Waldes....

Beispiel Psychotherapie im Wald:Projektionsfläche oder Produktionsfläche ?• Therapeutischer Zugang:

• „Der Wald ist der Raum für das Verborgene, Verdrängte, Diffuse…“ (Grote, Kreszmeier)

• Wald als Bühne für Projektionen,Emotionen

• Große Bedeutung des Unsichtbaren: Mythen etc.

• Intensive Erfahrung der „Naturnähe“

• Realität der Forstwirtschaft:• Optimierung der Infrastruktur (Forststraßen)• Moderne Bringungstechnik (Erntemaschinen)• Vielfältige rechtliche Rahmenbedingungen• Einkommensgenerierung aus mehreren Quellen (Holzproduktion,

Jagdverpachtung, Skipistenverpachtung, touristische Projekte)

Grote, B, Kreszmeier, A.H.: Whitepaper Systemische Naturtherapie. http://www.nature-and-healing.ch/fileadmin/dateien/snt_whitepaper.pdf

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Herausforderung Interdisziplinarität:Viele Ansprüche – viele Disziplinen• Forstwirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Raumplanung, Landschaftsplanung,

Ressourcenschutz, Gesundheitswesen

• Nicht nur Nutzungsanspruch, sondern auch Fachdisziplinen mit eigenem Selbstverständnis

• Unterschiedliche Begriffswelten

• Waldfläche auch dort wo kein Baum steht, Rodungsfläche voller Bäume

• Therapie als rechtlicher Begriff, Systematik der Berufe im Gesundheitswesen…

• Wer darf was? Was darf „gesund“ heißen?

• Unterschiedliches Systemverständnis

• Dialog zwischen räumlich denkenden Disziplinen und anderen

• Die vielen Bilder des Waldes....

• Unterschiedliches Besitzverständnis

• Gemeingut, Privatbesitz

• Unterschiedliche Optimierungsansprüche

• Einzelbetriebliche, sektorspezifische, regionalwirtschaftliche, volkswirtschaftliche Rentabilität

Groenewegen et al. (2006): Vitamin G: effects of green space on health, well-being, and social safetyBMC Public Health 6:149 doi:10.1186/1471-2458-6-149Groenewegen et al. (2006): Vitamin G: effects of green space on health, well-being, and social safetyBMC Public Health 6:149 doi:10.1186/1471-2458-6-149

Herausforderung Interdisziplinarität in der praktischen Kooperation

LandschaftsplanungStädtebau

ForstwirtschaftTourismusplanungVerkehrsplanung

……

MedizinSozialmedizin

Soziologie GesundheitsvorsorgeUmweltpsychologie

…….

Planung und Bereitstellung von Grünräumen für Erholung und Gesundheit

AngebotsentwicklungUntersuchung von Inanspruchnahme,Nutzungsverhalten Wechselwirkungen

etc.

Untersuchung von Gesundheitszustand

WohlbefindenSoziale Sicherheit

DisziplinenDisziplinen

HandlungsfelderHandlungsfelder

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Lösungsansätze• Kommunikation:

• Kennenlernen unterschiedlicher Perspektiven

• Austausch über das Systemverständnis• Gemeinsames Lernen von Best-

Practice-Beispielen• Förderung eines kreativen Milieus

• Planung von Aktivitäten:• Erfassung der Nutzungsansprüche und

Nutzungspotenziale• Einbeziehung aller Stakeholder• Entwicklung von Instrumenten für

Interessensausgleich

Neue Planungsinstrumente als Brückenbauer

• Bessere Integration von Freiraumaspekten in Maßnahmen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge

• „Regionale Planung für Gesundheit und Freiraum“

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Vielen Dank!

[email protected]@boku.ac.at