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VON SENADA HARALCIC Oberengstringen Seit über 25 Jahren ist der Jazzclub Allmend in Oberengs- tringen die ideale Plattform für Musi- ker, die in intimem Ambiente ihr Können zeigen wollen. Umso unge- wöhnlicher ist es daher, dass sich ei- ne Strassenband in die Räume des altbewährten Jazzclubs begibt – und dazu noch eine zehnköpfige. «Wir haben dank unseres langen Beste- hens einen festen Platz in der Szene. Selten kommt es also vor, dass – wie heute – eine Band zum ersten Mal hier auftritt», sagte Martin von Aesch, Präsident des Jazzclubs. Kein Wunder also, war der eher kleine mehrstufige Saal bis auf den letzten Sitzplatz besetzt. Eine Art Schweigeminute Als die zehn Musiker dann die Bühne betraten, folgte ein freudiger Begrüssungsapplaus, aber die Mie- nen der Luzerner blieben zunächst ernst. Fast eine ganze Minute rührte sich kein Bandmitglied, bis schliess- lich der Bassist begann, sein Instru- ment mit einem Schwingbesen zu streicheln. Der Rest der Gruppe setz- te ebenfalls ein, aber alle spielten durcheinander. Bis schliesslich ein Zeichen des Dirigenten Harmonie ins Spiel brachte. «Wir beginnen unsere Konzerte seit ein paar Jahren immer mit einer Art Schweigeminute», sagte Pauker Thomas Reist. Der Grund da- für sei einfach: «So können wir uns alle etwas sammeln und ankommen. Bei 10 bis 15 Musikern ist diese Schweigeminute sehr wertvoll», sag- te der Luzerner. Offenbar ist diese Minute auch für die Zuhörer wertvoll. Denn das Fi- schermanns Orchestra überraschte in der Folge selbst eingefleischte Jazzliebhaber mit seiner ausserge- wöhnlichen Interpretation und Dar- bietung: «Normalerweise spielen wir auf der Strasse in der Luzerner Alt- stadt oder touren durch ganz Europa. Da kommt es auch schon mal vor, dass jemand unseren Stil nicht mag und eine Ladung Wasser vom Balkon fliegt», sagte Reist lachend. Das sei aber die Absicht der speziellen Big- band, schliesslich gehe es ihnen gera- de darum, mit ihrer Musik die Leute zu überraschen. «Das kann dann zwi- schendurch auch ein bisschen be- drohlich klingen, wenn man sich nicht darauf einlässt.» Das Publikum im Saal schien jedoch gerade das ab- wechselnde Durcheinanderspielen und die punktgenauen, gemeinsa- men Einsätze zu schätzen – dies zeig- te der ausgiebige und spontane Ap- plaus. Die dirigierte Improvisation schwappte kurzzeitig sogar auf die Gäste im Jazzclub über, was alle zum Mitsingen und Mitklatschen moti- vierte. Sprössling des Mitbegründers Trotz vieler neuer Gesichter, ein Name fiel den Stammgästen des Jazz- clubs sofort auf: Saxofonist Lino Blöchlinger ist nämlich der Sohn des Mitbegründers des Jazzclubs, Urs Blöchlinger. So wurde schliesslich der Kontakt von der Luzerner Band zum gemütlichen Jazzclub Allmend in Oberengstringen hergestellt. Und der Mix aus klassischen Jazz-Instru- menten und Synthesizer oder Mega- fon kam beim Publikum an und wur- de gefeiert. Von der Strasse in den Jazzclub Das Fischermanns Orchestra be- geisterte das Publikum.

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INSERAT

Montag, 12. Mai 2014 | Nordwestschweiz 15Limmattal

Das schummerige Licht zweierScheinwerfer beleuchtet knapp dieHauptdarsteller des Abends – Kontra-bass, Schlagzeug und Piano. Nochstehen sie ungespielt da und wartenauf ihre Musiker. Urchig und gemüt-lich ist es im Kulturstall. Die schwe-ren Holzbalken an der Decke und deralte gepflasterte Steinboden verlei-hen dem Raum seinen Charme. Ankleinen Tischen haben bereits die Be-sucher Platz genommen und schen-ken sich Wein ein. Draussen stehendie Musiker des Trios «les malcom-modes» bereit und warten darauf, imKulturstall ihren Instrumenten Jazz-klänge zu entlocken. Eine letzte Ab-sprache des Trios auf Französisch,und die kanadischen Gäste betretendie Scheune.

Félix Stüssi, Pierre Tanguay undDaniel Lessard sind in der Jazzszeneihrer Heimat keine Unbekannten. Inden vergangenen drei Wochen habensich die Männer aus Montréal Abendfür Abend ebenfalls Bekanntheit inverschiedensten Städten Europas ge-schaffen. Nach Frankreich, Deutsch-land und Belgien ist das Trio in derSchweiz gelandet und schliesst seineReise mit dem Auftritt im Kulturstallab.

«Les malcommodes» heisst aufDeutsch so viel wie «die Lausbuben».Félix Stüssi, als Glarner vor 16 Jahrennach Kanada ausgewandert, sagt:«Wir machen Musik mit Schalk undnehmen uns nicht allzu ernst. Unse-re Stücke sollen durch den Bauch ge-hen.» Während Stüssi mit seinen Fin-

gern die Klaviertastatur hinauf undhinunter saust, scheint der Kontra-bassist mit seinem Instrument zuverwachsen. Mit beiden Armen hältLessard den Bass fest und zieht mitSchwung an den einzelnen Saiten.Schlagzeuger Pierre Tanguay hatwährend dessen die Augen geschlos-sen und ein Lächeln auf dem Gesicht.Erst als sein Einsatz kommt, öffnet er

die Augen wieder und bewegt die Lip-pen im Takt zu Paukenschlägen undTrommelwirbeln mit.

Musizieren ist diskutierenTanguay gehört zu den bekanntes-

ten Jazzmusikern in Kanada. Im Kul-turstall zeigt er dem Publikum dieunterschiedlichsten Facetten desSchlagzeugspielens. Für seine Soli

wechselt er mehrmals hintereinan-der die Stöcke. Besensticks für ruhigeKlänge, Filzsticks für mittlere Laut-stärken und die hölzernen Stöcke fürenergievolle Passagen.

«Musik spricht auf der ganzenWelt dieselbe Sprache», so Tanguay.Es spiele für ihn daher keine Rolle,ob er vor Schweizer Publikum auftre-te oder vor kanadischem. Wichtigsei, dass man Jazz live höre, da es le-bendige Musik sei. «Jedes Mal wennwir eines unserer Stücke spielen,klingt es verschieden. Musizieren istwie diskutieren. Wir führen ständigDialog auf der Bühne und erfindenunsere Musik neu», so Tanguay. DerAuftritt im Kulturstall sei für ihn einganz spezieller. «ich war schon oft inder Schweiz, jedoch noch nie in einerScheune.»

Das Publikum zeigt sich fasziniertvon der kanadischen Jazzmusik undspendet den Musikern mitten in denStücken spontanen Applaus. Zum Ab-schluss holen «les malcommodes» alsÜberraschung Gastgeber SamuelSpahn mit seiner Klarinette auf dieBühne.

Der Biohofbesitzer schlägt sichwacker und spielt nach einem erstenStück sogar noch ein zweites mitdem Trio mit. «Les malcommodes»sind nach ihrem Auftritt im Kultur-stall begeistert. «Die Scheune erin-nert mich an Glarus. Die Mischungaus Kultur und Bauernhof gefällt mirsehr», so Stüssi. Er freue sich, dieSchweiz bald wieder besuchen zukönnen, wenn er mit seinem Sextettund Stargast Ray Anderson auf Tour-nee sei.

Kanadischer Jazz in Schweizer ScheuneVON ANINA GEPP (TEXT UND FOTO)

Dietikon Das Trio «les malcommodes» aus Montréal machte Halt im Kulturstall des Biohofs Fondli

«Les malcommodes» beenden ihre Europatournee in Dietikon.

VON SENADA HARALCIC

Oberengstringen Seit über 25 Jahrenist der Jazzclub Allmend in Oberengs-tringen die ideale Plattform für Musi-ker, die in intimem Ambiente ihrKönnen zeigen wollen. Umso unge-wöhnlicher ist es daher, dass sich ei-ne Strassenband in die Räume desaltbewährten Jazzclubs begibt – unddazu noch eine zehnköpfige. «Wirhaben dank unseres langen Beste-hens einen festen Platz in der Szene.Selten kommt es also vor, dass – wieheute – eine Band zum ersten Malhier auftritt», sagte Martin vonAesch, Präsident des Jazzclubs. KeinWunder also, war der eher kleinemehrstufige Saal bis auf den letztenSitzplatz besetzt.

Eine Art SchweigeminuteAls die zehn Musiker dann die

Bühne betraten, folgte ein freudigerBegrüssungsapplaus, aber die Mie-nen der Luzerner blieben zunächsternst. Fast eine ganze Minute rührtesich kein Bandmitglied, bis schliess-lich der Bassist begann, sein Instru-ment mit einem Schwingbesen zustreicheln. Der Rest der Gruppe setz-te ebenfalls ein, aber alle spieltendurcheinander. Bis schliesslich einZeichen des Dirigenten Harmonie insSpiel brachte. «Wir beginnen unsereKonzerte seit ein paar Jahren immermit einer Art Schweigeminute», sagtePauker Thomas Reist. Der Grund da-für sei einfach: «So können wir unsalle etwas sammeln und ankommen.Bei 10 bis 15 Musikern ist dieseSchweigeminute sehr wertvoll», sag-te der Luzerner.

Offenbar ist diese Minute auch fürdie Zuhörer wertvoll. Denn das Fi-schermanns Orchestra überraschtein der Folge selbst eingefleischteJazzliebhaber mit seiner ausserge-wöhnlichen Interpretation und Dar-bietung: «Normalerweise spielen wirauf der Strasse in der Luzerner Alt-stadt oder touren durch ganz Europa.Da kommt es auch schon mal vor,dass jemand unseren Stil nicht magund eine Ladung Wasser vom Balkon

fliegt», sagte Reist lachend. Das seiaber die Absicht der speziellen Big-band, schliesslich gehe es ihnen gera-de darum, mit ihrer Musik die Leutezu überraschen. «Das kann dann zwi-schendurch auch ein bisschen be-drohlich klingen, wenn man sichnicht darauf einlässt.» Das Publikumim Saal schien jedoch gerade das ab-wechselnde Durcheinanderspielenund die punktgenauen, gemeinsa-men Einsätze zu schätzen – dies zeig-te der ausgiebige und spontane Ap-plaus. Die dirigierte Improvisationschwappte kurzzeitig sogar auf dieGäste im Jazzclub über, was alle zumMitsingen und Mitklatschen moti-vierte.

Sprössling des MitbegründersTrotz vieler neuer Gesichter, ein

Name fiel den Stammgästen des Jazz-clubs sofort auf: Saxofonist LinoBlöchlinger ist nämlich der Sohn desMitbegründers des Jazzclubs, UrsBlöchlinger. So wurde schliesslichder Kontakt von der Luzerner Bandzum gemütlichen Jazzclub Allmendin Oberengstringen hergestellt. Undder Mix aus klassischen Jazz-Instru-menten und Synthesizer oder Mega-fon kam beim Publikum an und wur-de gefeiert.

Von der Strasse in den Jazzclub

Das Fischermanns Orchestra be-geisterte das Publikum.

Dietikon Die Vorbereitungen fürsneue Schuljahr laufen auf Hochtou-ren. Derzeit warten viele Eltern undKinder gespannt darauf, wer welcherSchule oder welchem Kindergartenzugeteilt wird. In Dietikon beginntfür mehr als 280 Kinder der Kinder-garten. Weitere 700 wechseln vomKindergarten in die erste Klasse, vonder dritten in die vierte Klasse odertreten in die Oberstufe über, wie dieStadt Dietikon in einer Mitteilungschreibt. Aufgrund der räumlichenGegebenheiten seien auch diesesJahr bisweilen Stufenwechsel mitSchulhauswechseln verbunden.

Die Zusammensetzung der neuenKlassen gleiche einem Riesenpuzzle.Bei der Schulhaus- und Klassenzutei-lung sei primär die Wohn- oder Be-treuungsadresse der Kinder massgeb-lich. Darüber hinaus spiele eine aus-gewogene Klassenzusammensetzungeine Rolle. Im Kindergarten werdeein Anteil von 30 Prozent Deutschsprechenden Kindern angestrebt.

Drei neue KindergärtenWegen des Bevölkerungswachs-

tums müssen im kommenden Schul-jahr in Dietikon drei neue Kindergär-ten eröffnet sowie ein Kindergartenverschoben werden. Brisant: Damitauch in den neuen Kindergärten bei-de Jahrgänge zugeteilt sind, wird einDutzend Kinder ihr zweites Kinder-gartenjahr in einem neuen Kinder-garten verbringen. Die Schulpflegehabe für diese Wechsel das Gesprächmit den Eltern gesucht, heisst es inder Mitteilung. Dank der Kooperati-on vieler Eltern würden viele dieserWechsel freiwillig erfolgen. (MTS)

1000 Kinderstarten in einerneuen Klasse