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Von Mutterhäusern, Landestöchtern und Stadtfrauen Gendered Spaces im Alten Testament Prof. Dr. Ilse Müllner www.ilsemuellner.at

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Page 1: Von Mutterhäusern, Landestöchtern und Stadtfrauen Gendered Spaces im Alten Testament Prof. Dr. Ilse Müllner

Von Mutterhäusern, Landestöchtern und Stadtfrauen

Gendered Spaces im Alten Testament

Prof. Dr. Ilse Müllner www.ilsemuellner.at

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_ Grundthesen des Vortrags0__

1. Raum ist als Handlungsraum zu verstehen.2. Das biblische Israel entwirft sich selbst von Grund

auf multilokal.3. Die in diesem Selbstentwurf enthaltenen

Raumspannungen werden narrativ und poetisch vergeschlechtlicht dargestellt.

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_ Handlungsorientierte Raumkonzepte1__

Raum ist eine relationale (An)Ordnung von

Lebewesen und sozialen Gütern an Orten.Martina Löw

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_ Handlungsorientierte Raumkonzepte1__

Raum ist eine relationale (An)Ordnung von

Lebewesen und sozialen Gütern an Orten.Martina Löw

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_ Handlungsorientierte Raumkonzepte1__

Doing Space while Doing Gender.

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_ Heimat im Plural – Exodus, Exil, Diaspora2__

Menschengruppen können zum Beispiel einen Raum konstituieren, der nicht nur an die Fläche, auf der sie stehen, gebunden ist. Verschiedene gesellschaftliche Teilgruppen können auch unterschiedliche Räume auf dem gleichen Grund und Boden entstehen lassen. All dies ist mit einem ausschließlich territorialen Raumbegriff nicht zu erklären.

Martina Löw

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_ Heimat im Plural – Exodus, Exil, Diaspora2__

1. Territoriale Pluralität

2. Selbstdefinition Israels a. nicht autochthon

b. in Bewegung

c. verbunden mit einem ortsungebundenen Gott

3. Travestien der Chronotope

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_ Heimat im Plural – Exodus, Exil, Diaspora2__

Pluraler Chronotop, z.B.:

1.EEE

2.„Ägypten“

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_ Heimat im Plural – Exodus, Exil, Diaspora2__

Pluraler Chronotop, z.B.:

1.EEE

2.„Ägypten“

Abraham ←Rebekka ←Jakob ↔

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_ Heimat im Plural – Exodus, Exil, Diaspora2__

Pluraler Chronotop, z.B.:

1.EEE

2.„Ägypten“

Erinnere dich daran, als du selbst ein Sklave, eine Sklavin in Ägypten warst: Da führte dich יAdonajי, deine Gottheit, mit starker Hand und erhobenem Arm von dort heraus. Darum gebietet dir deine Gottheit, den ,יAdonajיSabbat zu begehen.

Dtn 5,15

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_ Fremde Frauen und Frauen in der Fremde3__

„Genesis is a book whose plot is genealogy.“

Naomi Steinberg

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6Da sagte Abraham zu ihm: »Hüte dich, meinen Sohn dorthin zurückzubringen. 7 יAdonajי, die Gottheit des Himmels, die mich aus meinem Elternhaus und aus dem Land meiner Verwandtschaft herausgenommen hat, die zu mir geredet hat und die mir geschworen hat:

›Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land‹,die soll ihren Boten vor dir hersenden, so dass du für meinen Sohn eine Frau von dort gewinnen wirst. 8Wenn die Frau dir aber nicht folgen will, dann bist du den Eid los. Keinesfalls aber darfst du meinen Sohn dorthin zurückbringen.«

Gen 24,6-8 (BigS)

_ Die Töchter des Landes in den EEE der Genesis3.1__

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Dann sagte Rebekka zu Isaak: »Mein Leben ekelt mich wegen der Hetiterinnen. Wenn Jakob auch eine Frau von den Hetiterinnen heiratet, wie die da von den Landestöchtern – wozu soll ich dann noch leben?«

Gen 27,46 (BigS)

_ Die Töchter des Landes in den EEE der Genesis3.1__

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Gen 34,1.2

_ Die Töchter des Landes in den EEE der Genesis3.1__

Und Dina, die Tochter Leas, die sie Jakob geboren hatte, ging aus, um sich die Töchter des Landes anzusehen.Aber es sah sie Sichem, der Sohn des Hiwwiters Hamor, des Landesfürsten.Er nahm sie, schlief mit ihr, entrechtete sie. (ÜS I.M.)

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8Dann redete Hamor mit ihnen: »Mein Sohn Sichem hängt mit seinem Verlangen an eurer Tochter. Bitte, gebt sie ihm doch zur Frau 9und geht überhaupt mit uns Heiratsbeziehungen ein! Eure Töchter könnt ihr uns geben, und unsere Töchter nehmt ihr euch zu Frauen. 10 Ihr könnt euch bei uns niederlassen und das Land soll offen vor euch liegen. Lasst euch nieder, bewegt euch darin und verfügt darüber!« (Gen 34, 8-10 BigS) 

21 »Jene Männer sind uns friedlich gesinnt. Sie wollen sich im Land niederlassen und sich darin bewegen. Das Land liegt, wie ihr seht, nach allen Seiten weit vor ihnen. Ihre Töchter wollen wir uns als Frauen nehmen und unsere Töchter wollen wir ihnen geben. …« (Gen 34,21 BigS) 

_ Die Töchter des Landes in den EEE der Genesis3.1__

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• Gen 19//Ri 19• Rut 2• Gen 12,10-20//20//26

_ Fremdsein und Gefährdung3.2__

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• Gen 19//Ri 19• Rut 2• Gen 12,10-20//20//26

_ Fremdsein und Gefährdung3.2__

12Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen:

›Das ist seine Frau‹. Und sie werden mich töten, dich aber am Leben lassen. 13 Sag doch, du wärst meine Schwester, damit es mir um deinetwillen gut geht, undich mein Leben dank dir behalte.Gen 12,12f (BigS)

� ך � י ב�ע�בו ע� י!יט�ב־ Uל� Xר @ Fל ן= ?oמ�׃ י ב��ג�ל�ל-!ך �פ� ה נ � �ח�י Qו Fש B ת;

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_ Exogamie und jüdische Identität3.3__

1König Salomo liebte viele Frauen aus fremden Ländern: die Tochter des Pharaos, Frauen aus Moab, Ammon, Edom, Sidon und Hetiterinnen. 2 Sie stammten jedoch aus den Völkern, über die

die יEwigeי zu den Kindern Israels gesagt hat: ›Lasst euch nicht mit ihnen ein und sie sollen sich nicht mit euch einlassen, sie werden ganz bestimmt euer Herz zu ihren Gottheiten ziehen.‹

An ihnen hielt Salomo in Liebe fest. 3 Er hatte 700 Ehefrauen und 300 Nebenfrauen und seine Frauen bestimmten sein Herz. 4Und es geschah mit der Zeit, als Salomo alt wurde, da zogen seine Frauen sein Herz zu ihren Gottheiten und sein Herz schlug nicht mehr

ungeteilt für die יEwigeי, seine Gottheit, wie noch das Herz Davids, seines Vaters.

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23 In diesen Tagen sah ich auch jüdische Männer, die Frauen aus Aschdod, Ammon oder Moab geheiratet hatten. 24 Die Hälfte ihrer Kinder sprach aschdoditisch, und sie konnten nicht jüdisch sprechen, sondern nur in einer Sprache des einen oder des anderen Volkes. 25Da stritt ich mit ihnen, verfluchte sie und schlug einige Männer von ihnen. Ich raufte ihnen die Haare, und ich beschwor sie bei der Gottheit: »Gebt eure Töchter ja nicht ihren Söhnen und nehmt ihre Töchter ja nicht für eure Söhne oder euch selbst! 26Hat nicht Salomo, der König von Israel, deswegen gesündigt und doch war unter vielen Völkern kein König wie er! Von seiner Gottheit wurde er geliebt und so hat sie ihn zum König über ganz Israel eingesetzt. Aber auch ihn haben die fremden Frauen zur Sünde verführt.

Neh 13,23-26 (BigS)

_ Exogamie und jüdische Identität3.3__

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»Das Volk Israel und die Priester und die Leviten haben sich nicht abgesondert von den Völkern der Länder und den abscheulichen Bräuchen der Kanaanäerinnen und Kanaanäer, der Hetiterinnen und Hetiter, der Perisiterinnen und Perisiter, der Jebusiterinnen und Jebusiter, der Ammoniterinnen und Ammoniter, der Moabiterinnen und Moabiter, der Ägypterinnen und Ägypter und der Amoriterinnen und Amoriter. 2Denn sie haben deren Töchter für sich und ihre Söhne genommen und sie haben den heiligen Samen mit den Völkern der Länder vermischt. Die Hand der Obersten und der Vorsteher war in dieser Untreue die Erste.«

Esra 9,1-2

_ Exogamie und jüdische Identität3.3__

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»Wir waren treulos gegen unseren Gott und haben fremde Frauen von den Völkern des Landes geheiratet, aber jetzt gibt es Hoffnung für Israel in diesen Dingen. 3Und jetzt schließen wir einen Bund mit unserem Gott, um alle Frauen und die von ihnen Geborenen fortzuschicken gemäß dem Rat meines Herrn und derjenigen, die die Gebote unserer Gottheit fürchten. Und gemäß der Weisung soll gehandelt werden.»...

Esra 10,2-3 (BigS)

_ Exogamie und jüdische Identität3.3__

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_ Von Häusern und Menschen4__

ה rה�א� יתת; י ה־ �ב�נ Q ת� oב B Fי׃ל!� ל�ש"�ב�ת�Du willst für mich ein Haus bauen, dass ich darin wohne?

�!ה׃ �הו �� י �ע�ש^ ה־ל ית י ��י־ ה כ �ה יד ל� י �ה� ךBו Q oב U ו; ך= C FגSo kündigt JHWH dir an, dass er dir ein Haus machen wird.

2 Sam 7,11

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_ Von Häusern und Menschen4__

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2 Sam 7,11

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_ Von Häusern und Menschen4__

Ich habe dich zum König über Israel gesalbt. Ich habe dich aus Sauls Hand befreit. 8 Ich habe dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in deinen Schoß gegeben; das Haus Israel und Juda habe ich dir gegeben, und wenn das zu wenig war, hätte ich noch dies und das dazugetan. 9Warum hast du י Gottes י Wort verachtet, dass du getan hast, was in seinen Augen böse war? Urija, den Hetiter, hast du mit dem Schwert erschlagen und seine Frau dir zur Frau genommen. Ihn hast du durch das Schwert der Ammoniter getötet. 10Aber jetzt: Das Schwert wird von deinem Haus nie mehr ablassen, weil du mich verachtet und dir die Frau Urijas,

des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sein sollte. 11So spricht י Gott י: Gib Acht! Ich werde dafür sorgen, dass dir Unheil geschieht aus deinm eigenen Haus heraus. Ich werde deine Frauen vor deinen Augen nehmen und sie deinem Nächsten geben, und er wird mit deinen Frauen schlafen vor den Augen dieser Sonne. 12Denn du hast diese Tat heimlich begangen, aber ich werde dies vor ganz Israel und vor der Sonne tun.

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_ Mutter Zion – Personifikationen der Stadt5__

Astarte mit Mauerkrone (Münze aus Sidon; 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.)

Stadtpersonifikation, Antiochia am Orontes (röm. Kopie einer um 300 v. Chr. entstandenen Bronzestatue, 2. Jh. n. Chr.)

• Stadt gramm. feminin

• Stadtgöttin

• Mauerkrone

• Stadtklage

• Athene

• Lebensweltliche Nähe

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_ Mutter Zion – Personifikationen der Stadt5__

7 Ehe die Wehen einsetzen, hat sie geboren, ehe die Wehen kommen, hat sie ein Männliches entbunden. 8Wer hat solches gehört? Wer hat solches gesehen? Ist ein Land an einem Tag hervorgebracht worden, wird ein Volk in einem Moment geboren? Kaum in Wehen, hat Zion auch schon ein Kind geboren.

9 Sollte ich durchbrechen, aber nicht gebären lassen?, spricht יGott י.Sollte ich gebären lassen und doch verschließen?, spricht deine Gottheit.10 Freut euch mit Jerusalem und jauchzt alle, die ihr sie liebt!Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr um sie trauert!

11Weil ihr saugen dürft und euch sättigen an den Brüsten ihres Trostes,weil ihr schlürfen dürft und euch erquicken am Busen ihrer Herrlichkeit.12Denn so spricht י Gott י : Ich breite bei ihr Frieden aus wie einen Stromund wie einen überschäumenden Bach den Reichtum der fremden Völker.Ihre Säuglinge sollen auf der Hüfte getragenund auf den Knien geschaukelt werden.13Wie jemand, den eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten, und an Jerusalem sollt ihr getröstet sein.14 Ihr werdet es sehen und euer Herz wird sich freuen,und eure Knochen sollen sprossen wie junges Gras.Jes 66, 7-14

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_ Mutter Zion – Personifikationen der Stadt5__

7 Ehe die Wehen einsetzen, hat sie geboren, ehe die Wehen kommen, hat sie ein Männliches entbunden. 8Wer hat solches gehört? Wer hat solches gesehen? Ist ein Land an einem Tag hervorgebracht worden, wird ein Volk in einem Moment geboren? Kaum in Wehen, hat Zion auch schon ein Kind geboren.

9 Sollte ich durchbrechen, aber nicht gebären lassen?, spricht יGott י.Sollte ich gebären lassen und doch verschließen?, spricht deine Gottheit.10 Freut euch mit Jerusalem und jauchzt alle, die ihr sie liebt!Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr um sie trauert!

11Weil ihr saugen dürft und euch sättigen an den Brüsten ihres Trostes,weil ihr schlürfen dürft und euch erquicken am Busen ihrer Herrlichkeit.12Denn so spricht י Gott י : Ich breite bei ihr Frieden aus wie einen Stromund wie einen überschäumenden Bach den Reichtum der fremden Völker.Ihre Säuglinge sollen auf der Hüfte getragenund auf den Knien geschaukelt werden.13Wie jemand, den eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten, und an Jerusalem sollt ihr getröstet sein.14 Ihr werdet es sehen und euer Herz wird sich freuen,und eure Knochen sollen sprossen wie junges Gras.Jes 66, 7-14

16Und zur Frau: »Ich sorge dafür, dass deine Lasten groß und deine Schwangerschaftenhäufig sind. Nur unter Mühen wirst du Kinder bekommen. AufdeinenMann richtet sich dein Verlangen. Doch der wird dich beherrschen.«

31O nein, ich höre die Stimme wie von einer Frau, die sich vor Wehenkrümmt, die den bedrängenden Zustand einer Erstgebärenden durchlebt,die Stimme der Tochter Zion, die keucht und ihre Hände ringt: O weh mir,denn mein Leben geht durch Mord zugrunde! Jer 4,31

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_ Mutter Zion – Personifikationen der Stadt5__

2Hört, ihr Himmel, und lausche, du Erde, denn יGottי hat gesprochen:Kinder habe ich großgezogen und aufwachsen lassen, aber sie sind mir untreu geworden. 3 Ein Rind weiß, wem es gehört, und ein Esel kennt den Futtertrog seiner Herrschaft, aber Israel weiß nicht, mein Volk hat nicht verstanden.4Wehe der Nation, die sich verfehlt, dem Volk, belastet mit Schuld, den Nachkommen derer, die Übles tun, den Kindern derer, die Verderben anrichten! Sie haben יGottי verlassen, sie haben Gott, heilig in Israel, verschmäht, sie haben sich rückwärts gewandt. 5Worauf wollt ihr noch geschlagen werden, dass ihr mit dem Ungehorsam weitermacht? Der ganze Kopf ist krank und das ganze Herz schwach. 6Von der Fußsohle bis zum Kopf ist nichts Unversehrtes am Körper, Wunden, Striemen, frische Schläge: Sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbundenund nicht mit Öl massiert worden. 7Euer Land – eine Wüste, eure Städte – verbrannt von Feuer, euer Acker – in eurem Beisein verzehren ihn Fremde: eine Wüste wie nach einer Zerstörung durch Fremde. 8Aber die Tochter Zion ist übrig geblieben, wie eine Laube im Weinberg; wie eine Nachthütte im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt.9Wenn nicht יGottי der Heere uns einen geringen Rest übrig gelassen hätte; wie Sodom wären wir geworden, Gomorra würden wir gleichen.Jes 1,2-9