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Elektrotechnik & Informationstechnik (2013) 130/4-5: 101–102. DOI 10.1007/s00502-013-0144-2 VORWORT Vom Smart Grid zur Smart Security H. Leopold OVE Online publiziert am 29. Juni 2013 © Springer Verlag Wien 2013 Dipl.-Ing. Helmut Leopold Die Lösungssuche für unse- re großen gesellschaftlichen Fragestellungen zu Energie, Mobilität, Sicherheit, Ge- sundheit bzw. Betreuung von zunehmend mehr Men- schen beim Älterwerden so- wie der Wunsch nach mehr persönlicher/individueller Sicherheit hat besonders im Bereich der modernen Informations- und Kommu- nikationstechnologien (IKT) eine gewaltige Innovations- dynamik ausgelöst. Wir vernetzen Fahrzeu- ge, um von intelligenter Verkehrssteuerung zu profitieren, wir ver- netzen Energienetze mit Haushaltsgeräten zu zukünftigen Smart Grids, und wir bauen Telemedizinsysteme, um medizinische Versor- gungsleistungen einfach und günstig in unsere Haushalte zu bringen bzw., um den wachsenden Ansprüchen der Gesellschaft an eine zu- künftige (technisch unterstützte) flexible und einfache medizinische Versorgung und vor allem Vorsorge gerecht zu werden. Machine- to-Machine (M2M) Communication ist dabei ein häufig verwende- tes Schlagwort, welches diese umfassende IKT-Vernetzung in allen Lebensbereichen bezeichnet. Vor allem im Energiebereich ist dabei aktuell eine besondere Dy- namik zu verzeichnen. Einerseits ist dies durch das Interesse der öf- fentlichen Hand gegeben, um einen nachhaltigen Beitrag für unse- re Energieeffizienzziele zu schaffen. Andererseits werden durch die Verfügbarkeit neuer Informations- und Kommunikationstechnologi- en neue innovative Ansätze ermöglicht. Während bislang der Betrieb von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien maßgeblich von funktionierenden Energienetzen abhing, wird sich diese Abhängigkeit in Zukunft auch in die Gegenrichtung entwickeln. Die in rasantem Tempo entstehen- den Smart Grids werden in den kommenden Jahren in ganz erhebli- chem Ausmaß an IKT-Systeme gekoppelt sein, und ein Ausfall oder eine Fehlfunktion wird auch die Energieübertragung und Verteilung wesentlich beeinflussen. Wenn dann sogar noch individuelle Steue- rungsmodifikationen von den privaten Hauhalten über ein Smart Grid durchgeführt werden, wird die wechselseitige Abhängigkeit von Energie- und IKT-Netz um ein Vielfaches angewachsen sein. Bis jetzt wurde die Entwicklung von IKT durch die Innovationsdy- namik der Entwicklung neuer Funktionalitäten bestimmt. Durch die neue Bedeutung als „Mission Critical“-Infrastruktur für alle Lebens- bereiche einer modernen Gesellschaft – also vor allem im Bereich der zukünftigen Smart Grids – haben wir neue Anstrengungen zu unter- nehmen, um eine fehlende „Safety & Security“ – dies bezieht sich sowohl auf den Schutz von Daten als auch auf die Ausfallssicherheit bzw. Zuverlässigkeit der Systeme – nicht als „Innovationshemmer“ oder sogar Bedrohung für die Entwicklung unserer Gesellschaft zu erleben. Im vorliegenden Themenschwerpunkt dieser e&i-Ausgabe wird genau diese Problematik der Gewährleistung von Sicherheit im zu- künftigen Smart Grid thematisiert; anhand einiger wichtiger Projek- te aus dem Forschungs- und Industriebereich werden Einblicke in kommende Anforderungen und zu verfolgende Ansätze gegeben. Drei große Initiativen der öffentlichen Hand unterstützen dabei die Anstrengungen von Smart Security-Forschungskooperationen: das österreichische Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS und das europäische Sicherheitsforschungsprogramm – viele der angeführ- ten Projekte werden durch diese Programme unterstützt – sowie die Koordinierungsinitiative des BMVIT, wie im Interview mit Herrn Hüb- ner in dieser e&i-Ausgabe dargestellt. Herr Hübner vom BMVIT be- schreibt im Gespräch mit der e&i die Zielsetzungen und Aktivitäten der öffentlichen Hand, um diesen essentiellen Technologiebereich als nationale Technologieinitiative zu gestalten. In der Rubrik Praxis & Wissen dieser Ausgabe werden durch Bei- träge von Herrn Hammer, BMVIT, sowie von Frau Klonk, FFG, kurz die nationalen und europäischen Forschungsprogramme dargestellt. Weiters werden einzelne Schlüsselthemen von Smart Security Grids erörtert. Die Herren Beirer, GAI NetConsult, Bosin, TIWAG-Netz, und Kasper, RWE Deutschland, fassen in ihrem Artikel die Aktivitäten der Energienetzbetreiber zusammen, um den sicheren Betrieb von Ener- gienetzen zu gewährleisten. Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe folgende Origi- nalarbeiten: Der Beitrag von Herbert Saurugg und Joe Pichlmayr unterstreicht die besondere Problematik der Komplexität, mit der wir vor allem im Bereich der vernetzten Energienetze zunehmend konfrontiert werden. Das Paper von Thomas Bleier fasst jene IKT- Sicherheitsaspekte zusammen, die bei Smart Grids zu beachten sind, und zeigt existierende Best practice-Beispiele und vorhandene Stan- dards auf. Der Beitrag von Berthold Haberler, Linz Strom, Georg Kienesber- ger, TU Wien, sowie von Friederich Kupzog und Lucie Langer, AIT, zeigt die ersten Projektansätze einer systematischen Bewertung der IKT-Sicherheit der diversen Smart Grid-Projekte auf. Im Beitrag von Andreas Berl et al. von der Universität Passau und Universität Lancaster wird ein Ansatz aus der Telekommunikation – die Benutzung von virtuellen Netzdiensten – als zukunftsweisender Ansatz einer flexiblen und kosteneffizienten Technologie zur Steue- rung von Smart Grids beschrieben. Abschließend zeigt das Paper von Christian Wagner et al. vom AIT am Beispiel einer IT-Vernetzung von IT-Systemen im E-Government-Bereich, dass innovative Ansätze verfolgt werden können und, dennoch besondere Datenschutzvor- gaben sicher gestellt werden können. Ich hoffe, Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, mit dieser Auswahl von interessanten Beiträgen eine Standortbestimmungen in Sachen intelligenter und zukunftssicherer Smart Security Grid- Technologie zu geben sowie einen Beitrag zu einem wachsenden Bewusstsein für diesen hochbrisante Themenbereich zu leisten. Juni/Juli 2013 130. Jahrgang © Springer Verlag Wien heft 4-5.2013 Leopold, Helmut, Dipl.-Ing., Head of Safety & Security Department am AIT, Präsident der GIT Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik im OVE, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien, Österreich (E-Mail: [email protected]) 101

Vom Smart Grid zur Smart Security

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Page 1: Vom Smart Grid zur Smart Security

Elektrotechnik & Informationstechnik (2013) 130/4-5: 101–102. DOI 10.1007/s00502-013-0144-2 VORWORT

Vom Smart Grid zur Smart SecurityH. Leopold OVE

Online publiziert am 29. Juni 2013© Springer Verlag Wien 2013

Dipl.-Ing. Helmut Leopold

Die Lösungssuche für unse-re großen gesellschaftlichenFragestellungen zu Energie,Mobilität, Sicherheit, Ge-sundheit bzw. Betreuungvon zunehmend mehr Men-schen beim Älterwerden so-wie der Wunsch nach mehrpersönlicher/individuellerSicherheit hat besondersim Bereich der modernenInformations- und Kommu-nikationstechnologien (IKT)eine gewaltige Innovations-dynamik ausgelöst.

Wir vernetzen Fahrzeu-ge, um von intelligenter Verkehrssteuerung zu profitieren, wir ver-netzen Energienetze mit Haushaltsgeräten zu zukünftigen SmartGrids, und wir bauen Telemedizinsysteme, um medizinische Versor-gungsleistungen einfach und günstig in unsere Haushalte zu bringenbzw., um den wachsenden Ansprüchen der Gesellschaft an eine zu-künftige (technisch unterstützte) flexible und einfache medizinischeVersorgung und vor allem Vorsorge gerecht zu werden. Machine-to-Machine (M2M) Communication ist dabei ein häufig verwende-tes Schlagwort, welches diese umfassende IKT-Vernetzung in allenLebensbereichen bezeichnet.

Vor allem im Energiebereich ist dabei aktuell eine besondere Dy-namik zu verzeichnen. Einerseits ist dies durch das Interesse der öf-fentlichen Hand gegeben, um einen nachhaltigen Beitrag für unse-re Energieeffizienzziele zu schaffen. Andererseits werden durch dieVerfügbarkeit neuer Informations- und Kommunikationstechnologi-en neue innovative Ansätze ermöglicht.

Während bislang der Betrieb von modernen Informations- undKommunikationstechnologien maßgeblich von funktionierendenEnergienetzen abhing, wird sich diese Abhängigkeit in Zukunft auchin die Gegenrichtung entwickeln. Die in rasantem Tempo entstehen-den Smart Grids werden in den kommenden Jahren in ganz erhebli-chem Ausmaß an IKT-Systeme gekoppelt sein, und ein Ausfall odereine Fehlfunktion wird auch die Energieübertragung und Verteilungwesentlich beeinflussen. Wenn dann sogar noch individuelle Steue-rungsmodifikationen von den privaten Hauhalten über ein SmartGrid durchgeführt werden, wird die wechselseitige Abhängigkeitvon Energie- und IKT-Netz um ein Vielfaches angewachsen sein.

Bis jetzt wurde die Entwicklung von IKT durch die Innovationsdy-namik der Entwicklung neuer Funktionalitäten bestimmt. Durch dieneue Bedeutung als „Mission Critical“-Infrastruktur für alle Lebens-bereiche einer modernen Gesellschaft – also vor allem im Bereich derzukünftigen Smart Grids – haben wir neue Anstrengungen zu unter-nehmen, um eine fehlende „Safety & Security“ – dies bezieht sichsowohl auf den Schutz von Daten als auch auf die Ausfallssicherheitbzw. Zuverlässigkeit der Systeme – nicht als „Innovationshemmer“oder sogar Bedrohung für die Entwicklung unserer Gesellschaft zuerleben.

Im vorliegenden Themenschwerpunkt dieser e&i-Ausgabe wirdgenau diese Problematik der Gewährleistung von Sicherheit im zu-künftigen Smart Grid thematisiert; anhand einiger wichtiger Projek-te aus dem Forschungs- und Industriebereich werden Einblicke inkommende Anforderungen und zu verfolgende Ansätze gegeben.

Drei große Initiativen der öffentlichen Hand unterstützen dabeidie Anstrengungen von Smart Security-Forschungskooperationen:das österreichische Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS und daseuropäische Sicherheitsforschungsprogramm – viele der angeführ-ten Projekte werden durch diese Programme unterstützt – sowie dieKoordinierungsinitiative des BMVIT, wie im Interview mit Herrn Hüb-ner in dieser e&i-Ausgabe dargestellt. Herr Hübner vom BMVIT be-schreibt im Gespräch mit der e&i die Zielsetzungen und Aktivitätender öffentlichen Hand, um diesen essentiellen Technologiebereichals nationale Technologieinitiative zu gestalten.

In der Rubrik Praxis & Wissen dieser Ausgabe werden durch Bei-träge von Herrn Hammer, BMVIT, sowie von Frau Klonk, FFG, kurzdie nationalen und europäischen Forschungsprogramme dargestellt.Weiters werden einzelne Schlüsselthemen von Smart Security Gridserörtert. Die Herren Beirer, GAI NetConsult, Bosin, TIWAG-Netz, undKasper, RWE Deutschland, fassen in ihrem Artikel die Aktivitäten derEnergienetzbetreiber zusammen, um den sicheren Betrieb von Ener-gienetzen zu gewährleisten.

Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe folgende Origi-nalarbeiten: Der Beitrag von Herbert Saurugg und Joe Pichlmayrunterstreicht die besondere Problematik der Komplexität, mit derwir vor allem im Bereich der vernetzten Energienetze zunehmendkonfrontiert werden. Das Paper von Thomas Bleier fasst jene IKT-Sicherheitsaspekte zusammen, die bei Smart Grids zu beachten sind,und zeigt existierende Best practice-Beispiele und vorhandene Stan-dards auf.

Der Beitrag von Berthold Haberler, Linz Strom, Georg Kienesber-ger, TU Wien, sowie von Friederich Kupzog und Lucie Langer, AIT,zeigt die ersten Projektansätze einer systematischen Bewertung derIKT-Sicherheit der diversen Smart Grid-Projekte auf.

Im Beitrag von Andreas Berl et al. von der Universität Passau undUniversität Lancaster wird ein Ansatz aus der Telekommunikation –die Benutzung von virtuellen Netzdiensten – als zukunftsweisenderAnsatz einer flexiblen und kosteneffizienten Technologie zur Steue-rung von Smart Grids beschrieben. Abschließend zeigt das Papervon Christian Wagner et al. vom AIT am Beispiel einer IT-Vernetzungvon IT-Systemen im E-Government-Bereich, dass innovative Ansätzeverfolgt werden können und, dennoch besondere Datenschutzvor-gaben sicher gestellt werden können.

Ich hoffe, Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, mit dieserAuswahl von interessanten Beiträgen eine Standortbestimmungenin Sachen intelligenter und zukunftssicherer Smart Security Grid-Technologie zu geben sowie einen Beitrag zu einem wachsendenBewusstsein für diesen hochbrisante Themenbereich zu leisten.

Juni/Juli 2013 130. Jahrgang © Springer Verlag Wien heft 4-5.2013

Leopold, Helmut, Dipl.-Ing., Head of Safety & Security Department am AIT,Präsident der GIT Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnikim OVE, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien,Österreich (E-Mail: [email protected])

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VORWORT H. Leopold Vom Smart Grid zur Smart Security

Abschließend möchte ich Sie noch auf die beiden Arbeitskrei-se in der GIT Gesellschaft für Informations- und Kommunikati-onstechnik im OVE hinweisen, die zu dem aktuellen Thema derSicherheit von Energieinformationsnetzen zwei Arbeitskreise unter-hält: „Energy goes ICT“ unter der Leitung von Johannes Stadler von

Wien Energie sowie „Cyber Security“ unter der Leitung von Tho-mas Bleier vom AIT. Beide Arbeitskreise geben regelmäßig elektroni-sche Newsletter heraus, die Sie bei Interesse gerne kostenlos unterhttp://git.ove.at/news.html abonnieren können.

102 heft 4-5.2013 © Springer Verlag Wien e&i elektrotechnik und informationstechnik