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nw.de Löhner Nachrichten Montag, 28. Oktober 2019 – 2,00 EUR Nr. 250/44, 209. Jahrgang Unabhängig – Überparteilich Stichwahl entscheidet über Parteivorsitz SPD-Mitgliederabstimmung: Die Tandems Olaf Scholz/Klara Geywitz und Norbert Walter-Borjans/Saskia Esken erhalten die meisten Stimmen Von Lothar Schmalen ¥ Berlin/Düsseldorf. Die Ent- scheidung über den SPD-Par- teivorsitz fällt zwischen den GroKo-Befürwortern Olaf Scholz und Klara Geywitz und den GroKo-Skeptikern Nor- bert Walter-Borjans und Sas- kia Esken. Die beiden Teams erhielten bei der Mitglieder- befragung der SPD die meis- ten Stimmen – Scholz/Gey- deck 21,68 und Walter-Bor- jans/Esken 21,06 Prozent. Da beide Tandems weit ent- fernt von den erforderlichen mehr als 50 Prozent blieben, findet vom 19. bis 29. No- vember eine Stichwahl statt. Erneut sind dann die 425.000 SPD-Mitglieder aufgerufen, ihre Stimme online oder per Briefwahl anzugeben. Beteiligung lag bei 53,3 Prozent Die Beteiligung an der ers- ten Runde der Mitgliederbe- fragung lag bei 53,3 Prozent und damit deutlich niedriger als beim Mitgliederentscheid über die Große Koalition im Februar 2018. Damals betei- ligten sich 78 Prozent der Mit- glieder. Das Ergebnis der Stich- wahl soll am 30. November be- kannt gegeben werden. In der Partei vereinbart wurde, dass das Siegertandem auf dem Bundesparteitag vom 6. bis 8. Dezember in Berlin auch offi- ziell zu Parteivorsitzenden ge- wählt werden soll. Auf einen beachtlichen drit- ten Platz kamen die Bielefel- der Landtagsabgeordnete Christina Kampmann und Staatsminister Michael Roth mit 16,28 Prozent der Stim- men. Die beiden Bundestags- abgeordneten Karl Lauter- bach und Nina Scheer erhiel- ten 14,63 Prozent, Boris Pis- torius und Petra Köpping 14,61 Prozent sowie Ralf Stegner und Gesine Schwan 9,63 Prozent. ¦ Kommentar, Politik IS-Chef Bagdadi sprengt sich selbst in die Luft ¥ Idlib (rtr). IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi hat sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump bei einem ame- rikanischen Militäreinsatz selbst getötet. US-Spezialkräf- te hätten den Einsatz im Nord- westen Syriens durchgeführt, sagte Trump am Sonntag in Washington. DNA-Analysen hätten die Identität des IS-An- führers bestätigt. Bagdadi ha- be eine Sprengweste an sei- nem Körper gezündet, sagte Trump. Außerdem seien zahl- reiche Komplizen des Anfüh- rers der Extremistenmiliz Is- lamischer Staat (IS) getötet worden. US-Bürger seien bei dem Einsatz nicht ums Leben gekommen. Trump ergänzte, ein Militär-Hund sei aber ver- letzt worden. Der IS-Anführer habe ver- sucht, mit seiner Familie aus seinem Versteck in Syrien zu fliehen. „Er erreichte das En- de eines Tunnels, als unsere Hunde ihn erreichten. Er zün- dete die Weste und tötete da- bei sich und seine drei Kin- der“, sagte Trump. Bagdadi ha- be seit Monaten in Angst vor Entdeckung gelebt. Vor einem Monat habe es gesicherte Hin- weise auf seinen Aufenthalts- ort gegeben. ¦ Seite 3 Linke gewinnt in Thüringen, AfD überholt die CDU Landtagswahl: Ministerpräsident Ramelow muss trotz Sieg um sein Amt bangen. Regierungsbildung in Erfurt droht zur Hängepartie zu werden ¥ Erfurt/Berlin (rtr/dpa/AFP). Triumph für die Linkspartei in Thüringen, Debakel für die CDU: Bei der Landtagswahl konnte Ministerpräsident Bo- do Ramelow seine Partei erst- mals zur stärksten Kraft füh- ren. Die CDU mit Spitzen- kandidat Mike Mohring, die bei der vorherigen Wahl noch an der Spitze lag, rutscht deut- lich ab. Die AfD mit ihrem weit rechts stehenden Spitzenkan- didaten Björn Höcke kann ihren Stimmanteil mehr als verdoppeln. Abgeschlagen im einstelli- gen Bereich ist Ramelows Ko- alitionspartner SPD. Die eben- falls mitregierenden Grünen dürfen mit gut fünf Prozent rechnen. Die FDP muss um den Einzug in den Thüringer Land- tag bangen: Sie kommt auf fünf Prozent. Damit wird eine Regie- rungsbildung äußerst schwie- rig, da ohne Linkspartei einer- seits und AfD andererseits kei- ne Mehrheit zustande kom- men dürfte. Die Wahlbeteili- gung lag bei 65,5 Prozent nach 52,7 Prozent vor fünf Jahren. Ministerpräsident Rame- low sagte, es gebe einen kla- ren Regierungsauftrag für sei- ne Partei. Diesen Auftrag wer- de er auch annehmen. Nun gel- te es, das endgültige Wahl- ergebnis abzuwarten. Es sei derzeit zu früh, um sagen zu können, wie genau die Ge- spräche über eine Regierungs- bildung laufen müssten. Er kündigte an, mit allen Partei- en außer der AfD sprechen zu wollen. Der Linken-Fraktions- chef im Bundestag, Dietmar Bartsch, sprach von einem „historischen, sensationellen Sieg“ für seine Partei. „So ein Ergebnis – das hätten wir uns kaum träumen lassen“, sagte Bartsch. Er gehe davon aus, dass Ministerpräsident Rame- low erneut eine stabile Regie- rung bilden werde. Sachsen-Anhalts Minister- präsident Reiner Haseloff sprach von einem „bitteren Abend“ für die CDU, „aber auch für die demokratische Mitte“. Zum ersten Mal gebe es keine Mehrheit für die poli- tische Mitte mehr in einem Bundesland. Das zeige, wie polarisiert die Lage in Thürin- gen sei, die politischen Rän- der seien gestärkt. Bundesfi- nanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, das Ergebnis sei „natürlich nicht schön“. Die SPD müsse nun ihre Verant- wortung wahrnehmen und prüfen, was möglich sei und was nicht. Der Thüringer AfD-Spit- zenkandidat Höcke sagte vor Parteimitgliedern, das Ergeb- nis sei ein klares Nein zur er- starrten Parteiendemokratie. Die AfD hat nach Angaben der Forschungsgruppe Wahlen die meisten neuen Wähler aus dem Nichtwähler-Lager erhalten. 37 Prozent der AfD-Wähler hätten 2014 gar nicht gewählt, 15 Prozent die CDU und neun Prozent die Linkspartei, hieß es in der Analyse der Wähler- wanderungen. Grünen-Parteichef Robert Habeck sagte: „Wir stehen vor komplizierten Regierungsver- handlungen und -gesprä- chen.“ Alle demokratischen Parteien müssten miteinander gesprächsfähig sein. ¦ Kommentar, Seite 3 Sonstige ©NW LANDTAGSWAHL THÜRINGEN Alle Angaben in Prozent 2014 2019 33,5 28,2 12,4 10,6 5,7 2,5 7,1 ARD-Hochrechnung von 22.11 Uhr 21,8 31,0 8,2 23,4 5,1 5,0 5,5 7° Vormittag 11° Nachmittag 2° Nacht Wetter Wirtschaft Schlechte Aussichten für Cook-Urlauber ¥ Berlin. Nach der Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook werden vermutlich Hunderttausende Kunden nur einen Bruch- teil ihres Geldes wiederbekommen. Zwischen Weser und Rhein Neue Vorwürfe gegen Standesamt Paderborn ¥ Paderborn. Der Ex-SCP-Spieler Marc Gouiffe à Goufan er- hebt schwere Vorwürfe gegen das Standesamt Paderborn. Nur eins seiner Kinder erhielt eine vollständige Geburtsurkunde. Gerry Weber öffnet wieder Online-Shops ¥ Halle. Der insolvente Modehersteller Gerry Weber will neu durchstarten. Neue Online-Shops sollen auch den stationären Handel stärken. Sport Hamiltons Krönung noch einmal verschoben ¥ Mexiko-Stadt. Lewis Hamilton muss trotz seines Sieges in Me- xiko noch auf den Gewinn seines sechsten Formel-1-Titels war- ten. Valtteri Bottas vertagte die Krönung durch Platz drei. Herbstliche Zeiten ¥ Bielefeld (dpa). Zu Be- ginn dieser Woche gehen die Temperaturen in Deutsch- land zurück. Laut Deut- schem Wetterdienst (DWD) liegen die Höchstwerte am Montag zwischen neun und 13 Grad. „In der kommen- den Woche haben wir es zu- mindest bis Donnerstag mit Temperaturen zu tun, die für diese Jahreszeit normal sind“, sagt Jens Bonewitz vom DWD. Am Dienstag liegen die Höchstwerte demnach zwi- schen sieben und elf Grad. In der Nacht kann es bei Tiefst- werten von minus drei Grad zu Frost kommen. Am Mitt- woch soll es heiter und tro- cken werden. Die Höchst- werte liegen bei 6 bis 11 Grad. Macht Spaß: Mit dem Herbstlaub um die Wette fliegen. FOTO: DPA Die schräge Meldung ¥ London. Eine von der britischen Regierung geplante Gedenk- münze für den EU-Austritt Großbritanniens am 31. Oktober wird es nicht geben. Wie das Finanzministerium in London mitteilte, wurde die Prägung der 50-Pence-Münzen gestoppt. Auf ihnen sind das ursprünglich geplante Brexit-Datum 31. Oktober ein- graviert sowie die Worte „Frieden, Wohlstand und Freund- schaft mit allen Nationen“. Offen bleibt, wie viele Münzen be- reits geprägt wurden und was mit ihnen nun geschehen soll. Schalke kann kommen ¥ Bielefeld. Arminia Biele- feld ist bereit für das DFB- Pokalspiel am Dienstagabend gegen Bundesligist FC Schal- ke 04. Beim hochverdienten 1:0-Auswärtssieg bei Dynamo Dresden überzeugten die Bie- lefelder mit einer weitgehend reifen Vorstellung und ver- besserten sich auf den zwei- ten Tabellenplatz der 2. Liga. Arminias Siegtreffer in Dres- den erzielte Stürmer Andreas Voglsammer (links), hier beim Jubel mit Vorlagenge- ber Cédric Brunner und Marcel Hartel (rechts). Für das Heimspiel gegen Schalke 04 in der zweiten DFB- Pokalrunde ist die Bielefelder Schüco-Arena ausverkauft. Anstoß ist morgen um 20.45 Uhr. ¦ Sport FOTO: ANDREAS ZOBE Löhne: Städte müssen Straßen übernehmen ¥ Wegen der Nordumgehung übergibt das Land zahlreiche Straßen an die Städte. Straßen, die ihre Bedeutung für den über- regionalen Verkehr verloren ha- ben. Während sich die Kurstadt nach Kräften gegen die Über- nahme der Vlothoer Straße wehrt, klappt es in Löhne ge- räuschlos – aber die Pläne ent- halten ein interessantes Detail. Angst vor kahlköpfigen Menschen ¥ Löhne. Menschen sind von zahlreichen Ängsten geplagt – über Therapien und Ursachen sowie über irrationale Ängste sprach Angstforscher Borwin Bandelow in der Berolina-Klinik. Oberliga-Handballer verlieren deutlich ¥ Löhne. Handball-Oberligist VfL Mennighüffen verlor nach mehrwöchiger Spielpause deutlich. Fußball-Bezirksligist TuRa Löhne ist nach dem neunten Saisonsieg nun Tabellenzweiter. Wir sind für Sie da! Redaktion: Tel. 05 21/55 50 • E-Mail: [email protected] Aboservice: Tel. 05 21/55 58 88 • E-Mail: [email protected] Anzeigenservice: Tel. 05 21/55 53 33 • E-Mail: [email protected] Kartenvorverkauf: Tel. 05 21/55 54 44 facebook.com/ neuewestfaelische Kultur „Neue Stimmen“: Russland und China vorn ¥ Gütersloh. Stark war die Konkurrenz in diesem Jahr beim Ge- sangswettbewerb „Neue Stimmen“ in Gütersloh. Die russische So- pranistin Anna El-Kashem und der chinesische Tenor Long Long gewannen am Samstag jeweils die ersten Preise. Vor allem Long Long erwies sich als ausgesprochener Publikumsliebling. 4 1 9 0 8 4 9 1 0 2 0 0 6 1 3 6 4 4

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nw.deLöhner Nachrichten

Montag, 28. Oktober 2019 – 2,00 EURNr. 250/44, 209. Jahrgang

Unabhängig – Überparteilich

Stichwahl entscheidet über ParteivorsitzSPD-Mitgliederabstimmung: Die Tandems Olaf Scholz/Klara Geywitz undNorbert Walter-Borjans/Saskia Esken erhalten die meisten Stimmen

Von Lothar Schmalen

¥ Berlin/Düsseldorf. Die Ent-scheidung über den SPD-Par-teivorsitz fällt zwischen denGroKo-Befürwortern OlafScholz und Klara Geywitz undden GroKo-Skeptikern Nor-bert Walter-Borjans und Sas-kia Esken. Die beiden Teamserhielten bei der Mitglieder-befragung der SPD die meis-ten Stimmen – Scholz/Gey-deck 21,68 und Walter-Bor-jans/Esken 21,06 Prozent.Da beide Tandems weit ent-

fernt von den erforderlichenmehr als 50 Prozent blieben,findet vom 19. bis 29. No-vember eine Stichwahl statt.

Erneut sind dann die 425.000SPD-Mitglieder aufgerufen,ihre Stimme online oder perBriefwahl anzugeben.

Beteiligung lagbei 53,3 Prozent

Die Beteiligung an der ers-ten Runde der Mitgliederbe-fragung lag bei 53,3 Prozentund damit deutlich niedrigerals beim Mitgliederentscheidüber die Große Koalition imFebruar 2018. Damals betei-ligten sich 78 Prozent der Mit-glieder.DasErgebnis der Stich-wahl soll am 30. November be-kannt gegeben werden. In der

Partei vereinbart wurde, dassdas Siegertandem auf demBundesparteitag vom 6. bis 8.Dezember in Berlin auch offi-ziell zu Parteivorsitzenden ge-wählt werden soll.Auf einen beachtlichen drit-

ten Platz kamen die Bielefel-der LandtagsabgeordneteChristina Kampmann undStaatsminister Michael Rothmit 16,28 Prozent der Stim-men. Die beiden Bundestags-abgeordneten Karl Lauter-bach und Nina Scheer erhiel-ten 14,63 Prozent, Boris Pis-toriusundPetraKöpping14,61Prozent sowieRalf Stegner undGesine Schwan 9,63Prozent.

¦ Kommentar, Politik

IS-Chef Bagdadisprengt sich

selbst in die Luft¥ Idlib (rtr). IS-Anführer AbuBakr al-Bagdadi hat sich nachAngaben von US-PräsidentDonaldTrumpbei einemame-rikanischen Militäreinsatzselbst getötet. US-Spezialkräf-te hätten den Einsatz imNord-westen Syriens durchgeführt,sagte Trump am Sonntag inWashington. DNA-Analysenhätten die Identität des IS-An-führers bestätigt. Bagdadi ha-be eine Sprengweste an sei-nem Körper gezündet, sagteTrump. Außerdem seien zahl-reiche Komplizen des Anfüh-rers der Extremistenmiliz Is-lamischer Staat (IS) getötetworden. US-Bürger seien beidem Einsatz nicht ums Lebengekommen. Trump ergänzte,ein Militär-Hund sei aber ver-letzt worden.Der IS-Anführer habe ver-

sucht, mit seiner Familie ausseinem Versteck in Syrien zufliehen. „Er erreichte das En-de eines Tunnels, als unsereHunde ihn erreichten. Er zün-dete die Weste und tötete da-bei sich und seine drei Kin-der“, sagteTrump.Bagdadiha-be seit Monaten in Angst vorEntdeckung gelebt. Vor einemMonat habe es gesicherte Hin-weise auf seinen Aufenthalts-ort gegeben. ¦ Seite 3

Linke gewinnt in Thüringen,AfD überholt die CDU

Landtagswahl:Ministerpräsident Ramelowmuss trotz Sieg um sein Amt bangen.Regierungsbildung in Erfurt droht zur Hängepartie zu werden

¥ Erfurt/Berlin (rtr/dpa/AFP).Triumph für die Linkspartei inThüringen, Debakel für dieCDU: Bei der Landtagswahlkonnte Ministerpräsident Bo-do Ramelow seine Partei erst-mals zur stärksten Kraft füh-ren. Die CDU mit Spitzen-kandidat Mike Mohring, diebei der vorherigen Wahl nochan der Spitze lag, rutscht deut-lich ab.Die AfDmit ihremweitrechts stehenden Spitzenkan-didaten Björn Höcke kannihren Stimmanteil mehr alsverdoppeln.Abgeschlagen im einstelli-

gen Bereich ist Ramelows Ko-alitionspartner SPD. Die eben-falls mitregierenden Grünendürfen mit gut fünf Prozentrechnen.DieFDPmussumdenEinzug in denThüringer Land-tag bangen: Sie kommt auf fünfProzent.Damit wird eine Regie-

rungsbildung äußerst schwie-rig, da ohne Linkspartei einer-seits und AfD andererseits kei-ne Mehrheit zustande kom-

men dürfte. Die Wahlbeteili-gung lag bei 65,5 Prozent nach52,7 Prozent vor fünf Jahren.Ministerpräsident Rame-

low sagte, es gebe einen kla-ren Regierungsauftrag für sei-ne Partei. Diesen Auftrag wer-de er auchannehmen.Nungel-te es, das endgültige Wahl-ergebnis abzuwarten. Es seiderzeit zu früh, um sagen zukönnen, wie genau die Ge-spräche über eine Regierungs-bildung laufen müssten. Erkündigte an, mit allen Partei-en außer der AfD sprechen zuwollen. Der Linken-Fraktions-chef im Bundestag, DietmarBartsch, sprach von einem„historischen, sensationellenSieg“ für seine Partei. „So einErgebnis – das hätten wir unskaum träumen lassen“, sagteBartsch. Er gehe davon aus,dass Ministerpräsident Rame-low erneut eine stabile Regie-rung bilden werde.Sachsen-Anhalts Minister-

präsident Reiner Haseloffsprach von einem „bitteren

Abend“ für die CDU, „aberauch für die demokratischeMitte“. Zum ersten Mal gebees keine Mehrheit für die poli-tische Mitte mehr in einemBundesland. Das zeige, wiepolarisiert die Lage in Thürin-gen sei, die politischen Rän-der seien gestärkt. Bundesfi-

nanzminister Olaf Scholz(SPD) sagte, das Ergebnis sei„natürlich nicht schön“. DieSPD müsse nun ihre Verant-wortung wahrnehmen undprüfen, was möglich sei undwas nicht.Der Thüringer AfD-Spit-

zenkandidat Höcke sagte vorParteimitgliedern, das Ergeb-nis sei ein klares Nein zur er-starrten Parteiendemokratie.Die AfD hat nach Angaben derForschungsgruppeWahlen diemeistenneuenWähler ausdemNichtwähler-Lager erhalten.37 Prozent der AfD-Wählerhätten 2014 gar nicht gewählt,15 Prozent die CDU und neunProzent die Linkspartei, hießes in der Analyse der Wähler-wanderungen.Grünen-Parteichef Robert

Habeck sagte: „Wir stehen vorkomplizierten Regierungsver-handlungen und -gesprä-chen.“ Alle demokratischenParteien müssten miteinandergesprächsfähig sein.

¦ Kommentar, Seite 3

Sonstige

©NW

LANDTAGSWAHLTHÜRINGEN

Alle Angaben in Prozent

2014 201933,5

28,2

12,4

10,6

5,7

2,5

7,1

ARD-Hochrechnung von 22.11 Uhr

21,8

31,0

8,2

23,4

5,1

5,05,5

7° Vormittag 11° Nachmittag 2° Nacht

Wetter

WirtschaftSchlechte Aussichten für Cook-Urlauber¥ Berlin.Nachder InsolvenzdesReiseveranstaltersThomasCookwerden vermutlich Hunderttausende Kunden nur einen Bruch-teil ihres Geldes wiederbekommen.

Zwischen Weser und RheinNeue Vorwürfe gegen Standesamt Paderborn¥ Paderborn. Der Ex-SCP-Spieler Marc Gouiffe à Goufan er-hebt schwere Vorwürfe gegen das Standesamt Paderborn. Nureins seiner Kinder erhielt eine vollständige Geburtsurkunde.

GerryWeber öffnet wieder Online-Shops¥ Halle. Der insolvente Modehersteller Gerry Weber will neudurchstarten. Neue Online-Shops sollen auch den stationärenHandel stärken.

SportHamiltons Krönung noch einmal verschoben¥ Mexiko-Stadt. Lewis Hamilton muss trotz seines Sieges in Me-xiko noch auf den Gewinn seines sechsten Formel-1-Titels war-ten. Valtteri Bottas vertagte die Krönung durch Platz drei.

Herbstliche Zeiten¥ Bielefeld (dpa). Zu Be-ginn dieser Woche gehen dieTemperaturen in Deutsch-land zurück. Laut Deut-schem Wetterdienst (DWD)liegen die Höchstwerte amMontag zwischen neun und13 Grad. „In der kommen-den Woche haben wir es zu-mindest bis Donnerstag mitTemperaturen zu tun, die für

diese Jahreszeit normal sind“,sagt Jens Bonewitz vomDWD.AmDienstag liegendieHöchstwerte demnach zwi-schen sieben und elf Grad. Inder Nacht kann es bei Tiefst-werten von minus drei Gradzu Frost kommen. Am Mitt-woch soll es heiter und tro-cken werden. Die Höchst-werte liegen bei 6 bis 11Grad.

Macht Spaß:Mit dem Herbstlaub um die Wette fliegen. FOTO: DPA

Die schrägeMeldung¥ London. Eine von der britischen Regierung geplante Gedenk-münze für den EU-Austritt Großbritanniens am31.Oktoberwirdes nicht geben. Wie das Finanzministerium in London mitteilte,wurde die Prägung der 50-Pence-Münzen gestoppt. Auf ihnensind das ursprünglich geplante Brexit-Datum 31. Oktober ein-graviert sowie die Worte „Frieden, Wohlstand und Freund-schaft mit allen Nationen“. Offen bleibt, wie viele Münzen be-reits geprägt wurden und was mit ihnen nun geschehen soll.

Schalke kannkommen¥ Bielefeld. Arminia Biele-feld ist bereit für das DFB-Pokalspiel am Dienstagabendgegen Bundesligist FC Schal-ke 04. Beim hochverdienten1:0-Auswärtssieg bei DynamoDresden überzeugten die Bie-lefelder mit einer weitgehendreifen Vorstellung und ver-besserten sich auf den zwei-ten Tabellenplatz der 2. Liga.Arminias Siegtreffer in Dres-den erzielte Stürmer AndreasVoglsammer (links), hierbeim Jubel mit Vorlagenge-ber Cédric Brunner undMarcel Hartel (rechts). Fürdas Heimspiel gegen Schalke04 in der zweiten DFB-Pokalrunde ist die BielefelderSchüco-Arena ausverkauft.Anstoß ist morgen um 20.45Uhr. ¦ Sport

FOTO: ANDREAS ZOBE

Löhne: Städtemüssen Straßenübernehmen

¥ Wegen der Nordumgehungübergibt das Land zahlreicheStraßen an die Städte. Straßen,die ihre Bedeutung für den über-regionalen Verkehr verloren ha-ben. Während sich die Kurstadtnach Kräften gegen die Über-nahme der Vlothoer Straßewehrt, klappt es in Löhne ge-räuschlos – aber die Pläne ent-halten ein interessantes Detail.

Angst vor kahlköpfigenMenschen¥ Löhne. Menschen sind von zahlreichen Ängsten geplagt – überTherapien und Ursachen sowie über irrationale Ängste sprachAngstforscher Borwin Bandelow in der Berolina-Klinik.

Oberliga-Handballer verlieren deutlich¥ Löhne. Handball-Oberligist VfL Mennighüffen verlor nachmehrwöchiger Spielpause deutlich. Fußball-Bezirksligist TuRaLöhne ist nach dem neunten Saisonsieg nun Tabellenzweiter.

Wir sind für Sie da!Redaktion: Tel. 05 21/55 50 • E-Mail: [email protected]: Tel. 05 21/55 58 88 • E-Mail: [email protected]: Tel. 05 21/55 53 33 • E-Mail: [email protected]: Tel. 05 21/55 54 44

facebook.com/neuewestfaelische

Kultur„Neue Stimmen“: Russland und China vorn¥ Gütersloh. Stark war die Konkurrenz in diesem Jahr beim Ge-sangswettbewerb„NeueStimmen“ inGütersloh.Die russischeSo-pranistin Anna El-Kashem und der chinesische Tenor Long Longgewannen am Samstag jeweils die ersten Preise. Vor allem LongLong erwies sich als ausgesprochener Publikumsliebling.

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Lokales MONTAG28. OKTOBER 2019LN3

Warumdie Flugangst irrational istRenommierter Angstforscher: Borwin Bandelow referiert in der Berolina-Klinik über Ursachen,

Folgen und Maßnahmen von Panikattacken

Von ElkeNiedringhaus-Haasper

¥ Löhne. Gibt es das? DieAngstdavor, voneinerEntebe-obachtet zu werden? Vor kahl-köpfigen Menschen? Oder da-vor, dass Erdnussbutter amGaumen festklebt? So etwasgibt es. Und wer darunter lei-det und in Göttingen lebt, hatguteChancen, bei BorwinBan-delow zu landen. Gestern warder Experte für Angststörun-gen in Löhne. Und zwar als Re-ferent. Beim Symposium zumThema „Seelische Gesund-heit“ sprach der Psychiater,Neurologe und Psychologeüber die Ursachen, Folgen undGegenmaßnahmen von Angstund Panikstörungen.

Die Angst der Männerdavor, dass ihr bestesStück schrumpft

Wer dachte, dass der Uni-versitätsprofessor sein Audi-torium aus Fachleuten und Pa-tienten mit trockenen akade-mischen Fakten langweilt, hat-te sich geirrt. Denn der 67-Jäh-rige machte in der Öffentlich-keit nicht nur auf sich auf-merksam, als er 2015 vomMa-gazin Focus als einer der Top-Mediziner Deutschlands fürden Bereich „Angststörun-gen“ geführt und 2019 vomMagazin Cicero in die Liste der500 wichtigsten deutschspra-chigen Intellektuellen aufge-nommen wurde. Sondern ver-half als Schüler Ostfriesenwit-zen zu einer ersten öffentli-chen Plattform.Und ist Mitglied der Göt-

tinger Ärzte-Band „HotDocs“,die alle Gagen für karitativeZwecke spendet, wie Modera-tor Rolf Süllwald, Chefarzt derBerolina-Klinik einleitend ver-riet.

Gefahr von tödlichenUnfällen aufAutobahnen wirdunterschätzt

Als Erstes wartet der Arztund Buchautor mit besondersexotischen Angststörungenauf. Etwa mit der Sorge vonMännern, die befürchten, dassihr bestes Stück immer klei-ner wird und dann ganz imKörper verschwindet. „EinKrankheitsbild, das bei Frau-en eher selten auftritt“, kom-mentiert BorwinBandelowdasPhänomen mit Humor. Undhat die Lacher auf seiner Sei-te. Anschließend präsentiertder Mediziner eine brandneueStatistik zu den sieben größ-

ten Ängsten, der zu entneh-men ist, dass sich mit 56 Pro-zent die meisten vor einerÜberfremdung des Staatesdurch Flüchtlinge fürchten.„DieMenschenhabenvorneu-en, unbekanntenDingenmehrAngst als vor bekannten Ge-fahren“, weiß der Angstfor-scher.Die meisten Patienten, die

zu ihm kommen, leiden unterPanikstörungen, gibt BorwinBandelow einen Einblick. „Siezeigen mit Schmerzen wie beieinem Herzinfarkt bis hin zuder Angst davor, wahnsinnigzu werden, alle Symptomeeiner Fluchtreaktion“, so derMediziner. Die Ursachen sieht

der Psychiater mehr im gene-tischen Bereich als in der Um-welt. „Wennder SohndemVa-ter ähnlich sieht, ist das Ver-erbung. Wenn er dem Nach-barn ähnlich sieht, ist es Um-welt“, liefert er einen lustigenVergleich. Auch wenn er dasThema „Therapie“ mit demebenso humorvollen Slogan„Heilen tut nurGott allein. DieSpesen streicht der Arzt ein“,einläutet, hat der Universitäts-professor die größten Erfolgedurch die Verabreichung vonAntidepressiva der Medikam-tenten-Gruppen SSRI undSNRI sowie durch Verhaltens-therapie beobachtet.

Forscher hat guteNachrichten fürPatienten

Dafür, dassÄngste häufig ir-rational sind, gibt Borwin Ban-delow einleuchtende Beispie-le: Das Fliegen ist statistisch si-cher und trotzdem fürchtensich vielemehr davor, als einenKugelschreiber zu verschlu-cken, woran jedes Jahr nach-gewiesenermaßen rund 300Menschen sterben. Unter-schätzt, so der Experte, wirddie Gefahr von tödlichen Un-fällen auf Autobahnen genau-so wie die Gefahr von Cyper-Kriminalität.Rede undAntwort stand der

Mediziner seinem Publikumim Anschluss an den Vortrag.Die Frage, ob Angststörungenin den letzten Jahrzehnten zu-genommen haben, beantwor-tet Bandelow mit einem kla-ren Nein. „Etwas, was sich ver-erbt, verändert sich nicht soleicht“, so seine Begründung.Obman als Betroffener die vonihm vorgeschlagenen Medika-mente lebenslang einnehmenmuss, möchte ein anderer Zu-hörer wissen.

Ängste der Menschensind weltweit ähnlich– mit Ausnahmen

Die Antwort des Psychia-ters: „Nein. Die allermeistenPatienten müssen sie nur fürsechs Monate nehmen“. Miteinem klaren Ja begegnet Bor-win Bandelow der Frage, obsich Menschen auf der ganzenWelt vor denselben Dingenfürchten. Allerdings: „Mit klei-nen Ausnahmen.Wie etwa derAngst von Eskimos, mit einemKajak auf die offene See zu fah-ren. Oder kulturspezifischenÄngsten wie die der Bewoh-ner auf Haiti, die sich vor Voo-doo fürchten“. Dann sind alleFragen geklärt und BorwinBandelow macht sich auf sei-nen Rückweg nach Göttingen.

Wer Angst vor dem Fliegen hat, durchlebt über den Wolken die Hölle:Warum diese Angst irrational ist, er-klärte Angstforscher Borwin Bandelow beim Symposium der Berolina-Klinik. FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA

Ausgewiesener Experte: Borwin Bandelow stellt sich nach seinem Vor-trag den Fragen des Publikums in der Berolina-Klinik.

FOTO: ELKE NIEDRINGHAUS-HAASPER

Fremder bekennt sichmit Brief zur TatGewaltsamer Tod: Im Dezember soll der Prozess gegen die vermeintlichenMörder von Ibrahim A. beginnen. Die beiden Brüder sitzen in U-Haft. Doch ein Schreiben ist aufgetaucht, dass

die beiden entlastet

¥ Hiddenhausen. Zunächstunbekannte Angreifer, ein ver-schwundenes Auto und eineunauffindbare Tatwaffe: VieleUngereimtheiten ranken sichum den gewaltsamen Tod vonIbrahim A. (Name geändert)am Vatertag in Hiddenhau-sen. Zwei Männer, ein 30-jäh-riger Herforder und sein Bru-der, sitzen als Verdächtige inU-Haft und sind wegen Mor-des angeklagt. Jetzt ist jedochein weiteres mysteriöses De-tail bekannt geworden.Wohl schon im September

hat die Staatsanwaltschaft einanonymes Bekenner-Schrei-ben eines vermeintlichen Tä-terserhalten. In ihmgestehtderVerfasser die Tat und entlas-tet die angeklagten Brüder.

„Kurz vor der Anklage im Sep-tember ist der Brief bei uns ge-landet“, sagt StaatsanwältinClaudia Bosse auf nw.de-An-frage. Der handschriftlich ver-fasste Brief sei mehrere Seitenlang und zuvor bei der PolizeiHerford eingegangen. Der In-halt wird nun als BeweisstückTeildesProzesses sein,derkurzvor Weihnachten beginnensoll. Nur so viel: „Der Verfas-ser schreibt, dass die beidenVerdächtigen zum Tatzeit-punkt nicht mehr dabei gewe-sen seien“, so Claudia Bosse.„Er redet von wir.“Dieser Einblick in das

Schreiben scheint eine Ver-mutung der Mordkommis-sion „Eilshausen“ zu stützen.Nach letztem Stand hält die es

durchaus für möglich, dass esüber die beiden angeklagtenBrüder (30, 32) hinaus weite-re Täter gegeben haben könn-te. Zurzeit wird das Schreibenbeim Landeskriminalamt inDüsseldorf auf Spuren, dieHinweise auf den Verfasser ge-ben können, untersucht.

Was ist in der Nachtzum 31. Maipassiert?

Ibrahim A. wurde in derNacht zum Freitag, 31. Mai, inder Nähe einer Bäckerei an derBünder Straße/Ecke LöhnerStraße in Hiddenhausen totaufgefunden. Nach Informa-tionen der Ermittler wurde er

wahrscheinlich mit mehrerenMesserstichen getötet. DerWohnort des deutsch-libane-sischen Opfers befindet sichnur 500 Meter von der Fund-stelle entfernt. Einen Tag spä-ter hatte sich ein 30-jährigerHerforder bei der Polizei ge-stellt.Der Mann mit türkischen

Wurzeln sitzt seitdem inUntersuchungshaft. AnfangJuli folgte dann die Festnah-me seines 32-jährigen Bru-ders. Mitte Oktober hatte dieBielefelder StaatsanwaltschaftAnklage gegen die Brüder „we-gen des gemeinschaftlichenMordes aus niederen Beweg-gründen“ erhoben. Wann ge-nau der Prozess gegen die Ver-dächtigen im Dezember be-

ginnen soll, steht noch nichtfest. Der Hintergrund der Tatist immer noch undurchsich-tig: Am Morgen nach der Tatfanden Passanten die Leichevon Ibrahim A. Hintergrundder Auseinandersetzung sollein Streit um Geld gewesensein. Wegen Größe und kör-perlicher Statur von IbrahimA.nehmenseineBekanntenan,dass er nicht einer Einzelper-son zum Opfer gefallen seinkönne, sondern es Mittäter ge-ben müsse.Der 30-jährige mutmaßli-

che Täter und das Opfer sol-len in der VergangenheitFreunde gewesen sein oder zu-mindest sehr gut miteinanderbekannt, heißt aus dem Um-feld der Opfers.

Die Fundstelle: Im Hiddenhauser Ortsteil Eilshausen wurde die Lei-che des 31 jährigen Opfers gefunden. FOTO: EIKE J. HORSTMANN

Kliffkiekermachen sichwieder seeklar

Shanty-Chor: Nach dem Ausscheiden des altenVorstands soll es jetzt weiter gehen

¥ Herford. „Wir wollen wei-termachen“, sagt Kevin Kelly,einer der verbliebenen Sängerdes Shanty-Chores „Die Kliff-kieker“.Gut20Sängerdes einstum die 45 Mann starken Cho-res sind übrig geblieben, dermit seinem „Shanty-Rock“ dasGenredesSeemannsliedesoderShantys ganz neu aufgefassthatte. „So große Shows wirdes nichtmehr geben“, sagt Kel-ly.Im September hatten mit

dem Vorsitzendenden undFrontmann Thomas Wöhlerund dem musikalischen LeiterDirk Martin zwei zentrale Per-sonen–sozusagenKapitänundSteuermann – ihren Rücktritterklärt. Bei mehreren Sitzun-gen hatte sich kein neuer Vor-stand gefunden, so dass dieAuflösung der Kliffkieker be-schlossen worden war.„Zum Glück waren die wei-

teren Schritte noch nicht ein-geleitet worden“, sagt Kelly,„denn ein Kern von Sängernwill dochweitermachen.“Aberman habe noch Zeit ge-braucht, um sich mit der neu-en Situation zu arrangieren.„Das Sommerkonzert am Ei-ckumer Landhaus war unservorerst letzter Auftritt“, sagtKelly, „auch geprobt habenwirseitdem nicht mehr.“Für den Januar ist eine

Hauptversammlung mit Wahleines neuen Vorstandes ge-plant. „Ich bin zwar eigentlichein Mann für die zweite oderdritte Reihe“, sagt der 71 Jah-re Kelly, der aber bereit wäre,die Aufgabe des Vorsitzendenzu übernehmen: „Das hängtaber von der Mannschaft ab.Die muss mich auch wollen.“Erste Schritte, um den Chor

wieder flott zu machen, hat esaber bereits gegeben. So suchtder Chor aktiv im Internet undüber persönliche Kontaktenach einem neuen Chorleiter.Übergangsweise hat sich in-zwischen der Leiter eines be-freundeten Chores gefunden,der die Proben bei den Kliff-kiekern zunächst übernehmenwird. „Wir werden sehen, wie

das harmoniert“, sagt Kelly.Eventuell werde es im Adventein gemeinsames Konzert bei-der Chöre geben – in eher klei-nem Rahmen.Außer dem Chorleiter feh-

len dem Chor Sänger undMu-siker. Von der rockenden Sai-lor-Band sind nur ein Gitar-rist und ein Schlagzeuger üb-rig geblieben. Einen Front-mann,umdenherumeinegan-ze Show präsentiert wird, solles nicht wieder geben.„Wirwollen demShanty, al-

so dem klassischen Seemanns-lied, wieder mehr Raum ge-ben“, sagt Kelly. „Es darf auchpoppig oder rockig werden,aber nicht den ganzen Abendlang“, beschreibt er den neu-en Kurs. Wohin der genauführt, hänge auch davon ab,wer neu zur Crew stößt, denn„Die Mannschaft bestimmtden Kurs.“Die war schon vor dem

Rückzug Wöhlers altersbe-dingt geschrumpft. Darumwollen sich die Seebären aktivum jungen Nachwuchs bemü-hen. „Nach den Ferien will ichin einigeSchulengehenunder-klären, was wir machen“, sagtKelly: „Ein oder zwei neue jun-ge Stimmen wären nichtschlecht.“Vieles werde eher langsa-

mer gehen als früher und imkleineren Rahmen stattfinden,eher Törn auf einem Binnen-gewässer als Weltumsegelungsozusagen.Auch auf die Finanzenmüs-

se man achten, ein Chorleiterkoste ja auch Geld.Immerhin wird seit Diens-

tag dieser Woche wieder ge-probt, wegen Urlaub des Ei-ckumer Landhauses in dieserund der kommenden Wocheallerdings privat. Dann soll eswie gewohnt dienstags ab 20Uhr zumProbenwieder ins Ei-ckumer Landhaus gehen.Wer sich vorstellen kann,

mit den „neuen“ Kliffkiekernsingend oder musizierend inSeezustechen,kannsichanKe-vin Kelly wenden unter Tel.(0 52 21) 8 32 28.

Wieder mehr Chor: Bei den Shanty-Rock-Konzerten war der eigentli-che Chor bei den Kliffkiekern zunehmend in den Hintergrund getre-ten. FOTOS: RALF BITTNER