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Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 2016 Neue Burgensagen Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von … · 2017. 7. 11. · Die Entjungferung würde nämlich dem Gatten zustehen, wie die Mutter ihr erklärt hatte. Beate

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Page 1: Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von … · 2017. 7. 11. · Die Entjungferung würde nämlich dem Gatten zustehen, wie die Mutter ihr erklärt hatte. Beate

Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

2016

Neue Burgensagen

Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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2016 Neue Burgensagen Silvio Hosang Auszüge aus: Hosang Silvio: Sagenhaftes Grischun II, 2016. Seite 67-72

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S. 55:

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S. 67:

Der Dolchstoss > Untervaz Ruinen Neu- und Alt-Rappenstein

Der Ritter von Rappenstein Neuburg pflegte seine Untertanen fürsorglich zu

behandeln. Er nahm auch auf diejenigen Rücksicht, die den Zehnten nur zu

einem Teil oder möglicherweise überhaupt nicht bezahlen konnten. Der Ritter

war ein friedfertiger Mann, der mit dem zufrieden war, was er hatte. Er wollte

nicht mehr d auch nicht weniger.

Sein jüngerer Halbbruder, der Ritter von Alt-Rappenstein brachte ihr

Adelsgeschlecht arg in Verruf. Dieser war ein gut aussehender junger und

charmanter Ritter, dem alle Frauenherzen zuflogen. Er machte sich einen Spass

daraus, Frauen und Töchter von Edelmännern zu verführen und seine

Eroberungen kund zu tun. Es schreckte ihn nicht ab, wenn er zu Duellen

aufgefordert wurde, denn er führte eine scharfe Klinge. Viele gebrochene

Herzen säumten seinen Weg. Frauen, die um ihre Männer trauerten, und

Töchter um ihre Väter.

Der Ritter war bekannt als gefährlicher Wegräuber. Nicht, dass er dies in der

Dunkelheit der Nacht verübte. Nein, er machte dies am hellichten Tag vor den

Augen der Späher von den Burgen von Falkenstein und Aspermont. Für die

geraubte Ware hatte er keine Verwendung, weder zum Gebrauch, noch zum

Verkauf. Er tat es aus purer Abenteuerlust nach dem Motto: Je dreister, desto

lieber. Seine Burg Alt-Rappenstein war voll von Diebesgut, so dass er selbst

kaum mehr Platz darin zum Leben hatte. Alles gute Zureden seines älteren

Bruders half nichts. Er meinte bloss, er sterbe lieber einmal durch einen

Dolchstoss, als dass er ein langweiliges Leben führen wollte, wie er das tue.

Das langweilige Leben seines grösseren Bruders lag daran, dass man ihn als

Ritter von Rappenstein Neuburg nirgends einlud wegen seines jüngeren

Bruders.

Seine zwei Söhne befanden sich in der Ausbildung als Ritter im Misox beim

Grafen von Sax, dessen Schwester er zu seiner ersten Frau gemacht hatte, Von

seiner zweiten Frau, Julia von Vaz, hätte er gerne ein weiteres Kind geschenkt

bekommen, aber es wollte einfach nicht klappen. Er dachte sich, ein Kind hätte

noch einmal etwas mehr Leben in die Burg gebracht.

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Als sein Schwiegervater ungewollt die eigene Tochter vergiftete, erfuhr sein

Leben eine drastische Wende. Sie starb, wie er erfuhr, qualvoll. Als hätte der

Schwiegervater nicht schon genug Unheil gebracht, hatte er die Frechheit, bei

ihm die Mitgift, die er seiner Tochter mit in die Ehe gegeben hatte,

zurückzufordern. Die Mitgift bestand aus Zehnten der Hinterlassenschaft des

letzten Ritters von Wynegg.

S. 68: Eine Nutzniessung hatte er aber nie von diesen Zehnten, da diese Gaben stets

der Schwägerin des verstorbenen Ritters von Wynegg zugute gekommen

waren. Ihm, dem immer so besonnen Mann, platzte der Kragen wegen dieser

Rückforderung, noch bevor die Trauerzeit vorbei war. Bei seinem nächsten

Besuch rammte er dem Freiherrn von Vaz seinen Dolch in den Magen.

Genau zu diesem Zeitpunkt erschien sein Halbbruder, der rief "Ich schwöre bei

Gott dem Allmächtigen, ich habe soeben gesehen, wie der Freiherr von Vaz

wegen Magenkrämpfen sich das Leben nahm." Er legte ihm den

blutverschmierten Dolch in die Hand, so lange diese noch beweglich war. Der

Ritter von Alt Rappenstein sah seinem älteren Bruder in die Augen und sagte

"Alle Achtung, jetzt bist du ein richtiger Mann." Der Freiherr von Vaz wurde

aufgebahrt mit dem Messer in der Hand und der Hand auf der Brust. So wurde

er nach Churwalden auf den Klosterfriedhof gebracht. Ganz unverfroren sagte

der jüngere Bruder aus, er habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Freiherr

aus einem unerträglichen Schmerz heraus sich das Leben genommen habe. Die

Abdankungsrede hielt der Churer Bischof von Montfort.

So wollte es der Zufall, dass sich die beiden so unterschiedlichen Brüder bei

dieser Abdankung zum letzten Mal sahen. Ein paar Wochen später erlaubte

sich der Ritter von Alt-Rappenstein das Allerdreisteste. Er verbrachte nämlich,

da der Bräutigam betrunken war, die Hochzeitsnacht mit der Braut des Neffen

vom Churer Bischof. Doch diese Tat sollte er mit dem Leben bezahlen. Sein

Bruder, der Ritter von Rappenstein Neuburg, erbte daraufhin ein riesiges Lager

voller Diebesgut, doch er wollte sich nicht an Gütern, für die der eine oder

andere sein Leben lassen musste, bereichern. Da das Bistum Chur zu dieser

Zeit nicht gerade liquide war, - die Fehden gegen den Freiherr von Rhäzüns

und die Freiherren aus dem Oberland waren teure Aktionen -‚ wollte er dem

Bistum mit der Abtretung seines Erbes entgegenkommen.

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Denn er sah darin auch eine kleine Wiedergutmachung. Schliesslich hatte sein

Bruder ja den Neffen des Bischofs durch den Übergriff diskreditiert. Das

Bistum nahm die äusserst grosszügige Spende dankend an.

Das Einzige, was der Ritter von Rappenstein Neuburg für sich behielt, war

eine Satteltasche, da die seine in einem schlechten Zustand war. Bevor er das

Erbstück das erste Mal in Gebrauch nahm, lag diese wochenlang bei ihm in der

Stallung herum, da er nur kurze Ausritte machte. Als der Ritter sie also

benutzen wollte, öffnete er die Tasche, um darin seine Wegzehrung

einzupacken. Da entdeckte er eine Urkunde, ausgestellt vom Grafen von

Sargans, dem Paten seines verstorbenen Bruders. Darin war zu lesen "Dem

Überbringer dieser Urkunde sind die mir vom Grafen von Montfort

verpfändeten Lehen in Zizers zu übertragen." Statt nach Chur, wie er eigentlich

geplant hatte, ritt er umgehend nach Bregenz zum

S. 69: Grafen von Montfort. Dieser begrüsste ihn mit einer Fluchtirade

sondergleichen und schimpfte, dass die von Rappensteins für ihn der letzte

Abschaum seien. Der Ritter aber antwortete dem Grafen in aller Ruhe, er habe

sich im Vergleich zu ihm nie in die Angelegenheiten seines Bruders

hineinziehen lassen. "Deswegen bin ich bei Ihnen, da Sie sich wegen der Fehde

ihres Bruders dem Bischof von Chur verschuldet haben. Ich beanspruche die

von Ihnen an den Grafen von Sargans verpfändeten Lehen. Eigentlich hatte ich

vor, diese an Sie zurückgeben, für das Unrecht, das mein Bruder ihrer

angesehenen Familie angetan hatte. Doch nach ihrem Empfang muss ich

feststellen, dass dies meiner Ehre widerspricht. Ich werde also keinesfalls auf

meine Forderung verzichten."

Kurz darauf fast verarmt, starb der alte Graf von Montfort. Sein ältester Sohn

mit einem Kuckuckskind, der seinen Wohnsitz auf der Burg Friedau in Zizers

hatte, wurde dessen Nachfolger. Die Burg Friedau wechselte, wie es im

Schreiben vermerkt war, den Besitzer und gehörte fortan dem Ritter von

Rappenstein Neuburg.

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Hinweise:

> Diese Geschichte hörte ich von einem Hobby-Archäologen, der auf Burgen

private Ausgrabungen machte.

> Details: Die Grafen von Montfort gehörten dem regierenden Hochadel des

Heiligen Römischen Reichs an. Die einflussreichen und wohlhabenden Adligen

trugen ihren Namen nach dem Stammschloss im Vorarlberg und bestimmten

die territoriale Entwicklung Vorarlbergs, Oberschwabens und der Ostschweiz

entscheidend mit. 1787 starb das Geschlecht aus. Die Grafschaft wurden im

Anschluss wegen hoher Schulden vor allem durch die enorme Bautätigkeit an

das Haus Österreich verkauft

> Gewusst? Rappenstein ist neben der Burg Kropfenstein in der Surselva eine

der am besten erhaltenen Höhlenburgen der Schweiz. Als Erbauungszeit nimmt

man Mitte des 13. Jh.s an. Spätestens im 15. Jh. wurde Rappenstein

aufgegeben.

> Literaturauswahl:

Beerli, André: Graubünden / Grischun, aus der Reihe: Unbekannte Schweiz

TCS o. J. o. O. 7f.

Zeller, Willi: Kunst und Kultur in Graubünden, Bern 1993: 22f, insbes. 24.

Johann von Vanolti: Wiedmann, Bernd (Hg.), Die Grafen von Montfort,

Geschichte und Kultur, Friedrichshafen 1982; Geschichte der Grafen von

Montfort und von Werdenberg. Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens,

Graubündens, der Schweiz und Vorarlbergs. Belle-Vue bei Konstanz 1845

(digitalisiert in der Google-Buchsuche.

> Links: www.wikipedia.org (Rappenstein, Adelsgeschlecht Montfort:

Stammbaum); http:/ /wwiv.hls-dhs-dss.ch (von Montfort)

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S. 70:

Der bittere Weg von Falkenstein nach Rappenstein

> Zizers Ruine Falkenstein, Alt-Rappenstein

Eine prächtige aber schwer zugängliche Burg stand einst auf einem Felsenkopf

hoch über Igis. Es war die Warte Falkenstein, wo der beliebte Ritter Otto mit

seiner Frau und einer schönen Tochter lebte. Seine Tochter Beate erhielt von

überall her Heiratsanträge, doch ihr Vater hatte sie einem Neffen des Bischofs

von Montfort versprochen, der auf der schlossähnlichen Burg Friedau in Zizers

lebte. Zum Leidwesen seiner Tochter war dieser doppelt so alt wie sie.

Ausserdem war er klein, dick und hässlich obendrauf. Doch er war ein

Anwärter auf den Grafentitel der von Montfort aus Bregenz.

Beate aber war in den jungen zwielichtigen Ritter von Alt-Rappenstein

verliebt. Haralds ärmliche Burg bestand nur aus einer Frontmauer vor einer

Höhle, ein ideales Versteck für einen dreisten Strassenräuber. Die Heirat mit

der einzigen Tochter des Ritters von Falkenstein hätte für ihn einen enormen

Aufstieg bedeutet. Denn von der Warte Falkenstein aus konnte man das ganze

Churer Rheintal und die Herrschaft überblicken. So wäre es ein Leichtes

gewesen, allfällige Angreifer bloss mit ein paar Landsknechten in Schach zu

halten. Für ihn war die Beate eigentlich ein dummes Huhn, doch wollte er in

den Besitz der Burg Falkenstein und an das Vermögen ihres Vaters kommen.

Nun war es so, dass Ritter Otto die Leichtsinnigkeit seiner Tochter kannte,

weshalb er sie im Auge behielt und sie nur an seiner Seite ausreiten liess. Eines

Tages, als die Beiden auf einem Ausritt waren, und ihr Vater ein Geschäft

verrichten musste, packte Beate die Gelegenheit und ritt auf und davon in

Richtung Untervaz, wo ihr Angebeteter hauste. Dieser Lump war gerade auf

dem Weg zu seiner Burg Alt Rappenstein, denn sonst hätte Beate seine

Festung wohl nie gefunden. Die ganze Burg war verstellt mit Diebesgut, nur

Möbel fehlten ihm. Er hatte gerade mal einen Tisch, einen Stuhl und einen

Laubsack zum Schlafen. Bedienstete hatte er keine. Zum Essen ging er zu

einem der wenigen Zehntenbauern, der auch sein Pferd versorgte. Beate fand

das alle so verwegen, dass sie sich anstandslos ausziehen und auf den

Laubsack werfen liess.

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Das, was ihre Mutter ihr verboten hatte vor der Hochzeitsnacht zu tun, liess sie

lustvoll über sich ergehen. Die Entjungferung würde nämlich dem Gatten

zustehen, wie die Mutter ihr erklärt hatte. Beate bereute nicht, was mit ihr

geschah, es war für sie genussvoll, mit einem schönen jungen Mann das Lager

zu teilen.

S. 71: Der gewiefte Harald hatte diesen Akt nicht ganz planlos geschmiedet. Und so

beauftragte er Beate, ihrer Mutter ihre Untat zu gestehen. Diese würde es dann

dem Vater weitererzählen und so werde dieser ihn zwingen, sie als seine

Tochter zu heiraten. Da sie ihre Mutter bei der Heimkehr nicht gleich fand,

erzählte sie direkt ihrem Vater, was vorgefallen war. "Wie blöde kannst Du nur

sein, Dir Dein Kronjuwel rauben zu lassen, und das noch von so einem

erbärmlichen Hund, wie der Ritter Harald einer ist. Der Lump endet eines

Tages noch am Galgen", ereiferte sich der Vater. "Und das alles an dem Tag,

an dem Deine Mutter Deine Hochzeit mit dem Ritter von Montfort bespricht.

Schön und jung ist der Ritter von Montfort nicht, aber er kann Dir alles bieten

und nach dem Ableben seines Vaters wird er ein Graf sein und du seine

Gräfin." Ihrem Vater brach es fast das Herz, aber er musste seine anscheinend

unberechenbare Tochter bis zu ihrer Heirat mit dem Ritter von Montfort in das

Burgverlies sperren, damit sie nicht noch weitere Dummheiten anstellte.

Nach der Rückkehr seiner Frau erzählte diese, der Bischof, der Bruder des

Grafen Montfort, werde das Brautpaar in Chur auf dem Bischofssitz trauen.

Die Hochzeitsnacht dürfen dann die frisch Vermählten auf dem bischöflichen

Schloss vollziehen. Da erzählte Ritter Otto seiner Frau, was vorgefallen war

und dass ihre Tochter keine Jungfrau mehr war. Seine praktisch veranlagte

Frau antwortete darauf besonnen: "Du musst beim Nachtessen auf dem Schloss

mit dem Bräutigam immer wieder auf baldige Nachkommen anstossen, bis der

so besoffen ist, dass er nicht einmal mehr merkt, dass unsere Beate keine

Jungfrau mehr ist. So oder so, eine kirchliche Vermählung lässt sich nicht so

leicht rückgängig machen."

Ihre Tochter weigerte sich bis zum letzten Moment, den Grafensohn von

Montfort zu ehelichen. Ihr Vater drohte ihr, er lasse den Ritter von Alt-

Rappenstein ermorden, wenn sie nicht den Ritter von Montfort heirate.

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So kam es schliesslich doch zur Vermählung und Beate gab dem dicken

kleinen Bräutigam im Dom ihr Ja-Wort. Ritter Otto füllte seinen

Schwiegersohn mit so viel Wein wie nur möglich ab. Sturzbetrunken begab

sich der Bräutigam um Mitternacht in das prunkvolle Schlafgemach.

Für den rachsüchtigen Harald war es eine Niederlage, dass sein Plan nicht

geklappt hatte, Beate zu heiraten. Er nahm als Mönch verkleidet an der

Hochzeitsfeier auf dem Hof teil. Als er den Zustand des Bräutigams beim

Rückzug des frisch vermählten Brautpaars ins Schlafgemach sah, bot der

falsche Mönch seine Hilfe an und stützte den Besoffenen. Im Schlafgemach

angekommen, legte er den Dicken auf die eine Seite des Bettes. Dann zog er

die Braut und sich selber aus und vergnügte sich mit dieser die ganze Nacht.

Noch vor Tagesanbruch hatte sich Harald aus dem Staub gemacht.

S. 72: Nach dem Erwachen des Ritters von Montfort, tastete er nach seiner neben ihm

liegenden Frau. Er wollte sein Recht als Ehemann einfordern. Statt einen

Widerstand zu spüren, hatte er das Gefühl, ein weit geöffnetes Scheunentor vor

sich zu haben. Als seine Schwiegereltern ihn beim Mittagessen nach der

Hochzeitsnacht fragten, sagte er "Es macht mir den Anschein, ich sei um die

Jungfernschaft meiner Gemahlin betrogen worden. Im Bettlaken fand man kein

einziges Blutströpfchen. Die Furche eurer Tochter war schon vorgepflügt,

meine Lanze spürte keinen Widerstand. Ich lasse ihr im Burgverlies Fridau ein

schönes Zimmer einrichten."

Dummerweise verplapperte sich seine neue Schwiegermutter: "Das dürfen Sie

auf keinen Fall tun, denn die Beate ist schwanger." Der Ritter von Montfort

wollte wissen, wer der Glückliche sei und bekam die Antwort, ihre Tochter

habe sich in einem schwachen Moment dem Ritter von Alt-Rappenstein

hingegeben.

So wollte es der Zufall, dass Harald am besagten Morgen verhaftet wurde -

genau in dem Moment, als er seine Mönchsrobe gegen ein Rittergewand

austauschen wollte. Die Landsknechte hatten angenommen, dass dieser ein

gemeiner Dieb sei, der das Gestohlene irgendwo versteckt habe. Sie

arrestierten ihn und erzwangen mit einer Daumenschraube ein Geständnis.

Dafür, dass er die Nacht im Bett mit der frisch vermählten Frau des Ritters

Montfort verbracht hatte, wurde er zu Tode gefoltert.

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Der Ritter von Montfort war von allen, die ihn hintergangen hatten, sehr

enttäuscht. Als Genugtuung verlangte er von dem Ritter Otto von Falkenstein

seine Burg und dessen Vermögen. Dieser könne seine alten Tage auf der Burg

Alt Rappenstein fristen. Der Ritter Otto von Falkenstein war froh, noch mit

dem Leben davongekommen zu sein. Nach der Geburt des Isidor von Montfort

starb Beate im Verlies aus unbekannten Gründen mit nicht einmal zwanzig

Jahren. Ihre Eltern überlebten sie nur wenige Monate in der nasskalten Burg

Alt-Rappenstein. Ihr Grosskind bekamen sie nie zu sehen.

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> Diese Geschichte erzählte mir ein Hobby-Archäologe, der auf Burgen

private Ausgrabungen machte.

> Details: Eine Burg Valkenstein wird erstmals 1338 erwähnt.

> Literaturauswahl.

Von Castelmur, Anton: Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, 1.

Teil, Basel 1940: 41-61 (Die Burgen in den V Dörfern)

Zeller, Willy: Kunst und Kultur in Graubünden, Bern 1993: 22f

> Links: www.landquart.ch (Burg Falkenstein);

www.wikipedia, (Burg Falkenstein Igis),.

www.swisscastles.ch (Graubünden: Falkenstein)

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Wir danken dem Verfasser bestens für die freundliche Wiedergabebewilligung. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 02/2017

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