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innovations- labore Ausgabe 1 | 2019 UNTERNEHMEN REGION Wenn Kreativität auf Offenheit trifft. Seite 26

Unternehmen Region 1/2019 - Innovationslabore...verstanden Schultz und seine Mannschaft nicht nur als Kommunikator, sonders auch als richtigen Händler. So standen auf einmal im IT

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innovations- labore

Ausgabe 1 | 2019

UNTERNEHMENREGION

Wenn Kreativität auf Offenheit trifft.Seite 26

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RUNDBLICK

06 | Radieschen im Schulbus___Ein Innovationsforum Mittelstand bringt Lebensmittel schnell und nachhaltig zum Verbraucher.

08 | Nächtliche Lichtkunst___Ein Dresdner Unter neh­men vereint Kunst und organische Elektronik in Mexiko.

10 | Recyclingleuchtturm Harz___Ein länderübergrei­fendes Bündnis will die Wertstoffwende erreichen.

EINBLICK

14 | Die Herrin des Lichts___Ein Tag im Leben der Forscherin und Unternehmerin Neysha Lobo Ploch

22 | Wilde Formen präzise produziert___Zwei Leipziger Gründer entwickeln Freiformoptiken auf ganz neue Art.

42 | URsprung – Was es ohne Unternehmen Region nicht gäbe …___#3 Der Hightech­Dienstleister

Liebe Leserin, lieber Leser,

so manches in dieser „Unternehmen Region“­Ausgabe mag auf den ersten Blick nicht recht zusammenpassen. Wieso bitte fahren Radieschen und Salat im Schulbus durch die Gegend? Was haben organische Elektronik und Graffiti miteinander zu tun? Kann es wirklich sein, dass mehr als jeder dritte deutsche Weltmarktführer in einer Kleinstadt oder Landgemeinde sitzt? Und können Orte, an denen sich Forscherinnen und Forscher, Unternehmerinnen und Unternehmer, Studierende und Kinder begegnen, tatsächlich Innovationen hervorbringen, die morgen die Welt verändern?

Finden Sie es heraus! Und vielleicht probieren Sie auch selbst wieder einmal Dinge aus, die dem ersten Anschein nach über­haupt nicht zusammenpassen. Denn: Genau auf diese Weise kommt oft das Neue in die Welt.

Viel Spaß beim Lesen,

Ihr Bundesministerium für Bildung und Forschung

Vorwort

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Seite 08 Nächtliche Lichtkunst

Seite 22 Wilde Formen präzise produziert

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TITELTHEMA

26 | Die wunderbare Welt der Innovations­labore___Wie in „Labs“ aus Kreativität, Kooperation und Offenheit Innovationen entstehen.

28 | Dirigent der Systeme___Das Dortmunder Innovationslabor „LIDo“ forscht an der Logistik der Zukunft.

31 | Leipzigs Logistikattraktion___Ein Lab in der Leipziger Altstadt lockt Firmenpartner und Studenten an.

33 | Ein Bild von einem Lab___Das Magde burger „InnoLab IGT“ begeistert seine Besucher für bildgestützte Therapien.

35 | Smarte Werkstatt___Eine Dresdner Forschungs werk statt wirbt für smarte Materialien.

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DURCHBLICK

38 | Großstadt top! Kleinstadt Flop? ___Eine Außen­ansicht von Martin Graffenberger

43 | Was ist eigentlich Optogenetik?___Sonja Johanns­meier und Dr. Dag Heinemann erklären, wie Lichtreize Zellen beeinflussen können.

RUBRIKEN

02 | Vorwort04 | Panorama___Von künstlichen Sonnen und

winzigen Alkoholtestern41 | Zahlen, bitte!44 | Mein Schreibtisch + ich___Kardiologin

Dr. Raila Busch47 | Impressum

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R u n d b l i c k · Vo m M ü l l z u m S t o f f

Kleine Alkoholtester | Elektronik aus Kohlenwasser­stoffverbindungen verbirgt sich mittlerweile in Flach­bildschirmen, elektronischem Papier und Solaranlagen. Auf Basis organischer Elektronik hat das Start­up Senorics nun die weltweit kleinsten Infrarotsensoren entwickelt. Diese können zum Beispiel den Alkohol­ und Zuckergehalt von Biermaische bestimmen und damit den Brauprozess optimieren. Senorics ist eine Aus grün­dung der Technischen Universität Dresden, in die Ergeb­nisse der InnoProfile­Transfer­Initiative „Organische p­i­n Bauelemente“ eingeflossen sind.

P A N O R A M A

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Leuchtende Fasern | Ob zur Temperaturmessung in Kraftwerken, in der Medizintechnik oder in Lasersystemen: Optische Fasern sind wahre Multitalente. Die Fasern dieses leuchtenden Bandgewebes sind dank Sprühbeschichtung hell und robust und eignen sich etwa für Funktions­kleidung oder die medizinische Lichttherapie. Die Entwicklung stammt vom Thüringer Wachstumskern „Tailored Optical Fibers“, in dem sich 18 Unternehmen und drei Forschungsinstitute engagieren.

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Vo m M ü l l z u m S t o f f · R u n d b l i c k

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Künstliche Sonnen | Sie sind kom­pakt, lassen sich flexibel anpassen, produzieren kaum Wärme und kommen ohne toxische Stoffe aus: UV­Leuchtdioden haben gegenüber den klassischen Quecksilberdampf­lampen viele Vorteile. Im Zwan­zig20­Konsortium „Advanced UV for Life“ entwickeln 33 Unternehmen und 15 Forschungseinrichtungen UV­LEDs neuester Generation. Die künstlichen Sonnen helfen etwa bei der Wasserdesinfektion, dem Härten von Kunststoffen und der Behand­lung von Hautkrankheiten.

Heiße Öfen | Viele Industrie­ und Alltagsprodukte enthalten Stahl, Aluminium, Glas oder Keramik. Um diese Materialien herzustellen, benötigt man aufwän dige Prozesstechnik und Industrieöfen, die große Mengen meist fossiler Energie träger verfeuern. Das Innovationsforum Mittelstand „Hybrid­Heating“ vernetzt deshalb u. a. Akteure aus dem Anlagenbau und ­betrieb, Strom­ und Energiedienstleister sowie Zulieferer, um Industrieöfen für erneuerbare Ener gien auszulegen und in intelligente Stromnetze einzubinden.

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Mehr als zwei Drittel der Verbraucher legen Wert auf Lebensmittel aus der Region – das ergab vor einigen Jahren eine Umfrage des Bundeslandwirtschafts­

ministeriums. Was aber nur die Wenigsten wissen dürften: Mit „regional“ beworbene Erzeugnisse haben teilweise schon eine längere Reise hinter sich, denn der Begriff ist nicht geschützt. Doch warum kommen selbst Biolebensmittel oft nicht aus der direkten Umgebung? Die eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht, stattdessen noch viel mehr Fragen rund um Nachhaltig­ keit in regionalen Wertschöpfungsräumen. Erste vielverspre­chende Antworten lieferte das Innovationsforum Mittelstand „Food Value Creation“ auf seiner Abschlussveranstaltung, die im September 2018 in Berlin stattfand.

Bio und Business!

Der Berg an Fragen in der Berliner FORUM Factory wurde immer höher: Wie viel Bio schafft die Region? Wer liefert was? Was hat mehr Wert: Bio oder Regional? Spielt Nachhaltigkeit im Handelsalltag wirklich eine Rolle? Und was ist mit Logistik? Oder, um es mit Zeitgeist zu formulieren: Kann die Digitalisierung helfen, nicht nur diese Fragen zu beantworten? Sondern auch Kundenwünsche besser zu erkennen, Anbieter professionell zu

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Radieschen im Schulbus

R u n d b l i c k · R e g i o n a l e W e r t s c h ö p f u n g

Berlin scheint ein Paradies für Verbraucher zu sein, die es gern frisch und nachhaltig mögen: Bio pro dukte auf dem Wochenmarkt, in den Biosuper­märkten – und selbst beim Discounter locken Biolabels. Aber das Wenigste davon stammt aus der Region Berlin­Brandenburg. Ein Innova tionsforum Mittelstand will das nun ändern.

präsentieren und die Lieferkette mit intelligenter Sorgfalt zu strukturieren? Wenn man den Blick auf die kleinen mittelstän­dischen Landwirte im Berliner Umland und ihre Möglichkeiten fokussiert, ist Skepsis angebracht. Ihr Arbeitsalltag ist so durch­getaktet, dass wenig Zeit bleibt für das Ausprobieren neuer Ideen. Die vor allem finanziert und kommuniziert werden müssen.

Schultaschen und Salatköpfe

Hilfe wird also dringend gesucht und durchaus gefunden. Anja Sylvester ist so eine helfende Hand mit einem schlauen Kopf. Die Geschäftsführerin der LaLoG LandLogistik GmbH aus Frank­furt an der Oder entwickelt mit Partnern in der Uckermark eine Lieferkette, die das nutzt, was bereits da ist. So fährt zum Bei ­spiel der Schul­ und Linienbus regelmäßig von A über B nach C. Und hat unglaublich viel Platz in seinem Inneren, insbesondere dann, wenn die vielen Kinder mit ihren Schultaschen schon längst in der Schule sitzen und Kisten und Kartons, prall gefüllt mit frischem Obst und Gemüse, an den passenden Haltestellen stehen und schnell verladen werden können.

Den Praxistest haben Anja Sylvester und ihr Team bereits bestanden – seit 2012 bietet die Uckermärkische Verkehrs­gesellschaft diese neue Dienstleistung an. Kein ungläubig drein­

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R e g i o n a l e W e r t s c h ö p f u n g · R u n d b l i c k

blickender Landwirt, kein grimmiger Busfahrer und kein skep­tischer Bürgermeister konnten die Idee aufhalten. Der Bus, der sowieso betankt wird und dessen Busfahrer sowieso bezahlt wird und der sowohl mit 10 Kilogramm als auch mit 1.500 Kilogramm an Bord über Land fährt, ist unter dem schönen Namen „Kombibus Uckermark“ zum Sammeltransporter für Bestes aus der Region geworden. Das Gute daran: Dieses Modell rechnet sich bereits für Kleinstmengen. Und die Produkte haben so eine Lieferkette in der Region als auch zum Beispiel nach Berlin bekommen. Eine Spedition in Prenzlau nimmt die Ladung des Busses am späten Nachmittag in Empfang. Am nächsten Mor­gen gehen die frischen Radieschen, Salatköpfe und Birnen dann auf die Fahrt an die Spree, wo sie schon kurze Zeit später in den Läden auf Kundschaft warten.

Kartoffeln im Büro

Ein echtes und noch dazu teures Problem ist die sogenannte letzte Meile. Robert Schultz aus Berlin hat hier Lehrgeld bezahlt. Eigentlich wollte er mit ein paar Freunden nur eine digitale Plattform für Bioproduzenten aus der Region einrichten, die Kundschaft in Berlin suchen. Das hat auch geklappt und war ziemlich erfolgreich. Sogar zu erfolgreich, denn die Erzeuger verstanden Schultz und seine Mannschaft nicht nur als Kommunikator, sonders auch als richtigen Händler. So standen

auf einmal im IT­Büro Kisten mit Gemüse, Säcke mit Kartoffeln oder auch Boxen mit Säften und Likören. So hatte sich Schultz das nicht vorgestellt. Und war verzweifelt – was so manches Mal richtig gute Ideen hervorbringt. Sein Clou: Partner suchen, die als Liefer­ und Abholstation funktionieren. Mittlerweile hat er sie gefunden: Bürogemeinschaften, die sowieso viele Online­lieferungen erhalten; Spätverkaufsstellen, die einen besonderen Draht zur Nachbarschaft haben; oder auch kleinere Einzel­händler, die Wert auf neue Kundschaft legen.

Regional macht Schule

„Keine zusätzlichen Strukturen!“ ist der Nachhaltigkeitsgrund­ satz von Frank Nadler. Er ist Mitglied des Ernährungsrates Berlin, der zum Beispiel an Berliner Schulen die sogenannte „Regiowoche“ veranstaltet. Dabei gibt es an ausgesuchten Schulen in einer Woche nur Mittagessen mit Produkten aus dem Berliner Speckgürtel. Zusätzlich bindet der Unterricht das Thema „Bio + Regional“ intensiv ein. Der Erfolg gibt ihm recht: „Die Neugier der jungen Generation ist toll. Da entwickelt sich eine neue Marktmacht der künftigen Verbraucher.“ In diese Kommunikation webt er mit viel Geschick auch das soziale Bewusstsein ein. Denn keinem sei geholfen, wenn die frischen regionalen Produkte von einem prekär beschäftigten Kurier­fahrer an die Haustür gebracht würden.

Ein Linienbus der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft wird zum KombiBus. An der Haltestelle warten neben den Fahrgästen frische regionale Produkte. Der Fahrplan gibt den Takt für diese effiziente Transportkette.

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Nächtliche Lichtkunst

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Nächtliche Lichtkunst

Trist, dunkel und verlassen – so präsentierte sich in den letzten Jahren der Sportplatz „Gomez Farias“ nach Sonnenuntergang. Doch ein Gemein schaftsprojekt des Dresdner Technologieunternehmens Heliatek und des französischen Energiekonzerns ENGIE hat den Platz in der Nähe von Mexiko­Stadt wiederbelebt. Graffiti­Kunst des lokalen Straßen künstlers N3O leuchtet nun mit LED­Laternen um die Wette und zieht Sportler und Nachtschwärmer aus der Umgebung an. Das Besondere an dem technolo gisch­sozialen Projekt ist seine Nachhaltigkeit: Die Energie für das „Solar Graffiti“ gewinnen tagsüber 111 Solarfolien, die Heliatek vor Ort installiert hat. Das in Dresden gegründete Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Solarfolien auf Basis organischer Elektronik. In der sächsischen Landeshauptstadt und in der Zweigstelle Ulm beschäftigt die Heliatek GmbH derzeit rund 130 Mitarbeiter. Seit 2014 gehört Heliatek zu den Stiftern der Professur für Organische Photovoltaik an der TU Dresden, die das Bundes­for schungs ministerium im Rahmen des „InnoProfile­Transfer“­Programms fördert.

O r g a n i s c h e E l e k t r o n i k · R u n d b l i c k

Nächtliche Lichtkunst

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R u n d b l i c k · L ä n d e r ü b e r g r e i f e n d e W e r t s t o f f w e n d e

Es gibt keinen unbrauchbaren Müll. Auch Abfall ist ein Wert stoff“, sagt Jürgen Poerschke von der Hochschule Nordhausen. Der Professor leitet hier das Forschungsteam

Recyclingtechnik. „Wenn wir die Energiewende vorantreiben wollen, müssen wir uns um die Wiederverwertung von Sekun­där rohstoffen, vor allem von Elektroschrott, kümmern“, weiß der Recycling­Exper te und nennt als Beispiel das sehr harte und dehnbare Schwer metall Tantal. Die Mikroelektronik in unseren Handys etwa oder in modernen Autos würde ohne dieses widerstandsfähige Material nicht funktionieren. Tantal wird in Australien und Brasilien geschürft, hauptsächlich aber in afri­

Die „Recyclingregion Harz“ im Länderdreieck von Thüringen, Niedersachsen und Sachsen­Anhalt ist ein Vorzeigeprojekt für die „Wertstoffwende“. Angefangen mit einer Bildungs­ offensive nimmt das Recycling 2.0­Bündnis den gesamten Wertstoffstrom in den Fokus.

kanischen Län dern. Oft seien solche begrenzten Rohstoffe Anlass für Handels konflikte und Kriege, sagt Poerschke und nennt neben dem Gewaltpotenzial auch die Arbeitsbedingungen, die sich oft mit unseren Anforderungen nicht vereinbaren las­sen. Mit der Schonung global begrenzter Ressourcen spricht er einen weiteren Beweggrund an, sich unabhängig zu machen vom Import weltweit begehrter Rohstoffe. Es folgt ein Aber: „Wir brauchen diese Materialien, wenn wir unsere Zukunftsfelder gut bestellen wollen.“ Der Fokus ist hier auf die Entwicklung der Mobilität, der Energie­ und Umwelttechnologien, der Infor­mations­ und Kommunikationstechnologien gerichtet. Vor

RECYCLING-LEUCHTTURM HARZ

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entsprechende Rohstoffe aus privatem Hausmüll, aus betrieb­lichen Reststoffen und aus abgelagerten Rückständen vom Berg bau und Hüttenwesen zurückgewonnen werden.

Silicon Valley des Recyclings

Viele Jahrhunderte lang wurden aus den Harzer Bergwerken verschiedene Erze und wertvoller Naturgips gefördert. Jetzt, im Zeitalter des nachhaltigen Umgangs mit der Natur, soll der Harz zum Recycling­Leuchtturm werden. Professor Daniel Goldmann von der Technischen Universität Clausthal spricht gern vom

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diesem Hinter grund, so der Professor, sei es nicht akzeptabel, dass etwa 3,5 Prozent der Weltproduktion von Tantal im deut­schen Hausmüll landen. Denn auch Wertstoffe in geringen Konzentrationen würden sich in großen Massenströmen zu einem erheblichen Potenzial addieren.

Jürgen Poerschke prägte den Begriff „Wertstoffwende“. Dieser findet sich auch im Namen des Bündnisses „Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende“ wieder. Es wird als „Innovation & Struk­tur wandel“­Pilotvorhaben vom Bundesforschungsminis terium gefördert und will Wege aufzeigen, wie in der Harzregion des Länderdreiecks Niedersachsen, Sachsen­Anhalt und Thüringen

„Es gibt keinen unbrauchbaren Müll. Auch Abfall ist ein Wert stoff.“

Derzeit lagern in deutschen Haushalten über 120 Millionen alte Handys. Die Mikroelektronik in den Handys würde z. B. ohne das dehnbare Schwermetall Tantal nicht funktionieren. Um sich von dem global begrenzten Rohstoff unabhängig zu machen, sollte er daher auch aus alten Handys zurückgewonnen werden.

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spiele, wenn man sie für das sperrige Thema Recycling als Schlüsseltechnologie zur Rohstoffsicherung interessieren wolle, sagt Jürgen Poerschke. Wenn er von der Wertstoffwende spricht, dann meint Poerschke eben auch die in den Köpfen der Bevöl­kerung. Um noch mehr Menschen zum Recycling zu motivie­ren, habe sich das Recycling 2.0­Bündnis zu einer breit angeleg­ten Bildungsoffensive entschlossen und sich mit seinen Lehr­angeboten und Lernmaterialien unter anderem an Bil dungs­ministerien, Schulämter und Institute für Lehrerfort bildung gewandt.

„Mit Partnern aus der Kommunikationsbranche beispiel­weise haben wir eine Virtual­Reality­Brille entwickelt, die den Betrachter eines selbst produzierten 360­Grad­Filmes in den Lebenszyklus eines Handys mitnimmt“, sagt Projektmitarbeiter Christian Borowski. Unter seiner Leitung entstanden Lern­einheiten zum Thema Wertstoffsortierung. Diese können in den Sachkunde­, Physik­ und Chemieunterricht integriert werden

Silicon Valley des Recyclings – unter Nutzung der Kompetenzen, die im Harzgebirge mit seinen uralten Traditionen in Bergbau und Hüttenwesen zu Hause sind. Die Hochschule Nordhausen mit der Forschungsgruppe „Umwelt­ und Recycling tech nik“ und die TU Clausthal mit ihrem Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik sind zwei der vier Haupt­akteure. Die „Recyc ling region Harz“ ist mittlerweile ein Vor­zeige projekt beider Hochschulen, deren Professoren Jürgen Poerschke und Daniel Goldmann sich der Gestaltung einer nachhaltigen Industriegesellschaft verschrieben haben.

Als weiterer Partner im Bunde beschäftigt sich die Hoch­schule Magdeburg­Stendal mit Projekten, die in den Themen­bereichen Kreislauf­ und Ressourcenwirtschaft, Nach haltigkeit und Ökobilanz angesiedelt sind. Die Projekt mitarbeiter suchen nach neuen Wegen, möglichst realitätsnah vorauszusagen, wie viel recycelbarer Kunststoff und Elektroschrott in der Harz­region anfallen können. Für Recycle­ und Verwertungsbetriebe ist das ein wichtiger Ansiedlungsaspekt.

Nicht zuletzt die Otto­von­Guericke­Universität Magdeburg als vierte Hochschule bringt ihre Kompetenzen in der Umwelt­psychologie ein. Im Fokus der Magdeburger Wissenschaftler stehen Methoden, die das Recyclingverhalten der Bevölkerung positiv beeinflussen. Denn: Die Bereitwilligkeit der Menschen, ihre kaputten Kleingeräte zurück in den Wertstoffkreislauf zu bringen, sei relativ gering. Die oft mangelnde innere Motivation zum Umweltschutz und der im Sortier­ und Rückgabeprozess anfallende hohe Aufwand würden das Recyclingverhalten bislang nega­tiv beeinflussen, so die Ergebnisse von Feldstudien.

Fuchs und Eule sortieren Schrott

Das Projektteam der Otto­von­Guericke­Universität hat Unter richtseinheiten entwickelt, die den Schülern Denkanstöße zum Thema Elektro­Recycling geben. Keine Frage, dass gerade bei 13­ bis 16­Jährigen die emotionale Komponente eine wichtige Rolle

56 %25 %

16%

3%Sonstige

Kunststoff

Metalle

Glas und Keramik

15 % Kupfer

3 % Eisen

3 % Aluminium

2 % Nickel1 % Zinn1 % andere:· Gold, Silber, Platin· seltene Metalle z. B.: Kobalt, Indium, Tantal und Palladium· Seltene Erden, z. B. Neodym

Woraus besteht ein Mobiltelefon?

eigene Darstellung; Quelle: BMBF: Die Rohstoff­Expedition (2012); BMUB: Umwelt im Unterricht (2012); EU­Kommission (2014)

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scher Innovationen sowie moderner Technologien zur Aufbe­reitung und Verwertung. Das große Projektziel sei es letztlich, zielgerichtet für die Recyclingregion Harz nachhaltige Märkte zu eröffnen, sagt Projektkoordinator Poerschke und betont: „Neben der Begleit­ und Entwicklungsarbeit, die von den Hoch­schulen ausgeht, bringen sich sechs Landkreise aus Nieder­sachsen, Thüringen und Sachsen­Anhalt in die Projekt arbeit ein, außerdem kleine und mittelständische Industrie partner.“ Er erwähnt die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landkreis Nordhausen sowie den Nordthüringer Werk­stätten. Vor allem mit deren Hilfe seien die Rahmen bedin gun­gen für Feldversuche zu verschiedenen Strategien der Rück­führung von Elektroschrott geschaffen worden. Nur mit sol­chen Partnern könne in der Praxis getestet werden, wie die Wert stoffwende funktioniert.

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sowie in das Fachgebiet Naturwissenschaft und Technik. Im „Bildungskabinett“ der Hochschule Nordhausen können Schü­ler ab der Altersstufe sieben an funktionstüchtigen Modu len in Miniatur erleben, wie die großen modernen Sortieranlagen arbeiten; wie das Trennen nach Farben, nach Materialien und nach eisenhaltigen und nicht eisenhaltigen Wertstoffen funkti­oniert. „Unser Ziel ist es, dass sich mit dem Wissen um diese Prozesse das Sortierverhalten der Jugend lichen positiv ändert. Zu dem wollen wir sie für die Sensorik und Auto ma ti sierungs­technik und für die damit zusammenhängenden Berufe begeis­tern“, sagt Borowski.

Unterrichtmaterialien für die Grundschüler werden derzeit mit einem Partner aus der Werbewirtschaft konzipiert. „Als Recycling­Maskottchen erleben die weise Eule und der etwas schusselige Luchs aus dem Harz lustige und lehrreiche Comic­Abenteuer rund um das Thema Elektro re cycling“, macht Chris­tian Borowski neugierig.

Praxis­Tests für Wertstoffwende

Ausgehend von der Bildungsoffensive nimmt der Recycling­Leuchtturm Harz den gesamten Stoffstrom in seinen Lichtkegel – vom Sammeln der Sekundärrohstoffe über deren Aufberei­tung bis hin zu ihrer Rückführung in den Wertstoffkreislauf. Meilensteine auf dem Weg in eine künftige Reycling­Gesellschaft sind die Entwicklung neuartiger Sammelsysteme und logisti­

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Das Bündnis Recycling 2.0 hat Unterrichtseinheiten entwickelt, um Schülerin­nen und Schüler zum Nachdenken über das Thema Elektro­Recycling anzuregen. Die Virtual­Reality­Brille führt den Betrachter eines selbst produ­zierten 360­Grad­Filmes in den Lebenszyklus eines Handys ein.

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Adlershof in Kauf – und sieht das von der positiven Seite: „Bahn fahren entspannt. Meistens jedenfalls. Und ich erspare mir die Parkplatzsuche.“ In der Tat ist ein Glückspilz, wer rund um die Institute in Adlershof einen Platz für sein Auto fin­det. Der Technologiepark wächst stetig.

2014 kam Neysha Lobo Ploch hierher ans Ferdinand­Braun­Institut, Leibniz­Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH). Damals hatte sie ihren Arbeitsplatz noch in einem der alten Institutsge­bäude der Akademie der Wissenschaf ten der DDR. Es ist inzwischen abgerissen. Dass hier auch die sogenannten „Schö­nen von Adlershof“ zu Hause waren, wissen ältere Generationen. Das DDR­Fern sehen wurde vom Fernsehzentrum Berlin­Adlershof ausgestrahlt. Wort­wört liche „Hingucker“ waren die jungen

Morgens im Dunklen aus dem Haus gehen, abends im Dun k­len heimkommen – die licht­

liebende Neysha Lobo Ploch empfindet an deutschen Winter tagen ein hohes Defizit an Helligkeit. Dass es allerdings hier kälter ist als in ihrem Heimatland Indien, kommt ihrem Tem pe raturgefühl entgegen. „Die feuchte Hitze zu Hause ist nicht gerade mein Wohlfühlklima“, sagt die 34­jährige Wis senschaftlerin und hüllt sich in ihren warmen Mantel. Es ist 8.30 Uhr morgens. Gerade kommt sie am S­Bahnhof Berlin­Adlershof an. Damit die beiden Töchter nicht allzu früh aus dem Haus müssen oder abends erst spät abgeholt werden, teilt sie sich die Kita­Gänge mit ihrem Mann. Für das Wohnen am ruhigeren Rande von Berlin nimmt Neysha Lobo Ploch 45­minütige Zug­fahrten zwischen Wartenberg und

Neysha Lobo Ploch ist unter der Sonne Indiens auf­ gewachsen. Helles Licht ist ihr Lebenselixier. Hier in Deutschland hat die Physikerin ein Unternehmen gegründet, das die neueste Generation künstlicher Sonnen entwickelt. „Unternehmen Region“ war einen Tag lang an ihrer Seite.

Die Herrin des Lichts

Fernseh­Ansagerinnen – eben die Schö­nen von Adlershof. Auch Mumbai, die Geburtsstadt von Neysha Lobo Ploch, ist für ihre faszinierende Welt des Filme­machens bekannt. Sie ist das Zentrum der Bollywood­Filmindustrie. „Meine Interessen gehörten aber von klein an den Naturwissenschaften“, betont die Tochter einer Geografie­ und Englisch­lehrerin und eines Betriebswirtschaftlers. Sie ist die jüngste von vier Schwestern.

Muntermacher Licht

„Die meisten meiner Kommilitonen in ­ter essierten sich während unseres Phy­sik studiums für die Fachrichtung Astro­nomie – ich aber für die Halb leiter tech­no logien. Es muss schließlich auch Exper­ten geben, die die hochpräzisen Geräte zur Weltraumbeobachtung entwickeln“,

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„Es muss schließlich auch Exper ten geben, die die hochpräzisen Geräte zur

Weltraumbeobachtung entwickeln.“

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sagt Neysha Lobo Ploch. Vor zehn Jahren kam sie im Anschluss an ihr Physik­studium nach Berlin, um am Joint Lab „GaN­Optoelectronics“, einer gemeinsa­men Einrichtung der Technischen Uni­versität Berlin und des Ferdinand­Braun­ Instituts, zu promovieren. „Ich habe mich über das schummrige Licht in der Winterzeit gewundert“, sagt sie. In zwi­schen weiß sie, dass damit hierzulande Gemütlichkeit verbunden wird. „Eine Gemütlichkeit, die müde macht“, meint sie lachend. Die Ergebnisse ihrer Promo­tionsarbeit wollte sie unbedingt in den Sommermonaten „zusammenschreiben“, wenn es draußen lange hell und man auch in den Abendstunden noch ener­giegeladen ist. Denn ultraviolette elektro­

magnetische Strahlung – das weiß nicht nur die Physikerin – aktiviert lebenswich­tige Prozesse im menschlichen Organis­mus, etwa die Bildung von Vitamin D.

Strahler mit hoher Lichtleistung und Effizienz sowie langer Lebensdauer reali­sieren. „Auf der Basis von Misch kris tallen aus den Verbindungen Alumi ni um nitrid, Galliumnitrid und Indium nitrid können wir jetzt Halbleiterelemente entwickeln, die den Bau einer neuen Generation von UV­Leuchtdioden ermöglichen“, sagt die Wissenschaftlerin – und dass für jede Anwendung eine maßgeschneiderte Emissionswellenlänge eingestellt wer­den könne. Zudem seien die UV­LEDs eine umweltfreundliche Alternative zu den giftigen Quecksilberdampflampen. „Ich glaube ganz fest an den Erfolg dieser UV­LEDs, denn wir ermöglichen ja nicht nur den Ersatz vorhandener Lichtquellen, sondern vor allem komplett neue

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Im Reinraum und im Labor verbringt Neysha Lobo Ploch einen Großteil ihrer Arbeitszeit. Um so viel Licht wie möglich aus den Chips herauszuholen, werden die Halbleitertechnologien immer weiter verbessert. Je nach Kundenwunsch werden die UV­LED­Chips als Einzelchip belassen oder in winzige Gehäuse verpackt und zu fertigen UV­LED­Strahlern montiert. 

Künstliche Sonnen

„Ehrlich? Es gibt im Netz ein Video von der Festveranstaltung?“, sagt sie, neugie­rig geworden. Die Rede ist vom Dis ser­tationspreis Adlershof. 2016 wurde ihre Doktorarbeit damit ausgezeichnet und im selben Jahr mit dem renommierten Dimitri N. Chorafas­Preis. Die Begrün­dung der Jury kurz zusammengefasst: Auf der Grundlage der bahnbrechenden For­schungsergebnisse von Neysha Lobo Ploch lassen sich LED­basierte UV­

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„Als Unternehmer müssen wir uns aber die Frage stellen, was der Kunde wirk­lich braucht, welche Kosten er zu zahlen bereit ist.“

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Anwendungen in ganz vielen Einsatz­bereichen“, sagt Neysha Lobo Ploch und nennt die Wasserdesinfektion und Ent­keimung; die Hautbestrahlung etwa zur Behandlung der Schuppenflechte; die Bestrahlung von Pflanzen, um die Bil­dung gesundheitsfördernder Inhalts stof fe anzuregen, oder auch die Sensorik, um Keime, Gifte oder Gase nachzuweisen.

Preisgekrönte Gründungsidee

Um die neue Generation der UV­LEDs auf dem Markt sichtbar zu machen, gründeten Neysha Lobo Ploch und ihr Physiker­Kollege Jens Rass 2015 das Start­up UVphotonics – eine Aus grün­dung des Ferdinand­Braun­Instituts, Leibniz­Institut für Höchstfrequenz­technik, und des Instituts für Fest kör­perphysik der Technischen Universität

Berlin. Zum Team gehören auch Tim Kolbe mit seinen Kompetenzen im Bereich der Halbleiterphysik und Walter Gibas, „von Geburt an Kaufmann“, wie er sagt. Er bringt aus seinem (Un­)Ruhe­stand heraus kaufmännische und betriebswirtschaftliche Erfahrungen ein. Im Laufe seines Berufslebens half er schon etlichen technologieorientierten Start­ups auf den Weg. Ein finanzieller wie auch ideeller Anschub für den Markteintritt war 2016 der Leibniz­Gründerpreis. „Die vielfältigen Vorzüge unserer UV­LEDs hatten die Jury über­zeugt“, sagt Neysha Lobo Ploch. Sie weiß aber auch, dass eine gute fachliche Arbeit nicht zwangsläufig mit unternehmeri­schen Qualitäten einhergeht. Darum hätten sie und ihr Kollege einen Existenzgründerlehrgang bei der Indus­trie­ und Handelskammer besucht. „Wir

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Wissenschaftler neigen zur Perfektion, fin den immer neue Ansätze für Weiter­entwicklungen. Als Unternehmer müs­sen wir uns aber die Frage stellen, was der Kunde wirklich braucht, welche Kosten er zu zahlen bereit ist.“ Im Falle der neuen Generation von UV­LEDs komme es zudem darauf an, die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten dieser künstlichen Sonnen erst einmal richtig bekannt zu machen.

Gerade bereitet Neysha Lobo Ploch mit ihren Kollegen eine wichtige Präsen­tation für eine internationale Konferenz in den USA vor, auf der UVphotonics einen eigenen Messestand haben wird. Die Kunden von UVphotonics kommen bislang aus der Forschung und aus Indus triebereichen, die spezielle UV­ LEDs in geringer Stückzahl brauchen, um sie in ihren Produkten zu testen. „Wir legen derzeit unseren Fokus auf Chips, die in Sensoren eingebaut wer­den.“ Mithilfe dieser Chips lassen sich die elektromagnetischen Wellen des ultravi­oletten Lichts nutzen, um etwa Stickoxid in den Autoabgasen nachzuweisen. Gerade entwickelt das Unternehmen

netz stopft. Das leuchtend rote Kleid verschwindet unter einem knöchellan­gen Kittel. Im Reinraum oder im Labor verbringt die Physikerin einen Großteil ihrer Arbeitszeit. Um so viel Licht wie möglich aus den Chips herauszuholen, werden die Halbleitertechno logien im ­mer weiter verbessert. Die Physikerin zeigt einen Wafer, aus dem beinahe 3.000 UV­LED­Chips herausgeschnitten wer­den – so winzig und fein wie Goldflitter. Je nach Kundenwunsch werden sie als Einzelchip so belassen oder hier vor Ort in winzige Gehäuse verpackt und zu fer­tigen UV­LED­Strahlern montiert. Das Produktportfolio deckt die Wellenleiter­bereiche kleiner als 280 Nanometer ab und diejenigen von 280 bis 320 Nano ­meter. Man muss gute Augen haben und eine sehr ruhige Hand, um die Chips mit der Pinzette zu fassen. Wenn einer run­terfällt, verkrümeln sich irgendwo auf dem Fußboden zwischen 40 und 80 Euro. „Als Unterneh merin habe ich da jetzt nicht mehr eine so lässige Einstellung wie zu Studien zeiten“, meint die Wissen­schaftlerin lachend und legt die Labor­kleidung wieder ab.

Prototypen von UV­LEDs entsprechen­der Wellen längen. Nicht zuletzt die Medizintechnik sei ein großer Zukunfts­markt für ihr junges Unternehmen, erklärt Lobo Ploch.

An der Klinik für Dermatologie an der Charité Berlin wird derzeit ein UV­LED­Stift getestet, der die Wirkung von Lichtschutzmitteln misst. Der Stift schickt UVB­Strahlen durch die Licht­schutzcreme hindurch in die Oberhaut, misst das wieder austretende Licht und erkennt daran, wie wirksam der Son­nenschutz ist. Die entsprechenden LEDs stammen aus dem Ferdinand­Braun­Institut und werden aktuell von UVpho­tonics weiterentwickelt.

Neysha Lobo Ploch und ihre Kollegen bereiten eine Präsentation für eine internationale Messe vor, auf der UVphotonics einen eigenen Messe­stand haben wird.

Unterstützung im Forschungsnetzwerk

Schuhwechsel: Neysha Lobo Ploch muss schmunzeln. „Ich habe Freundinnen, die tauschen die Straßenschuhe im Büro gegen schicke Pumps“, erzählt sie, wäh­rend sie ganz uneitel in die weißen Latschen schlüpft und ihre üppige schwarze Lockenpracht unter das Haar­

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Ein Treffen mit Freundinnen in Prenzlauer Berg. Bei Fragen

zum Prototypenbau tauscht sich Neysha Lobo Ploch gerne mit

Kollegen aus (rechte Seite).

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gut auf Deutsch gekonnt. „Ich denke immer noch, einen deutschen Vortrag vorher lange üben zu müssen. Dafür hätte ich aber keine Zeit“, meint die Familienmutter und erzählt von ihrer Anfangszeit in Berlin, als sie merkte: Sprache ist ein wichtiges Mittel, um Beruf und Freizeit selbstbestimmt zu gestalten. Mit dem Beherrschen der Lan­dessprache sei auch ihr Gefühl gewachsen, in Deutschland anzukommen.

Draußen dämmert es. „Die so früh einbrechende Dunkelheit im deutschen Winterhalbjahr ist für mich nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Ich habe dann immer dieses demotivierende Gefühl, nachts zu arbeiten“, sagt sie. Daher werde bei ihr zu Hause nicht an Licht gespart. „Ja klar, wir schauen auf die Strom­rechnung“, sagt sie, und dass auch die handelsüblichen Leuchtdioden ihre guten Dienste leisten und den Strom­verbrauch nicht so in die Höhe treiben würden . Sie geht jetzt zur S­Bahn. Heute holt ihr Mann die Töchter von der Kita. Das Haus wird hell erleuchtet sein, wenn sie kommt.

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In ihrem Terminkalender steht nun ein Treffen mit dem Werkstattleiter und ei ­nem Elektroniker des Ferdinand­Braun­ Instituts. Die beiden entwickeln für sie ein Laborgerät zum sogenannten „Ein­brennen“ der Dioden. „Die LEDs bauen in den ersten Stunden ihrer Lebens zeit sig­nifikant ab. Dann aber bleibt ihre Leistung lange Zeit konstant. Der Kunde muss natürlich eine verlässliche und stabile Qualität bekommen“, erklärt Neysha Lobo Ploch, warum sie ihre LEDs vor dem Verkauf einbrennen will. Am Ende bittet sie die Kollegen noch, Material kosten und Stundenzah len aufzuschreiben, denn sie braucht eine Rechnung. „Ich musste erst lernen, welche vertraglichen Vorgaben es hier gibt. Aber im Grunde finde ich gut, dass Geschäfts abläufe genau geregelt sind“, spricht jetzt die Unternehmerin aus der Wissen schaft lerin – und schaut dabei auf die Uhr. Sie hat bald einen Termin für eine Präsentation: Im Haus tagt die Arbeits gruppe „Halbleitertechnologien & Bau ele mente“ in Vorbereitung auf das jährliche Bündnistreffen von „Advanced UV for Life“.

Das Forschungskonsortium entwickelt die komplette Wertschöpfungskette für die neue Generation der UV­LEDs und gehört zu den Zwanzig20­Konsortien, die vom Bundesforschungsministerium ge för dert werden. „Advanced UV for Life“ besteht derzeit aus 33 Unternehmen und 15 Forschungseinrichtungen – vom Bauelemente­Entwickler bis zum End­anwender der UV­Strahlung. Zu den Partnern gehören sowohl Global Player wie die OSRAM Opto Semiconductors GmbH und die SCHOTT AG wie auch das noch in den Kinderschuhen steckende Start­up UVphotonics. Dieses hat mit Advanced UV for Life ein Netzwerk, in dem es laufen lernt und wachsen kann. Hier gibt es wertvolle Hinweise über die Bedürfnisse der Partner aus Forschung und Industrie und über deren Opti mie­rungswünsche. „Andererseits können wir auch Bedürfnisse wecken, wenn wir anhand unserer Prototypen zeigen, welch neue Märkte sich die UV­LEDs erschließen können“, sagt Ploch.

Ihren Vortrag hält sie dann auf Englisch – und weiß, Sie hätte es ebenso

Sprache ist ein wichtiges Mittel, um Beruf und Freizeit selbstbestimmt zu gestalten.

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Wilde Formen präzise produziert

Die Herzen auf der Kaffeetasse mit dem Trionplas-Schriftzug, die auf Hendrik Paetzelts Schreibtisch steht, fallen sofort ins Auge. Kitsch ist das keineswegs, son-

dern ein klares Statement. Schließlich ist der 39-jährige Geschäfts führer mit ganzem Herzen dabei. Eine Firma zu leiten ist genau sein Ding, pure Grundlagenforschung liegt ihm nicht: „Ich möchte gerne, dass bei der Forschung etwas herauskommt; dass jemand etwas davon hat“, sagt er. „Ich freue mich, wenn der Kunde sagt: Genau diese Optik haben wir gebraucht.“ Doch was genau brauchen seine Kunden? Optische Instrumente werden immer komplexer. Momentan sind dort meist mehrere Linsen mit einfachen geometrischen Formen, wie Sphären oder Zylinder, verbaut. Eine einzige Freiformoptik, die verschiedene geometrische Formen vereint, kann jedoch mehrere solcher Linsen ersetzen. Auf diese Weise lassen sich Volumen und Gewicht sparen. „Bestes Anwendungsbeispiel sind Weltraum-missionen“, sagt Hendrik Paetzelt, „da kostet jedes Gramm sehr viel Geld und die Optiken müssen sehr spezielle Formen haben.“ Die beiden Physiker Hendrik Paetzelt und sein Kollege Dr. Georg Böhm können genau diese Freiformoptiken herstellen.

Chemie statt Mechanik

Dazu haben sie ein spezielles Verfahren entwickelt. Frei form-optiken lassen sich nicht durch Schleifen und Polieren in Form bringen wie normale Linsen. „Diese Optiken haben ganz wilde Formen, die mit mathematischen Funktionen beschrieben wer-

den“, erläutert Paetzelt. Um solche Formen herzustellen, muss man sehr präzise und lokal Material abtragen. Mit dem soge-nannten Plasmajetverfahren, das die Leipziger entwickelt haben, ist das möglich. Durch Fluorgas wird ein winziger Plas-ma jetstrahl erzeugt, der Quarzglas auflösen kann. Die Moleküle an der Oberfläche der Optik werden durch eine chemische Reaktion beseitigt. „Wir können den Jet über die Oberfläche führen und durch die Regulierung der Geschwindigkeit gezielt Material abtragen, um die Oberfläche zu formen“, erklärt Hendrik Paetzelt.

Um die Geschwindigkeit zu regulieren, nutzen die Wissen-schaftler ein Computerprogramm, das sogenannte Verweilzeit-verfahren. Es berechnet, wie langsam oder schnell der Plasmajet an welcher Stelle verweilen soll. So kann das Material auf den Nanometer genau entfernt und die gewünschte Form herge-stellt werden. Dieses Zusammenspiel von Software und Pro duk-tionsverfahren eröffnet dem Unternehmen Trionplas Techno-logies einen riesigen Markt.

Solides Fundament

Das klingt einfach, doch hinter dem Know-how stecken zehn Jahre harte Forschungsarbeit. In dieser Zeit hat ein Team um Professor Thomas Arnold am Leibniz-Institut für Ober-flächenmodifizierung e. V. in Leipzig die Plasmatechnologie entwickelt und in eine Maschine integriert, in der die Optiken bearbeitet werden. Ein Mammutprojekt, das durch die

Freiformoptiken haben Zukunft – ob in der Halbleiterindustrie oder im Weltall. Doch Linsen aus Glas mit ungewöhnlichen Formen herzustellen ist schwierig. Das Leipziger Start-up „Trionplas Technologies“ weiß, wie es geht.

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Plasmajet statt Schleifpapier: Mit einem völlig neuen

Verfahren können die Leipziger Freiformoptiken auf den

Nanometer genau herstellen.

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InnoProfile- und InnoProfile-Transfer-Vorhaben „Ultrapräzi-sions bearbeitung mit atomaren Teilchenstrahlen“ ermöglicht wurde. Zum Team gehörte damals auch Hendrik Paetzelt, der die Förderung des Bundesforschungsministeriums über insge-samt acht Jahre sehr zu schätzen weiß. „Um den Transfer von der Forschung in die Anwendung zu ermöglichen, war es wich-tig, die Zeit und das große Team zu haben, genauso wie den engen Kontakt zu den Industriepartnern“, sagt er. Mit seinen Kollegen konnte er in dieser Zeit ein anwendungsreifes Ver fah-ren entwickeln, das genau auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten ist.

Erste eigene Schritte

Nachdem sie den Marktwert der Technologie getestet und genügend potenzielle Kunden gefunden hatten, gründeten Hendrik Paetzelt und Georg Böhm vor zwei Jahren mit ein paar Kollegen die Trionplas Technologies GmbH. Seitdem haben sie Prototypen und Kleinserien von Freiformoptiken produziert und ihren Umsatz im zweiten Jahr bereits vervierfacht. „Wenn es so weitergeht, haben wir das Geld, um Leute einzustellen und

eine eigene Produktionsstätte zu bauen“, freut sich Paetzelt. Doch dafür müssen die jungen Gründer zunächst passende Räume finden, am liebsten in der Nähe des Leibniz-Instituts, in dem Trionplas momentan noch ihren Sitz hat. Dort stehen Messinstrumente, mit denen sie die Genauigkeit der Oberfläche ihrer Optiken überprüfen können. Diese letzte Qualitätskontrolle ist wichtig, um ein einwandfreies Produkt abzuliefern. Böhm und Paetzelt wollen die Geräte erst einmal nur stundenweise für die Messungen mieten, da sie in der Anschaffung extrem teuer wären. Momentan machen sie das auch mit den Maschinen so, mit denen sie ihre Optiken herstellen. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Sobald sie Räume gefunden und genug Geld in der Kasse haben, planen die beiden, eigene Produktionsma-schinen anzuschaffen.

Preisverdächtige Technologie – vorausschauende Strategie

Eine erste kleine Finanzspritze dafür haben Paetzelt und Böhm gerade bekommen. Im September hat die Trionplas Technologies GmbH den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland in zwei

Durchblick und Weitsicht: Die beiden Gründer Georg Böhm (links) und Hendrik Paetzelt haben mit ihrer cleveren Technologie bereits Kunden auf der ganzen Welt gewonnen.

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Technologie gefragt. In einem nächsten Schritt wollen die Leipziger deshalb Maschinen mit dieser Technologie auf den Markt bringen.

Traumhafte Aussichten

Wenn ihre Pläne aufgehen, dann werden Hendrik Paetzelt und Georg Böhm nicht nur Umsatz machen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen, die wichtig sind für die Region. Die bei-den Gründer rechnen damit, dass sie in den kommenden Jahren mindestens zehn Mitarbeiter brauchen. Je nach Auftragslage könnten es sogar bis zu 50 Angestellte werden. Auch wenn Trionplas weiterhin eng mit ihrem „Mutterschiff“, dem Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung, kooperieren wird, wol-len die Gründer sich nun langsam abkoppeln. „Unser Ziel ist es, komplett selbstständig zu werden, von der Firma leben zu kön-nen und zu sehen, dass die Entwicklung der Technologie von den Grundlagen über den Transfer bis zur Nutzung abgeschlos-sen ist“, sagt Hendrik Paetzelt und nimmt einen Schluck aus seiner Trionplas-Herz-Tasse. „Das wäre für mich ein Traum.“

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„Diese Optiken haben ganz wilde Formen, die

mit mathematischen Funktionen beschrieben

werden.“

Kategorien mit einem Preisgeld von insgesamt 12.500 Euro gewonnen. Erst in letzter Minute hatte Hendrik Paetzelt die Bewerbung eingereicht und konnte die Jury dann bis in die finale Runde überzeugen. Trionplas gewann den Clusterpreis Chemie und Kunststoffe sowie den Lokalpreis der Stadt Leipzig. „Vor allem war die Jury davon angetan, dass wir die Forschung wirklich raus in die Anwendung bringen“, erzählt der Geschäfts-führer. Der Preis hat dem Unternehmen nicht nur Anerkennung, sondern auch viel Aufmerksamkeit gebracht, vor allem bei sei-nen Kunden. Schon jetzt hat die junge Firma Auftraggeber auf der ganzen Welt. In Deutschland zählen die großen Optik-unternehmen zu ihren Kunden, aber auch kleinere Firmen, die neue Designs für Optiken entwickeln. Die Physiker punkten damit, dass sie mit ihren Werkzeugen Prototypen sehr schnell herstellen können. „Das erfordert einen viel höheren Aufwand, der bei großen Firmen mit laufender Produktion und Standardprodukten schwierig ist“, sagt Paetzelt. Doch auf lange Sicht will die Trionplas nicht allein mit Prototypen und Nullserien ihr Geld verdienen. Die Strategie der Physiker ist klar: Wenn der Prototyp den Vorstellungen der Auftraggeber entspricht und in Großserie produziert werden soll, ist ihre

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Unscheinbare Alleskönner: Freiformoptiken vereinen verschiedene geome-trische Formen in einem Glas und ersetzen so gleich mehrere normale Linsen in optischen Instrumenten.

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Die wunderbare Welt der Innovations­ labore

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Was bitte soll an einem Bürogemeinschaftsraum span­nend sein? An einem Fabrikationslabor? Oder an einem Raum für Selber macher? Selbst Verfechter

einer anglizismenfreien Sprache müs sen an dieser Stelle geste­hen: So kann man Orte, an denen kreative Köpfe die Welt von morgen erdenken sollen, nun wirklich nicht nennen. Wer sich mit den derzeit angesagtesten Orga nisationsformen in der deutschen Innovationslandschaft beschäftigt, trifft deshalb auf eine wahre Flut durchgestylter Begriffe: Co­Working Space, FabLab, Maker Space, Innovation Hub, Design Thinking Studio – die Reihe ließe sich fortsetzen.

Schon bei der Auswahl der Begriffe wird deutlich, dass sich Grün der und Betreiber derartiger Orte ungern von Konven­tionen einschränken lassen. Dieser Befund gilt ebenso für die Konzepte der einzelnen Labs: Während sich manche primär als Orte der Erwerbsarbeit verstehen, stellen andere experimentelle Methoden in den Mittelpunkt. Es gibt Labs, die eine möglichst heterogene Zielgruppe ansprechen wollen, während andere the­matisch deutlich enger aufgestellt sind. Die Grenzen sind dabei fließend. Professor Oliver Ibert und seine Kollegen vom Leibniz­Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner erkennen dennoch Gemeinsamkeiten in den 357 von ihnen untersuchten Orten: „Open Creative Labs bieten einen permanenten physi­schen, organisationalen und institutionellen Rahmen für diverse Formen temporärer und flexibler Nutzung […], erlauben den Nutzern, Forschungsprobleme nach ihren eigenen Maßstäben zu definieren, und fördern somit eine problem­ und nutzer­getriebene Kreativität, sind notorisch unvollständig in ihrem Design und wirken als Übergangsräume, in denen Karrieren neue Verläufe bekommen“, heißt es in ihrer 2016 erschienenen Studie.

Mediziner und Ingenieure, Forscher und Unternehmer

Im Umfeld von Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat sich in den vergangenen Jahren eine Lab­Variante ausgebreitet, die die Leibniz­Forscher „Thematic Experimentation Labs“ nen­nen. „Diese Labs sind nur zu unregelmäßigen Öffnungszeiten zugänglich und haben einen klaren thematischen Schwerpunkt,

der sich auch in einer umfangreichen, spezialisierten Ausstattung widerspiegelt“, erläutert Oliver Ibert. „Thematic Experimentation Labs sprechen damit ausgewählte Nutzergruppen wie z. B. Studierende, Jugendliche oder wissenschaftliche Mitarbeiter an.“

Wie die Arbeit in solchen Innovationslaboren konkret aus­sehen kann, wird an der Otto­von­Guericke­Universität Magde­burg deutlich. Am „InnoLab IGT“ treffen Mediziner auf Inge­ n ieure, Studenten auf Doktoranden und Wissenschaftler auf Unternehmer. Ihre wichtigste Gemeinsamkeit: ein gesteigertes Interesse an innovativen, bildgestützten Therapien. Dort lernen sie sich kennen; sie brainstormen, diskutieren, entwerfen und verwerfen wieder; sie bauen Prototypen an 3D­Druckern; und sie testen sie direkt in einem eigenen kleinen Mini­Operationssaal – mitten im Lab. (siehe S. 33) Unterdessen flitzen Mini­Drohnen in Dortmund durch das „LIDo“ und scannen selbstständig Regalfächer. So liefert das Innovationslabor am Fraunhofer­Institut für Materialfluss und Logistik IML den regel mäßig anwesenden Forschern und Unternehmen eine Diskussions­ und Arbeitsgrundlage für künftige Innovationen in der Logistikbranche. (siehe S. 28)

Aktuelle Trends und neue Ideen

Während die Labs in Magdeburg und Dortmund an einer Hochschule bzw. einer Forschungseinrichtung angesiedelt sind, hat sich die „Forschungswerkstatt Smart Materials“ in das Dresdner Museum Technische Sammlungen eingenistet. Dort soll sich ein buntes Publikum – von Schülern über Studierende und sonstige Interessierte bis hin zu Fachpublikum – für die Potenziale von magnetischem Schleim und Form gedächt nis­drähten begeistern. (siehe S. 35)

Trotz unterschiedlicher Begrifflichkeiten und Ansätze der Innovationslabore: Die Aussage von Stefan Mutke, dem Leiter des Leipziger „Logistics Living Lab“ könnte letztlich von allen Lab­Betreibern stammen: „Wir verfolgen ein neues Forschungs­konzept. Unseren Firmenpartnern zeigen wir hier aktuelle Trends und Entwicklungen. Gleichzeitig können wir gemein­sam experimentieren und unsere Ideen weiterentwickeln.“ (siehe S. 31)

Offen, kreativ, gemeinschaftlich – und damit die Basis für Ideen, die morgen die Welt bewegen sollen: „Labs“ wollen Innovationen auf neuen Wegen hervor­bringen. Dafür experimentieren Betrei ber wie Besucher mit Drohnen, an Mini­Operationssälen und auch schon mal mit magnetischem Schleim. Ein Streifzug durch Innovationslabore in Dortmund, Dresden, Leipzig und Magde burg.

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Die Drohne „inventAIRy“ scannt Regalstellplätze. Bereits in den nächsten

fünf bis zehn Jahren könnten Drohnen den

Arbeitsalltag in derLogistik voll unterstützen.

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Ein lautes Summen nähert sich, ein leichter Lufthauch ist zu spüren. Mit einem Ruck ist das kleine schwarze Gerät in der Luft. Etwa einen Meter über dem Boden beginnt es mit der Inventur, flink und schnell. Ein riesiges Regal ragt vor ihm empor. Und nun geht es los, Regalstellplätze werden Stück für Stück gecheckt, gescannt, und dann geht es zum nächsten, immer weiter. inventAIRy heißt die kleine Drohne, die das Start­up doks.innovation GmbH entwickelt hat. Sie ist eine der vielen innovativen Prototypen, die in zwei großen Hallen in Dortmund ausgestellt sind. In einer Halle befindet sich das Forschungs zentrum der TU Dortmund, in der zweiten das Anwen dungs zentrum des Fraunhofer­Instituts für Materialfluss und Logistik.

Noch beobachtet Arkadius Schier, Projektleiter des Inno va­tion & Strukturwandel­Pilotprojekts „LIDo – Inno vations ­labor Hybride Dienstleistungen in der Logistik“, den kleinen Flugroboter über einen Monitor. Die Zukunftsvision ist aber ein völlig autonomes Fliegen, ohne menschliche Überwachung. „Ich schätze, in den nächsten fünf bis zehn Jahren könnten Drohnen bereits den Arbeitsalltag in der Logistik voll unterstüt­zen“, sagt Schier voraus. Der Vorteil: Es braucht keine lokale Infrastruktur. Firmen müssen bis dato logistische Prozesse lange im Voraus planen und dafür die Voraussetzungen schaf­fen. Das ist teuer und macht unflexibel gegenüber neuen Trends und Marktveränderungen.

Angst und Perspektiven

Aber ersetzt die kleine Drohne dann nicht den Menschen? Was passiert mit deren Jobs? Das ist das Schlagwort für Schier: Wir steuern das nächste Ausstellungsstück an, eine weiße Drohne

auf Rädern namens Bin:Go. Sie könnte beispielweise Mini­lieferungen selbstständig erledigen und damit Angestellten Wege ersparen, die nur noch steuern, wohin es gehen soll. Und auch andere Entwicklungen in der Anwendungshalle sind unterstützende Helfer, ohne den Menschen zu ersetzen. Der „Schlaue Klaus“ zum Beispiel ist ein Bauanleitungssystem, wel­ches in Realzeit kontrolliert, ob der Mitarbeiter das Bauteil richtig zusammengebaut hat. Eine selbstlernende und interak­tive Bauanleitung sozusagen. Solche Assistenzsysteme berei­chern die Arbeitswelt enorm. „Leichtere Aufgaben kann der Roboter künftig übernehmen, während der Arbeiter sich dann anspruchsvolleren und vielfältigeren Aufgaben widmen kann“, freut sich Schier. Gute, konstruktive Kommunikation hemmt Ängste. Es muss vermittelt werden, dass es hier nur um Teil­bereiche geht, die Roboter übernehmen sollen, und in erster Linie um die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Deshalb ist LIDo auch mit Gewerkschaften in Kontakt. Mit Workshops, Aufklärung und lebenslangem Lernen kann die Arbeitswelt Schritt für Schritt für die neuen technischen Möglichkeiten fit gemacht werden und diese langfristig integ­rieren.

Der Tanz

Um Interaktion geht es auch in der Forschungshalle, die uns Moritz Roidl begeistert zeigt. Auf den ersten Blick ist die Halle einfach leer, in der Mitte ist ein Bereich abgesperrt, in dem klei­ne, staubsaugerartige Maschinen auf Rollen stehen. Im Hintergrund zeigen die Arme eines großen Industrieroboters in die Luft. Die ganze Decke ist voller Kameras und Laser pro­jektionssysteme. Sonst ist nicht viel da, außer dem Mitarbeiter­

Dirigent der Systeme Die Arbeitswelt verändert sich, vor allem im Hin blick auf die Mensch­Technik­Beziehung. Viele beschäftigt die Angst vor dem Unsicheren, vor Kontrollverlust und Über­flüssigkeit. Das Dortmunder Innovationslabor „LIDo“ forscht an der Logistik der Zukunft und zeigt, wie der Mensch dabei im Zentrum bleibt und sogar profitiert.

Projektleiter Arkadius Schier ist sichtlich stolz auf die Innovationen bei LIDo.

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bereich, in dem Mitarbeiter und Studenten konzentriert hinter ihren Monitoren arbeiten. Doch das, was da ist, hat es in sich: Herr Roidl zieht seine Schutzbrille an und betritt die abgesperr­te Bühne. Der Tanz mit der Technik kann beginnen. Mit einem Frisbee setzt er die kleinen fahrbaren Roboter in Bewegung. Die folgen dem Frisbee, jede Bewegung und Richtung wird nachge­ahmt. Das Laserprojektionssystem macht die Interaktion von Frisbee und Roboter am Boden mit Kreisen und Pfeilen sicht­bar. Der Mensch bewegt sich, die Maschinen reagieren und es entsteht eine Einheit.

Doch die Halle hat noch mehr zu bieten. Am Rand stehen Kisten mit vielen Minidrohnen, die jederzeit bereit sind, mit einzusteigen. Sie fliegen, weichen aus, reagieren. Die Sensoren für diese Reaktionen sitzen in der Decke, damit die kleinen Flitzer ihre Leichtigkeit behalten. Wenn hier alles aktiv wird, dann ist Moritz Roidl der Dirigent mit Frisbee und Laser­handschuh. Auf jede seiner Bewegungen reagieren ein Gerät oder gleich mehrere. „In dieser Leichtbau industriehalle erfor­schen wir z. B. Algo rithmen für Bewegungen. Das Ziel ist, ein Lager zu entwickeln, das sich in Zukunft selbst optimiert, ohne

lang angelegte Infrastruktur, in leeren Räumen“, erzählt er. Das Zusammenspiel aller Komponenten macht die Halle so beson­ders. Der Besuch von hochkarätigen Vorständen und Geschäfts­führern ist bei LIDo deshalb keine Ausnahme, sondern gehört längst zum Alltag.

Gegeneinander ist Miteinander

Demnächst sind auch Wettbewerbe geplant in der Multi funk­tionshalle. In konstruierten Arenen werden lernende Systeme, von verschiedenen Wissenschaftlern entwickelt, gegen einander antreten. Denn darum geht es bei LIDo: um den Austausch, das gemeinsame Miteinander, die gemeinsamen Ziele, zwischen Menschen und Maschinen und zwischen Menschen. Die enge Kooperation und aktive Zusammenarbeit mit den Firmen ver­mittelt den Forschern direkt den Bedarf, und die Forschung zeigt den Firmen, was in Zukunft möglich sein wird. Bei all der Bewe gung, dem Trubel, dem Enthusiasmus, den Visionen unse­rer Zeit soll eines aber sicher bleiben: Der Mensch ist der Dirigent der von ihm entwickelten Systeme.

Moritz Roidl steuert den Roboter mit dem Frisbee, sichtbar wird die Interaktion durch Laserlicht. Deshalb darf die Schutzbrille nicht fehlen.

In der Forschungshalle ist viel Raum für gemeinsames Brainstorming. (Bild rechts unten)

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Leipzigs Logistikattraktion

Das hochmoderne „Logistics Living Lab“ in der Leipziger Altstadt lockt Firmenpartner und Studenten an – und lässt die weltbekannte Touristenattraktion nebenan alt aussehen.

Mädlerpassage, Leipzig: Touristengruppen stehen staunend vor den überlebensgroßen Figuren von Faust und Mephisto an den Stufen zum historischen Auerbachs Keller. Das Lieblingslokal des jungen Leipziger Studenten Johann Wolfgang von Goethe war später Schauplatz in seinem ersten Faust­Roman. Diese Geschichte ist weithin bekannt. Doch was nur wenige wissen: Ein paar Schritte weiter geht es hinter einer schweren, alten Holztür in das hochmoderne „Logistics Living Lab“ der Leipziger Universität.

Aktuelle Trends und Praktika

Jenseits der alten Holztür eröffnet sich eine ganz andere, futu­ristisch anmutende Welt: Drohnen und Virtual­Reality­Brillen stehen neben raumgreifenden Monitoren und bequemen

Sitzgruppen. „Wir verfolgen damit ein neues Forschungskon­zept“, erläutert Stiftungsprofessor Stefan Mutke, der das Labor leitet. „Unseren Firmenpartnern zeigen wir hier aktuelle Trends und Entwicklungen aus der Logistik. Gleichzeitig können wir gemein sam experimentieren und unsere Ideen weiterentwi­ckeln.“ Insbesondere regionale mittelständische Unternehmen wollen die Informatiker mit ihrem Labor ansprechen. Die Region um Leipzig hat sich in den letzten zehn Jahren zum wichtigsten Logistikstandort in Ostdeutschland entwickelt. Neben Porsche und BMW haben sich Automobilzulieferer und Amazon hier angesiedelt, der Paketdienst DHL hat sein europä­isches Drehkreuz am Leipziger Flughafen. Auch Praktika und Seminare für Studenten finden im Logistics Living Lab statt. Platz ist genug. Die Räume mit Blick in die historische Passage sind mehrere hundert Quadratmeter groß.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Das Logistics Living Lab ist aus der InnoProfile­Transfer­Initiative „LSEM – Logistik Service Engineering Management“

Entwickeln, entdecken, experimentieren: Das Logistics Living Lab präsentiert Forschungsergebnisse, involviert aber zugleich potenzielle Nutzer in den Entwicklungsprozess.

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entstanden und wurde von 2012 bis 2017 vom Bundes­forschungsministerium gefördert. Ging es den Wirtschafts­informatikern zunächst darum, die Digitalisierung der Logistik­branche voranzubringen, verfolgen sie mit dem Lab nun neue Ziele, wie Bogdan Franzcyk erklärt: „Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz ist auch für die Logistik ein Thema“, sagt der Professor für Wirtschaftsinformatik, der das Lab mit seinen jungen Kollegen eingerichtet hat. „Virtuelle Intelligenz soll künftig aufwändige Arbeiten visualisieren und den Menschen die Arbeit erleichtern.“ Lastendrohnen für den internen Werksverkehr gehören dazu, autonome Transport roboter, die Lagerwaren selbstständig von A nach B fahren, oder Daten­brillen, die Lagerarbeitern Regalnummer und Waren mengen anzeigen. Das spart Papier und vermeidet Fehler.

Das Leipziger Lab versteht sich selbst als offenen Raum für Innovation, Demonstration und Kollaboration, um den Logistik­Herausforderungen von morgen mit innovativen Informationssystemen und ­technologien zu begegnen. Doch noch etwas findet Laborleiter Stefan Mutke wichtig: „Wir wol­len mit dem Lab dazu beitragen, dass die Region innovations­fähig wird.“

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„Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz ist auch für

die Logistik ein Thema.“Das Leipziger Lab versteht sich als offenen Raum für Innovation, Demonstration und Kollaboration – angereichert mit neuesten Informationstechnologien.

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Auf den ersten Blick sieht das InnoLab IGT aus wie hunderte andere Innovationslabore in Deutschland auch: ein „Kreativ­büro“ mit grauer Couch, quietschgrünen Stühlen und Gummi­baum lädt zu Ideenfindung und Gruppenarbeit ein, während gegenüber Whiteboards und Beamer auf ihren Einsatz warten. Kleine und große Produktideen lassen sich dann blitzschnell in der Prototypenwerkstatt umsetzen. Dafür stehen verschiedene 3D­Drucker, CNC­Fräsen und Spritzgießmaschinen bereit. Das alles ist schick, funktional – und Standard in der Lab­Szene. Doch ein kleiner Bereich unterscheidet das InnoLab IGT von seinen Artgenossen: der Simulations­OP. Der minimalinvasive Operationsaufbau umfasst unter anderem einen Patiententisch, einen 3D­C­Arm, Ultraschall­Tomographie­Geräte, einen Endos kopie­Turm und diverse Nachbildungen des menschli­chen Körpers (Phantome). So können Lab­Besucher neue

Prototypen direkt vor Ort testen. „In der universitären Ausbil­dung stecken Themen wie Innovationsgenerierung, Unterneh­mertum und Transfer noch in den Kinderschuhen“, sagt Holger Fritzsche. Der Master of Science in Medizintechnik hat das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geför­derte Lab mit aufgebaut. „Das Interesse aber ist groß, sowohl bei den Forschern, bei den klinischen Anwendern und nicht zuletzt bei den industriellen Herstellern.“ Für sie alle soll die Ideen­werkstatt zur Begegnungsstätte werden.

Ein Bild von einem LabAuf dem Magdeburger Universitätscampus steht das „InnoLab IGT“ Studierenden, Doktoranden und Unternehmen offen – und begeistert sie für innovative bildgestützte Therapien. Damit ist das Innovationslabor eine Ausnahmeerscheinung in der Medizintechnik­branche.

Im Simulations­OP (großes Bild) können Lab­Nutzer die Prototypen testen, die sie im Kreativbüro (kleines Bild) erdacht haben.

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„Wir sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft noch viel mehr Menschen für das InnoLab

IGT begeistern können.“

Ideen und Menschen verknüpfen

Das InnoLab IGT – IGT steht für Image Guided Therapy, also bildgestützte Therapie – hat seinen Platz im Zentrum für Neuro wissenschaftliche Innovation und Technologie (ZENIT) auf dem Magdeburger Uni­Campus gefunden. Der Initiator ist Michael Friebe. Als Experte für Kernspintomographie und Bildgebung hat Friebe seit 2014 an der Otto­von­Guericke­Uni­versität Magdeburg eine Stiftungsprofessur inne. Diese wird im Rahmen der InnoProfile­Transfer­Initiative „Intelligente Katheter – Kathetertechnologien“ (INKA) vom Bundes for­schungs ministerium und von regionalen Unternehmen finan­ziert. „Wir wollen Ideen und Menschen miteinander verknüp­fen“, sagt Michael Friebe. Beim jungen Start­up INLINE scheint das bereits zu gelingen. Zwei ehemalige Masterstudenten machen sich gerade mit neuen softwaregestützten Interven­tionssystemen selbstständig. So soll etwa ein 3D­gedruckter beweglicher Halterungsarm Medizinern in Zukunft dabei hel­fen, eine Biopsie­Nadel zum Beispiel in einer engen MRT­Röhre exakt zu platzieren.

Industriebeirat und Graduiertenschule

In der Medizintechnik kann der Weg zum marktreifen Produkt besonders steinig sein, zumindest wenn man ihn alleine gehen muss. Deshalb haben Friebe und Fritzsche für ihr Inno vations­labor einen Industriebeirat etabliert, in dem Global Player wie Olympus, Brainlab, Surgiceye, piur imaging oder auch das regio­nale Unternehmen Primed vertreten sind. Einige davon enga­gieren sich auch in der neuen Graduiertenschule „T²I² – Techno­logy Innovation in Therapy and Imaging“. In einem mindestens dreijährigen Programm durchlaufen Doktoran dinnen und Doktoranden hier ein intensives, forschungsorientiertes Training auf dem Feld bildgestützter Therapien – in enger Kooperation mit Unternehmen und auch mit klinischen Partnern. Die Nachwuchswissenschaftler profitieren von der interdisziplinären Ausbildung an der Schnittstelle von Ingenieur­ und Naturwissenschaften zur Medizin, die von der Problemidentifikation über das Prototyping bis zur Markt ein­führung reicht.

„Wir sind mit der Entwicklung des Labs bisher sehr zufrie­den“, fasst Laborleiter Holger Fritzsche zusammen. „Und wir sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft noch viel mehr Menschen für das InnoLab IGT begeistern können.“

T i t e l t h e m a · I n n o v a t i o n s l a b o r e

Arbeiten im Lab bedeutet immer auch Kommunikation und Kooperation – am Schreibtisch, in der Prototypenwerkstatt oder am Operationstisch.

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Smarte Werkstatt Intelligente Funktionswerkstoffe haben verblüffende Eigenschaften, sind aber in der breiten Öffentlichkeit und selbst in Fachkreisen oft noch wenig bekannt. Die interaktive „Forschungswerkstatt Smart Materials“ in Dresden will das ändern.

So vielfältig wie die Welt intelligenter Werkstoffe: die Forschungswerkstatt Smart Materials in Dresden.

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Es ist wie so oft im Leben: Intelligenz erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick. Mit diesem Problem haben auch die bei oberflächlicher Betrachtung oft unscheinbaren Funktions­werkstoffe zu kämpfen. Doch auch für die sogenannten „Smart Materials“ gilt: Die Intelligenz offenbart sich glücklicherweise bei näherer und vor allem längerer Betrachtung. Ein unschein­barer Metalldraht formt sich zu sternförmigem Christbaum ­schmuck, sobald man ihn mit einem Feuerzeug erwärmt; win­zige transparente Kügelchen blähen sich zu murmelgroßen Perlen auf, wenn man sie ins Wasser legt; und schwarzer Schleim lässt sich von einem Magneten zu seltsamen Bewe gun­gen inspirieren.

Solche Formgedächtnislegierungen, Hydrogele und magne­tische Formgedächtniswerkstoffe lassen sich in der „Forschungs­werkstatt Smart Materials“ in den Technischen Sammlungen Dresden erleben. Die Experimentierwerkstatt, die zugleich eine interaktive Ausstellung ist, erprobt seit Mai vergangenen Jahres neue Formen der Wissenschafts­ und Technikkommunikation. „Wir haben gemerkt, wie schwierig es ist, neue Materialien in eta­

„Wir wollten auch für den Mittelstand und die Kreativwirtschaft eine Plattform schaffen.“

T i t e l t h e m a · I n n o v a t i o n s l a b o r e

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I n n o v a t i o n s l a b o r e · T i t e l t h e m a

blierte Märkte zu bringen“, sagt Mattes Brähmig vom Zwanzig20­Projektkonsortium „smart3“. „Wir richten uns an Schülerinnen, Schüler und Studierende, die vielleicht später einmal mit solchen Materialien arbeiten werden, wollen aber auch die Sichtbarkeit und Akzeptanz smarter Materialien in der Öffentlichkeit stei­gern.“ Denn selbst in Fachkreisen sei heute noch unzureichend bekannt, welche technologischen, gestalterischen und wirt­schaftlichen Potenziale in ganz unterschiedlichen Branchen intelligente Werkstoffe böten, meint Mattes Brähmig.

Löten, programmieren, diskutieren

Die Forschungswerkstatt ist ein Teil eines Gemeinschaftsprojekts der Technischen Sammlungen Dresden, des Fraunhofer­Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, der Stiftung Bauhaus Dessau, der Kunsthochschule Berlin Weißensee sowie der SYN­Stiftung und wird vom Bundes­forschungsministerium im Rahmen des Programms „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ gefördert. Im Pro jektkonsortium

smart3 arbeiten über 140 Unternehmen und Forschungs­einrichtungen an einem Paradigmenwechsel: Statt dafür eigene Elemente zu verbauen, sollen die Funktionen in Zukunft direkt ins Material integriert werden. So sollen Bauteile in Zukunft einfacher, leichter und kleiner werden.

Brähmig und seine Kollegen wollen Menschen vom Poten­zial smarter Materialien überzeugen, doch nicht nur das: „Wir wollten auch für den Mittelstand und die Kreativwirtschaft eine Plattform schaffen, damit sie miteinander ins Gespräch kom­men, sich austauschen und gemeinsam experimentieren kön­nen“, sagt Brähmig. Bei der monatlichen „Teatime“ etwa treffen in gemütlicher Runde Menschen verschiedenen Alters auf Wissenschaftler, Ingenieure und Designer. Und so wird in den Technischen Sammlungen Dresden gebogen, geklopft, ge lötet, getüftelt, programmiert, diskutiert und konzipiert – um den unterschätzten, vielschichtigen Smart Materials möglichst rasch zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Forschungswerkstatt will smarte Materialien für alle erlebbar machen: von Schülerinnen und Schülern (oben) über die breite Öffentlichkeit (Bild S. 36) bis hin zu Fachpublikum.

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A u ß e n a n s i c h t · I n n o v a t i o n s d e b a t t e

Großstadt top!

Kleinstadt Flop?Zur Zentrumsfixierung in gängigen Innovationsdebatten

Eine Außenansicht von Martin Graffenberger

Würden Sie ein Unternehmen mit designorientierter Produkt palette, zukunftsweisendem Technologie­einsatz, weltweiten Koope ra tionen und globaler

Markt präsenz, das zudem mit angesagten Influencern zusam­menarbeitet und einen hippen Verkaufsladen betreibt, intuitiv im eher beschaulichen Erz gebirge vermuten? Wahrscheinlich nicht. Doch genau hier, in der Ortschaft Stützengrün, fertigt die H.­J. Müller GmbH unter dem Markennamen MÜHLE mit etwa 75 Angestellten edle Rasier utensilien für qualitätsbewusste Kunden in aller Welt. In Stützen grün verbinden sich erfolgreich traditionelle Hand werkskunst, modernes Design, Technologie­orientierung und strategische Firmen führung zu innovativen Produkten.

Genau diese Innovationsfähigkeit von Unternehmen gilt heute als Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg, als Garant für technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt und als Motor regionaler Entwicklung. Allerdings hat sich in öffent­

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I n n o v a t i o n s d e b a t t e · A u ß e n a n s i c h t

lichen Debatten ein Bild verfestigt, das wirtschaftliche Inno­vationen weitestgehend in Großstädten verortet. München, Berlin, Hamburg, Köln – es sind vor allem die Metropolen, die als wesentliche Innovationszentren gelten. Orte wie Stützen­grün sind typischerweise nicht Teil dieser Debatten, obwohl auch hier – wie in vielen anderen Orten und Regionen Deutsch­lands – innovative und hochspezialisierte Unternehmen zu finden sind.

In den Metropolen konzentrieren sich Großunternehmen, technologieorientierte KMU, Universitäten und Forschungsein­richtungen, Beraterfirmen sowie politische und gesellschaft­liche Institutionen und schaffen gemeinsam ein dichtes Kom­munikations­ und Interaktionsmilieu. Hier experimentieren kreative Köpfe, werden richtungsweisende Ideen geboren, unter einander ausgetauscht, weiterentwickelt und neue Unter­nehmen gegründet. Der anhaltende Zuzug in die Großstädte bringt für die ansässigen Akteure einen hohen Versorgungsgrad mit Fachkräften und kreativem Potenzial mit sich. Diese Agglomerationsvorteile tragen maßgeblich dazu bei, dass Innovationsprozesse in den Metropolen besonders gut gedei­hen und gerade die großen Städte als zentrale Orte im Inno­vationsgeschehen gelten. So weit, so unbestritten.

Hidden Champions nicht nur in Großstädten

Doch sieht man genauer hin, so führt die Fokussierung auf Großstädte als Horte der Innovation zu Einschätzungen, die der Realität nur eingeschränkt gerecht werden. Das „Metropolen­fieber“ hat zur Folge, dass Regionen abseits der Ballungszentren im Innovationsdiskurs nicht oder nur am Rande wahrgenom­

men und innovative Unternehmen in peripheren Regionen eher als Ausnahme von der Regel betrachtet werden. Ihre Akteure werden mithin als nur wenig innovativ gesehen, wirt­schaftliche Aktivitäten als weniger zukunftsweisend und bedeutsam. Im Gegensatz zu dieser einseitigen Sicht zeigt eine Vielzahl aktueller Forschungsarbeiten aus der Wirtschafts geo­graphie, dass sich auch abseits der Großstädte, in Mittelstädten, Klein städ ten und Landgemeinden, innovative Unternehmen finden und eben nicht als spezifische Ausnahme von der Regel zu verstehen sind. So sind in Deutschland fast 40 Prozent der Hidden Champions, also Unternehmen die auch aufgrund ihrer Innovationskraft zu den weltweiten Marktführern gehören, in Kleinstädten oder Landgemeinden beheimatet – nicht wenige davon auch im ländlich­peripheren Raum. In Summe machen diese Studien deutlich, dass die Kategorien Innovation und Peripherie keinesfalls als Widerspruch zu verstehen sind, und Innovation eben kein reines Großstadtphänomen ist.

Inkrementelle Innovationen unterschätzt

Um diese Sichtweise noch stärker in den gesellschaftlichen und politischen Blick zu nehmen als bisher, bedarf es einer Erweiterung konventioneller Debatten auch über die Großstädte hinaus – und damit einer Öffnung des vornehmlich urban geprägten Innovationsverständnisses. Im Fokus dieses Verständ­nisses stehen insbesondere produktbezogene Weltneuheiten und (hoch)technologische Entwicklungen wie das Smartphone oder 3D­Druckverfahren. Hierbei handelt es sich ohne Frage um bedeutsame, gleichzeitig aber auch um sehr spezifische Innovationen, die nur einen Teil der gesamten Innovations­

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A u ß e n a n s i c h t · I n n o v a t i o n s d e b a t t e

schiedliche Wege zum Innovationserfolg. Dennoch gilt das auf großstädtischen Milieus und räumlicher Nähe beruhende Modell weithin als Königsweg. Aber: Nicht alle Unternehmen sind zur Innovationsgenerierung auf großstädtische Kommuni­kations­ und Interaktionsmöglichkeiten und das darin zirkulie­rende Wissen angewiesen. Unternehmen außerhalb der Bal­lungs zentren sind häufig eher in traditionellen Branchen aktiv – der Rasierpinselhersteller MÜHLE steht dafür exemplarisch. Innovationsaktivitäten in diesen Bereichen nehmen eher lang­sam Gestalt an. Statt in hoher Frequenz und in räumlicher Nähe zu interagieren, können Unternehmen strategische und themen­orientierte Kooperationen ebenso über größere Distanz hinweg produktiv organisieren. Ein abseits gelegener Standort muss somit nicht nachteilig sein. Neue Wege der digitalen Kom­munikation sowie temporäre Mobilität beispielsweise durch Kundenbesuche, Projekttreffen oder Messebesuche spielen in der Ausgestaltung dieser Kooperationen und im unternehmeri­schen Alltag eine bedeutende Rolle. Zudem stärken Unter­nehmen ihre Innovationsfähigkeit nicht selten durch umfas­sende interne Wissensbestände und (technologische) Kompe­tenzen – wodurch sich die Notwendigkeit zur Interaktion redu ziert.

Kooperationen auch über größere Distanzen machbar

Dennoch spielen Netzwerke eine zentrale Funktion im Innovationsprozess. Steigende Anforderungen und zunehmen­de Komplexität bedeuten, dass Unternehmen zur erfolgreichen Gestaltung dieser Prozesse auf externes Wissen zugreifen müs­sen. Analysen der Innovationsnetzwerke machen deutlich, dass gerade Unternehmen abseits der Großstädte strategisch und auf verschiedenen Ebenen, also mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern, zusammenarbeiten. Wissensintensive Innovationsprozesse sind also keinesfalls ausschließlich ortsge­bunden organisiert – weder innerhalb noch außerhalb der Großstädte. Stattdessen zeigt sich ihr multi­lokaler Charakter: Innovationsprozesse sind nicht an spezifische Organisationen, Orte, (Groß)Städte oder Regionen geknüpft, sondern verbinden diese durch Interaktion, Kooperation und Mobilität. Es gibt also gute Gründe, sich von der vorherrschenden Zentrumsfixierung im räumlichen Innovationsdiskurs zu lösen und damit verbun­dene Assoziationen zu überdenken. Klein städte und periphere Regionen sind durchaus als wesentliche Wirtschafts­ und Innovationsorte zu sehen und stehen in vielfältigen Aus­tauschbeziehungen, auch mit zentralen Großstäd ten. Ein Bild davon kann man sich beispielsweise im MÜHLE Flagship­Store machen. Nicht in Stützengrün, sondern im Herzen des kreati­ven und touristischen Berlins.

Martin Graffenberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz­Institut für Länderkunde in Leipzig. Er hat an der RWTH Aachen Wirtschaftsgeo­graphie studiert, ein Aufbau studium in Technology Management absolviert und längere Zeit in Großbritannien gelebt. In seiner Forschung beschäftigt er sich insbesondere mit Innovations aktivitäten außerhalb der Ballungszentren, Wissenstransferprozessen, Netz werkentstehung sowie kooperativer Klein­stadtentwicklung.

leistung ausmachen. Nichtsdestotrotz ist das gesellschaftliche und politische Interesse an diesen Leistungen besonders groß. Hingegen werden inkrementelle Innovationsaktivitäten, die in kleinen Schritten erfolgen und nicht zwingend in Weltneuheiten resultieren, mit deutlich weniger Interesse verfolgt. Dabei sind gerade sie für die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen, und damit auch für Entwicklungsprozesse auf regionaler Ebene, von zentraler Bedeutung. Und es sind ebendiese, auf stetiger Verbesserung beruhenden Entwicklungen, die Unternehmen außerhalb der Großstädte besonders häufig hervorbringen. Bewertet man Innovation ausschließlich anhand eines hohen (technologischen) Neuerungsgrads und mittels gängiger Indika­toren wie Patentanmeldungen oder Aufwendungen für formale Forschung und Entwicklung, werden die Innovations landkarten immer zentrumsfixiert sein und prinzipiell die räumliche Verteilung der forschenden (Groß)Unternehmen und Wissen­schaftseinrichtungen abbilden.

Traditionelle Branchen mit eigenen Know­how

Darüber hinaus ist die Wahrnehmungslücke durch unter­schiedliche Innovationspraktiken der Unternehmen bedingt. So wie viele Wege nach Rom führen, führen auch sehr unter­

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125.000.000 … Kilogramm des Batterie­Rohstoffs Lithium lagern alleine im deutschen Teil des Erzgebirges. Seit Jahren steigende Rohstoffpreise machen die Förderung heimischer Vorkommen zuneh­mend interessant. Die Freiberger WK­Potenzial­Initiative „Hybride Lithiumgewinnung“ hat ein innovatives Verfahren entwickelt, um aus dem Primärrohstoff Zinnwaldit wertvolles Lithium­carbonat zu gewinnen. Damit wäre mehr als 30 Jahre lang ein wirtschaftlicher Bergbau be­trieb möglich.

300.000 ... Personen in Deutschland arbeiten in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Ihre Arbeitskraft nutzen zum Beispiel Auto­mobilzulieferer, Logistikunternehmer und Handwerksbetriebe. Das Innovations fo rum Mittelstand „INKLU“ in Dortmund bringt unter anderem Anbieter digitaler Unter ­stützungssysteme, Forscher und Anwen der zusammen, um Menschen mit Handicap neue Möglichkeiten im Arbeits alltag zu eröffnen. Dazu gehören zum Beispiel Audio­anleitungen mit spielerischen Funk tio nen aus der Game­Branche oder Augmented­Reality­Brillen.

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300... unterschiedliche Kameraperspektiven haben die Partner des Innovation & Struk­turwandel­Pilotprojekts „Provenance Analy­tics“ eingenommen, um das 3D­Modell einer historischen Statue zu errichten. Mit einer eigens entwickelten Virtual­Reality­Brille lassen sich nun plötzlich Details erkennen, die dem bloßem Auge bisher verborgen blieben, und schaffen damit eine ganz neue Arbeitsgrundlage für Restauratoren und Denkmalschützer.

Zahlen, bitte!

7,5… ist die Stärke des Erdbebens in der rumä­nischen Hauptstadt Bukarest. Anhand der glücklicherweise nur simulierten Katastrophe testeten Partner aus neun europäischen Ländern ein modulares Krankenhaus, das bin­nen kürzester Zeit einsatzbereit sein soll. Im Projekt „European Modular Field Hospital“ kümmert sich das Leipziger Zentrum für Innovationskompetenz „ICCAS“ um die Erfassung, Dokumentation und Visualisierung sämtlicher Patienteninformationen in digitaler Form – von der Anamnese bis zur Entlassung.

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Gestern…„TEPROSA“ klingt für Sie nicht wirklich eingängig? Dann wird Sie die Langform des Akronyms vermutlich auch nicht begeis­tern: Technologieplattform für Produktminiaturisierung in Sachsen­Anhalt. Unter diesem leicht sperrigen Namen startete die Nachwuchsforschungsgruppe an der Universität Magdeburg, die das Bundesforschungsministerium von 2006 bis 2011 als „InnoProfile“­Vorhaben förderte. „Der Entschluss zur Firmen­gründung hatte im Grunde mit unserer Nähe zur Wirtschaft zu tun“, wird sich Gruppenleiter und Juniorprofessor Sören Hirsch später erinnern. Und so stellte er 2009 gemeinsam mit Professor Bertram Schmidt, Leiter des Lehrstuhls für Mikrosystemtechnik, das Hightech­Start­up TEPROSA auf die Beine. Mehrere Millio­nen Euro wurden seither in das Unternehmen investiert.

Heute!Der kleine Familienbetrieb von damals hat sich mittlerweile zum soliden Mittelständler entwickelt. Markus Barth – in der TEPROSA­Chronologie Mitarbeiter Nummer drei – und Sören Maj cherek haben die Geschäftsführung übernommen. Mit der­zeit 15 Mitarbeitern entwickeln, bearbeiten und prüfen sie in einem Magdeburger Gewerbegebiet Präzisionsbauteile. Kassen­schlager sind nach wie vor die kleinen Edelstahlscheiben mit den rund 0,1 Millimeter großen, lasergeschnittenen Löchern. Nicht nur die deutsche Automobilindustrie schwört auf die TEPROSA­Filterscheiben für ihre Kühlwasserpumpen. Immer öfter sitzt die Kundschaft auch im Ausland. Bis nach Frankreich,

England und die USA hat sich herumgesprochen, was TEPROSA neben feinster Laserbearbeitung noch so im Angebot hat. Dazu ge hören dreidimensionale Schaltungsträger (sogenannte 3D­MID), wie sie zum Beispiel in Smartphones als Antennen oder in medi­zinischen Zentrifugen stecken. Dazu gehören aber auch das Testen und Prüfen elektronischer Bauteile im Kundenauftrag. „Wir haben viele eigene Ideen, wie man Produkte noch weiter optimieren kann“, erklärt Markus Barth, „aber wir sind Dienst­leister durch und durch.“

Morgen?Die Nische, die TEPROSA für sich gewählt hat, ist eng. „In der Region um Magdeburg sind unsere innovativen Technologien nur wenig bekannt“, klagt Geschäftsführer Barth. „Um mit Kun­den z. B. über die 3D­MID­Technologie zu sprechen, müssen wir oft bis nach Süddeutschland fahren.“ Das gilt auch für die Suche nach Personal. Im Rahmen des Projekts „ComWeiter“ des Bundes­ forschungsministeriums fungiert TEPROSA deshalb als Praxis­partner, um Weiterbildungsmodule für fachfremde Beschäftigte zu entwickeln. Und was soll die Zukunft sonst bringen? „Aktuell müssen wir noch zu viele Fertigungsprozesse nach außen ver­geben“, sagt Markus Barth. „In Zukunft wollen wir noch eigen­ständiger werden, um unseren Kunden einen Komplettservice rund um innovative Fertigungstechnologien anbieten zu kön­nen.“ Auch weiterhin soll das in der Region Magdeburg statt­finden – in der TEPROSA dann vielleicht auch zunehmend Begeisterung für die innovativen Technologien wecken kann.

URsprung

Der Hightech­ Dienstleister

was es ohne

Unternehmen Region

nicht gäbe (3)

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Zelltypen, zum Beispiel Nerven­ und Muskelzellen, kann eine veränderte Ladung eine besondere Bedeutung haben: Eine Muskelzelle wird durch eine Verschiebung zu positiver Ladung zur Kontraktion angeregt. Eine Nervenzelle reagiert mit einem Aktionspotenzial; sie leitet also das elektrische Signal an andere Nervenzellen weiter. Wenn in einem dichten Netz aus Neuronen nur bestimmte Zellen diese lichtsensitiven Moleküle tragen, können mit einem Lichtreiz ganz gezielt diese einzelnen Zelltypen angesprochen werden. Dadurch wird die Weiterleitung des Impulses zu ande­ren Zellen eingeleitet. So gezielt können einzelne Neuronen mit elektrischer Anregung nicht angesprochen werden, denn das elektrische Feld breitet sich immer auch zu den benachbarten Zellen aus. Die Optogenetik eröffnet somit ganz neue Möglichkeiten der Präzision, was unter anderem in der Grundlagenforschung Anwendung findet. Beispielsweise kön­nen neuronale Systeme gesteuert und die Signalweiterleitung im Gehirn genauer erforscht werden. Auch der Herzschlag lässt sich so steuern – bisher allerdings nur in kleinen Tiermodellen. Aktuell setzt die Methode lokale gentechnische Veränderungen zum Einbringen der lichtsensitiven Moleküle voraus. Ob sich auf ihrer Grundlage tatsächlich neue Therapien für den Menschen durchsetzen könnten, wird in aktuellen Studien untersucht.

Die meisten Lebewesen reagieren direkt oder indirekt auf Licht – auch viele Kleinstlebewesen und Einzeller ohne Augen im eigentlichen Sinne. Lichtreize können bei ihnen beispielsweise Bewegungsreaktionen auslösen, die sogenannte Phototaxis (Photo = Licht, Taxis = Orientierung). Die Optogenetik macht sich genau dieses Prinzip „Lichtreiz wird zu Reaktion“ zunutze. Vom Nature Verlag als Methode des Jahres 2010 ausgezeichnet, werden in der Optogenetik normale Zellen so verändert, dass sie auf Licht reagieren. Verantwortlich hierfür sind spezielle Moleküle, die natürlicherweise in der äußeren Hülle von Einzellern wie Algen oder Bakterien vorkommen. Diese Moleküle übersetzen das Licht in einen elektrophysiologischen Reiz, der von der Zelle verstanden wird. Sie bilden einen Kanal zwischen dem Inneren der Zelle und ihrer Umgebung. Bei Dunkelheit ist dieser Kanal geschlossen. Trifft ein Lichtreiz einer bestimmten Wellenlänge auf das Molekül, verändert es seine Form: der Kanal öffnet sich und bestimmte geladene Ionen strömen hinein. Auf diese veränderte Ladung des Zellinneren im Verhältnis zum Äußeren kann die Zelle dann reagieren. Der Einzeller bewegt sich beispielsweise auf die Lichtquelle zu oder von ihr weg.

Ganz ähnlich funktionieren auch unsere Lichtsinneszellen im Auge. Ein Lichtreiz bewirkt: spezialisierte Moleküle verän­dern ihre Form und Kanäle schließen sich. Durch diese können nun keine Ionen mehr in die Zelle gelangen. Über chemische Botenstoffe kann die Sinneszelle diese Veränderung an andere Zellen mitteilen. Licht kann also von spezialisierten Zellen in ein elektrophysiologisches beziehungsweise biochemisches Signal übersetzt werden.

Für die Optogenetik nutzen Wissenschaftler die gleichen Moleküle, die einzelligen Algen Phototaxis ermöglichen. Diese werden in die Zellmembranen von Säugetierzellen eingebaut. Ihre Funktion bleibt hierbei unverändert: Werden sie von einem passenden Lichtreiz erreicht, verändern sie ihre Form und erlauben es bestimmten Ionen, in die Zelle zu gelangen. Je nach­dem, welche Art von Molekül eingesetzt wird, kann die Zelle so eine positivere oder eine negativere Ladung erhalten. Für einige

Frau Johannsmeier, Herr Heinemann, was ist eigentlich Optogenetik?

Dr. Dag Heinemann leitet seit 2016 die Arbeits­gruppe Biophotonik am Laser Zentrum Hannover e. V. Am Standort NIFE (Nieder säch sisches Zen trum für Biomedizintechnik, Implantat for­schung und Entwicklung) forscht seine Gruppe an der Schnittstelle von optischen Technologien und Anwendungen in den Life Sciences und der Biomedizin. Heinemann ist Initiator des Inno­vationsforums Mittelstand „Optogenetik – Tech nologien und Potenziale“ (INOTEP).

Sonja Johannsmeier studierte Biologie und Biomedizin in Hannover und promoviert seit 2016 am Laser Zentrum Hannover. Sie arbeitet an der Entwicklung eines implantierbaren optischen Defibrillators, der Herzarrhythmien durch Lichtpuls schmerzfrei beenden soll. In dem interdisziplinären Ansatz ihrer Arbeit wird das klinische Potenzial der Optogenetik auf die Probe gestellt.

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„Ich bereite mich gerade auf das Statusseminar von RESPONSE vor, das in Rostock stattfindet. Dort berichte ich über die Ergebnisse unserer kardiologischen Forschungsgruppe, die ich leite. Wir erforschen die Wechselwirkung neuer Stent­materialien mit Blut­ und Zellgewebe. Wenn wir ein besonders verträgliches, sogenanntes bio­kompatibles, Polymer gefunden haben, können RESPONSE­Partner auf dieser Basis neue Stent­Oberflächenmaterialien entwickeln.“

Mein Schreibtisch + ich

PD Dr. Raila BuschPD Dr. med. Raila Busch ist Oberärztin in der Kardiologie der Universitätsmedizin Greifs­wald. Sie leitet dort das Diagnostikzentrum, die kardiologische Ambulanz und die neu eröffnete Lipidambulanz. Wissenschaftlich betreut sie die Arbeitsgruppe „Kardiovasku­läre Zellforschung“. Im Rahmen des Zwan­zig20­Konsortiums „RESPONSE“ untersucht die Arbeitsgruppe die Verträglichkeit neuer Stentmaterialien im menschlichen Gewebe.

„Es gibt auch Tage ohne Elan und dann moti­viert mich dieser Spruch. Meistens bin ich aber voller Begeisterung für meine Arbeit, bei der ich viel gestalten kann. Hier in der Dia­gnos tik bespreche ich mit den Patienten ihre Befunde und bilde Assistenzärzte im Erlernen der Echokardiographie aus. Neben meiner Forschungsarbeit, die im Labor stattfindet, unterrichte ich Studenten in Seminaren und Vorlesungen.“

„Ich nehme gerne ein Herzmodell zur Hand, um die krankhaft veränderten Vorgänge zu erklären, wenn ich Studenten unterrichte. Daran kann ich den Patienten auch gut verengte Herzkranzgefäße zeigen, wenn sie z. B. einen Infarkt haben und mit einem Stent versorgt werden können. Dann erzähle ich auch häufig von meiner Forschungs tätigkeit. Wir beschäftigen uns damit, wie der Stent von den Blutgefäßen und den Gewebezellen angenommen und vertragen wird.“

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„Der Kristall ist ein Abschiedsgeschenk von Daniel Simon aus meiner Zeit an der Harvard Medical School in Boston. Ich war dort während meiner Facharztausbildung vor 16 Jahren. In Boston hatte ich die Möglichkeit, mich im Labor von Daniel Simon mit der Anlagerung von Blutplättchen und weißen Blutkörperchen an verletzte Blutgefäße zu beschäftigen. Ich habe hier letztendlich die Grundlagen für meine weitere Forschungstätigkeit erhalten.“

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„Im stressigen Klinikalltag begleiten mich in Gedanken meine drei Kinder. Dann erfreue ich mich an den Erinne­rungen vom Wochenende, wie wir z. B. mit unserem Boot segeln gehen oder eine Fahrradtour machen. Manchmal besuchen sie mich auch hier in meinem Zimmer und freuen sich, wenn sie bei mir sein dürfen.“

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Unternehmen Region – die BMBF­Innovationsinitiative Neue Länder

Der Ansatz von Unternehmen Region beruht auf einer einfachen Erkenntnis: Innovationen entstehen dort, wo sich Part­ner aus Wirt schaft und Wissenschaft, Bildung, Verwaltung und Politik in Innova tionsbünd nissen zusammenschließen, um die Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit ihrer Regionen zu erhöhen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt regionale Kooperationsbündnisse dabei, ein eigenes zukunftsfähiges technologisches Profil zu entwickeln und konsequent die Stärken und Potenziale ihrer Region zu nutzen und auszubauen. Kernstück jeder regionalen Initiative ist eine klare Inno vations strategie, die von Anfang an auf die Umsetzung der neu entwickelten Produkte, Verfahren und Dienstleistungen im Wettbewerb ausgerichtet ist.Derzeit laufen folgende Programme unter dem Dach von Unternehmen Region:

• Innovative regionale Wachstumskerne mit Modul WK Potenzial• Zentren für Innovationskompetenz• InnoProfile­Transfer• Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation

Aufgrund der Erfahrungen und Erfolge mit dem Programm „Innovationsforen“ hat das BMBF im Juli 2016 für ganz Deutschland die Förderinitiative „Innovationsforen Mittelstand“ aufgelegt. Auf Unternehmen Region basieren ebenso die Initiative „Innovation & Strukturwandel“ und das Pilot programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“. Insgesamt stellt das BMBF in diesem Jahr für die regionenorientierte Innovationsförderung mehr als 180 Mio. Euro zur Verfügung.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zur BMBF­Innovations initia tive Neue Länder im Internet unter www.unternehmen-region.de• Porträts und Profile

der regionalen Initiativen• Aktuelle Nachrichten

rund um „Unternehmen Region“• Publikationen zum

Downloaden und Bestellen

Ansprechpartner

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) | Referat Nachhaltige regionale Innovationsinitiativen11055 Berlin | Tel.: 030 1857­5273 | Fax: 030 1857­85273 | info@unternehmen­region.deProjektträger Jülich – PtJ | Zimmerstraße 26–27 | 10969 BerlinTel.: 030 20199­482 | Fax: 030 20199­400DLR Projektträger, Deutsches Zentrum für Luft­ und Raumfahrt e.V.Rosa­Luxemburg­Straße 2 | 10178 Berlin | Tel.: 030 67055­481 | Fax: 030 67055­499

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Diese Publikation wird als Fachinformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kostenlos herausgegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.

Impressum

HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Nachhaltige regionale Innovationsinitiativen 11055 Berlin

Bestellungenschriftlich anPublikationsversand der BundesregierungPostfach 48 10 0918132 RostockE­Mail: [email protected]: bmbf.deoder perTel.: 030 18 272 272 1Fax: 030 18 10 272 272 1

StandMai 2019

Gestaltung und TextPRpetuum GmbH, 80801 Münchenredaktion@unternehmen­region.de

DruckDruck­ und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, 60386 Frankfurt am Main

BildnachweiseTitel, S. 3, 26–27: Adobe Stock/ouh_desire S. 2, 8, 9: Leonardo Medina Ruiz; ENGIES. 2, 25: Gunter BinsackS. 4: Fraunhofer IOF; Tang et al., Advanced Materials 29, 1702184S. 5: FBH/schurian.com; VDM MetalsS. 6: Getty images/fcafotodigital; PRpetuum GmbH S. 7: Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH; LandLogistik GmbHS. 10: Getty images/Gpointstudio; Getty images/WLADIMIR BULGAR/SCIENCE PHOTO LIBRARYS. 10–11: Getty images/TimeStopperS. 11: iStock/Antonio BordunoviS. 12–13: Hochschule NordhausenS. 13: Hochschule Nordhausen; Andreas GlimmS. 33: Otto­von­Guericke­Universität MagdeburgS. 34: PRpetuum GmbH; Otto­von­Guericke­Universität MagdeburgS. 35­37: smart³/Sascha Linke, Halle (Saale)S. 36: Sascha Linke, GD&PH, Halle (Saale)“.S. 38: Getty images/Classen Rafael / EyeEmS. 39: Getty images/altrendo imagesS. 40: IfL/Franziska FrenzelS. 41: iStock/Yevhenii Dubinko; iStock/Varunyu; iStock/Stefan Ilic; iStock/KenexS. 42: TEPROSAS. 43: iStock/metamorworks; privatS. 44–45: PRpetuum GmbHAlle anderen Fotos: BMBF/Innovation & Strukturwandel/Thilo Schoch, Berlin

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