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Unruhe, Neuroirritabilität und Spastik bei neurologischen
Erkrankungen
Datteln 19.März 2015
Peter Weber
Abteilung Neuro- und Entwicklungspädiatrie
Universitäts-Kinderspital beider Basel
Declaration of Interest
Seite 2
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Leit-Symptome der Unruhe und Irritabilität
• Unruhiger Schlaf mit häufigem nächtlichem Erwachen
• Gestörter Tag-/Nacht-Rhythmus
• Unklare Schrei-Episoden
• Irritierbarkeit durch äussere Stimuli: z.B. Lagerung, auditive Reizvielfalt, Lautstärke, spezielle Lichteffekte, spezielle taktile Reize v.a. oral/perioral
• Episodische / einschiessende Spastik
• Erbrechen mit vor- und nachgängiger Unruhe (weinen/motorische Unruhe)
• Vegetative Symptome: anfallsartige Hautrötung, Schwitzen, Thermo-Regulationsstörung (Hypo-/Hyperthermie)
• Aggressives/auto-aggressives Verhalten (beissen, kratzen, schlagen)
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 3
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 4
Pizur-Barnikow et al., 2011
Neurologische Erkrankungen mit stark eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit• schwerer Zerebralparese z.B. infolge
- Kongenitaler Infekte
- Peripartaler Asphyxie
- Zerebralen Malformationen
• Z.n. Beinahe-Ertrinkungsunfällen /Asphyxien anderer Genese
• Z.n. schweren Schädel-Hirn-Traumata
• Neurometabolische Erkrankungen/Neurodegeneration UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 5
Frontales AugenfeldWillkürliche Augenbewegungen
Roth & Saykin 2004
Exekutive FunktionenSuppl.-motorische ArealeProgramm, Planung, Kontrolle motorischer Handlungen
Verhaltensregulierung als Frontalhirnfunktion
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 6
DLPFCWorking memoryProblemlösestrategienSelbstkontrolleHandlungsplanungKognitive Flexibilität
Roth & Saykin 2004
Verhaltensregulierung als Frontalhirnfunktion
Orbitofrontaler CortexResponse inhibitionEmotionale Regulation
Anteriorer G. cinguliZielgerichtetes VerhaltenMonitoring AntwortkonflikteEmotionskontrolleWillentliche Aufmerksamkeitslenkung
Exekutive Funktionen
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 7
Neurobiologie der Impulskontrollstörung bei morphologisch hirngesunden Kindern
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 8
Neurobiologie der Impulskontrollstörung bei Kindern mit morphologischen Hirnschädigungen
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 9
?
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 10
Ursachen
Ursachen• Intrinsische Verhaltensdysregulation
• Stimulation (Hyperstimulation vs. Hypo-Stimulation)
• Schmerzen
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 11Zernikow et al 2009
Schmerzformen bei unruhigen Kindern mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 12Hauer 2010
Schmerz-Messung bei Kindern mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 13Hechler et al., 2009
Ursachen• Intrinsische Verhaltensdysregulation
• Stimulation (Hyperstimulation vs. Hypo-Stimulation)
• Schmerzen
• Epileptogen
• Iatrogen (z.B. medikamentös)
• psychosozial
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 14
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 15
Häufigkeit
Prävalenz von ICD-Diagnosen bei intelligenz-geminderten (IM) und normal intelligenten Kindern
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 16
Emerson 2003, N=10438
Prävalenz verschiedener Verhaltensauffälligkeiten bezogen auf den Grad der Behinderung
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 17Emerson 2003, N=10438
Häufigkeit Verhaltensauffälligkeiten bei zerebralparetischen Patienten
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 18
Erwachsene(N=43)
Kinder(N=36)
p-Wert
Rückzugsverhalten 9.6 19.4 0.263Körperliche Beschwerden 19.3 11.1 0.345Ängstlich/depressiv 19.4 5.6 0.082Soziale Interaktionsprobleme 32.3 33.3 0.926Denkstörung/Zwänge 19.3 25.0 0.580Aufmerksamkeitsprobleme 32.4 36.1 0.826Dissoziales Verhalten 3.2 2.8 0.914Aggressives Verhalten 3.2 8.3 0.379
% pathologischer Werte im Child Behavior Checklist
Weber et al., 2014
Frequenz von Verhaltensauffälligkeiten bei entwicklungsretardierten Personen
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 19
Frequenz von Verhaltensstörungen bei entwicklungsretardierten Personen
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 20
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 21
Häufigkeit Schmerz und CP
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 22
Arch Disease Child, 2013
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 23
Arch Disease Child, 2013
selbst Eltern
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 24
ManagementVerhaltensintervention und
Pharmakologie
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 25
Indikation Psychopharmakotherpie bei Kindern mit Intelligenzminderung
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 26
Hennicke 2005 , N=57 Kliniken
Pharmakologische Beeinflussung der Neuroirritabilität/Schmerzen
• Neuroleptika
• Anticonvulsiva
• Benzodiazepine
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 27
Behandlung der
Neuroirritabilität/Unruhe/ SchmerzenVerhaltensauffälligkeit
Neuroleptika
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 28
Aman et al., 2004
Non - Neuroleptika
GabapentinPregabalin– reguliert Ca-Kanal-Untereinheiten - GABAerg
Häufig verwendete Psychopharmaka im Kindesalter
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 29
Hässler, 2012
Nebenwirkungsprofil der Psychopharmakotherapie
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 30
Hässler, 2012
Psychopharmaka und Hyperprolaktinämie
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 31
Montgomery et al., 2004
Gefahren der Hyperprolaktinämie:Kardial: sekundär Effekte durch Hypo-Testosteronämie und –Oestrogenämie
Ossär: Abnahme der Knochendichte (Osteoporose)
Probleme der Psychopharmakotherapie bei behinderten Kindern
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 32
Hässler, 2012
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 33
Deb et al., 2009
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 34
Deb et al., 2009
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 35
Richdale et al.,2000MacCrosain et al. 2009Bartlett et al., 1989Didden et al., 2002Robinson et al, 2004Keenan et al., 2007Piazza et al., 2008 Quine et al., 1991
Cotton et al., 2006
Schlafstörung –mixed group
• > 2/3 behinderter Kinder leiden an Schlafstörungen
• Prävalenz und Typ der Schlafstörung ist eher zum grad der Hirnschädigung als zur Ursache assoziiert
• Ein gestörter Schlaf-Wach-Zyklus findet sich v.a. bei Kindern mit globaler oder schwerer zerebraler Schädigung, v.a. auch bei Einbezug des Hirnstammes und/oder Mesencephalons
• Interventionen zur Verbesserung bedürfen der Berücksichtigung von physischen, psychologischen und sozialen Einflussfaktoren
• Schlafstörungen haben eine starken impact auf die Lebensqualität des Kindes und seiner Umwelt
• Der Einsatz standardisierter Messinstrumente ist relevant für die objektive Erfassung der Schlafstörung und seiner Dynamik
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 36
Management von Schlafstörungen behinderter Kinder
Nicht-medikamentöse interventionCo-Sleeping
Massage
Lichttherapie
Verhaltenstherapeutische Verfahren
Entspannungstraining
Schlaftagebuch
Schlaf-/Wach-Struktur
Medikamentöse InterventionMelatonin
Neuroleptika
Homöopathische Mittel
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 37
2015
Take home message
• Bei neurologisch kranken Kindern mit eingeschränkter
Kommunikationsmöglichkeit findet sich deutlich häufiger eine
irritiertes, unruhiges, gestörtes Verhalten mit aggressiven und/oder
auto-aggressiven Elementen
• Primäres Ziel ist die Suche nach der Ursache: intrinsisch vs. sekundär
– dabei gilt es v.a. behandelbare Ursachen auszuschliessen
• Im Rahmen der Behandlung ist oftmals eine kombiniertes
psychosoziale, verhaltenstherapeutische und medikamentöse
Intervention erforderlich
UKBB, Peter Weber ; Datteln, 19.03.2015 Seite 38