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1. Auf Lebensnfittel, Handel, Industrie etc. bez~gliche. 451 ein kleines Werk*) geschrieben. Verf. schildert in allgemein ~'erst~nd- licher Weise den mikroskopischen Bau der betreffenden 0bjeete und knilpft daran jedesmal eine Anleitung zur Erkennung der vorkommenden Ver- f~Ischungen. Das mit zahlreichen guten Holzschnitten ausgestatteteBt~ch- lein wird Vielen willkommen sein; ich muss reich bier damit begnfigen darauf aufmerksam zu machen. geber die I~Iethoden zur Unterseheidung und Trennung yon Seide, Wolle und Pflanzenfasern in gemisehten Geweben. Auf das verscbie- dene ¥erhalten dieser thierischen und pflanzlichen Fasern zu Reagentien, sowie auf ihre grSssere oder geringere Verwandtsehaft zu ktinstlichen Farbstoffen, griindet E. K opp**) eine Trennungs- und Unterschddungsmethode der- selben und gibt zugleich eine Zusammenstellung ihrer wichtigsten Reactionen. Alle pflanzlichen Gespinnstfasern (Baumwolle, Flaehs, Hanf etc.) widerstehen, d~ sie siimmtlich Cellulose als Hauptbestandtheil enthalten~ der Einwirkung kochender Alkalien, werden aber yon coneen- trirter Schwefels~ure, Salzsi~ure und SalpetersSure in der K~lte, balm Kochen auch durch verdtinnte Sauren in Gummi und Zucker verwandelt. Rauchende Salpeters~ure, besser ein Gemisch yon Salpeters~ure und Schwa- felsaure ffihren Pflanzenfaser unter Beibehaltung ihres physischen Aus- sehens in Schiessbaumwolle oder Pyroxylin fiber. Ammoniak hat auf Baumwolle undHanf keinen Einfluss ; Kupferoxyd-Ammoniak (Schweitzeffs Reagens) 15st diese Substanzen anti Reine pflanzliche Gespinnstfasern haben wenig ¥erwandtschaft zu kfinstlichen Farbstoffen, -- Seife verhin- deft ihre Farbung vollst~ndig; der Einwirkung yon ChIor und unterehlo- rigsauren 8alzen widerstehen sie und entwiekeln beim Yerbrennen keinen charakteristischen Geruch. W o 11 e wird yon Sauren nicht angegriffen, durch Alkalien jedoch, besonders bei hSherer Temperatur, zerstSrt. Es bildet sich dabeiSchwe- felnatrium, welches durch essigsaures Bleioxyd leicht nachgewiesen werden kann. Salpeters~ure, Chlor und unterchlorigsaure Salze f~rben die Wolle gelb; -- in Schweitzer's Reagens ist sie in der K~lte unlSslieh, in *) .Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche. Anleitung" zum richtigen Erkennen und Pr~ifen der wicht~gsten im Handel vorkommenden Nah- rnngsmiftel~ Genussmittel and Oewflrze mit H'~lfe des Mikroskops. Zum allgemeinen, sowie zum speciellen Gebrauche f~r Apotheker, Droguisten, Sanitgtsbeamte, Industrielle etc. bearbeitet yon Dr. Ahg. V ogl, Professor am deuts&en Polytechnikum in Prag." Wien bei G. J. ~gnz. **) Ding 1 e r' s polytechn. Journal 205, 563.

Ueber die Methoden zur Unterscheidung und Trennung von Seide, Wolle und Pflanzenfasern in gemischten Geweben

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1. Auf Lebensnfittel, Handel, Industrie etc. bez~gliche. 451

ein kleines Werk*) geschrieben. Verf. schildert in allgemein ~'erst~nd-

licher Weise den mikroskopischen Bau der betreffenden 0bjeete und knilpft daran jedesmal eine Anleitung zur Erkennung der vorkommenden Ver-

f~Ischungen. Das mit zahlreichen guten Holzschnitten ausgestatteteBt~ch- lein wird Vielen willkommen sein; ich muss reich bier damit begnfigen darauf aufmerksam zu machen.

geber die I~Iethoden zur Unterseheidung und Trennung yon Seide, Wolle und Pflanzenfasern in gemisehten Geweben. Auf das verscbie- dene ¥erhalten dieser thierischen und pflanzlichen Fasern zu Reagentien, sowie auf ihre grSssere oder geringere Verwandtsehaft zu ktinstlichen Farbstoffen, griindet E. K opp**) eine Trennungs- und Unterschddungsmethode der- selben und gibt zugleich eine Zusammenstellung ihrer wichtigsten Reactionen.

Alle p f l a n z l i c h e n G e s p i n n s t f a s e r n (Baumwolle, Flaehs, Hanf etc.) widerstehen, d~ sie siimmtlich Cellulose als Hauptbestandtheil

enthalten~ der Einwirkung kochender Alkalien, werden aber yon coneen- trirter Schwefels~ure, Salzsi~ure und SalpetersSure in der K~lte, balm Kochen auch durch verdtinnte Sauren in Gummi und Zucker verwandelt. Rauchende Salpeters~ure, besser ein Gemisch yon Salpeters~ure und Schwa-

felsaure ffihren Pflanzenfaser unter Beibehaltung ihres physischen Aus- sehens in Schiessbaumwolle oder Pyroxylin fiber. Ammoniak hat auf Baumwolle undHanf keinen Einfluss ; Kupferoxyd-Ammoniak (Schweitzeffs

Reagens) 15st diese Substanzen anti Reine pflanzliche Gespinnstfasern

h a b e n wenig ¥erwandtschaft zu kfinstlichen Farbstoffen, - - Seife verhin- deft ihre Farbung vollst~ndig; der Einwirkung yon ChIor und unterehlo-

rigsauren 8alzen widerstehen sie und entwiekeln beim Yerbrennen keinen

charakteristischen Geruch. W o 11 e wird yon Sauren nicht angegriffen, durch Alkalien jedoch,

besonders bei hSherer Temperatur, zerstSrt. Es bildet sich dabeiSchwe- felnatrium, welches durch essigsaures Bleioxyd leicht nachgewiesen werden kann. Salpeters~ure, Chlor und unterchlorigsaure Salze f~rben die Wolle

gelb; - - in S c h w e i t z e r ' s Reagens ist sie in der K~lte unlSslieh, in

*) .Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche. Anleitung" zum richtigen Erkennen und Pr~ifen der wicht~gsten im Handel vorkommenden Nah- rnngsmiftel~ Genussmittel and Oewflrze mit H'~lfe des Mikroskops.

Zum allgemeinen, sowie zum speciellen Gebrauche f~r Apotheker, Droguisten, Sanitgtsbeamte, Industrielle etc. bearbeitet yon Dr. Ahg. V ogl , Professor am deuts&en Polytechnikum in Prag." Wien bei G. J. ~gnz .

**) Ding 1 e r ' s polytechn. Journal 205, 563.

452 Bericht: Specielle gn~lytische Xethoden.

der Warme leicht 15slich. Zu Farbstoffen zeigt die Wolle grosse Ver- wandtsehaft und entwickelt beim Verbrennen den charakteristischen Ge- rnch nach verbranntem Horn.

Einen S.hnlichen Geruch gibt S e i d e beim Yerbrennen yon sich. Von eoncentrirten Sguren wird dieseIbe, namentlich in hSherer Temperatur, gelSst; verdtinnte S~turen wirken wenig auf sie ein; kalte Salpetersiiure fgrbt dieselbe gelb. Concentrirte Alkalilaugen 10sen die Seide auf: ver- dannte verg~ndern sie nur; Ammoniak bleibt ohne Wirkung, dagegen wird sie durch S c h w e i t z e r ' s Reagens verfitissigt. Zu Farbstoffen -¢erhglt sich Seide wie Wolle. - -

K o p p schl~gt nun zur E r k e n n u n g de r G e g e n w a r t yon P f l a n z e n f a s e r n in e i n e m a u s W o l l e und S e i d e b e s t e h e n - d e n G e w e b e folgendes ¥erfahren vor :

)ian kocht das Zeug mit einer w{tsserigen LSsung "con Aetznatron (10 Theile geschmolzenes Aetznatron in 100 Theilen Wasser), wodnrch Wolle und Seide gel5st, die Pflanzenfasern aber nicht angegriffen werden. Gibt essigsaures BleioXyd in dem alkalischen Filtrat nur eine Trabung, die sich beim Umschgtteln wieder 15st~ so ist nnr Seide - - bleibt" ein schwarzer lqiederschlag, so ist auch Wolle zugegen. Anstatt der Blei- 15sung kann man auch einige Tropfen iNitroprusgidnatriuml0sung anwenden.

Der in Alkal.ien unlSsliche Riedersehlag repr~tsentirt die Menge der Pflanzenfaser. Ist dieselbe gefgrbt, so bringe man die ansgewaschene Faser in !at!warmes Wasser, welches mit 5 Proc. 8alzs~ture angesguert ist; 10. Minuten sp~ter" fage man etwas Chlorwasser oderChlorkalkl/3sung zu, wodnreh die Farbe versehwindet. - -

Sobald das Gewebe stark mit Farbestoff beladen ist, bringt man dasselbe fein geschnitten in ein kaltes Oemiseh arts 2 ¥ol. concentrirter Schwefelsaure (660 Banm~) nnd 1 Yol. starker, rauchenderSalpetersaure. tIierdurch werden Wolle, Seide and Farbestoff oxydirt und zerst0rt, die Pflanzenfaser dagegen wird in Schiessbaumwolle oder Pyroxylin umgewandelt und behglt ihre charakteristisehe, faserige Textur. Das Ganze wird in ,iel Wasser gebracht, in welchem sich die Schiessbaum- wolle absetzt; die Flassigkeit wird abgegossen, die Schiessbaumwolle filtrir~, getrocknet nnd verpufft.

Bei weissen oder nieht zu dunkel gefgrbten Stoffen kann man auch zur Prttfung die Yerwandtschaft der thierischen Faser zu ktinstlichen Farb- stoffen benutzen. - - Dunkle Gewebe reassert in diesem Fall mit Chlor- wasser trod durch Kochen mit .Wasser entf~trbt werden. Bei dieser Me-

1. Auf Lebensmitte], Handel, Industrie etc. beziigliche. 453

thode ist zu beachten, dass auch Baumwolle Anilinfarben annehmen kann, besonders wenn sie mit zum Appretiren dienenden Stoffen (z. B. St~irke)

impr~gnirt ist. Diese re%sen dadureh entfernt werden, dass man das

Gewebe mit Wasser kocht, welches in 100 Theilen 2 Theile kohlensau- res ~Natron und ein wenig Seife enth~ilt. Dann wird das Zeug in heissem Wasser gesp~ilt, 10 iMinuten lang in Wasser yon 5 0 - - 6 0 0 0 . gelegt, wel- ches 2 Prec. Salzs~ure oder Schwefels~ure enth~lt und endlich tt~ehtig

gewasehen. Inzwisehen wird das F~.rbebad bereitet. Nimmt man hierzu z.B. Anilinroth, so !Sse man einige I)ecigramm desselben in 2 5 - - 3 0 CC. Wasser auf, erhitze zum Sieden, und seize w~ihrend des Koehens tropfen- weise Natronlange zu, bis die Farbe hellrosenroth erscheint. ~Nach dem Wegnehmen veto Feuer wird das Gewebe in die F!tissigkeit gebracht, naeh einigen Minuten herausgenommen, ausgewaschen und getrocknet. Die

Selden- und Wollenf~den haben sich hierdureh lebhaft roth gef~rbt, w~th- rend die F~den pflanzlichen Ursprungs ungef~trbt blieben.

E r k e n n u n g d e r G e g e n w a r t ,con W o l l e in S e i d e u n d

y o n S e i d e in W o l l e . - - Ist das zu prtlfende Gewebe weiss oder hell- farbig, So bringe man dasselbe in eine, dutch Kochen ~¢on Bleigl~tte mit Natronlauge bereitete, klare LOsung. Die Wollf~den werden sehwarz ge-

fiirbt, w~hrend die Seidenf~tden unv~r~tndert bleiben.

S t e f a n e l l i wendet zur Tremmng dieser thierischen Faser das S c h w e i t z e r ' s c h e Reagens an, indem er StOcke yon zwei Quadratcenti- metern in 1 0 - - 1 2 CC. der blauen Knpferl0sung legt, wociureh alle Seide nach 5 - - 6 Minuten gelOst, die Wolle jedoeh nieht angegriffen wird. War

die Seide schwarz gef~rbt, so muss man sowohl das doppelte ¥olum der KupferlOsung als auch die doppelte Zeit zur Trennung anwenden.

Naeh tIerausnahme des arts Wolle bestehenden Rtickstandes gibt die

blaue KupferlOsung, , - wenn sie raseh mit. Salpeters~ture iibers~ttigt wird - - keinen merkliehen :Niedersehlag, was jedoch bei Gegenwart pftanzlicher Faser immer der Fall ist.

Auch folgendes Verfahren l~sst sich nach K opp anwenden:

Man bringe das Gewebe in kalte concentrirte Salzs~ure. Naeh kur- zer Zeit ist die Seide gel0st, wahrend Wolle- und Pflanzenfaser unver- ~tndert bleiben. Man filgt Wasser hinzu, sammelt den Riiekstand ,auf einem Filter und nimmt nun eine Trennung der W011e yon Pflanzenfaser

nach den oben beschriebenen Methoden vor.