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www.atlantikkueste-frankreich.de Südländisches Flair am Atlantik Poitou-Charentes ist mit seinem weitgefächerten Freizeit-, Sport- und Kulturangebot und seinen zahlreichen touristisch erschlossenen Orten das ideale Reiseziel für einen Urlaub mit der Familie oder unter Freunden Futuroscope Poitiers La Rochelle Insel Ré Ferien Atlantikküste Cognac Charente Tal Marais Poitevin ist mit seinem weitgefächerten Freizeit-, Sport- und Kulturangebot und seinen zahlreichen touristisch erschlossenen Orten das ideale Reiseziel für einen Urlaub mit der Familie oder unter Freunden Poitou-Charentes Île d Île d Île d d Île d Île d le d Île d Île Î ’Olér ’Olér ’Olér ’Olé Olé Olé Olé O on on n n n on n n n n n n n n n n n n n n n n n n n n

Südländliches Flair Am Atlantik

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Magazin 2010 für Familienurlaub an der französischen Atlantikküste, Badeurlaub & mehr...Poitou-Charentes für Entdecker und Geniesser.

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Südländisches Flairam Atlantik

Poitou-Charentesist mit seinem weitgefächerten

Freizeit-, Sport- und Kulturangebot und seinen zahlreichen

touristisch erschlossenen Orten das ideale Reiseziel

für einen Urlaub mit der Familie oder unter Freunden

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ist mit seinem weitgefächerten Freizeit-, Sport- und Kulturangebot

und seinen zahlreichen touristisch erschlossenen Orten

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„Man reist ja nicht, um anzukommen“ sagte Goethe, und das war auch jahrelang mein Credo: Die Reise selbst war mir genauso wichtig wie der anschließende Aufenthalt am Ferienort. Bis zu meiner ersten Reise nach Poitou-Charentes. Ich war fasziniert von der einzigartigen Küstenlandschaft mit den vorgelagerten Inseln, dem abwechslungsreichen Hinterland sowie dem reichen Kulturerbe. Aber vor allem die Mischung von südländischer Stimmung und dem rauen Charakter des Atlantiks hat mich begeistert! Und so ist auch heute noch jeder Besuch Anlass für weitere Entdeckungen und Unternehmungen.

Poitou-Charentes präsentiert sich heutzutage als lebendige und weltoffene Region mit reichem Kulturleben: das kann man am besten in den quicklebendigen Städten und stimmungsvollen Seebädern entlang der Küste erleben, zum Beispiel während einem der zahlreichen Musikfestivals. Wer es lieber ruhig angehen möchte, der schwingt sich auf sein Fahrrad und erkundet die sonnenverwöhnten Inseln Ré oder Oléron.Die Fabelwelt des Moorgebiets Marais Poitevin lässt sich am besten auf einer sogenannten Platte, dem einheimischen Kahn erforschen. Hier, im Norden der Region, liegen Fabelwelt und Geschichte sowieso nie weit auseinander: Zahlreiche Zeugnisse der bewegten Vergangenheit lassen sich in und um Poitiers aufspüren. Zurück in die Gegenwart – und sogar in die Zukunft – bringt Sie anschließend der Freizeitpark Futuroscope mit seinen futuristischen Attraktionen.Und wer Entspannung und Genuss sucht, aber nicht auf Kultur und Geschichte verzichten möchte, dem sei eine Fahrt mit dem Hausboot auf dem Fluss Charente empfohlen; Zwischen Weinbergen, Cognac-Häusern und kulinarischen Stopps geht die gemächliche Reise bis in die Saintonge, die Wiege der Romanik.

Ich möchte Ihnen auf den folgenden Seiten diese und weitere spannende Themen für Ihre persönlichen Entdeckungstouren in das gastfreundliche Poitou-Charentes vorstellen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre,

Gérard Pleynet Reise Journalist

Liebe Leserin, lieber Leser!

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NANTES

BORDEAUX

PARIS

Poitou-Charentes

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La Rochelle – Inseln Ré 4 – 13

Ferien Atlantikküste 14 – 25

Cognac – Charente Tal 26 – 33

Marais Poitevin 34 – 39

Poitiers – Futuroscope 40 – 45

Heritage – Unterkunft 46 – 55

Familienurlaub 56 – 59

Radfahren 60 – 62

Wandern 63 – 65

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Unsere Reiseziele

Unsere Aktivitäten

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La Rochelle - Insel Ré

Kaum eine Stadt an der Westküste Frankreichs ist so lebendig, so reizvoll und hat soviel Lebensqualität zu bieten wie La Rochelle. Die schöne Rebellin, wie die aufmüpfige Stadt von den Franzosen liebevoll genannt wird, hat nicht nur ihren Charakter und ihr einzigartiges Flair über die Jahrhunderte bewahrt, sondern wartet auf mit einem Kulturerben und einem Freizeitangebot ohnegleichen.

La Rochelledie elegante Rebellin

Immer gegen den StromSo gab sich die stolze Stadt an der Atlantikküste schon immer. Bereits 1199 erhielt La Rochelle freies Stadtrecht, im 16. Jahrhundert wurde sie protestantisch während Frankreich katholisch blieb; sie lehnte sich gegen den König auf und machte sich stark für ihre Unabhängigkeit.Heute richtet die elegante Rebellin ihr Augenmerk auf die Zukunft und kokettiert mit ihrem reichen Kulturerben. Maritime Stimmung, lebendiges Straßenleben und eine

aktive Kulturszene verleihen der ehemaligen Hugenottenhochburg ihren unverwechselbaren Charme. Auch Lebensqualität wird in La Rochelle groß geschrieben und Umweltbewusstsein gehört sowieso längst zum Alltag.Sollte wirklich einmal das Freizeitangebot nicht ausreichen, so ist die Hauptstadt der Aunis der ideale Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen in der Region, allem voran auf der nahe liegenden Insel Ré.

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Der idyllische „Vieux Port“

Ein letzter Blick auf den Monitor: Perfekt! Jetzt nur noch den Auslöser drücken und das Bild ist im Kasten! „Es ist jedes Mal anders“, schwärmt Hobbyfotograf Rémy und zeigt stolz auf das Display seiner Kamera, „aber immer eine Augenweide“. Zugegeben, der malerische Hafen von La Rochelle hat bildende Künstler schon immer begeistert. Nur die Technik war damals ganz anders. Die Maler hießen Signac, Corot und Vernet, und ihre Meisterwerke schmücken heute die Wände weltberühmter Museen. Das Motiv das sie dermaßen faszinierte hat sich allerdings bis jetzt nicht geändert.

Der idyllische „Vieux Port“ ist zum Wahrzeichen von La Rochelle geworden und zieht immer noch jeden Besucher magisch an. Zwei majestätische Türme – Tour Saint-Nicolas und Tour de la Chaîne – flankieren die Hafeneinfahrt, weiße Jachten liegen im Hafenbecken vor Anker, historische Reederhäuser mit Restaurants und Straßencafés säumen die Uferpromenaden. Über die alte Stadtmauer gelangt man zum dritten Turm im Bunde, dem Tour de la Lanterne. Mit seiner markanten eckigen Spitze mutet er fast byzantinisch an und diente als Leuchtturm, zuweilen auch als Gefängnis.

Das Areal vor den Türmen ist zur Flaniermeile La Rochelles geworden. Fachwerk- und Patrizierhäuser reihen sich aneinander, Sternerestaurants und gemütliche Terrassen laden zum genießen ein. Unter den Linden des Cours des Dames, dort wo einst Fischer frische Sardinen feil boten, pulsiert heute das Leben. Freiluftmärkte, Straßenmusikanten, Gaukler und Aktionskünstler lassen jeden Besuch zu einem Erlebnis werden. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte durch den Torbogen der Grosse-Horloge zum Rathaus im historischen Altstadtviertel.

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Altstadt und RathausHinter der gotische Festungsmauer mit Ecktürmen und Zinnen entfaltet sich das eigentliche Prunkstück: der Renaissancepalast mit seiner fabelhaften italienischen Fassade. Ihr Bauherr und zugleich Wohltäter der Stadt, König Heinrich IV., ist überall verewigt. Seine Initialen schmücken das Gewölbe der Galerie im Erdgeschoss, unter dem Kampanile steht er als Statue und über dem Monumentalkamin im Festsaal als Gemälde. Auch Jean Guiton, Stadthalter und Gegenspieler von Kardinal Richelieu während der großen Belagerung von 1627-1628 kommt hier zu Ehren. Sein Standbild prangt mitten auf dem Platz vor dem Rathaus und sein einstiges Cabinet ist für Besucher geöffnet.

Gerade stehen wir in der Rue Dupaty und bewundern den Renaissance-Palast Maison Henri II als es zu regnen anfängt. Doch auch den Wetterkapriolen der Atlantikküste haben die Stadtplaner von La Rochelle Rechnung getragen: viele der Altstadtstraßen werden von Laubengängen gesäumt und bieten Schutz vor Wind und Wetter. So auch in der Rue du Palais, die uns trockenen Fußes zu den nächsten Highlight führt, dem Hôtel de la Bourse und dem Justizpalast, beides bemerkenswerte klassizistische Bauwerke des 18. Jahrhunderts. Die stimmungsvolle Altstadt hat noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Malerische Gassen münden in abgelegenen Plätzen, skurrile Wasserspeier schmücken mittelalterliche Giebel, geheimnisvolle Passagen führen zu idyllischen Hinterhöfen. In der Rue de l’Escale wird man schlagartig um Jahrhunderte zurückversetzt: es fehlt nur noch das Klappern von Hufeisen auf den Pflastersteinen und die Illusion ist perfekt.

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Miesmuscheln auf Eis„Sie müssen unbedingt den Markt sehen“ hat uns Monsieur Rémy wärmstens empfohlen. Das trifft sich gut, denn heute ist in La Rochelle sogar Grand Marché angesagt. Da reicht die Markthalle mit der markanten Fassade aus dem 19. Jahrhundert nicht mehr aus: Der ganze Platz, ja das Viertel selbst wird zur Marktmeile. In der Halle liegen Austern, Garnelen und Miesmuscheln kühl auf Eis, Seebarsche, Doraden oder Saint-Pierre gehen über den Ladentisch. Draußen auf dem Platz zwischen Fachwerk - und Renaissancehäusern duftet es nach Jonchée - und Ziegenkäse. Hausfrauen mit gefüllten Einkaufskörben stecken die Köpfe zusammen, Männer gestikulieren am Spirituosenstand, die Kaffeehäuser am Platz haben Hochkonjunktur.

Zwillingstürme in der

Abendsonne

Der Tag neigt sich dem Ende als wir am reservierten Tisch eines Hafenrestaurants Platz nehmen und den Ausblick genießen. Im Hafenbecken spiegeln sich die letzten Regenwolken, Sonnenstrahlen brechen durch. Während wir bei Mouclade Rochelaise und Weißwein Pläne für den morgigen Ausflug auf die Insel Ré schmieden, hat Monsieur Rémy vorne an der Kaimauer bereits Stellung genommen, den Finger am Auslöser seiner Kamera: die Hafeneinfahrt mit den Zwillingstürmen in der goldenen Abendsonne, ein klasse Motiv!

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Schrill, hipp, bunt oder klassischDas ganze Jahr gibt es unzählige Gelegenheiten sich bei Festivals und Events jeglicher Couleur zu amüsieren: Festival international du film de La Rochelle, Grand Pavois, Jazz entre les Deux Tours, Stadtmarathon...

Ein Musikfestival der Superlative: die FrancofoliesJedes Jahr im Juli ist es soweit: Die Francofolies de La Rochelle sind ausgebrochen! 6 Tage lang steht die Stadt im Musikfieber: Sänger, Musiker und Publikum aus aller Herren Länder und allen Musikrichtungen sind angetreten.

Unternehmungen in der regionSo wie der Hafen von La Rochelle das Tor zur Welt darstellt, so ist die Stadt ein idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Region.

Fahrrad, Bus de Mer oder WagenIn der Pionierstadt der Lebensqualität und der sauberen Fortbewegung ist das Fahrrad das ideale Fortbewegungsmittel. Entweder mit dem eigenen Drahtesel oder mit einem der berühmten „vélos jaunes“ die man an zwei Mietstationen ausleihen kann. Aber auch außerhalb der Stadt wird Radfahren immer beliebter und einfacher:heute gibt es im Raum La Rochelle 180 Km Radwege. Man kann z.B. vom Vieux Port zum Fischereihafen La Pallice radeln, oder zum Jachthafen Les Minimes (auf gleicher Strecke verkehrt auch der Bus de Mer, eine regelmäßige Bootsverbindung). Die Insel Ré ist über die längste Brücke Frankreichs auch für Radfahrer direkt mit La Rochelle verbunden. Wer lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist ist bestens versorgt: abgesehen vom TGV der die Stadt mit dem Rest der Nation vernetzt, stehen öffentliche Verkehrsmittel sowohl für Ziele in der Stadt als auch in der Umgebung zur Verfügung.

Pioniergeist und Lebensqualität.Lange bevor der Rest der Grande Nation auch nur auf den Gedanke kam sein Baguette einmal nicht mit dem Auto zu holen, führten die Rochelais autofreie Tage ein, legten Radwege an und stellten Fahrräder gratis zur Verfügung. Der Visionär und ehemalige Bürgermeister Michel Crépeau ließ im Rahmen seiner nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik noch weitere Maßnahmen folgen: Elektroautos zum mieten, verkehrsberuhigter Stadtkern, umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel und weitläufige Grünanlagen tragen zur hohen Lebensqualität La Rochelles bei.

La Rochelle ist dynamisch und aktiv, seine Kulturszene steht ihr in nichts nach

Nicht nur für RegentageEine Vielzahl von spannenden Museen und Sammlungen erwartet den Besucher bei einem Rundgang durch die Altstadt. Das Schöne dabei ist, dass alles zu Fuß leicht erreichbar ist. Hier eine kleine Kostprobe:Das Musée du Nouveau Monde im prächtigen Hôtel Fleuriau, dokumentiert den Bezug von La Rochelle zu Amerika zu Zeiten des Dreieckshandels.Die erste Giraffe auf französischen

Boden gibt es in einem der ältes-ten Museen Frankreichs zu sehen: das Muséum d’histoire naturelle hat allerdings neben zoologischen und ethnologischen Sammlungen auch die sonderbaren Raritäten des Cabinet de curiosités Lafaille zu bieten.Das Musée des Beaux-Arts ist im 2. Stock des Bischöflichen Palastes zu Hause und ist in erster Linie der Malerei der 15. bis 19. Jahrhundert gewidmet.

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„La Rochelle muss man von der See aus entdecken“, vermerkte seinerzeit Georges Simenon, Vater der berühmten Romanfigur Commissaire Maigret und Wahlrochelais. In der Tat: so viel Meer auf so kleinem Raum bietet kaum eine andere Stadt an der Westküste Frankreichs: vier Häfen, vielseitige nautische Aktivitäten, maritimes Flair und gesellige Uferpromenaden lassen die Nähe zum Meer überall verspüren.

Meer Nautischen

Aquarium

Châtelaillon-PlageEinst Hauptort der Region Aunis bevor er langsam vom Meer verschlungen wurde, kommt Châtelaillon heute wieder zu Ehren als Badestrand der Rochelais. Gerade mal 12 Kilometer südlich von La Rochelle liegt die kleine Ortschaft und ist auch mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Prächtige Belle Epoque Villen säumen den 3 Km langen Sandstrand.

Angoulins-sur-MerNur etwa 10 Km südlich von La Rochelle liegt die kleine Ortschaft. Der schmucke kleine Hafen mit seinen Holzhäuschen aber auch das historische Viertel um die romanisch-gotische Kirche laden zur Besichtigung ein. Eine atemberaubende Steilküste mit seltenen Versteinerungen lässt das Herz jedes Geologen schneller schlagen.

EsnandesWas treibt so eine Miesmuschel bevor sie als Delikatesse im Gourmet-Restaurant serviert wird? Im Maison de la Mytiliculture von Esnandes können Sie sich bestens informieren! Die charaktervolle Ortschaft liegt an der Bucht von Aiguillon, im Schutze einer Steilküste nur elf Kilometer nördlich von La Rochelle.

Noch mehr vom Meer im Aquarium La RochelleLa Rochelle war schon immer Dreh- und Angelpunkt für Reisen in fremde Welten.Nur ein paar Schritte vom Alten Hafen entfernt beginnt eine ganz besondere Entdeckungsreise in die geheimnisvollen Tiefen des Ozeans. Im Aquarium von La Rochelle umzingeln über 10 000 Exemplare aus allen Weltmeeren den Besucher im wahrsten Sinn des Wortes. Niedliche Seepferdchen, betagte Schildkröten und furchterregende Haie machen den Rundgang zu einem faszinierenden Erlebnis!

Die Hauptstadt des SegelsportsHandel, Fischerei, Kreuzfahrt und vor allem die Freizeitschifffahrt haben den Ruf von La Rochelle weit über die Grenzen Frankreichs gefestigt: allein der Port des Minimes bietet neben Segelschulen und Regattastrecke Anlegeplätze für 3500 Segelschiffe und ist damit der größte an der euro-päischen Atlantikküste. Bedeutende Segelregatten (Volvo Ocean Race, Solitaire du Figaro...), internatio-nale Wassersportmessen (Le Grand Pavois...) runden das Angebot ab.

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Insel Rédie weiße Perledes Atlantiks

Sie wird meistens in einem Atemzug mit Saint-Tropez genannt und gilt als weiße Perle des Atlantiks. Doch die Insel Ré hat weit mehr zu bieten als Traumstrände und Celebrities. Die zum Schutzgebiet erklärte Insel besticht durch die Schönheit ihrer Landschaft, den pittoresken Dörfern und dem hohen Freizeitwert.

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Auf zur InselZehn Minuten mit dem Auto, eine halbe Stunde mit dem Fahrrad, mehr braucht man nicht um von La Rochelle zur Insel Ré zu übersetzen. Und doch ist es eine Reise in eine ganz andere Welt. Denn obwohl die Insel seit 1988 über eine mautpflichtige Brücke mit dem Festland verbunden ist, hat sie ihren Inselcharakter bewahrt. Die See ist fast immer in Reichweite: An ihrer schmalsten Stelle sind es gerade mal 100 Meter von einem Meeresarm zum anderen – beste Voraussetzungen also für Surf-, Segel- und Kite- Freunde. Doch „Ré La Blanche“, wie die Insel oft genannt wird, bietet nicht nur für Seeliebhaber ideale Bedingungen. Mit nahezu 100 Km Radwege ist sie ein Paradies für Fahrrad-Enthusiasten. Kleine Ortschaften und pittoreske Häfen, traumhafte Strände und goldgelbe Dünen, dazu Salzmoore, Kiefernwälder und ein außergewöhnliches Kulturerbe lassen sich damit bestens entdecken. Und dann wäre da noch das ganz besondere Licht, das Sonnenanbeter, Maler und Weinreben gleichermaßen an 2600 Stunden im Jahr verwöhnt.

Fahrrad ParadiesLa Petite Reine, die kleine Königin – so wird in Frankreich liebevoll das Fahrrad bezeichnet – hat auf der Insel Ré ihr Königreich gefunden.Mit nahezu 100 Km Radwegen kann man in jede Ecke der Insel auf zwei Rädern gelangen. Mietstationen gibt es in fast allen Ortschaften, sogar Kinderräder oder Kinderanhänger können gemietet werden.

Ordentlich was los!Die Kulturszene auf Ré ist das ganze Jahr aktiv. Ein Bücherfest im Herbst, Kino- und Theaterfestivals im Sommer, Konzerte das ganze Jahr. Liegt es am Licht oder an den Farben? Zahlreiche Künstler und Maler geben sich auf Ré ein Stelldichein, ihre Werke lassen sich anschließend in Kunstgalerien bestaunen.

Brauchtum ist hier kein Fremdwort. Zu diversen Anlässen kann man noch Frauen mit dem traditionellen Kopfschmuck sehen (quichenotte), oder die ulkigen Esel in Kniehosen (ânes en culotte).

Ein Königreich für Radfahrer

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Einzigartig sind die seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden Festungsanlagen von Vauban. Doch die Insel Ré hat weit mehr zu bieten. Befestigte Kirchen, Museen, Leuchttürme, Ökomuseen... Der kostenlose Pass „Les Clés du Patrimoine“ bietet Preisnachlässe zu 12 kulturellen Highlights und ist in jedem Fremdenverkehrsbüro erhältlich.

Kulturerbe

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Die Insel Ré ist von der Natur gesegnet, doch von Sonne, Sand und Meer allein kann man nicht leben. Ein außergewöhnliches Kulturerbe, Veranstaltungen das ganze Jahr über und eine Fülle von einheimischen Erzeugnissen geben Hilfestellung!

Über die BrückeAb Rivedoux-Plage – die erste Ortschaft nach der Mautbrücke – nehmen wir die Nordroute und behalten so das Meer immer fest im Blickfeld, während sich auf der anderen Straßenseite Kiefernwälder, Weinreben und Ackerbau abwechseln. Vorbei an den Überresten der einst mächtigen Zisterzienserabtei „Abbaye des Châteliers“ aus dem 12. Jahrhundert führt uns die D 735 zu einem der schönsten Dörfern Frankreichs, La Flotte. Nach kurzem Zwischenstopp am geselligen Hafen und einem Rundgang auf dem mittelalterlichen Markt geht die Reise weiter zu Saint-Martin-de Ré.

Schick und zeitlos schön – Saint-Martin-de-RéGewaltige Festungsanlagen schirmen die Ortschaft ab und flößen zuerst einmal Respekt ein. Doch sobald man durch eines der beiden Monumentaltore schreitet wird man schlagartig in eine andere Welt versetzt. Kleine

weiße Häuser mit blassgrünen Fensterläden verstecken sich in noch kleineren verwinkelten Gassen; Wilde Malven zaubern rote Farbtupfer auf das helle Mauerwerk. Spätestens beim Anblick des malerischen Hafens geht einem das Herz auf. Weiße Jachten und farbige Fischerboote schaukeln im Hafenbecken, auf einer Insel liegt das Viertel der Seeleute.

Kopfsteingassen steigen zur Wehrkirche Saint-Martin im historischen Altstadtviertel. Und im Innern des Gotteshauses wartet schon die nächste Steigung: über 177 Stufen gelangt man zur Aussichtsplattform und genießt das Panorama. Von hier aus kann man sich von den Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert ein gutes Bild machen: gewaltige Bastionen, überdimensionale Stadttore, sternförmig

angeordnete Schutzwälle um Stadt und Zitadelle zeichnen das Meisterwerk von Vauban aus. Ursprünglich zum Schutz gegen Invasoren gebaut kommen die Festungsanlagen heute zu neuen Ehren: seit 2008 gehören sie dem Weltkulturerbe der UNESCO an.

Wenn die Sonne untergeht wird die Hafenpromenade von Saint-Martin-de-Ré zur Flaniermeile der Insel. Hier geht es bunt und fröhlich zu, Einheimische, Promis oder gewöhnlich Sterbliche, jeder genießt das süße Leben auf der Insel und die entspannte Atmosphäre. Auch wir lassen es uns gut gehen: zuerst mit lokalem Kulturerben im nahe gelegenen Musée Ernest Cognacq, danach mit lokaler Gastronomie in einem der Hafenrestaurants.

Ein außergewöhnliches Kulturerbe

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Auf Tour im rauen NordenAuf gemieteten Fahrrädern wollen wir am nächsten Morgen die Naturparadiese im Norden der Insel entdecken. Doch bereits nach wenigen Kilometern kommt es zum ersten Stopp. Der Strand von La Couarde-sur-Mer ist einfach zu verführerisch! Nach dem Badespaß gibt es Kultur im Ecomusée du Marais-Salant von Loix, wo Salzbauer ihr jahrhundertealtes Handwerk vorführen. Schon sind wir wieder auf Trab, die jodhaltige Seeluft weht uns um die Nase, locker treten wir in die Pedalen – ein Glück, Ré ist flach wie eine Flunder – und schon grüßt von weitem Ars-en-Ré mit seinem markanten schwarzweißen Kirchturm. Eine ganz andere Welt öffnet sich bei der Ortschaft Les-Portes-en-Ré: die verwunschene Wasser- und Moorlandschaft des Naturschutzparks Lilleau des Niges ist das Rückzugsgebiet für Tausende von Vögel.Doch zurück zum Leuchtturm des Baleines an der gleichnamigen Landspitze: unten am feinen Sandstrand Conche des Baleines folgen ein paar Wanderer barfuß und verträumt dem Gischtsaum der Wellen. Die Kinder haben widerwillig ihre Sandburgen verlassen und richten sich, mit Eimer und Schaufel in der Hand, zur Heimkehr. Nur ein paar Kitesurfer sind noch auf dem Wasser, nutzen den auffrischenden Abendwind. Mit der einfallenden Dämmerung gehört die Insel dem Meer allein – und bewahrt so ihre Ursprünglichkeit.

Aktiv Urlaub

Ohne Fisch, Austern und Muscheln geht hier gar nichts! Weniger bekannt aber nicht weniger lecker sind die Landwirtschaftserzeugnisse. Die „Pomme de Terre de Ré“ verfügt seit 1998 sogar über eine eigene AOC! Die Salzbauer der Insel haben sich dazu eine ganz besondere

Würze einfallen lassen: „Fleur de Sel“ ist die Crème de la Crème unter den Salzen. Jetzt fehlt nur noch der passende Wein – und auch der wird auf der Insel erzeugt, sowie Cognac und Pineau des Charentes!

Marktrundgang

Von Kitesurfen über Segeln und Reiten bis hin zu Golf und Wandern – oder Relaxen. Die Insel Ré hat eine umfangreiche Palette von Freizeitangeboten parat.

Baden, Segeln, Surfen und SammelnDie langen Sandstrände der Ostküste sind herrliche Ort e zum Baden, Segeln, Surfen, Kitesurfen oder einfach zum Relaxen. Viele Segelschulen rund um die Insel bieten Kurse, Ausflüge oder Verleih an.Sollte das Meer gerade einmal nicht da sein – sprich bei Ebbe – dann ist es Zeit für das „Pêche à Pied“ genannte Sammeln von Muscheln im Watt. Wie das geht? Ein Plastikeimer und ein kleiner Rechen, aufmerksam den Einheimischen zuschauen und einfach nachmachen!

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Oléronsüdlicher Charme am Atlantik

Die nach Korsika zweitgrößte Insel Frankreichs zieht ihre Besucher

immer wieder durch die wilde Schönheit ihrer Natur in den Bann. Traumstrände im

Westen, Austernparks im Osten und ein reiches Kulturerbe sorgen für

reichlich Abwechslung.

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Kein Mensch weit und breit. Vereinzelt stehen bunte Holzhütten in der monochromen Marschlandschaft. Berge von Austernschalen häufen sich neben trocken gelaufenen Kanälen. Sogar die Fischerboote liegen mit Schlagseite auf Grund und warten auf die nächste Flut: es ist Ebbe im Austernzuchtgebiet von Fort Royer, und das Leben scheint still zu stehen. Aber der Schein trügt: denn während hier die Arbeit ruht, haben die Züchter an den Austernbänken im Watt alle Hände voll zu tun, um die berühmten Austern von Marennes-Oléron zu züchten.Doch die zweitgrößte Insel Frankreichs hat nicht nur die berühmten Schalentiere zu bieten.

Das milde Klima beschert der Insel das ganze Jahr über ideale Bedingungen für eine Vielzahl an Unternehmungen. Die unverfälschte Schönheit der Natur, geschützte Wälder und Feuchtgebiete, lassen sich auf unzähligen Radwegen entdecken. Riesige Strände und vielseitige Wassersportangebote begeistern die Besucher immer wieder aufs Neue. Hübsche weiße Häuser inmitten von Mimosen, Weingärten und Palmen vor der blauen Kulisse des Ozeans vermitteln südländisches Flair. Trutzige Festungen und hochragende Leuchttürme prägen das Kulturerbe der Insel, so wie die längste Brücke Frankreichs, die das Eiland mit dem Kontinent verbindet.

Nicht nur Austern

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Sonne, Sand und MeerDie Westküste hingegen ist die Domäne der Strand-, Natur- und Wassersportliebhaber! Das fängt schon gleich nach Verlassen der Brücke bei St-Trojan-les-Bains an. Grande Plage hat seinen Namen nicht von ungefähr: so weit das Auge reicht, erstreckt sich der feine, von Dünen gesäumte Strand, entlang der Côte sauvage! Die dem Atlantik ungeschützt ausgesetzte Küste ist auch ein beliebtes Revier für Segler und Surfer. Auf halbem Wege nach Norden bietet der Fischerort La Cotinière einen angenehmen Aufenthalt. Das Treiben der bunten Schleppnetzboote im malerischen Hafen lässt sich von den Restaurants oberhalb der Kaimauer bestens beobachten. Und der Eindruck von Geschäftigkeit ist durchaus berechtigt: trotz seiner bescheidenen Größe ist La Cotinière der wichtigste Fischhafen des ganzen Départements! Bei der täglich stattfindenden Criée in der Fischauktionshalle werden so viele Garnelen, Hummer, Taschenkrebse und Seezungen versteigert wie sonst nirgendwo!

Hoch oben auf dem TurmAn der Nordspitze der Insel angelangt, erwartet uns ein weiteres Highlight. Über 244 Stufen gelangt man zur Aussichtsplattform des Leuchtturms Phare de Chassiron. Und die Belohnung folgt sozusagen auf dem Fuße: nicht nur ganz Oléron, sondern auch ein gewaltiges Stück Atlantik lässt sich von hier aus erfassen! Bei Ebbe bietet sich die Landzunge Le Bout du Monde zum Wandern an, danach kann man den traditionellen Fischschleusen einen Besuch abstatten oder im angrenzenden Lehrpfad einiges über Geschichte, Kulturerbe und Natur lernen (Infos auch auf Deutsch).

BrouageIrgendwie wirkt sie fehl am Platz. Die Festung Brouage lag im 17. Jh. noch direkt am Meer, doch heute ragen die mächtigen Wälle, Eckbastionen und Monumentaltore etwas verloren aus der umgebenden Marschlandschaft hervor. Verschlickung, Bedeutungsverlust und nicht zuletzt die Konkurrenz von Rochefort ließen die einstige Bastion von Kardinal Richelieu in Vergessenheit geraten. Vielleicht ist gerade deshalb der Geburtsort des Quebec-Gründers Samuel de Champlain bis heute unverändert geblieben: Beim Rundgang etwa zwischen der historischen Lagerhalle, dem Museum Maison Champlain und dem Gouverneurspalast oder auf den begehbaren Wällen fühlt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt.

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in Mastbecken zu Fines de Claires, Spéciales de Claires oder gar Pousses de Claires heranreifen sollen.Austernzuchtgebiete finden sich vor allem auf der Ostseite der Insel, das liegt an der flachen Küste, die geradezu dafür prädestiniert ist. Die Austernstraße schlängelt sich zwischen Château d’Oléron und Boyardville entlang der Kanäle und Austernbecken. Hier kann man direkt bei den Produzenten die Anlagen besichtigen – und natürlich auch Austern verkosten!

Zurück im Site Ostréicole et Naturel de Fort Royer hat sich Evelyne Morgat meiner angenommen. Beim Spaziergang entlang der Kanäle, Hütten und Becken erklärt sie mir die Welt der Austernzucht: „Nicht die Uhr, sondern die Gezeiten sind es, die hier den Arbeitsrhythmus – und das Leben schlechthin – diktieren“, meint sie und zeigt auf die Austernbänke draußen vor der Küste, wo die Flut gerade kommt. Dann setzt ein wahres Bootsbalett ein: flache Kähne bringen die Austern an Land, wo sie

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Auf dem Weg zurück zum Viadukt erwartet uns noch eine wichtige Etappe: In Le Château d’Oléron müssen sich die Austern die Gunst der Besucher mit der Festung teilen. Denn wie ihre Nachbarinseln kam auch Oléron nicht ohne Militärpräsenz aus. Schon von weitem fallen die mächtigen Mauern der Zitadelle auf, die schroff

ins Meer abfallen und den ganzen Ort umringen. Dabei zeigt sich die Stadt heute eher von der sanften Seite. Auf der Place centrale herrscht an Markttagen ausgelassene Stimmung, während der geschäftige Austernhafen mit seinen bunten Hütten, Restaurants und Cafés, zum Flanieren einlädt.

Mündungsgebiet der Seudre um Marennes

Austernzucht ist nicht nur für Oléron von wesentlichem Belang: das ganze Mündungsgebiet der Seudre um die Stadt Marennes hat sich der Zucht der leckeren Muscheltiere verschrieben. Wer mehr über diese traditionelle Tätigkeit erfahren möchte, sollte über die ca. 3 Km lange Landzunge bis zum malerischen Hafen von La Cayenne fahren – oder in der Saison bei der Marina von Marennes in die kleine Bummelbahn steigen. Die Strecke entlang dem Chenal de la Cayenne ist gesäumt von Dekantierungsbecken und bunten Austernzüchterhütten. La Cité de l’Huître vermittelt über verschiedenen Stationen alles Wissenswerte über die Welt der Austern.

Hauptsache Hauptstadt: St-Pierre d’OléronZugegeben, Hauptstadt ist ein wenig überzogen für die 6000-Seelen-Ortschaft St-Pierre d’Oléron. Aber dafür hat sie alles zu bieten, was die Großen auch haben und: nach so viel Natur tut ein kleiner Stadtbummel einfach gut! Angefangen mit der belebten Fußgängerzone, der zentralen Place Camille-Memain mit ihrer 25 m hohen Totenlaterne aus dem 12. Jh. und dem Wochenmarkt. Nur ein paar Schritte vom Musée de l’Île d’Oléron befindet sich das Maison des Aïeules, die letzte Ruhestätte des Schriftstellers Pierre Loti. Auch für Ausflüge ist gesorgt: Südlich der Ortschaft liegt das Naturschutzgebiet Parc Ornithologique du Marais aux Oiseaux und lädt zur Entdeckung der Vogelwelt ein.Doch keine Tour auf Oléron ist komplett, ohne dem ehemals wichtigsten Erwerbszweig der Insel einen Besuch abzustatten. Im anderen Naturpark der Insel, dem Port des Salines, wird ein jahrhundertealtes Handwerk immer noch ausgeübt: Salzbauern verrichten Tag für Tag ihre Arbeit in den Salzbecken. Ihre Produkte können vor Ort genossen und gekauft werden. Lehrpfade und ein kleines Écomusée in bunten Hütten am Wasser informieren über die Salzgewinnung und die umliegende Natur.

Le Château d’Oléron

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Rochefort erstaunlich exotisch

In Rochefort verspürt man heute noch den Ruf der weiten Welt. Aus dem einstigen Arsenal des Sonnenkönigs Ludwig XIV. ist eine quicklebendige Stadt geworden in der die maritime Vergangenheit auf Schritt und Tritt spürbar ist.

Späne fliegen. Der Beitel frisst sich präzise durch das Eichenholz. Noch ein paar Schläge… Jens lehnt sich zurück und betrachtet sein Werk: Die kunstvollen Verzierungen, die der Schiffszimmerer gerade vollendet, gehören zum Heckspiegel der Hermione, einem Nachbau der Fregatte La Fayettes aus dem 18. Jahrhundert. Jens trägt die typische Kleidung der Wandergesellen und kommt aus dem deutschen Minden. „Eine Arbeit wie hier an der Hermione ist ein Traum für jeden Handwerker auf der Walz“, schwärmt der junge Westfale und fügt hinzu: „Deshalb mache ich schon zum zweiten Mal hier im gemütlichen Rochefort Station“.

Rochefort und die Seefahrt verbindet eine intensive Beziehung. Als das Original der

Hermione 1780 vom Stapel lief, um die amerikanischen Freiheitskämpfer zu

unterstützen, war die Stadt gerade mal hundert Jahre alt. Ludwig XIV. hatte 1666 seinen Minister Colbert beauftragt, nahe der

Mündung der Charente einen Marinestützpunkt zu schaffen. Mit zahlreichen Werften, königlichem Arsenal, Seilerei und Garnison sollte der

Schutz der Atlantikküste gewährleistet werden. 550

Schiffe wurden im Laufe der Jahrhunderte gebaut, zahlreiche

Expeditionen in ferne Länder nahmen hier ihren Anfang – bis die

Werften 1926 schließen mussten. Doch 84 Jahre nach dem letzten Stapellauf ist

der Ruf der weiten Welt in Rochefort nicht verhallt, und die Stadt ist zu neuem Leben erwacht.

Der Ruf der weiten Welt

Auf Spurensuche im ArsenalHeute ist das ganze Werftareal eine Art offen zugängliches Freilichtmuseum. Beschilderte Wege führen zu riesigen Trockendocks oder Werkstätten und zu exotischen Gärten. Im Jardin des Retours beispielsweise lässt es sich entlang der Charente wunderbar flanieren. Überall begegnet man seltenen Pflanzen, die einst Botaniker von ihren Expeditionen mitgebracht haben.Hier, auf dem historischen Arsenalgelände, wurde 1997 mit der originalgetreuen Replik der Hermione begonnen. Auf Laufstegen können Besucher das Schiff wachsen sehen und Böttchern, Schmieden, Zimmerleuten oder Tischlern bei ihrer spannenden Arbeit zusehen. Das architektonische Prunkstück dieser Reise in die maritime Vergangenheit ist die ehemalige Seilerei Corderie Royale. Nach einer aufwendigen Instandsetzung wurde die 374 Meter lange Reeperbahn ihrer neuen Bestimmung übergeben. Heute beherbergt dieses Denkmal der industriellen Architektur neben einer gut sortierten nautischen Buchhandlung auch ständig wechselnde Ausstellungen sowie das Centre International de la Mer.

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Gleich beim Verlassen des Arsenals durch die monumentale Porte du Soleil geht es wie mit dem Zollstock zu. Rechtwinklige Straßenzüge, eckige Plätze, schnurgerade Alleen fügen sich zu einem schachbrettartigen Bild: dass diese Stadt aus der Retorte stammt, kann sie nicht verleugnen. Doch die hellen Häuserfassaden, die breiten lichtdurchfluteten Straßen und die vielen Palmen mildern das kantige Erscheinungsbild und laden zur Entdeckung des Kulturerbes von Rochefort herzlich ein.Quadratisch geht es auch am Place Colbert zu, dem Paradeplatz der Stadt. Hier, zwischen neoklassizistischen Fassaden, geselligen Straßenkaffees- und Restaurants, Wasserbecken und Grünanlagen schlägt der Puls der Stadt. Kein Wunder, dass diese großartige Kulisse den Filmregisseur Jacques Demy zu seinem Meisterwerk Les Demoiselles de Rochefort als Drehort inspirierte. Drei Mal die Woche findet das größte Spektakel allerdings woanders statt. Jeden Dienstag,

Donnerstag und Samstag ist Markt, und gleich drei Straßenzüge zeugen von der Vielfalt der Erzeugnisse aus der Region. Austern und Muscheln unter Palmen, Obststände vor klassischen Häuserfassaden, wohlduftender Ziegenkäse unter farbigen Sonnenschirmen: bunter und exotischer geht es in Rochefort sonst nirgends zu.

Oder doch: hinter einer schlichten Fassade in der Rue Pierre Loti verbirgt sich das extravagante Heim des gleichnamigen Schriftstellers. Mitbringsel aus aller Herren Länder zieren das Haus des weit gereisten Marineoffiziers. Ein türkischer Salon mit persischen Teppichen, ein Renaissancesaal mit Orchesterbühne, arabische Zimmer, selbst die Replik einer Moschee mit kostbaren Mosaiken: Keine Ecke im gesamten Anwesen die nicht von der Fantasie des exzentrischen Dichters und seiner Liebe zum Orient zeugt.

Im Trockendock des Arsenals wächst die Hermione Tag für Tag. 2012 wird sie vom Stapel laufen, lautlos durch die Moorlandschaft der Charentemündung gleiten. Zwischen den vorgelagerten Inseln Aix und Madame wird sie Segel setzen und im Kielwasser ihres berühmten Vorbilds Kurs auf Amerika nehmen.

Es muss nicht unbedingt ein Segelschiff sein, mit dem man von Rochefort zum Meer gelangt, aber es ist wohl die angenehmste Art überhaupt: entspannt vom Deck aus das bezaubernde Mündungsgebiet der Charente entdecken, sich dem Rhythmus der Natur hingeben und einfach genießen. Nicht ganz so romantisch wie das Schiff, aber doch eine lohnende Alternative, bietet das Fahrrad: Viele Radwege führen durch die Naturschutzgebiete zu beiden

Seiten des Flusses, laden zur Entdeckung der faszinierenden Vogelwelt ein. Als besonderes Schmankerl gilt die Überquerung der Charente mit der Schwebefähre Pont transbordeur de Martrou, die letzte ihrer Art in Frankreich.

Ob per Boot oder Rad, bei der Landspitze von Fouras heißt es erst einmal ausspannen. Das trifft sich gut, denn das typische Seebad aus dem 19. Jahrhundert bietet gleich fünf Strände zur Wahl, allesamt gut behütet von trutzigen Festungen und Burgen. Baden kann man auch auf der anderen Seite des Mündungstrichters, bei dem schmucken Fischer- und Austernzüchterdorf Port-des-Barques. Doch das besondere an dem kleinen Ort ist nicht der Strand, sondern der Zugang zur nahe gelegenen Insel Île Madame.

Nicht vergessenIn Rochefort beschränkt sich das Reisen nicht nur auf die Seefahrt: Zahlreiche Museen und andere erstaunliche Orte und Events laden zu weiteren Entdeckungen ein. Lassen Sie sich überraschen!Wenn der Besuch der Hermione das Interesse für Seefahrt und Schiffbau geweckt hat, bietet sich das nahe gelegene Hôtel de Cheusses an: die einstige Kommandantur des Arsenals beherbergt heute das sehenswerte Marinemuseum.Das Musée d’Art et d’Histoire befindet sich im Hôtel Hèbre-de-Saint-Clément und vermittelt in wunderschönen Ausstellungsräumen alles Wissenswerte über die Stadt. Zahlreiche Pflanzen brachten die Botaniker von ihren Forschungsreisen mit. Die Begonie hat in Rochefort nicht nur ihren Namen erhalten (nach Michel Bégon, dem einstigen Stadthalter), sondern auch eine zweite Heimat im Conservatoire du Bégonia. Mit 1500 Exemplaren ist die Sammlung weltweit die größte ihrer Art.

Segel in der Charentemündung

Austern unter Palmen

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Zur Insel Aix stellt

sich die Transportfrage nicht, denn nur über den Seeweg lässt sich das sichelförmige Eiland ansteuern. Nur 20 Minuten braucht die Fähre von Fouras zum Anlegepunkt an der Pointe St. Catherine unmittelbar vor dem Fort de la Rade, der größten Festung der Insel. Gleich hinter der Vauban Zitadelle geht es zum hübschen Ortskern von Le Bourg. Kleine weiße Häuser mit grünen oder blauen Fensterläden säumen die rechtwinkligen Gassen; vom zentralen Place d’Austerlitz aus verlässt man den Ort durch die Rue Gourgaud über eine Zugbrücke: jetzt steht dem Inselrundgang nichts mehr im Wege.

Als Fortbewegungsmittel stehen lediglich das Fahrrad, die Pferdekutsche oder Schusters Rappen zur Verfügung, denn: Aix ist komplett autofrei! Kein Wunder, die Insel misst gerade mal 13 Km2, die schafft jeder bis zur Abfahrt der Fähre! Auf der ausgewiesenen Tour de l’île geht es im Uhrzeigersinn und in Küstennähe weiter, so kann man die vielseitige Landschaft bestens genießen. Feine Sandstrände wechseln sich ab mit Kiefern-, Eichen- und Tamariskenwäldern mit fast mediterraner Stimmung. Immer wieder gibt der Weg den Blick frei auf das türkisblaue Wasser des Pertuis d’Antioche. Von hier aus sieht man sogar Fort Boyard – mittlerweile international bekannt durch die

gleichnamige TV-Serie. Ganz im Norden geht es wildromantisch zu: Der Küstenweg folgt oben den steilen Klippen, während unten die Brandung den Fels attackiert! Beim Strand von Les Sables jaunes ist eine Badepause fällig, bevor der Weg vorbei am Plage des Coquillages zurück zum Ortskern führt.Bis zur Abfahrt der Fähre bleibt noch Zeit für eine Hommage an Kaiser Napoleon, der hier auf Aix seine letzten Tage auf französischem Boden verbrachte, bevor er nach St. Helena ins Exil ging. In seinem ehemaligen Haus ist heute das Musée napoléonien untergebracht, das zahlreiche Erinnerungsstücke aus der Zeit seines Aufenthalts zeigt.

Ile d’Aix

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Ile MadameMit nur 1 Km Länge und 600 m Breite ist sie die kleinste im Bunde der vier Charente-Maritime Inseln, aber gemessen an Charakter, Stimmung und Authentizität gehört sie zu den Größten. Das fängt schon mit dem Zugang an: Madame entscheidet, wann und wie der Besucher zu ihr darf! Den Zeitpunkt liefern die Gezeiten: Zu Fuß beispielsweise erlaubt sie nur bei Ebbe, dass man sich ihr nähert! Von Port-des-Barques aus führt dann die Passe aux Bœufs zum kapriziösen Inselchen. Schroffe Steilufer und Weideland, Austernbecken und Salinen, aufgereihte Carrelets (fest stehende Fisch- und Garnelenfangnetze) sorgen für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Ein großes Kreuz aus Kieselsteinen erinnert an 254 hier bestattete Priester, die 1794 in Gefangenschaft starben.

Ile d’AixIle Madame

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Royan

Bereits im 19. Jahrhundert zogen Royan und die Côte de Beauté die ersten Badegäste an. Neben einer erstaunlichen Architektur und den schönsten Stränden der Region gilt die lebendige Stadt an der Girondemündung heute immer noch als Inbegriff der Badekultur.

Eine Stadt – zwei GesichterWährend die Fischkutter vom morgendlichen Fang zurückkehren, macht nebenan im blauen Wasser der Marina eine Jacht nach der anderen die Leinen los. Mit der bereits hochstehenden Sonne kommen auch die ersten Badegäste in Shorts und Badeschlappen über die Uferpromenade, Sonnenschirm über der Schulter und Kühlbox in der Hand, die Kinder längst zum Strand der Grande Conche vorgerannt. Es dauert nicht lange, dann hat sich auf dem breiten Sandstreifen ein vergnügtes Treiben eingestellt. Unbeeindruckt von der Betriebsamkeit am Front de Mer distanziert sich der Rest der Stadt hinter einer riesigen Häuserfront. Einzig der Betonturm der Kirche Notre-Dame schaut über die Dächer herüber. So vielfältig wie das Erscheinungsbild von Royan sind auch die Meinungen über die Stadt mit den zwei Gesichtern. Doch das war nicht immer so.

Seebad der StarsAls die Pariser Haute-Volée gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt für sich entdeckte, war Royan als Seebad längst etabliert. Das milde und gesunde Klima sowie die schöne Lage an der Mündung der Gironde hatten seit Jahrzehnten erholungsuchende Städter aus Bordeaux an die Côte de Beauté gelockt. Innerhalb kürzester Zeit wurde Royan zum beliebtesten Badeort zwischen der Bretagne und den Pyrenäen. Spielhallen, Hotels und prächtige Villen wurden gebaut, alles was Rang und Namen hatte, gab sich hier ein Stelldichein. Sarah Bernhardt spielte „L’Aiglon“ im gerade neu gebauten Casino Municipal, Sacha Guitry wohnte in der Villa Rose Rouge; später fotografierte Lartigue die damaligen Stars am Strand, und Picasso malte „Le Café des Bains“ für die Nachwelt.Doch von den mondänen Villen und Hotels der Belle Epoque haben nur wenige den letzten Krieg überdauert. Dem Bombenhagel der Alliierten fiel rund 85 Prozent von Royan zum Opfer. Unter den Trümmern wurde auch der Geist der Années Folles der zwanziger Jahre begraben.

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Die Schule von RoyanDie Stadt war derart zerstört, dass sie fast komplett neu gebaut werden musste.Beeinflusst von den Ideen zeitgenössischer Gestalter wie Le Corbusier oder Niemeyer schufen die beauftragten Architekten unter der Leitung von Claude Ferret ein neues, überraschendes Royan. Klare Linien, einfache Formen, funktionale Bauweise und der moderne Werkstoff Beton waren die Elemente der Ecole de Royan. So entstanden erstaunliche Bauwerke wie die neue Markthalle mit ihrem muschelförmigen Kuppeldach oder der Pfahlbau des Kongresspalastes, der über dem Boden zu schweben scheint. Das Wahrzeichen der neuen Stadt allerdings ist unbestreitbar die Kirche Notre-Dame mit ihrem 65 Meter hohen halbrunden Kirchturm aus Stahlbeton. Kunstwerk oder Betonungetüm? Fünfzig Jahre nach ihrer Weihe scheiden sich die Geister noch immer.

maritime und Eleganz

Trotz allem ist Royan eines der attraktivsten Seebäder der Atlantikküste geblieben. Die einzigartige Lage im Schutze der Girondemündung, der fast drei Kilometer lange, feine Sandstrand der Grande Conche mit seinen typischen blauweißen Strandzelten und das umfangreiche Freizeit- und Kulturangebot suchen ihresgleichen. Am Boulevard du Front de Mer lässt es sich herrlich flanieren, während die Vergnügungsmeile zwischen Hafen und Strand Les Voutes du Port mit Restaurants,

Straßencafés und Boutiquen zum Genießen einlädt. Konzerte, Musikfestivals oder Open-Air-Vorführungen sind hier in der Saison an der Tagesordnung.

Wen die hektische Betriebsamkeit der Grande Conche zu sehr belastet, der kann auf vier kleinere Strände ausweichen. Im Viertel Pontaillac beispielsweise können Nostalgiker vor der mondänen Kulisse von Belle-Epoque-Villen in aller Ruhe ihr Seebad genießen.

Feiner Sand und blauweiße Strandzelte

Eine Frage des StilsAm Front de Mer ist es mittlerweile ruhig geworden. Fischerboote und Jachten liegen vor Anker, einzig das Klirren der Takelagen und das Schreien der Möwen ist zu hören. Vorhin, beim Spaziergang im letzten Sonnenlicht zwischen historischen Villen und Kreationen der 1950er Jahre, wurde auf einmal alles klar: In Royan das klassische Seebad von einst zu suchen wäre vergeblich. Dennoch ist die Stadt an der Girondemündung kein x-beliebiges Strandparadies der Moderne: Royan hat seine besondere Geschichte in einen ganz eigenen Stil umgesetzt, der Platz für beide Welten bietet.

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Côte de Beauté, Grande Côte, Côte Sauvage…

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Wer sich ein besseres Bild vom Royan der Belle Époque machen möchte, sollte sich im nördlichen Verlauf der Côte de Beauté in Saint-Palais-sur-Mer umsehen. Der kleine Strand wird von eleganten Villen eingerahmt, weitere Prachtbauten liegen verstreut in den Pinien- und Kiefernwäldern in Meeresnähe. Von hier aus sind es nur noch ein paar Kilometer zum Ferienort La Palmyre an der wunderschönen Bucht von Bonne Anse. Weit berühmter als der Ort selbst ist der in einem Wald angelegte Zoo de la Palmyre.Natur pur, heißt es auf dem danach folgenden Küstenabschnitt der Côte Sauvage. Ein waldgesäumter Dünenstreifen, keine einzige Ortschaft – dafür ein einziger, zwanzig Kilometer langer Strand! Ein Traum für Naturliebhaber, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Nördlich von Royan liegt Mornac-sur-Seudre, ein weiteres der schönsten Dörfer Frankreichs. Zahlreiche Kunsthandwerker haben sich hier in den ehemaligen Fischerhäuschen niedergelassen. Vom pittoresken Hafen aus lässt sich die verwunschene Wasserwelt der Marais de Seudre bestens erkunden. Entweder zu Fuß auf ausgewiesenen Pfaden entlang der Dämme oder vom Wasser aus in Flachkähnen unter fachkundiger Leitung. Dass Mornac der zweitgrößte Austernzuchthafen der Girondemündung ist, erfährt man spätestens abends beim Blick auf die Menükarte im Restaurant.

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Der größte Mündungstrichter Europas hat außer Badespaß noch eine Menge zu bieten.Der Phare de Cordouan ist der dienstälteste Leuchtturm Frankreichs und liegt einsam inmitten der Mündung, nur elf Kilometer südwestlich von Royan. Bootstouren und Besichtigungen werden vom Hafen von Royan aus organisiert.An gleicher Stelle kann man auch die Überfahrt zum anderen Ufer der Gironde buchen (kann mit Cordouan kombiniert werden). Gerade mal 30 Minuten dauert die

Fahrt zur Pointe de la Grave. Dort stehen die legendären Weinbaugebiete des Médoc auf dem Programm, aber auch die wunderschönen Strände bei Le Verdon-sur-Mer.Nur etwa 15 Km südöstlich von Royan liegt die nächste Sehenswürdigkeit: die Kirche von Talmont-sur-Gironde. Seit dem 12. Jahrhundert thront die romanische Kirche Sainte-Radegonde in exponierter Lage auf den Klippen der Girondemündung wie ein Bollwerk gegen die Naturgewalten. Das malerische Fischerdorf nebenan gehört zum erlesenen Kreis der „Hundert schönsten Dörfer Frankreichs“.

…und Mündungsgebiet der Gironde

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Cognac - Charente Tal

Cognac&

Pineau des Charentes

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Pineau des Charentes, wie es der Zufall willPineau, so sagt man, sei nicht nur den Reben zu verdanken, sondern auch dem Zufall: ein Waldarbeiter hatte irrtümlicherweise Traubensaft in ein Cognac-Fass gegossen – und das Ganze vergessen. Nach zwölf Monaten war der Pineau geboren.

Wann und wie werden Cognac oder Pineau genossen?Pineau davor, Cognac danach: das war lange die Regel. Auch das Cliché des Gentlemans mit dem Cognacschwenker in einer Hand und der Zigarre in der anderen, gemütlich im Chesterfield-Sessel hat immer noch seine Anhänger. Doch die Gewohnheiten haben sich geändert. Heute gibt es zum Beispiel auch Cognac als Cocktail oder Aperitif vor dem Essen und Pineau zur Nachspeise. Sogar die Rap- und Hip-Hop-Szene hat aus Cognac ein neues Kultgetränk gemacht, allerdings unter den Namen Henny (von Hennessy) oder Yak (von Cognac)!

Cognac-Reben aus der ChampagneEs sind die Kalkböden der Grande- und Petite Champagne unmittelbar bei Cognac, die zusammen mit den klimatischen Verhältnissen ideale Bedingungen für das Gedeihen der Rebsorte Ugni blanc ergeben: Sie kommen zu 90 Prozent für die Cognac Herstellung in Frage. Danach wird der nur grob gepresste Wein mit seinem Bodensatz destilliert. Zuweilen kommt noch die uralte Brennblase aus gehämmertem Kupfer mit Ziegelsteinaufbau – der berühmte Alambic charentais – zum Einsatz: In zwei langsamen Brenngängen wird destilliert, bis der edle Tropfen erstmals fließt. Noch fehlt es diesem maximal 72-prozentigen Branntwein an Substanz, Aroma, Farbe und Bukett, um sich Cognac nennen zu dürfen. Dazu bedarf es einer mindestens zweijährigen Lagerung im eigens in Handarbeit hergestellten Eichenfass. Doch Zeit allein genügt nicht, um einen hochwertigen, charaktervollen und zugleich liebenswürdig mundenden Drei-Sterne-Cognac (oder VS = Very Special), einen VSOP (Very Superior Old Pale) oder gar einen XO (eXtra Old oder Napoleon oder Hors d’Âge) zu schaffen: die Magie der Verschnitte und Vermählungen von verschiedenen Branntweinlagen unterschiedlichen Alters liegt in Gaumen, Augen, Nase und nicht zuletzt im überlieferten Wissen des Maître de chai, des Kellermeisters.

In Cognac, Jarnac oder Rouillac bieten die großen Kellereien Camus,

Hennessy, Martel, Otard, Renault-Bisquit, Rémy-Martin, Courvoisier

geführte Besichtigungen an mit Erklärungen zur Cognac-Herstellung.

Die großen Cognac-Kellereien

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Cognac - Charente Tal

Städte im Tal der Charente

Jarnac, die Stadt am Fluss CharenteWie bei keiner anderen Stadt im Tal der Charente ist die Geschichte Jarnacs mit dem Fluss verbunden.Jahrhundertelang war sie ein wichtiger Umschlagplatz für Salz und Wein – und später für Branntwein. Ähnlich wie in Cognac haben sich Brennereien hier niedergelassen und ihre Lagerkeller in Ufernähe gebaut. Wunderschön erhaltene Herrenhäuser entlang der Charente zeugen vom Wohlstand der Stadt. Heute steht der Fluss wieder im Mittelpunkt: beim Flusstourismus und anderen Wasseraktivitäten auf der Charente spielt Jarnac eine zentrale Rolle.Frankreichs ehemaliger Präsident Mitterrand hat seiner Geburtsstadt alle Staatsgeschenke vermacht, die er während seiner zwei Amtszeiten bekommen hat: in der Donation François-Mitterrand können die Exponate besichtigt werden.

Die Heimat des weltbekannten Weinbrands bietet neben der Besichtigung der großen Cognac-Häuser auch andere Sehenswürdigkeiten. Hier an den Ufern der Charente legten früher die Lastkähne an, die den kostbaren Cognac zur Flussmündung transportierten. Vom Fluss aus fällt sofort das Monumentaltor Porte St-Jacques aus dem 15. Jahrhundert auf. Dahinter erstreckt sich das mittelalterliche Vieux Cognac mit seinen gepflasterten Gassen bis hinauf zur romanischen Kirche Église St-Léger.Schon beim Bummeln durch die Stadt fällt der schwarze Pilzbefall auf den Gebäuden auf: Er stammt von der unvermeidlichen Verdunstung während des Herstellungsprozesses des Cognacs (ca. 3% oder 20 Mio. Flaschen im

Jahr!). Dieser Part des Anges oder Engelsanteil ist auch verantwortlich für den ganz eigenen Duft, der die Stadt parfümiert!Die meisten der hier niedergelassenen Cognac-Häuser bieten Führungen mit Kostproben an. Wer den Besuch der Weinkeller mit Kulturerbe und Geschichte kombinieren möchte, ist im Maison Otard am richtigen Platz. Denn der Firmensitz des Traditionsunternehmens ist nichts anderes als das Schloss der Valois, in dem der spätere König Franz I. geboren wurde!Mehr zur lokalen Geschichte und Volkskunde zeigt das Musée d’Art et d’Histoire.Im Musée des Arts du Cognac erfährt man alles Wissenswertes über Herstellung, Handel und Vermarktung des Cognacs.

Cognac die Heimat des Göttertranks

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Nicht nur das außerordentlich reiche Kulturerbe, das Saintes zu bieten hat, sondern auch die wunderschöne Lage am Fluss und die gemütliche Atmosphäre der Innenstadt machen den Aufenthalt in der Hauptstadt der Saintonge zu einem besonderen Erlebnis.Saintes war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Aquitanien und hat aus seiner zweitausendjährigen Geschichte viele Relikte bewahrt.Das fängt gleich bei der Ankunft am Charente-Ufer an: dort steht der beeindruckende Germanicus-Bogen aus dem Jahr 20 n. Chr. Er diente seinerzeit als Stadttor und Votivbogen und stand auf einer Brücke. Gleich daneben zeigt das Musée Archéologique weitere Fundstücke aus der gleichen Epoche. Die römische Siedlung Mediolanum Santonum (abgeleitet von den Santonen, einem

gallischen Stamm) hatte damals schon 15000 Einwohner: Genauso viele Zuschauer fasste auch das eindrucksvolle Amphitheater. Seine stattliche Größe – mit 126 Metern eines der größten und besterhaltenen auf gallischem Boden – gibt Aufschluss über die Bedeutung von Saintes in der Antike. Heute geht es hier viel friedvoller zu, denn die Arenen dienen u.a. als Austragungsort des jährlich stattfindenden Folklorefestivals. Nur ein paar hundert Meter weiter gelangt man zur romanischen Église St-Eutrope auf einer Anhöhe. Die von Papst Urban II. 1096 geweihte Benediktinerkirche beherbergt eigentlich zwei übereinander liegende Chöre und ein gemeinsames Schiff: oben gingen die Bevölkerung und die Mönche zum Gottesdienst, während die Unterkirche für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela zur Verfügung stand.

Wie viele sakrale Gebäude in Frankreich wurde auch das Benediktinerkonvent Abbaye-aux-Dames durch die Wirren der Geschichte stark in Mitleidenschaft gezogen. Während der Revolution diente es als Gefängnis, später als Kaserne; schließlich wurden mehrere Konventgebäude zerstört. Doch die Kirche ist geblieben und mit ihr eines der eindrucksvollsten Beispiele romanischer Baukunst in der Saintonge. Allein die kunstvoll gearbeitete zweigeschossige Fassade mit dem überaus reich geschmückten Mittelportal ist einen Besuch wert. Vor der ehemaligen Cathédrale St-Pierre ist der Architekturliebhaber etwas perplex: Der Sakralbau hat alle Merkmale der Gotik – eine Seltenheit in der Saintonge – bis auf die Kuppel im südlichen Querhaus, die auf eine ältere romanische Kirche schließen lässt.

Nicht nur Saintes weist viele romanische Gebäude auf. Auf Grund der frühen Christianisierung der Region bekam nahezu jedes Dorf in der Saintonge eine Kirche, und die wurde im Stil der Zeit – dem romanischen – erbaut. Allein in der näheren Umgebung von Saintes gibt es zweihundert davon, etliche säumen den Pilgerweg nach Santiago de Compostela wie Saint-

Pierre d‘Aulnay. Bei Weitem nicht alle können vorgestellt werden: hier ein paar Anregungen als Tages- oder Halbtagsausflug.Notre-Dame de Rioux gehört genauso ins Programm wie die Église St-Trojan von Rétaud, beide südwestlich von Saintes. Ganz

in der Nähe liegt die kleine Ortschaft Thaims: auch hier lohnt der Besuch der schlichten Kirche, die auf den Grundmauern einer römischen Villa steht. Die Église de Corme-Royal gehörte zur Abtei Abbaye-aux-Dames und liegt zwischen Sablonceaux (Abtei) und Nieul-lès-Saintes (Burg), beides Orte, die auch

eine romanische Kirche haben.

Saintes, römisch, romanisch und rundum lebendig

Romanische Kirchen in der Saintonge

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Schon immer war die Charente der wichtigste Transportweg zwischen Angoulême und dem Atlantik. Heute ist eine Fahrt auf dem Fluss die schönste Art, die abwechslungsreiche Landschaft und das Kulturerbe im Tal der Charente zu entdecken.

Der gemütliche Fluss Charente

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Revier für FreizeitkapitäneNoch einen Tick mehr nach links, perfekt! Unser Hausboot schmiegt sich sanft an die Anlegestelle in Bourg-Charente. Schnell werden die Leinen um die Poller gelegt: Fertig ist unser Schlafplatz für die Nacht! Doch bevor es soweit ist, schwingen wir uns auf die mitgebrachten Räder und gehen auf Erkundungstour.Steil führt der Weg vom Anlegeplatz hinauf zu den Weinfeldern, bis wir oben bei La Grange du Bois den idealen Aussichtspunkt erreicht haben. Von hier ist der Blick über das Tal der Charente einfach überwältigend! Seit jeher ist der Fluss die Verkehrsader zwischen Hinterland und Küste. Im Mittelalter brachten Frachtschiffe Wein, Brandwein, Salz und Steine stromab- oder -aufwärts. Später

war es der Cognac, der nach Rochefort und von dort auf seetaugliche Schiffe verladen wurde. Auf seinem 170 Kilometer langen schiffbaren Teil ist der friedliche Fluss heute fast ausschließlich zum Revier für Freizeitkapitäne geworden.

Leinen los!Angefangen hat unsere Reise in Jarnac. Nach einer kurzen Einführung in die Kunst der Navigation gibt uns Monsieur Olivier von der Reederei grünes Licht: “Unsere Boote lassen sich wie Kinderspielzeuge steuern – sie sind nur etwas größer“, meint er mit einem Augenzwinkern beim Abschied und macht die Leinen los! Ein leichter Druck auf den Gashebel, ein kleiner Zug am Steuer, und schon dreht sich der Bug

unserer Pénichette zur Flussmitte hin. Jarnac ist wie geschaffen für Anfänger wie uns: der Fluss ist breit und still, das wirkt beruhigend und lässt Zeit, die schönen Herrenhäuser an den Ufern zu bewundern.

Wir entscheiden uns, stromabwärts zu fahren, denn gestern haben wir schon den oberen Teil der Charente per Fahrrad erforscht. Das Schifferdorf St-Simon mit seiner jahrhundertealten Tradition der Kalfaterer und die Abtei von Bassac mit ihrer beeindruckenden romanischen Fassade standen zuerst auf dem Programm. Die traumhafte Lage von St-Simieux mit seinen historischen Wassermühlen war das nächste Highlight. Und bei Châteauneuf-sur-Charente gab es endlich das lang ersehnte Déjeuner auf einer Terrasse mit Blick auf den Fluss!

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Cognac - Charente Tal

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Saintes

Jarnac

Cognac

Saint-Savinien

Rochefort

Angoulême

S

Ro

Chaniers

Bassac

S

Port d’Envaux

Jarna

Océan Atlantique

Balsam für die SeeleDoch zurück zu Bourg-Charente. Nach unserem Ausflug in die Weinberge bleibt noch genügend Zeit um der romanischen Kirche einen Besuch abzustatten – das Schloss aus dem 16. Jh. auf der anderen Flussseite kann leider nur von außen bewundert werden. Wir heben uns das Sterne-Restaurant La Ribaudière (direkt am Fluss) für ein andermal auf und dinieren an Bord mit köstlichen Erzeugnissen aus der Region – ganz romantisch vor der magischen Kulisse der Charente im letzten Abendlicht.Vorbei an reizenden Maisons Charentaises und Renaissance-Schlössern geht die Fahrt am nächsten Morgen weiter. Weinberge reihen sich aneinander soweit das Auge reicht, nur ab und zu unterbrochen durch Wiesen und Wälder. Hier und da sieht man in der Ferne ein Gehöft oder ein verschlafenes Dorf auf einer Anhöhe. Die Zeit scheint still zu stehen. Unser schwimmendes Haus schwebt inmitten dieser sanften Hügellandschaft, und der träge vor sich hin fließende Fluss verbietet jede Hektik: Balsam für die Seele.Das ändert sich schlagartig, sobald wir uns einer Schleuse nähern: dann herrscht an Bord Alarmstufe Rot! Denn die meisten der 21 Schleusen sind unbemannt und müssen dementsprechend selbst – sprich manuell – bedient werden. Spannung pur! Das Ein- und Ausfahren verlangt ein wenig Fingerspitzengefühl, aber spätestens nach dem zweiten Versuch hat man den Dreh raus! Die Schleusen sind immer willkommene Unterbrechungen: beim Kurbeln an den Toren kommt man schnell ins Gespräch mit Reisenden auf anderen Booten oder mit den Dorfbewohnern.

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Goldene Weinberge und GöttertrankGoldgelb und Rostbraun sind die dominanten Farben der Umgebung, die Weinberge beherrschen immer mehr die Landschaft: kein Wunder, denn wir nähern uns nun Cognac, der Hochburg des hochprozentigen Liqueur des Dieux um es mit Victor Hugo zu halten!Hier bietet sich ein längerer Aufenthalt an: schließlich wollen wir einige der berühmten Cognac-Häuser besichtigen und natürlich das Schloss in dem König Franz I. geboren wurde. Zudem soll es im benachbarten Segonzac neben der romanischen Kirche eine Spirituosen-Universität geben: wir sind gespannt, was es da zu lernen gibt!

Galloromanisches KulturerbeTags darauf nehmen wir das letzte Teilstück unserer Reise in Angriff.Die Charente windet sich hier in kilometerlangen Mäandern durch das nun weitläufige Tal. Bäume säumen die Ufer, lassen den Blick frei auf alte Mühlen und Herrenhäuser. Dann taucht Saintes auf, mit seinem galloromanischen Kulturerbe: das wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Die Anlegestelle liegt ideal im Herzen der Stadt vor dem Germanicus-Bogen, dort wo einst die Gabarres, die Lastkähne der Charente, ihre wertvolle Fracht löschten. Auch wir gehen an Land, nutzen den Aufenthalt in der Hauptstadt der Saintonge auch, um die Umgebung zu erkunden. Die Schlösser von Taillebourg und Crazannes stehen auf der Tagesordnung sowie einige der romanischen Schätze der Region.

Noch ein paar Kilometer weiter hat sich der Charakter des Flusses wieder geändert: der maritime Einfluss wird spürbar. In St-Savinien bei der letzten Schleuse vor der Mündung machen sich gar die Gezeiten bemerkbar.

Auf zu neuen UfernWir sind am Ende unserer Flussreise angekommen. Ein bisschen wehmütig verlassen wir unser schwimmendes Zuhause – aber freuen uns schon auf die nächste Reise: die fängt nämlich direkt bei der Mündung an und geht mit der Fähre von Fouras auf die bezaubernde Insel Aix!

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Marais Poitevin

Das Marais Poitevin Frankreichs schönster Irrgarten

Wasser, Moore und saftiges Grün. Das Marais poitevin nördlich von La Rochelle ist das zweitgrößte Feuchtgebiet Frankreichs und wartet auf mit einem faszinierenden Labyrinth aus Wasserarmen, die man im Kahn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreifen kann.

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Mit schwarzen Kähnen ins „grüne Venedig“Wir lassen den Wagen am Parkplatz im malerischen Dorf Coulon stehen, denn von jetzt an benötigen wir ein ganz anderes Fortbewegungsmittel: in Reih und Glied liegen unsere Ausflugsboote unten am Flussufer schon bereit. Wie ein Gondoliere am Heck stehend, stößt Aurélien unsere plate – so heißen die flachen, schwarzen Kähne hier – vom Ufer los und manövriert uns geschickt ins Herz des Marais poitevin, einer der sonderbarsten Marschlandschaften Frankreichs.

Schippern unterm riesigen BlätterdachVorbei an zahllosen Kanälen – je nach Größe werden sie contrebots, chenaux, rigoles oder conches genannt – schippern wir weiter in die Sumpflandschaft, bis keiner mehr so recht die Richtung zu deuten weiß, aus der

wir gekommen sind. Pappeln, Eschen und Kopfweiden verflechten sich über uns zu einem riesigen Blätterdach. Die verwunschene Landschaft ist überall gleich grün und üppig, die Wasserwege sehen sich zum verwechseln ähnlich. Dicht bewachsene Ufersäume geben zuweilen den Blick frei auf satte Weiden, hier communaux genannt, wo braune und beige Rinder im Streulicht grasen.

Piktonen und MarschlandexpertenAls Auréliens Namensvetter und römischer Kaiser um 273 n. Chr. seine Legionen nach Gallien schickte, um es zu unterwerfen, hieß es hier noch „Land unter“. Denn das große Sumpfgebiet des Golfe des Pictons – genannt nach den dort beheimateten Galliern – wurde immer noch regelmäßig vom Meer überschwemmt. Im Mittelalter machten die Nachfahren jener Piktonen aus der Not eine Tugend: Dank Trockenlegung durch Eindeichen

und dem Anlegen von Kanälen, gewann man Parzellen für Viehaltung und Landbau. Den alteingesessenen und einflussreichen Klöstern (Maillezais, Nieul, St-Michel-en-l’Herm, St-Maixent...) ist es zu verdanken, dass diese harte Arbeit systematisch vonstatten ging. Das heutige Erscheinungsbild allerdings ist niederländischen Marschlandexperten zu verdanken, die König Heinrich IV. kommen ließ.

Soweit die prosaische Entstehungsgeschichte des Moors. Hätte man Rabelais, dem großen Gelehrten, Schriftsteller, Arzt und Kritiker des 16. Jahrhunderts die Frage gestellt, so wäre die Antwort anders ausgefallen: Er schreibt nämlich die Entstehung der Wasserwege des Marais einem dringenden Bedürfnis Gargantuas zu, einer der Hauptfiguren seines umfangreichen Romanzyklus. Eigentlich muss Rabelais es ja am besten wissen, da er von 1523 bis 1526 in der Abtei von Maillezais verweilte.

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Marais Poitevin

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Froschpastete, angélique und die gute Fee Melusine

Abends bei Froschpastete und angélique lauschen wir ein letztes Mal den tausend Geräuschen des Marais, denn unser Wirt hat die Tafel in geringem Abstand zum Kanal gedeckt. Als das Gespräch nach dem Digestif auf die Entstehung des Marais kommt, werden die Maraîchins unter uns zunehmend gesprächiger. Dann nimmt die sagenumwobene Landschaft fantasievolle Formen an, vom Riesen Pantagruel ist die Rede und von Gargantua, seinem Vater. Zu guter Letzt ist es uns auf dem Heimweg zum Hotel so, als würde die gute Fee Melusine hinter jedem Busch, jeder Hausecke auf uns lauern.

Frankreich feiert gern seine Helden, aber vernachlässigt seine Mythen, meinten unsere Gastgeber. Einige kann man allerdings noch aufspüren, zum Beispiel im zeitlos schönen Marais poitevin.

Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass der vom Aussterben bedrohte Fischotter hier wieder heimisch geworden ist. Auf seiner Nahrungssuche trifft er auf besondere Leckerbissen wie Plötze, Aale, Karpfen, Schleie, Zander und sogar Süßwasserkrebse oder Frösche stehen auf der Speisekarte. Die günstigen Bedingungen kommen überhaupt zahlreichen Tier- und Pflanzenarten im Schutzgebiet Parc Interregional du Marais Poitevin entgegen. So ist es nicht selten, dass man während der Fahrten im Marais auf Schwäne, Brachvögel, Sumpfschnepfen, Graureiher oder Regenpfeifer trifft.

Auch für viele Pflanzen bildet die Wasserlandschaft die Lebensgrundlage: allen voran die angélique (Engelswurz), die als Süßigkeit und sogar als wundersames Heilmittel zelebriert wird. Doch auch Schwertlilien, Seerosen und Schilf gedeihen mit Vorliebe im feuchten Boden oder gar im Wasser. Zahllose Wasserlinsen breiten im Sommer einen smaragdgrünen Teppich an der Wasseroberfläche aus und bringen eine weitere Nuance in den Malkasten der Marschlandschaft. Übrigens: ihnen ist es zu danken, dass man im Marais von Mückenstichen verschont bleibt!

Augen schließen und einfach genießenWie lange treiben wir nun schon in dieser unwirklichen, ja magischen Umgebung? Keiner vermag es so richtig zu sagen. Manchmal schließt man kurz die Augen und lässt sich wiegen, begleitet vom Plätschern der pigouille (Stake), und öffnet die Augen nur, um verwundert festzustellen, dass das Ganze kein Traum ist. Das grüne Dach über dem Kanal lichtet sich, ein paar Häuser erscheinen wie aus dem Nichts: die Ortschaft Arçais liegt idyllisch an einer Biegung des Kanals. Die angenehme Abwechslung hat die Sinne wieder geschärft und uns neugierig gemacht: Wieso es denn keine Stechmücken gebe, und warum das Wasser so erstaunlich klar sei, wollen wir wissen. Die verzweigten Kanäle, so Aurélien, stünden alle in Verbindung mit den natürlichen Läufen der Sèvre Niortaise und der Autise. Dadurch bleibt das Wasser stets in Bewegung.

Plötze, Karpfen, Zander und Frösche

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Mit dem Fahrrad durch das Marais

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Die Gastronomie im Marais

GaumenfreudenJede Region Frankreichs hat seine kulinarische Spezialität: Das Marais Poitevin hat mindestens vier!Die Mönche waren es, die die Angélique (Engelswurz) im Mittelalter eingeführt haben; allerdings wurde sie damals als Medizin gegen die Pestepidemien eingesetzt! Heute ist der Verzehr der grünen Pflanze Anlass zur Freude, denn sie wird als Likör, Marmelade, Süßigkeit oder Geliermittel genossen.

Im den feuchten, dunklen Böden des Marais mouillé gedeihen die Mojettes (weißen Bohnen) prächtig. Sowohl frisch nach der Ernte als auch im konservierten Zustand, ist ihr Genuss eine wahre Gaumenfreude. So sehr, dass ihr Ruf mittlerweile weit über die Landesgrenzen reicht. Die Traditionsspeise der Moorbewohner kann man ganz unterschiedlich anrichten, zum Beispiel als „Mojettes à la Maraîchine“ mit Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Kräutern...Un vrai régal!

Das kommt ganz besonders dem Farci Poitevin zugute, einer Art großem Krautwickel mit verschiedenen grünen Kohl- und Gemüsesorten, Kräutern, Zwiebeln, Quark, Crème fraîche, nach Belieben mit oder ohne Speckwürfel... dazu ein Glas Weißwein aus dem Haut-Poitou: einfach köstlich!

Eine lohnende Alternative – oder Ergänzung – zum Kahn bietet die Entdeckung des Moorgebiets mit dem Fahrrad. 800 Kilometer Radwege durchziehen das Moorgebiet zwischen Niort im Osten und der Bucht von Aiguillon an der Westküste. Eine ganz neue Perspektive auf die vernetzte Wasserwelt bekommt man vom Deich oder Treidelweg aus. Beschilderte

Routen, kaum Steigungen und wenig Verkehr auf den kleinen Landstraßen bieten ideale Bedingungen für Radler. Auch themenbezogene Rundfahrten lassen sich zusammenstellen: dazu bieten Verkehrsämter und Fahrradvermieter entsprechende Broschüren an.

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Marais Poitevin

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Zwischen Meer und Moor

Marans Es ist das Tor zum geheimnisvollen Moorgebiet Marais-Poitevin. Marans liegt idyllisch an der Mündung der Sèvre-Niortaise und vereint somit Binnenschifffahrt und Seefahrt. Die kleine Marina im Ortskern kann bis zu 180 Freizeitboote empfangen. Noch eine weitere Spezialität hat Marans aufzuweisen: die preisgekrönten Hühner von Marans sind als kulinarische Leckerbissen weit über die Region bekannt.

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”Die Menschen im Marais halten es genauso wie die Pflanzen”, klärt Aurélien uns auf,”sie leben mit den Füßen im Wasser und dem Kopf an der Sonne”. Die Verbundenheit des maraîchins mit seinem Biotop beruht tatsächlich auf einer zwiespältigen Beziehung: Ein Spannungsfeld zwischen Faszination für seine Umwelt und ausgeprägtem Eigensinn, indem er seit jeher alles daran setzt, dieses brache Sumpfgebiet urbar zu machen.

Der Besucher findet heute noch Spuren dieser Eigenschaften in den Ortschaften mit ihren niedrigen, kalkverputzten, wunderbar in die Landschaft integrierten Maraishäusern.

Das typische Bauernhaus steht mit der Vorderfront im Trockenen, sprich auf dem Deich oder der Insel, und mit dem Hintereingang auf Kanalebene, dort wo sich des Bauers cale befindet, ein privater kleiner Anlegeplatz, den

er mit seinem Kahn anläuft. Diese äußerst strategische Lage erlaubt ihm, in jeder Situation – ob auf dem Wasserweg oder über Land – sich in Sicherheit zu bringen. Der Kahn ist ohnehin das Transportmittel par excellence: vom Viehtransport zu den Weideplätzen bis hin zum Kindertransport zur Schule wird so gut wie alles über den Wasserweg befördert, denn etliche Bereiche des Marais mouillé sind auch heute noch ausschließlich über Kanäle zu erreichen.

Zwei Landschaften und ein Moor„Marais désséché“ und „Marais mouillé“Der Besucher findet heute im Marais poitevin zweierlei Landschaften vor: Das Marais desséché (die trockene Marsch) mit weitläufigen Anbaugebieten aus schwarzer, tonhaltiger Erde und das feuchte Marais mouillé im Landesinnern. Das Prinzip ist so einfach wie genial: das Feuchtgebiet wirkt im Winter wie ein Auffangbecken und hält das Wasser von dem Trockenmoor fern; im Sommer ist es genau

umgekehrt, dann versorgt das Feuchtmoor die trockenen Bereiche mit Flüssigkeit. Damit ist gewährleistet, dass das ganze Jahr ideale Bedingungen für die Landwirtschaft bestehen.Während der Ackerbau sich auf das Marais desséché beschränkt, stellen Gartenbau, Viehzucht und Holzwirtschaft die Haupttätigkeiten im Marais mouillé dar. Unter anderem werden hier die berühmten mogettes angebaut, jene köstlichen, weißen Bohnen, die weit über die Grenzen Frankreichs gastronomischen Ruhm erlangt haben.

Mit der Vorderfront im Trockenen

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Bunte SakralbautenAuf dem Vorplatz der Kirche am Place du Général-de-Gaulle herrscht trotz fortgeschrittener Stunde großes Gedränge. Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge: die eben noch dunkle Fassade der Église Notre-Dame-la-Grande erstrahlt in bunten Farben. Polychromie, so nennt sich das allabendliche Lichtspektakel, das während der Saison die Kirche in farbiges Licht taucht. „Sakrale Bauwerke waren im Mittelalter viel bunter als wir sie heute kennen“ erklärt unser Begleiter vom Fremdenverkehrsamt. Und an Bauwerken hat uns Poitiers, die Hauptstadt der Region Poitou-Charentes, aus ihrer 2000-jährigen Geschichte eine Menge zu bieten.

Stadt der 100 GlockentürmeBereits vor der römischen Besetzung war Limonum die Hauptstadt der gallischen Pictonen und entwickelte sich später zu einem wichtigen römischen Provinzzentrum. Aber es waren die frühe Bekehrung zum Christentum und die Rolle als religiöses Zentrum Galliens, die Poitiers den Beinamen „Stadt der 100 Glockentürme“ bescherten. Die Marienkirche Notre-Dame-la-Grande aus dem 12. Jh. ist zweifelsfrei die bemerkenswerteste unter ihnen und ein Meisterwerk der romanischen Kunst, auch ohne Lichtspektakel.Die reich verzierte Fassade liest sich wie eine riesige Bilderbibel. Ausdrucksvoll in Stein gehauene Skulpturen zeigen die wichtigsten Szenen des Christentums – von Adam und Eva über die Verkündung bis hin zum auferstandenen Christus am Giebel, um nur einige zu nennen.

2000 Jahre ereignisreiche Geschichte, romanische Schätze an jeder Straßenecke, die zweit-älteste Universität Frankreichs... Doch Poitiers hat nicht nur Superlative zu bieten: die Hauptstadt der Region Poitou-Charentes präsentiert sich heute als junge, lebendige und welt-offene Stadt mit reichem Kulturleben.

Poitiersromanische Stadt „par excellence“

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Nach Norden führt die gelbe Strecke vorbei am spätgotischen Stadtpalast Hôtel Fumé – heute eine Dependance der Universität – zur Kirche St-Jean-de-Montierneuf. Wer sich für die etwas längere rote Route entscheidet, wird mit einem weiteren Höhepunkt der Romanik belohnt: die Kirche St-Hilaire-le-Grand mit ihrem außergewöhnlichen siebenschiffigen Innenraum wurde sogar in die Liste des

Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.Wir folgen jedoch der blauen Route ins Bischofsviertel und zur monumentalen Kathedrale Saint-Pierre, dem ersten gotischen Bauwerk der Stadt. Weitaus kleiner aber von großer Bedeutung ist das Baptisterium Saint-Jean, das älteste christliche Bauwerk Frankreichs aus dem 4. Jh. Nur ein paar Schritte entfernt beherbergt

das Musée Ste-Croix die archäologische Sammlung der Stadt und eine reichhaltige Gemäldesammlung sowie Skulpturen aus dem 19. Jh. Das Museumsgebäude aus den 1970er Jahren steht an der Stelle der ehemaligen Abtei Ste-Croix. Das Grabmal der Gründerin des Klosters, der Heiligen Radegunde aus Thüringen, befindet sich wenige Meter entfernt in der Kirche Ste-Radegonde.

Rot, blau oder gelbFarben zeigen den WegDer Vorplatz der Kirche ist auch gleichzeitig Ausgangspunkt von drei Routen, die zur Entdeckung verschiedener Stadtviertel mit ihren jeweiligen Schätzen führen. Drei farbige Markierungen auf dem Boden hat die Stadtverwaltung zur besseren Orientierung der Besucher auftragen lassen.

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Das Schloss der Grafen von PoitouDurch mittelalterliche Straßen mit Fachwerkhäusern geht die Entdeckungsreise weiter durch das ehemalige Händler- und Handwerkerviertel bis zum Justizpalast. Hier befand sich das Machtzentrum der mittelalterlichen Stadt. Leider ist vom einstigen Schloss der mächtigen Grafen von Poitou äußerlich wenig zu sehen. Bemerkenswert ist jedoch der 47 m lange große Saal aus der Zeit Eleonores von Aquitanien und man kann sich lebhaft vorstellen wie hier Audienzen gehalten und Urteile verkündet wurden. Hier wurde 1429 Jeanne d’Arc von einer Kommission der gerade gegründeten Universität verhört und für glaubhaft befunden.

Auf dem Vorplatz von Notre-Dame-la-Grande hat sich die Menge nach der Lichterschau zerstreut. Auch wir ziehen uns in ein Terrassencafé zurück, genießen die laue Abendluft und schmieden Pläne für weitere Entdeckungen in der Umgebung.

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FuturoscopeFaszination im Freizeitpark der Zukunft

Tanz mit den RoboternWie von Geisterhand geführt beginnt sich der Sitz zu bewegen. Musik setzt ein, die Bewegungen werden schneller, folgen dem Rhythmus. Der anfänglichen Anspannung der Sitzenden folgt bald Entspannung: der Rest ist Genuss pur! Doppelsitze auf Greifarmen von umgebauten Industrierobotern entführen die Besucher in ein Schwindel erregendes Ballett und bald gleicht die ganze Halle einem riesigen Tanzparkett der besonderen Art.Danse avec les Robots – so nennt sich die heiße Nummer in Halle Nr. 8 – ist nur eine von vielen Attraktionen im nur zehn Kilometer nördlich von Poitiers gelegenen Freizeitpark Futuroscope.

Sie haben gerade die Tour der romanischen Kirchen absolviert, Wandern ist für morgen angesagt, und die Kinder wollen heute lieber doch nicht ins Museum...Nur 10 Kilometer nördlich von Poitiers liegt die Lösung: Futuroscope nennt sich der Freizeitpark der seit 1987 Kleine und Große gleichermaßen fasziniert.

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Der über 70 ha große Park wurde 1987 vom Architekten Denis Laming geschaffen und hat seitdem über 37 Millionen Besucher aus aller Welt zum Lachen, Schreien, Fliegen und zum virtuellen Fallen gebracht.

Die Thematik des futuristisch anmutenden Parks sind neue Technologien in den Bereichen Multimedia, synthetische Bilder und Kommunikation. So können Besucher etwa im fantastischen „Meer der Welten“ auf einer 900 m2 großen Leinwand in 3D baden, die Mondlandung aus der Sicht von drei putzigen Fliegen erleben oder dem fabelhaften „Geheimnis des blauen Nils“

auf die Spur kommen. Auch Liebhaber der Astronomie kommen auf ihre Kosten: in der Vorführung Chocs cosmiques zum Beispiel werden kosmische Ereignisse und eine faszinierende Reise durch das Weltall auf einer 23 m breiten Kuppel hautnah dargestellt. Weitere Höhepunkte sind die atemberaubende Vorführung „Reisende des Himmels und der Meere“ auf zwei 700 m2 großen Leinwänden, eine über, die andere unter den Zuschauern. Oder das so genannte dynamische Kino, bei dem Zuschauer durch bewegliche Sessel ins Filmgeschehen integriert werden – so auch in den Beiträgen „Dynamisches Vienne“ oder „Das beste der Dynamik“.

Immer auf dem neuesten StandDas Programm wird regelmäßig auf den neuesten Stand der Technik gebracht, und aktuelle Kreationen finden hier ein dankbares Publikum. So befinden sich unter den Neuerungen für 2010 etwa der Comic „Arthur, das Abenteuer in 4D“ oder „Louisiana Blues“, ein mitreißender Ausflug ins sagenhafte Land der Bayous.

Lachen, schreien und genießen

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Weitere bewegte Bilder – zu viele, um sie hier vorzustellen – werden auf unterschiedlichste Weise dargestellt und dabei von der Architektur bewusst in Szene gesetzt. Die kugelförmige Cité du Numérique auf ihrem schrägen Glassockel oder das wie ein riesiger Bergkristall daherkommende Kinémax gehören zu den Wahrzeichen des Parks. Den besten Blick über die erstaunliche Anlage bekommt man von der Gyrotour, einer sich drehenden Panoramaplattform, die sich bis auf 45 m hochschraubt.Inmitten der fantastischen Bauwerke ist auch für das leibliche Wohl gesorgt: Restaurants, Cafés, Snackbars säumen das Areal. Kleinere Kinder finden im speziell für sie geschaffenen Bereich Le monde des enfants ein spannendes Angebot an Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten.In der Nähe des Parks befinden sich mehrere Hotels, ideal gelegen für Besucher des farbenfrohen Abendprogramms Spectacle nocturne am parkeigenen See.

Fantastische Architektur

Industrielle Technik der ZukunftDas Industriezentrum La Technopole du Futuroscope für Telekommunikation in den Bereichen Luftfahrttechnik, Biomechanik und weiteren Hochtechnologien hat sich im Zuge des Futuroscope-Parks hier angesiedelt. Mehr als 200 Forschern, 2000 Studenten und 6000 Angestellten bietet der Komplex Arbeits- und Ausbildungsplätze, Tendenz steigend.

PraktischesDer Freizeitpark Futuroscope liegt etwa 10 Km nördlich von Poitiers, gut zu erreichen über die Autobahn A10 Paris-Bordeaux, Ausfahrt „Futuroscope“. Des Weiteren verfügt der Park über einen eigenen TGV-Bahnhof, der es ermöglicht, den Park zu Fuß zu erreichen.

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Auf den Spuren der JakobspilgerIm 10. Jh. zogen Pilger aus ganz Europa auf vier Wegen durch Frankreich nach Spanien, zum Grab des hl. Jakobus. Die westlichste der vier Routen, die Via Turonensis, verläuft quer durch das heutige Poitou-Charentes über Poitiers, Melle, Aulnay, Saint-Jean d’Angély, Saintes und Pons. Entlang der Wege entstanden Kirchen, Klöster, Hospize und Städte. Künstler und Baumeister bedienten sich dem Stil der Zeit und dem Werkstoff der Region – dem Kalkstein, der die kühnsten Ornamente erlaubte: so kam die romanische Baukunst auch in die entlegensten Orte entlang der Pilgerroute. Seitdem die Via Turonensis zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, kennt die Pilgerbewegung einen neuen Aufschwung – und mit ihr die Juwelen der Romanik die ihren Weg säumen.

2010 ist heiliges JakobsjahrImmer wenn der 25. Juli – der Tag des heiligen Jakobus – auf einen Sonntag fällt, ist Jakobsjahr. Und da dies 2010 der Fall ist, gibt es Anlass zum Feiern. Vielerorts entlang der Jakobswege finden große und spannende Veranstaltungen statt. Ein Grund mehr, sich auf den Weg nach Poitou-Charentes zu machen!

die Hochburg der Romanik

Poitou-Charentes

In keiner anderen Region hat sich die romanische Kunst derart entfaltet wie in Poitou-Charentes, vor allem in der Architektur, der Wandmalerei und der Skulptur. Eine Vielzahl von Schätzen lädt den Besucher des 21. Jh. zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit ein.Einen entscheidenden Anteil an der Verbreitung dieses Stils hatten die Jakobus-Wallfahrten.

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Abteikirche von Saint-Savin-sur-GartempeEs handelt sich nicht um irgendeine weitere Sehenswürdigkeit, sondern um den Höhepunkt jeder Kulturreise in der Region: Umweit von Poitiers im malerischen Tal der Gartempe wartet die Abteikirche von St-Savin mit dem umfangreichsten und eindrucksvollsten Freskenzyklus Frankreichs auf.Bereits im 11. Jh. entstand die Abtei von St-Savin auf der Ruine einer älteren, dem Heiligen Savinius gewidmeten Kirche. Wie so oft im Westen Frankreichs wurde auch die Abtei zum Spielball zwischen den Kronen Frankreichs und Englands, bevor sie in den Wirren der Religionskriege weitere Schäden erlitt. Geblieben sind das Abteigebäude und die romanische Kirche – der schönste Blick auf das Areal bietet sich von der kleinen Gartenanlage am Ufer der Gartempe. Das eigentliche Prunkstück der Abtei jedoch befindet sich in ihrem Innern: Es grenzt an ein Wunder, dass die zum Kulturerbe der UNESCO zählenden Fresken ohne erheblichen Schaden die Jahrhunderte überlebt haben. Der Anblick der Malereien im Gewölbe der Kirche schlägt den Besucher gleich beim Eintritt in den Bann. Die einzigartige Mischung aus Temperamalerei und Fresken stellt biblische Szenen dar und gibt ihre Pracht am besten bei Sonnenschein wieder.

AulnayEin ganz besonderes Meisterwerk der Poitevinischen Romanik erwartet Kunst-Liebhaber in Aulnay: Direkt am Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegt die Kirche Saint-Pierre, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählt.

Faszinierendes Weltkulturerbe der Unesco

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Heritage - Unterkunft

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Kein Weg führt an Aubeterre-sur-Dronne vorbei. Dieser sehr südlich anmutende Ort zeigt schon beim Bummeln durch die pittoresken Gassen, dass er die Auszeichnung zu Recht verdient. Doch das Prunkstück ist zweifelsohne die einzigartige monolithische Kirche Saint-Jean.

Inmitten der verwunschenen Wasserwelt des Marais de Seudre liegt Mornac-sur-Seudre, der zweitgrößte Austernzuchthafen an der Girondemündung. In putzigen Fischerhäuschen arbeiten heute Kunsthandwerker, und vom pittoresken Hafen aus können faszinierende Entdeckungstouren ins Moor unternommen werden. Gemütliche Restaurants und Cafés säumen das halbrunde Hafenbecken von La Flotte-en-Ré oder Ars-en-Ré auf der gleichnamigen Insel. Weißgetünchte Häuser mit lindgrünen Fensterläden, blumengeschmückte

Gassen und der farbenfrohe Markt in der Ortsmitte setzen weitere Akzente.Mit seiner romanischen Kirche Sainte-Radegonde in exponierter Lage auf den Klippen der Girondemündung besitzt das hübsche Fischerdorf Talmont-sur-Gironde ein ganz besonderes Aushängeschild. Über den kleinen Seemannsfriedhof gelangt man zum Dorf mit seinen liebevoll gepflegten weißen Häuschen und den engen Gassen.

Der Anblick von Angles-sur-l’Anglin ist einfach grandios! Unter der eindrucksvollen Ruine einer mittelalterlichen Burg schmiegen sich die Häuser treppenartig an den Fels, bis hinunter zum Ufer des Anglin. Die prähistorischen Felszeichnungen am benachbarten Roc aux sorciers (Fels der Zauberer) zeigen, dass bereits vor 14000 Jahren der Cro-Magnon-Mensch die traumhafte Lage von Angles-sur-l’Anglin erkannt hatte!

Douce France Die schönsten Dörfer FrankreichsSpätestens beim Schild „Les plus beaux villages de France“ sollten Sie eine Pause einlegen! Das gilt natürlich für ganz Frankreich, aber ganz besonders für die Region Poitou-Charentes. Denn gleich fünf Ortschaften wurden hier für ihr außergewöhnliches Kulturerbe und Erscheinungsbild mit der begehrten Auszeichnung belohnt.

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Klein aber fein Charaktervolle Kleinstädte „Les petites cités de caractère“Ein außergewöhnliches Kulturerbe allein reicht nicht aus: Um in die Riege der petites cités de caractère zu gelangen, bedarf es weiterer Kriterien wie etwa einer geschichtsträchtigen Vergangenheit, einer homogenen Raumplanung und nicht zuletzt einer guten Portion Gastfreundschaft. Das Poitou-Charentes und ganz besonders die Gegend um das Marais Poitevin hat davon eine Menge zu bieten und zwar zu jeder Jahreszeit!Das Städtchen Melle hat gleich mehrere Glanzlichter aufzuweisen: gewaltige Festungsmauern, eine Markthalle im Pariser „Baltard“ Stil oder der Konzertpavillon im Jugendstil – ganz zu schweigen von der Kirche Saint-Pierre mit ihrem rätselhaften Reiterstandbild! Saint-Loup-sur-Thouet bietet eine Reihe prächtiger Fachwerkhäuser, während Celles-sur-Belle mit der großartigen Abbaye royale punktet und La Mothe Saint-Héray sogar eine Orangerie zu bieten hat!Im Herzen des Marais Poitevin liegt Arçais ganz idyllisch an einer Biegung des Kanals. Schwarze Kähne im grünen Wasser der

Anlegestelle warten nur darauf, Sie ins Grüne Venedig Frankreichs zu entführen. Das höchst interessante Museum la Maison du marais in Coulon ist im ältesten Haus der Ortschaft beheimatet und gibt Aufschluss

über die Entstehung des Marais. Romanische Fresken in der Kirche Saint-Gilles, eine Brücke aus dem 13. Jh. und die Ruine der mittelalterlichen Burg verbergen sich hinter den Schutzmauern von Argenton-les-Vallées.

Traditionshandwerk heute – Die S tickereitechnik der Jours d’AnglesWie so oft ist es der Zufall, dem ein außergewöhnliches Erzeugnis zu verdanken ist. Eine Näherin hatte aus Versehen einen Faden aus ihrem Stickwerk herausgezogen und versuchte mit weiteren Stichen den Schaden zu begrenzen. Und schon war die berühmte Stickereitechnik der Jours d’Angles entstanden, die der Stadt weltweiten Ruhm bescheren sollte. Die feinen Seiden-, Leinen- oder Baumwollstickereien mit den typischen durchbrochenen Motiven schmückten bis in die 1950er Jahre jede betuchte Tafel – vom Elysée Palast bis zum Luxusliner Normandie.

Heute wird die Tradition vom Verein Sauvegarde et rayonnement des jours d’Angles gepflegt und fortgesetzt. Erzeugnisse können im Ort selbst, im Maison des Jours d’Angles besichtigt und erworben werden.

Kunsthandwerk einst und heute

In der Region Poitou-Charentes hat der sprichwörtliche Schöpfergeist des Mittelalters die Zeit überdauert. Heute nutzen Handwerker das überlieferte Wissen und halten so die jahundertealte Traditionen

aufrecht. Das kommt vor allem den Besuchern zu Gute, die Bleiglaskünstlern, Steinmetzen, Goldschmieden, Keramikern, Tischlern und Goldstickern bei ihrer faszinierenden Arbeit über die Schulter schauen können.

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Heritage - Unterkunft

Angoulême Eindrucksvoll erhebt sich Angoulême über dem Tal der Charente und läßt schon von weitem erahnen, welche Kulturschätze sich hinter den gewaltigen Festungsmauern verbergen. Heute ist die Hauptstadt des Angoumois auch die französische Wiege des Comics.

Druck und PapierStrategisch ideal gelegen auf einem Bergrücken über dem Fluss, beherrscht Angoulême weite Teile des oberen Charente-Tals. Doch nicht nur die beeindruckende Lage macht die ehemalige Bischofsstadt zum besonderen Reiseziel: Die als Ville d’Art et d’Histoire ausgezeichnete Stadt kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken und bietet zahlreiche kunst- und kulturhistorische Schätze.Seitdem Mittelalter bescherte vor allem die florierende Papier- und Druckindustrie der Stadt Wohlstand und Ansehen in ganz Europa. Von den rund 100 Papiermühlen die einst die Ufer der Charente säumten sind heute noch zwei in Betrieb: Die Mühle von Fleurac stellen nach alten Verfahren besonders wertvolle Papiere her und können besichtigt werden.

Rundgang in der AltstadtVon den ehemals wirtschaftlichen Vierteln am Fluss führen schmale Straßen durch die lebhafte Unterstadt hinauf zur histori-schen Altstadt. Im Schutz der gewaltigen Festungsmauern präsentieren sich stattliche Renaissance-Häuser, zahlreiche Grünanlagen, belebte Plätze und beeindruckende Bauwerke. Vom ehemaligen Schloss der Grafen von Angoulême existiert allerdings nur noch ein imposanter Bergfried, um den herum im

19. Jh. das Hôtel de Ville errichtet wurde. Ein paar Straßenzüge weiter bieten die Markthallen, Les Halles, an sieben Tagen der Woche Köstlichkeiten aus der Region. Nach dem Besuch des Kunstmuseums Musée d’Angoulême im einstigen Bischofspalast (12. Jh.) bietet ein Spaziergang entlang des ehemaligen Festungswalls immer wieder spektakuläre Aussichten über das Charente-Tal. Nach kurzer Rast auf der Place Francis-Louvel mit ihren einladenden Straßencafés ist es an der Zeit, sich dem wichtigsten Bauwerk der Stadt zu widmen.

Ein Meisterwerk der RomanikDenn der Besuch der Kathedrale Saint-Pierre bildet den Höhepunkt jedes Rundgangs in Angoulême. Allein schon die romanische Fassade ist ein Meisterwerk französischer Bildhauerkunst, mit einem kaum zu übertreffenden Reichtum an Skulpturen.

Die Hauptstadt des ComicsUnten am Fluss, wo früher der wirtschaftliche Puls der Stadt schlug, ist seit einigen Jahrzehnten neues Leben eingekehrt: Die einstigen Industrie- und Arbeiterviertel Saint-Cybard und Houmeau sind heute zur Heimat einer ganz besonderen Kunstrichtung geworden, des Comics. So ist in den ehemaligen und großartig renovierten Lagerhallen „Les Chais“ seit 2009 das nationale Comiczentrum Centre National de la Bande Dessinée et de l’Image (CNBDI) eingezogen.Magelis nennt sich die übergeordnete Organisation der Bilderwelt von Angoulême. Sie umfasst das CNBDI, das Papiermuseum Le Nil sowie Ausbildungszentren, Hoch- und Fachhochschulen für Bildtechnologie. Jedes Jahr empfängt Angoulême Comicautoren und -liebhaber im Rahmen des weltbekannten Festival International de la Bande Dessinée.

Nirgendwo sonst liegen Kunst, Kultur und Geschichte so nahe beieinander. In der Region Poitou-Charentes wurden zahlreiche Gebiete und Landstriche als „Villes et Pays d’Art et d’Histoire“ (Orte der Kunst und Geschichte) ausgezeichnet.

Die Sprache der Steine Eine Reise durch die Zeitiititttttttttttttitttiiitit

Beim anschließenden Bummel durch die malerischen Gassen der

Altstadt sollte man öfter in die Höhe schauen:

22 überdimensionale Comic-Figuren von renommierten

Zeichnern prangen auf verschiedenen Hausfassaden.

Nicht ohne Grund: Angoulême ist heute die Hauptstadt des

Französischen Comics.

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Montmorillon und Pays du MontmorillonnaisIn einem einzigen Bogen überspannt die gotische Brücke Vieux Pont die Gartempe und verbindet beide Seiten der mittelalterlichen Stadt. Von hier aus führen enge Gassen zum eigentlichen Juwel der Ortschaft: in der Krypta der romanischen Kirche Notre-Dame befindet sich einer der bedeutendsten Freskenzyklen der Romanik.Im Klosterkrankenhaus La Maison-Dieu erwarten uns schon die nächsten Highlights: die Kapelle Saint-Laurent mit Wandmalereien aus dem 19. Jh. und vor allem ein erstaunliches achteckiges Gebäude mitten im Friedhof. Das bemerkenswerte Oktogon aus dem späten 11. Jh. wurde dem heiligen Grab in Jerusalem nachempfunden.

Streifzug im Tal der FreskenLiebhabern der Wandmalerei bietet ein Streifzug von nur 20 km durch das Tal der Gartempe besonders sehenswerte Fresken aus verschiedenen Epochen, u.a. in Saint-Germain, Antigny, Saulgé und Jouhet. Die Krönung jeder Kulturreise in der Region bilden jedoch die zum Weltkulturerbe der Unesco zählenden Gewölbefresken von Saint-Savin-sur-Gartempe.

Parthenay und UmgebungIdyllisch in eine Biegung des Thouet gebettet kann die Hauptstadt der Region Gâtine auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit zurückblicken. Die einstige Festung der Herrscher von Parthenay war im Mittelalter eine wichtige Station der Jakobspilger, und zahlreiche Zeugnisse dieser Zeit können heute noch bewundert werden.Vom Pont Neuf aus ist der Blick auf die Altstadt und die Porte Saint-Jacques überwältigend, und man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich die müden Pilger einst durch das Stadttor schleppten. Prächtige Fachwerkhäuser säumen die Rue de la Vau Saint-Jacques, die von hier aus hinauf zur Zitadelle führt. Hinter den gewaltigen Festungsanlagen der Porte de la Citadelle gelangt man in die historische Altstadt und zu den Überresten der Burg.Ein kleiner, aber lohnender Ausflug führt zur Kirche Saint-Pierre in Parthenay-le-Vieux, gerade mal 1,5 km außerhalb der Stadt. Nicht nur wegen der im typischen Poitou-Stil gestalteten Fassade, sondern auch weil hier die Fee Melusine sage und schreibe 37 mal im Stein verewigt ist...

Eine Höhepunkt zu nicht vergessen : ChauvignyEs ist diesmal das Tal der Vienne, das den Rahmen für eine weitere außergewöhnliche Sehenswürdigkeit bildet.Von Osten kommend bietet sich dem Besucher ein grandioser Blick auf die Stadt Chauvigny: Gleich fünf Burgruinen mit trutzigen Türmen und eine romanische Kirche krönen die Anhöhe über der Stadt. Schmale Straßen führen von den Ufern der Vienne durch die lebhafte Unterstadt hinauf zur historischen cité médiévale mit ihrem einzigartigen Kulturerbe.Vom Château baronnial der Bischöfe von Poitiers aus dem 11. Jh. über die Kirche St-Pierre – ein weiteres Kleinod poitevinischer Romanik – bis zur nördlich gelegenen Tour de Flins bietet sich dem Besucher ein regelrechter Lehrpfad der Sakral- und Militärbaukunst des Mittelalters.Falken und Seeadler kreisen über den Burgruinen.

Die Fee MelusineFür die einen ist sie die böse Dämonin, für die anderen die gute Fee: eines jedoch ist sicher, Melusine lässt niemanden gleichgültig und ist unzertrennlich mit dem Poitou verbunden. Der Legende nach verkörpert die junge Frau mit dem Fischleib den Gründungsmythos etlicher Städte und Bauwerke. Des Nachts, so sagt man, überflog sie das Gebiet, und überall wo sie Steine fallen ließ, entstanden Städte und Burgen, u.a. Parthenay, Tiffauges, Talmont, Pons und der Turm Saint-Nicolas von La Rochelle. Das ging solange gut, bis Melusines Gatte sein Gelübde brach und ihr beim Baden zusah. Fortan wurde sie zum Geisterdasein verdammt und schwebt seitdem über die Lande. Auch heute noch kann man ihr begegnen, zum Beispiel in Stein gehauen an Kirchenportalen... Oder nachts über den Türmen alter Burgen, im sagenumwobenen Poitou-Charentes!

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Geschichte und GeschichtenVon den Zeugnissen der Vorgeschichte bis zu den Errungenschaften des 21. Jh. bietet das Poitou-Charentes für jedes Alter und jeden Geschmack spannende Erlebnisse. Speziell für die Kinder ist viel geboten.Ganz tolle Ideen und Vorschläge für Ihren nächsten Besuch hält auch unser Veranstaltungskalender bereit: zahlreiche und vielseitige Unterhaltungstipps für das ganze Jahr lassen sich hier aufspüren.Ganz egal ob Besichtigung oder Veranstaltung: jeder Besuch in der gastfreundlichen Region Poitou-Charentes ist eine aufregende Zeitreise und ein Garant für bleibende Erinnerungen.

Seit 6000 Jahren trotzen sie Wind und Wetter: Die hervorragend erhaltenen Tumuli von Bougon gehören zu den ältesten Grabdenkmälern der Welt. Im dazugehörenden Museum wird nicht nur den Erbauern der Gräber gedacht, sondern dem ganzen Neolithikum. Die Gallorömische Siedlung von Raurarum steht im Mittelpunkt des archäologischen Museums

von Rom im Département Deux-Sèvres: Kinder aufgepasst, der Museumsrundgang ist hier ganz speziell auf Euch zugeschnitten! Wir bleiben vorerst bei den Römern und begeben uns nach Chassenon: an Hand der gut erhaltenen Ruinen der Siedlung und der Thermen wird die Lebensweise der Römer eindrucksvoll demonstriert. Geradezu

beeindruckende Ausmaße weist das antike Theater von Bouchauds in Saint-Cybardeaux bei Rouillac auf, denn es ist das größte von ganz Aquitanien! Zurück ins Paläolithikum führt uns das Paléosite in Saint-Césaire, ein Lehrpfad zum Thema Vorgeschichte nahe Saintes in der Charente-Maritime.

Jede Epoche hat ihre Geschichten

Feste feiern, wie sie fallenNicht nur eine Reise durch die Weltkulturen, sondern auch eine regelrechte Zeitreise versprechen die zahl-reichen Veranstaltungen in Poitou-Charentes.

Von mittelalterlichen Festen bis hin zu World-Music-Festivals bieten über 400 Events Unterhaltung nach Lust und Laune.Sie stehen eher auf Jazz oder Blues? Dann sind Sie bei Jazz’ellerault in Chatellerault oder Blues Passion in Cognac bestens aufgehoben! Ritter, Gaukler, Fahnen und Fanfaren: Geschichtsnostalgiker haben die Qual der Wahl zwischen dem mittelalterlichen Spektakel von Nouaillé-Maupertuis in der Vienne, den historischen Vorführungen im Château de Taillebourg in der Charente-Maritime oder den zahlreichen romanischen Abenden in der ganzen Region. Eher klassisch geht es bei den Musikfestivals von Melle und Saintes zu oder bei den Eurochestries de Jonzac. Musik aus allen Stilrichtungen und für alle Gemütsrichtungen wird bei den Francofolies de La Rochelle oder beim Festival des Musiques Métisses von Angoulême geboten. Tanz, Theater, Performance... Das Festival de Confolens in der Charente bringt Jahr für Jahr die ganze Bandbreite der darstellenden Künste auf die Bühne: Sie sind herzlich eingeladen! Im Rahmen von Sites en Scène – der Name ist Programm – werden eine Vielzahl von Orten in der ganzen Charente-Maritime spektakulär in Szene gesetzt: Theater, Musik, Freiluftmärkte, Straßenmusikanten, Gaukler und Aktionskünstler bieten Unterhaltung vom Feinsten.

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Kunst und Kultur in Schlössern und BurgenNördlich des Moorgebiets Marais Poitevin liegt das Renaissance-Schloss von Oiron und verspricht eine verblüffende Reise in die Welt der Kunst. Bereits die frühen Besitzer des Châteaus – die Familie Gouffier und später Madame de Montespan – haben diesen Ort mit vielfältigen Kunstgegenständen geprägt. Heute ermöglicht vor allem die Sammlung der Gemäldegalerie einen erstaunlichen Brückenschlag zwischen klassischen und zeitgenössischen Werken. Das Schloss La Rochefoucauld in der Charente ist die Wiege des gleichnamigen Dichters, dem berühmten Verfasser der Maximen. Das eindrucksvolle Anwesen mit den verzierten Giebeln, der reichen Innenausstattung und dem Park sind höchst sehenswert. Ein besonderer Glanzpunkt ist jedoch die Bibliothek mit ihren mehr als 18000 wertvollen Werken. Auch die Charente-Maritime ist reich an Schlössern. La Roche-Courbon mit seiner wunderbaren Parkanlage, dem französischen Garten und den angenehmen Terrassen war das Lieblingsschloss des Dichters Pierre Loti aus Rochefort.

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Heritage - Unterkunft

Mit Charme und Charakter Unterkünfte für GenießerDer bleibende Eindruck einer gelungenen Reise entsteht nicht zuletzt durch den Charme und Charakter der Orte, in denen wir übernachten, ganz egal, ob es sich dabei um ein Wochenende oder einen längeren Aufenthalt handelt.

Eine Entdeckungsreise durch das Poitou-Charentes ist selbstverständlich geprägt von der faszinierenden Landschaft, dem reichen Kulturerbe und den persönlichen Erlebnissen: Zu letzteren gehört die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Region, die der Besucher erfährt, wenn er abends an der offenen Tür seiner Chambre d’hôte, dem Gîte rural, der Demeure de charme oder dem Hôtel de caractère freundlich empfangen wird. Dabei spielen die Gebäude, in denen die Zimmer zu finden sind, eine wesentliche Rolle: Denn meistens handelt es sich um romantische Schlösser, herrlich restaurierte Herrensitze, kleine Dorfhäuser, gemütliche Bauernhöfe oder gesellige Weingüter.

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Chambre d’hôte – Das Bed & Breakfast à la Française hat Hochkonjunktur

Geschmackvoll eingerichtete Zimmer, heimelige Aufenthaltsräume, ein familiäres Ambiente. In der Chambre d’hôte fühlt man sich wie zu Hause, und so ist es auch gedacht. Das Schöne dabei ist, dass die Charme-Domizile sich genau dort befinden, wo man sie erwartet: Abseits der großen Touristenströme, auf dem Land, an kleinen Nebenstraßen – aber nie zu weit entfernt von einer Sehenswürdigkeit. Die Chambre d’hôte findet man meistens in kleinen Dorfhäusern, typischen Landhäusern oder authentischen Bauernhöfen, und sollte auch die Mahlzeit mit im Angebot sein, dann haben wir es mit einer Table d’hôte zu tun. Das wichtigste dabei ergibt sich aus der Deutung des Begriffs „Hôte“ selbst: Der bezeichnet im Französischen sowohl den Gast als den Gastgeber, was die Grundlage für herzliche Unterhaltungen liefert. Und wenn zur landestypischen Mahlzeit auch noch der passende Wein serviert wird, möchte man gleich gar nicht mehr Abschied nehmen.

Die Chambre d’hôte ist „die“ Lösung für Familien mit Kindern, die sich sorglos verwöhnen lassen möchten, aber auch für Senioren mit Anspruch an Komfort oder Pärchen auf der Suche nach einem romantischen Wochenende. Oder ganz einfach für ein paar Freunde die ungebunden Ferien machen wollen!

Zahlreiche Verbände helfen Ihnen, das Domizil zu finden das genau zu Ihrem Programm, Budget und Zeitrahmen passt, z.B. Gîtes de France, Clévacances oder Accueil Paysan.

Hôtels für jeden GeschmackDie eifrigsten Botschafter der Gastfreundschaft des Poitou-Charentes und oft die ersten Ansprechpartner vor Ort sind die Hoteliers und das Hotelpersonal. Das merkt man spätestens beim Betreten des liebevoll und sorgfältig vorbereiteten Zimmers, unabhängig von Preisklasse oder Ausstattung. Der Service beschränkt sich nicht nur auf die Zimmer, Sie werden auch zu den kulinarischen Spezialitäten des Ortes oder zu kulturellen Sehenswürdigkeiten in der Region und vielem mehr beraten.Hotelbuchungen über vertrauenswürdige Berufsverbände sind der Garant für Leistung und Service bei der Unterkunftssuche: Logis de France, Hôtels Esprit de Poitou-Charentes, Relais du Silence, Relais Château, Châteaux et Hôtels de France.

Gîte rural – die Ferienwohnung für Selbstversorger auf dem LandFür Selbstversorger, die nicht auf ein bestimmtes Maß an Komfort verzichten möchten, sind die Gîtes ruraux die Alternative zur Chambre d’hôte. Meist wohnt man in schönen Landhäusern, die für alle Unternehmungen in die nahe oder fernere Umgebung ideal liegen: Naturdenkmäler auskundschaften, Kulturerbe entdecken oder mit den Kindern einen Freizeitpark besuchen, während der Rest der Familie sich im hauseigenen Garten dem süßen Leben hingibt!

Charme-Unterkunft im Schloss – Wohnen wie Gott in FrankreichSich einmal im Leben als Schlossherr fühlen und die Stufen zum Château de Ternay beschreiten oder beim Couvent des Cordeliers von Verteuil-en-Charente vorfahren...Ein Traum, der in Poitou-Charentes ganz leicht in Erfüllung gehen kann, denn beide Prestige-Unterkünfte gehören zu den historischen Wohnsitzen, die vom Verein „Bienvenue au Château en France de l’Ouest“ als Chambre d’hôte au château geführt werden.Diese geschichtsträchtigen Orte bieten nicht nur eine prächtige Unterkunft mit reizvollen Zimmern und bezaubernden Salons, sondern vermitteln auch das besondere Gefühl, Teil dieser Geschichte zu werden. Allein die Vorstellung, wer wohl früher in den Gemächern gewohnt haben mag, regt die Fantasie an.

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Freizeit mit der Familie

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Zahlreiche Tier- und Freizeit-parks bieten Spiel und Spaß für Familien mit Kindern – hier dürfen auch Erwachsene endlich wieder Kind sein! Eine ganze Reihe von Seen mit hohem Freizeit-wert ermöglichen Wassersport und Badegenuss und sind meis-tens auch Ausgangspunkte für Wander- und Mountainbike-Routen. In Hochseilgärten und Abent-euerparks gibt es Spannung und Nervenkitzel unter den Baumkronen. Interessante Besichtigungen und Erlebnisreiche Ausflüge runden das Angebot ab. Ein letzter Rat bevor es los geht: Bitte die Kamera nicht vergessen, denn die visuellen Eindrücke sind gewaltig!

Der Aventure Parc von Massignac bietet eine ganze Palette an Attraktionen, vom Flying Fox zum Bungee, für jedes Alter das Passende: Im Pitchoun’ Parc dürfen sogar dreijährige auf aufblasbaren Strukturen und im Mini-Parcours gefahrlos üben!

Im Parc Aventure forestier de Saint-Trojan-les-Bains auf Oléron sind die verschiedenen Routen farblich markiert, von der leichten „Jaune“ für Kinder ab 3 Jahren bis zur „Noir Plus“ für Fortgeschrittene. Ähnlich gekennzeichnet sind die Strecken im Parc Aventure Château de la Gataudière von Marennes. Aber bitte beachten: hier findet das Ganze

im Park des Châteaus statt, Noblesse oblige! Im Herzen des Waldes von La Coubre liegt der Parc Indian Forest bei der Ortschaft Les Mathes-La Palmyre und bietet Spaß und Begeisterung für die ganze Familie.

In einer 4 ha großen Parkanlage geht es im Parc Aven’Thuré bis unter die Baumkronen auf Seilbrücken und Piratennetze hoch hinaus – und auf der Seilrutsche schnell hinunter!Im Herzen des Nationalparks Loire-Anjou-Touraine bietet der Parc Saint-Benoit Aventure in Saint-Benoit-La-Forêt 13 Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten – ganz neu ab 2010 ist ein Nachtprogramm, fragen Sie nach dem „By Night Special“!

Erlebnisparks und Hochseilgärten – Je höher desto spannender

Hoch oben unter Baumkronen bietet eine ganze Reihe von Abenteuerparks der Region Spaß und Nervenkitzel für die ganze Familie. Ob Seilschwinge, Seilbrücke, Riesenwippe oder Seilrutsche, jeder kann sich sein besonderes Spielgerät aussuchen. Speziell für die ganz Kleinen stehen auch leichte Parcours mit Betreuung zur Verfügung.

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Les géants du ciel in Chauvigny - Greifvögel zum Greifen nahDer Blick auf die Stadt Chauvigny ist grandios: Gleich fünf Burgruinen mit trutzigen Türmen und eine romanische Kirche krönen die Anhöhe über der Stadt. Über dieser Skyline kreisen Falken, Seeadler, Papageien, Tukane und Marabus – aber nur dann, wenn „Les géants du ciel“, eine Flugschau mit Vögeln aus aller Welt, gerade eine ihrer bemerkenswerten Vorstellungen bietet.

La vallée des singes à Romagne – Das Tal der AffenWer hätte das gedacht: 350 Affen in freier Wildbahn auf 15 ha Parkland im Herzen der Region Poitou-Charentes! Die Besucher wandern auf schattigen Wegen inmitten einer grandiosen Naturkulisse. Kein Gitter, kein Käfig trennt sie von den völlig frei

lebenden Tieren. Eine einmalige Gelegenheit die Primaten aus der Nähe zu erleben und das Verhalten der Tiere zu beobachten. Ein Muss für Kinder ist die Fütterung der Tiere oder der Minibauernhof!

La planète des crocodiles à Civaux – Krokodile fast zum Anfassen!Große Klappe, kurze Beine, Riesenzähne: Schnappis aus nächster Nähe zu erleben ist das Motto des Tierparks „Planète des Crocodiles“ von Civaux. Acht verschiedene Panzerechsen-Arten können in ihrem naturgetreu gestalteten Ökosystem beobachtet werden. Bei der Besichtigung wird auch auf das Engagement des Parks für die vom Aussterben bedrohten Tiere hingewiesen. Besonderes Schmankerl für Kinder: Krokodilbabies beim Schlüpfen beobachten!

Zoodyssée de la forêt de Chizé – Tier- und Freizeitpark ZoodysséeGanz in der Nähe des Marais Poitevin liegt mitten im Wald von Chizé der Tierpark Zoodyssée. Dem Respekt gegenüber dem ökologischen Umfeld hat es der Park zu verdanken, dass er die Internationale Zertifizierung ISO-Norm 14001 bekommen hat. Hier dreht sich alles um die europäische Fauna: Raubtiere, Vögel, Reptilien und Lurche, aber auch Säugetiere wie der Auerochs, das Tarpan-Pferd oder der putzige Esel Baudet du Poitou machen den Rundgang zu einem Erlebnis.

Zoo de La Palmyre – Rosarote Flamingos und brüllende öwenSicher ist der Ferienort La Palmyre an der wunderschönen Bucht von Bonne Anse eine Reise wert. Weit berühmter als der Ort selbst ist der in einem schönen Kiefernwald angelegte „Zoo de la Palmyre“. Hier herrschen ideale Voraussetzungen zur Beobachtung von mehr als 1600 Tierarten aus allen Kontinenten. Gleich am Eingang begrüßen Flamingos den Besucher, Giraffen recken neugierig die Köpfe, Papageien flattern herum und König Löwe brüllt aus seinem Gehege oben auf dem Hügel: das sind nur einige der vielen Eindrücke die man beim Rundgang des meistbesuchten Tierparks Frankreichs sammeln kann. Ganz wichtig für Kinder: der Besuch der Aufzuchtstation und die Tierfütterungen!

Tierparks

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Familienurlaub

Die Seenplatte der Lacs de Haute-Charente ist das ausgedehnteste Seengebiet von Poitou-Charentes. Vor allem der Lac de Lavaud und der Plan d’eau de Mas-Chaban liegen wunderschön in der alten Kulturlandschaft der Charente und sind beliebte Ausflugsziele für Familien. Unweit des Marais Poitevin liegt der Lac de Lambon mit seinem vielfältigen Freizeitangebot. Der Plan d’eau de Verruyes breitet sich nördlich von Niort aus und bietet Badegästen

ein kinderfreundliches und ruhiges Strandbad mit Tretbootverleih. Erholungssuchende und Aktive finden rund um den See von Saint-Cyr vielfältige Angebote für Wassersportler – der feine Sandstrand lockt besonders Familien mit Kindern. Auf Wasserski-Liebhaber wartet am See von Moncontour eine Überraschung: der Wasserski-Lift ist eine für Westfrankreich einmalige Einrichtung und wird von den Fans rege genutzt.

Ab ins nasse Vergnügen

Wassersport und Badespaß:Die zahlreichen Wasserflächen in Poitou-Charentes sind ideal für Bade- und Wassersport jeglicher Art – ein Segen für den Urlaub mit der Familie. Ideal zum Segeln, Surfen, Paddeln, Tauchen und Schwim-men – und eventuell zum Plantschen denn überall finden sich kinderfreundliche und ruhige Strandbäder. Doch damit nicht genug: an den Gewässern bieten sich weitere Möglichkeiten wie Reiten, Wandern, Mountainbiken oder einfach geselliges Picknicken.

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Im historischen Städtchen Melle, unweit des Marais Poitevin liegen die ehemaligen Silberminen der Frankenkönige. Ab dem 6. Jh. wurde hier Silber abgebaut und eine der größten Prägewerkstätten der Karolinger eingerichtet. Nach der Besichtigung der Stollen wird im Dokumentationszentrum anschaulich demonstriert wie aus Silbererz Edelmetall gewonnen und Münzen geprägt werden.Das Renaissance-Schloss von Oiron bietet eine verblüffende Reise in die Welt der Kunst. Neben der großartigen Architektur, der reichen Innenausstattung, ist vor allem die Gemäldegalerie mit klassischen und zeitgenössischen Werken bemerkenswert.

Im Baumhaus schlafen, umgeben von 10 ha Wald und 20000 Pflanzen? Das alles kann wahr werden im außergewöhnlichen Parc de la Belle bei Magné. Kinder finden ihre Spielkameraden im kleinen Bauernhof, die ganze Familie trifft sich zum Picknick auf schattigen Plätzen. Nicht nur für Mechanik-Freaks: Das Fahrzeugmuseum Musée Auto-Moto-Vélo von Chatellerault befasst sich mit der Geschichte von Autos und Zweirädern.

Wassermühlen haben an den Flüssen Bandiat und Tardoire seit dem Mittelalter Tradition. 20 Jahre lang wurden drei der kulturhisto-risch bedeutenden Gebäude renoviert und in ihren Originalzustand zurückversetzt. Heute drehen sich die Schaufelräder wieder wie damals – nicht nur zum Staunen der Besucher: hier wird tatsächlich wieder Öl und Mehl produziert. Vélorail, so nennt sich das skurrile Fortbewegungsmittel – halb Fahrrad, halb Eisenbahn – das auf den Gleisen einer ehemaligen Bahnlinie bei Confolens zum Familienausflug einlädt.

Pflanzen aus aller Welt, unzählige Schmetterlingsarten, ein Orchideenhaus mit tropischen Gewächsen und ein 2000 Jahre alter Olivenbaum: das kann man beim Spaziergang durch den Park Les Jardins du Monde von Royan erleben. Ein kurzer Ruck, dann fährt er los, der kleine blaue Touristenzug von Saint-Trojan auf der Insel Oléron, und bringt Sie zu den feinsten Sandstränden der Insel, weitab der geteerten Straßen! Zurück auf dem Kontinent ist es der Train des Mouettes mit der einzigen Dampflok des Départements, der zu einer außergewöhnlichen Entdeckungsreise in die Salz- und Austernbecken zwischen la Tremblade und Saujon einlädt.

Erleben und Entdecken : Freizeit pass für FamilienunternehmungenSo vielseitig wie die Landschaft sind auch die Besichtigungsorte der Region Poitou-Charentes. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten lassen sich auch ideal mit einem Familienausflug kombinieren.

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Radfahren

Radeln was das Zeug hältIst es die frische Seeluft, die einem beim Radeln auf der Insel Ré um die Nase weht? Oder das entspannte Gefühl bei der Rast am malerischen Hafenbecken von La Rochelle? Oder ist es dieser Moment, wenn man abends vom Fahrrad steigt, etwas müde, aber so erfüllt von den Eindrücken der Radtour durch das Marais poitevin? Kein anderes Fortbewegungsmittel bietet die Möglichkeit, Landschaft, Kulturerbe und Natur so hautnah zu erleben wie das Fahrrad. La petite reine – die kleine Königin, wie der Drahtesel in Frankreich liebevoll genannt wird – hat in der Region Poitou-Charentes leichtes Spiel: Kaum eine nennenswerte Steigung gibt es im Poitou und schon gar nicht in den Küstenregionen der Charente-Maritime; die Treidelwege entlang dem Fluss Charente und die Radwege der Inseln Ré oder Oléron sind gar flach wie die sprichwörtliche Flunder! Einzig bei den Weinbergen um Cognac muss man gelegentlich fester in die Pedale treten. Aber dafür wird man bei Kostproben in den Weinkellern der Cognac-Häuser umgehend belohnt!

Flach, reizvoll und vielseitig. Tausende Kilometer Radwege führen durch faszinierende Küstenstreifen und abwechslungsreiches Hinterland. Die Region Poitou-Charentes ist wie geschaffen für das Fahrrad.

Natur erfahrenmit dem Rad in Poitou-Charentes

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Rochefort und UmgebungFrüher liefen im Arsenal von Rochefort mächtige Dreimaster vom Stapel und segelten zur Mündung der Charente. Auch heute noch ist die Fahrt auf dem Fluss an Romantik nicht zu überbieten. Aber auch viele Radwege führen durch die Naturschutzgebiete zu beiden Seiten des Flusses und laden zur Entdeckung ein. Und sollte man anschließend nach Aix übersetzen wollen, so nimmt man das Fahrrad einfach mit auf die Fähre!

Royan und UmgebungZahlreiche Radwege durchkreuzen das 8000 Hektar große Waldgebiet Forêt Domaniale de la Coubre und die angrenzende Côte Sauvage. Obendrein gibt es noch 600 Kilometer ausgeschilderte Routen zwischen der Halbinsel von Arvert und dem Mündungstrichter der Gironde – speziell für Moutainbiker!

La Rochelle, die Hauptstadt der „Vélos Jaunes“Seit über 20 Jahren stellt die Stadt der nachhaltigen Fortbewegung die berühmten vélos jaunes gratis zur Verfügung. Für zwei Stunden kann man die gelben Drahtesel gegen Vorlage eines Ausweises gratis mieten, die

weitere Benutzung ist kostenpflichtig. Damit – oder mit dem eigenen Rad – stehen 180 Kilometer Radwege in und um La Rochelle zur Verfügung.

Auf zur Insel RéGanze 19 Höhenmeter muss man auf Ré erklimmen, um den höchsten Punkt der Insel zu erreichen! Das ist aber nicht das einzige Argument, um der „weißen Insel“ einen Besuch auf zwei Rädern abzustatten. 100 Kilometer Radwege führen zu makellosen Stränden und Naturschutzgebieten, zu historischen Festungen und malerischen Dörfern mit putzigen weißen Häuschen. Übrigens: Wer mit

dem Rad direkt von La Rochelle kommt, spart sich nicht nur die Brückenmaut, sondern auch den gelegentlichen Stau!

Insel OléronDie Schönheit der Natur – da wäre allein schon der Wald von St-Trojean zu nennen – aber auch die kilometerlangen Strände und natürlich die Austernzüchter sind ideale Ziele für Radwanderungen, ganz besonders für Familien. Die zweitgrößte Insel Frankreichs lässt sich kreuz und quer per Fahrrad bequem durchforsten.Tipp: Ein Special für Moutainbiker „Aventure ostréicole“ wird ab Château-d’Oléron angeboten.

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In der CharenteRund 500 Kilometer Véloroutes führen den Radler zu den reizvollsten Sehenswürdigkeiten des Département Charente. Das gut ausgeschilderte und gepflegte Radwegnetz besteht aus ausgewählten, wenig frequentierten kleinen Nebenstraßen und sog. „grünen Wegen“ oder Voies Vertes , die der Radler zuweilen mit Wanderern, Reitern oder Rollschuhfahrern teilen muss.

Umgebung von CognacHier sollte man sich genügend Zeit nehmen für Sehenswertes am Wegesrand und für den einen oder anderen Abstecher in einen Weinkeller! Verschiedene Routen führen durch die Weinberge um Châteauneuf-sur-Charente, Cognac, Jarnac, Rouillac und Segonzac.

Marais poitevinKaum zu glauben: 800 Kilometer Radwege durchziehen das sagenumwobene Moorgebiet Marais Poitevin zwischen Niort und der Atlantikküste. Gut beschilderte Routen, kaum Steigungen und wenig Verkehr, wenn es mal vom Deich auf eine kleine Landstraße geht: ideale Bedingungen für Radler. Auch themen-bezogene Rundfahrten lassen sich zusam-menstellen: dazu bieten Verkehrsämter und Fahrradvermieter entsprechende Broschüren.

Poitiers und UmgebungIn Poitiers machen Stadt und Natur gemeinsame Sache: 400 Kilometer ausgewiesene Wege stehen für Mountainbiker und Wanderer zur Verfügung. „Ville Nature“ nennt sich die Tour, die sich vom Stadtzentrum zum Parc du Futuroscope durch Wälder und Täler windet.

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Wandern bis zum UmfallenDer Blick von den Hügeln über Bourg-Charente hat schon etwas. Nicht nur die Weinberge des Cognacs, sondern ein ganzes Stück des Charente-Tals liegt einem zu Füßen. Aber zum genussvollen Wandern muss man nicht unbedingt hoch hinaus: auf den Inseln Ré und Oléron beispielsweise kann man wunderbar auf Meeresniveau spazieren gehen. Wandern in Poitou-Charentes hat eben viele Gesichter. Da gibt es zum einen die Fernwanderwege oder Grandes Randonnées (GR) mit mehrtägigen Streckenabschnitten. Zum anderen Spazier- und Wanderwege, Petites Randonnées (PR) genannt, die kleine oder mittlere Tagestouren in ländlicher oder städtischer Umgebung bieten – ideal für Familien mit Kindern! Und da wäre noch der Jakobsweg, die Via Turonensis, der die Region von Nordosten nach Südwesten durchquert. Jetzt noch schnell die Wanderschuhe schnüren und los geht’s!

Auf den Spuren der JakobspilgerSeit über tausend Jahren folgen Pilger aus aller Welt den Spuren des heiligen Jakobus. Von den vier Hauptwegen die zu seiner Grabstätte im spanischen Santiago de Compostela führen, verläuft die Via Turonensis von Tours kommend durch die Region Poitou-Charentes. Wichtige Stationen sind Chatellerault, Poitiers, Melle, St-Jean-d’Angély und Saintes. Darüber hinaus bieten zwei Nebenwege weitere Alternativen: der Ostweg von Angles-sur-l’Anglin nach Aubeterre-sur-Dronne und der Westweg von Thouars nach La Villedieu.Ursprünglich waren tiefe religiöse Gefühle der Pilger der Grund für diese Reise; inzwischen spielen für viele Wanderer auf den Pilgerrouten auch die körperliche Betätigung und der Reiz der besuchten Gebiete eine Rolle. Die Wanderungen auf den Pilgerrouten von Poitou-Charentes führen durch die reizvollsten und kulturell interessantesten Landstriche der Region.

Wandern in Poitou-Charentes: Genuss-Touren, soweit die Füße tragen!In Poitou-Charentes kann man tagelang wandern – oder nur ein paar Stunden lang spazieren gehen. Die abwechslungsreiche Landschaft bietet Wanderwege für jeden Geschmack.

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Wandern

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GR 4: Letztes Teilstück des großen Wanderwegs zwischen Mittelmeer und Atlantik. Hier geht der Streckenverlauf von Angoulême durch das faszinierende Tal der Charente über Cognac und Saintes bis Royan.

GR 36: Vom Ärmelkanal zu den Pyrenäen sind es 1000 Kilometer, die dieser Weg beschreibt. Keine Sorge, nur ein Bruchteil davon liegt in Poitou-Charentes – aber welch ein Teil! Von Thouars im Norden bis Angoulême im Südosten heißt es „Wandergenuss pur!“

GR 360: Bei diesem Weg wurden die Geschichts- und Architekturliebhaber unter den Wanderern bedacht, denn er beschreibt eine Rundtour zu den Romanik-Schätzen der Saintonge.

GR 364: Von Ost nach West, beziehungsweise von Vivonne im Département Vienne zur Atlantikküste in der Vendée führt dieser Fernwanderweg und macht in Poitiers Station.

Petite RandonnéeWas braucht man für eine gelungene Wanderung en famille? Als Kulisse nehme man die Natur; als Zutaten ein paar Weinberge, Sandstrände, Kiefernwälder und Treidelwege. Vielleicht noch eine Prise Kulturerbe gefällig? Oder ganz einfach: Auf in die Region Poitou-Charentes!Die kleineren Spazier- und Wanderwege sind als Tagestouren gedacht und ideal auf Familien mit Kindern zugeschnitten. Ihre Markierungen unterscheiden sie farblich je nach Streckenlänge: blau – bis zu 2 Stunden; gelb – 2 bis 4 Stunden; grün – 4 bis 6 Stunden. Hier ein paar Vorschläge zum Reinschnuppern!

TippVoies Vertes in der Charente: die neue Art zu wandern.Eine kleine verlassene Nebenstraße, ein alter Bahndamm, neu angelegte Waldpfade, ein Treidelweg am Fluss... „Grüne Wege“ oder Voies Vertes sind Wege ganz unterschiedlicher Art und erfreuen sich in Frankreich immer größerer Beliebtheit. La voie verte „la Galope Chopine“, auf einem ehemaligen BahndammLa coulée verte autour d’Angoulême, auf dem malerischen Treidelweg der Charente.La voie verte de Chazelles à Marthon, wildromantisch auf einem ehemaligen Bahndamm

Grande RandonnéeDie Fernwanderwege sind leicht an ihrer Markierung erkennbar: Schilder mit horizontalen, rotweißen Streifen geben die Richtung an. Regionale Weitwanderwege ergänzen das Angebot und werden mit GRP bezeichnet.

In der CharenteEs ist die vielseitige Natur- und Kulturlandschaft, die den Rahmen für die Wanderwege in der Charente bildet: Entlang von Wasserläufen, romantischen Tälern, Weinbergen, aber auch vorbei an Schleusen, ehemaligen Mühlen und zu historischen Bauwerken führen die Wege.Vallée des Eaux-Claires bei Puymorens: Diese Entdeckungstour durch das „Tal des klaren Wassers“ südlich von Angoulême verspricht außergewöhnliche Kalkformationen, Höhlen und Felsüberhänge auf einer 8,5 km langen Strecke.Im Cognac-Weinbaugebiet: Ausgangspunkt dieser etwas über 3 Stunden dauernden Tour ist Jarnac an den Ufern der Charente. Der Weg führt abwechselnd über Weinberge, Treidelwege und zu idyllisch gelegenen Dörfern; gut zu verbinden mit einem Weinkellerbesuch.

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In der Charente-MaritimeHier geht es über Zöllnerpfade (sentiers des douaniers) zur Küste, über Deiche in die Marschlandschaft zum Austernzüchter oder Salzbauern. Oder auf ausgewiesenen Rundtouren zum romanischen Kulturerbe der Region.Küstenwege auf der Insel Ré: Die Ortschaft Rivedoux gleich hinter der Brücke Pont de Ré ist Start und Ziel dieses nur 10 Kilometer kurzen Spaziergangs. Auf dem Programm stehen Strände, Naturschutzgebiete, Marschland und Austernparks – und fast immer ist das Meer am Pertuis Breton im Blickfeld.In der Marschlandschaft um Rochefort: Ausgangspunkt dieser 4-stündigen Strecke ist die Ortschaft St-Jean-d’Angle mit ihrem mittelalterlichen Flair. Von hier aus geht es durch das Marschgebiet im Golfe de Saintongemit seinen großartigen Naturschätzen und reichem Kulturerbe.Rundwanderung im Val de Saintonge: Schon der Ausgangs- und Endpunkt dieser zweieinhalbstündigen Wanderung gibt das Thema vor: Die romanische Kirche von Varaize, eine kleinen Ortschaft mit großer Vergangenheit, an der ehemaligen Römerstraße Poitiers-Saintes-Bordeaux gelegen.

Im Département Deux-SèvresDie fantastische Welt der Moore, herrliche Panoramen und ein Kulturerbe ohnegleichen sind die Reize der Wanderwege im nördlichsten Département der Region Poitou-Charentes.Entdeckungstour durch das Marais poitevin: Ein faszinierendes Labyrinth aus Wasserarmen, Deichen und Treidelwegen bietet das zweitgrößte Feuchtgebiet Frankreichs. Seltene Tiere, erstaunliche Pflanzen und seltsame Bräuche lassen sich bei einer dreistündigen Wanderung bestens beobachten.Das Tal des Thouet: Romantik pur bietet diese 9 Kilometer lange Rundwanderung zu beiden Seiten des Thouet. Herrliche Ausblicke und das einzigartige Kulturerbe sind die Höhepunkte dieser Tour.

In der VienneSo vielfältig wie die Landschaften der Vienne, so unterschiedlich sind hier die Wanderwege. Leicht bergig im Süden, flach in den fruchtbaren Ebenen ganz im Norden, wild romantisch in den reizvollen Tälern in der Mitte: für jeden Geschmack das passende Terrain.

Wandern an den Flüssen Anglin und Gartempe: Hochgefühle ganz besonderer Art vermittelt dieser gut vierstündige Wanderweg zwischen Gartempe und Anglin. Absolut überwältigend ist der Anblick der Burgruine auf dem Felsen hoch über dem Dorf Angles-sur-l’Anglin.

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AnreiseMit dem Auto oder Motorrad- Aus Nord- und Ostdeutschland, Hamburg, Berlin, Frankfurt: am besten über Frankfurt am Main, Mannheim, Saarbrücken, Metz, Paris- Aus Süddeutschland und Österreich, Wien, Salzburg, München, Stuttgart: über Karlsruhe, Straßburg, Paris- Aus der Schweiz und Westösterreich, über Zürich, Basel, Mülhausen, Beaune, Mâcon, Moulins, Poitiers.- Von Paris: Über die Autobahn A10 Richtung Bordeaux: Poitiers 332 km, Angoulême 440 km, Niort 401 km, La Rochelle 438 km und Royan 515 km.

Mit dem Zug- Ab Paris Bahnhof Montparnasse mit dem TGV-Atlantique nach Futuroscope (1 Std. 20 Min.), Poitiers (1 Std. 30 Min.), Angoulême (2 Std. 15 Min.), Niort (2 Std. 12 Min.), La Rochelle (2 Std. 51 Min.);- Ab Straßburg mit dem TGV Straßburg-Bordeaux Direk nach Poitiers (4 Std. 55 Min.) und Angoulême (6 Std.);- Ab Bordeaux mit dem TGV nach Angoulême (52 Min.) und Poitiers (1 Std. 34 Min.);- Ab Paris Bahnhof Austerlitz bringt Sie der Autozug zu den gleichen Orten wie oben, zusätzlich auch nach Cognac, Saintes, Rochefort und Royan (kein TGV).

Mit dem FlugzeugVerschiedene Fluggesellschaften fliegen direkt nach La Rochelle oder Poitiers, u.a. ab München oder Frankfurt-am- Main.Eine lohnende Alternative bietet der Flug nach Paris Charles-de-Gaulle mit Anschluss zum TGV-Atlantique direkt vom TGV-Bahnhof im Flughafen.

Entfernungen zwischen den wichtigsten Ortschaften des Poitou-Charentes:

Document réalisé par le Comité Régional du tourisme de Poitou-CharentesPrincipe de maquette générale RC2C à La RochelleRéalisations graphiques CRT Poitou-CharentesCartographie : IGS CP Angoulême Textes Gérard Pleynet, Reise Journalist Photos : CRTPC/ Michel Garnier, Pascal Baudry, Gérald Buthaud, Jacques Villégier, Sébastien Laval, Patrick Bonneau, Maud Pidérit, Jean-Michel Nossant, Jean-Michel Rieupeyrout, Daniel Mar, J.M. Boulesteix, Frédéric Lelan, Xavier Léoty, Thomas Hytte, A.Danvers, Photo de couverture : plage du port des Minimes à La Rochelle, © CRTPC/Michel GarnierPage 9, © Aquarium La Rochelle – Page 14 © Ile d’Oléron © MdT Marennes Oléron, S. Roussillon – Page 40 Notre Dame la Grande © Mairie de Poitiers – Page 41 © D. Proux - OT de Poitiers – Pages 43 à 45 Futuroscope ©2009 - Parc du Futuroscope Manuel Wimenet, D. Laming architecte ; Futuroscope - © Digital Vision / Jupiterimages / Kane Skennar - Getty Images / F.Juille - Futuroscope_Création ; Futuroscope - EuropaCorp / TF1 Films Production / Apipoulaï Prod / Avalanche Productions - Images et Effets 3D : BUF- © Futuroscope ; © Parc du Futurocope © Studio Ludo / M. Touraine – Jupiter Images – Pixland / Futuroscope_Création Page 47, église abbatiale de Saint-Savin-sur-Gartempe, Editions Gaud – Page 50 © Cité Internationale de la Bande dessinée, Ph. Metifet ;Page 52/53 © Conseil Régional Poitou-Charentes, Cie La Salamandre 07 – Page 55, le Couvent des Cordeliers, © M.et Mme Barbou, propriétaires – Page 56 © Vallée des Singes à RomagnePage 57 © Parc de la Belle à Magné (Vienne) – Page 59 Les Jardins du Monde © OMT Royan, Ph. Souchard ; © Parc de la Belle à Magné (Vienne) – Page 60 © Comité Départemental du Tourisme des Deux-Sèvres / V.Morin. © Tous droits réservés

Soucieux de la préservation de l’environnement, le Comité Régional du Tourisme de Poitou-Charentes sélectionne des fournisseurs engagés dans une démarche environnementale.Ce document est imprimé dans le respect des normes environnementales sur du papier certifié PEFC avec des encres végétales par un imprimeur labellisé Imprim’Vert et certifié PEFC FCBA/07-00826 : Ouest Impression à Bressuire.

Futuroscope 0 7 90 81 57 144 149 180 141 171 134 161 116

Poitiers 7 0 84 74 50 137 142 173 134 164 127 154 109

Marais poitevin 90 84 0 9 52 50 56 92 69 116 78 86 120

Niort 81 74 9 0 42 63 69 86 60 107 70 80 111

Parthenay 57 50 52 42 0 102 110 128 102 152 113 122 158

La Rochelle 144 137 50 63 102 0 6 56 30 70 67 114 126

Ile de Ré 149 142 56 69 110 6 0 61 35 75 72 99 132

Ile d’Oléron 180 173 92 86 128 56 61 0 26 37 46 73 115

Rochefort 141 134 69 60 102 30 35 26 0 40 37 64 106

Royan 171 164 116 107 152 70 75 37 40 0 37 63 106

Saintes 134 127 78 70 113 67 72 46 37 37 0 27 69

Cognac 161 154 86 80 122 114 99 73 64 63 27 0 42

Angoulême 116 109 120 111 158 126 132 115 106 106 69 42 0

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Südländisches Flairam Atlantik

Karte

O C É A NAT L A N T I Q U E

ESTUAIRE DE LA GIRONDE

Estuaire de

la Seudre

A B C D E

A B C D E

Aire Poitou-Charentes

Les Ormes

NoréeGrottes de la Norée

Exoudun

TaugonTaugon

Alloue

Brigueuil

Eymouthiers

Moussais-la-Bataille

M A I N E - E T- L O I

V E N D E E

G I R O N D E

FONTC

CHOLET

Luçon

La

Chantonnay

Pou

Les Herbiers

Paui

Lesparre-Médoc

Soulac-s.-Mer

Le Puy du Fou

NANTES

5

6

7

A87

A83 E03

POITOU-CHARENTES

AAA BBBB C

Luçonn

N

A

18

37

Kunststadt, Land oder Kunst

Kleine typische Städte

Unesco Welkulturerbe

Schöneres Dorf Frankreichs

Naturlandschaft

Schloss mit Besichtigung

Romanischen Kirchen, Totenlaterne

Museum

Sehenwürdigkeit

Festungswerk

Römische Bauwerke

Prähistorische Bauwerke

Heilbad

Grüner Ferienort

See od Wasserfläche

Badestrand

Jachthafen / Ankerplatz

Wassersport

Golfplatz

Touristischer Zug

Leuchttum

Flugplatz

Die Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela

Autobahn

Nationale Hauptstrasse

Nebenstrasse

Eisenbahn

10 Km

ZEICHENERKLÄRUNG

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Südländisches Flairam Atlantik

Vienne

Indre

Creuse

Anglin

Vienne

Dronne

AIRE DE LA GIRONDE

F G H I J K L M N O P Q14

7

8

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11

12

13

6

2

3

4

5

1

R

E F G H I J K L M N O P Q R

Aire Poitou-CharentesAire Poitou-Charentes

Les OrmesLes Ormes

NoréeNoréeGrottes de la NoréeGrottes de la Norée

ExoudunExoudun

TaugonTaugon

AlloueAlloue

BrigueuilBrigueuil

EymouthiersEymouthiers

Moussais-la-BatailleMoussais-la-Bataille

T - L O I R E

E E

I N D R E - E T- L O I R E

H AU T E - V I E N N E

D O R D O G N EN D E

I N D R E

Brantôme

LIMOGES

PERIGUEUX

FONTENAY-LE-COMTE

CHOLET

CHINON

LOCHES

LE BLANC

BELLAC

La Châtaigneraie

y

Pouzauges

rbiers

Vihiers

Doué-la-Fontaine

Montreuil-Bellay

Fontevraud

Ste-Maure-de-Touraine

Ligueil

Châtillon-s.-Indre

St-Junien

Rochechouart

Ribérac

Blaye

Pauillac

édoc

e Puy du Fou

Richelieu

TOURS/PARIS

BORDEAUX

8

9

38

39

28

25

A87

A20 E09

POPOITITOU-U-CHARENCHARENTES

F R A N C E

POITOU-CHARENTES

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COMITÉ RÉGIONAL DU TOURISMEBP 56, 8 rue Riffault

F-86002 Poitiers CedexTel. +33 (0)5 49 50 10 50 - Fax +33 (0)5 49 41 37 28

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ATOUT FRANCE TOURISMUSBÜRO

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ÖSTERREICHLugeck 1-2 /Stg. 1 /Top 7

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SCHWEIZRennweg 42

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Tél. : 0900 90 06 99

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