Studieren 2.0: Digital Natives in Zeiten von Bologna

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    Arbeitsbericht Vernetztes Lernen September 2011

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    Martin EBNER1[, Walther NAGLER] (Graz)

    Studieren 2.0:Digital Natives in Zeiten von Bologna

    Zusammenfassung

    Kernthemen der Bologna Follow-up Group sind die Aktionslinien LebenslangesLernen, Mobilitt und Studierendenzentriertes Lernen. Die Abteilung VernetztesLernen der Technischen Universitt Graz ist der Frage nachgegangen, in wieweitdie Bologna-Ziele auch den Wnschen und Anliegen der Studierenden undLehrenden fr den Teilbereich E-Learning entsprechen? Basis der Diskussion sinddrei unabhngige Untersuchungen: die Erstsemestrigen-Befragung, die Umfrage

    Studieren 2020 und die Zukunftswerksttten 2010 des Vereins Forum neueMedien Austria mit der Thematik Studieren und Lehren 2020. Das Ergebnis zeigt,dass die Auswirkungen des Bologna-Prozesses wohl in den Curricula zu findensind; im Geschehen im Hrsaal spiegeln sich Vernderungen nur rudimentr wider,werden aber sehr gefordert!

    Schlsselwrter

    Digital Natives E-Learning 2020 Web 2.0 Technische Universitt Graz FNM-Austria

    Study 2.0:

    Digital Natives in Times of Bologna

    Abstract

    Focuses of the Bologna Follow-up Group amongst others are the topics Life longlearning, Mobility and Student-centred learning. The Department for SocialLearning at Graz University of Technology addresses the issue how far theBologna process meets the requirements and requests of students and teachers in

    the field of e-learning? On base of three stand-alone investigations the subject isdiscussed: the freshmen survey, the poll Study 2020 and the futur-labs 2010 ofthe Forum neue Medien Austria called Study and Teaching in 2020. The resultsexpress that Bologna has been realized within the curricula at least but hasrudimentarily reached the classroom so far and is yet strongly requested!

    1 e-Mail: [email protected]

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    Keywords

    Digital natives E-learning 2020 Web 2.0 Graz University of Technology FNM-Austria

    1 Einleitung

    Der tertire sterreichische Bildungssektor ist seit dem Beginn der EU-Initiativezur Harmonisierung des europischen Hochschulraumes in den 1990ger Jahren imwahrscheinlich strksten Umbau seiner bisherigen Geschichte. Mit der BolognaErklrung im Juni 1999 wurde dazu nicht nur der offizielle Startschuss gegeben,sondern auch die Richtlinien und deren Umsetzung bis 2010 festgelegt. Nach einerReihe von Anpassungen der Bologna-Erklrung (Prag-, Berlin-, Bergen- undLondon-Kommuniqu) kam es im Mai 2009 in Leuven zu einer vorlufigenPriorittensetzung fr den Zeitraum 2010 bis 2020 durch die Bologna Follow-upGroup. Unter den Prioritten finden sich Schlagwrter wie Lebenslanges Lernenund Mobilitt, Studierendenzentriertes Lernen sowie Lehrziel (teaching mission)der Hochschulbildung.

    Praktisch zeitgleich mit dieser Entwicklung kam es auch in der digitalenGesellschaft zu mageblichen Vernderungen, die schlielich im Begriff des Web2.0 (OReilly, 2004) mndeten, welcher als Synonym eines neuen Umgangs mitInformationen und Kommunikationsstrukturen verstanden werden will. DieErrungenschaften moderner mobiler Endgerte, die Bildung weltweiter, riesigerber das Internet vernetzter Systeme von realen Menschen (z.B. Facebook) und die

    Macht des ffentlichen Journalismus (z.B. Twitter ), der durch diese Systemeermglicht wird, sind nur ein paar der sprbaren gesellschaftsrelevantenAuswirkungen. Damit einhergehend haben sich auch die Mglichkeiten undMethoden computeruntersttzten Lehren und Lernens stark gewandelt.

    Am Beispiel der Technischen Universitt Graz (TU Graz) soll aufgezeigt werden,wie diese beiden Prozesse zusammenwirken und welchem enormen Wandel eineklassische Prsenzuniversitt in den letzten Jahren einerseits durch das digitaleZeitalter andererseits durch den Bologna-Prozess unterworfen ist. Die Bologna-Ziele wurden an der TU Graz zeitgerecht und in allen Punkten vollstndigumgesetzt bzw. laufend verbessert. Strukturelle Manahmen, die komplette

    Neugestaltung der Curricula, die Umstellung auf das ECTS-System, die Schaffungvon Doctoral Schools sowie die strkere Verknpfung mit der Wirtschaft (z.B.Frank Stronach Institute ) sind nur die Kernstcke dieses Wandels. Es hat sichgezeigt, dass sich dabei beide Prozesse einander in sinnvoller Weise ergnzen undzur beiderseitigen Zielfhrung positiv beeinflussen. Dies konnte nur durch Bildungneuer strategischer Posten in der Organisationsstruktur der TU Graz erreichtwerden, welche die Anforderungen an die Lehre (und Forschung) unter Bolognawesentlich untersttzen sollten.

    Die TU Graz kann auf eine langjhrige erfolgreiche Umsetzung voncomputergesttzten Lehren und Lernen zurckblicken (Ebner et al, 2010). Das in

    den spten Neunzigerjahren an der TU Graz entwickelte Verwaltungsprogramm fr

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    Universitten CAMPUSonline wird mittlerweile an ber 25 sterreichischenUniversitten, Fachhochschulen und Pdagogischen Akademien, sowie an derTechnischen Universitt Mnchen verwendet und kann als eines der erstenInformationssysteme zur vollstndigen Verwaltung an Universitten bezeichnet

    werden. Mit Herbst 2006 wurde die Abteilung Vernetztes Lernen als zentraleServicestelle fr alle E-Learning Aktivitten der TU Graz, eingebunden imZentralen Informatikdienst, gegrndet, um technologiegesttztes Lehren undLernen an der TU Graz zentral gesteuert zu etablieren. Darber hinaus versteht sichdie Abteilung Vernetztes Lernen auch als Forschungseinrichtung im BereichTechnology Enhanced Learning. Zeitgleich entstand auch das Bro fr Life LongLearning an der TU Graz mit dem Schwerpunkt der Durchfhrung und Betreuungpostgradualer Lehrgnge. Diese Lehrgnge werden zu groen Teilen mittelsblended learning Anstzen durchgefhrt, um die Teilnahme fr Berufsttige soflexibel wie mglich zu gestalten. Da die blended learning Methode praktisch mit

    E-Learning einhergeht arbeiten beide Serviceeinrichtungen in enger Kooperationzusammen. Beide Bereichsgrndungen sind also eine direkte Folge des Bologna-Prozesses unter Bercksichtigung der nationalen Leistungsvereinbarungenzwischen den Hochschulen und dem zustndigen Bundesministerium.

    Nun tun sich aber von der Lehr- und Lernpraxis viele Fragen auf:

    Wie werden diese Manahmen angenommen? Wie verndert sich die alltglich Bildungsarbeit? Was sind eigentlich heutige Ansprche einer modernen Lehre? Mit welchen digitalen Kompetenzen sind Lehrende und Lernende

    ausgestattet, um diese Ziele besser zu erreichen?

    Welche Vernderung wiederfhrt die Lehre durch die Zunahme anvirtuellen Lehr- und Lernanteilen?

    Diese Fragen knnen beliebig erweitert werden, aber letztendlich geht es darum,die heutige Lehr- und Lernpraxis unter dem Einfluss von E-Learning systematischzu erforschen. In diesem Beitrag wollen wir anhand von Befragungen vonLehrenden und Studierenden herausarbeiten, wo die derzeitigen Problemfelderliegen. Zu aller erst wird gezeigt, ob die oftmals erwhnten, aber nie verifiziertenDigital Natives (Prensky, 2001) tatschlich an der Universitt angekommen sind

    (Schulmeister, 2009; Schulmeister, 2010) und anschlieend, welche Ansprchediese an eine moderne Universitt von morgen stellen. Des Weiteren wirddiskutiert, ob sich der Anteil an Online-Elementen verschiebt bzw. verstrkt unddamit der Einfluss von Fernlehreelementen erheblich vergrert wird. DieserBeitrag umfasst einerseits Resultate, Interpretationen und Folgen von Befragungenan Erstsemestrigen, ExpertInnen, sowie ausgewhlten Studierenden und Lehrendenan der TU Graz als auch eine Analyse der vom Forum neue Medien Austriadurchgefhrten Zukunftswerksttten zu diesem Themenkreis.

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    2 Beschreibung der Befragungen

    2.1 Digitale Kompetenzen bei NeuanfngerInnen

    Um das Potential fr die Umsetzung moderner Lehre besser einschtzen zuknnen, fhrt die Abteilung Vernetztes Lernen seit ihres Bestehens detaillierteUmfragen unter Erstsemestrigen durch (Ebner et al, 2008; Nagler & Ebner, 2009;Ebner & Nagler, 2010; Ebner et al, 2011). Der Umfang an einzelnen Datenstzenumfasst mittlerweile n=2858 (n2007=578, n2008=821, n2009=757 und n2010=702). DieUmfragen wurden im Zuge der jhrlich stattfindenden Informationsveranstaltungfr Erstsemestrige, den Welcome Days vor oder in den ersten Tagen des erstenSemesters mittels Papierfragebogen durchgefhrt. Schwerpunkte dieser Umfragensind einerseits, zu erfahren, welche Endgerte die neuen Studierenden mitbringenund andererseits, welche Kenntnisse, Fhigkeiten und Verhaltensweisen in Bezug

    auf digitale Kommunikation und Verwendung von Web 2.0 Angeboten sie haben.Damit wird konsequent untersucht, mit welchen digitalen KompetenzenStudierende an die Universitt kommen (Ebner & Schiefner, 2009), um darausresultierend eine entsprechende Lehr- und Lernumgebung zu etablieren.

    2.2 Befragung von erfahrenen Studierenden

    Mit Aspekten zur Fragestellung im Titel dieser Publikation wendete sich dieAbteilung Vernetztes Lernen im Sommersemester 2010 an Studierende mitErfahrung im Bereich Technologie gesttztem Lernen. Ziel der Befragung war es,die Vorstellungen, Wnsche und Tendenzen heutiger Studierender in Bezug auf die

    Zukunft der universitren Lehre zu erfassen, soweit es inhaltlich zum SchwerpunktE-Learning gehrt. Die Befragung wurde online durchgefhrt.

    2.3 Befragungen von erfahrenen Lehrenden

    Derselbe Fragebogen der fr die Studierenden verwendet wurde, wurde mitgeringfgigen Adaptionen auch an Lehrende mit E-Learning Erfahrung an der TUGraz ausgesandt. Das Ziel blieb unverndert, nur sollte es diesmal aus derPerspektive der Lehrenden behandelt werden. Die Befragung wurde onlinedurchgefhrt.

    2.4 Meinung von ExpertInnen

    Ein Auslser der obigen Fragestellungen waren mehrere aktuelle Entwicklungennicht nur im universittsinternen Serviceangebot sondern auch der sterreichweiten E-Learning-Landschaft. So befasste sich auch der seit 2003 bestehendeVerein Forum neue Medien in der Lehre Austria (FNMA) 2010 in seinenZukunftswerksttten mit Themen zum Studieren und Lehren 2020. Im Rahmendieser Werksttten wurden gemeinschaftlich Ziele definiert, wie sich dieHochschullandschaft entwickeln sollte. Aufgrund aktiver Teilnahme der Autorenkonnte hier ein Eindruck gewonnen werden, wie ExpertInnen aus den Bereichen E-

    Learning, Hochschuldidaktik sowie Lehrende und Lernende die Zukunft sehen.

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    3 Auswertungen und Ergebnisse

    3.1 Digitale Kompetenzen bei NeuanfngerInnen

    Nach vierjhriger Befragung der jeweils Erstsemestrigen in den Jahren 2007 bis2010 kann festgestellt werden, dass die neu ankommenden Studierenden zwarimmer besser und umfangreicher mit technischen Endgerten ausgestattet sind, dieVerwendung von Web-2.0-Angeboten im Allgemeinen aber zurckhaltend ausflltund sich vor allem auf den privaten Gebrauch konzentriert. Internationale Trendswie der Boom der Social-Community-Plattform Facebook lassen sich an Hand derDaten ebenso gut nachvollziehen, wie der Umstand, dass eine leichte Verschiebungbezglich verwendeter Kommunikationskanle vom einfachen Telefonieren hin zuMicroblogging-Anwendungen stattfindet (siehe Abbildung 1). Auch der starkzunehmende Anteil an mobilen Endgerten (mit Internetzugang) geht einher mit

    internationalen Entwicklungen. Zumindest ein Internetzugang am Studienort kannsomit jedenfalls vorausgesetzt werden. Der Einsatz von Web-2.0-Anwendungen zuLernzwecken bzw. Internet untersttztes Lernen findet nur selten statt. Bis auf dieVerwendung von Wikipedia wurde bisher faktisch nichts nennenswert in daseigene Lernverhalten bernommen. In gleichbleibendem Ma beliebt sindaudiovisuelle Inhalte, egal ber welche Quelle sie bezogen und auf welchemEndgert selbige konsumiert werden. Es kann also behauptet werden, dass dieDigital Naitives, oder New Millennium Learners wie sie auch genannt werden,infrastrukturell angekommen sind, jedoch nur einen Bruchteil der ihnen zurVerfgung stehenden Mglichkeiten nutzen (siehe Abbildung 2).

    Abb. 1: Vergleich der Nutzung von Kommunikationswegen bei Erstsemestrigen ander TU Graz zwischen 2007 und 2010 (Ebner et al, 2011)

    Der Einsatz von Technologie untersttztem Lehren und Lernen scheint somit in der

    sekundren Bildungsebene noch nicht zum schulischen Alltag zu. Als

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    Lernplattform in der Mittelschule wird entweder Moodle oder die eigeneSchulhomepage verwendet, wobei hier der Benutzungsgrad bei jeweils etwa 18%in der Kategorie oft und um die je 50% fr nie liegt. Andere schulischeLernplattformen auer Moodle existieren in der sekundren Bildungseben

    praktisch nicht.

    Abb. 2: Verwendung von Web 2.0 im berblick bei Erstsemestrigen an der TU

    Graz 2010 in Absolutwerten. (Ebner et al, 2011)

    Eine genauere Betrachtung der Ergebnisse liefert zudem interessante Details. Deranhaltend stetige Zuwachs bei Social Communities generell (studiVZ, MySpace,Xing ...) und der enorm hohe insbesondere bei Facebook ist bemerkenswert; derAnteil an Benutzern hat sich zwischen 2008 und 2010 von unter 60% auf ber 94%gesteigert. Dies hat auch bereits nachhaltig Auswirkungen auf dasKommunikationsverhalten der Studierenden. Die Werte fr bereits etablierteKommunikationswege sind fr Skype und Newsgroups seit dem enormen Anstiegvon Facebook rcklufig. Auf Grund der verschiedenen Mglichkeiten anInteraktionen und Kommunikationswegen die Facebook allein bietet, ist diese

    Plattform auch fr Lehrzwecke grundstzlich interessant. Die Vernetzung bzw.Implementierung anderer Web-2.0-Anwendungen (zum Beispiel Twitter) kann hiernur von Vorteil sein und untersttzt sowohl die Akzeptanz wie auch dieHandhabung dieser. Die Studierenden sind zunehmend gewohnt, sichInformationen ber RSS-basierende Kanle zu holen, online zu editieren undMediendateien nicht nur ber E-Mail auszutauschen; auch social bookmarkingbzw. social tagging kann durchaus als bekannte Fhigkeit angenommen werden.Die aktive Verwendung von Medien-Communities wie YouTube oder Flickr ist frviele bereits fester Bestandteil ihres privaten Lebens geworden.

    Wenngleich Facebook und andere vergleichbare Plattformen auch in sterreich

    Gartners Hype Cycle (Gartner, 2009) durchmachen, so muss daneben betont

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    werden, dass dies nicht fr alle international durchaus populren Errungenschaftendes Web 2.0 gelten muss. Extremstes Beispiel mag hier wohl die Microblogging-Plattform Twitter sein, die bei StudienanfngerInnen 2009 und 2010 gerademal zu20% Verwendung findet und stagniert. Auch die lange Zeit sehr hoffnungsvoll

    verfolgten Umsetzungen von virtuellen Welten wie Second Life bedrfen nicht nurinternational einer Grunderneuerung, sondern haben zumindest unter den befragtenangehenden Studierenden nie wirklich an Bedeutung erlangt.

    3.2 Befragung von erfahrenen Studierenden

    Im Anschluss an die im Sommersemester 2010 stattgefundene Lehrveranstaltung"Gesellschaftliche Aspekte der Informatik" wurden deren Studierende (n = 109)gebeten, eine online-Befragung zur Thematik "Studieren in Zukunft"durchzufhren. Diese Lehrveranstaltung wird als Pflichtfach von Studierendenverschiedener Studienrichtungen (Telematik, Informatik, Softwareentwicklung-Wirtschaft) meist im sechsten Semester absolviert. Dies bedeutet, dass dieStudierenden von ihrem Studium her qualifiziert genug sind, in Bezug auf denThemenkomplex eine kritische Meinung zu uern und andererseits bereits dreiJahre praktische Erfahrung in der Verwendung der E-Learning-Angebote ihrerUniversitt haben. In einen Teil der Benotung wurde die aktive kollaborativeVerwendung dieser E-Learning-Angebote miteinbezogen.

    Gefragt wurde, in welchem Ausma die E-Learning-Angebote der TU Grazeinerseits und Web-2.0-Angebote andererseits im Studium fr Lernaktivittenverwendet werden. Zudem interessierte die Erwartung an zuknftigeUnterrichtsszenarien in diesem Kontext. Die Befragung bot viel Platz fr textuelle

    Antworten und Kommentare; so konnte ein sehr subjektives Stimmungsbildgewonnen werden. Ein Schwerpunkt der Befragung zielte auf den verstrktenEinsatz von Online-Lehre auf Kosten der Prsenzlehre ab; unter welchenBedingungen dies vorteilhaft ist und ob ein Ersatz generell gewnscht ist, da dieserAspekt in Hinblick auf die Blended-Learning-Methode fr Lehrgnge des Brosfr Life Long Learning interessant ist.

    Die Umfrage hat mehrere Erkenntnisse zu Tage gefrdert, wobei das konstruktiveNiveau der Antworten generell erfreut. So knnen sich ein Viertel der Studierendeneinen kompletten Online-Ersatz der Prsenzlehre durch adquate Medienvorstellen. Die Begrndungen fr einen Ersatz spiegelten die drei berhmten "A"

    des Internet "anytime, anywhere, anybody" (Preece, 2002) wider. Der Ersatz selbstsollte hauptschlich durch Aufzeichnungs- und Streaminglsungen vonVorlesungen erfolgen. Auch ein starkes Verlangen nachKommunikationsmglichkeiten mit den Lehrenden im Falle von Online-Vorlesungen ist herauszulesen. Komplexe virtuelle Universittswelten warendagegen selten als Ersatz geuert. Die Gegenargumente betonten hauptschlichden persnlichen, emotionellen, realen Kontakt zwischen Studierenden sowieStudierenden und Lehrenden, ebenso die Vorteile einer Lehrveranstaltung vor Ort(Zwischenfragen, Feedback durch Krpersprache ...). Eine groe Anzahl derer, diekeinen vollkommenen Ersatz der Prsenzlehre wnschten, haben sich aber generellpositiv zu die Prsenzlehre untersttzende E-Learning-Angebote ausgesprochen.Die Grnde, warum eine Lehrveranstaltung rein online stattfinden sollte, waren

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    recht vielfltig; rtliche und zeitliche aber auch physische Unpsslichkeiten (z.BKrankheitsfall) wurden ebenso mehrfach angegeben, wie auch inhalts- undtechnikbezogene Argumente oder Raumprobleme.

    Die Frage nach der aktuellen Nutzung von E-Learning-Angeboten der TU Grazrichtete sich auf vier relevante Services der Abteilung Vernetztes Lernen: TU GrazTeachCenter (Lernplattform der TU Graz), LearnLand (Blogsphere der TU Graz),Vorlesungsaufzeichnungen und Wiki-Systeme der TU Graz. Anzugeben war derdurchschnittliche wchentliche "Aufenthalt" bzw. Nutzung dieser Services inProzenten; so entsprach eine Angabe von zum Beispiel 30% einer zweimalwchentlichen Nutzung oder einer Nutzung bei jeder dritten Lehrveranstaltung.Das Gesamtergebnis ist ernchternd und ist in Abbildung 3 auf mehrere Grafikenaufgeteilt: Vorlesungsaufzeichnungen und Wikis werden in etwa gleich oft benutzt;das LearnLand wird selten oder gar nicht verwendet. Am strksten insgesamtfrequentiert wird dagegen das TeachCenter (97%), wobei aber eine hufige

    Verwendung bei Wikis und Vorlesungsaufzeichnungen fter vorkommt.

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    Abb. 3: Ergebnisse der Befragung erfahrener Studierender und Lehrender imVergleich

    Die meisten Studierenden (80%) nutzen das TeachCenter zwischen 10% und 30%wchentlich, wobei hier aber einschrnkend zu bemerken ist, dass die Verwendungdes TeachCenters in manchen Lehrveranstaltungen vorausgesetzt wird. 43% derStudierenden gaben an das LearnLand gar nicht zu benutzen, bei 41% ist es ingelegentlicher Verwendung (Nutzungsgrad 10%). ber einen wchentlichenNutzungsgrad von 50% kommt das LearnLand nicht hinaus. Hauptkritik amLearnLand sind dessen grundlegende Zweckmigkeit und verbesserungstrchtigeUsability. Wikis und Vorlesungsaufzeichnungen werden von etwas weniger als

    einem Fnftel gar nicht verwendet. Am meisten fter verwendet werden Wikis.

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    44% gaben an Wikis fter als 40% wchentlich zu nutzen; das TeachCenter wird indiesem Nutzungsgrad (> 40%) vergleichsweise selten verwendet (von 17% derStudierenden), mehr noch Vorlesungsaufzeichnungen (von 24% der Studierenden),die hauptschlich (von 53% der Studierenden) mit bis zu 20%igen Nutzungsgrad

    konsumiert werden. Vorwiegend positive Kommentare gab es zum Service derVorlesungsaufzeichnungen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass dieeinzelnen Systeme durchaus im moderaten Gebrauch sind und somit bereits in dieLernkultur der Studierenden vorgedrungen sind, das LearnLand aber noch mitAkzeptanz zu kmpfen hat.

    Die Nutzung von Web-2.0-Anwendungen fr Lernzwecke ergibt ein relativeinheitliches Ergebnis. Fr folgende Anwendungsgruppen wurde wiederum nachder wchentlichen Benutzung in %-Werten gefragt: Social platforms, socialbookmarking, social communities, podcasts, videocasts, media sharing,microblogging, real time collaboration, mobiler Zugriff. Die Einheitlichkeit beruht

    auf einer durchschnittlich migen Verwendung aller Angebote und dieAnwendungen werden mehr oder weniger gleichmig genutzt. Einzig SozialePlattformen wie Wikipedia und Weblogs im Allgemeinen erfahren auch frLernzwecke eine strkere Verwendung. Hier gaben ber 30% an, mindestenseinmal tglich (also 100% Nutzung) solche Plattformen fr ihr Studium zuverwenden wobei der Verwendungszweck hauptschlich in der Beschaffung vonInformationen liegt. Am meisten gar nicht benutzt werden Social-Bookmarking-und Microblogging-Dienste (je < 20%). Podcast und Media-Sharing-Portalewerden zwar selten gar nicht benutzt (ca. 30%), aber wenn, dann entwedervorzugsweise in moderater Frequenz von bis zu 20% bis 30% oder etwas seltenerrecht oft (80% bis 100%). Social communities werden von ber 55% gar nicht frLernzwecke verwendet und "nur" von knapp 8% tglich. Real-time-Kollaborationund mobiler Zugriff werden mit hnlicher Hufigkeitsverteilung von der Hlftealler Studierenden verwendet.

    Danach gefragt, ob die zuvor angegebenen Web-2.0-Anwendungen in Zukunftmehr Gewichtung in der universitren Lehre bekommen soll, ergab sich einhnliches Bild, wie das aktuelle Benutzungsverhalten von Web-2.0-Anwendungentatschlich ist. Die Ergebnisse sind wiederum in Abbildung 3 zu sehen. ber 65%der Studierenden mchten Soziale Plattformen verstrkt in der Lehre eingesetztwissen; immerhin noch fast 50% wollen dies fr den Bereich media sharing, etwa40% fr real-time-Kollaboration, podcasts und mobilem Zugriff. Social

    communities sollten eher Plattformen fr private Zwecke bleiben und Social-Bookmaring- sowie Microblogging-Systeme knnen auch in Zukunft Studierendewenig Lernuntersttzung abgewinnen. Die hohe Beteiligung der gegebenenAntworten (280%, da mehrfach Antworten mglich waren) zeigt aber auch, dassdie gngigsten Web-2.0-Begrifflichkeiten und Anwendungen bereits bei denStudierenden gut verankert sind.

    Abschlieend wurde nach den Zukunftswnschen und Visionen Technologiegesttzter Lehre gefragt. Die rein textuellen Antworten ergaben ein realittsnahesErgebnis. Die Wnsche bzw. Erwartungen richten sich hauptschlich auf einedurchgngige Digitalisierung von Lehrveranstaltungsinhalten, also auch das

    Gesprochene, Geschriebene whrend der Vorlesung und dadurch eine vermehrte

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    Verwendung von adquaten technischen Hilfsmitteln (Tablet PC, Digitale Tafel, E-Books ...). Auch die damit zusammenhngende von Endgerten unabhngigeNutzung von Lehrinhalte wird gefordert. Futuristisch anmutende Szenarien wurdenkaum genannt (wie z.B. der Einsatz von 3D und augmented reality), jedoch aber

    die eine oder andere gute Idee, wie z.B. eine digitale synchrone bersetzung vonLehrveranstaltungen fr Studierende die der Vortragssprache nicht ausreichendmchtig sind.

    3.3 Befragung von erfahrenen Lehrenden

    Um auch die Lehrenden Meinung hinsichtlich E-Learning und Unterricht inZukunft im Vergleich zu erhalten, wurde an eine Gruppe E-Learning erfahrenerLehrende der TU Graz (n = 38) eine gleich fokussierte Umfrage wie an jene derStudierenden gerichtet. Die Schwerpunkte lagen auch hier bei der Filterung vonWunschvorstellungen bzgl. einer zuknftigen Implementation von E-Learning inder Lehre, sowie in einer Analyse der realen aktuellen Verwendung des TU GrazE-Learning-Angebots im berblick. Ein Teil der Ergebnisse ist wiederum inAbbildung 3 dargestellt.

    Die Ergebnisse sind trotz der geringen Teilnehmerzahl sehr eindeutig. Einzig dasTeachCenter hat sich unter den befragten Lehrenden etabliert; wobei hier dieprozentuelle Nutzung sogar hher ist, als bei den Studierenden. Dies entsprichtauch genau den Absichten der Abteilung Vernetztes Lernen, mit dem TeachCentereine Plattform mit Zielgruppe Lehrende zur Verfgung zu stellen. Das LearnLand,eine Plattform vorwiegend zur Erfassung des Studienfortschrittes gedacht, wirdvon den Lehrenden praktisch nicht benutzt. Ebenso werden

    Vorlesungsaufzeichnungen und Wiki-Systeme noch sehr wenig in die eigene Lehreeingebaut.

    hnliche Resultate ergibt auch die Frage nach der Verwendung von Web-2.0-Anwendungen. Bis auf die sprliche Verwendung von Wikipedia und Plattformenmit Fokus auf audiovisuelle Dateien gibt es lediglich einzelne Anstze undVersuche sich den neuen Mglichkeiten des Internets auch fr die Lehre zu nhern.Lediglich 65% der Lehrenden gab bezglich einer zuknftig verstrktenImplementierung von Web-2.0-Anwendungen berhaupt eine Antwort. Dies alleinist sehr aussagekrftig, wenn man dazu im Vergleich die 94% hohe Beteiligung beiden Studierenden hernimmt und bedenkt, dass Mehrfachantworten mglich waren.

    Web 2.0 ist fr viele Lehrende kein Thema fr ihren Unterricht. Von dengegebenen Antworten erhielten in etwa gleichauf (je ca. 47%) mobiler Zugriff undSoziala Plattformen am meisten Zustimmung, gefolgt von real-time-Kollaborationmit fast 30%. Interessant ist jedoch, dass der Wunsch nach mobilem Zugriff sogarhher ist, als bei den Studierenden. Mit immerhin je ca. 22% wurden eineverstrkte Verwendung von social communities, podcasts und media sharing frdie zuknftige universitre Lehre erachtet. ber zuknftige Standards gefragt,waren sich die Lehrenden recht einheitlich sicher, dass im Jahre 2020 die digitaleTafel (in welcher Form auch immer) als Unterrichtsmedium etabliert ist unddadurch auch das Geschehen im Hrsaal verstrkt digital zur Verfgung stehenwird. Auch eine vereinfachte, soft- sowie hardware unabhngigere Verbreitung derLehrinhalte wird vorausgesagt. "Mutige" Prognosen wurden nicht genannt.

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    Sehr eindeutig war auch das Resultat auf die Frage eines Ersatzes der Prsenzlehredurch online (und virtuelle) Wege und Methoden. Fast 90% der Lehrenden istgegen einen solchen Ersatz. Wobei jene, die sich grundstzlich einen derartigenErsatz vorstellen knnen, durchaus differenzierte Antworten in Bezug auf Ausma,

    Inhalte und Methode angaben (z.B. "erst bei Umstellung auf englischsprachigeCurricula... ist m.E. Online Lehre denkbar" oder "... wenn es die Teilnehmerwnschen"), generell aber zu Blended-Learning-Anstzen tendierten, bzw. onlineLehre oft als sinnvolle Ergnzung zur Prsenzlehre betrachteten. Meist genannterAusschlieungsgrund fr einen Ersatz war das Fehlen des persnlichen Kontaktesmit all seinen Interaktionsvorteilen einer Prsenzlehre.

    3.4 Meinung von ExpertInnen

    Im abschlieenden Teil wollen wir noch die subjektiven Wahrnehmungen durchdie Teilnahme an mehreren Veranstaltungen des Forum neue Medie Austria in denBeitrag einflieen lassen. Im Rahmen von sogenannten Zukunftswerkstttenwurden mit Hilfe der Workshop-Methode World Cafe verschiedene Themenzwischen E-Learning-ExpertenInnen, -Verantwortlichen, -Hochschuldidaktikernsowie Lehrenden und Lernenden diskutiert. Es wurden die beiden SchwerpunkteForschung versus Lehre angesprochen, genauso wie die technologischenEntwicklungen, Strukturmglichkeiten von IKT bis hin zum Bologna-Prozess.

    In Hinblick auf die Schlagworte E-Learning und Bologna-Prozess erwarten sichExpertInnen zuknftig eine klare Hilfestellung bei der Modularisierung vonStudienplnen und damit eine Verbesserung der Internationalisierung nach dengeforderten Bologna-Kriterien. Damit einhergehend soll die Lehrleistung

    aufgewertet, europaweite Angebote ermglicht und die Austauschbarkeit gegebensein. Befrchtungen, welche auch zuknftig gesehen werden, sind, dass E-Learninggern als mehr gesehen wird, als nur Mittel zum Zweck bzw. neue Software oderTechnologien immer einen Zeitaufwand verursachen. Als besonders positiv sahman aber die Mglichkeit, die Phasen des Selbststudiums mit Online- Elementenzu begleiten und damit diese erhhen zu knnen bzw. Teile derPrsenzveranstaltung in Form von Self-Assessment, Simulationen und hnlichesauszulagern. Diese Ideen sind keineswegs neu, aber scheinen aufgrund derstabileren Angebote fr viele DiskutantInnen in Zukunft flchendeckend mglich.Es wird auch erwartet, dass sich Lernende zuknftig aktiver am Lehrprozess

    beteiligen, wie z.B. in Form von Inhaltserstellung (z.B. durch eigeneAufzeichnungen) oder Individualisierung der Lernumgebungen (Personal LearningEnvironments).

    Als ein wesentlicher Vorteil technologiegesttzter Lehre wurde oft das durch dieDigitalisierung theoretisch mgliche freie Angebot von Lehr- und Lernressourcenerwhnt. Die DiskutantInnen waren sich einige, dass in diesem Zusammenhang derOpen Access zu Bildungsmaterialien eine tragende Rolle zukommt.

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    4 Auswertungen und Ergebnisse

    Whrend die Ergebnisse aus der Erstsemstrigen-Befragung, sowie den Umfragenbei derzeitigen Studierenden und Lehrenden sehr fokussierte Sichten auf die

    zuknftige Ausrichtung universitrer Lehre spiegeln und die Bedrfnisse vonLernenden und Lehrenden beschreibt, lieferten die Veranstaltungen derExpertInnen eine Metasicht auf die Problematik. Nachfolgenden werdenwesentlichen Aspekte aller Gruppen nochmals angesprochen:

    Vergleicht man die Umfrage der Studierenden und jene der Lehrenden miteinanderzeigen sich tendenzielle hnlichkeiten in Bezug auf zuknftige E-Learning Lehr-und Lernszenarien, jedoch auch Unterschiede hinsichtlich der aktuellenVerwendung des Angebots. Generell kann fr beide Gruppen eine geringe Nutzungdes Angebots an Hand der angegeben Prozentwerte behauptet werden. Durchnhere Betrachtung formulierter Antworten und Kommentare wird diese geringe

    Verwendung aber stark relativiert. Sie spiegeln somit einen Wunsch nach strkererDigitalisierung von Lehr- und Lernunterlagen durch Aufzeichnungsverfahren unterVerwendung adquater Hardware wie Tablet PCs und digitaler Tafel wider.Einheitlichkeit herrscht bei allen drei Untersuchungen darber, dass dasAufzeichnen von Lehrveranstaltungen in Zukunft mehr Gewichtung bekommenwird. Die ExpertInnen verweisen zustzlich auf die Mglichkeit, dass auchStudierende Inhalte zuknftig selbst aktiv erstellen und sehen grundstzlich nochweiteres groes Potential im Bereich Audio und Video. Die Lernplattform wirdseitens der Lehrenden und damit "gezwungenermaen" seitens der Studierendenhauptschlich als Plattform zum einfachen Bezug sowie Austausch vonDokumenten verwendet. Die Abbildung didaktischer Szenarien, welche schon seitJahren gefordert und durchwegs auch gefrdert wird, ist nachwievor nicht gegeben.Jedoch zeigten auch die ExpertInnen wenig Interesse daran, Verbesserungen imBereich von LMS zu erzielen, sondern sehen es ebenfalls als probates MittelLernmaterialien zu verbreiten und die Lehre besser zu administrieren.

    Bei der Untersuchung der Ergebnisse der Studierenden im Vergleich zu den Datenaus der Erstsemestrigen Evaluierung wurde der subjektive Eindruck gewonnen,dass Studierende im Privatleben und Studien-Leben unterschiedliches Web-2.0-Verhalten zeigen. Kommunikationswege, die privat sehr wohl genutzt werden,werden als solche fr Studienzwecke nicht immer erkannt. Die Grnde dafrmgen nicht nur im migen Web-2.0-Verhalten der Lehrenden liegen. So knnte

    der Anteil am didaktisch sehr bedeutenden, informellen Lehren- und Lernen geradeber diese Wege intensiviert werden. Von typischen Web-2.0-Anwendungenwerden berwiegend Wikipedia und Weblogs frs Lernen und eventuell auchLehren verwendet - dies zeigen alle Untersuchungsergebnisse. Hinsichtlich einesverstrkten Angebots von Web-2.0-Anwendungen in der zuknftigen universitrenLehre sind sich Studierende wie Lehrende sehr hnlicher Meinung. KleineAbweichungen gibt es aber auch hier; whrend die Studierenden media sharingmehr Gewichtung geben, wird seitens der Lehrenden mobiler Zugriff betont. DieExpertengruppen verweisen zustzlich auf die Mglichkeit der Personalisierungund Individualisierung. Demnach kommen Personal Learning Environments mehr

    Bedeutung zu.

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    Arbeitsbericht Vernetztes Lernen September 2011

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    5 Zusammenfassung

    Die Bildungsarbeit hat sich im letzten Jahrzehnt mit Bologna nicht nur am Papiergendert. Die Auswirkungen sind aber hauptschlich in der grundlegenden

    Gestaltung der Studien, den Curricula fr alle Beteiligten offensichtlich. ImGeschehen im Hrsaal spiegeln sich die Vernderungen nur ansatzweise wider.Den Umfragen ist gemein, dass alle Befragten eine Untersttzung der Lehre mitTechnologie als gegeben sehen und darber kein Zweifel besteht, wiewohlwhrend Studierende technologieuntersttztes Lernen durchaus akzeptieren und inihren Studienalltag integrieren seitens der Lehrenden noch eine groeZurckhaltung im Gebrauch neuer Medien besteht. Weit verbreitet und damitbereits eine geforderte Voraussetzung ist die digitale Verteilung und der Bezug vonLehr- und Lernunterlagen meist ber eigene Lernplattformen. ModerneKommunikationskanle werden seitens der Studierenden auch fr ihre

    Lernaktivitten genutzt. Die potentiellen Fhigkeiten gehen aber zumindest bei denStudierenden oft darber hinaus. Fr die Zukunft drfen ein verstrkter Einsatzbesonders von digitalen Schreib- und Aufzeichnungslsungen, sowie eineflchendeckende digitale Abbildung der Lehrinhalte und des Studienfortschrittsangenommen werden. Auch eine stetig zunehmende ffnung der Universitten unddamit intensivere Vernetzung mit nationalen und internationalen Kreisen, ebensowie eine ernstgemeinte Zuwendung zum auch im Bologna-Prozess gefordertenstudierendenzentrierten, personalisierten Unterricht sollten keine Wunschtrumemehr bleiben erste Anzeichen dafr gibt es bereits.

    6 LiteraturverzeichnisEbner, M. & Nagler, W. (2010). Has Web2.0 Reached the Educated Top?Proceedings of World Conference on Educational Multimedia, Hypermedia and

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    Schulmeister, R. (2010). Gibt es eine Net Generation? [Does the Net Generationexist?]. Germany: University of Hamburg. http://www.zhw.uni-hamburg.de/uploads/schulmeister_net-generation_v3.pdf, Stand vom 12. April2011

    Autor/in

    Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr.techn. Martin EBNER || Technische

    Universitt Graz || Abteilung Vernetztes Lernen des Zentralen

    Informatikdienstes || Steyrergasse 30/1, sterreich-8010 Graz

    http://elearningblog.tugraz.at

    [email protected]

    Mag.rer.nat. Walther NAGLER || Technische Universitt Graz ||

    Abteilung Vernetztes Lernen des Zentralen Informatikdienstes ||Steyrergasse 30/1, sterreich-8010 Graz

    http://elearning.tugraz.at/

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