136
 n e nzu

Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 1/136

  •n e nzu

Page 2: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 2/136

 

Page 3: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 3/136

Page 4: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 4/136

Page 5: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 5/136

Die Jahre 1965 1966: ü erholen ohne einzuholen

Page 6: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 6/136

Page 7: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 7/136

965 966

••

eltbild

Page 8: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 8/136

4

Günter Herlt: Noch eins drauf

1 Kapitel: überholen ohne einzuholen

Jochen Petersdorf

Das Vorbild ist Piepe

Lutz StückrathEin Haus ein Häuschen und wir

Hans Krause

Zum Beispiel: ahrestag

Hans J SteinDas Fatzkenhafte am Weltniveau

Ernst Röhl

Vorwärts

Jochen Petersdorf

Fortschritt

Peter Ensikat

Deutsch ür Zeitungsleser

Lothar KuscheKünstler packt das Heute am Kragen

2 Kapitel: Alles zum Wohle des Volkes

Humorvolles aus dem Alltag

John StaveStriche am Trabant

Peter EnsikatEinzeliahrscheine

Ottokar Domma••

Uber die Schönheit unserer Namen

Renate Holland-Moritz

Omas kulturelle Kontakte

Eberhard Cohrs

Der Gaststättenkontrolleur

Lothar Kusche

Wo das Wirtschaftsgeld bleibt

7

9

10

13

15

18

20

20

21

23

25

26

29

32

35

37

41

Page 9: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 9/136

Inhalt

3 Kapitel: Lernen, lernen, nochmals lernen

Als wir Schüler und Pioniere waren

Kurt David

Wie ich eine Lüge gegen eine andere

Lüge eintauschte

Johannes ConradDie systematische Entwicklung der

kindlichen Phantasie durch ein Elternpaar

Ottokar Domma

Als ich in der Pionierrepublik war

Jochen Petersdorf

Benno und Lenin im Oktober

4 Kapitel: Was des Volkes Hände schaffenWir Werktätigen in Stadt und Land

Heli Busse

43

44

49

52

56

59

Die Woche geht's nich 60

Rudolf Thomas

In vino veritas 62

Heinz Stockhaus

Am Bitterfelderwegrand 6 7

Horst von Tümpling

Frontbericht vom Feldzug der Sparsamkeit 69

5 Kapitel: Heißer Sommer

Von Ostseestrand, Datsche und Jugendclubs ... 71

Erwin F. B. Albrecht

Rache für einen Sommer

Jochen Petersdorf

Keine Gefahr

Hansgeorg Stengel

Elegie eines Mückenbüßers

C. U. Wiesner

Frisör Kleinekorte auf der Wartburg

Ernst Röhl

Ich ging im Walde so für mich hin ...

John Stave

Die optimale Biindigkeit

72

76

78

79

82

85

S c . n i t ~ i m,_ -· - -- -SIOL ; J0 a 'rOU tM -

\ '

7 7 °   t - 0. -- b l . ..... , • t ' i pr&

wW , ....„ ...-.. l i iW i . . - t„. = „ M# tfil 11

-   -  ·:·„ . „·• t u t • \

low..- S s : c ~ ..........„

•·„_ . -  t;

; ; ;

5

Page 10: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 10/136

6

-

6 Kapitel: Höher schneller weiter

Sportlich sportlich

John StaveSchüsse

rnst Röhl

Über das Schieben einer ruhigen KugelJochen PetersdorfOh, wie einsam schlägt die Brust

Rudi StrahlDie Fernsehaufzeichnung

Hansgeorg StengelSchwarzes Schaf

7 Kapitel: Unter vier AugenÜber Verliebte und Verheiratete

Lothar KuscheJemand begeht Ehebruch

Günter KroneEin Sonntagsausflug

Rudi StrahlDie Faschingsfee mit dem rätselhaften

Lächeln

8 Kapitel: Wo wir sind ist vornEs geht seinen sozialistischen Gang

Renate Holland-MoritzUngestörter Kreislauf

Hansgeorg StengelLyrik, du Himmel auf Erden

Peter LuxSchöne Scheine

John StaveWenn einer nicht da ist

Zeittafel

Rechtliches

nhalt

87

88

91

94

96

98

99

1

1 2

1 6

1 9

11

112

116

118

12

128

Page 11: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 11/136

Lachen lockt die lückshormone

OI S

Es wird mehr gedruckt, als man lesen kann. Es wird mehr ge-lesen, als man behalten kann. Es wird mehr behalten, als fürdie geistige Taille gut ist.Aber genau da setzt nun diese lobenswerte Bücherreihe an:Satire ist Verdauungshilfe Humor wirkt wie »Rohr frei « n denKanälen unserer Befindlichkeit. Lachen lockt die Glückshormone und stärkt damit das ImmunsystemIhnen, liebe Leser, wird hier - ohne Praxisgebühr, ohne Re-zeptzuzahlung, ohne kleinliche Dosierung - ein Lebenselixier

in die Hand gegeben, von dem man unbedenklich dreimal täglich Gebrauch machen kann, da es aus dem ganz natürlichenRohstoff unseres Lebens geschöpft wurde. In diesem Fall nunallerdings aus dem Leben unserer ostelbischen Landsleutewährend der Jahre 1965 und 1966 und daher nicht ganz freivon Nebenwirkungen. Wer mit den Gepflogenheiten und Men-talitäten der DDR nicht so vertraut ist, der sei erinnert an dieostdeutsche Staatslosung »Überholen ohne einzuholen«. st

doch ganz einfach zu verstehen: Von der Bundesrepublik hieß

es im Osten stets, daß sie ganz nahe am Abgrund steht. Undvon der DDR wußte man, daß sie immer einen Schritt weiterwar.Der Nährboden des Humors sind die Anomalien. Ironie istDistanzgefühl. Satire erniedrigt das Große und erhöht dasKleine. Warum also sollten Humor und Satire nicht blühen inder DDR, die mit manchen Geburtsfehlern zur Welt kam? ImGegenteil: Die Satire war ein Ventil, um den Überdruck imKessel zu mindern. Sie war nicht sonderlich geschätzt, aber

doch weithin geduldet. Und diesen Umständen verdanken wirauch die folgenden Texte von Rudi Strahl und Ottokar Domma,von Peter Ensikat und C. U. Wiesner und all den anderen »Lä-stermäulern«.Ich muß Ihnen den Spaß nicht wünschen, ich kann ihn ver-sprechen

Günter Herlt

7

Page 12: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 12/136

 

Page 13: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 13/136

Page 14: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 14/136

10

>>Hurra Ersatzteile <<

ü erholen ohne einzuholen

Jochen Petersdorf

opost

Hubert Pieperella, von seinen Kollegen einfach Piepe genannt,

fährt einen Barkas.

Falls es jemand nicht wissen sollte: Das ist ein Auto. Größer alsein Trabant. Und das ist gut für Piepe. Denn Piepe, der privat

auch einen Trabant fährt, hat einen sehr großen Garten. In Hangelsberg. Das ist außerhalb Berlins, Richtung Fürstenwalde.

Der Garten bescherte dem Kollegen Piepe in diesem Jahr eine

gewaltige Apfelschwemme. Im Geräteschuppen türmten sich

unlängst Säcke und Kisten voller köstlicher Äpfel aller Farbenund Geschmacksvarianten. Piepes Frau will einen beträcht

lichen Teil davon zu Mus zerkochen und die restlichen Zentner

unter den Betten der Pankower Wohnung für den Weihnachtsteller frischhalten.

Piepe sagte sich: Mit dem Trabant muß ich mindestens dreimal hin- und herjuckeln. Das haut spritmäßig ganz schön in dieÄppel. Der Barkas bewältigt das Transportproblem auf einen

Ritt - und tankt aus der allgemeinen Kasse.

Piepe hatte am vergangenen Dienstag eine Betriebsfahrt nachKönigs Wusterhausen. Von dort aus kann man - wenn man will

- über Neu-Zittau und Erkner quer rüberstoßen und kommt auf

die Fürstenwalder Strecke, also auch nach Hangelsberg in Piepes Garten. Gleich hinter Erkner bot sich dem Kollegen Piepe

ein Bild des Jammers. Der Jammer bestand aus einem ziemlich

neuen Wartburg und einem etwas älteren Herrn. Der ältere Herr

war Piepes ökonomischer Direktor, Kollege Strickmüller. Aufseiner Stirn wölbten sich einige prächtige Beulen. Die Stirn des

Wartburgs war von großen Sorgenfalten zerklüftet.»Plötzlich schlug es mjr das Lenkrad aus der Hand«, sagte Strick

müller, »und dieser blöde Chausseeappelbaum gab nicht nach.«

»Hauptsache, Sie selbst sind okay«, sagte Piepe. »Und die Karrewollte der Direktor ja sowieso umspritzen lassen, weil er einen

einheitlichen Fuhrpark haben möchte. - Na schön, da werde ichSie mal abschleppen.«

»Nicht nötig«, sagte Strickmüller. »Habe schon angerufen. Alwinund Herbert müssen jeden Moment hier sein. - Wo fahren Sie

denn überhaupt hin?«»Nach- nach nach Fürstenwalde«, antwortete Piepe, »wegenReifen «»Menschenskinder « rief Strickmüller. »Das trifft sich ja wun-

Page 15: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 15/136

ü erholen ohn inzuhol n

derbar. Tun Sie mir bitteeinen Gefallen und nehmenSie hier den Kühlschrankmit. Der ist nämlich für Mmeine Schwiegermutter inFürstenwalde. Betty Nackel-mann, Dr. -Puhlmann-Straße5. Sie wissen ja, wie s ist.Verkaufen kann man so 'nehistorische Sehmette nichtmehr, aber 'ne olle Damefreut sich. Und Alwin muß ja

auch nicht unbedingt mit-kriegen, warum ich hier in

: : . . . . : . „ _ _ _ _ - - - : . ~

dieser Gegend rumgekutscht bin. Obwohl ich natürlich auch

dienstliche Gründe hatte. Logisch.«»Logisch«, meinte Piepe. Er hievte den Kühlschrank in den Bar-kas, sagte dem Kollegen Strickmüller noch ein paar tröstendeWorte und brauste los.»Blöder Mist«, knurrte er hinter der nächsten Kurve. »Extranoch nach Fürstenwalde.« Diese Flitzpiepe StrickmüllerWarum schleppt'n der den Kühlschrank nicht am Wochenendemit seinem eigenen Lada nach Fürstenwalde? Da steh ich stundenlang rum, und meine Äppel muß ich nach Feierabend im

Dunkeln verladenDie alte Dame war zu Hause, und Piepe war dann bald in seinem Garten in Hangelsberg und hatte auch bald den Apfelberghinter sich - im Barkas. Kurz vor Erkner bot sich dem Kolle-gen Piepe ein Bild des Jammers. Der Jammer bestand aus einemverbeulten Herrn und einem zerknautschten Auto.»Alwin und Herbert sind immer noch nicht hier«, rief Strickmüller. »Ich fahre mit Ihnen mit. Wir müssen denen ja unterwegsbegegnen. Dann kriegen sie die Schlüssel und können den

Dampfer zum Betrieb schleppen. Ich kann ja hier nicht stundenlang meine Arbeitszeit im Straßengraben absitzen «»Logisch«, meinte Piepe.Strickmüller kletterte in den Barkas. Er schnupperte, kuckte,runzelte die Stirn samt Beulen und sagte streng: »Nanu? KeineReifen, sondern Äppel? Wie darf ich das verstehen?«Apfelpiepes Kopf bekam Tomatenfarbe.»Tja«, sagte er nach einer Weile. »Mit den Reifen, das war 'neFehlinformation. Falscher Tennin. Aber wie 's der Teufel so will,

heute ist wirklich die Hölle los. Mitten in Fürstenwalde ein

.   . ..

' .

»Herr Pieperella auf die

richtigen Reifen kommt

es an <Der Trabi 601

in den 6 er]ahren auf

der Pneumant-Rallye.

Kurvenfest.

Page 16: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 16/136

  2

Hätte das Herr Piepe-

rella gewußt: Auch uf

dem Wasser hier imSpreewald macht der

Trabi eine tolle Figur.

ü erholen ohne einzuholen

Fahrzeug von der GHG mit Federbruch. Und die Jungs bettelnmich, daß ich die Äppel mitnehme nach Köpenick zur Kaufhalle in der Lindenstraße. Sie kämpfen um den Titel, und dawolln sie Termintreue halten und so. Konnte ich natürlich nichtabschlagen. Logisch.«

»Logisch«, meinte Strickmüller. Er half sogar beim Abladen vorder Kaufhalle. »Komisch, daß keiner rauskommt und mit anpackt«, sagte er.»Wahrscheinlich kämpfen die nicht um den Titel«, sagte Piepe.Als Strickmüller wieder im Barkas saß, winkte Piepe einenhalbwüchsigen Jungen heran.»Iß soviel Äpfel wie du willst«, sagte er, »aber paß auf, daß keinanderer rangeht.«»Geht klar«, sagte der Junge. »Aber ich rauche seit kurzem

auch wieder. Neue Juwel.«»Schäm dich«, sagte Piepe und gab ihm vier Mark für Club.Dann fuhr er Strickmüller zum Betrieb, weil der noch nach

Alwin und Herbert forschenwollte, um den zerknautsch-ten Wartburg von der Landstraße zu bergen. Beim Abschied sagte Strickmüller:»Etwas Gutes hatte dieganze Sache. Durch denKühlschrank und die Äpfelhatten Sie keine Leerfahrt.Weder hin noch zurück. Undso soll es ja wohl auch sein,nicht wahr?«»Logisch«, antwortete Piepe.Dann fuhr er wieder zur

Kaufhalle. Der Junge spendierte ihm eine Club, und als sie aufgeraucht hatten, machten sie sich daran, die Apfelkisten wie

der in den Barkas zu laden.»Bleiben Sie mal stehen, Herr Pieperella « rief plötzlich eine fistelige Männerstimme. Die Stimme gehörte dem Abendblatt-Fotoreporter Birnstiehl, einem Haus- und Flurnachbarn von Piepe.»Das ist ja 'ne Wucht«, rief Birnstiehl, »wie Sie, Herr Pieperella,als Kleingärtner den Bevölkerungsbedarf mit absichern helfen.Das bringe ich groß raus Locker stehn Danke «Der Reporter half dann noch beim Ausladen der Kisten.»Ich nehme Sie mit nach Hause«, sagte Piepe, »dann ist es

keine Leerfahrt.«»Wirklich vorbildlich«, krähte Bimstiehl. »So soll es ja auch sein «

Page 17: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 17/136

ü erholen ohne einzuholen

Lutz Stückrath

Nun hatten wir schon seit einigen Jahren unsere AWG-Woh

nung bezogen. Nach und nach fielen aber der Hausgemeinschaft die eisernen T-Träger die Holzbalken der Zement unddie Steine unangenehm ins Auge die der volkseigene Bau

betrieb nach der Fertigstellung wohl nicht mehr mitnehmen

wollte. Wir buddelten an Sonn- und Feiertagen alles schön

unter und faßten den Entschluß Gras über die Dinge wach

sen zu lassen. Schon deshalb weil jeder Mieter von seiner

eingezahlten Summe sogar vierundvierzig Mark mit dem Be

merken zurückerhielt daß die Kollegen vom Bau sehr renta

bel gearbeitet hätten.

Als nun unser Rasen erstmals schön grünte kamen zwei junge

kräftige Männer betraten mit grobem Schuhwerk vorsichtig

unsere Grünfläche und gaben ihr mit Hilfe von Spaten und

Schaufel ein anderes Ansehen. Nach einigen Stunden hatten sieeinen Graben quer durch die ganze Anlage gezogen und wir

freuten uns alle; denn wir dachten das Gartenbauamt würde- nach dem Graben zur urteilen - mindestens ausgewachsene

Bäume pflanzen. Aber da die beiden Männer außer dem schö

nen breiten Graben nichts weiter hinterlassen hatten spielten

bald die Kinder der ganzen Gegend dort und verteilten denmühsam ausgehobenen Sand gleichmäßig auf dem uns verblie

benen Rasenrest.Nach einigen Monaten - es fing eben an herbstlich zu reg

nen - fuhr ein Auto durch unsere Straße über den Rasen und

starke Hände luden ein aus Glas und Metall gefertigtes Häus

chen ab. Die Kollegen zeichneten sich durch besondere Schnel

ligkeit aus denn sie hielten beim Abladen erst gar nicht an und

einige Glasscheiben sprangen vor Freude in die Luft. Den Rest

der Scheiben besorgten dann wieder die Kinder was man ihnennicht übelnehmen sollte weil sich ja selbst Kinder nicht gerne

ins eigene Fleisch schneiden.

Dann begann kurz vor Einbruch des Winters ein emsiges Trei

ben. Zuerst kam der Glaser der seine Arbeit ordentlich mach

te. Dann kam der Maler der ein richtiger alter Handwerker war

und der sich was beim Arbeiten dachte. Vorsichtshalber bemal

te er nur drei Seiten. Nun kam noch einer mit einem dicken

Kabel welches er in den Graben warf der inzwischen ausge

hoben worden war und verschwand. Die Tür setzte später ein

3

0

i0„..

j

Ein Einschreiben von

der PGH Fahrstuhlrepa-

ratur ...

Page 18: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 18/136

  4

Ich würde sagen: Die

Rüstung st ht schon zulange die wird zu rst

rekonstruiert.<<

ü erholen ohne einzuholen

gewissenhafter Schlosser ein, der Glaser und der Maler kamen

noch mal, und dann wurde auch ein richtiger Telefonapparat

eingebaut.

Später kamen die beiden Männer mit den Spaten wieder. Sie be-

sahen sich sehr ärgerlich das Wasser in dem Graben; doch weil

wohl das Kabel nicht frei liegen darf, schaufelten sie ihn zu.Wenn es demnächst etwas wärmer ist will die Hausgemein-

schaft alles wieder schön planieren und Rasen säen. Die

Telefonzelle ist das Schmuckstück der ganzen Umgebung Und

wenn wir dann im nächsten ahr erst richtig telefonieren kön-

nen wollen wir uns bei der Deutschen Post für alles bedan-ken.

Page 19: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 19/136

überholen ohne einzuholen

Hans Krause

rost

BeispielNr.

1: Ein Referat zum Jahrestag im Anglerverband

Sportfreunde Petrjünger Kampfjenossen mit Rute und Rolle.Mit Rute und Rolle ... Aber wat, Sportfreunde, is die schönsteRute ohne die führende Rolle ... der Arbeiterklasse. Marx hat

jesacht ... Herr Ober, bring'se doch mal fünf Pils fürs Präsi

dium - Det hat Marx natürlich nich jesacht. Marx hat jesacht

... äh ... Moment. Wat hatta denn jesacht? (schaut ins Manu-

skript) Ach ja, Marx hat jesacht: Sein oder Nichtsein ...

Nee. Nee, det hatta nichjesacht. Det war ein

anderer Kolleje. Aber dem sind wir auch ver-

bunden. Sportfreunde. Det war nämlich 'n

Angelsachse. Ach hier ... jetzt hab ick's ...

Marx hatjesacht, das Sein bestimmt das Be-

wußtsein.

Und wat hat Marx damit sagen wolln? -

Wenn das Jewässer 'ne tote Hose is, kann

auch der beste Angler nischt an Land ziehn.

Da könnta ma wieder sehn, Sportfreunde,

auch der Marx war einer von uns.Natürlich war er nich so erfolgreich wieunser Kollege Glühgurke, dem es vergange

nen Samstag jelungen is, einen zehnpfündi

gen Karpfen zu landen.Aber immerhin, Marx hat uns jelemt, wie man die kapitalen

Fische inne Pfanne haut.

Wir haben Marxens Technik uffjegriffen und beweisen nun

mehr seit viele Jahre, det man och ohne Raubfische selig wer-

den kann. Zwar komm wa noch nichjanz ohne Posen aus , aberunsre DDR is schön maßig und jeder kriegt bei uns sein Eimer-

chen voll. Und wenn manche och noch der Meinung sind, bei

uns sei der Wunn drin, weil man bei jedem Handwerker gleich

'n Bückling machen muß, wir Angler sind ja weiter und wis-

sen: Wenn eener anbeißen soll, mußte anfüttem Und damitkomm wa nu zum fröhlichen Teil unserer Versammlung - je

treu unsenn Motto: Wir Angler stippen dort und hier, am lieb-

sten aber stippen wir die Nase in ein Pilsner Bier Prost

, J

,J,',-;

·f; ll;l/, „r

5

J,

t I

, /,r

>Habe nun, ach fem

studiert, gezirkelt, par

teigelehrjahrt mit hei-

ßem Bemühn. Da steh

ich nun, ich armer Torf

Und bin so klug alswie zuvor. Uns fehlt ein

Betriebsschlosser <<

Page 20: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 20/136

16

Exportproblem gelöst

fetzt kann ich in zwan-

zig Sprachen Entschul-

digung sagen «

.. [ fW.t t lli·-

überh o len ohne einzuholen

eispiel Nr 2: Ein Referat zum Jahrestag in der Kulturbundsparte

Philatelie

Liebe Phi ... liebe Phi ... liebe Briefmarkensammler Bevor wir

zum Sammeln blasen und uns unseren bunten Schnipseln zu

wenden, muß ich ein paar ernste ungummierte Sätze an Sierichten. Besonders an die BRD- und Westberlin-Sammler.

Freunde, der Klassenfeind schläft nicht. Er ist auch im Steck

album noch äußerst gefährlich »Das Leben ist klebenswert «

sagte einer unserer ganz Großen. Aber welches Leben hat er

gemeint? Natürlich unser neues Leben. Aber wenn nun einer

dauernd die Zunge hinten am Bundespräsidenten hat, wie

kann ihm da unser neues Leben noch schmecken? Wir haben

auch in der DDR noch ein paar ganz dolle Marken, gut ge

zähnt und postfrisch. Und wir haben Werte geschaffen, die

~ „--.

..... 0

-

sich sehen lassen

können. Natürlich

auch Sperrwerte Ja,

der Katalogpreis des

Sozialismus ist eben

hoch. Wer ihn kom

plett haben möchte,

muß Jeduld und Spuk

ke haben und nich

bloß auf die Marken,sondern auch immer

hübsch in die Hände

spucken Und damit

komme ich zum The

ma und zum Ende

meiner feuchten Aus

führungen.

Schluß mit der indif

ferenten LeckereiJede Marke ein Mark

stein in eine sauber

gestempelte Zukunft

Es klebe der Jahrestag

Page 21: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 21/136

ü erholen ohne einzuholen

Beispiel Nr. 3: Ein Referat zum Jahrestag in der Kulturbundsparte

Ornithologie

Liebe Vögelfreunde Hiermit eröffne ich die Jahreshauptversammlung der Kulturbundsparte Ornithologie und grüße alle

Verbandsmitglieder mit einem fröhlichen Schnirps Schnirps

Bevor wir uns dem Hauptthema des heutigen Tages zuwenden

- dem Sexualleben der Waldschnepfe (Scolopax rusticola) -

ein paar Worte aus aktuellem Anlaß.

Wir feiern den Jahrestag unserer Republik

und die deutschen Vögel ... der DDR haben

guten Grund zu jubilieren, zu tirilieren und

einen zu zwitschern. Denn wir haben uns ge-

mausert, Kollegen.

Und um dieses Ereignis gebührend mit uns zu

feiern, treffen täglich neue Wandervögel beiuns ein.

Liebe Vögelfreunde Stellt euch einmal vor:

- Wir befinden uns auf dem Flugplatz Schönefeld und erwar

ten inmitten eines schwarmbereiten gefiederten Völkchens die

Niederkunft eines neuen Wandervogels. Nach den sechs Wan-

dervögeln der letzten Woche ein neuer schöner Triumph unse

rer beharrlichen Paarungspolitik. Aber jetzt, liebe Vögelfreunde, kommt Bewegung in die Volieren. Die Wehen setzen ein, das

heißt, wir sehen Fähnchen über Fähnchen wehen. Der großeVogel der Interflug fährt seine Krallen aus und unser gefieder

ter Freund schlüpft ... schlüpft ... jawohl, er schlüpft lächelnd

aus der Brutmaschine Was für ein Tag

Seine Exzellenz hüpft die Gangway herunter, .breitet die nochetwas feuchten Flügel aus und eilt mit einem fröhlichen

»tschilp, tschilp« auf die zum Empfang erschienenen Vertreter

unserer Regierung zu, freundschaftliche Umarmung - man

schnäbelt sich.

Ein erhebender Anblick, ein beflügelndes Erlebnis.Die Zuschauer durchbrechen das Gezweig, schwärmen über

das Rollfeld und schwenken jubelnd ihre Transparente: »Zum

Kuckuck mit den Raubvögeln «, »Wir haben keine Meise mehr «

- Dank, Dank, DankUnd während sich der Vogelzug durch die buntbeflaggten Nist-

stätten und Horste der Karl-Marx-Allee zur ersten Fütterung

nach Niederschönhausen begibt, rufe ich euch abschließend

zu: Schöner die Nester und Brutstätten Nieder mit der Katze

Wie wir heute piepen, so werden wir morgen picken Schnirps

7

J>Pech endlich haben

wir ein Krajtfetter ent-

wickelt und nun sindsie ausgestorben.<<

Page 22: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 22/136

8

Mann schämen Sie

sich nicht m t soner

vergammelten Kiste zu

fahren.  

ü erholen ohne einzuholen

ans J Stein

Fatzkenhaftes am Weltniveau äußert sich auf so diffizile Weise

daß ich lange gezögert habe, es in Worte zu fassen. Nehmenwir nur die Berliner Taxifahrer. Seit der VEB Taxi seinen Wa-

genpark mit schmucken »Wolgas« runderneuert hat, ist einemerkwürdige Wandlung mit einigen Fahrern vorgegangen: DasGesicht ein gefrorener Pudding eisiger Höflichkeit, nehmen sie

mit einem stummen Kopfnicken die devo-

t st geäußerten Fahrwünsche entgegen.Kein lautes Wort des Tadels entschlüpftmehr ihren Lippen auch wenn die Fahrtnur vom Alexanderplatz nach Werneuchen

gehen soll. Ein letztes Ordnen der Papierorchideen in der Bordvase, und schon wirdder Popel von Fahrgast ans Ziel gekarrt.Ich will nicht sagen, daß mir der Lederjop-pengustav vergangener Tage mit seinerdreimal geleimten Klapperkiste sympathischer gewesen ist, der jeden Fahrgastgrundsätzlich mit »Meister«anredete. Woll-

te man beispielsweise vom Bahnhof Fried

richstraße zum Deutschen Theater, soerfüllte lautes Wehgeschrei den Wagen.Bitter beklagte der Brave am Lenkrad dasLos seiner acht unmündigen Kinder die aufGrund mangelnder väterlicher Einkünfte

nun bald das abgenagte Hungertuch in Stücke reißen würden.Und am Ziel war man direkt froh den Schmollenden mit einemHundertmarkschein über das Gröbste hinwegtrösten zu dürfen.Wie anders heute Der perfekte volkseigene Luxuschauffeur

hat Rudimente mißverstandener Volkstümlichkeit überwunden. Heute sagt so ein sozialistischer Graf hinterm Wolgalenk-rad zwar nicht »Meister«, er sagt aber auch nicht »Guten Tag«.

Er öffnet weder den Wagenschlag noch den Mund. Gewissermaßen als Ausgleich.Und dabei sind es nicht nur einige Taxichauffeure. Überall, wo

sich das vielbesungene »Neue « manifestiert, ist dieser ölig-

schnippische Stil anzutreffen. Gehe ich in eines unserer neuenKinos so wird mir nicht nur einfach die Eintrittskarte abgeris-

Page 23: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 23/136

überholen ohne einzuholen

sen, sondern ein huldvolles Neigen des dienenden Trotzköpf-

chens ('IYP: verkannte Prinzessin aus der Ackerstraße) läßtmich erschauernd ahnen, wie glücklich ich elender Wurm mich

preisen darf, in diesem Tempel der Kinolust zu weilen. Nicht

anders in unseren modernen Restaurants Schon das Nahen des

Obers Man hat den Eindruck, ein Regierender Landesfürstgibt sich die Ehre. Langsam, aus geheiligten Femen heranrol

lend, verharrt er auch an meinem Tisch, um mit unendlicher

Nonchalance meine mühsam gestammelte Bestellung entge

genzunehmen. Abschätzend sieht er auf mich herab, und ängst

lich und schnell bestelle ich - um wenig-

stens auf diese Weise eine rt Gleichge-

wicht herzustellen - das Teuerste, was

die Karte zu bieten hat. Selbst dicke

Trinkgelder vermögen diesem modernen

Ganymed nicht zu imponieren. Sie wer

den zwar mit gnädiger Selbstverständ

lichkeit entgegengenommen, aber das

mitleidige Lächeln des so Bedachten

drückt nur aus: »Armer Schlucker, du

mußt es ja dringend nötig haben, mir ein

Trinkgeld zu geben «

Ich fasse zusammen: Unter dem dienen

den und bedienenden Personal unserer

hauptstädtischen Taxis, Kinos und Re-staurants gibt es gewisse Edelpiefkes, die

so tun, als sei das Hotel »Kaiserhof«,

nicht aber der Sozialismus ihre Heim-

statt. Ferner: Weltniveau hat nicht unbe-

dingt etwas mit Hochmut, Arroganz und Fatzkenhaftigkeit zu

tun, es ist erlaubt, auch auf einfache rt nett, freundlich und

zuvorkommend zu sein. Und es ist dabei, drittens, nicht not-wendig, immer von einem Extrem ins andere zu fallen, etwa von

den Barrikaden der Revolution in das Gehabe allerdurchlauchtigster Pomadenköppe.Maxim Gorki hat einmal gesagt: »Den Bourgeois haben wir

abgeschafft - die Lakaien sind uns geblieben.« Na ja, Gorki

traute sich. Aber sagen Sie das mal laut, beispielsweise im

Exquisitladen.

Viel Vergnügen

9

Lesense hier nicht Zei-

tung sondern die Schil-

der. Dann haben Sie alle

nf rmationen die Sie

als Gast brauchen.

Page 24: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 24/136

20

- - - -

 

Zum ewigen Ruhme der

Landschaftsumgestalter

sowie als Orientierungshilfe

für Karawanen

ü erholen ohne einzuholen

t orwärts

Vorwärts nach vorne, und vorwärts zur Seite

Vorwärts im Freien, und vorwärts im Saal

Vorwärts nach hinten, und vorwärts ins Weite

Die Richtung, Genossen, ist völlig egal.

1 „.

• - -„•

t,. •

  „ .... \ .. „ ' ~ · . .... ..:-.;:

.. .. .   ... .

Ernst Röhl

Jochen Petersdorf

on unserm Haus die Giebelwand

war schäbig, groß und grau.

Doch weil davor 'ne Linde stand,

sah's keiner so genau.

Man hat die Giebelwand verputzt,

da war sie nicht mehr nackt,

doch jeder guckte ganz verdutzt:

die Linde abgehackt

Die Leute ließen Klagen los.

Sie wurden anerkannt.

Ein Künstler malte riesengroß

zwei Palmen an die Wand.

Wenn man auch bitter drüber lacht,

zur Klage reicht es kaum.

Denn schließlich hat man über Nachtjetzt plötzlich viel mehr Baum.

Page 25: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 25/136

überholen ohne einzuholen

Peter nsikat

~ Zoit t t

Die BZ am Abend - das Abendblatt des Berliners mit Sport vom

Wochenende und Leserbriefen vom Chefredakteur ...Und auf der Titelseite eine Meldung von der BVG: »Wir machen

uns störfrei - vom Fahrplan «

Der erscheint demnächst im »Bummi«als Märchenin mehreren Fortsetzungen, illustriert von unserem

Großflächenbemaler Walter Womacka, der sich hier

nun endlich auch als Meister der kleinen Form sei-

nem begeisterten Publikum stellen wird. Denn

schließlich kann man den Geschmack unserer Kin-

der nicht früh genug verbilden ... bilden. Diese dum-

men Vorsilben Sie glauben j gar nicht, wie schwie-rig unsere deutsche Sprache ist Und gegen diese

Schwierigkeit kämpft unsere Presse nun schon seit

vielen, vielen Jahren einen erbarmungslosen

Kampf. Bitte, in den siebzehn Jahren DDR wurden

bei uns viele neue Häuser gebaut, neue Werke,

neue Straßen, neue Schlaglöcher ... Aber es wur-

den auch neue Wörter gebaut. Kennen Sie den Be-

griff »Neues Denken«? Das ist so eine rt geistigen Neubaus,

wenn Sie sich darunter bitte nichts Bösartiges vorstellen wol-len. Sie wissen j sicher schon, bei uns kann man wissenschaft

lich, praktisch, ökonomisch, produktiv und hauptsächlich kon-

kret denken. Aber haben Sie schon mal neu gedacht? Was mei-

nen Sie, woran man alles denken muß, wenn man neu denkt

An die Zukunft Wer ist früher schon darauf gekommen, daß

er an die Zukunft denken muß? Erst seitdem wir das schöne

Wort Prognostik haben, denken wir auch so. Früher dachte

man zum Beispiel: Gestern ist das Kind in den Brunnen gefal-

len, legen wir heute den Deckel rauf. Heut denkt man ganz an-ders darüber: Morgen wird das Kind in den Brunnen fallen,

legenwir den Deckel erst gar nicht rauf. Eingespart. Wenn sich

solche Einsparungen häufen, spricht man von Optimierung.

Wissen Sie, was das ist? Optimierung ist das Zusammentreffenzweier oder mehrerer Optimisten zwecks Zeugung - eines

Optimums. Ein Optimum ist das Höchste. Als zum Beispiel inBerlin mehrere Architekten miteinander gezeugt hatten, war

das Höchste, was rauskam, der Fernsehturm. Sehen Sie sich•

das Ding an, dann wissen Sie, wohin Optimierung führen kann.

21

Page 26: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 26/136

22 ü b  rhol n ohn inzuhol n

Sie glauben ja gar nicht was wir bei der BZ am Abend für

Schwierigkeiten mit den neuen Wörtern haben. Erklären Sie

unserem Leserpublikum das in der S-Bahn sitzt und an nichts

Böses denkt mal   was Materialintensität bedeutet. Material ist

ja noch einfach. Das ist das was immer fehlt - bei den Schla

gersängern die Stimme bei unseren Jugendfunktionären die

Jugend und beim Bau, ja also da fehlt so manches machmal.

Aber nehmen wir ruhig an für eine Großbaustelle werden Zie

gelsteine geliefert und der Bauarbeiter baut sich gleichzeitig

daraus eine Gartenlaube dann hat er doch das Material beson

ders intensiv ausgenutzt. Und darum kämpfen wir also in derZeitung.

Hier noch die BZA, Ihre kleine Feierabendfreude für zehn Pfen

nige Ist Ihnen schon aufgefallen worum in unseren Zeitungen

so alles gekämpft wird? Um den Welthöchststand im Petersi

lie-Anbau  gegen die Schneemassen gegen die Hitzewellen fürdie Gleichberechtigung der Frau für höhere Kapazitäten der

städtischen Bedürfnisanstalten - unsere Zeitungen kämpfen

von der ersten bis zur letzten Zeile. Wenn ein Ausländer sieliest muß er einfach glauben bei uns wäre Tag und Nacht was

los. Aber das können die von der Zeitung nicht wissen die

f .l V'o < YV.fJVvvV\;<......,.,.._,. 1 müssen ja nachts arbeiten. Kein Wunder also daß unseren

25 R „ Redakteuren immer neue Wortschöpfungen entschlüpfen.·. · »Es gilt die komplexe Optimierung der detailliert aufge-

schlüsselten ...« Aufgeschlüsselt - schönes Wort Ich; schlüssele die Tür auf. Womit? Mit einem Schließer. Man

· > kann aus J. edem Verb ein Substantiv machen und umge-s

Im Zweifelsfall nie überholen kehrt. Draußen hundet der Beller. Das ist ganz neues- - . . . r . . . r „ ~ v . . . _•. „ . . . . . . . . . • . , . , w . . . r . . , . _ ~ Sprachgefühl. Diese Sprache ist überhaupt mehr zum Er-

.. . sondern doch lieber

einholen - so lautete die

Devise der 60er] hre

fühlen als zum Verstehen geeignet. Deshalb sollte man sie

mehr in den Liebesbriefen anwenden: »Zwecks optimal-effek

tiver Ausnützung von Freizeit schlage ich vor, komplexe Zärt

lichkeiten in Anwendung zu bringen.«So etwa dürfte ein neuhochdeutscher Redakteur an seine

Freundin schreiben. Da wird sie viel Gefühl brauchen um zu

merken  daß er bloß mit ihr schlafen will.

Wenn unser Entwicklungstempo weiterhin ein so stürmisch

konkretes bleibt wird sowohl unsere Vaterstadt als auch

unsere Muttersprache in optimal fünf Jahren nicht mehr wie

derzuerkennen sein.

In diesem Sinne: Vorwärts zur komplexen Infemales Gramma

tikales durch optimale Konkretheit subtil-differenzierter Kin

kerlitzchen.

Page 27: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 27/136

überholen ohne einzuholen

Lothar Kusche

~ t

Der Redner war ein älterer Mann mit einer fleischigen Nase

und feinen Falten um die Augen; sein Tonfall war in gewissem

Sinne beschwörend, zum mindesten aber seine Gesten: r

ruderte uns in seinen Bann.

Verehrte Kollegen, ich darf Ihnen zum Thema: Kunst und Ge-

genwart ganz offen nur einige Worte sagen ... Unsere Men

schen meistem - das steht außer Frage - die Gegenwart. Un-

sere Menschen in der Produktion packen - wenn ich das sagen

darf - das Heute am Kragen, nicht wahr. Unsere Menschen ... «

Meine Kollege Heinz Knobloch hat sich einmal über die Phra

se »Unsere Menschen« gewundert, und zwar deshalb, weil er

keine eigenen Menschen besitzt. Mir geht's genauso. Aber der

Redner besitzt offenbar eigene Menschen, und zwar in der

Produktion; dort packen sie - wenn er so sagen darf - das

Heute am Kragen. Natürlich darf er so sagen, denn er ist ja

von Berufs wegen (unter anderem auch) Redner; und wer kann

gegen einen Redner was ausrichten

»Was tun nun aber die Künstler?« fragte er. »Gewiß viel Aber

ist das schon genug? Ich muß von unseren Künstlern ehrlichsagen: Sie sind unserer Gegenwart auf den Fersen, und zwar

dicht. Ich möchte Sie nicht weiter mit Beispielen langweilen,

aber ... «

Und dann langweilte er uns mit einer Reihe von Beispielen.

»Aber es wäre nötig, daß sich die Künstler noch enger an die

Gegenwart anschließen, daß sie die entscheidende Hinwen

dung zur Gegenwart sozusagen vollziehen, ja, daß sie sich die

Perspektive aneignen und schließlich der Gegenwart voraus

eilen. Darauf kommt es doch letzten Endes an Die Wirklichkeit nicht nur meistern, sondern übertrumpfen Und so

weiter ... Den Weg ... Sie verstehen ... gewissermaßen aufrei

ßen Und dazu wünsche ich Ihnen aus ganzem Herzen schö

ne Erfolge. Sie werden hoffentlich nicht böse sein, wenn ich

Sie jetzt wieder verlasse ... verlassen muß Meine eigne lite

rarische Arbeit ruft, und gewiß sind Sie die ersten, die dafür

Verständnis aufbringen.«

Sagt ein Genosse:»Wrr reden im Parteilehrjahr ständig

vom Kapitalismus,ohrie eigentlich zu

wissen, was dasist.«

23

Sagt der Partei„

sekretär: »Paß aufich will es dir an

einem Beispiel er-

klären. Stell dirden Kapitalismusals eine chrom-blitzende Limousi

ne vor die in rasendem Tempo auf derAbgrund zufährt «

»Dann verstehe ich

nicht« sagt derGenosse, »warum

wir den Kapitalis

  usandauerndüberholen wollen. «

Page 28: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 28/136

24 ü erholen ohne einzuholen

Wir waren ihm g r nicht böse als er uns verließ ... verlassen

mußte d doch seine eigne literarische Arbeit ihn rief viel-

mehr waren wir gewiß die ersten die dafür Verständnis auf-

brachten.

Noch n der Garderobe fragte ich ihn woran er denn augen-blicklich arbeite.

»Ich schreibe« sagte er »das Libretto für einen Tanzfilm nach

Motiven des Märchens vom Wolf und den sieben Geißlein.«

Ich habe erst später begriffen d ß er seiner Forderung der

Künstler müsse der Gegenwart vorauseilen längst nachge-

kommen war; um dies begreifen zu können muß man sich

allerdings den Lauf der Zeiten als einen Kreislauf vorstellen.

Während wir noch der Gegenwart auf den Fersen zu bleiben

suchen h t er sie bereits überrundet und ist auf der anderenSeite des Kreises schon wieder im Mittelalter angekommen.

Page 29: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 29/136

Page 30: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 30/136

26 lles zum Wohle des Volkes

John Stave

Als ich uns für den Wagen anmeldete fielen wir noch unter das

Jugendschutzgesetz. Wir waren verlobt und heirateten einigeJahre darauf. Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten - es wareninsgesamt dreizehn Personen gekommen - führten wir dasPrinzip der strengsten Sparsamkeit ein. Zuerst verzichtetenwir auf die Anschaffung eines Fernsehgerätes dann verkauften wir unseren Radioapparat günstig und ich bestellte die BZ

am Abend ab. Die Fußballwoche las ich jetzt immer bei einemBekannten mit. Meine Frau löschte unsere Mitgliedschaft im

Theateranrecht und durch einen betrieblichen Wechsel zahlteich keinen Beitrag mehr für die Deutsch-Sowjetische Freund-

Ich ließ mir die Haare lang schaft. b ~ r auch ~ ~ e Dinge des t ä g l i c ~ e n Lebens wur-

wachsen geriet aber anläßlich den stark emgeschränkt. Wrr r a n k e ~ kei:ien o ~ e n k a f -des 11 Plenums in eine Anti fee mehr, nur noch Tee. Ich verkniff mir das Bier und

Gammier-Kampagne. s wurde schraubte überall 25er ~ i n : e n e ~ ~ w . ~ d u r c h ~ u c ~ dasZeit daß wir den Wagen be- Lesen flachfiel, so daß wir die zwolf Bucher, die wir zur

k ~ e n Hochzeit geschenkt bekommen hatten zu einem guten· Preis losschlagen konnten. Meine Frau entwickelte ein

Verfahren zur Streckung von Pflaumenmus. Wochentags trugenwir beide Trainingsanzüge. Um später besser zu fahren liefen

wir nun zu unseren Arbeitsstätten ich zwölf 0-Bus-Stationenmeine Frau neunzehn Straßenbahnhaltestellen.Ich hatte früher mal in einem Buch gelesen daß wer größereSchritte macht Schuhsohlen einspart. Wrr probierten die Sacheaus es ging. Wir wurden auch beide Nichtraucher. Sogar am

Essen kann man bei etwas gutem Willen eine Menge einsparen. Zum Frühstück leckten wir Brausepulver. Abends teilten

wir uns eine Dampfwurst. Beim Betriebsessen ließen wir uns

von anderen Kollegen noch etwas zugeben und konnten es be-

werkstelligen daß wir ab und zu schon mal ein paar gekochte Kartoffeln mit Soßenresten nach Hause bringen konnten. Die

Kartoffeln kann man prima mit etwas Malzkaffee aufbraten.Das müssen Sie sich mal merken wenn Sie in die Verlegenheit

kommen Beim Fußball sah ich mir stets nur noch die zweiteHalbzeit an, weil man da umsonst reinkommt. Wir trafen zuHause auch alle Vorsichtsmaßregeln daß uns nicht etwa ein

Kind unterlief. Die Sache selbst brauchten wir zunächst nichteinzuschränken weil sie j nichts kostete.

Page 31: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 31/136

  lles zum Wohle des Volkes

Ich ließ mir die Haare lang wachsen, geriet aber anläßlich des11. Plenums in eine Anti-Gammler-Kampagne , obwohl ich es

nur aus Sparsamkeit getan hatte und gegen überhaupt nichtsprotestieren wollte. Auch besaß ich nicht einmal eine Gitarre.

Meine Frau wurde immer weniger. Als wir uns kennenlernten,

war sie eine richtige Bombe gut besattelt sozusagen, aber nun

war fast gar nichts mehr dran. Ihre alten Blue Jeans, die immer

beinahe platzten, schlackerten schon um ihre dünnen Schenkel.Es wurde Zeit, daß wir den Wagen bekamen.Und dann war es endlich soweit Der Trabant rollte an. Es war

ein erhebendes Gefühl. Eigener Lenker ist Goldes wert.rr fuhren jeden Tag ein paar kurze Strecken, denn Kraftstoff-

gemisch wird einem j auch nicht gerade geschenkt. Sonn

abends und sonntags putzte ich den Wagen . Ich machte es aufder Straße vor unserem Haus. Die Leute sollten es alle sehen,

daß man mit etwas gutem Willen ganz schön was ran schaffenkann. Zweimal fiel ich während der Waschvorgänge in Ohn

macht. Anstelle des Brausepulvers zum Frühstück hatte ichjetzt schon Margarinestullen, dünn geschmiert, zugelassen,

also die strengste Sparsamkeit etwas gelockert. Auch zum Braten. Meine Frau, die die ersten paar Male beim Waschen ge

holfen hatte, ließ im Interesse plötzlich nach. Sie blieb lieberoben und fuhr auf den kurzen Strecken nicht mehr so oft mit.Einmal überrasQhte ich sie in der Speisekammer, wie sie heim-

27

Page 32: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 32/136

  8 Al les zum Wohle des Volkes

lieh von einem illegal angeschafften Stück Butter einen Löffel

in den Mund nahm. Das ergab den ersten Streit in unserer Ehe.

Alles kann man mit mir machen, aber nicht von hinten durchdie kalte Küche

Große Dl1rchsicht

An einem arbeitsfreien

Sonnabend - ich war gerade dabei, mit einem

Rest Autolack, den mirein Bekannter geschenkt

hatte, einen roten Strich

an den Wagenseiten an-

zubringen - tr t meine

Frau aus dem Haus. Sie

hatte sich ganz nett zu

rechtgemacht und warauch wieder etwas dik

ker geworden, wie ichmit Erstaunen bemerkte.Ich rief ihr zu: »Ich bin

noch nicht soweit. Ein

halbes Stündchen wird

es wohl noch dauern An

der linken Seite habe ich

den Strich schon fertig.Schau ihn dir einmalan «

Sie aber sprach: »Ich

muß einen wichtigen

Gang erledigen. Fahr du

nur allein mit den Strichen.«

Sie eilte - mit kurzen

Schritten - weiter, undich rief ihr noch hinter

her: »Wann kommst du zurück, Ruth-Madeleine?«

Aber sie hörte es nicht, war schon um eine Ecke verschwunden. Ich habe Ruth-Madeleine nie wiedergesehen. Böse Nach

barn erzählen, daß sie jetzt sehr glücklich wäre und mit einemMann zusammenlebe. Dieser Mann, hörte ich, soll kein Autobesitzen. Da kann man wieder mal sehen, daß Frauen nicht

sehr weit denken können. Die roten Striche am Trabant verlei

hen dem Wagen übrigens ein schnittiges Aussehen.

Page 33: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 33/136

Alles zum Wohle des Volkes 9

Peter Ens kat

ZO

Einzelfahrschein Verkäufer m t Schaffnertasche

Groschen, hier noch Groschen ... Wer hat kein Kleingeld mehr?

Hier gibts Groschen - zehn Stück 'ne Mark Tja, Einzelfahr

scheine gibts nicht mehr. Die Rationalisierung geht auch an den

Dresdner Verkehrsbetrieben nicht spurlos vorbei. Um Arbeitskräfte einzusparen, soll zunächst mal der Einzelfahrschein

verkauf automatisiert werden. Diese Automaten sollen nach

demselben Prinzip arbeiten wie die meisten Telefonzellen: Was

man da reinstecken kann, ohne je etwas wiederzukriegen -

wahre Spielhöllen sind das Aber zurück zu den Fahrscheinautomaten. Bisher sind sie j nur geplant. Aber was bei uns ein

mal geplant ist ... Also, Sie sehen das j am neuen WarenhausCENTRUM - gut Ding will Weile haben. Jedenfalls wir Fahrscheinverkäufer sind bereits umgeschult zu hochqua-lifizierten Groschenverkäufem. In Zukunft werden Die Neubaubewohner sollen ihre

wir nämlich mit Kleingeld vor den Fahrscheinautoma- Zimmerehen mal erst richtig trok

ten stehen. So bleibt auch im Zeitalter der Automa- kenwohnen, bevor sie einkaufen

tisierung der Mensch stets im Vordergrund. Denn bei gehen oder sich in Kneipen rum

uns darf nicht einfach an Arbeitskräften vorbeiauto- drücken.

matisiert werden. - Groschen Wem fehlt noch ein Groschen an

der Mark? Losungen, die wir über den Automaten anbringenwollen, haben wir auch schon erdichtet. Zum Beispiel:

Für dein Glück der beste Garant:

Einzelfahrscheine in Volkes Hand

Was meinen Sie, wie das Volk sich bei so herziger Aufforderungum die Einzelfahrscheine reißen wird - In dringenden Fällen

können Sie größere Posten von Einzelfahrscheinen auch über

Genex beziehen. Geben Sie Ihren Westverwandten die Chance,

auch mal einen Fahrschein für zwanzig Pfennige zu erwerben.

- Groschen ... Aber wer guckt denn bei uns noch auf den Groschen? Die Wohnhochhäuser in der Ackermannstraße haben

in den fünf Jahren, in denen sie stehen, bereits 150 000 MarkReparaturkosten verschlungen. Nun stellen Sie sich das mal

Groschen an Groschen vor. Daran verkauft unsereins sein

Leben lang. Da muß man doch Minderwertigkeitsgefühle krie

gen Oder das Verkehrschaos am Pimaischen Platz. Wissen

Sie übrigens, daß der dortige Fußgängertunnel wieder zuge

schüttet wird? ~ i l die Verkehrspolizei immer keine Zeugen

Page 34: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 34/136

30

Nur was Neues st ab-

rechenbar, auch Hellas

hat seinen architektoni-

schen Ruhm nicht durchWerterhaltung erwor-

ben <<

lles zum Wohle des Volkes

hat, wenns oben knallt Oder Robotron: Denen

fällt es besonders schwer, so plötzlich von heut

auf morgen auf den Groschen gucken zu müssen.

Aber das macht nichts - die haben j Rechner.

Und dann noch unsere Neubauten - aber das Ge-

rede darüber hört in zehn Jahren sowieso auf -dann sind das nämlich reine Handwerkersiedlun

gen. Denn wer zehn Jahre im Neubau gewohnthat, der muß eben 'ne Schwäche für klinkenlose

Türen haben und kaputte Wasserhähne. Aber ich

meine: Das Wohnen im Neubau ist j harmlos

gegen das Einkaufen. Die Leute aus den Neubau-

vierteln gehören zu den besten Kunden der Ver-

kehrsbetriebe. Denn wenn die 'n paar Brötchen

kaufen wollen, müssen sie immer erst mit der

Straßenbahn fahren. Nachfolgeeinrichtungen heißen nämlich

deshalb Nachfolgeeinrichtungen, weil sie immer erst nach einer

Folge von Jahren eingerichtet werden. Die Neubaubewohner

sollen ihre Zimmerehen mal erst richtig trockenwohnen, bevorsie einkaufen gehen oder sich in Kneipen rumdrücken. So ler

nen sie das Familienleben nämlich erst richtig schätzen. In denWohnungen also innendrin, da fühlt man sich schon ganz wohl.

Bloß ausm Fenster dürfen Sie in so einem Neubaugebiet nichtgucken. Also - wenn ich vor den Blöcken stehe, ich komm mir• • •immer vor wie eingezogen.

. *·. -

. •. . .

• •

„ . .

Page 35: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 35/136

. . . ? erkundigt sich der l e ~ p ~ e r ,• Ist das hiet: richtig. « . hahP. defekt seUl. << -

» • soll der Wasser . :twortet die»be1 lh11en . · Ordnung , an ili

erren· Anzughemden,die sich durch besonders gute Troge·eigenschoften w.vie hohe T anspi·

rierfähigkeit auszeichnen. ·

•• ..• .

  ~~ ~ , .

'-1 '+:

Bel  uns ist alles 11:- h1·er nicht Faro . e} · , - ·· dig W01i . u • albesHausfrau. ))MerkWU ' · t

3 a schon em h

Shulze? Das 15 · f \ n sch

Schulze?« ,.. » c „ si.Jld.(( - n -Jt

1,

l-i v h·e r daß die ausgezoEgent die a n d w e r k ~ r be-c:uu - , K1 ner )) rsentgegnet"der ß m ~ s ftber Kopf ausziehen. ( . ,

stellen, und dann H, ~ · · ~ , , , . , , - : - ~ ' ' ' : „ , ~ , , : = ' ' ~ · - ~ ' - ~ .

„'•.

\ \

,.Spred...U1aden filr Krippen- und Bei1nllintler

Ab Dienstag, dem 2. November 1885, werden neueSprechzelten fQr die O· bis 3jlhrigen Kinder elngefObrt.

S p r ~ s t u n d e n : jeden Dienstaa von 15.00 bla 17.00 U ~

•--

-

' • - '

b •

'1 ~

•\

• • •

" • •• : : s

-:;::;:::;:;io- ••c-:;;::~ . . ~ : : : : : :

c •

-

jeden Donnerata1 von 9.00 bis 11.00 Uhr In der

Abteilun1 Gesundheitawesen, Stralaunder Str. 5/8.

BAT DBS KBllSBS GBEIFIWAl,PAbt. Gesundheits- und Sozialwesen

eratunpstelle für Frauen und Kinder

.

..- = , . , , . . , , . . . . . . . ~ ~ , , . ~ ~ - ~ ' , . , . . . . , . . , . . , ~ , ~ „ ~ , _ , , . .,,.,,,.... . . „ . . ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ · ~ I

/ 1

•'

j

._,/---NEUEINGJlNGE \

Damen-Blusen, onsreMttm-mt • nur 195Der kommt ouCh mit. Den habe

ich privat anbringen lassen t•„- - ~ - . . . . .

Ein Gast aus der Bundesrepublik fragt den Kellner im

,

Interhotel, was er bestellen könne . Der Kellner sagt: >>Alles, ~ ~ ~ ~ ~ ~ = ~ ~ ~ ~mein Herr.   Der Gast erwidert: »Das glaube ich nicht.<<Der ~Kellner: »Nennen sie mir ein Gericht, und ich serviere es A l • ~ r e l e c l • t b l t • •öfter .,..p.hle wlr

Ihnen. Wenn nicht, zahle ich Ihnen 500 Mark. « Der Mann enbestellt gepökelten Elefantenpopo mit Zwiebelringen und

Kroketten. Eine Stunde vergeht. Nichts. Kein Kellner lä.fbt . . . ._..sich blicken. Da sieht der Gast, wie ein Elefant durch den ~ m i . i t >Hoteleingang in Richtung Küche geführt wird. Nach einer

weiteren Stunde erscheint der Kellner mit trauriger Miene.

»Hier haben sie die 500 Mark. Mit Ihrem Menü klappt esnicht.« - >>Wieso?<< wundert sich der Gast. >>ch habe genau

gesehen, wie ein Elefant in die Küche gebracht wurde « -

>> Das schon<<  sagt der Kellner, »aber treiben Sie mal in sokurzer Zeit Zwiebeln auf «

'

Page 36: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 36/136

32 lles zum Wohle des Volkes

Ottokar Domma„

UOor dio SeAö Aoit s o r o r N tt tOlt

In der Frühzeit meines Lebens habe ich mich öfter wegen mei-

nes Vornamens geärgert. Meistens waren es Mädchen welchemir aus weiter Entfernung zuriefen: »Ottokar hat Läuse im

Haar « Mein Freund Harald sagte man muß sich wegen denblöden Gänsen nicht in Wut bringen lassen und wenn wir sieerwischen werden sie gerupft. Auch fragte ich meine Mutterwieso ich ausgerechnet Ottokar heiße. Sie antwortete weilalle meine Urahnen und Väter Ottokar geheißen haben. Des-

halb bekam der erste Sohn immer diesen schönen Vornamen.

Man nennt dies auch Tradition oder Treue zur alten Sippschaft.Mein Vater hat sich darüber auch nicht aufgeregt und nur ge-

sagt der Vorname muß auch gut zum Nachnamen passen. Des-

halb denken sich die meisten Leute schon für ihre ungebore-nen Kinder einen schönen Namen aus den sie nach der Geburtimmer noch verändern können.Mit dieser Rede war ich zufrieden und es kann nicht jeder einneumodischer Vater sein.Jetzt weiß ich auch warum es in vielen Familien wegen des Vor-

namens Zank und Streit gibt. Es werden so allerlei Namen aus-gedacht und die werdende Mutter fragt den werdenden Vater,

wie der Knabe oder das Mädchen heißen soll. Der

s gibt auch Spitznamen für ein

hervorstechendes dividuum

Deshalb ruft man mich Ottokar

Vater kann jetzt tausend Vorschläge machen aber siezählen nicht sondern meistens nur der Vorschlag derMutter. Denn sie hat das Vorrecht und die Schmerzen.Wenn zum Beispiel der Vater mit dem Vornamen nichtgleich einverstanden ist dann hilft ihm die Mutter über

diesen Ärger hinweg indem sie das neugeborene Kind in derersten Zeit ganz anders nennt zum Beispiel Süßer oderSchnuckiputz oder Hascherle oder Ärschlein und anders. Diese

Vornamen sterben mit der Zeit aus weil es komisch wäre wennzum Beispiel unsere Lehrer den Schweinesigi Pullerchen rufenwürden.Wenn die Familien einen Vornamen aussuchen dann müssensie auch daran denken daß es ein moderner ist. Bei uns in derStraße wohnt zum Beispiel die Familie Wurzel. Sie hat fünfKinder. Die ersten vier Geburten heißen Karin, Monika, Wolf-

gang und Manfred welche heute schon nicht mehr die aller-modernsten sind. Auch gibt es diese Namen schon zu oft. Des-

halb bekam das letzte Mädchen einen besonders schönen

Page 37: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 37/136

  lles zum Wohle des Volkes

Namen nämlich Marie-Antonette Wurzel. Und alle müssen den

Namen einüben indem sie jeden Tag in den Kinderwagen hin-

einschreien: »Na was macht denn unsere Marie-Antonette?«

Meistens macht sie sich naß.

Für Knaben ist es schon schwerer solch einen klingenden

Namen zu finden worunter es sehr seltene gibt. Zum Beispiel

bekam der Sohn einer Mutter welche manchmal in unserer

Heimatzeitung dichtet den seltenen Namen Rainer-Maria Senf.

Warum er einen Mädchennamen angehängt kriegte weiß ich

nicht. Vielleicht ist bei der Geburt etwas verpatzt worden. Es

wird sich später in der Schule herausstellen auf welche Toi-

lette er geht und man muß das prüfen.

Die neuen Vornamen entstehen meistens so: Wenn zum Beispiel

ein Film gezeigt wird mit einer sehr schönen Geliebten oder

einem tapferen Helden dann heißen plötzlich einige Monate

später viele Neugeborene Juanitta Meier oder Robin Schulzeoder Scheraa Paschke oder Fernandel Müller oder Hiob Leh-

mann.

Auch ist mir aufgefallen daß es sehr modern ist wenn man

den neugeborenen Säuglingen einen Namen aus einem anderen

Lande gibt damit die Leute denken der Säugling hat in einem

femen Land das Licht der Poliklinik erblickt oder er h t einen

seltenen nichteinheimischenVater. Deshalb muß man sich nicht

wundem wenn plötzlich eine Natascha Grün oder eine Beß

Knautschke oder ein Guiseppe Lemke des Wegs kommt. Dage-gen hört man seltener daß jemand bei den anderen Völkern

Fritz Gagarin oder Frieda Robespierre oder Hans-Dieter Beatle

heißt.

Ich denke mir daß wir auch ganz schöne Vornamen haben und

man muß nicht gleich welche in Brasilien oder auf dem Nord-

pol suchen. Wenn ein Berliner Sohn jetzt Jean Meixner heißt

so bleibt er trotzdem ein Berliner und kein Pariser oder Ver-

duner.

Da ist es schon besser wenn man sich lieber ein paar neueNamen ausdenkt  welche auch zu unserer Zeit passen sagen

wir zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Auch wäre

es gerecht  wenn man bei der Namensgebung mehr auf den

Beruf des Vaters oder der Mutter achtet. So könnte zum Bei-

spiel die Tochter eines Forschers im Atomkraftwerk Isotopia

heißen oder das Neugeborene eines Petroleumfacharbeiters

Pipeline. Der Herr Kraftfahrer Weichbrodt müßte seinen künf

tigen Sohn Motorus nennen oder wenn er Pech hat und eine

Tochter bekommt  diese mit dem Vornamen Limusina betiteln.

33

\.

Page 38: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 38/136

  4 Alles zum Wohle des Volkes

Auch stand schon in der Zeitung daß man Traktoristentöch

t r Traktorina benamsen muß. Auch Raketa klingt sehr schön

wogegen mein Freund Harald seine Tochter später Goldina hei-

ßen läßt weil er für sein Leben gern diese Margarine ißt.Wenn aber jemandem gar kein neuer Name mehr einfällt dann

könnte man einfach alle bekannten Vornamen von hinten nach

vorne schreiben und schon hat man wieder ein paar seltene

Stücke. Zum Beispiel wird dann aus der Karin eine Nirak aus

der Emma eine Amme aus dem Max ein Xam aus der Eva eine

Ave oder aus dem Hajo ein Ojah. Und es sind deutsche Namen.

Die besten Erfinder von Namen sind Dichter. Während die lu-

stigen Schreiber meistens ulkige Namen erfinden wie zum Bei-

spiel Amanda Käsebier denken sich die vornehmen Dichter

meistens vornehme Namen aus. Auch richten sich bei den vor-

nehmen Dichtern die Namen nach dem Beruf. Ein Professor

heißt zum Beispiel im Roman Alexander Wieck wogegen sein

Kraftfahrer nur Kowalski heißt. So kommt es daß unsere Frau

Apotheker Eva-Maria Bergander ihre Tochter Felizitas nannte

wogegen der Kunstmaler Johann Wattenbrück seinen Sohn

Ramon benamste. Auch klingen diese Namen vornehmer bei

Hochzeits- oder Todesanzeigen.

Neben diesen Namen gibt es noch Spitznamen aber diese be-

kommen nur solche Knaben Mädchen und Erwachsene wel

che man ein hervorstechendes Individuum nennt. Dazu gehö-

re ich nicht deshalb ruft man mich nur Ottokar.

• •• •

• •ff

• ••

Page 39: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 39/136

  lles zum Wohle des Volkes

Renate Holland-Moritz

»Hör zu, Oma«, sagten wir zu der Oma unserer Kinder, »du bist

doch ein geistig interessierter Mensch; wie kannst du dich da

zu Hause abkapseln, während draußen das kulturelle Leben an

dir vorüberbraust? Wann warst du das letztemal im Theater, im

Kino oder im Konzert? Sei ehrlich, seit Jahren nicht mehr «

»Stimmt«, bestätigte die Oma, »weil ich die Gören behüten muß,

damit ihr dauernd ins Theater, ins Kino oder ins Konzertren

nen könnt. Ich mach dann immer den Fernseher an. Da gibt'smeistens ein Theaterstück, einen Spielfilm oder ein Konzert.«

Wir gaben keineswegs auf, denn in unserem Dorf haben wir ein

feines Kulturhaus mit einem rührigen Kulturhausleiter, dem

ein ebenso rühriger Klubrat zur

Seite steht. Alle vier Wochen

jagt eine Veranstaltung die an-

dere, und das Kulturhaus ist

nur hundert Meter von unserer

Wohnung entfernt. »Also geh

doch mal hin Oma«, verlangten

wir, »der direkte Kontakt zwi-

schen dir und den Künstlern

wird dir einen ganz anderenGenuß bereiten.«

»Danke«, wehrte Oma entsetzt

ab. Sie hatte vor vierzig Jahren

mal in direktem Kontakt zu

einem Varietekünstler gestanden, und nicht einmal die Erinne

rung daran konnte ihr irgendeinen Genuß bereiten. »Hört mir

bloß auf mit diesen Künstlermenschen Spießer sind das,

Schrebergärtner der Kunst Die denken wohl, wenn's fürs

Fernsehen nicht reicht, sind wir Dorfmenschen allemal dankbar. Nee, bei mir nicht «

»Oma   , schrien wir auf, »wie sprichst du denn, wo lebst du

denn? Die Zeit schreitet mit Riesenschritten voran, eine kultu

relle Revolution ist in Gang gekommen, und du erhebst den Kiki

vergangener Jahrzehnte zum Maßstab unseres KulturlebensAuch die Künstler müssen ständig lernen, Prüfungen ablegen,

sich dem Weltniveau nähern. Ob Stadt, ob Dorf - das Mittel

maß hat keinen Boden mehr.«.

>>Was denn keine

Ladentische? Wo

35

werden denn da die

Mangelwaren verkauft? 

Page 40: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 40/136

  6 lles zum Wohle des Volkes

Die Oma sah ein daß sie unserer Zeit unrecht getan hatte.

Schon am nächsten Tag eilte sie zu einer großen Veranstaltungin unserem Kulturhaus, welche unter dem Motto stand »Froh-

sinn, Heiterkeit und gute Laune«.

Als sie zurückkam, spiegelten sich auf ihrem Gesicht Verwir-

rung und energische Entschlossenheit.»Nun?« fragten wir gespannt.

»Gott« sagte die Oma »ihr habt schon recht, der direkte Kon-

takt zur Kunst ist wirklich etwas anderes.« Sie rieb sich daslinke Ohr. »Entschuldigt, ich bin noch ein bißchen taub von die-

sem Kontakt. Die Kapelle saß nämlich im Saal und ich direktneben dem Schlagzeug.«»Und sonst?« wollten wir wissen. »War es interessant?«

»Die Schlager weniger« sagte die Oma »die kannte ich schon,

vor fünf Jahren wurdendie

manchmalin

der Schlagerrevuege-

spielt. Das Ballett war sehr interessant. Der eine Tänzer sahaus wie ein großer, kräftiger Mann. Der Ansager war nett, so

in der rt wie unser Nachbar Kutzmann. Er hat erzählt, daßdie Miniröcke sehr kurz sind und manche Frauen keine passen-

M d f· h · kl' h . ht b den Beine haben. Und er hat auch immerzu gesagt,

an ar sie wir c nie a - · daß d. S hl ·· · · M. · k anh t äh.k 1

h d · k lt 1e c agersangenn emen mrroc a , wapse n wa ren eine L Lire e d di Ball tt ··d h d. d B · h··1t

R 1 t. · G k t t ren e e ma c en 1e passen en eine a en

evo L on n ang omm , sag e d d halb k t ih M. · ·· k h k0

un es onn en re 1n1roc e ru 1g so urzma. wie ein Gürtel sein. Dann hat er noch eine Menge

Kindermund aus seiner Familie zum besten gegeben. Und daßseine Schwägerin seiner Nichte ein Minikleid gekauft hat, aber

sein Schwager mußte es bezahlen. Vielleicht läßt der die armeFrau nicht arbeiten gehen. Und dann hat noch ein Sänger sol-

che Chansons gesungen über Mädchen mit ganz kurzen Rök-

ken, und wenn der Text brenzlig wurde, hat er nicht weitergesungen, sondern sich am Kopf gekratzt.«

Wir waren sehr betreten. Was sollten wir der Oma jetzt nochsagen?»Im übrigen«, sagte die Oma »bin ich euch sehr dankbar, daß

ihr mir ins Gewissen geredet habt. Man darf sich wirklichnicht abkapseln, während eine kulturelle Revolution in Gang

gekommen ist und auch die Künstler ständig lernen und sichentwickeln müssen. Deshalb bin ich vorhin in den Klubrat ein-

getreten. Ich glaube nämlich, denen muß das auch mal einersagen.«

Page 41: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 41/136

  lles zum Wohle des Volkes

Eberhard Cohrs

t

Das Innere einer kleinen Gaststätte: Tf.sch, Stühle, eine Tür zur

Straße, eine Tür zu den hinteren Räumen, an der Wand eine kleineTheke. Hintereinander betreten eine Dame und ein Herr die Gast-

stätte - die Dame setzt sich an einen der Tische - der Herr setzt

sich an die Theke. Der Wirt Eberhard Cohrs) hinter der Thekespült gerade Biergläser.

Herr: Guten Tag Ein freundliches Bier.

Wirt: Guten Tag Helles oder Export?Dame ruft dazwischen): Herr Wirt Vielleicht kom-

men Sie auch mal zu mir?rrt eilt zurDame): Bitte, please, meine Dame. Was

darf es sein?Dame im Befehlston): Die Speisekarte und die Ge-

tränkekarte . . . aber etwas flott

Wirt nimmt vom Nebentisch 2 Karten}: Bitte. Möch-

ten Sie etwas trinken?Dame: Ein kleines Bier. Ich nehme an, daß Sie wis-

sen, wo der Eichstrich ist.winkt mit der Hand, daß der Wirt sich entfernen

soll)

Wirt geht zur Theke zurück - nickt seinem Gast zu -zeigt mit dem Kopf auf die Dame und flüstert): Ein

zänkisches Aas Die spricht wie mein alter Feldwebel- beimKommiß.

Herr: Ja - Ja Unsere lieben Gäste. Wie geht das Geschäft?Wirt: Wir Sachsen sagen: Es läppert sich so hin. Die Unkosten

sind zu hoch. Sie sagten »unsere«Gäste?Herr: Stimmt Habe selbst eine Speisegaststätte mit Aus-

schank. Nur Ärger mit den Gästen und mit der Steuer.Wirt: Das stimmt Meine Reinemachefrau verlangt ...Herr unterbricht}: Sie sagen Reinemachefrau? Ich muß meine

mit »Lady Müllfort«anreden.Wirt lacht): ... vornehm geht die Welt zugrunde Ubrigens,

haben Sie auch einen so hohen Wasserverbrauch?Herr lacht mit): Nur wenn bei mir viel Wein verlangt wird.

kneift dabei ein Auge zu)

Der Wirt hat 2 Gläser Bier eingeschenkt - ein Bier stellt er vor sei-

nen Gast hin, das andere bringt er der Dame an den Tf.sch.

37

Der Kl.eene mit der gro-

ßen Gusche - Sachsens

beliebtester Komiker

Eberhard Cohrs.

Page 42: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 42/136

  8 lles zum Wohle des olkes

Dame nimmt das Bierglas, hält es gegen das Licht und sagt zum

Wirt): Ich könnte Ihnen einen Tip geben, wie Sie die doppel-

te Menge Bier umsetzen.

Wirt erfreut}: Neeee Wie denn?

Dame: Sie brauchen die Gläser nur bis zum Eichstrich vollzu-

machen.Wirt lacht verlegen): Ich mache die Biergläser mit Absicht nicht

ganz voll - ich bin nämlich Vorsitzender im Verein der Alko-

holgegner.Dame aufgebracht): Ihre blöden Witze werden Ihnen bald ver-·

gehn. Ich studiere jetzt die Speisekarte, und wenn ich Sie

brauche, rufe ich Sie.Wirt geht zu dem Gast an der Theke zurück}: Haben Sie das ge-

hört? Diese ... diese ... Salatschnecke Seitdem die hier ist,

hat die nur zu meckern.Herr: Meckern - ist doch ihr Beruf. Kennen Sie »die« denn

nicht?Wirt schaut zum Tisch - schüttelt seinen Kopf): Neeee

Herr dreht sich nach allen Seiten vorsichtig um - flüstert geheim-

nisvoll}: Die ist doch aus der Verwaltung - Oberprüferin für

Speise- und Getränkegaststätten - für zulässige Speise- und

Getränkepreise. Das ist eine ganz Scharfe

Wirt: Neeee So ein Ferkel

Herr: Quatsch Ich meine eine Scharfe bei der Preiskalkula

tion. Die hätte mich doch bald runiert.Wirt: Neeee Was Sie nicht sagen. Die da? zeigt dabei mit dem

Kopf aufdie Dame)

Herr: Jaaa Die beanstandet alles. Die ist so genau, die zählt

sogar im Bierschaum die Blasen nach.

Wirt: Neeee Ich werde verrückt

Herr: Jaaaa Die hat bie mir sogar den Stickstoffgehalt der Kar-

toffeln nachgemessen.

Wirt: Neeee Ist denn so was möglich?

Herr: Jaaaaa Beim Spinat prüft sie, ob er farbecht ist, und in

der Suppe zählt sie die Gräupchen nach.

Wirt: Neeeeee Und sie will bei mir etwas bestellen.

Herr: Da werden Sie etwas erleben Die hat meine Schnitzel

gegen das Licht gehalten, ob man durchsehen kann. Sie legt

dann auch das Strafmaß fest, von einer halben Stunde bis

lebenslänglich.Wirt faßt sich an den Kopf): Großer Gott Was mache ich bloß?

Herr: Haben Sie denn kein einwandfreies Essen?

Wrrt winkt ab}: Moment Ich müßte schnell über die Straße lau-

Page 43: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 43/136

Alles zum Wohle des Vo l kes 39. . . .. . -.·. ' . -   _. . .

fen und etwas aus der Betriebsküche von Kleckermann &

Sohn holen.

Herr: Und Ihre Küche? Ist das Essen nicht besonders?

Wirt (faßt sich wieder an den Kopf): Besonders schon Besondersungenießbar Meine Frau kocht selbst, und die kann kochen,

was sie will, es wird immer Gulasch. [sieht seinen Gast ver-zweifelt an) Ob ich der Geld anbiete?

Herr: Das würde ich versuchen.Dame [ruft): Herr Wirt

Herr: Die Schlacht beginnt

Wirt [schaut nach oben - faltet die Hände und

ruft mit pastoraler Stimme): Josef, gib mir

ein Zeichen, daß ich die Schlacht gewin

ne

Dame (ruftlauter}:

Herr Wirt Wo bleiben Siedenn?

Herr (schlägt dem Wirt aufmunternd auf die

Schulter, daß er nach vom fällt und ruft): Auf

in den Kampf, Tornado

Wirt [ist durch den Schlag bis vor den Tisch der

Dame gelandet - rappelt sich hoch und fragteingeschüchtert): Was möchten Sie bitte?

Dame: Was können Sie mir empfehlen?

Wirt [weinerlich): Eine andere Gaststätte. Im

Gasthaus zum »Goldenen Anker« ßt man

sehr gut.

Dame: Ich esse bei Ihnen. (zeigt aufdie Karte)

Was Sie verlangen für einen Rollmops .. . 6 Mark?

Wirt (stottert): Na ja, a-a-aber das Ho-Ho-Holz was da durch

geht, i-i-ist aus Mahagoni.

Dame: Hier steht: Zunge ... ist die frisch?

Wirt: Ja Mit der können Sie sich noch unterhalten ... aber

unser Gulasch ...

Dame (unterbricht}: ... ich möchte keinen Gulasch Ihren Gu-

lasch können Sie sich an den Hut stecken.

Wirt: Das geht nicht, da habe ich schon 4 Rouladen oben.

Dame: Haben Sie nicht etwas Pikantes?

Wirt: Etwas Bekanntes?

Dame: Nicht Bekanntes - etwas Pikantes, Sie BlödmannEtwas Aufregendes?

Wirt: Etwas Aufregendes - Selleriesalat

Dame: Quatsch ~ t w s Besonderes. Und nun ziehn Sie ab und

bringen Sie etwas.

»Neeee Was Sie nichtsagen. Neeee st denn

so was möglich? <<

Page 44: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 44/136

4

»Herr Ober, in

meiner Suppeschwimmt eineFliege.« - »Tut mirleid, mein Herr,

d ß es nur eine ist.Früher waren esmehr, jetzt werdenselbst die Fliegen

knapp.«

lles zum Wohle des olkes

Wirt macht großen Kratzfuß): Bitte, please - meine verehrte

Dame.Der Wirt verschwindet durch eine ür kommt TNi eder - geht zur

Theke - TNi scht sich den imaginären Angstschweiß ab)

Herr Oacht): Na, Sie leben ja noch

Wirt flüstert vertraulich): Ich habe meine Frau in ein Delikatessengeschäft geschickt, die holt etwas - die haben nur erst

klassige Sachen. greift zur Flasche) Diese Aufregung Jetztmuß ich erst einmal einen zur Brust nehmen. zu seinem Gast)

... trinken Sie einen mit?Wirt schenkt ein - beide trinken aus - Wnt verschwindet hinterder

tür kommt mit dem Essen TNi.eder- serviert der Dame - kommtTNi eder zur Theke. Beide beobachten die Dame beim Essen.

Herr: Dabei - im Profil sieht sie ganz nett aus.

Wirt: Da sieht man ja auch nur die Hälfte schenkt noch zweiWodka ein) Prost

Herr: Die Letzten bezahle ich.Wirt: Nein Kommt gar nicht in Frage. Sie haben mich viel

leicht vor »lebenslänglich« bewahrt Sie haben mr doch den

Tip mit der Kontrolleuse gegeben. schaut TNi eder zum Tisch)

Jetzt ist die fertig mit essen, mal seh"n was sie sagt. Er eiltzum Tisch - macht einen devoten Kratzfuß) Waren gnädige

Dame zufrieden? schiebt dabei einen Hundertmarkschein über

den Tisch)Dame nimmt den Schein): Was soll denn das?

Wirt: Ich bin abergläubisch Sie waren heut" mein erster Gast

- mein erster Gast bekommt immer einen Geldschein - wir

sagen: Wenn der erste Gast zufrieden weggeht wird es ein

guter Tag. Es ist wie beim Glücksschwein ... und Sie waren

unser . . . unser erstes . . . ,

Dame: Wie bitte? ?

Wirt stottert): Ich mei-mei-meine, unser erstes Glück. Das muß

ich meiner Frau sagen.verschwindet mit großer Verbeugung durch die Tür)

Von der Theke kommt der Herr- gibt der Dame einen vertraulichenKlaps drauf und flüstert

Herr: Na, Liebling ... wie war es?

Dame Na, phantastisch hält den Geldschein hoch) Wir habeneinhundert Mark, und ich habe vorzüglich gegessen. reibt

sich genüßlich den Bauch)

Herr nimmt i r den Geldschein weg und steckt i n ein): ... und

ich habe einen Hunger In der nächsten Gaststätte tauschenwir die Rollen, da spiele ich den Kontrolleur.

Page 45: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 45/136

Alles zum Wohle des Volkes

Lothar Kusche

Die Frage nach dem Verbleib des Wirtschaftsgeldes wird immer

wieder gestellt, obgleich sie doch verhältnismäßig leicht zubeantworten ist. An dem Tage, an dem das Wirtschaftsgeld

restlos ausgegeben worden ist, ist es alle - das ist das ganze

Geheimnis. Wofür im einzelnen es ausgegeben worden ist, weiß

jeder vernünftige Mensch, nämlich für Lebensmittel, Miete,

Strom, Gas Kohlen, Holz Zündhölzer, Reißnägel, Zwirn, Heft

pflaster, Rätselzeitungen viele Hausfrauen kaufen sich heim-

lich Rätselzeitungen) sowie für verschiedene gemeinnützige

Zwecke, zu deren Gunsten öfter Leute an der Tür klingeln und

Geld sammeln. Aber viele Leute geben sich mit dem M . M1  t k · G ld

all . B ßt . daß ihr Wiirt haft ld f ein ann ver er ein egememen ewu sem, sc sge ur d · d t h 1hd

. b t : d f . t er 1 e e er we c es1e o en genann en vvaren usw. rau gegangen 1s ,

nicht zufrieden; das sind die, die immer alles ganz genau wis

sen wollen. Manche leiden an dem Aberglauben, wenn sie nur

haarklein anzugeben wüßten, wieviel Pfennige sie für dieses

und wieviel für jenes bezahlt haben, käme das Geld wieder zum

Vorschein. Das ist natürlich Unfug.

Andere Leute finden es trostreich, exakt und in allen Einzel

heiten darüber Bescheid zu wissen, wo sie ihr Wirtschaftsgeld

gelassen haben. Ich kann eigentlich nicht verstehen, wieso estrostreich sein soll, wenn man den Umstand, daß man sound

so viel Geld für eine Sache weggegeben hat, dem Gedächtnis

einprägt und ihn lange Zeit nicht vergißt.

Allerdings gibt es Menschen, die über den Verbrauch ihres Wirt-

schaftsgeldes deshalb Genaues wissen wollen, weil sie es plan

mäßig auszugeben wünschen. Das ist natürlich eine gute

Sache, vor der man Respekt haben muß. Mir jedenfalls impo-

nieren Haushalte, in denen sogenannte Haushaltsbücher ge-

führt werden. In diese trägt man nach dem Einkauf bis auf einZehntelpfennig die Höhe der Ausgaben ein. Das erleichtert,

wie ich hörte, ganz außerordentlich die Arbeit, abgesehen

davon, daß man etwas mehr Schreibarbeit hat.

»Sehen Sie mal« sagte eine von mir sehr geschätzte Hausfrau,

»wir kaufen abwechselnd ein, da wir beide arbeiten. Mein Mann

wußte oft nicht, wo r das Wirtschaftsgeld gelassen hatte. Er

dachte, er hätte den Geldschein verloren, und rechnete stun

denlang im Kop{ aber immer erst ein paar Tage später, und

41

Page 46: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 46/136

Page 47: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 47/136

Page 48: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 48/136

44 Lernen lernen nochmals lernen

Kurt David

OIHO OH OIHO

o i t a ~ s e t

Wenn Vater in die Wanne steigt, tut er so feierlich, als stiege

er in die Ostsee. Zunächst riskiert er nur die Füße, dann geht

er mißtrauischen Blickes in die Hocke und schreit: »Kaltes Kal-

tes «

Mama hält den Eimer wie einen Feuerlöscher bereit. Sie gießt

nach. Und Vater rutscht gemächlich Zentimeter um Zentimeter

horizontal unter die Wasserfläche. Bis zum Eichstrich. Er pu-

stet und schnauft, liegt wie gelähmt und sagt friedlich: »So,

Liesel, nun kannst du wieder heißes zutun.«

Bald wird er ganz still, atmet tief drei Morgen Fichtennadel-

wald, den wir in Tabletten eingekauft haben. Und plötzlich

geschieht etwas: Papa lächelt, mein Papa lächelt Dazu hat er

Er stand da wie ein Geist in Stiefeln

und lächelte optimistisch wie auf

einem Erster Mai Plakat.

selten Zeit. Sein Gesicht ist immer im Dienst.

Das alles läuft jeden Freitag so ab. Auch anjenem

Freitag, von dem ich erzählen will, war es nicht

anders.

Aber nun haben wir glücklicherweise ein Telefon. Kein Mensch

denkt an das Telefon, plötzlich denkt das Telefon an uns. Es

klingelt vorlaut.Mein Papa schrie: »Ich bin nicht da, Heinz Hörst du, ich bin

nicht da.«

Ich vergewisserte mich. Vater stand im roten Bademantel auf

dem Flur und war nicht da.

»Hab verstanden, du bist gleich da.« Das sagte ich natürlich nur

so aus Jux.

»Ich habe gesagt, daß ich nicht da bin «

Und nun kam noch Mama aus der Küche und meinte sanft:

»Heinz, Papa ist nicht da.«»ls ja schon gut«, antwortete ich gelassen und guckte meinen

nicht daseienden Vater an. Schließlich ist mir bekannt, daß

Papa ganz allein über seine Anwesenheit bestimmt. Bei mir hin-

gegen ist das viel unkomplizierter: Ich muß immer dasein,

wenn ich da bin.

Am Telefon war Herr Knopke.»Richard?«

»Nein, hier ist d r Heinz, Herr Knopke.«

Page 49: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 49/136

Lernen lernen nochmals lernen

»Hol maln Vater an die Strippe «»Der ist gar nicht da«, sagte ich scheinheilig in die Muschel und

wurde trotzdem rot. Immer wenn ich schwindeln muß werde

ich rot. Am Telefon ist das bequem und egal. Am Telefon kannman rot werden ohne daß es der andere überhaupt merkt.»Wo ist er denn Heinz?«

Und da hatte ich große Lust zu sagen: Ich werde ihn gleich mal

fragen er steht hinter mir. - Das ging aber nicht; denn Papastand jetzt dicht neben mir, schubste mich, fuchtelte mit den

Armen, zog Grimassen und zeigte in Richtung Niederdorf.»Er ist im Niederdorf«, sagte ich zu Herrn Knopke.

Papa nickte anerkennend so lobend wie wenn icheine Eins in Betragen erhalten hätte.»Beim Lätsch-Emil?«

»Genau dort«  antwortete ich erleichtert und war

froh, daß mir Herr Knopke sagte wo mein Vater war.Papa dagegen tippte sich mehrmals an die Stirn undmeinte meine.

»Da kann er aber nicht sein; denn vom Lätsch-Emilaus rufe ich an.«

Bums - hingehängt.

»Jetzt ist der eingeschnappt« bemerkte mein Vatersehr treffend. »Und du Dussel läßt dich von dem glattaufs Kreuz legen.« Mit dem meinte er Herrn Knopke,

und Herr Knopke arbeitet wie er auf unsrer Genos-senschaft. »Für ein bißchen pfiffiger hätte ich dich

wirklich gehalten« fügte Papa hinzu.Und da s ß ich mit meinen vier Einsen. Ich war schuld und

ich hätte ein paar Nachhilfestunden im Telefonieren nötig ge-

habt. Mein Vater machte ein Gesicht daß es aussah als schaf-

fe er es mit einem Gesicht gar nicht. Bloß meine Mama schätzte die Situation real ein und sprach mit mir, wenn auch leise

und nur über den Geschmack der Wurst. Bei uns ist es manch-

mal so: Vater hat die Argumente Mutter die Gefühle. Beidesin einer Person stelle ich mir prima vor. Und gehen bei Papa

die Argumente mal aus setzt er sich durch. Sozusagen aus

Zeitmangel. Ich bin eben in unserer Familie die kleinste Person mit dem schwersten Posten: Ich muß mich erziehen las

sen. Solange ich das nicht merke mache ich mit.Als ich nun mit Mama die Wurstgespräche ausgiebig durchgekaut hatte - sehr leise versteht sich - und nur noch Pelle und

Heringsgräten die.Teller verunstalteten fragte meine Mutter

45

Was isses denn heute?

We{ß nicht, si ht aus

wie Dienstag, riecht

aber wie Donnerstag.  

Page 50: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 50/136

  6 Lernen lernen nochmals lernen

wie es in der Schule gewesen wäre. Ich kriegte plötzlich den

Husten und bellte mir die Verlegenheit aus dem Halse; denn die

Frage war viel zu früh gestellt. Aber Mama konnte nicht wis

sen daß es an diesem Tage nicht so wie an anderen war und

deshalb würde es eine Diskussion geben. Für eine Diskussion

standen meinem Vater runde fünfzehn Minuten zur Verfügung;es war Viertel vor acht und Punkt acht saß er freitags vor

dem Bildschirm um sich den Film anzusehen. Und diese fünf-

zehn Minuten hätten gereicht um mich restlos auszudiskutie

ren. Also mußte ich husten. Man kann zwei bis drei Minuten

qualifiziert husten und nachher noch eine Minute lang nach

Luft schnappen. Was macht man jedoch zehn Minuten lang?

Schließlich konnte ich Papa höchstens fünf Minuten für die

Aussprache bewilligen - in seinem Zustand.

Irgendwer klopfte an die Tür.Sofort ließ ich meinen Husten aussetzen. Herr Knopke trat in

die Stube. Er stand da wie ein Geist in Stiefeln undMama ist nämlich im Elternbeirat

und hat mich in persönliche Pflegelächelte optimistisch wie auf einem Erster-Mai-Pla

kat. Mein Glück war Papas Unglück. Papa wolltegenommen auch lächeln aber es blieb bei wollte; denn Herr

Knopke ging an ihm vorbei, als wäre er nicht anwesend sicher

lich nur, um Papas Wunsch auch zu entsprechen.

»Liesel«, sagte Herr Knopke, »wenn dein Mann zurückkommt

sag ihm er soll den Brief morgen früh mit in die Stadt nehmen.

Da ist der Kostenanschlag für den Rinderstall drin und ein

Schreiben an den Vorsitzenden.«

»Mach ich, Karl«, flötete mein Vater fröhlich und stolperte fast

vor Eifer Herrn Knopke entgegen. Mama nickte verlegen.

Herr Knopke wollte von Papa überhaupt nichts wissen und

sagte: »Und dann Liesel hätt ich noch etwas gehabt aber das

muß ich mit ihm selber ausmachen.«

»Aber Karl«, lenkte Mama ein und blickte von Karl zu Richard.

»Nu laß doch mal den Quatsch Karl Komm, setz dich schön

ich bitt dich«  flehte mein Vater und schob dem Mann groß

zügig einen Stuhl zurecht.

Das alles war recht spaßig. Vater wollte Herrn Knopke jetzt ein-

reden daß er da sei.

»Nimm Platz« bettelte auch Mama, »komm, sei nicht nachtragend Karl. «

Herr Knopke setzte und setzte sich nicht. Ja er tat sogar so

als gäbe es in unserer Stube gar keinen Stuhl keinen Tisch 

keinen Vater. Ganz unverdrossen sagte er zu meiner Mutter:

Page 51: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 51/136

Lernen lernen nochmals lernen

»Grüße deinen Herm Gatterich, Liesel, wenn er zurückkommt,

ja?«

»Nu sei doch nicht so albern, Karl«, bemühte sich abermals

Papa. »Das war doch nur ein großes Mißverständnis. Mein

Junge, weißt du, mein Junge, der hat das vermasselt, und

da ... «

Herr Knopke ging, und ich war zum zweitenmal schuldig.

Inzwischen war es auch fünf vor acht Uhr und für mich der rich-

tige Augenblick, mein Mißgeschick aus der Schultasche zu

packen. Im Schülertagebuch hatte mein Vater den Satz zu un-

terschreiben: »Heinz hat mich heute

belogen « Das war eine Tatsache.

Wie in Blei gegossen stand sie da.

Dieser Satz ließ sich weder biegen

noch umgießen. Mein Lehrer hatte

nämlich gefragt, ob alle ihre Haus-

aufgaben gemacht hätten. Wer

nicht, solle aufstehen. Ich hatte

nicht und stand nicht auf, weil ich

annahm, er kontrolliere das nicht,

schließlich macht er es manchmal

so. >Na da werden wir mal sehen,

ob das stimmt<, hatte Herr Hauß-

mann gesagt. Und da war ich fällig.

Ich gebe zu, daß es nicht jedem täg-lich schriftlich bescheinigt wird,

wenn er einmal geschwindelt hat.

Aber in der Schule ist das anders:

Wir werden erzogen.

Vater starrte auf den Satz, als wäre

er mein Nachruf. Zunächst sagte er

nur: »Ach ...«

>Ach ist immer gut. Zudem hatte er

einen neutralen Ton gewählt, der zu nichts verpflichtete. Daserschien mir sehr ungewöhnlich, aber ebenso geschickt und

gekonnt, wenn ich an die Situation dachte, in der er sich be-

fand.

Papa machte ein bißchen Platz auf dem Tisch.

Er stieß dabei eine Tasse fort, die über eine Gabel purzelte und

n die Fischgräten fiel. Doch sofort stellte er sie wieder auf, ja,

es sah sogar aus, als wäre er über diesen Unfall selber entsetzt.

Und das war ein gutes Zeichen•

7

Page 52: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 52/136

  8

n einer Schule inLeipzig behandeltder Lehrer die

Nutzpflanze Tee. DieKinder zählen Tee-

sorten auf. Da mel-

det sich Fritzchen.»Ich kenne nocheine weiter SorteSED(ee).« - »Ja« sagt der Lehrer»und was weißt du

über die Wirkung?«

- »Zum Einschlafen.«

Lernen lernen nochmals lernen

Ruhig sagte er: »Heinz, das hätte ich nicht erwartet.« Er stand

auf holte seinen Füllfederhalter und runzelte die Stirn.»Ich auch nicht« meinte Mama. Sie tat mir etwas leid. Mama

ist nämlich im Elternbeirat und hat mich in persönliche Pfle-ge genommen. Und dort kann sie dann schlecht über andere

Schüler sprechen wenn es beim eigenen nicht in Ordnunggeht.»Papa hätte auch unterschreiben müssen - bei vergessenen

Hausaufgaben. Und da ich nie etwas vergessen darf habe ich

es mal so versucht. Bei manch anderen klappt es bei mir gehts

schon beim erstenmal schief.«»Gelogen is t gelogen« sagte Papa. »Und wer lügt betrügtauch « Das sagte er allerdings viel zu laut.

Mutter guckte ihn an. Sie wollte mit dem Blick Papa bremsen.

Aber der war nicht mehr zu halten. Sicherlich sah er den Satz:

HEINZ HAT MICH HEUTE BELOGEN von Haus zu Haus wan-

dern von Konsum zu Konsum, im Dorfmaßstab. Oder war der

Grund seines plötzlichen Aufbrausens darin zu suchen daß erbei mir nicht den Widerstand vorgefunden den er erwartet

hatte - auf Grund der heiklen Telefongeschichte? Dabei hatte

ich mich so fair benommen und er wurde plötzlich unfair. Alsounterschätzte er mich. Und das kann ich schon gar nicht lei-

den. Wir werden sowieso immer unterschätzt.»Gelogen«, wehrte ich mich, »das klingt viel zu dick. Das war

doch bloß eine kleine Schwindelei und ...«

» .. mit Schwindeln fängt es an mit ... «

Nein, er sagte nicht womit es aufhörte nein nichts rein garnichts kam mehr heraus. Wir sahen uns fest in die Augen. Ich

guckte Papa guckte ich guckte geradezu klassisch wie im

Fernsehen da gucken sich auch manchmal zwei an ohne waszu sagen und doch weiß man, was jeder meint. Und Mama

guckte auch mit, mal zu mir, mal zu Papa. Wie ein Ringrich

ter. Und da waren wir uns plötzlich alle drei einig.

Vater unterschrieb und sagte: »Das kommt mir aber nicht mehrvor, Heinz «

»Nein«, schwor ich und wäre ihm am liebsten um den Hals ge-

fallen. Doch das schickte sich in meinem Alter nicht.

Plötzlich krachte ein Schuß. Eine Glasscheibe splitterte. EineFrau schrie. Ein Stuhl fiel um.

Im Fernsehen hatte der Kriminalfilm begonnen.

Page 53: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 53/136

Lernen lernen nochmals lernen

Johannes onrad

lJio systo tatiseAo B11twie l l ~ I Jdo1 i11dllieA 11 PAa11tasio d ~ t eOiH 81Jto11tpttttlSohn: Papa, ist das richtig, wenn ich schreibe: Der Vogel pfiff

ein Liedchen?

Vater: Ja, eigentlich ... Pfiff eine Melodie, das wäre wohl rich-

tiger. Aber warum ... Also, ich finde das ganz hübsch. Es ist

nur etwas wenig. Sei nicht so faul, Horst Laß doch den Vogel

irgendwo sein beim Pfeifen. Im Grase oder wo weiß ich.

Sohn überlegt längere Zeit und ißt dabei einen halben Bleistift

auf Dann freudig): Papa, der Vogel lag im Grase und pfiffel

te ein Liedchen?Vater: Hm Bloß »pfiffelte« ist jetzt

falsch. Du mußt schreiben: pfiff -

pfiff ein Liedchen.

Mutter: Aber Vögel liegen doch nicht,

Arthur. Vögel können doch nicht im

Grase liegen.

Vater: Warum sollen Vögel denn nicht

im Grase liegen können? Wie oft

habe ich schon Hühner im Sand lie-gen sehen.

Mutter: Aber Vögel doch nicht, Mann Kein Mensch hat je le

bendige Vögel im Gras liegen sehen. Da lachen ja die Hüh

ner

Sohn: Was soll ich nun schreiben?

Vater: Hühner sind zwar auch Vögel, aber wenn deine Mutter

findet, daß Vögel nicht im Grase liegen können, bitte Dann

schreib doch: Der Vogel flog dahin oder so ähnlich ...

Mutter: Wenn du dem Jungen die Sätze vorsagst, dann wird sichseine Phantasie nie entwickeln. Das ist unpädagogisch.

Sohn weinerlich}: Was soll ich nun schreiben, Papa?

Vater: Frag doch die Mama. Die weiß das ja doch viel besser

Mutter: Was kann denn so ein Vöglein noch?

Sohn: Ein Vöglein kann noch .. picken kann es noch

Mutter: Was macht also der Vogel?

Sohn: Der Vogel pickt ein Liedchen.

Vater: Aber Horst

9

Gut so   sachlich alles

richtig.  

Page 54: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 54/136

5 lernen lernen nochmals lernen

Mutter: Der Vogel kann doch kein Liedchen picken, Horst Was

pickt er nun wirklich? Denk mal an unser Brot. Woraus wird

es gemacht?

Sohn: Aus Teig.

Mutter: Und woraus wird der Teig gemacht?

Sohn: Gestern war ein Stück Bindfaden im Brot.Mutter: Unsinn

Vater: Der Junge hat recht. Gestern war ein Stück Bindfadenim Brot.

Mutter: Bitte, Arthur Du weißt doch genau, was ich erreichenwill.

Sohn: Was soll ich nun schreiben?

Mutter: Horst, stell dich mal nicht so an. Bist du denn nicht

mehr unser schlauer Junge? Uta Möller hätte jetzt schonzehn Sätze gebildet

Vater: Weißt du übrigens, Lotte, daß der Möller jetzt einen Tra-

bant hat?

Mutter: Wie die Leute das nur machen? Aber sie hat ja beimFleischer nur ...

Vater mit warnendem Blick}: Ja, ja, die Uta. Die Uta hätte aberwirklich schon zehn Sätze ...

Mutter: Horst wird das auch bald bringen. Er ist doch ein ech-

ter Wünsch und kommt auf Opa raus. Gell, Horst? Also, was

picken die Vögel? Was zum Beispiel wird in der Mühle ge-

mahlen?Sohn: Kaffee.

Mutter: Ja Aber ich meine die Mühle am rauschenden Bach.

Mutter sin t erregt) Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stetswach ...

Sohn singt}: Klipp, klapp ...

Mutter: Na siehst du Und dann kommt: Er mahlet Was abermahlet der Müller?

Sohn: Der Müller mahlet ... in der Mühle mahlet der Müller.

Mutter: Ja, was aber? Der Müller mahlet das ...?Sohn: Er mahlet das ...? Das Korn mahlet er für das tägliche

Brot. Und ...

Vater: Richtig, mein Junge

Mutter: Siehst du, Arthur, so kann sich seine Phantasie ent-wickeln. Und er lernt logisch denken. Was also picken die Vö-

gelchen, Horstelmann?

Sohn: Was denn?

Mutter: Na, was der Müller mahlet

Page 55: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 55/136

Lernen lernen nochmals lernen

Sohn: Korn mahlet der Müller.

Mutter: Wie heißt also dein Satz?

Sohn: Was für ein Satz?

Mutter: Den du bilden sollst, Junge

Sohn: Ach so Der heißt: Die Vögel picken ein Liedchen.

Mutter: Das Korn picken die Vögel, Junge, das Korn

Sohn weinerlich): Der Satz soll doch mit Vogel und Liedchen•

sein.

51

Mutter: Ach so Was kann denn ein Vogel noch?Sohn: In der Zeitung stehen kann ein Vogel noch.

Mutter klagend): Und was noch?

Du siehst aber Arthur daß man

m t einigen pädagogischen Knif-

fen immer ans Ziel kommt.Sohn: Sitzen kann er.

Mutter: Ja, sitzen kann er. Also: Der Vogel s ß ...?Sohn: Der Vogel s ß im Grase und pfiff ein Liedchen.

Mutter: Ein Vogel s ß im Grase? Ich weiß nicht ... Im Grase

sitzen? Klingt das nicht falsch, Arthur?

Vater: Ja, wenn ich mir das so vorstelle, dann kommt mir das

auch merkwürdig vor. Ein Vogel s ß im Grase - ? »saß« ist

wohl hier nicht richtig. Muß er denn durchaus im Grase sit

zen, Horst?

Sohn: Nein, er kann auch auf einem Baum sein.

Mutter: Fein, Horst. Jetzt haben wirs. Also, wie lautet jetzt der

Satz?

Sohn: Der Vogel stand auf einem Baum und pfiff ein Liedchen.

Mutter: Vögel stehen nicht pfeifend auf Bäumen Das ist j

zum Verzweifeln Jetzt schreib, was du willst.

Sohn mit zweifelnder Stimme): Der Vogel stand am Postschal

ter und pfiff kein Liedchen?

Mutter nickt gleichmütig): Bitte, dann schreibe das.

Vater: Aber, Lotte, das kann er doch nun wirklich nicht ... Also,

Horst, paß mal auf: Hier haben wir den Vogel, und dort haben

wir das Liedchen. Nun mach mal einen ganz einfachen Satz

draus

Sohn heulend): Der Vogel pfiff ein Liedchen.Vater: Na endlichMutter streicht dem Sohn übers Haar): Nun heule mal nicht mehr,

mein Horst, das kannst du jetzt schreiben. Was würdest du

nur für Sätze ohne uns bilden? dann zum Vater) Du siehst

aber, Arthur, daß man mit einigen pädagogischen Kniffen

immer ans Ziel kommt. Man muß nur systematisch vorgehn

Sohn besänftigt schnuffelnd): So, und jetzt brauche ich nur noch

neun Sätze zu bilden•

Page 56: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 56/136

52 lernen lernen nochmals lernen

Ottokar Domma

lls ie „ dor P i o e i o r r o p ~ O l l i war

Liebe Mutti lieber Vati

Heute will ich mal was von meinen Ferien schreiben weil essein muß. Jeden Tag fragt unser Gruppenpionierleiter ob wir

auch die Eltern nicht vergessen haben. Als er von mir wissen

wollte ob ich schon geschrieben habe antwortete ich: Eigent

lich nicht und ich möchte auch meinen Eltern den Schreck er-

sparen. Denn wenn sie plötzlich Post von mir bekommen den-

ken sie mir fehlt was oder es ist was passiert. Aber hier nimmt

man auf solche Lebenserfahrungen leider keine Rücksicht.

Trotzdem bin ich gesund und immer satt und ich will Euch jetzt

das Leben und den Ablauf schildern.

Hier ist es landschaftlich und pioniermäßig gesehen sehr

schön. Es gibt Wald und Hügel und einen tollen See. Man kann

auch baden. Die Bäume sind noch grün weil es keinen sauren

Regen keine Fabriken keine Müllhalden und andere Umwelt-

verschmutzer gibt. Dazwischen stehen Unterkünfte und Häu-

ser. Nicht solche wie Vater sie baut mit Fertigteilen und sosondern mehr im jugendlichen Stil damit wir uns wohlfühlen.

Das Haus in welchem wir untergebracht sind hat 20 Zimmerund die Nummer 5. Und man hört verschiedene Sprachen. In

meinem Zimmer spricht man berlinisch mecklenburgisch undaltmärkisch also fast richtig deutsch. Die anderen Sprachen

stammen von den Bergvölkern unserer Republik nämlich säch

sisch-schweizerisch und oberhöflich. Aber sonst sind sie prima

Kumpel.Auch gibt es hier Kinder aus verschiedenen Erdteilen beson-

v

ders aus der Sowjetunion Polen CSSR, Ungarn Bulgarien und

noch mehr, ich habe sie nicht alle gezählt. Mit ihnen verstehenwir uns sehr gut zum Beispiel beim Spaßmachen Sport und

Baden. Es gibt keine Lachschwierigkeiten. Bloß beim Sprechen haut das noch nicht so hin. Die Leninpioniere zum Bei-

spiel verstehen mein Russisch nicht obwohl ich schon fast

zwei Jahre lerne. Aber beim Raschkeni so heißt ein lustiges

Spiel klappt auch die Mundverständigung. Das geht so vor

sich: Wir stellen uns im Kreis auf. Ein Junge erwählt sich ein

Mädchen oder umgekehrt. Sie stellen sich in die Mitte Rücken

an Rücken und wenn wir anderen raß dva, dry zählen müs-

sen die beiden ihren Kopf links oder rechts drehen und wenn

Page 57: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 57/136

Lernen, lernen, nochmals lernen

sie beide auf dieselbe Seite drehen, müssen sie sich küssen.

Einer aus Berlin, der versteht das. Er wird bald das Abzeichen

für gutes Küssen bekommen.

Ich war auch mal dran, und die Natalia gefiel mir nicht schlecht.

Bei der fünften Mundverständigung sagte sie schon danke, und

weil mir kein anderes Wort einfiel,sagte ich: »Nu bagadie « Da lief sie von

mir weg. Schade

Jetzt will ich euch den Tagesablauf be-

schreiben. Um 6 Uhr ist Wecken, da

kräht ein Hahn. Kein richtiger, sondern

aus dem Lautsprecher, sonst hätte ich

dem ekelhaften Vieh schon den Kragen

umgedreht. Dann folgt Frühsport, ent

weder Gymnastik oder Waldlauf und

lllll llll llll

) ). ~ -   -  • < ._. .• • • •

danach treffen wir uns im Waschraum. Das Wasser ist zwar

kalt, aber trotzdem gesund. Für Dich wär das nichts, Vati beim

Rasieren würdest Du ganz schön fluchen. Jetzt heißt es, die

Zimmer aufräumen, denn es ist mit einer Kontrolle zu rechnen.Diese besteht aus Ordnungskommissionspionieren. Als sie zu

mir sagten: Zeig dein Fach , antworte-

te ich: Ihr könnt es ja suchen. Ich sage

kalt oder warm oder heiß - je nach

dem. Dafür bekam ich einen Minus-

punkt. Wenn die Mädchen erst eineFunktion haben, und die Ordnungs

schnüffler sind Mädchen, dann bringen

sie sich fast um vor Wichtigkeit.

Nach dem Frühstück wird gespielt

oder ein Spaziergang unternommen,

zum Beispiel zum Garten der Freund

schaft. Dort sind viele Gewächse von

••• ••

ausländischen Delegationen zu sehen. Nach dem guten Mittag

essen, von dem ich mir oft noch was nachhole, gibt es Mittagsruhe, die man auch wachsam verbringen darf, aber im Zimmer.

Nachmittags ist meistens Baden oder wir exkursieren ins Tou-

ristenlager. Und so vergeht der Tag bis zur Nachtruhe. Sie wird

bloß unterbrochen, wenn der Pilei vom Dienst unsere Füße

kontrolliert. Das ist wahrscheinlich nicht immer ein schöner

Anblick. In diesem Falle kann man auch von einer Nacht

völkerwanderung sprechen, und zwar zum Waschraum. Das

Wort Kontrolle verstehen alle ausländischen Freunde .

O

5

0

Page 58: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 58/136

5 Lernen lernen nochmals lernen

Aber sonst ist unsere Pilei Katharina einsame Spitze. Es gibt

sicherlich noch mehr solche Spitzen aber man kann ja nicht

alle Namen behalten. Die Katharina ist deshalb prima weil sie

mit uns wie mit vernünftigen Menschen spricht.Es

gibt auch eineM

und einen Da kann sich mancher Pilei und auch Lehrer eineT 34, aber das sind schon alte Vete-Scheibe abschneiden. Auch gibt es viele Attrak-

ranen zum Spielen, und sie sind als

1 h· ht h f h

1. h tionen zum Beispiel eine Jurte aus der Mongo-

so c e nie me r ge a r c .1. h {7: lk blik d. ·t s k1sc en vo srepu 1e man nur mi oc en

und Ehrfucht betreten darf also nur zum Angucken. Kathari-

na hat mir hinterher gezeigt wie man Socken stopft. Es gibt

auch eine MIG und einen T 34 aber das sind schon alte Vete

ranen zum Spielen und sie sind als solche nicht mehr gefähr-lich.

So, das wärs das andere erzähl ich zu Hause. Ich hoffe, daßIhr gesund seid. Liebe Mutti wegen der Sauberkeit brauchst

Du dir keine Sorgen zu machen. Ich geh fast jeden Tag baden

und wasch mir sogar den Hals und die Ohren. Damit Du nicht

so viel Klamotten von mir waschen mußt zieh ich mich nicht

so oft um und bringe die meiste Wäsche und Hemden sauber

nach Hause. Der Jana könnt Ihr auch einen Gruß bestellen.Es grüßt Euch Euer Sohn und Pionier

Ottokar

Page 59: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 59/136

• 1t • „, •· w . . •• r iS _.. - ...._ a

. ; R • i „ '* ,, • fff o 1r• _ ·• '. u- "- - . -

ENGLISH FOR YOU: Mit ~ n e r 1 ~ .

freundl\dM n „HallFo, v l e ~ ' J ' ~ ~ ~ „ten Tag, l ~ b e erMe•• „

wird Fernsehlektorln D i ~ n a i.oeseram

4. September alle Tetlnel\rner des

C fttad\kurses ,.En Usl'I .for~ ~ ~ ~ d •you• zur ertten Sen una ~ „ „ t e t \·Dle ente Sendung hat den ,„How are ·you? · Wer sind Sie.

. S .hül vor » und GottE. Lehrer liest semen c ern . . . . Eif .

in . . d Menschen drei Fische.« ng•

.....

verteilte unter ·en hr o1bt keinen. . . »Herr Le er es o ;i

Gott.<< _ »Nun, das mu .gibtja bei uns auch keinen Fisch.«

Einern Studenten der Tiermedizin werden zur Abschlußprüfung

drei Knochen vorgelegt. Der Professor fragt den Studenten:

>>Können Sie diese Knochen bitte zuordnen « Der Student kommt

ins Schwitzen und kann die Frage nicht beantworten. Der

Professor will dem Studenten helfen: »Na worüber haben wir

denn das ganze letzte Semester gesprochen?« Darauf der

Student >>Sagen Sie bloß, das sind die Knochen von Marx,Engels und Lenin?<<

Page 60: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 60/136

  6

Lernen lernen nochmals lernen

Jochen Petersdorf

O O ~ I I t

»Guten Tag«, sagte Benno Blaschke und sah den Mitgliedern

des Prüfungskollegiums nacheinander fest in die Augen. Ziem-lich blaß, die fypen, dachte er. Möchte bloß wissen, warum?Der ganze Film ist doch so gut wie gelaufen, und außer RonnyMüller und Tina Muffland ist doch kein Schwanz eingebrochen.Aber vielleicht ist das schon zuviel? Man weiß ja nicht, was siesich füm Kampfziel gesteckt haben. Mein Gott, jetzt haut sichFräulein Mirschel noch ne Dröhnung rein. Die hat doch vor-

hin in der Pause schon ein Pfund Tabletten geschluckt. Ob die

überhaupt noch durchsieht? Außerdem könnte sie sich ein bißchen straffer hinsetzen. Hat doch was zu zeigen, die Mutter.

zusammenfassend kann man Jetzt grinst se krampfhaft. Armes Huhn. Schade, daßsagen, daß Lenin als kollektiver man nicht so kann, wie man möchte. Na schön, ichOrganisator, Agitator und glaube, der dicke Bombach willn Satz ablassen. Was

Propagandist mächtig einfetzte. sagt er? Ob ich präpariert bin? Ein Komiker vor demHerrn Hat mich doch selber präpariert. Gespickt sagt

man jawohl nicht. Immer sauber bleiben. Also, dann wollnwir

mal. Ich werds kurz machen. Die Fans haben sicherlich schonganz schönen Knast in den Röhren.Benno Blaschke räusperte sich kurz und trocken, schlug die

Beine übereinander und begann:»Lenin im Oktober. Als Lenin auf dem Bjelorussischen Bahn-

hof ankam, hatten sich die Dekabristen und die anderen Mit-

glieder der Duma vollzählig zu seiner Begrüßung eingefunden.Immer wieder erscholl der von rhythmischem Klatschen beglei-tete Kampfruf >Aus dem Funken wird die Flamme schlagen <.

Lenin wehrte bescheiden ab, bestieg das sprichwörtliche Panzerauto und appellierte an die Putilowarbeiter, unverzüglichdie Elektrifizierung des ganzen Landes in Angriff zu nehmen,

denn das zaristische Rußland war ein Völkergefängnis. Darauffuhr Lenin zum Wmterpalais und leitete von dort den Sturm aufden Smolny, nachdem die Schüsse auf der Newa das Eis desSchweigens gebrochen hatten. Die Revolution ergriff dann auchdie Massen, weil sie das schwächste Kettenglied gefunden hatten und mit Disziplin und den vier Faktoren der Überlegenheitausgerüstet waren. Hinzu kam, daß sich an den Fronten eineKriegsmüdigkeit zeigte. Mit dem Appell an alle, an alle, an allewurde dann der Boden denen zugeführt, die ihn bearbeiten,

und die Partisanen vom Amur jagten die Kulaken bis zum Stil-

Page 61: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 61/136

Lernen lernen nochmals lernen

len Ozean. Zusammenfassend kann man sagen daß Lenin alskollektiver Organisator Agitator und Propagandist speziell indiesen Oktobertagen mächtig einfetzte so daß wir heute ineiner Epoche leben die gekennzeichnet ist vom weltweitenÜbergang des Kapitalismus in den Sozialismus. Ich danke für

die Aufmerksamkeit.«Benno Blaschke erhob sichund verließ mit nettemGruß den Prüfungsraum.Bei der Beratung wollensie sicherlich unter sichsein dachte er.

An der Tür schaute er sichnoch einmal -um und warleicht erschrocken überdas Bild des Jammers dassich ihm bot. Fräulein Mir-

schel lag mit dem Oberkörper auf dem Tisch undstopfte sich eine Tabletteins Ohr. Der dicke Lehrer Bombach versuchte seinen Schlipszu zerbeißen Studienrat Knippling warf sich pausenlos Ziga-

retten über die Schulter und sang dazu das Sandmännchenlied.Und Direktor Timmermann hielt seine Taschenuhr in die Blu-

menvase und murmelte: »Wir verlesen jetzt die Wasserstandsmeldungen und Tauchtiefen.«Benno Blaschke schloß leise die Tür von außen setzte sich insFlurfenster und steckte sich erst mal eine an. Die Mitschülerumringten ihn. Die üblichen Fragen.»Alles okay« sagte Benno. »Ich hatte nicht einen Hänger. Aberdie fypen sind von der ganzen Prüferei schon so mürbe ichglaube die haben bloß die Hälfte kapiert.«Dann wurde Benno wieder hineingerufen.

Fräulein Mirschel s ß straff und gut geforn1t und lächelte. Derdicke Bombach hatte seinen Schlips korrekt gebunden und lä-

chelte. Studienrat Knippling steckte die letzte Zigarette in diegut gefüllte Schachtel und lächelte. Direktor Timmermann trugseine Uhr wieder in der Westentasche lächelte und sprach:»Lieber Benno Blaschke. Du hast einen entscheidenden Fehlergemacht: Die von dir gebrauchte Formulierung >Lenin fetztemächtig ein< zeigte uns daß du uns ein bißchen auf den Armnehmen wolltest ui;id deinen ganzen Vortrag gewissermaßen als

heitere Conference als Jux abgezogen hast. Du glaubst da du

57

Noch ein- oder zwei

mal mein Lieber dann

nehme ich nicht mal

mehr ücksicht auf

mich selber und schreibein dein Zeugnis wie du

in Wirklichkeit bist.  

Page 62: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 62/136

  8 lernen lernen nochmals lernen

ja deinen Lehrvertrag bereits in der Tasche hast können wirdir auch mit der schlechtesten Note nicht mehr die Suppe ver-salzen. Das ist vom moralischen Standpunkt so schäbig daßwir fast geneigt waren dich entsprechend zu benoten.Die Fülle der schelmisch durcheinandergewirbelten konkretenFakten Begriffe und im weitesten Sinne sogar Zitate mit denendein Vortrag durchsetzt war zeigte uns jedoch wie gut du

eigentlich im Stoff stehst und wir kommen trotz deines unge-hörigen Schülerstreichs nicht umhin, deine Leistung mit gut zu

bewerten und dir zur bestandenen Prüfung zu gratulieren. Herz-

lichen Glückwunsch lieber Benno.«

Auf dem Heimweg traf Benno einen von der 26. Oberschule. Ererfuhr daß dort drei Schüler durchgefallen waren.»Bei uns bloß zweie«, sagte Benno. »Da stehn unsere Lehrerstatistisch besser da. Fetzt ein «

.

•·• .

Page 63: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 63/136

Page 64: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 64/136

60

>>Tut mir leid mein

Mann kann nicht schonwieder zu einer Sitzung

kommen.  

Was des olkes Hände schaffen

Heli usse

t ie '

»Also liebe Kollegen« sagte der Vorsitzende der Abteilungs-Gewerkschaftsleitung in der Mittagspause. »Wir müssen in

dieser Woche unbedingt noch eine Gewerkschaftsversamm-

lung durchführen, denn ... «

In diesem Augenblick setzte das Klappern der Löffel das mit

Beginn der Rede des Vorsitzenden für einen Augenblick aus-

gesetzt hatte, mit voller Wucht wieder ein, und die Kollegin

Trübsam sprach trotz der Erbsensuppe im Mund: »In dieserWoche jeht det nich.«»Es muß«, sagte der Vorsitzende energisch, »denn ... «

»Es jeht wirklich nich« bestritt

die Kollegin Trübsam die An-sicht des Vorsitzenden, »denn

sieh mal: Heute is Theateran-

recht, morgen is Film im Fern-

sehn, übamorchen is Probevom Chor übaübamorchen isein Kulturabend, und denn is

der Tag wo mein Mann keineVersammlung hat, da kann ick

doch nich in 'ne Versammlunggehen, nich? Und denn is

Sonntag ... «»Dann is noch lange nich

Sonntag«, behauptete der Vorsitzende und stellte hart und kon-

kret die Frage: »Wer kann am Mittwoch?«

Er zählte sieben erhobene Löffel für Donnerstag stiegen nur

sechs Löffel in die Höhe und für Freitag nur einer. Es war nichtmöglich alle erforderlichen vierzehn Löffel für einen Tag hoch-

zubekommen.»Det is j janz klar«, stellte die Kollegin Trübsam sachlich

fest. »Jeder hat eben was vor an den Abenden. Wen wundert

det? Harn wir j alles selber orjanisiert, nich? Wer is denn je-

kommen und hat uns für den Chor jewonnen? Wer hat denn

det Theateranrecht an uns heranjetragen? Wer macht denn

die Kulturabende? Na die Gewerkschaft, wenn ich mich nich

irre. Und nu solln wa plötzlich eine Vasammlung machen

Kinda denn müßte ick mich j in Stücke reißen, nich?«Und

Page 65: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 65/136

  asdes olkes Hände schaffen

sie löffelte mit verbissener Wut die Erbsen weiter. Während

der Vorsitzende erschrak, weil es gegen die Arbeitsschutzbe

stimmungen verstoßen würde, wenn sich die Kollegin Trübsam

in Stücke risse.

»Dann werden wir eben die Chorprobe verlegen«, sagte der Vor

sitzende und freute sich über den guten Einfall.

»Die Chorprobe verlegen?« schrie die Kollegin Trübsam da und

starrte den Vorsitzenden so fassungslos an, als hätte der vor

geschlagen, den gesamten Chor mit Dynamit in die Luft zu

sprengen. »Die Chorprobe verlegen? Ja, wo bleibt denn da die

kulturelle Massenarbeit? Wo bleibt denn da die gewerkschaft

liche Initiative, wenn die Gewerkschaft die Initiative lähmt? Der

Chor probt Der Chor ist unser Sorgenkind «

»Det is schön«, sagte der Vorsitzende, »det ihr weiter keine Sor-

61

genkinder habt. Es jibt Leute, ---n---- .. ... --- . . -1

- -.. . ..--  : : -----:-:-----:--------

die ham andere Sorgen. Aber

die Versammlung muß trotz

dem durchgeführt werden. Das

verlangt die Werkleitung vonuns.«

»Die Werkleitung? « wunderte

sich die Kollegin Trübsamabermals. »Die Werkleitung -

also, ick will ja nich sagen -

kann uns mal, aber sie könnteuns In verschiedenen Rich

tungen. Denn teil also der

Werkleitung bitte mit, daß sie

zunächst mal die Kollegen zu befragen hat, ob die Kollegen

damit einverstanden sind, was die Werkleitung möglicherwei

se jeme möchte machen. Junge, Junge, wir sind doch hier nich

in Westdeutschland «

»Jetzt reicht mir's aber « brüllte der Vorsitzende, ganz entgegen

seinen sonstigen Gepflogenheiten in der methodischen Erziehung der Kollegen. »Wir müssen die Versammlung machen, um

die Prämien für das Quartalsende festzulegen «

In diesem erhebenden Augenblick blieben alle Löffel in der

Erbsensuppe stecken, und die Kollegin Trübsam sagte weich:

»Aber Erich, warum haste mir denn das nich jleich jesagt. Du

weißt doch janz jenau: wenn's notwendig is, bin ick da «

Und der Vorsitzende zählte 24 erhobene Löffel für heute abend.

.w

Alles Reklamationen.

Langsam kriegen wir••

einen Uberblick wo wir

qualitätsmäßig stehen. «

Page 66: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 66/136

62 Was des Volkes Hände schaffen. . -   . . ' . . - -_ . . . .   ' ' ' - · ~ . ~ ~

udolf homas

i to ritas

Felix - Rangiermeister, Schulze - Hygieneinspektion, Lehmann -

Bahnhofsaufsicht, Meier - Transportpolizei, Müller - Leiter desStaatlichen Getränkekontors Dresden, Otte - Außenstelle Görlitz.

Von draußen hört man es krachen, scherbeln und klirren; uf eregt

kommt der Rangiermeister zur Bahnhofsaufsicht.

Felix: Kollege, Kollege, es ist was passiert

Lehmann: Kollege, nach den Gesetzen der Dialektik passiert

immer etwas, es gibt keinen Stillstand. Bei der Eisenbahn

schon gar nicht. Kommen wir zur Konkretisierung und damit

zur Frage: Was ist passiert?

Felix: Ein Wagen ist beim Verschieben auf den anderen aufge

fahren, ziemlich derb sogar.

Lehmann: Kollege, was sagt uns das?

Nun also, es sagt uns, daß jede Unacht

samkeit, sie sei, wie sie sei, uns an der

Planerfüllung und somit am Wohlstandhindert. Ich meine, so ...

Felix: Abgesehen von Ihrer Meinung - es

handelt sich um einen Kesselwagen.

Lehmann: Kesselwagen? Gut. Wrrwerdennach Abschluß unseres Disputs die Feu

erwehr alamieren.Felix: Es ist Wein drin, dreißigtausend Liter französischer Im

port-Dessertwein ...

Lehmann: Wein? Das ist gut. Wissen Sie übrigens, daß der häu

fige Genuß schwerer Dessertweine ärztlicherweise gar nicht

empfohlen werden kann?Felix: Zum Donnerwetter, empfohlen hin, empfohlen her Beim

Kesselwagen ist eine Schweißnaht geplatzt, der Wein läuftaus, zwar langsam, aber er läuft

Lehmann: Wie konnte denn das passieren?

Felix: Die Kollegin Rangiererin hat den Hemmschuh zu spät ge

legt ...

Lehmann: Aha springt auf) Rufen Sie die Kollegin Hemmschuh

Felix: Himmelkreuzbombenelement Reden Sie nicht so lange

herum Sorgen Sie lieber dafür, daß der Kessel schnellstens

abgepumpt wird.

Page 67: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 67/136

  asdes Volkes ände schaffen

Lehmann: Natürlich, das hätte ich doch sowieso getan. Gehen

Sie inzwischen auf den Wein aufpassen, halten Sie den Dau

men drauf oder besorgen Sie sich aus der Sanitätsstube 30 m

Leukoplast. wählt dreimal)

Müller: Hier Staatliches Getränkekontor Dresden.

Lehmann:Ja,

hier ist der Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt.Sagen Sie mal, Kollege, haben Sie einen Kesselwagen mit

französischem Wein, Import-Dessertwein, bei uns herumstehen?

Müller lachend}: Was, französischer Import-Dessertwein?Lehmann: Die Lage ist sehr ernst.

Müller: Ja, was ist los?

Lehmann: Beim Rangieren wurde ein Kesselwagen mit dreißigtausend Litern französischem Import-Dessertwein irgendwieso 'n bissel beschädigt. DerWein läuft aus. Kommen Sie doch

mal rüber und pumpen Sie den Kessel aus

Müller: Moment mal Wohin ist denn die Fracht deklariert?

Lehmann: Ja, das weiß ich doch nicht.

ruft nach draußen) Guck doch mal nach,

wer die Brühe kriegen sollte

Felix von draußen): Staatliches Getränkekontor, Außenstelle Görlitz.

Lehmann im gleichen Tonfall): Staatliches

Getränkekontor, Außenstelle Görlitz.

Müller ebenfalls im gleichen Tonfall):

Staatliches Getränkekontor, Außen-   „ „

stelle Görlitz. Na also, dann ruft doch

Görlitz an Die sollen kommen und die Ware retten ExakteArbeit ist alles. ab}

Lehmann: Verdammtes Bürokratenvolk Also, dann Görlitz.

Das ist die 12. besieht sich die Telefonscheibe) Die ist gar nichtdrauf - Ach, hier, 1, 2

Otte: Hier ist das Staatliche Getränkekontor, Außenstelle Gör-

litz.Lehmann: Und hier ist der Güterbahnhof Dresden-Friedrich

stadt.

Otte: Kollege, brülln Se doch nicht so

Lehmann: Das ist doch ein Ferngespräch Kollegen, hört zu

Für euch steht hier bei uns ein Kesselwagen mit dreißigtau

send Litern französischen Import-Dessertweins ...

Otte: Hurra Es lebe die Eisenbahn

Lehmann: Warts ab Mensch Der Wagen ist beim Rangieren

63

Page 68: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 68/136

6

»Ist es denn gut und

richtig, daß es bei. uns nur eine führen-

de Partei gibt?« -»Aber selbstver

ständlich. Stell dir

mal vor, wie du auf-

passen müßtest,wenn es mehrereführende Parteiengäbe «

as des Volkes ände schaffen

beschädigt worden. Der Wein läuft aus. Was sollen wir denn

nun machen?Otte: Das Zeug retten, natürlich. Oder sollen wir vielleicht 'ne

Schlauchleitung nach Dresden legen? Dresden soll auspum

pen und uns die Ware zustellen hängt ab) Tranlampen

Lehmann: Holzköppe hängt ab) cypische Flucht vor der Ver-antwortung. Also schön, nochmals Dresden. Na der wird

dumm gucken wählt)

Müller: Hier Staatliches Getränkekontor Dresden.

Lehmann: Hier st noch einmal der Güterbahnhof Dresden

Friedrichstadt. Ich habe eben mit Görlitz gesprochen. Die

sagen mir wieder, ihr sollt auspumpen.

Müller: Die haben gut reden. Das muß schon schriftlich ge-

macht werden.Lehmann: Elendes Bürokratenvolk Nun kümmert euch gefäl

ligst selber drum hängt ab, öjfn.et die Frühstücksbüchse) Die

Bemmen vergessen das Telefon klingelt Mensch, ich habe

doch jetzt Frühstück. es klingelt zum zweiten Mal) Güterbahn

hof Dresden-Friedrichstadt.Müller: Hier noch einmal das Staatliche Getränkekontor Dres

den. Also, wir werden die Sache machen. Fragen Sie inzwi-

schen bei der Transportpolizei an, ob wir das Bahngelände

überhaupt betreten dürfen. Ich rufe die Hygieneinspektion an,

ob der Wein noch verkauft werden darf. Ende

Lehmann: Jetzt gehts vorwärts wählt) Also, Transportpolizei.

Meier: Hier ist der Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt. Kol-

legen, bei uns st ein Kesselwagen mit dreißigtausend

Litern französischem Import-Dessertwein beschädigt wor-

den und läuft aus ...

Meier: Wer hat das getan? Agenten?

Lehmann: Nee, nee Nur 'ne kleine Rangiererin.

Meier: Sind Sie sicher?

Lehmann: Ganz sicher Es dreht sich auch nur um die Erlaub

nis zum Betreten des Bahnhofsgeländes.Meier: Sehr einfach; üblicher Antrag in dreifacher Ausferti

gung mit ausführlicher Begründung:

a) Warum Wein aus Frankreich?

b) Warum nicht andere Strecke?

c) Wieso Rangierfehler?

d) Wie heißt der Schweißer, der den Kessel schweißte?

f) Wie hätte vorliegende Sache verhindert werden können?

Lehmann: Wie war gleich c?

Page 69: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 69/136

  asdes olkes ände schaffen

Meier: c) Wieso Rangierfehler

Lehmann: Kollege, bloß der Wein läuft inzwischen aus

Meier: Richtig, fügen Sie unter f) hinzu, wieviel Liter Verlust

pro Minute ab)

Lehmann ruft nach draußen): Die Tröppel zählen

Müller wählt): Hier ist das Staatliche Getränkekontor Dresden.

Schulze: Ja, hier ist die HygieneinspektionMüller: Hören Sie zu Auf dem Bahnhof ist ein Kesselwagen mit

dreißigtausend Litern französischem Import-Dessertwein be-

schädigt worden. Wenn der Kessel ausgepumpt wird, darf

der Wein dann noch verkauft werden?

Schulze: Der Kessel ist beschädigt?

Müller: Ja, ·die Schweißnaht ist geplatzt.

Schulze: Aha, also hat die Außenluft Zutritt. Und damit Bak-

terien, Vrren, Ungeziefer, Würmer, Schnecken und Staub. -

Ich bin nicht sicher. Schicken Sie uns eine Probe mit Darstel

lung des Vorganges. Guten Tag. ab)

Lehmann: Ach, Sie sinds Wie stehts denn draußen?

Felix: Wir haben es geschafft

Lehmann: Geschafft? Also doch Ich wußte es. Wenn wir alle

die Initiative ergreifen und richtig zupacken, werden auch die

schwierigsten Sachen spielend gemeistert. Wer hats denn

nun gemacht?

Felix: Die Kollegen von der Frühschicht. Keiner ist nach Hause

gegangen. Alle haben sie mit angepackt.Lehmann: Alle?? Rufen Sie mir die Kollegen, damit ich ihnen

meinen Dank sagen kann.Felix: Das geht leider nicht, die sind alle besoffen

6

>>Wegräumen lohnt gar

nicht. Die Zwischen-

saison ist ja so kurz.  

Page 70: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 70/136

~ u f e ~ e m Gerüst s t e h e ~ ~   ~ ., lieh e m ~ Flasche leer. Da s t ~ : : r .Maurer und machen heim-, ~ a s Gemck. •Scheißtrinkerei einer r u n t e ~ ~ d bricht sich . ..I ~ ~ a s ? _ W i r stecken ihm i l i ~ · m a c ~ e n ~ J e t z t ? « - •Wißt ·:

sieht s wie n Arbeitsunf;„11 ande m die Taschen. Dann .c ui aus « .

~ ~ ~ , " ' ~ ~ ~ - · . . Z . . : ~Ulbricht hat Geburtstag. Ein Arbeiter der gratulieren will lehnt ;

sein Fahrrad an das Staatsratsgebäude. Ein Sicherheitsbeamter l

sagt: ·Das geht nicht: In wenigen Minuten kommen die sowjetische und d nn die polnische Delegation. •Das macht nichts.

•.Ich hab das Rad angeschlossen.•• . , , . . ~ , . , . - 7 , ~ · ~ ' " < " ' ' f r ~ H " ' " ° ' ., ;;; , , , . , ' ~ ' ~ " " ' " " ' " ' " ' " ' " ~ ~ I T : ; , , , : : : = , ; ; > : ' . . - ~ l

„Eigentlich

., . r t : 1  . .

"

I '' " I .1 ' ' j

r / / I I . a : f m : r . ~ . _ Q i . .J

'

'

._. _ „.. .. t „

.. -- -- -. , : :-

••

„ .„

••

•• •

p / 1 ~i  { ff " .1

w r j h - · . ,ter g r lce „ -<"

ane Durchreich*' e geplant „

f

t

t ' t ' II I " • '

/1 . . .

Frage: Was ist der Unterschied zwischen :Kapitalism

und Sozialismus?Antwort: Der :Kapitalismus macht soziale Fehler,

Sozialismus macht kapitale Fehler.

»Mal sehe „  „n wen wir diesmal für , .. . ,. n Pramie vorschlagen .. .<<

Page 71: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 71/136

Was des olkes ände schaffen

Heinz Stockhaus

Der Kreisratsvorsitzende hatte mir geschrieben.

Kurz und wissenschaftlich exakt. Er wünsche mich zu sprechen. Morgen. Dienstag. Punkt zehn. Zimmer 57.

Dienstag. Punkt zehn. Zimmer 57. Sitzungsaal des Rates.Ich wurde erwartet. Vom Vorsitzenden und seinen zahlreichenStellvertretern.Nicht nervös werden sagte ich mir. Du mußt selbstbewußt, wie

ein wahrer Bitterfelderwegwanderer auftreten. Nicht erröten,nicht zittern, nicht stottern. Du hast ein gutes Gewissen.

»Wrr haben dich hergebeten, Genosse Schriftsteller«, so begann

7

der Vorsitzende, wobei er sich vorbeugte und mich Genosse Schriftsteller. wir machenfixierte, »hergebeten, um zu erfahren, wie es mit uns Sorgen um deine Arbeitdeiner Arbeit steht. Du bist unser einziger - einzi-

ger Schriftsteller im Kreis, aber wir merken nichts davon. Wir

sind der Meinung, du müßtest gesellschaftlich wirksamer werden. Uns scheint, du sitzt nur zu Hause herum und grübelst zu

viel. Möchtest du dazu Stellung nehmen?«

Also kein Kreisauftrag oder ähnliches. Sozusagen nur puremenschliche Neugier. Oder sollte man sich auf einige schonvor langer Zeit gefaßte Beschlüsse besonnen haben?

Ich sagte knapp: »Was ich mache? Nun, ich schreibe, GenosseVorsitzender. Für die Bezirkspresse, für die Kreispresse, für -«

»Wissen wir«, unterbrach er mich, schlug einen Aktendeckel aufund hielt mit spitzen Fingern zwei Zeitungsausschnitte hoch.Er meinte: »Nicht viel, Genosse Schriftsteller.«

»Nicht viel für die vergangenen sechs Monate, und über den In

halt könnte man auch noch diskutieren.«Der Stellvertreter Handel räusperte sich. »Wenn ich einmal

etwas dazu sagen darf?«

»Bitte « Der Vorsitzende ließ die Zeitungsausschnitte achtlosauf den Tisch flattern, lehnte sich in den Sessel zurück. »Bitte

sehr, stellt Fragen, damit wir die bestehenden Unklarheiten

beseitigen helfen können.«»Hm - ja - also, ich vermisse etwas über die Probleme unseres Handels und der Versorgungswirtschaft. Etwas, das uns aufdiesem Gebiet weiterhilft, Genosse.«

Die anderen folgten auf dem Fuße.»Und nichts habe ich von dir gelesen über Planungs- und

Page 72: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 72/136

68

Bitte bitte für mich

auch einen Durchschlag

Es soll die Weihnachts-

überraschung fürmeinen Buchhändlerwerden

Was des Volkes ände schaffen

Bilanzierungsfragen, über das Neue Ökonomische System derPlanung und Leitung «

»Und auf dem Gebiet der Ordnung und Sicherheit, wo doch die

Problematik -«»Also , wenn wir die Höhen der Kultur erstürmen wollen, dannmußt du unbedingt «

Nur der Stellvertreter Finanzen schwieg sich aus. Er befürchtete wohl, es könnten Honorarkosten entstehen.»Nun, Genosse Schriftsteller, da hörst du's. Wir machen unsSorgen um deine Arbeit«, faßte der Vorsitzende zusammen.»Wir machen uns ernsthafte Sorgen, verstehst du, aber duschweigst dich aus und schreibst sage und schreibe zwei Zei

tungsartikel, über die man - über die man noch diskutierenkönnte.«Ich wurde weder nervös, noch gedachte ich zu stottern. Ich sah

seelenruhig einem dicken Brummer zu, der sich vergeblich ab-

mühte, durch die geschlossenen Fenster ins Freie zu

gelangen. Dann sagte ichganz einfach: »Ich schreibe fürs Theater, Genossen.Vielleicht, wenn ihr m

Sonnabend ins Theater -«»Leider « sagten der Vor

sitzende und sein ersterStellvertreter. »Du ver-stehst, Genosse, unsere

cc :v;; vielfältigen Aufgaben: Ver

sammlungen, BeratungenAussprachen. Abend fürAbend. Leider, leider «

»Schade«, sagte ich und erhob mich. »Wirklich schade, denn ge

rade meine Arbeit mit dem Theater -«

»Wir werden den Abteilungsleiter Kultur beauftragen « beschloß der Vorsitzende und erhob sich ebenfalls. »Er wird unsim Rat Bericht erstatten. Ausführlich Bericht erstatten. Gewißgibt es darüber einiges zu diskutieren, Genossen.«»So wird es wohl sein«, sagte ich und ging.

Page 73: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 73/136

Was des Volkes ände schaffen

orst von Tümpling

tO t otie t llOHt

1 pa saHt oit

Gerade hatte Bauleiter Emil P begonnen, seinen verdienten

Feierabend so richtig gemütlich zu beginnen, als es ans Fen-ster seiner Wohnbaracke pochte. Draußen stand Erna, die Kü-chenfrau vom Spätdienst.

»Ein Anruf vom Bahnhof für dich, Emil«, sagte sie, »und es istgerade ein Waggon gekommen, der muß heute nacht noch ent

laden werden. Es ist wegen der Transportkapazität.«

9

Emil fluchte zwar ausgemacht untypisch, er zog aber

den linken Gummistiebel, den er eben abgestreift hatte,wieder an und zog sich auch die Wattejopppe noch malüber.

»Otto«, sprach er wenig später zum Fahrdienstleiter,

Wo der Kampf um die größte

Sparsamkeit so heiß geführtwird muß es auch Verlierer

geben.

»ich brauch mal einen Fünftonner. Auf dem Bahnhof ist etwas

für mich angekommen - es ist wegen der Transportkapazität.«Und der Prämie für eingespartes Standgeld, dachte Emil au-

ßerdem.

Otto, der Fahrdienstleiter, fluchte zwar ausgemacht untypisch,drückte aber dennoch den Knopf am Rundsprechgerät und

hatte auch schon die Garage an der Strippe.»Alfons«, sagte der Fahrdienstleiter, »nimm deinen Fünftonnerund hau mit Emil kurz zum Bahnhof. Greif dir unterwegs vormKino ein paar Kumpels, da muß ein Waggon entladen werden.

Es ist wegen dem Standgeld. Bei deinem Schlitten hat dieDurchsicht noch bis morgen Zeit.« Über die zwei Flaschen

Adlershofer kann ich mich mit Emil auch noch morgen einigen.)Bis zum Bahnhof richteten Alfons und Emil ganz ähnlicheAppelle an ein paar Kumpels, die sich gern mal was dazuver

dienen, und hast du nicht gesehen, da war nach zwei Stundender Waggon auch schon entladen.

Der Wagenmeister quittierte den Empfang von sechs StundenStandgeld die zwei Schachteln Orient nahm er ohne Quittung ,

und kurz darauf donnerte ein Fünftonner, beladen mit Isolier

glaswolle, auf die nächtliche Baustelle.Am anderen Tag bemerkte der Planierraupenfahrer Richard

K., daß dort, wo er gestern eine schöne ebene Fläche gescho

ben hatte, irgel).dein Idiot irgend etwas abgeladen hatte.

Aber der Termin für die Baufreimachung mußte eingehalten

Page 74: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 74/136

7

austoffgewinnung

as des Volkes ände schaffen

werden. Und so schob denn Richard K. die Glaswolle - nein,

nicht in die Baugrube - einfach ein paar Meter weiter auf das

Gelände der Nachtbrigade.

Der Brigadier dieser Brigade, Seharsch M. fluchte recht unty-

pisch, als er einen Dumper voll Betonbruch auf den zukünfti

gen Parkplatz entleeren wollte. Doch er wollte keine Zeit ver-schwenden und kippte seinen Bruch einfach auf die Glaswolle.

Nach drei Wochen entfuhr dem Baggerfahrer Ludwig L. ein

ziemlich untypischer Fluch: Da hatte doch irgend so ein Idiot

Glaswolleisolierung unter den Betonbruch gemengt, den Lud-

wig L. mit seinem Bagger auf dem Platz ausbreiten sollte. Sein

Greifer packte also die paar Ballen energisch mit den Zähnen

und schmiß das ganze Zeug etwa zwanzig Meter weiter auf

einen anderen Fleck.Just auf diesen Fleck ratterten anderen Tags zwei Dutzend

Traktoren, die dort abgestellt werden sollten. Die Traktoristen

erlaubten sich allerdings einige untypische Flüche, weil ihre

schweren Fahrzeuge über irgend etwas stolperten und rumpel

ten, was sich bei näherem Hinsehen als ehemalige Ballen ehe-

maliger Glaswolleisolierung erwies. Kurzentschlossen packten

sie das Zeug und schleppten es auf einen größeren freien Platzam Rande einer Baugrube.Der Bauleiter stieß wenig später einen untypischen Fluch aus,

als er den als baufrei gemeldeten Platz mit einem Berg total

verrotteter Glawolleisolierung verschandelt sah. Er winkte denPlanierraupenfahrerK. heran und gebot ihm das Zeug auf kür

zestem Wege ...

»Von mir aus in die Baugrube«, sagte der Bauleiter Emil »die

wird sowieso wieder zugeschmissen «So kam es, daß das Monatsende über fast allen Beteiligten

sein Prämienfüllhom für eingesparte Minuten, Gramm und

Pfennig ausleerte: Der Bauleiter Emil P. hatte Standgeld

eingespart, der Wagenmeister hatte Transportkapazitäten ein-

gespart, der Planierraupenfahrer hatte Zeit bei der Baufreimachung eingespart, der Brigadier hatte Arbeit eingespart,

und der Baggerfahrer hatte Uberlegung eingespart. Nur der

Fahrdienstleiter, der hatte das Nachsehen.Auf jenem Platz sollte für die Traktoren eine Winterunterkunftgebaut werden. Aus Schalholzwänden, isoliert mit Glaswolle.

»So was kann schon mal vorkommen« tröstete der Hauptbuch

halter. »Wo der Kampf um die größte Sparsamkeit so heiß

geführt wird wie bei uns auf der Baustelle, muß es auch Ver-

lierer geben ...«

Page 75: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 75/136

Page 76: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 76/136

72

,,,•

. .\ 1

• t•

i • •

eißer Sommer

Erwin F B. Albrecht

Unsere Altbauwohnung hat doch auch ihr Gutes, äußerte ichbeim Frühstück zu meiner gleichberechtigten Hälfte.»Was willst du damit sagen?« sagte Rosamunde wie immer,

wenn sie fürs erste nichts zu sagen wünscht.

Anders unsere mit Recht nach der goldenen Ingrid und unserem Täve benannten Kinder. Reaktionsschnell wie Spitzen

sportler waren sie meinen Blicken gefolgt, und schon schrie

Ingrid: »Pappi taxiert, ob er mir zu Weihnachten endlich eenRiesenrad schenken kann.«

»Oder mir eenen kleenen Elefanten, womit ick zu Hause Zir-

kus spielen kann«, meinte Tävchen und schloß ein wenig über-

• •„ • • , •

raschend: »Neckermann machtsmöglich «

Was war das? Sofort sah meineRosamunde aus ihrer Frauenzeit

schrift auf und rügte: »Erstens

heißt es bei uns nicht Neckermann, und zweitens -« Sie er-

blickte in meiner Hand den Kata-log des VE Großversandhauses

EMPOR in Zerpenschleuse undwurde nun doch aufmerksam»Was hast du vor, Beowulf? «»Ich werde mich für den ver

manschten Sommer rächen«, erklärte ich schlicht, aber ergreifend, »ich bestelle bei EMPOR einen der neu entwickelten

Haussommer mit dreijähriger Garantie und frei Haus.«

Während die Kinder vor Freude eine kleine Bodenakrobatik

mit Umfaller veranstalteten, schüttelte meine Frau den Kopf.

»Was soll das Ding denn kosten?«»Nicht halb soviel wie eine Sommerreise, Schatz.«»Und willst du dafür etwa ein Zimmer ausräumen?«»Das ist nicht nötig, Kind. Vielleicht werden wir ein paar Möbel

umsetzen, aber das Wohnzimmer genügt völlig für den Som-

mer.«

Da Rosamunde ihren Widerstand nicht aufgab, wurde sie in de-

mokratischer Abstimmung von der übrigen Familie im Verhält-

nis 3: 1 geschlagen. Zu groß noch war die Erbitterung über den

Page 77: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 77/136

  eißerSommer

verlängerten Monat April der sich in diesem Jahr als Sommer

hatte ausgeben lassen.

Nach drei Tagen erfolgte die Lieferung unseres Haussommersnicht ohne daß die freundliche Dame am Telefon des Zerpen-schleuser Versandhauses vorher angefragt hätte ob ich viel-

leicht einen gebrauchten Sommer in Zahlung geben wolle.Die Transportarbeiter waren die reinsten Prachtkerle. Dan-kend lehnten sie meine Zigaretten Marke »Warnow« ab tranken nur Selters mit Geschmack und behandelten die Bestand

teile der Lieferung mit einer Vorsicht daß beispielsweise

von den Kletterrosen nicht eine einzige Hummel verscheuchtwurde.

Mit besonderem Interesse verfolgten die

Kinder und ich die Installation des Zim-

merhimmels dessen italienische Bläueangestrahlt von einem verschwenderischen

Sonnenscheinwerfer wohltuend den Uralt

stuck der Decke verhüllte. Natürlich wurdedurch den neuen Lichtspender unser von

der Uroma ererbter Kronleuchter aus ver-

flochtenen Geweihen überflüssig. Schonbald drehte ich ihn vermittels einer klei-

nen Anzeige in der Berliner Zeitung als ein-

maliges Liebhaberstück für nur 1500 MDN

einem Lüstersammler an.Die Kinder und ich lebten förmlich auf. In

unserer Freizeit lagerten wir meist auf demneuen Badestrand vor meinem Schreib

tisch ließen uns gut geölt von der Sonnebräunen freuten uns daß es hier keine

Mücken gab und genossen den Seewind

den ein unsichtbarer Föhn verströmte.

Nur meine Frau war sauer und da sie sich

. tlf

llFlll

mehr und mehr in Schweigen hüllte sah ich mich auf Vermu-tungen angewiesen. Vielleicht paßte es i r nicht daß unsere

Sessel dem Strandkorb und ihre Vitrine meinem Angelsteg hatten weichen müssen vielleicht waren ihr meine Fangergebnis

se zu ungenügend denn sie bestanden natürlich nicht aus le-

benden Fischen sondern zumeist aus Zitronen-Herings-Flip inBüchsen. Möglicherweise auch nahm Rosamunde es krumm

daß die Kletterrosen unsere Gardinen zerpiekten oder aber

der Schreck lag µ r noch in den Gliedern den der Krach in der

FDG„  

Ullll·M CHT;

7

Kein verregneter Som-mer mit dem FDGB

Page 78: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 78/136

7

,

b ••

\

•' •

' VfRsPÄTV ql

'•

0 T 1 J C V 1 ~d a c ~<

,

l[

'

'

.•

t

/

''

1

\

,

-,

••' '

' .

•1

~ ~eJ\)

; d.e1JV11.,MS. „ ·, „

Heißer Sommer

~ - J . 8 : 6 61 ><t·

'

. ·

,

'~ · - ~ .

Page 79: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 79/136

  eißer Sommer

zweiten Nacht unseres Heimsommers verursacht hatte. Auch

die Kinder waren wach geworden.

»Im Wohnzimmer gewittert es«, schrie Ingrid, und Tävchen

blökte hinterdrein: »Donnerwetter, is det een Donner Haste

ooch den Rejen abjestellt, Vata?« Natürlich hatte ich es verges

sen, so daß an den noch im Raum verbliebenen Möbeln mittlerer Sachschaden entstand.

Um so mehr erstaunte mich, meine Frau eines Morgens in der

Küche beim Studium des Versandkataloges anzutreffen. »Ich

habe allen Grund dazu«, erklärte sie auf meine erstaunte Frage,

»stell dir vor, Mann, Liesegangs haben sich ebenfalls einen

Wohnzimmersommer angeschafft. Es ist nicht zu glauben. So

eine Herausforderung «

»Aber ich denke, Evchen Liesegang ist deine beste Freundin?«

wagte ich einzuwenden.

»Das hat doch mit den Anschaffungen nichts zu tun. Liesegang

verdient zweihundert Mark weniger als du. Also bitte, rufe so

fort in Zerpenschleuse an und frage, Beowulf, ob sie uns zu

sätzlich noch einen Kinderzimmersommer und eventuell auch

noch einen für unser Schlafzimmer liefern können.«

Zum Glück stellte sich heraus, daß der VEB EMPOR seine

große Neuheit ausschließlich als Anbausommer lieferte, so daß

einer Ausdehnung der warmen Jahreszeit in unserer Wohnung

nichts im Wege stand.

Seitdem zählen unsere Kinder zu den Frühaufstehern. Schon

morgens um fünf wecken sie uns durch ihr munteres 'freibenim Heim-Swimming-Pool, der in unserer geräumigen Badestu

be Platz gefunden hat. Anschließend begeben sich Ingrid und

Tävchen zum Morgentraining auf ihre immergriine Dederon

Spielwiese.

Rosamunde und ich aber schlafen nicht mehr in den überkom

menen Ehebetten - wir zelten unterm Versandhausmond, und

wenn wir wollen, genügt ein Druck aufs Knöpfchen, um im

Busch zwischen Balkon und Ankleideschrank eine Nachtigallflöten zu lassen.

Und sollte der kommende Winter etwa so vermanscht ausfal

len wie der vergangene Sommer - uns kann nichts mehr pas

sieren. Vorsorglich hat meine Frau für unsern ziemlich langen

Korridor bereits eine entzückende Heimsprungschanze bestellt,

und auch Schnee wird es in rauhen Mengen geben. VEB

EMPOR machts möglich. ·

7

Die Parteigruppe

macht einen Ausflug. Fragt ein Ge

nosse den anderen:»Was meinst du,wieviel Kilometer esnoch bis zur Grottesind.«

»Zweieinhalb.«»Das hast du voreiner Stunde auch

schon gesagt.«»Meinst du, ich ä

dere so schnellmeine Meinung? «

Page 80: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 80/136

Page 81: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 81/136

•••••'•'•.\

to h uvor ns

Konsum llauthaus

stadtmltte

&ERLtN W 8,ECKE M/l.UERSlR .LEIPZIGER

Eine Dresdner Straßenbahnschaffne-rin ruft die nächste Haltestelle aus:»Dresdner Hauptbahnhof. Wer von denFahrgästen in den Urlaub fährt guteFahrt. Wer auf Arbeit fährt guteErholung <<

~ . : ; ~ ~ · - · · · · 7 · ~ ~ ' . ; ; ; . c . o ~ ~ - 6 : . . ~ ~ ; : ~ · · i ' ; . ; , . ~ . ; .   . ; ; , , , ; ; , ; ; , ~ ; ~ ; , , , ~     7 : : : ;.' .

·-1 .

0

\1

Page 82: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 82/136

78

Hansgeorg Stengel

Von Europas Schädlingstieren,

die den Menschen schikanieren,

weigern sich primär die Mücken,

ihre Umwelt zu beglücken.

Ob wir sie mit Pech begießen,

ob wir sie mit Schrot beschießen,

ob wir ihren Ruf beschmutzen,

ob wir ihre Flügel stutzen,

ob wir sie in Fallen locken,

ob wir sie mit Hitchcock schocken,

ob wir sie in Kisten sperren. ··• ,, '

.1. . . . - . . .. .. oder vor den Kadi zerren,

•- .. •. „ .•  1 •

• •

,c •. .

. '

.. .......

.... _ .. . ' ...• ,„„ • ... „ ••

.• •• •„ f

• •

1  e Pi   .A ' a 4 „

.: ' ' „ •. ' . .• •• ••• •. '

ob wir sie mit Streuselkuchen

schlau zu korrumpieren suchen,

ob wir sie in Fesseln legen,

ob wir ihren Zorn erregen,

sie beschimpfen und verachten,

Mücken sind nicht zu entmachten

. „· · . , Ob wir sie verhaften lassen,' .

: „ ob wir sie am Kragen fassen,ll. fl .  

~ W \ •• : ob wir ihnen, statt zu streiten,Kompromisse unterbreiten,

ob wir sie ins Sitzfleisch zwacken

oder an der Gurgel packen,

ob wir ihren Rumpf durchbohren,

ob wir sie wie Grünkohl schmoren,

ob wir sie im Meer ertränken,

durch Verbalinjurien kränken,

ob wir sie wie Hemden bügeln,

~ i e verleumden und verprügeln.

uhd verhöhnen und verspotten -

Mücken sind nicht auszurotten.

Ihren Widerstand zu brechen,

. . •. „• ••• •

• •• •.. . .

: .'• •

hilft nur eins: Man muß sie stechen.

Betet, daß zwecks Prophylaxe

„ . dir und mir ein Stachel wachse. '

Hei ße r Sommer

..• •

. ..•• „„

• • „

• „: _ ' · "

Page 83: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 83/136

  eißerSommer

C U Wiesner

Nehmse Platz, Herr Jeheimrat Was gibsn Neues aufm Bau?Wieder Nachtschicht gehabt? Ach so, Sie waren ja auf Urlaub.

Ick nämlich auch. Kleine Spritztour jemacht. In einen nagel

neuen Wartburch wie Jraf Rotz persönlich, mit Fleischermeister

Menseln. Der Junior wollte seine alten Eltern aus die Sommer

frische abholen und sagte, komm man ruhig mit, Onkel Wtllem

Dir tut es auch jut, wenn du mal dein }eist auslüftest. Und

bevor wir Meusels aus Handwerkerheim wechkutschiert ham,

ham wa erst maln paar Tage den Thüringer Wald

unsicher jemacht. Jott, wann war ick dis letzteMal in der Gejend? Dis muß ... wartense mal -

Oktober neunundvierzig muß dis jewesen sind.Da war jrade irgend sone staatliche Fete. Erster

Mai kann es nich gewesen sind, aber jeflaggt

war überall, und Reden hamse jehalten, na, isejal. Zuerst sind wir in Erfurtjewesen. Der Dom

und Sankt Severing mögen ja imposante Bau

werke sein, aber Meusels Kernspruch auf Reisen

lautet: Die Berge von unten, die Kirchen von

draußen und die Kneipen von drinne. Jut, wat?

Aber dafür sind wir auf die Gartenausstellungraufjemacht, weil ick doch selber einen Schre

berjarten habe. Also, ick sage Ihnen, dis Jelän

de hab ick nich wiedererkannt. Dazumal jabs da

auch irgend ne Blumenschau und Bockwurscht

auf Marken anne Bretterbude. Und heute? Alles

Beton und ville Licht und richtige Jaststätten, wo

Se von Fußboden essen können. Und die Blumen Wie im We

sten, besonders die Bejonien Meusel klärte mir denn aller

dings auf, deß dis auch so eine großanjelegte Propagandaauktion vonne SED is. Wat zuckense denn so? Die Schere ziept

wohl? Is eben kein Solinger Stahl, die kommt, glaub ick, aus

Schmalkalden. Sind wir übrigens auch jewesen. Moment, da

wollt ick Ihnen doch was ganz Wichtiges erzählen. Ach so,Leber ham wir jejessen im Ratskeller. Sone Portion Aber jeder

Meusel hat nur immer mitn Kopp geschüttelt, wie der Wirt da

noch mit's Jewicht klarkommt. Und Meusel is 'n Fuchs in sol

che Dinge. Nu is der Wirt ja bloß HO, und wer bezahlt die Por- 

9

Das hab ich doch

schon voriges Jahr ge-

knipst < 

--

  Aber Männe, da hatten

wir doch noch unsern

Trabant «

Page 84: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 84/136

8

Chinesische Kosmo- ·nauten sind auf dem

Mond gelandet. So

wjetische und atnerikanische .Geheim- ·dienste sind überrascht. »Wrr wußten ·

.,gar nicht, daß ihr so.starke Raketenhabt « - »Wieso Ra- ·keten?« - »Na wie

seid ihr denn sonstauf den .Mond ge-  ·kommen?« - »Mann

auf Mann.«

eißer Somm er

tion, wennse zu jroß is? Der Staat, und zwar von unsere Steuern. Bei diese Überlegung hats mir jar nich mehr jeschmeckt.Und was Eisenach betrifft - hamse hier in Berlin schon malsone Burch jesehn wie die Wartburch? Statt dessen nur die

herzlosen Neubauten am Alex, wo so jar nischt mehr von die

jotische deutsche Seele außen anne Fassade dranklebt. Wenn

man mal absieht von dis Haus der Lehrer. Da bleib ick immerwieder vor stehen und fühle mir in meine Kindheit zurückerinnert, wo ick janz verrückt nach die schönen bunten Abziehbil

der war. Buchmachers Jemälde sind wenigstens so jroß, deßick nich immer meine Brille aufsetzen muß. Die auf die Wart

burch sind man ville kleiner, aber auch janz nett. Und schließlich konnten die ollen Ritter für die Kunst doch nich sone Sum

men an ihr eisernes Schienbein ranbinden und mußten sichmehr um ihren Sängerkriech kümmern. Ick persönlich meine

ja, dis jing damals nur um den Zaster fürs Auftreten. Oder glaubense, deß sich sone Leute um was anderes streiten können?Und als Kongfranzjee hamse sich damals sojar einen jewissenKlingsporn aus Ungamjeholt, weilse endlich maln anderes Je

sichte sehn wollten. Der olle Luther muß da ooch ne ruhigeKugel jeschoben ham. Wenn ick mir so dagejen unsere heutigen Schriftsteller betrachte, was die dauernd rumjachtern undVorträge halten müssen Ick würde sagen, die Brüder einfachmal'n Jahr auf die Wartburch einjespunnt, und die janzen ver

sprochenen Bücher samt den zweiten Teil sindjeritzt. Der Luther war ja ein janz Schlauer. Wenn den sein Verlagsfritze zuville rinjequasselt hat, denn hat er ihm einfach dis Tintenfaßan Kopp jeschmissen und hinterher behauptet, dis war der Dei

bel. Nee, keine Angst, dis is keine Tinte, sondern Birkenhaarwasser. Ach Jott, und in Friedrichroda ham wir uns durch Zu

fall son FDGB-Heim anjesehn. Und da kam es mir jleich wie

der hoch. Also nich, deß ick den Arbeiter nischt jönne. Aberals Staatsbürger mit Jrips sage ick mir, son Komfort können wir

uns einfach noch nich leisten, solange ick nich mal'n anständiges Rasiermesser kriege, was so schneidt wie früher. Au

weia, tschuldigense, ickjeh mitn Blutstiller rüber. Bloß'n kleiner Kratzer, weil dis Ding schon so schartig ist. In den Reiseperspektiv von Friedrichroda und Umgebung stand, man sollsich den Schloßpark von Reinhardsbrunn besichtigen, denn dasind so schöne olle Bäume drin. Nu schwärm ick für olle Bäumeund wünsch mir für mein Leben, deß mir auch mal son Birn

baum ausm Sarg wächst wie den Ribbeck ins Havelland. Ick

Page 85: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 85/136

  eißer Sommer

und Meusel also rin durchs Tor weil der Pförtner jrade mal

wohin mußte. Also allens, was recht ist: ein Park, gejen den

is der Friedrichshain man bloßn mickriger Schreberjarten. Auf

einmal kommt aus den Empfangsraum von dis Schloßhotel einfeiner Mann und frägt, was wir hier suchen. Pilze, sag ick in

meine schlagfertige Art. Sagt der hier is verboten, nur die Ho-teljäste vons Deutsche Reisebüro dürfen. Ich frage, warum.

Sagt er weil hier Spitzenintiljenz ihren Urlaub macht und die

einfachen Touristen manchmal Zweige abruppen und nach die

Forellen tauchen. Manche sind besoffen, und manche haben

auch ein kleines Hämmerchen mit und hacken dis schöne

Schloß an, weil se Souvenirs brauchen, sagt er. Na sag ick,

könnse mal sehn, wie ville ologen es schon jibt. Meusel woll-

te stänkern von wejen Spitzenintiljenz und deß er selber auch

'n Wartburch Luxus fährt. Aber ick hab ihn schnell wechje-

schoben, denn sone richtige Spitzenintiljenz, da wird mir immer

janz jerührt zumute. Sone Leute wolln sich j auch mal'n Witz

erzählen, wo nich jeder zuhört. Mir jehts genauso. Wenn wir

Handwerker an unserem Stammtisch sitzen, denn möcht ickmal den sehn, der uns mitn Hämmerchen beis Filosofieren

stört Ach und auf die Rückfahrt ham wir in einem Dorf so um

Jena rum noch 'n Bier jetrunken, und

stellnse sich vor da hat doch die DEFA

damals den Fülm »Mir nach, Karnalljen«

jedreht. Seit kurzem jeh ick sojar wiederins Kino und aufn Fußballplatz. Die Fülme

sind jetz janz tacko, und der ASK schießt

wieder Tore. Bloß, nu hat mir Meusel

unterwegens richtig mißtrauisch jemacht.

Der vermutet nämlich, deß dis bloß ein

Blöff von die Natzjonale Front is, weil se

doch am fuffzehnten Feiertag mal wieder

zeigen müssen, was se alles können. Da is

natürlich was Wahres dran, Kammgarnund zahl es, wie der Lateiner sagt. Und je

mehr ick darüber stimuliere, desto mehr

werde ick stutzig, ob es dies ahr bei den

vielen Sonnenschein in die Urlaubssaison

mit rechten Dingen zujejangen is oder ob

da nich auch die Natzjonale Front mit ihre

neue Technik dran jedreht hat.

8

Alle bedeutenden

Menschen sind einsam.

ufHiddensee werden

Bedeutung und Ein-

samkeit zum Massen-

erlebnis «

Page 86: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 86/136

82

Ernst Röhl

s

eißer Sommer

Da - an der nächsten besten Schneise - kam ein Wanderer des Wegs

Und in welcher Gestalt erschien er? Etwa auf Schusters Rap

pen, mit Rucksack, Hut und Wanderstab? Na, das wäre denn

doch wohl das Letzte gewesen Er s ß natürlich am Lenkrad

eines Wartburg-Camping. Und selbstredend fuhr er nicht wortlos vorüber. Ein Wanderer schweigt nicht, wie der Kenner der

einschlägigen Anekdoten weiß, ein Wanderer hat immer einmunteres Wortspiel auf der Pfanne. In diesem konkreten Fall

pries er überschwenglich die süßen Freuden der CampingBewegung, verwies dezent auf den namhaften Ahnherrn der

Bewegung, den Freund J. W. Goethes, märkischen Baumeisterund Tonkünstler Carl Friedrich Zelter, und rietmir angelegentlich, das zu werden, was er sei

nem Fahrzeug rückwärtig angekoppelt hatte:Camping-Anhänger.

Von den Tonsäulen des nahe gelegenen

GST-Zeltlagers Junge Patrioten<<

schwangen Amiga-Rhythmen durch die

Stille des kabelverzierten Hochwalds.Das war im vergangenen Jahr. In diesem Som

mer folgte ich seinem Rat, nahm eine vierstellige Hypothek

auf, kaufte mir das 2-Personen-Steilwandzelt »TraumweltDuett« man kannja nie wisssen ), zwei Campingbetten die bil

ligen zu 85,- MDN das Stück), einen Campingtisch 81,- MDN),

zwei Campingsessel a 48, - MDN), einen Propangaskocher

120,- MDN), zwei Schlafsäcke (a 133,- MDN), einen Nahrungs

behälter (37,25 MDN), eine Kühltasche (13,10 MDN) sowie et

liche andere Kleinigkeiten, lud alles auf meinen neuerworbenen, gleichfalls kostbaren Camping-Anhänger Klappfix(4450,10 MDN) und begab mich frohen Muts zum Zeltplatz

»Kiefemeck«

Leider fiel ich dort sofort nach meiner Ankunftunangenehm auf, als sich herausstellte, daß ich keine Camping

hausbar für kleine Feten, keinen aufblasbaren Campingkatama

ran für so manche überschäumend lustige Segelpartie, keinenCampingtresor für den Siegelring (835er), j nicht einmal eineCampinghundehütte für meinen Rauhhaardackel Edelfried mit

führte. Allein die belebende Aussicht auf wissenschaftlichdurchgebildete Erholung hielt mich aufrecht. Hatte nicht kürzlich ein namhafter Reporter der Berliner Zeitung unter der••

Uberschrift »Verliebt in die Natur« das folgende veröffentlicht?

Page 87: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 87/136

Heißer Sommer

»Die Reize der ungewohnten Umgebung die Stille des Hoch

walds, die Stunden gedankenverlorenen Träumens am Wasser

erquicken Auge und Ohr; der Duft einer taufeuchten Wiese am

Morgen ist wie ein Geschenk. All das ... «Na bitte, hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein Die Reize der

ungewohnten Umgebung sind mir unvergeßlich. Von den Tonsäulen des nahe gelegenen GST-Zeltlagers »Junge Patrioten«

schwangen tagsüber Durchsagen und Amiga-Rhythmen durch

die Stille des kabelverzierten Hochwalds. Die trauten Klänge

und die süßen wohlbekannten Düfte von Zwei- und Viertaktern

- oder waren es die Düfte einer taufeuchten Wiese? - streiften

ahnungsvoll das Land. Von der jüngst durchlittenen Fußball

weltmeisterschaft noch immer entfesselte jugendliche Kicker

setzten fast pausenlos dem schwergeprüften braunen Leder

nach, und das ohne Rücksicht aufs Unterholz. Sie sorgten miteinmaligem Eifer dafür daß die Bäume des Zeltplatzes »Kiefem

eck « nicht in den Himmel wuchsen. n Blumen fehlte es nicht

im Revier. Zwar waren die naturgegebenen Blüten früh ge

knickt worden, doch ihre Stelle nahmen die kunstvollen farben-

Zeltplatzkomfort undBademoden in den

Sechzigern

8

Page 88: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 88/136

8

' 1 \

\ \ J

I

1 f \

I 11

ll

eißer Sommer•

prächtigen Gewächse der Schießbude ein, in der die Büchsen

knallten, solange das Büchsenlicht nur reichte.

Neben der Wasserentnahmestelle prangte ein Schild mit der

hygieneschwangeren Aufforderung:

Halte Dich und den Zeltplatz sauber

Irgend jemand hatte den Wasserhahn geöffnet, und seitdemwar die halbe Zeltstadt überflutet. Offenbar zu Reinigungs

zwecken. Das Leben unter Camping

Bedingungen erzog alle Betroffenen in

hervorragender Weise zur Standhaftig-

· 1  keit. Ich stand zwar Schlange, vor dem\

-- -  -K. Lebensmittelkiosk, wo ich Goldina bzw.\ I 1

' •1  dolce Vita kaufen wollte, vor dem »Tan-

, \ ' nenkrug«, wo ich Mittag essen wollte,"'""

vor dem Zeltkino, wo ich das DEFA-

Lustical »Nichts als Sünde« sehen woll

te, vor dem Klo, vor dem Zeitungskiosk,

vor dem Postschalter, vor der Milchbar, vor dem Kosmetik

stand. Kurz und gut, ich fühlte mich wie zu Hause.

Den Camping-Tag beschloß mit schöner Beharrlichkeit und

beachtlicher Lautstärke der benachbarte GST-Lagerfunk: »Ka

meradinnen und Kameraden Es ist 22 Uhr. Die Lagerleitung

und der Lagerfunk wünschen eine gute Nachtruhe Ich wieder

hole: Es ist 22 Uhr. Die Lagerleitung und der Lagerfunk wün

schen eine gute Nachtruhe Ende der Durchsage.«Das Amigaprogramm war damit zu Ende, nun begann das zwei

stündige Programm junger Talente des Zeltplatzes. Singe, wem

Gesang gegeben Alle 3000 campenden Einwohner von

»Kiefemeck« waren stimmbegabt. Allerdings schien ihre Bega

bung auf die innere Stimme beschränkt zu sein. Sie sangen

dennoch. Und zwar nicht »Wanderers Nachtlied« von Goethe

gedichtet, von Zelter ( ) vertont, sondern einen zotigen För

ster-Shanty:

»Mein Sohn heißt Waldemar, weil es im Walde war ...

*

Mein Urlaub ist vorbei, und es geht mir gut. Aber in Stunden

»gedankenverlorenen Träumens« erinnere ich mich hin und wie

der an meinen Camping-Urlaub. »Ich bin nur ein armer Wander

gesell ... « sage ich mir beispielsweise in diesen Augenblicken

der Selbsterkenntnis. Und falls ich nicht allein im Schlaf

zimmer bin, füge ich in Gedanken hinzu: »Gute Nacht, liebes

Mädel, gut Nacht «

Page 89: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 89/136

  eißerSommer- - - - - - - -- -- -. -   .

John Stave

Unlängst erreichte die Redaktion ein Leserbrief in dem eine

interessante Frage aufgeworfen wurde: »Man redet allenthalben von optimaler Ausnutzung der Arbeitszeit. Gut. Abersollte man nicht auch von optimaler Ausnutzung der Freizeitsprechen? Ich meine jetzt nicht daß zum Beispiel durchAnstehen in Verkaufsstellen viel freie Zeit verlorengeht. Ich

meine, daß durch kürzere Zeitungsartikel Reportagen und so

weiter viel verlorene Freizeit wiedergewonnen werden könnte.Machen Sie doch einmal die Probe aufs Exempel

Mit soz. GrußHildegund Krämer, Oberlangensalza-Mitte. «

Eine sofort einberufene Redaktionssitzung beschloß den Repor

ter Thomas Z. zu beauftragen einen Ganz-kurz-Bericht über

das Thema »Urlaub - ein wichtiger Faktor zur Erhaltung undReaktivierung der Arbeitskraft« zu verfassen. Der Reporter fuhr

8

mit seinem Zelt an den Strand eines nördlich der DDR

gelegenen Meeres und kabelte 14 Tage später seinenBericht nach Berlin. Er lautete: »Urlaub ist schön.«

Der Ganz-kurz-Bericht erschien und zog eine Reihezustimmender Leseräußerungen nach sich. Aber es

Durch kürzere Zeitungsartikel

könnte verlorene Freizeit wieder-

gewonnen werden krächzte der

Leserbrief.

gab auch kritische Stimmen. Eine kritische Stimme sagte: »Ur

laub ist schön wenn die Zuganschlüsse alle klappen «Reporter Z. erhielt den Auftrag einen Ganz-kurz-Bericht über

Zuganschlüsse zu schreiben. Der Reporter fuhr mit seinem Zeltzu einigen Reichsbahn-Umsteigeschwerpunkten. Nach einigenTagen telefonierte er seinen Bericht durch: »Zuganschlüsseklappen manchmal manchmal aber auch nicht.«

Wieder gab es positive Leserbriefe doch es gab auch negativeBemerkungen. Eine besagte: »Die Hauptsache beim Urlaub ist

das Wetter. Alles andere ist Quatsch «Reporter Z. erhielt die Order, einen Ganz-kurz-Bericht über»Die Lage des Wetters in den Urlaubsmonaten im allgemeinen«zu verfassen. Der Reporter nahm sein Zelt und fuhr mit seinemTrabant kreuz und quer durch das Land. Drei Wochen späterlegte er einen Zettel auf den Redaktionstisch. Auf dem Zettelstand: »Das Wetter ist durchwachsen.«

Nun trat der kulturell engagierte Teil der Leserschaft auf denPlan: »Urlaub ohi:ie Kunsterlebnis Theater Lichtbildvortrag

oder Kabarett ist großer Mist «

Page 90: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 90/136

8

_\ /

»Bevor wir sone scharfe

Glosse übers Wetter los-

lassen müssen wir unsdoch die Frage stellen:

Können wir s verän-

dern?

eißer Sommer

Unser Reporter wurde in einige Urlaubszentren entsandt und

sollte herausfinden, »ob die kulturelle Betreuung der Urlauber

vollauf gewährleistet ist«.

14 Tage später lag des Reporters Ganz-kurz-Bericht vor: »Kul

tur ausreichend im Angebot.«

Durstige Leser forderten daraufhin: »Die Frage der Wichtig

keit der Lösung der Frage der Getränkeversorgung sollte ein

mal scharf gestellt werden «

Der Reporter nahm sein Zelt, sah sich um und berichtete ganz

kurz: »Getränkeversorgung mangelhaft.«

Die ganze Sache lief also fabelhaft, bis ein Leserbrief aus Dres

den-Pieschen die Redaktion aus allen Blütenträumen riß:

»Wieso wird eigentlich immer nur vom Urlaub gesprochen?

Müssen wir nicht schaffen, wenn wirweitervorankommen wol

len? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen «

Reporter Z. eilte an die Urlaubsplätze an der See und im Gebirge. Sein Zelt hatte er stets bei sich. Er war vier Wochen un

terwegs, dann jedoch hatte er seine Repräsentativ-Umfrage im

Kasten. Das Ergebnis formulierte er in seinem Ganz-kurz-Be

richt: »Die Urlauber freuen sich auf das Urlaubsende.<<

Es war der letzte Ganz-kurz-Bericht, den Reporter Thomas Z.

erstattete. Nicht, daß er auf Grund wütender Urlauberproteste

zurücktreten mußte, nein, der Reporter war unter die Schrift-

steller gegangen Er hatte ein gesammeltes Werk sei

ner Ganz-kurz-Berichte herausgegeben. Das Werk hieß:»Das nicht völlige Abschalten in den Ferien.«

Und so ging es: »Urlaub ist ein wichtiger Faktor zur Er

haltung und Reaktivierung der Arbeitskraft, Urlaub ist

schön. Urlaub ist schöner, wenn die Zuganschlüsse alle

klappen, manchmal klappen sie jedoch nicht. Selbst

verständlich spielt auch die Lage des Wetters in den Ur

laubsmonaten eine entscheidende Rolle, aber im allge

meinen ist es durchwachsen. Allerdings ist ein Urlaub

_. . _ ohne Kunsterlebnis, Theater, Lichtbildvortrag oder Ka-  barett - um es einmal volkstümlich auszudrücken -

  . \{ großer Mist. Deshalb ist es wichtig, daß die kulturelle

Betreuung der Urlauber vollauf gewährleistet wird. Un

tersuchungen haben ergeben, daß Kultur ausreichend im An

gebot ist, was man von Getränken leider nicht sagen kann, und

so freuen sich die Urlauber schon immer auf das Ende ihres Ur

laubes. Denn erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen.«

Die Redaktion wartet händeringend auf einen Leserbrief, der

eine weitere interessante Frage aufwirft. Die Red.

Page 91: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 91/136

Page 92: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 92/136

88 Höher schneller weiter

John Stave

Zu Weihnachten hatte Benno Falke der Buchhalter mit derpädagogischen Ader, seinem achteinhalbjährigen Sproß Etzeleinen Fußball geschenkt. Infolge der ungünstigen Wetterlage

war aber an eine praktische sportliche Betätigung mit demGerät vorerst nicht zu denken gewesen. So verweilte man im

Theoretischen.»Einmal«, erzählte Benno am Kaffeetisch »hatte unsere Mann

schaft - ich spielte damals Halbrechts bei Einheit Südwest -einen Freistoß zugesprochen bekommen. Torentfemung etwavierzig bis fünfundvierzig Meter. Unser Mittelstürmer ein ge

wisser Jakobi legte sich das Leder zurecht. Aber von den Rän-

B kl t t d. K

1d gen riefen die Zuschauer: »Benno, schieß du Benno

enno o z e gegen 1e uge un hi ß B t t1

u d ·t· t d ·t d. b t z . so sc e en. enno re en assen. n so we1 er.«

er1nner e am1 an 1e es en e1

ten von Bimbo Binder, oder wie die »Die Zuschauer die auf den Rängen riefen«, schal-Kanonen alle hießen. tete sich Anita Falke ein, »das war ich «

»Und ich finde es höchst unpassend« empörte Benno

sich »daß du meine Methode, den Jungen für eine sportlicheBetätigung zu erwärmen durch äußerst unqualifizierte Zwi

schenbemerkungen - ä - quasi mit Füßen trittst.«»Ich habe nur Angst du erzählst wieder deine komplette Fuß

ballerlaufbahn und vergißt dabei daß du es im Zenit deinesKönnens bis zum Stammspieler in der Stadtliga gebracht hast;aber leider nur im dritten Hieb.«

Benno fing an zu kochen. Gefährliche Röte stieg in sein Gesicht.»Am besten ist«, zischte Benno, »der Junge verschwindet jetzt.«Etzel - nach dem Wunsch des Vaters kommender Mitte·lstür

mer der deutschen Nationalmannschaft - saß mit gefaltetenHänden am Tisch und sah abwechselnd den Vater und dann wie

der die Mutter an.

Es war schon ein Kreuz mit dem Knaben Er hatte zu nichtsrichtig Lust keine Ausdauer. Die elektrische Eisenbahn konn

te ihn im Höchstfall fünf Minuten fesseln. Der Plastikrevolverder Tischtennisbälle herausschoß drei. »Der kleine Elektriker« vom Opa wurde gar nicht erst ausprobiert. Zu einem Er

finder schien Etzel überhaupt nicht das Zeug zu haben.Auch dem jüngsten Versuch seines Vaters ihn zum Fußballhelden zu entwickeln brachte der zartbesaitete Bengel kaumInteresse entgegen.

Page 93: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 93/136

Höher, schneller weiter

»Laß den Jungen ruhig hier.« Anita Falke blieb hartnäckig.

»Aber erzähle ihm auch, wie ich dich nach manchem Spiel fast

nach Hause tragen mußte und daß es nie was mit Tanzen

wurde. Die schönsten Jahre meines Lebens, Etzelchen, hat

deine arme Mutter hinter morschen Fußballplatzbarrieren und

in verräucherten Vereinslokalen verbracht.«

Anita strich ihrem blassen Sohn sachte übers Haar. Der Vater

9

schnaufte. / , r . ; „1

,

»Hör zu«, sagte er barsch. »Ich habe nie behauptet, daß '/

ich eine große Kanone war. Es lag an meinem Vater, dei-

?

nem Großvater, mein lieber Junge, der dem Kegelsport rverfallen war und für Bewegung in frischer Luft, Körper

ertüchtigung und so weiter nichts übrig hatte. Diesen

schweren Fehler, mein Sohn, werde ich an dir nicht bege- ,

hen. Und du, Anita«, setzte Benno mit ungewöhnlicher

Schärfe bjnzu, »wirst mich nicht daran hindern. Basta « ·Benno begab sich auf den Korridor. Es rumorte eine

Weile. Schließlich steckte er den Kopf zur Tür herein. (

»Wo sind meine alten Aufbauschuhe?«

»Du hast vor hundert Jahren das letzte Mal aufgebaut. Die

Schuhe hab ich bereits vor Jahrzehnten verbrannt.«

»Dann spiel ich eben in den guten. Und du«, herrschte er sei

nen Sohn an, »sitz nicht rum und halte Maulaffen feil, sondern

zieh dich an. Der Worte sind nämlich genug gewechselt «

Stolz stieg Benno Falke, den Ball unter dem Arm und gefolgtvon seinem Sohn Etzel, dem künftigen Idol der deutschen

Sportjugend, die Treppe hinunter.»Leb wohl, mein armes unglückliches Kind«, rief die Mutter

ihnen besorgt hinterdrein.»Pädagogische Niete«, sagte Benno leise zwischen den Zäh

nen; doch Etzel hatte es mitbekommen.

Die Falkes wohnten in einer komischen Straße. Es war eine

Sackgasse, und am Schluß des Sackes hatte die Fahrbahn so

eine Art Beule oder Ausbuchtung, damit die Autos umdrehenkonnten. Aber Autos fuhren hier selten und schon gar nicht amSonntag. Benno hatte diese Ausbuchtung als günstiges Trai

ningsgelände auserwählt. Hier schoben sich Vater und Sohn die

Bälle zu.»Schieß nicht immer Pieke«, meckerte der Ex-Halbrechte von

Einheit. »Hier, mit dem Innenrist wird geschossen. Und bewe

ge dich. Schlaf nicht ein. Herrgott Mit dem Innenrist, habe ich

gesagt «

/ -  t

'\

'„

Heb die Quanten

hoch << Benno Falkes

Trainingskünste reich-

ten nicht aus dem Sohn

einen Spartakiadesieger

zu machen.

Page 94: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 94/136

90 Höher schne l ler  weiter

Benno hatte schon wieder einen ganz roten Kopf.

»Wenn man so was sieht. Lahmarsch « 0 weh, das war dem

Trainer nur so herausgerutscht.

Benno bog seinem Sohn das Bein zurecht. »Hier, das Knie etwas

einknicken, und dann aus dem Kniegelenk heraus wird das

Leder getreten. Aber mit dem Innenrist, verstanden? Los <<

Etzel haute an einen Stein. Der Vater tobte. Der Junge heulte.

Es war ein richtiges Sonntagsvergnügen.

»Himmel noch mal Heb deine Quanten hoch. Los, noch mal «

Etzel nahm drei Schritte Anlauf, tr t an den Ball, der eine ganz

schöne Fahrt bekam und - halbhoch - genau in Bennos Gesichtlandete.

»Das hast du mit Absicht gemacht«, heulte Benno auf.

»Mit Innenrist « verteidigte sich der schußgewaltige Knabe und

besah sich interessiert die blutende Nase seines Trainers. Aber

der wollte sich keine Blöße geben. Mit der einen Hand hielt ersich das Taschentuch an die Nase, und mit der anderen legteer sich den Ball zurecht. Innerlich war Benno Falke nämlich

ganz froh über den gelungenen Schuß. Er wertete ihn als An-

fang.

»Paß auf. Ich werde dir jetzt vormachen, wie ich seinerzeit den

Ball aus vierzig bis fünfundvierzig Meter Entfemung unhaltbar

eindonnerte. Du stehst im Tor «

Da war plötzlich wieder der pfeilschnelle Halbrechte Falke von

Einheit Südwest in seinem roten Jersey und der blitzweißenHose. Da tobten wieder die Zuschauer auf den vollbesetztenRängen. »Benno«, schrien sie. »Hau ihn ein, Benno «

Und Benno Falke klotzte gegen die Kugel. Es wurde ein klas

sischer Vollspannstoß, der an die besten Zeiten eines Bimbo

Binder, eines Janes, eines Satrapa, eines Russow und wie die

Kanonen alle heißen erinnerte. Und der Ball landete genau im

Gehäuse. Wie damals. Nur daß es sich hier um keinen regulä

ren Fußballplatz handelte. Das Gehäuse war vielmehr ein Re-

klame-Leuchtkasten mit der Aufschrift ZUR GUTEN LAUNE.Das heißt, so lautete die Beschriftung, bevor Bennos Granateeinschlug.

Und somit kommen wir auch zum erzieherischen Teil der vor-

liegenden Geschichte.

»Wenn derWrrt rauskommt«, instruierte der Scharfschütze gei-

stesgegenwärtig seinen Schützling, »sagst du, du warst es. Und

ich tu so, als wäre ich sehr böse mit dir, verstanden? Brauchst

auch nicht mehr mit Fußballspielen. Zur Belohnung.«

Page 95: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 95/136

Höher schneller weiter

Ernst Röhl„

Diese unmaßgeblichen Bemerkungen sollen weitgehend aus

schließen, daß es in nächster Zeit hin und wieder zu peinlichen

Mißverständnissen kommt.

sc en 1sz1p en em nam er eic a e

mecklenburgischer Landesrekord im Kugelstoßen;15 78 Meter , verbringt seinen Sommerurlaub sowohl

in Binz als auch in aller Seelenruhe, bis er eines schö

nen Tages am Strand auf eine Gruppe junger Männer mit fast vollkommenem Muskelrelief trifft, deren

Tun nein, deren Lassen ihn stutzig macht. Ihr Trei

ben ähnelt frappierend sportlicher Tätigkeit:Der eine - leicht, doch gespannt vorgebeugt, der

Blick voraus auf das mit bloßem Auge nicht wahr

nehmbare Ziel gerichtet. Ein Langstreckler am 5000-

Meter-Start?

Der zweite - Musterbild eines Schwimmers; die Ex

tremitäten des Unterkörpers sacht zu X-Beinen verstellt, derRumpf energisch vorgereckt, die Arme nach hinten gerissen.

Noch eine Zehntelsekunde bis zum Startschuß?

Der dritte - geballte Kraft, breitbeinig. Erfolgslächeln, die ge

waltigen Arme sieghaft emporgestreckt. Soeben 151 Kilo zur

Hochstrecke gebracht?

Der vierte - fast in der Hocke Schwungbein, Standbein, Stoß

arm angewinkelt, Stoßhand in der Nähe der Halsschlagader,

Finger umklammern 100 Kubikzentimeter gesunde Meeresluft.

Kugelstoßen?Kugelstoßen ohne Kugel? Gewichtheben ohne Hantel? Schwim

men auf dem Sand? 5000-Meter-Lauf ohne einen einzigen

Schritt?

Ex-Kugelstoßer Stemme wirft abwechselnd einen Blick auf den

Rettungsturm mit der Rot-Kreuz-Flagge und einen auf die gut

gewachsenen, braungebrannten Athleten. Immerhin, sie schei

nen mit einem gesunden Körper ausgestattet zu sein. Und in

einem solchen wohnt gewöhnlich ein gesunder Geist. Also blin

der Alarm?

91

Page 96: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 96/136

92 Höher, schneller weiter~ ~ ~ ~ - - ~ „. . - - . ~ - - - · ~ · . ~ ~ ' ' .. . - . .- . . . - . ,

Jawohl. Das, was auf den ersten Blick nach Leichtathletik aus

sieht und auf den zweiten Blick nach einer weniger harmlosenAngelegenheit, erweist sich auf den dritten Blick überraschend

als Schwerathletik. Das Tun-als-ob bedeutet keineswegs sport

liche Possen, sondern vielmehr sportliche Posen, und diese Art

körperkultureller Betätigung ist völlig programmgemäß, d. h.dem Kraftsportprogramm des Deutschen Gewichtheber-Verbandes gemäß. Bislang kamen wir im Sport mit einer Pose aus,und zwar mit der Federpose im Angelsport.

Das verdienstvolle, hektographiert vorliegende Programm für

die Sportart Kraftsport in Klammem Kulturistik vervielfacht erfreulicherweise die Anzahl der gültigen Posen:»5. Bewertung der Posen

In der Ausschreibung werden 6 Posen vorgeschrieben ... Umhier eine sportliche Note und den ästhetischen Ansprüchen

gerechte Form zu finden, sollen sich die Posen in der Haupt-

D ßd F d„ h t . sache aus der Darstellung sportlicher Bewegungs-

a er emnac s einen

k lt. t h W ttb b phasen zusammensetzen.

u ur s sc en e ewer um . .

d T.t 1M ß R h b a) Sportliche Posen: Diskuswurf- Speerwurf- Kugel-

en 1e 1 aussc re en . . .stoß - Start beim Schwimmen - Start beim Lauf -

wird, ist nur ein Gerücht.Tauziehen . Phasen vom klassischen Reißen und

Stoßen ...«Wenn nicht alles täuscht, hat bei der Herstellung dieses Programms ein beliebter Schlager aus den SOer Jahren Pate gestanden: »Ich nehm die Gitarre und tu so, als wär ich Enrico

Caruso ...«Doch jetzt Spaß beiseite Die neue Sportart wünscht ernst ge-

 

nommen zu werden. Uberall im Lande stemmen junge Männer

im Schweiße ihres ..f\ngesichts Abend für Abend Rundgewich- 

te, Ubungshanteln, Kurzhanteln, Stützhanteln und umspannen

von Zeit zu Zeit mit der linken Hand prüfend den Bizeps des

rechten Armes, um sich zu vergewissern, daß er wie geplant

wächst und gedeiht.

»Das Bestreben, eine schöne Figur zu erhalten, ist gerade beijüngeren Menschen ausgeprägt.« Und darum ist es das erklärte Ziel des Kraftsportprogramms, »ein möglichst vollkommenesMuskelrelief zu entwickeln«. Die »schöne Figur« ist demProgramm zufolge endlich nicht mehr erfreuliches Nebenergebnis bei der Sportausübung, sondern der Ziele höchstes. Entsprechend sind für den Wettkampf die Übungen BankdrückenKniebeugen, klassisch Reißen (dem Gewichtheben entlehnt),

Bodenturnen sowie als Abschluß und Krönung die Übungen

Page 97: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 97/136

Höher schneller weiter

»Bewertung der Figur« und »Bewertung der Posen« vorgesehen,

der absolute Clou der Meisterschaft mit der prickelnden Sam

melbezeichnung Körperschau. »Die Wettkämpfer stellen sich

einzeln vor und führen %-Drehungen aus.« - In Badehose und

gut geölt, wie wir von der Meisterschaft 1965 wissen. Unbe

stechlichen Auges benoten die drei Kampfrichter den Gesamteindruck und »die Proportionen der Hauptmuskelgruppen«. Und

wehe, es spannt einer seinen Bizeps, um einenbesonderen Effekt zu erzielen (wie er das als

kleiner Junge immer getan hat) - »Jede Muskelanspannung führt zum Punktabzug.«

Nachdem solcherart die Kämpfer eine mehr oderminder gute Figur gemacht haben, gehts an die

bereits oben eingehend beschriebenen Posen. -

»Diese müssen innerhalb einer Minute gezeigtwerden. Eine Pose muß mindestens 5 sec betra

gen und darf 10 sec nicht überschreiten.« - Das

heißt also 10 Sekunden Speerwurf, 10 Sekun-

den Kugelstoßen, 10 Sekunden Trockenschwim

men und so weiter. Heiliger Poseidon

»Bewertung: Es werden für die einzelnen Posen

bestimmte Höchstpunkte festgelegt ... Es wer

den die Schönheit der Posen, die Exaktheit der

Posen ... und die Ubergänge von einer Pose zuranderen bewertet.«

Und wer sich am positivsten in Positur zu stel- --··;

len vermag, wird Deutscher Mister. Verzeihung,

Deutscher Meister.

-

Was nun die Gleichberechtigung der Geschlechter angeht, so

ist uns der Kraftsport in Klammem Kulturistik noch allerhand

schuldig; denn daß der DFD demnächst einen kulturistischen

Wettbewerb um den Titel Miß DDR ausschreiben wird, ist nur

ein Gerücht. Aber der Kraftsport wirds schon machen. Schließlich »ist es auch ein gesellschaftliches Anliegen, im Sozialis

mus Menschen zu haben, die auch durch ihre Figur einen ge

sunden, leistungsfähigen Menschen darstellen<<.

Schön, daß wir außer Väterdarstellem und Darstellern jugend

licher Liebhaber nun endlich auch Darsteller gesunder

leistungsfähiger Menschen haben.

Schlag nach bei Shakespeare: »Welch ein Meisterwerk ist der

Mensch wie edel durch Vernunft wie unbegrenzt an Fähigkeiten «

93

Page 98: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 98/136

9 Höher schneller weiter•

Jochen Petersdorf

Der bekannte Preisträger Meier-Motzen widmet sich in letzterZeit vorwiegend der Pflege seiner Gesundheit. Er treibt vielSport und bevorzugt dabei die nervenschonenden Disziplinenohne großen Trubel. Er hat sich ein schmuckes Segelboot zu

gelegt, ist dem Anglerverband beigetreten und geht wandern.

Kürzlich war Ansegeln.Hunderte Segelboote mit fröhlichen Sportmenschen tummeltensich auf dem Brömmeritz-See. Zünftige Scherzworte, kameradschaftliche Anpflaumereien, flotte Recorderklänge und Radio

„ • • • • •• • •

Wetterberichte schwebten von Boot zuBoot und ließen die Wellen der Stimmung

hochschlagen. Abends war Disko im Seglerheim. Hei, wie da die Ohren glühten.Noch lange saß Meier-Motzen nachts im

Bett und sang laut und krächzend: »Yeah,

yeah, yeah «Neulich war Anangeln.Hunderte fröhliche Angler tummelten sich

am Brömmeritz-Kanal. Zünftige Scherzworte, kameradschaftliche Anpflaumerei

en, flotte Recorderklänge und Radio-Wetterberichte schwebten von Rute zu Rute, und Stimmungskanone Eddi Poser ließseinen Baß dröhnend über die Wellen streichen.Abends war Disko im Anglerheim. Hei, wie da die Ohrenschmorten. Noch lang saß Meier-Motzen nachts im Bett undsang, an allen Gliedern zuckend: »Uooh, uooh, uooh «

Vorgestern war Anwandem.Hunderte fröhliche Wanderer tummelten sich im Unterholz desBrömmeritzer Forstes. Scherzworte, Anpflaumereien, Recor

derklänge, Radio-Wetterberichte und rauhkehlige Wanderliedgesänge schwebten von Ast zu Ast, und die Kampfrichter und

Schrittmaßkontrolleure umkreisten auf nervigen Motorräderndas waldluftschnuppernde Wandervolk.

Abends war Disko im Wanderer-Heim. Hei, wie da Ohren qualm

ten Noch lange saß Meier-Motzen nachts im Bett und sangstrampelnd das alte Wanderlied: »Uffta-uffta-wuff-puff «

Wie gesagt, Meier-Motzen widmet sich in letzter Zeit vorwiegend der Pflege seiner Gesundheit.

Bravo, Motzi, bravo

Page 99: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 99/136

G

_

e.Ober den L.5

· >tcrott1rvertri b1101 t .111ssd11isse u11d ·· 1 c der Landes·

vertr el ir11

f e\ t ; >er den Literaturk i sc:1ien S •

uf) 30. April die 1>ortat1sschuß

WettspielordnunfOr Fuf Jball H 9Rugby Volt andball, Hockey

ey- und B khll7'.0 JCO WC I df'n 8 etball

~ ' ' ' . ' je 17.t auf g ~ · o rbes tnll ll<Jfl n sinde t r u ~ t 1 20 0:-,.i. . ocn. Der Stt1tkorcfs

s;; erllnportverlag G111ltH e

. Der nanunerwerfer aus der DDR wirft Weltrekord.

Auf die Frage des Reporters, was denn seine näch·

Sichel dran ... t

Page 100: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 100/136

9

))Den großen agen

kriegt er immer prächtighin <<

Höher, schneller weiter

Rudi Strahl

Es gibt kaum etwas Aufregenderes als ein großes Sportereig

nis, das, sagenwir,

am frühen Nachmittag stattgefunden hatund am späten Abend vom Fernsehfunk übertragen werden

soll.

Zunächst scheint das freilich noch ungewiß, denn die Pro

grammvorschauen der Zeitungen kündigen teils eine griechi

 

. .

sche Tragödie, teils einen Tanzkurs an,

und nur auf den Sportseiten heißt esoptimistisch, daß »natürlich« der Län-

derkampf im Eishockey (Fußball,

Handball etc.) auf dem Bildschirm zusehen sein wird. Na Gott sei Dank

Man freut sich schon die ganze Woche

darauf und geht ab vierzehn Uhr des

betreffenden Tages allen Leuten aus

dem Wege, die das Ergebnis bereits

aus dem Radio kennen. Denn sie sindmeist boshaft oder einfältig genug, es

einem unverzüglich mitteilen zu wol-

len. »Nein « schreit man entsetzt. »Sei still Ich will es heute

abend am Bildschirm erleben «

Wie durch ein Wunder bewahrt man die spannende Ungewiß-

heit sogar über die »Aktuelle Kamera« hinweg, in der ein gleich-

gültiger Sprecher sagt: »Das heutige Länderspiel im Eishockey

gewann ...«

Ein verzweifelter Brüller übertönt ihn. Genau wie den Conf

rencier der nachfolgenden Unterhaltungssendung, der aus dem

Resultat des Länderkampfes einen spärlichen Witz zurechtge

schustert hat. Aber endlich ist es soweit. Die Ansagerin lä-

chelt ihr süßestes Lächeln und flötet: »Und nun, liebe Sportfreunde, sehen Sie die Aufzeichnung des Länderkampfes vomheutigen Nachmittag, den unsere braven Jungs ...« ·

Man hält sich erschrocken die Ohren zu und schließt die Augen,um das »gewonnen« oder »verloren haben« nicht im letzten Au-

genblick von ihren Lippen abzulesen. Auch das gelingt - welchein Glück Ihr Bild verschwindet, die brodelnde Arena er-

scheint, und unser Lieblingsreporter ergreift das Wort. Wie

schön

Page 101: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 101/136

Höher, schneller weiter

Wie schön - falls er die Reportage an Ort und Stelle des Ge-

schehens gesprochen hat. Was gelegentlich vorkommt. Es

kommt aber auch vor daß er die Aufzeichnung im nachhinein

kommentiert, Verlauf und Resultat des Länderkampfes also

ebensogut - nein, besser kennt als die Leute, denen man so ge-

flissentlich aus dem Wege gegangen ist. Und dann wehe uns

armen Zuschauern

Denn ein Sportreporter ist ja auch nur ein Mensch. Den die

göttliche Allwissenheit drückt wie ein zu enger Schuh. Natür

lich platzt er nicht direkt mit dem Ergebnis heraus, doch ver-

säumt er keine Gelegenheit, uns spüren zu lassen, daß die Ge-

schichte für ihn schon ein alter Hut ist. Er steht über den Din-

gen. Und über uns.

Wrr fiebern bei einem Angriff unserer Jungs aufs gegnerische

Tor. Er wird so explosiv vorgetragen, daß uns die Spannung den

Atem verschlägt. Aber noch vor der Mittellinie sagt der Repor-

ter geringschätzig: »Da wird nichts draus. Nein da wird nichts

draus. Gleich verzieht Meier den Querpaß ... da ... da ... nabitte «

Vor Enttäuschung hat man gar nicht

1

f

/

mehr hingeguckt nach dem Quer-

paß. Doch nun aufgepaßt: Zwar

vollzieht sich auf dem Spielfeld einganz simples Geplänkel, aber der

Reporter hebt seine Stimme undschnattert: »Aus dieser simplen Si-

tuation entwickelt sich gleich derFührungstreffer ... achten Sie auf

Müller, meine sehr verehrten Zu-

schauer . er wird sofort ... « -

Peng. Tor natürlich. Was sonst?

Theoretisch sind wir ja auch schon

viel viel weiter, denn noch vor dem

Abpfiff des Schiedsrichters verrät

uns der Reporter: »Gleich wird noch

ein Tor fallen, aber es wird nicht

anerkannt werden, da es aus dem

Abseits erzielt wird. Sehen Sie

selbst ... « Wozu eigentlich? Man

greift mißgestimmt nach einer

Zigarette und achtet nicht einmal

mehr auf das Gekabbel der Spieler

WfR GRÖssT N DlE•

FRIEDEN5FAf1RER

.

9

Page 102: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 102/136

98 Höher, schneller weiter. ' . . ' . . . . . · - · · ~ ~ · · ~ · ~ · - · · .

mit dem Schiedsrichter. Umsonst, Jungs. Dieses Tor wird nichtanerkannt werden. Weil es aus dem Abseits erzielt wordenist.

Die nächsten Minuten vergehen bei unproduktivem Mittelfeldgefummel - das heißt, es sieht eigentlich gar nicht so aus,

doch unser Reporter behauptet es und benutzt die Gelegen-

heit, einen Blick aufs große Ganze zu werfen.

»Ja« sagt er »bis jetzt hat es tatsächlich noch den Anschein,

als hätten unsere Jungs das Spiel in der Tasche. Was für ein

tragischer Irrtum.«

Wenn er wenigstens nur »Irrtum« gesagt hätte. Aber »tragi-

scher Irrtum«? Das kann doch nur bedeuten ...

Natürlich. Und bald weiß man alles, denn noch vor dem Füh-

rungstreffer des Gegners sagt der Reporter mit gramerfüllter

Stimme: ».. zeichnet sich das Endergebnis deutlich ab. Geben

Sie sich keinen Illusionen über diesen Angriff unserer Jungshin verehrte Zuschauer, es ist sowieso das letzte Aufbäumen.«

Das ist es tatsächlich, denn spätestens jetzt wälzt man sich aus

dem Sessel und geht zum Guckkasten, um ihn abzudrehen. Wie

hoch wir verloren haben, kann man j auch morgen früh in derZeitung lesen.

Braucht man aber nicht, denn in diesem Augenblick fällt dasFührungstor des Gegners, und unser Reporter sagt zuvorkom-menderweise: »Dieser Spieler, liebe Zuschauer, wird übrigens

auch das nächste und letzte Tor des Spieles schießen.«Auf die Böcke die der Reporter noch schießen wird, ist man

gar nicht mehr neugierig. Also eins zu drei. Aber das hätte

man auch schon am frühen Nachmittag erfahren können

Se wttrzos Se ttl

Kein Staatsmann reichte ihm die Hand

kein Trainer und kein Leiter.

Es rügte ihn der Sportverband.Warum? Er wurde Zweiter.

ansgeorg Stengel

Page 103: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 103/136

Page 104: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 104/136

1 2 2

~   t r vier u sen

othar Kusche

Auf der Treppe rempelte mich jemand an und sagte: »Hoppla.«

Ich mag es nicht wenn mich jemand anrempelt und dann»Hoppla« sagt weil das genauso albern ist als würde man je

mand ins Gesicht niesen und hinterher »Kuckuck« rufen.

»Sehen Sie sich doch vor« sagte ich; aber dann erkannte ichden Anrempler und alles war verziehen. Es war Erwin ein

Eine Ehefrau erwartet von ihrem geplagter Mann der Leiter der Kulturgruppe derGatten nicht nur daß er Buddel- Vorsitzende der BGL der Beauftragte für Verbes-

kästen baut die Maschinenölung serungsvorschläge der Redakteur der Wandzeitung

verbessert und die Bevölkerung über und Leiter des Seminars »Für die Verbesserung derGoethes Arbeitsmethoden aufklärt. sparsamen Maschinenölung«; ein gehetztes nervö-

ses Geschöpf dem man wahrlich nicht böse seinkonnte wenn er einem von Amt zu Amt eilend auf der Trep

pe in die Seite stieß. Denn Erwin war außerdem ehrenamtlicher Kassierer der Sektion Philatelie in der Ortsgruppe desKulturbundes Hausvertrauensmann Stadtteilbeauftragter für

die Verschönerung der Parkanlagen durch freiwilligen Pflanzdienst Mitglied des Elternbeirats der hiesigen Schule Volks

korrespondent der »Tribüne« Literaturdozent der Volkshoch

schule und Gatte einer dreiundzwanzigjährigen Frau Johanna

die unter ihrem rotblonden Hruirschopf eine Figur machte nachder man sich auch auf größeren Straßen umzudrehen pflegt.Außer wenn man sehr gut erzogen ist aber dann ärgert mansich daß man so gut erzogen ist und sich deshalb nicht um

drehen darf.»Erwin altes Haus« sagte ich »was macht die Kunst?«

»Danke mein Junge« entgegnete er freundlich »bin in großerEile. Stadtteilkonferenz für neue Buddelkästen. Eben in der BGL

Ferienplätze verteilen müssen saure Sache. Heute abend ... «

»Was macht deine Frau?« fragte ich höflich.»Heute abend Referat: Bildeten Goethe und Eckermann einechtes Kollektiv? - Was meine Frau macht? Hm. Ich sehe sie

nicht so oft. Gestern abend habe ich die Wandzeitung redigiertvorgestern tagte der Elternbeirat ...«»Dann werde ich dir mal erzählen was deine Frau macht.«»Du? Da bin ich aber gespannt.«»Das glaube ich« bemerkte ich kühl »deine Frau betrügt dich.«

Erwin machte »Papp« und schwieg. Er sah mich aus seinen

großen Augen an; aus den ruhelosen Augen des rasenden Vor-

Page 105: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 105/136

Unter vier ugen

sitzenden, Beiratsmitgliedes, Kommissionsleitersund Stadtteilbeauftragten.»Das ist nicht wahr«, ächzte er, »das ist nicht wahr,weil es nicht wahr sein kann.«»Formale Logik«, bemerkte ich.

»Nein, nein«, versetzte er atemlos, »ich rackere michab, ich baue Tag und Nacht auf, ich schaffe Werte,und Johanna ... «»Eine Ehefrau«, erläuterte ich, »erwartet von ihremGatten nicht nur, daß er Buddelkästen baut, die Ma-schinenölung verbessert und die Bevölkerung überGoethes Arbeitsmethoden aufklärt. Dies wird ihr imallgemeinen nicht genügen; es ist sozusagen eineTemperamentsfrage. «

»Sehr bürgerlich gedacht « rief Erwin.»Quatsch«, sagte ich, »das ist realistisch gedacht.«»Üh«, stöhnte Erwin, »meine Johanna Das ist ja grausam «»Das ist nicht grausam, das ist natürlich«, sagte ich, »du küm-merst dich doch überhaupt nicht um deine Johanna, du Heini.«»Ich weiß ja kaum, wo mir der Kopf steht ...«»Oben«, sagte ich.»Wenn das stimmt«, fuhr Erwin fort, »aber ... ach Ich glaube

das nicht Woher willst du das überhaupt wissen ? «»Ganz einfach«, sprach ich mit Würde, »weil sie dich nämlichmit mir betrügt.« Ich hatte das unbestimmte Gefühl, ihn getroffen zu haben, und trat vorsichtshalber einen Schritt zur Seite.»Ich schlage ir die Fresse kaputt«, bot er mir freundlich an.»Kümmere dich lieber um Johanna«, sagte ich.»Worauf du dich verlassen kannst « brüllte er. »Heute abendlasse ich das Referat sausen, heute abend bin ich zu Hause «Da gingen wir auseinander. Natürlich hatte ich ihn aus erzie

herischen Gründen angelogen. Denn selbstverständlich habeich ihn nicht mit Johanna betrogen. Es wäre gar nicht möglich,selbst wenn ich es gewollt hätte und wenn sie es gewollt hätte.Woher sollte ich die Zeit dazu nehmen Ich bin Repetitor unseres Werkchors, erster Väterspieler der Laienspielgruppe, Protokollführer der Kontrollkommission, Leiter der Sichtwerbungin unserer Straße, Vorsitzender des Technischen Kabinetts, Ge-rätewart in der BSG, Sektion Hallenturnen, Mitarbeiter desAusschusses zur Überprüfung der Kantine; und dann bin ichnoch etwas - und.gerade das stimmt mich plötzlich nachdenklich. Ich bin nämlich auch verheiratet.

1 1

Im Filmhit aus dem

fahr 966 steuern die

Verliebten den sicheren

Hafen der Ehe an

Page 106: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 106/136

1 2F A

Unter vier ugen

Günter Krone

Robert Koller liebte zu dieser Zeit ein Fräulein Anita Käseberg

derart heftig daß er ernstliche Absichten hegte. Als nun Fräulein Käseberg vorschlug: »Wir könnten doch am nächsten

Sonntag ein Stück in die Natur fahren und unsere lieben Müt

ter mitnehmen damit sie sich einmal kennenlernen und auch

ein wenig Freude haben« hielt er das für eine gute Idee. So

gewaltig war seine Liebe.

Am Sonntag früh fuhr Robert in seinem Trabanten zur verab-

redeten Stunde vor. Bei Käsebergs war die Haus

Offenbar ist ein Trabant für längere

Fahrten nicht geeignet Das trafRobert mitten ins Herz

tür geschlossen. Die Klingel war kaputt. Robert

hupte. Aber nichts tat sich. »Mein armer Junge nunlassen sie dich auch noch warten« sagte Frau Kol-

ler bedauernd. Das Zittern ihrer Stimme ließ Robert

auf eine Seelenverfassung schließen die dem Gelingen des

Ausflugs nicht günstig war. Er wurde nervös. Nach zwanzig

schlimmen Warteminuten kamen endlich Anita und Mama aus

dem Hause. Sofort tat Frau Käseberg mit sicherem Instinktdas einzig Falsche. Sie fragte: »Warten Sie schon lange?«

Frau Koller nicht gesonnen das ihrem armen Jungen angeta

ne Unrecht ohne weiteres hinzunehmen erwiderte strenge:»Ja eine halbe Stunde.« Diesen Ton empfand Anitas Mutter als

unpassend. Und als Robert losfuhr saßen auf den Hinter

sitzen zwei verstimmte Frauen die sich auf Anhieb unsympa

thisch waren.

Robert beim Stichwort Schwiegermutter sowieso gehemmt

fühlte sich unbehaglich und war auffällig schweigsam. Anita

dickfelliger als er fragte ihn was er habe. Robert der in

Gegenwart der Mütter keine Erklärung geben konnte log:

»Nichts.« Trotz eingehender Vernehmung ging er von dieserAntwort nicht ab. Da wurde auch Anita sauer weil ihr Robert

verschwieg was mit ihm los war. Jetzt ärgerte sich Robert daß

Anita so schwer von Begriff war.

In solcher Lage muß der Raucher zur Zigarette greifen. Frau

Käseberg brannte sich eine an. Als sie genießerisch die erste

Rauchwolke ausstieß hustete Roberts Mutter daß die Lun

genflügel krachten. Wohl oder übel mußte sich Frau Käseberg

erkundigen ob sie weiterrauchen dürfe selbstverständlich in

der Erwartung es werde ihr gestattet. Doch Frau Koller bat

Page 107: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 107/136

Unter vier ugen

das Rauchen einzustellen, da sie den Qualm nicht vertrage. Mit

finsterem Gesicht warf Anitas Mutter ihre F 6 aus dem Fen

ster. Um frische Luft zu bekommen, drehte Roberts Mutter

eine Scheibe herunter. Sogleich klagte ihre Gegenspielerin,

sie werde von Zugluft krank.

Im Auto herrschte eine Stimmung wie unter Erben, die viel amTestament auszusetzen haben. In der Hoffnung, eine Abwechs

lung werde die Atmosphäre bessern, schlug Robert eine Fahrt

unterbrechung vor. »Von mir aus«, sagte Frau Käseberg

gnädig, »ich habe sowieso Appetit auf eine Tasse Kaffee.« -

»Anhalten: ja«, erklärte Frau Koller, »aber wollen wir nicht

lieber ein Stückchen laufen?« Robert suchte zu vermitteln:

»Gehen wir doch erst spazieren und dann eine Tasse Kaffee

trinken.« Frau Käseberg seufzte. Zugunsten ihrer Mutter

mischte sich Anita ein: »Wollen wir nicht wenigstens erstKaf

fee trinken und danach wandern?« - »Meinetwegen«, sagte

Robert erschöpft. Jeder war unzufrieden, Frau Koller mit dem

Kaffeetrinken, Anitas Mutter wegen des Wanderns, Anita, weil

Robert keinen Weg wußte der alle zufriedenstellte, und

Robert, weil jeder unzufrieden war.

Der Kaffee in der Raststätte war eine schreckliche Flüssigkeit.

Frau Käseberg verzog das Gesicht, und ihre Stimmung fiel von

minus zehn auf minus zwanzig Grad. Das hob vorübergehend

die Laune von Roberts Mutter, die sich ganz dem Genuß derSchadenfreude hingab. Aufgeräumt sagte sie: »Nachdem wir

nun gemütlich Kaffee getrunken haben, wollen wir wirklich

etwas laufen.« Frau Käseberg lief rot an.

Frau Koller schritt rüstig aus, um möglichst viel vom Wald zu

sehen. Anitas Mutter dagegen verhielt den Schritt, weil sie

nicht so weit laufen wollte. Und sie war ungehalten, weil Frau

Koller so rannte.

Roberts Mutter wiederum nahm es übel, d ~ Frau Käseberg

derartig schlich. Anita, die nicht wußte was sie tun sollte,machte Robert zum Vorwurf, daß er nicht wußte was er tun

sollte. Seine Versuche, den Sturmschritt seiner Mutter zu

bremsen, ärgerten seine Mutter, weil sie überhaupt unternom

men wurden, und Anitas Mutter, weil sie erfolglos blieben.

Als sie dann endlich umkehrten, hatte es Frau Käseberg eilig,

denn sie wollte sich schleunigst ins Auto setzen. Frau Koller

hingegen schlenderte gemächlich, weil sie sich so schwer vom

Walde trennen konnte. Beim Auto angelangt, waren die

Mütter in einer ~ r f a s s u n g in der gewisse Staatsmänner das

1

t   - r : ••\.

lt ESTAURAHT

103

„ .• •

Page 108: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 108/136

1 47 1

1 1 7Unter vier ugen

7

Völkerrecht mit Füßen treten. Auf der Rückfahrt leierte FrauKoller rücksichtslos das Fenster herunter. Frau Käsebergrauchte Ketten. Anita  die nun endgültig im Fahrwasser ihrerMama segelte erzählte ihr schliefen die Füße ein  offenbarsei ein Trabant für längere Fahrten gar nicht recht geeignet.

Das traf Robert mitten ins Herz und ließ seine Liebe verenden. Als er am Abend den Wagen in der Garage abstellte tat

er das mit dieser Überzeugung: hätte Julia eine solche frevelhafte Bemerkung gemacht  Romeo hätte sie alleine sterbenlassen. Aber Romeo hatte kein Auto. Man sieht wie sehr diemoderne Technik die menschlichen Beziehungen beeinflußt.

. ...·

'

Z O R U ~ZUM

AUTO

••

Page 109: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 109/136

• •

'

usammenrücken1•„Wir müssen jetzt e t w ~ 1 . . ~ ~ ~ . ; ; ; ..

Oline Wissen meines Sohne.

Die DDR wurde in das Guinness-Buch derRekorde eingetragen:Sie hatte die meisten Kinder pro Banane.

„•. „ • „„„. „

Kaufmann/Buchhalter,26 Jahre .1ewnd ltPB , u.. k1 ltt11. mit nur

n ·teni Ä J ~ C h i f t e n

sudle .

sqnDomeftbilCanntschaft a.Handel oder GewerbeJedoeb l l tdlt Bedingung. Einl1ei·rat od. täd e Betelligu11g mtt rd._ 000 MO N.angenehm. zuschr. u.Q * • n Y t 7 Gotla _„  . .

. '

/11EtNE G fO.SSE SCHiVESlEI( IST Gl T f4VS.t

/ /t f; '   i HIE f Mtr ~ A f BPWEN 111/ffN YO,f/

Page 110: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 110/136

106p *

nter vier u ~ e n

Rudi Strahl

ase iH s oo tit

a toHiitso••e

Jenes Faschingsvergnügen besuchte ich als Mönch das heißt- um Mißverständnissen vorzubeugen - in der Verkleidung

eines Mönches als Faschingsmönch also.

Dieses nur Scheinheilige gestattete mir natürlich, dem schöne

ren Geschlecht alle meine Aufmerksamkeit zu widmen das mir

in Hülle und Fülle in Rokoko- und Biedermeierkostümen, meist

jedoch in jenen großzügig-modernen, aus spärlichsten Tuch

resten verfertigten hauchzarten Bikinigewändern seine Reize

offenbarte. Als wirklichem frommem Bruder hätte mir solchesTun sicherlich übel angestanden, ja, es hätte sich wohl gar von

selbst verboten, wenn ich über den Lebenswandel dieser ehr-.

würdigen Leute recht informiert bin.

Doch ich will nicht abschweifen. Das Erlebnis, das

mir bevorstand, sollte so einmalig werden, daß es

ganz für sich mitgeteilt zu werden verdient.

Ein- oder zweimal irritierte mich

ihr Lachen mir war als hätte ich

es schon irgendwo gehört.Gleich zu Anfang des Abends sah ich ein Mädchen -

was sage ich - einen Engel, eine Fee ein Märchenwesen, wie

es lieblicher und graziler nicht vorzustellen ist. Sie trug einesvon den Gewändern, die ich wenige Zeilen weiter oben mit

augenzwinkernder Erinnerungsfreude beschrieben habe.

Vorwegnehmen muß ich jedoch ein Bekenntnis, das mich glei

chermaßen belastet wie entschuldigt: Meine eigene Frau war

für ein paar Tage zu ihrer Mutter ins Sächsische gefahren, und

ich erwartete sie erst am folgenden Tag zurück. Sie hatte mir

zwar für diesen Abend einige Freiheiten eingeräumt, aber das

waren nur eben soviel, wie sie günstigenfalls einem Primaner

als befriedigend erschienen wären, dem die Mutter ein Fünfmarkstück mit dem Bemerken zusteckt, er solle keine Dumm

heiten machen und spätestens um Mitternacht zu Hause sein.

Ich schwöre, ich hatte keine Dummheiten vor. Aber wie schnell

erstickt der gute Vorsatz eines Mannes, wenn sein natürlicher

Schönheitssinn von ihm Besitz ergreift und seine Gedanken

vollauf damit beschäftigt sind, sich etwas zwar Verbotenes,

vielleicht aber gerade aus diesem Grunde ungeheuer Reizvol

les vorzustellen Diese Empfänglichkeit für das Schöne, meine

ich ist allen Männern eigen, soweit sie keine vollendeten Trot-

Page 111: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 111/136

Unter vi r u 9en

tel sind und ihren hundertsten Geburtstag noch vor sich haben.

Die Fee wie ich sie nennen möchte war zweifellos eine Krone

der Schöpfung. Ihre schlanken Arme und Beine die wohlge

formt und rosig den Beweis antraten daß auch alles übrige anihr was nicht sichtbar oder doch nicht hüllenlos sichtbar war

von ähnlichem Ebenmaß sein müsse bewegte sie in einer Artdie jeder indischen Tempeltänzerin Ehre gemacht hätte. Ihre

Augen die ich durch die engen Masken

schlitze glänzen und irrlichtern sah

verhießen mir soviel daß ich wie man

so sagt das Gebälk im Saal knistern zu

hören wähnte. Ein- oder zweimal irri-

tierte mich ihr Lachen  mir war als

hätte ich es schon irgendwo gehört;

aber ich sagte mir bald daß diese Annahme nur meiner überhitzten Phanta-

sie zuzuschreiben sein konnte.

Man rechne es mir nicht als Eitelkeit

an wenn ich behaupte daß sie an mir

offenbar nicht weniger Gefallen fand als

ich an ihr. Sie gab allen Männern  die

sich ihr nahten und sie zum Tanz auf

fordern wollten einen Korb nur mir

nicht. Im Gegenteil: Von mir ließ siesich sogar an die Bar führen und nach

einer Flasche Sekt zum ersten Kuß ver-

leiten.

»Prösterchen Mönchlein « sagte sie hin

und wieder mit einem rätselhaften Lächeln und jedesmal über

legte ich wo ich ihre Stimme schon gehört haben könnte. Nach

und nach verblaßten jedoch diese Erwägungen zumal sie mir

mehr an Freiheiten gestattete als selbst beim Fasching allge-

mein üblich ist.Mein Herz sprang himmelhoch und meine Bemühungen wur

den von Stunde zu Stunde von Flasche zu Flasche im gleichen

Maße feuriger wie sie duldsamer und nachgiebiger wurde.»Prösterchen Mönchlein«  hauchte sie als die großen Lampen

im Saal erloschen und nur noch winzige bunte Lampions ein

wohltuendes vielverdeckendes Dämmerlicht verbreiteten. Sie

hatte vor Stunden die nämlichen Worte gebraucht aber derTon macht die Musik und ihre Stimme war gegen Mitternacht

vielversprechender denn je.

1 7

Page 112: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 112/136

1 83• •

Statt des Autogramms

hätt st du dir lieber die

Adresse geben lassen

sollen <<

e

Mit einem kleinen Beben in der Stimme sagte ich daß ich in

meiner Wohnung noch eine Flasche herrlichsten Burgunders

stehen hätte und verband damit das Angebot diese Flasche in

traulicher Zweisamkeit zu trinken und anschließend sofort in

den Trubel des Abends oder Morgens zurückzukehren.

Sie lächelte mich rätselhaft an und -nickte. Ich weiß heute kaum noch zu

sagen wie ich so schnell unsere Gar-

derobe und eine Taxe beschafft habe.

Ich weiß nur daß ich im Auto zum

Generalangriff überging und daß

ihre Großzügigkeit beinahe ohne

Grenzen war.

Beinahe. Als ich jedoch ihre Maske

entfernen wollte - ich muß zugebensie störte mich und meine hatte ich

gar nicht erst aufgesetzt - wehrte

sie es ab.

Ich hatte indes keine Zeit länger

über ihr seltsames Gebaren nach

zudenken denn die Taxe hielt vormeinem Haus. Gott sei Dank - die

Nachbarn schliefen die Treppenknarrten nicht und die Tür ging so

leicht auf als hätte ich sie in leichtsinniger Absicht geölt bevor ich

weggegangen war.

Und dann saßen wir nebeneinanderauf der Couch. Die kleine Beklemmung die ein flüchtiger Ge-

danke an meine Frau in mir wachrief überwand ich mit tau

send Entschuldigungen die ein Mann für solche Fälle parat hat.

Das Radio schickte eine leise Musik ins Zimmer der Wein - es

war simpler Riesling den Burgunder hatte ich selbstverständ

lich erlogen- der Wein also funkelte in den Gläsern und ich

sah mich dem Ziel meiner leichtfertigen Wünsche sehr sehr

nahe. Ich bestürmte sie doch endlich die Maske zu entfernen.

Sie wehrte sich lange aber schließlich ließ sie sich erweichen.

Mit zögernden Fingern nestelte sie die Bänder los.

Die Maske fiel.

Es war nicht meine Frau.

Page 113: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 113/136

Page 114: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 114/136

11 o wir sind ist vorn

Renate Holland Moritz

Otto und Luise saßen beim Frühstück. Otto hatte schlecht ge

schlafen denn seineGalle

piesackte ihn.Als er an seinem Kaffee genippt hatte sagte er: »Na, da hast du

ja weder Mühe noch Wasser gespart.«Luise hatte gut geschlafen. »Reg dich nicht auf«, sagte sie freund

lich, »so ist er viel gesünder. Außerdem solltest du mit deinerGalle überhaupt keinen Kaffee trinken ...«Otto spürte einen stechenden Schmerz und wurde böse. »Vielen

Dank für die rührende Fürsorge. Nicht einmal der Schluck Kaf

fee am Morgen wird einem

gegönnt. Wer verdient hier ei

gentlich das Geld?«

»Unter anderem ich«, sagteLuise.

»Daß ich nicht lache«, sagteOtto giftig.

Nun war Luise auch böse. Sie

sprach kein Wort mehr, räum

te den Frühstückstisch ab

und ging grußlos aus dem

Haus.Der Gemüsekonsum, in dem Luise Verkäuferin war, hatte Cham

pignons bekommen. Luise war brummig, aber die Kundschaftfreute sich, denn es gab selten Champignons. Gegen zehn fragteein Herr: »Wieso kostet der Beutel bei Ihnen fünf Mark?«

Lulse sagte wütend: »Weil ein Pfund drin ist. Und das Kilo Cham

pignons kostet zehn Mark. Vielleicht können Sie sich den Restallein ausrechnen.«Der Herr fing an zu zittern. »Ich verbitte mir Ihren unverschäm-

••

ten Ton Uberall woanders kostet so ein Beutel vier Mark.«»Dann kaufen Sie doch woanders «  keifte Luise und riß dem Herrn

den Beutel Champignons wieder aus der Tasche.

Der Herr arbeitete als Materialverwalter in der PGH »Fröhliche

Baugesellen«. Er hatte seit Jahren eine Gastritis und konnte nach

dem Ärger mit der Verkäuferin vor Magenschmerzen kaum noch

stehen. Er wollte sein Beruhigungspulver nehmen und sich einwenig auf die Couch in seinem Büro legen. Da meldete ihm die

Sekretärin eben würden hundert Sack Zement geliefert und er

möge sich um die Lieferscheine kümmern. Seine Magenschmer-

Page 115: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 115/136

  ow r sind ist vorn

zen verstärkten sich. Als er vergnatzt auf den Hof ging, sprach

ihn eine ältere Dame an, die vor einem halben Jahr einen Sack

Zement bestellt hatte. »Harn wir nich, kriejen wir auch vorläufichnich rin«  sagte er und ließ die ältere Dame neben den hundert

Zementsäcken stehen.Die Dame brauchte den Zement dringend und war deshalb äußerst

ungehalten über die offensichtliche Lüge des Materialverwalters.

Der Fahrer des Ein-Mann-Autobusses, in den sie einstieg, verlangte passendes Fahrgeld. Sie hatte keins. Aus Nervosität fing sieStreit an. Der Fahrer regte sich furchtbar auf und warf die älte-

re Dame hinaus.Wegen des akuten Personalmangels hatte der Fahrer noch einezweite Schicht fahren müssen und demzufolge war er jetzt todmüde. Der Streit mit der älte-ren Dame hatte den ohnehinüberreizten Mann dermaßen

wütend gemacht, daß er dieNerven verlor und an der

nächsten Haltestelle einejunge Mutti mit Kinderwagennicht mitnahm obwohl imBus noch genügend Platz

war.Die junge Mutti war Lehrerin.Weil sie ihr Kind nicht pünkt-

lich zur Krippe bringen konnte kam sie zu spät zum Unterricht.Gerade an diesem Tage wollte der Schuldirektor hospitieren. Auslauter Verlegenheit und Ärger leitete sie den Unterricht schlecht.Das wiederum machte sie so kribbelig daß sie in der großen

Pause eine Kollegin grundlos beleidigte.Die Kollegin bekam daraufhjn Herzschmerzen. Während ihres Unterrichts fiel dem Schüler Jürgen Z. versehentlich ein Lineal vonder Bank, wofür sie ihm eine Vier in Betragen eintrug.

Jürgen fühlte sich ungerecht behandelt und platzte fast vor Wut.Nach der Schule ging er nicht wie üblich) gleich nach Hause, son -

dern trieb sich noch herum. Er nahm spielenden Kindern die Bälleweg und schmiß sie auf die Straße. n einer Baustelle kippte er

einen Eimer mit Mörtel um. Als ihn ein Maurer zurechtwies zeigte er dem einen Vogel und rannte davon.Der Maurer schimpfte laut über die verkommene Jugend von heute

und bekam Gallenschmerzen. Die Tafel Schokolade, die er seiner

Frau Luise zur·Versöhnung mitbringen wollte, aß er vor Wut selber auf.

1 1 1

Page 116: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 116/136

  2

,

Wo wir sind ist vorn

Hansgeorg Stengel

Er wußte natürlich daß Gedichte, besonders ernste schwer ab

zusetzen sind, aber immer nur Romane und Dramen wollte der

junge Autor Johann Wolfgang Goethe partout nicht schreiben.

Und so dichtete er:

Wanderers Nachtlied

Über allen Gipfelnist Ruhin allen Wipfeln

spürest du

kaum einen Hauch.Die Vöglein schweigen im Walde.Warte nur, balderuhest du auch.

Johann Wolfgang Goethe

Auf Anraten des Weimarer Kulturbund-Kreissekretärs schickte

Goethe das Gedicht zuerst an den »Sonntag«. Der schrieb zurück:

Sehr geehrter Herr GoetheWir haben uns über Ihre talentierten Verse sehr gefreut. Obwohl

wir einen entsprechenden Hinweis Ihrerseits vermissen sind wir

fest davon überzeugt, daß Sie das Gedicht als Beitrag zum »Sonn

tag«-Preisausschreiben um die Goldene Note 1965 aufgefaßt

wissen wollen . Unter diesem Aspekt und nach Aussprache mitdem vermutlichen Komponisten Ihres Textes schlagen wir Ihnen

eine etwas schlagergetreuere Formulierung Ihres Tanzlieds vor.

Etwa so:

Notturne

Über allen Gipfeln, du,ist, mein Liebling, Ruh, ja Ruh.Und in allen Wipfeln Schatz,spürst du nicht den kleinsten Fatz usw.

Indem wir Sie, sehr geehrter Herr Goethe, in diesem Sinne um

Neufassung (am besten mit Orientierung auf spätere gesangliche

Interpretation durch Lutz Jahoda) ersuchen verbleiben wir mit

Sonntagsgruß Ihr »Sonntag«.

Page 117: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 117/136

Page 118: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 118/136

Page 119: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 119/136

  owir sind ist vorn

Aber dagegen hatte Goethe gewisse Einwände. Die »Wochen

post«, der er sein Gedicht schließlich übermittelte, reagierte

hinhaltend:

Lieber Leser Goethe

Ihre Verse sind ordentlich, aber es gibt im Augenblick keinenGedenktag, auf den sie sich aktuell beziehen lassen.

Leider ist auch Ostern vorüber, sonst hätten wir aus »Vögelein«

»Osterhäslein« gemacht und das so redigierte Gedicht zum Ab

druck gebracht. Aber so. Na ja, vielleicht ein andermal. Mit

Wochengruß Ihre »Wochenpost«.

Nach fruchtloser Korrespondenz mit weiteren vierundsechzig

Zeitungen, Zeitschriften und Almanachen siebenunddreißig ant

worteten überhaupt nicht) weinte Johann Wolfgang bitterlich undbeschloß, einer Arbeitsgemeinschaft Junger Lyriker beizutreten,

um solidarisch mit anderen Lyriker-Leidensgenossen für Recht

und Ehre der Lyrik zu kämpfen. Aber die Lyriker-Arbeitsgemein

schaft hatte sich längst aufgelöst, denn alle zeitgenössischen

Lyriker, von Wiens bis Gerlach und von Kunert bis Kahlau, waren

längst zur DEFA abgewandert. Da begab sich auch Goethe nach

Babelsberg und schrieb sein erstes Film-Drehbuch. Er nannte essarkastisch »Götz von Berlichingen«.

5

Page 120: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 120/136

  6 o wir sind ist vorn

Peter Lux

I O

Mitropa-Kellner Anselm Plinsenfuß hatte sich den freien Nach-

mittag genau eingeteilt, denn er wollte sich heute mit erspartem Geld endlich einige langgehegte Wünsche erfüllen.

Die schönen Scheine in der Tasche, betrat er ein Autohaus.»Das ist doch kein Motorrad, sondern ein Moped«, sagte Plin

senfuß angesichts des ihm vorgeführten Vehikels. »Sie irren«,

antwortete der Verkäufer. »Mopeds haben keine Nummernschil-

der, dies jedoch hat eines - ergo ist es ein Motorrad «

Völlig perplex verließ Plinsenfuß mit der gestammelten Be-

merkung, er müsse sichs noch überlegen, den Laden.

Er betrat eine Tierhandlung. »Ein Bernhardiner? Bittesehr, mein Herr « Fassungslos starrte Anselm auf den

Hund, der zutraulich zu ihm emporblickte. »Das ist

doch ein Dackel«, stieß er hervor. »Nicht doch«, belehr

te ihn der Tierhändler. »Beachten Sie bitte das Ko-

gnakfäßchen am Hals des Tieres - ein typisches

Merkmal für Bernhardiner «

Erschüttert wankte Plinsenfuß aus dem Geschäft. Der

Gedanke an die neue Wohnung, die er sogleich be-

sichtigen wollte, gab ihm ein wenig Seelenstärke zu-rück. Das Haus sollte - ein alter Traum - inmitten

eines Gartens stehen.

Als er sich in seinem zukünftigen Heim umgesehen

hatte, wandte er sich fragend an den Vermieter: »Ganz

nett, aber wo ist der Garten?« Der Wohnungsinhaber

staunte: »Haben Sie denn den Baum vor dem Haus

nicht bemerkt?«

Plinsenfuß wußte nicht, wie er auf die Straße gekom-

men war, er wußte nicht, ob er träumte oder wachte.Die Welt war schlecht. Der einzige Ausweg erschien

ihm darin zu bestehen, vorzeitig den Dienst anzutreten.

Er fuhr zum Bahnhof, zog sich um und verschloß traurig seine

schönen Scheine. Dann kletterte er in den Speisewagen seines

Zuges und begann, in gewohnter Weise das gemischte Kompott

für das Gedeck vorzubereiten: achtundzwanzig Schüsselehen

füllte er zunächst mit Kirschen, und dann tat er je eine kleine

Pflaume hinzu. Darauf hatten die Leute Anspruch, wenn sie ge-

mischtes Kompott bezahlten - schließlich kostete es mehr alsKirschkornpott.

Page 121: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 121/136

- ~ ~ : : - ~ · . . ~ . . , . . . , . . . , , " ' , „ ~ . . - , p " ' „ . : ~ ~ ~ ~ ' ' -,;iti.t91-.rw:stk s • ~ % : « ' '&1'&1:••1 . , . , . . . . . . . . _ ~ ~ ~ c e ; , . - „ , ' l ,

Lord Nelson und Napoleon besuchen die NVA. Nach der

Armeeverbände fragt sie der begleitende

was sie sich von den Dingen, die sie gesehen haben , amwünschen würden.

»Die Panzer - die wären viel besser gewesen als meine

«»Die U-Boote, da hätte ich noch mehr Schlachten

< »Ich hätte gerne das Neue eutschland - wenn ich das

gehabt hätte, wüßte die Welt heute noch nicht 1 daß ich bei

verloren habe «

'. -

~ · ~ : ' f ' * ~ ~ f . - i l l " • ~ •}."'''• _ . > l ~ ~ ~   &' " ' ~ 1 , . , , . . t ~ 1 J ' .. te h(IJ41; ~ ~ 1 .:'n& ~ ' r ' . ; r , ' ' * ' S L l ' 4 ' • 4:t •,..,u : Y . - · ' ::µ

~ . - . . - ~ . Unterricht aUf äeF P a r t e i s c b u l e ~ G e n o s s e n , d e ~ ·fortsphritt.f. nieht u f ~ t e n . Schonlleh&irsqlit S ~ z i a l i s m u s ein f:ünfteI

, d e r -Eide .bald wira··- eire $ e ~ h s t e i sein::und ich sage ,eucltt~ '   ' .. t' ' •• -

. -: . auch:ein Siebtfil u n : d A c h t e 1 ~ e ~ 4 e n w i i n9ch erleben1 <t . :, .R • '1 • • C - .  ' - • • ' •1/t / ';, • . fr ' - 0 - ' . -  „.,. _ . - :, ; • . 't • - u\., , _ . , , . ,r.

- -   ~ . . . 1- . - - ~ , - · . . '.>f?"' ' t : •. . . „ ~ · · - - . ' . n z : : : _ . , ~ i ' l l " . · • · • ' " ' i : s : . ~ ~· r a ~ : Welches ist 4er w:lclitigste Buchstalie des ..Al_Rhabets?· · · .·. ·· · · · ··· . ·· · . . .

~ t w < > r . t = Im, Prilizip sind alle wichtigf aber uner- ·setzbar ist das »W«, denn sonst hieße es »Ärschauer ·_·

; Ea.1rt«f »Alter J b ' r i c h t ilnd »Affenbrüderschaft«. . · ·„, ' . •

·=-·· ' " " ' ~ ~ , „ , , , , ; ;,;-,,  . 4 ~ ~ . . .. . i

\ötz\\ch her?<<

kommst du denn so . .Ja wo _ .· -

Page 122: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 122/136

  8 Wo wir sind ist vorn

John Stave

~ oi tor Hie t st

Aus einem Sitzungsprotokoll)

»Da wäre ja noch viel mehr zu sagen«, sagte Förster, »Kollegen;aber ich bin der Meinung, wenn einer nicht da ist, soll man auch

nicht über ihn richten. Zum Beispiel: Hübner. Ist er da? Nun, er

ist nicht da. Gut. Was hat Hübner gemacht? Nun, er hat gegen die

zehn Gebote verstoßen. Was? Also die zehn Gebote der soziali-

stischen Moral, alter Quatschkopp, wie sie der Genosse Walter

Ulbricht aufgestellt hat.Ist Hübner ein Trinker, Kollegen? Nun, man soll nicht alle Stäbe

auf einmal über einen Kollegen brechen, solange er noch zu ret

ten ist. Ist der Kollege Hübner noch zu retten? Er ist es. Kolle-ge Hübner also - ist er inzwischen gekommen? Nein? Nun gut.

h H Schade . Hübner geht also in die Kantine, trinktAue wenn ubner nicht da ist: h ~ t vier Flaschen Bier in einer halben Stunde und hautgegen das zehnte Gebot der soz1al1st1- der Kollegin Kalte Mamsell Trude Schultze auf

sehen Moral verstoßen. den A-Allerwertesten. - Ich weiß wirklich nicht,

Kollegen, was man daran komisch finden kann Damit nicht

genug: Hübner - ist er schon da? Nein? Nun, wenn einer nicht

da ist ... Also zur Sache. Kollege Hübner würzt seinen anti

moralischen Schlag mit einem deftigen und äußerst zweideuti-gen Ausspruch folgenden Inhaltes. Hübner, ja, schlägt also, nicht

wahr, und sagt dabei: >Verbunden mit einem schönen Gruß von

der Brigade Völkerfreundschaft < - Kollegen, Kollegen - Kolle-

gen, ihr lacht Ruhe bitte, Kollegen Wie alt ist der Kollege Hüb-

ner? Nun, er ist ein noch junger Kollege. Er ist geboren - ist er

inzwischen eingetroffen, der Kollege? Nein. Also Hübner ist ge-

boren neunzehnhundertsechsunddreißig. Einverstanden, Kolle-

gen. Aber wie sagt ein etwas abgewandeltes Sprichwort? Nun,

es sagt, daß man den Kollegen schmieden muß, solange er nochwarm ist. - Ruhe bitte, Kollegen. An dieser Stelle möchte ich den

Hebel beim Kollegen Hübner ansetzen, jawohl. Kollege Hübner

ist unverheiratet. Gut und schön. - Kollegen, hört doch endlich

einmal auf zu lachen Es ist schade, daß er nicht hier ist, oder

ist er schon gekommen? Nein? Wenn einer nicht da ist . . . Na

schön. Was aber hat die Hand des Kollegen Hübner auf der ver-

heirateten Rückseite - Kollegen, ihr macht es einem aber wirk-

lich schwer. Wir sind doch hier nicht im Kabareh Nein, verdammt

noch mal Der Kollege Hübner, der nicht hier ist, und es ist

Page 123: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 123/136

  owir sind ist vorn

schwer, Kollegen, einem Kollegen zu helfen, wenn er nicht da ist.

Und wir sollten die ganze Schose lieber aufheben bis er kommt.

Ja, gut. Aber ich will j auch nur kurz bis zum Kern vorstoßen.Der Kollege Hübner kennt ja die Schose soweit bereits. Kollegen,

jetzt ist mir auch noch meine Seite verlorengegangen. Auch der

Schmerz nochEiner von euch hier vorne muß sie j haben. Macht keine Witze,

Kollegen. So eine Seite kann sich j schließlich nicht verkrü

meln Aber vielleicht kriege ich es auch im Stegreif zusammen.

Ihr habt euch zu früh gefreut Kollegen. Der Kollege Hübner also

hat - was? Ach, Kollege Hübner, guten Tag. Fein, daß du noch

gekommen bist. Ich bin nämlich kein Mensch, der es hinter frem-

den Rücken sagt. Meine Devise lautet: Immer feste ins Gesicht

Ruhe bitte Kollegen Also, Kollege Hübner, paß auf. Die Kolle-

gin Kalte Mamsell Schultze läßt dir ausrichten daß du gesternvergessen hast die vier Flaschen Bier zu bezahlen alter Schlin-

gel Also: nicht wieder vergessen ja. - Und nun wollen wir die-

ses unrentable Thema verlassen Kollegen, einverstanden ja?Und wenden wir uns nun den Brigadeplänen zu«, sagte Förster

und trank einen kleinen kühlen Schluck Wasser.

r:::::

9

Uber die Arbeitsweise

des Kollegen Schulze

können wir heute inRuhe diskutieren r ist

aufDienstreise

Page 124: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 124/136

12

:_

Dieter No

olfHerricht

Die·politische Schu ·lung der Bevölke .rung ist in der DDR

kostenlos.Sie ist aber für g

wöhnlich auch um

sonst .•.

. . .

965

1.Januar

4. Februar

5. Februar

6. Februar

1965

DasInstitut für Meinungsforschung beim

ZKder

SED

nimmtseine Arbeit auf.

DEFA-Filmpremiere >>Die Abenteuer des Werner Holt<< nachDieter Nolls Roman mit Manfred Karge und Klaus-PeterThiele in den Hauptrollen.

Grundsteinlegung für den Bau der Prager Straße in Dresden.

Bei den WM im Rennschlittensport in Davos erkämpfen Ortrun Enderlein bei den Frauen und Wolfgang Scheidel/M ichael Köhler im Doppelsitzer der Männer den Weltmeistertitel.

24. Februar 2. März Auf Einladung von Präsident Nasser wird Ulbricht inÄgypten erstmals in einem nichtsozialistischen Land mit

allen Ehren eines Staatsoberhauptes empfangen.

25. Februar

25. Februar

27. Februar

5. März

14. März

20. März

21. März

27. März

7. April

Nach Motiven von Leonhard Frank und in der Regie vonJo Hasler dreht die DEFA >>Chronik eines Mordes<< mit

Angelica Domröse und Ulrich Thein.

Die Volkskammer beschließt das >>Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem<<, das die Organisationder Vorschulerziehung, der zehnklassigen polytechnischen

Oberschulen, der Berufsschulen sowie der Universitätenund Hochschulen regelt.

DEFA-Filmpremiere >>Der Reserveheld<< mit Rolf Herricht,der Filmhit des Jahres.

Premiere von Rolf Hochhuths >>Der Stellvertreter<< am Deutschen Theater.

Der erste Teil der vierteiligen Fallada-Verfilmung >>Wolfunter Wölfen<< wird gesendet. Die Besetzung ist hochkarätig: Wolfgang Langhoff, lnge Keller, Ekkehard Schall, ArminMueller-Stahl, Jürgen Frohriep.

Louis Armstrong mit seiner All-Star-Band gibt im Friedrichstadtpalast sein erstes von insgesamt 16 Konzerten seinerTournee. Er ist der erste große US-Showstar, der in der DDRauftritt. ·

Premiere der legendären Inszenierung des Stückes >>Der

Drache<< von Jewgeni Schwarz mit Eberhard Esche und RolfLudwig am Deutschen Theater.

Erstaufführung von Peter Weiss >>Marat Sade<< am Volkstheater Rostock.

Der Dietz Verlag veröffentlicht den ersten Band einer vierzigbändigen Lenin-Ausgabe.

Page 125: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 125/136

Zeittafel 965

Sowjetischen Wissenschaftlern ist es gelungen, Tote zum Leben

zu erwecken. Sofort wird Lenin aus dem Mausoleum geholt und

zum Leben erweckt. Kaum erwacht, verfügt Lenin, ihm alle

Akten und Dokumente in sein Arbeitszimmer im Kreml zu brin-

gen und nicht zu stören. Zwei Wochen vergehen, Lenin ist immer

noch in seinem Arbeitszimmer. Schließlich sieht man nach. Lenin

ist verschwunden. Ein Zettel liegt auf seinem Platz: »Genossen,bin in der Schweiz, wir müssen noch einmal von vorn anfangen «

8. April

16. Mai

28. Mai

8. 13. Juni

18. Juni

18.-20. Juni

Erste Beatles-Langspielplatte bei AMIGA.

Zwei Weltrekorde für Christoph Höhne im Gehen über

die Distanz von 30 Meilen und über 50 km.

Der FDGB Feriendienst meldet den 15millionsten Urlauber.

Staatsbesuch des jugoslawischen Staatspräsidenten Josip

Broz Tito.

DEFA-Filmpremiere >>Entlassen auf Bewährung<<, Regie

Richard Groschopp.

Im Bezirk Frankfurt/Oder finden die 7. Arbeiterfestspiele

statt.

19. Juni 4. Juli Erste Kreis-Kinder- und Jugendspartakiaden in den Som

mersportarten in allen Kreisen der DDR.

24. Juni Aus Gesundheitsgründen tritt Außenminister Lothar Bolz

NPD) zurück; sein Nachfolger wird Otto Winzer.

14. Juli

16. Juli

17. Juli

20. Juli

4. August

5. August

11. August

27. August

4. September

10. September

25. September

25. September

Abkommen mit Moskau über den Bau von Atomkraft-

werken in der DDR.

DEFA-Märchenfilmpremiere >>König Drosselbart<< mit

Manfred Krug.

In Neubrandenburg wird das >>Haus der Kultur und Bildung<<

eröffnet.

Jürgen May läuft in Erfurt über 1000 mWeltrekord.

Baubeginn des Fernsehturms in Berlin.

Weltrekord von Siegfried Herrmann über 3000 m in Erfurt.

Carl Zeiss Jena stellt für Sternwarten in der CSSR und derUdSSR neue Spiegelteleskope her.

DEFA-Filmpremiere >>Lots Weib von Egon Günther.

Elisabeth Eichholz gewinnt im Straßenradsport bei San

Sebastian Spanien) den Weltmeistertitel im Straßenfahren.

>>Solange Leben in mir ist ein Film von Günter Reisch

über Karl Liebknecht kommt in die Kinos.

Die Messestadt Leipzig begeht ihr 800jähriges Jubiläum.

Der gebürtige Leipziger Walter Ulbricht nimmt an den

Feierlichkeiten teil.In Berlin wird das >>Haus des Lehrers am Alexanderplatz

übergeben.

2

Frage an den Sen-

der Jerewan: »Darf

man über Genossen

Kossygin Witze er-

zählen?«

Antwort: »Im Prin-

zip ja. Sicherheits-

halber sagen Sieaber statt Kossygin

besser Johnson,

Mao oder Tito «

Manfred rug

Was ist, wenn der

Fernsehturm ltm -

fällt?

Dann kann man mit

dem Fahrstuhl in

den Westen fahren.

Warum ist Leipzig

die frömmste Stadt?

Zweimal im Jahr ist

Messe, ansonstenFasten.

Page 126: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 126/136

  22

Peter acks

Der eine Genossezum andern: }>Zum

Jahrestag der Okto-

berrevolution wirdeine neue Illustrierte Geschichte

.i- : •„ .

KPdSU erschein:e n.

- »Illustriert

sogar?« - »Ja mit

Radierungen von

Breshnew.«

Chef zur Sekretärin:»Tut mir leid, im Be-

richt muß überallich durch wir er:

setzt werden.« DieSekretärin zuck:t·zu„

~ · ; . .

sammen: »Wieso .>denn das?« - »Weil

der Betrieb den

Plan nun doch nicht

erfüllt.«•

5. Oktober

8. Oktober

Zeittafel 965

Premiere von Hacks >>Moritz Tassow<<, im Dezember beimSED-Plenum, als >>Pornographie von europäischem Rang<<

bezeichnet.

Das IOC beschließt auf Antrag des NOK der DDR, künftig

eine eigene Olympiamannschaft der DDR unter gemeinsamer Fahne zuzulassen und erkennt das Nationale Olympi

sche Komitee (NOK) der DDR an.11. Oktober ZK-Beschluß >>Zu einigen Fragen der Jugendarbeit und dem

Auftreten von Rowdygruppen<<. Die offizielle Förderung desBeat wird zurückgenommen.

16.-22. Oktober Manöver >>Oktobersturm<< der Warschauer Vertragsstaatenin Thüringen.

20. Oktober Galerie Neue Meister in Dresden eröffnet.

25. Oktober Die Sendereihe >>Der Staatsanwalt hat das Wort<< startet -

sie wird bis zum 23. Juli 1991 ausgestrahlt.

31. Oktober >>Beatdemonstration<< in Leipzig: Hunderte Jugendliche protestieren gegen das Verbot von nahezu sämtlichen Beatgruppen in der Region, es kommt zu Festnahmen .

12. November DEFA-Filmpremiere >>Ohne Paß in fremden Betten<<, Drehbuch Jurek Becker.

15. November Das Zentrale Institut für Arzneimittelwesen läßt die Anti

Baby-Pille >>Ovosiston<< von Jenapharm zu.

27.-29. November Erster Besuch Breshnews nach Chruschtschows Absetzungin der DDR.

30. November Die Diana Show Band (Mitbegründer Achim Mentzel) erhältAuftrittsverbot.

Breshnew ist in China auf Staatsbesuch. Nach erfolgreichemAbschluß der Verhandlungen bittet der chinesische Außenmini

ster um Wirtschaftshilfe. Breshnew stimmt zu und fragt, was ge

braucht wird. - »Als erstes«, meint der Chinese, »brauchen wir

10 Traktoren « - Breshnew überlegt kurz und stimmt zu. - »Als

zweites benötigen w r 500 Fahrräder.« - Breshnew überlegt wie-

der und stimmt schließlich zu. - »Als drittes«, sagt der Chinese,

»benötigenw r

1000 Tonnen Reis.« - Breshnew überlegt: »Reis?Tut mir leid, Reis geht nicht. Soweit ich weiß, wird in der DDR

kein Reis angebaut.«

3. Dezember Der Vorsitzende der Staatlichen Plankommission der DDRErich Apel erschießt sich in seinem Dienstzimmer. Er siehtdie Politik des >>Neuen ökonomischen Systems der Planungund Leitung<< (NÖSPL) durch ein langfristiges Handelsabkommen mit Moskau gefährdet. Nachfolger wird GerhardSchürer.

4. Dezember Fernsehpremiere des Fünfteilers >>Dr Schlüter<< mit OttoMellies und Larissa Lushina.

Page 127: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 127/136

Zeittafel 965

4. Dezember Die Rekonstruktion des kriegsbeschädigten Leipziger Haupt

bahnhofs ist abgeschlossen.

9. Dezember Ministerratsbeschluß über die Schul- und Kinderspeisung.

13. 18. Dezember Auf dem 11. Plenum des ZK sagt Walter Ulbricht: >>Ich bin

der Meinung, Genossen, mit der Monotonie des Yeah-yeah

yeah sollte man Schluß machen.<< Erich Honecker propagiert

eine >>Saubere Leinwand<< Verbot von 12 Filmen. Die zwei

te Etappe des Neuen ökonomischen Systems wird beschlos

sen.

Walter Ulbricht hält in einem Kindergarten die Eröffnungsrede.

»Liebe Kinder Euer Kindergarten wird heute eröffnet. Ihr habt so

schöne Spielsachen Teddys Autos Puppen und und «

»Bälle Bälle« flüstert sein persönlicher Referent.

» wau wau wau. «

18.Dezember Bildung des Staatssekretariats für gesamtdeutsche Fragenunter Leitung von Joachim Herrmann.

21. Dezember Die Volkskammer verabschiedet das >>Familiengesetzbuch

der DDR<< das unter anderem eheliche und uneheliche Kin

der rechtlich gleichstellt und bei Scheidungen das Schuld

prinzip abschafft.

21. Dezember Gründung des FC Magdeburg als erster selbständiger Fuß

ballclub der DDR.

22. Dezember Beschluß des Ministerrates der DDR über die Auflösung des

Volkswirtschaftsrates und die Einrichtung von neun neuen

Industrieministerien. Einführung der Fünf-Tage-Woche in

jeder zweiten Woche und Verkürzung der wöchentlichen

Arbeitszeit auf 45 Stunden wird beschlossen.

1965 verlassen 29552 DDR-Bürger das Land.

Sportler des Jahres:

Hannelore Suppe

(Leichtathletik)

Jürgen May

(Leichtathletik)

Fußball-Nationalelf

Torschützenkönig der

Oberliga:

Bernd Bauchspieß von

der BSG Chemie Leipzi.g

mit 14 Treffern

Fernsehlieblinge:

Annemarie Brodhagen,

Otto Mellies, Karl

Eduard von Schnitzler,

Gerhard Scheumann,Kollektiv Meister Nadel

öhr, Prof. Dr. Wolfgang

Ullrich, Heinz Florian

Oertel

neue Bücher:

Werner Bräunig

>>Rumme p atz<<

Hermann Kant

>>Die Aula<<

Joachim Knappe

>>Mein namenloses

Land<<

Anna Seghers

>>Die Kraft der

Schwachen<<

Horst Beseler

Käuzchenkuhle<<

C. U. Wiesner

>>Frisör Kleinekorte<<

23

Oberliga Plazierung

1973

1. ASK Vorwärts Berlin

2. SC Motor Jena

3. BSG Chemie Leipzig

4. SC Leipzig

5. SC Empor Rostock

6. BSG Lokomotive

Stendal

7. SC Aufbau Magde-

burg

8. BSG Motor Zwickau

9. BSG Wismut Aue

10. SG Dynamo Dresden

11. SC Karl-Marx-Stadt

12. SC Dynamo Berlin

13. SC Neubrandenburg

14. BSG Motor Steinach

große Hits:

>>Party-Twist<<

Frank Schöbe

>>Bis zur Hochzeit ist

alles wieder gut<<

Karin Prohaska

>>Das ist der Bikini

Shake<<

Andreas Holm

>>Morgenstunde hat

Gold im Munde<<

Ruth Brandin

>>Pech für mich<<

Ingo Graf

Hully Gully am Strand<<

Rosemarie Ambe

Page 128: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 128/136

124

Kt aus Gysi

Von der UNO wirdder Weltuntergang

für den 30.5. verkündet. Was veranlassendie einzelnen Staaten? - In den USA ·

. .

werden die Banken·

beauftragt, sämtlicheDollareinlagen an dieBürger zu verteilen.- In Frankreich wird

Rotwein kostenlos

ausgeschenkt. DieDDR organisiert3000 Maler für dieAnfertigung überdimensionaler Lesun„

gen: Mit erfüllten .

Plänen dem Welt- .untergang entgegen„

Anfrage an den Sen

derJ rewan: »Kann

ein Analphabet Mit

glied der Akademieder Künste werden?«Antwort: »Im Prinzip

ja, aber kein korrespondierendes.«

966

12. Januar

13. Januar

25. Januar

Zeittafel 1966

Kulturminister Hans Bentzien wird wegen >>schwerer Feh

ler<<von Klaus Gysi abgelöst.

Bildung eines Rates für gesamtdeutsche Fragen Staats

sekretär Joachim Herrmann erklärt die Bereitschaft zu

Verhandlungen mit der Bundesrepublik auf der Grundlage

völliger Gleichberechtigung.

Die >>Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kennt

nisse - gegründet 1954 - gibt sich den Namen URANIA.

Ist der Sozialismus von Wissenschaftlern oder von Politikern er

funden worden?Natürlich von Politikern. Die Wissenschaftler hätten erst einenTierversuch gemacht

3. Feburar

9. Februar

15. Februar

Mit >>Luna 9<< gelingt der UdSSR die erste weiche Landung

einer Sonde auf dem Mond.

Der erste große Dokumentarfilm von Heynowski/Scheu

mann hat Fernsehpremiere: >>Der lachende Mann -

Bekenntnisse eines Mörders<< des >>Kongo-Müllers<.

Mit der Gründung des >>Oktoberklubs<< - zunächst Hoote

nanny-Klub - wird die FDJ-Singebewegung ins Leben

gerufen.

17. Februar Der erste DEFA-lndianerfilm>>Die

Söhne der großen Bärin< hat Premiere.

22.-27. Februar In Oberhof findet die erste Zentrale Kinder- und Jugend

spartakiade in den Wintersportarten statt.

25. Februar DEFA-Kinderfilmpremiere >>Alfons Zitterbacke<< nach dem

beliebten Buch von Gerhard Holtz-Baumert.

28. Februar Die DDR beantragt die Aufnahme in die UNO die West

mächte im Sicherheitsrat legen ihr Veto ein.

29. März - 8. April Eine Delegation unter Leitung von Walter Ulbricht nimmt

am XXIII. Parteitag der KPdSU in Moskau teil.

Anfrage an den Sender Jerewan: »Kann ein sozialistischer Leiterleiten?«

.

Antwort: »Im Prinzip ja, aber haben Sie schon mal einen Zitronen-falter Zitronen falten sehllr < . ,

1. April

1. April

7. April

Das Familiengesetzbuch tritt in Kraft und für alle Werk

tätigen gilt die 45-Stunden-Woche.

Robert Havemann wird aus der Akademie der Wissen

schaften ausgeschlossen.

Der Ministerrat beschließt für 1967 die Zahlung von Jahres

endprämien.

Page 129: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 129/136

Zeittafel 966

8. April

9. April

16. April

29. April

3. Mai

8. Mai

9. Mai

20. Mai

26. Mai

28. Mai

DEFA-Filmpremiere >>Reise ins Ehebett<< mit Frank Schöbe .

Der erste arbeitsfreie Sonnabend.

Die Frauen des SC Leipzig gewinnen den Handball-Europa

pokal der Landesmeister im Spiel gegen HG Kopenhagen.

Der erste Wohnblock des Neubaugebiets Rostock-Lütten

klein wird übergeben.Im Stendaler Milchwerk beginnt die Produktion von

Mi 1a an<< Säug ngsfertignah rung.

Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages zwischen

Sportleitungen der UdSSR und DDR durch Manfred Ewald

und Juri Maschin.

Das erste mit sowjetischer Hilfe errichtete Atomkraftwerk

geht in Rheinsberg ans Netz.

Heiner Carow dreht nach einem Buch von Benno Pludra

den Kinderfilm >>Die Reise nach Sundevit<<.SPD und die SED vereinbaren ein Kommunique über den so

genannten Redneraustausch zwischen beiden Parteien, der

nicht zustandekommt.

Neu im Fernsehen: Ratgeberreihe Das Verkehrsmagazin<<.

Womit kann man die Beschleunigung eines Trabants messen?it einem Kalender.

15. Juni

17.-19. Juni

19.-25. Juni

23.-24. Juni

DEFA-Filmpremiere >>Spur der Steine<< mit Manfred Krug

und Eberhard Esche. Nach einigen Vorführungen wird der

Film wegen >>Herabwürdigung der Partei<< verboten.

An den 8. Arbeiterfestspielen im Bezirk Postdam nehmen

4900 Volks- und 1100 Berufskünstler teil.

Astrid Schmidt und Horst Bräutigam gewinnen den Welt

meistertitel im Asphaltkegeln in Bukarest.

Konferenz über Rationalisierung und Standardisierung in

Leipzig.

Bei einer internationalen Konferenz unterhalten sich drei Inge-nieure über den Tunnelbau in ihren Ländern. ,,

Ein amerikanischer Tunnelbauer berichtet: »Es wird von beidenSeiten des Berges gebohrt. Wrr treffen uns in der Mitte mit einerAbweichung von einem Meter. Diese Ecke sprengen wir weg undbasta. « - Ein  russischer Tunnelbauer berichtet: »Wrr machen das

. . .

genauso aber die Abweichung beträgt nur zehn Zentimeter. Diese

Ecke hacken wir ab und basta. « - Da meldet sich der Tunnelbaueraus der DDR zu Wort: »Wrr machen es auch so und wenn Gottwill ist die .Abweichung gleich nu11.« -- »Und wenn Gott nicht

will?« fragt ein Zuhörer. - »Nun dann haben wir zwei Tuftnel.«

25

Familie Birnbach be

staunt die Neubau

wohnung. Frau Bimbach jubelt entzückt. »Sieh mal

Manne welch schöne Einbauschränke.«Der Mann von derKWV schüttelt tadelnd den Kopf.

»Keine Einbau

schränke. Das sind

die Kinderzimmer. «

berhard sche

Page 130: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 130/136

  26

·Die DDR ist tler. ein- ·

Zige Sta<itt deri Welt .

der den·Mend ·konse- ·.

quent rür friedliche. Zwecke riutzn · ·· »Für welcJie frie<ili-  

clien Zwecie . ,

. »Für äie Straßen- · e l e u c l i t n g . .

'

Volker raun

24. -26. Juni

6. Juli

24.-31. Juli

26. Juli

Zeittafel 966

In Bautzen findet das erste Festival der sorbischen Kulturstatt.

Bukarester Deklaration - Forderung der Warschauer Vertragsstaaten nach der Schaffung eines Klimas der Entspannung und der Beseitigung der Überreste des Kalten Krieges.

Die erste Zentrale Kinder- und Jugendspartakiade findet in

Ost-Berlin statt.In Weimar wird das erste Restaurant der Kette >>Gastmahldes Meeres<< eröffnet. Es folgen Berlin, 1967 dann Leipzig,Rostock, Magdeburg, Jena, Erfurt.

24. Juli - 6. August Als erster Fallschirmspringer der Welt landet GünterGerhardt drei >>Null<<-Sprünge und siegt im kombiniertenEinzelspringen bei der Weltmeisterschaft in Leipzig.

1. August Das ZK der KP Chinas ruft die >>Große Proletarische Kultur-revolution aus.

llibricht und Mao Tse-tung unterhalten sich. »Wie viele Feinde haben

Sie in der Volksrepublik China?« fragt Ulbricht .- »Es werden so etwa' .

siebzehn Millionen sein.« - »Ja das ist ungefähr so wie bei uns.«

10. August

14. August

Die Montage des ersten Wohnblocks in Jena-Lobeda beginnt.

Europarekord im Stabhochsprung durch Wolfgang Nord-•

w1g.

25. August In Beeskow wird ein modernes Spanplattenwerk in Betrieb

genommen.

27.-28. August Bei der Ruder-EM der Frauen in Amsterdam gewinnt dieDDR-Auswahl im Doppelvierer, Doppelzweier und Achter.

1. Oktober Volker Brauns umstrittenes Stück >>Kipper Paul Bauch wirdin der Zeitschrift FORUM veröffentlicht.

15. Oktober Die Mannschaft der DDR verläßt vorzeitig die vorolympischen Spiele in Mexico, da ihr vom Internationalen Olympischen Komitee untersagt wurde, unter der Bezeichnung>>DDR anzutreten und stattdessen die Bezeichnung >>Ost-

deutschland<< empfohlen wurde.19. Oktober Peter Weiss' >>Die Ermittlung<< erlebt eine Ring-Urauffüh

rung an 16 ost- sowie 5 westdeutschen Bühnen.

12. November Erste Sendung von >>Klack 8 achtern Strom<<.

14. November Der VEB Strickmaschinenbau Karl-Marx-Stadt ruft zumWettbewerb unter der Losung: >>Rationeller produzieren -

für dich, für deinen Betrieb, für unseren sozialistischen Friedensstaat - dem VII. Parteitag entgegen <<

Page 131: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 131/136

Zeittafel 966

15. November In Eisenach beginnt die Produktion des Wartburgs Typ 353(bis 1989 verlassen 1225 429 Autos das Werk).

4. Dezember Mit Mozarts >Don Giovanni   wird die Komische Oper Ber-lin wiedereröffnet. Regie: Walter Felsenstein.

Maria Callas tritt in der Staatsoper auf. Walter Ulbricht ist begei-

stert schüttelt ihr die Hand und sagt: »Sie haben sich um unserLand verdient gemacht. Gibt es einen Wunsch, den ich Ihnen erfül-

len kann Madame?« - »Ja, Herr Ulbricht«  antwortet die Callas.

»Reißen Sie die Mauer nieder « - Da droht Ulbricht schelmisch mitdem Zeigefinger und sagt: »Na, na na Madame ... Sie wollenwohl mit mir allein sein.«

10./11. Dezember Der >> Verband der Theaterschaffenden der DDR   wird gegründet. Präsident ist der Intendant des Deutschen Theaters,Wolfgang Heinz.

14. Dezember Der neue Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Herbert Wehner, erklärt, daß eine diplomatische Anerkennungder DDR erst nach deren >>demokratischer Legitimation<<möglich sei.

15.-17. Dezember Auf der 14. Tagung des Zentralkomitees der SED wird überden Vorschlag eines Minimalprogramms >>zur Normalisierung der Beziehungen DDR-BRD   beraten.

Ochse, Pferd und Huhn stehen an der Mauer und überlegen1 ob

sie abhauen. »Ich bleibe«, sagt das Huhn, »hier sind die Eier billi-

ger.« - Das Pferd meint: »Ich bleibe. Hier geht es dauernd bergabund das ist für mich leichter.« - »Ja, meint ihr denn ich gehe?«

sagt der Ochse. »Hau ich ab, bleibe ich ein Ochse, hier kann ich

Diplomingenieur werden.«

1966 verlassen 24131 DDR-Bürger das Land.

Sportler des Jahres:

Gabriele Seyfert(Eiskunstlauf)

Frank Wiegand(Schwimmen)

Fußball -Nationalmannschaft

Torschützenkönig der

Oberliga:

Henning Frenzel vom

1. FC Lokomotive Leipzig mit 22 Treffern

Fernsehlieblinge:

Otto Mellies, Hans-PeterMinetti Hans Jacobus,das Sandmännchen,Heinz Florian Oertel,Hans-Georg Ponesky,Karl-Eduard vonSchnitzler, AnnemarieBrodhagen, Klaus Feldmann, Prof. Dr. HeinrichDathe

neue Bücher:

Johannes Bobrowski>>Litauische Claviere<<

Franz Fühmann>> König Ödipus  

Günter Kunert>>Unschuld der Natur<<

Uwe Greßmann>>Der Vogel Frühling<<

Erich Loest (unter demPseudonym Waldemar

Naß)>Ich war Dr. Ley<<

27

Oberliga-Plazierung

1966

1. FC Vorwärts Berlin2. FC Carl Zeiss Jena

3. 1 FC LokomotiveLeipzig

4. FC Hansa Rostock5. SG Dynamo Dresden6. BSG Wismut Aue7. FC Karl-Marx-Stadt8. BSG Chemie Leipzig9. FC Dynamo Berlin10. BSG Motor Zwickau11. FC Chemie Halle12. BSG Lokomotive

Stendal13. FC Rot-Weiß Erfurt14. 1 FC Magdeburg

große Hits:

>>Bin schon vergeben  

Andreas Holm

>>Sag ihm, du bist meinMädchen  

Christian Schafrik

>>Baby du bist ok.<<

Frank Schöbe

>>Das schönste Mädchender Welt<<Günter Geißler

Es gibt keine andere,my Darling<<Roland Neudert

>>Kleine Stadt<<

Page 132: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 132/136

  28 Rechtliches

Nachweise

Die Karikaturen stammen von

Heinz Behling: 14 19 20 30 unten 47 65 66 Mitte 79 81 86Manfred Bofinger: 8

Gerhard Bläser: 45

Peter Dittrich: 66 oben 70 105 unten

Barbara Henniger: 113

Harald Kretzschmar: 15 35 120 121 122 124 125 126

Lothar Otto: 58 62

Harri Parschau: 10 16 24 30 42 55 oben 63 68 72 77 unten; 9398 104 105 oben 110 111 115 116 117

Louis Rauwolf: 6 21 31 49 55 unten 91 119

Rudi Riebe: 97Thomas Schleusing: 28 107

Horst Schrade: 17 18 60 61 66 unten 90 94 95 96 103

KarlSchrader: 13 32 33 34 SO 57 74 78 108

Carl Sturtzkopf: 76

Georg Wilke: 84

Fotos:

Klaus Winkler: 5 37 39 95ullstein bild: 11; ullstein bild-Herbig: 12

Für die freundliche Genehmigung zum Abdruck danken wir den Au-

toren Zeichnern und Erben. Nicht in allen Fällen ist es uns gelungenRechteinhaber und Rechtsnachfolger zu ermitteln. Berechtigte Hono-

raransprüche bleiben gewahrt

Impressum

Besuchen Sie uns im Internet:www sammelwerke de

Genehmigte Lizenzausgabe für Sammler-Editionenin der Verlagsgruppe Weltbild

Steinerne Furt D-86167 Augsburg

Copyright © 2008 by Eulenspiegel · Das Neue Berlin Verlags-gesellschaft mbH Co. KG Berlin

Umschlaggestaltung: Peperoni Werbeagentur GmbH Berlin

Umschlagmotiv: Picture Alliance Frankfurt

Druck und Bindung:Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH Zwenkau

Printed in the EU

Page 133: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 133/136

 

Page 134: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 134/136

 

Page 135: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 135/136

Page 136: Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1965 - 1966

http://slidepdf.com/reader/full/sternstunden-des-ddr-humors-1965-1966 136/136

• • •• ••

• - •

ü erholen ohne einzuholen. .