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Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. GZ 02Z033225 M, September/Oktober 2015 HEW &IWXI JV LIPPI /~TJI EFIV SJX ERKIJIMRHIX 2 Euro Hypo-Pleite: GRAWE steckt tief drinnen www.klippmagazin.at Heimat, bist du großer Söhne und Töchter Ralph Hasenhüttl Clemens Setz Olga Neuwirth Fußballtrainer Komponistin Schriftsteller Lena Hoschek Modedesignerin Foto: Hans Hochstöger/FOCUS Foto: www.dariadaria.com Foto: Stefan Bösl Foto: Sebastian Hoppe

Steiermarkmagazin KLIPP September/Oktober 2015

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Klipp Ausgabe September/Oktober 2015

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www.klippmagazin.at

Heimat, bist du

großer Söhne

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Clemens Setz

Olga Neuwirth

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Lena HoschekModedesignerin

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Seite 16

Seite 14 Horst Schachner: „Vorgehen

von Voves ist unverzeihlich“

Seite 10 500.000 Klicks Gewaltiges Echo auf Flüchtlingsbericht

Seite 36Wohnmobil „Monaco Dynasty“: Luxus im Urlaub

Seite 32Erzbischof Lackner: „Manchmal denke ich, ich bin in einem Film“

Seite 34„Jede Frau ist gerne sexy“Poledance: Klipp hat’s getestet

Seite 35Gesund durch den Winter Sich gegen die Grippe wappnen

Seite 29EcoCan: Tolle Erfindung

Seite 38Saludos de TenerifeGrüße von der Sonneninsel

SPOTS04 Erzbischof Lackner segnete Neuer Garten im Franziskanerkloster

06 „Sauer“ machte ihn erfolgreich Alois Gölles aus Riegersburg

10 Gewaltiges Echo auf Flüchtlingsbericht

500.000 Klicks auf Facebook 12 Fünf Steirer auf Hypo-Bühne

16 Heimat, bist du großer Söhne und Töchter

Clemens J. Setz, Olga Neuwirth, Ralph Hasenhüttl, Lena Hoschek

ab Seite 20: Steirischer Herbst, Fast Forward Award, Planai

29 EcoCan: Tolle Erfindung

30 Milchbauern-Dilemma „… wage es ja nicht, zu laut zu sein …“

31 Selbstmorde, die zweifeln lassen Karl Kröll auf der Suche nach der

Wahrheit

32 „Manchmal denke ich, ich bin in einem Film“

Salzburgs Erzbischof Franz Lackner

34 „Jede Frau ist gerne sexy“ Beim Poledance kann sie diese Seite sportlich ausleben

35 Gesund durch den Winter Sich gegen die Grippe wappnen

36 Wohnmobil „Monaco Dynasty“: Luxus im Urlaub Barbara und Hans Hagen

26 Lilly

37 Klipp Auto-Test: Hyundai Tucson 41 Urlaubstipps 42 Bücher/Film

STANDARDS

AUTO & MOTOR

GESUNDHEIT

WERTSCHÖPFER

POLITIK

COVERSTORY

CHRONIK

HINTERGRUND

Seite 12 Fünf Steirer auf der Hypo-BühneGrawe mitverantwortlich für Milliardenpleite, für die alle Österreicher blechen müssen

Inhalt

September/Oktober 2015

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Unsere Flüchtlingshilfe ist derzeit sehr stark auf Emotionen – Nächs-tenliebe und Helfen – aufgebaut. Alles konzentriert sich auf die Unter-bringung, Verpflegung, Kleidung, medizinische Versorgung. Dies geschieht zum Großteil durch den bewundernswerten Einsatz von Freiwilligen. Es sind diese Grundbedürfnisse, die uns Milliarden kosten. Sind diese erfüllt, dann müssen die nächsten Aufgaben bewältigt werden. Schuli-sche und berufliche Ausbildung, das Schaffen neuer Arbeitsplätze, der Aufbau einer neuen „Staatskul-tur“, die das friedliche Zusammenleben der sehr unterschiedlichen Völker, Religionen und Kulturen ermöglicht. Wie wer-den sich die Flüchtlinge verhalten, wenn sie merken, dass bei uns doch nicht alles so ist, wie sie es sich erträumt haben? Wer wird dann da sein und die Probleme lösen?

Denn wir haben selbst noch ganz wichtige offene – eigene – Baustellen abzuarbeiten, fertig zu stellen. Das sind der Abbau der Bürokratie, die

Reduzierung der Arbeitslosen, die Senkung der Staatsschulden, die Erneuerung unseres Schulsystems, die Sicherstellung der medizinischen Versorgung, die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit, der Ausbau der Kinder- und Jugendbetreuung, die Gewährleistung der Pensionszah-lungen, der Ausbau bzw. die Erneue-rung der Infrastruktur – wie Schulen, Krankenhäuser, Straßen, Bahn, Internet, Wohnhäuser, Stromleitun-gen und Kraftwerke, Bundesheer und Polizei, neue Mobilität mit dem

öffentlichen Verkehr, Altersver-sorgung usw.Wie unschwer zu erkennen ist,

werden die finanziellen, sozialen, kulturellen Lasten größer und die Probleme sind schon jetzt erkennbar. Die Bewältigung dieser neuen vielfältigen und umfangreichen Aufgaben erfordert aber bereits HEUTE eine Veränderung in der politischen Arbeit, nicht zuletzt den Aufbau einer neuen Streitkultur. Weil die Informationen über die geplan-ten Maßnahmen bei der Flüchtlings-betreuung

durch die österreichischen Politiker dürftig sind, zu allgemein, gibt’s großen Unmut. Denn die Menschen wollen wissen, was gemacht wird, und nicht in Angst vor dem Unbe-kannten leben. Die Österreicher wissen, dass sie die Veränderungen durch die Völkerwanderung – sie kann auch Positives bewirken – mit-tragen müssen. Aber sie wollen wissen, woran sie sind. Schwierige Situationen sind dann beherrschbar, wenn alle Betroffenen eingebunden sind und daran gemeinsam aktiv gearbeitet wird.

Es wäre schade und auch sehr gefährlich, wenn aus dieser großen humanitären Begeisterung mit Hilfe und Nächstenliebe für alle in Öster-reich lebenden Menschen Leid entstehen würde. Und am schlimms-ten wäre es, wenn aufgrund des entstandenen Leids die Nächsten-liebe in Ablehnung oder gar Hass umschlägt.

September/Oktober 2015

Nächster Erscheinungs termin: November 2015

Medieninhaber und Herausgeber: Klipp Zeitschriften GmbH & Co KG, 8020 Graz,

Friedhofgasse 20, Tel. 0316/42 60 80-0, Fax-Dw. 122 [email protected]

Officemanagement: Isabella Hasewend Redaktion und Autoren: Jürgen Lehner, Isabella Hasewend, Ali Rosker, Reinhard Schuch, Michaela Vretscher, Karin Klug,

Sandra Tosch, Marguerita Fuller, Elisabeth Hewson. Produktionsleitung: Isabella

Hasewend Produktion: Christian Wallner, Michael Wurz Lektorat: Mag. Dr. Günter Murgg Druck: Dorrong, Graz Abonnen-tenpreise: Jahresabo: 20 Euro Zweijah-

resabo: 35 Euro Vertrieb: Hurtig & Flink Erscheinungsort: Graz, Verlagspostamt:

8020 Graz,

IMPRESSUM

& KLARMit Nächstenliebe Leid erzeugen – wollen wir das?

Sie spalten Österreich

Das sind die letzten offiziellen Zahlen des Innenmi-nisteriums der Asylanträge von Jänner bis Juli:

Syrer: 10.007, Afghanen: 8490, Irak: 5.078, Kosovo: 2.344. Es halten sich aber zigtausende „Flüchtlinge“ in Österreich auf, die sich nirgends registrieren haben las-sen, weil sie auf der „Durchreise“ sind.

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Marie-Sophie: Ständchen für den Papa

Halfen mit: Josel, Zenz, Witamwas, Schaller

Auch Ehepaar Schullin hörte „andächtig“ zu

Junge Patres bei der „Verpflegung“

Toni Maier und der Evergreen „Yesterday“

Alt-LH Josef Krainer mit Max Braunstein Bruno Wakonig, Ali Pongratz (2. und 3. v.l.)

Ehepaar Poppmeier und Alt-Bischof Kapellari

Ein Geschenk für Initiator Pater Matthias

Selbst die kleinen Gäste hörten geduldig zu

Ladys first: Bettina Vollath u. Johann Seitinger

Eine grüne Oase inmitten der Altstadt

Rudi Roth, Franz Lackner, Egon Kapellari und Josef Höller.

Roths Bruder Hans („Menschen für Mariazell“) als Förderer auftritt. Fran-ziskaner-Pater Matthias Maier – er wird Graz in Richtung Köln und Brüs-sel verlassen –, in Graz Initiator für die Erneuerungen des ehrwürdigen Klos-ters, und auch Franz Lackner, Franzis-kaner und früher selbst im Kloster in Graz gewesen, dankten allen Helfern und besonders Rudi Roth. Er hatte an diesem Tag doppelten Grund zur Freude, weil seine fünfjährige Tochter Marie-Sophie mit ihrem Ständchen „Happy Birthday“ den Papa – auch die Hundertschaft an Gästen – sicht-lich rührte und so die dunklen Wolken der GAK-Vergangenheit für einige Stunden wegschob.

Rudi Roth, als Tormann in jungen Jahren Fußballprofi, war bekanntlich fünf Jahre Klubpräsident des GAK. Seine große Leidenschaft ist der Fuß-ball, der ihm nun Leiden schafft. Seit fast zehn Jahren wird gegen ihn und Exvorstandskollegen von der Staats-anwaltschaft ermittelt. Eine Vorge-hensweise der heimischen Justiz – weit weg von jeder Normalität. Auf dem Gedenkstein im Franziskaner-garten: „Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.“

„Ein wahres Paradies“, schwär-men wir Menschen, wenn wir einen schönen Garten bestaunen und uns dort erholen können. Stille Kloster-gärten sind da dem Himmel noch ein Stück näher, auch der neu gestal-tete „Garten Eden“ des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Franzis-kanerklosters in der Grazer Altstadt. „Schon ein besonderer Platz, auch für mich“, begründet Rudi Roth – unga-rischer Honorarkonsul und bekannt-lich im Ölgeschäft erfolgreich – seine Unterstützung für die Neugestaltung des historischen Klostergartens. Er ist umgeben von hohen Mauern und so gesehen eine grüne Oase in der Alt-stadt. Erst kürzlich hat ihn Erzbischof Franz Lackner gesegnet.

Nach ihrem Gründer Franziskus von Assisi sind die Franziskaner ein Bettelorden. Ihr Leben ist karg. Da-her war die Sanierung der 800 Jahre alten Kirche und des Klosters nur mit Unterstützung von Bund, Land, Stadt und privaten Gönnern möglich, die es zum Glück noch gibt. Einer davon ist Rudi Roth. Sein Glauben an den lie-ben Gott kommt aus dem Elternhaus in Gnas in der Oststeiermark. Seit Ju-gendtagen pilgert die Familie einmal im Jahr nach Mariazell, wo auch Rudi

Erzbischof Lackner segnete, Rudi Roth half Neuer, paradiesischer Garten im Franziskaner kloster in Graz

Als Höhepunkt der diesjährigen Icechallenge 2015 (28.–31.10.)

mit über 400 Sportlern aus 40 Natio-nen findet am 31. Oktober um 18:30 Uhr die Icegala statt – unter dem Mot-to „Fantasy“, wo das Publikum in fan-tastische Welten entführt wird. Atem-

beraubende Akrobatik auf dünnen Kufen, elegante Tanznummern und energiegeladene Showacts machen die Icegala zu einem einzigartigen Er-lebnis. Olympiasiegerin Trixi Schuba und Gregor Waltl führen durch die Showprogramme der Sieger der

Icechallenge in der Eishalle Graz-Liebenau. Außer-dem gibt’s eine Fashionshow on Ice vom neuen Grazer Label „Blaublut“. Wir verlosen 5-mal zwei Eintrittskar-ten für die Icegala sowie als Haupt-

preis zwei VIP-Tickets (inkl. Buffet). Mail an:[email protected]: „Icegala 2015“.

GEWINNSPIELEiskunstlauf von seiner schönsten Seite

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Seine Talente als Verkäufer – „ich nenne es besser Absatzmarketing“ – hat Gerhard

Krispl (Agentur „Inspirations“) im Abovertrieb der „Steirerkrone“ und der „Presse“ erfolgreich gezeigt, seine Kreativität mit der von ihm erfundenen Hochzeitsmesse und der „Luxury“ in der Wiener Hofburg. Tausende durften dort jene Dinge bestaunen, die sich nur Reich und Schön leisten können.

Das Normale, Alltägliche ist für Gerhard Krispl zu wenig, er sucht den Kick, das Beson-dere. Ort des Geschehens war der neue Yacht-club von Monte Carlo. Dort zelebrierte Igor Simcic – gebürtiger Slowene, erfolgreicher Kaufmann, begeisterter Segler – das 20-jährige Jubiläum seines Projekts „Esimit“, das Krispl auch betreut.

Es ist einer dieser teuren renntauglichen Hochseesegler. „Simcic – mittlerweile bin ich mit ihm befreundet – hat vor 20 Jahren ganz klein angefangen“, erzählt Krispl. „Heute zählen zu seinen Sponsoren die Luxusmarken Rolex, Adidas, BMW und Gazprom und selbst die EU unter Expräsident Barroso unterstützte ihn.“

So viel Leidenschaft für das Hochseesegeln veranlasste Monacos Fürst Albert, dem „Segelkollegen“ zu gratulieren.

Da lässt es sich schon ordentlich feiern und entspannen – der Yachthafen von Monte Carlo

Fürst Albert gratuliert

Gerhard Krispl, Igor Simcic

Ein Oldtimer, der zum Fürstentum Monaco passt: ein Cadillac Coupé

Die „Esimit“ im ruhigen Wasser im Hafen von Monte Carlo

Normal ist für ihn nicht normal

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Liebe Leserinnen und Leser!

Sensationelle Erkenntnis:Rauchen fördert die GesundheitRevolutionäre Erkenntnisse über das Rauchen brachte eine Langzeit-

studie der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. In der

sogenannten „Smoki Toki“-Studie wurden an 40.000 Probanden Tests

vorgenommen; dabei zeigten sich bislang unbekannte Vorteile des Rau-

chens.

In einem telefonischen Interview mit dem „Klipp Magazin“ sagte der

Leiter der Studie, Professor Thomas Tobacco: „Rauchen unterstützt die

Abwehrkräfte, indem Keime und Viren getötet oder sogar Krebszellen in

den Organen zerstört werden. Durch die Rauchwolke, in der Raucher sich

meist befinden, wird auch der Sehsinn geschärft, weil die Augen sich

anpassen müssen. Weiters werden in der Rauchwolke die schädlichen

UV-Strahlen der Sonne gefiltert, was der Haut zugutekommt. Und nicht

zuletzt fördert der oft negativ dargestellte Raucherhusten in Wahrheit

das Aushusten krankheitserregender Stoffe.“

Die wahren Probleme für die Gesundheit laut Tobacco: Fast Food aller

Art, süße Limos, Autoabgase und die geistige Umweltverschmutzung durch

gewisse Medien und Politiker. Gegen diese Übeltäter kann Rauchen eine

appetitmildernde, desinfizierende und die Gedanken klärende Wirkung

ausüben. Dass Nikotin den Geist belebe und die Konzentration fördere,

darüber gäbe es schließlich keine Zweifel. Er trete für die Zigarette

davor und danach ein. Bei allem. Und für eine Kultur der Entspannung,

wie man sie bei pfeifenrauchenden Buschmännern und Aborigines

beobachten könne.

Professor Tobacco: „Ich empfehle jedermann 10 bis 15 Zigaretten täglich.

Damit stärkt man den Organismus, die Gefäße werden enger und fester,

womit der gefürchteten Vasodilatation (Gefäßerweiterung, Red.) Einhalt

geboten wird.“ Auch zur Bekämpfung von Stress habe sich das Rauchen

bestens bewährt. Laut Studie sollte man vor Prüfungen, beruflichen Belas-

tungen, vor ersten Dates, vor dem Standesamt oder wenn die Lieblings-Fuß-

ball-Mannschaft verliert in kurzen Intervallen drei bis vier Zigaretten

inhalieren. In den Tests hätten die Probanden sofort dämpfendes Serotonin

produziert und sich entspannt.

Tobacco weiter: „Auf Basis unserer Erkenntnisse plädiere ich für eine

staatliche Unterstüzung des Rauchens. Gesundheitsgefährdete Personen

sollen ein bis zwei Packungen Zigaretten pro Woche auf Krankenschein

erhalten. „Schauen Sie sich Keith Richards an“, sagte der Wissenschaft-

ler, „er hat in seinem Leben genau das Richtige konsumiert: Zigaretten und

Whiskey. Es gibt keine besseren Hausmittel, um für ein langes Leben zäh

wie Leder zu werden.“

Ihr Paul Brand, Reporter außer Rand und Band

Page 6: Steiermarkmagazin KLIPP September/Oktober 2015

SPOTS6

Sein Freund und Nachbar Sepp Zotter in Bergl bei Riegersburg, nur wenige Kilometer entfernt, tut es auf die süße Tour, sprich mit Schokolade. Alois Gölles macht es auf die saure Tour: Seine Gäste können nun selbst-ständig Essige, Edelbrände und die dazugehörigen Gewürze riechen, schmecken, erraten und kosten. Möglich geworden ist das durch den Bau einer neuen, großzügig angeleg-ten Manufaktur. Eröffnet wurde diese im Beisein von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Lan-desrat Christian Buchmann mit einem großen Fest und weit mehr als 1.000 Besuchern.

Der Oststeirer Alois Gölles brachte bereits im Jahr 1984 die Weinkenner, Spitzenköche und Feinspitze in Sachen gutes Essen zum Staunen. „Damals servierte er erstmals einen Balsamessig aus Äpfeln. Zu einer Zeit, als auf man-chen Flaschen Essigkonzentrat noch ein Totenkopf als Gefahrenhinweis angebracht war“, erinnert sich der Pionier. Erst 15 Jahre später bekam Gölles Konkurrenz. Doch da war Alois Gölles bereits der „Herr des Essigs“, aber auch eine der ersten

Adressen für Edelbrände. 20 Mitar-beiter verarbeiten heute jährlich 500 Tonnen Obst zu 100.000 Liter Essig und 30.000 Liter Edelbränden. Die Gölles-Produkte aus dem Vulk-anland haben Kultstatus.

Dort, wo früher ein Saustall war, bietet Gölles seit sechs Jahren den Gästen seines Genusshotels in Riegersburg alles das an, was aus der Region kommt und nachhaltig ist. Dort, wo früher alte Gebäude stan-den, erstrahlt nun die von Architekt Josef Niederl („Wir arbeiten seit 20 Jahren zusammen“) geplante neue Manu faktur in Stang. Die drei Seiten des Hauses sind um einen Innenhof gezogen, der als Ruheoase zum Verweilen einlädt. Getüftelt, überlegt, verworfen wurde in den letzten Jahren vieles. Anlässlich der Eröff-nung zeigt sich Alois Gölles nun entspannt und zufrieden: „Das entspricht auch dem, was wir erzeu-gen. Auch unsere Produkte brauchen Zeit zum Reifen.“ Die großteils natürlichen Materialien passen zur Philosophie des Vordenkers in Sachen Kulinarik. Es gibt viel Eichen-holz, weil ja auch rund 2.000 Essige und Edelbrände in den Lagerräumen

„Sauer“ machte ihn erfolgreich Alois Gölles aus Riegersburg – der Herr des Essigs und der Edelbrände

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Exklusiv Gas geben

Bäume: Symbol auch in der neuen Manufaktur

Drei Generationen Gölles beim Fotoshooting: ein Bild auch für das Familienalbum

McLaren P1 GTR (li.): weltweit nur 35 Stück! Grüner Flitzer: Lamborghini Huracan GT3 von Grasser Racing

in Eichenfässern ruhen. In einem Brunnen werden übermanns hohe Flaschen vom Wasser umspült, und Kupfer ist ein deutlich sichtbares Element bei den Vitrinen, Stiegen und Säulen. „Weil bei uns ja auch in Kupferkesseln gebrannt wird“, so der Architekt und sein Bauherr.

Wo es früher nur ein kleines Bau-ernhaus inmitten von Obstgärten gab, da bestimmt heute eine „Landmark“ die Landschaft. Alois Gölles ist damit vorerst am Ziel. Mittlerweile stehen aber schon seine Söhne vor dem Einstieg in den elterlichen Betrieb.

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Während sich sonst die Veranstalter möglichst viele Zuseher an der Strecke wünschen, wenn die Piloten Gas geben, bleiben sie

bei den Track Days praktisch ausgeschlossen. Bei der Initiative KR-Mo-torsports des Schweizers Roger Kurzen können die Supersportwagen nur auf Einladung mitfahren. Es geht um den privaten Spaß – ohne Rennen –, die sündteuren Autos, wie Ferrari, McLaren oder Lambor-ghini, möglichst schnell um den Kurs zu jagen. Mit dabei am Red Bull Ring war heuer auch das Team Grasser Racing aus Knittelfeld – zum Saison abschluss nach heuer insgesamt sieben Stationen, darunter Mu-gello (Italien), Spa-Francorchamps (Belgien), Brünn (Tschechien) oder der Slovakia-Ring (Slowakei). Der Regen in Spielberg am Red Bull Ring war eine zusätzliche Challenge, nicht in den Leitplanken zu landen.

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Das ist schon ärgerlich. Da gibt es über Wochen keinen Regen und just beim Gösser-Medi-en-Turnier – diesmal war der Austragungsort der Golfclub Gut Freiberg – kam der Regen. Daher hieß es für die Journalis-ten leider schon nach neun Löchern: wieder zurück zum Clubhaus. Aber dennoch gab es für die „halbe Arbeit“ das „ganze Preisgeld“ in Form der traditionellen Biergutscheine. Als Bruttosieger des Tages be-klatscht wurden Michael Schuen

(Club Erzherzog Johann) und Gerald Stangl (Murhof). Das Duo hatte auf den neun Löchern einen richtigen Birdie-Lauf. Die Nettowertung entschieden Gottfried Bichler und Sigurd Aulibauer für sich. Einen beacht-lichen Premierenauftritt lieferte Gastgeber Ronald Zentner, der neue Verkaufsdirektor der Brau Union Österreich AG. Von ihm weiß man, dass er ein Motorrad-freak ist. Er hat sich aber in den letzten Wochen hin und wieder eine Auszeit genommen, um

sich so gut wie möglich auf das Turnier vorzubereiten. Sein Flightpartner Mario Haas coachte ihn mit vielen nützli-chen Tipps, sodass sie in der Nettowertung sogar auf Platz 2 nur einen Schlag hinter den Erstplatzierten landeten. Die Punkteabstände waren denkbar knapp und so haderten manche ein wenig mit dem Wettergott, weil auf den nicht gespielten zweiten neun Löchern sich noch alles ändern hätte können.

September/Oktober 2015

Bier bringt die Medien zusammen

Die Bruttosieger Gerald Stangl (Murhofgruppe) und Michael Schuen (Kleine Zeitung) mit Freiberg-Manager Markus Strobl (li.) und Brau-Union-Verkaufsdirektor Ronald Zentner (re.)

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Der Millionärsclub LankowitzManchester City, Chelsea und

Paris Saint-Germain sorgen im Fußball für Schlagzeilen, weil sie Oligarchen oder arabischen Scheichs gehören. Diese füttern ihre Klubs mit hunderten Millio-nen, damit die Stars sie mit To-ren an die Spitze schießen. Jeder also, wie er kann. Der Weststeirer Hannes Scheer hat vor Jahren im Lotto mehr als 50 Millionen Euro gewonnen – unvorstellbar viel Geld für Otto Normalverbrau-cher. Und dennoch muss er im Vergleich zu den Scheichs bei der Unterstützung seines Klubs Lan-kowitz kleinere Brötchen backen. Dessen Kicker sorgten allerdings

jetzt für die große Sensation, weil sie zur Freude ihres Gönners und Sponsors mit einem Sieg über den FAC im Achtelfinale des öster-reichischen Fußballcups stehen. Hubert Scheer ist ein Fußballfan – schon immer gewesen. Nach seinem Lottogewinn erfüllte er sich einen Traum, mietete einen größeren Flieger, lud Freunde dazu ein und bejubelte seinen Traum-klub Barcelona in Spanien. In seiner „aktiven Zeit“ war Scheer SPÖ-Bürgermeister von Lanko-witz und errichtete die Freizeitin-sel Piberstein. Doch er verschulde-te sich damit. Es folgte ein Crash mit den Genossen, sodass er die

Politik verlassen musste. Da war er ganz unten, die Banken stell-ten die Kredite fällig und wollten, dass Scheer verkauft. Das geschah auch. Der neue Eigentümer erhielt einen Millionen-Nachlass von den Banken. Nur: Sie wussten nicht, dass dahinter wieder Scheer stand, der in aller Stille durch einen Lot-togewinn zum vielfachen Millionär geworden war. Dieser brachte ihn und nun auch seine Lankowitzer wieder nach oben. Und Fußballfan Scheer träumt von mehr, wie auch der Lottogewinn ein Traum war: Er möchte seine Lankowitzer auch einmal in einem Finale erleben.

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SponsorHubert Scheer

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Ein spannender Modeherbst: Es muss nicht immer Paris oder Mailand sein

Wir sind in Ihrer Nähe

VörösmartyGraz, Sackstraße 21

Rund 300 Personen folgten der Einladung des Grazer Traditions­familienunternehmens zur Gala­Be­nefizveranstaltung der Extraklasse. Geboten wurde den Gästen an diesem lauen Herbstabend einiges, haben die Veranstalter doch mit dem Starpia­nisten und ar|:s:|onore­ Initiator Prof. Markus Schirmer und Schauspieler Wolfram Berger zwei ganz besondere Gäste der Kulturszene für die Benefiz­veranstaltung gewinnen können.

In den Festreden unterstrichen die beiden Geschäftsführerinnen Marti­na Pugl und Susanne Posch die Be­deutung der Familie und wiesen den Zusammenhalt im Unternehmen als eines der Erfolgsrezepte für 45 Jah­

re erfolgreiche Firmengeschichte in Graz aus. „An sonnigen wie an trüben Tagen“, so die Aussage der Firmen­leitung, „steht dabei die äußerste Zu­friedenheit der Kunden im Zentrum der Bemühungen. Das soll auch so bleiben“, versprechen die beiden Führungsdamen in der „Männer­domäne Auto“.

Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk unterstrich ebenfalls die Bedeutung der Unternehmerfami­lien für die Wirtschaft. Herk, selbst Karosseriebau­ und Kraftfahrzeug­mechanikermeister, überreichte in diesem Rahmen auch eine Ehrenur­kunde an den rüstigen Firmengrün­der Hans Pugl.

Autohaus H. Pugl feierte mit Kunden und Künstlern

Angelo Urban und Lavazza (Kaffee) – das war in den letzten 20 Jahren ein erfolgreiches Duo in Österreich. Im Dezember 2014 endete die Symbiose in einem veritablen 680.000­Euro­Konkurs. Nicht zuletzt, weil ein Vertriebspart­ner eine 115.000­Euro­Rechnung nicht begleichen wollte oder konnte und die Kaffeeliebhaber verstärkt zu den Tabs greifen. Die Italiener bleiben für uns – egal, was passiert – aber sympathische Gastgeber. Das zeigte der Andrang bei der Re­Opening­Party des umgebauten San Pietro in Graz­St. Peter. Es war vom Konkurs nicht direkt betroffen.

Natürlich serviert das San Pietro weiterhin italienische Klassiker; Hauben küche war aber gestern. Nun bäckt Angelo Urban kleinere Brötchen – genauer gesagt die Focacce. „Focaccia (Fokatschia gesprochen) oder Schiacciata ist ein Fladenbrot aus Hefeteig, das vor,

Wissen Sie, was eine Focaccia ist?

während und nach dem Backen mit Olivenöl, Salz und eventuell Kräu­tern und weiteren Zutaten belegt wird“, erklärte Angelo Urban seinen Eröffnungsgästen. Sie ist nicht rund und wird mitunter als Vorläufer der Pizza angesehen. Der Teig wird im speziellen Bäckerofen auf 260 Grad geheizt. Dadurch bleibt sie länger im Ofen als eine Pizza, schmeckt aber besonders knusprig. Auch beim Belag wird darauf geachtet, dass die hochwertigen Grundprodukte – von Prosciutto Crudo über Pomadorini, Ruccola, Lardo bis hin zur cremigen Burrata – ganz zum Schluss auf die Focaccia gelegt werden. „So bleibt der pure Geschmack erhalten“, schwärmt Angelo Urban.

Eine typische Focaccia ist rund einen halben Meter lang und reicht für zwei bis drei Personen. Es gibt aber auch eine kleine Schwester davon und die nennt sich „Pinsa“ und ist eine typisch römische Spezia­lität. „Und wer es eilig hat, kann die auch mitnehmen“, so Hausherr Angelo Urban.

Wolfram Berger, Markus Schirmer, Hans Pugl, Susanne Posch, Martina Pugl, Hubert Lercher (v.l.)

v.l.: Angelo und Irmi Urban mit Küchenchef Andreas Frühwirth und Kellnerlegende Lauro.

Page 9: Steiermarkmagazin KLIPP September/Oktober 2015

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Die 90­jährige Mon­tanuni­Legende Albert Oberhofer war der älteste Gast unter den Absolven­ten bei der 175­Jahr­Fei­er, Tim mit noch nicht zwei Jahren der jüngste. Der neugierige Knirps ist nicht zuletzt auch ein Beweis für die Internationalität der Montanuni. Seiner chinesi­schen Mutter, die unbedingt nach Europa wollte und auf Universitätssuche war, gefiel die Art, wie sich die Montan­uni Leoben im Internet prä­sentierte. Sie wollte 2001 für einen einjährigen Sprach­lehrgang nach Leoben. Sie blieb, studierte Kunststoff­

technik und arbeitet heute im Burgenland, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Er ist Deutscher, arbeitet aber auch mit der Leobner Uni zusammen.

4.000 Hörer hat die Uni heute, die vor einigen Jahr­zehnten vor dem Aus stand – da hatte sie nur noch 800 –, die im internationalen Ranking ganz hervorragend abschneidet. Mehr als 800 Absolventen aus sieben Jahrzehnten waren dann bei der Gründung des Alum­ni­Clubs dabei – das Netz­werk, mit dem die „Freunde der Universität“ miteinander verbunden sind. Prominente

Auch Klipp irrtAls Kaiservilla bezeichneten wir

in der Sommerausgabe das Kon­gresshaus von Bad Ischl, wofür uns aufmerksame Leser schalten. Das ist sie nun wirklich, die Kaiservilla.

Zwei Mal gefeiertFranz Weinzettl und Verena

Stauffer sind die Preisträger des von Hans Roth (Saubermacher) 2011 initiierten, mit 5.000 Euro dotierten

v.l.: Hans Roth, Alfred Kolleritsch, Barbara Frischmuth und Reinhard P. Gruber.

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Eine erhellende Zeitreise Montanuni Leoben feiert 175 Jahre

„Es war an einem wunderschö­nen Frühlingswochenende in Graz. Ich radelte gerade mit meinem Sohn Lino friedlich am Murradweg, als das Telefon läutete und eine aufge­regte Stimme mir erzählte, dass es vor wenigen Minuten ein starkes Erdbeben in Nepal gegeben habe und dabei sicher viele hundert Menschen gestorben sein müssten. Auch unser Kinderheim dort sei völlig zerstört“, erinnert sich Chris­tian Hlade an den April dieses Jahres. „Nach diesem furchtbaren Erdbeben wurden wir mit Weltweit­wandern praktisch über Nacht zu einer großen und wichtigen Hilfsor­ganisation für dieses Land. Innerhalb weniger Wochen gingen bei uns Spenden in der Höhe von über

500.000 Euro ein.“ Mit diesem Geld wurden bisher über 120 Nothäuser, eine große Zeltschule und viele Nothilfsprogramme orga­nisiert. Ab Herbst wird eine große Schulanlage gebaut.

Bei der offiziellen Präsentation des neuen Vereins „Weltweitwan­dern wirkt!“ war auch der Projektlei­ter in Nepal, Sudama Karki, zu Gast in Graz. Er arbeitet in Nepal als Reiseleiter und unterstützt in seinem Land schon seit 2001 hilfsbedürftige Kinder. „Schon ein ausgebildetes Kind ist für ein ganzes Dorf von Vorteil“, so Sudama Karki über sein Engagement.

Weltweitwandern wirkt!

Staunen garantiertDas war das Motto der Leis­

tungsschau beim Autohaus Wittwar in Graz. An zwei Tagen konnten über 1.000 Besucher begrüßt werden.

v.l.: Andreas Oberbichler (GF), Herbert Pirker (VL) und Herbert Martulek (AMG).

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Literaturpreises „rotahorn“. Sie über­zeugten die Fachjury, bestehend aus Barbara Frischmuth, Reinhard P. Gru­ber, Alfred Kolleritsch und Werner Krause, mit ihrem literarischen Kön­nen. Hans Roth – „In der Steiermark gibt es viele Talente“ – gratulierte den Preisträgern. Bei der kürzlich erfolgten MAECENAS­Verleihung fand sich Hans Roth selbst unter den Preisträgern – für sein Engagement und sein Kultursponsoring.

Ex­Leobner wie Stefan Pierer (KTM­Chef), Georg Pölzl (Post­Chef), Rudolf Streicher (Exminister) oder Franz Kai­nersdorfer (voest­Vorstand) erzählten aus ihrer Studienzeit. Und da kam Amüsantes an den Tag. Es war nicht der gute Ruf, die sie nach Leoben brachte, sondern einfach persönliche Motive, wie: „Es war die nächste Uni.“ „Ich hab gar nicht gewusst, was mich im Studium erwartet.“ „Weil auch Schulfreunde nach Leoben gingen.“ Einig war man sich aber dann, dass das oft schwierige Studium rückbli­ckend für die spätere Karriere eine wichtige Voraussetzung war.

„Die Wissenschaft und ihre Lehre müssen frei sein“, lautete der Appell von Anton Zeilinger, dem Physiker und Präsidenten der Österreichischen Aka­demie der Wissenschaften in seinem Festvortrag. Eine Botschaft, von der auch der kleine Tim später einmal auf seinem Lebensweg profitieren könnte.

Stefan Pierer Albert Oberhofer Franz Kainersdorfer Rudolf Streicher Georg Pölzl

Tim mit seinen Eltern

Info für Spendenwillige: weltweitwandern.at

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Die Fluchtgründe

Diese sind vielfältig. Einige erzähl-ten, sie hätten zwar Geld, aber vieles sei in der Heimat kaputt geschossen. Andere sagen, sie wollen nicht in den Krieg bzw. dass deren Söhne in den sinnlosen Bürgerkrieg ziehen müs-sen. Andere sehen keine Perspektiven aufgrund des Bürgerkrieges – ange-zettelt mit kräftiger Unterstützung aus dem Westen. Man spürt aber auch bei vielen – möglicherweise ist jetzt die einzige Chance, nach Euro-pa zu kommen! Der Arroganz-Anfall aus den USA und zum Teil aus Eu-ropa, weltweit Gesellschaften unse-re „demokratischen Vorstellungen“ aufs Aug drücken zu wollen, erzeugt immer nur Kriege, Blut, Tränen und Not. Wobei es ja in Wahrheit nicht um Demokratie geht, sondern nur um Rohstoffe und Weltherrschaft. Freiwillige Helfer sind grandios

Das Gefühl in Nickelsdorf war be-klemmend. Es ist schlimm, was man

sieht. Damit die Unterstützung der Flüchtlinge überhaupt einigermaßen funktioniert, muss man den Freiwilli-gen danken, sich vor diesen tief ver-neigen. Würde man sich nur auf die Regierung verlassen, dann wäre man verlassen.

Natürlich gibt es wie immer auch Nutznießer. Die Taxibetreiber stehen Schlange, um Flüchtlinge weiterzu-transportieren. Zum Teil gegen sehr teures Entgelt – Geld vor Barmher-zigkeit! Oder Busunternehmer aus ganz Ost- und Südösterreich. Man transportiert die Menschen im Mi-nutentakt weiter. Wohin? Das weiß keiner. Nur weg; man hat das Gefühl, dass man das „Problem“ so schnell wie möglich weiterbringen will.

Handeln empörtSpricht man mit den offiziellen wie

privaten Helfern vor Ort, dann spürt man deren Ohnmacht wie Verbitte-rung gegenüber der Bundesregie-rung. Diese versage nicht nur sang- und klanglos bei der Ersthilfe. Es gebe keine Konzepte, keine durchdachten Aktionen, keine Einsatzpläne. Man-che „Helfer“ sind praktisch nonstop da, ohne das konkrete Ende zu wis-sen. Und geht’s hier nur um Wechsel-wäsche oder Zahnbürstel. Es ist ein Sittenbild einer inferioren österrei-chischen Bundesregierung mit ihrem Bundeskanzler.

Die Nacht in Nickelsdorf wer-de ich aus mehreren Grün-

den nicht vergessen. Erstens Weil wir eine Bundesregie-rung bzw. einen Bundeskanzler haben, die/der uns nicht die Wahrheit sagt! Zweitens Weil wir leider zum Teil eine mediale Berichterstattung ha-ben, die gleichgeschaltet einer zum Teil völlig inkompetenten Regie-rung den Bürgern Märchen erzählt! Drittens Weil wir teilweise ein Un-verständnis für die Ursachen bzw. Auslöser dieser Massenflucht und die dringendst notwendigen Maßnahmen dagegen vor Ort in den Krisenregionen bei der hei-mischen Bevölkerung haben. Viertens Weil wir zurzeit nur die Spit-ze des Eisberges an Problemen erle-ben, was wir – mit ausgelöst durch kein Handeln der EU wie der eigenen Regierung – noch auslöffeln dürfen!

Millionen am WegEs sind noch Millionen – allein aus

Syrien – auf der Flucht. Mindestens 4 Millionen sind schon in der Türkei, im Libanon oder in Jordanien. Man muss mit mindestens weiteren 4 bis 5 Milli-onen allein aus Syrien rechnen. Zieht man die weiteren Krisenregionen dazu, dann werden es wahrscheinlich in den nächsten 5 bis 10 Jahren bis zu 50 Millionen Menschen sein, die sich Richtung Europa bewegen!

Hört man sich die nicht mehr nachvollziehbaren Kommentare zu den Problemen z.B. einer Frau Mer-kel oder eines Herrn Faymann an, gibt es eigentlich nur eine Antwort: sofort zurücktreten. Sie sind haupt-verantwortlich dafür, dass derzeit teilweise kein Gesetz mehr gilt und dass Bürger der Krisenregionen meinen, es wartet in Deutschland und Österreich ein Schlaraffen-land – für jeden, der wegrennen will.

500.000 reagierten via FacebookGewaltiges Echo auf seinen Flüchtlingsbericht aus Nickelsdorf

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„Es freut mich natürlich, wenn so viele Menschen darüber ähnlich denken“, sagt Josef Kaltenegger. Der kritische Bericht und Befund über eine Nacht am Flüchtlingshotspot Nickelsdorf, an der Grenze zu Ungarn (auch Klipp war dabei), erreichte 500.000 Facebook-User; der Beitrag wurde tausendfach geteilt wie geliked.

Josef Kaltenegger war von Frank Stronach wenige Wochen vor der steiri-schen Landtagswahl am 31. Mai 2015 als Spitzenkandidat entdeckt worden. Der Sprung in den Landtag – „die Zeit war zu kurz“ – gelang nicht. Kalteneg-ger ist Obmann des Teams Stronach in der Steiermark.

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POLITIK

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Mit 1. Jänner 2016 soll sie kom-men – die allgemeine Registrier-kassenpflicht. Jede Firma ab einem Jahresumsatz von 15.000 Euro und davon 7.500 Euro in bar muss sich eine Registrierkasse anschaffen. Bis-her lag die Grenze bei 150.000 Euro. Als Barumsatz gelten aber auch Verkäufe mittels Kredit- und Ban-komatkarten. Registrierkassen an sich gibt es ausreichend am Markt, doch jene, die künftig auch die vom Finanz-ministerium vorgege-bene Software verarbei-ten können, sind noch nicht erhältlich. „Es ist völlig unrealistisch und aber auch unzumutbar, dass das bis 1. Jänner 2016 gelingen wird. Es brodelt im Hand-werk und im Gewerbe“, zeigt sich WK-Steier-mark-Spartenobmann Hermann Talowski verärgert, weil der Termin nicht zu halten sein wird. „Es ist nicht zu schaffen, auch nicht mit der Einschulung der Mitarbeiter. Daher wird die Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer in den nächsten Wochen eine Verfas-sungsklage einbringen. Sie wird zum Inhalt haben, dass der Zeitraum für die Umstellung zu kurz ist. Weiters scheint auch durch die Ausnahme-regelung der Gleichheitsgrundsatz verletzt.“ Rund 300.000 Unterneh-men sind in Österreich von dieser Verordnung betroffen – vom Bestat-ter über die Freiberufler bis hin zum Arzt. „Es darf einfach nicht sein“, so Talowski, „dass derart unausgego-rene Entscheidungen zu Lasten der Wirtschaftstreibenden ausgetragen werden.“ Er kritisiert damit auch die aus dem Wirtschaftslager kom-menden Minister Mitterlehner und Schelling.

Es sei wirklich zu hinter-fragen, ob bei einem Jah-resumsatz ab 15.000 Euro die Registrier-kassenpflicht Sinn macht. Man kön-ne die Investi-tion – mit

Software, Drucker und Wartung gut und gerne 3.000 Euro – zwar abschreiben, aber das bringe ja der Finanz nichts. Daher seien auch die Grenzen der Registrierkassenpflicht zu hinterfragen. „Es ist ja nicht so, dass es bis jetzt keine Aufzeichnun-gen gibt. Für jeden gibt es ohnehin bereits Kassaeingang- und Kas-saausgang-Aufzeichnungen.“

Die großen Handels-ketten fallen nicht unter die Registrierkassen-pflicht, weil sie nach-weisen können, dass sie über ein geschlossenes System verfügen, das die Registrierung je-des Einkaufs möglich macht.

Ab 1. Juli 2016 muss sich jeder Unterneh-mer beim Finanzminis-

terium seinen Sicherheitscode be-sorgen. Dieser wird dann auf jedem Beleg vermerkt sein. Mit Hilfe dieses Sicherheitscodes, den nur die Finanz entschlüsseln kann, soll dann zurück-verfolgbar sein, wie der Beleg zustan-de gekommen ist. Talowski: „Es han-delt sich bei der neuen Registrierkas-se also nicht um etwas, wo eine Lade auf und zu geht und du eben das Geld hineingibst. Viele Unternehmer in Österreich haben sich damit noch gar nicht beschäftigt.“ Doch er sei si-cher, es werde einen „Aufstand“ der Wirtschaftstreibenden geben, sollte die Regierung nicht einlenken.

Kontrollen und keine KontrollenDie Realität, dass es keine Grenz-

kontrollen gibt, öffnet Tür und Tor für jeden Missbrauch. Als heimischer Bürger wird man täglich unter dem Titel Terrorismusbekämpfung von vorne bis hinten gefilzt. Egal ob Da-tenspeicherung bei EDV, PC, Telefon, Bankomat, Kreditkarte, E-Card – der eigene Bürger wird täglich durch-leuchtet. Aber bei den Flüchtlingen gilt das alles nicht.

Die Polizei und Soldaten müssen froh sein, von den vielen tausenden Flüchtlingen nicht niedergerannt zu werden. Sie können nur versuchen, das absolute Chaos zu verhindern. Diesen Zustand gibt es nun seit Wo-chen. Die Dolmetscher an den Gren-zen sind meist Freiwillige, die Füh-rungsriegen aus Bundesregierung oder Landesregierungen schicken niemanden. Die Schilderungen der Zustände aus Traiskirchen (seit Mo-naten) und aus Nickelsdorf sind eine Bankrotterklärung – für die Bundes-regierung, aber auch zum Teil der Landesregierungen.

Gedanken und TatenEs sind hunderte Gedanken, die ei-

nem angesichts dessen, was sich ab-spielt, durch den Kopf gehen. Ich füh-le mich auch in meinen persönlichen Zugängen zu den Riesenproblemen bestärkt, die wir bereits haben, aber vor allem auch zu denen, die noch auf uns zukommen, wenn wir das Übel nicht bei der Wurzel anpacken.

Unterschiedlichste Ethnien, un-terschiedlichste Kulturen und insbe-sondere die Tatsache, dass es hun-derttausende Muslime sind – das passt nicht zu unserem Kulturkreis. Die Vorstellungen vom Zusammenle-ben, welche uns die Muslime in vielen Regionen weltweit vorleben, sind für mich nicht akzeptabel und abzuleh-nen. Daher kann es nur heißen:

1) Sofortiges militärisches Eingrei-fen einer internationalen Armee unter UNO-Mandat gegen den ISIS-Terror wie gegen jeden sonstigen Terror gegenüber Bürgergesellschaften.

2) Sofortige Stärkung wie verbes-serte Unterstützung der Anrainer-staaten, um mit diesen gemeinsam Schutzzonen vor Ort für die Bürger einzurichten! Konkret also die Türkei, den Nordirak, Jordanien oder den Li-banon. Anmerkung: Der EU-Sonder-gipfel in Brüssel verspricht das nun.

3) Sofortige Aufforderung der Arabischen Liga, dass sie hilft. Es gibt zig riesige fertige Zeltlagerstät-ten z.B. in Saudi-Arabien. Es braucht nicht Moscheen, sondern Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf sowie neue Perspektiven für Aus-bildungen und Jobs – in der Region.

4) Sofortiger Beginn von wirt-schaftlichen Aufbauhilfen in den Schutzzonen, damit die Flüchtlinge nicht nur geschützt sind, sondern wieder Lebenssinn bekommen. Kon-kret: für Schulbildung, Produktion und Verarbeitung von Lebensmit-teln, Entwicklung von Produktions-betrieben – damit das Know-how direkt vor Ort für eine positive Ent-wicklung bleibt bzw. genutzt wird.

a) Die betroffenen Bürger blei-ben in ihrer „Heimatregi-on“, also in Ihrem Kulturkreis b) Sie werden nicht entwurzelt und ent-wickeln ihre eigenen Regionen weiter c) Die „Helfer“ - Internationa-le Staatengemeinschaft, vor al-lem aber Europa - spart sich viel Geld, da es vor Ort deutlich bil-liger ist - das man dringendst für die eigene Bevölkerung braucht d) Wir haben keine Verfrem-dung und damit keine entste-henden Parallelgesellschaften e) Eine vor Ort angesetzte Hilfe stärkt auch die europäische Wirt-schaft, weil sie an der Entwicklung in den Schutzzonen mit Produkten und Knowhow Transfer mithelfen kann f) Wir entwicklen so nicht mit Waffen sondern mit wirtschaftlichen Innova-tionen die Regionen weiter und zei-gen, dass man auf friedlichem Weg Wohlstand schaffen kann

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Nachtlager in Nickelsdorf

Die Nutzen

POLITIK

Heftiger Widerstand in Gewerbe & Handwerk Registrierkassenpflicht mit Jänner 2016

September/Oktober 2015

Spartenobmann Hermann Talowski

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im Kreditausschuss abenteuerlichste Kredite in der Höhe von Zigmillionen Euro vergeben worden. In einzelnen Fällen haben die so genannten Inves-toren bei diesen Projekten aus Kroati-en keine einzige Kuna als Eigenmittel eingebracht. Werner Kogler, sich wie-derholend: „Da war die Grawe immer am Tisch.“

Wenn Othmar Ederer als Aufsichts-ratsvizechef so wenig gewusst habe, wie er das im Hypo-Ausschuss ver-suchte darzustellen, dann müssten sich die Eigentümer doch auch die Frage stellen, wie fähig dieser Mann ist, der seit Jahren die Grawe führt. Von Erzherzog Johann gegründet, gehen doch die Herrschaften bei der Grawe sonst mit hohem moralischen Anspruch an die Dinge heran. Da sie zu den reichsten Unternehmen Öster-reichs zähle, müsste man sie auch fra-gen, mit Bezug auf diese Moral, ob sie nicht einen größeren Beitrag zur Scha-denswiedergutmachung leisten sollte als die bei der Notverstaatlichung auf-gebrachten 31 Millionen Euro.

Eine Mail ist der Dreh- und Angel-punkt, dass Grawe-Chef Othmar Ede-rer in seiner Funktion als Aufsichts-ratsvizechef der Hypo Alpe Adria von der Klagenfurter Staatsanwaltschaft in der Causa Hypo Consultants als Hauptbeschuldigter geführt wird. Auf 125 Seiten beschreibt Staatsanwalt Riffel den Tatplan der potentiellen Tä-ter. Ederer und Co. werden verdäch-

tigt, das „Verbrechen der Untreue“ und „Falschbilanzierung tatplanmä-ßig“ begangen zu haben. Der Oberste Gerichtshof kam im Zusammenhang mit dem Libro-Urteil Anfang 2014 zum Schluss, dass eine Sonderdivi-dende auf Basis einer falschen Bilanz strafbar ist.

Zur Entstehungsgeschichte:

„Die Grawe stimmt dem Deal mit der Bayerischen Landesbank zu“, so Ederer im E-Mail vom 20. Mai 2007, „wenn die Grawe für den Consul-tants-Verkauf einen Betrag von 20 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren erhält.“ Die Hypo Consultants war eine auf Ost-Immobiliengeschäf-te spezialisierte Bank-Tochter. Der elektronische Brief Ederers ging an Tilo Berlin und Wolfgang Kulterer, die den Hypo-Verkauf mit den Bayern ar-rangiert hatten. Schmidt einigte sich mit Ederer, sowohl der Grawe als auch den restlichen Hypo-Altaktionären, dem Land Kärnten, Berlin und Co., und der Mitarbeiter-Stiftung insge-samt 50 Millionen Euro als Sonderdi-vidende zu überweisen. Dies geschah dann in der Sitzung des Hypo-Prü-fungsausschusses am 28. Februar 2008. Aufgrund des schlechten Ergeb-nisses musste der Prüfungsausschuss laut Sitzungsprotokoll dem Hypo-Auf-sichtsrat einstimmig empfehlen, „für das Geschäftsjahr 2007 keine regu-läre Dividende auszuschütten“. Die Hypo-Bilanz gab das nicht her. Das

Werner Kogler beschäftigt sich seit zehn Jahren mit dem größten Skan-dal der Republik. Als Fraktionsführer der Grünen nervt er auch jetzt im Hy-po-Untersuchungsausschuss die Zeu-gen mit peinlichen Fragen zu ihrer Ver-antwortung in der Hypo Alpe Adria. Im Visier von Kogler ist da auch Gra-we-General Othmar Ederer: „Er ist überhaupt jener Mann, der am längs-ten im Aufsichtsrat der Hypo geses-sen ist, viele Jahre als Vizeaufsichts-ratschef. Werner Kogler: „Im dreiköp-figen Kreditausschuss der Hypo, der alle wichtigen Geschäfte behandelte, saß stets ein Grawe-Mann. Mit Zu-stimmung der Grawe sind daher dort jene Milliarden an Krediten durchge-wunken worden, für die wir als Steu-erzahler nun büßen müssen. Bei einer ordentlichen Kontrolle – entweder durch Ederer oder auch Grigg – wäre das nicht möglich gewesen. Grigg war zur selben Zeit, als er Chef der Hypo war, auch Vizegeneral der Grawe. Da soll mir einer sagen, wie das gehen soll. Die Grawe hat auch alle Perso-nalentscheidungen von Leuten, die bereits verurteilt sind oder es noch werden, mitgetragen. Sie ist als Ei-gentümer da in der Verantwortung. Das Ganze hat durch Wegsicht und nicht durch Aufsicht funktioniert.“ Es sei eine Kette von Unappetitlichkei-ten, so Kogler, wie man aus den Akten entnehmen kann, die klarerweise viel mehr hergeben als die ausweichenden Aussagen vor dem Untersuchungs-ausschuss. Fast im Minutentakt seien

Fünf Steirer auf der Hypo-Bühne

Milliarden gebunkertDer Versicherungsverein Grawe ist jedenfalls steinreich. Die Gra-we wurde seinerzeit von Erzher-zog Johann gegründet, und nur ein Nachfahre von ihm soll dem Aufsichtsrat vorsitzen. Seit 2012 ist das der Wiener Rechtsanwalt Philipp Meran, der den Vorsitz von Franz Harnoncourt übernahm, dem Bruder des berühmten Dirigenten. Seit 187 Jahren wurde keine ein-zige Ausschüttung getätigt. Nur wenige wissen, wie viel Vermögen in dieser Zeit erarbeitet worden ist. Das wirkliche Asset ist der Im-mobilienreichtum der Grawe – mit Wäldern, Grundstücken, Wohnbau-genossenschaften, Zinshäusern, Wertpapieren, Unternehmensbe-teiligungen. Die Cashcow ist frei-lich die Grawe Versicherungs AG, die einen kleinen Bankenkonzern und Versicherungstöchter in Zen-tral- und Osteuropa besitzt.

In Hauptrollen:

Grawe mitverantwortlich für Miliarden-Pleite, für die alle Österreicher blechen müssen

Werner Kogler Othmar Ederer Siegfried Griggals Aufdecker im Untersuchungsausschuss, „Die Grünen“-Abgeordne-ter in Wien

als Beschuldigter, Ex-Auf-sichtsrats-Vizepräsident der Hypo und Generaldirek-tor der Grawe, bis zur Not-verstaatlichung zweitgröß-ter Gesellschafter

Ex-Grawe-Vizegeneral, Ex-Hypo-Vorstandschef, bereits in erster Instanz zu Gefängnis verurteilt (noch nicht rechtskräftig)

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POLITIK

... da war alles noch „easy“

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Harald Fischl sieht sich als Retter

Wie viele tausende Steirer auch bricht Harald Fischl – bis vor wenigen Mo-naten Mehrheitseigentümer der Se-niorenheimgruppe „Kräutergarten“, Eigentümer des „Max-Tower“ in Graz, ehemaliger FPÖ-Nationalrat, Ex-GAK-Präsident, Gründungsmit-glied des BZÖ, Finanzreferent eben-dort, Vorstand der „Dr. Jörg Haider Privatstiftung“ – oft zum Entspannen nach Istrien auf. Sein Ziel: die Mari-na Nautica in Novigrad – ein Yacht-hafen mit einem dazugehörenden 5- Sterne-Hotel. Das Projekt hat die Hypo mit knappen 50 Millionen Euro finanziert.

Laut kroatischem Firmenbuch ist die Marina, die zu den geschütztesten An-legestellen in der Adria gehört, bereits seit 23. November 2011 im Eigentum von Harald Fischl. Dieser zur Entste-hungsgeschichte: „Ich bin Kunde dort gewesen und der frühere kroatische Eigentümer hat mich gefragt, ob ich ihm bei der Sanierung und Investo-

rensuche helfen könne. Da er seine Kreditraten bei der Hypo nicht mehr bediente – die Baukosten waren höher als geplant gewesen –, waren ihm alle Türen bei der Hypo verschlossen.“ Die Hypo hatte zwar eine Lizenz für den Betrieb des Yacht-hafens als Sicherstellung, doch die war quasi wertlos. „Die Hypo hätte alles verloren“, sagt Fischl; und so entschloss er sich, selbst einzusteigen. Seit seinem Einstieg würden die Kre-ditraten pünktlich bezahlt und das wä-ren bisher bereits rund drei Millionen Euro gewesen. Die Lizenz selbst läuft noch 19 Jahre und fällt dann wieder an den Staat Kroatien zurück. Innerhalb von zwölf Jahren will Fischl aber den 23-Millio-nen-Euro-Kredit völlig zurückbezahlt haben. „Die Marina läuft gut.“ Zoff und Stress macht ihm allerdings der frühere Eigentümer, der laut Fischl noch immer einen 50-Prozent-Anteil hält, den er aber in die Geschäftsfüh-rung nicht einbinden will.

wussten natürlich auch Ederer und Schmidt. Trotzdem floss dann eine Sonderdividende von 50 Millionen Euro an die Hypo-Altaktionäre. 2012 klagte die Hypo auf Rückzahlung. Im Vorjahr verglich man sich überra-schend. Die Grawe zahlte der Hypo im Rahmen eines Generalvergleichs 17,5 Millionen Euro. Der Vergleich umfasst nicht nur die Grawe, sondern auch Othmar Ederer und Siegfried Grigg als Personen. Beide sehen die Rückzahlung aber ausdrücklich nicht als Schuldeinbekenntnis.

Othmar Ederer jüngst als Zeuge im Hypo-U-Ausschuss über seine Ar-beit als Aufsichtsrat: „Ich kann nur klar sagen, dass ich bemüht war im Rahmen meiner Möglichkeiten. Dass es am Ende nicht erfolgreich war, ist evident.“

Richard SchneidersBankenbande

Rund 19 Milliarden Euro könnte die österreichischen Steuerzahler der Hy-po-Skandal kosten. Diese gigantische Summe an Haftungen hat sich die Re-publik eingebrockt, als sie die Hypo Alpe Adria notverstaatlicht hat. „Es ist das größte Wirtschaftsverbrechen Europas“, schreibt Richard Schneider in seinem jüngsten Buch „Bankenban-de“, das im Eigenverlag erschienen ist, weil es renommierten Verlagen vom Inhalt her „zu heiß“ war.

Schneider hat den Untergang der sechstgrößten Bank Österreichs von Anfang an mitverfolgt. Vor fünf Jah-ren hat der Journalist unter dem Titel „Tatort Hypo Alpe Adria“ einen Best-

seller über die Entstehung des größ-ten Wirtschaftsskandals der Zweiten Republik geschrieben. Er hat über Jahre Firmenbücher und Gerichtsak-ten studiert und auch mit unzähligen Beteiligten in Exjugoslawien gespro-chen. So ist der Grazer Journalist zu exklusiven Hintergrundinformationen gekommen, die kaum einem ande-ren Journalisten zugänglich waren. Schneider nennt ohne Scheu alle Ak-teure, die an diesem Milliarden-Deba-kel auf Kosten der Steuerzahler profi-tiert haben. Sein Plan und Vorhaben für die nächste Zeit: „In einem Web-Blog möchte ich mitverfolgen, wie die zehn größten Fälle abgewickelt werden, wie zum Beispiel Kredite ver-kauft werden. Dies deshalb, weil heute ehemalige Hypo-Mitarbeiter Firmen gegründet haben, einen Beraterstatus sich zu eigen gemacht haben und so noch immer ihre Hände im Spiel ha-ben. Aktuell steht zum Beispiel das Projekt Skipper zum Verkauf an, wo es wieder erkennbar bereits dubiose Vorzeichen und Handlungen gibt.“

Fünf Steirer auf der Hypo-Bühne

Richard Schneider,

Harald Fischl,

investigativer Journalist, profunder Kenner des Hypo-Skandals

kaufte Yachthafen von Hypo in No-vigrad (Kroatien), Unternehmer, früher FPÖ- und BZÖ-Politiker

Nebendarsteller:

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„Kann in den Spiegel schauen“ SPÖ-Gewerkschafter Horst Schachner, auch ÖGB-Landesvorsitzender, im Klipp-Gespräch zur Lage der steirischen SPÖ und zum Flüchtlingsdrama

Auch offiziell: Franz Voves (2. v. l.) und Horst Schachner (r.) blieben immer auf Distanz. „Das Vorgehen von Franz Voves ist unverzeihlich, schwächt die Partei auf Jahre.“

Er ist bekannt für seine direkte Sprache, sich auch bei brisanten

Themen kein Blatt vor den Mund zu nehmen, die Dinge klar anzuspre-chen. Das ärgert (logischerweise) politisch Andersdenkende, aber auch die Eigenen. Damit punktet der Ge-werkschafter Horst Schachner, bleibt glaubwürdig, wie die Ergebnisse bei Betriebsratswahlen der Holding Graz Linien zeigen, wo er seine politische Hausmacht hat. 70 Prozent Zustim-mung und die absolute Mandats-mehrheit haben für Sozialdemokra-ten heute schon eher Seltenheitswert.

Schachner stimmte als einer der wenigen im Parteivorstand gegen das „Voves-Diktat“, Hermann Schüt-

zenhöfer ohne Wenn und Aber zum Landeshauptmann zu wählen. Die-se schicksalshafte Sitzung am 16. Juni 2015 liegt nun fast vier Monate zurück. Sieht er die Dinge heute an-ders? „Ich bereue mein Nein keine Sekunde, weiche auch von meinem Standpunkt keinen Millimeter ab. Es gab viele, viele zustimmende Re-aktionen.“ Franz Voves hat für die SPÖ drei Mal in der Steiermark die Landtagswahlen gewonnen – „Super, sicher einmalig.“ Was er aber bei sei-nem Abtritt gemacht hat: „Das ist un-verzeihlich, schwächt die Partei auf Jahre.“ Die Funktionäre hätten sich im Wahlkampf für seine Wiederwahl voll ins Zeug gelegt und letztendlich sei deshalb – wenn auch knapp – der erste Platz geschafft worden. Damit war ganz klar der Anspruch auf den Landeshauptmann gegeben. Nach-dem für Voves feststand, dass er sich zurückzieht, hätte er rechtzeitig den Parteivorstand damit befassen müs-sen. Der ÖGB-Landesvorsitzende zieht einen Vergleich: „Das wäre so, als wenn ich bei einer Betriebsrats-wahl in einer zugegeben schwierigen Situation Platz eins schaffe und dann verzichte. Da würden meine Leute kein Wort mehr mit mir reden und sich verraten fühlen.“

Er, Schachner, hätte in Anbetracht des geringer gewordenen Abstands zwischen den beiden Reformpart-nern SPÖ (29,29 Prozent) und ÖVP (28,45 Prozent) mit der im Raum stehenden Halbzeitlösung gut leben können. „Es waren ja auch Hermann Schützenhöfer und seine ÖVP prinzi-piell damit einverstanden gewesen.“ Schützenhöfer habe er immer als ver-lässlichen politischen Partner erlebt, als einen, der zu seinem Wort steht. Schachner: „Vor der Wahl hat er klar

Flüchtlingsdrama und Oberösterreich-Wahl

„Es macht natürlich nachdenk-lich“, so Horst Schachner, „wenn jene Parteien vom Wähler abge-straft werden, die Menschlichkeit ausstrahlen.“ Auch in Deutschland gibt es viel Kritik, doch keine Pole-mik, wie in Österreich von Seiten der FPÖ. Er persönlich wisse aber auch keinen Weg für eine rasche Lösung und könne die Angst der Menschen nachvollziehen. Aber Wirtschaftsflüchtlinge müssten schon aufgrund unserer hohen Arbeitslosigkeit viel rascher abge-wiesen werden. „Asylverfahren, die Monate dauern, manche sogar Jah-re, halte ich in einer Situation wie dieser für völlig inakzeptabel. Da gehört eine Regelung her – wie zum Beispiel in der Schweiz –, die das innerhalb von Wochen abhandelt.“

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ausgedrückt, dass es mit dieser FPÖ in der Steiermark für ihn keine Koali-tion geben wird.“

Den ersten Schock, so merkt man, hat die SPÖ überwunden, doch es zeigt sich ganz klar, dass der Bonus des Landeshauptmanns ein immens großer Startvorteil ist und Schickho-fer als SP-Regierungschef sich ganz, ganz schwer tut, entsprechend Profil zu gewinnen. Die Ressortaufteilung in der Landesregierung: Wirtschaft, Tourismus, Spitäler, Forschung, Wohnbau, Kultur und Landwirtschaft verantwortet die ÖVP, die SPÖ Ver-kehr, Soziales, Wohlfahrt, Jugend und Familie, Finanzen, Verkehr. Schach-ner: „Für die Menschen wichtige Be-reiche.“ Das Faktum, dass die SPÖ die stimmenstärkste Partei geblieben ist, kommt aber damit nicht zum Aus-druck. Kaum jemand nehme auch noch Notiz davon, dass die FPÖ der große Gewinner war. Mario Kunasek als FPÖ-Spitzenmann tut sich schwer – ohne Regierungsfunktion –, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.

Die ersten Monate mit Michael Schickhofer an der Spitze zeigen, dass es ebenfalls für ihn eine ganz große Herausforderung ist, ein entsprechen-des Profil zu bekommen. „Dass es nun so ist“, so Horst Schachner, „für dieses Malheur kann Schickhofer nichts. Er

ist da von Voves förmlich hineinge-stoßen worden.“ Schickhofer sei aber talentiert, er werde auch seinen Weg ma-

chen, denkt Schachner. „Ich finde es richtig, dass er sein Ziel formuliert und offen ausspricht, 2020 Landeshaupt-mann werden zu wollen.“ Und sarkas-tisch: „Soll er sagen: ‚Ich will stärker werden, will als stimmenstärkste Par-tei noch stärker werden, aber Zweiter bleiben?‘“

Seine politische Zukunft sieht Horst Schachner weder im Landtag noch im Parlament: „Da hätte man mit mir nicht wirklich eine Freude. Ich bin glücklich in der Funktion als ÖGB-Landesvorsitzender, alle Proble-me offen ansprechen zu können. Ich muss auf niemanden Rücksicht neh-men und taktieren.“

www.klippmagazin.at Online lesen schärft den Blick!

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Ein „Beutesteirer“ Neuer VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch

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Als Hans Dieter Pötsch Anfang des Jahres für einen viel beachte-ten Vortrag nach Graz kam, war er als VW-Finanzvorstand der zweite, starke Mann hinter Martin Winter-korn. An einen weiteren Karriere-sprung dachte nicht einmal er selbst. Damals. Nun katapultiert ihn der VW-Abgasskandal an die Spitze des VW-Aufsichtsrats. Er wird damit zum Nachfolger von Ferdinand Piëch und mächtigsten Mann der deutschen Autoindustrie. Pötsch selbst kommt aus Oberösterreich, doch seine Frau aus der Weststeiermark. Und daher gilt er auch als „Beutesteirer“. Darü-ber wurde am Rande seines Besuchs gescherzt.

Launig, aber aufschlussreich war sein damaliges Szenario für die Au-to-Zukunft, das Klipp aus aktuellem Anlass zusammengefasst noch ein-mal wiedergibt. Ein Aspekt dürfte aufgrund des Abgasskandals nicht

in Erfüllung gehen: VW produziert bereits 10 Millionen Fahrzeuge, will aber bis 2018 weltweit der größte Automobilkonzern sein. Dafür werde man allein für den Ausbau des Händ-lernetzes in China 150.000 neue Mit-arbeiter benötigen, so Pötsch.

Digitale Daten werden zum neu-en Öl unserer Zeit, lautete die Kern-botschaft von Hans Dieter Pötsch. Schon heute ist jedes Auto, auch am Beispiel eines VW Golf ersichtlich, faktisch ein rollendes Rechenzent-rum. „Wir verbauen durchschnittlich 1,5 Kilometer Kabel, setzen 50 Steu-ergeräte ein und die Rechenleistung eines Golfs entspricht dem von 20 PCs. Heute beträgt“, so Pötsch, „der Wertschöpfungsanteil der Elektronik in der Produktion 30 Prozent, aber bereits 2020 wird er bei 50 Prozent liegen.“ Die alles entscheidende Frage dabei wird sein: Wer regiert künftig die Datenströme in den Au-

tos? Und da gelte es, dass sich die Europäer nicht „die Butter vom Brot“ nehmen lassen. „Daten werden da-mit gewissermaßen zum neuen Öl unserer Zeit.“

Diese Revolution in der Autopro-duktion beinhaltet logischerweise große Chancen, aber auch gewaltige Herausforderungen. Im Zeitalter der Industrie 4.0 werden die „Roboter“ aus den Käfigen befreit und sozusa-gen Hand in Hand mit den Menschen in der Produktion arbeiten. Größtes Augenmerk wird auf die weitere Entwicklung emissionsarmer An-triebssysteme gelegt. Hans Dieter Pötsch: „Wir wissen nicht, welche Technologie sich durchsetzen wird. Aber es zeigt sich, dass bis zum Jahr 2025 alle Arten elektrischer Antriebe und Hybrid-Lösungen rentabler sein werden als der klassische reine Ver-brennungsmotor.“

VORSPRUNGINDUSTRIE

Steirische Industriebetriebe gestalten die Zukunft wegweisend mit und investieren jährlich 1,5 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung. Mit einer

F&E-Quote von 4,8 Prozent ist die Steiermark klare Nummer 1 in Österreich.

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Was ich Clemens Setz noch fragen wollte

CLEMENS J.

SETZDie STUNDEZWISCHENFRAU und

GITARRES U H R K A M P

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werde am Schreiben immer Spaß haben. Aber Schriftsteller bleiben zu können, zum Beispiel nur mit einem Stipendium – das wolle er in keinem Fall. Clemens J. Setz arbeitet täglich – „ich gehe halt nicht zur Arbeit außer Haus, wie andere Leute, kann das Zu-hause machen, bin privilegiert, habe aber deshalb kein Recht, faul herum zu liegen.“ Es gibt einige Projekte und es sei wie bei einem Angelauswurf. Es dauere, bis man den Ruck an der An-gel verspüre, um dann wie besessen daran zu ziehen. Und zur Abwechs-lung und zum Entspannen einmal wieder zaubern? Ja, früher habe er das gemacht, dazu fehle ihm jetzt die Zeit. Dafür müsste man täglich üben. „Aber ich schaue mir gerne Videos auf Youtube dazu an.“

Da steht er nun im Grazer Litera-turhaus. Ein dunkelhaariger, schma-ler junger Mann, der fast ein wenig schüchtern wirkt. Clemens J. Setz – am 15. November 2015 wird er 33 – lebt in Graz. Er ist der Sohn eines Ingenieurs und einer Ärztin, studier-te Mathematik und Germanistik, allerdings ohne Abschluss. Mit 25 erschien sein Debüt-Roman „Söhne und Planeten“ und er gelangte damit auf die Shortlist des „Aspekte-Litera-turpreises“. 2008 wurde er zum „Inge-borg-Bachmann-Preis“ eingeladen,

wo er mit der Novelle „Die Waage“ den „Ernst-Willner-Preis“ gewann. Im selben Jahr war er auch als Überset-zer des Buches von John Leake tätig: „Der Mann aus dem Fegefeuer – Das Doppelleben des Jack Unterweger“ (Originaltitel: Entering Hades). 2009 wurde sein zweiter Roman „Die Fre-quenzen“ für den „Deutschen Buch-preis“ nominiert (Shortlist). Sein Er-zählband „Die Liebe zur Zeit“ bekam den „Preis der Leipziger Buchmesse“ im Bereich Belletristik. Die Begrün-dung der Jury: „Täuschende Nach-barn, Prügelorgien der Kunst, verrü-ckende Maschinen – diese Erzählun-gen locken den Leser in ein Labyrinth aus Zärtlichkeit, Gewalt, Liebe und Gemeinheit.“ 2012 gelangte sein Ro-man „Indigo“ auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Und nun ist Clemens J. Setz mit seinem neuen 1000-Seiten-Roman „Die Stunde zwischen Frau und Gi-tarre“ auf Lesetour. Er kommt mit einem kleinen Köfferchen. Im Vor-feld wurde gemunkelt, dass der „Ge-legenheitszauberer“ möglicherweise das eine oder andere Kunststück zum Besten gibt. Nichts da, erklärt er gleich zu Beginn, heute wird ge-lesen. 30 Minuten hat er dazu Zeit, dann übernimmt Literaturhauschef Kastberger wieder das Zepter, und

schließlich hat das Publikum Gele-genheit, Fragen anzubringen. Wäh-rend ich noch an meinen Fragen bastle und überlege, welche denn die wichtigste, vordringlichste sei, ist die Fragestunde jedoch schon wie-der beendet. Und so radle ich heim, nachdenklich und mit einem Haufen Fragen im Kopf …

Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Ich weiß also nicht, wie es mit Natalie nach den ersten Seiten weitergeht. Wie ihr Abenteuer en-det. Aber ich werde das Buch lesen. Früher oder später. Vermutlich eher später. Denn jetzt bei dieser Lesung habe ich erst mal ein anderes Buch gekauft, Ihr erstes, „Söhne und Pla-neten“. Es schien mir dünn genug, dass ich durchhalte, und auch, dass ich es problemlos in der Hand halten kann beim Lesen. Die Geschichte von Natalie in der „Stunde zwischen Frau und Gitarre“ klingt spannend; ich habe jetzt schon das Gefühl, ein bisschen von Natalie zu wissen, sie zu kennen, und den Wunsch, sie näher kennenzulernen. Sie sei auch für ihn noch sehr lebendig, so der Schrift-steller, Figuren aus anderen seiner Bücher oft gar nicht mehr und daher könne er sich gut vorstellen, ihr sich in fünf Jahren wieder zu widmen und nachzuschauen, wie es ihr geht.

Saisoneröffnung im Grazer Lite-raturhaus. Mit Gastgeber Klaus

Kastberger als Moderator, jeder Men-ge Brezeln als Hungerstiller, einer kleinen Getränkebar und zahlreichen Besuchern – der Saal ist gut gefüllt. Den Lesereigen eröffnet hat: Cle-mens J. Setz, Grazer Autor. Preisge-krönt. In seinen Büchern geht es um Gewalt, Sex, einsame Menschen. Er hat schon mit einer Vielzahl an Lite-raturpreisen und Shortlist-Besetzun-gen auf sich aufmerksam gemacht. Und das gelingt ihm auch in Inter-views. Etwa, wenn er im „Standard“ behauptet: „Ich weiß definitiv mehr, als ich sagen kann. Überhaupt, wenn ich Migräne habe. Die wirkt sich bei mir aufs Sprechen aus. Aber meine Katze versteht mich auch dann …, weil sie mich abgerichtet hat.“

Oder wenn er über seinen Zwang zum Schreiben sagt: „Wenn man nicht schreibt, ist das wie in einer erotischen Situation, in der man sich liebkosen lässt und selbst gar nichts tut. Das ist zwar die Idealposition für einen Por-no, aber im echten Leben ist es meist sehr unbefriedigend – man möchte doch auch etwas tun.“ Er würde es aber nicht als Schande empfinden, ei-nen Beruf zu haben, sagt er, ohne dass es kokett klingt. Denn Schreiben wer-de immer sein Hobby bleiben. Es sei lustig und erfüllend. Schlimm wäre es, wenn man damit Geld verdienen woll-te und müsste. Das stelle er sich als Hölle vor, habe er auch von anderen erfahren. Sein „Beruf“ als Schriftstel-ler könnte schon in zwei, drei Jahren zu Ende sein. Dieser habe es an sich, dass man nicht in die Zukunft planen könne. Und das sei auch gut so, weil man sich damit anstrenge, etwas zu-stande zu bringen. Eine gesicherte Zukunft im Beruf gäbe es nur bei ei-nem Mega-Erfolg – wie etwa bei Da-niel Kehlmann oder Krimi-Autor Wolf Haas. Jeder wünsche sich den Erfolg, aber steuern lasse sich das nicht. Er

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Von Karin Klug

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Geschäft in Graz ist jenes am Joan-neumring im alten „Bierkopf“-Laden. Das „Headquarter“ hat sie in Wien aufgeschlagen. In Berlin gibt’s einen Shop und neuerdings ist sie auch Steiermark-Botschafterin für die Touristiker mit dem grünen Herz.

Lena Hoschek machte 2003 ihr Diplom in Modedesign an der Mo-deschule Hetzendorf/Wien. Sie war von 2003 bis 2004 Praktikantin bei der bekannten englischen Mode-designerin Vivienne Westwood in London und hat seit 2005 ihr eigenes Atelier in Graz. 2009 nominierte sie „Die Presse“ für die Österreicherin des Jahres. Ihre Kreationen sind ge-wagt, dirndlesque und retro in einem. Im Mittelpunkt steht die Weiblichkeit

im Sinne der 40er- und 50er-Jahre. Trachten hält Lena Hoschek sowieso für essenziell: „Im Dirndl schaut jede Frau fantastisch aus.“

Hoschek, die im Vorjahr – logi-scherweise unter großem Medien-interesse – geheiratet hat, über sich: „Ich war eigentlich ein richtig sonni-ges Kind, zwar schon relativ schlimm und fordernd, aber auch einfach zu mögen. Während meiner Volksschul-zeit wollte ich schon mal Jetpilotin werden oder als Teenager Snow-boardprofi. Ich war auf der einen Seite ein richtiges Mädchen, liebte schöne Kleider und spielte gern mit Puppen, aber nachdem ich mit zwei Brüdern aufgewachsen war, mochte

ich auch alles, was Jungs so mögen – raufen oder schnelle Autos. Aber eines habe ich immer schon gewusst: Ich will meine eigene Firma.“

Ihr Faible fürs Dirndlmachen hat sie von ihrer Oma im Kärntner Mölltal mitbekommen: „Sie hat mir gezeigt, wie man ein Dirndl macht. Ich finde es überhaupt sehr wichtig, dass jeder Künstler sein Handwerk von der Pike auf lernt.“ Und wo holt sie sich ihre Inspirationen? „Ich hole mir meine Inspirationen aus Musik, Filmen und von Menschen, die mich beeindrucken. Als ich zum Beispiel Surfermusik der frühen 60er-Jahre hörte, wusste ich, wie meine nächs-te Sommerkollektion aussehen wird: Shirts, Röcke, Blusen und Kleider mit Südsee-Flair. Es ist mir aber schon passiert, dass ich kurz vor der Pro-duktion einer Kollektion plötzlich eine Inspiration für meine nächste Kollektion hatte. Dann arbeite ich sozusagen an zwei Kollektionen gleichzeitig – das kann dann zeitlich schon knapp werden, aber ich bin jemand, der unter Druck sehr gut arbeiten kann.“ Das zeigt auch ihr jüngster Entwurf: ein Dirndl für Hol-lywood. Damit schmückt sie die Seite 1 des exklusiven „Forbes Austria“. Ihr passendes Facebook-Posting dazu: „Dirndl. Hollywood. Weltherrschaft. That‘s the plan baby!!“

Eine junge Frau mit dem steiri-schen Panther als Tattoo am

Unterarm – das gibt’s sicher selten, möglicherweise nur ein Mal. Die noch dazu einerseits „wilde Jungs“ mag, die mit ihr die Nächte durchmachen, aber auch Musik und Geschwindig-keit. „Ich höre gerne Punk, Rock, Heavy Metal, aber auch Swing, Blues – ohne Musik kann ich einfach nicht sein. Dazu gehören auch schnelle Au-tos, vor allem die aus den 40er- und 50er-Jahren, wie ein Mustang oder Aston Martin. Mm, was noch … wäre ich ein Mann, würde ich sagen Wein, Weiber und Gesang“, beschreibt sich die Grazer Modedesignerin Lena Hoschek im Gespräch. Die junge Designerin ist dabei, europaweit mit ihren Kreationen beachtet zu wer-den. Und ihre Mode: „Ich liebe das Weibliche und mache meine Mode eigentlich für Männer, denn eine Frau sollte Kleider tragen, die ihre Formen und Konturen gut zur Geltung brin-gen. Das schönste Kleidungsstück, das eine Frau besitzen kann, ist ein Dirndl.“

Dass Lena Hoschek es versteht, sich und ihre Arbeit in Szene zu set-zen, für ihr Publikum und ihre Kunden interessant zu bleiben, das zeigte sie schon 2010 in diesem Interview mit der freien Journalistin Hedi Grager. Heute wird die Grazerin weltweit und euphorisch als „Austro-Modeexport“ gefeiert. Ihre Linie ist berühmt für ei-nen sehr weiblichen Retro-Stil. Jetzt wird es noch pfiffiger: Sie designt für Palmers eine Dessous-Kollektion. Der mit Spannung erwartete Ver-kaufsstart ist der 6. November, also praktisch in den nächsten Tagen. Noch sind die Entwürfe aber ein Ge-heimnis.

Auf der Berliner Fashionweek ist Lena Hoschek Dauergast. Das

Vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, haben eines gemeinsam: Sie zeigen und entwickeln außergewöhnliches Talent und Fähigkeiten: Ralph Hasenhüttl, als Fußballtrainer viel umjubelt in Deutsch-land, Lena Hoschek, weltweit euphorisch gefeierte Modedesignerin, der höchst erfolgreiche Buchautor und Schriftsteller Clemens Setz, und last, but not least die Komponistin Olga Neuwirth.

Die Grazerin Lena Hoschek wird weltweit euphorisch als „Austro-Modeexport“ gefeiert

Sinnlich und sexy

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Ralph Hasenhüttl löste damit in der 130.000-Einwohner-Stadt Ingol-stadt eine wahre Fußball-Euphorie aus. Er wird dort und in Deutschland bereits „Alpen-Klopp“ genannt, weil er in den ersten Meisterschaftswo-chen der neuen Saison mit seiner Mannschaft von Nobodys auswärts bereits drei Mal gewinnen konn-te. Zu Hause läuft es nicht ganz so gut. Hasenhüttl weiß aber, dass sich im Fußball das Blatt rasch wenden kann. „Gerade da ist dann der Trai-ner gefragt“, sagt er. Aber dennoch: „Wir sind ja von Anfang an nur als Abstiegskandidat gehandelt worden und so gesehen sind wir schon weit weg davon.“ Ingolstadt stand zeitwei-lig schon auf Platz 7 der Bundesliga.

Offensichtlich hat Hasenhüttl ein Händchen für die oft verwöhnten Fußballprofis. War er doch selbst einer mit vielen Auf und Abs – als Mittelstürmer. Seine Torbilanz als Spieler ist nicht berauschend: In seinen 20 Jahren als Profifußballer waren es 123 Tore. Begonnen hat er beim GAK, dann holte ihn Aus-tria Wien. Von dort wechselte er zu Austria Salzburg. 1996 schaffte er den Sprung ins Ausland, spielte zwei Jahre in Belgien, ehe er in der Saison 1999 zum deutschen Zweitligisten 1. FC Köln wechselte. Von dort wan-

derte er südlich zum Verein Greuther Fürth und 2004 beendete er seine Spielerkarriere.

Begonnen hat Ralph Hasenhüttl seine Trainerlaufbahn mit den A2-Ju-nioren der Spielervereinigung Un-terhaching. In der Folge war er auch Co-Trainer der ersten Mannschaft neben Werner Lorant. Nach dessen Rücktritt wurde Hasenhüttl am 4. Oktober 2007 zum neuen Cheftrai-ner ernannt. Nach durchwachsener Erfolgsbilanz trennten sich Unterha-ching und Hasenhüttl.

Nach einem Jahr Pause übernahm Ralph Hasenhüttl den abstiegsbe-drohten Drittligisten VfR Aalen und schaffte den Klassenerhalt. In der folgenden Saison baute er die Mann-schaft um, bewies damit ein gutes Händchen und schaffte so den direk-ten Aufstieg in die zweite Bundesliga.

Nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren in Aalen bat Ralph Hasen-hüttl im Juni 2013 um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages – dies nach Unstimmigkeiten mit Sport-direktor Markus Schupp (als Profi von 1997 bis 2001 bei Sturm Graz) und nachdem sich der Verein für die neue Saison einen Sparkurs aufer-legte. Dadurch mussten zahlreiche Spieler den Verein zur neuen Saison

verlassen, wurden aber keine neuen verpflichtet. Mit Ingolstadt hat Ralph Hasenhüttl in der abgelaufenen Sai-son 18 Siege in Auswärtsspielen in Folge geschafft. Das gelang bis dahin noch keinem anderen Zweitligisten. Schönheitspreis gewinnt er mit sei-ner Art, Fußball spielen zu lassen, keinen. Vorbilder? „Es würde keinen Sinn machen, wenn wir versuchen, so wie die Bayern zu spielen“, sagte der 49-Jährige kürzlich im bayeri-schen Fernsehen. „Vielmehr spielt Ingolstadt eben wie Ingolstadt: ex-trem laufintensiv, sehr diszipliniert, zweikampfstark, kompakt – und vor allem respektlos.“ Hasenhüttls Plan: „Ein ekliger Gegner für alle zu sein.“ Der VfB Stuttgart soll laut der Zei-tung „Augsburger Allgemeine“ be-reits vorsichtig bei Hasenhüttl nach-gefragt haben. Hasenhüttl nimmt das entspannt: „Wenn ich weiter erfolg-reich als Trainer arbeite, läuft mir die Bundesliga nicht davon.“

Der Vergleich mit dem Trai-ner-Idol von Borussia Dortmund

ehrt den gebürtigen Grazer. Dieser hat mit den Rotjacken in Graz, dem GAK, seine Karriere als Fußballprofi begonnen. Da war er schon erfolg-reich, doch nicht wirklich internatio-nal anerkannt. Als Trainer hat er das schon nach wenigen Jahren geschafft – nämlich nicht irgendwo, sondern im fußballverrückten Deutschland.

In den letzten Monaten ist Ralph Hasenhüttl nicht zuletzt wegen sei-nes sympathischen Auftretens einer der Lieblingsgäste in den TV-Sport-sendungen, aber auch für die Print-medien, wie den „Spiegel“, die „Süd-deutsche“ oder die „Welt“, ist er ein gefragter Interviewpartner. Denn Ralph Hasenhüttl hat mit seiner Ar-beit Außergewöhnliches geleistet.

Er übernahm den FC Ingolstadt im Jahr 2013 als Trainer. Da standen die „Schanzer“, wie der Klub in Bay-ern auch genannt wird, auf dem letz-ten Platz in der zweiten Bundesliga. In eineinhalb Jahren machte Hasen-hüttl aus der meist mit unbekannten Spielern mittelmäßigen Mannschaft ein Meisterteam, führte sie also in der zweiten Bundesliga zur Meisterschaft und damit gelang der Aufstieg in die erste Bundesliga.

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Ralph Hasenhüttl: Erfolgstrainer des FC Ingolstadt, hat das Zeug zu einem ganz Großen seiner Branche zu werden

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Ralph Hasenhüttl (mit Ingolstadt derzeit auf Platz 6 der Bundesliga)Geburtstag: 9. August 1967. Geburtsort: Graz. Größe: 191 cm. Position: Stürmer. Vereine als Aktiver: 1985–1989 GAK, 1989–1994 FK Austria Wien, 1994–1996 SV Austria Salzburg, 1996–1997 KV Mechelen, 1997–1998 Lierse SK, 1998–2000 1. FC Köln, 2000–2002 Greuther Fürth, 2002–2004 FC Bayern München Amateure. Nationalmannschaft: 1988–1994 Österreich. Stationen als Trainer: 2007–2010 Unterhaching, 2011–2013 VfR Aalen.PS: Ingolstadt engagierte nun auch seinen Sohn Patrick als Profi.

Der Alpen-Klopp

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Unangepasst und oft zornig

Sicherheit einen zeitgemäßen Aspekt aufweisen. Die Aufführung in Wien wird eine Genugtuung für Neuwirth sein, bemühte sie sich doch bisher erfolglos um eine Professur an der Wiener Musikuniversität.

Die Steirerin zählt zu den bekann-ten zeitgenössischen Tonsetzern, ob ihre widerborstigen Kompositionen aber Bestand haben wird – da wagt niemand eine Prognose.

Ihr Vater war Gründungsmitglied des in Österreich, aber auch darü-ber hinaus bekannten Erich-Klein-schuster-Sextetts, leitete dann eige-ne Ensembles und komponiert und arrangiert Film- und Theatermusik. Er ermöglichte ihr ihre Ausbildung und finanzierte das Studium. Durch ihn lernte sie 1985 den Komponisten Hans Werner Henze kennen. Der Va-ter besuchte diesen sogar mit ihr in Italien. Für die Tochter war die Welt des Komponisten ein prägendes Er-lebnis. Von da an wollte sie selbst Komponistin werden.

Eine große Veränderung bemerk-ten Kenner der Familie nach der Rückkehr von Olga Neuwirth aus den USA. Dort muss es offensichtlich zu einem tiefgehenden Beziehungs-drama gekommen sein, mutmaßt

man. Es ist der Zeitpunkt, wo Olga Neuwirth zur Grundeinstellung kam: „Alle Männer sind böse.“ Ihr Ehrgeiz – „sie ist eine Kämpferin“ – blieb ihr erhalten, denn umso mehr wollte sie zeigen, was sie musikalisch drauf hat. Hinzu kam, dass sie über das Ju-gendmusikfest Deutschlandsberg mit Elfriede Jelinek bekannt wurde. Die beiden Frauen – seelenverwandt – befreundeten sich. Daher ist sie kom-promisslos, ähnlich ihrer Freundin und Nobelpreisträgerin Elfriede Je-linek in ihren Arbeiten. Zorn ist kein seltener Gemütszustand von Olga Neuwirth, verknüpft mit Unangge-passtheit und Empörtsein. Der Vater verließ die Familie, nach Abschluss des Studiums seiner Tochter, seit damals gibt es keinen Kontakt mehr zwischen den beiden.

Olga Neuwirth will nicht still sein, sich nicht artig verbeugen und freund-lich lächeln. In einem „Profil“-Inter-view meint sie: „Anscheinend löse ich schon als Person Aggressionen aus, weil ich mich nicht so verhalte, wie der Klassikbetrieb das vorsieht.“ Seit sie 1993 mit ihrem unkonventio-nellen Stück „Lonicera Caprifolium“ die Musikszene auf sich aufmerksam machte, liegt Neuwirth mit den meist männlichen Granden der Klassikwelt im Clinch. „Schöne Melodien muss

ich keine mehr schreiben“, erklärt sie, „dafür gibt es Bach.“ Neuwirth will mit ihrer Musik auch das Unbe-hagen an den Zuständen in der Ge-sellschaft und der Kultur ausgedrückt wissen. Für ihren kompromisslosen Bruch mit der orchestralen Traditi-on zahlt die Querdenkerin mitunter einen hohen Preis. Während andere Komponisten hohe Honorare und Einnahmen vermelden, tut sich Olga Neuwirth auch heute noch schwer. Sie ist extrem ehrgeizig und arbeitet hart. Nach einem genau vorgegebe-nen Stundenplan setzt sie die Noten aufs Papier. Mit vielen Stipendien in Europa, aber auch in den USA hält sie sich zeitweise über Wasser. In Zeiten wie diesen sei es absurd, dass man Komponist ist. Man sitzt in einem Kämmerchen und schreibt Noten. Nicht zufällig handelt ein Stück von Neuwirth nach einem Text von Paul Auster davon, wie ein junger Künst-ler auf einem Ölschiff anheuert, weil er nicht mehr weiß, wie er sein Geld verdienen soll. Doch offensichtlich ist das auch der Preis für ihre Unange-passtheit.

PS: Weil sie in den letzten Wochen andauernd im Ausland unterwegs war, stand sie Klipp für ein persönli-ches Gespräch nicht zur Verfügung.

Komponieren war ihr nicht in die Wiege gelegt, wiewohl sie

aus einem musikalischen Eltern-haus kommt. Olga Neuwirth ist die Tochter des Jazz-Pianisten, Musik-pädagogen und Komponisten Harry Neuwirth. Ihr Onkel Gösta lehrte als Hochschullehrer, Komponist und Musikforscher an der Musikhoch-schule und an der Universität Graz. Schon mit sieben Jahren begann Olga Neuwirth Trompete zu lernen. Ihre ursprünglichen Pläne, Trompete zu studieren, musste sie aber nach ei-nem Unfall mit Kieferverletzung auf-geben. Sie entschied sich also für das Komponieren.

Erst jüngst wurde sie bejubelt, musste am Ende sogar auf die Büh-ne, obwohl sie diese Art von Öffent-lichkeit bekanntermaßen hasst – bei den Salzburger Festspielen, wo es zur Uraufführung ihres neuesten Werkes „Eleanor-Suite“ kam, die das Fest-spielpublikum begeisterte. Eine wei-tere Auszeichnung: Olga Neuwirth komponiert erstmals für die Wie-ner Staatsoper. Im Dezember 2019 kommt das Auftragswerk „Orlando“ nach dem Roman von Virginia Woolf zur Uraufführung. Virginia Woolfs „Orlando“, so Neuwirth, hinterfrage die Stellung der Frau in der Gesell-schaft, und ihre Oper werde also mit

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Olga Neuwirth, in Schwanberg aufgewachsen, ist eine anerkannte zeitgenössische Komponistin

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Mit „Specter oft the Gardenia oder Der Tag wird kommen“

stand ein Experiment zeitgenössi-schen Musiktheaters am Beginn des diesjährigen steirischen herbst. Ve-ronica Kaup-Hasler: „Ich hatte beim steirischen herbst 2001 die Produk-tion ,Tintentod oder Du sollst dein Wort halten‘ in der Regie von Tina Lanik gesehen, das ein Interview des Klagenfurter Germanisten Klaus Amann mit Josef Winkler zum Aus-gangspunkt hat. Dabei sprang mir das ganze Elend der zeitgenössischen Dramatik ins Auge. Einerseits fand ich es interessant, was da versucht wurde, aber gleichzeitig scheiterte dieser Versuch, aus einem Textkörper von großer sprachlicher Qualität ein glaubhaftes Theaterstück zu machen. Es gibt ja auch aktuell eine Reihe von Versuchen, Literatur in eine drama-tische Konstellation zu bringen, von Arno Geiger etwa oder von Clemens Setz. Für mich waren diese Versuche bislang meist unbefriedigend. Dar-über bin ich dann anlässlich mehre-rer Begegnungen mit Josef Winkler ins Gespräch gekommen, der diese Skepsis teilt. Gleichzeitig gab es Ge-spräche mit Johannes Maria Staud, den ich als Komponisten sehr früh verfolgt habe. Über Texte, diese Lust an Literatur und neue Zugänge zum modernen Musiktheater. Aus diesem Wunsch, mit beiden zusammenzu-arbeiten, einmal wie in einem Labor

zu schauen, was wirklich möglich ist, ergab sich diese Zusammenführung.“

Das diesjährige Motto sei eine „spielerische Anleihe an einen Film-titel“, weil sich hier etwas manifes-tiere, was in der Kunst schon jeher Thema war: „Die Erkenntnis, dass die Zukunft ohne eine profunde Analyse von Vergangenheit und Gegenwart gefährlich und zum Scheitern verur-teilt ist.“ Viele einstige Visionen aus futuristischen Filmen seien mittler-weile „Lebensrealität“ und hätten eine „reale Entsprechung in unserem Alltag“, formulierte die Intendantin. Als Beispiele führte sie die Beschleu-nigung aller Lebensbereiche und die gesellschaftlichen Entwicklungen, die durch Gewalt und Radikalisierungen aller Art gekennzeichnet seien, an.

Und zum Experiment „Specter oft he Gardenia“: „Wir wissen, wie schwierig es sein kann, einen zeitge-nössischen Text gesungen zu hören. Vielleicht hängen wir zu sehr noch einer alten Vorstellung von Oper und von ,dramatis personae‘, also von handelnden Personen, nach und nahmen zu wenig diese musikalische Kraft wahr, die in epischen Texten zum Beispiel von Elfriede Jelinek steckt, die man auch einmal so ste-hen lassen soll.

Bergbahnen legen nicht nur im Winter, sondern inzwischen das

ganze Jahr das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg in ländlichen Regionen. Georg Bliem, GF der Planai-Hochwurzen-Bahnen: „In den letzten Jahren gab es eine positive Entwicklung und der Konzern-Kern-umsatz konnte erstmals auf 40 Milli-onen Euro gesteigert werden.“ Auch seien die Sommerzahlen mit einem Plus von 15 Prozent überaus erfreu-lich. Und damit das auch so bleibt, wird laufend investiert. So beispiels-weise in den Neubau der Schneean-lage Planai Ost, ein 6-Millionen-Eu-

ro-Projekt mit neuem Teich, der vor allem die gezielte und ressourcen-schonende Beschneiung am steiri-schen Paradeskiberg sichern soll. Außerdem sind drei neue Bahnen in Planung (Planai-Seilbahn ab Schlad-ming, Burgstallalmbahn sowie Rohr-moos I). Auch der Umbau der Dach-stein-Tal- und -Bergstation sowie die Aufrüstung der Planai-Busflotte sind vorgesehen.

Die Planai-Gruppe ist mit knapp 400 Mitarbeitern ein wichtiger Ar-beitgeber in der Region. Aufgrund der erfreulichen Saisonentwicklung (heuer +15%) konnten auch verstärkt Ganzjahresplätze angeboten werden. „Die Planai-Hochwurzen-Bahnen sind ein wichtiges Zugpferd für den Tourismus in der Steiermark. Das be-weisen Georg Bliem und sein Team auch mit den aktuellen und den ge-planten Investitionen. Diese sorgen für eine weitere Qualitätssteigerung und mehr Service für die Gäste“, so Landesrat Christian Buchmann.

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Planai-Geschäftsführer Georg Bliem (l.) mit LR Christian Buchmann (Mitte)

Intendantin Veronica Kaup-Hasler mit dem Festival-Generalsponsor Stefan Stolitzka

Johannes Maria Staud/Josef Winkler: „Specter of the Gardenia“

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit war das Kürbiskernöl den meis-ten Menschen ziemlich gleichgültig. Heute, nur ein paar Jahrzehnte später, ist es zum kulinarischen Wahrzeichen der Steiermark geworden, das wir als das „Grüne Gold“ der Steiermark be-zeichnen. Regional, hochwertig und echt steirisch starten die Region und die Parktherme Bad Radkersburg – dreifach ausgezeichnet als Therme des Jahres 2015 – mit dem steirischen Ölkürbis in den Genussherbst 2015.

Bis Mitte November haben die Gäs-te der Parktherme die Möglichkeit, den steirischen Genussbotschafter direkt vor Ort zu verkosten und die Menschen, die dahinter stehen, ken-nenzulernen. So gibt es jeden Montag eine Weinverkostung, bei der die Win-zer zu Gast in der Parktherme sind, jeden Mittwoch kann man mit dem Küchenteam der Parktherme fach-simpeln und immer samstags sind die steirischen Kürbiskernölbauern und Direktvermarkter zu Gast.

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v.l.: Bgm. Heinrich Schmidlechner, Stefanie Schmid (Parktherme), GF Siegfried Feldbaumer, Alois Mattersberger, Georg Pock (Genuss am Fluss), Kürbisbauer Sepp Majczan, Andreas Cretnik (GF Steirisches Kürbiskernöl ggA) und Evelyn Sommer (Trachten Trummer).

Paradeberg Planai mit 400 Mitar-beitern für die Region ein „Motor“

Radkersburg: „Grüner Goldrausch“

www.klippmagazin.at Online lesen schärft den Blick!September/Oktober 2015

„steirischer herbst“: Eröffnungs-experiment ist geglückt

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Die vom Land Steiermark und der Stadt Graz im Jahr 2012

eingerichtete Antidiskriminierungs-stelle Steiermark entwickelt sich zur unverzichtbaren Ombudsstelle für alle Menschen, die sonst nur schwer Gehör finden. Im vergangenen Jahr wurden 609 Anfragen in Bezug auf Diskriminierung an die Stelle gerich-tet. In 532 Fällen wurde interveniert. Altersdiskriminierung legte stark zu. Interveniert wurde im Jahr 2014 in 532 Fällen. Häufigster Diskriminie-rungsgrund ist nach wie vor die „ethnische Herkunft“ (41 Prozent), dahinter liegen „Religion“ (11,50 Prozent) und „Alter“ (10,15 Prozent).

„Vielversprechend ist“, so die Vor-standsdirektoren Karl Grabner und Jörg Rosegger in Graz vor Journalis-ten, „die Entwicklung am US-Markt.“ Nicht zuletzt aufgrund der Euro-Dol-lar-Situation wächst der Lieferum-fang von Binder+Co-Produkten in die USA im Bereich der Umwelttech-nologie (Recyclingbereich). Binder + Co mit Firmensitz in Gleisdorf und knapp 380 Mitarbeitern – an der Wiener Börse notiert – ist als Spezi-alist für Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik Weltmarktfüh-rer in den Bereichen Siebtechnik und Glasrecycling. Mehr als 90 Prozent der Produkte gehen in den Export. Für 2016 ist daher dort der Aufbau eines eigenen Vertriebsstandortes vorgesehen. Der Entwicklung dieses neuen Marktsegmentes wird sich Johannes Pohl als neues drittes Vor-standsmitglied schwerpunktmäßig widmen.

Landesparteiobmann Gerhard Kurzmann und Klubobmann Ma-

rio Kunasek präsentierten kürzlich den „politischen Fahrplan“ für den Herbst. „Wir sind thematisch gut auf-gestellt und werden als soziale Hei-matpartei zahlreiche Initiativen im Landtag setzen“, so Kunasek. Es sind über 30 konkrete Anträge und Anfra-gen geplant.

Landesparteiobmann Kurzmann legte erneut die Forderungen der FPÖ im Asylbereich dar. „Es geht nicht mehr um die Frage, wo Asyl-werber beherbergt werden, sondern vielmehr darum, wie man die gigan-tischen Flüchtlingsströme eindäm-men und das Asylchaos stoppen kann“, so Kurzmann, der sich erneut für die Wiedereinführung von Grenz-kontrollen ausspricht: „Schnellere Asylverfahren, die konsequente Ab-schiebung von Asylbetrügern und der Schutz unserer Grenzen sind ein Gebot der Stunde, um des Asylchaos Herr zu werden.“

Die Freiheitlichen werden aber auch die Umsetzung des sogenann-ten Sicherheitspaktes einfordern.

Im Wahlkampf 2010 haben der nunmehrige Landeshauptmann Schützenhöfer und die damalige In-nenministerin Fekter in diesem Pakt der Steiermark medienwirksam 300 zusätzliche Polizisten versprochen. Zu sehen ist von diesen aber bislang nichts. „Wir werden auf die Einhal-tung des schwarzen Versprechens pochen“, so Kurzmann.

„Die SPÖ-Forderung nach einer Öffnung des Arbeitsmarktes für Asyl-werber zeigt deutlich, wie weit sich die SPÖ vom Bürger entfernt hat“, so Kunasek. Die FPÖ kämpft darü-ber hinaus für eine sinnvolle und be-darfsorientierte Lehrlingsförderung. „Unternehmen müssen unterstützt und junge Talente gefördert werden“, meint Kunasek.

Ziele der Freiheitlichen sind, den Förderdschungel zu lichten und end-lich die richtigen Prioritäten zu set-zen. „Der Faktor Arbeit und unsere steirischen Unternehmer müssen entlastet werden, damit sie wieder Luft zum Atmen haben. Bei Verga-ben müssen auch regionale Betriebe bevorzugt werden“, so Kunasek.

Im Grazer Klinikum muss rund um die Uhr eine „Kleinstadt mit etwa

5.000 Einwohnern“ mit hoher Si-cherheit und Präzision versorgt werden. Pro Tag werden rund 1.000 Patientenfahrten unter höchsten Sicherheitsstandards durchgeführt. Im knapp zwei Kilometer langen Tunnelsystem gibt es weiters rund 1.400 Fahrten, u. a. werden 17 Tonnen Wäsche transportiert. Jeden Tag kocht die Spitalsküche 3.800 Mittagessen, die zielgenau und rechtzeitig den Weg zu den Patien-ten finden. Neun Tonnen Müll müssen entsprechend den strengen Auflagen sachgerecht entsorgt werden. Im neuen Versorgungszent-rum wurden wichtige wirtschaftliche Einheiten wie die Apotheke, Küche, Zentralsterilisation und die zentrale Warenbewirtschaftung unter einem Dach zusammengeführt. In Verbin-dung mit dem bereits bestehenden Tunnelsystem und dem 2009 eröff-neten Anlieferbahnhof besitzt das Grazer Klinikum nun eine neue topmoderne Spitalslogistik, die ideale organisatorische und logisti-sche Rahmenbedingungen für einen modernen und zukunftsorientierten wirtschaftlichen Betrieb des LKH-Univ.-Klinikums Graz schafft.

Markus Lientscher, Christian Clerici, Hans Knauß, Alexandra Lientscher, Johann Lafer, Astrid Perna-Benzinger, Giuseppe Perna, Christiana Gabalier und Willi Gabalier

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Angriffslustig: Klubobmann Mario Kunasek und Landesparteiobmann Gerhard Kurzmann

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Binder + Co-Vorstandstrio Jörg Rosegger, Karl Grabner und Johannes Pohl

Stadtrat Kurt Hohensinner, LR Doris Kampus und Daniela Grabovac, Leiterin der Antidis-kriminierungsstelle Steiermark (v.l.)

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Klinikum in Graz: Alles unter einem Dach

Nach Wien-Wahl: FP im Allzeithoch

US-Markt im Visier

Besonders bei der Altersdiskriminie-rung gab es eine auffallende Steige-rung im Vergleich zum Jahr 2013 um 42 Prozent von 28 Fällen (2013) auf 40 Fälle (2014).

Diskriminierung: Es gibt Anfrageflut

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VIP-Aufmarsch beim Aufsteirern:

Tunnelsystem sichert Versorgung und Trans-port der Patienten.

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Gastronom Andreas Rosmann: „Da wurde vor meinem Lokal mit Drogen gedealt.“

Er vertrieb schwarze Drogendealer Inhaber des Restaurant Rondo in Graz Lend griff zur Selbsthilfe

Aus dem Platz vor seinem Re-staurant in Graz an der Ecke

Hans-Resel-Gasse/Keplerstraße wurde im vergangenen Jahr eine Rast- und Sammelstelle für die afri-kanischen Drogendealer. Weil der Volksgarten und der Metahofpark zum Revier der Tschetschenen und Afghanen gehört, meiden sie diesen. Sie sind täglich in der Landeshaupt-stadt im Bezirk Lend von 9 bis 23 Uhr per Fahrrad oder hin und wieder auch zu Fuß auf Kundenfang. Die

Folge: Andreas Rosmann, Inhaber des Restaurants Rondo, musste einen spürbaren Umsatzrückgang hinneh-men. Er führt das Lokal seit sieben Jahren. „Es ist hier sowieso schon nicht leicht, erfolgreich zu sein – ich habe auch ein dankbares Publikum –, aber das war selbst diesem zu viel. Denn da wurde einfach vor meinem Restaurant ungeniert gedealt.“ Er musste daher zur Selbsthilfe greifen, nachdem sowohl die Politik, als auch die Polizei auf seine Apelle und die der Anrainer nicht entsprechend re-agierten. Rosmann gestaltete einige

Er würde versuchen, sich in einer solchen Notstandslage in die Bü-

sche zu schlagen, konnte sich Richter Erich Kundegraber am Landesver-waltungsgericht nicht zurückhalten, den Zuhörern im Verhandlungssaal seine Vorgehensweise kundzuma-chen. Einen jungen Grazer, der eine solche Notsituation „eleganter lö-sen“ konnte, droht Kundegraber nun zu bestrafen.Die Vorgeschichte: Der junge Grazer ist bei einem Grazer Abschleppun-ternehmen beschäftigt. Bei einer Einsatzfahrt bekam er fürchterliches Bauchzwicken, jedem Menschen zu-mindest einmal schon selbst passiert. Sein Glück in dieser Notlage: Die el-terliche Wohnung lag am Weg; daher

musste er sich nicht „in die Büsche schlagen“, sondern konnte dort gerade noch das WC erreichen, mit aller-dings nicht mehr ganz sauberer Unter-hose.

Erst Monate spä-ter erhielt der junge Grazer vom Referat für Parkraumbewirtschaf-tung eine Zahlungsauf-forderung über 70 Euro. Er hatte sein Fahrzeug

nämlich in seiner „Not“ auf einer Fläche vor dem

Elternhaus abgestellt, die Einsatzfahrzeugen vorbehal-

ten ist. Gegen die Zahlungsauf-forderung erhob er schrift-

lichen Einspruch und schilderte der

Behörde den Vor-

gang.

Beigelegt war auch eine Doku-mentation des Unter-nehmens über die Einsatz-fahrt. Sie hatte tatsächlich statt-gefunden. Die Behörde zeigte kein Verständnis (Anmerkung: Beamte haben ihr Klo meist auf dem Gang um die Ecke.). Man bestand auf die

Bezahlung der 70 Euro. Weil der jun-ge Grazer dem Bezahlungswunsch nicht nachkam, ging der Fall nun zum Landesverwaltungsgericht.

Man hätte nun erwartet, dass Richter Erich Kundegraber schon aufgrund seiner Lebenserfahrung („Ich würde mich in die Büsche schlagen“) rasch eine Entscheidung zugunsten des jungen Grazers ge-troffen hätte. Doch der Herr Rat gibt ein medizinisches Gutachten durch einen Sachverständigen in Auftrag, das hunderte Euro kostet. Der Sach-verständige soll prüfen – wohlge-merkt, fast eineinhalb Jahre nachher –, ob sich der Vorfall so zugetragen hat. Eine Antwort auf den konkreten Fall konnte er nicht geben. Wenig überraschend. Weder der Richter (mit Absicht?) noch der Verteidiger des jungen Grazers stellte die einzige entscheidende Frage: „Kann sich aus medizinischer Sicht die Sache so abgespielt haben?“

Genau das hätte jeder Herr Rat aber auch ohne Sachverständigen selbst beantworten können. Ein Ge-danke, warum er das nicht getan hat und sein Urteil schriftlich ergehen wird: Beschwerdestellern – so hei-ßen die Beschuldigten beim Lan-desverwaltungsgericht – klarzuma-chen, dass sie wegen eines solchen Schmarrens, um nicht ein anderes Wort zu gebrauchen, nicht zu Gericht laufen sollten.

PS: Es ist eigentlich unerhört, dass Beamte der Stadt Graz (mit einem Dienst-Klo um die Ecke) sich derart uneinsichtig gegenüber einem jun-gen Grazer verhalten, sodass dieser sein Recht beim Landesverwaltungs-gerichtshof suchen muss. Es schlägt dem Fass aber den Boden aus, wenn ein Richter, der hoffentlich sonst im normalen Leben angekommen ist,

einen mehrere hundert Euro teuren Sachver-ständigen bemüht, um

etwas klären zu lassen, was man ohne juristi-

sche Ausbildung al-lein mit der Logik des normalen Menschen

entscheiden kann. Was soll sich da der klei-

ne Mann denken? Es ist eine echte „Sch…“, was da passiert.

Nur zur Aufklärung: Der nächste Buchstabe nach dem Sch ist ein A.

Richter in großer Not Absurdes Verfahren am Landesverwaltungsgericht

Graz und Linz gleichauf

Mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 11

Euro in Graz und 11,30 Euro in Linz liegen die beiden Landeshauptstädte im Vergleich der zehn größten öster-reichischen Städte praktisch gleichauf. Die erhobenen Mietpreise sind Gesamtmieten, also Nettomie-ten inklusive Betriebskosten. Sie spiegeln den Median, also den mittleren Wert, der Angebotspreise

wider. Am teuersten ist das Wohnen in Inns-bruck mit 15,40 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Salzburg mit 14,60 Euro, Wien mit 14,20 Euro, Dornbirn mit 12,90 Euro, St. Pölten mit 10,20 Euro, Klagenfurt mit 9,40 Euro, Wels mit 9,30 Euro und Villach mit 8,70 Euro.

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Umgebung seines Restaurants und im Volksgarten mit Spürhunden. Auch Polizisten auf Rädern fuhren Streife. Und siehe da: Die schwarzen Drogendealer reagierten darauf so-fort. Rosmann: „Sie meiden den Platz nun, ich denke aber, sie stehen nur einige Häuserblocks weiter.“ Womit er nicht Unrecht hat, denn nun tref-fen die Drogendealer einander an der Kreuzung Regengasse/Keplerstra-ße/Babenbergerstraße.

Also weiterhin freie und praktisch ungestörte Fahrt in Graz für Drogen-dealer im Bezirk Lend!

CHRONIK

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20 Schwarzafrikaner sind täglich von 9 bis 23 Uhr auf der Suche nach Kunden.

Er vertrieb schwarze Drogendealer Inhaber des Restaurant Rondo in Graz Lend griff zur Selbsthilfe

Plakate, die er dann (siehe Fotos) vor seinem Lokal platzierte.

Die Tagespresse berichtete aus-führlich über seine mutige Aktion: „Ich hab‘ keine Angst vor denen. Und es war ganz interessant, denn es ka-men nicht nur viele Nachbarn vor-bei, die mich dazu beglückwünsch-ten und baten, so weiter zu machen, sondern es kamen auch Politiker.“ Er erhielt sogar Besuch von Kripo-Be-amten der Suchtgift-Gruppe. In den Wochen darauf patrouillierte die Polizei mehrere Male am Tag in der

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„Genauso wie im Quellenhotel mit der Quellenoase fließen die Natur der Umgebung und der Innenraum in der Heiltherme Bad Waltersdorf ineinan-der“, zeigt sich Geschäftsführer Ger-not Deutsch zufrieden. Fünf Millio-nen Euro kostete die Neugestaltung der Therme, die heuer das 30. Jahr ihres Bestehens feiert. Die Resonanz

der Gäste seit der Wiedereröffnung im Juli ist ausgesprochen positiv. Nicht nur touristisch, auch wirtschaft-lich gesehen ist die Heiltherme ein Leitbetrieb für die Region. Erstmals wurde 2014 die Grenze von 400.000 Nächtigungen überschritten; somit zählt die Therme zu den beliebtesten Urlaubszielen der Österreicher.

Die (gute) Beratung sei das wich-tigste Produkt einer Bank und daher ausschlaggebend für den Geschäfts-erfolg. Und die gelingt der Steier-märkischen Sparkasse offensichtlich. Das erste Halbjahr 2015 verlief trotz der nach wie vor geringen gesamt-

wirtschaftlichen Dynamik in ihren Märkten zufriedenstellend. Die Bi-lanzsumme blieb im Vergleich zu 2014 mit 14,5 Milliarden Euro stabil. Gestiegen sind die Betriebserträge – nämlich um 11,6 Millionen auf 206,5 Millionen Euro.

v.l.: der Steiermärkische-Vorstand Sava Dalbokov, Gerhard Fabisch, Franz Kerber, Georg Bucher

Steiermärkische gut unterwegs

Klassiker im neuen LookHeiltherme Bad Waltersdorf

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Anfang des Jahres schrieb Klipp in seiner Ausgabe über den Museum-

sintendanten Peter Pakesch: „Er sei sicher ein Experte seiner Zunft, doch als Intendant am Universalmuseum am falschen Ort. Es bräuchte da einen Mehrkämpfer, der sein Publikum lockt, sucht, neugierig macht und nicht aus dem elfenbeinernen Turm heraus agiert. Weil er fürchtet, in seinem Handeln populär zu werden. Linz zeigt es, beson-

ders in den letzten Jahren, dass es auch anders geht.“ Peter Pakesch hat vor Wochen offensichtlich selbst erkannt, dass es einen richtigeren Ort für ihn gibt als das Universalmuseum: Er wechselt in die Stiftung der verstorbenen Malerin Maria Lasnik und kehrt damit in einen Bereich zurück, der ihm besser liegt als Musem-sintendant zu sein.

Fast prophetische Aussage

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UMWELT

„Wir leben die Energiewende“ Smart Solar City Gleisdorf: Gut gerüstet für die Zukunft

Bereits in den 70er-Jahren hat Gleisdorf den ersten Preis, ha-

ben die Feistritzwerke die erste Aus-zeichnung für Aktivitäten in Richtung Umwelt und Energie erhalten. Bis heute sind es 38 Preise geworden. Es ist die Zahl nicht wichtig, nicht ent-scheidend, aber sie drückt aus, dass sich Gleisdorf all die Jahre konse-quent für die Zukunft fit gemacht hat.

Die Verantwortlichen der Stadt ha-ben Visionen unterstützt und auch die Gleisdorfer selbst sind dem positiv gegenübergestanden und stehen heu-te auch noch positiv zu den Maßnah-men. Mitten in Gleisdorf arbeitet seit zwei Jahren ein Bio-Heizkraftwerk, das in einer Rekordzeit seinen Betrieb aufnehmen konnte – ohne Murren oder gar Demonstrationen oder Bür-gerinitiativen. Weil die Gleisdorfer

darauf vertrauen konnten, dass die Projekte der Feistritzwerke-STEWE-AG gut für sie und die Zukunft der Stadt sind, dass damit der Energie-verbrauch noch zielführender erfolgt.

Die Energiewende in Gleisdorf ist längst vollzogen, während es in eini-gen Bereichen von Wien oder der EU ausgehend mit Verordnungen und Bestimmungen zu umstrittenen, frag-würdigen Entscheidungen kommt. Das ist ein Vorgehen, bei dem die-jenigen, die sich bemühen, Kosten und Energie zu sparen, sogar dafür bestraft werden.

Gleisdorf darf sich aber auch deshalb über die Etikette „Solar Smart City“ freuen, weil die Stadt im Grünen über die Infrastruktur einer Großstadt verfügt. Nachhaltige Ener-gieformen sind vorhanden:

• Wärmeversorgung mit sola-rer Biowärme, Sonnenkollektoren, Pflanzenöl Blockheizkraftwerken, Wärmepumpen, Pelletsheizungen und Datenvernetzung aller Heiz-zentralen über Lichtwellenleiter.

• Stromerzeugung mit Wasser-kraftwerken, Photovoltaikanlagen,

Pflanzenöl Blockheizkraftwerken, Windkraftwerken und einer Daten-vernetzung der Kraftwerke über Lichtwellenleiter.

• Intelligente, nachhaltige, innova-tive, energiearme Straßenbeleuchtung.

• Wasserversorgung mit zentra-lem Wassermanagement und dezent-raler Überwachung der Wasserleitun-gen mit einer automatischen Alarm-meldung bei Wasserleitungsleck.

• Intelligente, innovative, kos-tensparende und umweltschonende Abfallwirtschaft mit elektronischer Registrierung der Mülltonnenentlee-rung, verursachergerechten Kosten und sprechenden Mülltonnen.

• Umweltfreundliche, nachhal-tige, innovative Mobilität mit Solar

Elektroladestellen, Parkgebührenbe-freiung für Elektrofahrzeuge, Pendler-pauschale, Radwege, Solar Carport.

• Intelligente, innovative Kom-munikation mit Lichtwellenleiter für Breitbandnutzung, zentrale Satel-liten-Fernsehantennenanlage mit Wohnungsanschlüssen über Licht-wellenleiter, WLAN-Standorte im öffentlichen Raum.

• Energieatlas mit Online-Ener-gie- und „Lebensinformationen“

• Intelligente, innovative Zähler (Smart Meter) für Strom, Wärme, Wasser mit Online-Anzeige am Fern-seher und automatischer Alarmmel-dung bei Energieüberschreitung oder Wasserrohrbruch.

• Intelligentes, innovatives Ener-gieauge für Photovoltaikanlagen zur optimierten Eigennutzung des er-zeugten Stromes.

Geschäftsführer Walter Schiefer mit dem Energy Globe Austria Award 2015: „Die Natur ist unser wertvollstes Gut.“

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26 KLIPP November 2011

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, wasich machen soll und mein Allerlieb-ster ist mir da überhaupt keine Hilfedabei. Er sagt nur: „Du wirst dasschon richtig machen …“ UnsereJüngste war so schwer verliebt undjetzt ist es auf einmal über Nachtaus. Sie tut mir so leid, weil sie sichfast wie in ihrer Kindheit bei mir an-lehnt und Schutz sucht. Das tut gut,aber sie wissen ja, man kann danicht wirklich helfen, sondern kannnur versuchen, zu trösten. Bei uns inder Nachbarschaft gibt’s auch eini-ge türkische Zuwandererfamilien.Und da haben wir gehört, dass diemit ihrer Tochter kürzlich in dieTürkei gereist sind, weil sie dort denBräutigam ausgesucht haben. Undderen Tochter findet nichts dabei,weil sie ja in dieser Welt aufgewach-sen ist. Die war ganz freudig aufge-regt, obwohl sie ihren Bräutigam garnicht je vorher gesehen hat. Wennich dann daran denke, wie niederge-schlagen unsere Jüngste jetzt ist,dann denke ich mir: Solche Sorgenhaben die Eltern der jungen Türkinnicht.

Das letzte Mal hat mir ja Frieda er-zählt, dass der Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der Steiri-schen Industrie, nach Wien gehensoll und dort als Nachfolger von In-dustriellen-Präsident Veit Sorgervorgesehen ist. Und die Friedameinte noch, damit wäre er nebendem gut vernetzten Fritz Grillitsch,dem Bauernbundpräsidenten, derranghöchste steirische Vertreter aufdem Wiener Parkett. In der steiri-schen ÖVP, so erzählt die Frieda,waren die Funktionäre arg ge-schockt, als sie nun lesen mussten,dass der Grillitsch sich von einerStunde auf die andere total aus derPolitik zurückzieht. Es waren auchfür ihn die Aufregungen so arg, dasser in Graz bekanntlich wegen Herz-problemen ins Krankenhaus mus-ste. Alle, mit denen die Frieda überGrillitsch gesprochen hat, warenfast traurig, weil der Obersteirerauch in den anderen Parteien viele

gute Freunde hat. Die Frieda hat im-mer wieder gehört, und sie geht ja inder ÖVP aus und ein, dass Grillitschgute Chancen gehabt hätte, demHermann Schützenhöfer zu folgen,hätte er das im Auge gehabt. Nun istes klarerweise vorbei damit. Schoneinmal war Fritz Grillitsch knappvor dem Sprung in die Landesregie-rung, damals noch zu Zeiten vonWaltraud Klasnic. Er habe damalsbereits, so erzählt die Frieda, dieZusage der damals allmächtigensteirischen VP-Chefin gehabt, diedann allerdings im Parteivorstandeinen anderen vorschlug, ohne Gril-litsch darüber zu informieren. Ver-ständlich, sollte das so stimmen,dass der Grillitsch sich zu KlasnicsVerdiensten kaum noch äußerte.

Weil die Frieda gerade von Klasnicgeredet hat. Herwig Hösele war ei-ner ihrer engsten Mitarbeiter undist, so der Hubert, sicher ein belese-ner Mann. Kein Wunder, dass er vielüber die Vorzüge und Nachteile derDemokratie, das passende Wahl-recht philosophiert. Doch mit einemscheint er ein Problem zu haben, mitdem innerparteilichen demokrati-schen Umgang. Der Hubert denkt daan die Zeit zurück, als Klasnic we-gen der Energie Steiermark gewaltigZoff mit Gerhard Hirschmann undHerbert Paierl hatte. Hösele spiel-te in dieser Auseinandersetzungeine wichtige Rolle. Heute bezeich-net er sich selber als „Wut-Bürger“,wegen der stärker werdenden Poli-tikverdrossenheit in Österreich, undschließt sich dem Kreis jener an, diedagegen sogar ein Volksbegehrenüberlegen. Schon pikant. Oder per-vers. Oder auch zum Schmunzeln.Hösele äußerte sich in den Medienim Sinne wie: „Irgendwann werdendie Regierungsparteien von unshören.“ Aber er selbst hat nicht gutzugehört und die Dinge richtig ana-lysiert, als er im Regierungsbüro inder Grazer Burg die Fäden gezogenhat. Denn sonst wäre die Landtags-wahl 2005 für Waltraud Klasnicnicht zu einem Desaster geworden,

so der Hubert. Dem klarerweisenoch immer leid tut, dass die „Che-fin“ damals so sang- und klanglosvon der politischen Bühne abtretenmusste. Bei ihrem 60er, zu dem ihrzwei Wochen nach der Wahl logi-scherweise viele Mitarbeiter gratu-lierten, kam aber keine Stimmungauf. Da war die Trauerarbeit wichti-ger.

In der Steiermark durfte GerhardDraxler seinerzeit nicht ORF-Lan-desdirektor werden, weil er fürÖVP-Landeshauptfrau WaltraudKlasnic zu viel rot und zu vielschwarz war. In Kärnten wurde erORF-Landesdirektor unter JörgHaider von der FPÖ. In Wien wurdeer Informationsdirektor unter Wolf-gang Schüssel von der ÖVP. Undnun wurde er wieder steirischerLandesdirektor unter dem rotenLandeshauptmann Franz Voves.Was damit zum Ausdruck kommt,hat mir kürzlich der Josef erzählt.Dass Gerhard Draxler von seinemJob als Journalist was verstehenmuss und alle jene eines Besserenbelehrt hat, die ihn in der jeweiligenPhase jener politischen Gruppie-rung zugeordnet haben, die geradedort an der Macht war oder ist.

Christoph Biro, Chefredakteur derSteirerkrone, zeigt immer wieder, sohabe ich der Ute bei der letzten Ta-rock-Runde beim Diskutieren amNebentisch zugehört, dass er vonder Steiermark noch immer wirklichwenig weiß. Er kommt aus Wien undist ein Bürgerlicher im alten Sinndes Wortes, tut sich schwer mit neu-en Entwicklungen. Daher gefallenihm auch Typen, die ihm schmei-cheln und ihn als einen der Großenund Wichtigen im Lande darstellen.Mit Oswin Kois verlasse der viel-leicht kompetenteste Manager diegroße Bühne, streut Biro dem Noch-Energie-Steiermark-Chef Rosen.Das zeugt schon von wirklicherSachkenntnis, lästert die Ute. Was

Kois in der einst skandalgebeutel-ten Estag gelungen sei, so der HerrBiro, suche seinesgleichen. Werdenke angesichts des Grünen E heu-te noch an die schmutzigen Schlag-zeilen von früher? Und die Estag seiauch profitabel. Zweistellige Millio-nenbeträge dürfe das Land Jahr fürJahr kassieren, und dass der steiri-sche Stromriese keinen Atomstromins Netz einspeist, stehe ebenfallsauf der Kois’schen Erfolgsliste,schreibt Biro in der Steirerkrone.Letzteres stimme in keinem Fall,hört die Ute aus der Energie-Steier-mark-Zentrale von jemandem, dermit Stromhandel zu tun hat.

Warum gehe Kois überhaupt per 31.März, trauert Biro. Franz Voveskönnte ihm da sicher die passendeAntwort geben, rät die Ute dem Stei-rerkrone-Chefredakteur. Im Übri-gen habe dieser Oswin Kois Hand-schlagqualität – ein Charakterzug,der heutzutage immer seltener zufinden ist, will das Biro-Lob keinEnde nehmen. Er meint damit aberhoffentlich nicht den Sack vollerEnergie-Steiermark-Inserate unddie zigtausenden Euro dafür, welchedie Krone im Laufe der letzten zwei-einhalb Jahre einsackeln konnte,ätzt die Ute weiter. Aber wer weiß, sodie Ute, vielleicht hat der Nachfol-ger von Kois eine ähnlich lockereHand beim Geldausgeben, wenn’sdarum geht, vor allem für sich alsPerson guten Wind zu machen.Denn viel will der Tarock-Rundenicht einfallen, als die Ute danachfragt, was dem Kois so alles gelun-gen sei. Da fielen dann Begriffe wieMurkraftwerk und Photovoltaik-An-lage auf der Firmenzentrale. Dochdiese Projekte sollen schon die Vor-gänger auf Schiene gebracht haben.

Bis zum nächsten Mal,

Eure Lilly

Hallo, meine Lieben!

LILLY LOTTERBLUME

LILLY

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Es ist logischerweise weit angeneh-mer, Flüchtling in Wien, Graz oder Mün-chen als in der Türkei oder im Libanon zu sein, sagt mein Allerliester und ärgert sich. Denn die Frage der Hilfsbereit-schaft sei für ihn in diesen Tagen zu tren-nen von dem, was für unsere Republik langfristig wichtig ist. Denn kein Land kann die Probleme des anderen lösen und ungeregelte Einwanderung führt zu einer kulturellen Überfremdung. Das ist leider wieder aufgebaut auf einer völlig verfehlten, konzeptionslosen Ein-wanderungspolitik. Denn der einfache Mann auf der Straße fühlt sich nicht durch Ärzte und Ingenieure bedroht, die da kommen, sondern durch die hun-derttausenden anderen.

*

Das hat auch Frank Stronach im Sommer noch im Österreich-TV gesagt und gemeint, die einzige Chance wäre, dass man so genannte Pufferzonen für die Menschen errichtet und diese durch die NATO praktisch überwacht, sodass die Menschen dort in Frieden leben kön-nen. Zu Ähnlichem hat sich jetzt ja die EU endlich durchgerungen. Inwieweit es funktionieren wird, wird man sehen.

*

Weil von Frank Stronach die Rede war: Das Überlaufen von Kathrin Nachbaur, seiner engsten Vertrau-ten über Jahre hinweg, zum ÖVP-Klub war ein Schlag in die Magengrube. Die beiden – der Herwig und die Ute – ar-beiten bekanntlich in der Grazer Burg, haben aber natürlich damit einen guten Draht zum Parlament in Wien. „So was tut man einfach nicht, wenn du Moral und Anstand hast“, schütteln sie den Kopf bei unserem letzten Pokerabend. Sie erzählten über den Wechsel von Ka-thrin Nachbaur. Sie war ja die Klubob-frau des Teams Stronach, die engste Vertraute des austrokanadischen Mil-liardärs und ist mittlerweile zur ÖVP übergelaufen. Die attraktive Grazerin hatte Frank Stronach auf der Opernre-doute kennengelernt. Er holte sie dann nach Kanada und engagierte sie in seinem direkten Management, wo sie praktisch zu seiner rechten Hand und damit für ihn unentbehrlich wurde. Sie

koordinierte Franks Tagesablauf und war bei den meisten offiziellen Anläs-sen dabei. Nach der Nationalratswahl 2013 machte der gebürtige Steirer die gebürtige Grazerin zu seiner Statthalte-rin. Damit wurde die persönliche Refe-rentin eine der einflussreichsten Frauen im politischen Leben Österreichs. Sie wetterte – geschmeidiger und diplo-matischer formulierend als ihr Mentor Frank Stronach – vor allem gegen die Alt- und Staatsparteien ÖVP und SPÖ, ließ an deren Miss- und Günstlingswirt-schaft kein gutes Haar und lief nun ge-nau zur ÖVP über. Ein Verrat, zumal sie ihr Mandat nur Frank Stronach zu ver-danken hat. „Ich hätte erwartet“, so die Ute, „dass sie das zurücklegt, denn die Österreicher haben ja nicht sie gewählt. Sie hat immer über Anstand, Prinzipien, Werte gesprochen. Jetzt ist sie wie alle anderen, die sie heruntergemacht hat, selbst eine Söldnerin. Da muss es arge Kränkungen und Verletzungen zwischen den beiden gegeben haben“, vermutet die Ute. „Stronach war auf Einladung von Christian Jauk seinerzeit zur Grazer Opernredoute gekommen. Bei einer dieser Einladungen lernte Stron-ach eben Kathrin Nachbaur kennen. Heute sind Nachbaur und Jauk (Banker und Sturm-Präsident) ein Paar, haben bereits einen gemeinsamen Sohn. Und ja, Christian Jauk war als junger Bankan-gestellter in der Jungen ÖVP engagiert.

*„Die können von Glück reden, dass

sie die Landtagswahl vorverlegt haben. Denn würde jetzt im Herbst gewählt werden, die FPÖ hätte alle Chancen gehabt, zur Nummer 1 zu werden. Na-türlich schmeckt es den Freiheitlichen nicht, dass sie nun völlig in der Oppo-sition sind, also ohne Regierungsamt. Denn damit tut sich Mario Kunasek doch schwer, sich draußen im Land Gehör zu verschaffen. Bist du in der Regierung, dann ist man automatisch im Blickpunkt der Öffentlichkeit“, meint der Otmar, der im FPÖ-Kreis arbeitet. Doch nicht nur Wahlsieger Kunasek tut sich schwer, auch Michael Schick-hofer, der neue SPÖ-Regierungschef. „Wie soll er Profil und Kanten bekom-men, wenn er sich stets als ,Beiwagerl‘ von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zeigt?“, gibt die Rena-

te Stimmen aus dem SPÖ-Klub wieder. Von einem Kuschelkurs in der Politik profitiert nur der Erste, in diesem Fall eben Hermann Schützenhöfer als Lan-deshauptmann. Noch dazu, wo er ein erfahrener, erprobter Politprofi ist, der übrigens jetzt, wo er ganz an der Spitze steht (noch), keinen LH-Kult betreibt.

*

„Nichts gegen den Michael, aber der ist ja ins kalte Wasser geworfen worden, wollte das von sich aus gar nicht “, so erzählt der Otto, der das im SPÖ-Hauptquartier aufgeschnappt hat. Es gelte nun, bis zum Parteitag auch an-dere Varianten zu überlegen. Man habe ja nicht nur den Michael Schickhofer, den der abgetretene Landeshauptmann Franz Voves sozusagen im Alleingang installiert hat. Da ist zum Beispiel auch noch der Jörg Leichtfried neu in der Landesregierung. Rein durch sei-ne Arbeit im EU-Parlament bringt er viel Horizont und Erfahrung mit. Kürz-lich wurde er in Bruck mit 100 Prozent Zustimmung zum Bezirkshauptmann gewählt. Ob dieses Ergebnisses war er den Tränen nah, aber richtig geheult hat sein Vorgänger Siegi Schrittwieser. Sein Spitzname: „der Bulle von Thörl“. Als er verabschiedet wurde, gab es für ihn minutenlang Applaus; seine Freun-de machten ihn zum Ehrenobmann auf Lebenszeit.

*

Siegfried Nagl, der ÖVP-Bürger-meister in Graz, kündigte ja vor zwei Jah-ren die schwarz-grüne Koalition prak-tisch über Nacht auf. Damit verlor Lisa Rücker, „Die Grünen“-Chefin, ihren Vizebürgermeister-Sessel, ist damit nur noch Stadtrat. Rückblickend kann man erkennen, dass ab diesem Zeitpunkt bei Rücker irgendwie die Luft draußen war. Offensichtlich hat sie sich schon damals überlegt, aus der Politik auszuscheiden. Kürzlich verkündete sie nun, bei der Ge-meinderatswahl 2017 nicht mehr dabei zu sein. Die Favoritin für die Nachfolge von Rücker im Rathaus scheint Judith Schwentner zu sein. Sie sitzt seit 2008 im Parlament in Wien, ist mittlerweile dort sogar Sozialsprecherin der Grünen. Jahrelang leitete Schwentner das „Me-

gaphon“-Projekt der Caritas in Graz. Sie ist also in der Landeshauptstadt bestens vernetzt und stark verwurzelt.

*Bürgermeister in einer Gemeinde

oder Stadt zu sein, bedeutet Ansehen, Macht und Einfluss – ist aber auch ge-fährlich. Das erleben bald drei Exbür-germeister im Murtal. Die beiden Zelt-weger Kurt Haller und Kurt Leitner (beide SPÖ) müssen sich mit weiteren Angeklagten am Mitte Oktober vor dem Landesgericht Leoben verantworten. Im Zusammenhang mit dem Neubau des Sportzentrums und der Förderung des Eishockey-Klubs werden den bei-den Exbürgermeistern Untreue, Amts-missbrauch und Betrug vorgeworfen. Sie hätten Kredite aufgenommen, ohne Gemeinderatsbeschlüsse, und diese verschleiert. Auch die Anklage gegen den Exstadtchef von Fohnsdorf Jo-hann Stranner – ebenfalls SPÖ – ist fertig. Der Prozess ist bekanntlich ja aus Gesundheitsgründen schon einmal ver-schoben worden. Noch im Stadium der Ermittlungen befinden sich die Vorwür-fe, die gegen den Gratkorner Bürger-meister erhoben worden sind.

*

Claudia Babel betreut mit ihrer Agentur seit Jahren Siegfried Nagl und die Grazer ÖVP. Hunderttausende Euro flossen dadurch in ihre Kassa. Trotz die-ses enormen Geldzuflusses musste sie nun mit ihrer Agentur den Konkurs an-melden. Seit dem Vorjahr steht sie unter gewaltigem Beweisdruck. Es geht um eine Rechnung in der Telekom-Affäre in der Höhe von knapp 120.000 Euro. Ge-richtet war sie an die Grazer ÖVP und ihren Geschäftsführer Bernd Schö-negger. Gegen ihn wird noch immer wegen verdeckter Parteienfinanzierung in der Telekom-Affäre ermittelt. Die Staatsanwaltschaft vermutet dahinter eine illegale oder verdeckte Parteienfi-nanzierung. Babels hohe Honorarnoten und Aufträge von Seiten Siegfried Nagls waren der Grund für etliche Anfragen im Gemeinderat der Stadt Graz und sorg-ten für heftige Diskussionen.

Das wär‘s, Eure Lilly

Kathrin Nachbaur Lisa Rücker

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In der Öffentlichkeit ist die Amok-fahrt vom 20. Juni 2015 schon „vergessen“, obwohl noch etliche

der Opfer im Spital sind, aber zumin-dest die meisten noch in therapeuti-scher Behandlung. Für sie ist die Wahnsinnstat noch allgegenwärtig. Auch Gunther Ledolter, Rechtsan-walt und Partner der Grazer Kanzlei „Rath & Partner“, muss sich täglich in seiner Arbeit mit den dramati-schen Schicksalen und oft furchtba-ren Folgen auseinandersetzen.

„Wir wurden vom Gewaltschutz-zentrum Steiermark mit der juristi-

schen Prozessbegleitung der Opfer beauftragt“, erklärt Gunther Ledol-ter. Es ist dies eine Einrichtung, die aus Mitteln des Bundeskanzleramts für Frauen und des Bundesministeri-ums für Inneres finanziert wird und auch die psychosoziale Prozessbe-gleitung durchführt.

„Es braucht Einfühlungsvermö-gen und Diskretion“, erklärt Gunther Ledolter im Gespräch, der die Opfer der Amokfahrt gegenüber der Versi-cherung vertritt. „Manche wollen auch heute noch nicht darüber reden, und das muss man klarer-weise akzeptieren.“ Die meisten der 49 Opfer hat er mehrmals am Kran-kenbett besucht. „Die vielen Schick-sale sind mir sehr nahegegangen. Ich war sicher an meiner Grenze.“

Rein juristisch gesehen handelt es sich bei den Opfern des Amokfah-rers um die Verletzten eines Ver-kehrsunfalls. Da der Lenker des Fahrzeugs nicht der Zulassungsbe-sitzer ist – das sind die Eltern –, muss deren Versicherung, in diesem Fall die „Wiener Städtische“, zur Scha-densleistung herangezogen werden. Wäre der Amokfahrer selbst der Halter des Fahrzeugs gewesen, hätte vom Gesetz her der Versicherungs-verband für die Leistungen herange-zogen werden müssen.

Insgesamt stehen für einen sol-chen Unfall mit vielen Personen 5,8 Millionen Euro für Verletzungen zur Verfügung und 1,2 Millionen Euro für Sachschäden. Noch ist schwer abzuschätzen, wie hoch die Regress-forderungen der GKK und AUVA an

die Haftpflichtversicherung sein werden. Gunther Ledolter: „Die ersten Auszahlungen sind bereits vorgenommen. Die außergerichtli-che Schadensabwicklung funktio-niert gut. Schwierig wird es für jene, die nicht durch das Auto, sondern mit dem Messer vom Amokfahrer verletzt wurden. Hier wird nicht die Kfz-Versicherung des Fahrzeughal-ters, sondern der Täter selbst in die Verantwortung genommen. Aller-dings hat der Attentäter allem Anschein nach kein verwertbares Vermögen.“

Für die „direkten“ Opfer, die auch körperlich verletzt wurden, gibt es daneben auch Schmerzensgeld. Die Sätze dafür liegen aber weit weg von jenen, die es zum Beispiel in solchen Fällen in den USA gibt. Von medizi-nischen Sachverständigen werden Schmerzperioden festgestellt, wobei die Judikatur zur Abgeltung als Bemessungsgrundlage für schwere Schmerzen 300,– Euro, für mittlere Schmerzen 200,– Euro und für leichte Schmerzen 100,– Euro

Einfühlungsvermögen ist gefragt Grazer Rechtsanwaltskanzlei Rath & Partner vertritt Opfer des Grazer Amokfahrers

Nach dem Schock: Tausende kamen zum Gedenkmarsch am Grazer Hauptplatz

Gunther Ledolter: „Die vielen Schick­sale sind mir sehr nahegegangen.“

Gabbeh- Sonder- Aktion

heranzieht. Psychische Schmerzen werden zusätzlich je nach Intensität berücksichtigt. Für Geschädigte, die keinen Ersatz von der Versicherung erhalten, hat die Stadt Graz einen Spendentopf eingerichtet. Eine der entscheidenden Fragen für den Gerichtsprozess wird sein, ob der Amoklenker von den Psychiatern als zurechnungsfähig oder unzurech-nungsfähig beurteilt wird. Als zu-rechnungsfähig würde er dann gelten, wenn er die Amokfahrt geplant und die Folgen in Kauf genommen hätte. Zwei Gutachter sind damit beauftragt – nämlich die Psychiater Manfred Walzl und Peter Hofmann.

Manfred Rath: „Es gibt eine enge Zusammen­

arbeit zwischen unserer Kanzlei und dem

GewaltschutzzentrumSteiermark.“

noch bis 18. Oktober Schloss Kornberg

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September/Oktober 2015

Von Antiblendfolien bis zur SensorfamilieFast Forward Award 2015: Die Gewinner

Sie war auch ein Highlight bei der Fast-Forward-Verleihung und

hätte sich eine Auszeichnung ver-dient: die multimediale Inszenierung von Motionlab samt ihrem Akteur auf der Bühne. Die international er-folgreich tätigen Kreativköpfe aus Wien gestalteten eine dem Anlass gerecht werdende zweidimensiona-le Performance, die dreidimensio-nal auf die begeisterten Besucher wirkte. Sie erzeugten optische Illusi-onen, täuschten sozusagen das (trä-ge) menschliche Auge mit Kanten, Erhöhungen, Vertiefungen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab, sondern nur eine kostenintensive Projektion waren. Motionlab war vor Graz in Moskau, wo sie für Wien Tourismus die Bundeshauptstadt den Russen schmackhaft machten.

Aber nun zu den gekürten Gewin-nern des Fast Forward Award 2015, der damit sein 20-jähriges Jubiläum feiern konnte. Zu ihnen zählen An-tiblendfolien für LED-Leuchten, ein optischer Lebensmittel-Kontrollor, energiesparendes Bierbrauen, Sen-soren, mit denen Smartphones und Tablets künftig berührungslos be-dient werden können, sowie ein Bio-leibwächter für Nutzpflanzen.

In der Kategorie Kleinstunterneh-men wurde die Firma EcoCan aus Leoben mit dem Projekt „LED-Boos-ter“ ausgezeichnet. Den Sieg bei den Kleinunternehmen (10 bis 49 Mitar-beiter) konnte die Kirchberger Firma Insort mit dem Projekt „Sherlock Food Analyser“ davontragen. Bei den mittleren Unternehmen hat sich die Brauerei Murau mit dem Projekt „Heißwasser statt Wasserdampf“ durchgesetzt, bei den Großbetrie-

ben (über 250 Mitarbeiter) gewann die ams AG aus Unterpremstätten mit dem Projekt „Optische Sensor-familie“. Bei den Forschungseinrich-tungen stand schließlich das Grazer Kompetenzzentrum acib mit dem Projekt „Bio-Leibwächter für Saat-gut“ ganz oben am Stockerl.

Neben den Gewinnern in fünf Ka-tegorien wurden beim Finale auch ein Sonderpreis für maßgebende Projek-te im Bereich „Smart Production & Services“ an das Polymer Competen-ce Center Leoben vergeben und die steirischen Teilnehmer beim Öster-reichischen Staatspreis für Innovati-on gekürt. So weit die Ergebnisse von 419 Seiten wissenschaftlicher Bewer-tung, 10.500 Online-Votings und dem Jury-Urteil von 25 Experten.

„In den 20 Jahren seines Beste-hens war der Fast Forward Award für viele Unternehmen das Sprungbrett an die Weltspitze – man denke nur an Binder & Co., Tyromotion oder Sen-sorDynamics. Auch die heurigen Ge-winner haben Grenzen überschritten – die Grenzen des Denk- und Mach-baren. Ich bin sicher, dass sie mit ih-ren innovativen Produkten nun noch erfolgreicher am Weltmarkt sein wer-den“, bilanziert Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann.

Mit dem Fast Forward Award stellt das Wirtschaftsressort des Landes gemeinsam mit der Steirischen Wirt-schaftsförderung SFG neue Produk-te, Verfahren und Dienstleistungen ins Rampenlicht – mit Erfolg: 2015 feierte der Preis sein 20-jähriges Beste hen und hat sich in dieser Zeit zum wichtigsten Innovationspreis in Österreich entwickelt.

WIRTSCHAFT

Alles drehte sich beim Steirischen Milchfest,

verbunden mit dem Gaaler Almabtrieb, um das „Weiße Gold“, sprich den gesunden Rohstoff Milch. Tausende Besucher labten sich bei der Milch- und Käsestraße, dem Milchlehrpfad der AMA, der Heumilchalm der Obersteiri-schen Molkerei, den Schman-kerln der Murtaler Bäuerin-nen und den Spezialitäten der Fach-schulen Kobenz und Grottenhof.

Zum Start in das neue Studienjahr zogen die Verantwortlichen der

FH Joanneum Bilanz. Der Jahresab-schluss der FH Joanneum bestätigt die positiven Entwicklungen der letzten Jahre. „Trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen – der Bund hat seit 2009 seine Studienplatzfinanzierung nicht an die Inflation angepasst – weist die Hochschule durch strukturelle Maßnahmen und interne Prozess-veränderungen weiterhin ein Wachs-tum auf“, erläutert Günter Riegler, der kaufmännische Geschäftsführer der FH Joanneum. Die positive Entwicklung ist in allen Bereichen erkennbar: Die Hochschule ver-zeichnete ein Wachstum bei den Studienplätzen, bei den Bundesein-nahmen aus dem Studienbetrieb und bei den Einnahmen aus Forschung und Entwicklung. Diese liegen auf einem „all-time high“ von 5,8 Millio-nen Euro im abgelaufenen Ge-schäftsjahr.

„Die FH Joanneum ist ein we-sentlicher Pfeiler des Hochschul-standortes Steiermark und hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu

einem unverzichtbaren Teil der steirischen Bildungslandschaft entwickelt. Viele steirische, aber auch österreichische und internatio-nale Betriebe profitieren durch die Forschungsleistung und durch die bestens ausgebildeten Studierenden. Die FH Joanneum ist nicht nur eine exzellente Ausbildungsstätte junger Menschen, ihr Können und ihr vielfältiges Tätigkeitsspektrum spiegeln sich auch darin, dass sie jährlich zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhält, worauf ich beson-ders stolz bin“, freut sich Landesrat Christopher Drexler.

Um auch in Zukunft am Fach-hochschulsektor eine führende Position innezuhaben, erarbeiteten die Verantwortlichen der FH Joan-neum im vergangenen Jahr eine Zukunftsstrategie. Unter dem Titel „Hands on 2022“ definiert sie die neue Vision und Mission der steiri-schen Hochschule. Die Teilziele befassen sich dabei mit dem Lehr- und Forschungsangebot, der Organi-sation und Kommunikation, den MitarbeiterInnen sowie den Finan-zen und der Infrastruktur.

Günter Riegler, Günther Witamwas, Klaus Kinzer, Roswitha Wiedenhofer, Karl Peter Pfeiffer (v. r.)

LR Chistian Buchmann (li.) und SFG-Geschäftsführer Burghard Kaltenbeck

FH Joanneum: Kompass für 2022

Bischof Wilhelm Krautwaschl mit Matthias Kranz, Abt Maximilian Heim und Obfrau Helene Hausberger

Steirisches Milchfest in Gaal

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29WERTSCHÖPFER

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Die Nacht zum 23. April 2014 war schicksalshaft für das klei-

ne Startup-Unternehmen EcoCan an der Montanuniversität in Leoben. Es stand kurz vor dem Kollaps, da fand ihr Gründer Werner Färber jene Position für die von ihm entwickelte Antiblendfolie, mit der das LED-Licht so gebündelt wird, dass der Energieverbrauch sich drastisch sen-ken lässt. Eine kleine Revolution für die Leuchttechnik. Vor wenigen Wo-chen erhielt EcoCan nun in Graz den Innovationspreis des Landes „Fast Forward Award“ für Kleinstunterneh-men. Die Auszeichnung gehört auch dem Joanneum Research, das die Erfindung messtechnisch bestätigte und wertvolle Dienste bei der Ent-wicklung leistete.

„Es gibt jetzt mit LED die größte Revolution in der Lichtbranche seit 100 Jahren“, sagt EcoCan-Gründer Werner Färber. Er war Jahre in der Lichtbranche tätig, in der Praxis. „So gesehen bin ich ein absoluter Quer-einsteiger als Forscher. Ich habe kein Studium. Licht war für mich stets das faszinierendste Medium, das es gibt.“ 2008 machte er sich daher selbst-ständig. „Die ganze Lichtwelt sucht nach Lösungen: Wie bekommt man Blendungen weg? Wie kann man Licht optimal lenken, damit auch zum Beispiel die Qualität des Lichts bei Arbeitsplätzen, in Hallen erhö-hen?“ Und was noch hinzukommt: „Wir erreichen in der Praxis auch eine Energieeinsparung von bis zu 60 Prozent. Derzeit sind wir die Ein-zigen, die das können. Mit unseren Produkten erreichen wir Einsparun-gen, die noch vor einigen Jahren un-denkbar waren.“

Die Technologie, die EcoCan entwickelt hat, klingt einfach. „Wir schieben Folien ein, mit denen wir das LED-Licht entblenden, damit bündeln und somit die Qualität und Wirkung ganz entscheidend verbes-sern.“ Die große Herausforderung von der Technologie her ist, dass es sich bei LED um eine Punktlicht-quelle handelt. EcoCan entwickelte eine eigene Platine und Folien – die sogenannte „Lightbooster-Techno-logie“. Der Kern dieser Technologie

liegt darin, in Kombination zwischen Reflektoren, Leuchtmitteln und Lich-tlenkungsfolien effizientere Lichtab-strahlwerte zu erzielen. Derzeit läuft gerade ein Projekt in Bruck an der Mur, wo in einer Tennishalle ein sol-ches System installiert wurde. „Nicht nur das Licht, die Ausbeute ist dort besser, wir sparen auch mehr als die Hälfte der bisher verbrauchten Ener-gie ein“, so Werner Färber mit seinen beiden Partnern Wolfgang Trois und Christian Ulrich. „Es muss möglich sein, Ökonomie und Ökologie wieder in Einklang zu bringen“, so das Trio mit Firmensitz an der Montanuniver-sität Leoben. Mit den Kunststoffex-perten der Montanuni sowie mit der Forschung des Joanneum Research gibt es einen Schulterschluss, damit die Entwicklung weiter vorange-trieben wird. Dass der Markt diese neue Erfindung annimmt, zeigt sich auch am Wachstum. Eine Million Euro werden bereits vom Kleinstun-ternehmen EcoCan umgesetzt. „Wir gehen davon aus, dass wir pro Jahr ein 20- bis 30-prozentiges Wachs-tum schaffen“, sagt das Führungstrio.

„Dank unserer drehbaren Reflekto-ren und einer raffiniert positionierten Lichtlenkungsfolie gelingt es uns, die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz fle-xibler, sparsamer und umweltfreund-licher zu gestalten“, heben Färber und Co. diesen einen Vorteil in ihrer Erfindung hervor, die auch noch ei-nen weiteren aufweist: „Noch sind die Daten über die gesundheitlichen As-pekte der LED-Technologie dünn. Es handelt sich“, wie die Forscher dar-stellen, „um Blaulicht. Dieses könnte

auf das Auge Auswirkungen haben, die man heute noch nicht kennt. Aber durch unsere Lichtbündelung und Lichtlenkung vermindert sich die Blendwirkung entscheidend und damit trägt unsere Erfindung auch zu einem gesünderen Licht bei.

EcoCan-Gründer Werner Färber mit seinen Partnern Wolfgang Trois und Christian Ulrich.

„Nur wir können das weltweit“Werner Färber: „Mit LED gibt es jetzt die größte Revolution in der Lichtbranche seit 100 Jahren.“

Videos zu unseren Reportagen „Vom Schöpfer zum Wertschöpfer“ auf unserem

Youtube-Kanal „Steiermarkmagazin KLIPP“

Fast Forward Award 2015: Die Gewinner

EcoCan bündelt Licht und spart damit gewaltig Energie ein

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September/Oktober 2015

fairen Bedingungen zurückzukehren oder eine andere Molkerei zu finden. In unserem Gebiet fährt relativ nahe die NÖM vorbei, ca. 15 Kilometer, Kärntner Milch wäre 30 Kilometer und beide sagen: Wir können in das Gebiet nicht eingreifen, wir können euch nicht nehmen. Das bedroht un-sere Existenz. Denn wir haben jeden Tag ca. 800 bis 900 Liter Milch – das muss zumindest jeden zweiten Tag weggeführt werden.“

Die bittere Erkenntnis der Milch-bauern-Familie Feldhofer: „Wenn du es wie wir wagst, dich dem freien Markt zu stellen und den Anbieter zu wechseln, gehst du das Risiko ein, dass du verlierst. Im Bereich Milch, wenn du das machst, bist du so gut wie tot. Das ist leider so. Es gibt kei-ne Ausweichmöglichkeit.“ In dem Vertrag, den die Feldhofers bei der „Rückkehr“ unterschreiben haben müssen, steht klipp und klar drinnen, dass „wir jederzeit, ohne Angabe von Gründen, gekündigt werden kön-nen.“ Alois Feldhofer: „Und der Prei-sunterschied zwischen einem freien Lieferanten und einem ordentlichen Mitglied beträgt zwischen 6 und 12 Cent pro Liter. Wir liefern damit die billigste Milch, die ein Konzern über-haupt kriegen kann, zumal die Pro-dukte im Handel ja deswegen auch nicht billiger verkauft werden.“ Seine Frau resignierend: „Die Macht dieser Konzerne, die da dahinter steht, ist ein Wahnsinn.“

Daher haben sich die Feldhofers schon vor Jahren vom ÖVP-Bauern-bund abgewandt und sich in Richtung UBV – Unabhängiger Bauernver-band – orientiert. „Wenn der Bauern-bund nun gegen den Preisverfall und für faire Preise demonstriert, dann führen die Demonstrationen doch

jene Funktionäre an, die diese Preise ausgehandelt haben und damit ver-antwortlich dafür sind.“

Gegenwärtig kann kaum noch ein Bauer kostendeckend seine Milch verkaufen. Allein in der Steiermark hat seit dem EU-Beitritt mehr als die Hälfte der Betriebe aufgehört. „In unserer Gegend ist es noch nicht so arg, weil die Betriebsführer in einem guten Alter sind, wo sie noch selber wirtschaften können. Aber niemand weiß, wie sich das weiterentwickelt.

Ein Vorschlag der Milchbauern Feldhofer: „Es sollte ein Preiskor-ridor eingeführt werden, innerhalb dessen sich der Milchpreis bewegen kann. Droht er diesen nach oben oder unten zu verlassen, dann gehört von den Verantwortlichen eingeschritten, müsste die Produktion zurückgefah-ren werden. Jene, die sich nicht daran halten, sollten eine Strafe zahlen. Das System würde sich selbst finanzieren.“

Ans Aufgeben denken die Feld-hofers nicht. „Wir werden das schon hinkriegen, dass unser Betrieb immer interessant für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin sind wird“, sind sie überzeugt, dass eine der beiden Töch-ter oder der Sohn einmal die Land-wirtschaft übernehmen wird können.

Zwischen Wiesen und Wäldern hindurch, an Bauernhöfen vorbei

lotst uns das Navi von Birkfeld hinauf nach Miesenbach zum „Bergviertel 35“, dem Hof der Familie Feldhofer. Wir wollen mit ihnen über das „Dra-ma Milchpreis“ reden. Ein Kätzchen läuft uns entgegen, „begrüßt“ uns und will seine Streicheleinheiten.

Seit rund 20 Jahren führen Alois und Erna Feldhofer den Betrieb – mit 50 Kühen einer der größeren der Re-gion. „Wir kennen aber jede einzelne Kuh mit Namen, haben keine automa-tische Melkmaschine und kümmern uns persönlich um die Tiere. Weil wir sehr sparsam leben, konnten wir auch immer investieren und sind so ganz gut über die Runden gekommen. Doch mit dem Verfall des Milchprei-ses – im August waren es 23,66 Cent pro Liter – ist es seit einem halben Jahr extrem schwer geworden.“

Bei den Feldhofers kommt aber auch noch was anderes dazu. Sie haben sich im Jahr 2013 von der Berg landmilch losgesagt und mit

drei anderen Bauern – zwei Milcher-zeugern und einem Molkereibetrieb – zu den „Jogllandbauern“ zusam-mengeschlossen. „Wir sind selbst in die Direktvermarktung gegangen, alles war professionell vorbereitet, mit nagelneuer Molkerei, Milchsam-melwagen, Joghurt-Abfüllanlage und allem Drum und Dran.“ Rasch wurde die neue Gruppe steiermarkweit bei Spar gelistet, die Nachfrage und die Produktion stiegen. Doch dann kam der Schock: „Joghurts explodierten vor Ende des Ablaufdatums im Re-gal, weil in der Molkerei unsauber gearbeitet wurde.“ Plötzlich klappte nichts mehr, die Produktion musste eingestellt werden. „Allein für unse-ren Hof beträgt der Schaden rund 80.000 Euro.“

Nun sind die Feldhofers als so genannte freie Lieferanten – „wir haben fast auf Knien bitten müssen, um wieder liefern zu dürfen“ – wie-der bei der Berglandmilch gelandet. „Das Bittere ist, wenn du einmal ge-wechselt hast, dann bist du der Böse. Und du hast keine Chance mehr, zu

„... und wage es ja nicht, zu laut zu sein ...“Milchbauern-Dilemma am Beispiel der Familie Feldhofer in Birkfeld.

„... das bedroht unsere Existenz.“

Von Isabella Hasewend

Alois und Erna Feldhofer wollteneigenen Weg gehen.

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31HINTERGRUND

Hinweise, die angeblich auf eine denkbare Mittäterschaft des Freun-des hingewiesen haben, und dass er möglicherweise während der acht Jahre Kenntnis von Natascha Kam-puschs Aufenthaltsort gehabt hätte.“ Erst Jahre später hätte der Freund zugegeben, dass Priklopil, mit dem er auch gemeinsame Geschäfte machte, in den Stunden vor seinem Tod ihm gegenüber eine Lebens-beichte abgelegt habe.

Alle diese Details waren für den erfahrenen Kripobeamten Franz Kröll Grund genug, sogar privat weitere Ermittlungen anzustellen.

Eine Neurologin, die der Polizeibe-amte vor seinem Ableben wegen Burnout-Symptomen aufgesucht hatte, vermutete nachträglich eine „Entlastungsdepression“ des Verstor-benen, im Zusammenhang mit dem Abschluss seiner Tätigkeit für die Kampusch-Sonderkommission. Sein Bruder Karl Kröll will jedoch an einen Selbstmord als Todesursache nicht glauben. Dieser war am 27. Juni 2010 von seiner geschiedenen Frau auf der Loggia-Bank im Erdgeschoß seiner Wohnung in Graz tot mit einem Schläfendurchschuss aufgefunden worden. Sein Körper war in sitzender Position vom tödlichen Pistolen-schuss getroffen worden. Die Tat-waffe lag unter dem Tisch, am Ter-rassenboden zwischen den Füßen des Toten. Seitens der Polizei und der Staatsanwaltschaft ging man ohne Veranlassung einer Obduktion spon-tan von Selbstmord aus, obwohl ein nachvollziehbares Selbstmordmotiv nicht zu ermitteln war.

Der Bruder Karl Kröll heute: „Ich habe auch einen Zweitschlüssel zu seiner Wohnung gehabt. In dieser

hatte er auch Unterlagen und elekt-ronisch gespeicherte Daten ver-wahrt, die inhaltlich mit den sensib-len Ermittlungen zusammenhingen. Mein Bruder war wegen seines überdurchschnittlichen dienstlichen Engagements bis zuletzt wiederhol-ten Anfeindungen ausgesetzt und hat mich für den Ernstfall mit der Siche-rung dieses Materials betraut.“

„Vorerst soll die Polizei“, so Karl Kröll, „behauptet haben, mein Bruder habe sich mit der linken Hand er-schossen, dann später, dass der Einschuss rechts erfolgt wäre. Das Projektil selbst wurde nie gefunden. Die sonst so auf Tatort-Aufarbeitung spezialisierten Polizeibeamten hatten darauf verzichtet, bei der Projektil-suche spezielle Messgeräte einzuset-zen. Schon am Tag der Leichen-Auf-findung suchte man nach einem Abschiedsbrief, fand jedoch keinen. Erst am Folgetag fand man dann in einem unversperrten, geöffneten Möbeltresor, der übersehen worden war, von meinem Bruder verfasste Schriftstücke – nämlich einen Ab-schiedsbrief und eine mit ,Mein letzter Wille‘ überschriebene letztwil-lige Verfügung. Auch bei der Aufar-beitung der Lage der Leiche und anderer Details soll es Ungereimthei-ten geben, die den Selbstmord nicht folgerichtig und schlüssig beweisen.“

Karl Kröll ist heute wahrscheinlich auch aufgrund der Belastung in den letzten Jahren schwerkrank geworden. Er wurde sogar zwei Mal in Untersu-chungshaft genommen, weil es um die Unauffindbarkeit jenes Notizheftes im A4-Format ging, das Polizeioberst Franz Kröll regelmäßig zur vorläufigen Dokumentation vertraulich ermittelter Einzelheiten benützte. Bis heute ist es nicht aufgetaucht.

Es ist wohl der spektakulärste Kriminalfall der letzten zwei

Jahrzehnte – das Schicksal von Natascha Kampusch. Wolfgang Priklopil, der Entführer von Natascha Kampusch, hat am 23. August 2006 seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, kommt die Kripo zum Schluss. Doch auf etliche Fragen gibt es keine zweifelsfreien Antworten. Das gilt auch für den Freitod von Polizeioberst Franz Kröll. Er, ein Steirer, war Leiter jener Sonderkommission des Bundes-kriminalamts, die mit dem Ermitt-lungsfall Kampusch betraut war. Er starb am 27. Juni 2010 durch einen Pistolenschuss in die Schläfe. Doch für Karl Kröll, aber auch für Experten ist der Tod seines Bruders bis heute nicht geklärt, bestehen Zweifel an den beiden Selbstmorden. Der Bruder will nun ein neues Gutachten vorlegen, das – von einem deutschen Gerichts-mediziner erstellt – dazu führen soll, den Fall wieder aufzurollen. Karl Kröll nimmt sogar das Wort „Mord“ in den Mund.

Es war der 8. Jänner 2010, als die Exekutive bei einer Pressekonferenz das Ende der Ermittlungen im Fall Kampusch bekannt gab, mit Wolf-gang Priklopil als Einzeltäter. Wer nicht daran teilnahm, war Polizei-oberst Franz Kröll, weil für ihn die Einzeltäter-Version nicht plausibel und schlüssig genug war. Er äußerte seine Zweifel öffentlich. Dies führte in der Folge dazu, dass er seiner Funktion als Leiter der Sonderkom-mission des Bundeskriminalamts entbunden und versetzt wurde.

Am 2. März 1998 wird das damals zehnjährige Schulkind Natascha

Kampusch entführt. Eine zwölfjäh-rige Schülerin, völlig unbeteiligt, ist die einzige Tatzeugin. Sie sagt damals aus, dass zwei Täter betei-ligt waren, der unmittelbare hand-anlegende Täter (Wolfgang Priklo-pil) und ein gleichzeitig wahrgenom-mener Fahrzeuglenker. Acht Jahre später, am 23. August 2006, meldet sich Natascha Kam-pusch und gibt an, von Wolfgang Priklopil entführt worden zu sein, die Zeit ihrer Abgängigkeit in einem Verlies in dessen Anwesen verbracht zu haben. Nur acht Stunden später wird Wolfgang Priklopil in der Nähe der Station Praterstern auf den Schnellbahn-Geleisen tot aufgefun-den. Er wurde auf den Gleisen liegend von einem Zug überrollt. Stunden zuvor hatte Priklopil sich mit seinem besten Freund getroffen – die Polizei suchte ihn zu dieser Zeit bereits – und mit ihm den ganzen Tag verbracht. „Hot er sich um-bracht?“, fragte er die Polizei, als diese ihn noch am selben Tag abends einvernahm. Der Freund stritt jeden Zusammenhang mit der Entführung und dem Tod ab.

Mitglieder der später eingesetzten Adamovich-Kommission hatten ebenfalls Zweifel an der offiziellen Tatversion, darunter auch Johann Rzeszut, ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofes. „Er spricht bis heute, wie ich, von widersprüchli-chen Aussagen und schweren Ermitt-lungspannen“, so Karl Kröll. „Ein deutscher Gerichtsmediziner soll nun schlüssig darlegen, dass die tödlichen Verletzungen von Wolfgang Priklopil nicht durch den Zug selbst verursacht worden sind, sondern dass er mögli-cherweise bereits bewusstlos auf das Gleis gelegt worden ist – oder eher schon tot war zu diesem Zeitpunkt. Der deutsche Sachverständige will aufzeigen, dass bei der Leiche keine primären Kontaktstellen mit der Triebwagenfront vorhanden sind, dass auch die Abtrennung des Kopfes völlig atypisch sei, es keine Abräde-rung, keine Quetschzonen usw. gäbe.“

„Mein verstorbener Bruder“, so Karl Kröll, „sammelte akribisch alle

Zwei Selbstmorde, die zweifeln lassenDie Exekutive hat den Fall Kampusch längst abgeschlossen. Karl Kröll ist noch immer auf der Suche nach der Wahrheit.

... sorgt seit 2006 für Medien-Schlagzeilen

September/Oktober 2015

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HINTERGRUND

Ausbildung zum Elektriker. Spä-ter ging er zum Bun-desheer und für die UNO nach Zy-pern. Auch Angst war bei diesem Einsatz da-bei. In der Un-terkunft las er oft aus der Bibel, und da löste Matthäus 11, 28 die Weichenstel-lung für sein späteres Leben

aus: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen

seid, ich werd’ euch Ruhe verschaffen.“ Dieser

Satz ließ ihn nicht mehr los. Mit 23

Jahren tritt er ins Priesterseminar Horn ein.

„Als Franziska-ner habe ich gerne das Armutsgelüb-de.“ Armut hat dort einen religiösen, tie-

fen Sinn bekommen. „Ich schämte mich nicht

mehr, sagen zu müssen: ,Ich hab kein Geld.‘“

„Ich habe als Kind zu Hause viel Gutes über Gott gehört und den Glauben in der Familie

und Pfarre als etwas Le-bensdienliches erfahren

dürfen. Und trotzdem habe ich Gott in der Ju-

gend verloren.“

Er kommt aus St. Anna am Ai-gen. Die Gegend wird auch ger-

ne als das steirische Betlehem be-zeichnet. Damals lag sie nahe am Eisernen Vorhang. Franz Lack-

ner, geboren 1956, wuchs in großer

Armut auf und litt darunter.

Nach der Schule

mach-te er

die

„Manchmal denke ich, ich bin in einem Film“ Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, Steirer, ist ein Spätberufener

Wenn Sie an Ihre Kind-heit zurückdenken.

Lackner:Ich bin jetzt Erzbischof

in Salzburg. Wenn ich über den Kapitelplatz gehe und auf das Bischofshaus – ich sage bewusst nicht Palais – zugehe, dann denke ich mir: „Ist das wirklich?“ Weil die Kindheitserleb-nisse für mich so prägend waren. Es ist bei mir ei-gentlich noch gar nicht angekommen. Und ich finde es vielleicht ganz gut, dass es offen bleibt.

Was war da so prägend?

Wir wa-ren so arm zu Hause. Fünf Kinder ha-ben in einem Zimmer ge-schlafen. Wir haben zwei

Kühe gehabt. Ich habe mich als Kind gefragt und überlegt: „Wo-her komme ich? Woher kommen die Kinder? Wer

entscheidet das?“ Für mich war klar: Die Eltern können das nicht ent-scheiden, weil wir zu viele sind. Ich habe gemerkt, die Eltern haben da-runter gelitten, dass sie uns Kindern nicht das geben konnten, was wir gerne haben wollten und was man durchaus brauchte. „Gott wird doch nicht so dumm sein“, habe ich mit Verlaub damals gedacht, „denen fünf Kinder zu geben. Also, woher komme ich überhaupt?“

Und was hat die Mutter gesagt?

Direkt habe ich diese Frage nie gestellt. Ich habe immer so rundhe-rum gefragt, die zentralen Fragen hat man bei uns nicht ausgespro-chen. Zum Beispiel: Warum hast du den Vater geheira-tet? (Anmerkung: Lack-ners Eltern waren bereits ziemlich alt, der Vater, 1911 geboren, war schon 40, als er gehei-ratet hat, die Mutter war auch schon gegen 30.)

Über die Liebe hat man bei uns nicht geredet. Wir haben uns auch nicht um-armt oder geküsst beim Weggehen oder Kommen. Ich habe meine Mutter zum ersten Mal bei der Priester-

Die Bucht von El Medano.

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... bei der Amtseinführung im Salzburger Dom im Jänner 2014

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HINTERGRUND

„Manchmal denke ich, ich bin in einem Film“ Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, Steirer, ist ein Spätberufener

September/Oktober 2015

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weihe umarmt, obwohl ich als Kind gespürt habe, die Mutter würde alles tun für uns Kinder. Die Zärtlichkeit als Ausdrucksform war mir fremd. Ich kann mich erinnern, es ist einmal eine Klosterschwester zu Besuch ge-kommen, die hat die Hand unserer Mutter gehalten und sie beim Weg-gehen umarmt. Das ist uns ganz ko-misch vorgekommen. Was macht die da? Wir haben Liebe auf ganz andere Weise bekommen.

Und haben Sie heute, 50 Jahre später, eine Antwort darauf?

Die ganz großen Fragen, die ich mir stelle, die gestellt werden, blei-ben immer die gleichen, die sich auch schon ein Aristoteles gestellt hat. Warum gibt es etwas? Da kann es letztlich auch keine Antwort ge-ben. Und da gefällt mir ein Satz von Rainer Maria Rilke gut, der sagt: „Lebe die Frage und du wirst lang-sam in die Antwort hineinkommen.“ Mit gewissen Fragen lebe ich gerne. Auch der Glaube ist für mich mehr Frage als Antwort. Denn für mich ist Glaube kein Wissen im wissenschaft-lichen Sinn, sondern ein angemesse-nes Wissen. Aber Gründe, die alles erklären im Glauben, das gibt es für mich nicht. Denn da hat man ja auch das Mysterium des Glaubens schon entleert.

Wenn Sie jetzt in Ihrem Palais in Salzburg sitzen. Was den-ken Sie da in einer ruhigen Stunde?

Ich erlebe es so, dass sich Wün-sche und Sehnsüchte erfüllen. Ich glaube, dass Gott – das traue ich mich zu sagen – keinen Wunsch un-erfüllt lässt. Man muss nur warten. Und er kommt vielleicht anders, als

man denkt. Als Kind habe ich sehr darunter gelitten, dass wir we-nige Bücher gehabt haben. Ich kann sie an einer Hand aufzäh-len: Peter Rosegger – „Als ich noch ein Waldbauernbub war“, Reimmichl – „Die Geschichte

eines bösen Buben“ und „Licht der Berge“. Das waren die

drei wesentlichsten Bücher, die wir im

Haus gehabt ha-ben. Ich habe immer die Sehnsucht gehabt, zu lesen und zu studieren,

war aber kein

guter Schüler. Ich habe immer ge-dacht, wenn man arm ist, darf man auch nicht gut sein. Und das hat sich jetzt erfüllt. Ich habe so viele Bücher. 100 Meter Bücher musste ich von Graz nach Salzburg transportieren. Die sind mir sehr wertvoll. Da denke ich schon zurück, wie das damals war. Der Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich durfte so viel lernen, studieren.

Sie waren als Weihbischof be-reits der zweite Mann nach Egon Kapellari.

Es ist ein riesengroßer Unter-schied zwischen dem Ersten und dem Zweiten – was die Verantwor-tung betrifft. Unter so vielen Dingen steht jetzt meine Unterschrift. Das war in Graz nicht so.

In Graz hat man Ihre Sponta-nität und Natürlichkeit ge-schätzt.

Ich kann gar nicht anders. Gott hat mir wenig Talent mitgegeben. Ich habe viel gelernt, ich war sehr inter-essiert, aber nie ein Vorzugsschüler. Ich bin keiner, der alles durchschaut. Ich stehe oft mit leeren Händen da und sage: „Ich kann nicht anders.“ Ich bin auch der Meinung, dass ich nicht der beste Bischof bin, dass manche sich von einem Erzbischof mehr nüchterne Professionalität er-warten. Das klingt alles sehr kokett, ich weiß, aber es ist so. Ich glaube, dass andere besser wären.

Apropos besser werden: Was macht Ihre Leiden-schaft, das Laufen?

Es ist katastrophal. Ich habe ab-gewirtschaftet, was das Sportliche betrifft. Ich finde in den eineinhalb Jahren in Salzburg keine Zeit dazu. Es ist ganz schrecklich. Es ist zum Weinen. Ich wollte doch einmal im Jahr einen Marathon laufen. Das ist alles vorbei.

... trat 1984 in den Franziskanerorden ein. 1991 Weihe zum Priester.

Zu den „verheirateten Priestern“, die dann in der Kirche nicht mehr eingesetzt werden:

„Es gibt ehemalige Priester, die geheiratet haben. Wenn Mitbrüder sich entschließen, ihr Amt aufzugeben, ist die Kirchenleitung grundsätzlich bemüht mitzuhelfen, den Weg in eine andere Arbeitswelt zu finden. Zum Teil sind dies Tätigkeiten mit sozial-religiösem Hintergrund. Die Kirche will niemanden in dieser Situation allein stehen lassen, sondern helfen, dass ein Neustart gelingt. Hier wird jedes einzelne Lebensschicksal ge- sondert betrachtet und nach gangbaren Wegen gesucht. Es gab und gibt aber auch solche, die auf Distanz zur Kirche gehen wollen. Dies muss auch akzeptiert werden.

Priester aus der protestantischen oder anglikanischen Kirche können in die katholische Kirche übertreten. Das heiße Thema dabei: Die sind ja meist verheiratet, haben Familie und dürfen dann doch das Priesteramt ausüben.

„Es kommt gelegentlich vor, dass ein evangelischer Pastor in die katholische Kirche konvertieren möchte und darin das Priestertum an-strebt. Die Kirche weiß sich der Vorgehensweise aufgrund folgender Voraussetzungen verpflichtet: Dem Betroffenen hat sich zur Zeit seiner Berufung die Frage des Zölibats in seiner Kirche nicht gestellt. Er hat kein Zölibatsversprechen gegeben und darf daher mit Dispens in der katho-lischen Kirche Priester werden. Die katholische Kirche akzeptiert seine Herkunft aus dem Dienst am Volke Gottes in der evangelischen Kirche und selbstverständlich sein Eheversprechen. Darum ist er dem Zölibat nicht verpflichtet.

Franz Lackner als Weihbischof im Klipp-Gespräch im Dezember 2011

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Page 34: Steiermarkmagazin KLIPP September/Oktober 2015

GESUNDHEIT34

September/Oktober 2015

Es schaut anmutig aus, irgendwie kinderleicht, auch sexy – das,

was Isabella Schmon-Ruhri („Isi“) und Barbara Hammer („Babsi“) uns hier in ihrem Pole-Dance-Studio in der Puchstraße zeigen. Aber ganz so kinderleicht ist es doch nicht, wie ich später im Selbstversuch erfahre. Und anmutig und sexy sieht’s bei mir auch (noch) nicht aus …

„Ich tanze schon seit jeher für mein Leben gern. Das war schon immer so. Und als ich vor vier Jah-ren einen Fernsehbericht über Pole-dance als Sportart gesehen habe, hat mich das fasziniert“, blickt Babsi zurück. Damals hat sie in Wien ein Pole dance-Studio gefunden und dort in der Folge auch die Ausbil-dung zur Trainerin gemacht. „Dann sind Freunde auf mich zugekommen und wollten Unterricht nehmen. Irgendwann, kann man fast sagen, explodierte die Nachfrage und so habe ich hier einen Raum gemietet. Isi ist damals in einer meiner ersten Einheiten gewesen. „Ich habe Hip-Hop gemacht und war auch gleich begeistert von Poledance“, erinnert sich die 32-jährige Schwanbergerin.

Seit dreieinhalb Jahren führen Babsi (32) und Isi gemeinsam ihr Studio in Graz. „Wir haben mittler-weile auch eines in Deutschlands-berg und eröffnen demnächst eines in Leibnitz“, freuen sich die Steire-rinnen über das große Interesse an Poledance. „Es ist einfach was sehr Spezielles. Jede Frau ist gern sexy

„Jede Frau ist gerne sexy“ Beim Poledance kann sie diese Seite sportlich ausleben

Von Isabella Hasewend

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und hier können sie ihre sexy Seite ein bisschen ausleben. Sie fühlen sich wohl in diesem geschützten Be-reich, sind unter sich. Es ist einfach schön zu beobachten, dass die an-fängliche Scheu schnell vergeht und die Mädels dann mit mehr Selbstbe-wusstsein und einem neuen Körper-gefühl hier reinspazieren.“

Poledance – eine Kombination aus Tanz und Akrobatik – ist ein tolles Fitness-Programm. Dazu be-darf es natürlich auch Muskelkraft, um sich an der Stange hochzuzie-hen oder dann auch dort zu halten. „Männer, die auch zu uns in die Kur-se kommen, tun sich da leichter.“

Ursprünglich stammt Pole dance aus dem Zirkus und ist erst von dort ins Rotlichtmilieu „gerutscht“. Hat man mit dem „Rotlichtklischee“ noch zu kämpfen? „In der Stadt nicht, da ist Poledance als Sportart

weitgehend bekannt. In unserem Stu-dio in Deutschlandsberg merken wir, dass in den ländlichen Gebieten noch ein wenig Aufklärungsbedarf da ist. Nicht zuletzt deshalb machen wir im-mer wieder Info-Tage, wo wir den Leu-ten alles erklären und auch vorzeigen. Oft fragen uns die Leute auch immer: ,Ja müsst ihr euch denn so wenig an-ziehen?‘ Dann erklären wir, dass das sein muss, um eine bessere Haftung an der Stange zu gewährleisten. Bei man-chen Figuren in höheren Levels muss man sogar bauchfrei tanzen.“

Mittlerweile gibt es auch in Ös-terreich schon Poledance-Meister-schaften – „Miss & Mister Pole Dance Austria“ genannt. Na ja … ich selbst bin ja von Meisterschaften unendlich weit entfernt, um zurück zu meinem Schnuppertraining zu kommen. Doch es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Und sooo schlecht hab’ ich mich auch wieder nicht angestellt …

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„Isi“ (oben links) und „Babsi“ (rechts) führen seit dreiein-

halb Jahren gemeinsam ihr Poledance-Studio „Dance

Arts Austria“ in Graz.Von Isabella Hasewend

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Mit einem Feuerwerk an Attrak-tionen wartete der „Lange Tag der Bewegung“ auf, den die Steiermär-kische Gebietskrankenkasse bereits zum zwölften Mal veranstaltet hat. Zahlreiche Besucher folgten der Ein-ladung auf den Grazer Hauptplatz und erlebten acht Stunden lang ein gleichermaßen attraktives wie abwechslungsreiches Programm.

Besonders erfreulich: Viele Besucher gaben sich mit der Zu-schauerrolle nicht zufrieden und beteiligten sich am umfangreichen Aktivprogramm. STGKK-Obfrau Ve-rena Nussbaum und Generaldirekto-rin Andrea Hirschenberger: „Wir ha-ben uns auch heuer vorgenommen, wichtige Anliegen im Sinne unserer Gesundheit auf möglichst attraktive Weise ins rechte Licht zu rücken.“

Gesund durch den Winter

Mit Doktor dauert eine Grippe eine Woche, ohne Doktor sie-

ben Tage – heißt es im Volksmund. Wichtig sei, so Ring-Hotel-Kurarzt und Kräuterexperte Richard Brodnik – er hat auch viel Wissen in der Tibe-tischen und Chinesischen Medizin –, auf den Witterungsumschwung, die feuchtkalte Jahreszeit, richtig zu re-agieren. Der Körper sei daher in den Wintermonaten von innen her zu wärmen, heißt es. Viele Menschen haben in ihrer Ernährung heute einen großen Anteil von Rohkost, frischem Obst, Gemüse, Joghurt und Müsli. Im Winter sei es aber für den Darm schwieriger, diese Kost entsprechend zu verarbeiten. Rund 70 Prozent un-serer Abwehrstoffe werden aber im Darm produziert. Um die Darmflora gut in Schuss zu halten, sollte man daher jene Nahrungsmittel zu sich nehmen, die man gut verträgt, um den Bauch und die Verdauung nicht arg zu belasten.

Ja zum Apfel, aber im Winter soll-te man ihn braten und mit Gewürzen anreichern; eine warme Suppe wirkt

ebenfalls ähnlich. Im Ring-Hotel be-kämen die Gäste, so Richard Brodnik, einen Müsli-Frühstücksbrei oder ein Dinkel-Grießkoch, sodass der Körper von innen heraus gewärmt wird. Die-se Wirkung erzielt man auch durch Tee – Fenchel, Lindenblüten, Thymi-an oder Ingwer regen die Enzympro-duktion an und stärken damit auch die Immunabwehrkräfte. Gut vertra-gen wird auch Grippe-Pulver, das aus den Pflanzen Storchenschnabel, der Feuerwurzel und Muskatnuss zube-reitet wird. Der traditionelle Punsch oder Lebkuchen schützt ebenfalls.

Erste Anzeichen von Grippe sind: Wenn in der Nase zwischen den Au-genbrauen ein Kitzeln zu spüren ist oder zwischen den Schulterblättern ein Kältegefühl. Richard Brodnik: „Wenn man sich da rasch ein heißes Bad gönnt, sofort schaut, dass die Füße warm sind, dann gibt’s noch eine Chance, die ganze Sache abzu-fangen.“

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Kräuter- und TCM-Experte Kurarzt Dr. Richard Brodnik (Ring-Hotel)

Skiass Conny Hütter im Abfahrtshocke-Duell Profitänzer Willi Gabalier mit Tanznachwuchs

Sich Gegen die Grippe wappnen

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Wärmen den Körper von innen: Hagebutten, Muskatnuss, Bratapfel, Lebkuchen, Punsch, Ingwer, Thymian, Wein, Honig, Feuerwurzel, Suppe oder Storchenschnabel (v.l.)

Coole Stars, heiße Rhythmen

GESUNDHEIT

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Alles da – auch Waschmaschine! Mit dem Wohnmobil „Monaco Dynasty“ im Urlaub

Doch davon später. „Treffen wir uns südlich von Graz auf dem

Autobahnparkplatz und plaudern bei einem Kaffee“, lädt uns das Ehepaar Hagen aus Eibiswald ein. Nein, nicht in die Raststation, sondern in ihr Wohnmobil, ein komfortables „Mo-naco Dynasty“ aus den USA, das ich auf den ersten Blick gar nicht als sol-ches erkenne, hat es doch mit 12 Me-tern Länge schon die Größe eines Autobusses. Aber nicht nur das ist es, sondern auch das elektrisch ausfahr-bare Wohn- und Schlafzimmer, die das 19 Tonnen schwere, fahrende Zuhause noch einmal um einen Me-ter verbreitern.

„Motorhome“ nennen die Ameri-kaner ein solches fahrendes Appar-tement, mit dem du im Urlaub oder auf Tour auf nichts verzichten musst: ein großzügiger Sanitärbereich mit getrennter Dusche und WC, kom-plett eingerichtete Küche mit Ge-schirrspüler, TV samt Stereoanlage, ein eigenes Schlafzimmer, das Wohn-zimmer mit einer üppig gestalteten Garnitur aus Büffelleder, ein Gläser- und Geschirrschrank und, und. Selbst eine Waschmaschine gibt’s, gut ver-steckt im Schlafzimmer. „Wir waren

letzte Woche in Prag und sind auf der Heimfahrt“, erzählt Hans Hagen. Das 19 Tonnen schwere Motorhome chauffiert seine Frau. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit fährt er selbst als Motoren- und Autofreak nur noch seinen Rolls-Royce Silver Wraiht II, Baujahr 1977. Die Hagens haben die Qual der Wahl, denn da wären auch noch eine vergoldete Goldwing, ein Kanonenboot und an-dere Oldtimer.

Das übergroße, luftgefederte Wohnmobil „Monaco Dynasty“ – der Name ist vom Komfort her durchaus standesgemäß – entdeckte Hans Hagen vor vier Jahren im Internet. „Genau das will ich“, reagierte seine Frau spontan. Es ist das Einzige in Österreich, braucht eine Sonderzulas-sung. In Deutschland fahren zwei. Die Freude beim Kauf war dann groß, die Überraschung nach drei Monaten al-lerdings schlimm. „Als wir feststellen mussten, dass das gültige Pickerlgut-achten nichts wert war, eine reine Ge-fälligkeit des Ausstellers. Oben hui, un-ten pfui“, beschreibt Hans Hagen den damaligen Zustand. Am Unterboden entdeckte man beim Service schwers-te Mängel, überall war Rost. Der einzi-ge Ausweg war die totale Erneuerung. Und da ein neues Gefährt in dieser Größenordnung und mit dem Kom-fort schlappe 700.000 Dollar kostet, war die Sanierung mit knapp 80.000 Euro noch immer sinnvoll, auch wenn die Hagens ihr fahrendes Zuhause nur wenige Wochen im Jahr wirklich nüt-zen können. Und das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Denn Barbara Hagen ist Distriktsärztin in Eibiswald

und da gibt’s ja auch noch einige an-dere Oldtimer, die hin und wieder be-wegt werden wollen.

Barbara Hagen ist mittlerweile mit dem Motorhome so vertraut und schnell unterwegs wie erfahre-ne Trucker. Schon in jungen Jahren machte sie den Pilotenschein, weil sie alles fasziniert, was zu fahren ist. Nach Prag reisten die Hagens, weil dort seine Frau ihr Weihnachtsge-schenk „einlösen“ konnte, auf einem früheren russischen (sowjetischen) Militärgelände einen Panzer zu pi-lotieren, mit hoher Geschwindigkeit durchs hügelige Gelände zu bret-tern, ohne wirkliche Außensicht. „Ein unglaubliches Erlebnis und Gefühl“, so die Medizinerin, die, so neben bei erwähnt, auch erfolgreiche Science-Fiction-Autorin ist.

Nach der Plauderstunde mit uns verkleinert Barbara Hagen auf Knopfdruck ihr Wohnzimmer, fährt die Seitenwände ein. Draußen auf dem Parkplatz staunen die Tru-cker-Kollegen ob dieses technischen Schauspiels. Sie drückt einmal aufs Überlandhorn und ab geht die Post.

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... wenn sich‘s ergibt auch mit einem Panzer.

Ehepaar Barbara und Hans Hagen: „... müssen unterwegs auf keinen Komfort verzich-ten.“ Sie fährt ...

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Üben und trainieren – für mehr Sicherheit

Das Einstiegsmodell gibt’s für 23.990 Euro; unser Testfahrzeug, der Tucson Platin 2,0 CRDi 4WD AT, kostet 43.990 Euro.

Ansehnlich auch von hinten …

Tritt bullig auf Der neue Hyundai Tucson überzeugt

Nach fünf Jahren gibt’s wieder ei-nen Tucson des koreanischen

Autobauers Hyundai, allerdings völlig neu gestylt. Der mächtige Kühlergrill des Koreaners, der in Deutschland designt und in Tschechien gebaut wird, sorgt für ein bulliges Auftreten.

Es dauert eine Weile, bis man sich an das oftmalige Piepsen im Hyundai Tucson gewöhnt hat, doch dann emp-findet man die elektronisch gesteu-erten akustischen Helferlein als hilf-reich und angenehm. Wenn sie dich beim Rückwärtsfahren, bei einer Aus-fahrt vor Querverkehr warnen, wenn du beim Einparken zu nahe an eine Mauer oder an ein anderes Fahrzeug gerätst, wenn du beim Aussteigen auf den Schlüssel vergisst, und, und.

Der neue Hyundai Tucson hat al-les an Assistenzsystemen an Bord, was gute Autos heute auszeichnet. Ein City-Safety-System, das Fußgän-ger schützt, aber auch dich als Fahrer, wenn du ihnen zu nahe kommst, ei-nen adaptiven Tempomaten, einen Spurwechselwarner, sollte man un-aufmerksam unterwegs oder durch ein Telefonat abgelenkt sein. Span-nend ist auch, wie der Tucson auto-matisch einparkt, dann dem Fahrer sagt: „Hände weg vom Lenkrad!“ und dich in der Folge wieder auffordert, vorsichtig aufs Gas zu steigen. „Da er ein ganz ordentlicher, bulliger Kerl ist, tut es gut, wenn dir als Fahrerin dabei geholfen wird“, zeigt sich auch mei-ne Kollegin beeindruckt. Dass er ne-benbei gesagt mit seinen 185 PS und dem Vierradantrieb zu den Schnellen auf der Straße gehört, das wiederum beeindruckt den Sohnemann. Aber auch der Umstand, dass viele Funk-

tionen vom Lenkrad aus zu bedienen sind und daher den Fahrer nicht wirk-lich ablenken.

Das Panoramaschiebedach un-seres Testfahrzeugs erwies sich als angenehm, weil es ja noch sehr war-me Tage gab. Aber auch wenn es ge-schlossen ist, vermittelt der Blickkon-takt zum Himmel ein Gefühl, dass da sehr viel Platz im Tucson ist. Peinlich wird es, wenn du bei der Tankstelle plötzlich nach dem Hebel für das Öffnen des Tankdeckels suchst, es keinen Knopf dafür gibt und man erst aus der Bedienungsanleitung erfährt, dass die automatische Türverriege-lung abgeschaltet gehört und erst dann der Treibstoffdurst des Tucson zu stillen ist. Dessen Verbrauch liegt bei sportlicher Fahrweise – die Au-tomatik lässt auch das zu – vom oberen Murtal über den einen oder anderen Pass ins Ennstal schon höher, als die Werksan-gabe es verspricht. Aber bei so viel Fahrspaß und günstigen Treibstoffpreisen akzeptiert man das gerne.

AUTO & MOTOR

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Seitenwände lassen sich ausfahren

Versteckt im Schlafzimmer ...

Wie ein Bus: 12 Meter lang und 20 Tonnen schwer

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Inseln. Teneriffa ist davon sicher die vielfältigste, abwechslungsreichste. Grob lassen sich zwei verschiedene Landschaftszonen unterscheiden: ein trockener, karger, wüstenhafter Süden und ein feuchterer, fruchtbarer, im-mergrüner Norden. Geboten wird für jeden Geschmack etwas: Wilde Ge-birgszüge, Schluchten, Täler, üppige grüne Landschaften, subtropischer Regenwald, Baumheide-, Kiefer- und Lorbeerwälder. Neben Bananenplan-tagen werden Gemüse, Kartoffeln, Wein angebaut. Steilküsten wechseln mit flachen Küstenzonen, die wieder-um mit schwarzen oder hellen Sand-stränden aufwarten.

Inmitten der Insel thront weithin sichtbar der Teide, ein gewaltiger Vulkankegel, der mit 3718 Metern als höchster Berg Spaniens gilt. Das Straßennetz ist gut ausgebaut – wer möchte, kann die Insel mit ihren knapp 180 Straßenkilometern einmal umrunden und dabei die Hauptorte Santa Cruz und La Laguna kennen-

Von allem und für jeden etwasDas Klima hier wird als eines der

weltbesten bezeichnet. Nicht zu Un-recht: Im März, April sowie im Juli, August herrschen heftigere Winde vor, ein Paradies für Surfer und Kiter, die Durchschnittstemperatur steigt damit aber auch im Sommer selten über 28 Grad. Dazwischen liegen Monate mit wenig Wind, die eher die reinen Badeurlauber anziehen, und auch im Winter sinken die Tempera-turen kaum unter 17 Grad. Damit ist die Insel für Badehungrige, Sportler, Wanderlustige, Golfer, Naturliebha-ber oder einfach Erholungssuchen-de quasi ganzjährig geöffnet. Und schließlich: Hier kommen alle Al-tersklassen auf ihre Kosten. Dass die-ses Klima lebensverlängernd wirken soll, hat übrigens auch Heinz-Dieter Hüneke glaubhaft versichert.

Sieben Vulkaninseln ( Teneriffa, Fu-erteventura, Gran Canaria, Lanza rote, La Palma, La Gomera, El Hierro) plus ein paar kleinere, zumeist unbewohn-te Inseln zählen zu den Kanarischen

Relaxen am Pool – bei 20 Grad, wenn’s bei uns feucht und kalt ist.

Endloser Horizont ...

FREIZEIT

Saludos de Tenerife – Grüße von der SonneninselVon Karin Klug

Aber: Das Meer ruft! Durch eine unauffällige kleine, grüne Aus-gangstür verlässt man die heimelige Poolbeschaulichkeit und ist sogleich am öffentlichen Strand – feiner, dunk-ler Sand, durchwoben von kleineren Felsformationen, Lava- und Tuff-steingeröll. Das Meer ist meist wild bewegt. Die Wellen schäumen in rie-sigen Brechern heran, Wellenhüpfen und Wellenreiten sind hier angesagte Freizeitvergnügungen. Und: Surfen und Kiten! Hier kommen die weltbes-ten Surfer und Kiter zusammen, weil es Wind und Wellen gibt wie kaum sonst wo – nicht umsonst finden hier auch jährlich die World Champion-ships im Windsurfen und Kiten statt. Ein Teil des Strandes ist demzufolge auch diesen Sportlern vorbehalten, die sich in wahrer Kunstfertigkeit ins Wasser stürzen, Wellen bezwingen und manchmal sogar durch die Lüfte tanzen. Es macht Spaß, ihnen zuzu-schauen, ebenso, wie es Spaß macht, einfach irgendwo auf einem kleinen Felsen zu sitzen und auf einen endlo-sen Ozean zu schauen. Die Weite, das wilde Schäumen, der Rhythmus der Wellen und der Wind auf der Haut lassen einen ganz schnell in meditati-onsartige Zustände geraten. Denken und Tun verflüchtigen sich, man ver-liert sich rasch im reinen Sein.

„Ziegenkäse in allen Variationen, frisch, gereift, geräuchert, gegrillt, das ist hier eine der vielen Spezialitäten“, erklärt mir Heinz-Dieter Hüneke beim Frühstück, während er genuss-voll ein Stück gegrillten Ziegenkäse verspeist. Der gebürtige Norddeut-sche hat 1980 das Hotel Playa sur Tenerife übernommen, dem Haus einen komplett neuen Anstrich ver-passt, eine persönliche, individuelle Note verliehen und vor allem: auf einen naturnahen, ursprünglichen maurischen Stil gesetzt. Mit Erfolg, wie sich zeigt.

Seit einigen Tagen bereits bin ich hier auf Teneriffa, dieser knapp 2000 km2 großen Insel, der größten der Kanarischen Inseln. Ein Zufall hat mich hierher geführt – ein Zufall, dem ich sehr dankbar bin. Denn es ist Urlaubsfeeling pur, das sich hier erleben lässt. Das gemütliche Hotel im landestypischen Stil, das sich jeg-lichen übertriebenen touristischen Superlativen entzieht, liegt direkt am Strand beim kleinen Ort El Médano, ganz im Süden von Teneriffa. Das Publikum ist international, die Gäste kommen aus aller Welt, viele davon Stammgäste. Und das 365 Tage im Jahr – Teneriffa ist schließlich ganz-jährig ein begehrtes Urlaubsziel.

Das Haus ist eine wahre Oase der Ruhe, viel Grün, liebevoll angelegte Gärten, helle, freundliche Zimmer mit Pinienholzmöbeln, ein herrlicher Meerwasser-Pool und eine Poolbar, an der man Gefahr läuft, hängen zu bleiben und den ganzen Tag träge vor sich hin zu träumen, köstliche Tapas zu probieren, in Büchern zu versinken und endlos an sämigen Fruchtsäf-ten oder Cappuccinos zu nippen. So kann Erholung sein …

Spezialität: Gegrillter Ziegenkäse und Gemüse

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Informationstafel, wie sie hier aller-orts zu finden sind, klärt mich auf, dass sogar Ferdinand Magellan 1519 auf Teneriffa anlegte, bevor er seine Weltumsegelung fortsetzte.

Und so verbringe ich meine Tage zwischen Poolbar, Strand und Bum-meln durch Ort oder Dünen. Viel zu schnell ist die Zeit vorüber und eine Woche später sitze ich schon wieder im Flieger, ein bisschen wehmütig, aber zumindest weiß ich gewiss: Es war nicht das letzte Mal, ich komme wieder, keine Frage!

lernen. Santa Cruz ist eine moderne Einkaufsstadt mit autofreien Zonen, in denen sich Geschäfte, Bars, Re-staurants, Cafés aneinanderreihen. Die Altstadt von La Laguna wurde von der UNESCO 1999 zum Weltkul-turerbe erklärt.

Es gäbe also genug zum Erkunden auf dieser Insel – allein, Hotel, Pool und der endlose Strand vor der Haus-tür sind für meine erholungssuchen-de Seele vollkommen ausreichend.

Wer nicht so sehr auf zehnstöckige Touristenbetonbunker mit Rund-um-die-Uhr-Animation steht, sondern das Ruhige, Persönliche schätzt, der wird hier glücklich werden. Eine Wo-che jedoch ist schlicht und einfach zu kurz. Ich verzichte also auf Ausflüge und erkunde lediglich die allernächs-te Umgebung.

Von meinem Balkon aus sehe ich den wilden Atlantik mit seinem Na-turstrand, vor mir erhebt sich der Montana Roja, ein kleiner Vulkan-berg, rostrot eingefärbt von oxidier-ten Eisenpartikeln. Er liegt inmitten eines Naturschutzgebietes, in dem sich auch die einzige Dünenland-schaft der westlichen Kanaren befin-det. Eine bizarre, karge Landschaft mit einem winzigen Meerwassersee, der unerwartet zwischen den Dünen auftaucht – Heimat und Rückzugsort für mehr als 100 Pflanzenarten und viele Tiere, die sich an Wind und Wetter angepasst haben. Und beliebt bei Joggern, Spaziergängern, Müßig-gängern …

Strand und Promenade Richtung El Médano sind sauber und gepflegt und bestens ausgestattet mit Son-nenschirmen, Liegen, Duschen, Um-kleidemöglichkeiten, Mülleimern, Bänken. Man merkt, hier wird viel Wert gelegt auf eine saubere, intak-te Natur. El Médano ist ein kleiner Touristenort voller Restaurants, Bars, Cafés, kleiner Geschäfte mit Klei-dung, Bade- und Sportartikeln aller Art, Schmuck, Kunsthandwerk. Eine

FREIZEIT

Die Bucht von El Médano.

Die Wellen von El Médano.

Informationen:Teneriffa wird das ganze Jahr über von Graz aus angeflogen. Der Direktflug – jeweils samstags – dauert knapp fünf Stunden.Das Hotel Playa sur Tenerife befindet sich an der Südküste in El Médano(www.hotelplayasurtenerife.com).Pauschalreisen können günstig gebucht werden bei der Hotelagen-tur TTS Teneriffa Touristik Service GmbH (www.tts-touristik.de).In Österreich hat die Reiseagentur „Schau ins Land“ das Hotel in ih-rem Programm.

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Erfreuliches Signal

Das Büro ist fertig, der Stations-manager mit seiner Familie

bereits nach Graz gesiedelt und Personal wird gesucht. Ein klarer Beleg dafür, dass die Fluglinie „Tur-kish Airlines“ in Graz sesshaft wer-den will und wird. Seit 22. Juni 2015 fliegt die zweitgrößte Airline der Welt Graz mit einem Airbus 319 (132 Sitzplätze) von Istanbul aus an, wo zurzeit der größte Flughafen der Welt gebaut wird. Bereits 2018 soll der erste Abschnitt fertig sein und 80 Millionen Passagiere bedienen können. Ein Hub, der weltweit für Aufsehen sorgen wird. Als weltweit zweitgrößte Fluglinie fliegt „Turkish Airlines“ jetzt bereits 280 Ziele in 1810 Ländern an. Also werden auch Fluggäste aus Graz Istanbul ver-mehrt als Drehscheibe nutzen.

„Das heurige Jahr läuft sehr gut“, zieht Flughafen-Direktor Gerhard Widmann eine Zwischenbilanz. Bei den Passagieren – im Vorjahr waren es 900.000 – zeichnet sich ein Plus von fünf Prozent ab. Seit dem Jahr 2008, als man bereits eine Million Fluggäste zählte, der erste kräftige Schub. Neben „Turkish Airlines“

sorgen auch Verbindungen nach Berlin und Zürich für zusätzlichen Flugverkehr. „Aber auch ein regiona-ler Reiseveranstalter, wie Gruber Reisen, bietet neue Urlaubsziele direkt ab Graz und trägt gehörig zu unserem Passagier-Plus bei“, so Gerhard Widmann. Michael Baum-gartner, Gruber Reisen, präzisiert das: „Weil es heuer sehr gut gelaufen ist, erweitern wir 2016 unser Pro-gramm. Im Jänner geht’s los mit einer neuntägigen Reise zu den Kapverden; die veranstalten wir bereits zum dritten Mal. Dann gibt es zwei Termine für Madeira, auch zum Blumenfest, im April, weiters fünf Termine für eine Korsika-Rundreise. Außerdem gibt’s Reisen nach Süd-frankreich an die Côte d’Azur und in die Provence sowie an die Costa Brava mit Barcelona. Wieder im Programm ist natürlich Brac (Kroa-tien), aber auch Südengland mit Cornwall (zwei Termine im Juni). Und dann gibt es noch zwei ver-schiedene Irland-Rundreisen (Flug nach Dublin) im Juli sowie eine Island-Reise. In Planung sind auch Griechenland-Destinationen.“

Passagier-Plus für den Flughafen Graz

v.l.: Wolfgang Malik (Vorstandsvorsitzender Holding Graz), LR Christian Buchmann, Yusuf Kurt (Turkish Airlines General Manager Österreich), Flughafen-GF Gerhard Widmann und Murat Baydar (Turkish Airlines General Manager Salzburg).

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Bringen zusätzlich tausende Passagiere. Gruber-Führungsteam Michael Baumgartner, Gerald Gregus und Michael Schlögl (v.l.) erweitert als Flugreisen-Veranstalter das Programm für 2016

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Aula. Sie ist die älteste Universität Deutschlands mit heute mehr als 30.000 Studenten.

Zwar nicht ganz so romantisch, aber sehenswert ist der Studenten-karzer auf der Rückseite der Alten Universität. Hier wurden von 1778 bis 1914 die Studenten für „Kavaliersde-likte“ wie heftige Mensuren, nächtli-che Ruhestörungen oder andere Ver-stöße gegen die öffentliche Ordnung – oft waren es feucht-fröhliche Strei-che – bestraft. Viele vertrieben sich die Zeit damit, sich an den Karzer-wänden mit Sprüchen zu verewigen, und diese teils amüsanten „Kunstwer-ke“ sind noch heute zu besichtigen.

Wir schlendern weiter durch die Seitenstraßen und kleinen Gassen der Altstadt mit ihren malerischen Plätzen, Kirchen, Museen und ande-ren Sehenswürdigkeiten. Mit 1,6 Ki-lometern Länge gibt’s in Heidelberg übrigens eine der längsten Fußgän-gerzonen Europas. Als Naschkatzen zieht es uns in die älteste Schoko-ladenmanufaktur Heidelbergs, das Café Knösel. Dort lassen wir uns den „Heidelberger Studentenkuß“ auf der Zunge zergehen – ein Konfekt aus Nougat, auf einem Waffelboden, umhüllt von Zartbitter-Schokolade. „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“, heißt’s im weltbekannten Schlager. Stimmt.

„Die Stadt mit ihrer Lage und ihrer ganzen Umgebung hat, darf man sa-gen, etwas Ideales“, lese ich im mehr als 200 Jahre alten Tagebuch von Johann Wolfgang von Goethe. Hei-delberg, die Stadt der Romantiker, hatte in Goethes Leben und Wirken eine große Bedeutung. Er liebte den Schlossgarten, wusste aber auch die kulinarische Seite Heidelbergs zu schätzen. Die Stadt im Bundesland Baden-Württemberg ist einfach der Inbegriff deutscher Romantik und so stand sie auch auf meiner Rei-se-Wunschliste – bis zum Sommer.

Das Heidelberger Schloss thront gleichsam über der Stadt. Es geht auf eine Burg im 13. Jh. zurück, wurde zerstört und wieder restauriert und ist heute wirklich DIE Sehenswürdig-keit, obwohl seit mehr als 300 Jahren überwiegend eine Ruine. Und auch der Ausblick auf die Stadt vom ge-genüberliegenden Philosophenweg, wo einst Gelehrte in steifen Gehrö-cken wandelten – von dem kann man nur schwärmen. Wir folgen den zahllosen Stufen des sich hinunter

windenden Schlangenpfades zur Al-ten Brücke, einem weiteren zu Stein gewordenen Wahrzeichen der alten Residenzstadt. Romantisch wird es dort auf der Nepomuk-Terrasse der Brücke, wo Verliebte am Heidelber-ger Liebesstein ein Liebesschloss als Symbol ihrer ewigen Treue anbrin-gen können.

Für uns geht’s auf dem Neckar weiter. Angetrieben von der Kraft der Sonne gleiten wir lautlos über den Fluss – und immer die Stadt als Ku-lisse. „Mehrere Millionen Touristen machen unsere Stadt zu einem der großen Touristenmagneten Deutsch-lands“, erfahren wir von Gästeführe-rin Birgit. Die Dichter der Romantik Joseph von Eichendorff, Clemens Brentano und Achim von Arnim sind dem Zauber der Stadt ebenso erlegen wie der Schriftsteller Mark Twain, der Komponist Robert Schu-mann oder der Maler William Turner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heidelberg eine der wichtigsten US-Militärbasen. „Das Heidelberger Schloss war fast fünf Jahrhunderte lang Residenz der Kurfürsten von der Pfalz“, erklärt uns Birgit. Untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbun-den ist auch die mehr als 600 Jahre alte Universität Ruperto Carola mit ihrer fast sakral anmutenden Alten

Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren Weltbekannt: Studenten, Dichter, Besucher schwärmen seit Jahrhunderten

Von Isabella Hasewend

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bHDurfte im Lebenslauf keines echten Studenten fehlen: zumindest einmal im Studentenkarzer eingesperrt gewesen zu sein.

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Genüsslich pilgern mit dem EdelgreißlerEr ist mit seinen Genussfestspielen wieder daheim angekommen, auf seiner Bühne des Genusses im köst-lichsten Eck Kärntens. Nun hat Herwig Ertl eine Anleitung zum Genusspilgern herausgegeben, mit 21 „grenz:genia-len“ Wegen – gratis und in hübschem Einband als idealer Wegbegleiter, um sich auf des Edelgreißlers Spuren zu begeben. Die einzelnen Stationen sieht Ertl als „Tankstellen für Gaumen, Geist und Seele“, und sie sind verstreut über Kärnten, Norditalien und Slowenien. Wer sich also anmeldet, wird herzlich empfangen, kann verkosten und ent-decken und auch in stimmungsvollen Herbergen über Nacht bleiben.

Tel.: 04715/ 246 www.herwig-ertl.at

Salzburger Almsommer

Ayurvedawoche im Krallerhof in LeogangFür Freunde von Ayurveda ist die Ayurveda-Woche im Wellnesshotel „Der Krallerhof“ längst ein Fixpunkt im Jahr. Bereits zum neunten Mal kommen von 23. Oktober bis 1. November 2015 der indische Ayur-veda-Arzt Dr. Ramakrishna und sein Team aus Indien in den Krallerhof. Yoga, Meditation, Anamnese mit Beratung, Massagen und Vorträge „aus erster Hand“ stehen auf dem Programm. Prof. Dr. Ramakrishna blickt auf eine über 35-jährige Be-rufserfahrung zurück. Er hat über 60 Präparate auf ayurvedischer Basis entwickelt, die er selbst herstellt und weltweit vertreibt.

Tel.: 06583/ 8246-0www.krallerhof.com

Südsteiermark: Feinschmecker willkommenDie Genussregion Südsteiermark kann sich in internationalen Vergleichen mehr als sehen lassen. Ab sofort laden jeweils von Mittwoch bis Samstag die besten Köche der „Region Sulmtal Sausal-Wein-land.Südsteiermark“ zu einer neuen Feinschmeckerrallye: An sechs beson-deren Orten servieren Haubenköche und Shooting Stars ihre Köstlichkeiten. Mit dem Gästetaxi kommen die Genießer bequem von einem Spitzenbetrieb zum nächsten und lassen sich die Feinheiten des südsteirischen Schlaraffenlandes auf der Zunge zergehen. Mit von der Partie: Das neue Genussrefugium „Golden Hill“ von Barbara und Andreas Reinisch in den Weinbergen von St. Nikolai.

Tel.: 0664/ 132 79 15www.golden-hill.at

FreizeitTIPPS

In bester Lage – direkt neben der Talstation der Leoganger Bergbahnen und dem Bike Park – ist das 4-Sterne-R-Hotel Riederalm der ideale Ausgangspunkt

für jegliches Aktivprogramm. Damit die Gäste outdoor wie indoor den Urlaub in seiner schönsten Form erleben, hat sich die Familie Herbst entschieden, ihr

Hotel Riederalm neu einzukleiden und zu modernisieren. Entstanden ist ein Good Life Resort, das für Familien und Paare nun „alle Stücke spielt“. Von den luxuriö-

sen, gemütlichen und mit regionalen Design-Elementen eingerichteten Suiten mit Kuschel ecke bis hin zum Kneipp-Garten lässt sich der Herbst mit allen Sinnen erleben.

ww.riederalm.com

Die Zöpfe sind geflochten, das Fell glänzt, die Glo-cken und Embleme des Festtagsgeschirrs funkeln in der späten Herbstsonne. Für mehr als 350 Pferde ist der 6. November ein besonderer Tag, an dem sie sich von der schönsten Seite zeigen. Denn dann sind sie die Hauptakteure der Froschhauser Leonhardifahrt, einer der traditionsreichsten und größten Pferde-Prozes-sionen der Zugspitz-Region, die jedes Jahr tausende Zuschauer anzieht. Die Wallfahrt startet in Murnau am Staffelsee und führt die 70 Gespanne, 15 Musikkapel-len und rund 900 Teilnehmer zur Barockkirche St. Le-onhard am Froschhauser See, wo die Tiere im Rahmen einer Feier gesegnet werden.

www.zugspitz-region.de

Südtiroler Herbstzauber im RidnauntalEs gibt viele gute Gründe, seinen Herbsturlaub in Südtirol zu verbringen. Einige davon führen direkt zum Hotel Schneeberg Resort & Spa zur Gastge-berfamilie Kruselburger ins schöne Ridnauntal. Das Vier-Sterne-Haus bietet für Familien eine tolle Kombination aus Aktivurlaub und Erholung. Sehr empfehlenswert etwa für erfahrene Wande-rer und landschaftlich reizvoll ist die 7-Seen-Tour. Anschließend kann man eingehüllt in flauschige und duftende Badetücher in den verschiedenen Relax-Räumen des Wellnessbereichs des Hotels die absolute Ruhe genießen und hat zudem noch tolle Ausblicke auf die majestätische Bergkulisse der Stubaier Alpen in Ridnaun.

Tel.: +39 0472/656 232 www.schneeberg.it

Adrenalinkick in ObertauernZugspitz-Region: Brauchtum hautnah erleben

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Obertauern zeigt sich auch im Herbst von seiner sportlichen Seite: Abwechslungsreiche Wander-touren und zahlreiche Mountainbike- und E- Bike-Trails mit atemberaubendem Panorama, kris-tallklaren Bergseen und gemütlichen Almhütten sorgen für stramme Waden und gesunde Bergluft. Mutige bezwingen den Berg per Mountainskyver; dabei handelt es sich um leichte zusammenklapp-bare Bikes. So facettenreich wie die Bergland-schaft rund um Obertauern ist auch das Hotel Steiner. Wer von Sport und Bewegung noch nicht genug hat, taucht ein im 1.000 m² großen Berg-Spa samt Pool, Dampfbad und Whirlpool.

Tel.: 06456/ 7306 www.hotel-steiner.at

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Herbstferien im Hotel Riederalm

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Höhenflüge im ZillertalSie wollen raus, den Alltagsstress hin-ter sich lassen, nicht ständig von Mails und Telefonaten gestört werden? Kein Lärm, kein Verkehr. Nur pure Natur. Einfach zurücklehnen, die Ruhe und die beeindruckende Kulisse der Drei-tausender genießen. Das schafft den Freiraum für neue Ideen und Energie. Freiraum, das ist auch der Name der Location am Genießerberg Ahorn. Und das aus gutem Grund. Denn di-rekt bei der Bergstation der Ahorn-bahn, auf 2.000 Metern Höhe gele-gen, werden Höhenflüge unterschied-lichster Art geboten – ob Empfänge, Workshops, Seminare oder andere Veranstaltungen.

Tel.: 05285/ 62277-118www.mayrhofner-bergbahnen.com

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BUCHTIPPSMEDIATHEK42

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Oliver BeerhenkePfundskerl – Ein Kilo kommt selten alleinBastei LübbeOliver Beerhenke ist zu dick und kämpft mit seinem inneren Schweinehund. Der hat ihn nämlich bisher daran gehindert, das zu tun, was er eigentlich will: endlich abnehmen. Doch die Wahrheit ist: Diäten sind für Dünne, Fitness-übungen für Sportler und Waagen für Wagemutige. Mit Humor, Ehrlich-keit und viel Selbstironie stellt sich der Comedian Oliver Beerhenke den Widrigkeiten, die Menschen mit Gewichtsproblemen durchs Leben begleiten – und findet am

Ende doch noch eine Möglichkeit, einen Sieg über sich selbst zu feiern.

Jürgen BorchertSozialstaats-DämmerungRiemannOb Familienlastenausgleich, Kindergeld, bei-tragsfreie Mitversicherung in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, Rentenversi-cherung oder „Fördern und Fordern“ bei Hartz IV – was der Staat als wohlwollende Gaben verpackt, ist nichts als Wortgeklingel, sagt Jürgen Borchert. Der renommierte Sozialex-perte zeigt anhand harter Fakten, wie Famili-en vom Staat übers Ohr gehauen werden, warum Hartz IV infam, das Steuersystem zutiefst ungerecht und das bedingungslo-se Grundeinkommen unsozial ist. Und ausgerechnet die sogenannten Solidar-systeme bewirken eine Umverteilung von

unten nach oben und produzieren Ungerechtig-keit und Not – anstatt davor zu schützen.

Kathrin WesslingMorgen ist es vorbeiLuchterhandEs ist ein Buch über die Liebe. Über die geschei-terte, die hoffende, die kaputte, die dreckige und wilde Liebe: Ein Buch für gebrochene Herzen, die in Großstädten leben, für all die Männer und Frauen da draußen, die sich fragen, wann das eigentlich passiert ist, dass aus dem Hoffen und Warten, aus dem Leiden und Wollen ein „Bumerang aus Stachel-draht“ geworden ist.

Beck WeathersFür tot erklärt – Meine Rückkehr vom Mount EverestdtvDer 10. Mai 1996 war der töd-lichste Tag am Mount Everest: In einem mörderischen Schneesturm kamen neun Bergsteiger um. Beck Weathers erwachte als Einziger wieder aus seinem Kältetod. Im Buch erzählt er die Geschichte der unwahrscheinlichen Um-stände seines Überlebens. Beck Weathers begann mit dem Bergsteigen, als er Mitte 30 war, und wollte mit dieser selbst

verordneten Therapie seine Depressio-nen bekämpfen. Die Kosten dafür waren hoch: die zuneh-

mende Entfremdung von Frau und Kindern. Die Ehe war eigentlich am Ende, als er in den Himalaya aufbrach. Doch seine Frau setzte alle Hebel in Bewegung, um ihn nach Hause zu bringen. Erst nach dieser dramati-schen Wende und einer langen, qualvollen Zeit der Genesung begann für ihn die Auseinandersetzung und Versöhnung mit sich selbst und seiner Familie.

Günter Steurer, Karin GruberHerz intakt statt InfarktVerlagshaus der ÄrzteExperten prognostizieren eine Zunahme an Herz-erkrankungen von etwa 50 % in den nächsten zehn Jahren allein in der westlichen Welt, wenn wir nicht deutlich gegensteuern.Wir könnten also dank der modernen Medizin zwar immer älter werden, arbeiten aber daran, diese an sich guten Voraussetzungen leichtfertig zu verspielen. Übergewicht, Diabetes, Bluthoch-druck und Bewegungsmangel nehmen rasend zu und sind wesentliche Ursachen für eine schwere Herzerkrankung. Dieser Ratgeber zeigt, wie auch kleine Schritte schon dazu beitragen, das

Erkrankungsrisiko deutlich zu senken. Mit einigen wichtigen Lebensstiländerungen können wir oft ein hohes Alter in Gesundheit erreichen, ohne auf Lebensfreude oder Genuss verzichten zu müssen.

Claudia RossbacherWer mordet schon in der Steiermark?GmeinerTod im grünen Herzen: Elf einschlägig vorbelastete Schreibtischtäter haben sich auf die Steiermark eingeschossen. Die exklusive Mischung reicht von Steirern über Wahl- und Exilsteirer bis hin zu jenen Autoren, die einen ganz persönlichen Bezug zu Österreichs grünstem Bundesland aufweisen. Sie alle erzählen kriminelle Kurzgeschichten und geben wertvolle Freizeittipps. Ihre mörderischen Spuren führen von der Landeshauptstadt Graz kreuz und quer durch die steirische Provinz.

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Der Preis der Freiheit

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Am richtigen Weg

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BUCHTIPPS

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Dana GringelUnser Jüngster hat 4 PfotenBastei Lübbe

Dana Gringel wollte keinen Hund, die Tochter schon. Kaum ist der Welpe im Haus, hat ihn die Mutter an der Backe; aber dass es so schlimm wird, hätte sie dann doch nicht gedacht. 12 Mal Gassi gewesen, aber 7 Mal in die Wohnung gepinkelt! Die Familie leidet tiefste Qualen, aber hält

durch. Am Ende wird alles gut, das neue Fami-lienmitglied entpuppt sich als echter Freund und zeigt, wie es geht: das Leben an sich und das Glücklichsein im Hier und Jetzt.

Christoph PoschenriederMauerseglerDiogenes

Fünf Männer gründen eine Alten-WG in einer Villa am See. Zusammen wollen sie die verbleibenden Jahre verbringen, zusammen noch einmal das Leben genie-ßen. Für den letzten – selbstbestimmten – Schritt zählen sie auf die Hilfe der Mitbewohner. Denn es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie und mit wem man alt wird.

Willy PuchnerUnterwegs, mein Schatz!NilpferdEintauchen in die Gedankenwelt eines Künstlers: Willy Puchner begibt sich auf Reisen, um Briefe zu schreiben – von Hand und mit großer Hingabe. Im Land der Phantasie kann er sich ausmalen, was er möchte. Er geht als Wellensittich durchs Dorf, setzt Flaschenpost ins Meer, besucht das Buchstabenfest und blickt einer Katze in die Augen. Willy Puchners

Briefe an seinen unbekannten Schatz bezau-bern Groß und Klein. Jede Seite gewährt Einblick in eine unge-

ahnte Sehnsuchtswelt, jedes Umblättern beglückt mit Poesie, Witz und unglaublichen Ideen und lässt, ganz nebenbei, die alte Kultur des Briefschreibens neu aufleben.

Der Marsianer – Rettet Mark WatneyScience Fiction

Regie: Ridley ScottDarsteller: Matt Damon, Jessica Chastain, Michael Peña, Jeff Daniels

Während ein gewaltiger Sandsturm die Notevakuierung der NASA-Basisstation auf dem Mars erfordert, wird der Botaniker Mark Watney fortgerissen und man glaubt, er sei ums Leben gekommen. Da der immer stärker werdende Sturm die Landefähre zu zerstören droht, gibt Commander Lewis schweren Herzens den Befehl, die Suche nach Watney abzubrechen und mit den ver-bliebenen vier Crewmitgliedern zu starten, bevor es zu spät ist. Aber Watney hat über-lebt und versucht nun – vollkommen auf sich allein gestellt – auf dem unwirtlichen Planeten zu überleben. Mit seinem Ein-fallsreichtum, Überlebenswillen und dem Wenigen, das er hat, findet er einen Weg, der Erde zu signalisieren, dass er noch am Leben ist …

Am Ende ein FestKomödie, DramaRegie: Sharon Maymon, Tal GranitDarsteller: Ze‘ev Revach, Levana Finkelstein, Aliza Rosen, Ilan Dar

Der Film erzählt von einer Gruppe von Se-nioren, die sich im Altersheim um den 72-jährigen Yehezkel, einen Tüftler und Erfinder, zusammengeschlossen haben: Sie wollen Max, einem schwerkranken Freund, helfen das Sterben zu erleichtern … Einen der erfolgreichsten israelischen Filme der letzten Jahre hat das Regie-Duo Sharon Maymon und Tal Granit geschaf-fen, der mit großer Leichtigkeit Worte und Bilder für etwas findet, das sich so oft der Darstellung entzieht. Ihnen gelingt eine wunderbar schelmische Komödie über das Abschiednehmen, die jedem das Herz erleichtern wird.

Black MassKrimi, ThrillerRegie: Scott CooperDarsteller: Johnny Depp, Joel Ed-gerton, Dakota Johnson, Benedict Cumberbatch

South Boston in den 1970er-Jahren: FBI Agent John Connolly (Edgerton) überre-det den irischstämmigen Gangster James „Whitey“ Bulger (Depp), mit dem FBI zu-sammenzuarbeiten und einen gemeinsa-men Feind zu eliminieren: die italienische Mafia. Diese unselige Partnerschaft gerät schnell außer Kontrolle, sodass Whitey sich der Verurteilung entziehen und seine Macht sogar stärken kann, um sich als ei-ner der skrupellosesten und einfluss-reichsten Gangster in der Geschichte von Boston zu behaupten.

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Peter GradwohlVollkorn-Backen – Brot, Gebäck und SüßesKneipp Verlag WienIn der vielfältigen Backfibel findet man 100 Backrezepte für alle Anläs-se und Gelegenheiten vom Pionier der Vollkorn-Backkunst: Anleitung zum Backen mit Vollkorn – Was muss ich beachten? Jedes Rezept

ist auf Nahrungsmittelunverträglichkeit getestet. Die Kennzeichnungen – glutenfrei, ohne Ei, hefe-

frei, milchfrei, vegan, weizenfrei, zuckerfrei. Die fachgerechte Zubereitung des Sauerteigs für zuhause. Die richtige Lagerung von Brot und Gebäck und ein ergänzendes Bäckerlatein.

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