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1 St. Franziskus News INFORMATIONEN FÜR ÄRZTE Ausgabe Nr. 5 November 2006 Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals möchte Sie auf diesem Wege über Neuerungen in unserer Klinik informieren. Alle leitenden Ärzte berichten Ihnen aus den jeweiligen Abteilungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre! Nicht-medikamentöse Migräneprophylaxe Manche Migränepatienten haben häufige Migräneattacken. Dann wird nach Möglichkeiten zur Reduktion von Migräneattacken gefragt. Gleichzeitig besteht der Wunsch, keine Medikamente einnehmen zu müssen. Die Deutsche Migräne- und Kopfsschmerzgesellschaft (DKMG) schätzt „alternative“ Verfahren zur Migräneprophylaxe wie folgt ein: Die Wirkung aerober Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen oder Fahrradfahren ist wissenschaftlich belegt. Physiotherapie alleine ist nicht wirksam, verbessert aber in Kombination die Rate der Betroffenen, die auf verhaltenstherapeutische Verfahren ansprechen. Akupunktur reduziert die Häufigkeit von Migräneattacken (ist aber keine Kassenleistung). Akupunktur von „nicht-Akupunkturpunkten“ hat nahezu dieselbe Wirksamkeit wie Akupunktur von klassischen Akupunkturpunkten. Es besteht ein Zusammenhang zwischen einem offenem Foramen ovale (OFO) und Migräne mit Aura. Es ist nach Meinung der DMKG- Konsensusgruppe aber nicht gerechtfertigt, einen OFO-Verschluss zur Prophylaxe der Migräne durchzuführen. Für die Homöopathie liegen bei Erwachsenen randomisierte, Placebo- kontrollierte Studien vor, die keine Wirksamkeit belegten. Unwirksam sind nach Auffassung der DMKG-Konsensusgruppe: o Manualtherapie o zervikale Manipulation, chiropraktische Therapie, lokale Injektionen in den Nacken oder die Kopfhaut o Neuraltherapie o autogenes Training o Hypnose o klassische Psychoanalyse o TENS o hyperbare Sauerstofftherapie o Ozontherapie o Gebisskorrektur, Aufbißschienen, Zahnextraktion, Entfernung von Amalgamfüllungen o Diäten, Frischzell-Therapie, Reizströme, Magnetströme, Psychophonie o Tonsillektomie o Fußreflexmassage o Sanierung vermeintlicher Pilzinfektionen des Darmes o Hysterektomie o Corrugatorchirurgie. Dr. med. Peter Lüdemann, Neurologie, Tel.: 02382-858774 Therapie des Haemorrhoidalleidens Durch die Einführung der Stapler- Haemorrhoidektomie nach Longo hat sich ein weiteres Therapieverfahren etabliert. Für unser therapeutisches Vorgehen hat sich folgende Indikationsstellung als zweckmäßig und befundgerecht herausgestellt.

St. Franziskus News...(Femurschaftfrakturen, Kniegelenkoperationen, Schmerzreduktion bei SHF • Mobilisation, Krankengymnastik • In Kombination mit einem proximalen Ischiadicus

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    St. Franziskus NewsINFORMATIONEN FÜR ÄRZTE

    Ausgabe Nr. 5 November 2006

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals möchte Sie auf diesem Wege über

    Neuerungen in unserer Klinik informieren. Alle leitenden Ärzte berichten Ihnen aus den

    jeweiligen Abteilungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

    Nicht-medikamentöse MigräneprophylaxeManche Migränepatienten haben häufige

    Migräneattacken. Dann wird nach

    Möglichkeiten zur Reduktion von

    Migräneattacken gefragt. Gleichzeitig

    besteht der Wunsch, keine Medikamente

    einnehmen zu müssen. Die Deutsche

    Migräne- und Kopfsschmerzgesellschaft

    (DKMG) schätzt „alternative“ Verfahren

    zur Migräneprophylaxe wie folgt ein:

    • Die Wirkung aerober

    Ausdauersportarten wie Schwimmen,

    Joggen oder Fahrradfahren ist

    wissenschaftlich belegt.

    • Physiotherapie alleine ist nicht

    wirksam, verbessert aber in

    Kombination die Rate der Betroffenen,

    die auf verhaltenstherapeutische

    Verfahren ansprechen.

    • Akupunktur reduziert die Häufigkeit

    von Migräneattacken (ist aber keine

    Kassenleistung). Akupunktur von

    „nicht-Akupunkturpunkten“ hat nahezu

    dieselbe Wirksamkeit wie Akupunktur

    von klassischen Akupunkturpunkten.

    • Es besteht ein Zusammenhang

    zwischen einem offenem Foramen

    ovale (OFO) und Migräne mit Aura. Es

    ist nach Meinung der DMKG-

    Konsensusgruppe aber nicht

    gerechtfertigt, einen OFO-Verschluss

    zur Prophylaxe der Migräne

    durchzuführen.

    • Für die Homöopathie liegen bei

    Erwachsenen randomisierte, Placebo-

    kontrollierte Studien vor, die keine

    Wirksamkeit belegten.

    • Unwirksam sind nach Auffassung der DMKG-Konsensusgruppe:

    o Manualtherapie

    o zervikale Manipulation,

    chiropraktische Therapie, lokale

    Injektionen in den Nacken oder

    die Kopfhaut

    o Neuraltherapie

    o autogenes Training

    o Hypnose

    o klassische Psychoanalyse

    o TENS

    o hyperbare Sauerstofftherapie

    o Ozontherapie

    o Gebisskorrektur,

    Aufbißschienen,

    Zahnextraktion, Entfernung von

    Amalgamfüllungen

    o Diäten, Frischzell-Therapie,

    Reizströme, Magnetströme,

    Psychophonie

    o Tonsillektomie

    o Fußreflexmassage

    o Sanierung vermeintlicher

    Pilzinfektionen des Darmes

    o Hysterektomie

    o Corrugatorchirurgie.

    Dr. med. Peter Lüdemann, Neurologie,

    Tel.: 02382-858774

    Therapie des HaemorrhoidalleidensDurch die Einführung der Stapler-

    Haemorrhoidektomie nach Longo hat sich

    ein weiteres Therapieverfahren etabliert.

    Für unser therapeutisches Vorgehen hat

    sich folgende Indikationsstellung als

    zweckmäßig und befundgerecht

    herausgestellt.

  • 2

    Haemorrhoiden 1. Grades werden konservativ behandelt und bedürfen keinen

    chirurgischen Maßnahmen.

    Haemorrhoiden 2. Grades (bei der Defäkation austretende

    Haemorrhoidalknoten, die sich spontan in

    den Analkanal reponieren) sind

    vornehmlich konservativ zu behandeln

    oder sind eine Indikation für eine

    Gummiband-Ligatur nach Barron, die

    schmerzarm ambulant durchgeführt

    werden kann.

    Haemorrhoiden 3. Grades (die Haemorrhoidalknoten retrahieren sich

    nicht spontan) ist eine Domäne der

    operativen Behandlung. Bei segmentalem

    Befund eines einzelnen (oder von 2)

    Haemorrhoidalknotens ist die transanale

    Excision nach Milligan/Morgan ein gutes

    etabliertes Verfahren. Nachteilig ist die

    Schmerzhaftigkeit in der postoperativen

    Phase und eine gelegentlich auftretende

    Wundheilungsstörung, die eine

    längerzeitige Lokalbehandlung bedarf.

    Die Stapler-Haemorrhoidektomie nach

    Longo funktioniert durch einen Hochzug

    der Haemorrhoidalplexus. Dazu wird mit

    einem Klammernahtgerät in

    Allgemeinanästhesie ein längeres

    zirkuläres Rektummucosasegment

    reseziert. Damit lässt bei zirkulär

    vorliegendem Haemorrhoidalleiden einen

    zügig einsetzenden Therapieerfolg bei

    schmerzarmer postoperativer Phase

    erzielen. Nachteilig sind die hohen Kosten

    und noch ausstehenden

    Langzeitergebnisse.

    Meiner Meinung nach kann durch dieses

    therapeutische Splitting eine

    befundgerechte Therapie erfolgen.

    Dr. med. Karl-Heinz Peter, Allgemein-

    und Visceralchirurgie, Tel.: 02382-

    858310

    Periphere Regionalanästesie-VerfahrenDie Bedeutung der peripheren

    Nervenblockaden hat in den letzten Jahren

    deutlich zugenommen.

    Regionalanästhesie bedeutet die

    Unterbrechung der Impulsleitung der

    Nerven durch spezifische reversibel

    wirkende Medikamente

    (Lokalanästhetika).

    Periphere elektrische Nervenstimulation

    ist die Methode der Wahl zur

    Nervenlokalisation.

    Jeder Block hat seinen spezifischen

    Kennmuskel, der gezielt aufgesucht wird.

    Kontraktion des Kennmuskels bei einer

    Schwellenstromstärke von 0.2 -0.3 mA

    (Impulsbreite 0.1 ms) zeigen die

    gewünschte Position der Stimulationsnadel

    am Nerven an.

    Wir verwenden Unipolarkanülen in

    Kunststoffhülsen unterschiedlicher Länge,

    mit 45° Schliff (Contiplex D)

    Dabei ist Risiko für Nervenläsionen

    gering. Nach negativem Aspirations-

    versuch wird ein Lokalanästhetikum

    injiziert. Wir bevorzugen die Kombination

    aus Prilocain 1%(20-40ml) und Ropivacain

    0.75% (10-20ml), bei Katheterverfahren -

    Ropivacain 0.2% über Pumpen oder

    Infusomaten. Diese Kombination hat den

    Vorteil, dass primär ein niedrigtoxisches

    LA gegeben wird und unbemerkte

    intravasale Injektionen meist im

    Prodromalstadium verbleiben.

    Eine ausreichende Blockadedauer wird

    durch die abschließende Gabe eines

    langwirkendes LA erreicht.

    Kontinuierlicher Infusionsbeginn – bevor

    starke postoperative Schmerzen auftreten,

    sonst werden die Schmerzen mit dem

  • 3

    Initialbolus abgefangen. Die Liegedauer

    des Katheters ist indikationsabhängig.

    Mittlere Liegedauer 4-5 Tage (im Rahmen

    der Therapie chronischer Schmerzen sind

    Liegedauern bis zu mehr als 100 Tagen

    beschrieben).

    Um eine intraneurale Injektion zu

    verhindern werden die Blockaden bei uns

    nur bei wachen Patienten durchgeführt (es

    darf kein Injektionsschmerz auftreten),

    aber die Patienten können sediert werden.

    Absolut kontraindiziert ist die

    Durchführung einer Regionalanästhesie bei

    Ablehnung des Verfahrens durch den

    Patienten, einer Infektion im Bereich der

    Punktionsstelle oder schwerer

    Gerinnungsstörungen. Relative

    Kontraindikationen sind schwere Herz-

    Kreislauferkrankungen, Sepsis, psychische

    oder neurologische Erkrankungen.

    Intraskalenäre Blockade Die intraskalenären Blockaden stellen den

    kranialsten Zugang zum Plexus branchialis

    dar. Verschiedene Techniken sind möglich.

    Wir bevorzugen den anterioren

    Zugangsweg nach Meier der weniger

    aufwändig und nach Literatenberichten

    risikoärmer ist. Die Einstichstelle befindet

    sich in Höhe der Incisura thyroidea

    superior am Hinterrand des M.

    Sternocleidomastoideus. Stichrichtung im

    Verlauf der Skalenuslücke (nach lateral,

    kaudal) im Winkel von ca. 30° zur Haut,

    auf die Mitte der Clavicula gerichtet.

    Indikationen• Anästhesie und Analgesie der

    Schulter oder proximalen

    Oberarmbereichs

    • Mobilisation (z.B. frozen shoulder )

    • Physiotherapie im Schulterbereich

    (z.B. postoperativ, nach

    Mobilisation)

    • Therapie von Schmerzsyndromen

    • Sympathikolyse

    Spezielle Kontraindikationen - kontralaterale Phrenicusparese

    - kontralaterale Recurrensparese

    - COPD (relativ)

    Nebenwirkungen• Horner Syndrom (ca. 13% , harmlos,

    reversibel)

    • Phrenikusparese (mittels Ultraschall

    fast immer nachweisbar)

    • Recurrensparese (ca.7% , harmlos,

    reversibel)

    • Venenpunktion (ca. 3%)

    • Pneumothorax (extrem selten)

    • Sehr selten : Injektion in A.

    vertebralis, Bronchospasmus, hohe

    Spinal – oder Periduralanästhesie

  • 4

    N. femoralis Blockade

    Die Femoralis-Blockade ist eine caudaler,

    ventraler Zugang des Plexus lumbalis.

    Diese Blockade wird oft auch als 3 in 1

    Block bezeichnet, unter der Vorstellung,

    das mit einer Injektion drei Nerven (N.

    femoralis, N. cutaneus femoris lateralis, N.

    obturatorius) erreicht werden. Aber wegen

    der anatomischen Barrieren (u.a.

    M.iliopsoas) wird der N. obturatorius nicht

    blockiert.

    Punktionsort liegt ca.1,5cm lateraler d. A.

    femoralis. Kontraktionen des M.

    quadriceps femoris oder „Tanzen der

    Patella“ zeigen die unmittelbare Nähe zum

    Nerv an.

    Indikationen• Schmerztherapie

    (Femurschaftfrakturen,

    Kniegelenkoperationen,

    Schmerzreduktion bei SHF

    • Mobilisation, Krankengymnastik

    • In Kombination mit einem proximalen

    Ischiadicus Block alle Eingriffe am

    Bein

    Kontraindikationen Spezielle: keine

    Relative: Zustand nach zB.

    femoropoplitealem Bypass, Lymphome in

    der Leiste

    Ischiadicus – Blockade

    Distaler lateraler Zugang: Der N.

    ischiadicus wird in einem Bereich erreicht,

    in der die Nn. Tibialis und peronaeus noch

    räumlich dicht beieinander verlaufen. Ca.

    12 cm proximal der Oberkante der Patella

    befindet sich die Einstichstelle, zwischen

    dem Oberrand d. M. biceps femoris und

    dem Unterrand des M. vastus lateralis.

    Erfolgversprechende Stimulationsantwort:

    Fuß-/-Zehen – Extensoren bzw. Flexoren.

    Indikationen• postoperative Schmerztherapie (Fuß/

    Sprunggelenk)

    • Schmerztherapie/ Sympathikolyse

    (diab. Gangrän. Durchblutungs-, oder

    Wundheilungsstörungen,

    Achillodynie)

    KontraindikationSpezielle: keine

    In unserer Klinik wird die Kombination

    von N. femoralis Blockade und distale

    laterale Ischiadicus Blockade zur

    postoperativer Schmerztherapie bei

    Knieendoprothesen eingesetzt.

    Periphere Nervenblockaden sind praktisch

    nebenwirkungsfrei, bis auf geringe Gefahr

    einer LA- Intoxikation und das Risiko

    einer mechanischen Nervenläsion.

    Katja Migulja , Dr. med. Ulrich

    Kirschbaum, Anästhesie,

    Schmerztherapie, Notfallmedizin, Tel.:

    02382-858250

  • 5

    Voraussetzungen für Perinatalzentrum Level 2 in Geburtshilfe und Neonatologie geschaffenSeit Herbst 2005 ist laut Beschluss des

    gemeinsamen Bundesausschusses die

    geburtshilfliche und neonatologische

    Versorgung in Deutschland in 4 Ebenen

    unterteilt worden. Diese Neuordnung hat

    eine stärker zentralisierte und damit

    erhoffte Verbesserung der perinatalen

    Versorgung zum Ziel. Besonders für

    Nordrhein-Westfalen ist dieser Aspekt

    relevant, da das Bundesland die höchste

    Säuglingssterblichkeit in Deutschland hat

    (5,0 vs. 4,1/1000 Lebendgeburten) und

    besonders in der frühen Neonatalzeit (erste

    7 Lebenstage) mit der Sterblichkeit

    deutlich über dem Durchschnitt liegt (2,5

    vs. 1,9/1000 Lebendgeburten). Bei der

    Frühgeburtenrate ist ebenfalls eine deutlich

    über dem Durchschnitt liegende Quote zu

    beobachten (10,1 vs 8,0%).

    In die allgemeine Versorgungsstufe

    gehören nun aufgrund der Strukturreform

    Geburtskliniken ohne Kinderklinik, die

    Geburten ausschließlich nach risikofrei

    verlaufender Schwangerschaft und einer

    Gestationsdauer von mindestens 36 SSW

    durchführen können. In die 2. Stufe, jetzt

    perinatologischer Schwerpunkt genannt,

    gehören Kliniken mit Geburtshilfe und

    Kinderabteilung, die Kinder ab vollendeten

    32 SSW versorgen können. In die 3. Stufe,

    nun Perinatalzentrum Level 2 genannt, gehören Kliniken mit einer

    geburtshilflichen Abteilung unter der

    Leitung eines Facharztes für

    Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit

    anerkannter fakultativer Weiterbildung

    „Spezielle Geburtshilfe und

    Perinatalmedizin“ sowie einer

    neonatologischen Abteilung unter Leitung

    eines Facharztes für Pädiatrie mit der

    Schwerpunktbezeichnung „Neonatologie“,

    die Schwangere mit Risikokonstellationen

    und Neugeborene ab der 29. SSW

    versorgen können. In der letzten Stufe,

    dem Perinatalzentrum Level 1, werden

    auch kleinste Frühgeborene und ihre

    Mütter versorgt. In den Kreisen Warendorf

    und Hamm erfüllen nur das St. Franziskus-

    Hospital in Ahlen und das EVK in Hamm

    die formalen Voraussetzungen für ein

    Perinatalzentrum Level 2 (Ahlen) bzw.

    Level 1 (Hamm).

    Das St. Franziskus Hospital Ahlen hat

    aufgrund der baulichen, strukturellen und

    personellen Ausstattung die

    Voraussetzungen geschaffen, die

    Versorgung der Schwangeren und ihrer

    Kinder auf der Stufe eines

    Perinatalzentrums Level 2 auch tatsächlich

    anbieten zu können. Durch ein

    Schichtdienstsystem ist eine qualifizierte

    Versorgung der Schwangeren und ihrer

    Neugeborenen rund um die Uhr

    gewährleistet. Eine enge interdisziplinäre

    Zusammenarbeit ist dabei

    selbstverständlich. Damit können in Ahlen

    neben normal verlaufenden

    Schwangerschaften auch Schwangere mit

    besonderer Risikokonstellation (z.B.

    Placentainsuffizienz / Retardierung,

    Gestationsdiabetes, Gestose / Präeklampsie

    / HELLP-Syndrom, Mehrlinge u.s.w.)

    pränatal betreut, entbunden und die Kinder

    postnatal in der neonatologischen

    Abteilung unseres Hauses versorgt werden.

    Zusätzlich ist es nun auch möglich,

    Frühgeborene ab der 29. SSW in unserem

    Hause zu entbinden und neonatologisch zu

    versorgen. Eine entsprechende Nachsorge

    dieser Kinder ist in der

    entwicklungsneurologischen Sprechstunde

    der Kinderklinik gewährleistet.

    Nach wie vor ist auch die Betreuung von

    Schwangeren mit Frühgeburtsbestrebungen

    vor der 29. SSW weiterhin in unserer

    Abteilung möglich, bei absehbarer

    Frühgeburt erfolgt vor der 29. SSW im

    Bedarfsfall weiterhin die Verlegung in ein

    Perinatalzentrum Level 1.

    Wir möchten Ihnen diese erfreuliche

    Weiterentwicklung und zusätzliche

    Qualifikation am Standort Ahlen auf

    diesem Wege zur Kenntnis bringen und

    freuen uns auch für die Zukunft auf eine

    enge Zusammenarbeit mit Ihnen.

    Dr. med. Michael Glaubitz,Gynäkologie

    und Geburtshilfe, Tel: 02382-858433

    Dr. med. Carsten Krüger, Pädiatrie und

    Neonatologie, Tel: 02382-858960

  • 6

    Mehr Patientensicherheit durch neues Notrufsystem

    Im St. Franziskus-Hospital wurde das

    hausinterne Notrufsystem optimiert. Bei

    einem medizinischen Notfall kann von

    jedem Telefon des Hauses eine zentrale

    Notrufnummer angewählt werden. Dieser

    Anruf geht bei einem speziellen

    Notruftelefon mit besonders

    durchdringendem Klingelton und

    Lichtsignal auf der Intensivstation ein, das

    rund um die Uhr besetzt ist.

    Die Notfallrufnummer sowie die vom

    Anrufer dem Notfallteam zu machenden

    Angaben sind flächendeckend durch

    auffällige gelbe Schilder verfügbar.

    Sofort begibt sich von der Intensivstation

    aus ein Reanimationsteam zum Notfallort.

    Dieses ist mit speziellen Rucksäcken

    ausgestattet, um auch über die

    Treppenhäuser mit der notwendigen

    Ausrüstung schnell alle Bereiche der

    Klinik erreichen zu können. So ist

    gewährleistet, dass auch außerhalb der

    Stationen und Funktionsbereiche, wo

    selbstverständlich Notfallkoffer ständig

    verfügbar sind, jederzeit qualifizierte Hilfe

    geleistet werden kann.

    Aber auch auf den Stationen und in den

    Funktionsbereichen hat sich die schnellere

    Unterstützung des vorhandenen Personals

    durch das Reanimationsteam und seine

    Ausrüstung bereits bewährt.

    Die Reanimation selbst erfolgt nach den

    aktuellen Leitlinien des European

    Resuscitation Council und der American

    Heart Association.

    Neu ist hierbei u.a. die stärkere Betonung

    der Kardiokompression durch einen

    Kompressions- / Beatmungsrhythmus von

    30 / 2 und durch einen sofortigen Start der

    Reanimation mit der Kardiokompression

    statt mit der Beatmung. Hintergrund dieser

    neuen Regeln sind aktuelle

    Forschungsergebnisse zur Hämodynamik

    unter Reanimationsbedingungen.

    Dr. med. Norbert-Wolfgang Müller ,

    Dr. med. Thomas Haak, Innere Medizin

    I, Tel: 02382-858305

    Schulterendoprothetik

    Welches Implantat wann ?Die Prothetik des Schultergelenkes hat in

    den letzten 10 Jahren eine starke

    Entwicklung genommen. Es haben sich

    drei wesentliche Implantatgruppen

    ausdiffenrenziert – die

    Oberarmkopfkappenprothese, die modulare

    Schulterprothese und die inverse

    Schulterprothese. Mit der Auswahl der

    Implantate entsteht eine differenzierte

    Indikationsstellung:

    1. Die Schulterkappenprothese

    Indikation: primäre Omarthrose (ohne

    größere knöcherne Defekte, intakte

    Rotatorenmanschette)

    Die reine Kappenprothese ist extrem

    knochensparend zu implantieren und

    technisch vergleichsweise einfach.

    Voraussetzung dafür sind keine größeren

    Defekte, da eine Rekonstruktion der

    Hebelarme der Schulter nicht möglich

    sind.

    2. Modulare Stielprothese

  • 7

    Indikation: primäre und sekundäre

    Omarthrose, nicht rekonstruierbare

    Humeruskopffraktur

    Die modulare Schulterprothese ist aus der

    Monblockprothese entstanden. Ziel war es

    die anatomischen Verhältnisse möglichst

    exakt wiederherzustellen. Die Möglichkeit

    die Inklination des Kopfes, Kopfhöhe und

    Durchmesser individuell einzustellen,

    erlauben eine möglichst genaue

    Wiederherstellung von Offset,

    Drehzentrum und Vorspannung der

    Muskulatur. Spezielle Frakturprothesen

    wurden zur leichteren Fixation der

    Tubercula am Prothesenhals geschaffen.

    3. Inverse Schulterprothese

    Indikation: Defektarthropathie, Revision

    bei zerstörter Rotatorenmanschette,

    Arthrose mit hochgradiger Instabilität

    Die inverse Schulterprothese wurde in

    etwa 1988 von Grammont in Lyon

    entwickelt. Bei ausgedehnten

    Rotatorenmanschettenschäden war eine

    klassische Endoprothese nicht erfolgreich,

    da die Schulter und damit auch die

    normale Prothese instabil sind. Der

    Oberarmkopf steigt nach cranial auf und

    gräbt sich am Acromion ein. Folge sind

    dauerhafte Schmerzen und eine

    Verkürzung des Hebelarmes des

    Deltamuskels, der aber als einziger bei

    verlorener Rotatorenmanschette die

    Funktion der Schulter übernehmen kann.

    Es entsteht der „Drop arm“. Die

    Bewegungen sind kraftlos und

    schmerzhaft. Der vom Untersucher

    hochgeführte Arm kann vom Patienten

    nicht gehalten werden und „tropft“ herab.

    Die Idee von Grammont war es, das

    Drehzentrum der Schulter nach medial und

    caudal zu verlagern. Dazu war es

    notwendig, die Schulterkugel auf das

    Glenoid zu platzieren und die Pfanne auf

    den Humerusschaft zu setzen. Das Resultat

    ist beeindruckend: Die inverse

    Schulterprothese zentriert sich selbst und

    führt zur wesentlich verbesserten

    Vorspannung des Deltamuskel. Es entsteht

    eine erhebliche Schmerzreduktion durch

    Restabilisierung der Schulter und neue

    Bewegungskraft durch erhöhte

    Vorspannung des M. deltoideus.

    Nachfolgende Bilder dokumentieren die

    Schulterfunktion nach Deltaprothese links

    12 Tage postoperativ (mit freundlicher

    Genehmigung der Patientin)

  • 8

    Wir verwenden diesen Prothesentyp nicht

    nur bei der chronischen Defektarthropathie

    sondern auch in Revisionsfällen bei

    zerstörter Rotatorenmanschette.Dr. med. Thomas Haug, Unfallchirurgie,

    Tel:02382-858315

    Frühdiagnostik des Morbus Parkinson mit der Dopamin –Transporterszintigrafie (DaTSCANTM)

    Die Rate der Fehldiagnosen bei den

    Parkinson-Syndromen beträgt nach

    Schätzungen bis zu 25% und kann unter

    Verwendung von DaTSCAN™ reduziert werden.

    In einer Studie mit 74 Allgemeinarztpraxen

    wurde nur bei 74% der Patienten (299 von

    insgesamt 402) mit Parkinsonverdacht

    auch nach Anwendung der empfohlenen

    klinisch-diagnostischen Kriterien ein

    Parkinson-Syndrom bestätigt. Bei den

    verbleibenden 103 Patienten wurde in 50

    Fällen (48%) ein essentieller Tremor neu

    diagnostiziert.

    Eine weitere Studie demonstriert anhand

    von Fallbeispielen aus einer regionalen

    Parkinson-Klinik, dass bis zur

    Diagnosestellung eines Morbus Parkinson

    (n=59) im Mittel eine Zeitspanne von 1,6 ±

    1,5 Jahren und bis zur Diagnosestellung

    anderer Parkinson-Syndrome (n=14) eine

    Zeitspanne von 1,8 ± 2,5 Jahren vergeht.

    Dies belegt, dass die Zeit bis zur sicheren

    Diagnosestellung verkürzt werden sollte.

    Die meisten Parkinson-Syndrome sind

    durch einen ausgeprägten Verlust

    dopaminerger Neurone in der Substantia

    nigra gekennzeichnet.

    Was ist DaTSCANTM

    DaTSCAN™ enthält 123 Iod-Ioflupan, ein selektiv an den präsynaptischen Dopamin-

    transporter bindendes Kokainanalogon und

    ermöglicht mit SPECT-Untersuchungen

    die Darstellung des Verlustes

    dopaminerger Neurone.

    SPECT-Untersuchungen mit

    Dopamintransporter-Liganden erlauben

    bereits im Frühstadium eine zuverlässige

    Dokumentation der dopaminergen

    Degeneration beim Morbus Parkinson und

    atypischen Parkinson-Erkrankungen.

    Damit ist eine zuverlässige Abgrenzung

    dieser Erkrankungen von

    nichtdegenerativen Parkinson- und

    Tremorsyndromen möglich. Die

    Dopamintransporter-SPECT erlaubt

    darüber hinaus eine Differenzierung der

    Dopaminerge Synapse

    Dopamin (DA) wird in den

    Nervenendigungen nigrostriataler

    ("präsynaptischer") Neurone synthetisiert

    und in Vesikel verpackt. Freigesetztes

    Dopamin wirkt an Dopamin-Rezeptoren

    vom D1- und D2-Subtyp. D1- und D2-

    Rezeptoren sind "postsynaptisch"

    lokalisiert. Freigesetztes Dopamin (DA)

    wird durch den Dopamintransporter

    (DAT) in das präsynaptische Terminal

    und über den vesikulären

    Monoamintransporter in synaptische

    Vesikel zurückgepumpt.

    DaTSCAN bindet an diesen

    Dopamintransporter.

    123Iod-Ioflupan (DaTSCAN

    TM

    )

  • 9

    Demenz mit Lewy-Körperchen von der

    Alzheimer-Demenz.

    Zweck der UntersuchungMit dieser Untersuchung werden die in der

    präsynaptischen Membran lokalisierten

    Dopamintransporter dargestellt. Damit

    gelingt es, Aussagen über die Integrität der

    nigrostriatalen dopaminergen Neurone zu

    erhalten (Abbildung).

    Die Untersuchung ist indiziert zur

    Abgrenzung von Parkinson-Syndromen

    (Morbus Parkinson, Multisystematrophie,

    progressive supranukleäre Blicklähmung)

    vom essentiellen Tremor. Bei einem

    normalen Befund kann ein

    neurodegeneratives Parkinsonsyndrom mit

    hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen

    werden.

    Ablauf der Untersuchung Nach Schilddrüsenblockade mit

    Irenattropfen wird das Radiopharmakon

    123

    Iod-Ioflupan (DaTSCANTM

    ) intravenös

    injiziert. Diese Substanz reichert sich im

    Laufe mehrerer Stunden spezifisch im

    Striatum an. Ca. 3 Stunden nach Injektion

    werden SPECT-Aufnahmen durchgeführt.

    Hierfür muss der Patient ca. 40 Minuten

    ruhig liegen, während die Kamera langsam

    um seinen Kopf kreist. Insgesamt sollte der

    Patient 4 – 5 Stunden für die Untersuchung

    einplanen.

    Strahlenexposition, Kostenübernahme Bei Verwendung einer üblichen

    Aktivitätsmenge (185 MBq) beträgt die

    effektive Dosis 4.4 mSv (entspricht

    ungefähr der Strahlenexposition einer

    Abdomen-CT). Die Kosten der

    Untersuchung werden von den

    Krankenkassen übernommen.

    Dr. med. Peter Wielepp, Nuklearmedizin,

    Tel: 02382-91040

    Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

    Dr. Thomas Haug, Dr. Norbert-W. Müller, Maria

    Weiling, Sönke Thomas (Direktorium des St.

    Franziskus Hospitals), Robert-Koch-Str. 55, 59227

    Ahlen

    Telefon 02382 – 858603

    [email protected]

    Ein Normalbefund zeigt visuell in

    Projektion auf das Striatum (N. caudatus

    und Putamen) zwei symmetrische,

    kommaförmig konfigurierte Bereiche

    hoher Aktivitätsspeicherung.

    Morbus Parkinson, frühes Stadium.

    Deutlich verminderte Aktivitäts-

    anreicherung im linken Striatum,

    insbesondere im Bereich des Putamen.

    mailto:[email protected]