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1 Mythologische Eddalieder Sprachpolitik- Sprachplanung- Sprachpflege Begriffsdefinition gemeinsam ist allen Begriffen, dass man etwas verändern will. Sprecher beeinflussen ihre Sprache – Ziel ist eine bessere, korrektere, normalisierte Sprache Sprachplanung (Language planning, språk planlegging) ist der bewusste Versuch, die eigene Sprache zu beeinflussen. = alle organisierten Anstrengungen zur Lösung von Sprachproblemen- Eingriff ( N!) Bereicherung, Veränderung, Erweiterung der Anwendung der Sprache (wann wird welche Sprache verwendet, Ent- Sexualisieurng…) ursprünglich: Orthographie (= Fixierung der gesprochenen Sprache) Lexikon (Wortschatz) und Grammatik, später Erweiterung auf Soziolinguistik Einzelne haben nur geringen Einfluss- gesellschaftliche Einflüsse sind wichtig bei Sprachplanung Beispiel: Irisch hat sich nicht durchgesetzt in Irland Sprachplanungstheorie/forschung = Wissenschaft, die sich mit der Sprachplanung beschäftigt Objekte der Sprachplanung Heinz Kloss schafft Begriffe 1969: 1. Korpusplanung : Körper einer Sprache = Orthographie, Grammatik, Wortschatz will Standard schaffen (umfasst auch Aussprache) 2. Statusplanung : Status in Bezug auf andere Sprachen /Dialekte: welche Sprache wird wo für welchen Zweck verwendet? ( z.B. Gericht, Medien, Kirche, Armee…) Majorität- Minorität Akzeptanz von Fremdsprachen (in S an Unis viel Englisch in Naturwissensch.- ein nicht S verstehender Student) Es gibt einen Zusammenhang zwischen Korpus und Status

Sprachpolitik- Sprachplanung- Sprachpflege · Web viewi.w.S. Statusplanung ( z. B. Verdrängung der eigenen Sprache in welchem bereich durch Englisch?) unterschiedliche Schwerpunkte

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1Mythologische Eddalieder

Sprachpolitik- Sprachplanung- Sprachpflege

Begriffsdefinitiongemeinsam ist allen Begriffen, dass man etwas verändern will.Sprecher beeinflussen ihre Sprache – Ziel ist eine bessere, korrektere, normalisierte Sprache

Sprachplanung (Language planning, språk planlegging)

ist der bewusste Versuch, die eigene Sprache zu beeinflussen.= alle organisierten Anstrengungen zur Lösung von Sprachproblemen- Eingriff ( N!)Bereicherung, Veränderung, Erweiterung der Anwendung der Sprache (wann wird welche Sprache verwendet, Ent-Sexualisieurng…)ursprünglich: Orthographie (= Fixierung der gesprochenen Sprache) Lexikon (Wortschatz) und Grammatik, später Erweiterung auf SoziolinguistikEinzelne haben nur geringen Einfluss- gesellschaftliche Einflüsse sind wichtig bei Sprachplanung Beispiel: Irisch hat sich nicht durchgesetzt in Irland

Sprachplanungstheorie/forschung = Wissenschaft, die sich mit der Sprachplanung beschäftigt

Objekte der Sprachplanung

Heinz Kloss schafft Begriffe 1969:

1. Korpusplanung: Körper einer Sprache = Orthographie, Grammatik, Wortschatz will Standard schaffen (umfasst auch Aussprache)

2. Statusplanung: Status in Bezug auf andere Sprachen /Dialekte: welche Sprache wird wo für welchen Zweck verwendet? ( z.B. Gericht, Medien, Kirche, Armee…)

Majorität- Minorität Akzeptanz von Fremdsprachen

(in S an Unis viel Englisch in Naturwissensch.- ein nicht S verstehender Student) Es gibt einen Zusammenhang zwischen Korpus und Status

[3. Spracherwerbs- Planung (Schulen) politisch> Statusplanung]

[4. Anwendung von Sprache (Zuhören, Schreiben, Lesen)]

Sprachpolitik = politische Entscheidungen, die Sprachgebrauch, Verhältnisse zwischen Sprache und Sprachvarietäten betreffeni.e.S: = Statusplanung politischi.w.D. = auch Korpusplanung (Orthographieveränderungen durch Gesetze)

Sprachpflegei.e.S. Korpusplanung (welches Wort wird in welcher Situation akzeptiert)i.w.S. Statusplanung ( z. B. Verdrängung der eigenen Sprache in welchem bereich durch Englisch?)

unterschiedliche Schwerpunkte zwischen Sprachpolitik und Sprachpflege

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2Mythologische Eddalieder

Aktivitätsniveaus und Akteure der Sprachplanung1. Basis (z.B. Diskussion in Leserbriefen) Amateure, Sprachphilosophen2. mittlere Ebene ( Wörterbücher, Grammatiken) Redakteure und Sprachpflegeinstitute akademische Ebene3.höhere Ebene = Gesetze Politiker, Beamte, Konzernleitungen

Strömungen = philosophisch und geistesgeschichtlicher Hintergrund der Sprachplanung Traditionalisten - ----- Funktionalisten

( gegen Neuerungen)- ( einfache, wenig komplexe Sprache) Patriotismus - ----- offene Haltung

(histor. geprägt gegen Fremdw.) ----- (offen bei Fremdwörtern)Island Festland- Skandinavien DK: Akzeptanz wie Fremdwörter sind

S: Änderung und Anpassung an eigene Sprache. Färöer: Mittelstellung

Geschichte der Sprachplanung nach 1800 beschreibende Sprachwissenschaften vergleichend-historisch synchron (heutige Sprachen) Strukturalismus generative Grammatik usw.

Aufgabe: Fixierung und Kodifizierung einer Sprache Romantik- Nationalbewusstsein- eigene SprachenFäröisch und Nynorsk wurden erst im 19. Jh. kodifiziert

2 Bereiche waren hierbei besonders aktiv:1. christliche Mission: Missionare lernten die Sprache der Eingeborenen wegen der Bekehrung- Bibelübersetzungen wichtig für Samisch2. Sowjetunion: politische Aktivität als Reaktion auf Zarenreich, in dem

Minderheitensprachen unterdrückt worden waren- Verschriftlichung der kleinen Sprachen (Sibirien) bzw. Förderung (Ukraine, Weißrussland)unter Stalin Gegenbewegung: Russifizierung

Nach dem 2. Weltkrieg entstand die Soziolinguistik mit Teilgebiet SprachplanungstheorieSchwerpunkte: Industrieländer, soziale SchichtenUSA war führend- stark sozialwissenschaftlich orientiertEinar Haugen ( für sprachwissenschaftliche Ausrichtung, N)Joshua FishmanCharles FergusonIn den 1970er Jahren erste Fachzeitschriften (Language programs and language planning)

neue Problemfelder: Mehrsprachigkeit: Migranten, Minderheiten

(generelle Meinung: Minderheiten sollen Hauptsprache lernen, aber nicht im Baltikum in Sowjetunion- dort große Minderheiten!)

Fachsprachen explodierten im 20. Jh., daneben FachjargonGefahr: Zersplitterung der Sprache

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3Mythologische Eddalieder

Frage: wie soll man sich dazu verhalten? Englisch als Ausweg v.a. in Skandinavien, in Deutschland und Frankreich werden eigene Fachsprachen entwickeltUnterrichtsproblem- Terminologiearbeit ( eine Fachsprache für ganz Skandinavien??)

Es gibt in der Sprachplanung verschiedene Ansätze und zurzeit keine Einheit, was u.a. an dem jungen Alter dieser Disziplin liegt.Sprachplanung ist interdisziplinär (Sprachwissenschaft, Soziologie, Politik)

Hauptfragen der Sprachplanung Welche Instanzen und Organe beeinflussen den Sprachgebrauch? Welche Haltungen / Prinzipien / Theorien liegen zu Grunde? Verhältnis Sprachplanung und andere Kräfte ( soziale Phänomene wie Krieg,

Hungersnöte> Auswanderung von Iren, statt 2/3 sprechen nur mehr 1/3 irisch) Bedingungen für erfolgreiche Sprachplanung? ( missglückt: Irland, geglückt

Neuhebräisch in Israel- dort starke Identifikation mit der Sprache, die bereits 60 % als Muttersprache bezeichnen)

Frage der Schriftsprachen ( Aussprachenormen)

Was ist eine Sprache?Sprache = menschliches ZeichensystemAbgrenzung von Sprachen ist problematisch- es gibt keine genaue Definition

Frage: Wie viele Sprachen gibt es in Norwegen? Norwegisch 1 oder 2 Sprachen (Bokmål, Nynorsk) oder 3 ( mit Riksmål)Samisch eine oder 3 Sprachen ( Nordsamisch, Lulesamisch, Südsamisch)? FinnischIst BM nicht eigentlich norwegisiertes Dänisch?

Kriterien für eine SpracheAbstandskriterium: Sprachen sind untereinander unverständlich> 3 Samische Sprachen, aber nur eine skandinavische Sprache Schriftsprachekriterium> BM und NN sind eigene Sprachen

Heinz Kloss:Abstandssprache: rein linguistische KriterienAusbausprache: Schriftsprache, standardisiert, Gehalt (Wortschatz) ausreichend für Abdeckung aller Funktionen in einer modernen Gesellschaft

Abstand ist nicht messbar, sondern Interpretationssache (gering bei BM und NN, groß bei Deutsch und Französisch)Frage von Dialektkontinua (Nachbarsprache/Dialekt ist verständlich)

unterschiedliche Varianten: Abstand + Ausbau: Isländisch, Spanisch, Französisch, Russisch, japanisch,

Chinesisch, Englisch, Arabisch,… (Färöisch) Ausbau: BM, NN, Schwedisch, Dänisch, Slowakisch-Tschechisch, Zerfall des

Serbokroatisch in Serbisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Bosnisch, Mazedonisch ( aus dem Bulgarischen), Galizisch ( aus dem Portugiesischen)

Abstandsprachen: die 3 samischen Sprache., Romanes, Sardisch

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Streitfragen: Niederdeutsch? Amtssprache der Hanse, aber als Schriftsprache verloren gegangen- Abstand zu Deutsch?? von EU als Minderheitensprache anerkannt, aber nicht in DSchwyzerdütsch: auf Weg zu einer Sprache (Medien…) Frage ist Abstand, noch nicht Ausbau

eigene Sprache ist bedingt entweder durch Abstand oder durch Ausbau oder durch beides

oft politische Gründe: Zerfall von Vielvölkerstaaten hat zu eigenen Sprachen geführt (Neuentwicklung oder Aufwertung)Beispiel ehemalige SowjetunionLitauisch, Baltisch, Estnisch waren schon in UDSSR vollwertigUkrainisch war in UDSSR weitgehend verdrängt, stieg auf 50%- jetzt offizielle StaatspracheWeißrussisch: nach Unabhängigkeit einsprachig, jetzt wieder Russisch, Wei0russisch ist am AussterbenMoldawisch unter Stalin als eigene Sprache mit Cyrilleschen Buchstaben ( aus Rumänisch)Baskisch und Katalanisch waren unter Franco am Aussterben- jetzt Aufschwung (Baskisch in Schule gefördert, katalanisch dominiert heute, abgespalten hat sich Valenzianisch, aber da ist Ausbau noch unvollständig)

soziolinguistische Sprachtypologie

1. Standardisierungregional

monozentrisch ( 1 für ganze Welt verantwortliches Zentrum- Frz, S, Dk, D) polyzentrisch ( mehrere Zentren- Gefahr von Zerfall)

England-Amerika Hindi-Urdu: unterschiedliche Länder, Religionen, Schriften ehemaliges Serbokroatisch: jetzt 4 Zentren

exo- normativ: Norm wird von außen bestimmtFranzösisch in Belgien oder Kanada von Frankreich ausSchwedisch in Finnland von Schweden ausendo- normativ: Norm wird im Land bestimmtD, Frz, S, Dk

2. AutonomieSelbständigkeit als Ausbau- oder Abstandsprache

3. Historizitätje längere Tradition eine Sprache hat, desto besser- ideologischer AspektIsländisch sehr langeNN kurz ( aber Rückriff auf Altnordisch)

4. Vitalitätbetrifft Verwendung durch Muttersprachlerquantitativer Aspekt

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Vitalität ist abhängig von Anzahl der Sprecher und von den Sprechern selbst (wer? wie bedeutend ist eine Sprache für den Sprecher (Definition von „Sprecher“?)

ethnolinguistische Vitalität = Abart von Vitalität, hat viele Aspekte: demographische Aspekte: Verteilung, Ein- und Auswanderung, Mischehen Unterstützung durch Institutionen : Schule, Ämter, Massenmedien… Status und Prestige: wird Sprache als wertvoll gesehen?

Faktoren, die die Vitalität einer Sprache beeinflussen:

1. geographisch-demographische Faktoren: Sprecherzahl (Muttersprache- Familiensprache) Umgangssprache Sprachendichte( Verteilung- z.B. Island sehr dicht trotz kleiner Zahl von

Sprechern) Geschlossenheit des Sprachgebiets (Roma und Sinti verstreut, ebenso

Jiddisch- schlecht für Vitalität) soziale Schichtung ( je höher, desto besser) Mobilität ( schlecht) Urbanität ( schlecht für Vitalität von Minderheitensprachen) Altersklassenverteilung ( gut, wenn auch Junge Sprache sprechen)

2. soziale Faktoren im engeren Sinne Sprachloyalität- Weitergabe an Kinder Anerkennung durch die Gesellschaft ( innerhalb und von außerhalb) Identifikationsmerkmal ( gut: Hebräisch, schlecht Irisch u. Weißrussisch) Mischehen Handelsbeziehungen

3. kulturelle Faktoren ( = Sonderfall soziologischer Faktoren) Ausbaufaktoren: Berücksichtigung der Sprache (Kirche, Schule, Literatur,

Medien, Musik). Literatursprache ist oft die letzte Bastion einer Sprache.(Irisch, Nynorsk)

4. politische und rechtliche Faktoren rechtliche Anerkennung und gesetzlicher Status ( Ignorieren, Unterdrückung,

Verbot) Maßnahmen der Sprachplanung ( oft private Organisationen) und der

Sprachpolitik (Öffentlichkeit)

5. sprachliche Faktoren komplexe Sprache ist schwierig für die Vitalität. Wird oft zur

Minderheitensprache. Sprache. muss auch Nicht-Muttersprachler anziehen Verschriftung (wenn nicht, dann schwierig) Abstand zu Nachbarsprachen: je größer, desto besser- sonst Gefahr von

Mischsprachen, kein Sprachwechsel Problem bei Nynorsk und Bokmål- geringer Abstand

Mehrsprachigkeit schlecht ( Finnland-Schwedisch)

Phasen der Sprachplanung

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verschiedene Modelle- wenig Erfahrungswerte, da neue WissenschaftAusgangspunkt ist immer die mündliche Sprache (Beispiel Nynorsk)

Einar Haugen: „Pionier der Sprachplanung“1. Auswahl der Normgrundlagen (woher nimmt man die Sprache?2. Kodifizierung und Normierung /Verschriftlichung ( welche Schrift? z.B.

Minderheitensprachen im alten UDSSR-Gebiet Tendenz zu lateinischer Schrift, mussten dann kyrillische Buchstaben haben)

3. Ausbau der Funktionen (Wortschatz, Terminologie→ Verwendung)4. Implementierung (Einsetzung, Umsetzung: Praxis)3 und 4 parallel bzw. in anderer Reihenfolge möglich

Charles Ferguson1. Graphisierung2. Standardisierung3. Modernisierung

Vikør: Dynamisches Modell 2 Arten der Sprachplanung

Sprachpolitik i.e.S. Sprachpflege i.e.S= Statusplanung = Korpusplanung

Auswahl der Normgrundlagen Kodifizierung (Normierung) Ausbau

Implementierung

Evaluierung

Evaluierung ist Basis für die Arbeit der Sprachpolitik und Sprachpflege

Auswahl der Normgrundlagendie „ großen“ europäischen Sprachen haben schon lange eine Norm- keine bewusste Auswahl, sondern bestimmt durch die Machtzentren (z.B. Paris für Französisch)Im 19. Jahrhundert : wissenschaftliche Grundlagen, Erforschung der Dialekte (Norwegen: NN, Färöer)- wichtig für „neue“ SprachenKriterien zur Auswahl der Normgrundlagen:

1. linguistische Kriterien:am meisten gebrauchter, von den meisten Menschen gesprochener Dialektder „Ursprache“ am nächsten meisten Gemeinsamkeiten mit anderen Dialekten („zentraler D.)einfachster / kompliziertester Dialekt

2. soziale Kriterien (Prestige)

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3. literarische Kriterien ( auch in mündlicher Überlieferung)4. wirtschaftliche Kriterien

2-4 haben Zusammenhang mit dem Status der Sprache, waren wichtig vor der Einführung der Sprachplanung – heute auch 1

Alternative zu 1-4: Rekonstruktion einer Ursprache (Landsmål, Färöisch- weit entfernt von den zugrunde liegenden Dialekten z.B. Altnordisch)Das ist eine typisch skandinavische VorgehensweiseVergleich verschiedener Formen- Vereinheitlichung- „Urform“nach Auswahl sind spätere Änderungen möglich (Landsmål ursprgl. aus westnorweg. Dialekten, später Dialekte aus Ost-Norwegen dazu)

Auswahl eines Schriftsystem: für Skandinavien nicht relevant

Sprachnormierung /Kodifizierung Schriftnormierung Aussprachenormierung ( ist nicht Normierung der Umgangssprache)

1. Schriftnormierung a) Orthographie- Normierung

2 Prinzipien phonetisch-phonemisches Prinzip (nach Lauten): Aussprache und Schrift

korrespondieren, z.B. Stengel, Eltern, dieses Prinzip ist sehr stark etymologisches Prinzip: von der Herkunft des Wortes, z.B. Stängel, älternach 1800 Tendenz zu ideologischen Einflüssen, es soll praktisch seinbei den Änderungen einer vorhandenen Norm zählen Traditionen / s. Deutsche Rechtschreibreform). Änderung sollte nach dem phonetisch-phonemischen Prinzip vorgenommen werden.Norwegen: Die Aussprache hat sich im Lauf der Zeit durch lautliche Einwirkungen geändert → OrthographiereformenOrthographiereformen sind umstritten (England, Dänemark)

b) Morphologienormierung In Norwegen ist hierbei das etymologische Prinzip stark

Österreich: ich glaube (Schrift) ich glaub (Umgangssprache) Frankreich: Endungen werden nicht ausgesprochen Schweden: bis 1950 Dänemark bis 1900

jäg /du/han kallar jeg/du(han kallervi kalla vi kalleI kallem dere kallede kalla de kalle

heute alle –ar -er

Isländisch: 2 i in Schrift y und i

2. Aussprachenormierungviel schwieriger als Schriftnormierungin Schweden schwache Aussprachenormierung ( stark z.B. in Frankreich)Ausbau

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erfolgt in einer fortgeschrittenen Phasea) erneuernd: neue Termini/ Terminologie ( System von Termini), stilistische Mittelb) Absicherung, Festigung: Unterricht, Verbreitung der herrschenden Ideale, Ratschläge...

Terminologie-Arbeit1. Übersetzung der Termini aus Fremdsprachen (Englisch)2. Bildung eigener Termini (große europ. Sprachen, Japanisch, Chinesisch)3. kleine Sprachen: teilweise eigene Termini, teilweise englische ( z.B. in

Naturwissenschaften in Skandinavien4. nur Fremdsprachliche Termini: in Afrika beispielsweise ist höhere Ausbildung in

Englisch oder Französisch- auch bei anderen Minderheitssprachen wie Letzenburgisch (Luxemburg), Rätoromanisch

2 Kräfte bei Terminologie-Arbeit:1. Purismus: ( Entwicklung eigene Termini) z. B. isländisch, Französisch Schaffung eigener Termini „Übersetzung“2. Internationalismus : Übernahme der Terminologie mehr oder weniger unverändert „ puristisch“ Angleichung an eigenen Sprachstil: Schweden starke Internationalisierung: Dänemark

Implantierung und Evaluisierungdurch verschiedene gesellschaftliche Instanzen

Laien, Schulen Verlage, Arbeitsplatzhöhere Autoritäten: Sprachwissenschaft Terminologiegruppen zentrale Sprachämter wie Dansk Sprognæm – Norsk Språkråd Sprachplanung: Terminologiegruppen und SprachämterEvaluierung: Sprachämter und wissenschaftliche Institutionen ( Untersuchungen) Laien-Leserbriefe

Zentrale Normierungsinstanzen

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haben eine lange TraditionA) AkademienSprach- und kulturelle Instanzen, auch Literatur

1582 Accademia della Crusca in Florenz: Aufgaben: Reinigung und Veredelung der Italienischen Sprache . 1612 Herausgabe des 1. Ital. Wörterbuches. Toskanisch stark normgebend im Italienischen bis heute

1635 L´Academie Francaise: Orthographischer Standard des Frz. stand damals schon, wichtig für Sprachpflege

1713 Real Academia Espanola: Spanien- auch Weltorganisation für Spanisch 1786 Svenska Akademien: 1. Instanz in Skandinavien- Normierung der Schwedischen

Sprache (Wörterbuch, Grammatik,…)

in englischsprachigen Ländern keine staatlichen Normierungsinstanzen- nur private( Wörterbücher: Samuel Johnson: England, Noah Webster: USA)Deutschland: Duden-Redaktion hat Normierungsfunktion

B) skand. Sprachbehörden (Språknemd, Språkråd) Mitte des 20. Jh.S: Språknemd: halb staatlich- nur sprachliches Profilentsprechende Instanzen auch in den anderen Ländernwichtig v.a. für kleine, neue Sprachen- die großen waren schon seit Jahrhunderten normiert1978 Zusammenfassung durch Gründung des Språksekretariat, das dann zu Nordisk Språkråd umbenannt wird

C) Terminologieinstanzennoch jüngerin vielen Ländern geteilt nach Fachdisziplinen- auch in kleinen SprachenVersuch zur gesamtskandinavischen Terminologie

D) rein private Interessensorganisationen( auch in anderen Ländern , z.B. Irland, Wales, Japan- Gebrauch der Chines. Schriftzeichen, Latein?)Noregs Mållag für Nynorsk

zentrale Normierungsinstanzen in SkandinavienNorwegen:Grundlagen von privat- aber Regierung (Gesetze) ist heute involviert

Ivar Aasen (Landsmaal) im 19. Jh. > NynorskKnud Knudsen (Riksmaal) > Bokmål

”Sprachstreit”Bei Frage des Unterrichts wurde entsprechendes Ministerium eingeschaltet1862 erste Riksmaal-Reform bereits staatlich, auch später wurden Reformen privat vorbereitet und durch Regierung durchgeführt

Storting: verabschiedet Prämisse für Sprachplanung → Ministerium →Ausführung durch Fachleute: a) Konsulenten und b) Ad- hoc- KommissionDaraus entstand 1952 die 1. Sprachenbehörde: Norsk Språknemd (Aufgabe u.a. Zusammenführung der beiden Sprachen, Normierung, Ausbau, Pflege) >1972 Norsk SpråkrådNorsk Språkråd: 38 Mitglieder, jeweils 19 Bokmål und Nynorsk

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(Verbreitung d. Sprachen etwa 5:1)werden von Organisationen ernannt, z.B. von Universität, Lehrer, Medien, Rundfunk, Sprachschreiborganisationen für jeweils 4 JahreMitglieder treffen sich 1-2-mal/JahrArbeit machen die Sekretariate: Sprachpflege, Ratschläge Zeitschriften, Kontrolle der Lehrbücher auf Normen-Einhaltung, Terminologiearbeit, Mitarbeit an Wörterbüchern, Listen von „Nyord i norsk“Norsk Språkråd hat aber keine Normierungsmacht, die liegt beim StortingNorsk Språkråd macht nur Vorschläge, die aber normalerweise übernommen werdenAblauf: Vorschlag von Experten → Plenum des Norsk Språkråd, wo Vorschlag abgesegnet wird→ Kulturministerium macht Gesetzesvorschlag →StortingAusnahme sind neue technische Wörter- die fallen unter die eigene Entscheidung des Norsk Språkråd- dazu gibt es eigene Institutionen, die mitunter an Ministerien angeschlossen sind (z. B. am Justizministerium für Juristisches) oder am NRK ( für Medienfachterminologie)

private Organisationen/Aktivitäten: Det Norske Akademi for Språk og Litteratur kommt von de Riksmaal –Bewegung her

und ist ausschließlich für Riksmaal-Normen zuständig (RM seit 1938 keine offizielle Sprache mehr)

Einzelpersonen (Kulturpersönlichkeiten)

Terminologiebehörden liegen zwischen privat und staatlich (Nordisk standardiserungsforbund u.a.)

ähnlich ist die Situation in allen skandinavischen Ländern:

Schweden: Svenska Språknæmda gegründet unter anderem Namen 1944keine Normgebung wie in Norwegen, sondern eher Ausbau, Ratschläge, Pflege- Hauptaufgabe ist Terminologiearbeit: TNC (Tekniska nomenklatur-centralen)weniger Macht als in Norwegen

Finnland-Schweden Svenska Språkbyrån

Dänemark Dansk Sprognøvn 1955 wie Schweden, aber weniger Terminologieinstanz

Island Ìslensk málnefnd ( 1964)

Färöer Føroysk malnemdin 1985 auch Ausbau (Terminologien oft nur in Dänisch)

Finnland

Grönland ( 1989) wie Färöer: noch mehr Ausbauarbeit

Samen: Samisk Språknemd : in KautokainoOrthographie, Ausbau kleine samische Spr. in Russland, z.T. ausgestorben oder vom Aussterben bedroht

Gesamt-Skandinavien: Nordisk Språkråd koordiniert alle Länder-Institutionen inkl. Grönland und Finnland (also Mitglieder des Nordischen Rates) Terminologiefragen, Zeitschrift „Språk i Norden“

Prinzipien der Sprachplanung

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Es gibt kein systematisches Konzept, sondern auch widersprüchliche Prinzipien1 internes und 3 externe

1. internes sprachliches Prinzip

a) Eindeutigkeit1:1 Verhältnis zwischen Form und Funktionfunktioniert nicht immer

phonologische Eindeutigkeit = Orthophonie :Phonem ↔ Graphem ( strukturalistische Definition) eigentlich phonologisch-graphologische Eindeutigkeit)nicht 100% durchsetzbar- konsequente Anwendung nur bei neuer Verschriftlichung ( z.B. Fremdwörter)Abweichungendeutsch: < ch> [ x ( ach), ς ( ich)]1 Phonem- 2 Grapheme:[ sch-Laut ]: norweg: <sj> , deutsch < sch>1 Graphem- 2 Laute < x > [ ks]Schreibung → Aussprache (nicht umgekehrt) : S, N: [ sch-Laut ] < sj, ski, skj> Isl. [ i ] < i, y ]Toneme im Schwedischen und Norwegischen: werden nicht geschriebenim jüngeren Fuþark je 1 Zeichen für g und k, d und t, b und p

morphologische Eindeutigkeit ein Morphem- eine bestimmte Funktion (Bedeutung)n und eine feste FormKonflikt mit dem phonologischen Prinzip der Eindeutigkeit bei unterschiedlicher Aussprache- morphologisches Prinzip hat oft Vorrangz.B. Landsmaal schwache Verben kasta-Reihekasta (Inf) kastade (Prät) kastat (Supinum)- aber alle Formen ausgesprochen:[ kasta]keine morphologische EindeutigkeitDeutsch: Rad [-t], des Rades [ -d] nach morpholog. Prinzip o.k.Schwedisch låg [ -g] lågt [ -kt] stimmloser Konsonant wird vor t stimmhaftbei Umlauten werden Zusammenhänge sichtbarDeutsch: groß- größer (Allomorphe) alt- älter – aber Eltern ( anderes Morphem)phonologisch wäre ä überflüssigS: god [ -u] gott [ o] phonologisches PrinzipN, Dk: god- godt morphologisches Prinzip

lexikalische Eindeutigkeit jedes Wort soll nur eine Bedeutung habenkeine Synonyme ( verschiedene Worte mit gleicher Bedeutung) keine Homonyme ( lautlicher Zusammenfall von unterschiedlichen Worten) Rad- Ratwichtig in Fachsprachen

b) Einfachheitmöglichst wenige Einheiten, Regeln ohne Ausnahmennur in Kunstsprachen (Esperanto) durchführbarProblem ist PhonologieFremdwörter: oft englische bzw. ( im Deutsch) französische Aussprache der Fremdwörterkeine neuen Phoneme aufnehmen, sondern schreiben wie ausgesprochen – Frz: Chance S: chans N: sjanse

Orthographie möglichst orthophon

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12Mythologische Eddalieder

Morphologie so wenige Morpheme wie möglich ( nur eine Art von Pluralendung, Präteritum usw)oft sind aber diverse Formen vorgegebenTendenzen sollen gefördert werden ( Rückgang des Konjunktivs)Festlandskandinavien (S,N,Dk): Pluralflexion der Verben wurde aufgegeben

Syntax wie Umgangssprache Wortschatz: keine schwer verständlichen Worte, Elimination von kaum gebrauchten

Worten

c) Kürze Syntax: kurze Sätze Wortschatz: keine langen Komposita

d) Etymologisches Prinzipsteht im Gegensatz zu a-cSchwerpunkt liegt auf der ursprünglichen Form und BedeutungFremdwörter werden wie in der ursprünglichen Sprache geschrieben

Orthographie sk, skj, ski Morphologie: alte Kasusendungen ( dem Manne, ) Pluralendungen (Schemata)

stark im Französischen Semantik: ursprüngliche Bedeutung (Olympiade = Zeitraum zwischen den

Olympischen Spielen)

e) Prinzip der Variationverschiedene Schreibung, Bedeutung uswwiderspricht v.a. dem Eindeutigkeitsprinzipstark in NorwegenSprache ist dadurch reiche rund flexibler

f) Nuancenreichtumstilistisches Argument- führt zu UnübersichtlichkeitNynorsk schwankt zwischen dänischen und norwegischen Formen ( følelse- kjensle)Bokmål : dänische Variante für höheren Stil, norwegische für niedrigeren StilHöflichkeitsformen

g) Logikv.a. Syntax und Semantikdoppelte Verneinung im Deutschen verpönt, im Spanischen üblich

h) Stabilitäteine festgelegte Sprachnorm soll nicht mehr verändert werdentrifft nicht zu in Norwegen!

i) FestigkeitWörter sollen nur eine Schreibung habenkeine alternativen Flexionsformen Gegenbeispiel Norwegen: weibl. bestimmte Form -a oder –enPräteritumformen der schwachen Verben 1. Klasse ( kasta) → Identifikation von Schichten

2. Verhältnis zu anderen Sprachen

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13Mythologische Eddalieder

a) Annäherung an eine Modellsprache ( z.B. hohes Prestige- Haiti-Kreolisch an Französisch, v.a. in

Orthographie, russische Fremdwörter in anderen UDSSR-Sprachen → viele russische Elemente in baltischen Sprachen)

gegenseitige Annäherung von Sprachen, die in Kontakt sindBokmål, Nynorskgesamte skandinavischen Sprachen: gleiche Aufnahme von Fremdwörtern in Dk, S, NVerhinderung des Auseinanderdriftens1969 1. gesamtskandinavische Rechtsachreibung bei Konferenz in Stockholm

b) Purismusgegen Fremdeinflüsse ( in allen sprachlichen Bereichen)

genereller Purismus : Island, Frankreichbegründet in Sprachstruktur und Haltung

Purismus gegen Dominanz spezieller Sprachen- meist gegen Kolonialsprachen: begründet kulturell, national, soziologischz.B. Auseinanderdriften der Sprache Serbokroatisch in Jugoslawien, Türkei und Iran gegen Arabisch, Flandern gegen FranzösischSkandinavien: Dänemark und Schweden im 19.Jh. gegen romanische Sprachen und niederdeutsche LehnwörterNynorsk gegen Dänisch und NiederdeutschPurismus gegen Sprachvariabilitäten: Riksmaal gegen Bokmål

o radikal: gegen existierende Fremdwörtero weniger radikal: gegen neue Fremdwörter

Schweden und Norwegen sind puristischer als Dänemark, z.B. bei Englisch

3.Verhältnis zwischen Sprache und Sprechernviele Prinzipiena) Mehrheitsprinzip:demokratisch- Standardsprache soll auf der Sprache und Variabilität aufbauen, die die Mehrzahl sprichtwenn eine Norm bereits etabliert ist, ist dieses Prinzip kaum anwendbar, aber bei neuen Sprachenwichtig in Norwegen (Ausweitung von Bokmål und Nynorsk nach Ostnorwegisch)

b) WahlfreiheitsprinzipFormen, Wörter, Aussprache könne frei gewählt werdenstark in Norwegen , v.a. in Bokmål (Feminina)sehr demokratisch, widerspricht anderen Prinzipien

c) PrestigeprinzipWiderspruch zu a und b: Variante mit dem höchsten Prinzip wird Standardsprachedabei gibt es am wenigsten Widerstand- wichtig bei gesprochener Sprache Riksmaal- Förderungd) Gegen-Prestige-Prinzip

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14Mythologische Eddalieder

Förderung von Formen mit niedrigem sozialen Prinzip, um dadurch Menschen aus diesen Schichten zu fördernwichtig in Norwegen bis in die 70er Jahre (Dialektaufschwung)- Bokmål –Förderung: es wurde die Umgangssprache der gebildeten Mittelschicht dazu genommen

e) StörfreiheitsprinzipFörderung der Formen, die von den Sprechern als möglichst wenig markiert und abweichend empfunden werden, an die sie gewöhnt sindNorwegen :1938er Reform: Annäherung von Nynorsk und Bokmål (verpflichtende Feminina) war eine Verletzung dieses Prinzips, hat sich nicht durchgesetzt

f) Umwälzungsprinzipneue provozierende Wörter- gegen das Gewohnheitsdenkenz.B. Feminismus gegen Geschlechterdiskriminierung StudentIn

g) UsusprinzipNorm entsteht aus akzeptiertem und etabliertem Schriftsprachengebrauch/ UsusNorwegen :Riksmaalbewegungnahe an Prestige- und Störfreiheitsprinzip

h) ästhetisches Prinzipsehr umstritten, schwer zu formulieren, sehr subjektiv- unwichtiges Prinzipsoziale, literarische, Geschmacksgründe, sprachliche Gründe ( keine Anhäufung von Konsonanten, Diphthonge?)

i) RationalisierungsprinzipSprache soll möglichst effizient, stringent, objektiv- also rational- seinbetrifft v. a. Fachsprachen (auch nach Einfachheits -und Eindeutigkeitsprinzip)

j) Euphemismus-PrinzipVermeidung von stark (negativ) emotional besetzten Worten- lieber neutrale Ausdrückenicht „Lappen“ (kolonial) sondern „Samen“ (neutral)

4.Verhältnis zur allgemeinen Ideologie

a) Nationalismusheute wichtig im Zusammenhang mit dem Zerfall von StaatenNationalismus ist oft eine Triebkraft zur Entwicklung von Sprache – die meisten Standardsprachen sind Nationalsprachen, ursprünglich (bei ihrer Verschriftlichung) waren das auch internationale Sprachen (Englisch, Arabisch)Nationalismus wirkt sich unterschiedlich aus: Sprachplanung als nationale Aufgabe:

in Skandinavien: Kampf gegen englische/ niederdeutsche/ romanische Einflüsse

historisch- nationalistisches Prinzip= Argumente in Sprachdebatten/ SprachkämpfenBevorzugung von gewissen Formen und Varietäten – v.a. bei der Entwicklung von neuen Sprachen und neuen NationenIsland, Norwegen: Rückgriff auf alte literarische TraditionenIsland hatte noch die eigene Sprache als Schriftsprache, Norwegen nicht (Dänisch)

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15Mythologische Eddalieder

Norwegen : v.a. bei der Entwicklung von Nynorsk wurden viele archaische Formen verwendet, die sonst in der Sprache nicht mehr existiertenFäröer: Literatur (Balladen) nur mündlich, keine Schriftsprache- Orientierung bei Verschriftlichung am Altisländischenauch im Griechischen (früher Diglossie: Volkssprache und „ reine Sprache“ = antike angehauchtes Griechisch, Prestige)

Stellung von Sprachen ( Statusplanung) Unterdrückung von Sprachen durch Kolonialmacht (Afrika)

Europa: UDSSR: keine offizielle einheitliche Staatssprache., aber Russisch war in fast allen Einzelstaaten Amtsspracheo Litauisch: dominierende Amtssprache auch in Sowjetunion, da praktisch keine

russischen Einwanderer- Russisch wurde entoffizialisiert- heute nur Litauisch und regional Polnisch mit offiziellem Status

o Lettisch und Estnisch: Russisch ebenfalls entoffizialisiert -trotz starker russischer Minderheiten (um die 30 %)- Argument: Russen sind Einwanderer und müssen daher die Sprache des Landes lernen- Schulen!

o Ukrainisch: Russisch ebenfalls entoffizialisiert außer auf der Krim, aber: in Ukraine große russische Minderheit, auch viele Ukrainer haben Russisch als Muttersprache- allerdings sind Sprachen sehr ähnlich, daher können über 90 % Ukrainisch, im Osten der Ukraine aber 2005 Bestrebungen zur Wiedereinführung von Russisch. Schulen: Ukrainisierung

o Weißrussisch: Nationalismus fehlt fast ganz- 1995 Russisch offizielle Staatssprache neben Weißrussisch, das aber praktisch keine Rolle spielt, sondern ausstirbt, ist nur noch in kleinen intellektuellen und literarischen Kreisen aktiv

o Katalanisch: Katalonien ist autonome Provinz in Spanien, starker Nationalismus, Hauptamtssprache ist Katalanisch, Spanisch nur wegen Staatszugehörigkeit auch Amtssprache. Obwohl die Hälfte der Bevölkerung Einwanderer aus anderen Teilen Spaniens sind, solidarisieren sie sich- 80 % der Bevölkerung für Ausweitung von Katalanisch, obwohl dies eine Minderheitensprache ist ( nahe mit Spanisch verwandt)

o Baskisch: Baskenland ist stärker kolonialisiert, es sprechen nur rel. wenige Baskisch, Minderheitensprache, starker Unterschied zu Spanisch

o sonst haben Minderheitensprachen geringen Einfluss: Wales, Bretagne, Irland ( praktisch ausgestorben, obwohl 1. Staatssprache, war aber schon zur zeit der Unabhängigkeit Minderheitensprache)

o Israel: tote Sprache wurde wieder erweckt- starke Solidarisierung

b) TraditionalismusFesthalten an traditionellen Formen (sofern vorhanden)- Tradition ist ein Wertetablierte Normen sollen unverändert bleiben- das kann auch gegen den Nationalismus, dem der Traditionalismus sonst eng verbunden ist, geschehen

Norwegen: Riksmaalbewegung ( möglichst nah am Dänischen) Nynorsk : Asen- Norm („Westmänner“

religiöse Traditionen: z. B. Bibelübesetzungen, Sprache der Kirche oft ausgestorbene Sprache Latein: katholische KircheSanskrit (1 Jahrtausend v. Chr. ausgestorben) HinduismusPali: Buddhismus

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16Mythologische Eddalieder

Arabisch der alten Norm: IslamKirchenslawischKoptisch: (im Mittelalter ausgestorbenes „Neuägyptisch“ ägyptische koptische Christen Volkssprachen: Protestantismus: Sprachen der Bibelübertragungen lange Zeit als Vorbild ( Gustav-Vasa-Bibel)

c) Demokratie und GleichberechtigungSprachplanung soll die soziale Gleichberechtigung fördern und demokratisch sein (nicht vom Staat verordnet, sondern Bürger mit einbezogen)nur in Demokratien möglichSprachplanung in Europa ist öffentlichstark in Norwegen: Reformen werden zuerst öffentlich diskutiert und dann beschlossen (in Deutschland und Österreich umgekehrtes Vorgehen!)Auswirkungen führen zu zwei gegensätzlichen Auslegungen: Anerkennung von möglichst vielen Varietäten und Muttersprachen im Staat

Norwegen: Dialekte Unterricht nur in einer etablierten Sprache, damit die sozial Benachteiligten bessere

Aufstiegschancen haben

o direkte demokratische AbstimmungSprachabstimmung in Norwegen ( welche Unterrichtssprache) – in Skandinavien öffentliche SprachpflegeinstitutionenWeißrussland: Referendum wegen Russisch: 80 % dafür ( echte Zahlen???)- damit demokratische Legitimation

o Parlament: Ukraine: bei Einführung von Ukrainisch nur Parlament, heute dazu auch zusätzliches Referendum notwendig

d) Liberalismusalles ist frei- keine öffentliche Reglementierung- private Sprachsteuerung ist aber erlaubtNorwegen : RiksmaalbewegungDeutsch, Englisch- wenig Eingriffe vom Staat

e) Anarchismusabsolut keine Normierung- jeder schreibt, wie er willgut für Dialekte und kleine neue Sprachen

f) ModernitätsprinzipAnpassung an die Erfordernisse einer modernen Industriegesellschaft

g) Internationalismusin Fachsprachengegen Traditionalismus und Nationalismus-Prinzip

h) Autoritätsprinzipstrenge sprachliche Norm- Stärkung der Disziplin und Einheit der Gesellschaft- Schutz der Sprache vor Zersetzungsgefahrist heute unwichtig

i) Pädagogisches PrinzipSchule. möglichst wenig Probleme, Rechtschreibung einfach (Wahlfreiheitsprinzip, Einfachheitsprinzip, Fertigkeitsprinzip)

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17Mythologische Eddalieder

in der Praxis wirken mehrere Prinzipien zusammenein Prinzip kann ein anderes bewirkenz.B. nationales Prinzip> Gegenprinzip> Modernitätsprinzipoft sind Prinzipien untereinander verwoben

Historische Entwicklung (bezogen auf Gesellschaft und Sprache) 1800-2000

1800: Bauerngesellschaft 90 % Landbewohner2000: Industriegesellschaft 80 % StadtbewohnerVeränderungen in der Gesellschaft wirken sich auch auf Sprache ausDemokratisierungGleichheitsprinzipStaatsapparat wird straffer- mehr Zusammenhalt der einzelnen Landesteile und mehr Abhängigkeit voneinanderWohlfahrtsstaat ( Medizin, Unterricht, soziale Sicherheit für alle…)Internationalisierung (Wirtschaft und Kultur)um 2000 Abkehr von einigen Prinzipien- Individualismus steigt, Kollektives Verhalten sinkt

1. Gesellschaftin vielen Bereichen Auswirkungen:

a) SchulwesenSchulsystem wird ausgeweitet, höhere Bildung für jeden nimmt enorm zu (in Skandinavien um die 30 %)

b) Urbanisierung: Menschen aus allen Landesteilen haben erstmals Kontakt- Vereinheitlichkeitstendenzen in der Kommunikation- größerer Kommunikationsbedarf Klassen sind in Städten stärker als auf dem Land: Arbeiterklasse- Mittelschicht- OberschichtDurch Maschinen auf dem Land Bedarf an weniger Menschen- Abwanderung in Städte und nach USAIndustrialisierung- Abnahme von Bedarf an Arbeitern, Dienstleistungen steigen, öffentlicher Dienst steigt (Beamtenheer) > höherer Bedarf von wesentlich besseren schriftlichen und sprachlichen Kenntnissen

c) Demokratisierung/ Volksbewegungen/ Parteienz.B. Arbeiterbewegung, religiöse Bewegungen, Parteien

d) Internationalisierungursprünglich war jede Region für sich, jetzt Integrationsvorgang Integration auf nationaler Ebene im 19. Jh. Integration innerhalb Europas /Rest der Welt in der 2. Hälfte des 20. Jh. internationale Organisationen (UNO, NATO, Nordischer Rat, Weltbank)> Englisch ist wichtig in Skandinavien, v .a. für gewisse BerufeBeschallung mit Englisch im FernsehenGlobalisierung, Einwanderung

e) Massenmedien mehr Zeitungen: Papier wurde billiger, Verkehrssituation besser > Zeitungen in alle

Landesteile

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18Mythologische Eddalieder

Radio: 1. Hälfte des 20. Jh: o Verbreitung einer dialektneutralen Umgangsspracheo Populärmusik ( eigene Sprachform)

Film und Fernsehen: Bilder wichtig, eigener Sprachgebrauch > Auswirkungen auf Zeitungen ( mehr Bilder, weniger Text als früher)

Internet: Englisch Kinos: v.a. Filme aus USA in Originalsprache

2.Ideologien und Einstellungen

a) Traditionalismus- Modernismuswechselnder Schwerpunkt

b) Gemeinschaftshorizontstarke Veränderungen darin, womit man sich identifiziert- jeweils auch Gegenströmungen lokal (vor 1800) national ( 19.Jh.- Vorstufen schon im Mittelalter) Schulwesen wichtig international ( 20. Jh., Vorstufen schon im Mittelalter bei der Elite): Kultur,

Wirtschaft, Politik. Ende des 19. Jh. so starker Internationalismus, dass Nationalismus als Bedrohung empfunden wurde > Schwächung der Parlamente > Gefahr von Staatsauflösung ( z. B. nach EU?)

Skandinavismus (Beginn Mitte 19.Jh. im Studentenmilieu) Zwischenstufe zwischen nationale rund internationaler Ausrichtung, nur auf Skandinavien bezogen. Solidarität von Schweden und Norwegen im Dänisch- Preußischen Krieg. Nach 1905 Abnahme.→ „Nordischer Rat“ Mitte 20. Jh. ( mit Grönland und Finnland): Ziel :Verstärkung des skandinavischen Gemeinschaftshorizontes → Nordische Sprachkonvention in den 1980er Jahren ( Gesetz, dass jeder in jedem Land seine Mutterspracheverwenden darf)NATO, EU-Beitritt von Dänemark, Schweden, Finnland- Reisefreiheit innerhalb Skandinaviens → Beitritt zum Schengen-Abkommenheute vorwiegend sprachliche Bestrebungen. Ziel ist einheitliche Terminologie

c) Gleichberechtigung- Gerechtigkeit ( 19./20. Jh.)derzeit rückläufig- seit Fall des Kommunismus Umdenken- persönliche Verantwortung ist stärker- freie Entfaltung nach persönlichen Ressourcen (Gefahr für Demokratie?)

d) Kollektiv- IndividuumIm 20. Jahrhundert kollektive Verantwortung, seit Ende des Jahrhunderts Absinken, heute eher individuelle Ideale – Interesse an Politik sinkt (Wahlbeteiligung überall ↓ )

3. sprachliche Entwicklungen 1800-2000um 1800 in ganz Skandinavien standardisierte Schriftsprachen, im Laufe des 19. Jh. Nynorsk und FäröischUmgangssprache war aber sehr differenziert- unterschiedliche DialekteWurzeln zu einer gemeinsamen Umgangssprache in der national denkenden Oberschicht, aber keine Aufzeichnungen darüber.neue Varietäten in den StädtenSchriftsprachen sind ziemlich konstant geblieben, aber einheitliche Umgangssprachen wurden etabliert, Dialekte daher rückläufig, leben aber weiter, dazu kommen urbane Soziolekte

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a) SchriftspracheProblem: keine Übereinstimmung zwischen Schrift und Aussprachez. B. Schweden: [v] geschrieben < ffv>, < f > Ziel < v >nach 1850 starke, aber nicht effektive OrthographiereformbestrebungenGrammatikreformen (Vereinfachung) erfolgreich erst im 20. Jh.Lateineinfluss nimmt ab, Satzbau einfacher, mehr Kompositaum 2000 Tendenz zur Relativierung fest standardisierter Schriftsprachen ( weniger strenge Normen in Schulen, geringere Normenkontrolle in Zeitungen…)

b) UmgangsspracheGegensätze Standard- Dialekt – soziale urbane Varietäten

Schematisch: max. Standard ( literarische Schriftspr.)Kontinuum mit regionaler Standard (Schriftspr. mit reg. Charakter) SoziolekteZwischenstufen Regionaldialekt(zwischen D. und reg. Standard)

max. Dialekt

um 1800: Dialekt fast alleine herrschendum 1900 Fixierung von Aussprache möglich (Phonetik entwickelt)

Reichsumgangssprache ( riksspråk)

3 Faktoren in allen skand. Ländern: Schriftsprache Basis einer Umgangssprache nationaler Integrationsprozess

um 1950 Höhepunkt der nationalen Umgangssprache ( davor Dialektfeindlichkeit außer in Norwegen)

im 20. Jh. Dialekte reduziert durch 1. Angleichung aneinander 2. sinkende Sprecherzahl (Urbanisierung) Schweden: um 1800 90-95 % Dialektsprecher um 2000 5-10 % „nach 1950 eher positive Sicht für Dialekte als Gegenbewegung, Schwankungen der Standard-Umgangssprache → Regionalstandard( in Schweden in Landesregionen) Soziolekte sind stärker geworden, werden als Gefahr angesehen ( Jugensprache, Arbeitersprache…)

Fallbeispiele

1. eine Sprache (Schweden)2. zwei Sprachen (Norwegen)3. Minderheitensprachen im eigentlichen Sinn : Schulwesen4. Immigrantensprachen: Keine Korpusplanung im Land- nur Rechte auf

Berücksichtigung

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20Mythologische Eddalieder

Schwedisch in Schweden

A) Akteure der Sprache

privat oder staatlich? Einzelnes Individuum oder Politik?in Schweden : 19. Jh. Svenska Akademien

20. Jh. 1. Hälfte Einzelpersonen und Private Interessensgruppen (Lehrer) 2. Hälfte Institutionen : Svenska språknämden

1786 Gründung der Svenska AkademienSchwedische Schriftsprache um 1800 standardisiert

1801 Leopold: Orthographie1836 Grammatik ( → Schulgrammatiken)

auch Syntax darin behandelt1850 -55 Dalins Wörterbuch2. Hälfte 19.Jh.

Rechtschreibdebatten –Wunsch nach Angleichung von Schrift und Aussprachejöra statt göra gewünscht usw.

1869 gesamtnordische Rechtschreibkonferenz in Stockholm, wenig Erfolg, da Widerstand der Svenska Akademien

1874 SAOL Svenska Akademiens Ordliste (Wörterverzeichnis) per Gesetz für Schulen verbindlich

ab 1880 SAOB Svenska Akademiens Ordbok (Wörter + Bedeutungen), noch nicht fertig2. H. des 19. Jh.

Lehrstühle für Skandinavistik

Ende 19. Jh.

Einfluss der Svenska Akademien nimmt ab

1906 Dekret des Bildungsministeriums gegen die Wünsche der Akademie: 1. Eingriff der StaatsmachtOrthographie- Vereinfachung: t und v-Schreibunggifva > giva gaf > gav godt > gottSchaffung des Utrums aber: Pluralendungen des Verbs bleiben

1906 SchulgesetzeSchwedisch als Unterrichtssprache in allen Schulen und Universitäten Latein zurückgedrängt zugunsten von Deutsch und Französisch, später Englisch

1. Hälfte20. Jh.

Volksschullehrer-Organisation spricht sich für Vereinfachung aus, gegen unterschiedliche Plural-Verbformen und gegen Höflichkeitsform ( Ni /du )jeg giver vi giva I givensetzt sich nicht durch

1939 Erik Wellander: „ Riktig svenska“ Privatperson- aber Meilenstein der Sprache- beschreibt alle AspekteSprachrichtigkeitsanhänger: einfache, kurze, klare, prägnante, volksnahe Sprache ist das IdealBuch ist aktuell bis 1970

nach 2. Weltkrieg

vermehre Spezialisierung mehrere Institutionen

1941 a) TNC = Teknisk nomenklaturcentralen) Standard der Terminologie- neue Begriffe und Informationen über Stil von technischen schriftl. ArbeitenFinanzierung: zuerst Wirtschaft, dann StaatZusammenarbeit mit andere Staaten, jetzt auch EU

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1944

Ende 20. Jh

b) Nämden för Svensk språkvård ( > Svenska Språknämden)halb staatlich (Mitarbeiter bezahlt der Staat)soll der Entwicklung der Sprache folgen, sprachpflegerische Tätigkeit, koordinierte Ausrichtung, Zusammenarbeit mit Dänemark und Norwegen hat wenig gebrachtnur 1948 in Dänemark < a> wird zu <å>gemeinsame Transkription des Kyrillischen Alphabets lexikalisch ist wenig passiert- nur mehrsprachige WörterbücherMitarbeit bei Abschaffung der Pluralendungen Mitte der 1950er Jahregibt viele Ratschläge ( 10.000 Anfragen/Jahr in Schweden)Reform – Vereinfachung- der BehördenspracheGesetzesinitiative zum Schutz der Sprache ( Schwedisch soll Status einer staats- und gesellschaftstragenden Sprache behalten) noch nicht entschiedennotwendig wegen Internationalisierung und Einfluss von EnglischPublikationen: Språkvård (Zeitschrift) seit 1960er Jahre Handbücher Neologisches WB ( Nyordsböcker) 1986 und 2000c) Svenska AkademienSAOL aktualisiert, letzte Ausgabe 1998SAOBGrammatik 1999d) Terminologiegruppenstarker lexikalischer Druck in einzelnen Fachgebieten, z. B. EDV, Biologieflexibler als TNC, aber ZusammenarbeitUnternehmenz.T. Sprachkonsulenten ( ab 1980) und heute elektronische Sprachprogramme

B) Rolle der Wissenschaft bei der Sprachplanung

wechselnd in der GeschichteSprachwissenschaft erst im 19. Jh. entstanden mit verschiedenen Schwerpunkten

Grammatik und Syntax historische Sprachwissenschaft

19. Jh: Grammatik: außerhalb der Universitäten (Schulen, Lehrer)historische Sprachwissenschaft an Universitäten

Grammatik und Syntaxnach Vorbild der Latein- GrammatikSyntax wurde zugänglicher und erstmals als Problem formuliert – neue Möglichkeiten der Standardisierung

Historische Sprachwissenschaft1. Grimmsche Epoche:

Rekonstruktion einer Ursprache- Gesamtskandinavismus (Altnordisch) Johann Erich Rydqvist „Svenska språkhets lagar”: Sprachgeschichte- er sieht Altschwedisch

als das” Goldene Zeitalter”, Respekt vor Lautgesetzen, lehnt Ausnahmen abwar Mitglied er Sv. Akademien, Mitarbeit bei SAOL und SAOBViktor Rydberg: Purist, gegen Fremdwörter ( romanisch und auch deutsche)

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2. JunggrammatikerAnalogien als Bestandteile der Theorien, Positivisten, „naturwissenschaftliches“ Interesse an Lautgesetzenstarkes Interesse an mündlicher Sprache – fordern lautgerechte Schreibung- im Prinzip gegen SprachplanungAdolf Noreen weicht teilweise von der positivistischen Linie ab. eher rational eingestellt- effektive Kommunikation ist sein HauptzielZweckdienlichkeitsprinzip ist maßgebend für das 20. Jh.

um 1900 Phase der Kritik an Zweckdienlichkeitsprinzip- Sprache soll subjektiv seinkeine Durchsetzung, aber literarische Sprache wird abgekoppelt von der Sprachplanung

Schriftsprache ↔ Umgangssprache bilateraler komplex mit Beeinflussung in beide Richtungen

1. Hälfte 20. Jh. Sprachwissenschaft begreift sich nicht als normativRückzug von der Sprachplanung (diese ist konservativ)Gegenstand der Sprachwissenschaft ist vorwiegend Forschung (Lautgesetze)- nicht Grammatik und Orthographie

Erik Wellander ist schwer einzuordnen, verknüpft alte und neue Traditionen. Ihm ist das logische Prinzip wichtig.

2. Hälfte 20. Jh.Sprachwissenschaft erhält größere Bedeutung, bekommt Impuse aus 2 Richtungen:Strukturalismus: (bereits ab Anfang 20. Jh.) funktionalistisch, nahe am

ZweckdienlichkeitsprinzipSegmentierung ( Lautketten > Phoneme, Morpheme) > Theorie der lautgerechten bzw. der morphematischen Schreibung ( etymologischer Zusammenhang god- godt)

generative Transformationsgrammatik: aus Strukturalismus entstanden, ähnliche Auswirkung

beide führen zu einer toleranten Haltung gegenüber Variationen- wertfreies Herangehenalle Sprachen sind gleichwertigSprachpflege wird toleranter, liberaler, weniger normativ

neue Teildisziplinen: Soziolinguistik und SprachsoziologieTextwissenschaften (Textlinguistik, Diskursanalyse, Rhetorik > Erweiterung der Stilistik)

Sprachpflege beschäftigt sich mit ähnlichen Themen wie die angewandte Sprachwissenschaft-soziologische Verknüpfung mit Zweckdienlichkeit > große Toleranz, wenig Einmischung

In den letzten Jahrzehnten sind Sprachwissenschaft und Sprachpflege wieder eher getrennt- Gegensätze zwischen „Theorie“ (Unis) und „Hausverstand“ (Sprachpflege- praktische Fragen).ambivalentes Verhältnis zwischen Sprachwissenschaft und Sprachpflege

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C) Orthographie

Schwedische Akademie bis ca. Wende 19./20. Jh. tonangebend, wieder seit 19501801- ( Gültigkeit bis-ca. 1870) Carl Gustaf af Leopold ( im Auftrag der Akademie)Besonderheiten:stummes h hvar (heute: var)inlautendes f für [v] af ( heute: av), hafva ( heute: hava)

dt statt tt godt ( heute: gott)e statt ä der ( heute: där), hjerta ( heute: hjärta)g statt k : vigtig ( heute: viktig)

bei Fremdwörtern war Leopold recht modern (aktör für akteur, sås für sauce)Leopold war weder eindeutig phonogogisch noch morphologisch ausgerichtet- kein festes Prinzipsch-Laut hat er kaum verändert außer bei Fremdwörtern

Diskussion über lautgerechte Schreibung in den 1870er Jahren- Skandinavismus ( Ziel gemeinsame Schreibung)

1869 Rechtschreibkonferenz in StockholmVorschläge:

< ä > statt < e >< v > immer für [ v ]

Protest der Akademie1874 SAOL in der Orthographie von Leopold

Verfechter der lautgerechten Schreibung werden noch radikaler, Bildung der „ Nystavarna“Zeitschrift „ Nystavaren“ ( 1866): radikaler Vorschlag vom Junggrammatiker Adolf Noreen: ein Laut- eine Schreibung

< v > für [ v ]< sj > für [ sch-Laut ] also nicht stj, skj, sk vor vorderem Vokal oder j, sch, sh

< tj > für [ ch-Laut ] also nicht kj, oder k vor vorderem Vokal oder j< j > für [ j ] also nicht g vor vorderem Vokal oder jVokale: < å > für [ o], < o > für [ u ], < u > für [ ü ]

daraus folgt folgende Schreibung hava (statt älter hafva)jöra (statt älter göra)jenom (statt älter genom)jiva (statt älter giva ) aber gav!kånung (statt älter konung)

Kritik an den Nystavarna von u.a. Esaias Tegnér , der etymologisches Prinzip (Zusammengehörigkeit) fordert, aber manches- z.B. hava- für sinnvoll hält, auch ä statt e- er ist aber nicht für radikale Durchsetzung

Lehrerorganisationen stehen auf Seiten der einfach zu erlernenden Orthographie.

Nystavarna werden weniger radikal

Akademie setzt eine Expertenkommission mit Tegnér ein für die 6. Auflage der SAOL 1889. Ergebnis: einige fakultative Änderungen:

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< kv > alternativ zu < qv >< tt > alternativ zu < dt >< kt > alternativ zu < gt > ( viktig- vigtig)< ä > alternativ zu < e >

7. Auflage der SAOL 1900: 2 fakultativen Änderungen ( kv und ä) haben sich durchgesetzt

1906: Zirkulär ( Regierungsbeschluss): einer der Nystavarna ist Bildungsminister geworden- jetzt ist verpflichtend für die Schulen, ab 1912 auch für Ämter

< v > und < tt >

wenig Proteste, im Lauf von ca. 20 Jahren setzt sich diese Reform generell durch außer in der Akademie, wo sich bis 1950 Teile der alten Orthographie halten am längsten dt

Lehrer hätten es gerne radikaler, dagegen stehen aber gesamtnordische und internationale Argumente

Diskussion von Längen- und Kurzform führt zu unterschiedlichen Lösungen ( heute geltende Schreibung ist unterstrichen)

hafva – hagifva- gedagen- dansedan- senskall- ska ( lange Zeit gleichberechtigt)sade- sa (Aussprache aber Kurzform)

Fremdwörterwichtig erst bei Englisches wird eine dem Schwedischen angeglichene Schreibweise angeboten und abgewartet, was sich durchsetzt. Demokratische Lösung, keine konsequente Sprachplanung intervju, jobb, kvasar, kvark, tejp

aber nicht: klaun für clown, popp für pop, shopp für shop, gajd für guidemanchmal wird nur die Aussprache angeglichen nach einem älteren Muster ( eher deutsch ausgesprochen): match, regular, festival

[in Dänemark erfolgt im Gegensatz zu Schweden eine geringere Angleichung der Fremdwörter]

D) Grammatikwichtig v.a. in Schulen, weniger Aufmerksamkeit bei Bevölkerung generell

1. Grammatiken2. Wörterbücher und Wortlisten3. Sprachrichtigkeitspublikationen (Wellander- heute Fragen an Sv. Språknämd)

1. Grammatiken19. Jh. Schulgrammatiken, die allmählich auch den Syntaxbereich umfassen1882 Normierung der Grammatik durch ein staatliches Komiteesehr konservativ, weit entfernt von gesprochener Sprache

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z.B. Pluralformen der Verben: angegeben vi gifva und vi gifve ( feierlich)- gesprochen vi gifverImperativ 1. P. Pl. låtom

Johann Erich Rydqvist „Svenska språkhets lagar” Flexion nimmt viel Platz einIhm ist die Kontinuität und Regelmäßigkeit wichtig, ist für Standardisierung- z.B. eine Pluralform Neutrum : Nullendung > SAOL 1874dagegen Noreen: Pluralform generell -er

1. Hälfte 20. Jh. wichtig ist Verbreitung der Norm2. Hälfte 20. Jh.: Norm weniger wichtig, eher deskriptive Grammatiken1999 Akademie: gibt neue, deskriptive Grammatik heraus, die aber nur auf Standardsprache bezogen ist, nicht auf Umgangssprache

2. Wörterbücher1850-53 Dalins Ordbok und SAOL: detaillierte Angaben zur FlexionWörterbücher verbreiten auch Grammatik!M-F-Norwegen-System

FremdwörterVerben: alle in 1. Klasse der schwachen Verben übernommen jogga- joggar- joggade- joggat

Adjektiv: best. Plural –a cool – coola n: -t coolt

Substantive sind ein Problem: Ziel: komplette schwedische Flexion funktioniert nicht immer, s- Plural ist stark

Sg unbest. best. Pl. unbest. best.video videon videor videorna

3. SprachrichtigkeitspublikationenWellander

3 Beispiele für morphologische Veränderungen: Genus Pluralflexion der Verben Anredepronomen

Genusum 1800 M-F-Norwegen- aber umgangssprachlich Utrumlanger Prozess,Utrum erst 1900 in 7. Auflage der SAOL fakultativ (Tegnér dazu positiv !)19. Jahrhundert: Übergangsperiode in religiöser Sprache lange kein Utrum, auch nicht in Dialekten ( aber nur 10 % sprechen heute Dialekt)

1500-1549 1700-1749 1850-1899offizielle Prosa 16 % den 84 % 97 %religiöse Prosa 4 % 33 % 73 %

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Pluralformen der Verbenwurden erst rel. spät abgeschafftum 1800 gab es zwar keine Pluralformen der Verben mehr in der Umgangssprache, aber in der Schriftsprache haben sich eigene Formen lange gehalten: im Präsens bei allen, im Präteritum bei den starken Verben (schwache Verben nur 2. Pers. Pl.)

Grammatik Svenske Ak. (1836) Inf. Präs. Prät.taga jäg, du hann..tager tog

vi tage (feierlich) /taga togoI tagen togende taga togo

umgangssprachlich: tager in allen Pers.[Dänisch : im Plural –e]

Es gab gefühlsmäßige Probleme: Ein Haufen Menschen, die Regierung (Sg oder Pl?)In den Grammatiken wurde die Diskrepanz wenigstens erwähntIn der Literatur wurde die umgangssprachliche Form verwendet in der direkten Rede von niederen Ständen und im Drama ( bereits im 18. Jh.)

Adolf Noreen war gegen die Pluralformen, Funktionalist, hat sich auf Dänemark bezogen, wo diese Endungen früher abgeschafft wurden

1900 und 1907: Selma Lagerlöf verwendete im Nils Holgersson als erste konsequent die durchgehende Singularform und trug damit wesentlich zur Durchsetzung bei, auch andere Autoren verwendeten diese dann in der Literatur.

1934 Volksschullehrer-Bewegung- in Volksschulen (aber nicht in höheren Schulen und Ämtern)

1945: Tageszeitungen geben Pluralformen auf Rat des Sv. Språknämd auf1951: Oberschulbehörde: auch höhere Schulen in der Praxis ( aber theoretische Kenntnis der

Pluralformen bleibt Lehrziel)1952 Regierung1960er Jahre: Gesetz und Gerichtsdokumente, VerfassungsspracheDie Akademie war lange im „kalten Krieg“ mit dem Språknämd

Gründe für die langsame Abschaffung der Pluralendungen der Verben:In Grammatik konnte sich trotz allem Anpassung an Umgangssprache leichter durchsetzen als in Orthographiestrukturelle Vereinfachung der Sprache durch grammatikalische Veränderung war wichtig (pädagogisches Argument, Umgangssprache..)Dialekte haben Pluralendungen der Verben bereits Anfang des 20. Jh. aufgegeben- insgesamt waren die Rahmenbedingungen günstig, man hat Vorteile erkannt, Lobby war stärker als bei Orthographie- VereinfachungDie Gegenargumente sind untergegangen (bestehende Texte veralten- Totalverfall der Sprache.)Im Funktionalismus zählte das Nützlichkeitsprinzip mehr

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Anredepronomenvon gesprochener Sprache ausgehend, Bevölkerung war an diesem Thema interessiert

19. Jh. 4 Möglichkeiten:

1) du ( Sg) ni, I (Pl.) unter Gleichgestellten, Familie, Erwachsene-Kinder, in niederen Schichten2) I, Ni ( Sg und Pl.) Ni: in höheren Kreisen untereinander, von hoch zu niedrig

gewisse verächtliche WirkungI teilw. provinziell (Dialekte) teilw. in gehobener Lit., Religion

3) han, hon (sg) von oben nach unten, innerhalb unterer Schichten, zu Unbekanntenverschwindet bald von alleine

4) Titel u/o Namen in höheren Schichten bei Nicht-Nahestehenden, von unten nach obenTitelwahl aber schwierig

ziemliche Einigkeit darüber, dass Titel als Anredepronomen abgeschafft werden sollverschiedene Änderungsvorschläge:

I, Ni (dafür sind gebildete Schichten) Übernahme des Dänischen De (hat sich nicht durchgesetzt) du (dafür sind Sozialdemokraten)

du-Reform ( keine politische Reform, geht von alleine, ohne Einfluss der Sprachpflege)Sozialdemokraten/Arbeiterbewegung setzt sich durch- zu Beginn der 50er Jahre fängt du an, bis Ende 60er Jahre Standard[auch in Dänemark und Norwegen]ab 1980er Jahre gegenteilige Entwicklung unter den Jugendlichen: wollen sich durch Anredepronomen distanzieren (Individualismus, kennen nicht den negativen Klang von Ni)

E) Wortschatzwird breiter als die Grammatik diskutiert- v.a. im 20. Jh. Überschwemmung mit Fremdwörtern

Bereicherung einer Sprache Aufnahme /Entlehnung ( aus fremder Sprache, Dialekt, Soziolekt), Neologismus

(Neubildung) Entlehnung von Bedeutungen (Bedeutungserweiterung von bestehenden Wörtern)

Die Sprachpflege hat hier die Funktion einer „Qualitätskontrolle“ideologische (Puristen), funktionelle (Noreen), gefühlsmäßige Aspekte

Schreibweise von Fremdwörternkann auch zu Konflikten führenPuristen: wie in UrsprungsspracheFunktionalisten: an Orthographie der eigenen Sprache angepasst- auch Flexionen- denn das ist praktischer

Prinzip im Schwedischen: Anpassung an schwedische Schreibung und Flexion

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Fremdwörterim 19. Jh. Purismus- befürchtet soziale Kluft (nur Gebildete verstehen Fremdwörter) und SprachverfallSprachpflege sieht einen Gewinn in der Entlehnung von Fremdwörtern, wenn kein schwedisches bzw. keines in der Bedeutung da ist- Hilfe zur Bedeutungsunterscheidungz.B. netz: nät webb Netz aufs Internet beschränktin Terminologie besonders viele Fremdwörter

Umgang mit Fremdwörtern:mögliche Haltungen:

Ignorieren /Verwerfen/ Ablehnen selten in Schweden Aufnehmen ( nach eventueller Anpassung) üblich in Schweden einheimische Ersatzwörter : selten in Schweden , oft in Island

englische Wörter werden in anderer Bedeutung als der ursprünglichen verwendet: Smoking, Handy

Kritik an Bedeutungsentlehnung gab es auch:kontrollera (kontrollieren) – control: auch: Macht haben, bestimmen über etwasÜbersetzungsentlehnungen: Denkstruktur und ev. Werte werden übernommen, z.B. hjärntvätt(Gehirnwäsche)

Fremdwörterbücher:dienen der Erklärung von Fremdwörtern, schwedische Synonyme- haben sich manchmal als Ersatzwörter durchgesetzt

Aus welchen Sprachen wurde entlehnt?Latein, Griechisch, Niederdeutsch (Hansezeit im 14./15.Jh,> ca 20 % der schwedischen Wörter heute) Hochdeutsch (nach Reformation ab 17. Jh.), Französisch,(18.Jh.)Englisch ( 20.Jh.), aus anderen skandinavischen Sprachen, (Dänisch und Riksmaal)

Französischmax. Einfluss im 18. bis 19. Jh.Umgangssprache bei Hof ( abnehmend im 19.Jh.)Leopoldsche Rechtschreibung hat sich mit französischen Wörtern befasst, Anpassung ans Schwedische, was auch kritisiert wurde

Deutschab 17. Jh., bes. stark im 19. Jh. (Deutschland war damals kulturelles Zentrum)kleine Anpassungen entsprechend dem Muster der niederdeutschen Entlehnungen. Deutsche Wörter werden im Schwedischen kaum als Fremdwörter aufgefasstDaraus resultieren Ängste der Puristen:

Rydqvist (Sprachhistoriker) will nur altschwedisch gelten lassen, schon Mittelschwedisch lehnt er ab wegen Verfall der Sprache

Skandinavisten auch gegen Deutsch

1860/70er Jahre Kampagne gegen deutsche FremdwörterArtur Hazelius ( Ablehnung einer Bibelübersetzung)

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29Mythologische Eddalieder

Viktor Rydberg (Purist) sucht Ersatzwörter, ist v.a. gegen deutsche Präfixe (be-, an-, för-,) und Suffixe ( -het, -inna)kann sich aber nicht bei deutschen Lehnwörtern durchsetzen, nur bei einigen romanischen- z.B. dryfta für diskutere

[ Dänemark: Hans DahlNorwegen : Knud Knudsen]

Kampagne gegen das Deutsche erlahmt, kostet zu viel Energiemanche Sprachpfleger sind aber noch immer gegen Prä- und Suffixe

Skandinavische Sprachen (Dänisch und Riksmaal)historisch eher Distanz zwischen Dänemark und Schweden im 19. Jh. wird Beziehung enger, da Beziehung zu Deutschland aufgegeben wird ( Funktionskriterien, Wirtschaftlichkeit)

Sprachskandinavismus von Dänemark ausgehend: Vorschläge: wechselseitige Lehnwörter ( keine Umsetzung) gemeinsame Geschichts- und Geographielehrbücher (klappt nicht) Pflichtlektüre in Schulen: Literatur aller skand. Sprachen im Original( wird umgesetzt) gesamtskandinavische Schriftsprache (auf Basis Riksmaal- klappt nicht) 1869 Rechtschreibtreffen in Stockholm ( kein Erfolg)

Umschwung kommt von Literatur:Der moderne Durchbruch geht von Dänemark ausGeorg Brandes, Jacobsen, Bang, - IbsenFolge: Übernahme von Fremdwörtern in die schwedische Übersetzung (besonders bei Schnellübersetzungen)schwed. framhäva dän. framhæve (hervorheben)schwed. obönhörlig dän. ubønhørlig (unerbittlich)schwed. insmickrande dän. indsmigrende (einschmeichelnd)

Nach Beginn des 20. Jh. (Unionsauflösung Norwegen-Schweden 1905) Rückgang der dänischen Einflüsse- mehr nationale EinstellungDas Lesen dänischer und norwegischer Texte in Schulen wird wieder abgeschafftauch die Funktionalisten sind antidänisch eingestellt.

In Zwischenkriegszeit Verflachung der dänischen Einflüsse

Nach 2. Weltkrieg steigt Skandinavismus an- Annäherung der skandinavischen SprachenSven Clausen (Dänemark)wenig Erfolg- nur einige gemeinsame Termini bei Kommunikation (Post, Flugverkehr) und bei Bezeichnung für neu entstandene Staaten (UDSSR-Zerfall, Afrika)interskandinavische Semikommunikation (mehrsprachliche Wörterbücher, Recht auf Verwendung der eigenen Sprache überall)

eher Übernahme von schwedischen Wörtern ins Dänische

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30Mythologische Eddalieder

Englisch (Amerikanisch)im 19. Jh. eher aus England, 20. Jh. eher Amerikanischim 19. Jh. konkurrieren Engl. und Deutsch, zuerst eher Deutsch, ab 1900 Englisch vorne, nach 2. Weltkrieg hat Deutsch keine Bedeutung mehrpolitische Stärke der USA, Englisch „lingua franca“ in 3. Welt

zuerst in Industrie, Technik, Sport

Situation ist anders als bei anderen Sprachen:relativ großer Anteil der Bevölkerung spricht Englischtäglicher Kontakt mit Englisch

Trotzdem ist lexikalischer Einfluss des Englischen deutlich geringer als der von Niederdeutsch in der Hansezeit, weil Schwedisch heute größere Widerstandskraft hat , bereits lange normiert ist

2 gegensätzliche Tendenzen als Reaktion (Purismus nicht mehr aktuell) Funktionalisten: kritisch- gegen gedankenlose Verwendung polemische kulturpolitische Argumente ( globale Verflachung, Massenkultur-

dagegen: Vorwurf von Fremdenangst, Fremdenhass)

Sprachpfleger haben relativ entspannte Haltung zu Englisch: Untersuchung und Information (Wörterbücher, Ersatzvorschläge) Beurteilung (Argumente dafür und dagegen)- wenn bereits schwedisches Wort

besteht, dann meistens gegen Übernahmeaber manchmal gibt es doch stilistische Unterschiede„cool“ bedeutet nicht nur „kühl im Hinblick auf Temperatur“designer (Mode) entspricht nicht formgiverekomfortabel = ursprgl. nur bequem, aus dem Engl. erweitert auf angenehmBedeutungserweiterungen werden mitunter kritisiert:

Orthographie. entweder Schreibung wie schwedisch ( tejp) oder wie im Original (punk), aber mit angepasster Aussprache- keine Regelsteigende Englischkenntnisse der Bevölkerung führen zu vermehrter Originalschreibung und Aussprache

Vorteile der englischen Fremdwörter: sie sind kurz, praktisch, prägnant, bezeichnen oft neue Begriffe und bieten Alternativen für negativ belegte Wörter

Frage ist der richtige Zeitpunkt des Eingreifens der Sprachpflegernach Etablierung gibt es kaum Änderungsmöglichkeitendaher Absprache mit Terminologiegruppenum 2000 machte man sich mehr Sorgen um den Domänenverlust (Bereiche, in denen nur mehr Englisch verwendet wird)

öfter Nachfragen wegen Bedeutung der Wörter- gewisser Einfluss der Sprachpfleger

Entlehnungen aus Dialektenim Schwedischen kaum- nur Modewörter (Soziolekte), die wieder verschwindenAussprache regional gefärbt

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31Mythologische Eddalieder

F) Stil und Textlange : klassische Rhetorik, später modernisierte VarianteZiele sind unterschiedlich: wen soll man ausbilden? Autoren ? Kompetente Menschen für Sachprosa? Unterschied niedriger- höherer Stil?Im 20. Jh. neue Entwicklung:

neue Medien :Radio, TV Gesetze und Ansprachen wichtiger in Demokratie > Behördensprache verständlicher Zeitungsstil verändert sich , mehr Bilder

A-F betreffen Korpusplanung ( eher sprachwissenschaftlicher Teil der Sprachplanung)

G) Das Verhältnis zu anderen SprachenStatusplanungin Skandinavien weniger wichtig als in anderen LändernDa hier Ideologie und Politik mitspielen, spielen auch Kultur und Soziologie eine Rolle

a) Schwedisch und Minderheitensprachen ( kein Problem für Schwedisch): Tornedalfinnisch, Samisch, Immigrantensprachen > Pädagogische Frage

b) Schwedisch und internationale Verkehrssprachen Latein bis 19. Jh. Deutsch 17. und 18.jh Französisch 18. Jh. Englisch 20. Jh.

Schwedisch und Lateinim 17. und 18. Jh. wurden die Wissenschaften bedeutend- starke Stellung für LateinUnterrichtssprache an höheren Schulen und Universitäten, auch einheimische Literatur auf Lateinab 2. Hälfte des 18. Jh. rückläufig Versuch der Umstellung auf Schwedisch beim Medizinstudium, erfolgreich1807 wurde Latein als Unterrichtssprache abgeschafft, Schwedisch ein eigenes FachAnfang des 19. Jh. war Latein noch die 1. Fremdsprache, Mitte des 19. Jh. wurde es von lebenden Fremdsprachen abgelöstseit 1878 gab es Gymnasialtypen ohne Lateinseit 1966: kein Gymnasium mit obligatorischem Lateinunterricht mehrauch die Universitäten sind auf Schwedisch umgestiegen, Professur für nordische Sprachen erst ab Mitte des 19. Jh., bis dahin für Latein und Griechisch

Schwedisch und EnglischSonderstellung wegen Globalisierung und Internationalisierung, Aufstieg der USA nach 2. Weltkrieg > Unterstützung des EnglischenAbbau des Lateins ging parallel zu Aufbau des Englischenim 19. Jh. gab es keine eindeutige moderne Fremdsprache, man konnte wählen zwischen Deutsch (Hauptwissenschaftssprache, viele Publikationen und Lehrbücher- z.B. Noreen), Französisch und Englisch)Schulen: wurden neusprachlicher geprägt, nach dem 1. Weltkrieg eine neusprachliche Sprache als 1. Fremdsprache, seit 1960er Jahren Englisch obligatorisch

Verwendung von Englisch:; Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Medien…

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32Mythologische Eddalieder

Vorschläge: a) wieder Latein als Wissenschaftssprache- Terminologie war vorhanden, aber keine Kenntnisse mehr- nicht erfolgreich

b) Esperanto: einfach, aber romanisch, künstlich- abgelehnt

„Sprache des Markts“ im Westen Englisch, im Osten Russisch

Umfrage 1985: Englisch in Gebrauch mehrmals/WocheTV 61 %lesen 27 %schreiben 18 %sprechen 16 %

ab 1980er Jahren übernahm Englisch mehrere Funktionsdomänen (= Bereiche der Gesellschaft, in denen Englisch ganz oder teilweise verwendet wird):

1. Forschung und Forscherausbildung (Naturwissenschaften, Technik, Wirtschaft, Medizin- Tendenz dazu auch in Geistes- und Gesellschaftswissenschaften)Publikationen, Dissertationen, Seminare, höhere Vorlesungen (wenn mindestens ein nicht- schwedischsprachiger Student) Lehrbücher ( 35 % der in Schweden im Jahr 2000 publizierten Lehrbücher auf Englisch)die Forscher verfügen teilweise nicht mehr über den notwendigen schwedischen Wortschatz in ihrem Fachin Grundausbildung ( noch) mindestens 50 % SchwedischBeurteilung (2000) Schüler sehen Englisch wichtiger als Schwedisch an, Eltern noch umgekehrt, haben EinflussEnglisch wird positiv gesehen- soziologischer PunktTendenz steigend für Englisch

2. WirtschaftEnglisch als Konzernsprache nicht nur in multinationalen Konzernen, sondern auch in großen schwedischen Firmen ( 17 von 20 größten bzw. 50 % der 55 Größten)v.a. in der Führungsschicht, im Internet und bei Kommunikation mit Auslandin niederen Ebenen gering Englisch- Verwendung

3. TVFilme u. a. Sendungen werden nicht synchronisiert, sondern haben schwedische Untertitel

4. Werbung5. Populärmusik

auch schwedische Sänger /Gruppen ( in Deutschland seit Mitte 1990er J. rückläufig)6. Namensgebung

Geschäfte, Firmen, Organisationen…

Für Ausländer kann der Eindruck eines zweisprachigen Landes entstehenGelehrte Welt, Diplomatie, Kommunikation mit Ausland: Englisch

Unterschiede Englisch- Latein:Englisch ist keine Elitesprache, sondern weit verbreitetEnglisch ist lebende, Latein tote SpracheEnglisch ist drittgrößte Muttersprache (nach Chinesisch und Spanisch): ung. 350 Millionen

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33Mythologische Eddalieder

in Uno sind zugelassen: Englisch, deutsch, FranzösischLänder mit anderen Sprachen dadurch eventuell bei Konferenzen benachteiligtTendenz für Englisch anhaltend steigend

Reaktion der Sprachpfleger (Ende 20. Jh.) Gefahr des Aussterbens von Schwedisch unwahrscheinlich (Schweden ist

unabhängiger Staat, Schwedisch ist voll standardisiert, es liegt eine umfassende Schriftkultur vor, historische Tradition, kein Analphabetismus)

Tendenz zu deutlicher Diglossie (Funktionsaufteilung)wahrscheinlich:Schwedisch: Alltag, Freizeit, Lokalbereich ( wie früher Dialekte)Englisch: öffentlicher Bereich (Wissenschaft. Ausbildung, Politik, Verwaltung, Kultur)

Dagegen will die Sprachpflege (Svenska språknämd) etwas tunVorteile von Englisch sind praktischer Art- InternationalitätFremdwörter werden akzeptiert

Nachteile/Risiken: soziale Probleme- starke Klassenunterschiede, abhängig von der Bildung- ohne sehr

gutes Englisch keine Aufstiegschancen emotional: das Gefühl einer geringeren Kompetenz, wenn man sich in Fremdsprache

ausdrücken muss Experten : Abstand Wissenschaftler (Englisch)-Populärwissenschaftler (Schwedisch),

keine öffentlichen Diskussionen auf Schwedisch mehr? Auswirkungen auf Unterrichtswesen (Ausweitung Englischunterricht, Immigranten

innerhalb der EU lernen kein Schwedisch mehr)

Aufruf zur Diskussion der Problematik1998 sprachpolitisches Programm: Schwedisch soll gesetzlich zur gesellschaftstragenden Sprache (= in allen Domänen zu mindestens 50 % vertreten) gemacht werden2000 parlamentarische Untersuchung für Vorschläge dazu ( Zukunft des Schwedischen und der Minderheitensprachen)Projekt ”mål i mun” fertig 2002Über das Gesetz ist noch nicht entschieden

Exkurs: Europäische , nichtskandinavische Beispiele mit starker Diglossie

1. Postkoloniale Gebiete (ehemalige UDSSR)2. Minderheitensprachen in Europa (Baskenland, Katalonien)

ehemalige UDSSRstarke Russifizierung im Zarenreich, in UDSSR (Föderation von 15 Staaten) gab es keine Staatssprache, aber ebenfalls Russifizierung, z.T. durch Einwanderung> Titularsprachen (= Republiksprachen) haben Domänen abgegeben, in unterschiedlichem Ausmaß (bis in den Privatbereich)

Litauen und Lettland: geringe Russifizierung, in Lettland starke russische Zuwanderung ( Russen eher in unteren Schichten, Arbeiter , am Rande der Gesellschaft)Litauen < 1 % russifiziert, Lettland 1-2% russifiziert

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34Mythologische Eddalieder

Ukraine: Russifizierung teilweise erfolgreich Weißrussland Russifizierung sehr erfolgreich

Ende der Sowjetunion am 1.1.1992- Baltische Staaten waren schon davor ausgetreten

Ukraine: am ehesten mit Schweden vergleichbar17 % Russen, 83 % Ukraineroffiziell zweisprachig1989 Volkszählung in UDSSR: 12 % der ethnischen Ukrainer geben Russisch als Muttersprache an (keine genaue Definition von Muttersprache dabei)> 3 Gruppen: ukrainisch sprechende Ukrainer, russisch sprechende Ukrainer ( keine Ethnizität), russisch sprechende RussenUmgangssprache (Beruf, Strasse…) je 50 % Ukrainisch und Russisch- von den Ukrainern geben nur 2/3 Ukrainisch als Umgangssprache an- großer Assimilierungsgrad

Ukrainisch wird nach Unabhängigkeit StaatsspracheUnterschiede je nach geographischer Lage:West und Zentral-Ukraine: vorwiegend ukrainisch, Ost- und Süd-Ukraine: eher russisch- auch politische Grenze

Sprachbewahrung: Wie viele Ukrainer sprechen Ukrainisch?Lviv (Lemberg) 98 %Kyiv (Kiew): Land 98 %, Stadt 86 % (urbane Bevölkerung ist stärker assimiliert)Donetsch: 41 % - Tendenz zur Russifizierung im Donbass

wichtige Parameter: Einwanderung, regionale Gliederung, Schulwesen ( nach Verfassungsurteil Ukrainisch als Unterrichtssprache)

Parallelen und Unterschiede zu Schweden:ähnlich: dominante Sprache, hohes PrestigeZeitfaktor Status als Kolonie (Ukraine) bzw. unabhängiger Staat (Schweden)Einwanderung (Ukraine) oder nicht ( in Schweden keine englischsprachige Einwanderung)in Schweden kein Muttersprachen-Verlust spürbar

Weißrussland: hat nach einigen Jahren mit Weißrussisch nun Russisch wieder als Staatssprache – extreme Russifizierung

Minderheitensprachen:Baskenland: Spanisch dominiert ähnlich, aber starke Tendenz zu baskisch50 % der Einwohner sind Basken, 25 % (also die Hälfte der Basken) gibt Baskisch als Muttersprache an2/3 der Schüler gehen in Schulen mit Baskisch als Unterrichtssprachesehr aggressive sprachliche Schulpolitik

Katalanisch: ähnliche Situation

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35Mythologische Eddalieder

Beispiele für Stadien von Sprachen:

Englisch (übernimmt viele Domänen in anderen Sprachen, ungefährdet)ا

Französisch, Russisch (übernimmt weniger Domänen als Englisch)ا

Deutsch ( stärker anglisiert als beispielsweise Französisch)ا

Schwedisch, Dänischا

Ukrainischا

Baskisch (wird gefördert und weitet sich aus)ا

Kymrisch = Walisischا

Irisch (nur mehr nicht zusammenhängende Sprachinseln)ا

Kornisch ( ausgestorben)

Norwegen- „Norwegisch“

typisch postkoloniale Situation- aber ungewöhnliche Entwicklung.normal: entweder wird die Kolonialsprache oder eine einheimische Sprache (oder beide) zur Staatssprache postkolonialNorwegen hat aus der Kolonialsprache Dänisch eine eigene Sprache gemacht!heute: Bokmål und Nynorsk

regionale Verteilung (Schriftsprache) statistische Erhebung der Schulsprache, die von der Bevölkerung gewählt wird- ein ideologischer Hintergrund ist dabei nicht auszuschließen

Prozentangaben der Nynorsk- Schulen

Region 2002 1945Norwegen gesamt 14,7 33Oslo 0,1 0 urbanOslo-Umgebung 0,0 0,0Søgne og Fjordane 96,2 97 ländlich WestenMøre og Romsdal 55,5 93 WestenHordaland 44,0 81 Bergen heute groß WestenOppland 22 44Rogaland 28,3 79 Stavanger heute großTelemark 15,7 47Nord-Trøndelag 1,5 67 heute kein Nynorsk im NTroms 0,4 55 heute kein Nynorsk im N

Nynorsk ist heute eine Minderheitensprache und erinnert in vielem an das WalisischeMaximum für Nynorsk war 1944Urbanisierung nach dem Krieg war negativ für diese Sprache

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36Mythologische Eddalieder

Entwicklung der norwegischen Schriftsprache

bis 12.Jh. Urnordisch- Altnorwegisch (Altwestnordisch, ähnlich Altisländisch)gesamtnorwegisches KönigreichRunen > Lateinalphabet

1319 1. Union mit Schweden (norwegische Königslinie ausgestorben)keine Folgen für Sprachentwicklung

1380 (-1814)

Union mit Dänemark (Kalmarer Union)norwegischer Adel wird durch dänischen Adel ersetzt

bis ca. 1500

Mittelnorwegisch wird durch Dänisch ( als Schriftsprache) verdrängtab 1480 Kanzleispracheab 1520 Kirchensprache

ab 1536 Reformation, rein mündliche neunorwegische Periode1536-1814 Dänisch wird auch Umgangssprache der Oberschicht

Dänisch wird in der eingewanderten dänischen. Oberschicht etwas norwegisiert- Leseaussprache des Dänischen ( norwegische Aussprache)in Dramen: niedere Stände z.T. norwegische Dialekte

1814 2.Union mit Schweden- Norwegen sehr autonom (Grunnlov = Verfassung)Schreiben wenig verbreitetSprachsituation:mündlich 4 sprachliche Varianten: 95 % der Bevölkerung: norwegische Dialekte: 1 % (Migranten aus Dänemark ) Dänisch: 4 % (Oberschicht) je nach Situation: formell: norwegische Leseaussprache des Dänisch ( bide mit d) informell: Annäherung der Aussprache an norweg. Dialekte ( bite mit t)Die Schulsprache ist Dänisch mit Leseaussprache oder an Dialekte angelehnte AusspracheBlütezeit des Dänischen durch Ausweitung des Schulsystems

Mitte 19.Jh.

NationalromantikWunsch nach eigener Sprache- aber die eigene ( mittelnorwegische) Schriftsprache ist ausgestorben und zu weit von aktueller Sprache entfernt

um 1850 Optionen:1. Schaffung einer neuen Sprache aus Dialekten ( Fehler- nur konservative westnorwegische Dialekte verwendet)Ivar Aasen: zeichnet Dialekte auf, versucht Rekonstruktion durch Vergleichschafft so das Landsmaalnur wenige Schriftsteller verwenden diese Sprache

2. Norwegisierung des Dänischen: Knud Knudsen ( aus pädagogischen Gründen zur Vereinfachung der Orthographie) > Riksmaal

Schreibung im 19. Jh. war noch immer Dänisch1878 Umgangssprache der Schüler soll im Unterricht berücksichtigt werden >

Hinwendung zu Landsmaal1885 prinzipielle ( auf Papier) offizielle Gleichstellung von Landsmaal und Riksmaal1892 praktische Gleichstellung von LM und RM in den Schulen Wahlfreiheit für die

Schulen, die andere Sprache muss auch gelernt werden> Probleme für RM-Sprecher, Vormarsch des LM im Westen

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37Mythologische Eddalieder

RM-Orthographiereform- Wahlfreiheit bite/bide1892 1. Volksschullehrbuch mit neuer Schreibung- Trennung von RM und Dänisch!1894 Landsmaal auch in Gesetzessprache zugelassen (Venstre Mehrheit im

Parlament)1894 allgemeine Orthographieregel- wahlfreie Form

Landsmaal ist noch sehr konservativ, nur wenige zaghafte Weiterentwicklungsversuche

1901 1. Landsmaal-Reform Streit zwischen Hægstad- Norm ( weiterhin westnorwegische Dialekte als Basis) und Midlands-Norm ( für aussprachegerechte Schreibung, stumme Konsonanten sollen nicht mehr geschrieben werden)Hægstad- Norm setzt sich durchLM wird nun auch in Zeitungen und an Universitäten verwendet

1907 obligatorische Prüfung in der Zweitsprache an allen Schulen- umstritten an Gymnasien ( v.a. in Städten, wo RM gesprochen wird- LM ist eine Fremdsprache)Riksmaal-Reform

1907 Riksmaal-Reform s. u.1910 Landsmaal-Reform s.u.1917 Annäherung der Sprachen beschlossen und Vereinheitlichung angestrebt s.u.

Zustimmung der LM-Anhänger, 15 % LM-SchulenProtest der RM-AnhängerGesetzliche Gleichstellung der Sprachen im öffentlichen Bereichneu eingestellte Beamte müssen beide Sprachen könnenLM auch im wirtschaftlichen BereichLM-Literatur

1929 Umbenennung in Bokmål und Nynorsk - weniger ideologisch1933 Radio : NN1935 NN erreicht 20 %1938 Reform beider Sprachen> konsequente Annäherung auf Basis des

OstnorwegischenReaktion: beidseitiger ProtestNynorsk erreicht 30 %

im 2. Weltkrieg

Ausdehnung des Nynorsk in den Norden und nach ZentralnorwegenAusnahmen bleiben Oslo und Bergen (Bokmål –Hochburgen)kein Zusammenhang mit Sprachpolitik der deutschen Besatzung ( geplante Archaisierung des NN)

1944 Maximum NN: 34,1 % (der Grundschüler)nach 2. Weltkrieg

Proteste gegen Samnorsk-Politik aus 2 Gründen: Urbanisierung (BM dominiert in Städten) Arbeiterpartei wird verbürgerlicht

Abnahme des NN aus drei Gründen: Urbanisierung Zentralisierung ( Schulbezirke, Gemeinden Spaltung in Progressive (Samnorsk) und Traditionalisten (Aasen)

1952 Norsk språknemd. staatliche Behörde, Ziel: Zusammenführung zu „Volkssprache“

1959 SprachreformBM kaum geändert trotz Protesten

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38Mythologische Eddalieder

NN an BM angenähert (Nebenformen werden zu alternativen Formen)beim konservativen RM bleiben aber manche Verlage, Presse Wirtschaft

1964 Vogt-Komitee: Ziel ist Ende des Sprachenstreits. Als Hauptursache dafür wird das Verbot der konservativen BM-Formen identifiziert

1966 Neuorientierung- Ziel der Annäherung wird aufgegeben, damit sind RM/BM-Anhänger zufrieden, NN-Anhänger enttäuscht.

1969 Grundschulgesetz- u.a. Modifizierung der Abstimmung ( nur Eltern )25 % NN im Radio gesetzlich vorgeschrieben

1972 Norsk språkråd- in Statuten keine Annäherung der Sprachen mehr- schwammige Aufgaben- im Fall einer Annäherungstendenz soll diese gefördert werden

1980 Gleichstellung im öffentlichen Dienst (Gesetz)- Bezirke können wählen, Staat beide Sprachen verpflichtend

1981 Reform BM: Reform von 1938 wird rückgängig gemacht >moderates BM ( Sprache der Osloer Oberklasse)- kein verpflichtendes Feminin mehrsola > sola/solen boka > boka/bokengewisse Empfehlungen : jenta, øya ( aber jenten und øyen erlaubt)

1982,83,87 NN kleine Reformeneher weg vom BM, alte Formen wieder erlaubt vise// visa

1985 Abstimmung in Schulen wieder allgemein ( > Schulstatistiken sind wieder für generelle Beurteilung geeignet)

1987 Ausweitung der Quotenregelungen: generell 25 % ( nur 15% wählen NN)heute Tendenzen

auf BM-Seite: moderates BM : ziemlich viele konservative Formen ( wenig Fem.) RM: in gewissen konservativen Kreisen radikales BM: in akademischen Kreisen, in Literatur rückläufig

auf NN-Seite Mittelwert der Reformen /Standardreform hat sich durchgesetzt, wenig

Variation (Samnorskanhänger haben aufgegeben, Traditionalisten nicht erfolgreich)

2 Einflüsse: Englisch: Gefahr für BM größer als für NN wegen der Domänen Dialekte: Aufschwung (Radio usw)

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39Mythologische Eddalieder

Landsmaal nach AasenSubstantiv: 3 Geschlechter M, F, N ein- ei- eit (Dänisch: U und N)Deklination: Sg. unbest. -Sg. best.- Pl. unbest. –Pl. best.

M: Arm- Armen- Armar- Armarne - neF: Skaal- Skaali- Skaaler- Skaalerna -naN: Hus- Huset- Hus- Husi

starke grammatikalische Kategorien

Pronomen: me = wir

VerbenPluralflexion (fast wie im Schwedischen)starke Verben: Präsens Plural: alle Personen auf – a Präteritum Plural: alle Personen auf –o

im Präsens kein r (außer bei betontem Vokal stå- står): bit (bis heute)schwache Verben der kasta-Gruppe:

kasta- kastar- kastade [gesprochen kasta]- kastat

Landsmaal: Hægstad- Norm:stumme Konsonanten verschwinden- kastade > kasta

Riksmaal nach KnudsenProgramm 1886- Knudsen war eine Art Sprachplaner des 19. Jh. und beabsichtigte auch eine stärkere Reform des Riksmaal in der Grammatik, aber nicht in der Schreibungkurzfristig (wurde durchgeführt):

-e Endung im Plural der Substantive (des Dänischen): Wegfall N: Huse > Hus (Nullendung) Dale > Dalerlangfristig (scheiterte größtenteils)1. Substantiv-Plural –ar scheiterte2. Einführung des Femininums (boka statt boken) teilweise3. Verb: kastade > kasta teilweise

Riksmaal-Reform 1907Abwendung vom Dänischenharte Konsonanten sind nun obligatorisch (bite)Aufgabe des Plural-e dager, hus ( mit Ausnahmen)Großschreibung wird abgeschafftPräteritum schwache Verben: kastede > kastet (im LM kasta)Doppeldentale im Präteritum( bei Verben auf betonten Vokal) -dd- bodde

Landsmaal-Reform 1910letzte Einzelreform, danach werden immer beide Sprachen gleichzeitig reformiertrelativ geringe Änderungen der durch die Hægstad- Norm nur leicht veränderten Aasen –Norm:das fakultative r in der best. Form Plural fällt weg (nur mehr dagane statt dagarne)

Reform 1917

Landsmaal-Reform 1917Die Dialektbasis wird verbreitert- ostnorwegische Dialekte sind wahlfrei

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40Mythologische Eddalieder

Substantiv Pl.: Osten Westen boka / boki husa / husi

r in best. Form Plural wird gestrichen: dagane

Verben: Infinitiv auf e wird zugelassen: kasta/kastekløyvd infinitiv: kaste und fara (Vokalgleichgewicht: altnordisch lange Silbe > e, kurz > a) wird auch zugelassen

Ergebnis ist ein ziemliches Chaos

Riksmaal-Reform 1917nur mehr harte KonsonantenSubstantiva: wahlfrei Feminina: boka/ boken e- Plural ganz abgeschafft

Verben: Präteritum kasta / kastet wahlfrei

> Angleichung der beiden Sprachenaber starke Proteste der Riksmaal-AnhängerZustimmung der Landsmaal-Anhänger, LM-Schulen weiten sich auf 15% aus

Reform 1938konsequente Annäherung auf Basis Ostnorwegisch

Nynorsk –Reform 1938die ostnorwegischen Formen setzen sich durchHauptform Nebenform boka / boki husa / husi vi / me

Bokmål –Reform 19381000 obligatorische Femininaobligatorische –vereinzelte- Pluralformen Neutra: barn- barnaVerben: schwache Verben der 1. Klasse auf –a: mjølka, vatna (bei „ norwegisch aussehenden“ Verben)

Proteste: Ignorierung der Bokmål –Femininaim Nynorsk Aaasen-Nostalgie (i kommt von altnordisch in bókin)

( Rücknahme 1981- Wahlfreiheit bei best. Feminina)

NN- Reformen in 1980er Jahren:Entfernung von BM, Zulassung aller Formen ( visa neben vise)

Vergleich Norwegen-Ukraine

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41Mythologische Eddalieder

Parallelen: 1. selbständige Reiche im Mittelalter ( N bis 14. Jh., Ukraine Reich der Rus unter

skandinavischem Einfluss!)2. Kolonialherrschaft (N: S, DK, S; bis 1905 ; Ukraine: Litauen, Polen, Österreich,

Russland, UdSSR bis 1991)3. beide Länder: Schriftsprache und literarische Tradition - weit zurückgedrängt von

Kolonialsprache4. eigene Sprache bei Unabhängigkeit stark zurückgedrängt- aber Kolonialsprache wird

abgelehnt5. eigene und Kolonialsprache sind verwandt- auch in Ukraine Mischsprache (Surzhyk-

geringes Prestige, auf dem Land von Unterschicht gesprochen) in N: Oberschicht, hohes Prestige

6. Kolonialsprache hat jeweils höheres Prestige (einzige Ausnahme: Griechenland: Griechisch >Latein )

Unterschiede:1. Zahl der Kolonialmächte ( DK sehr lange in N!)2. N: keine schriftliche Tradition über 300 Jahre lang- in Ukraine bleibt Schriftsprache3. sprachpolitische Ziele: N: 2 Sprachen!( davon eine Mischsprache)4. Prestige: NN auch heute niedrig, Ukrainisch hoch

Sprachplanung in Norwegensehr aktiv2 relativ junge SprachenEs sind aber nicht die üblichen Prinzipien (Traditionalismus, Stabilität) wichtig

Auswahl der Normgrundlagen BM: Dänische Literatursprache um 1800 mit norwegisierter „Leseaussprache“ ursprgl. später ergänzt durch SO-norwegische Dialekte

NN: Dialekte- erst W, dann alle

Prinzipien bei radikalen Akteuren:Riksmaal-Bewegung: Liberalismus + Traditionalismus (Trad: Sprache. von 1800, Lib: so wie man spricht). Prestige, Nuancenreichtum (dän.: höheres Prestige als norweg. Stil) ästhetisches Prinzip, Stabilität ( gegen alle Reformen), FestigkeitNN- Traditionalisten: Nationalismus, Tradition (Altnorwegisch), Purismus, Festigkeit, Stabilität, morphologisches Eindeutigkeitsprinzip(kasta- kastade- kastata gesprochen alles: kasta)Samnorsk-Anhänger: sind in beiden Lagern vertretenAnnäherungsprinzip, Demokratie+ Gleichberechtigung, Mehrheitsprinzip, Wahlfreiheitsprinzip( mehrere Formen) Einfachheit ( nahe an Umgangssprache), phonologisches Eindeutigkeitsprinzip)Dialektbewegungen ( mündlich)Demokratie+ Gleichberechtigung, Liberalismus, Anarchismus, Wahlfreiheit, Gegen-Prestige-Prinzip

heute gibt es klar definierte unterschiedliche Standpunkte, die weit voneinander entfernt sind und daher eine zementierte Trennung

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42Mythologische Eddalieder

Fremdwörter in Norwegen:NN: puristisch, v.a. gegen Deutsche und Dänische Einflüsse weniger stark auf internationaler Ebene (Latein, Griechisch, Englisch)BM ist offener, gewisse Unruhe gegenüber Englisch

Schreibung : starke Angleichung an das Norwegische

DänischSprachpolitik in Dänemark ähnlich wie in Schweden, etwas offener

Purismus und Skandinavismus

H.C. Ørsted (19.Jh.) Chemiker und Physiker, Termini-Schöpfer ( Purist wegen Didaktik)

Lucianus Kofod: Skandinavist, macht konkrete Vorschläge für gesamtskandinavistische Sprache, „Vernordischung“ (und daher auch Purist)- hat sich nicht durchgesetzt

Hans Dahl und Knud Hjortø: echte Puristen des 19. Jh.: eigene Wortschöpfungen statt ÜbersetzungenDansk Ordbog for Folket ( 1907-1914) Nekrolog = Dødsrune, Theologie = Gudsvidenskab

Sven Clausen ( 1893-1961) Skandinavist, aber kein Purist. nordisch-funktionalistisch: gemeinsame Termini ( auch Fremdwörter)

1955 Dansk Sprognævn anfangs für Annäherung der skand. SprachenErsatzwortlisten haben sich in Dänemark nicht durchgesetzt

zusammengesetzte Fremdwörter werden eher übersetzt, einzelne Fremdwörter. nicht

Orthographieim 19. Jh. Diskussion: nach Sprachgebrauch oder nach Orthographie-Prinzip (hat sich nicht durchgesetzt)Haupt-Diskussionspunkte: Großschreibung aa > å kurzes e/ ä aa /o y /ø Fremdgrapheme c, q, x, zbis auf die ersten beiden Fragen wurde alles noch im 19. Jh. gelöst

1948: Reform: Großschreibung abgeschafft, å statt aa1953 Ny dansk Ordbog

1970er Jahre Verdänischung von Fremdwörtern alternativ: majonnaise/ majonese; spaghetti/ spagetti (heute Alternativen etwas eingeschränkt)1985 majonesekrigen (vor Wörtebuchherausgabe): ursprgl. Schreibung soll bleiben, weil

keine Annäherung an norwegische Orthographie Verflachung der Sprache droht Falsch-Schreiber haben plötzlich Recht!

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Isländisch- einige Aspekte

Purismus im Hinblick auf Wortschatz sehr stark (gegen Latein, Griechisch, Dänisch, Englisch)Prinzip: Neuschaffung isländischer Worte anstatt Verwendung von Fremdwörtern18. Jh. erste Bestrebungen zur Modernisierung des Wortschatzes19. Jh. Viele Lehrbuchübersetzungen > isländische Termini in Wissenschaften

Beispiele für Purismus: sími = Telefon (altisl. sími = Band, Strick; síma = Tau, Seil)tölva = Computer (Tal = Zahl)útvarp= Radio (varpa = werfen)

Dänisch war KolonialspracheDiskussionspunkte:1. Orthographie- etymologisches oder phonetisches Prinzip?2. Statusplanung : Ausweitung isländischer Domänen auf Kosten des Dänisch

Sprachbehörden:Es gab lange keine offizielle Stellungnahme der Isländischen Behörden zur Sprachplanung, alles passierte von alleine.

1963 Ìslensk or ðabók handa skólum og almenningi Standardisieurng durch Wörterbuch:

1964 Ìslensk málnefn: Island richtet als letztes skandinavisches Land eine Sprachbehörde ein

Regeln für die (seltene ) Fremdwörterübernahme1. isländische Buchstaben2. Initialakzent3. phonologisch-phonetische Regeln des Isländisch4. Zuordnung zu einer isländischen Flexionsklasse

z.B. popp mit Präaspiration ausgesprochen [ po hp] viskí anlautendes w als v geschrieben aktífisti inlautendes w als f geschrieben

Färöischweniger puristisch als Isländisch

Minderheitensprachen: 2 Beispiele

1. Samisch

Finno-ugrische Sprache(n) /Dialekte? Nach Abstandskriterium handelt es sich um unterschiedliche Sprachen.

Verbreitung /Anzahl

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Es gibt insgesamt ca. 60.000-70.000 Samen, davon spricht etwa die Hälfte Samisch.

Anzahl SprecherNorwegen 40.000 25.000Schweden 20.000 10.000 Finnland 2 000 (Ethnizität wird nicht erfasst)Russland 1 500 (Sprecherzahl wird nicht erfasst)

9 Gruppen von Samen mit jeweils eigener Sprache ( die jeweils separat normiert ist)Nordsamen ( N, S, Fin) größte AnzahlLulesamen (N, S)Pitesamen (S)Umeasamen ( S)Südsamen (N,S)Enaresamen (Fin)Skultsamen (Fin, Rus)Kildinsamen (Rus)Tersamen (Rus)

Samen in Norwegen:Die Mehrheit der ca. 25.000 Samisch Sprechenden spricht Nordsamisch als Muttersprache40 000 Samen = 1% der Gesamtbevölkerung Norwegens, 25.000 = ca 0,5 %starke AssimilationNordsamen: Finnmark und TromsLuleasamen: NordlandSüdsamen: Trøndelag, Hedmark

In Finnmark haben 20 % der Gesamtbevölkerung (das sind etwa 14.000 von 73.000 Einwohnern) Samisch als Muttersprache, aber nur 9 % als Schulsprache.In Troms gibt es etwa 3 % Samen, davon besucht etwa 1/10 eine samischsprachige Schule

In Städten v.a. Norweger, Samen in einem ländlichen, locker besiedelten eigenen Verwaltungsgebiet im Landesinneren, das folgende Gemeinden umfasst:

Gemeinde Fylke Anteil der Samisch-Sprechenden an Bevölkerung

Einwohner inGemeinde

Kautokeino Finnmark 96 % 3000Karasjok Finnmark 94 % 3000Nesseby Finnmark 75 %Tana FinnmarkPorsanger FinnmarkKåfjord Troms 46 %

Geschichte der Samen:Samen gehören zur Urbevölkerung Skandinaviens, Verbreitung ursprünglich von Mittelskandinavien bis zur EismeerküsteMittelalter: Nordausbreitung der Germanen- erste Kontakte- Interesse an Waren (Felle,

Kleidung, Rentierprodukte)> Steuern. Starke Ausbeutung durch Mehrfachbesteuerung in mehreren Ländern- gemeinsame Unterdrückung

16. Jh. Schweden führend, Ausbreitung bis ans Eismeer, annektiert heutige Finnmark,

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wodurch die Samen zu schwedischen Untertanen werden.17. Jh. Finnmark an Königreich Dänemark-Norwegen- doppelte Besteuerung18. Jh. 1751 Grenzübereinkommen zwischen Norwegen und Schweden: Grenze wird fixiert,

keine doppelte Besteuerung mehr, das Problem der Wanderungen wird in Zusatzvertrag gelöst: Samen haben recht zum GrenzübergangKirche missioniert. Ziel ist Ausrottung der heidnischen Samenkultur. (Verbot des Joik). Kirche missioniert aber in Samisch- Sprache wird gefördert, auch religiöse Bücher werden in Samisch übersetzt. Schulunterricht auf samischBis auf die Religionsausübung sind die Samen gleichberechtigt.

19. Jh. nach napoleonischen Kriegen wird Skandinavien neu aufgeteilt. Probleme wegen Wanderungen zwischen N/S und Fin/Rus > Verbot des Grenzübergangs, Samen müssen sich neue Wanderwege suchen.In Nationalromantik Fornorskningsperiode (Sprache, Kultur) Ziel ist absolute Assimilation. Samen werden als minderwertig und kulturlos betrachtet. Gründe:

i. Sicherheitspolitik (Angst vor Russland)ii. Nationsbildung /Nationalismus

iii. Rassentheorieniv. demographischer Grund: Kolonisation von Nordnorwegen

ab 1945 positivere Einstellung zu Samen: samischer Unterricht, Volkshochschule, Bücherin 1950ern Schulen, Samen -Komitee > Einfluss auf Gesetzgebung, ist aber dem norweg. Parlament untergeordnet

1978 Rentierzuchtgesetz,1987 Sameloven (Allgemeines Samengesetz) 1989 Samische Hochschule (Lehrerausbildung)1990 Sprachgesetze (geändert)1999 Schulgesetz (neu)

Gesetzliche Situation heuteBestimmungen im Sameloven im Hinblick auf die Sprache: Samisch und Norwegisch sind gleichwertige Sprachen Einrichtung des oben gen. Verwaltungsbezirks:

Recht auf samische Bedienung in ÄmternÜbersetzung relevanter Gesetze,Recht auf Samisch-Gebrauch bei Gericht, im Gesundheits- und Sozialsystem, in der Kirche

Schulgesetz:Unterricht auf Samisch für alle Kinder im Verwaltungsbezirk und für alle samischen Kinder in NorwegenGemeinden im samischen Verwaltungsbezirk haben das Recht, die Unterrichtssprache in Grundschulen vorzuschreiben. In anderen Gegenden Rechtsanspruch auf Samisch bei mindestens 10 Kindern/Gemeinde

Soziales Schulen: 0,17 % von allen Norwegern haben Samisch als Unterrichtssprache ( 0,5 % als

Muttersprache), Tendenz leicht steigend, aber noch immer Norwegisierung durch Schule

Hochschule und Forschung: Uni Oslo: Samisch seit 1848, Uni Tromsø, Hochschule Alta, samische Hochschule Kautokeinonordsamisches Institut seit 1974 in Kautokeino (Forschung)

Bibliothek im Sameting-Gebäude in Kautokeino samisches Archiv

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Bibliographien im Internet Theater: Kautokeino ( auch auf Tournee) Festivals: Sami Grand Prix, Kåfjord Festival ( ursprüngliche Kultur) Medien: zu wenig Material auf Samisch

Presse vermittelt Kenntnisse im Lesen und Schreiben (Orthographie): Sámi Áigi = Samenzeit (Karasjok), auch Samenradio und lokale Sender, Fernsehen, Web (mehrere Länder vernetzt)

Kirche: alles auf samisch im Verwaltungsgebiet

literarische Tradition Joik: musikalisches Phänomen aus schamanistischer Zeit- Texte sind Literaturtradition Sagen und Märchen ( mündlich tradiert, im 20. Jh. aufgezeichnet) Belletristik: 1. Roman: Anders Larsen (Morgengrauen), seit den 1980 Aufschwung der

Literatur religiöse Schriften: 1728 Luther-Katechismus ins Samische übersetzt

Trotzdem ist die Situation der Samen bedenklich, weil sie stark zurückgedrängt worden sind.

2. Schwedisch in Finnland Schweden wurden in Finnland nie unterdrückt- Schweden war Kolonialmacht bis 1814Definition der Finnlandschweden nach Sprache nicht nach Ethnizität. In Finnland gibt es viele Sprachzählungen.

Anzahl: ungefähr 290.000 Finnlandschweden = 5,5 % der Bevölkerung Finnlands ( im 18. Jh. 20 %)

Verbreitung: im Westen und Süden: an den Küsten von Österbotten (um Vasa), Nyland (um Helsinki), Åboland ( um Åbo=Turku) und auf Åland-Inseln

sprachliche Strukturen in Finnland

1900 1990 2003Finnisch 86,75 % 93,53% 92,02% 1990>2003: EinwanderungSchwedisch 12,89 % 5,94 % 5,55 % w.o, Russisch 0,29 % 0,08 % 0,67 % EinwanderungSamisch 0,06 % 0,03 % 0,03 %Migrantensprachen Estnisch u. a. zunehmend

Finnlandschweden sind eine kleine, leicht abnehmende Minderheitengruppe

Anteil der Schwedisch- Sprechenden an Gesamtbevölkerung:

Österbotten 52,1 %Nyland 8,9 %Åboland 6 %Åland 93 %

Die meisten Finnlandschweden leben in zweisprachigen Gemeinden

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Gemeinde Anzahl Einwohnereinsprachig schwedisch v.a. auf v.a. auf Åland

19 40.000

zweisprachig: Majorität Schwedisch

23 100 000

zweisprachig Majorität Finnisch

140 000

einsprachig Finnisch 10 000

Status: seit 1863 sind Finnisch und Schwedisch gleichberechtigte Sprachen. Im 19. Jh. (unter Russland) herrschte Fennomanieum 1900 dominierte Finnisch- Gegenbewegung: Svenska samlingsrörelse1917: Unabhängigkeit1919 Verfassung: Finnisch und Schwedisch sind gleichberechtigte Nationssprachen1921 Åland- Regelung ( Selbstverwaltung, schwedische Einsprachigkeit, Parlament)

schwedische EinrichtungenBildungswesen, Schulen, Biskopat, Militäreinheit, Massenmedien: Zeitungen Hufvudstadsbladet (Auflage 50.000), Vasabladet (Auflage 25.000) Rundfunk, Fernsehen (wird auch aus Schweden empfangen).Politik: Svenska folkpartietSvenska Finlands folkting (Sprachenschutz)

Haltung zu Finnlandschwedisch:Staat ist sehr freundlich eingestelltUmfrage (1997): 70 % der Bevölkerung sieht Schwedisch als Teil der nationalen IdentitätZweisprachigkeit wird unterschiedlich beurteilt: in Südfinnland beruflich notwendig und daher als Bereicherung empfunden, in Westfinnland nicht notwendig und als Gefahr betrachtet.

Parallelen:In Geschichte zu Norwegen - aber Finnisch war gut bewahrt (Barriere wegen Abstand Finnisch-Schwedisch)in sprachlicher Situation: eher wie Ukraine (Schwedisch entspricht Russisch)- Unterschied im zeitlichen Abstand zur Unabhängigkeit