16
spiel raum Mitarbeiterinnen Mitarbeiter 2/2013 Bilingualität It’s worth it!

spiel raum - e-impuls.de · leidenschaft, ihre ideen und ihre kritik. Denn: Wir lernen von Ihnen! ihre Monika stier spiel | raum Neues aus der Geschäftsstelle 3. i

Embed Size (px)

Citation preview

s p i e l r a u mMitarbeiterinnen Mitarbeiter 2/2013

Bilingualität

It’s worth it!

ImpressumHerausgeber: Impuls soziales managementvertreten durch Alfons scheitzWeserstraße 2a, 34125 Kassel, Tel.: (0561) 781 84-0, www.e-impuls.deredaktion: Katrin Kronitz, [email protected] Zeitz, [email protected] Gestaltung: e-bildwerke + andereFotos: aus den einrichtungen

2

4

6

9

11

14

15

Neues aus der Geschäftsstelle Wir lernen von Ihnen!Mitarbeiter- und elternbefragung 2013

fachkräftetreffeN„I am not an island anymore“Bilingual arbeitende fachkräfte tauschen sich aus

PädaGoGischer alltaGMehr als SpracherwerbBilinguale erziehung fördert soziale kompetenzen, toleranz und kreativität

It’s worth it! erfahrungen englischsprachiger fachkräfte

„Deutsch ist ja komisch!“ sprachförderung in kitas im multikulturellem umfeld

fortBilduNG5. QFK-Lehrgang erfolgreich beendetGeschäftsführung gratuliert 15 angehenden leitungskräften

uNterweGsVorschule ab 3 JahrenMein Praktikum in Newcastle

Wie es ist, wenn man die Sprache nicht versteht Praktikum in Vilnius

Liebe Mitarbeiter,

ich bin stolz darauf, Mitarbeiter in unserem unternehmen zu wissen, die in der lage sind, konstruktive kritik zu äussern, lob und anerkennung dort auszusprechen, wo es angebracht ist und die eine Vision für ihre arbeit entwickeln können und wollen.

Mit welchen Problemstellungen sind sie im alltag konfron-tiert? welche lösungsstrategien schlagen sie vor? wo sehen sie optimierungs- und weiterentwicklungspotenzial für ihre arbeit in der einrichtung, aber auch für das gesamte unterneh-men? wir wollen ein Gespür dafür bekommen, was bei ihnen „vor ort“ läuft. um in erfahrung zu bringen, welche themen sie und die eltern als unsere kunden beschäftigen, befragen wir einmal im Jahr alle Mitarbeiter von impuls und auch die eltern der kinder, die unsere einrichtungen besuchen.

die Befragungen sind für uns ein wichtiges steuerungsins-trument. unser Ziel ist dabei immer, die hohe Qualität unserer gemeinsamen arbeit zu halten und möglichst noch weiter zu steigern. für ihre teilnahme an der Mitarbeiterbefragung und für ihr engagement und ihre kreativität vor und während der elternbefragung möchte ich, auch stellvertretend für frau lüthje und herrn schwarzer, ihnen ganz herzlich danken!

Ergebnisse – kurz und knackig

der rücklauf der Mitarbeiterbefragung war so hoch wie noch nie! die Beteiligungsquote liegt im Jahr 2013 bei 85%. ich freue mich, dass sich über 92% der impuls-Mitarbeiter in ihrer einrichtung wohlfühlen und 236 von 312 Mitarbeitern, die diese frage beantwortet haben, wieder anfangen würden, in ihrer einrichtung zu arbeiten. Besonders gut haben sie die fragen zur elternarbeit und die Zufriedenheit der eltern mit ihrer arbeit eingeschätzt: die ergebnisse der parallel durch-geführten elternbefragung spiegeln genau das wider.

der wohlfühlfaktor für die kinder konnte im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmals gesteigert werden. sagenhafte 99,2 % der kinder in den impuls-kindertagesstätten fühlen

W i r l e r n e n

v o n I h n e n !

2 spiel | raum inhalt

aus Gründen der besseren lesbarkeit verwenden wir auf den folgenden seiten in der regel die männliche schreib-weise. selbstverständlich beziehen sich die aussagen in gleicher weise auf frauen und Männer.

Mitarbeiter- und

Elternbefragung 2013

bei Impuls Soziales Managementsich laut einschätzung ihrer eltern wohl. dazu tragen unter anderem ihre freundlichkeit sowie ihr umgang mit den kin-dern bei, beide aspekte wurden besonders positiv von den eltern bewertet. deswegen noch einmal einen herzlichen dank für ihre tolle arbeit!

folgende themen für die weiterentwicklung unserer ge-meinsamen arbeit haben sich in den diesjährigen Befra-gungsergebnissen herauskristallisiert:

Fort- und Weiterbildungen

aufgrund des bisherigen wachstums von impuls haben wir uns dazu entschlossen, die regionalisierung voranzutreiben. das bedeutet für den Bereich der fort- und weiterbildungen, dass diese künftig in ihrer region stattfinden. lange anfahrts-wege bleiben ihnen von nun an erspart.

Gratifikationen

wir geben denjenigen recht, die das optimierungspotenzial des Gratifikationstools erwähnen. seit einiger Zeit arbeiten wir an einem leistungsbeurteilungssystem, das möglichst objekti-ve einschätzungen gewährleistet, reale leistungen erfasst und honoriert und damit möglichst gerecht ist. Noch in diesem Jahr möchten wir ihnen ein instrument vorstellen, das ein höheres Maß an transparenz und Vergleichbarkeit erlaubt.

Personalführung

unsere führungskräfte verstehen sich als dienstleister ihres teams, begleiten, coachen, fördern und entwickeln. in die-sem kontext möchten wir sie weiter unterstützen und legen dazu dieses Jahr erstmals ein – speziell für impuls konzipier-tes – führungskräfteprogramm auf.

weitere rückmeldungen von ihnen haben uns dazu bewo-gen, nachzudenken – mit den folgenden ergebnissen: • springer bzw. gruppenübergreifend arbeitende Mitar-

beiter können künftig gelegentlich an teamsupervision, -sitzungen und elternabenden teilnehmen.

• es ist unseren einrichtungsleitungen künftig freigestellt, wie sie mit dem „sie“ verfahren. Passt zu ihrer kultur ein „du“ viel besser, sollten sie das auch leben dürfen.

• die Mitarbeiterbefragung wird künftig mehr offene kom-mentare/antworten zulassen und auch „ich weiß nicht“-antwortmöglichkeiten vorsehen.

ich bin froh, sie als unsere Mitarbeiter in unseren einrichtun-gen zu haben und baue weiterhin auf ihr engagement, ihre leidenschaft, ihre ideen und ihre kritik.

Denn: Wir lernen von Ihnen!

ihre Monika stier

3spiel | raum Neues aus der Geschäftsstelle

i’m not an island anymore. i learned Zugehörigkeit“, fasste ein teilnehmer seine eindrücke am ende des treffens zu-sammen. eine teilnehmerin sagte, es tue gut, mal einen

ganzen tag lang englisch reden zu können und auch englisch zu hören. englisch mit kleinen kindern zu reden, das ist eine ganz besondere art der sprache. hier werden viele drei- bis fünf-wort-sätze gebildet, das ist für viele erzieher erst ein-mal ungewohnt. aber auch der Gebrauch von kosewörtern, tiernamen und Begriffen aus der Pflege sind denjenigen, die keine native speaker sind, also nicht mit englisch als Mutter-sprache aufwachsen, oft fremd. so dienten die fachkräftetage dazu, sich über instrumente, Materialien und strategien der sprachförderung auszutauschen – und das eigene englisch zu verbessern.

auch das Prinzip „eine erzieherin – eine sprache“ war thema: „wie haltet ihr es, wenn euch ein kind ein deutsches Buch bringt und sagt ‚lesen‘? Übersetzt ihr frei ins englische, lest ihr

auf deutsch oder schickt ihr das kind, ein englisches Buch zu bringen? wenn ihr englische lieder mit den kindern singt, singen die kollegen dann auf englisch mit und ihr singt die deutschen lieder auch auf deutsch?“ antworten, die die Gruppe auf diese fragen gemeinsam fand: Ja, deutsche Bü-cher kann man sich auch angucken und auf englisch kom-mentieren oder in teilen frei übersetzen. es wäre ja schade, wenn man nicht mit dem interesse des kindes geht und das Buch deswegen ablehnt, weil es die „falsche“ sprache hat. aber das Prinzip „ein erzieher eine sprache“ sollte beachtet werden. Beim gemeinsamen liedersingen beteiligen sich alle erzieher – egal ob die lieder auf englisch, deutsch oder in anderer sprache sind. dass die erzieher zwei sprachen be-herrschen und bei Gemeinschaftsritualen, wie dem gemein-samen singen einsetzen, ist bereichernd.

wo sind die Grenzen der immersionsmethode (siehe infokas-ten), insbesondere in der altersgruppe der drei- bis sechsjäh-

4 spiel | raum Pädagogischer alltag / fachkräftetreffen

In neun der 30 Einrichtungen von Impuls Soziales Management arbeiten rund 40 Erzieher als bilinguale Kräfte. Für sie sieht der Alltag etwas anders aus als für ihre Kollegen: Sie sprechen vor den Kindern eng-lisch, egal ob mit Eltern, Kindern oder Kollegen – und alle Welt antwortet auf Deutsch. Auf Englisch ange-sprochen zu werden, das führt bei Kindern, Eltern und auch Kollegen teils zunächst zu einem Befremden, manchmal zu Scham, zumindest erst einmal zu Distanz. Wie damit umgehen, das war eine der Fragen, zu denen sich die Kollegen bei zwei Fachkräftetreffen in Kassel und Rastatt austauschten.

Von dr. katharina Peters

„I am not an island anymore“Fachkräftetreffen bei Impuls: Bilingual arbeitende Fachkräfte tauschen sich aus

iMMersioNsMethode

immersion ist das eintauchen in eine sprache. die immer-sionsmethode folgt der Prämisse „eine Person – eine sprache“: eine fachkraft der Gruppe spricht durchgehend deutsch, die andere fachkraft die andere sprache, zum Beispiel englisch – den ganzen tag lang und mit allen Personen, die im Beisein der kinder auftreten, also auch mit eltern und kollegen. alles, was die fremdsprachliche lehrkraft sagt, verstärkt sie allein durch Mimik, Gestik oder Zeigen, aber nicht durch Übersetzung. das kind erschließt sich damit die sprache eigenständig stück für stück aus dem Zusam-menhang der situation.dies bildet die natürlichste art nach, wie kinder sprachen lernen, egal, ob die erste oder zweite sprache. immersi-on ist kindgerechter als jede andere Methode, denn sie motiviert und kommt ohne Zwang und ohne leistungs-druck aus.

rigen – zum Beispiel beim konfliktelösen, wo es ein deutlich größeres Vokabular braucht, um gerecht einen streit zu schlichten, oder in situationen, in denen die englischsprachi-ge kraft alleine in der Gruppe ist. oder auch, wenn das tele-fon klingelt …?

Weniger Berührungsängste

einig waren sich die teilnehmer beider treffen: Je kleiner die kinder sind, desto einfacher ist es, eingewöhnungen zu ge-stalten und Beziehungen aufzubauen. hier sind Berührungs-ängste schnell abgebaut. körpersprache, Mimik und intonati-on sowie sprachliche rituale beim wickeln bauen gute Brü-cken für den fremdsprachenerwerb und auch für eine gute Beziehung zwischen erzieher und krippenkind. toll ist es dann natürlich, wenn die bilingualen kräfte die kinder in ihre Gruppe bekommen, für die die immersion schon zum alltag gehört.

wie kreativ die bilingualen Mitarbeiter in den einrichtungen von impuls ihre herausforderungen gestalten, das wurde klar, als Materialien, tipps und tricks vorgestellt wurden. so gab es viel selbst gebasteltes Material: z. B. große tür-Bilder, die geöffnet werden können – und zu tage kommt … ein ele-fantenbaby oder ähnliches, wozu dann eine Geschichte er-zählt oder ein lied gesungen wird, lieder, die durch Bilder ergänzt und durch töne wie rülpsen oder schmatzen unter-brochen werden, oder angebote wie tanzen oder experi-mentieren, bei denen nur englisch gesprochen wird und die eine bestimmte Gruppe kinder so interessieren, dass sie sich auch auf das englische einlassen.

Wunsch nach regelmäßigem Austausch

Neben vielen Gesprächen in kleingruppen gab es große dis-kussionsrunden, in denen von so manchem highlight berich-tet wurde: das kind, das den erzieher an die hand nimmt, um ihn in der neuen Gruppe auf englisch einzugewöhnen „come, i show you“. das durchblitzen des aktiven wortschatzes, wenn die antwort auf „today we eat spinach“ lautet: „ih, spinnen essen wir“. dann ist die ernte da für die bilingual ar-beitende kraft. denn neugierig sind sie ja schon, was so hän-genbleibt und welches kind eigentlich alles versteht und auch sprechen könnte, wenn es das nur wollte …

was sich die bilingualen kräfte bei impuls wünschen, ist ne-ben dem regelmäßigen austausch die Möglichkeit, das eige-ne englisch zu pflegen und weiterzuentwickeln und zu ein-zelnen fachthemen zu arbeiten. wir machen uns auf den weg … gemeinsam. es war ein großer schatz an Motivation und erfahrung, der auf den beiden treffen zu erleben war. danke an dieser stelle an alle, die sich der aufgabe stellen, in unse-ren kitas eine fremdsprache zu vermitteln und zu leben!

Welche vielfältigen materialien genutzt werden können, um Bilingualität im Kita-Alltag zu leben, zeigte ein Info-Tisch.

5spiel | raum Pädagogischer alltag / fachkräftetreffen

spiel/raum: frau dr. steinlen, wie viele bilinguale kitas gibt es in deutschland? dr. anja steinlen: rund 780 kindertagesstätten – das ist nur etwa ein Prozent aller einrichtungen in deutschland – arbei-ten derzeit bilingual nach der immersionsmethode. Vor drei Jahren waren es noch 500 kitas, bis ende dieses Jahres wer-den es etwa 1.000 sein. es tut sich also etwas, das ist eine gute entwicklung. die meisten bilingualen einrichtungen gibt es im saarland, hier spielt französisch eine große rolle. ansonsten wird eher mit englisch gearbeitet, aber auch an-dere sprachen sind vertreten, so etwa italienisch, spanisch, Griechisch, türkisch und sogar chinesisch.

was ist der Nutzen von Bilingualität in der kita?Nun, ein Nutzen ist der fremdsprachenerwerb: die kinder hö-ren sich dank der immersionsmethode in die sprache ein und fangen irgendwann an, sie selbst zu sprechen. die Methode fördert die kreativität: die kinder jonglieren eher mit sprache – übrigens auch mit der Muttersprache – als kinder, die nicht bilingual gefördert werden. es gibt weitere aspekte: die kin-der werden offener im umgang mit anderen kulturen. sie er-werben soziale kompetenzen und kommunikative fähigkei-ten. ein Beispiel: was mache ich, wenn ich einen anderen Menschen nicht verstehe? ich kann weggehen – oder ich kann nachfragen. diese zweite Möglichkeit fällt kindern, die früh eine zweite sprache lernen, leichter. insgesamt unterstützt

Mehr als SpracherwerbBilinguale Erziehung fördert soziale Kompetenzen, Toleranz und Kreativität

Bei bilingualer erziehung in kindertagesstätten geht es um mehr als um den spracherwerb: kinder, die eine zweite oder auch dritte fremdsprache lernen, werden nicht nur toleranter und offener im umgang mit anderen kulturen, sondern auch findiger im umgang mit sprache und kommunikation insgesamt, sagt dr. anja steinlen. die sprachwissenschaftlerin war mehrfach für impuls als referentin tätig. für den spiel/raum sprach impuls-Geschäftsführerin dr. katharina Peters mit der expertin darüber, wie der spracherwerbsprozess gelingen kann.

6 spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

eine frühe bilinguale erziehung die geistige regsamkeit, wachsamkeit und selbstsicherheit der kinder.

ab welcher altersstufe hat eine bilinguale erziehung sinn?im Gegensatz zu den bilingualen kitas sind krippen noch nicht so gut erforscht, aber es arbeiten immer mehr krippen bilingu-al und machen dabei gute erfahrungen. wenn die emotionale Bindung stimmt, geschieht das lernen von selbst. spracher-werb – egal, ob es um die Muttersprache oder um eine weitere sprache geht – ist immer auch Beziehungsarbeit.

lässt sich eine sichere Bindung eines kindes an einen erzie-her nicht leichter herstellen, wenn in der Muttersprache des kindes gesprochen wird?Bindung wird weniger über sprache hergestellt als über emotionalität. wenn ein trauriges kind umarmt und getröstet wird, so versteht es das in jeder sprache, auch ein „nein“ ist in jeder sprache zu verstehen. kleine kinder sind ja ohnehin im spracherwerbsprozess, sie verstehen auch auf deutsch nicht alles. etwas nicht sofort zu verstehen ist für sie ganz normal.

Nun gibt es aber auch kinder, die sagen „englisch ist doof“… Man muss genau hinschauen, warum das so ist. Manchmal lehnen die eltern die sprache ab und das kind spürt diese hal-tung unbewusst. oder ein kind mag eigentlich die erzieherin nicht und blockt deshalb. der Grund kann aber auch eine all-gemeine sprachverzögerung sein. in solchen fällen meinen manche eltern, eine zweite sprache sei eine Überforderung – aber es ist immer die frage, was man von dem kind erwar-tet. das kind profitiert in jedem fall, wenn es zusätzlichen input erhält.

also ist eine bilinguale erziehung tatsächlich für alle kinder geeignet? Ja. das immersionskonzept scheint auch sehr gut geeignet zu sein für kinder mit entwicklungsverzögerungen oder geisti-gen Beeinträchtigungen, weil die Vermittlung der fremd-sprache sehr anschaulich erfolgt. Jedes kind lernt so viel, wie es in seinem rahmen möglich ist.

was ist, wenn kinder zweisprachige eltern haben, wenn in den familien zum Beispiel deutsch und türkisch gesprochen wird und das kind nun auf englisch eingewöhnt wird?auch damit haben wir gute erfahrungen gemacht. das Gehirn blockt nicht bei sprache drei und vier. es ist wichtig, den el-tern zu vermitteln, dass sie ihr kind zu hause nicht zwingen sollten, die fremdsprache zu sprechen. sie sollten die famili-ensprache pflegen, egal, welche das ist. auch Vorlesen ist wichtig – egal, in welcher sprache. kinder kommen später mit der schriftsprache besser zurecht, wenn vorgelesen wird.

Dr. Anja Steinlen ist seit 2011 Akademische Rätin am Lehrstuhl der Fremdsprachendidaktik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Sprach-wissenschaftlerin forscht u.a. zur sprachlichen Ent-wicklung von Kindern mit Migrationshintergrund in bi-lingualen Schulen. Zuvor war sie an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland tätig und u.a. als wis-senschaftliche Mitarbeiterin an einem EU-geförderten Comenius-Projekt namens ELIAS (Early Language and Intercultural Acquisition Studies) beteiligt, das sich dem frühen Fremdsprachenerwerb in Kindertages-stätten in vier europäischen Ländern widmete.

7

Gibt es Grenzen der fremden sprache, zum Beispiel, wenn es um konfliktlösung geht oder um den tod eines familienmit-glieds?im umgang mit konflikten sind routinen wichtig. Zwei strei-tende kinder werden zunächst getrennt, jedes kind wird in den arm genommen, darf seine sicht der dinge erzählen, am ende verträgt man sich irgendwie wieder – wenn das nach einem gewissen schema und auf deutsch genauso wie auf englisch verläuft, verstehen kinder das. fragen wie schei-dung oder tod brauchen eine gute Vorbereitung, damit sie in der zweiten sprache ebenso kindgerecht bearbeitet werden können wie auf deutsch. Man sollte sich in beiden sprachen gut auf solche themen vorbereiten – ausklammern sollte man sie nicht.

was müssen erzieher mitbringen, die bilingual arbeiten? die fachkraft muss in der lage sein, alles, was im kita-alltag vorkommen kann, versprachlichen zu können, sie muss gut und gerne erzählen können, auf die kinder zugehen und sich

sach mal was - sprich mit mir - mach ich doch auch!

Ping-Pong!

spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

für sie interessieren. sie muss auch extrovertiert sein, denn es ist wichtig, das Gesagte mit Gesten zu begleiten und eine ausgeprägte körpersprache zu entwickeln. das fällt nicht al-len Menschen leicht. idealerweise ist die fachkraft, die eine zweite sprache in den kita-alltag einbringt, Muttersprachler.

es ist für träger nicht immer einfach, Muttersprachler zu fin-den …es kommen durchaus auch Personen infrage, die eine längere Zeit im ausland gelebt haben. Mein tipp für kita-leitungen ist, bei deutschen die fremdsprachenkenntnisse durch einen native speaker abklären zu lassen, denn einen geeigneten sprachtest gibt es nicht, die sprache muss ja dem kindergar-tenalltag angepasst sein. wichtig ist – und das ist der kern der immersionsmethode –, dass die bilinguale fachkraft immer in einer sprache bleibt und in keiner situation ins deutsche wechselt. die kinder strengen sich nicht an, wenn sie merken, dass die bilinguale fachkraft manches auch auf deutsch über-setzt.

was bedeutet eine bilinguale ausrichtung für das team?Bilingualität ist immer teamarbeit. das ganze team muss mit-ziehen, denn die bilingualen fachkräfte sollten zum Beispiel zusätzliche Vorbereitungszeit erhalten. wichtig sind auch re-gelmäßige Besprechungen, um sich über den sprachstand auszutauschen. die deutsche und die bilinguale fachkraft müssen sich untereinander absprechen, etwa, um die Mimik

und Gestik für aufforderungen – wie „frühstücken“ – anzu-gleichen. dabei spielt die deutsche fachkraft eine wesent-liche rolle, denn sie ist für die deutsche sprache verant-wortlich.

Bei impuls sind es eher die betrieblichen kitas, die bilingu-al ausgerichtet sind. ist das repräsentativ? Nein, überhaupt nicht. es gibt viele kirchliche und öffentli-che träger, die bilingual arbeiten – übrigens entscheiden sich gerade auch einrichtungen, in denen eher benachtei-ligte kinder überwiegen, für diesen weg. Gerade hier funk-tioniert das konzept der immersion besonders gut.

wie schwer ist es für diese einrichtungen, die eltern zu überzeugen?allen eltern liegt die Zukunft ihrer kinder am herzen – man kann ihnen klarmachen, wie wichtig es heutzutage ist, zum Beispiel englisch zu lernen. Bei manchen eltern, die sich zunächst nicht begeistert von bilingualen konzepten zeigen, steckt die sorge dahinter, dass sie selbst mit den kindern dann englisch sprechen oder französisch üben müssen. wenn man diese sorge ausräumt, kann man die eltern in der regel mitziehen. wichtig ist dann aber auch, ihnen klarzumachen, dass sie keine zu hohen erwartungen haben sollten. kinder erwerben gutes hörverständnis, sprechen aber erst einmal weniger. ideal ist es, wenn auf die bilinguale krippe und die bilinguale kita eine bilingu-ale Grundschule folgt – aber auch, wenn lediglich eine bi-linguale einrichtung besucht werden kann, ist das trotz-dem ein Gewinn für das kind.

Vielen dank für das Gespräch!

aufgezeichnet von Gundula Zeitz

8 spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

My house - min hus - mi casa - 我的房子

我的房子

你的房子ist

dochegal!

in diesem Jahr wird das kinderhaus „frech daxe“ fünf Jahre alt. einer der schwerpunkte unseres konzepts ist die sprachförderung, die sowohl die deutsche sprache als

auch die Bilingualität umfasst. den ersten kontakt mit der englischen sprache haben die kinder in den sechs kindergar-ten- und altersübergreifenden Gruppen bei uns durch die im-mersionsmethode (siehe infokasten s.5). Über den ganzen tag hinweg werden sprachanlässe geschaf-fen, die es sowohl dem team als auch den kindern ermögli-chen, die englische sprache zu erleben und zu erfahren. dies beginnt bereits morgens, wenn die kinder gebracht wer-den, setzt sich über das frühstück, den Morgenkreis und das allgegenwärtige spiel bis hin zur abhol-situation fort. alle pädagogischen angebote und Projekte, an denen ein bi-lingualer Mitarbeiter teilnimmt, werden ebenfalls mehrspra-chig gestaltet. unsere aufgabe sehen wir dabei weniger im fordern als viel-mehr im fördern des sprachinteresses der kinder und im Nä-herbringen der kulturen englischsprachiger länder.dies geschieht, indem wir alltägliche situationen wie das Zäh-neputzen durch lieder und reime begleiten, aber auch engli-sche Bewegungsspiele veranstalten und komplette feste

It’s worth it!9

Kinderkrippe„sternchen“Von stephanie kaiser

eine andere sprache verstehen, sich mit dieser verständ-lich machen können: diese fähigkeit bildet einen im-mer wichtiger werdenden Baustein, um sich von klein

auf die welt zu erobern. Bilinguale erziehung schafft kindern einen spielerischen Zugang zu neuen sprachen und anderen kulturen. in unserem „sternchen“ in kassel arbeiten wir nach der immersionsmethode (siehe infokasten s.5).für unsere arbeit bedienen wir uns ganz unterschiedlicher hilfsmittel. so sind bei den kindern in erster linie englische lieder, fingerspiele und Bücher sehr beliebt. Geschichten vom „Gruffelo“, von „elmar“, dem bunten elefanten, oder fin-gerspiele von der kleinen spinne „incy wincy“ und den „five little monkeys“ stehen derzeit bei den kassler „sternchen“

Erfahrungen englischsprachiger Fachkräfte

Kinderhaus „Frech Daxe“ Von linda schimmel und Martin woile

mehrsprachig planen und ausführen. die bilinguale arbeit ist sowohl für die bilingualen Mitarbeiter als auch für die deutschsprachigen kollegen häufig fordernd. anhand der entwicklung der kinder und durch das durchweg positive feedback der eltern erfahren wir jeden tag, wie wichtig die förderung früher Mehrsprachigkeit ist. it’s worth it!

spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

10 spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

Kinderkrippe „sternchen“ in RastattVon hsing-fen tu und Manuela eberle

ganz oben, ebenso der klassiker „old Macdonald“. Mit deren hilfe gelingt es spielend, den kindern eine neue sprache zu vermitteln. im alltäglichen Miteinander, etwa am frühstücks-tisch oder im Bad, begleiten wir das sprechen stark durch Mimik und Gestik. dies ermöglicht es den kindern, sich eine fremde sprache stück für stück zu erschließen. immer in ihrem eige-nen tempo, ohne druck und hohe erwartungen.

als englischsprachige fachkraft zu arbeiten, ist oftmals eine große herausforderung, aber eine sehr schöne. es ist nicht immer einfach zu akzeptieren, dass auch scheinbar einfache situationen oft gar nicht so einfach zu lösen sind, wenn man nur eine fremde sprache nutzen kann. Man stößt hier zwangs-läufig an seine Grenzen und sieht sehr deutlich, wo die spra-che eine Barriere bildet. doch die vielen schönen Momente, etwa, wenn die kleinen anfangen, die ersten wörter und sät-ze im englischen nachzusprechen, stehen dem gegenüber.

Beim frühstück fragt Ms. tu Moritz: „do you like some apple or some banana?“ Moritz antwortet: „Ja, apple.“ diese und viele andere englische worte sind bei uns im

„sternchen“ zu hören. wir praktizieren die Bilingualität in un-serer einrichtung durch die immersionsmethode (siehe infokas-ten s.5). dabei ergeben sich im alltag schöne situationen, die wir gerne teilen möchten. Beim Nachmittagssnack gab es einen obstteller. unter ande-rem lag eine kiwi darauf. Ms. eberle nahm zuerst eine Banane, öffnete diese und begleitete ihr tun mit worten. dann nahm sie die kiwi und sagte: „i am gonna cut off the skin of the kiwi now.“ Jonas beobachtete das Geschehen und meinte, nach-dem die kiwi zur hälfte geschält war, zu Ms. eberle: „open fruit.“ Ms. eberle antwortete: „Yes, i am peeling the fruit, Jonas. that is a kiwi.“ Jonas, ganz trocken: „ ach so, kiwi.“ Beim frühstück, der obstteller steht am anderen ende des ti-sches. darauf liegen Bananen und äpfel. seymen zeigt auf den obstteller und sagt „apple“. ein anderes kind reicht ihm einen apfel, den er dann genüsslich isst. seymens Mutter erzählt: wenn sie mit ihrem sohn einkaufen geht und die beiden im la-den an äpfeln vorbeikommen, zeigt er immer darauf und sagt: „apple.“ Ms. eberle hat Jonas nach dem schlafen aus dem schlafzimmer geholt, nun sitzt er zusammen mit Zamuel auf dem wickeltisch. Ms. eberle hat Zamuels windel gewechselt. er hatte Pipi in der windel. auf einmal wendet Jonas den Blick Ms. eberle zu, zeigt auf die windel von Zamuel und sagt: „Zamuel no poo, Jonas stinky poo“, dabei zeigt er auf seine eigene windel .Zamuel sitzt am frühstückstisch und zeigt auf etwas und sagt „schiff“ – jedenfalls ist es das, was wir verstehen. louis hatte einen adidas-Pullover an und wir erklären Zamuel, dass es

eine „adidasblume“ ist und kein schiff. er zeigt weiter auf et-was und wiederholt „schiff“. wir bitten Zamuel aufzustehen und uns das „schiff“ zu zeigen. er steht auf und geht zur wand, zeigt auf das Poster, auf dem gebastelte schafe hängen, und sagt „sheep“. wenn lea mit dem wickeln fertig ist, liebt sie es, in den armen von Ms. tu vom wickeltisch zu „fliegen“. Ms. tu begleitete ihr tun anfangs jedes Mal mit Zählen: „one, two, three“. Nach ei-ner weile begann lea mitzuzählen – inzwischen genießt sie es, mit selbst gesprochenem „one, two, three“ vom wickeltisch zu „fliegen“. es ist schön, Momente wie diese mit unseren kindern haben zu dürfen, und wir freuen uns, dass die kinder die englische spra-che für ganz selbstverständlich annehmen und im alltag damit sehr gut zurechtkommen.

spiel/raum: frau Brode, sie unterstützen unser „wun derland“-team derzeit bei der Qualifizierung „sprachliche Bildung und förderung“. welches übergeordnete Ziel ist mit der sprachför-derung in der kita verbunden?

Dorothea Brode: Bildungsziel der sprachförderung in der kita ist es, dass die kinder gegenüber sprachen aufgeschlossen sind. aus der pädagogischen Perspektive geht es darum, wie wir es schaffen, die kinder in eine ihnen noch nicht vertraute kultur einzuladen.

was ist die erste lektion, die die erzieher in der Beschäftigung mit dem thema in der regel lernen?

Dorothea Brode: Ganz wichtig ist, dass ich keinem kind die sprache verbiete, in der es sich äußern kann und will. wir be-

obachten und motivieren, wir gestalten die umgebung, um dem kind gute lernbedingungen zu ermöglichen. aber den weg des lernens bestimmt das kind selber, den können wir nicht steuern. ein teil der kitas bei impuls arbeitet im multinationalen umfeld – dies bringt herausforderungen im alltag mit sich. frau schrö-der, was finden sie wichtig im umgang mit sprachlicher diver-sität in der kita?

Esther Schröder: wichtig ist schon das aufnahmegespräch. wenn eltern ihr kind bei uns anmelden, dann befragen wir sie ausführlich dazu, wie es mit der sprachbiografie in der familie aussieht: wir fragen, aus welcher kultur die einzelnen famili-enmitglieder kommen, wer in der familie welche sprachen spricht und mit wem und seit wann. Jeder Mensch hat eine in-dividuelle „sprachgeschichte“, egal, wie klein er ist. daher ist dieser erstkontakt zu den familien so wichtig, damit später die sprachförderung darauf aufbauen kann. haben eltern, die nach deutschland kommen, die sorge, dass sie es ihren kindern schwer machen, die neue sprache zu ler-nen, wenn sie mit ihnen weiter die herkunftssprache sprechen?

Esther Schröder: Ja, diese sorge gibt es! eine kollegin gewöhnt derzeit ein kind ein, dessen Mutter aus ägypten kommt. sie er-zählte, dass die Mutter, die das kind in den ersten tagen beglei-tete, mit ihm in der kita deutsch sprach. Meine kollegin fragte sie daraufhin, ob sie das zu hause auch tue. das war glückli-cherweise nicht der fall. wir vermitteln den eltern, dass es gut ist, wenn sie in der sprache, in der sie selber zu hause sind, mit den kindern reden. ein kind, das sich in einer sprache zu hause und damit wohlfühlt, lernt auch andere sprachen leicht.

„Deutsch ist ja komisch!“Die Politik hat die sprachliche Bildung in Kindertagesstätten in den Blick genommen: Mit 400 Millionen

Euro fördert der Bund die Sprachförderung in Kindertagesstätten mit hoher kultureller Diversität, wenn

Kinder unter drei Jahren betreut werden. Insgesamt profitieren davon 4.000 Kitas. Auch die Bundeslän-

der legen vorschulische Sprachförderprogramme auf. Über die Ziele und Konzepte von Sprachförderung

sprachen für den spiel/raum Katrin Kronitz und Dr. Katharina Peters mit Dorothea Brode, Gründerin des

Institutes für Elementarbildung in Kassel, und mit Esther Schröder, Sprachförderkraft im Montessori-Kin-

derhaus Wunderland. Die Impuls-Kita ist eine der ausgewählten Kitas, die durch das Bundesprogramm

„Frühe Chancen“ Unterstützung für die Weiterbildung des Teams erhält.

11

Sprachförderung

in Kitas

im multikulturellen Umfeld

Dorothea Brode ist Diplom Supervisorin (DGSv), Pädago-gin, Referentin des Deutschen Jugendinstituts (dji) und zer-tifizierte Kon-Lab Multiplikatorin. Sie leitet das Institut für Elementarbildung (ife) in Kassel und bietet praxisorientierte Fortbildungen, Supervision und Beratung für pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätte, Hort und Grundschule an. Die von ihr entwickelte Schulungsreihe „Das Sprachnetz“ verbindet gezielte Sprachförderung mit Kon-Lab und Flink mit alltagsorientierter Sprachbildungsarbeit.

spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

Dorothea Brode: was unterschätzt wird: ein kind, das die re-geln einer sprache – und zwar egal, welcher sprache – be-herrscht, hat etwas wichtiges gelernt. Nämlich, dass es ein konzept gibt, nach dem die sprache aufgebaut ist und ange-wandt wird, ein sprachkonzept. diese erkenntnis ist ein Grundstein, auf dem das kind in jedem weiteren spracher-werb aufbauen kann.

wir sprechen in der förderung ja über eine altersspanne zwi-schen null und sechs Jahren. wie gestaltet sich die sprachför-derung bei kindern unter drei?

Dorothea Brode: Mit kindern unter drei Jahren arbeiten wir ausschließlich integrativ. die kinder dieser altersgruppe sind alle in der gleichen situation, egal, ob sie ein- oder mehr-sprachig aufwachsen: sie lernen die sprache erst kennen. wo gezielte sprachförderung in der krippe stattfindet, zum Bei-spiel mit den Materialien „lernen mit flink“, merken wir, dass ein großer teil des sprachförderbedarfes in der altersgruppe drei bis sechs gar nicht mehr auftritt.

Dorothea Brode: aber auch schon in der krippe ist es für er-zieher hilfreich, wenn sie nicht nur intuitiv sondern auch ex-plizit verstanden haben, nach welchen regeln unsere spra-che aufgebaut ist. denn das hilft bei der entscheidung, an welchem Punkt wir welche Materialien – Bilderbücher und spiele – einsetzen. hier reden wir natürlich eher von einem wunschbild, als von der realität: einem großen teil der Päda-gogen in den kitas ermöglichen weder die ausbildung noch die rahmenbedingungen, ein solches wissen zu erwerben und umzusetzen. da kann man nur hoffen, dass wir am anfang einer entwick-lung stehen. lassen sie uns über die sprachförderung zwi-schen drei und sechs Jahren reden …

Dorothea Brode: Bezüglich der altersgruppe zwischen drei und sechs Jahren streiten sich die wissenschaftler über die Methoden der sprachförderung und sprachbildung. heute wird vielerorts ein integrativer ansatz verfolgt: lernen findet in der Gesamtgrup-pe am sprachlichen Vorbild statt. erzieher verstehen sich als sprachvorbilder, die ihr tun mit sprache untermalen und ständig anlässe für das sprechen schaffen. das ist ein wichtiger teil der sprachbildung. angesichts dessen, dass heute bis zu 20 % der kin-der, egal, ob sie bilingual oder monolingual aufwachsen, sprach-verzögerungen aufweisen, greift das bei vielen, aber nicht bei allen kindern. es gibt kinder, die teile des konzeptes hinter der sprache nicht verstehen und die brauchen gezielte förderung, da-mit sie die Begeisterung für die sprache entwickeln können.

können sie uns ein Beispiel nennen, wo kinder beim sprach-konzept der deutschen sprache stolpern können?

Esther Schröder: die deutsche sprache bildet zum Beispiel den singular und Plural, indem sich das hauptwort verändert: der fuchs, die füchse. andere sprachen, zum Beispiel russisch oder türkisch, bilden den Plural so, dass es übersetzt ins deut-sche „mehrere fuchs“ heißen würde. durch die kon-lab-Ma-terialien, die ich in der arbeit einsetze – das sind Bildkarten, die den kindern einen praktischen Zugang zu der neuen spra-che ebnen –, hat ein vierjähriger türkischer Junge plötzlich verstanden, dass füchse und fuchs zwei worte für das Gleiche sind, nur die anzahl sich unterscheidet. da war er fassungs-los, dass das so geht! „deutsch ist ja komisch, frau schröder“, sagte er aus tiefstem herzen und mir wurde einmal mehr klar: was ich für selbstverständlich nehme, erkläre ich nicht. wer die regel nicht intuitiv versteht, muss in jeder situation aus dem kontext heraus raten, worum es geht. diesem Jun-gen genügte die eine erklärung, er kann jetzt den Plural ver-stehen.

wie arbeiten sie mit kindern, denen sich der konzeptuelle Zugang zur sprache nicht ohne weiteres erschließt?

esther schröder: wir sprechen gezielt einzelne kinder an und fragen, ob sie lust haben, in einer kleinen Gruppe mitzuma-

Esther Schröder ist Erzieherin sowie Ergo- und Lernthera-peutin. Sie hat ein Montessori-Diplom und wendet die Kon-Lab-Materialien an. Sie hat zunächst mit gezielten Sprachfördermaßnahmen in der Kita begonnen und baut derzeit gemeinsam mit dem Team im Wunderland die Sprachförderung als Bestandteil des Alltags aus.

12 spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

was ist für erzieher in der sprachbildung der altersgruppe null bis drei Jahre wichtig?

Esther Schröder: in der krippe gilt noch viel mehr als in der kita: kinder kommunizieren ständig – und manchmal spre-chen sie auch. Bei den ganz kleinen sind die nonverbalen an-teile noch so hoch, dass die erzieher vor allem in der lage sein müssen, sich einzufühlen und Zeichen zu deuten. was bedeutet das weinen? was bedeutet diese oder jene körper-bewegung?

chen, die sich unter der woche täglich für zehn Minuten trifft, um sprachspiele zu machen. dort setzen die erzieher die kon-lab-Materialien ein und machen damit gute erfahrungen. die kinder können mithilfe der spiele die strukturen der sprache intuitiv verstehen und einüben, beispielsweise Verben ablei-ten oder den richtigen artikel verwenden.

und welche erfahrungen machen sie im hinblick auf den lern erfolg? esther Schröder: Besonders deutlich wurde mir der lernerfolg durch die äußerung einer kollegin, die seit zehn Jahren in der kita arbeitet. sie sagt, dass sie noch niemals in der zehnjähri-gen tätigkeit einen so drastischen wechsel erlebt habe: Man habe mit dem Voranschreiten des sprachförderprogramms se-hen können, wie die kinder sich in ihrer kommunikation nach außen geöffnet hätten. Vorher entstanden Gruppen innerhalb der Gruppe, wenn mehrere kinder eine andere sprache spra-chen. Jetzt treten diese kinder in die Gesamtgruppe ein. wir haben auch beobachtet, dass ein stark sprachentwicklungsver-zögertes kind sich inzwischen traut, sich mitzuteilen – sowohl im einzelkontakt als auch im sitzkreis mit den anderen. Bei an-deren kindern konnten wir feststellen, dass sie die deutsche sprache viel stärker benutzen. alle kinder nutzen das sprach-

13spiel | raum Pädagogischer alltag / Bilingualität

Das Fachgespräch mit Frau Brode und Frau schröder führten Dr. Katharina peters (oben) und Katrin Kronitz

sPrachförderMethode koN-laB

das kon-lab-sprachförderprogramm wurde vom Babyforscher und sprachwissenschaftler dr. Zvi Penner an der universität kons-tanz entwickelt. es eignet sich für die arbeit mit allen kindern von drei bis sechs Jahren und orientiert sich an den Bildungs- und ori-entierungsplänen. die spiele und Materialien – bunte Bildkarten, Puzzles, lernsoftware, Bilder- und hörgeschichten – können nach einer mehrtägigen schulung zur förderung sprachauffälliger kin-der und für kinder mit deutsch als Zweitsprache eingesetzt wer-den. Ziel ist der erwerb sprachlicher regeln, komplexer wortbe-deutungen und situationsunabhängiges sprachverstehen.

Lernen mit Flinkdas Material „lernen mit flink“ wurde von dr. Zvi Penner für kinder unter drei Jahren entwickelt und umfasst vier Pakete mit lesebuch und Bildkarten für förderspiele, die den sprachentwicklungspro-zess unterstützen.weitere informationen zur schulungsreihe „das sprachnetz“ fin-den sie unter www.ife-kassel.de

wellen-waves-sea-see-ozean-ocean-water-wasser-regen-rain-tropfen-drops-waschen-wash-w

ellen-w

aves

wellen-waves-sea-see-ozean-ocean-water-wasser-regen-rain-tropfen-drops-waschen-wash-w

ellen-w

aves

wellen-waves-sea-see-ozean-ocean-water-wasser-regen-rain-tropfen-drops-waschen-wash-w

ellen-w

aves

fördermaterial gerne in der freiarbeit – und alle „sprachkin-der“ wirken „aufgetauter“.

Vielen dank für das Gespräch.

ein leitfaden für Bewegungseinheiten in der kita, die konzeption und realisierung einer elterninformations-broschüre, die Neustrukturierung des pädagogischen

alltags, Möglichkeiten der stressreduzierung: die teilnehmen-den des Qfk-lehrgangs haben ganz unterschiedliche themen aufgegriffen. „es ist immer wieder faszinierend, welche span-nenden Projekte da zusammenkommen“, sagt fleur lüthje, unternehmensentwicklung bei impuls soziales Man agement. „wir freuen uns mit den teilnehmenden, dass sie ihre entwick-

lungschancen so vielfältig nutzen und gratulieren von seiten der Geschäftsführung zu den erfolgreichen abschlüssen!“ teilgenommen hatten pädagogische Mitarbeiter, die sich für die leitung, stellvertretung oder Projektleitung einer kinder-tagesstätte qualifizieren möchten – wie Marike van der werf, seit 2009 Gruppenleiterin bei den kleinen hüpfern in kassel: „Mein Ziel war, mehr einblicke in die administrativen Vorgän-ge einer kita zu erlangen. da ich schon als Vertretung einge-setzt war, wollte ich meine kompetenzen festigen und siche-rer in meinem handeln werden“, sagt die 29-Jährige. „der kurs hat mir sehr viel gebracht, vor allem die themen selbst- und konfliktmanagement empfand ich als sehr hilfreich, auch im Zusammenhang mit Motivation und delegation. außer-dem reiften meine ‚social abilities’ durch den intensiven aus-tausch mit den anderen und durch die themenbezogenen rollenspiele.“ Gut gefallen habe ihr, dass themen wie kun-denorientierung, wettbewerbsfähigkeit und öffentlichkeits-arbeit vermittelt worden seien, „das lernt man in der regel nicht während der Berufsausbildung“. Mehr raum hätte sie sich für die themen Budgetierung und arbeitsrecht ge-wünscht.

auch isabel kauth, die seit Januar 2012 das sternchen in wörth leitet, hat am lehrgang teilgenommen: „frau stier hat mir von dem lehrgang erzählt, ich fand die inhalte sehr interes-sant und sinnvoll und habe mich beworben. dann kam das angebot, in wörth die leitung zu übernehmen, das hat mich zusätzlich motiviert“, sagt die diplom-sozialpädagogin. „im lehrgang konnte ich mir theoretisches wissen, aber auch praktisches handwerkszeug aneignen, dadurch bin ich in meiner Position sicherer geworden. die Gespräche in der Gruppe waren ebenfalls sehr bereichernd, für diesen aus-tausch hätte ich mir aber noch mehr raum gewünscht“, so die 31-Jährige. „auch die themen konfliktmanagement und recht hätten inhaltlich und zeitlich einen größeren umfang haben können. insgesamt hat sich die Mühe für mich aber auf jeden fall gelohnt und ich habe von der teilnahme am Qfk nur profitiert“, sagt isabel kauth. Mit dem Qfk-lehrgang reagiert impuls soziales Management auf die gestiegenen anforderungen: wer eine kindertages-stätte professionell gestalten will, muss heutzutage Manage-mentqualitäten haben – und gut ausgebildete führungskräf-te, die ressourcen- und kundenorientiert handeln und mit Projektmanagement, Personalentwicklung, organisations-entwicklung und Qualitätsmanagement sicher umgehen können, sind sehr gefragt. die nächste Qualifizierung (Qfk Vi) startet voraussichtlich im frühjahr 2014. guz

5. QFK-Lehrgang erfolgreich beendetGeschäftsführung gratuliert 15 angehenden Leitungskräften

14 spiel | raum Neues aus der Geschäftsstelle

es war bereits die fünfte Qualifizierung für den führungs-nachwuchs: 14 erzieherinnen und ein erzieher haben diesmal an dem 16-monatigen impuls-lehrgang teilge-nommen. als abschlussarbeiten präsentierten sie Ma-nagement-Projekte, die sie in ihren einrichtungen reali-siert hatten.

Die Teilnehmenden des 5. QFK-Lehrgangs und ihre Projekte

Natalie Ayasse, sternchen sindelfingen: MusikzimmerIris Bächt, casa Bambini kassel: fest der kulturenSvenja Becker, t-Pünktchen darmstadt: sommerfest der kita t-PünktchenJens Beckers, lumiland Grillostraße essen: leitfaden für die Be-wegungseinheitenMelanie Bornhage, kiwi kassel: spielzeugfreier kindergartenDaniela Damm • kiwi kassel: kinder unter 3 - ein handbuch zur entwicklungsdokumentationSara Frey • Mitarbeiterin einer öffentlichen einrichtung der stadt kassel: Basiskompetenzen bei kindern fördernSara Gilde • Mitarbeiterin einer öffentlichen kita in Bremen: themenelternabendeAnja Hamann • sternchen sindelfingen: stressreduzierung im alltagCornelia Ibrahim • sternchen sindelfingen: Bewegungsange-bote für kinder im u3-BereichIsabel Kauth • sternchen wörth: Überarbeitung und Neustruk-turierung des pädagogischen alltagsLarissa Kurz • wilde hummeln darmstadt : erstellung eines int-ranetsConstanze Lofink • Mitarbeiterin einer öffentlichen kita der stadt langenselbold: teamleitfadenKatja Wahlhäuser • Mitarbeiterin einer öffentlichen kita der stadt kassel: erstellung einer elterninformationsbroschüreMarike van der Werf • kleine hüpfer kassel: umzug mit den kindern und pädagogischer alltag

Von Anna-Lena Meier

da ich im kinderhaus „frech daxe“ als bilinguale fachkraft einmal wöchentlich die Vorschulgruppe „schlau daxe“ begleite, wollte ich gern ein Praktikum an einer schule

in einem englischsprachigen land absolvieren. unterstützung für eine hospitation im europäischen ausland bietet das Projekt „frühpädagogisches fachpersonal unterwegs in europa“ des europahauses aurich (siehe infokasten).frau dr. Peters und frau kronitz vermittelten mir einen kontakt zur emmaville Primary school in crawcrook, ganz in der Nähe von Newcastle (england). Nach einer kurzen Bewerbung und einigen telefonaten bekam ich im November die Zusage. Zu-nächst lernte ich mit anderen Programmteilnehmern an einem

Vorbereitungswochenende im europahaus aurich Bildungs- und Betreuungssysteme anderer europäischer länder kennen. am 17.3. startete ich dann endlich in mein zweiwöchiges Prak-tikum.in der foundation stage, in der ich die meiste Zeit tätig war, wer-den in der Nursery class und der reception class insgesamt 52 kinder betreut. der größte unterschied zu unserem schulsystem ist die altersstruktur. kinder ab dem 3. lebensjahr besuchen hier den Vorschulzweig der Grundschule. sie werden von zwei leh-rerinnen, zwei assistentinnen und einigen Praktikanten ab 8.45 uhr beim freispiel begleitet und in fächern wie reading, hand-writing und mental math unterrichtet. auch wenn ich mich an-fangs an den sehr schulischen tagesablauf gewöhnen musste, konnte ich mich gut einbringen, machte viele tolle erfahrungen, lernte nette kollegen kennen und konnte viele neue Materialien für meine arbeit im kinderhaus mitnehmen. Mit den „schlau daxen“ hatte ich vor Beginn der reise eine Bil-dermappe vorbereitet, in der sie den englischen kindern unse-ren kindergarten, Braunschweig und die Besonderheiten deutschlands vorstellten und außerdem bildlich viele fragen stellten. die kinder der emmaville school waren sehr begeistert! so konnte ich eine „englandmappe“ mit nach hause nehmen, in der die „frech daxe“ nun viele Bilder, rezepte, englische lied-texte und Besonderheiten der Grundschule finden können.

Fachpersonal unterwegs in EuropaGefördert durch das eu-Programm leonardo Mobilität bietet das europahaus aurich seit august 2011 fachkräf-ten aus der frühpädagogik die Möglichkeit, eine zwei- bis vierwöchige hospitation im europäischen ausland zu absolvieren. die reise- und unterkunftskosten wer-den mit Pauschalsätzen zwischen 620 euro und 1.000 euro gefördert. informationen: katrin kronitz, tel.: (0561) 7 81 84-38, e-Mail: [email protected], www.europahaus-aurich.de/fruehpaedagogik.html

Wie es ist, wenn man die Sprache nicht versteht sternchen-Mitarbeiterin hospitert in Vilnius

weil die fluggesellschaft ihren koffer am flughafen stuttgart hatte stehen lassen, stand Peggy christina Glaser kurz vor Mitternacht ohne kontaktadressen

in Vilnius. doch das ist nicht der Grund, weshalb die erziehe-rin ihren aufenthalt in der hauptstadt litauens nicht verges-sen wird: „es war sehr spannend, in der kita „saules gojus“ zu hospitieren, in der die kinder neben ihrer Muttersprache li-tauisch auch deutsch und englisch lernen – und dabei viel über ein wunderschönes land zu erfahren, das ich sonst viel-leicht nie besucht hätte“, sagt Peggy christina Glaser, die bei den sternchen in Gaggenau als englischsprechende erziehe-rin arbeitet. auch ihr aufenthalt wurde über das Projekt „früh-pädagogisches fachpersonal unterwegs in europa“ des euro-pahauses aurich gefördert. „es ging mir nicht nur darum, mei-ne englisch-kenntnisse aufzufrischen, sondern auch darum, ein anderes land und eine andere kultur kennenzulernen“, so die 26-Jährige. sie erfuhr zum Beispiel, dass die erzieher-aus-bildung vier Jahre dauert und mit einem hochschulabschluss beendet wird. „dadurch, dass ich selbst kein litauisch spre-che, war es für mich auch eine interessante erfahrung zu erle-ben, wie es ist, wenn man etwas wirklich nicht versteht“, sagt sie. „ich kann mich jetzt besser in die kinder, die eine sprache

15spiel | raum unterwegs

Vorschule ab 3 Jahren Mein Praktikum in Newcastle

lernen, hineinversetzen.“ den ausführlichen reisebericht mit vielen fotos sowie weitere Berichte von impuls-Mitarbeitern „unterwegs“ finden sie unter „aktuelles“ auf unserer home-page www.e-impuls.de. guz

20032003

20132013Hort

2013 3 x

10. Geburtstag!drei impuls-einrichtungen feiern in diesem Jahr

ihr zehnjähriges Bestehen: in hannover die solkids, eine betriebliche kindertagesstätte der

abbott laboratories Gmbh, in kassel die öffentliche kindertagesstätte kleine hüpfer

und ebenfalls in kassel der hort calluna in der Grundschule am heideweg.

wir gratulieren herzlich zu diesem Jubiläum!

solkidsHüpfer

Kleine

Callu

na