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servants NR. 59 / MAI 2010 news 9 Ein Häuptling lernt lesen | 11 Study now, pay later | 14 Erholung bei den Guerillas «Ich finde es schön, dass die Kirche im Quartier ein Ort ist, wo man sich hinge- traut, wenn einem sonst niemand mehr begegnen möchte.» Regula Hauser, Seite 10

Servants Newsletter Mai 2010

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«Ich finde es schön, dass die Kirche im Quartier ein Ort ist, wo man sich hinge- traut, wenn einem sonst niemand mehr begegnen möchte.» Regula Hauser, Seite 10 9 Ein Häuptling lernt lesen | 11 Study now, pay later | 14 Erholung bei den Guerillas N r . 5 9 / M a i 2 0 1 0

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servantsN r . 5 9 / M a i 2 0 1 0

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9 Ein Häuptling lernt lesen | 11 Study now, pay later | 14 Erholung bei den Guerillas

«Ich finde es schön, dass die Kirche im Quartier ein Ort ist, wo man sich hinge-traut, wenn einem sonst niemand mehr begegnen möchte.» Regula Hauser, Seite 10

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Neulich traf ich einen Freund, der ei-nen geistig behinderten Sohn hat. Er erzählte mir über einen Wettlauf, wor-an dieser teilnahm. Der Knabe führte mit grossem Vorsprung bis kurz vor der Ziellinie, als ein Kind hinter ihm stürz-te und zu weinen anfing. Sofort lief er zurück, um ihm zu helfen, und die an-deren Teilnehmer folgten ihm. Am En-de durchschritten sie alle gemeinsam das Ziel. Mein Freund regte sich zuerst darüber auf, dass sein Sohn den sicheren Sieg verschenkt hatte, doch dann wurde ihm klar, dass dies richtig war. Trotz sei-ner geistigen Behinderung zeigt uns dieses Kind die Hässlichkeit unseres Konkurrenzdenkens. Wer immer der Erste sein will, nur an seine eigenen In-teressen denkt und andere sich selbst überlässt, ist wirklich behindert. Jesus sagt, dass wir allen dienen müssen, um Erster zu sein. Wie verändert sich unsere Welt, wenn wir dem Beispiel des Jungen folgen? Wenn wir uns zuerst um die kümmern, die im Leben gestürzt sind und nicht alleine hochkommen? Wie verändert sich die Welt, wenn wir die Randstän-digen in den Mittelpunkt stellen, die Armen, die Schwachen, die Alten und die Einsamen? Nur selbstlose Liebe kann uns von un-serer Behinderung heilen. Durch den selbstlosen Geist von Jesus können auch wir selbstlos lieben. Das macht uns zu wahren Gewinnern, weil sich Liebe mehrt, wenn wir sie mit anderen teilen! Ich möchte immer mehr von dieser selbstlosen Liebe, damit meine moralische Behinderung geheilt wird und ich wie dieser Junge frei bin, ande-ren zu dienen!

Peter Nitschke, ehemaliger Mitarbeiter von Servants Manila

Wer ist nun wirk-lich behindert?

E D i T O r i a L

Titelbild: Quiapo in der Nähe des Hauses von Onesimo Kids

©Tanja Demarmels www.tanjademarmels.ch

K a M b O D s c h a

s E r V a N T s

und Material zur Verfügung. Ein richti-ges Spital entstand und Sophat Nourn arbeitete viereinhalb Jahre dort.Danach ging sie ins Grenzgebiet zu Thailand, wo sie zusammen mit vielen anderen hoffte, in die USA auswandern zu können. Aber die Chancen waren schlecht. Sie liess diese Hoffnung hinter sich und bemerkte bald, dass Gott sie dazu berief, den Menschen in Kambod-scha zu dienen. So arbeitete sie weiter-hin als Krankenschwester im Grenzge-biet zu Thailand und wirkte in der Leitung einer dort entstandenen Kirche mit. 1992 ging sie nach Kambodscha zurück und half bei der Durchsetzung von nationalen Wahlen durch die Ver-einten Nationen.

Ganzheitliche Betreuung1996 begann sie bei den Little Conque-rors als Krankenschwester zu arbeiten und übernahm schliesslich die Pro-grammkoordination. Viele der Kinder dort sind nicht nur sehr arm und haben eine Behinderung, viele sind auch Op-fer von häuslicher Gewalt. Sophat leis-tet gerne ihren Beitrag zur körperlichen und spirituellen Heilung dieser Kinder. Sie erzählt ihnen von Jesu Liebe, wäh-rend sie sich auch um ihre Körper und Herzen kümmert.

Kristin Jack

Der Bericht ist dem Servants-Buch «The Sounds Of Worlds Colliding» entnom-men. Weitere Autoren sind unter ande-ren Regula Hauser, Joshua Palma, Becky & Efren Roxas, Christian Schneider, Rita Schreier-Reist und Daniel Warten-weiler Es erschien Ende 2009 im Verlag «Hawaii Printing House».

Sophat Nourn koordiniert die Little Conquerors, ein von Servants gegründeter Dienst unter behinderten Kindern in den Slums von Phnom Penh, der inzwischen zur kambodschani-schen Partnerorganisation TASK gehört.

Sophat Nourn wurde 1951 in ein christ-liches Elternhaus geboren. Christen waren eine winzige Minderheit und die meisten wurden Ende der Siebzigerjah-re unter Pol Pot umgebracht. Sophat verbrachte eine glückliche Kindheit und heiratete mit zwanzig Jahren einen Christen und erwartete ein glückliches Leben mit ihm.

Verfolgung durch die Roten KhmerAber vier Jahre später übernahmen die Roten Khmer von Pol Pot die Macht. Um Familienbanden zu zerstören, wur-den auch sie auseinandergerissen. Die Frauen und Männer kamen in verschie-dene Arbeitslager. Die Kinder wurden indoktriniert und als Spione gegen die eigenen Eltern eingesetzt. Sie sollten Anzeichen von Widerspruch melden. So wurden in Kambodscha die Kinder zu Verrätern ihrer Eltern, was für viele den Tod bedeutete. Sophat Nourn ar-beitete täglich bei tropischer Hitze von morgens um fünf Uhr bis zehn Uhr nachts auf den Reisfeldern. Dazwischen gab es nur eine kurze Esspause. Einmal pro Monat durfte sie ihren Mann tref-fen, bis er eines Tages wegen eines an-geblichen Vergehens hingerichtet wur-de. Kürzlich unternahmen die Betreuer der Little Conquerors einen Ausflug. Da zeigte Sophat Nourn auf ein Feld hinter dem Fluss und sagte: «Dort ha-ben sie meinen Mann hingerichtet.»Einmal pro Woche durfte Sophat Nourn ihre drei kleinen Kinder sehen. Fünf Monate nach ihrer Gefangennahme starb die fünfjährige Tochter an einer unbehandelten Erkrankung.

Spital neu eröffnet1979 eroberten vietnamesische Streit-kräfte Kambodscha und beendeten die Herrschaft der Roten Khmer. Mit Freu-dentränen erlebte Sophat Nourn das Wiedersehen mit ihren beiden überle-benden Kindern und ging nach Phnom Penh. Dort sah sie ein grosses leer ste-hendes Spital. Zusammen mit einer Freundin fragte sie sich, ob man dieses Spital benutzen könne. Bald darauf brachte sie mit ein paar Helfern kranke Leute mit Hängematten und sorgte sich um sie. Nach einer Weile stellte die neue Regierung medizinisches Personal

«Hier wurde mein Mann hingerichtet»

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logisch?) erinnert er mich am ehesten an Brandopfer- und Räucheraltar im sa-lomonischen Tempel. Auch damit müs-sen damals unglaubliche Geruchsemis-sionen verbunden gewesen sein.Gerne würden wir euch etwas vom Rauch und vom Rauschen bildlich über-mitteln, Stattdessen hier ein nettes Bild von oben.

R. & M. aus Yangon, Myanmar (Burma)

M y a N M a r

P i O N E E r s

Schwer verkehrte Containertrucks wir-beln den Staub vor unserem kleinen, solargeheizten Balkon ganz und gar nicht geräuschlos auf …Zwischen elf Uhr abends und fünf Uhr morgens ist es rund um unsere neue Bleibe einigermassen ruhig. Abgesehen von sporadisch grölenden Besoffenen, streitenden Velotaxifahrern und gitar-rebewaffneten Jugendlichen. Dazwi-schen gibt es Geräusche, für die die passenden Verben noch gefunden wer-den müssten: Unter unseren stets offe-nen Fenstern liegt ein gut besuchter Tea Shop mit entprechendem Ge-räuschpegel. Ergänzt wird er lautstark vom Verkehr und den je nach Strom-versorgungssituation entweder rattern-den Generatoren und Generatörchen oder scheppernden Wasserpumpen und Ventilatörchen. Nicht zu verges-sen die Gesprächskulisse in einer Spra-

che, die uns immer noch schmerzlich spüren lässt, dass wir Fremdlinge sind im Lande Myanmar.Vor Kurzem habe ich (M.) eine neue, si-tuationsgerechte Gebetshaltung aus-probiert: Statt die Hände zu falten oder sonstwie fromm zu platzieren, halte ich sie mir über die Ohren. Dann kann ich das um mich quengelnde Rauschen etwas dämpfen und nehme dafür mei-nen Atem und meine innere Stimme wahr. Es ist aber nach wie vor schwer zu sagen, durch welche Geräusche ich glaube, Gottes Stimme zu hören. Sind es vielleicht doch die grölenden Süffel und die vorbeiknatternden Trucks?Die Tea Shop-Küche wird – der dürfti-gen Energieversorgung angepasst (Strom ist selten, Gas ist teuer!) – mit Holzkohle betrieben. Der damit ver-bundene rauchende Wohlgestank er-füllt unsere Räume. Theologisch (tee-o-

Rauch und Rauschen aus Südost

R. & M. sind seit dem Sommer in Myanmar (Burma) und möchten längerfristig mit Menschen am (unteren) Rand der Gesellschaft unterwegs sein. Nun haben sie sich in einer zartgrün gestri-chenen kleinen Einzimmerwohnung im Osten von Downtown eingerichtet. Sie liegt an der Merchant Street unweit des Frachthafens von Yangon.

Tea Shop von oben

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P h i L i P P i N E N

O N E s i M O

Wiedersehen nach 15 Jahren

Romeo wuchs in grosser Armut auf, sein Vater hatte keine feste Arbeit und kam oft betrunken nach Hause. Der Knabe musste mitansehen, wie seine Mutter vom Vater geschlagen wurde. Es kam noch schlimmer: Ein Streit bei ei-nem Saufgelage endete für den Vater tödlich. Für die Mutter war die Versor-gung der Kinder nun noch schwieriger.

Eines Tages brachte sie wieder einen Mann mit nach Hause, der dann gleich mit seinen Eltern bei ihnen einzog. Das schmerzte Romeo sehr. Diese bittere Fa-miliensituation und der Hunger trie-ben ihn auf die Strasse, wo er bettelte und zu stehlen begann. Dann brachte ihn die Mutter zusammen mit seinen beiden Schwestern ins Adoptivheim. In Romeos Herzen wuchsen der Zorn und der Hass gegenüber seiner Mutter, die ihn wegen ihrem neuen Mann ver-stiess. Er wollte sie nie mehr sehen. Aber auch im Heim erlebte er Gewalt, diesmal durch die Leiter. So rannte er weg und wurde ein Strassenkind. Er be-gann Drogen zu konsumieren und wur-

de für ein Jahr zur Rehabilitation einge-liefert. Wieder in Freiheit wurde er zum Taschendieb und unter Drogeneinfluss half er gar bei einem Raubüberfall mit. Dies brachte ihn ein halbes Jahr lang ins Gefängnis, wo ihn die grosse Bruta-lität prägte. Als er freikam, kämpfte er für sich selber und erwartete von nie-mandem Hilfe. Auf Provokationen re-agierte er mit Gewalt. Er war gefürchtet und viele empfanden Zorn gegenüber dem jungen Hitzkopf.

Freundschaft auf der StrasseRomeo befreundete sich mit einem Strassenmädchen und half bei einem Taxibetrieb, während sie duftende Blu-menkettchen verkaufte. Manchmal hatten sie dennoch Hunger und fisch-ten sich zusammen ihr Essen aus dem Abfall. Sie schliefen auf der Strasse auf einem Stück Karton oder bei Freunden in einer Slumhütte. Das Leben auf der Strasse war lärmig, ohne festen Schlaf-platz. Man schlief einfach dort, wo ei-nen die Müdigkeit überfiel. Romeo litt an Hunger, Angst, Einsamkeit und er vermisste seine Schwestern, die er im Heim zurückgelassen hatte.

Vergebung setzt Gefühle freiAls er von einer Onesimo-Gruppe er-fuhr, die in ein Lager nach Puerta Gale-ra ging, wollte er sich anschliessen. Er sehnte sich nach Ruhe mit innerem

und äusserem Frieden. Als er sich an-melden wollte, war jeder Platz besetzt, aber er liess nicht locker und durfte schliesslich mit. Nach dem Lager blieb er in einem Zentrum von Onesimo, weil er einen Ort zum Überleben such-te. Aber bald war er wieder zurück auf der Strasse. Die Leiter beschlossen, ihm eine zweite Chance zu geben und such-ten ihn auf. Das überraschte ihn so sehr, dass er zustimmte, sein Leben nun zu verändern. Er kam zurück ins Zent-rum. Hier begann er sich für die Bibel zu interessieren und sich langsam zu verändern. Er war begabt im Zeichnen und erledigte seine Arbeit gewissen-haft. Dank seiner Hingabe konnte er die Leitung eines Onesimo-Zentrums übernehmen. Er erzählte nur wenig über sich und galt hier eher als ver-träumter Einzelgänger, der nicht viel von sich preisgeben will. Als er sieben Jahre bei Onesimo war, gestand er in ei-ner Aussprache seinen Zorn auf die Mutter und dass er damals seine Schwestern im Adoptivheim verlassen hatte. Er weinte wie ein Kind, das sich nach der Umarmung von liebenden El-tern sehnt. Und er verriet seinen ei-gentlichen Vornamen Leo. Dank Got-tes Hilfe konnte er seiner Mutter vergeben und in ihm wuchs eine Sehn-sucht, wieder mit seiner Familie vereint zu sein.

Ein Traum geht in ErfüllungNach einer hartnäckigen Suche kam es zu einem bewegenden Wiedersehen nach fünfzehn Jahren Trennung. Die Mutter schaute ihren Sohn genau an, bevor sie einander unter Tränen in die Arme schlossen. «Mein Sohn, es tut mir so leid, vergib mir», schluchzte die Mutter, «ich habe so lange nach dir ge-sucht, mein Sohn! Du weisst ja, wir hatten kein Geld. Ich suchte nach dir auf dem Land und in zwei Gebieten von Manila. Denke nicht, dass du mir egal wurdest, Leo! Danke, dass du nun vor mir stehst!» Leo starrte vor sich hin. Er schien das Wiedersehen mit seiner verlorenen Familie noch nicht glauben zu können, von dem er so lange Zeit geträumt hatte.

Dennis Manas

Romeo wurde von seiner Mutter verstossen. Bei Onesimo lernte er, ihr zu vergeben, was zu einem bewegenden Wiedersehen nach fünfzehn Jahren führte.

In Romeos Herzen wuchsen der Zorn und der Hass gegenüber seiner Mutter, die ihn wegen ihrem neuen Mann verstiess.

Leo Romeo Mercado

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Schulabschluss und Vorbereitung der Lager

Ausbildung für KleingruppenleiterIm Dezember fand wieder das jährliche Lager in Camp Rock statt, wo 66 Teen-ager als Kleingruppenleiter ausgebildet wurden. Die Mädchen und Jungs ka-men aus verschiedenen Onesimo- und Slumgemeinschaften und setzten sich mit dem Thema Freundschaft ausein-ander. Mit Fächern wie Lebenskunde und Lehrmethodik bereiteten sie sich auf die Sommerfreizeiten vor. Dazu werden wieder einige Hundert junge Menschen erwartet, die an diesem Strand das Abenteuer ihres Lebens fin-den! Dank Lothar und Ingrid Weissen-born ist die Anlage frisch renoviert, und die OJC Reichelsheim finanziert den Bau eines neuen Spielplatzes.

Abschlussfeier und NeustartEnde Januar konnten 22 Jugendliche nach einem harten Semester Rehabili-tation in die Klassen der Erwachsenen wechseln, wo sie neu herausgefordert werden. 93 Jugendliche von Onesimo und aus den benachbarten Slums be-gannen mit viertel- bis halbjährlichen Berufskursen in Automechanik, Schweis-sen, Nähen, Kochen, Backen, Handyre-paratur, Elektriker- und Schreinerarbei-ten. Der Leiter Dennis Manas freut sich besonders über Familienangehörige, die an der Feier teilnehmen und damit die Schüler ermutigen. Ehemalige Pro-blemfälle lernen mit Gottes Hilfe, Ver-antwortung für ihr Leben zu überneh-men. Ein Vater reiste eigens aus dem tausend Kilometer entfernten Mind-anao an, weil er so dankbar ist für die grosse Veränderung im Leben seines Sohnes. Dieser handelte früher mit Drogen, war in Bandenkriege verwi-ckelt und brachte in einer Messerste-cherei beinahe jemanden um, kurz be-vor er zu Onesimo kam.

PartnerbeziehungenAuch die Leuchtturm-Gemeinschaft verbrachte ein paar Tage in Camp Rock: 54 Eltern erlebten mit ihren 39 Kindern eine schöne und intensive Zeit. Beim Thema «zusammen unterwegs» ging es um die Partnerbeziehungen. Zwei Paa-re nutzten die Gelegenheit zu heiraten. Viele Arme können sich keine Hochzeit leisten. Ingrid und Lothar dienten als

Trauzeugen. Sie wurden für viele eine Art Elternersatz und waren nun zum letzten Mal dabei.

Wochenende für MütterEnde Februar verbrachten ein Dutzend Mütter, ehemalige Teilnehmerinnen von Onesimo, zusammen ein Wochen-ende, wo sie über ihre Lasten, Träume und Pläne reden und beten konnten. Bis tief in die Nacht wurde gelacht und geweint – oft beides zur selben Zeit. Ei-ne Teilnehmerin bedankte sich mit ei-nem E-Mail: «Ich komme von einer Re-traite für junge Mütter zurück. Es war herrlich, zwei Tage weg von allen Sorgen, in den Hügeln vor der Stadt zu verbringen. Ich genoss die Gemeinschaft mit den ande-ren Müttern. Wir lernten einander in der kurzen Zeit viel besser kennen und konn-ten tiefe Freundschaften knüpfen und er-neuern. Dieses Erlebnis bedeutet mir un-glaublich viel und ich bin sehr dankbar, dass Onesimo diese Retraite für uns orga-nisiert hat. Ich hätte nie gedacht, dass eine kurze Pause von den Mutterpflichten zu ei-ner so grossen Hilfe und Ermutigung für uns wird!»

Onesimo in Manila bekannt machenIm Februar durften Vertreter von One-simo in der International Baptist Church, einer wohlhabenden Mittel-klasskirche, über ihre Arbeit berichten. Ausgerüstet mit neuen Broschüren, ei-ner Powerpoint-Präsentation und gros-sen Fotoplakaten machten sie sich auf ins Geschäftsviertel von Manila. Ein junger Teilnehmer erzählte im Gottes-dienst seine Lebensgeschichte und für die Strassenjugend wurde eine Kollekte gesammelt. Die anschliessenden Ge-spräche lassen hoffen, dass die philip-pinischen Christen Onesimo vermehrt unterstützen werden.

Christian Schneider

Onesimo führt regelmässig Lager für Strassenkinder und deren Eltern durch, wo sie gemein-sam eine neue Lebensqualität entdecken dürfen. Ein grosses Erfolgserlebnis für die Teilnehmer und Mitarbeiter von Onesimo ist jedes Jahr die Abschlussfeier der Schule.

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Informationsstand von Onesimo in der Kirche

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3 Möglichkeiten zu helfen

CHF 50.– (Euro 35.–) pro Monat ermöglichen einem Kind oder Jugendlichen, die Primar- oder die Highschool nachzuholen.

CHF 100.– (Euro 70.–) pro Monat beträgt die Unterstüt-zung, wenn Sie zusätzlich für Unterkunft und Verpflegung aufkommen möchten.

CHF 200.– (Euro 140.–) pro Monat decken alle Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Aus-bildung, 24-stündige Betreu-ung, Ausflüge, Camps und falls nötig auch medizinische, psy-chologische und psychiatrische Abklärung und Behandlung.

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Briefwechsel mit Patenkind

Matthew lebte als Strassenjunge und verstossener Halbwaise an verschiede-nen Orten und musste sich oft allein durchschlagen. Seit über drei Jahren lebt er in einer Gemeinschaft von One-simo. Er hat die obligatorische Schule abgeschlossen und einen Berufskurs in Catering und Party Service absolviert. Seit Ende Januar arbeitet er als Liefer-boy in einem Geschäft. Bei einem Fa-milienbesuch sah er, dass seine Ge-schwister nicht mehr zur Schule gehen können, weil das Geld dazu fehlt. Er fühlt sich nun verantwortlich, für seine Mutter und Geschwister zu sorgen.Der folgende Briefwechsel gibt Einblick in das Leben und die Anliegen von Matthew und seinen Schweizer Paten.

Andreas und Yolanda Meier haben vier Kinder, Jael, Noemi, Elias und Damaris. Sie wohnen in Nottwil und sind seit 2007 Paten von Matthew Delala-mon in Manila.

Sommer 2008Liebe Familie Meier

Mit vielen Jugendlichen aus verschiedenen Armenvierteln fuhren wir ins Sommercamp nach Puerto Galera. In der ersten Woche hatten wir das Thema Moses. Weil wir gute Teamplayer waren, gewannen wir zwei Spiele, bei denen wir viel fürs Leben lernten. Wir bestiegen den Mount Malasimbo. Obwohl er hoch und steil war, schafften wir es bis auf den Gipfel. Mit Gottes Hilfe kamen wir alle heil zurück ins Camp, wo wir darü-ber austauschten, dass sich diese Erfahrung auch auf das Leben als Christ übertragen lässt. Das Ziel war, den Berg-gipfel zu erreichen. Aber das war rutschig, hoch, weit und steinig. Wenn andere stolperten oder ausrutschten, riet ich ihnen, sofort wieder aufzustehen. Durchhalten ist wichtig. Auch im Leben rutschen wir manchmal aus wegen un-serer Schuld oder unserer Vergangenheit. Wir sind unterwegs zum Himmel. Also, Freund, steh wieder auf, sage ich immer zu mir selber.

Matthew

Mai 09

Liebe Damaris und liebe Noemi

Ich danke euch für eure Briefe. Damaris, wie geht es dir in der

Schule? Noemi, ich danke auch dir für den Brief und das Foto von

euch. Ich habe das staatliche Schulabschlussexamen bestanden!

Wir kommen gerade aus Puerto Galera, wo wir als Leiter im Camp

mithalfen. Anfangs fühlte ich mich den Jugendlichen gegenüber

unsicher, aber als ich sie besser kennenlernte, verschwand meine

Scheu. Einmal wanderte ich mit einer Gruppe zu den Wasserfäl-

len. Wir kamen müde und fröhlich zurück.

Vielen Dank für eure Unterstützung, ich kann nichts zurückge-

ben als meine Liebe zu euch! Ich bin froh, wenn ihr betet, dass Gott

mir Kraft und einen hellen Kopf für die Schule gibt. Lest doch

Psalm 1.

Matthew

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Weihnachten 09

Liebe Familie Meier

Ich danke euch wieder einmal herzlich für eure unermüdliche Unterstützung für mich. Mir geht es gut mit der Hilfe von Gott. An einer Aufführung führte ich Zaubertricks vor. Bei Onesimo bin ich glücklich, Schwierigkeiten versuche ich mit Gottes Hilfe zu bewältigen. Ich bin sicher, dass Gott eure Grosszügigkeit als Segen zurückschenkt. Er führt und leitet euch als seine Kinder. Ich freue mich am mei-sten über einen Brief von euch.

MatthewFebruar 2010

Lieber Matthew

Über deine Weihnachtspost haben wir uns riesig ge-

freut, besonders auch über den schönen Stern, den

du für uns gebastelt hast. In dieser dunklen Winters-

zeit möchte ich dir von Herzen danken, dass du mit

deinen Briefen für mich ein solch leuchtender Stern

bist! Deine Worte beschenken uns. Es ist nicht immer

einfach, ein leuchtender Stern zu sein, der die Nacht

anderer Menschen verwandelt. Aber da ist ein Licht in

unserer Nacht, ein Stern, der den Weg weist - und

eine leise Stimme, die sagt: Fürchte dich nicht! Mit

einem lieben Sternengruss, Yolanda

Deine beiden Bibelverse haben mich ermutigt und pas-

sen gut zu meiner Situation. Das vergangene Jahr war

schwierig, denn ich musste viele Entscheide fällen und

ich brauchte Gott wie nie zuvor. Vers 13 aus Philipper 4 hat mir sehr Mut gemacht:

"Allem bin ich gewachsen durch den,der mich stark

macht." Matthew, du bist in unser Gebet eingeschlos-

sen. Jael

Bei uns ist Winter und es ist kalt und weiss vom

Schnee. Ich mag den Winter nicht so, weil ich frie-

re. Wir haben es sehr streng in der Schule. Habt ihr

es auch streng in der Schule? Gott soll dich behüten

und bewahren. Damaris

Ich freue mich schon auf die Skiferien, denn ich

fahre sehr gerne Snowboard. "Ich klammere mich an

dich, und du hältst mich in deiner starken Hand"

(Psalm 63,9). Mit diesem Vers möchte ich dich ermuti-

gen und wünsche dir eine schöne Zeit.

Noemi

Patenschaften

Wenn Sie daran interessiert sind, eine Patenschaft für Kinder und Jugendliche aus den Slums und Strassen von Manila zu überneh-men, melden Sie sich bei: Christian & Christine Schneider, Telefon +41 61 301 42 66, E-Mail [email protected]

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O N E s i M O

zur Fertigstellung fehlt. So fängt die Le-bensbasis der beiden schon kurz nach unserem Abschied an zu schwanken. Mit Handy und E-Mail ermutigen wir sie weiter. Bei den vielen Verabschie-dungen versprachen wir immer wieder, dass unser Herz auch aus weiter Ferne bei ihnen bleiben wird.

Ans Herz gewachsenWie geht es nun mit den jungen Fami-lien der Leuchtturm-Gemeinschaft wei-ter, der Nachsorgearbeit von Onesimo? Diese Gruppe ist uns in den letzten Jah-ren sehr ans Herz gewachsen. Bei vie-len von ihnen waren wir Trauzeugen oder wir sind Paten ihrer Kinder. Im Ja-nuar erlebten wir eine wunderbare Frei-zeit in Camp Rock mit Themen, die für Ehe und Familie wichtig sind. Die Krö-nung war eine Strandhochzeit von zwei jungen Paaren der Gemeinschaft. Den-nis und Geling, die seit letztem Jahr in der Nähe von Camp Rock leben und Frankie und Merdy aus Manila. Seit zwei Jahren gehört Frankie zum Leiter-schaftsteam der Leuchtturm-Familie und arbeitet sehr aktiv mit. Er möchte gerne Elektronik studieren, hat aber kein Geld für die Semestergebühr. Falls Sie gerne helfen möchten, lassen Sie es uns oder Familie Schneider in Basel wissen.

Über sieben Jahre lang haben wir mit den Menschen in einem der vielen Elendsviertel in Manila gelebt. Wäh-rend der vielen Verabschiedungen wur-de uns bewusst, wie eng wir mit diesen Menschen zusammengewachsen sind und wie viel ihnen unsere Präsenz be-deutet hat. Mit grosser Mühe verbesser-ten wir einerseits unser Englisch und lernten anderseits auch Tagalog, um uns einigermassen ausdrücken zu kön-nen und die Menschen zu verstehen. Oft hatten wir mit der so ganz anderen Kultur unsere Schwierigkeiten. Hitze, Lärm, Ungeziefer und die extreme Luft-verschmutzung machten uns zu schaf-fen. Aber in diesen Widrigkeiten wuss-ten wir uns von Gott an diesen Platz gerufen und von ihm getragen. Wir danken allen, die uns im Gebet beglei-tet haben.

Verbunden auf DistanzDer Abschied von Jessica und Jonelyn fiel uns besonders schwer. Die beiden Haustöchter lebten sieben Jahre mit uns auf engstem Raum und waren so-zusagen unsere philippinische Familie. Nun müssen sie bald aus unserem Häuschen ausziehen, weil andere Mit-arbeiter von Onesimo dort einziehen werden. Leider ist Jessicas Häuschen, wo auch Jonelyn mit einziehen soll, noch nicht bezugsfertig, weil das Geld

Weiter mit neuem SchwungNun sind wir sehr dankbar, dass Jessica zusammen mit dem treuen Arnold die Hauptverantwortung für die Leucht-turm-Gemeinschaft bei Onesimo über-nommen hat. Neben dem neuen Drop-In in Payatas gibt es nun ein Gemein- schaftszentrum mit einem kleinen Büro und Platz für Projekte, die jungen Fa-milien helfen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Viele freiwillige Mitarbei-

ter machen nun mit neuem Schwung weiter, was uns sehr ermutigt. Sie benö-tigen weiterhin unser Gebet und unse-re Unterstützung. In Deutschland ha-ben uns Familie und Freunde herzlich empfangen, aber unsere Gedanken sind noch sehr hin- und hergerissen nach den intensiven Erlebnissen der letzten Jahre und dem schmerz- und doch auch hoffnungsvollen Abschied.

Ingrid & Lothar Weissenborn

Ingrid und Lothar Weissenborns Abschied von Manila

Im März haben wir schweren Herzens Abschied genommen von unseren Nachbarn, von Jessica und Jonelyn, von unserem Servantsteam, von Onesimo und vom schönen Camp Rock.

Viele freiwillige Mitarbeiter machen nun mit neuem Schwung weiter, was uns sehr ermutigt.

Mit den beiden Brautpaaren am Strand von Camp Rock

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Sie sind Menschen, die eine sehr gesun-de Kultur haben und sich gut ausken-nen, wie man mit der Natur lebt und im Wald überleben kann. Darum ha-

ben wir den Kontakt mit ihnen ge-sucht, denn sie haben das Wissen, das wir brauchen, das aber sonst niemand mehr hat. Die Dumagat fühlen sich da-durch ernst genommen und freuen sich an unserem Projekt. Mit diesem Alphabetisierungsprogramm können wir ihnen nun etwas zurückgeben, das ihnen wirklich dient.

Regula Hauser

P h i L i P P i N E N

L i L O K

Ein Häuptling lernt lesen

Das Programm ist perfekt auf Men-schen ohne Schulabschluss zugeschnit-ten, die nun irgendwo im Leben ste-hen. Es kann auch an die Bedürfnisse undisziplinierter Strassenjungen ange-passt werden oder von reifen Familien-frauen mit nur minimaler Betreuung im Heimstudium durchgeführt werden. Bei Lilok waren es bisher vor allem Ban-denjungen, die sich so Allgemeinbil-dung aneigneten und sich an einen re-gelmässigen Lebensrhythmus gewöhn- ten. Einzelne von ihnen schlossen danach sogar die staatliche Sekundar-prüfung erfolgreich ab. Andere lernten schlicht lesen und schreiben und dane-ben viel praxisorientiertes Grundwis-sen.

Korrektur durch die EnkelSeit einer Weile wird das ALS auch auf der Lilok Farm angewandt: Leute aus dem Stamm der Dumagat auf der ande-ren Talseite kommen jeden Sonntag zu uns, neben einigen Jugendlichen auch der Häuptling und sein Sohn. Denn während die jüngeren Stammesange-hörigen meistens immerhin einige Schuljahre absolviert hatten, dann je-doch abbrachen, ist der Häuptling überhaupt nie zur Schule gegangen. Als Person fällt er aber durch seine Über-

legtheit auf. Er kann auch beeindru-ckend diskutieren und argumentieren. Die Rolle des Häuptlings passt gut zu ihm, auch wenn er sich davon herzlich wenig anmerken lässt und sehr demü-tig auftritt. Nun ist er mit seinem Sohn in der Primarschulgruppe, wo sie lesen und schreiben lernen – leicht fällt es ihm nicht, denn er ist mittlerweile um die sechzig! Die Angehörigen erzählten uns, dass Tay Ruben, der Häuptling, immer während dem Köhlern lesen und schreiben übe. Beim Köhlern muss der Verkohlungsprozess über viele Stunden hinweg überwacht werden. Danach bringe er seine Aufgaben je-weils heim zu den Enkeln zur Korrek-tur! Die Kinder seien erstaunt, dass der alte Mann dies so gut mache und jetzt plötzlich auch schon ein wenig lesen könne.

Leben mit der NaturBei den Dumagat geht es nicht darum, sie ins gängige Schulsystem einzuglie-dern. Die meisten Teilnehmer brau-chen vor allem Grundwissen, um da-mit im Dorf zurechtzukommen. Die Stammesleute haben leider wenig Selbstbewusstsein und die Stadtmenta-lität und die Attraktionen des städti-schen Lebens tragen das Ihre dazu bei.

Die Dumagat haben das Wis-sen, das wir für unsere Farm brauchen, und das sonst nie-mand mehr hat.

Seit knapp drei Jahren führt Lilok das alternative Schulprogramm ALS durch. Es wurde vom Bildungsministerium zusammengestellt und kann von Laien mit normalem Schulabschluss nach einem Kurs durchgeführt werden.

Häuptling Tay Ruben

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L i L O K

Schon wieder ein Feuer!

Ums Leben kam, wie meistens bei den Armen, glücklicherweise niemand. Le-ben ist das Kostbarste, was sie besitzen. Deshalb wird es zuerst gerettet. Die zu-nächst vermissten Kinder hatte jemand anderes in Obhut genommen, und als die Eltern nach einigen Stunden lokali-siert waren, wurde die Familie wieder vereinigt. Eine grosse Erleichterung. Das Fernsehen hatte die Kinder schon als verloren (verbrannt) gemeldet.

Nachhaltige SoforthilfeIn Zusammenarbeit mit dem Panda-yan-Kindergarten und der kleinen Li-ving Springs-Kirche im Quartier konnte den 120 betroffenen Familien erfolg-reich geholfen werden. Es geht immer viel einfacher, wenn aktive Kontakte mit den Betroffenen oder zumindest im Quartier bestehen. Damit haben wir als Servants einen Heimvorteil bei sol-chen Ereignissen und können den Leu-ten nachhaltig helfen. Wie immer nah-men wir zuerst eine genaue, geprüfte Liste der Betroffenen auf. Diese konn-ten dann zwischen Wellblech und Holz

für ein neues Dach oder Haushaltarti-keln wählen. Auch das Onesimo Zent-rum im selben Quartier tat sich mit der Kirche zusammen und half den Famili-en mit einer Tasche voller Lebensmittel aus. Es ist immer eine grosse Ermuti-gung für Menschen in Not, wenn sie sehen, dass sie nicht vergessen sind und von unerwarteter Seite Hilfe be-kommen. Es fühlt sich einerseits gut an, bei solchen Hilfsaktionen schon ge-übt zu sein und etwas tun zu können. Anderseits bleibt es tragisch, dass Men-schen immer noch so leben müssen, dass solche Brände einfach passieren und sie dabei immer viel verlieren. In-sofern ist es traurig, dass wir darin so viel Übung haben. Herzlichen Dank al-len, die es Servants ermöglichen, in sol-chen Krisen spontan auszuhelfen. Oh-ne euch wäre das nicht möglich!

Schuldgefühle überwindenEine Geschichte hat mich besonders berührt: Die Familie, bei der das Feuer anfing, steckt natürlich in schreckli-chen Schuldgefühlen. Niemand möch-

Nur noch Schutt und Asche nach dem Brand

Diesmal traf das Feuer meine frühere Nachbarschaft, wo ich acht Jahre gewohnt hatte; mein altes Haus am Fluss mit dem Kindergarten im Erdgeschoss erreichte es aber nicht. Der Wind wehte in die andere Richtung.

te mit ihnen tauschen und niemand möchte ihnen begegnen. So waren sie beim Auflisten nicht zu finden. Nach ei-nigen Tagen tauchte doch jemand von ihnen auf: Eine Frau fand auf Hinterwe-

gen zur Kirche am Fluss und stiess dort auf Gemeindeglieder, denen sie ihr Herz ausschütten konnte. Natürlich hatte auch ihre Familie alles verloren. Ob-wohl die ganze Verteilaktion bereits ab-geschlossen war, fanden die Freunde in der Kirche einen Weg, um auch dieser Familie noch zu helfen. Ich finde es schön, dass die Kirche im Quartier ein Ort ist, wo man sich hingetraut, wenn einem sonst niemand mehr begegnen möchte. Möge die Kirche doch immer ein Ort sein, wo die anderen willkom-men sind.

Regula Hauser

Es ist eine grosse Ermutigungen für Menschen in Not, wenn sie von unerwarteter Seite Hilfe bekommen.

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der Nachbarschaft werden dadurch ermutigt, selber auch einen Anlauf zu wagen; sie realisieren, dass es möglich ist, einen Abschluss zu erreichen und dann auch Arbeit zu bekommen.

Vor welchen Herausforderungen steht ihr?Für viele Jugendliche ist Disziplin und Beständigkeit ein Problem. Die Versu-chung ist gross, sich durch den Grup-pendruck ablenken zu lassen, anstatt sich auf das Studium oder auf die Aus-bildung zu konzentrieren. Einige, die wir ins Programm aufgenommen haben, brachen ihre Ausbildung ab. Oder da sind auch Probleme in den Familien, welche es den Jugendlichen schwer machen, konstant dranzublei-ben. Wir haben auch schon erlebt, dass Eltern uns nicht die Wahrheit gesagt haben, damit wir ihr Kind ins Pro-gramm aufnehmen.

Was sind eure Träume und Pläne für die Zukunft? Wir möchten das Programm ausweiten für Jugendliche, die bereits Arbeit haben, aber keinen offiziellen Abschluss, und die sich aus- und wei-terbilden und sich mehr praktische Fähigkeiten aneignen möchten. Als Team sind wir auch ständig darum bemüht, Anpassungen vorzunehmen, damit unsere Richtlinien für die Jugendlichen und ihre Familien hilf-reich sind, und damit möglichst vielen einen Abschluss ermöglicht werden kann. Wir hoffen auch, dass sich mehr Jugendliche finden lassen, die wirklich motiviert sind, und die ihre Familie und ihre Nachbarschaft zum Guten verändern möchten.

Bis jetzt wurde das Projekt durch den allgemeinen Fonds von Servants unter-stützt. Spezifische Spenden helfen, das Projekt weiterhin am Laufen zu erhal-ten und bei Bedarf auch auszuweiten.

Simon Fankhauser

Wie ist das Stipendienprojekt ent-standen?In einer Umfrage haben wir unsere Nachbarn gefragt, was ihnen am ehesten helfen würde, um aus dem Kreislauf von Armut auszubrechen. Eine der häufigsten Antworten war, dass eine gute Ausbildung helfen wür-

de, Arbeit zu finden und dadurch die Lebensgrundlage zu verbessern. Auch in Gesprächen in der Kirchengemein-de stellten wir fest, dass vielen Eltern die Finanzen fehlten, um ihren Kin-dern den Besuch der Schule zu ermög-lichen. Deshalb haben wir unser Projekt entwickelt: Wir wollen Jugend-liche, deren Eltern wenig verdienen, in ihrer Berufsausbildung unterstützen – und sie ermutigen, mit ihren Gaben und Fähigkeiten anderen zu dienen, gerade auch in ihrer Nachbarschaft. Den Projektentwurf haben wir Ser-vants unterbreitet, die sich bereit erklärt haben, das Unterfangen finan-ziell zu unterstützen. Unser Projektko-mitee besteht aus acht Personen, alle aus Pajo, mit unterschiedlichem Aus-bildungs- und Arbeitshintergrund. Einige von uns haben selber keine for-melle Ausbildung abschliessen kön-nen.

Study now, pay later

Welche Kriterien muss ein Jugendli-cher erfüllen, damit er in das Projekt aufgenommen wird?Das Monatseinkommen der Eltern muss unter 15 000 Pesos (umgerechnet rund 350 CHF) liegen und die Familie muss in der Nachbarschaft einen guten Ruf haben. Ausserdem muss der Bewerber die Eingangsprüfung der Ausbildung, die er anstrebt, bestanden haben.

Wie unterstützt ihr dann die Jugend-lichen konkret?Pro Student/in können wir einen Höchstbetrag von 9000 Pesos (CHF 215) für Studiengebühren pro Semes-ter aufbringen, dazu kommt ein Fixbe-trag für eine Uniform pro Schuljahr sowie für Schulmaterialien. Je nach Familiensituation helfen wir auch mit den Transportkosten. Von denjenigen, die wir unterstützen, erwarten wir, dass sie Eigeninitiative zeigen und gute Noten erzielen. Jeder Student und jede Studentin hat einen Mentor bzw. eine Mentorin. Sie begleiten die Jugendlichen in schulischen und per-sönlichen Fragen. Daneben ermutigen wir die Jugendlichen, während ihres Studiums keine Beziehung einzuge-hen. Unserer Erfahrung nach hindert das viele in ihrer Schul- und Berufsbil-dung. Die Jugendlichen sind abgelenkt und Frühschwangerschaften sind nicht selten. Von denjenigen, die ihre Ausbildung abschliessen, erwarten wir, dass sie sich weiterhin in der Kirche und Nachbarschaft einbringen und auch einen Teil des Stipendiums zurückzahlen. Mit ihrem Einkommen sollen sie dann selber jüngere Geschwister oder Bekannte in deren Schul- und Ausbildung finanziell unterstützen.

Gab es schon Highlights für euch?Es ermutigt uns, dass vier Jugendliche ihre Ausbildung bereits abschliessen konnten. Die meisten von ihnen haben inzwischen auch eine Anstel-lung gefunden. Auch ihr Selbstvertrau-en ist nun grösser, da sie trotz schwieriger Umstände diese Leistung erbracht haben. Andere Jugendliche in

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Seit 2007 unterstützt die Kirchengemeinde Living Springs Christian Church im Armenviertel Pajo Jugendliche dabei, ihren Traum einer Berufsausbildung oder eines Studiums zu verwirkli-chen. Gestartet wurde mit sieben Studentinnen und Studenten, schnell wuchs die Gruppe auf vierzehn, und inzwischen haben vier von ihnen ihr Studium erfolgreich abschliessen können. Simon Fankhauser sprach mit Rose Pecio, einer Mitbegründerin des Projekts.

Rose Pecio

Auch das Selbstvertrauen der jungen Leute ist nun grösser, da sie trotz schwieriger Umstände ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.

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Neues Zuhause für zwei kleine Geschwister

Ryan* (4) und Joel* (3) wurden von ih-rer Mutter vernachlässigt und misshan-delt und durch einen Nachbarn an Onesimo Kids überwiesen. Sie lebten in einem grossen städtischen Armutsge-biet in einem winzigen Raum bei ei-nem Mann, den die Mutter kürzlich kennenlernte. Die Mutter hatte keine Arbeit und war vom mageren Einkom-men ihres neuen Partners abhängig.

Kleinkinder als HerausforderungAls die Behörden der Mutter eine Ge-fängisstrafe bei Kindesmissbrauch an-drohten, stimmte sie zu, ihre Kinder im Kinderzentrum unterzubringen, da sie keinen Kontakt zu Verwandten mehr hatte. Die Mutter, eine gut aussehende junge Frau mit einer weichen Stimme,

Ausnahmsweise wurde im Kinderzentrum einmal ein drei- und vierjähriges Geschwisterpaar aufgenommen. Nach einer kleinen Odyssee wurde schliesslich eine liebevolle Tante gefunden, welche die Kinder bei sich aufnahm.

äusserte wirre Gedanken und gab schliesslich zu, dass sie ihre Kinder ver-letzte, wenn ihr zu Hause langweilig wurde ohne Geld und Lebensmittel. Wenn die Kinder unartig waren, verlor sie die Beherrschung. Die Kinder hatten Narben und sahen mit ihren grossen Bäuchen auch unterernährt aus. Die Entscheidung für die Aufnahme der Kinder war schwer. Das Mindestalter be-trägt normalerweise sechs Jahre, kleine-re Kinder benötigen mehr Pflege und Aufmerksamkeit. Weil eine sofortige In-tervention nötig war, nahmen die Haus-eltern die Herausforderung an. Die Mut-ter musste sich einer Therapie un- terziehen, eine Stelle suchen und ihre Kinder regelmässig besuchen, um sie später wieder zu sich zu nehmen.

Weglaufen statt Verantwortung tragenRyan war ein sehr aktiver Junge, der viel fluchte und andere Kinder biss oder schlug. Joel dagegen war sehr ruhig, konnte noch kaum sprechen und manchmal starrte er nur vor sich, ohne sich zu rühren. Zuerst gewann er das Zutrauen zum Hausvater und nach ein paar Wochen begann er zu lächeln und mit andern Kindern zu spielen. Ryan sang und tanzte gerne und verstand sich auch gut mit den Hauseltern. Ich besuchte die Mutter und vereinbarte ein Treffen mit einem Psychiater, aber dem zweiten Termin blieb sie fern und sie besuchte auch nie ihre Kinder. Ein paar Wochen später verliess sie ihren Partner und blieb unauffindbar. Auf dem statistischen Amt konnten wir die Spur der Kinder bis zu ihrer Geburt zu-rückverfolgen. Wir fanden heraus, dass uns die Mutter einen falschen Namen angab. Zum Glück war ihre frühere Ad-resse in der benachbarten Provinz regis-triert. Wir gingen dorthin und fanden die Wohnung, die vom Vater der Kinder aber verkauft worden war. Wir fanden heraus, dass er an einen weit entfernten unbekannten Ort zog. Die Nachbarn kannten seine Eltern und Geschwister, welche sehr arm sind. Diese kannten die Handynummer einer Tante. Als wir anriefen und ihr die Geschichte erzähl-ten, weinte sie und sagte, dass die Kin-der mit ihrer Mutter eine zeitlang bei ihr gelebt hatten. Die Mutter lief aber mehrmals weg, dann wurde auch eine

geistige Behinderung bei ihr diagnosti-ziert.

Ein gutes ZuhauseDie Tante hatte bereits erwachsene Kin-der und lebte in stabilen wirtschaftli-chen Verhältnissen. Sie war noch be-rufstätig, wollte aber in einem Jahr das Sorgerecht für die Kinder übernehmen. Um die Beziehung zu vertiefen, ver-brachten die Kinder einen Weihnachts-urlaub bei ihr. Gegen Ende der Ferien rief sie an, weil sie die Kinder bereits jetzt bei sich behalten wollte. Ein paar Tage später rief sie wieder an und sagte, dass sie Schwierigkeiten bei der Betreu-ung habe. Wir waren uns einig, dass sie die Kinder wieder bringen könne, aber sie kam nicht. Wir begannen uns Sor-

Joel mit Hausvater Ariel Joel und Ryan beim Spielen im Garten

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gen zu machen, und mit dem Handy war sie nicht erreichbar. So reisten wir in die Provinz und als wir ankamen, sa-hen wir die Kinder durchs Fenster am Zeichnen oder Schreiben. Ryan öffnete die Tür und sah prächtig aus, beide schienen glücklich. Ryan zeigte stolz, wie er bereits seinen Namen schreiben kann. Joel setzte sich auf den Schoss des Hausvaters und sang ein paar Lieder, die er im Zentrum gelernt hatte. Die Tante war glücklich über alles, was die Kinder im Zentrum gelernt hatten. Ry-an half im Haushalt mit und beide as-sen nun auch Gemüse. Ihr fiel auf, dass sie damals nicht in der Lage war, dies ihren eigenen Kindern beizubringen. Die Verantwortung, ihre Neffen aufzu-nehmen, war schwer, aber von Gott an sie übertragen, da sonst niemand dazu in der Lage war. Wir gingen mit einem dankbaren Herzen, dass die Kinder ein gutes Zuhause gefunden haben.

Was dient den Kindern am meis-ten?Nicht alle Geschichten unserer Kinder enden auf diese Weise. Obwohl die meisten Verwandte haben, sind diese nicht immer fähig oder bereit, für sie zu sorgen. Einige sind im Gefängnis, auf der Strasse, haben mit Drogen zu tun oder machen sich mit einem neuen Le-benspartner davon. Einige Kinder lan-deten bei den Eltern wieder auf der Stras-se und brachen die Schule ab. Es ist eine Herausforderung, den Eltern die Ver-antwortung zu übertragen oder nach Alternativen zu suchen, die den Interes-sen der Kinder am meisten dienen.

Daniel Wartenweiler

*Alle Namen geändert

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Zurzeit leben fünfzehn Kinder bei Onesimo Kids. Die meisten sind auf der Strasse gross geworden und kommen aus zerrütte-ten Familien, viele wurden misshandelt. Ihre Eltern haben mit Drogen zu tun, sind im Gefängnis oder haben ihre Familien verlassen. Kinder ohne Betreuungsperson finden hier Zuflucht. Eine Reintegration in ihre Familien oder bei Verwandten ist nicht immer möglich, wird aber stets angestrebt. Drei Kinder geben hier Einblick in ihr Leben bei Onesimo:

Mittagessen im Zentrum

Alle Bilder: © Tanja Demarmels

Drei Kinder berichten

Glücklich«Früher war ich ein Strassenkind. Meine Mutter ist seit vielen Jahren im Gefäng-nis und mein Vater ist schon lange ge-storben. Bei meiner Tante wurde ich ge-schlagen. Nun lebe ich bei Onesimo, wo meine Hauseltern für mich sorgen. Wir haben hier dreimal am Tag zu essen und gehen zur Schule. Ich bin nun fleis-sig und helfe im Haushalt mit. Manch-mal sind wir aber auch laut und unar-tig. Ich bin glücklich hier, denn Gott im Himmel sorgt für mich.» Rebecca* (11)

Ermutigt«Früher ging ich nicht zur Schule und wir haben auf einem Stück Karton am Strassenrand geschlafen. Da meine El-tern keine Arbeit hatten, ging ich jeden Tag betteln. Ich habe auch mit Drogen gehandelt, damit ich Medikamente für meine kranke Mutter kaufen konnte. Unser Vater hatte uns lange zuvor ver-lassen. Dann wurde ich bei Onesimo aufgenommen. Leider ist meine gelieb-te Mutter gestorben. Ich war sehr trau-rig, doch viele Menschen haben mich ermutigt und mir Kraft gegeben.» Sabrina* (13)

Verändert«Ich lebte früher auf der Strasse, ging nicht zur Schule und hing den ganzen Tag herum. Ich fing oft an zu streiten, doch langsam veränderte sich mein Charakter und heute mag ich mein frü-heres Verhalten nicht mehr. Manchmal besuche ich mit unserer Hausmutter meine Mutter und meine beiden Schwestern im Gefängnis. Ich vertraue Gott, dass er auch ihr Leben verändern wird.» Ian* (10)

Rebecca und Sabrina sind bereit für die Schule

Ian mit seinem Vater bei einem Familien-ausflug

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kämpfe dort für Gerechtigkeit wie ihr. Allerdings ohne Waffen, nur mit der Bi-bel», stammle ich. Ihr Anführer kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu, an der zwei Finger fehlen. «Freut mich, Freund», sagt er in gutem Englisch, «wir suchen ein paar vermisste Kameraden. Vergesst, dass ihr uns getroffen habt.» Und so schnell wie sie gekommen sind, sind sie wieder weg. Ich bin verwirrt, wer sind hier eigentlich die Guten, wer die Bösen? Dieser kleine Haufen der ge-fürchteten, aber chancenlosen NPA oder die mächtige Armee zum Schutz einer Gesellschaft, welche die Men-schen im Elend leben lässt? Eine Gesell-schaft, die mit den reichsten Nationen, auch mit der Schweiz, gute Geschäfte macht? So einfach sind die Grenzen nicht zu ziehen. Das Gute und das Böse liegen nahe zusammen in den Herzen aller Menschen.

Letzte Begegnung mit NoelAuf einem Hügel finden wir Noel in ei-nem einfachen Strohhäuschen. Er freut sich über unseren Überraschungsbe-such, sieht aber ausgemergelt und trau-rig aus. Wir essen etwas zusammen und Noel braut uns einen Kaffee. Beda er-zählt ihm alle Neuigkeiten der Familie. Noel sagt nicht viel. Er sei ein Natur-mensch, der in die Hügel und in den Wald gehört und das Stadtleben nicht mehr mag. Als wir ihm von unserer Be-gegnung mit der NPA erzählen, lächelt er nur und sagt: «Die müsst ihr nicht fürchten, ich gehöre auch zu ihnen.» Es ist unsere letzte Begegnung mit Noel. Seit vielen Jahren gilt er als verschollen. Vermutlich ist er im Kampf gegen die Regierungstruppen ums Leben gekom-men.

Christian Schneider, August 1988

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s E r V a N T s

Erholung bei den Guerillas

Wenige Wochen nach dem Tod des kleinen Joel hielten es seine Eltern Noel und Josslin hier nicht mehr aus und sie zogen in die Provinz, wo die Familie Ri-nion während Generationen als Fischer lebten. Nun erreicht uns die Nachricht, dass Noel verschwunden sei und ver-mutlich zu den marxistischen Guerilla-kriegern der NPA übergetreten ist, die in den Bergen leben.Der zwanzigjährige Beda ist Noels Bru-der und übernimmt nun als ältester Sohn die Funktion des Familienober-haupts. Schon lange will ich mit Beda einmal in seine Provinz reisen, ein wunderschönes Gebiet am Meer. Die Sorge um Noel drängt uns nun zu die-ser Reise, die mir sehr gelegen kommt, weil ich dringend eine Pause benötige. Und Beda freut sich sehr, an den Ort seiner ersten Kindheitsjahre zurückzu-

kehren. Ich geniesse die wunderschöne ländliche Unschuld und Idylle im Kon-trast zum trostlosen Slum mit all seiner Gewalt und seinem Elend. Beda führt mich begeistert zu seinem verträumten Fischerdorf. Wir baden im lauwarmen Meer, gehen mit einem Paddelboot zum Fischen und wohnen in einfachen Bambushütten unter Kokospalmen. Ich wundere mich, warum Menschen sol-che Orte verlassen, alles verkaufen und in die Grossstadt ziehen.

Junge suchen ihr Glück in ManilaHier steht die Zeit still. Manila übt als Tor zur grossen Welt eine magische An-ziehung auf junge Menschen aus, die sich auch beruflich entwickeln wollen. Wer fleissig ist, kann sich in der Provinz mit Früchten und Fischen ernähren, aber stets bleibt alles beim Alten. Haus, Auto, Kühlschrank und Fernseher blei-ben einem verwehrt. Hier im Dorf lässt sich kaum Bargeld verdienen und das Land wird knapp für die Familien mit ihren Kindern. Seit die Buchten von der Industrie weitgehend leergefischt sind, ist die Fischerei nicht mehr ergie-big genug. Manchmal kommen Leute

Christian Schneider hat über zehn Jahre in den Slums von Manila gelebt und berichtet in loser Folge über seine Erlebnis-se, die er in seinem Tagebuch festgehalten hat.

von der NPA und ziehen eine Art Schutz-geld ein. Und anderseits kommen auch Soldaten der Regierung mit dem Ver-dacht, dass sich die NPA hier versteckt hält.

Auf schmalem Pfad berganNun machen wir uns auf die Suche nach Noel. Bedas Tante erklärt uns den Weg und gibt uns gekochten Reis als Provi-ant mit. Zuerst nehmen wir den Bus, aber ich bin froh, als wir den rasenden Schrotthaufen verlassen können. Diese Machofahrer machen mir mit ihrer halsbrecherischen Fahrweise mehr Angst als unsere Verbrecher im Slum! Wir begegnen einem grossen Militär-konvoi mit schwer bewaffneten Solda-ten. Beim Militär scheint die Regierung nicht zu sparen. Hinter einer Bananen-plantage überqueren wir einen breiten Fluss mit einer Flossfähre. Im Wasser spielen splitternackte Kinder unter den wachsamen Augen ihrer Mütter, die am Ufer Kleider waschen und sich laut und lachend unterhalten. Das idyllische Bild tut wohl. Beda geht barfuss auf einem schmalen Schlammpfad voran und ich befreie mich laufend von schweren Lehmschollen an meinen Turnschu-hen. Wir gehen rauf und runter, durch endlose Wälder aus Kokospalmen und gerodete Buschlandschaften. Ständig zweigen kleine Pfade in alle Richtungen ab. Ich vertraue darauf, dass Beda den Weg kennt. Einmal überquert eine etwa zwei Meter lange Schlange mit ehrwür-digen Schlaufen unseren Weg. In den armseligen Dörfchen lachen uns neu-gierige Kinder entgegen. Sie sehen ziem-lich verwahrlost aus und betteln uns an. Auch hier gibt es Hunger und Alko-holismus, erklärt mir Beda.

Wer ist hier gut und wer ist böse?Meistens sind wir allein unterwegs, aber auf einmal kommt eine Gruppe bewaff-neter Männer auf uns zu. In ihren zer-rissenen Tarnjacken sehen sie wild und ungepflegt aus. Die Angst lässt mich meinen Puls bis zum Hals spüren. Die Männer bilden einen Habkreis um uns, ihre Finger am Gewehrabzug: «Wer seid ihr, was sucht ihr hier?» Misstrauen liegt in der Luft. Beda erklärt ihnen un-sere Suche nach seinem Bruder. Dann schauen sie zu mir. «Ich lebe mit den Armen in den Slums von Manila und

Ich lebe mit den Armen in den Slums von Manila und kämpfe dort für Gerechtigkeit wie ihr. Allerdings ohne Waffen, nur mit der Bibel.

BuchprojektBald erscheint ein Buch über das Leben der Familie Schneider in den Slums und über die Entste-hung von Onesimo. Christine und Christian Schneider schrieben in den vergangenen Jahren am Manuskript. Dabei hat sie der Journalist Willi Näf begleitet. Es wird nächstes Jahr im Brunnen-Verlag, Giessen erscheinen. Die Buchvernissage wird im Februar 2011, im Rahmen des Servants Jahresanlasses, stattfinden.

Christine & Christian Schneider

Servants Switzerland Rotbergerstrasse 12 CH-4054 Basel Telefon: +41 61 382 80 30 E-Mail: [email protected]

Auflage: 2000 Exemplare Druck: Jost Druck AG, Hünibach Redaktion: Melanie Böhm, Markus Siegenthaler Layout: wortbild gmbh, David Meyle

Zweckgebundene Spenden gehen zu 100% an den Bestimmungsort. Wählen Sie unter folgenden Projekten

Administration•Onesimo Kids•Onesimo Patenschaften•Onesimo Youth•Projekte Indien•Projekte Kambodscha•Projekte Manila•Unterstützung für (Name angeben)•

Zahlungen innerhalb der SchweizPostfinance: 40-38079-9IBAN: CH83 0900 0000 4003 8079 9Oder: UBS AG8098 ZürichPostkonto: 80-2-2 zugunsten von: Servants Switzerland CH29 0023 3233 9078 4640J

Konto für Onesimo in DeutschlandSparda-Bank HessenBIC: GENODEF1S12 zugunsten von: AFEK e.V.Oder IBAN: DE52 5009 0500 0000 2414 89 Verwendungszweck: Onesimo

Impressum je den Fall bei den Bundessteuern und bei den Kantonssteuern von Appen zell Aus-serrhoden, Basel-Stadt, Baselland, Bern, Freiburg, Graubünden, Solothurn und Thurgau. Bei allfälligen Problemen in an-deren Kantonen rufen Sie Nicolai Fullin zu Bürozeiten an: 061 264 90 20.

Spenden für Onesimo lassen sich auch in Deutschland von der Steuer abziehen.

JahresrechnungDie Jahresrechnung 2009 von Servants Switzerland wird in der Septemberaus-gabe veröffentlicht.

EhrenkodexServants Switzerland hat den Ehrenko-dex der Schweizerischen Evangelischen Allianz unterzeichnet. Dies verpflichtet zu einer wahren, sachgerechten und ak tuellen Informationspolitik, Daten-schutz in Bezug auf Adressen von Spen-dern und Freunden und zum wirtschaft-lichen Ein satz der anvertrauten Mittel für den sta tutarischen Zweck.

Linkswww.servantsasia.orgwww.onesimo.chwww.asatrade.chwww.kamay-krafts.orgwww.bornpoor.com

Servants Kambodscha G.P.O. Box 538Phnom Penh Cambodia Telefon/Fax: +855 23 425 045 E-Mail: [email protected]

Servants PhilippinenP.O. Box AC-5691109 Quezon CityMetromanila, PhilippinesTelefon: +632 926 76 88E-Mail: [email protected]

Servants Indienc/o Servants SwitzerlandRotbergerstrasse 12CH-4054 BaselTelefon: +41 61 382 80 30E-Mail: [email protected]

SteuerabzugLiebe Freunde, bitte betrachten Sie diesen Einzahlungsschein nicht als Zahlungs-aufforderung. Er soll für diejenigen eine Erleichterung sein, die unser Werk un-ter stützen möchten. Unser Aufwand für Druck und Versand der Servants News beläuft sich im Jahr auf etwa CHF 10.– pro Adresse. Spenden an Servants wer-den zu 100 % für die begünstigten Pro-jekte eingesetzt und lassen sich in der Schweiz weitgehend von den Steuern ab-ziehen. Die Abzugsberechtigung gilt auf

Servants Switzerland ist Teil der internationalen Bewegung Servants to Asia’s Urban Poor

Projekte indien

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Onesimo

Projekte Manila

anderes:

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«Ausgerechnet das, was wir uns aus unserem Alltag immer wegwünschen – die Belastungen, Wider-stände und Schwierigkeiten –, machen uns zu dem, was wir ohne sie gerne werden möchten: stand-fest, geduldig, erfahren und bewährt.»

Hans-Joachim Eckstein

Andacht in der Therapiegemeinschaft für Mädchen in Philcoa, Manila. Foto: Benjamin Polidario