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SELBSTHILFE Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo- namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 1/2013 SCHWIERIGE LEBENSALTER Jung sein - alt sein MITGLIEDERVERSAMMLUNG 12. April 2013

Selbsthilfe 01-2013

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Zeitung des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker, Bozen, Italien

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Page 1: Selbsthilfe 01-2013

SELBSTHILFE

Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo-namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 1/2013

schwierigeLeBeNsALTer Jungsein-altsein

MiTgLieDerVersAMMLUNg 12.April2013

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SELBSTHILFE

IMPRESSUM

Dritteljährliche Informationsschrift des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Eintragung beim Tribunal Bozen: Nr. 17/95 R. St. vom 3.7.1995

Herausgeber:Verband Angehöriger und Freunde psychisch KrankerG.-Galilei-Str. 4/a39100 BozenTel. 0471 260 303 Fax 0471 408 [email protected]

Verantwortlich für den Inhalt:Prof. Carla Leverato

Redaktion:Martin Achmüller, Margot Gojer, Lorena Gavillucci, Laura Kob, Car-la Leverato, Carmen Premstaller

Übersetzung:Martin Achmüller, Margot Gojer, Klaudia Klammer, Carla Leverato, Carmen Premstaller

Bilder:Archiv, Martin Achmüller, Margot Gojer, Carmen Premstaller

Layout:Carmen Premstaller

Druck:Karo Druck, Frangart

Die Redaktion dankt allen, die durch verschiedene Beiträge zur Veröffentlichung dieser Ausgabe beigetragen haben. Sie behält sich das Recht vor, Kürzungen an den Texten vorzunehmen.

Editorial

Altwerden...unddann?

Jungsein...unddann?

MeinSohnistschizophren! Werhilftmir? MitgliederversammlungdesVerbandes

Riccione2012-Ferienaufenthalte desVerbandesfürMenschenmitpsychischer Erkrankung

VersicherungundpsychischeErkrankung

Schließungderpsychiatrischen Vollzugsanstalten

Ankündigung FührerscheinundpsychischeErkrankung

Neu!GruppefürAngehörigevonMenschen mitpsychischerErkrankunginBruneck

Danke,Dr.LorenzoToresini

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gefördert von der Stadtgemeinde Bozen

gefördert von der

Inhaltsverzeichnis

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser!Carla Leverato

D ie schwierigen oder vielmehr die schwierigsten Lebensabschnitte

für psychisch Erkrankte und in Folge auch für deren Angehörige sind die Jugend und das Alter.Wo bleiben die Hoffnungen, die Freu-de ein Studium zu beginnen und ab-zuschließen, die Suche nach einem Job, einem eigenen Heim, einem Partner...?Auch ohne die Illusion, die in der Jugend alles rosig erscheinen lässt, ohne Hindernisse, gibt es immer noch eine große Kluft zwischen den Möglichkeiten, die einem „normalen“ Kind oder Jugendlichen offen stehen und jenen, die Gleichaltrige mit einer

psychischen Erkrankung haben. Oft bleibt nicht mal mehr die Hoffnung.

Die Angehörigen dieser Altersgrup-pen, mit denen ich im Laufe der letzten Jahren gesprochen habe, erzählten von Verzweiflung, Wut, Enttäuschung, Sorgen und von dem Gefühl, sich im Kreis zu drehen bei der hoffnungslosen Suche nach Lö-sungen. Sie waren erschöpft.

Alle wissen, dass es Dienste, Leitlinien und Einrichtungen gibt. Sie wissen auch, dass eine Menge getan worden ist, aber, wie ihr lesen werdet, ist den-noch fehlt immer noch viel.

Ich glaube verstanden zu haben, dass keiner der Angehörigen bereit ist, die Tatsache zu akzeptieren, sich arran-gieren zu müssen, auch wenn es als selbstverständlich gilt, dass man sich so oder so der Situation zu stellen hat, im Sinne, dass von den anderen keine Wunder zu erwarten sind.

Es ist mir klar, dass die Ressourcen immer weniger werden. Die Familien leiden aber weiterhin darunter, dass ihnen niemand zuhört. Ihnen fehlt die menschliche Nähe, vertrauensvolle Beziehungen, welche die Hoffnung vermitteln, dass gemeinsam nach möglichen Lösungen gesucht wird.

Stattdessen werden sie mit bürokra-tischen Hürden konfrontiert, Unter-stützung wird nicht angeboten, oft wird auch bei dringender Notwendig-keit nicht eingegriffen usw.

In einer ähnlichen Situation befinden sich auch ältere Menschen, die mit ih-ren ebenfalls nicht mehr ganz jungen Angehörigen leben. Oft haben sie kei-ne Energie mehr und sind ausgelaugt von den ständigen Kämpfen in ihrem Leben. Und dann tauchen wieder die Angst vor der Zukunft auf und die Fragen auf die es keine Antwort zu geben scheint.„Wo endet mein alter, kranker Ange-höriger?“ fragen sich die Angehöri-gen besorgt. Und viele weitere, ähn-lich Fragen stellen sich ihnen.

Ist ein Altenheim eine geeignete Lö-sung, oder ist es nur eine Notlösung? Und wenn es eine geeignete Lösung ist, wird dann versucht, das Personal entsprechend weiterzubilden und aufzustocken?

Ich würde mir wünschen, nie mehr folgende herzzerreißende Aussage eines Angehörigen hören zu müssen: „Gibt es jemanden, der mir hilft? Weil ich schaffe es nicht mehr!“

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von ihren älteren Verwandten aufge-nommen werden kann.

„In der Tat bringt die Vollendung des 60sten Lebensjahres keineswegs eine derartige „Zwangsüberweisung“ mit sich“, sagt Bruno Salvotti, der seit Jahren das Wohnungsprojekt für psy-chisch erkrankte Personen betreut, welches das Zentrum für psychische Gesundheit nun dem Amt für Men-schen in psychischer Notlage des Be-triebs für Sozialdienste Bozen (BSB) allmählich überträgt. „Tatsache ist, dass von den 22 Gästen der Wohngemeinschaften 3 diese Altersgrenze überschritten haben. Allerdings steigt das Durchschnittsal-ter stetig. Die Senioren werden nicht automatisch der Wohngemeinschaft verwiesen, solange kein ernsthaftes gesundheitliches Problem auftritt, das einer andersartigen Behandlung bedarf. Weitere Personen hingegen waren über viele Jahre in Strukturen außerhalb Südtirols untergebracht, vor allem in Trient und in Peschiera del Garda.

Aufgrund der Wirtschaftskrise rückt der Traum von Salvotti immer weiter in die Ferne. Er wünscht sich, nicht

nur für Betroffene einer bestimmten Altersklasse, eine oder mehrere sani-täre Pflegeheime (RSA) die eine grö-ßere Flexibilität bei der Einweisung und Entlassung ermöglichen und die sich dem Bedarf der Betroffenen und Angehörigen besser anpassen.

Fest steht, dass das Problem in den Al-tenheimen immer häufiger auftaucht, weshalb die Richtlinien für die Betreu-ung von Senioren mit Behinderung (in diesem Fall ist jede Art von Behin-derung gemeint) auf Landesebene ausgearbeitet werden. So sieht z. B. das Pflegeheim „Villa Europa“ in Bo-zen eine Gruppe vor, die 8 Menschen mit Beeinträchtigung umfassen soll. Allerdings läuft man Gefahr - nach alter Manier - die psychische der Alz-heimer-Erkrankung gleichzusetzen. „Problematisch ist es, sicherzustellen, dass diese Senioren von Fachperso-nal betreut werden“, bestätigt der Direktor des Amtes für Menschen mit Behinderung und in psychischer Notlage des BSB, Dr. Luigi Corradini. „Aber die Richtlinien, jedenfalls in der Abfassung die wir überprüfen, sehen nur eine 6wöchige Eingewöhnungs-phase vor, welche vollkommen unzu-reichend ist.“

h offentlich geht es mir gut im Al-ter.... Vielleicht werde ich sogar

ein wenig weiser, sollte, wie ich hof-fe, mein Leben nicht vorher enden? Sicherlich werde ich die Welt bewus-ster wahrnehmen. Wenn mich die Kräfte aber eines Tages verlassen, was durchaus der Fall sein könnte... was wird dann aus mir?

Wir alle stellen uns diese Frage. Wer das Glück hatte, die Jugend und das Erwachsenenalter in Gesundheit zu verbringen, kommt auch früher oder später auf diesen Gedanken (wie wir alle wissen ist die Gesundheit im Alter ein Glücksspiel). Umso mehr beschäf-tigt diese Frage jedoch diejenigen, die sich schon früh mit einer psychischen Erkrankung oder einem anderen Lei-den auseinandersetzen mussten. Eine weitere Frage schleicht sich mit immer größerer Beharrlichkeit in den Alltag der Familien ein: Was passiert, wenn wir Eltern nicht mehr da sind?

Konkret ist zu befürchten, dass der re-habilitative Aspekt, der über Jahre in einer geschützten Gemeinschaft ge-geben war, verloren geht, wenn eine 60jährige oder wenig ältere Person in einem Altenheim „landet“, da sie nicht

Alt werden... und dAnn?Lorena Gavillucci

Foto: Viktor Schwabenland / pixelio.de

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„Eine mögliche Lösung wird sicher-lich gefunden, jedoch leider nicht in absehbarer Zeit“, meint Dr. Luciana Fiocca, Direktorin des Amtes für Men-schen mit Behinderung der Provinz Bozen, wobei sie die Suche nach einer Vereinbarung mit den Altenheimen des Landes bestätigt. Man arbeitet an verschiedenen Lö-sungsansätzen. In den einzelnen Al-tenheimen könnten z. B. pathologie- spezifische oder themenübergrei-fende „Anlaufstellen“ eingerichtet werden. In diesem Fall fordern die Einrichtungen die Anwesenheit eines Psychiaters für Notsituationen.

Sicher liegt es im Interesse der ein-zelnen Heime, das eigene Personal dementsprechend auszubilden, um dann von Fall zu Fall je nach Hand-lungsbedarf entscheiden zu können. Auch in der jetzigen Lage liegen viele unterschiedliche Fälle vor, welche methodisch aufzuarbeiten sind, um realisierbare Lösungen anzubieten. Der finanzielle Aufwand stellt für die Familie einen Grund zur Besorgnis dar, wobei zu berücksichtigen ist, dass die geschützte Gemeinschaft bil-liger als die Unterbringung in einem Altenheim ist. Die Struktur gerät in Schwierigkeiten, weil die älteren Per-sonen die Heimplätze immer länger in Anspruch nehmen, wogegen die Wartelisten von Jüngeren immer län-ger werden. Besorgniserregend ist, dass die Plätze in den geschützten Gemeinschaften nicht frei werden, weil es mittels der Rehabilitations-maßnahmen nicht immer gelingt, dem Patienten genügend Selbststän-digkeit zurückzugeben.

Foto: Viktor Schwabenland / pixelio.de

SELBSTHILFE

referenten AufgepAsst!

Wir suchen Referenten für Vorträge, Seminare, Workshops, Informations- und Themenabende!

Unsere Mitglieder, Angehörige von psychisch Er-krankten, haben immer Bedarf nach Informationen, Sensibilisierung und Weiterbildung im psycho- sozialen Bereich. Außerdem brauchen sie motivierte Referenten, Berater, Fachpersonen, die unsere An-gehörigen mit einem lebendigen, interaktiven und kreativen Vortragsstil ins Thema mit einbeziehen und sie nachhaltig inspirieren.

Würden Sie gerne mit unserem Verband zusammen-arbeiten? Möchten Sie uns Ihr Einfühlungsvermö-gen und Ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen um einen Vortrag, ein Seminar, eine Seminarreihe, einen Workshop abzuhalten?

Dann senden Sie Ihre Bewerbung, Ihren Lebenslauf (Qualifikationen, Erfahrungen...), mögliche Themen und Ihre Honorarvorstellungen (gerne auch ehren-amtlich!) per e-mail [email protected] an den Ver-band.

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SELBSTHILFE

A ls ich die Wünsche durchlas, die in einer Selbsthilfegruppe von

Eltern junger Menschen mit psychi-schen Erkrankungen formuliert wor-den waren, überkam mich ein Gefühl von Unruhe und Unglauben.Immer wieder fragte ich mich: „Ist das möglich?“ Dreißig Jahre sind ver-gangen, die Welt hat sich verändert – aber dies waren genau die gleichen Wünsche, die gleichen Probleme, die ich am Beginn meiner langen Ge-schichte angehen musste!

Am meisten getroffen hat mich die unverändert gebliebene Forderung nach einer besseren Zusammenar-beit zwischen Sozial- und Gesund-heitsdiensten, nach einer wirksamen Verknüpfung der verschiedenen Dienste, nach Informationsaustausch zwischen den Betreuern – und das in einer Zeit, in der die „Vernetzung“ in allen Sektoren das führende Kriteri-um für eine Zusammenarbeit ist! Und

„Netzwerk“ bedeutet nicht Internet, obwohl gerade diese Technologie hier besonders hilfreich ist, sondern ein Netzwerk der Beziehungen, der Infor-mationen und des entsprechenden Informationsaustausches.

Auch was gut funktioniert, kann im-mer noch verbessert werden. Doch wenn heute noch die gleichen Lücken bestehen, dann ist noch viel zu ver-bessern! Wenn Eltern junger Erwach-sener neben ihrem Schmerz, ihren

jung sein... und dAnn?Luce, Angehörige

Wir sind Eltern von psychisch erkrankten, jungen Erwachsenen. Alles was in den Diensten passiert oder nicht passiert, kann unser Leiden lindern oder aber leider oft auch verstärken... und wir fühlen uns immer mehr allein gelassen.Das sind unsere größten Schwierigkeiten und die unserer Söhne und Töchter. Die Aufzählung ist nicht nach Wichtigkeit geordnet.

Was wir fordern:

Bessere Zusammenarbeit zwischen Sanität und SozialemDie Zusammenarbeit, die Vernetzung zwischen den Sozialdiensten und dem Gesundheitsbetrieb soll verbessert werden. Es besteht keine organi-sierte und geordnete Übergabe der „Fallbegleitung“. Ein weiteres Problem

Foto: Michaela Völkl / pixelio.de

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ist die Zweigleisigkeit der Kompetenzen. Es ist sehr schwierig zu verstehen, wer wofür zuständig ist und wer was machen muss.

Freie ArztwahlDie freie Arztwahl ist vor allem für Patienten des Gesundheitsbezirks Bozen mit Hindernissen verbunden, die den Behandlungserfolg beeinflussen. Der Wechsel des Arztes soll vereinfacht und ermöglicht werden, territorial und auch zwischen den Bezirken.

Verbesserung der Weitergabe von InformationenInformationen von Psychiater zu Psychiater z. B. im Falle eines Wohnorts-wechsels des Patienten, werden nicht oder nur teilweise weitergegeben. Es wäre wünschenswert, dass dieser Informationsfluss verbessert wird.

Größerer Einsatz der Dienste für ein selbstständiges LebenDas Ergreifen eines Berufs oder die Rückkehr in die Arbeit, Ausbildung, Wohnen und Freizeit sind Bereiche, die unbedingt größeren Einsatz von den Diensten zur Unterstützung der Jugendlichen erfordern. Viele junge Patienten fühlen sich vom bestehenden Angebot der Strukturen nicht an-gesprochen und für diese fehlen Alternativen. Die Dienste sollten sich an diese neuen Bedürfnisse der jungen Patienten anpassen.

Hinweis auf MöglichkeitenEs wäre wünschenswert, dass die jungen Patienten vom Fachpersonal über eventuell bestehende sozialpsychiatrische und psychotherapeutische An-gebote zur Unterstützung mehr und besser informiert werden.

Nach einem KrankenhausaufenthaltWie geht es nach der Entlassung aus dem Krankenhaus weiter? Diese Fra-ge weckt in den Angehörigen unter anderem die meisten Ängste. Das An-gebot an ambulanten Unterstützungsangeboten für junge Erwachsene sollte ausgebaut und auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen zugeschnitten werden, um sie im schwierigen Prozess des Erwachsen- und Selbstständigwerdens zu begleiten.

Frühzeitiges Auffangen Besondere Aufmerksamkeit soll den Kindern, Jugendlichen und jungen Er-wachsenen mit psychischen Erkrankungen gewidmet werden. Interventi-onen müssen frühzeitig, Hilfe unverzüglich erfolgen, um einer Einlieferung ins Krankenhaus entgegenzuwirken.

Zwischen Theorie und Praxis liegen Welten„Psychoedukation, Recovery, Empowerment“ klingen sehr gut und man sollte sich verstärkt um die Umsetzung in die Praxis bemühen.

Ängsten, ihren Sorgen, ihren Zwei-feln noch so stark unter ihrer Alltags- situation leiden, bedeutet dies, dass sowohl die Betroffenen als auch ihre nächsten Angehörigen noch nicht die richtige Unterstützung erhalten. Noch immer erscheint das Projekt der Betreuung unausgereift, noch nicht ausreichend auf die zu betreuenden Menschen ausgerichtet.

Muss man noch darauf hinweisen, dass dies zur „Professionalität“ und den „Kompetenzen“ der Betreuenden gehört, zusammen mit einer guten Kommunikation und der Bereitschaft zum Zuhören?

Für die Qualität der Dienstleistungen sind die leitenden Personen einer Einrichtung verantwortlich. Wenn ein

Dienst fehlerhaft oder unzureichend geleistet wird, ist daran zu arbeiten und eine Lösung anzustreben.Wenn es zutrifft, dass heutzutage psychische Störungen allgemein zu-nehmen, aber aus verschiedenen Gründen diesem erhöhten Bedarf an Betreuung nicht Rechnung getragen wird, dann ist genauso klar, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht größer werden müssen, sondern besser ausgenützt werden müssen.Wie viel Zeit und Energie kann zum Beispiel ein ausgiebiger Informations-austausch zwischen den einzelnen Diensten und Betreuern einsparen?Es sollte nicht notwendig sein, auf den Aufbau einer Beziehung zwischen Be-treuten und Betreuern hinzuweisen, speziell zu Psychiatern und Psycholo-gen. Auf Grund vieler Dynamiken ist es komplex, delikat, schwer aufzubau-en, dafür aber leicht zu unterbrechen oder auszulöschen durch bürokra-tische Vorgaben – so als ob man die Keksmarke wechselt. Doch es stellt sich als notwendig he-raus, auf die Bedeutung einer solchen Beziehung hinzuweisen. „Alles erneut erzählen müssen“, heißt es in der El-terngruppe. In die Praxis umgesetzt, bedeutet dies, die Schmerzen man-cher Erzählungen und Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, Wunden und Ängste neu aufzureißen, erneut die eigene Seele entblößen zu müs-sen, zum wiederholten Mal ein Ver-trauensverhältnis aufzubauen. Man hat den Eindruck von Gewalt-anwendung: ist dies wirklich unver-meidbar? Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten und dank der Anstren-gung vieler – von Verbänden und von Freiwilligen – hat sich vieles geändert. Doch trotz dieser Änderungen darf sich niemand vor der Verantwortung drücken, die Aussagen dieser Eltern zu überdenken, die eigene Arbeit zu hinterfragen, eine (Ver-)Antwort(-ung) für die bestehenden Mängel zu übernehmen, auf die breiten Felder von Unbehagen und Schwierigkeiten zu reagieren, die in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen für den Einzelnen und für die Gesellschaft entstehen und bestehen.

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w elcher Angehörige von psychisch Erkrankten hat sei-

ner Wut und Verzweiflung nicht mindestens einmal mit dieser Frage Ausdruck verliehen?Auch Frau Silvana (alle Namen wur-den geändert) wiederholt diese Frage mehrmals während unseres Inter-views.

Sie erzählt mir die Geschichte von Da-vide. Es fällt ihr schwer, sich zurückzu-erinnern und die vergangenen Jahre noch einmal zu durchleben. Die Jah-re, in denen man nicht verstand oder in denen man den Allarmsignalen keine Beachtung schenkte, bis hin zur Bestimmung der Diagnose:

„ihrsohNLeiDeTANschizophreNie.“

Und jetzt? Was mache ich? Wohin wende ich mich? Und an wen? Wer kann mir helfen?

Davide war ein sehr sensibles, schüch-ternes, empfindliches Kind, er weinte wegen jeder Kleinigkeit. So ganz das Gegenteil seiner zwei Jahre älteren Schwester. Wer hätte gedacht, dass dies die er-sten Anzeichen einer psychischen

Störung sein könnten? Vor allem, da es im Kindergarten, den er in deut-scher Sprache besuchte und später in der italienischsprachigen Grundschu-le keinerlei Probleme gab.

Zu Hause zeigte Davide sich eifer-süchtig auf seinen Bruder, der zwei Jahre nach ihm geboren worden war: war auch das ein Anzeichen? Oder nicht?Silvana erinnert sich, dass die familiäre Situation in dieser Zeit etwas schwie-rig war, da die Schwiegermutter drei Jahre lang bei ihnen im Haus wohnte.

Dann besuchte Davide die Mittel-schule und, mit der Pubertät, began-nen auch die ersten offensichtlichen Schwierigkeiten. Die schulischen Leistungen waren weiterhin ausge-zeichnet, seine Schüchternheit und seine Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen, verstärkten sich jedoch.Der aufgesuchte Kinderarzt hatte auch wirklich gewisse Probleme fest-gestellt. Dann begannen die Essstö-rungen wie Laktoseintolleranz, Darm-probleme usw..

In der Zwischenzeit hatte sich Davide an der Technischen Oberschule ein-

geschrieben und als Geometer ma-turiert. Zur Belohnung nahm ihn sein Vater auf eine Reise nach Deutschland mit.

Ich weiß nicht, was während dieser Reise passiert ist, ich weiß nur, dass Davide immer eine konfliktgeladene Beziehung zu seinem Vater hatte. Wieder daheim ging es ihm schlecht und wir verstanden weder, worum es sich handelte, noch weshalb. Nicht einmal der Notarzt, den wir an diesem Abend herbestellten, ver-stand es. Ebenso wenig ein Internist im Krankenhaus wenige Tage später. Wir kehrten zu unserem Hausarzt zu-rück und dann wandten wir uns an das Zentrum für psychische Gesund-heit. Und wir erhielten die Diagnose: Schizophrenie. Für Davide war diese sehr schwer zu akzeptieren, er hat sie als Strafe er-lebt. Vor allem, da die Familie meiner Mutter vorbelastet war.

Im Laufe der Jahre chronifizierten sich die Symptome und die Probleme, und beeinträchtigten sein soziales Leben sowie seine Arbeit durch die häufigen, längeren Abwesenheiten. Sehr schwer zu akzeptieren war für

Mein Sohn ist schizophren!

wer hilft mir? Carla Leverato

Foto: Petra Bork / pixelio.de

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D ie Präsidentin Siglinde Jaitner eröffnet die Mitgliederversammlung in Ge-denken an die Mitglieder, die im Laufe des vergangenen Jahres verstorben

sind. Anschließend bedankte sie sich bei allen Anwesenden – unter ihnen auch die Direktorin des Amtes für Menschen mit Behinderung Dr. Luciana Fiocca in Vertretung des Landesrates Dr. Richard Theiner – und der Handelskammer Bo-zen für die unentgeltliche Überlassung des Raumes zur Abhaltung der Vollver-sammlung.

Jaitner sorgt sich um die Zuname psychologischer und psychiatrischer Pro-bleme im Jugendalter, um die Notwendigkeit, Lösungen für die Unterbringung psychisch Erkrankter um die 60 Jahre zu finden, um die Tatsache, dass sich die finanziellen Mittel für den Verband und für all seine Dienste, nicht erhöht haben – ganz im Gegenteil… Ein Gedanke geht an jene Erkrankten unserer Provinz, die immer noch weit weg von ihren Familien und ihren Wurzeln in Arco und Reggio Emilia untergebracht sind. „Wir möchten sie so bald als möglich nach Hause holen,“ sagt die Präsi-dentin, „und sie bedürfniso-rientiert unterbringen.“ Dies aufgrund der Tatsache, dass die psychiatrischen Vollzugs-anstalten bis März 2014 auf-gelassen werden.Des Weiteren wird auf die Vertretung des Verbandes, national bei U.N.A.SA.M. und auf europäischer Ebene bei EUFAMI hingewiesen.

Obwohl die Abschlussrech-nung 2012 mit einigen Tau-sendern im Minus abschloss, sprachen sich die Rech-nungsrevisoren, aufgrund der ordnungsgemäßen Füh-rung der Buchhaltung, trotz-dem für die Genehmigung derselben aus. Sie rieten aber dringend dazu an, alles dafür zu tun, den Verlust zu-mindest auszugleichen.

Beachtlich waren trotzdem die Tätigkeiten und der täg-

ihn auch, dass ihm andere Aufga-ben zugewiesen wurden, was für ihn einem Versagen gleichkam. Einerseits ist er bemerkenswert intelligent und verfügt über herausragende geistige Fähigkeiten, andererseits hat er aber Schwierigkeiten seine Gedanken und Ideen konkret umzusetzen.

Es gibt Zeiten, in denen er sich zu Hause einschließt, er kommt nicht aus seinem Bett und natürlich geht er nicht zur Arbeit. Wenn seine Ab-wesenheit länger dauert, wie es lei-der vorkommt, riskiert Davide seine Kündigung. Da er die Beantragung der Zivilinvalidität kategorisch ab-lehnt, lebe ich in ständiger Angst. Wer sorgt für ihn, wenn er seine Arbeit verliert?

Was kann ich als seine Mutter ma-chen? Wenn ich mich ans Zentrum für psychische Gesundheit wende, ant-worten sie mir, dass es nicht meine Aufgabe sei, mich um seine Probleme bei der Arbeit zu kümmern. Ich möchte zumindest wissen, ob und wie ich ihm helfen kann, wie ich ihn dazu anspornen kann, seine Probleme zu verstehen und zu lösen.

Zu seiner Sozialassistentin hatte er nie Kontakt: redet man nicht immer von Netzwerkarbeit, Zusammenarbeit zwischen den Diensten usw.? Wenn das Zentrum für psychische Gesund-heit ihn nicht kontaktiert, muss sich dann Davide melden, der das aber nicht schafft? Und ich, muss ich immer warten, bis etwas Schlimmes passiert, bevor ich Entscheidungen für meinen Sohn treffen kann, der es aus eigener Kraft nicht schafft, dieser Situation zu entkommen?

Wer hilft mir?Weil ich es nicht mehr schaffe.

mitglieder-versAmmlung 12. April 2013Lorena Gavillucci

Foto: Petra Bork / pixelio.de

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lichen Einsatz: 45 Freiwillige leisteten 4.940 ehrenamtliche Stunden; 157 Personen konnten die traditionellen Ferienaufenthalte am Meer und am See dank der 48 Begleiter in vollen Zügen genießen; an den „Stützpunkt“ wandten sich 383 Personen, davon 224 Angehörige und Freunde von Menschen in psychischen Notlagen. Unter allen Anfragen sind die Männer mit nur 69 deutlich in der Minderzahl. Dies zeigt, dass sie deutlich größere Schwierigkeiten haben, sich zu öffnen und um Hilfe zu bitten.

Der Vizepräsident Dr. Martin Achmül-ler hat angekündigt, dass versucht wird, diese Art von Beratungsangebot auch außerhalb von Bozen anzubieten und er äußerte – berechtigterweise – Worte des Stolzes für die stets aktiven Selbsthilfegruppen (eingeschlossen auch die neue Gruppe in Bruneck) in Bozen, Leifers und Kaltern. Die persönlichen Berichte derer, die dieses Angebot in Anspruch nehmen und mit Überzeugung an den Treffen teilnehmen, sprechen für sich:

„Zu akzeptieren, dass man einen kran-ken Sohn hat ist ein langer Prozess, es ist ein schwieriges Wachsen und es hilft, Menschen zu treffen, die dasselbe durchleben.“ „Ich war verzweifelt und voller Angst. In der Gruppe fand ich Ruhe, sie ist unbü-rokratisch, sehr flexibel und bietet die

Möglichkeit, sich auch über Therapien auszutauschen.“„Für viele ist eine psychische Erkrankung noch immer ein Tabu, aber die Gruppe gibt uns Kraft und Mut. Wir hoffen, dass sie nicht den Sparmaßnahmen zum Opfer fällt.“

Es wird bereits an einem neuen An-gebot für Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung gearbei-tet, teilt Dr. Svettini mit. Im Rahmen der „International Conference on Recovery“, die im Mai in der EURAC in Bozen statt-findet, ist ein Workshop vorgesehen, bei dem das Psychoedukationsmodell „Familie zu Familie“ aus den USA vorgestellt wird. Eine gute Möglichkeit um zu verstehen, ob dieses Modell auch in Südtirol realisiert werden kann und ob es für die unter-schiedlichen Kulturen un-seres Landes anwendbar ist.

Die Versammlung schloss mit der sehr interessanten Gastrede von Dr. Donatel-la Arcangeli, Leiterin der Kinder- und Jugendpsy-chiatrie Meran und der anschließenden Diskussi-on mit den Mitgliedern.

Trotz der großen Anstrengungen des Vorstandes und der Mitarbei-ter des Verbandes und dem großen Einsatz der ehrenamtlichen Mitar-beiter, musste das Jahr 2012 leider mit einer Mindereinnahme abge-schlossen werden. Ohne Frage spielt die Wirtschafts-krise die wichtigste Rolle bei der Analyse der Finanzlage: die Bei-träge von Seiten der öffentlichen Hand blieben im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Dr. Fiocca sagte dazu, es sei ein Wunder, dass es gelungen ist, Beiträge in glei-cher Höhe wie in den vergange-nen Jahren zu gewähren, aber es ist nicht vorhersehbar, wie dies für das Jahr 2013 aussieht. Die Eigen-finanzierung, abgesehen vom stets aktivem Ehrenamt, steht mittler- weile vor großen Schwierigkeiten. Die Spenden haben sich halbiert, verringert haben sich auch die Einkünfte der 5 Promille.

Deshalb werden alle Mitglieder um Mithilfe gebeten und darum eine aktive Rolle bei der Beschaffung von Geldern für den Verband ein-zunehmen.

5 Promille: werben Sie im Bekanntenkreis für die Zuweisung der 5 Promille an den Verband

Geburtstagsfeiern: plädieren Sie bei Familie und Freunden dafür, an den Verband zu spenden, an-statt Ihnen Geschenke zu schenken

Aktionen und Initiativen: spenden Sie den Rei-nerlös aus Floh-, Kuchen- oder Weihnachtsmärk-ten, Konzerten, Betriebsfeiern, Preiswatten usw. dem Verband

Sponsoring: für Projekte, Veranstaltungen, dem Druck von Broschüren... suchen wir Sponsoren, die uns unterstützen. Als Dank veröffentlichen wir gerne das Logo und informieren die Öffentlichkeit über Ihre Hilfsbereitschaft.

Trauerfeier: verzichten Sie auf Blumen und Krän-ze und bitten Sie, in Gedenken an den Verstorbe-nen für den Verband zu spenden.

(Spenden sind steuerlich absetzbar. Gerne stellen wir eine Spendenquittung aus.)

So können Sie helfen:

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SELBSTHILFE

i n der Kinder- und Jugendpsychia-trie, die am 03. Mai 2013 offiziell

eröffnet wurdde, werden Kinder und Jugendliche im Alter von 0-18 Jahren behandelt, erklärt Dr. Donatella Ar-cangeli. Laut ihrer Einschätzung benötigen ca. 10 % der Südtiroler Kinder und Jugendlichen eine psychologische oder psychiatrische Betreuung. Es handelt sich dabei um Entwicklungs-störungen, affektive Störungen, aber auch um neurologische, organische und genetische Erkrankungen.

Die häufigste und zugleich schwerste Erkrankung im Kindesalter ist der Autismus. Zu diesen Erkrankungen gehört auch Autismus. Diese Verhal-tensstörung ist angeboren und nicht heilbar. Nur 3 % der Kinder bzw. Ju-gendlichen mit dieser Erkrankung können im Erwachsenenalter ein selbstständiges Leben führen. Im fa-miliären Leben und im schulischen Alltag werden Eltern, Geschwister und Lehrer vor große Herausforde-rungen gestellt.

Ebenfalls angeboren und relativ häu-fig sind hyperkinetische Störungen wie z. B. ADHS. 4 von 100 Kindern werden mit dieser Verhaltensstörung geboren, aber nur ¼ leidet an einer schweren Form der Störung.

Bisher werden die Kinder- und Ju-gendlichen in den vier Fachambu-lanzen für psychosoziale Gesundheit im Kindes- und Jugendalter des je-weiligen Territoriums behandelt. Mit der Eröffnung der landesweiten Kinder- und Jugendpsychiatrie in Me-ran, finden nun betroffene Kinder und Jugendliche endlich Aufnahme. Die Abteilung richtet sich an über 12-Jäh-rige und bietet Platz für 15 Personen. Betreut werden die Patienten von 3 Fachärzten, 3 Psychologen, 10 Erzie-herinnen, 7 Krankenpflegern und 4 Pflegediensthelfer.

Dr. Donatella Arcangeli Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Meran

Es werden unterschiedliche Thera-pien angewandt: multimodale Thera-pie, welche Kind, Eltern, Geschwister, Lehrpersonen und eventuell weitere Erziehungspersonen miteinbezieht, außerdem Psychotherapie, funkti-onelle Therapie wie Logotherapie, motorische Therapie und auch al-ternative Therapien wie Musik- und Tanztherapie, in seltenen Fällen auch pharmakologische Therapie.

Jedes Kind, für das eine psychiat-rische Diagnose gestellt wird, hat das Anrecht auf ein gezieltes, individuell abgestimmtes Unterstützungspro-gramm. Wichtig ist es dabei, auch das schulische Umfeld miteinzube-ziehen. Deshalb bietet Dr. Arcange-li bereits seit mehreren Jahren ein „Teachertraining“ (Schulung für Leh-rer) an. Während dieser strukturierten Treffen werden die Lehrer von einer Fachperson über die Krankheit aufge-klärt, erfahren, wie der Geist des Kin-des funktioniert und sie erhalten eine praktische Anleitung, wie sie sich im Umgang mit dem Kind verhalten sol-len um es bestmöglichst unterstützen können. Ähnlich aufgebaute Trainings werden

auch für die Eltern und Geschwister angeboten. Dabei wird gezielt auf all-tägliche Situationen im Familienleben eingegangen wird.

Angeboten werden dabei jeweils Einzel- oder Gruppentrainings. Sehr beliebt sind dabei die schon seit meh-reren Jahren angebotenen Trainings zu ADHS und Autismus. Die Rückmel-dungen sind durchwegs positiv und es ist ein großer Nutzen erkennbar – besonders in den Gruppentrainings lernen die Teilnehmer viel, da sie sich gegenseitig helfen, Lösungen zu fin-den. Die Teilnehmer unterstützen und helfen sich gegenseitig.

Bisher werden Trainings dieser Art nur in Meran und nur für das Einzugsge-biet Meran angeboten, ein Besuch ist ratsam aber nicht verpflichtend. Dr. Arcangeli hofft aber und arbeitet auch dahingehend, dass diese Trainings in Zukunft provinzweit verpflichtend angeboten werden.

Abschließend berichtet sie, dass mehrere Eltern von Kindern mit auti-stischer Erkrankung in Meran den Ver-ein „AUTOS“ gegründet haben.5 Promille: werben Sie im Bekanntenkreis für die

Zuweisung der 5 Promille an den Verband

Geburtstagsfeiern: plädieren Sie bei Familie und Freunden dafür, an den Verband zu spenden, an-statt Ihnen Geschenke zu schenken

Aktionen und Initiativen: spenden Sie den Rei-nerlös aus Floh-, Kuchen- oder Weihnachtsmärk-ten, Konzerten, Betriebsfeiern, Preiswatten usw. dem Verband

Sponsoring: für Projekte, Veranstaltungen, dem Druck von Broschüren... suchen wir Sponsoren, die uns unterstützen. Als Dank veröffentlichen wir gerne das Logo und informieren die Öffentlichkeit über Ihre Hilfsbereitschaft.

Trauerfeier: verzichten Sie auf Blumen und Krän-ze und bitten Sie, in Gedenken an den Verstorbe-nen für den Verband zu spenden.

(Spenden sind steuerlich absetzbar. Gerne stellen wir eine Spendenquittung aus.)

So können Sie helfen:

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Die Diskussion mit den Mitgliedern be-ginnt mit Fragen an Frau Dr. Arcangeli.

„Warum erhöht sich in den letzten Jahren die Anzahl psychisch erkrank-ter Kinder?“ Die Aufmerksamkeit hinsichtlich psy-chiatrischer Erkrankungen im Kindes-alter hat sich erhöht. Autismus und Hyperaktivität hat es immer schon gegeben, aber früher sind diese oft falsch diagnostiziert worden. Es ist jedoch auch feststellbar, dass das so-ziale Umfeld und die Erziehung dazu beitragen können, die Situation zu verschlechtern. In den heutigen Zeiten ist es mög-lich, einzugreifen und diese Kinder zu behandeln, und ihre, oft überdurch-schnittlichen, Fähigkeiten zu fördern.

„Hängen diese Erkrankungen damit zusammen, dass die Mütter häufig abwesend sind?“Es ist nicht die Schuld der Mütter, die arbeiten gehen und wenig Zeit für ihre Kinder haben. Ideal für die Kinder ist es sicherlich, wenn sie in einem ru-higen und strukturierten Umfeld auf-wachsen und ihnen soziale Kontakte ermöglicht werden. Natürlich ist auch eine stabile Beziehung zur Mutter, die ihr Kind nicht vernachlässigt, wichtig.

„Wie ist das Procedere um eine thera-peutische Behandlung auf der neuen Abteilung in Meran zu erhalten?“ Dies ist über den Hausarzt oder den Psychologischen Dienst möglich. Au-ßerdem kann man sich jeden Tag zwi-schen 10:00 und 12:00 Uhr an die Te-lefonnummer 0473 251 000 wenden. Dort entscheidet nach dem Gespräch ein Kinderpsychiater, ob eine psychia-trische Visite notwendig ist.

Dr. Svettini erinnert daran, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten für ein gutes Behand-lungsergebnis ist. Es ist wichtig, auch die psychische und physische Ge-sundheit der Eltern und Geschwister im Auge zu behalten, damit sie nicht

mehr als nötig unter der Situation lei-den. Sie müssen in die Behandlung miteinbezogen werden und im Be-darfsfall ebenfalls behandelt werden. In diesem Zusammenhang erwähnt Dr. Arcangeli, dass der Erwachsenen-psychiater Dr. Vallazza eng mit der Fachambulanz zusammenarbeitet. So ist es möglich, die verschiedenen Ar-beitsweisen besser zu verstehen, um Fehldiagnosen zu verhindern, wenn Symptome psychiatrischer Erkran-kungen bei Kindern nicht erkannt oder falsch gedeutet werden. Noch deutlicher wird der Wert dieser Zusammenarbeit in Fällen, in denen auch die Eltern psychisch erkrankt sind, dies aber nicht angeben oder oft auch gar nicht wissen.

Der Vorstand antwortet auf die Fragen, welche Mitglieder auf eigens vorberei-tete Kärtchen, die am Eingang verteilt wurden, geschrieben haben.

Die erste Frage betrifft die Unterbrin-gung von Senioren mit psychischer Erkrankung in Altenheimen, wo das Personal nicht entsprechend aus-gebildet ist und außerdem der Per-sonalstand dafür zu niedrig ist. Die Senioren von Bozen werden derzeit im Jesuheim in Girlan untergebracht, wodurch sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden. Frau Jaitner antwort, dass sich diesem Problem eine Arbeitsgruppe auf Lan-desebene angenommen hat und dass sich in Meran die Psychiater bereit erklärt haben, das Personal entspre-chend auszubilden. Dr. Achmüller berichtet von einer zweiten Arbeitsgruppe, die sich um die Unterbringung von psychisch Er-krankten kümmert, die den Rehabili-tationsprozess abgeschlossen haben, aber zu jung für die Unterbringung in einem Altenheim sind. Im Moment hat diese Gruppe ihre Treffen jedoch eingestellt, da es noch schwieriger ist, für diese Fälle eine Lösung zu finden.

Eine weitere Frage an den Vorstand

fordert, sich für eine Verbesserung des ambulanten, psychosozialen Be-treuungsangebotes zur Unterstüt-zung junger Erwachsener in den Be-reichen Arbeit, Ausbildung, Wohnen und Freizeit einzusetzen. Das Angebot würde nicht erweitert, da sich die Jugendlichen nicht an die bestehenden Strukturen wenden, antwortet Dr. Achmüller. Die Frau wirft ein, dass diese Angebote aber nicht für alle jungen Patienten gut ge-hen und Alternativen einfach fehlen. Frau Jaitner schlägt vor, dass sich die jungen Erwachsenen an die Sozialas-sistenten wenden sollen – sie sind da-für die richtigen Ansprechpartner.

„Warum spricht man im sozialen Be-reich nicht über Depressionen?“Dr. Achmüller, selbst Betroffener, glaubt, das liege daran, dass es in diesem Gebiet noch immer viel Aus-grenzung und Stigmatisierung gibt. Deshalb suchen viele keine Hilfe oder nehmen an Informationsveranstal-tungen teil. Er bietet an, persönlich Auskunft über die Erkrankung und mögliche Anlaufstellen zu geben.

Die letzte Frage betrifft das Angebot eines Freiwilligen-Begleitdienstes für psychisch Erkrankte, von dem im Laufe der letzten Vollversammlung gesprochen worden war. Ein Mitglied möchte wissen, an welchem Punkt dieses Projekt ist. Frau Jaitner sagt, dass der Verband diesen Dienst nicht anbieten kann, da die Freiwilligen nicht über die nö-tigen Kenntnisse verfügen. Sie bittet die Mitglieder, sich an den Hauspfle-gedienst des jeweiligen Bezirks zu wenden.

Diskussion mit den Mitgliedern...

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SELBSTHILFE

Sehr geehrte Redaktion,

ich heiße Paolo Comel, komme aus Meran und habe am ersten Turnus am Meer in Riccione vom 29.05. bis 07.06.2012 teilgenommen. Entschuldigt die Verspätung mit der ich euch schreibe, aber je mehr Tage vergehen, umso bewusster wird mir, dass es wirklich, um es kurz auszudrücken, wundervolle Ferien waren!!!Es war für mich der erste Ferienaufenthalt am Meer, aber sicher nicht der Letzte, weil ich mich so wohl gefühlt habe, dass ich bis jetzt vorhabe, auch im näch-sten Jahr wieder teilzunehmen...

Es war wirklich alles perfekt:die Anreise, die Kameradschaft, das Hotel, der Platz am Meer, die Ausflü-ge nach Oltremare und San Marino, unter Anführungszeichen auch das Wetter... Eben... einfach alles!

Außerdem drängt es mich zu unter-streichen und mich aus vollstem Her-zen bei der Gruppenleiterin Marga-reth zu bedanken, die ein wenig die Mutter der ganzen Gruppe war, ge-nauso wie allen weiteren Begleitern, die einfach großartig waren, immer hilfsbereit und freundlich, voller Takt-gefühl und sehr sympathisch.

Nochmals von Herzen danke euch allen!

Paolo Comel, Meran

riccione 2012Ferienaufenthalte des Verbandes für Menschen mit psychischer Erkrankung

Das heurige Programm:Riccione I3. - 12. Juni 2013Riccione II12. - 21. Juni 2013Klopeinersee26. Juni - 5. Juli 2013Riccione III2. - 11. September 2013Abano Terme10. - 17. November 2013

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schliessung der psychiAtrischen vollzugsAnstAltenNadia Girelli, stellvertretende Direktorin des Amtes für Gesundheitssprengel

erfolgVersicherung und psychische Erkrankung

Foto: Peter Reinäcker / pixelio.de

V or allem wurde in Zusammenarbeit mit den zuständigen psychiatrischen Diensten des Südtiroler Sanitätsbetriebes zu erfassen versucht, wie viele Menschen aus welchen juridischen Gründen für welche Zeit die oben erwähnten Si-

cherheitsmaßnahmen in Anspruch nehmen müssten. Es sind derzeit zwei am OPG von Reggio Emilia untergebracht.

In der Folge wurde an mehreren Stellen ein Lokalaugenschein durchgeführt, um eine geeignete Unterbringungsmög-lichkeit zu finden, die auch in Bezug auf Struktur, Organisation und Sicherheit dem Ministerialdekret entspricht.Derzeit wurde in Südtirol nur eine gesundheitliche Rehabilitationsstelle für Patienten mit „niederem Sicherheitsniveau“ gefunden. Für die Betreuung von Patienten mit „mittlerem oder hohem Sicherheitsniveau“ wurde in Zusammenarbeit

mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb vorerst ein Mo-dell der Unterbringung in konventionierten Struk-turen außerhalb der Provinz in die Wege geleitet, bis es auf Provinzebene die Voraussetzungen gibt, eine Struktur zu errichten, die sowohl der Rehabi-litationsmöglichkeit als auch den verschiedenen Sicherheitsbestimmungen entspricht.

In der Zwischenzeit wird der Südtiroler Sanitätsbe-trieb die eigenen Strukturen verwenden, sei es in Krankenhäusern, sei es auf dem Territorium, die or-ganisatorisch in Frage kommen und zur Verfügung stehen, um im Falle von dringenden Situationen die Bedürfnisse erfüllen zu können.

U.N.A.SA.M.

SELBSTHILFE

D er Verband hat bemerkt, dass in Versicherungspolizzen Klauseln vorsahen, dass psychisch Erkrank-te oder jene, die Psychopharmaka einnehmen, nicht von Versicherungsdeckungen profitieren

konnten. Diesen Missstand hat der Verband bei U.N.A.SA.M. aufgezeigt, da es sich um ein national zu lösendes Problem handelte.

Nun haben wir eine gute Nachricht für unsere Mitglieder:U.N.A.SA.M. hat uns darüber informiert, dass in Folge eines Treffens in Rom am Sitz der Aufsichtsbe-hörde über das Versicherungswesen ISVAP, an der auch Vertreter der U.N.A.SA.M. teilnahmen, die Strei-chung dieser Klauseln beschlossen wurde.

Das bedeutet, dass nun endlich auch Personen, die psychisch erkrankt sind oder die an stressbedingten Störungen leiden, Unfall- und Krankheitspolizzen abschließen können. Die Rückerstattungen betreffen aber nur Arztspesen, die nicht mit der psychischen Erkrankung zusammenhängen.

Auch von unserer Seite ein Dank an U.N.A.SA.M. und an alle anderen Verbände, die sich für dieseslobenswerte Resultat eingesetzt haben.

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SELBSTHILFE

e nde Jänner 2013 fand in Bruneck das erste Treffen der vom Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker neugegründeten Gruppe für Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung statt.

Begleitet werden die Treffen von Frau Reinhilde Mair, geboren 1959, aus Bruneck. Die spezialisierte Pflegehelferin für Psychiatrie und Sozialpsychiatrie und aus-gebildete Mentaltrainerin arbeitete 16 Jahre lang auf der psychiatrischen Abteilung in Bruneck, seit 2008 ist sie auch Vorstandsmitglied des Verbandes.

Wenn jemand aus dem nahen Umfeld psychisch erkrankt, leidet die ganze Familie darunter. Die Angehörigen müssen sich nun in ihrem Alltag Aufga-ben und Herausforderungen stellen, mit denen der Durchschnittsbürger nie konfrontiert wird und in die sich ein „Laie“ kaum hineinversetzen kann. Die Ratlosigkeit und Verzweiflung der Angehörigen wird häufig überse-hen, Vorurteile und Schuldzuweisungen, eigene Schuld- und Schamge-fühle lasten schwer auf ihren Schultern. Einen Ausweg aus dieser schwierigen Situation zu finden, schafft kaum ein Angehöriger allein, der Erfahrungsaustausch mit Gleichbetroffenen in ei-ner Gruppe für Angehörige kann aber sehr helfen.

In der Gruppe ist es möglich, über alles zu sprechen, was bewegt. Die Teil-nehmer finden Verständnis und Unterstützung bei Menschen, die ähnliche Lebenssituationen aus eigener Erfahrung kennen. Sie werden voneinander und miteinander lernen. Für themenbezogene Gesprächs-abende werden professionell tätige Fachpersonen zu den Treffen eingeladen.

Gruppe für Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung in Bruneck

Die Treffen finden monatlich, montags von 18:00 bis 20:00 Uhr im Intermezzo-Treffpunkt, A.-Ho-fer-Straße 15f in Bruneck statt.

Die Termine sind auf unserer Web-site www.selbsthilfe.it abrufbar.

Interessierte können sich beim Verband Angehöriger und Freun-de psychisch Kranker, Tel. 0471 260303, [email protected], mel-den oder informieren.

Info

Datum: Freitag, 14. Juni 2013 (nachmittags)

Ort:Bozen, G.-Galilei-Straße 4d

Referentin:Dr. Maria Cristina Salerno,Rechtsmedizinerin, stellvertretende Präsidentin der multizonalen Führerscheinkommission

InfoB eeinflussen psychische Erkrankungen die Fahrtüchtigkeit? Muss ich vor die Führer-scheinkommission und in welchen Fällen? Darf ich den Führerschein überhaupt

machen bzw. wird er verlängert, wenn ich Psychopharmaka einnehme? Welche Unter-suchungen kommen auf mich zu? Erhalte ich einen auf kurze Zeit begrenzten „Spezial-führerschein? Darf ich überhaupt noch fahren?“ - Diese und ähnliche Fragen beschäfti-

gen psychisch Erkrankte und ihre Angehörigen.

Der Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker organisiert dazu einen Vortrag im Rahmen des „Mobility Day“ der Sozialgenossenschaft Handicar, in dem alle Fra-gen zu diesem immer wieder spannenden und komplexen Thema beantwortet werden.

Haltet euch diesen Termin frei! Weitere Informationen fol-gen in Kürze!

AnkündigungFührerschein und psychische Erkrankung

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SELBSTHILFE

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Auch heuer können Sie den Verband und somit die von einer psy-chischen Erkrankung betroffenen Familien unterstützen, indem Sie die 5 Promille Ihrer Steuer uns zuweisen.

Unsere Steuernummer: 00736190216

Weitere Informationen erhalten Sie im Verbandsbüro unter Tel. 0471 260 303 oder per Mail unter [email protected]

5 ‰ihnen entstehen daraus keine Kosten - helfen sie uns helfen!

dAnKedr. lorenzo toresini

A nlässlich des zehnjährigen Jubiläums des “Haus Basaglia” Ende März wur-de auch Dr. Lorenzo Toresini von der ganzen Gemeinschaft und vielen

weiteren Personen gefeiert. Nach 14 Jahren kehrt er als Pensionist zurück in sein Triest.

Der gesamte Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker schließt sich dem Dank und der Anerkennung da-für, was er alles zum Wohle der psychisch Erkrankten gelei-stet hat, vor allem im Aufbau seines Meisterwerks, seinem „Kind“, dem „Haus Basaglia“, an. Vielsagend für seine Arbeit war auch das Geschenk, das die Mitarbeiter ihrem Primar überreichten: eine Don Quijote Figur, geschnitzt vom Grödner Künstler Adolf Vallazza.

Mit der Eleganz des originalen Venezianers und der inno-vativen Begeisterung der Triester Schule hat Dr. Lorenzo Toresini unermüdlich gekämpft, um seine Vorstellungen von Behandlung zu verwirklichen: es braucht keine „Irren-anstalten“, sondern Respekt vor dem Patienten und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm.

Danke Herr Dr. Toresini, dass Sie immer ein offenes Ohr für uns hatten, für Ihren unermüdlichen Einsatz, für alles, was Sie erreicht haben und für die unauslöschlichen Spuren, die Sie hinterlassen.