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Restless Legs Syndrom (RLS) PATIENTENINFORMATION Diagnose | Ursachen | Therapie

Restless Legs Syndrom (RLS) - rls-gut-behandeln.de · 1 Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient Das Restless Legs Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems:

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Restless Legs Syndrom (RLS)

PATIENTENINFORMATION

Diagnose | Ursachen | Therapie

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Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient

Das Restless Legs Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems: laut Schätzungen sind hierzulande bis zu zehn Prozent der Menschen

von Beschwerden wie nächtlicher Beinunruhe oder Kribbeln in den Gliedmaßen betroffen. In vielen Fällen wird die Erkrankung aber nicht erkannt oder mit ande­ren Störungen verwechselt. Denn welche Symptome eines Restless Legs Syndroms (abgekürzt RLS) im Einzelnen auftreten, kann sich von Patient zu Patient sehr stark unterscheiden.

In dieser Broschüre haben wir wichtige Informationen rund um das Restless Legs Syndrom für Sie zusammen­gestellt.

Welches sind die Ursachen des RLS? Wodurch werden Symptome ausgelöst? Welche Behandlungsmöglich­keiten gibt es? Und was kann ich selber tun, um RLS­ Beschwerden zu vermeiden oder zu lindern? Auf diese und weitere Fragen möchte Ihnen diese Broschüre eine Antwort geben.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit und Ursachen

Was ist das Restless Legs Syndrom? ............................... 3

Wie häufig ist das RLS? ..................................................... 3

Was ist das idiopathische RLS? ........................................ 4

Was führt zu einem sekundären RLS? ............................. 5

Wie verläuft die Erkrankung? ............................................ 6

Symptome

Welche Symptome treten beim RLS auf? ....................... 7

Wie äußern sich die Beschwerden? ................................. 8

In welchen Situationen kommt es zu Beschwerden? ..... 9

Wie beeinflusst ein RLS den Alltag? ............................. 10

Diagnose

Wie wird ein RLS diagnostiziert? .................................. 11

Welche Diagnosekriterien gibt es? ................................ 11

Wie wird ein sekundäres RLS festgestellt? .................. 13

Was ist der L­Dopa­Test? .............................................. 15

Behandlung

Wie kann ein RLS behandelt werden? .......................... 16

Welche Medikamente wirken bei RLS? ....................... 17

Welche dopaminergen Medikamente werden bei RLS eingesetzt? ......................................................... 18

Welche Nebenwirkungen kann eine dopaminerge Therapie haben? .............................................................. 19

Was hilft außer Medikamenten? ................................... 21

Welche Regeln gelten für die Schlafhygiene? ............... 22

Welche anderen Verhaltensweisen können helfen? .. 23

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Was ist das „Restless Legs Syndrom“?

Das Restless Legs Syndrom ist eine Erkrankung des Nervensystems. Typische Symptome sind eine Bewegungsunruhe und Missempfi ndungen in den Beinen, vor allem am Abend und in der Nacht. Bereits seit mehr als 300 Jahren wird die Erkrankung unter verschiedenen Namen in medizinischen Berich­ten erwähnt. Seine heutige Bezeichnung (übersetzt „Syndrom der unruhigen Beine“) erhielt das RLS 1945 durch den schwedischen Neurologen Karl Axel Ekbom (Ekbom­Syndrom).

Wie häufi g ist das RLS?

Das RLS ist eine der häufi gsten neurologischen Stö­rungen, wird aber nur bei einem Teil der Betroffenen auch diagnostiziert. Laut Studien sind in europäischen Ländern bis zu zehn Prozent der Bevölkerung von RLS­Symptomen betroffen. Jedoch ist eine medika­mentöse Therapie nur bei einem Teil der Betroffenen notwendig. Frauen erkranken etwa doppelt so häufi g an einem Restless Legs Syndrom wie Männer, ältere Menschen häufi ger als junge.

Weitere Informationen rund um das Restless Legs Syndrom fi nden Sie auch auf der Webseite www.rls­gut­behandeln.de. Und unsere kostenfreie Hotline (0800 – 24 1 24 24) steht Ihnen täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr für Fragen und Anmerkungen zur Verfügung.

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nachahmen (sogenannte Dopaminagonisten), RLS­Beschwerden lindern kann.1

Bei mehr als der Hälfte aller Patienten mit idiopathi­schem RLS ist ein Familienmitglied ebenfalls von der Erkrankung betroffen. Dies deutet auf eine erbliche Komponente in der Entstehung des idiopathischen RLS hin. Patienten mit familiärem RLS erkranken häufig schon in jüngerem Alter an RLS als jene mit der nicht­ familiären Erkrankungsform.2

In aktuellen wissenschaftlichen Studien wurden einige Gene identifiziert, die mit einem Restless Legs Syndrom in Verbindung zu stehen scheinen. Mit welcher Wahr­scheinlichkeit ein Mensch an einem RLS erkrankt, lässt sich anhand der Genbefunde jedoch derzeit nicht sa­ gen. Um die Diagnose eines RLS zu sichern oder aus­zuschließen, werden daher Genuntersuchungen noch nicht eingesetzt.

Was führt zu einem sekundären RLS?

Einige Erkrankungen können ein Restless Legs Syndrom nach sich ziehen, hier spricht man dann von einem sekundären RLS. Ein Beispiel hierfür sind Nierenfunkti­onsstörungen1: laut Studien leidet wahrscheinlich jeder fünfte Dialysepatient an RLS­Symptomen.

Wie ausgeprägt RLS­Beschwerden sind und wie sehr der Betroffene darunter leidet, kann sich von Fall zu Fall erheblich unterscheiden. So lassen sich die Symp­tome bei vielen Patienten schon durch Verhaltens­änderungen in den Griff bekommen. Bei stärkerer Ausprägung kann eine gezielte medikamentöse Behandlung notwendig sein.

Das Restless Legs Syndrom kann in zwei Hauptformen unterschieden werden: das primäre „idiopathische“ RLS, für das sich bisher keine konkret zugrunde liegende Ursache finden lässt, sowie sekundäre „symptomatische“ RLS­Formen, die bei bestimmten Erkrankungen (z.B. Nierenfunktionsstörungen) oder auch in der Schwan­gerschaft auftreten können.

Was ist das idiopathische RLS?

Die Ursache des idiopathischen RLS ist noch nicht vollständig geklärt. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass es u.a. zu einer Störung im Stoffwechsel des wichtigen Botenstoffs Dopamin im Gehirn kommt. Möglicherweise spielt auch eine Störung des Eisenstoff­wechsels eine Rolle. Dies erklärt auch, warum eine Behandlung mit L­Dopa (einer Vorstufe von Dopamin) oder Medikamenten, die die Dopaminwirkung

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Welche Symptome treten beim RLS auf?

Die Symptome eines RLS sind oft schwer fassbar. Gerade am Anfang der Erkrankung sind sie häufi g nur leicht ausgeprägt und können zwischenzeitlich auch ganz fehlen – einer der Gründe dafür, dass das RLS in vielen Fällen lange unerkannt bleibt. Typische Symp­tome sind Bewegungsunruhe und Missempfi ndungen in den Gliedmaßen, vor allem den Beinen, die in Ruhe auftreten und bei Bewegung nachlassen. Am Abend und in der Nacht sind die Symptome fast immer stärker ausgeprägt.

Darüber hinaus können Eisenmangel oder ein gestör­ter Eisenstoffwechsel im Körper ebenso wie neuro­logische Krankheiten zu einem Restless Legs Syndrom führen. Auch in der Schwangerschaft sind RLS­Sympto­me relativ häufi g: Sie betreffen bis zu 30 Prozent aller schwangeren Frauen, verschwinden aber meist kurze Zeit nach der Entbindung wieder. Und schließlich kön­nen eine Reihe Medikamente, allen voran Psychophar­maka, ein Restless Legs Syndrom auslösen oder fördern.1

Wie verläuft die Erkrankung?

Generell ist das primäre, „idiopathische“ Restless Legs Syndrom eine chronische, meist langsam fortschreitende Erkrankung. Schweregrad und Verlauf eines RLS kön­nen sich aber von Fall zu Fall stark unterscheiden.

Bei einigen Patienten mit idiopathischem RLS kommt es bereits im jungen Erwachsenenalter zu ersten Symptomen. Diese sind anfangs oft nur leicht ausge­prägt, in den meisten Fällen nimmt der Schweregrad der RLS­Symptome jedoch mit der Zeit zu. Da diese Verschlechterung aber in der Regel langsam vonstatten geht, wird ein RLS häufi g erst Jahre oder Jahrzehnte nach dem Beginn der Beschwerden behandlungs­bedürftig.1

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In welchen Situationen kommt es zu Beschwerden?

Am Anfang der Erkrankung beginnen die RLS­Be­schwerden meist in den Abendstunden und setzen sich in der Nacht fort; die Stärke der Beschwerden nimmt mit der Zeit zu.1

Symptome über Tag sind zu Beginn eher selten. Später kann sich die Symptomatik allerdings auf die Tages­stunden ausdehnen oder verlagern: Es wird geschätzt, dass 30–60 Prozent der RLS­Patienten auch tagsüber an Beschwerden leiden.

Neben Ruhesituationen am Abend und in der Nacht gibt es eine Reihe weiterer Umstände, in denen RLS­ Symptome auftreten oder sich verschlimmern können. Dies sind in erster Linie Situationen, in denen lange Zeit ruhig gesessen wird – z.B. während einer Auto­fahrt oder im Flugzeug, im Kino oder beim Fernsehen. Auch Bettlägerigkeit oder die Ruhigstellung eines Beins oder Arms in einem Gipsverband können RLS­Beschwerden verstärken.1

Wie äußern sich die Beschwerden?1

Menschen mit RLS schildern ihre Symptome ganz un­terschiedlich, zum Beispiel als Brennen, Ziehen oder Kribbeln in den Beinen, als Heiß­ oder Kaltgefühl bis hin zu regelrechten Schmerzen oder Krämpfen. Die Symptome werden meist tief innen gespürt, seltener als oberflächlicher Schmerz. Fast immer sind die Beine betroffen, manchmal auch die Arme oder andere Körperregionen. Die allermeisten Menschen mit RLS leiden an einem starken Bewegungsdrang der Beine.1

Zudem kommt es beim Restless Legs Syndrom häufig zu sogenannten periodischen Beinbewegungen im Schlaf (periodic limb movements in sleep, PLMS), die – vom Patienten unbemerkt – den Schlaf kurzzeitig unter­brechen und die Schlafqualität mindern können. PLMS können jedoch auch unabhängig vom einem Restless Legs Syndrom auftreten.1

RLS­Symptome treten vor allem in Ruhe auf und lassen sich anfangs durch Bewegung oder auch durch geistige Anstrengungen wie etwa ein Computerspiel bessern. Ist ein RLS jedoch weiter fortgeschritten, können solche Aktivitäten die Beschwerden aber meist nicht mehr völlig oder nur noch wenig lindern.

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Wie wird ein Restless Legs Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose eines Restless Legs Syndroms wird anhand der typischen Symptome gestellt. Hierbei unterschei­det man notwendige (oder essentielle) Kriterien – die für die Diagnose eines RLS unbedingt zutreffen müssen –, von den ergänzenden (oder supportiven) Kriterien, die zusätzliche Hinweise auf ein RLS geben. Liegt der Verdacht auf ein RLS nahe, so lässt sich die Diagnose mit Hilfe des sogenannten L­Dopa­Tests sichern.1

Weitere Untersuchungen dienen dazu, andere Krank­heiten als Ursache eines sekundären RLS auszuschlie­ßen oder zu bestätigen. Dazu gehören zum Beispiel Laboruntersuchungen der Nierenfunktion und des Eisenstoffwechsels oder neurologische Zusatztests.

Welche Diagnosekriterien gibt es?

Zu den essentiellen Kriterien für die Diagnose eines Restless Legs Syndrom gehören:

• Bewegungsdrang der Beine, gewöhnlich begleitet von oder verursacht durch un angenehme

Wie beeinfl usst ein RLS den Alltag? Die starke Unruhe in den Beinen in den Abend­ und Nachtstunden wirkt sich bei den meisten Menschen mit RLS deutlich auf die Schlafqualität aus: Sie schlafen schlecht ein oder wachen während der Nacht mehr­fach auf. Viele Betroffene stehen dann aus dem Bett auf und laufen zum Teil für Stunden umher, um ihre Be­schwerden durch Bewegung und Aktivität zu lindern. Und selbst wenn dies gelingt: an ungestörten Schlaf ist damit nicht zu denken. Bei mehr als 90 Prozent der Patienten sind Schlafdauer und Schlafqualität ent schei­dend beeinträchtigt. Und das ständige Unausgeschlafen­sein bleibt nicht ohne Folgen: Chronische Müdigkeit am Tag, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen können die Lebens qualität, den privaten Alltag wie auch das Berufsleben von Menschen mit RLS stark einschränken.

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Ergänzende Kriterien sind:

• Ein Familienmitglied leidet ebenfalls an RLS: Ein idiopathisches RLS ist bei Angehörigen von RLS­Patienten drei­ bis fünfmal so häufig wie bei Personen ohne RLS­Fälle in der Familie.

• Der sogenannte L­Dopa­Test fällt positiv aus, d.h. der Patient spricht zumindest initial auf eine dopaminerge Therapie an.

• Im Schlaflabor lassen sich Periodische Beinbewegun­gen im Schlaf (periodic limb movements in sleep, PLMS) nachweisen. Allerdings sind diese Symptome sehr unspezifisch, und treten nicht nur bei RLS­Erkrank­ten auf, sondern auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise bei Schlafapnoe, Narkolepsie oder dem Aufmerksamkeitsdefizit­ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS).

Wie wird ein sekundäres RLS festgestellt?

Die Diagnose eines RLS stellt der Arzt grundsätzlich anhand der typischen Symptome. Ob möglicherweise eine andere Erkrankung das Restless Legs Syndrom verursacht hat, lässt sich mit Hilfe von Zusatzunter­suchungen – zum Beispiel Laboruntersuchungen oder neurologischen Tests – beantworten.

Empfindungen in den Beinen. Manchmal besteht der Bewegungsdrang ohne die unangenehmen Empfin­dungen, oder es sind zusätzlich zu den Beinen auch die Arme oder andere Körperregionen betroffen.

• Die Beschwerden beginnen oder verschlechtern sich in Ruhezeiten oder bei Inaktivität wie Sitzen oder Liegen.

• Der Bewegungsdrang und die unangenehmen Empfindungen bessern sich durch Bewegung oder in­tensive geistige Aktivität (z. B. Computerspiele). Die Besserung hält zumindest so lange an, wie diese Akti­vität ausgeführt wird.

• Die Beschwerden sind abends oder nachts schlim­mer als während des Tages oder treten sogar ausschließ lich am Abend oder in der Nacht auf. Wenn die Symptome sehr stark sind, kann es sein, dass die Verschlechterung abends oder nachts nicht mehr bemerkbar ist, aber sie muss früher einmal be­standen haben.

• Die genannten Beschwerden lassen sich nicht alleine auf eine andere Erkrankung oder bestimmte Verhal­tensweisen zurückführen.

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bedingt sind. Bei manchen Patienten kann auch eine Untersuchung im Schlafl abor sinnvoll sein.

Was ist der L-Dopa-Test?

Beim L­Dopa­Test wird die Tatsache, dass sich ein RLS durch die Therapie mit einer dopaminerg wirkenden Substanz bessern lässt, zur Diagnosestellung ausge­nutzt.

Hierbei bekommt der Patient nach Einsetzen der RLS­ Beschwerden einmalig 100 mg L­Dopa verabreicht, danach werden die Symptome anhand von RLS­Schwe­regradskalen eingeschätzt. Bessern sich die Beschwer­den nach der Medikamentengabe um mehr als 50 Pro­zent (positives Testergebnis), spricht dies stark für ein RLS. Umgekehrt allerdings lässt sich bei fehlender Besserung ein Restless Legs Syndrom nicht völlig aus­schließen.1

Wichtig ist die Frage nach der Nierenfunktion, denn eine eingeschränkte Nierenfunktion gehört zu den häufi gsten Ursachen eines sekundären RLS und lässt sich durch Labortests nachweisen. Auch ein Eisenman­gel bzw. Störungen des Eisenstoffwechsels können zu RLS­Beschwerden führen. Zur Abklärung eines RLS ge­hört daher auch die Bestimmung verschiedener Eisen­werte im Blut (z. B. Hämoglobin, Ferritin, Serumeisen).1

Hormonstörungen und Vitaminmangelzustände sind ebenfalls mögliche Ursachen eines sekundären RLS. Besteht der Verdacht auf ein RLS, kann daher die Messung von Schilddrüsenhormonen sowie von Vitamin B12 sinnvoll sein.1

Auch eine neurologische Untersuchung kann zur RLS­ Diagnostik dazugehören. Patienten mit idiopathischem RLS zeigen zwar meist keine Besonderheiten im neuro­logischen Befund, allerdings können Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose sekundär zu einem Restless Legs Syndrom führen. Zum anderen kön­nen andere neurologische Krankheiten (z. B. Polyneu­ropathien) Symptome hervorrufen, die denen eines RLS stark ähneln. Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit und der elektrischen Muskelaktivität helfen dann bei der Be antwortung der Frage, ob die Beschwerden durch ein primäres RLS oder eine Polyneuropathie

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Wie kann ein RLS behandelt werden?

Bei vielen Patienten kann eine Änderung des Lebensstils oder einzelner Gewohnheiten dazu beitragen, die RLS­Symptome zu lindern und besser mit der Erkran­kung zurecht zu kommen. So kann es zum Beispiel hel­fen, bestimmte Alltagssituationen noch besser zu pla­nen oder „Auslöser“, die die Krankheit verschlechtern können, so weit wie möglich zu vermeiden.

Da nicht selten Medikamente oder darin enthaltene Zusatzstoffe (z.B. Koffein) RLS­Symptome hervorrufen oder verstärken können, ist es sinnvoll, gemeinsam mit dem Arzt die Einnahme evtl. RLS­verstärkender Medi­kamente zu überprüfen. Niemals sollten jedoch Medi­kamente auf eigene Faust abgesetzt werden!

Im Fall eines sekundären RLS kann die Behandlung der Grundkrankheit (z.B. Eisenmangel, Nierenfunktions­ störungen) zu einem Rückgang der Beschwerden führen.

Bei einem Teil der Menschen mit RLS reichen diese Maßnahmen allerdings nicht aus, um an haltend Linde­rung zu verschaffen. Sind die Symptome mittelschwer bis stark ausgeprägt und ist die Lebens qualität einge­

schränkt, wird eine gezielte medikamen töse Therapie erforderlich. Laut Studien geht man davon aus, dass rund zwei Prozent der Bevölkerung in Europa an einem medikamentös behandlungsbedürftigen RLS leiden.

Welche Medikamente wirken bei RLS?

Mit Hilfe von Medikamenten lassen sich RLS­Be­schwerden in ihrer Ausprägung, Häufigkeit und/oder Dauer reduzieren. Die Erkrankung selbst wird dadurch jedoch nicht geheilt.

Mittel der Wahl sind vor allem Wirkstoffe, die das dopaminerge System im Gehirn beeinflussen. Dazu gehören L­Dopa (Levodopa) – eine Dopaminvorstufe, die über die Blut­Hirn­Schranke in das Gehirn gelangt und dort zu aktivem Dopamin umgewandelt wird – und die sogenannten Dopaminagonisten, die die Wirkung des Dopamins im Gehirn nachahmen.1 Diese Wirkstoffe werden seit langem erfolgreich bei Parkinsonpatienten eingesetzt. Das RLS ist aber keine Form von Morbus Parkinson, sondern eine eigen ständige Erkrankung. Zur Therapie eines RLS sind zudem wesentlich geringere Dosierungen dieser Medikamente notwendig als zur Therapie der Parkinson­Krankheit. Neben L­Dopa und

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Dopaminagonisten werden beim Restless Legs Syndroms auch Medikamente eingesetzt, die andere Signalwege im Gehirn beeinfl ussen. So ist seit Kurzem ein be­stimmtes Schmerzmittel (Opiat) für die Behandlung des schweren bis sehr schweren idopathischen RLS zuge­lassen und stellt damit eine Ergänzung zu L­Dopa und den Dopaminagonisten dar.1

Ob und welche Medikamente bei einem Patienten mit RLS sinnvoll sind, hängt von vielen Faktoren ab – von speziellen Symptomen, Begleiterkrankungen oder auch weiteren Medikamenten, die ein Patient ein­nimmt. Diese Faktoren müssen immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Welche dopaminergen Medikamente werden bei RLS eingesetzt?

Die Behandlung eines RLS­Patienten mit dopaminergen Medikamenten richtet sich nach dem individuellen

Krankheitsbild, also z.B. der Schwere der Symptome oder ihrem zeitlichen Verlauf. Auch mögliche Neben­wirkungen der Therapie fl ießen in die Entscheidung ein. Es sollte mit einer möglichst niedrigen Medikamen­tendosis begonnen und diese bei Bedarf langsam gestei­gert werden.

Zur dopaminergen Therapie des idiopathischen Restless Legs Syndroms sind in Deutschland zugelassen:

• L­Dopa/Benserazid Dopaminagonisten

• Ropinirol und Pramipexol in Tablettenform

• Rotigotin in Pfl asterform

Die Anwendungsmöglichkeiten unterscheiden sich bei den verschiedenen Therapien. Bitte besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt die jeweilige Einsatz­möglichkeit.

Welche Nebenwirkungen kann eine dopaminerge Therapie haben?

Die wichtigsten Nebenwirkungen einer dopaminergen Therapie sind Übelkeit und Erbrechen sowie ein Blut­

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druckabfall mit Schwindelgefühl. Diese unangenehmen Erscheinungen treten meist in den ersten Wochen der Behandlung auf. Indem die Therapie in niedriger Dosis begonnen und nur in kleinen Schritten allmählich er­höht wird, lassen sich solche Nebenwirkungen häufi g verringern oder sogar vermeiden.

Ein besonderes Problem, das bei Therapie mit L­Dopa, seltener auch mit Dopaminagonisten auftreten kann, ist die sogenannte Augmentation. Darunter versteht man eine Zunahme der Beschwerden im Verlauf der Thera­pie, obwohl diese zunächst wirksam war. Bei der Aug­mentation können sich die RLS­ Symptome ver­stärken, auf zuvor nicht betroffene Gliedmaßen oder Körperteile übergreifen oder früher auftreten.

Paradoxerweise sind die Beschwerden dann oft schlimmer als vor Beginn der Therapie, was zu einem Teufelskreis führen kann: Stärkere RLS­Symptome führen zur Steigerung der Medikamentendosis, was die Augmentation weiter fördert. Eine schrittweise Umstellung der medikamentösen Therapie, z.B. ein Wechsel von L­Dopa auf einen Dopaminagonisten oder auf eine nicht­dopaminerge Therapie, kann das Problem der Augmentation vermindern oder lösen.

Was hilft außer Medikamenten?

Auch nicht­medikamentöse Ansätze und Maßnahmen können RLS­Beschwerden lindern.

Ein besonders wichtiger Punkt ist die Schlafhygiene: Bestimmte Verhaltensweisen oder kleine "Schlafregeln" können den Patienten helfen, ihre Schlafqualität trotz RLS zu verbessern. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, zum Beispiel in Selbsthilfegrup­pen, hilft dabei, besser mit der Erkrankung leben zu können.

Bei vielen Patienten lassen sich die RLS­Symptome durch leichte körperliche Aktivität lindern. Manche Patienten berichten zudem über positive Erfahrungen mit alternativen Heilverfahren wie Akupunktur oder Homöopathie; eine Wirkung für diese Alternativ­methoden ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt.

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Dementsprechend werden diese Behandlungskosten auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen über­nommen.

Welche Regeln gelten für die Schlafhygiene?

Um die Schlafqualität von Patienten mit Restless Legs Syndrom zu verbessern, haben sich eine Reihe von Empfehlungen bewährt.

• Ein ansprechender Schlafplatz: dieser sollte ruhig, dunkel, gut belüftet und nicht zu warm sein.

• Ein regelmäßiger Schlafrhythmus: RLS­Betroffenen kann es helfen, jeden Tag – auch am Wochenende – zur selben Zeit ins Bett zu gehen und bzw. am Mor­gen zur selben Zeit aufzustehen. Die empfohlene Schlafdauer liegt bei etwa sieben Stunden pro Nacht.

• Auf Mittagsschlaf und Nickerchen verzichten: zu viel Schlaf während des Tages kann Einschlaf­probleme am Abend fördern.

• Das Bett nur zum Schlafen benutzen: Auf Essen, Le­sen, Fernsehen oder die Benutzung von Smartpho­nes im Bett sollte möglichst verzichtet werden.

• Auf­ oder anregende Dinge am Abend vermeiden: dies gilt für Arbeit am Abend ebenso wie für späte Mahlzeiten oder abendlichen Konsum von Koffein, Alkohol oder Nikotin.

Welche anderen Verhaltensweisen können helfen?

Beschwerden eines Restless Legs Syndroms lassen sich durch körperliche Bewegung häufig lindern. Gymnas­ tik­ oder Dehnübungen, Thai­Chi, Massagen oder auch Anwendungen mit kaltem oder heißem Wasser kön­ nen hier hilfreich sein. Klassische passive Entspan­ nungsverfahren wie Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson führen dagegen oft zu einer Verschlimmerung der Symptome.

Nicht immer ist es Patienten mit Restless Legs Syn­drom möglich, Situation zu vermeiden, die RLS­Symp­tome auslösen oder verstärken können. Oftmals helfen jedoch schon kleine Umstellungen: So können zum Bei­spiel während längerer Autofahrten regelmäßige Bewe­gungspausen eingelegt oder Schreibtischarbeiten teil­weise im Stehen erledigt werden.

Auch der Verzicht auf bestimmte Nahrungs­ und Genussmittel kann sich positiv auswirken, denn Substanzen wie Koffein, Alkohol, Nikotin und Schoko­lade wirken anregend und können RLS­Symptome hervorrufen oder verstärken. Ähnliches gilt auch für Nahrungszusätze bestimmte Konservierungsstoffe oder Süßstoffe (z. B. Saccharin).1

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Quellenangaben:

1 Sieb JP. Restless Legs: Endlich wieder ruhige Beine. 4. Auflage, TRIAS Verlag 2013.

2 Patientenratgeber der deutschen Gesellschaft für Schlaf­forschung und Schlafmedizin (DGSM), AG Motorik. Stand Oktober 2011.

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Notizen:

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