50
Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Page 2: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Übersicht- Räumliche Orientierung der menschlichen Wahrnehmung

im Zusammenhang mit GIS

- Was ist eigentlich Navigation

- Wodurch wird die Navigation beeinflusst

Page 3: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bedeutung für GIS (I)• Motivation:

Aktuelle Wegbeschreibungen sind für menschliche Bedürfnisse

der Wegfindung nicht ausreichend konzipiert.

Was heißt das???

Routen-/Navigationsanweisungen bestehen nur aus

Strecken-/Richtungsangaben

Lösung:

Zusätzliche Orientierungspunkte (Landmarks) einfügen Beispiel

Page 4: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bedeutung für GIS (II)• Datenquellen:

Daraus Selektion von Objekten, die- die Route kreuzen- oder direkt benachbart zu ihr liegen - und für Wiedererkennung der graph. Wegbeschreibung in der Realität dienlich sind.

Objekte mit geogr. Namen können mit Textelementen beschriftet werden Beispiel

Potenzielle Landmark-Kandidaten können aus dem ATKIS Basis DLM (Objektartenkatalog) entnommen werden.

Page 5: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bedeutung für GIS (III)• Datenquellen:

Beispiel

Möglichkeit der Selektion öffentlicher Gebäude, derenFunktion durch Schriftzusatz gegeben ist

Zusätzlich können Gebäude aus dem ALK hinzugezogen werden.

Page 6: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Wayfinding

Erinnerung: Bedeutung für die Navigation

Definition:

• Prozess des Entscheidens und Folgens einer Route zwischen Start und Ziel.

• Es ist eine gerichtete und motivierte AktivitätArten des Wayfinding:

- von bekanntem zu neuem Punkt- Erforschung

- von bekanntem zu bekanntem Punkt

Page 7: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Wayfinding• Kriterien zur Routenauswahl:

• Längster, kürzester Fußweg• Wenigste Ampeln, wenigste Stop-Schilder• Minimierung der Segmente in einer Route• Maximale Ästhetik• Schnellste Route• Geringste Anstrengung

Page 8: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Cognitive Karte (I)

Erinnerung: Bedeutung für die Navigation

Definition:

• Bezeichnet das Wissen über Plätze, Stellen, Ortecognitives Kartieren:

Verwendung:

• Schließt Regeln zum Wissen über räumliche Beziehungen zwischen diesen mit ein.

• menschliches Reisen

Page 9: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Cognitive Karte (II)• Geometrische Komponenten des räumlichen Wissens:

• Punkte:Landmark als Organisationskonzept, Position des Landmark

• Linien:Linien als Grenzen (z.b. Gemeindegrenzen), Linien als Routen

• Flächen:Regionen, Nachbarschaften, Gemeinden

• Oberflächen:Physikalische Topographie, Neigung, Steigung, Höhe

Page 10: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Landmarks (I)

Erinnerung: Bedeutung für die Navigation

Definition (abstrakt):

• Sie sind bezeichnend in der physikalischen Umwelt

• Sie haben Schlüsselcharakteristiken, die sie in der Umgebung

wiedererkennbar und merkbar machen

• Sie können in 3 Typen klassifiziert werden:

visuelle, cognitive und strukturelle Landmarks

Page 11: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Landmarks (II)

Landmark-Typen:

Landmark-Charakteristiken (Lynch):

• Visuelle Landmarks• Cognitive Landmarks• Strukturelle Landmarks

• weithin sichtbare Orientierungspunkte• Bedeutung, von vielen Stellen sichtbar, signifikante Stellen• Einzigartigkeit, scharfer Kontrast zur Umgebung

Page 12: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Landmarks (III)

Rolle der Landmarks:

Es gibt verschiedene Konzepte:

• Organisationskonzept (Anker-, Referenzpunkte)• Navigationskonzept (Werkzeug, Entscheidungspunkte)

Page 13: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Räumliche Exploration• Definition: Erkunden räumlicher Darstellungen mit dem

Ziel des Erlernens räumlicher Informationen, in der Umgebung selbst

• Stadientheorie (Piaget)• aktives räumliches Lernen (Tu-Effekt)• Bauen zum räumlichen Lernen (z.B. bei Blinden)

Page 14: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Objektwahrnehmung• Definition Objekterkennung: Wahrnehmung von

3 dimensionalen Gegenständen • Wahrnehmungsprozess komplexer Vorgang, läuft

unbewusst und ohne Anstrengung ab• Erklärungsansätze, wie Elemente wahrgenommen werden:

1. Gestaltungstheoretischer Erklärungsansatz2. Algorithmischer Erklärungsansatz

Page 15: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Fragen?

Page 16: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Wovon hängt die Navigation ab

Navigation wird beeinflusst von der Umgebung, dem Geschlecht u. Alter, und dem nervlichen Mechanismus

• Landmarks

• Räumliche Exploration

• Objektwahrnehmung/-erkennung

Page 17: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Definition von Navigation

Navigation wird definiert als Vorhandensein einer cognitiven Komponente, die auf „wayfinding“ zurückgeführt wird, und einer Motorkomponente

• „wayfinding“

• Cognitive Karten

(Fortbewegung)

Page 18: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Verschiedene Navigationssysteme

Page 19: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

ATKISObjektbereich: Siedlung Nr.: 2000Objektgruppe: Baulich geprägte Fläche Nr.: 2100Objektart: HeizwerkNr.: 2133

Page 20: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Route mit Straßennamen, wegkreuzenden u.

wegbegleitenden Objekten

Page 21: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Route mit zusätzlichen öffentlichen Gebäuden

Page 22: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Visuelle Landmarks

Objekt ist hauptsächilch Landmark wegen seiner visuellenCharakteristik

Page 23: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Cognitive Landmarks

• Bedeutung hebt sich hervor, meistens persönlich

• Meistens unübliche oder prototypische Charakteristik, wichtiger Inhalt

Page 24: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Strukturelle Landmarks• Wichtigkeit stammt von seiner Rolle oder Stelle in der

Struktur des Raumes• Sehr zugänglich und haben vielleicht eine prominente

Stellung in der Umgebung

Page 25: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Einzigartigkeit, scharfer Kontrast zur Umgebung

Macht die Landmark auffällig gegenüber seiner Umgebung

Page 26: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bedeutung, von vielen Stellen sichtbar, Signifikante Stelle (I)

Page 27: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bedeutung, von vielen Stellen sichtbar, Signifikante Stelle (II)

Page 28: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Weithin sichtbar

Werden meistens benutzt um Skylines zu identifizieren, selten aber zur Navigation zur benutzt („Distanz-Landmarks“)

Singapur Siebengebirge

Page 29: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Organisationskonzept (Ankerpunkte)

Objekte, die eine höhere Stufe der Abstraktion darstellen, rerpräsentieren einen Anker

Einkaufen

HomeArbeit

HomeArbeit

Einkaufen

Page 30: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Organisationskonzept (Referenzpunkte)

• Ein Objekt dient als räumlicher Referenzpunkt („nahe bei“)• Eigenschaften des Referenzpunktes können sein:

Vertrautheit, visuelle Dominanz, kulturelle Bedeutung• Beispiel: Das Beethoven Denkmal nahe dem Bonner Münster

Page 31: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Navigationswerkzeug• Identifizierung Start-, Ziel- und Entscheidungspunkte• Unterstützen die Erkenntnis über den

Navigationsfortschritt

• Was passiert beim Fehlen von Erkennungszeichen?

• Herstellung von Relationen (Landmark-Ziel, Landmark-Landmark) zur Orientierung

Page 32: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Identifizierung von Start-, Ziel- und Entscheidungspunkten

Startpunkt: Universität

Zielpunkt: Bahnhof

Entscheidungspunkt: Münsterplatz

Page 33: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Navigationsfortschritt• In der Ebene: z. B. Kilometerzähler

man kann daran erkennen, welche Strecke man schon zurückgelegt hat

• In der Vertikalen: z. B. Fahrstuhlanzeigeman kann daran erkennen, in welchem Stockwerk man sich befindet (dient hier auch besonders als Entscheidungspunkt)

Page 34: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Relationen zur Orientierung

• Landmark-Ziel Relation: durch Kilometerangaben auf Schildern bis zum Zielort

• Landmark-Landmark Relation: durch Kilometerangaben auf Schildern bis zum nächsten

Landmark (z.b. Autobahnkreuze)

Page 35: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Fehlen von Erkennungszeichen

Es entsteht Orientierungslosigkeit, zum Beispiel ein Hochhaus mit gleichaussehenden Fluren, Irrgarten

Beispiel: Viele Leute lieben es ein Irrgartenrätsel zu lösen, doch möchten nicht selber darin stehen

Beispiel

Page 36: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Stadientheorie (Piaget) (I)• Sensumotorisches Stadium (0-2 Jahre): Objekte existieren

nur, wenn sie der direkten Wahrnehmung zugänglich sind• präkonzeptionelles Stadium (2-4 Jahre): (anschauliches

Denken) Objekte können klassifiziert, aber ähnliche nicht unterschieden werden, es kann nicht logisch gedacht werden

• intuitives Stadium (4-7 Jahre): Kind kann teilweise logisch schließen, orientiert sich aber vor allem an Wahrnehmung

Page 37: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Stadientheorie (Piaget) (II)• Konkrete Operationen (7-11/12 Jahre): Umgehen mit

Klassen,Serien, Zahlen; Wissen, das sich Mengen von Objekten nicht verändern, wenn sich nur ihre Form oder räumliche Anordnung verändert

• Vorrausetzungen zur Herausbildung von topogr. Vorstellungen:1. Wahl eines Blickwinkels und gewisser zeichnerischer

Konventionen (z.B. Süden unten auf Blatt, Plan kann Gebäude senkrecht von oben darstellen)

2. Koordinatensystem => Gerade, Parallele, Winkel3. Verkleinerung auf Maßstab => Ähnlichkeit, Proportionen

Page 38: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Tu-Effekt• Wenn eine Person den selben Weg auf verschiedene Art

zurücklegt, erlangt er unterschiedliches Wissen über den Weg

• Je selbständiger sie einen Weg bewältigt, desto besser ist die Wahrnehmung

• Beispiele:Rad-, Autofahrer erfahren mehr als beim Bus fahrenAutofahrer lernen mehr Einzelheiten als BeifahrerPendler kennen mehr Landmarken als „Neuangekommene“

Page 39: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Bauen zum räumlichen Lernen• Drahtgittermodelle (Blinde):

Dreiecke bilden, bei zwei vorgegebenen Seiten; Winkel, die eingeschlagen werden sollen, werden erlernt und in die reale Welt übertragen

• Magnetstücke:Eine abgegangene Route wird mit Magnetstücken erstellt, dies verstärkt das Wissen über die Route (Studie von Jacobsen)

Page 40: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungstheoretischer Erklärungsansatz

• Eine Erscheinung in der Wahrnehmung weist als Ganzes andere Qualitäten auf, als dies seine Einzelteile tun würden

• Wahrnehmung eines Teils eines Reizmusters hängt also auch von der Wirkung, die von seinen anderen Teilen ausgeht, ab

=> 6 Gestaltungsregeln

Page 41: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln1. Gesetz der Nähe:

Elemente eines Reizelementes, die nicht weit voneinander entfernt sind, werden mit großer Wahrscheinlichkeit als zusammengehörige Teile innerhalb eines Ganzen wahrgenommen

Page 42: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln2. Gesetz der Ähnlichkeit:

Einander ähnlich sehende Elemente werden eher als zusammengehörig angesehen.

Page 43: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln3. Gesetz der Einfachheit:

Man sieht eher:

Reizelemente einer Abbildung werden meist so angeordnet, dass das Ergebnis eine möglichst einfache und einprägsame Reizkonfiguration ergibt

Page 44: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln4. Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie:

Punkte, die in einer geraden oder sanft geschwungenen Linie angeordnet sind, sind als aneinander zugehörig zu erkennen

Page 45: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln5. Gesetz der Geschlossenheit:

Vor allem in geometr. Abbildungen; geschlossene Konturen werden eher als Figur wahrgenommen

Page 46: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Gestaltungsregeln6. Gesetz des gemeinsamen Schicksals:

Elemente einer Reizvorlage, die sich in gleiche Richtung bewegen, werden als eine Einheit erkannt

Page 47: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Algorithmischer Erklärungsansatz

• Das menschliche Wahrnehmungssystem scheint eine vom Blickwinkel unabhängige Objektpräsentation aus den gegebenen Reizbedingungen abzuleiten

=> Transformationsvorgang (nach Marr)

Page 48: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Transformationsvorgang

1. Rohskizze: Elementarmerkmale werden identifiziert; Konturen, Kanten, Flächen aufgrund ihrer Helligkeits- und Intensitätsunterschiede erkanntUngeordnete Elementarmerkmale werden zueinander in Beziehung gesetztMit Hilfe der Gestaltungsgesetzte werden Globalstrukturen der Reizvorlage erstellt

Page 49: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Transformationsvorgang

2. 2,5-D-Skizze: Globale Flächen werden bezüglich ihrer räumlichen Tiefe und ihrer Orientierung in der Photographie verarbeitet=> Es entstehen orientierte Flächen mit Richtungszuweisung

Page 50: Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002 Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung

Räumliche Orientierung in der menschlichen Wahrnehmung Stephan Seiler 27.06.2002

Transformationsvorgang

3. 3-D-Skizze: Die nun vorhandene Reizstruktur muss gezielt in eine von der Betrachterperspektive unabhängige Objektpräsentation umgewandelt werdenZur endgültigen Identifikation des einzelnen Gegenstandes vergleicht das visuelle System des Menschen die 3-D-Skizze mit den imGedächtnis gespeicherten ObjektmodellenFindet eine Übereinstimmung statt, so wird das Objekt als solches erkannt

Beispiel