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Regierungspräsidium Tübingen, Abt. Schule und Bildung Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gym) Tübingen PROTOKOLL 1. Runder Tisch des Kompetenzzentrums Autismus am Gymnasium Tübingen vom 21.05.2015 1 PROTOKOLL 1. Runder Tisch des Kompetenzzentrums Autismus am Gymnasium Tübingen – Donnerstag, 21.05.2015, 14.30 bis 17.00 Uhr – Anwesend: Fr. Allenstein, Hr. Asmussen, Hr. Prof. Bösing, Fr. Braun-Habscheid, Hr. Florencio Bonnet, Hr. Frese, Hr. Frick, Fr. Prof. Gawrilow, Fr. Dr. Greenway, Hr. Heimes, Hr. Krämer, Hr. Dr. Meißner (Moderation), Fr. Overberg, Fr. Dr. Pacher, Hr. Dr. Petrowski, Hr. Dr. Rees, Hr. Reichenmiller, Hr. Prof. Renner, Hr. Dr. Sautter, Fr. Schaefer, Hr. Schenk, Fr. Schneeweiß (Protokoll), Fr. Schwarz (Moderation), Hr. Sondershaus, Hr. Weiser, Hr. Wohlgemuth Entschuldigt: Hr. Dr. Bergner, Fr. Dr. Preißmann, Fr. Prof. Rapp, Fr. Prof. Sliwka, Hr. Weimer [Ausführliche Teilnehmerliste: siehe Anhang A am Ende dieses Protokolls.] TOP 1: Begrüßung, Einführung in den Runden Tisch Frau Schwarz und Herr Dr. Meißner stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Runden Tischs vor und führen in die Tagesordnung ein. TOP 2: Das Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Frau Dr. Pacher und Herr Prof. Bösing bedanken sich für die Vorbereitung des Runden Tischs und für das über die Ressourcen hinausgehende Engagement aller Beteiligten des Seminars, der Schulen und der Schulleitungen. Herr Prof. Bösing betont den sehr großen Bedarf an Information zum Thema Autismus-Spektrum- Störung an den Gymnasien, der zur Implementierung des Autismuszentrums geführt hat. Frau Dr. Pacher und Herr Prof. Bösing stellen die Strukturen des Kompetenz- zentrums Autismus am Gymnasium Tübingen vor. [Ausführliche Darstellung: siehe Anhang B am Ende dieses Protokolls.] Der Projektbeschreibung sind zwei weitere Aspekte hinzuzufügen: - Durchführung interner Fortbildungen: z.B. zum TEACCH-Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus - Durchführung von Exkursionen: z.B. zum Kompetenzzentrum nach Berlin, um Konzepte anderer Bundesländer kennenzulernen Herr Prof. Bösing weist darauf hin, dass man sich für die Finanzierung der Exkursionen eine Unterstützung durch das Ministerium wünsche.

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PROTOKOLL 1. Runder Tisch des Kompetenzzentrums Autismus

am Gymnasium Tübingen – Donnerstag, 21.05.2015, 14.30 bis 17.00 Uhr –

Anwesend: Fr. Allenstein, Hr. Asmussen, Hr. Prof. Bösing, Fr. Braun-Habscheid, Hr. Florencio Bonnet, Hr. Frese, Hr. Frick, Fr. Prof. Gawrilow, Fr. Dr. Greenway, Hr. Heimes, Hr. Krämer, Hr. Dr. Meißner (Moderation), Fr. Overberg, Fr. Dr. Pacher, Hr. Dr. Petrowski, Hr. Dr. Rees, Hr. Reichenmiller, Hr. Prof. Renner, Hr. Dr. Sautter, Fr. Schaefer, Hr. Schenk, Fr. Schneeweiß (Protokoll), Fr. Schwarz (Moderation), Hr. Sondershaus, Hr. Weiser, Hr. Wohlgemuth Entschuldigt: Hr. Dr. Bergner, Fr. Dr. Preißmann, Fr. Prof. Rapp, Fr. Prof. Sliwka, Hr. Weimer [Ausführliche Teilnehmerliste: siehe Anhang A am Ende dieses Protokolls.] TOP 1: Begrüßung, Einführung in den Runden Tisch Frau Schwarz und Herr Dr. Meißner stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Runden Tischs vor und führen in die Tagesordnung ein. TOP 2: Das Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Frau Dr. Pacher und Herr Prof. Bösing bedanken sich für die Vorbereitung des Runden Tischs und für das über die Ressourcen hinausgehende Engagement aller Beteiligten des Seminars, der Schulen und der Schulleitungen. Herr Prof. Bösing betont den sehr großen Bedarf an Information zum Thema Autismus-Spektrum-Störung an den Gymnasien, der zur Implementierung des Autismuszentrums geführt hat. Frau Dr. Pacher und Herr Prof. Bösing stellen die Strukturen des Kompetenz-zentrums Autismus am Gymnasium Tübingen vor. [Ausführliche Darstellung: siehe Anhang B am Ende dieses Protokolls.] Der Projektbeschreibung sind zwei weitere Aspekte hinzuzufügen: - Durchführung interner Fortbildungen: z.B. zum TEACCH-Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus - Durchführung von Exkursionen: z.B. zum Kompetenzzentrum nach Berlin, um Konzepte anderer Bundesländer kennenzulernen Herr Prof. Bösing weist darauf hin, dass man sich für die Finanzierung der Exkursionen eine Unterstützung durch das Ministerium wünsche.

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Frau Dr. Pacher bedankt sich für den großzügigen Kostenzuschuss der Stiftung Bildung und Jugend für die Durchführung des Runden Tischs und den Kontakt, der durch Frau Dr. Greenway (Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen, Bad Wildbad) zustande gekommen ist. TOP 3: Sechs wesentliche Missverständnisse im schulischen Alltag autistischer Schülerinnen und Schüler Sechs Missverständnisse: (1) Wir ordnen Handlungen und Neigungen von Menschen mit Autismus aufgrund eingefahrener Beurteilungsmuster falsch ein. (2) Wir missachten oder übersehen die andersartige Verarbeitung von Wahrnehmungseindrücken. (3) Wir missachten oder beachten zu wenig die andersartige Verarbeitung von Mimik, Gestik und Tonfall der Stimme. (4) Wir missachten oder beachten zu wenig die andersartige Verarbeitung von Sprache. (5) Wir zeigen kein oder zu wenig Verständnis gegenüber ungewohnten oder unerwarteten Verhaltensabläufen. (6) Wir zeigen kein oder zu wenig Verständnis gegenüber dem (oft unverzichtbaren) Bedürfnis nach Ordnung, regelhaften Abläufen und festen sozialen Regeln. Um Missverständnisse im schulischen Alltag autistischer Schülerinnen und Schüler (SuS) zu vermeiden, so das Fazit von Herrn Dr. Sautter, sei eine tägliche, situative und individuelle Analyse sowie ein offener und kreativer Umgang durch die Lehr- und Bezugspersonen nötig, welcher sich nicht auf ein- bzw. festgefahrene Kenntnisse verlassen sollte. [Herr Dr. Sautter stellt seine Präsentation freundlicherweise zur Verfügung, welche als pdf-Dokument diesem Protokoll hinzugefügt ist.] Diskussion zu Herrn Dr. Sautters Präsentation: Frau Braun-Habscheid: - Sonderverhalten der autistischen SuS nicht unterbinden - gleichzeitige Koordination mehrerer Aktivitäten stellt große Herausforderung dar Konsequenz: autistische SuS verpassen oft die Hausaufgabeninformation Fazit: Lehrer sollten kontrollieren, dass Hausaufgaben aufgeschrieben sind; auch Erleichterung für Eltern - laute Lehrerstimme kann falsch ankommen („Habe ich etwas falsch gemacht?“) - verlangsamte Verarbeitung von Sprache Konsequenz: autistische SuS können nicht schnell auf eine Frage antworten Fazit: Lehrer sollten autistischen SuS mehr Zeit zum Beantworten von Fragen geben Herr Dr. Sautter (Ergänzung zu Frau Braun-Habscheid): - Verarbeitungsgeschwindigkeit ebenfalls verlangsamt

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Konsequenz: autistische SuS schreiben z.B. langsamer von Tafel ab Fazit: Lehrer sollten autistischen SuS eine Kopie des Tafelaufschriebs mitbringen, sodass dieser zu Hause abgeschrieben werden kann Frau Allenstein: - Unklarheiten für Lehrer: Welche Wartezeit bei einer Antwort von autistischen SuS ist ausreichend? Was machen die anderen SuS in dieser Zeit? - eine gute Einführung zum Verhalten und den Besonderheiten von autistischen SuS in der Klasse und bei den Kollegen ist für das gegenseitige Verständnis von zentraler Bedeutung Frau Overberg (Unterstützung von Frau Allensteins zweitem Argument): - vor allem beim Übergang an die weiterführenden Schulen ist es essentiell, an die Mitschüler zu denken Fazit: Hier besteht weiterhin Handlungsbedarf! Herr Sondershaus: Bericht von zwei Erfahrungen, die deutlich machen, dass oft auch Fantasie gefragt sei um die Beweggründe von autistischen SuS zu verstehen: - autistischer Schüler weigert sich in Schule mit PC zu arbeiten; Grund für Betreuer zunächst unklar Fazit: andere Tastaturbelegung - engagierter autistischer Schüler macht keine Hausaufgaben; Grund für Lehrer zunächst unklar Fazit: andere SuS machen ja die Hausaufgaben, so habe der Lehrer dann die richtigen Antworten Frau Schaefer (Ergänzung zu Herrn Sondershaus): - die aufgeführten Beispiele seien oft auch Gründe, weshalb sich autistische SuS nicht am Unterricht beteiligten Herr Krämer: - Wäre es eine sinnvolle Maßnahme, möglichst wenig, aber dafür spezialisierte Lehrer zur Beschulung autistischer SuS einzusetzen, um Kommunikationsmissverständnissen vorzubeugen (z.B. ein Lehrer für mehrere Fächer)? Herr Asmussen: - das Verstehen-Lernen von Autismus ist zentral: Lehrer benötigen viele Austauschmöglichkeiten um die verschiedenen individuellen Ausprägungen von Autismus kennenzulernen (Gefahr der Verallgemeinerung) Fazit: Arbeits- und Organisationsstrukturen des Autismuszentrum so vielfältig wie möglich anlegen - für kompetente Aufklärung von Lehrkräften sorgen - rasanter Anstieg der autistischen Fallzahlen TOP 4: Empirische Studien zur Beschulung von Schülerinnen und Schüler im Autismus-Spektrum Herr Prof. Renner betont die Wichtigkeit des Austausches und der Kooperation zwischen dem Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium und dem Universitäts-klinikum Tübingen. Er beleuchtet die Situation der autistischen Kinder, die mit vielfältigen Problemen oft erst dann zu ihm kämen, wenn bereits viel ‚schief gegangen’ sei. Am Universitätsklinikum werde deshalb nicht nur klientenzentriert gearbeitet, sondern immer die Familie und die Schule mit einbezogen. Um den Hilfebedarf zu klären, müssten deshalb alle Bereiche ineinander greifen.

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Frau Prof. Gawrilow stellt die beiden Autismus-Studien des Universitätsklinikums (Pilotstudie von Mareike Schreiber et al. (2014) und die überregionale Studie „Autismus im schulischen Kontext“ von Verena Zierden (Befragungszeitraum 8.-29.06.2015)) vor, wobei es bei der Basiserfassung um das Wissen, die Erfahrungen und die Zufriedenheit der Lehrkräfte über und mit dem Thema Autismus-Spektrum-Störung gehe. Mit den Ergebnissen der evidenzbasierten Forschungsstudien könnten Fortbildungs- und Unterstützungsmaßnahmen für Lehrkräfte erarbeitet werden. In der aktuellen Studien von Frau Zierden ist z.B. das Thema der Schulbegleiter neu aufgenommen worden. [Frau Prof. Gawrilow und Herr Prof. Renner stellen ihre Präsentation freundlicherweise zur Verfügung, welche als pdf-Dokument diesem Protokoll hinzugefügt ist.] Diskussion zu Frau Prof. Gawrilows und Herrn Prof. Renners Präsentation: Herr Asmussen: - Erarbeitung eines Schulcurriculum für Schulbegleitung/Schulassistenz durch Herrn Prof. Fegert (Ärztlicher Direktor) und Frau Prof. Ziegenhain (Sektion Pädagogik, Jugendhilfe, Bindungsforschung und Entwicklungspsychopathologie) der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (Forschungsförderung u.a durch Landesstiftung Baden-Württemberg) Vorschlag: Vielleicht wäre eine Kooperation zwischen Prof. Gawrilow/ Prof. Renner und Prof. Fegert/ Prof. Ziegenhain in Ulm gewinnbringend? Herr Florencio Bonnet (an Herrn Prof. Renner): - Sind Pädagogen an den Fortbildungen beteiligt? Antwort Herr Prof. Renner: - Ergebnisse der empirischen Studien durch das Universitätsklinikum Tübingen werden an den Runden Tisch weitergegeben, und die Entwicklung von entsprechenden Fortbildungen ist dann die Kernaufgabe von Pädagogen Herr Dr. Sautter: - Verweis auf eine Studie von 2006 bis 2011 von größerem Umfang mit 500 Sonderschulen und 500 Regelschulen. Damals 70 % Rücklauf (statt der erwarteten 30%), 50 bis 60 % der Lehrkräfte sahen mehr Förderbedarf. [Vgl.: Hartmut Sautter/ Katja Schwarz/ Rainer Trost (Hrsg.). Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung/ Neue Wege durch die Schule. Kohlhammer, 2012.] Herr Weiser (an Herrn Prof. Renner): - Wenn die Lehrkräfte einen hohen Bedarf an Informationen zum Thema Autismus-Spektrum-Störung haben, wurde dazu bereits eine qualitative Bedarfsanalyse durchgeführt? Antwort Herr Prof. Renner: - in der aktuellen Studie werden die Kernbereiche identifizieren und z.B. den aktuellen Bedarf von Schulbegleitern erfragt - qualitative Bedarfsanalyse müsste zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal gesondert vorgenommen werden Hr. Dr. Petrowski (an Herrn Prof. Renner): - Sind bereits Daten zum Erfolg von Autisten am Gymnasium vorhanden?

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Antwort Herr Prof. Renner: - Nein. In Zukunft gehe es darum zu analysieren, welche individuellen Maßnahmen getroffen werden (z.B. Schulbegleitung von Klasse 5 bis Oberstufe) und wie erfolgreich diese im Bezug auf (1) sozialen Erfolg, (2) psychische Gesundheit (Reduktion von Komorbiditäten wie z.B. Depressionen, Angst-zustände im Jugendalter) und (3) fachlichem Erfolg (vgl. Schule) sind. Herr Dr. Meißner nimmt die Anregungen auf und fasst für das Protokoll zusammen, dass man gerne ein neues Projekt zum Thema „Erfolg von Autisten an Gymnasium“ zusammen mit Herrn Dr. Petrowski und Herrn Prof. Renner gründen möchte. Interessenten und Partner seien herzlich willkommen! Herr Asmussen (an Frau Prof. Gawrilow/ Herrn Prof. Renner): - Werden in den Studien auch andere Bundes-/ Länder mit einbezogen? Herr Asmussen bietet Herrn Prof. Renner und Frau Prof. Gawrilow Unterstützung in der Kontaktherstellung zu Schulen an. Antwort Frau Prof. Gawrilow: - Forschungsliteratur aus anderen Ländern wird miteinbezogen Antwort Herr Prof. Renner: - Die aktuelle, überregionale Studie (s.o.) der Regionen Tübingen, Reutlingen, Stuttgart, Böblingen, Esslingen, Göppingen, Calw und Zollernalbkreis solle so bestehen bleiben und nicht ausgedehnt werden. Angedacht seien aber Vergleiche zu anderen Ländern. Die Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Tübingen sei ebenfalls sehr wichtig. Herr Frick: - durch fortgeschrittenere und genauere Diagnostik werden mehr Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert Konsequenz: die Anfragen aus dem autistischen Bereich sind in Kleintobel stark angestiegen und der Bedarf kann nicht gedeckt werden Konsequenz: „leichte“ Fälle werden in Regelschule beschult Fazit: Fortbildungen für Lehrer zentral! - viele autistischen Jugendliche verstehen sich nicht mit ihren Schulbegleitern; wegen hoher Kosten zahlen Jugendämter oft nur „billigere“ Ziwis oder Schüler als Schulbegleiter Konsequenz: letztes Mittel zur Unterstützung versagt Fazit: qualifizierte Schulbegleiter anbieten und in die Ausbildung von Schulbegleitern investieren ist zentral Herr Dr. Sautter: - Schulbegleiter ist kein Berufsbild und nur unzureichend vergütet, so dass man nicht davon leben kann - Problem: Jugendamt bezahlt entweder eine Eingliederungshilfe oder eine Schulbegleitung Frau Allenstein: - die Heterogenität der Schulbegleiter ist sehr groß Herr Dr. Meißner nimmt die Anregungen auf und fasst für das Protokoll zusammen, dass man gerne eine neue Querschnittsgruppe „Schulbegleiter“ andenken bzw. einrichten möchte. Interessenten seien herzlich willkommen! Herr Asmussen: - da Schulbegleitung ein politisch „heißes Eisen“ ist, rät Herr Asmussen, dieses Thema nach der Verabschiedung des Fördergesetzes zur Inklusion aufzunehmen

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TOP 5: Welche Unterstützungen brauchen Gymnasien, die Schülerinnen und Schüler im Autismus-Spektrum angemessen fördern wollen? Der Vortrag von Frau Prof. Sliwka wird vertagt. TOP 6: Welchen Handlungsbedarf gibt es im Blick auf den Nachteilsausgleich von Schülerinnen und Schüler im Autismus-Spektrum? Herr Frese erläutert, dass das Grundgesetz die oberste Handlungsnorm darstelle, von der ein Nachteilsausgleich (NTA) abzuleiten ist, und zwar Artikel 3, Absatz 3, Satz 2 „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Obwohl beim Thema NTA große Verunsicherung herrsche, gebe es keine abschließenden Positiv- bzw. Negativkataloge bezüglich genauerer Maßnahmen. Die Verwaltungs-vorschrift in Baden-Württemberg „Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und Behinderungen“ vom 8. März 1999, zuletzt geändert am 22. August 2008 besagt u.A., dass die Art und Weise eines Nachteilsausgleiches von den Umständen des Einzelfalles abhänge. Als Ausgangssituation sei immer die Frage nach der pädagogischen Definition des NTA anhand von drei Kriterien zu stellen: (1) Die Anforderung/ der Arbeitsauftrag wird in der Durchführung modifiziert. (2) Die fachlichen Anforderungen bleiben unberührt, d.h. das Bildungsziel darf nicht herabgesetzt werden. (3) Der NTA muss immer konkret in Zusammenarbeit mit Lehrkräften hergeleitet sein und darf nie ganz abstrakt z.B. für eine Gruppe vorformuliert sein. Die Überlegungen zum NTA sind das Ergebnis eines pädagogischen Prozesses. Gleichwohl handelt es sich um einen unbedingten Rechtsanspruch (vergleiche Art. 3 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes), dessen Gewährung nicht in das Ermessen der Schule oder des Prüfungsamtes gestellt ist. Den Nachteilsausgleich allerdings mit Leben zu füllen, das ist eine pädagogische Aufgabe. Von der „Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg“ ist eine Handreichung Nachteilsausgleich (Stand April 2013) herausgegeben worden (http://www.hamburg.de/contentblob/3897226/data/nachteil-dl.pdf (21.05.2015) in der laut Herrn Frese gute Beispiele für „klassische Nachteilsausgleiche“ aufgeführt seien: - Sitzplatzthematik - Individuelle Organisation des Platzes bzw. der Arbeitsblätter - Zeitzugaben - Strukturierungshilfen - schriftliche statt mündliche Arbeitsaufträge - Anpassung an die Gruppensituation - Vorkehrungen für Pausen - Mündliche Prüfungen

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Die Grenzen des NTA bei Interpretationsleitungen seien noch unklar, d.h. ob interpretatorische Arbeitsaufträge verändert werden dürften, falls autistische SuS aufgrund ihrer Behinderung eine absolute Fehlleistung erbrächten (z.B. kein Perspektivwechsel möglich) sei noch nicht abschließend geklärt. Im konkreten Fall solle geprüft werde, ob die autistischen SuS eine bestimmte Interpretationsaufgabe bearbeiten könnten. Bei behinderungsbedingter Nichterbringung sei nach Vorlage eines ärztlichen Attests eine Anpassung des Arbeitsauftrages durchzuführen (vgl. die Handreichung zum Nachteilsausgleich der Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg, Seite 21 unten/ S. 22 oben). Ergänzende Anmerkung von Herrn Wohlgemuth (Referat Allgemein bildende Gymnasien im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart) zur Formulierung, dass „eine Anpassung des Arbeitsauftrages durchzuführen“ sei, wenn ansonsten eine „behinderungsbedingte[…] Nichterbringung“ der Leistung drohe: Es besteht grundsätzliche Einigkeit darüber, dass ein Nachteilsausgleich das Anforderungsprofil einer gestellten Aufgabe unberührt lässt. Maßnahmen, wie sie im Rahmen des Nachteilsausgleichs gewöhnlich praktiziert werden (z. B. Verlängerung der Arbeitszeit, veränderte räumliche Bedingungen, Hilfen zur behinderungsgemäßen Abrufung der Darstellungsleistung etc.) und wie sie Herr Frese auch explizit vorgestellt hat, lassen das Anforderungsprofil unberührt. Es gibt keinen Anspruch darauf, dass eine verminderte Leistungsfähigkeit, auch wenn sie z.B. behinderungsbedingt ist, durch ein angepasstes Anforderungsprofil kompensiert wird. Die in der Hamburger Handreichung zum Nachteilsausgleich auf S. 22 dargestellte Maßnahme, „Aufgabenstellungen in Klausuren so anzulegen, dass auch eine eher sachorientierte argumentative Auseinandersetzung mit dem Text möglich wird“, kann aber jedenfalls für Baden-Württemberg nicht dahingehend verstanden werden, dass bestimmte Kompetenzbereiche, wie sie im Bildungsplan als verbindlich genannt sind (i. e. Texte interpretieren), überhaupt nicht geprüft bzw. durch Leistungen in anderen Kompetenzbereichen ersetzt werden. Kurz: Es ist eben nicht dasselbe Anforderungsprofil, Schüler A einen Text analysieren und interpretieren zu lassen und von Schüler B nur eine Analyse und ggf. eine ergänzende Aufgabe aus einem weiteren Kompetenzbereich einzufordern. Zwar ist eine angepasste Aufgabenstellung durchaus denkbar, sofern sie im Hinblick auf die geforderte Leistung gleichwertig ist. Sofern hier mit „Anpassung“ aber nicht nur eine Umformulierung der Aufgabe (bei gleichwertiger geforderter Verstehensleistung) gemeint ist, sondern eine intendierte und im Vorfeld der Prüfung vorgenommene vollständige „Ausblendung“ eines – für den Deutschunterricht ganz zentralen – Kompetenzbereiches aus der Leistungsmessung, ist die entsprechende Maßnahme nach unserer Auffassung in keinem Fall von den Regelungen zum Nachteilsausgleich gedeckt. Entsprechende Maßnahmen können daher grundsätzlich - auch in der Sekundarstufe II des Gymnasiums - keine Anwendung finden. Der NTA stelle immer eine individuelle Lösung dar [Vgl. dazu „Nachteilsausgleich aus pädagogischer Perspektive“, Nina von Zimmermann und Dr. Peter Wachtel, SVBl 11/2013, S449.552].

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„Für die Fülle der möglichen Einzelfälle kann es nur einen Rahmen geben, innerhalb dessen die schulischen Entscheidungen im Einzelfall gemeinsam getroffen werden können. Das Spektrum der Möglichkeiten liegt innerhalb der Vorgabe, der individuellen Benachteiligung angemessen Rechnung zu tragen, ohne die fachlichen Anforderungen geringer zu bemessen.“ Diskussion zu Herrn Freses Vortrag: Herr Sondershaus: - Systemdilemma beim zentralen Abitur: Lehrkräfte erhalten Abituraufgaben erst eine Stunde vor Beginn der Prüfung, somit ist es unmöglich, in dieser kurzen Zeitspanne alternative Arbeitsaufträge zu erstellen Antwort von Herrn Frese: - in anderen Bundesländern stellen Eltern ein bzw. eineinhalb Jahre vor der Prüfung einen schriftlichen Antrag; es ist rechtlich möglich, „angemessene Vorkehrungen“ zu treffen d.h. alternative Arbeitsaufträge müssen erstellt werden Herr Dr. Meißner an Herrn Asmussen/ Herrn Wolgemuth: - Gibt es im Ministerium bereits Überlegungen in diese Richtung? Antwort von Herr Asmussen: - in der Praxis sind die Aufgaben für Sinnesgeschädigte wie Blinde und Gehörlose vor der Prüfung einsehbar und werden angepasst - die entsprechende Verwaltungsvorschrift muss vor dem Hintergrund der Inklusion gerade aktualisiert werden, ein günstiger Zeitpunkt um Inhalte zu bündeln und an die Kollegen des Ministeriums (Herr Ebert und Herr Sodtke) weiterzureichen - Problem: die Fragen zum Nachteilsausgleich gehen immer direkt vor den Prüfungen direkt beim Ministerium ein; aber: der entsprechende Nachteilsausgleich muss auch bereits vor den Abschlussprüfungen besprochen werden und greifen! - es ist möglich, eine Abschlussprüfung z.B. auf zwei Tage aufzuteilen Herr Dr. Meißner fasst Herrn Asmussens Zeitvorgabe für die Einreichung von Inhalten zum Nachteilsausgleich für die Verwaltungsvorschrift, die im Ministerium zur Zeit aktualisiert wird, zusammen: Einreichung bis zum 1. Juli 2015 möglich. Herr Dr. Meißner lädt aufgrund der Wichtigkeit der Querschnittsgruppe Nachteilsausgleich weitere Interessenten herzlich dazu ein! Herr Frese, Frau Schaefer, Herr Schenk, Herr Dr. Barth (Uniklinikum Tübingen) werden sich u.a. daran beteiligen. Herr Dr. Rees: - es wird an einem bundeseinheitlichen Prüfungspool gearbeitet, sodass in Zukunft viele Aufgaben vorhanden sein werden - die Leistungsbewertung erfolgte bisher nach altem System (v.a. Gymnasium); nun entsteht neues Leistungsbewertungssystem (unter Vorbehalt) Frau Braun-Habscheid: - Nachteilsausgleich sollte bereits frühzeitig beantragt werden und nicht erst vor der Prüfung - Problem: Nachteilsausgleich im Schulalltag geht oft problemlos, schwierig wird es in den Prüfungssituationen Fazit: an diesem Punkt sollte weiter gearbeitet werden

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Herr Frick: - in Kleintobel werden sowohl bei Prüfungen als auch bei Klassenarbeiten im Schuljahr Vorkehrungen getroffen: - Zeitzugaben von 10% - Autisten sitzen ganz vorne - bei unleserlicher Schrift darf in Deutsch ein PC verwendet werden - beim Realschulabschluss findet statt einer Gruppen- eine Einzelprüfung statt Frau Allenstein: - die Verbindlichkeit des Nachteilsausgleichs ab Klasse 5 sollte stärker herausgestellt werden Herr Asmussen: - Handlungsunsicherheit an Schulen müssten Informationen entgegengesetzt werden - das Ministerium bemüht sich darum, mehr Know-How bei den Regierungspräsidien, Schulämtern und Schulen zu verorten Herr Prof. Bösing: - Nachteilsausgleich müsste auch in der Lehrerausbildung von Anfang an thematisiert werden Herr Dr. Sautter: - im Bezirk Nordwürttemberg ist der Schulabschluss in zwei statt in einem Halbjahr möglich TOP 7: Offene Runde: Fragen, die im Hinblick auf den Umgang mit Schülerinnen und Schüler im Autismus-Spektrum zu klären sind Herr Weiser: - Welche Bedeutung kommt der eigenen bzw. zu entwickelnden Lehrerprofessio-nalität zu? Hr. Florencio Bonnet: - Das Thema Inklusion muss bei der Referendarsausbildung neu bedacht werden. Weitere Fragen: siehe Diskussionen zu den Vorträgen TOP 8: Wann ist der Einsatz von E-Learning sinnvoll? – Bericht aus der Querschnittsgruppe E-Learning Herr Sondershaus stellt die Reduktion der Aufmerksamkeitszerfaserung von autistischen SuS bei Arbeitsaufträgen als Ausgangspunkt der Projektgruppe dar. Die Gruppe unterscheidet zwischen dem synchronen Arbeiten (autistische SuS nehmen zeitgleich am Unterricht teil, z.T. in anderen Schulräumen oder von zu Hause aus mit Kamera) und dem asynchronen Arbeiten (autistische SuS arbeiten zeitlich versetzt zum Unterricht z.B. mit der Lernplattform moodle in der Schule oder zu Hause) mit PC-Unterstützung. Aus den Gefahren des E-Learnings könnten Chancen erarbeitet werden: - E-Learning Angebote als Entlastung für andere Lernphasen, in denen autistische SuS im Unterricht anwesend sein müssen - Begleitung der E-Learning Angebote z.B. durch eine Schulbegleitung notwendig, d.h. nicht ressourcenschonend - kein Selbstläufer

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Für das asynchrone Arbeiten seien bereits schulische Infrastrukturen vorhanden. Was dort abgelegt sei, sei rechtlich in Ordnung (vgl. virtuelles Klassenzimer). Es bleibe noch juristisch zu klären, wie beim synchronen Arbeiten die virtuelle Teilnahme am Unterricht von zu Hause aus zu bewerten ist. Fazit: So wenig E-Learning Angebote wie möglich, so viel E-Learning Angebote wie nötig und zwar nur mit Begleitung. Herr Weiser ergänzt, dass die Erfahrungen aus einem Projekt mit einer Online-Berufsschule in die Erarbeitung zum vorgestellten E-Learning eingeflossen seien. Beim Einsatz von E-Learning gehe es darum, Lernbarrieren zu überwinden und die Teilnahme und Kommunikation von autistsichen SuS nach außen zu gewährleisten. Fazit: Alle Möglichkeiten durch E-Learning ausschöpfen aber immer nur die eine passende Möglichkeit anwenden. [Ausführliche Darstellung: siehe Anhang C am Ende dieses Protokolls.] Diskussion zu Herrn Sonderhaus/ Herrn Weisers Projektvorstellung: Herr Dr. Meißner: - Votum des Runden Tisches wird bejaht, dass Projektgruppe weiterarbeitet (in Grenzen) Herr Dr. Sautter: - Idee: Wie geht es von E-Learning Angeboten weiter zur E-Prüfung? Herr Asmussen: - befürwortet Weiterarbeit der E-Learning Gruppe und stellt eine Unterstützung durch Deputats-stunden für die Projektgruppe in Aussicht Herr Sondershaus: - es gibt ein neues Modul auf Moodle um die Selbstwirksamkeit der SuS zu testen, die verstärkt mit dem PC arbeiten und so ein Feedback bekommen (z.B. durch Arbeit mit Kompetenzrastern und Wiederfinden der eigenen Niveaustufen) Herr Weiser: - fasst als Fazit zusammen, dass die Projektgruppe E-Learning in begrenztem Rahmen weiterarbeitet: rechtliche Abklärung nötig (Zusammenarbeit mit Herrn Schenk) didaktisch-pädagogische Fragestellung klären (Zusammenarbeit mit Herrn Frese) Top 9: Terminvorschlag Runder Tisch 2016: Donnerstag, 09.06.2016, 14.30 – 17.00 Uhr Herr Dr. Meißner bedankt sich für die gute Zusammenarbeit beim Runden Tisch und bittet darum, weiterhin im Kontakt zu bleiben. Herr Prof. Bösing bedankt sich bei Frau Schwarz und Herrn Dr. Meißner für das Zusammenbringen der gesamten Expertise zum Thema „Autismus am Gymnasium“ beim Runden Tisch.

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ANHANG A

Teilnehmer/innen „Runder Tisch“ am „Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Tübingen“

Allenstein, Nicole, Gymnasiallehrerin, Ulm Asmussen, Sönke, Referatsleiter Sonderpädagogik, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Stuttgart Bergner, Dr. Johannes, Abteilungsleiter Allgemein bildende Schulen im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Stuttgart

Bösing, Prof. Lothar, Direktor des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien), Tübingen Braun-Habscheid, Helga, autismus Landesverband Baden-Württemberg e.V. Florencio Bonnet, Maurice, Fortbildungsreferent, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Stuttgart Frese, Christian, Ass.jur., Geschäftsführer von autismus Deutschland e.V., Hamburg Frick, Thomas, Schulleiter, Kleintobel bei Ravensburg

Gawrilow, Prof. Dr. Caterina, Schulpsychologie, Psychologisches Institut der Universität Tübingen Greenway, Dr. Ulrike, Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen, Bad Wildbad Heimes, Ernst, Sonderpädagoge i.R., Seminar für Didaktik und Lehrerbildung, Stuttgart Krämer, Heiner, Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Tübingen, Entwicklung Ausbildungsmodul am Kompetenzzentrum Autismus Meißner, Dr. Stefan, Regierungspräsidium Tübingen (Moderation) Overberg, Heidrun, Psychotherapeutin, Gomaringen Pacher, Dr. Susanne, Abteilungspräsidentin für Schule und Bildung am Regierungspräsidium Tübingen Petrowski, Dr. Andrejs, Schulleiter, Tübingen

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Preißmann, Dr. Christine, Ärztin, Darmstadt Rapp, Prof. Dr. Irene, Linguistin, Deutsches Seminar der Universität Tübingen Rees, Dr. Carsten, Vorsitzender des Landeselternbeirates Baden-Württemberg, Freiburg Reichenmiller, Thomas, Referatsleiter Allgemein bildende Gymnasien, Regierungspräsidium Tübingen Renner, Prof. Dr. Tobias, Kinder- und Jugendpsychiatrie Universität Tübingen Sautter, Dr. Hartmut, Fachbereich Sonderpädagogik, PH Ludwigsburg Schaefer, Patricia, Autismusbeauftragte, Albstadt Schenk, Werner, Leitender Jurist, Regierungspräsidium Tübingen Schneeweiß, Rebekka, Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Tübingen (Protokoll) Schwarz, Melanie, Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Tübingen (Moderation) Sondershaus, Christian, Projekt e-learning am Kompetenzzentrum Autismus Tübingen, Langenau Sliwka, Prof. Dr. Anne, Institut für Bildungswissenschaften Universität Heidelberg Weimer, Gerd, Beauftragter der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Baden-Württemberg, Tübingen Weiser, Manfred, Schulleiter Mariaberger Sonderschulen, Projekt e-learning am Kompetenzzentrum Autismus Tübingen, Mariaberg Wohlgemuth, Jan, Referat Allgemein bildende Gymnasien im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart

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ANHANG B

Projektbeschreibung: Kompetenzzentrum Autismus am Gymnasium Tübingen

Das Kompetenzzentrum „Autismus am Gymnasium“ ist ein Projekt in gemeinsamer

Trägerschaft der Abteilung Schule und Bildung des Regierungspräsidiums Tübingen

und des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Tübingen. Für das

Land Baden-Württemberg beschreibt und analysiert es die schulische Situation von

Schülerinnen und Schülern mit Autismus-Spektrum-Störung am Gymnasium und

erarbeitet Unterstützungssysteme für Lehrerinnen und Lehrer, die mit diesen

Schülern arbeiten.

Im Rahmen dieses Zentrums arbeiten die Projektgruppen

- Autismus und Deutschunterricht - Autismus und naturwissenschaftlicher Unterricht - Autismus und fremdsprachlicher Unterricht - Autismus und gesellschaftswissenschaftlicher Unterricht - Autismus und Sportunterricht

sowie die Querschnittsgruppen

- E-learning/Lernen mit Laptops für Autisten - Schule / Eltern / Therapie - Nachteilsausgleich für Autisten.

Für die Themen

- Autismus und Mathematik - Autismus und Musik - Autismus und Religion - Autismus und Bildende Kunst

stehen Ansprechpartner zur Verfügung.

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Eine Gruppe von Lehrenden des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung

(Gymnasien) der Fachbereiche Biologie, Deutsch, Geschichte, Pädagogik/

Pädagogische Psychologie und Sport erarbeitet Module für die Lehrerausbildung.

Die praxisrelevanten Ergebnisse seiner Arbeit sowie einführende Medien zum

Thema Autismus am Gymnasium stellt das Kompetenzzentrum Lehrerinnen und

Lehrern wie Referendarinnen und Referendaren an einer Anlaufstelle in der

Bibliothek des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Tübingen zur

Verfügung.

An jährlich stattfindenden Studientagen sorgt das Kompetenzzentrum Autismus am

Gymnasium für Fortbildung und Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern im

Theorie-Praxis-Zirkel und thematisiert die virulent gewordenen Fragen zur

Beschulung von Schülerinnen und Schülern im Autismus-Spektrum am Gymnasium.

Das ebenfalls jährlich stattfindende interdisziplinäre Fachgespräch am Runden Tisch

hat die Aufgabe notwendige Erörterungen bzgl. der Beschulung von Autisten am

Gymnasium vorzunehmen und mit einem Votum in Sachfragen die Ergebnisse aus

der Arbeit des Kompetenzzentrums an die verantwortlichen Entscheider in der

Schulverwaltung weiterzugeben. Am Runden Tisch sind folgende Personen

vertreten: Autismusbeauftragte, Betroffene, Erziehungswissenschaftler, Eltern-

vertreter, Juristen, Lehrer, Linguisten, Mediziner, Psychiater, Psychologen,

Sonderpädagogen und Verantwortliche aus der Schulverwaltung, der Lehreraus- und

-fortbildung sowie der Schulträger.

Unter dem Dach der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an

Schulen (Bad Wildbad) bieten Mitglieder des Kompetenzzentrums Autismus an

Gymnasien Lehrgänge an.

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ANHANG C

Projektgruppe ASS und E-Learning: Projektskizze Die Integration in den aktuellen Unterricht ist häufig nur eingeschränkt möglich, da ASS-Schüler sehr unterschiedlich auf Sprache, Geräusche, Berührungen, Gerüche, Raumwechsel und Unstetigkeiten im Unterrichtsablauf aufgrund ihrer Wahrnehmungsverarbeitung reagieren. Klar strukturierte Räume und Abläufe erscheinen dagegen eher hilfreich und lernunterstützend – dies alles ist allerdings im Schulalltag häufig nicht zu gewährleisten. Beim Einsatz von E-Learning für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit ASS sind sowohl asynchrone als auch synchrone Formen des E-Learning jeweils unter dem Aspekt der individuellen Bedarfe der Schüler zu berücksichtigen. Wir sehen darin eine Möglichkeit, dauerhafte oder temporäre Unterstützungsmaßnahmen anzubieten, wenn eine durchgehende Integration in den Schulalltag nicht möglich ist. Die Einschränkungen in der Kommunikation, in der Spontanunterstützung der Schüler, die sich im E-Learning ergeben, sind genauso zu berücksichtigen wie die dadurch zu gewinnenden neuen Möglichkeiten Charakteristika des Lernens mit Laptop und in E-Learning-Szenarien Asynchrone Verfahren (z.B. Lernplattformen wie moodle)

• Klare und immer wiederkehrende Strukturen und Metaphern • Dokumentation des Lernweges und der Ergebnisse möglich • Integration der Arbeitsergebnisse in den Klassenunterricht (insbesondere

dann, wenn die Klasse ebenfalls mit moodle arbeitet) • Zeittaktung frei wählbar und reduplizierbar • Arbeitszeiten können selbst bestimmt werden, nicht abhängig von

Unterrichtszeiten • Wegfall oder Minimierung von störenden Außengeräuschen, grellem Licht und

plötzlichen Veränderungen der Umwelt • weitgehender Verzicht auf störende Sozialkontakte • Zu Hause und in der Schule durchführbar • Förderung der Selbstwirksamkeit

Synchrone Verfahren (z.B. vitero / virtuelles Klassenzimmer) • Klare und immer wiederkehrende Strukturen und Metaphern • Zeittaktung orientiert am laufenden Unterricht • Wegfall oder Minimierung von störenden Außengeräuschen, grellem Licht und

plötzlichen Veränderungen der Umwelt

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• virtuelle Teilnahme am Unterrichtsprozess frei wählbar (zu Hause oder in separatem Schulraum)

• weitgehender Verzicht auf evtl. belastende face-to-face-Sozialkontakte bei freier Wahl der Beziehungsgestaltung über Mikrofon und evtl. Kamera

• Förderung der Selbstwirksamkeit • Individualisierte didaktische Hilfestellungen, die aus dem pädagogischen

Gesamtsetting heraus entwickelt werden können • Niederschwelliges Angebot

Beide Verfahren lassen sich kombinieren und auf den jeweiligen Schüler abstimmen. Dadurch können auf das Lernverhalten des Schülers justierte Unterrichts- und Lernverfahren gewählt werden. Wir gehen davon aus, dass der Präsenzunterricht soweit möglich Vorrang vor den E-Learning-Angeboten haben soll, da soziale Interaktionen und diskursive Fragestellungen bedeutsam für das Erarbeiten von Wissensbeständen sind. Wichtig ist v.a., dass – soweit individuell sinnvoll und möglich – die physische Teilnahme am Unterricht gewährleistet werden und anzustrebendes Ziel sein sollte. Auch bei E-Learning-Szenarien ist eine personelle Begleitung der ASS-Schüler unabdingbar. Diese Begleitung muss u.U. eine Qualifikation als Teleteacher erhalten. Visuell-räumliches Denken und auditiv-sequenzielles Denken können mit E-Learning gleichermaßen gefördert werden, sodass unterschiedlichen Lernertypen entsprechende Lehr-Lernprozesse angeboten werden kann. Es sollte bedacht werden, dass E-Learning spezifische Kompetenzen der Lehrkräfte braucht, um virtuelle Lernprozesse organisieren und gleichzeitig Klassenunterricht durchführen zu können. Hier müssen entsprechende Unterstützungssysteme aufgebaut und den Schulen zusätzliche Ressourcen gewährt werden. Die virtuellen Unterstützungsmaßnahmen müssen immer wieder daraufhin evaluiert werden, inwiefern sie die ASS-Schüler dem Präsenzunterricht entwöhnen, falls der virtuelle Unterricht eher einen Schutzraum bietet und damit stärkeren Anreiz ausübt als der Unterricht im Klassenzimmer und somit eine Verstärkung der sozialen Ausgrenzung durch Computerfixierung eintritt. Hier erscheinen sonderpädagogische Maßnahmen unabdingbar. Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, dass in der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern mit ASS via E-Learning pädagogisch-didaktisch-methodische Entwicklungsarbeit geleistet werden muss. Um dies in verantwortungsvoller Weise zu bewerkstelligen, sollen zunächst kleine und bescheidene Schritte geplant werden. Es geht also nicht darum, sofort flächendeckende Angebote zu entwickeln. Vielmehr sollen Einzelerfahrungen ermöglicht und diese gründlich reflektiert und evaluiert werden, damit wir auch den Entwicklungsbedarfen und Bildungsbedürfnissen der angesprochenen Schülergruppe gerecht werden können.

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Für uns sind sehr verschiedene Settings denkbar. Die Entscheidung über das jeweilige Setting sollte in Förderplangesprächen vereinbart werden. Hierbei sind die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern einzubeziehen. Ein breites Angebot von individualisierten Settings mit erweitertem Angebot erscheint notwendig („Kennst Du einen Autisten, kennst Du einen“). Dabei ist es immer notwendig, das gezielte Üben, Wiederholen und Sichern im außerschulischen Kontext (z.B. für die Bearbeitung von Hausaufgaben und Vorbereitung auf Klassenarbeiten) mit einzubeziehen. Szenarien Setting I Ein Schüler kann am Präsenzunterricht teilnehmen – unter Umständen mit einer Schulbegleitung. Manche ASS-Schüler benötigen Arbeitsaufträge in schriftlicher Form, manche können zusätzlich im Internet recherchieren und/oder ihre Antworten verschriftlichen. Auch die räumliche Gestaltung des Klassenzimmers ist zu beachten. So kann eine Moderatorenwand als Abgrenzung Schülern mit ASS helfen, am Klassenunterricht teilzunehmen. Setting II Der Schüler kann am Präsenzunterricht nur bedingt teilnehmen:

- Hier könnte die Teilnahme am Unterricht aus einem anderen Zimmer in der Schule ermöglicht werden. Der Schüler könnte über ein Smartboard dem Unterricht folgen. Der Lehrer hätte dann ein Headset zu tragen, so dass der Schüler auch die Erläuterungen des Lehrers hören kann. Die anderen Schüler könnten ihre Beiträge über Mikrophone so einbringen, sodass der Schüler mit ASS diese auch verfolgen kann.

Setting III Der Schüler kann am Präsenzunterricht bedingt teilnehmen. Er braucht aber Ruhezeiten und kann in den Fächern, die er nicht über den Präsenzunterricht wahrnimmt, nur von zu Hause aus unterrichtet werden.

- Hier könnte eine Lehrkraft von einem Raum in der Schule aus den Schüler via virtuellem Konferenzraum unterrichten. Der Vorteil ergäbe sich dadurch, dass der Hausunterricht so sehr viel einfacher zu organisieren ist, da dieser in die zeitliche Struktur (Stundenplan), die in der Schule gilt, einzufügen ist.

- Zu bedenken ist beim Hausunterricht in Einzelform, dass diese sehr viel lernwirksamer als Klassenunterricht sein kann. Die Stunden aus dem Präsenzunterricht müssen also nicht 1:1 übertragen werden. Zudem können hier auch asynchrone Formen des E-Learning zum Tragen kommen.

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Setting IV Der Schüler kann dem überwiegenden Teil des Präsenzunterrichts nicht folgen.

- Hier ist abhängig von dem Lernvermögen und der Motivation des Schülers ein umfassendes E-Learning-Konzept zu entwickeln. In mittelfristiger Perspektive können auch Gruppen von Schülern im virtuellen Klassenzimmer zusammengefasst werden.

Zusammenfassender Hinweis: E-Learning kann sowohl in der Form des asynchronen als auch des synchronen Lernens hilfreich sein. Der Einsatz des E-Learning auch in Form des virtuelles Klassenzimmers kann sich je nach individuellen Bedarfen beschränken auf einzelne Fächer oder Teilaspekte oder aber auch auf Wochentage oder den Vor- bzw. Nachmittagsunterricht. Aus den dargestellten Settings und den Grundüberlegungen ergeben sich folgende Ressourcen- und Projektbedingungen. Eine zentrale Ressource sind die Haltungen und Kompetenzen der beteiligten Lehrkräfte; der Einsatz von E-Learning-Szenarien erfordert eine prinzipielle Offenheit für den Einsatz Neuer Medien im Unterricht und für die damit notwendigen Fortbildungen. Kompetenzen

• Fachkompetenzen bringen die jeweiligen Fachdidaktiken ein • Unterrichtsmaterialien im Sinne von Zusatz- und Trainingsmaterialien müssen

bereitgestellt werden; hier sind auch Verhandlungen mit den entsprechenden Schulbuchverlagen zu führen.

• Technisches Wissen und Support muss den Schulen zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Hilfen über Medienzentren oder externe Experten.

• Sonderpädagogische und Fach-Kompetenzen sind erforderlich, um die speziellen Lehr-Lernprozesse zu evaluieren und beratend einzugreifen.

• Die Gruppe der an dem Projekt beteiligten Lehrkräfte soll sich weiterhin im Sinne der professionellen Lerngemeinschaft in einem virtuellen Konferenzraum treffen und sich gegenseitig beraten.

• Es wird erwartet, dass die Inklusionsmaßnahmen eine Weiterentwicklung der Unterrichtskultur erforderlich machen und aber auch bewirken. Dieses sollte durch professionelle Evaluation dokumentiert und abgesichert werden.

Infrastrukturmaßnahmen Technische Ausrüstung der Schule (Klassenzimmer, zusätzliche Arbeitsräume) Betreuung der Hard- und Software.

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Sonderpädagogische Unterstützungsstruktur Die beteiligten ASS-Schüler benötigen professionelle Unterstützung in den E-Learning-Phasen und bei der Evaluation ihrer Arbeit.

Fortbildung / Weiterbildung Fortbildungsmaßnahmen für die Lehrkräfte, die E-Learning durchführen sind zu entwickeln ( Ausbildung zum Teleteacher; grundlegendes Wissen über ASS).

Weitere Projektschritte Wir betrachten unsere Arbeit als Entwicklungsprojekt, das kontinuierlich als Forschungsprojekt aus der Praxis entsteht und weiteren Untersuchungsbedarf entwickelt. Eine wissenschaftliche Begleitung ist anzustreben, um die pädagogisch-didaktischen wie juristischen Fragestellungen zu klären. Erarbeitet: Thomas Dürr, Dr. Holger Hintz, Dr. Susanne Huber, Dr. Horst Koschwitz, Christian Sondershaus, Manfred Weiser