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Marietta Horster / Christiane Reitz (Hg.) Wissensvermittlung in dichterischer Gestalt Franz Steiner Verlag Stuttgart 2005

Primavesi O. - Theologische Allegorie - 2005

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Empedocles

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  • Marietta Horster / Christiane Reitz (Hg.)

    Wissensvermittlungin dichterischer Gestalt

    Franz Steiner Verlag Stuttgart 2005

  • Bibliographische Information der DeutschenBibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliographie;detaillierte bibliographische Daten sind im Internetber abrufbar.

    ISBN 3-515-08698-6

    ISO 9706

    Jede Verwertung des Werkes auerhalb der Grenzendes Urheberrechtsgesetzes ist unzulssig und straaar.Dies gilt insbesondere fr bersetzung, Nachdruck,Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowiefr die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen.Gedruckt auf surefreem, alterungsbestndigem Papier.Gedruckt mit Untersttzung der Fritz Thyssen StiftungKln. 2005 by Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH,Sitz Stuttgart. Druck: Printservice Decker & Bokor,Mnchen.Printed in Germany

  • INHALTSVERZEICHNIS

    Marietta Horster, Christiane ReitzDichtung und Lehre

    Peter TooheyPeriodization and Didactic Poetry

    Bernd EffeTypologie und literarhistorischer Kontext: Zur Gattungsgeschichtedes griechischen Lehrgedichts

    Wilhelm BlmerHesiods Gedichte. Schriftlichkeit und Mndlichkeit in der archaischengriechischen Lehrdichtung

    Oliver PrimavesiTheologische Allegorie: Zur philosophischen Funktion einer poetischenForm bei Parmenides und Empedokles

    Christian KerThe Poet and the ,Polis'. The Aeta as Didactic Poem

    Peter KruschwitzLehre oder Dichtung? Die archaische didaktische Poesie der Rmer

    Wolfgang HbnerDie Rezeption der P/Janomena Arats in der lateinischen Literatur

    Katharina VolkLehrgedicht oder Naturgedicht? Naturwissenschaft und Natur-philosophie in der Lehrdichtung von Hesiod bis zur /letna

    Monica GaleAyia Perdum Zora: Tradition and Innovation in Lucretius

    Claudia SchindlerVom Kochrezept zu den Sternen: Aspekte der Gattungsgenese undGattungsentwicklung im rmischen Lehrgedicht

    Christiane ReitzHoraz* Literaturbriefe und die Lehrdichtung

  • THEoLoGscHE ALLEGORIE:ZUR P1-Loso1>H1scHEN FUNKTION EINER POETISCHEN FORM

    BEI PARMENDEs UND EMPEDQKLES

    OLIVER PRIMAVESI

    Abstract: This paper aims at a better understanding of two difficult pieces of latearchaic and early classical philosophical poetry: the proem of Parmenides and theEmpedoclean myth of the wandering Daimon. In order to do so, the two texts areseen against the background of a development which led from the metonymic use ofdivine names in early epic via the allegorical reading of Homer by Theagenes to theactive use of allegory as a means of philosophical expression in the 5th century BC.

    1.) AllegorieWarum haben Parmenides von Elea und Empedokles von Akragas am Anfang bzw.in der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. auf das traditionelle Medium hexametrischerPoesie zurckgegriffen, obwohl sich die Philosophie des 6. Jahrhunderts (abgesehenvon Xenophanes) nicht zuletzt in der Abgrenzung von diesem Medium konstituierthatte?l Zur Diskussion dieser alten Fragez soll im Folgenden ein neuer Gesichts-punkt beigesteuert werden: Die epische Form, so die allgemeinste Formulierung un-serer These, ermglichte eine bestimmte narrative Verschlsselung der philoso-phischen Rede vom Gttlichen, die wir t/Jeo/o

  • 70 OLIVER Puvuwes

    trlich auch bei der Beurteilung antiker Literatur wirkmchtig ist.5 Im Hinblick auffrhgriechische Dichtung und Philosophie hat der Fund des Derveni-Papyrus vor 40

    jahren zwar gezeigt, dass in der letzten Phase der vorsokratischen Philosophie die

    A/Zqgorefe als Rezeptionsform von Ritual und orphischer Dichtung ein Medium na-

    turphilosophischer Mitteilung sein konnte. Doch erscheinen die von dem Derveni-

    Autor vorgetragenen allegorisierenden Deutungen als so gewaltsam, dass man in ih-

    nen wohl zu Recht keinen tragfhigen Beleg fr das Vorliegen allegorischer Verfah-

    ren in der zugrunde liegenden orphischen Dichtung sieht. Allgemein lasst sich sagen,

    dass das lebhafte Interesse an antiker Allegorese und Allegorie7 um die allegorischen

    Verfahren der Dichterphilosophen des 5. Jahrhunderts vor Chr. seit lngerer Zeit

    einen Bogen macht; ein Verstndnis dieser Verfahren ist ein Desiderat.

    Gegen das Vorurteil von der Allegorie als einer mechanisch-uerlichen Sub-

    stitutionstechnik sei sogleich betont, dass die beiden Dichterphilosophen traditio-

    nelle Gtternamen und Gttermythen nicht etwa als arbitrre, letztlich austausch-

    bare Zeichen fr Entitaten und Vorgnge verwenden, die sie genauso, d.h. ohne

    Bedeutungsverlust, auch unverschlsselt einfhren knnten. Vielmehr konnte die

    mythologisch-allegorische Darstellung des Gttlichen hier insbesondere deshalb zur

    unabdingbaren Ergnzung seiner nicht-allegorischen Behandlung werden, weil diese

    fr sich in Gefahr stehen wrde, auf blo empirische Phnomene bezogen und da-

    mit verkrzt zu werden: Die Allegorie ist hier nicht substitutiv, sondern komple-

    mentr. Gerade hierin aber knpft die theologische Allegorie des 5. Jahrhunderts v.

    Chr. eng an ihre archaischen l/orftn an: zum einen an die metonymische Bezeich-nung empirischer Phnomene mit Gtternamen im alten Epos selbst, zum andernan die allegorisierende Deutung narrativer Sequenzen in der Homer-Rezeption des

    6. jahrhunderts v. Chr.; auf diese Vorstufen sei deshalb zunchst ein kurzer Blick

    geworfen.

    2.) Homerische Theologie und die archaische HomerallegoreseDie gelegentlich metonymische Verwendung von Gtternamen im homerischen

    Epos beruht auf einer spezischen Struktur religiser Vorstellungen, auf der Ei-genart des griechischen Anthropomorphismus.8 Diese Struktur lsst sich als Span-

    standlich, dass bei Schopenhauer von der Aufwertung des Symbol-Begriffs zu Lasten desAllegorie-Begriffs noch keine Rede sein kann: Fr Schopenhauer ist das Symbol noch dierein konventionelle Schrumpf-Form der Allegorie.

    5 Eine wichtige Differenzierung fr den Bereich der sptantiken Dichtungstheorie hat dieArbeit von Bernard 1990 erbracht, der in der neuplatonischen Mythenallegorese die An-nahme einer gerade nicht blo substitutiven, sondem, wie Bernard es nennt, dihaireti-schen Allegorie aufweist.

    6 Dazu Most 1997 und jetzt Betegh 2004.

    7 Vgl. zuletzt die von Boys-Stones 2003 versammelten Studien.

    3 Burkert 1977: 282-292.

  • TI-IEOLOGISCHE ALLEGORIE 71

    nungsverhltnis zwischen gttlicher Person und ihrem Wirkungsbereich beschrei-ben: Einerseits sind die Gtter, wie das Epos sie vorstellt, gerade keine Abstraktio-nen, sondern Personen, menschlich fast bis zur letzten Konsequenz, wenn auchmit Fhigkeiten, die gegenber den menschlichen zur Vollkommenheit gesteigertscheinen. Andererseits aber sind diese gttlichen Personen an bestimmte Bereicheund Funktionen gebunden, wo man ihre Wirkung erreichen und erfahren kann.Diese Bindung an einen oder mehrere Wirkungsbereiche kommt nun in erster Liniein den Beinamen der Gtter und in den personifizierten Abstrakta ihres entouragezum Ausdruck: Zeus als Wettergott heit z. B. regelmig der Wolkensammler(ve

  • 72 OLIVER PR1MAvBs1

    nomen gedeutet, whrend diese Erzhlungen auf der Ebene des tieferen Sinnes

    (griechisch: Trvoia)19 konsequent als Aussage ber die Wirkungsbereiche aufgefasst

    wurden. Weil nun die von Xenophanes und Heraklit gebte Homer-Kritik ethischmotiviert war, betraf sie lediglich den Person-Aspekt der Gtter-Erzhlungen, und

    war mithin durch den Aufweis der auf die Wirkungsbereiche bezogenen irrvoa zu

    entkrften. Indem eine solche Re-Interpretation epischer Gtternamen die Diagnose

    stellt, dass die epische Erzhlung von Handlungen der Gtter auf etwas anderes

    verweist, nmlich auf physikalische Vorgnge, nimmt sie in der gedeuteten

    Erzhlung nach der Terminologie der kaiserzeitlichen Literaturkritik eine Allegorie

    an;2 dem gem kann man das Deutungsverfahren selbst - in Anlehnung an dierezeptionssthetische Bedeutung des Verbs )\m/opefzl - mit dem modernenTerminus Allegorese bezeichnen. Doch muss man sich dabei, der bereits

    erwhnten sekundren Veruerlichung des Allegorie-Begriffs zum Trotz, stets

    dessen bewusst bleiben, dass die so verstandene Allegorese fest in der ur-

    sprnglichen Metonymie zwischen gttlicher Person und ihrem Wirkungsbereich

    verwurzelt ist.Der frheste Autor, dem eine so geartete Homer-Allegorese zugeschrieben

    wird, ist T/Jeagem von R/9e;gz'0n,22 dessen A/eme' auf die Regierungszeit des Kambyses,

    also auf 529-522 v. Chr. datiert wird;23 im Hinblick auf Parmenides und Empedokles

    ist bemerkenswert, dass er aus Rhegion, d.h. aus dem griechischen Westen stammt.

    Bezeugt wird die Homer-Allegorese des Theagenes durch einen Abschnitt aus den

    Homer-Untersuchungen (Zetemata Homema) des Neuplatonikers Porphyrios. In

    diesem Abschnitt, der nur durch ein I/ia;-Scholion berliefert ist,25 bezieht sich

    Porphyrios unter anderem auf den Beginn des 20. Buches der Ilias: Dort wird be-kanntlich erzhlt, wie Zeus den versammelten Gttern die Erlaubnis gibt, auf Seiten

    ihrer jeweiligen Schtzlinge direkt in den Kampf einzutreten. So tritt Apoll gegen

    1 Ppin 1976: 85-87.

    2 Plut. De audzlendspoefzk 4, 19 E-F; S. 38-39 Paton / Wegehaupt; dazu Ppin 1976: 87-88.21 Plut., De Ixde et Oszde 32, 363 D; S. 31 Sieveking; dazu Ppin 1976: 88.

    22 Ppin 1976, 97-98.

    23 Tatianus, Oratio ad Graecoy 31, 3; S. 57,13-15 Marcovich.

    24 Porph. ad I/. 240,14"-241,12 Schrader, = Theagen. 8 B 3 D.-K. = Poetca Pre-Platonica S.106-111 Lanata; dt. Ubers. bei Bernard 1990: 76-77. Zu den Porphyrianischen ZetemataHomerzla im Allgemeinen vgl. Smith 1987: 744-747 und vor allem Sodano 1970, der indes-sen nur das erste Buch ediert hat, welches als einziges nicht nur durch die Exzerpte in denHomerscholien, sondern auch direkt berliefert ist.

    25 *B-Scholion zu I/im 20 (Y) 67; IV 231,12-29 Dindorf. Auf den Unterschied zwischen denvornehmlich aus den Homer-Allegorien Heraklits und aus Porphyrios geschpften *B-Scholien und den exegetischen B-Scholien hat Hiller 1868 aufmerksam gemacht, vgl. Din-dorf 1875-1877: III, S. v-viii; Schrader 1880: S. VII-VIII; Erbse 1969-1988: I, S. XVII-XVIII und S. IL. Erbse hat in seine Neuausgabe nur die B-Scholien aufgenommen, die *B-Scholien aber verschmht.

  • THEOLOGISCHE ALLEGORIE 73

    Poseidon an, Athene gegen Ares, Artemis gegen Hera, Hermes gegen Leto, und derFlussgott Skamander gegen Hephaistos. Dazu diskutiert Porphyrios nun das Prob-lem, dass Homer den Gttern ethisch fragwrdige Handlungen zuschreibt:

    [Prob/em]

    An das Unntze halt sich generell die Rede (Homers) ber die Gtter und glei-chermaen auch an das Unschickliche. Denn nicht schicklich sind die Geschichten,die er ber die Gtter erzhlt./Lsungwerfuc/ve]

    Gegen diese Beschuldigung suchen die einen eine Lsung von der Sprache her:2Sie nehmen an, dass all dies als A//gore auf die Natur der Elemente gemeint sei, wiezum Beispiel (bei)27 den Gegenstzen zwischen den Gttern. Denn sie sagen, dassdas Trockene mit dem Feuchten und das Warme mit dem Kalten kmpfe, und dasLeichte mit dem Schweren. Ferner vermge das Wasser das Feuer auszulschen, dasFeuer hingegen das Wasser zu trocknen. Und ebenso gebe es auch zu allen Ele-menten, aus denen das All besteht, einen Gegensatz;28 und in Bezug auf seine Teilelassen (diese Elemente) im Einzelfall einen Untergang zu, im Ganzen hingegen blei-ben sie ewig bestehen. Und Schlachten ordne er (d.h. Homer) an, indem er dasFeuer Apollon, Helios und Hephaistos nenne, das Wasser Poseidon und Ska-mandros, und den Mond wiederum Artemis, die Luft Hera und so weiter. Ebensogebe er zuweilen auch den Dispositionen die Namen von Gttern, der Vernunft denNamen Athene, der Unvernunft Ares, der Begierde Aphrodite, dem Logos Hermes- und sie gleichen sie diesen an. Diese Methode der Verteidigung - sie ist ganz altund stammt von Theagenes von Rhegion, der als erster ber Homer geschrieben hat~- geht von der Sprache aus ...

    2 In der handschriftlichen berlieferung sind hier die Begriffe der Beschuldigung und derLsung in sinnwidriger Weise vertauscht. Unserer Ubersetzung liegt die von Schrader 1880durch Emendation hergestellte Fassung zugrunde.

    27 Die in der berlieferung fehlende Prposition wurde von Schrader 1880 eingefgt.28 Der vorstehende Satz ist im Indikativ berliefert, den Diels im Hinblick auf den Kontextzur Bezeichnung der indirekten Rede in den Accuxati/ur mm z'nnz`tz'uo umgesetzt hat.29 An dieser Stelle fgt Schrader noch die in den Handschriften fehlende Gleichsetzung vonVergessen (/et/e) und Leto ein; Grundlage dafr ist das (bei Erbse 1969-1988: V, S. 14 wieblich nicht ausgeschriebene) D-Scholion zu I/ia; 20, 67-74; II 195,9 - 196,2 Dindor hier:195,13. Die angekndigte Gesamt-Edition dieser D- (dh. Pseudo-Didymos-)Scholien stehtaus; vgl. einstweilen Montanari 1979-1995: I, 4-17 und II, 147-152.30 Zur Deutung der ot < Tg ewg vgl. Combellack 1987, der S. 219 aufgrund einervollstndigen bersicht ber einschlgige Stellen aus den porphyrianischen Zetemata zudem Schluss kommt: The most striking feature of this /mir, as emerges from the examina-tion, is the variety of ways in which it can be used to solve problems. Yet all of the solutionsare literary ones, all connected with language or the ways in which the language is used Ifwe must have a single translation, 'the solution based on language is perhaps best. UnsereStelle behandelt Combellack S. 216 in der Rubrik The Solution Based on Style.

  • 74 OLIVER PRIMAVESI

    Im Zentrum dieses Zeugnisses steht die p/2j.tz'/ealisr/Je A//egome, derzufolge mitden homerischen Gtterkmpfen in Wahrheit die Kmpfe der Elementarqualittengemeint sind, Trocken gegen Feucht, Warm gegen Kalt, Leicht gegen Schwer, oderauch die Kmpfe der Elemente selbst, wie der zwischen Feuer und Wasser. Sodann

    gibt Porphyrios noch Beispiele fr et/mc/ae A//egorefe: Athene knne fr die Vernunft(cbpvnoi) stehen, Ares fr die Unvernunft, Aphrodite fr die Begierde, Hermes frden Logos. Abschlieend betont Porphyrios das hohe Alter der allegorischen Ver-teidigungsmethode und nennt als ihren Urheber Theagenes von Rhegion. Der nichtarbitrr-konventionelle, sondern metonymische Zusammenhang der beiden jeweilsinvolvierten Bedeutungen ist in den Beispielen deutlich genug.

    Dabei nimmt Porphyrios nicht etwa alle der genannten Allegoresen fr Thea-genes in Anspruch, sondern nur die Methode als solche: Die Mglichkeit, dass diehier angegebenen Gleichungen teilweise erst im Rahmen der stoischen Homer-Alle-gorese aufgestellt wurden, verschlgt also nichts gegen die Historizitt der demTheagenes zugeschriebenen Leistung. Und wenn Theagenes nicht buchstblich derEntdecker gewesen sein, sondern seinerseits Vorgnger gehabt haben sollte, so

    wrde das vor-Parmenideische Alter der Homer-Allegorese nur umso fester begrn-det sein.32

    Vor diesem geschichtlichen Hintergrund sei nun zunchst das Vorliegentheologischer Allegorie in der philosophischen Dichtung der sptarchaisch-klassi-schen Zeit an einem Beispiel demonstriert, das zum einen besonders eng an Homerbzw. die physikalische Homerallegorese anschliet und zum anderen - soweit fruns von Belang - in der Forschung nicht kontrovers ist: an den EmpedokleischenGtternamen fr die vier Elemente. Anschlieend soll am Promium des Parmeni-des und am Verbannungsmythos des Empedokles das Verhltnis aufgewiesen wer-

    den, in dem theologische Allegorie zur ontologischen bzw. physikalischen Theorie

    steht.

    3.) Empedokles I: Die vier ElementargtterZu den grundlegenden Lehrstcken der Empedokleischen Physik zhlt bekanntlichdie kanonische Liste der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft Durch dieVerbindung dieser Vier schafft die Liebe (Lng) Lebewesen, whrend ihr Antago-nist, der Streit (Nexo), die organischen Verbindungen wieder auflst. Ausgangs-

    punkt der im Folgenden zu entwickelnden berlegungen ist nun die Tatsache, dassEmpedokles bei der Bezeichnung dieser Elemente in verschiedener Weise an die

    eingangs erwhnte metonymische Verwendung von Gtternamen im HomerischenEpos anknpft. Zunchst kann das Feuer bei ihm nicht nur Trp heien, sondern,

    31 Ppin 1976: 98-99, Anm. 16.

    32 Bernard 1990: 77-78.

    33 Emp. 31 B 17, 18 D.-K., von Simplicius aus dem ersten Buch der Pig)/x`,a zitiert.

  • THEOLOGISCHE ALLEGORIE 75

    genau wie in der I/z'af,34 auch Hep/Jazktos, und zwar in den beiden chemischen For-meln, mit denen er die Zusammensetzung organischer Verbindungen angibt: einer-seits in der Formel fr Knochenfs andererseits in der fr Blut und Fleisch. Hltsich die Verwendung des Namens Hephaistos in diesen Formeln noch eng an dasHomerische Vorbild, so findet sich an anderer, zentraler Stelle des Lehrgedichts eineschpferische Erweiterung der epischen Konvention. Bei ihrer ersten Einfhrungerscheinen die vier Elemente im Gewand cler Gtter Zeus, Hera, Hades undNestis:37

    Zuerst vernimm die vier Wurzelwerke aller Dinge:Der strahlende Zeus und die lebenbringende Hera sowie Hadesund Nestis, die mit ihren Trnen die Menschen-Quelle trnkt.

    Da die vier Gottheiten hier explizit als Wurzelwerke38 a//er Dinge eingefhrt wer-den, knnen sie nicht einfach als gttliche Personen im Sinne der mythisch-kulti-schen Tradition aufgefasst werden; vielmehr mssen ihre Namen hier fr die viergttlichen Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser stehen.Welche Gottheit ist welchem Element zuzuordnen? Im Altertum war soviel un-bestritten, dass in B 6 Zeus fr das Feuer und Nestis fr das Wasser steht, nur beider Deutung von Hera und Hades gingen die antiken Meinungen auseinanderfwNach der einen, etwa bei Ps.-Plutarch, P/acta I 3, 20 greifbaren Tradition entsprichtHera der Luft und Hades der Erde, nach der anderen, z.B. in den Homerpmblemen desAllegorikers Heraklit (Kap. 24) vorliegenden Tradition steht umgekehrt Hera fr dieErde und der -~ etymologisch als der Unsichtbare (A-Zdoneuf) gedeutete --L Ha-des fr die transparente Luft.

    Ganz unabhangig von der Frage der Zuordnung zeigt das Beispiel, dass Em-pedokles die metonymische Verwendung der Gtternamen im Epos und die allego-risierende Erweiterung ihres Geltungsbereichs durch Theagenes bei der Formulie-rung seines physikalischen Systems in eigenstndiger Weise fruchtbar macht.

    34 I/. 2, 426.

    35 Emp. 31 B 96, 3 D._K.

    3 Emp. 31 B 98, 2 D.-K.37 B 6 D.-K., von Ioannes Tzetzes aus dem ersten Buch der P/y/fi/ea zitiert (Exeg. in I/z'aa'. zu I1: Ged, p. 53, 23-25 Hermann).

    33 {LQu3(

  • 76 OLIVER PRIMAVESI

    Die krzlich geglckte Neulesung des in einem herkulanensischen Papyrustext(Demetrios Lakon) zitierten Empedokles-Fragments B 142 D.-K. hat nun berdiesauer Zweifel gestellt, dass Empedokles es nicht bei der einmaligen Benennung der

    vier Wurzelwerke mit Gtternamen in Fr. B 6 D.-K. bewenden lie, sondern dass erdiese Gtternamen auch in narrativem Zusammenhang verwendete, um physika-

    lisch-biologische Vorgnge als Handlungen der gttlichen Elemente zu charakteri-

    sieren

    Und ihn (scil. empfangen) weder die berdachten Huser des aigishaltenden

    Zeus,

    noch empfngt ihn nunmehr irgendwo die dichte Behausung des Hades

    Im Abschnitt (5) wird der physikalische Bezug dieser allegorischen Verse genauer zubestimmen und damit zugleich zu zeigen sein, worin die Gttlichkeit, die den Ele-menten durch die Gtternamen des Fragments B 6 zugesprochen wird, eigentlich

    besteht. Fr den gegenwrtigen Beweiszweck aber gengt der Nachweis, dass Em-

    pedokles die vier Gtternamen in Fr. B 6 berhaupt zur Bezeichnung der vier Ele-

    mente einfhrt, und dass zwei von ihnen in Fr. B 142 auch in narrativem Zusam-

    menhang erscheinen.

    4.) Parmenides: Die Gttin der Nacht jenseits von Tag und NachtIm Promiurn des Parmenideischen Gedichts berichtet der Erzhler von seinerFahrt auf einem von Stuten gezogenen Wagen. Geleitet wurde der Wagen von den

    Tchtern des Sonnengottes Helios, die zuvor vom Haus der Nacht in Richtung desLichtes aufgebrochen waren,44 um ihn, den Erzhler, abzuholen:45

    1 Die Stuten, die mich fahren so weit nur der Wille dringt,

    2 zogen voran, da sie mich auf die vielkndende Bahn gebracht hatten

    3 des Daimons, die den wissenden Mann alle Stdte entlang fhrt.

    4 Auf diesem Weg fuhr ich; denn dort fuhren mich die kundigen Stuten5 den Wagen fortreiend; und Mdchen lenkten die Fahrt.

    42 Martin 2003.

    43 Zur Deutung des neu gelesenen Textes vgl. Primavesi 2003.

    44 Dass die Helios-Tchter das Haus der Nacht bereits in Richtung des Lichtes verlassenhatten, bevor sie den Erzhler trafen und ihn geleiteten (so der Sache nach auch Morrison1955, 60), wird sprachlich dadurch angezeigt, dass in Vers 10 das Verlassen und das Zurck-stoen des Schleiers jeweils im Partizip Aorist angegeben werden, whrend der Fahrtberichtselbst im durativen Aspekt erzhlt wird; vgl. Kranz 1916: 1161; Vos 1963: 32; Mansfeld1964: 238-239; Burkert 1969: 7-8.

    45 28 B 1,1_1o D.-K.

  • \lG\

    THEOLOGISCHE ALLEGORIE

    Die Achse in den Naben gab den Ton einer Syrinx von sich,vor Hitze; denn sie wurde getrieben von zwei wirbelnden

    O0

    Rdern von beiden Seiten her, wenn eiliger leiteten9 die Helios-Tchter _ sie hatten das Haus der Nacht hinter sich gelassen10 dem Lichte zu, und sie hatten vom Kopf mit der Hand den Schleier

    gestoen.

    Es folgt die Beschreibung des groen Tores, von dem die Straen von Tag undNacht ausgehen. Die Schwelle des Tores ist steinern, der Aufbau des Tors austher. Wchterin des Tores ist Dike, die personifzierte Gttin der Gerechtigkeit:4

    11 Dort ist das Tor der Bahnen von Nacht und Tag12 und ein Trsturz umschliet es und eine steinerne Schwelle.13 Das Tor selbst, aus ther, ist ausgefllt von groen Trflgeln.14 Zu diesem Tor aber hat die viel-vergeltende Dike die passendenSchlssel._

    Wo aber befindet sich das Tor? Bezieht sich das Demonstrativaderb dort (Vers 11vfla) etwa auf die Angabe des Lichtes als des Zieles der Ausfahrt (Vers 10: demLichte zu), oder liegt sein Bezugspunkt nicht doch eher in dem unmittelbar zuvor(Vers 9) genannten Haus der Nacht?47 Fr das Haus der Nacht als Bezugspunktspricht zweierlei: Zum einen ist es gegenber dem Licht die ungleich przisereOrtsangabe, zum andern aber, und dies drfte die Frage entscheiden, entspricht dieLokalisation des Tores beim Haus der Nacht exakt der mythischen Topographie vonHesiods T/Jeogon/ef Hesiod beschreibt ein Tor am Rande der Welt, das zumTitanengefangnis im Tartaros fhrt und hinter dem das Haus der Nacht liegt:49 Ammodrigen Ort, am Rand der riesigen Erde, wo die Erde, der Tartaros, die See undder Himmel aneinandergrenzen, bendet sich ein Tor. Dahinter tut sich ein gahnen-der Abgrund (Xoa) auf: Wer da hineinginge, der wrde von Strmen erfasst undkme selbst im Laufe eines vollen jahres nicht zum Grund.

    In der Torbeschreibung des Parmenides wird der enge Anschluss an Hesioddurch zwei Einzelheiten auer Zweifel gestellt: Wie sich bei Hesiod an der Tr desHauses der Nacht in taglichem Wechsel Nacht und Tag begegnen,5 so gehen auchbei Parmenides von dem fraglichen Tor in Richtung unserer Welt die Straen von

    46 28 B 1, 11_14 D.-K.47 So Kranz 1916: 1160: Soll v6a nicht in der Luft schweben, so suchen wir nach einerOrtsbezeichnung im vorhergehenden; nur eine ist gegeben: das Haus der Nacht.48 Isolierte Hesiod-Parallelen verzeichnet bereits Diels 1897: 11 und im Kommentar zurStelle, allerdings ohne die Entsprechung der beiden Gesamtbilder zu bemerken.4 Hes. T/1. 729-754.

    5 Hes. T/v. 748-754.

  • 78 OLIVER PRIMAVESI

    Tag und Nacht aus;51 wie bei Hesiod das Tor dort liegt, wo sich Erde, Tartaros, dieSee und der Himmel berhren,52 und vor dem Tor des Hauses der Nacht Atlas stehtund den Himmel hlt,53 so lokalisiert auch Parmenides das Tor da, wo Erde undHimmel aufeinanderstoen: Der Aufbau des Tores ist therisch, doch seine Schwelleist steinern, d.h. irdisch. Demnach war es eine irrefhrende Halbwahrheit, dassDiels das Tor insgesamt als Himmelsthor bezeichnete.55 Vielmehr zeigen die polareinander entgegengesetzten Materialien des Tores, dass dieses Tor unten irdisch,oben himmlisch ist: Parmenides hlt an der Hesiodeischen Lokalisation des Toresam Rande der Welt fest. Mithin kann auch kein Zweifel mehr an der sprachlich oh-nehin nahe liegenden Auffassung bestehen, dass der Parmenideische Erzhler dasTor (mit dem Demonstrativadverb dort in Vers 11) nicht im Licht lokalisiert,sondern bei dem (in Vers 9 genannten) Haus der Nacht.

    Im Anschluss an die Torbeschreibung erzhlt Parmenides, wie die Helios-Tchter das Tor passierten. Die Helios-Tchter redeten der Trhterin Dike gut zu,das Tor ffnete sich und gab den Blick auf einen ungeheuren klaffenden Abgrundfrei, ein Xcoa. Doch die Mdchen lenkten den Wagen sicher durch den Abgrundhindurch:5

    15 Ihr nun sprachen die Mdchen zu mit sanften Worten16 und beredeten sie kundig, dass sie ihnen den mit Bolzen versehenen Riegel17 geschwind vom Tor zurckschbe. Das aber flog auf und machte weit das18 C/mfma der Trflgel, indem es die erzbeschlagenen19 Pfosten, mit Zapfen und Dornen eingefgt, nacheinander20 in den Pfannen drehte. Dort also mitten hindurch21 gerade dem Wege nach lenkten die Mdchen Wagen und Pferde.

    Die Frage ist nun, in welcher Richtung die hier geschilderte Durchfahrt durch dasTor verluft: Handelt es sich um eine Erweiterung des in Vers 9-10 gegebenenRckblicks auf die Ausfahrt der Helios-Tchter aus dem Haus der Nacht, so dasshier erst geschildert wrde, wie die Helios-Tchter das Tor in Richtung unserer Weltdurchquerten, um den Erzhler abzuholen?57 Oder haben die Helios-Tchter zu

    51 28 B 1, 11 D.-K., das Verhltnis zwischen dem Tor und den Bahnen von Nacht und Tagerlutert Burkert 1969, 10 mit dem Bild eines Stadttores, von dem aus die verschiedenenStraen weithin ber Land gehen.

    52 Hes. T/1. 736-738.

    53 Hes. T/1. 746-748.

    54 28 B 1, 12-13 D.-K., dazu Burkert 1969: 12: Wenn der Aither zum Himmel gehrt,gehren die Steine zur Erde.

    55 Diels 1897: 50, was Vos 1963: 31 und andere leider bemommen haben.

    56 28 B 1,15-21D.-K.57 So, unter Berufung auf Paul Friedlnder, Kranz 1916: 1161 mit Anm. 2.

  • THEoLoGIscHE ALLEGORIE 79

    dem hier geschilderten Zeitpunkt ihre Mission in unserer Welt bereits erfllt undkehren, nunmehr gemeinsam mit dem Erzhler, zum Haus der Nacht zurck?

    An der richtigen Anwort auf diese Frage hat der Autor durch einen weiteren,deutlichen Hesiod-Bezug keinen Zweifel gelassen: Bei Hesiod liegt das schrecklicheXoa von unserer Welt aus gesehen hinter dem Tor (trvkeov /oo9e),58 also auf derSeite des Hauses der Nacht. Auch bei Parmenides gibt, wie wir sahen, erst dasffnen des Tores den Blick auf das Xcoa frei.5 Also kommen die Helios-Tchtervon unserer Welt her und durchfahren das Tor in Richtung des Xoa und desHauses der Nacht, nicht umgekehrt. Eine Besttigung dieses Schlusses, wenn ernoch einer Besttigung bedrfte, liefern die an die Tordurchquerung unmittelbar an-schlieenden Verse, in denen erzhlt wird, wie die Gttin den Erzhler freundlich inEmpfang nimmt und anspricht:

    22 Und freundlich empfing mich die Gttin; mit ihrer Hand23 ergriff sie meine rechte Hand, redete mich an und sagte das Folgende _ . .

    Diese Verse wrden, wenn sie tatschlich im Sinne der Interpretation von Kranz(1916) unmittelbar an eine ausfhrliche Schilderung der Augz/m* der Helios-Tcheranschlssen, einen schwer ertrglichen Bruch der narrativen Kontinuitt darstellenmVon der gemez'nfamen Fahrt der Helios-Tchter mit dem Erzhler wrden wir dann jaseit Vers 9 nichts mehr gehrt haben. So bleibt nur brig, anzuerkennen, dass in denVersen 15-21 geschildert wird, wie die Helios-Tchter, gemeinsam mit dem Erzh-ler von unserer Welt kommend, das Tor in Richtung des Hauses der Nacht durch-queren: Sie bringen ihn zum Haus der Nacht.

    Die Hausherrin, d.h. die Gttin, die den Erzhler empfngt und belehrt, kannjedenfalls nicht mit der Torhterin, d.h. mit Dike, identisch sein;2 und es gibt imText keinen Hinweis darauf, dass es sich bei der Herrin des Hauses der Nacht umjemand anderen handeln knnte als um die Nacht selbst.

    Dass die Helios~Tchter im Haus der Nacht zuhause sind, dass sie von dort

    58 Hes. T/a. 740-741.

    5 28 B 1,17-18 D.-K.6 28 B 1, 22~23 D.-K.61 Kranz 1916: 1162, rumt diese Schwierigkeit seiner von Friedlnder bernommenen Deu-tung selbst ein: Der Ubergang von V. 21 zu V. 22 wird uns schwer, aber die - unter derVoraussetzung von Kranz, korrekter Lokalisierung des Tores - einzig mgliche Lsung die-ser Schwierigkeit, nmlich die Annahme, dass der Erzhler von den Helios-Tchtem zumHaus der Nacht gebracht wird, liegt auerhalb des Horizonts von Kranz, so dass er es beider Konstatierung der Schwierigkeit bewenden lsst.62 Burkert 1969: 13 mit Anm. 28.63 Vgl. Morrison 1955: 60: She lives in the house of Night', and is therefore probablyNight herself .... Morrison legt sich allerdings nicht fest, sondern bringt auch Themis /Gaia oder Hestia / Gaia ins Spiel.

  • 80 OLIVER PR1M_AVEs1

    aufbrechen und dorthin zurckkehren, das ist nur eine Konkretisation der Hesiodei-schen Grundvorstellung, derzufolge der Tag ein Kind der Nacht und des Erebosist;4 auch bei Hesiod gehen ja, wie wir sahen, vom Tor des Hauses der Nacht dieWege nicht nur der Nacht, sondern auch des Tages aus. Und in der Geg/onelv des Ste-sichoros wird beschrieben, wie sich der Sonnengott Helios selbst des Abends nachseinem Untergang beeilt, am Rande der Erdscheibe den Ringstrom Okeanos zudurchqueren und in die Tiefe der heiligen Nacht zurckzukehren, wo ihn Mutter,Gemahlin und Kinder erwartens

    ._ . aber nachdem des Hyperion-Sohnes Gewalt dannin die Schale gestiegen, die goldne, auf dass ernach der Durchquerung des Ozeans wiederrckgelange zur Tiefe der heiligenNacht, der tiefschwarzen,zu seiner Mutter und zu seiner Frauund den Kindern, den lieben . ..

    Auch die gegenber Hesiod neue Rolle der Nacht als wissenskndender Gttin istkeine Innovation des Parmenides: Die von Proklos aus der rhapsodischen Theo-logie des Orpheus zitierte Sage, dass der junge Zeus von der Nacht in deren Hhledie fr seine kommende Weltherrschaft entscheidende Unterweisung empfingf istdurch den Derveni-Papyrus fr die vorhellenistische orphische Dichtung gesichert.

    Zu dem offenbaren Wagnis-Charakter der vom Erzhler unternommenenFahrt stimmt schlielich gut, dass es die Helios-Tchter sind, die den Wagen lenken.Bereits in den pseud-Hesiodeischen Frauemata/ogen sind die Helios-Tchter mit demMythos von Phaton verbunden, der das Gespann seines Vaters benutzte und damitabstrzte. Somit evoziert die Einfhrung der Helios-Tchter die Erinnerung aneine lebensgefhrlich khne, und letztlich scheiternde Fahrt mit dem Sonnenwa-gen.9 Dem Parmenideischen Erzhler aber glckt die Fahrt, und das Ausma desWagnisses wie des Glckes wird jeweils durch die Hesiodeische bzw. pseud-Hesio-deische Folie, durch den Bezug zum drohenden Xoa der T/9eo

  • THEOLOGISCI-IE ALLEGORIE 81

    Die vorgetragene Deutung des Parmenideischen Fahrtberichtes soll nun imFolgenden einmal nicht als Hinweis auf eine mystisch-rituelle Dimension des Par-menideischen Gedichts verstanden werden,7 sondern als Schlssel fr das allegori-sche Verhltnis zwischen Fahrtbericht und Philosophie. Zu zeigen ist, dass der jen-seitige Bereich der Nacht-Gttin zu dem diesseitigen Bereich der Alternation vonTag und Nacht in einer Relation steht, die dem Verhaltnis zwischen der gttlichenWahrheit des Ist und der menschlichen Illusion einer Alternation von Ist undIst nicht genau entspricht; die Begnadung durch die Gttin der Nacht erweist sichdamit als theologische Allegorie auf die Erkenntnis des Ist.

    Die Gttin kndigt zu Ende von Fr. B 1 D.-K. dem Erzahler zweierlei an, dieDarstellung der Wahrheit (keia) und die Darstellung der Meinungen (fai) derSterblichen. In Fr. B 2 D.-K. offenbart sie dann zunachst zwei Wege der Forschung,einen wahren und einen undenkbaren: Der erste Weg heit Ist und kann nichtnicht-sein; er ist der Weg der Wahrheit und berzeugungfsnd er fhrt zu der Ein-sicht, dass das Seiende unentstanden (dyvnov) und unvergnglich (vtkepov) ist,bewegungslos (dpeg), Eines und ein Kontinuum (ovveX).71 Der zweiteWeg heit Ist nicht und muss nicht-sein; er ist kein wahrer Weg, denn dasNicht-seiende ist undenkbar."

    Der Weg des Ist fhrt also zum Seienden, letztlich auf ein unvergngli-ches Seiendes, whrend der Weg des Ist nicht ins Nirgendwo fhrt, weil der Aus-druck das Nicht-seiende genauso bedeutungslos und leer ist wie die anfnglicheFormulierung des zweiten Weges, Ist nicht und muss notwendigerweise nicht-sein.

    Wenn aber der Wleg des Nicht-seins sprachlich und gedanklich nicht vollzieh-bar ist (Fr. B 8,17 D.-K.: dvog vvvov), dann kann es auch keinen Menschengeben, der diese These, jedenfalls in ihrer Reinform, vertritt. Der zweite Weg derForschung ist demnach eine rein fiktive Denkposition: nicht nur ein Abweg oder einIrrweg, sondern ein Urweg. Er kann insbesondere nicht mit den in Fr. B 1 D.-K.ebenfalls angekndigten irrigen Meinungen der Sterblichen identisch sein.

    Diese Meinungen der Sterblichen bestehen vielmehr, wie Fr. B 6 D.-K. undandere Stellen zeigen, in einer unklaren Vermengung des ersten und des zweiten We-ges: Sie glauben an Werden und Vergehen, und damit an eine Verbindung von Istund Ist nicht. So ergibt sich eine insgesamt triadische Struktur: Auf der Seite derMeinung (a) steht die Vermischung von Ist und Ist nicht; auf der Seite derWahrheit (T'](~)eLa) steht das reine Ist.

    Von dieser Triade her erschliet sich der philosophische Sinn der Allegorie:Wer das Tor zur Nacht durchschreitet, der lsst die Alternation von Tag und Nachthinter sich und gelangt zum Haus der Gttin der Nacht. Wer die philosophische Of-

    7 So Morrison 1955, Burkert 1969 und neuerdings Kingsley 1999 und 2003.

    71 Parm. 28 B 8, 3-6 D.-K.72 Parm. 28 B 8, 17-18 D.-K.

  • 82 OLIVER PRIMAvEs1

    fenbarung annimmt, lsst die Alternation von Sein und Nichtsein hinter sich und er-

    fahrt, dass es nur das Seiende gibt, dass nur das Seiende gedacht werden kann. Im

    Haus der Nacht ist die Alternation von Nacht und Tag aufgehoben, im Seienden ist

    die Alternation von Sein und Nichtsein als Schein erwiesen.

    Indessen ist die allegorische Funktion des Promiums mit dieser Strukturana-

    logie noch nicht erschpft. Im zweiten Teil ihrer Offenbarung, dem Doxa-Teil, zeigt

    die Gttin, wie die Eindrcke, aufgrund deren sich die Sterblichen ihr unzutreffen-

    des Bild von der Welt machen, strukturiert sind. Die verfehlte Meinung der Sterbli-

    chen, die in Fr. B 6 D.-K. abstrakt als Kompromiss zwischen Ist und Ist nicht

    skizziert worden war, wird nunmehr entfaltet als eine Welterklrung, die zwei Ele-

    mente bzw. Prinzipien annimmt: zum einen das Feuer bzw. das Licht, zum andern

    die Nacht.Dem trgerischen Weltbild, in dem alles durch eine Mischung von Licht und

    Nacht erklrt wird, entspricht in der Allegorie des Fahrtberichts der Bereich diesseits

    des Tores, d.h. der Bereich, in dem die Bahnen von Nacht und Tag verlaufen. Mit-

    hin wird die Strukturanalogie, die wir zwischen der triadischen Topographie des

    Fahrberichts und dem A/etbea-Teil der Offenbarung aufgewiesen haben, hier in der

    Weise konkretisiert, dass die beiden Prinzipien des Doxa-Teils mit den beiden Kon-

    stituentien der Diesseits-Welt des Fahrtberichts identisch sind.

    Nicht der Weg in das tausend Farben und Formen vorgaukelnde Sonnenlicht

    ist die Parmenideische Allegorie fr die Erkenntnis des Seienden, wie man im Banne

    von Platons Hhlengleichnis lange gemeint hat, sondern der Weg zur Gttin der

    Nacht, die den Trug der Unterschiede aufhebt. In dieser Allegorie steht einem Be-

    reich, in dem Tag und Nacht zu alternieren scheinen, ein anderer Bereich gegenber,

    in dem die Einheit von Nacht und Tag als Nacht erfahrbar wird.

    5.) Empedokles II: Schuld und Shne des ApollIm Empedokleischen Lehrgedicht, scheint es, nach Walter Burkerts etwas resig-

    nierend anmutender Formulierung, zu einer wahren Inflation des Gttlichen zu

    kommen. Im Schlussabschnitt dieses Aufsatzes soll wenigstens thesenhaft versucht

    werden, die wichtigsten unter den einschlgigen Empedokles-Fragmenten unter Be-

    ae/Jtzmg der Dzjreng gu/sc/Jen p/y/uka/z'.te/ver und al/egorse/ver Theologie zu interpretieren.

    Empedokles lehrt bekanntlich, dass es kein wirkliches Entstehen und Verge-

    hen gibt, sondern nur Mischung, Entmischung und Neuverteilung (t und

    73 Parm. 28 B 8, 53-59 D.-K., B 9 D.-K.

    74 Burkert 1977: 469: Nun kommt es freilich im Lehrgedicht des Empedokles zu einer wah-

    ren Inflation des Gttlichen: Gtternamen tragen die vier Elemente, Gtter sind die bewe-

    genden Krfte Liebe und Ha, 'Aphrodite' und Neikos'; 'Gott' heit auch der Sp/mms, die

    harmonische Mischung von allem, die zerrissen wurde, als unsere Welt entstand.

  • THEOLOGISCHE ALLEGORIE 83

    8LaL) der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft.75 In diesem Sinne heites in Fragment B 21:76

    9 Aus diesen (vier) besteht alles, was war, was ist und sein wird:10 Bume sprossen und Mnner und Frauen,11 Wilde Tiere und Vgel und Fische, die im Wasser wohnen,12 und Gtter, die langlebigen, an Ehren reichsten.

    Die langlebigen Gtter, die in Vers 12 genannt werden, stehen in einer Reihe mitPflanzen, Menschen und Tieren, so dass sie als Teil des physikalischen Universumsverstanden werden mssen. Das bedeutet, dass in der physikalischen Theorie desEmpedokles die Entstehung nicht nur eines, sondern - wie der Plural zeigt - sogarmehrerer Gtter angenommen wird, die zwar langlebig und mchtig, aber offenbarnicht unsterblich sind, und somit auch wieder vergehen; berdies scheinen dieseGtter, dem Vers 9 zufolge, gemeinsam mit Pflanzen, Tieren und Menschen dieMenge a//er Entitten des physikalischen Universums zu konstituieren. Wer sinddiese physikalischen Gtter? Die Beantwortung dieser Frage ist nur vor dem Hinter-grund des von Empedokles gelehrten kosmischen Zyklus mglich.

    Empedokles nimmt bekanntlich eine regelhaft wiederholte kosmische Ereig-nisfolge an, die er selbst als Kreislauf (KKOQ) bezeichnet,77 und in der eine Vereini-gungsbewegung von der Vielheit zur kosmischen Einheit mit einer Trennungsbewe-gung von der kosmischen Einheit zur Vielheit alterniertzn

    Ein Doppeltes will ich verknden. Bald wchst nmlich Eines zu alleinigemSein

    aus Mehrerem heran, bald scheidet es sich auch wieder, Mehreres aus EinemZU SCll'l.

    Dabei wird die Vereinigungsbewegung von der Liebe bewirkt und die Trennungs-bewegung vom Streit

    Bald vereinigt sich alles durch Liebe zum Einenbald auch trennen sich wieder die einzelnen (Stoffe) im Hasse des Streites.

    15 Emp. 31 B 8 D.-

  • 84 OLNBR PRIMAVBSI

    Der Liebesherrschaft ist dabei stets die gleiche Dauer zugemessen wie der Streitherr-

    schaft.S

    Des Nheren kulminiert nun die Vereinigungsbewegung der Liebe in einem

    Zustand von Einheit und Ruhe, in demalle vier Elemente in ihrer Gesamtmasse zu

    einer einzigen harmonischen Kugel vereinigt sind; diese Kugel nennt Empedokles

    Z

  • THEOLOGISCHE ALLEGORIE 85

    angesiedelt ist, sondern auf der physikalischen, stellt Empedokles ausdrcklich klar,indem er eine dem anthropomorphen Gottesbild verpflichtete Vorstellung von demGott, in dem der ganze Kosmos aufgeht, negiert:8

    1 Nicht schwingen sich (ihm) vom Rcken zwei Zweige2 nicht Fe, nicht hurtige Knie, nicht Glieder voll Zeugungskraft,3 sondern ein Sphairos (Kugler) war er und von allen Seiten sich selber

    gleich.

    Auch die Charakterisierung der physikalischen Gtter in Fr. B 21, 12 als langlebig(wrtlich: okxawveg = Ein langes Lebensalter habend) trifft auf den Kugelgott(_;>/Jamf) zu, insofern diesem - nach der bereits erwhnten, durch Rasheds Scholien-fund ermglichten Rekonstruktion des Zeitplans - eine Lebensdauer von vierzigMenschen-Lebensaltern (aioveg) zugemessen ist. Damit ist klar, dass der Sp/amfalle Bedingungen erfllt, um den in Fr. B 21, 12 erwhnten Gttern zugerechnet zuwerden.

    Indessen reicht der Hinweis auf den einen Sphairos nicht aus, um den in Frag-ment B 21, 12 bei der Nennung der physikalischen Gtter verwendeten Plum/ zu er-klren. Deshalb ist zu beachten, dass sich aus den vier Elementen _ abgesehen vonPflanzen, Tieren und Menschen - natrlich nicht nur der Spbaros bildet, sondernauch, am gegenber liegenden Punkt des Zyklus, die vier homogenen Elementar-massen. Diese sind genauso langlebig wie der Sphairos: Auch ihnen ist - nachdem neuen Zeitplan - eine Lebensdauer von 40 Menschen-Lebensaltern zugemes-sen; auch sie knnen in einer (im Wesentlichen) vollstndigen Liste aller Entittendes kosmischen Zyklus natrlich nicht fehlen. Gibt es Hinweise darauf, dass Empe-dokles die vier Elementarmassen als Gtter betrachtet? Die von uns aus Fr. B 6 be-reits angefhrten Gtternamen der Elemente mssten dann speziell auf deren Ag-gregatszustand als chemisch reine Massen bezogen werden; die Gttlichkeit der vierElemente wrde, als sonst nur potentielle, erst im Zustand ihrer vollkommenenReinheit zur Aktualitt kommen.

    Den wichtigsten Anhaltspunkt dafr, dass die Elemente ihre volle Gttlichkeiterst im Zustand maximaler Reinheit erreichen, gibt das Fr. B 35. Dort wird be-schrieben, wie die Liebe nach dem Ende der Streitherrschaft, d.h. im Zuge ihrer (60atve whrenden) Expansionsphase, den Streit zunehmend an den Rand des Allsdrngt, und die Elemente mehr und mehr an sich zieht, um sie zu organischen Ver-bindungen, d.h. zu sterblichen Lebewesen, zu mischen. Diesen Vorgang kommen-tiert der Erzhler hinsichtlich der vier Elemente wie folgt:87

    Schnell aber erwuchsen sie zu sterblichen Dingen - sie, die zuvor gelernt86 Emp. 31 B 29 D.-K.87 Emp. 31 B 35, 14 D.-K.

  • 86 OLIVER PRIMAVESI

    hatten, unsterblich zu sein.

    Eine Unsterblichkeit, die ausdrcklich in den Gegensatz zum Vermischt-Werden ge-

    stellt wird, muss mit der ungemischten Reinheit der Elemente in den unmittelbar

    vorhergegangenen 40 aitve der vlligen Getrenntheit gleichgesetzt werden: Ge-

    meint ist, dass die Elemente heinz Eintritt der n//:gen Trennung gelernt haben, unsterb-

    lich zu sein, und zwar insofern, als sie von nun an fr 40 aitve nicht lnger der

    Mischung und Entmischung unterworfen waren. Vor diesem Hintergrund ist es

    plausibel, dass auch die vier Gtternamen, die in Fr. B 6 zur Bezeichnung der vier

    Elemente eingefhrt werden, speziell auf die erst im Zustand maximaler Trennung

    realisierte Gttlichkeit der vier Elemente verweisen.So scheint die Lebenszeit der langlebigen physikalischen Gtter des Frag-

    ments B 21 mit den jeweiligen Vollkommenheitsphasen der Liebesherrschaft und

    der Streitherrschaft im kosmischen Zyklus koextensiv zu sein: Die Liebesherrschaft

    erfllt sich in dem gttlichen Sphairos, die Streitherrschaft erfiillt sich in den vier

    gttlichen Elementarmassen.Zu den hiermit identifizierten langlebigen Gttern der Physik sind nun die-

    jenigen Empedokleischen Aussagen ber Gtter in Beziehung zu setzen, die nur als

    a/Zegomc/Je Bezugnahmen auf den kosmischen Zyklus angemessen zu verstehen sind.

    Dass die in Fr. B 6 eingefhrten mythisch-kultischen Gtternamen fr die vier rei-

    nen Elementarmassen stehen, haben wir bereits gesehen. Wenn aber diese ,vier

    Gtter der Periode vollendeter Elemententrennung bei Empedokles allegorisch-tra-

    ditionelle Gtternamen fhren, dann wird man mit einem solchen Gtternamen

    auch im Fall der gttlichen Einheitskugel auf der anderen Seite des kosmischen

    Zyklus zu rechnen haben. Den Beleg dafr liefert das Fragment B 134 D.-K. in Ver-

    bindung mit seinem Zitatkontext. Hier zunchst der Text des Fragments selbst:

    1 Denn er ist auch nicht mit menschenhnlichem Haupt an den Gliedern

    versehen,

    U1-8>k3l\)

    nicht schwingen sich vom Rcken zwei Zweige,

    nicht Fe, nicht schnelle Knie, nicht behaarte Schamglieder,

    sondern ein Geist, heilig und bermenschlich, regte sich da allein,

    der mit schnellen Gedanken den ganzen Kosmos durcheilt.

    Nach seinem Inhalt gehrt das Fragment klarerweise zur physikalischen Theologie,

    insofern hier - genau wie in der bereits zitierten Sp/mim:-Beschreibung B 29 - anth-

    SB Auch die lediglich in Fr. B 6 belegte metaphorische Bezeichnung der Elemente als

    \X/urzelwerke (t{u'ac) kann sinnvoll nur auf die Elemente als unverbundene bezogenwerden, insofern es die vier groen Elementarmassen sind, denen die Liebe die zur Bildung

    organischer Verbindungen bentigten Stoffe entnimmt und in die sie nach der Auflsungder Verbindung durch den Streit wieder zurckkehren: Das organische Leben wurzelt inden Elementarmassen.

  • THEOLOGISCHE ALLEGORIE 87

    ropomorphe Vorstellungen von der Gottheit abgewiesen werden. Insbesondere dieInhaltsgleichheit zwischen den Versen B 134, 2-3 und den ersten beiden Versen desFragments B 29 spricht dafr, auch in B 134 den ._p/Jamf charakterisiert zu sehen.Diese Deutung ist auch mit dem fnften Vers von B 134 vereinbar: Der Komm" (=harmonische Fgung), den der Sp/Jaz'ro.r in Gedanken durcheilt, ist er selbst;89 seineGedanken entsprechen dem Stolz ber seine Einzigkeit, den Empedokles ihm ananderer Stelle zuschreibt.

    Zugleich aber ist B 134 eng mit der theologischen Allegorie des Empedoklesverbunden, und zwar durch das Zeugnis des neuplatonischen Aristoteleskommen-tators Ammonios, dem wir das Zitat der Textstelle verdanken. Nach Ammoniosbezieht sich Empedokles mit den Versen des B 134 in erster Linie und direkt aufApo//on, von dem er auch sonst fortwhrend handle.

    Demnach hat Empedokles nicht nur die vier reinen Elementarmassen, die inder Zeit der maximalen Trennung existieren, sondern auch die universale Einheitdes .S`]>/amf, der im Zyklus das Gegenstck zu den vier Elementarmassen darstellt,mit allegorischen Gtternamen bezeichnet: So wie in Fr. B 6 die Massen von Feuer,Erde, Luft und Wasser als Zeus, Hera, Hades und Nestis benannt werden, so hatEmpedokles den Sp/Jaimf offenbar Apollon genannt. Doch warum gerade Apollon?

    Unter den Apollon-Sagen scheint sich fr eine Allegorisierung des Kosmi-schen Zyklus vor allem der zu Beginn der Euripideischen A/,eftzlf berichtete Mythosvom .S`trg%x2`/ des Apollon anzubieten, der seit den (pseud-)Hesiodeischen Frauenka-ta/o,gen2 und Aischylos bezeugt ist und mithin dem Empedokles zweifellos bekanntwar: Nachdem Apollons Sohn Asklepios von Zeus mit einem Donnerkeil erschlagenworden war, und Apollon in ohnmchtiger Wut die Verfertiger des Donnerkeils, d.h.die Kyklopen, gettet hatte, wurde Apollon zur Strafe fr den Kyklopenmord zwarnicht, wie von Zeus zunchst beabsichtigt, in den Tartaros geschleudert, aber dochfr ein ]ahr vom Olymp verbannt und ins Exil zu den Menschen geschickt: Ermusste dem Knig Admetos als Hirte dienen.

    Die Affinitt dieses Mythos zur Empedokleischen Physik beruht nun zunchst

    39 Als Kosmos wird der universale Einheitszustand, d.h. der Sp/Jamf, von Empedokles auch anzwei weiteren Stellen bezeichnet: 31 B 26, 5; P.Strasb. a (i) 6, vgl. Martin/Primavesi 1999:182-183, wo indessen Fr. B 134 noch nicht zureichend verstanden ist.9 Emp. 31 B 27, 4 D.-K. und B 28, 2 D.-K.91 A. Busse (Hg.), Ammonius: In Anktote/zk De z`nterpm'atz'ane mrnmentarim, (= Cor/mzentara inAriftote/em gmeca IV, 5), Berlin 1897, 249,1-23.92 (Ps.-)Hes. Fr. 51-52 und 54 a-c Merkelbach/West; vgl. Text und bersetzung bei Drger1997: 106-112. Zur Echtheitsfrage und zur Rekonstruktion des Zusammenhangs durchWilamowitz 1886: 57-77 ist die Kritik von Lesky 1925: 43-54 bzw. von West 1985: 69-72und die Antikritik von Drger 1997 zu vergleichen.93 Aesch. Hz'/e. 214. Diesen Vers hat bereits Plut. De dectu oraculoru/rz 15, 417 E-F auf denAufenthalt des Apollon bei Admet bezogen, da er ihn als Beispiel fr Verbannungen undKnechtschaften der Gtter zitiert; vgl. Sandin 2003: 156.

  • 88 OLIVER PRIMAVESI

    einfach darauf, dass er eine dreiteilige Stnktur aufweist (Apollon im Olymp -Apollon im irdischen Exil - Rckkehr zum Olymp), die dem Dreischritt von Sp/arof- Fragmentierung des Sp/Jarof - Wiederherstellung des Sp/mimi entspricht: Hier wiedort wird ein vollkommener Ausgangszustand zerstrt und von einem stark def-

    zienten Zwischenzustand abgelst, auf den dann die Rckkehr zu dem vollkomme-

    nen Ausgangszustand folgt.

    Diese allgemeine Struktur-Entsprechung gewinnt aber schlagartig an Aussage-

    kraft, sobald man sie mit der bekannten Tatsache verbindet, dass Empedokles in Fr.

    B 115 D.-K. und verwandten Texten ausfhrlich von dem mythischen Strafgesetz

    berichtet, unter dem die Gtter stehen: Wenn einer von ihnen, die hier im Hinblick

    auf ihren durch ihre Schuld und Bestrafung zeitweise geminderten Status Damones

    heien,94 sich mit Mordblut befleckt hat, muss er, nach dem Spruch der Notwendig-

    keit, zur Strafe fern von den Seligengs eine Reihe von leidvollen lnkarnationen in

    sterblichen Weseng durchlaufen. Der Sprecher gibt sich selbst als einen der straf-

    weise inkarnierten Gtter zu erkennen.7 Die Dauer der Verbannung wird durch den

    feierlichen Spruch der Notwendigkeit von vornherein auf dreimal zehntausend Horw'

    festgelegt Wenn der verbannte Gott entshnt und gereinigt ist, darf er zu seinemangestammten Platz und Rang, d.h. in die Gemeinschaft der Seligen, zurckkehren

    So ergibt sich die Struktur, die Charles Kahn treffend als Zyklus des Daimon be-

    zeichnet hat,1 und die wir aus dem Mythos vom Strafexil des Apollon bereits ken-

    nen:

    Aufenthalt in der Gemeinschaft der SeligenBefleckung durch Mordblut und Shne durch VerbannungRckkehr in die Gemeinschaft der Seligen

    Zwar ist bei Empedokles an die Stelle der Knechtschaft des Gottes bei Admet seine

    Inkarnation in eine Reihe sterblicher Wesen getreten. Aber damit ist der Apollon-

    Mythos nicht etwa verlassen, sondern vielmehr im Sinne des Pythagoreismus, dem

    94 Die scharfe begriffliche Trennung zwischen Gott und Daimon, die durch Platon (3)/mposon2()2d~203a) und dann durch Platons Schler Xenokrates kanonisch wurde, ist der epischen

    Sprache auch bei Empedokles fremd.

    95 Emp. 31 B 115, 6 D.-K.: 1T aKpwv.

    9 Emp. 31 B 115, 7 D.-K.: 11411/Toa elea Gvntv.

    97 Emp. 31 B 115,13 D.-K.

    98 Emp. 31 B 115, 6 D.-K.: Tpl vpg Cpc.

    9 Plut. De If. et Osr. 361c. Auch Clemens von Alexandria, Stmmateis 5, 14, 122 (S. 409 Sth-lin-Frchtel), charakterisiert den in Fr. B 147 D.-K. beschriebenen Idealzustand (den ande-ren Unsterblichen Herdgenossen, Tischgefahrten, menschlicher Leiden unteilhaft, unver-

    wstlich.) als Ergebnis der Befreiung vom Diesseits (/G/Se dtrakliay), d.h. doch wohl

    der Rckkehr aus dem Exil.

    10 Kahn 1960: 18.

  • T1-IEoLoG1sc11E ALLEGoRIE 89

    Empedokles bekanntlich auf das Engste verbunden ist, umgestaltet. Den Pythago-reern galt Pythagoras als der inkarnierte Apollon,1l und daran knpft die pythagorei-sche Legende eine ganze Folge von Inkarnationen,102 unter denen die als der Troia-ner Euphorbos die wichtigste ist.13 Wenn nun bei Empedokles die mythischeInkarnationen-Folge einerseits ohne jeden Zweifel ein p)/tbagoresc/Jet Motiv dar-stellt,14 und andererseits als Bestrafung eines Damon, d.h. einer Gott/Jet dargestelltist, dann kann es sich bei der bestraften Gottheit schwerlich um einen anderen han-deln als um Apollon. Diese Beziehung seines Inkamations-Mythos auf Apollon hatEmpedokles berdies durch einen intertextuellen Bezug verdeutlicht: Der verbannteGott, als der sich der Sprecher der Empedokleischen Dichtung bekennt, bezeichnetsich als Verbannter von Gott her (dwy 0e0ev),15 in den Hz',etz'den des Aischylosaber nennt Danaos den bei Admet fronenden Apollon einen Verbannten aus demHimmel (d>vy' dtr' opa/o).1

    Sobald man aber den Empedokleischen Bericht von den strafweisen Inkarna-tionen der schuldigen Gottheit als Apollon-Mythos begreift, enthllt sich die ganzeTragweite der Tatsache, dass Empedokles - nach der oben vorgetragenen Deutungdes Ammonios-Zeugnisses - den Sp/mim: der physikalischen Theorie in allegorischerWeise als Apollon bezeichnet hat: Der Empedokleische Mythos ist eine theologischeAllegorie auf den kosmischen Zyklus, oder genauer: auf das Schicksal des Lebens imkosmischen Zyklus. Apollon im Olymp steht fr den Sp/yams, die Inkarnationendes verbannten Gottes stehen fr die fragmentierten und defizienten Lebewesen, diedie Liebe in den Phasen der wachsenden Trennung und der wachsenden Vereini-gung zu schaffen vermag,107 die Rckkehr des Gottes in den Olymp steht fr dieWiederherstellung des Sphairos. Dass auch die 40 Lebensalter whrende Phase dervollkommen reinen Elemententrennung in die allegorische Darstellung mit einbezo-gen war, zeigt das bereits zitierte Fragment B 134308

    Und ihn (scil. empfangen) weder die berdachten Huser des aigishaltendenZeus

    101 Arist. Fr. 191 (Texte 2-5) Rose.

    102 Heraclid. Pont. Fr. 89 Wehrli.

    103 Kerenyi 1950: 18~19.

    104 Emp. 31 B 129 D.-K. ist mit dem Historiker Timaios auf Pythagoras zu beziehen.105 Emp. 31 B 115,13 D.-K.100 Aesch. Hz'/e. 214.

    107 Zurecht bemerkt Plut. De Exzo 17, 607c, dass die Stellung als exilierter Damorz frEmpedokles in Wahrheit nicht ein Merkmal einiger weniger Menschen ist, sondern zurmndz'tz'on /umaine (besser noch: zur condz'tz'on du uivant) gehrt. Der aristokratische pythagorei-sche Mythos allegorisiert eine demokratische Philosophie von der Verwandtschaft alles Le-bendigen.

    108 Zu Text und bersetzung vgl. Martin 2003 und Primavesi 2003.

  • 90 OLIVER PRIMAVBSI

    noch empfangt ihn nunmehr irgendwo die dichte Behausung des Hades

    Hier verweigern zwei der uns aus B 6 bekannten Elementengtter dem verbanntenGott (Apollon)19 auf dem Hhepunkt seines Unglcks jeglichen Zutritt in ihrejeweilige, nunmehr vllig reine Elementmasse. Das bedeutet, dass in der Phase voll-

    kommener Elemententrennung alles organische Leben erlischt.

    Wenn hier die Elementargtter dem verbannten Gott gerade in ihrem a//qgorzkcbenGewand, als Zeus und Hades, entgegentreten, dann besttigt sich erneut, dass der

    Empedokleische Mythos auf eben die theologisch-allegorische Ebene gehrt, auf der

    die reine Feuermasse als Zeus, und die reine Luft- oder Erdmasse als Hades ange-sprochen werden. Nach einer physikalisch-chemischen Erklrung fr die Kontinui-tat des Individuums in der Inkarnationenfolge zu suchen, wie es in der Forschung

    des fteren unternommen worden ist, scheint demnach verfehlt: Diese Kontinui-

    tat ist der allegorische Ausdruck fr die Diagnose, dass alle Lebewesen, als Frag-

    mente des zerstrten, aber dermaleinst wieder erstehenden Gottes, miteinander ver-

    bunden und verwandt sind.Beide Dichterphilosophen der sptarchaisch-klassischen Zeit haben also das

    rezeptionsasthetische Phnomen der archaischen Epen-Allegorese produktiv ge-

    wendet, indem sie aus Motiven des Hesiodeischen Gttermythos Allegorien auf

    zentrale Lehrstcke ihrer Philosophie geformt haben. Die Funktion dieser Allego-

    rien besteht in beiden Fllen darin, den Abstand wie den Zusammenhang zwischen

    dem Gttlichen und der Welt des Defzienten zu gestalten, sei das Defziente nun,

    wie bei Parmenides, der Schein, oder, wie bei Empedokles, das Leben im bergang.

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    11 Die beiden wichtigsten Vorschlge dazu stammen von Comford 1926: 569 und Barnes1982: 499-501.

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