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WENDE.PUNKT JUNI 2012 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZUM BDEW KONGRESS 2012 HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND E.V.

politikorange Wende.Punkt

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Vom 26. bis 28. Juni 2012 fand in Berlin der BDEW Kongress 2012 statt. politikorange hat das Geschehen begleitet und ein unabhängiges Magazin mit Geschichten rund ums Thema Energie zusammengestellt.

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Wende.Punkt

Juni 2012 Unabhängiges Magazin zUM bDeW Kongress 2012 heraUsgegeben von Der JUgenDpresse DeUTsChLanD e.v.

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Foto und Titelfoto: benjamin richter

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»Vorbei« Können wir noch das Klima retten? Seite 14

Liebe Leserinnen und Leser, wir haben das Nachfolgerwort von

„Nachhaltigkeit“ gefunden: Energiewen-de. Klingt nach Aufbruch, nach gesetzten Segeln und frischem Wind. Es erinnert an überraschenden Erfolg und kollektive Einigkeit. Es ist ein mutiges Wort, ein tapferes. Kurz gesagt: Es steht für eine wirkliche Veränderung.Und noch verdreht niemand die Augen beim bloßen Klang der Buchstaben. Das hat der BDEW erkannt und zum drei-tägigen Kongress ins InterContinental Berlin geladen. Erstmals war eine poli-tikorange-Redaktion unter den Gästen. Während im großen Konferenzsaal über die „Märkte von Morgen“ diskutiert wur-de, ist unser Magazin mehr geworden als ein einfacher Veranstaltungsbegleiter. Schon im Vorfeld sind wir in die wis-senschaftlichen Tiefen von Klimawan-del, Volllaststunden, Energieeffizienz und schlauen Versorgungsnetzen einge-taucht. Experten und Fachleute wurden, in Nacht- und Nebelaktionen malerische Titelfotos geschossen, und selbst im Dunkeln klackerten die Tastaturen noch weiter.Die Physik sagt: Energie ist Kraft mal Weg. Insofern ist diese politikorange ein journalistisches Festspiel von im besten Sinne spannenden Geschichten. Der Ein-stieg in die Komplexität der großen Fra-gen der Energiewende hat uns viel Kraft gekostet, doch der Weg hat sich gelohnt.Und das alles ohne Kurzschluss, Black-out oder einen unerwarteten Ausstieg vom Ausstieg.

Eure ChefredaktionAnna Eckert und Tino Höfert

editorial

inhalt

»Fernab« Die Sterne und ich - Alltag mal anders. Seite 12

»dabei« Wir wollen veränderung: die Jugend demonstriert Seite 09

»Vernetzt« online-impressionen auf http://politikorangeblog.wordpress.com

Anna Eckert &Tino Höfert19 und 23 Jahre

... ziehen ihre Energie aus Sonnenlicht und Liebe und einer frischen Brise an der Ostsee

MACHE DICH AUF,WERDE LICHT! Es IsT ALso soWEIT: EnERgIE AM WEnDEpUnkT. ZUR BEsTIMMUng DEs WEnDEpUnkTs gEHöRT BEkAnnTLICH EInE oRDEnTLICHE kURvEnDIskUssIon. EBEnso AB-LEITUngEn UnD DIE ERMITTLUng DER nULLpUnkTE. REIn TECHnIsCH gEspRoCHEn. DAZU koMMT ÜBERZEUgUng, pAssIon UnD: DIE InnE-RE ERLEUCHTUng. VON ANNA EckErt & tiNO HöfErt

A uf dem Weg nach Damaskus um-strahlte ihn plötzlich ein Licht vom

Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme: »Saul, Saul, warum ver-folgst du mich?« »Wer bist du, Herr?«, fragte Saulus. Die Stimme sagte: »Ich bin Jesus«“ (Apg 9,3-9)

Gleißendes Licht, Zusammenbruch und Erkenntnis. Aus Saulus wurde Pau-lus. In drei Tagen vom Christenhasser zum von Gott berufenen Apostel für die Völker. Das ist eine Wende. Gleißendes Licht, Zusammenbruch. Tschernobyl ohne Erkenntnis. Gleißendes Licht, Zu-sammenbruch. Fukushima mit Erkennt-nis? Ist das eine Wende?

Anders als Saulus ist Deutschland nicht auf dem Weg nach Damaskus, son-dern in die Zukunft. Solarpanels werden auf Häuserdächer geschnallt, die Zeit der Energiewende ist ausgerufen. Die laschen Kompromisse während Schröders rot-grü-ner Regierungszeit sind passé. Aus den Irren, die sich einst vor Castor-Transporte ketteten, wurden Helden. Wer heutzuta-ge mit Atomkraft sympathisiert, dem wird der plötzliche Strahlentod gewünscht.

Das Kabinett Merkel hat durch-gegriffen. Das Aus für acht Kernkraft-werke, der stufenweise Atomausstieg soll folgen. Frei nach dem Motto: Wir sind raus! Doch wer irgendwo raus geht, muss auch wieder irgendwo reingehen, sonst steht man allein auf weiter Flur. Die Energiewende ist also eine doppelte Wende – wobei die zweite Kurve die spannendere ist. Dass uns glimmende Brennstäbe nicht den Weg ins Morgen weisen können, ist klar. Was aber dann? Welches Licht führt uns aus dem Dunkel?

SonnenSchein im Süden läSSt nordlichter kalt

Konzepte entstehen im Kopf. Ge-nauso wie Aus- und Einstiegspläne. Doch die Philosophen der Moderne haben bereits verkündet: „Grau is alle Theo-rie – entscheidend is aufm Platz“. Und aufm Platz sieht’s so aus: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Primäre-nergieverbrauch lag 2010 bei nur knapp 10 Prozent. Eine Waagschale neigt sich bekanntlich erst nach unten, wenn ihr Inhalt mehr wiegt als auf der anderen Seite. Noch neigt sich nichts. So viel zur Wende. Dazu scheint die Sonne nicht auf

Kommando und noch wurde auch kein Gesetz verabschiedet, das die Windstär-ken vorschreibt. Spielen die Naturge-walten nicht mit, essen wir Abendbrot im Dunkeln. Die Speichermöglichkeiten für die Erneuerbaren sind bis dato begrenzt. Batterien gibt es zwar, sind jedoch noch nicht ausgereift. In den Kinderschuhen stecken ist eine grobe Übertreibung, noch sind nicht einmal Gliedmaßen erkennbar. Energiegewinnung aus den konventio-nellen Methoden brauchen wir also nach wie vor. Hat Bayern mehr Sonnenschein als Schleswig-Holstein, dann lässt das die Nordlichter kalt. Es bedarf eines stär-keren Ausbaus der Netze, um Energie von A nach B zu transportieren.

Aber verlassen wir die Bundes-republik für einen Augenblick. Klima ist schließlich international. Eine afri-kanische Weisheit lehrt uns: Will man schnell vorankommen, geht man allei-ne. Will man weit kommen, muss man zusammen gehen. Wie steht es um un-sere Mitläufer? Schwellenländer streben Wohlstand nach europäischem Vorbild an, Umweltleiden sind dabei eben mehr oder weniger bequeme Nebenwirkungen. Seit Kopenhagen hat die EU ohnehin an Gewicht verloren. Zieht China nicht mit, wird jeglicher Kräfteaufwand zu verta-ner Liebesmüh für Mutter Erde. Ist die Wende am Ende nur ein wirres Sich-im-Kreis-Drehen, bei dem sämtliche Ori-entierung verloren scheint? Ist der Saft abgedreht für das Licht der Erleuchtung?

angStSchWeiSS Für daS klima

Während die einen diese düsteren Prognosen loswerden, laufen geniale Köpfe auf Hochtouren, damit AKWs von Brunsbüttel bis Gundremmingen das bald nicht mehr machen müssen. Es geht voran. Neben Wasser, Wind und Sonne wird Müll zum Energielieferanten. Dreck machen für einen guten Zweck klingt verlockend, ist aber nur eine von vielen Facetten des neuen Energiediamanten. In Berlin schließen sich Bürger zusammen, um sich das Stromnetz zu kaufen. Das Ziel: Transparenz und Mitbestimmung schaffen. Davids kämpfen gegen Golia-ths, unerschrocken und entschlossen. Die Stimmen werden lauter, der Klagechor schwillt an. Banner werden durch die

Straßen getragen, Proteste wirken öffent-lichen Druck auf die Regierungen und Volksvertreter aus. Den Politikern wird heiß. Schwitzen für ein besseres Klima? Zumindest ein Anfang.

keine Second-hand-Welt

Lässt sich das Volk nicht mehr zü-geln, wandert sein Anliegen auf die er-sten Plätze der politischen Agenda. Das zeigen Veranstaltungen wie der BDEW Kongress 2012. Hier ließ Hildegard Müller, die Geschäftsführerin des Bun-desverbandes der Energie- und Wasser-wirtschaft e.V. verlauten: „Was wir brau-chen, ist ein klares Bekenntnis.“ Ja, Frau Müller, das brauchen wir wohl. „Ener-giewende soll zum neuen Synonym für deutschen Erfolg werden.“ Da sind wir ganz bei Ihnen, Herr Altmaier.

Nun gut, wo stehen wir also? Die Jugend will keine Second-Hand-Welt, die vor ihren Augen auseinanderfällt. Wir wollen keine Flutwellen, Killermü-cken und irgendwelchen Wüstenstaub. Tatsache ist: Auf diesen einen Erdball sind wir wohl oder übel angewiesen. Wir können nicht in den Keller gehen, um einen neuen aus dem Vorratsregal zu holen. Mit Pökelsalz konservieren wird höchstwahrscheinlich auch nicht klappen. Wir müssen also pfleglich mit der Weltkugel umgehen.

Will man dem Evangelisten Lukas Glauben schenken, so war Saulus drei Tage lang blind. Erst dann erkannte er. Sind die Tage der Blindheit für die Wirt-schaft und Politik vorbei? Wer ist unter den Sehenden? Öffnet die Augen. Es wird Zeit.

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D ie erste Podiumsdiskussion, eine halbe Stunde Verspätung, eine

Frage: Markt oder Staat – worauf bau-en wir das Energiesystem der Zukunft? Der Einstieg erinnert an Schulunter-richt: Oberlehrerin ZDF-Moderatorin Dunja Hayali fordert die Diskussions-teilnehmer auf: „Der Bundesumweltmi-nister hat gerade Paradigmenwechsel angesprochen. Kann jemand von Ihnen etwas dazu sagen?“ Schüler Holger Krawinkel, Abteilungsleiter Energie und Umwelt des Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., meldet sich zu Wort: „Ich bin gespannt, ob dieser Pa-radigmenwechsel tatsächlich stattfin-den wird.“ Fest steht, dass die Proble-matik mittlerweile offen angesprochen wird – wenigstens in Ansätzen. Das ist ja schon fast ein Paradigmenwech-sel. Naja, ein Anfang. Auch Hugo Wie-mer von der Gas-Union Frankfurt fin-det, dass die Branche massiv an sich gearbeitet hat. Vor allem aber müsse die Wettbewerbsfähigkeit noch gestei-gert werden. „Das ist eine Sache der Frische. Weiterentwicklung und Inno-vation spielen in den nächsten Jahren die entscheidende Rolle.“ Wenn jeder nur sagt, dass alles zu teuer ist, kommt niemand voran. Davon ist Michael Feist von enercity Hannover überzeugt. „Wir nehmen das Tempo schon heraus, be-

vor wir überhaupt angefangen haben“, kritisiert er. Für ihn bedeutet Paradig-menwechsel auch, sich von festen Rah-men zu lösen.

ein gemeinSamer markt

Die Frage ist nun, ob die Marktkräf-te hier die Steuerung übernehmen sollen. Damit dies allerdings überhaupt in Be-tracht gezogen werden kann, gilt es zu klären: Wie soll ein gemeinsamer Markt für erneuerbare und fossile Energien ge-schaffen werden?

Köhler, der laut Dunja Hayali die „europäische Brille“ trägt, ist überzeugt, dass die Erneuerbaren in den Wettbe-werb eintreten und sich so in die Ko-stenstruktur einbinden müssen. Nur so können die Marktmechanismen stärker greifen. Weiterhin sollen die regenera-tiven Energien immer effektiver werden, um Kosten zu senken.

Er fordert hier, sich nicht wie der Wetterbericht nur auf die deutsche Ge-ografie zu beschränken. Auch mögliche Kostenvorteile bei grenzüberschreiten-dem Handel müssten in Betracht gezogen werden. „Für die Bayern ist Österreich schließlich näher als Rügen.“

Entscheidend ist die Frage, wer die Koordination, die Hoheit, übernimmt. Aufgaben müssen dringend klar verteilt

werden, damit nicht einfach jeder Akteur macht, was er will. Mit der Diskussion über das Verhältnis Markt-Staat geht im-mer einher, wie kleine und große Unter-nehmen nebeneinander bestehen können. Fest steht, dass zumindest mittelfristig beide gebraucht werden. Denn es gibt Projekte, die nur mit einem gewissen In-vestitionsvolumen bewältigt werden kön-nen. Hugo Wiemer von Gas-Union betont dagegen in diesem Kontext: „Die Größe eines Netzes ist kein Kriterium für die Wirtschaftlichkeit eines Betriebs.“ Viele kleine Stadtwerke heizen den Wettbe-werb an und führen zu einer Pluralisie-rung der Akteure.

deS rätSelS löSung Fehlt

Nicht geklärt ist, wie mit der soge-nannten Lücke umgegangen werden soll, die bleibt, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Denn die erneuerbaren Energien sind bekannter-maßen von Umwelteinflüssen abhängig. Solange diese Lücke nicht geschlossen oder kleiner wird, kann nicht gänzlich auf fossile Energieträger verzichtet wer-den. Schließlich ist die Netzstabilität eine Grundlage des Marktes. Die Verantwor-tung hierfür liegt laut Wiemer bei den Netzbetreibern und der Bundesnetzagen-tur. Allerdings müssen die akquirierten

Reservekraftwerke, die Kapazitäten be-reithalten, auch finanziert werden.

Jochen Homann von der Bundes-netzagentur glaubt, dass es auf Entschä-digungen hinauslaufen wird, bis Kapazi-tätsmechanismen vorhanden sind. Denn wie Mario Meinecke, verantwortlich für die Strategie beim BDEW, erklärt, muss zwischen den drei Zielgebieten Versor-gungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit abgewogen wer-den. Dieses Dreieck wird kaum gleich-schenklig sein. Denn die Ziele lassen sich oft nur schwer vereinbaren. So ist bei-spielsweise die Forschung bei vielen er-neuerbaren Energien noch nicht so weit, als dass durch sie die Versorgung der Be-völkerung sichergestellt werden kann.

Hierfür ist einerseits natürlich die Politik verantwortlich. Inwieweit, ist auch in dieser Diskussion allerdings nicht klar geworden. Ebenso wenig konnten die Aufgaben eindeutig auf die politi-schen Ebenen verteilt werden. Es handelt sich um einen stetigen Prozess. Daher muss immer wieder nachjustiert werden. Michael Köhler bringt seine Intention gut auf den Punkt: „Nichts ist für die Ewigkeit. Für uns in Brüssel ist wichtig, dass die En-ergiewende voranschreitet.“

sTEUER oHnE sTEUERMAnn „ICH BIn FRoH, DAss ICH DIE EnERgIEWEnDE nICHT oRgAnIsIEREn MUss“ pRoF. MICHAEL köHLER, kABInETTsCHEF von EU-EnERgIEkoMMIssAR gÜnTHER oETTIngER, BRIngT Es AUF DEn pUnkT: DAs THEMA EnERgIEWEnDE BLEIBTkoMpLEx UnD vIELsCHICHTIg. VON kAy LitziNgEr

auFmerkSame zuhörer: Wer beiM FaChpUbLiKUM pUnKTen WoLLTe, spraCh über Die FUssbaLL-eM Foto: ruben neugebauer

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VielbeSchäFtigt: niChT JeDer beKaM Die ChanCe aUF ein inTervieW MiT Der bDeW-gesChäFTsFührerin Foto: ruben neugebauer

30 sEkUnDEn -5 EnTsCHEIDUngEn LAngE sCHWAFELn kAnn jEDER. jETZT MUssTE sICH DIE HAUpTgEsCHäFTsFÜHRERIn DEs BDEW, HILDEgARD MÜLLER, kURZ FAssEn. von Marina Küpper UnD JULia präToriUs

ELEkTRIsIERTEs nETZWERkEn ALs RAHMEnpRogRAMM FÜR DEn kon-gREss pRäsEnTIERTE sICH IM FoyER DEs InTERConTInEnTAL EInE BUnTE MIsCHUng An UnTERnEHMEn UnD DIEnsTLEIsTERn. DIE koMBInATIon AUs MEssE UnD MEInUngsAUsTAUsCH soLLTE AnREgEn ZUM gEMEInsAMEn EnT-DECkEn UnD FACHsIMpELn. von iris sChMUTz

D er „Cadster“ hat Ähnlichkeit mit einem Golfauto. Ein Teil besteht

aus dem Sitz und robusten Hinterrä-dern, der zweite Teil ist die Lenkeinheit mit einer Vorrichtung für die Golftasche. Mit blauen Abdeckungen unter Sitz und Fußbrett sieht der Cadster modisch und stilvoll aus. Das Gefährt entstand aus ei-ner Bedarfssituation heraus: Ein Motor-radunfall und die daraus resultierenden Einschränkungen waren die Grundlage für Innovationspotential und weitere Re-cherche. Ein fortschrittliches Elektromo-bil musste her, das gleichzeitig für vollen Nutzen und für Fahrspaß sorgt. Die Idee zum Cadster war geboren.

Das Quad ist in unterschiedlichen Situationen einsetzbar: Als Golf-Caddy mit abnehmbarer Lenkeinheit, hinter welcher sich ein Trolley verbirgt. Oder auch als Einkaufswagen oder Fahrzeug mit Aufsatz für einen Kindersitz. „Das Innovative an unserem Cadster ist sei-ne vielfältige Einsetzbarkeit: Innenbe-reich, Gelände oder eben auf Golfplät-zen. Der Antrieb läuft dabei vollständig elektronisch“, weiß Thomas Schlachter zu berichten, der das Unternehmen IEM

Schwenk GmbH vertritt. „Es ist die Kom-bination aus Design, Effektivität und Si-cherheit, die unser Produkt besonders macht“, sagt der Marketing- und Ver-triebsleiter.

kraFt-Wärme-koPPlung Für Jedermann

Auch die Firma SenerTec war Teil der Unternehmensmesse und präsentierte den „Dachs“. Es handelt sich natürlich nicht um das Mardertier – ganz im Ge-genteil beschreibt der Name ein Gerät, das Kraft-Wärme-Kopplung ermöglicht. Bisher war dieses System allerdings nur in der großen Version für dementspre-chend große Gebäude erhältlich. Mit dem „Dachs Stirling SE“ können nun auch Ein- und Zweifamilienhaushalte ihren eigenen Strom erzeugen. „Somit ist Kraft-Wärme-Kopplung für alle zu-gänglich. Mit Öl und Gas wird geheizt, beim Heizen wird Strom erzeugt und hierdurch wiederum kann man Strom-kosten einsparen“, erläutert Stephan Plaetrich von der Firma SenerTec. Auch für andere Unternehmen bot die Messe

eine Plattform, sich zu präsentieren, bei Partnern in Erinnerung zu rufen oder neue zu finden.

bildung iSt der grundStein

Auf der Suche nach neuen Partnern war auch das Projekt „Leuchtpol“. Bis jetzt haben sie beinahe vier Jahre lang mit E.ON zusammengearbeitet, die Ko-operation läuft aber demnächst aus. Bei Leuchtpol wird in einem anderen Bereich angesetzt: Bildung. Das Ziel liegt vor allem darin, Kindern Wissen in den Bereichen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit zu vermitteln. „Dazu wählen wir den Weg über die Erzieher in Kindertagesstätten als Multiplikatoren. Wir bilden sie aus, damit sie Kinder speziell in diesen Kernbereichen qualifiziert bilden können“, erklärt Christi-ne Sauer. Sie ist die Geschäftsführerin und legt Wert darauf, dass Kindern ihre Parti-zipationsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Allein in den letzten dreieinhalb Jahren hätten rund 4.000 Fortbildungen in Kinder-tagesstätten stattgefunden. Darüber hinaus ist das Team von Leuchtpol mit acht Re-gionalbüros in ganz Deutschland vertreten.

„Es geht uns nicht darum, den Blick nur auf Erneuerbare zu lenken. Vielmehr sollen die Kinder selbst an den Themen arbeiten und soziale, kulturelle und öko-logische Aspekte kennenlernen. Am Ende kommen sie meist doch auf den Zweig der grünen Energie“, erklärt Sauer. Die 48-Jährige fühle sich natürlich eher der regenerativen Erzeugung verpflichtet – vor allem im Hinblick auf die Generation, für die das Projekt initiiert wurde.

Die Messe und Infostände waren durchgängig gut besucht, das spricht sehr für sie. Auch von Seiten der Aussteller wa-ren nur zufriedene Stimmen zu hören. In-sofern ein gelungener Rahmen zur selbst-ständigen Beschäftigung und Recherche.

Iris Schmutz21 Jahre, Heilbronn

… zieht ihre Energie aus spritzigen Ideen und lächelnden Gesichtern.

Im Urlaub: Seele baumeln lassen oder aktiv sein? Also: Energie sparen oder in-vestieren?Seele baumeln lassen und Energie tanken.

Duschen oder baden? Ich liebe baden, aber aus zeittechnischen Gründen dann doch duschen.

Laptop oder Zettelwirtschaft?Ich habe meine gelben Zettel gegen den Laptop getauscht!

Kohle oder Glück?Am Ende dann doch Glück… und Ge-sundheit.

Auto oder Flugzeug?Ich bin leidenschaftliche Autofahrerin, aber wegen meiner kleinen Tochter sind die großen Distanzen dann doch schnel-ler mit dem Flugzeug zu überwinden.

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V attenfall zittert. Ein Horrorszenario bedroht einen der größten deutschen

Energiekonzerne. Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld – und um rund 2,2 Mil-lionen Stromanschlüsse. Vielleicht malt sich die Konzernführung des Stromgi-ganten bereits aus, was passieren könnte, falls Vattenfall tatsächlich die Konzession

– also die Betriebsgenehmigung – für das Berliner Stromnetz verlieren sollte.

„Wir kaufen unser Stromnetz!“, be-tont Luise Neumann-Cosel selbstbewusst.

„Wir wollen Netzbetreiber werden“, fügt sie hinzu. Die 26-Jährige wirkt nicht wie

ein Manager oder der Vorstand eines bör-sennotierten Unternehmens. Sie wirkt eher unscheinbar, trägt keinen Anzug, begrüßt uns freundlich, lächelt natürlich. Aber sie wirkt energiegeladen, wenn sie für ihr ambitioniertes Vorhaben wirbt.

mitSPracherecht an urbanen lebenSadern

Was wie eine Illusion klingt, könnte in Berlin in den nächsten Jahren tatsäch-lich Wirklichkeit werden: „Wir haben uns ein mutiges Projekt vorgenommen und sehen eine große Chance, mit vie-len Menschen in Zukunft gemeinsam unser Stromnetz zu betreiben“, erklärt Neumann-Cosel. Zusammen mit Peter Masloch repräsentiert sie als Vorsitzende die Genossenschaft „BürgerEnergie Ber-lin“. Mit Masloch hat sie einen politisch

erfahrenen Mitstreiter gewonnen: 2009 trat er für den Brandenburger Landtag an und fungierte bereits als Grünen-Bezirks-vorsitzender.

Beide verfolgen das Ziel, gemein-sam mit der Bürgerschaft das Berliner Stromnetz zu kaufen und mit einem bürgereigenen Unternehmen zu betrei-ben. „Wir finden, dass Stromnetze nicht in die Hände der Konzerne, sondern in die der Bürger gehören“, unterstreicht die Ökoaktivistin Neumann-Cosel, die schon mehrfach an Anti-Atomkraft-Demonstra-tionen teilnahm. Die Bürger sollten ein

Mitspracherecht besitzen, schließlich seien die Stromnetze ja die „Lebensadern der Stadt“. So sei es ein Anliegen der Bür-gerEnergie Berlin, das bestehende Strom-netz zum zukunftsweisenden Smart Grid aufzubauen sowie den Ausbau von rege-nerativen Energien zu fördern.

Jeder könne sich dabei finanziell be-teiligen – und auch profitieren: „Strom-netze zu betreiben ist ein sehr rentables Geschäft“, betont sie. Auf längere Sicht sei ein Gewinn von drei bis fünf Prozent durchaus möglich. Aber auch Verluste könnten bei Misswirtschaft natürlich nicht ausgeschlossen werden. Allerdings sei der genaue Kaufpreis derzeit noch nicht kalkulierbar. Hierfür müssten erst der Zustand und die eventuell notwendi-gen Reparaturmaßnahmen eingeschätzt werden. „Für den Netzkauf müssten wir eine Eigenkapitalquote von 40 Prozent er-

reichen, die restlichen 60 Prozent lassen sich mit Krediten finanzieren“, erklärt die diplomierte Geoökologin das Vorhaben.

kamPF um die konzeSSion

Wer Genossenschaftsmitglied wer-den will, muss einen Mindestbeitrag von 500 Euro einzahlen. Falls das Unterfan-gen scheitern sollte, bleibt das Geld je-doch in der Genossenschaft. Wer kein Ri-siko eingehen möchte, zahlt Geld auf ein unabhängig von der BürgerEnergie Berlin bestehendes Treuhandkonto ein. Für den

Fall, dass der Netzkauf tatsächlich reali-siert werden sollte, wird das Geld in Ge-nossenschaftsanteile umgewandelt und weiterverwendet.

„Wir haben schon Zahlungen in Höhe von 20.000 oder 50.000 Euro auf unserem Treuhandkonto verbuchen kön-nen“, erzählt Neumann-Cosel. Um zu verhindern, dass die Genossenschaft im Erfolgsfall von Großinvestoren übernom-men wird, erhält jedes Mitglied unabhän-gig von der finanziellen Beteiligung nur eine Stimme. „Auf der Generalversamm-lung sollen alle Investoren über die Un-ternehmenspolitik abstimmen dürfen“, betonen die Verantwortlichen der Genos-senschaft.

Während Neumann-Cosel für ihr Vorhaben wirbt, fällt oft das Wort „wir“. Dies soll das Gemeinschaftsgefühl we-cken, alle Bürger ansprechen und zum

Mitmachen motivieren. „Nur, wenn wir viele Menschen erreichen und gemein-sam an einem Strang ziehen, können wir unser Ziel erreichen“, lautet ihr Appell. Wichtig sei BürgerEnergie Berlin auch Transparenz, denn momentan gebe der Betreiber Vattenfall kaum Informationen über den Zustand des Netzes bekannt.

In den Medien stieß der geplante Stromnetzkauf auf große Resonanz: „Ich habe mit einer relativ starken Reaktion der Medien gerechnet – aber nicht mit einer so vehementen“, gesteht Peter Masloch, der in den letzten Monaten zahlreiche Presse-

anfragen beantworten musste. „Aber die Zeit ist reif dafür“, erklärt er mit Nachdruck.

Der Deutschlandfunk nannte die genossenschaftliche Initiative zur Netz-übernahme einen Kampf wie „David gegen Goliath“. In der Originalgeschich-te konnte sich bekanntermaßen David durchsetzen. Man darf gespannt sein, wer Ende 2014 als Sieger im Wettbewerb um die Konzession hervorgehen wird.

Philipp Seitz20 Jahre, Regensburg

…… zieht seine Energie aus dem Schreiben von Zeitungsartikeln.

„WIR kAUFEn DAs BERLInER sTRoMnETZ!“ gEMEInsAM MIT DEn BERLI-nER BÜRgERn WILL EInE gEnossEnsCHAFT DAs sTRoMnETZ DER HAUpTsTADT kAUFEn – UnD DAMIT EIgEnTÜMER von RUnD 35.000 kILoMETER kABEL UnD 934 kILoMETER FREILEITUng WERDEn. EnDE 2014 FäLLT DIE EnTsCHEIDUng, WER kÜnFTIg IM BEsITZ DER konZEssIon sEIn WIRD. von phiLipp seiTz

Foto: ruben neugebauerluiSe neumann-coSel und Peter maSloch: BEiDE StrEBEN EiN AmBitiONiErtES ziEL AN

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EnERgIsCHE ExpERTEn EIn sTRoMnETZ ZU ERsTEHEn IsT EIn An-DEREs UnTERFAngEn ALs DER sonnTAgsEInkAUF AUF DEM öRTLICHEn gEMÜsEMARkT. WIR HABEn nACHgEFRAgT: WAs HALTEn DIE poLITIsCHEn WEIsEn DAvon? AMBITIonIERTER REALIsMUs oDER gRössEnWAHn? UnD WIE FInDET goLIATH vATTEnFALL DEn gEnossEnsCHAFTLICHEn DAvID? von phiLipp seiTz UnD JULia präToriUs

Das Ziel von BürgerEnergie Berlin, gemeinsam mit den Bürgern das Berliner Stromnetz zu übernehmen, hält Michael Schäfer, Sprecher für Klimaschutz und Energiepolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin, für eine „sehr gute Idee“. Warum? Die Konzessionsvergabe selbst sei ein ziemlicher stark regulierter Prozess, er-klärte Schäfer. „BürgerEnergie Berlin braucht einen Partner, der Erfahrungen im Management von Energienetzen besitzt“, betonte er. Ohne Expertise sei eine Übernahme des Stromnetzes praktisch unmöglich. Ob die Stadt Berlin als Part-ner auftreten könnte, ist allerdings noch offen: „Als Landtagsabgeordneter sehe ich natürlich auch Konkurrenz zu anderen Vorhaben, in welche investiert wer-den soll. Für uns Grüne ist von größerer Bedeutung, ein Stadtwerk zu gründen, das klimafreundliche Energie erzeugt“, berichtete Schäfer. Vielleicht sei es aber möglich, beide Vorhaben zu finanzieren.Zu einer möglichen Übernahme des Stromnetzes durch die Genossenschaft sagte er: „Ich mache mir diesbezüglich keine Sorgen.“ Die Beteiligung von Bürgern am Stromnetz sei „ein wirtschaftliches Engagement für Berlin, das wir gerne sehen. Im Falle einer Netzübernahme könnte dies für die Berliner eine sehr sinnvolle, ökologisch verträgliche Geldanlage sein, die aufgrund der möglichen stabilen Rendite auch für die Altersversorgung genutzt werden könnte“.

„Im Moment findet auch ein Volksbegehren statt, welches wir unterstützen“, berichtet Linke-Pressesprecher Thomas Barthel. Vor dem Hintergrund des 2014 auslaufenden Strom-Konzessionsvertrags wird dabei gefordert, dass das Strom-netz von der öffentlichen Hand betrieben wird. Das unabhängige Bündnis „Neue Energie für Berlin“, welches von mehreren Parteien unterstützt wird, fordert au-ßerdem die Gründung berlineigener Stadtwerke.Die Linken könnten sich „durchaus vorstellen“, dass BürgerEnergie Berlin und eine kommunale Netzgesellschaft das Stromnetz gemeinsam betreiben. Ein staatliches Unternehmen könnte zudem oft effektiver wirtschaften, wenn es „unter der Kontrolle und guter Führung der Bürger“ sei, so Barthel. Deshalb sei es vorstellbar, dass BürgerEnergie Berlin als Miteigentümer auftrete. „Eine Form des gemeinsamen Wirkens zwischen Bürgern und Staat könnte eine Form der Zukunft sein“, betont Barthel aus Sicht seiner Partei. Kritisch sieht der Pressesprecher nur, dass „sich bekanntlich nicht alle einen Genossenschaftsanteil leisten können, auch wenn BürgerEnergie Berlin relativ niedrige finanzielle Anforderungen für eine Beteiligung stellt.“

Der Pressesprecher von Vattenfall Europa, Hannes Stefan Hönemann, vertraut beim Verfahren zur Neuvergabe des Stromkonzessionsvertrags in Berlin auf das Know How seines Konzerns: „Wir gehen davon aus, dass es bei der Vergabe auf den Nachweis ankommt, das Stromnetz sicher betreiben zu können. Unserer Erfahrung nach sind die technische Kompetenz und die entsprechende Finanz-kraft, jährlich mehr als eine viertel Milliarde Euro für das Berliner Stromnetz ausgeben zu können, die zentralen Kriterien.“ Vattenfall könnte „Erfahrungen und Kompetenzen benennen, die aus unserer Sicht notwendig sind, um das Berliner Stromnetz zuverlässig zu betreiben“. Ob diese Kriterien auch von der Initiative erfüllt werden, will Hönemann nicht be-urteilen: Dies „prüft die Senatsverwaltung für Finanzen“. Das Verfahren stehe ganz am Anfang „und natürlich hat auch Vattenfall erklärt, das Stromnetz weiter betreiben zu wollen“, so Hönemann. Die endgültige Ent-scheidung, wer das Stromnetz nach 2014 betreiben wird, falle „frühestens im kommenden Jahr“. Konkrete Bedenken äußert Hönemann nicht: „Kritik an einer ‚Idee’ zu formulie-ren, die nur bruchstückhaft vorliegt, steht uns nicht an“, so der Pressesprecher.

Auch von der SPD-Fraktion erhält das Vorhaben Zuspruch: „Wir haben eine große Sympathie für die Genossenschaft, da diese eine tatsächliche und direkte Beteiligung der Bürger am Berliner Stromnetz ermöglichen würde“, erklärt der umweltpolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Daniel Buchholz. Den Verantwortlichen von BürgerEnergie Berlin spricht er ein großes Lob aus: „Sie gehen sehr professionell und realistisch an ihre Zielsetzung heran.“ Aller-dings räumt Buchholz ein, dass der genaue Preis für das Stromnetz momen-tan nicht genau beziffert werden könnte. Laut Angaben von Vattenfall könnten sogar Kosten in Höhe von 3 Milliarden Euro entstehen. „Trotz einer externen Kreditaufnahme könnte es sehr schwer werden, die notwendige Summe für die Netzübernahme aufzubringen“, warnt der SPD-Politiker. Sollte die Konzession tatsächlich an BürgerEnergie Berlin übergeben werden, könnte es ein „zukunfts-weisendes Modell“ sein, da gerade die Hauptstadt dann mit einem Stromnetz in Bürgerhand die Vorreiterrolle einnehmen würde. Momentan befasst sich die SPD in der Arbeitsgruppe „AG Daseinsvorsorge“ noch mit der Thematik, erst im Herbst werde eine offizielle Empfehlung der SPD-Fraktion ausgesprochen. Sollte das geplante Ziel von BürgerEnergie Berlin „rechtlich und technisch abzusichern sein“, stehe die SPD hinter dem Projekt.

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FruchtFleiSch Wo kannst du noch energie sparen?

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„gANz kLAr im mOBiLitätSBErEicH. icH prO-DuziErE mit mEiNEm pkW mEHrErE tONNEN

cO2, Am BEStEN SpArEN kANN icH DA mit ELEktrOAutOS“

„„mobilität“

Valentina, 21 Jahre auS Freiburg

„BEi mEiNEr mEHrStEckErLEiStE, BEi DEr im-mEr ALLE gErätE Auf StAND-By gEHEN, AucH

WENN icH gErADE Nur EiNS BrAucHE.“

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herr dr. ProSe, Wie iSt ihrer meinung nach die aktuelle

„geFühlSlage“ der geSellSchaFt zum thema nachhaltigkeit und erneuerbare energien?

Ich glaube, dass das Problembewusstsein in der Gesellschaft weit verbreitet ist. Al-lerdings werden die Konsequenzen des anthropogenen Klimawandels häufig nur mit der Sahel-Zone oder den Eisbären in der Arktis verbunden. Man denkt: das sind ja schwerwiegende Probleme, aber fühlt sich nicht direkt betroffen. Den Menschen muss ihre eigene, potentielle Verletzbarkeit aufgezeigt werden.

teilS entSteht daS geFühl, alS ob die energieWende nur angelegenheit Von Politik und WirtSchaFt Wäre. inWieFern Werden daS Problem und die konSequenzen überhauPt an-Schaulich Vermittelt?

Die Energiewende wird häufig als Fach-problem betrachtet. Die Komplexität des Themas führt dazu, dass die Bürger die Informationsflut nicht mehr verarbeiten

können und abschalten. Doch es bringt nichts, den Schwarzen Peter immer hin- und herzuschieben. Jeder Einzelne muss Verantwortung für die zukünftigen Gene-rationen übernehmen.

nichtSdeStotrotz gibt eS barrieren, die menSchen daVon abhalten, beiSPielSWeiSe eine Solaranlage auF dem dach zu inStallieren. Wie können men-Schen zu einer VerhaltenSände-rung überzeugt Werden?

Für viele Aktivitäten braucht man bei-spielsweise kein Auto. Dabei kann sogar eine doppelte Motivation entstehen: Denn man tut auch etwas für seine Gesundheit. So wird eine Intention zum Handeln ent-wickelt. Wichtig ist allerdings, dass die Diskrepanz zwischen Plan und Handeln abnimmt, je konkreter der Plan ist. Man muss sich also ein genaues Ziel festset-zen, wie im nächsten Monat ein Drittel weniger Auto zu fahren. Bei der Realisierung kommt der „sozialen Verpflichtung“ eine hohe Bedeutung zu. Denn wenn ich anderen von meinem Vor-

haben erzähle, werden sie fragen: „Hast du’s denn gemacht?“ Eine Erfolgsrück-meldung ist elementar: Für das Durchhal-ten gibt es natürlich ein Lob.

inWieFern Sehen Sie die ener-gieWende alS eine PolitiSche auFgabe an?

Politik und Wirtschaft können bloß an der Preisschraube drehen. Doch das führt häufig dazu, dass sich die Bürger an die Preise anpassen und gegebenenfalls in anderen Bereichen sparen. Das ist bei-spielsweise beim Benzinpreis passiert.Die subjektive Norm, also welche Über-zeugung der Einzelne über das von ihm erwartete Verhalten hat, ist sehr wichtig. Daher sollten soziale Marketingkam-pagnen im jeweiligen Umfeld ansetzen. In kommerzialisierter Form geschieht das zum Beispiel bei Tupperware: Man selbst überzeugt Leute, die man kennt, durch eigene Erfahrungen. Man sollte sich nicht fragen „Wie verändere ich mal schnell die Welt?“, sondern: „Wie verän-dere ich ein paar Leute, die ich kenne?“

Sie Schreiben, daSS die nach-FrageSeite durch VerbeSSerte organiSation und inFormation druck auF die angebotSSeite auSüben kann. geSchieht daS in der realität?

Unsere Marktwirtschaft wird häufig über die Angebotsseite definiert. Wenn wir aber die Nachfrageseite verändern, be-einflusst das auch die anbietenden Un-ternehmen. Ein Beispiel ist Ökostrom. Immer mehr Menschen haben diesen nachgefragt, sodass schließlich Anbieter wie E.ON reagierten. Das gilt auch für die Politik. Wenn Politiker merken, dass die Leute in ihrem Engagement effizient sind, werden auch sie etwas in dieser Richtung tun, selbst wenn es nur plakativ ist. Schließlich tun sie das, was wir als potentielle Wähler wollen. Dies funktio-niert im kommunalen Bereich am besten. Natürlich sind die EU- und die globale Ebene wichtig, aber die Kommunalpoliti-ker sind leichter zu erreichen und in der Regel empfänglicher. Hier ist konkrete Einflussnahme möglich.

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WIR HABEnDIE EnERgIE! DIE EnERgIEWEnDE IsT BEsCHLossEnE sACHE, ZUMInDEsT AUF DEM pApIER. IsT sIE ABER nUR „CHEFsACHE“? sELBsTvERsTänDLICH nICHT. WEsHALB EnERgIE Uns ALLE ETWAs AngEHT, WIE jEDER ETWAs IM kLEInEn BEWEgEn kAnn – UnD WARUM DIEsEs THEMA gAR nICHT MAL so sTAUBTRoCkEn IsT. von Marina Küpper UnD oKan beLLiKLi

F ür einen ersten Schritt ist es nie zu spät / Ich habe angefangen / Ich hab

jetzt Ökostrom.“ Über die Musik der Band MIA. lässt sich freilich streiten. Einen Ton hat sie allerdings voll getroffen: Es gibt immer etwas zu tun und es braucht je-manden, der den Anfang macht, der aufhört, einfach wegzuschauen. Das gilt auch für das Thema Energie.

Die Atomkraftwerke in Deutsch-land werden nach und nach vom Netz genommen – ein Erfolg, der nicht nur der Katastrophe in Fukushima geschuldet ist. Millionen von Menschen sind dafür immer und immer wieder auf die Straße gegangen; jung und alt, jahrzehntelang. Unermüdlich wurden Transparente ge-schwenkt, unzählige Lichter- und Men-schenketten gebildet, lautstarker Protest war zu hören im ganzen Land.

Aber ist das genug? Reicht es mit dem Thema Energie jetzt? Können wir uns zurücklehnen und die ausgerufene

„Energiewende“ der Politik überlassen? Nein, können wir nicht. Dafür ist

das Thema zu wichtig. Energie ist allge-genwärtig. Sie betrifft jeden Einzelnen von uns. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

SelbSt teil der energie-Wende Werden

Heute macht sich kaum jemand noch Gedanken darüber, wenn der Computer beim Verlassen der Wohnung noch angeschaltet ist. Der Strom kommt schließlich unbegrenzt aus jeder Steck-dose, genauso wie das Wasser aus der Leitung während des Zähneputzens. Was hinter den Kabeln und Rohren in der

Wand steckt, ist den meisten von uns ein Rätsel – oder schlichtweg egal.

Viele gehen mit der Erde immer noch um, als hätten wir eine zweite im Keller. Haben wir aber nicht, und deswe-gen ist es allerhöchste Zeit, dass wir an-fangen anders mit unserem Planeten um-zugehen. Der unverhältnismäßig schnelle Verbrauch von nicht regenerierbaren Roh-stoffen, die sich stetig weiter erwärmende Erde, Gletscherschmelze, Klimakatastro-phen verschiedener Formen lassen uns keine andere Wahl als die, selbst Teil der Energiewende zu werden. Doch da-bei stellen sich viele Fragen: Wo kommt Strom überhaupt her? Wer macht denn ei-gentlich Strompreise? Was ist ‚Photovolta-ik‘ und wieso stehen so viele Windräder still, wenn wir an ihnen vorbeifahren?

Auf den Seiten des Bundesumwelt-ministeriums und des dazugehörigen Umweltbundesamts etwa gibt es Antwor-ten rund um das Thema Energie.

Dort findet man nicht nur viele In-formationen zu erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und dazu, was man ei-gentlich unter „Energiewende“ versteht. Es werden auch konkrete Tipps gebo-ten, mit denen man an seinem Energie-verbrauch feilen kann. Das ist die erste Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Wie wäre es zum Beispiel, den Standby-Mo-dus bei allen Geräten auszuschalten? Al-lein dadurch könnten deutsche Haushalte rund 22 Milliarden Kilowattstunden im Jahr sparen. Weitere gute Ideen: Beim Ko-chen den Deckel auf dem Topf lassen, da-mit Wärme und Wasser nicht entweichen

- oder einfach mal die Heizung runterdre-hen. Um etwa sechs Prozent können die Energiekosten dadurch verringert werden.

FlaShmobS Von energieabhängigen

Der nächste Schritt ist größer: sich in die gesellschaftliche Diskussion ein-schalten, der Politik auf die Finger schau-en. Wenn wir Druck ausüben, dann kann das auf Dauer nicht ignoriert werden. Auf die Straße gehen lohnt sich, das hat die Vergangenheit gezeigt. In Berlin zum Bei-spiel will eine Bürgerinitiative ihr Strom-netz zurückkaufen und es in Bürgerhand legen, um es nicht wieder dem bisherigen Betreiber Vattenfall zu überlassen (siehe Seite 6). Am „Tag der Erneuerbaren Ener-gien“ wurden in diversen Städten Flash-mobs organisiert. Um zu zeigen, wie abhängig wir von regelmäßiger Stromver-sorgung sind, banden sich die Teilnehmer Mehrfachstecker oder wahlweise ausge-diente Elektrogeräte um ihr Bein.

Sich zu informieren ist wichtig, erst dann kann man mitreden. Das Wichtigste bleibt, dann aber auch etwas zu tun. Erst dann lässt sich die Energiewende auch mitgestalten. Sie betrifft unsere gesamte Gesellschaft. Wenn wir jegliche Verant-wortung von uns weisen, dann treffen an-dere die Entscheidungen für uns. Wollen wir das? Nein, denn die Wende fängt bei uns an. Wir haben die Energie!

Marina Küpper25 Jahre, Köln

… zieht ihre Energie aus langen Nächten mit viel Tanz, Musik und einer Überdosis Mate.

Foto: Madeleine schade (www.jugendfotos.de)kein ScheuklaPPenblick: für uNSErE JugEND giBt ES kEiN WEgScHAuEN mEHr

StatementS

Junge union

Inwieweit ist das Thema Energie denn ein Thema bei euch?

Eine stabile Energieversorgung hat ihre Bedingungen. Sie ist nicht Gott gegeben. Das ist bei uns Grundtenor. Im Gegensatz zu anderen behalten wir den wirtschaft-lichen Aspekt und die industrielle Basis mehr im Auge und versuchen diese nicht auf’s Spiel zu setzen. Die Junge Union, als Anwalt der neuen Generationen, wol-len Nachhaltigkeit in allen politischen Bereichen hoch halten. Daher ist es nicht nur ein Thema für Umwelt-, sondern auch für Finanz- und Wirtschaftspolitik.

Kristin Peitz, 31

JuSoS

Hat die Politik die Energie?

Der Umstieg muss auf erneuerbare En-ergien und die dafür nötige Infrastruktur von Leitungen und Speichertechniken massiv beschleunigt werden. Aber genau dies sehen die Pläne der Bundesregierung nicht ausreichend vor, schließlich hält dieBundesregierung nach eigenen Aussagen an ihrem Energiekonzept aus demvergangenen Jahren fest. Als Jusos betei-ligen wir uns weiterhin an den Protestak-tionen, bis der letzte Atommeiler abge-schaltet und die Endlagerfrage vernünftig geklärt ist.

Jan Schwarz, 30

Junge liberale

Kann die Energiewende der Politik überlassen werden?

Die „Energiewende“ kann man dabei aber auch nicht einfach „der Politik über-lassen“. Es kommt eigentlich darauf an, dass die Verbraucher mit ihrer bewussten Entscheidung für einen Anbieter die Ener-giewende steuern. So ist das in einem gut funktionierenden Marktsystem: Die Nach-frage regelt das Angebot. Das wäre ideal. Setzt aber voraus, dass die Verbraucher sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

Arian Kriesch, 28

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MIx IT, BABy! EnERgIEpoLITIk MUTET ZUWEILEn WIE EIn pokERspIEL ZWIsCHEn WIRTsCHAFTsInTEREssEn, UMWELTsCHUTZ UnD poLI-TIsCHER MACHBARkEIT An. DA FäLLT Es nICHT IMMER LEICHT, DEn ÜBERBLICk ZU BEHALTEn. DAs poLITIkoRAngE-EnERgIEqUARTETT sCHAFFT spIELERIsCHE ABHILFE. von Johannes KoLb

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Foto

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bildrechte: Christian beilborn/jugendfotos.de (atomkraft), dirk.jan /flickr.com (Gaskraft), James Arnold/flickr.com (Steinkohle, Vattenfall/flickr.com (Braunkohle, Wind & Wasserkraft), TTZ-Bremerhaven (Biomasse), Wiebke/jugendfotos.de (photovoltaik) Foto: benjamin richter

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Sabine Kurz21 Jahre, Stirling

… zieht ihre Energie aus getrockneter Mango.

ICH, ALLEIn MIT DEn sTERnEn ZEHn jAHRE LAng LEBTE HAMIsH HUnTER In EInER WELLBLECHHÜTTE In sCHoTTLAnD. WEITAB von jEgLICHER ZIvILIsATIon, DAFÜR MITTEn In DER nATUR. DAs kLIngT RoMAnTIsCH. IsT Es ABER WIRkLICH so sCHön, oHnE HEIssEs WAssER, FERnsEHER UnD RADIo ZU LEBEn? poLITIkoRAngE-AUToRIn sabine KUrz HAT MIT DEM HEUTE 22-jäHRIgEn gEspRoCHEn UnD sEInE ERInnERUngEn AUFgEZEICHnET.

I ch bin in Drumfearn aufgewachsen, einem winzigen Dorf im Südwesten der

schottischen Isle of Skye. Im Dorf lebten nur 60 Menschen und wir waren extrem abgeschieden vom Rest der Insel. 24 Ki-lometer zum nächsten Geschäft und zur Schule, 175 Kilometer zum Supermarkt.

Nachts war alles dunkel, und man konnte außer den Sternen nichts sehen. Es war vollkommen still. Keine Autos, kein Lärm, nichts. Ich, allein mit den Sternen. Dann, als ich zehn war, sind wir aufs Festland nach Kyle gezogen. Dort war nachts alles hell. Einmal bin ich abends durch die Straßen gelaufen und habe gemerkt, dass ich alles um mich he-rum erkennen, aber die Sterne nicht se-hen konnte, wegen des ganzen Lichts hier unten. Alles hat orange-gelb geleuchtet, und ich – als Zehnjähriger – war davon ziemlich beeindruckt. Dabei waren es nur Straßenlaternen. Die gab es bei uns nicht, aber ich habe sie auch nicht vermisst. Die Sterne sind schöner.

In Kyle spielten draußen Kinder, aber in dem Dorf, aus dem ich kam, gab es keine anderen Kinder. Nur meinen Bru-der, meine Schwester und mich. In Kyle war draußen alles laut und es gab so viel Verkehr, während in Drumfearn nicht ein-mal eine richtige Straße zu unserem Haus führte. Dort war sowieso alles anders. Un-ser Haus war winzig, acht mal drei Meter groß, viel zu klein für fünf Leute. Mein Bruder und ich teilten uns ein Zimmer un-term Dach. Es gab nicht genug Platz für Betten, also schliefen wir auf Matratzen. Heute könnte ich in dem Zimmer nicht einmal mehr aufrecht stehen.

Das Haus wurde 1924 gebaut und ist das älteste Kleinpächterhäuschen auf der Isle of Skye. Weil es aus Wellblech ge-baut ist, war es im Winter immer extrem kalt. Drinnen wuchsen Eisblumen an den Fensterscheiben und einmal wurde ich von einem Eiszapfen geweckt, der von der Decke auf mich herabfiel. Jeden Win-ter waren wir eingeschneit, einmal sogar vier oder fünf Tage lang.

Wir hatten einen Kühlschrank, aber keinen Fernseher und kein Radio. Unser altmodischer Kohlenofen brannte Tag und Nacht, sonst wäre es in unserem Haus viel zu kalt gewesen. Mit dem Ofen erhitzten wir auch das Wasser für die gusseiserne Badewanne. Eine Dusche gab es nicht. Einmal im Jahr kam ein Lastwa-gen und lieferte drei Tonnen Kohle. Weil er den Hügel zu uns nicht hinauffahren konnte, musste mein Vater das Auto un-

ten mit Kohle vollladen und dann mehr-mals hin und her fahren.

alltag in drumFearn

Wir haben viel draußen gespie-lt. Nach Kaulquappen suchen, Versteck spielen, das war unsere Beschäftigung. In einer Vertiefung auf einem Felsen fan-den wir ein paar Käfer. Wir gaben ihnen Namen – meiner hieß Bertie – und wir schauten regelmäßig nach ihnen, bis es Winter wurde und wir sie nicht mehr fan-den.

Obwohl wir so abgelegen wohnten, hatten wir alles, was wir brauchten. Mein Vater hatte ein Boot und ging damit Scha-lentiere fischen. Alle zwei Wochen kam jemand ins Dorf, um sie ihm abzukau-fen. Es gab nicht viel Arbeit auf der In-sel und so verdiente er Geld. Wir hatten auch einen Garten, und waren so relativ unabhängig mit dem Essen. Alle paar Monate nahm mein Vater das Auto, fuhr damit nach Glasgow und kam mit einem prall mit Konservendosen gefüllten Auto wieder zurück. Das lohnte sich, weil die Läden auf Skye so teuer sind.

Ohne Auto konnte man nicht in Drumfearn leben, damals gab es dort au-ßer dem Postbus keine öffentlichen Ver-kehrsmittel. Heute kommt immerhin ab

und zu ein Bus. Manchmal kam ein Le-bensmittelwagen, und wir bekamen fünf Pence von unseren Eltern, um uns Süßig-keiten zu kaufen. Es gab auch einen Klei-derwagen, bei dem man sich Klamotten fürs nächste Jahr kaufen konnte. Nichts Besonderes, nur das Nötigste.

Nachdem wir weggezogen waren, wurde mit europäischem Geld eine grö-ßere Straße ins Dorf gebaut. Seitdem ist alles ein bisschen anders dort.

zurück in die einSamkeit

Ich habe sehr gerne in Drumfearn gewohnt und würde auch sofort wieder dorthin zurückziehen. Dafür muss ich aber erst genug Geld verdienen, um unser altes Haus wieder zurückzukaufen. Des-halb studiere ich momentan. Wenn ich das Haus besitzen würde, bräuchte ich sonst nicht viel Geld zum Leben. Ich würde wie mein Vater Schalentiere fischen, damit ver-dient man etwa sieben- bis zehntausend Euro im Jahr. Oder Austern, da bekommt man fast das Doppelte dafür. Aber auf der Insel gibt es sowieso nicht viel, wofür man sein Geld ausgeben könnte.

Heute kann man dort auch digitales Fernsehen empfangen, und Internet via Satellit. Es gibt sogar eine Telefonverbin-dung. Und die neue Straße, die nach un-

serem Wegzug dort gebaut wurde, macht es einfacher, zum nächsten Supermarkt zu kommen.

Die Zeit in diesem winzigen Dorf hat mich ziemlich geprägt. Manchmal finde ich es immer noch schwierig, von vielen Menschen umgeben zu sein. Bevor ich an die Uni kam, hat es mir nichts aus-gemacht, wenn ich mal ein paar Tage lang mit niemandem gesprochen habe. Ich ge-nieße die Stille, aber jetzt mag ich es auch, mit Freunden etwas zu unternehmen.

Foto: sabine KurzküSte und meer: HAmiSH HuNtErS HEimAt

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D a versammelt sich nun die politische und wirtschaftliche Elite in Berlin.

Bereit, den drohenden Umweltkollaps der Erde zu verhindern. Der bisherige gesellschaftliche Diskurs war energie-geladen und alles andere als effizient. Man erinnere sich an die Laufzeitverlän-gerung der 17 Kernkraftwerke im Herbst 2010 – obwohl Tausende dagegen demons-trierten. Fukushima sei Dank, besann sich die schwarz-gelbe Führung schließlich doch der demokratischen Grundsätze und fügte sich dem Willen der Mehrheit: Bis 2022 soll in allen deutschen Atomkraft-werken kein Strom mehr erzeugt werden. Doch was nun? Ohne Strom wird es in unserem schönen Industriestaat richtig ungemütlich – auch wenn Hamish Hun-ter, der Junge ohne Laterne, sein bei-nah asketisches Leben im schottischen Drumfearn durch eine romantische Brille betrachtet. Lösungen und Strategien müs-sen herangezogen werden. Und genau da knüpft der BDEW Kongress in Berlin an. Zumindest theoretisch.

Beim Kongress böte sich doch die perfekte Gelegenheit, die „Energiewende“ vor Ort in die Tat umzusetzen. Kongress-teilnehmer führen mit Hybridfahrzeugen vor, der Strom würde von „Lichtblick“ bezogen und sowieso wäre alles hier ganz nachhaltig und stünde im Kontext

der „Märkte von Morgen“ – auf bestem Wege in die Zukunft also. Wieso der vor-herige Satz im Konjunktiv steht? Wahr-scheinlich deswegen, weil man erst ein-mal einen Generalverdacht gegen jegliche Lobbyisten-Treffen hegt. Der Verdacht mag unbegründet sein oder nicht – auf der Website des Tagungsortes, das Inter-Continental Berlin, wird „Going Green“ zumindest ganz groß geschrieben. Das Hotel würde „Energie sparen, (…) Müll trennen, (…) Wasserverbrauch senken“ und Umweltprojekte unterstützen. Wenn dem so ist, müsste sein vorbildliches Handeln, nach Sigmund Freud, eigent-lich zu einer „Angleichung des eigenen Ich zu dem zum Vorbild genommenen

Ich“ führen. Ach, wie schön das wäre! Doch Sein und Schein sind ja bekannt-lich zwei unterschiedliche Anliegen. Wie hoch der tatsächliche Energie- und Wasserverbrauch während des Kon-gresses ist, lässt sich natürlich nicht de-tailliert darlegen. Doch die gesammelten Eindrücke zeichnen ein ausreichendes Bild: Auch wenn die Generaldirektion des Hauses tatsächlich „responsible business“ realisiert haben wollte, so lan-cierten es jedenfalls (noch) nicht die teil-nehmenden Unternehmen und Konzerne. Kaum ein Besucher fuhr mit einem elekt-rischen Auto, geschweige denn mit einem Fahrrad, vor. Auf Nachfrage war die gängigste Ausrede, dass das Versäumnis

von Energieeinsparungen weit weniger schmerzt als der Verlust von wertvoller Zeit. Blöd nur, dass der Erde damit Zeit weggenommen wird. Dabei kann man der Hotelleitung ein umweltpolitisches Engagement nicht abschreiben. Die Teil-nahme an Projekten wie beispielsweise der „Earth Hour“ und die Umsetzung ihrer umweltpolitischen Maßnahmen im Haus dokumentieren dies zur Genüge. Der Kontrast, der sich hier über drei Kongresstage bietet, hinterlässt – wie so oft bei solchen Veranstaltungen – einen faden Beigeschmack. Vor allem, wenn gerade während dieses Kongresses ein Techniker beim Installieren des Redakti-onslaptops versichert: „Das Gerät kann ruhig durchgängig während der drei Ver-anstaltungstage laufen.“

Foto:benjamin richterco2-bilanz: tONNENScHWEr

Joana Inês Marta21 Jahre, Berlin

… zieht ihre Energie aus Zitrone, Salz und Avocado.

FruchtFleiSch Wo kannst du noch energie sparen?

Florian, 28 JahreauS dreSden

„WENN icH mEiN BiEr Auf zimmErtEmpE-rAtur triNkE uND mEiNEN küHLScHrANk

DAfür AuSgEScHALtEt LASSE, ABEr DAS pASSiErt Nur im WiNtEr.“

„bierkühlung“

matthiaS, 26 JahreauS karlSruhe

„WENN Wir DiE HöHE DEr StrOmrEcHNuNg trOtz StEigENDEr prEiSE HALtEN. DAS

ScHAffEN Wir mit ViELEN kLEiNEN DiNgEN: ENErgiESpArLAmpEN StAtt gLüHBirNEN “

„Wg-maSterPlan“ „mehr öPnV“

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inge, 57 Jahre auS Steinebach

„DiE öffENtLicHEN VErkEHrSmittEL mEHr NutzEN. uND EiNE SOLArANLAgE HABEN

Wir AucH Auf DEm DAcH!“

EnERgIE sCHMECkT FAD DREI TAgE BDEW kongREss – DAs sInD LEBEnDIgE DEBATTEn, FEURIgE REDEn UnD jEDE MEngE vERspRECHEn ZUR EnERgIEWEnDE. Es könnTE ALLEs so sCHön sEIn. WäREn DA nICHT DIEsE kLEInEn WIDERspRÜCHE. von Joana inês MarTa

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zur PerSon

Nick Reimer wurde 1966 geboren. Er ist ein „Kind der DDR“ und machte sein Diplom in Energie- und Umwelt-verfahrenstechnik. Seit den 90er-Jahren arbeitet er als Journalist und Autor.

Foto: benjamin richter

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herr reimer, eS Wird Viel über die en-ergieWende und den treibhauSeFFekt diSkutiert. Wie kann ich alS einzel-ner bürger daS klima retten?

Das Erste ist, sich zu informieren. Das weite Feld von En-ergiewende, Klimaschutz und Ähnlichem ist kompliziert, und daher muss man zuallererst gut informiert sein. Jeder kann recht einfach seine eigene Energiewende durchführen. Das beginnt damit, den Stromanbieter zu wechseln. Es gibt in Deutschland vier Stromanbieter, die ausschließlich grünen Strom anbieten: Lichtblick, EWS, Greenpeace Energy und Naturstrom. Wenn jetzt alle Deut-schen zu diesen Stromlieferanten wechseln würden, dann könnten es sich RWE oder E.ON nicht mehr leisten, Koh-lekraftwerke zu bauen. Es werden allerdings weiterhin Kohlekraftwerke gebaut, weil es den meisten Menschen leider völlig egal ist, bei welchem Stromanbieter sie sind.

angenommen, eS Würden tatSächlich alle deutSchen den anbieter Wech-Seln. dieSe Vier könnten mit Sicher-heit nicht genug Strom Produzieren.

Das stimmt natürlich. Die vier verpflichten sich ledig-lich, dass sie ihre Gewinne in erneuerbare Energien in-vestieren. Für die Energiewende reicht dieses geringe Investitionsvolumen selbstverständlich nicht aus – aber die Einstellung dahinter, die zählt. Es gibt in Deutsch-land etwa 900 Stromanbieter, die durch den Erfolg dieser vier sehen, dass die Deutschen keinen Strom aus fossilen Brennstoffen mehr wollen.

Wie Viel Sinn macht eS global be-trachtet, Wenn Wir in deutSchland Strom SParen und co2 reduzieren, Wenn der reSt der Welt Weitermacht Wie Früher?

Die Energiewende bei uns wird, sehr aufmerksam in der Welt beobachtet. Was machen die Deutschen da, fra-gen sich Staaten wie China, Brasilien, Japan. Und vor allem: Warum machen sie das? Ich bin regelmäßig auf den UNO-Klimakonferenzen und werde dort als deut-scher Journalist oft angesprochen, was „diese Energie-wende“ soll. Und wenn ich dann erkläre, dass durch den Umstieg auf grüne Energie auch noch Wirtschafts-wachstum generiert wird, dann staunen alle Bauklötze. Jeder hat lieber einen blauen Himmel als Dauersmog – Deutschland könnte zeigen, wie’s gemacht wird. Wenn dadurch auch Arbeitsplätze geschaffen werden, die Kon-

junktur angekurbelt wird, ist jeder bereit zu sagen: „Hey, das machen wir auch!“ Es ist unsere Verantwortung zu beweisen, dass der Umstieg möglich ist.

Vor kurzem hat unter anderem deutSchland die energieziele der eu VerWäSSert. iSt daS ein beiSPiel daFür, daSS Wir doch nicht eine Vorreiterolle in der energieWende einnehmen? Ich glaube, dass Politik immer das Abwägen von Inte-ressen ist, und beim Klimaschutz geht es um mächtige wirtschaftliche Interessen. Die mächtigsten Konzerne dieser Welt handeln alle in irgendeiner Form mit fossiler Energie, damit kann man heute neben Informationstech-nologie das meiste Geld gewinnen. Deshalb setzen diese Konzerne unglaublich viel Geld für ihre Lobbyinteressen ein, und manchmal lässt sich unsere Politik tatsächlich davon beeinflussen. Das lässt Deutschland in der Tat in einem schlechten Licht dastehen.

WaS droht unS, Wenn Wir den co2-auSStoSS nicht Verringern?

Die Welt wird deshalb nicht untergehen. Aber für eine bestimmte Spezies könnte es ziemlich unangenehm wer-den: den Menschen. Wir haben in den letzen zehn Jah-ren bereits verstärkte Unwetter beobachtet. Das ist die erste Auswirkung, die uns betreffen wird. Was langfristig auf uns zukommt, kann die Wissenschaft nur prognos-tizieren. Klar ist jedoch: Wenn das Grönlandeis abtaut, wird der Meeresspiegel weltweit um sieben Meter anstei-gen. 17 Prozent der Weltbevölkerung lebt heute nur ei-nen Meter über dem Meeresspiegel, und diese Menschen müssten alle umgesiedelt werden. Das verringert auch einen Teil der fruchtbaren Gebiete, die uns heute zur Er-nährung dienen. Bevölkerungswachstum bei gleichzei-tigem Verlust von Ackerland und Siedlungsflächen – eine schlechte Kombination.

Sie erWähnten Vorher klimakonFe-renzen. Vor kurzem Wurde rio+20 ge-halten. WaS erhoFFten Sie Sich Von der konFerenz?

Die Riokonferenz 1992 war ein Meilenstein in der Menschheitsgeschichte. Damals wurde erstmals offizi-ell anerkannt, dass der Mensch sich durch sein eigenes Wirtschaften die Lebensgrundlage nimmt. 20 Jahre spä-ter konsumieren wir immer noch deutlich mehr, als uns

die Erde zur Verfügung stellen kann. Dieses Ressourcen-problem zu lösen war Aufgabe des Gipfels. Ich erwartete nicht viel von Rio+20 und ich lag richtig: Der Gipfel ist kläglich gescheitert, auch wenn man dort eigentlich viel hätte leisten müssen.

WaS möchten Sie unS Jugendlichen zum thema klimaSchutz mit auF den Weg geben?

Ich rate jedem, sich gegen die etablierte Lebensweise der Elterngeneration, gegen diese kohlendioxidreiche Le-bensweise aufzulehnen. Es muss allen klar sein, dass je-der Flug, der heute gemacht wird – sei es zum Shoppen nach London oder zum Transport von Blumen aus Kenia- späteren Generationen fehlt. Jedes Gramm CO2, das heute in die Luft gepustet wird, ist Spielraum, der kom-menden Generationen fehlt. Daher kann ich jedem ra-ten, sich für CO2-arme Technologien einzusetzen, auch wenn diese momentan noch etwas teurer sind. Ähnlich wie bei der Schuldenkrise häuft die Generation vor euch eine große Klimaschuld auf, die ihr irgendwann abtra-gen müsst. Entscheidend wird sein, dass wir unseren Lebensstil und unsere Energieversorgung umstellen. Es muss ein Mix aus vielen erneuerbaren Energien aufge-baut werden und die Versorgung dezentral ablaufen.

alSo Sind Smart gridS die zukunFt?

Ja, genau. Statt eines großen Kraftwerks, das Energie an große Verbraucherzahlen liefert, brauchen wir viele klei-nere, dezentrale Einheiten, die dann zusammen so etwas wie ein Internet der Energie bilden. Es wird auch enorm wichtig sein, dass wir alle unseren Stromverbrauch sen-ken. Nicht umsonst heißt die Energierichtlinie der EU

„20, 20, 20“: 20 Prozent Ausbau von erneuerbaren Ener-gien, 20 Prozent weniger CO2 und 20 Prozent weniger Stromverbrauch. Daran kann man erkennen, dass Effi-zienztechnologien in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.

» könnte unangenehm Werden«

Johannes Kolb16 Jahre, Saarbrücken

… zieht seine Energie manchmal aus Schlagzeug spielen.

DIE gRossE kLIMAsCHULD nICk REIMER IsT EnERgIE-joURnALIsT UnD gRÜnDER DEs onLInEMAgAZIns kLIMARETTER.InFo. ZU kLIMAkonFEREnZEn REIsTE ER MIT DER BAHn, oBWoHL DAs 10 WoCHEn FAHRT BIs BALI BEDEUTETE. ER WILL Uns vERRATEn, WIE ALLEs WIEDER gUT WERDEn kAnn. oDER AUCH nICHT. von Johannes KoLb

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Es kLAppERT DIE MÜHLE AM RAUsCHEnDEn BACH EInsT kAM DAs LEBEn AUs DEM WAssER. nUn AUCH DIE EnERgIE. nEBEn sonnE UnD WInD ZäHLT AUCH WAssERkRAFT ZU DEn ERnEUERBAREn. DIE EInEn pREIsEn DIE BLAUEn FLUTEn, DIE AnDEREn vERWEIsEn MIT ERHoBEnEM ZEIgEFIngER AUF DEn DREI-sCHLUCHTEn-DAMM In CHInA. Wo sTEHT DIE EvoLUTIon DER WAssERkRAFT? von Kay LiTzinger UnD JULia präToriUs

PRO Eine kleine Quelle ent-springt irgendwo in

Deutschland. Sie fließt stromabwärts, wird größer, gewaltiger, schneller, ein Fluss entsteht – mitten in diesem Fluss sind Wasserräder eingebaut. Sie drehen sich, groß und schwer, und nebenbei wandeln sie die mechanische Arbeit in Elektrizität um. Einfach so, ohne dass Wasser verloren geht. Ohne, dass Res-sourcen verbraucht werden.

Da bei der Energieproduktion durch fließendes Wasser keine fossilen Brenn-stoffe gebraucht werden, wird kein CO2 ausgestoßen. Diese Methode ist also un-glaublich klimafreundlich und hat trotz-dem eine Effektivität von 90 %. Zum Vergleich: Photovoltaikanlagen liegen bei rund 40 %.

Doch nicht nur in diesem Punkt liegt die Energiequelle Wasser vorne:

„Diese Art der Stromerzeugung ist sehr wertvoll, weil Wasserkraft im Gegensatz zu Wind- oder Sonnenenergie rund um die Uhr und das ganze Jahr über verfüg-bar ist“, bestätigt Energiejournalist Ma-nuel Berkel. Der Bau von Wasserrädern und Turbinen ist zwar sehr zeit- und ko-stenintensiv, trotzdem rentiert sich der Bau schon nach kurzer Zeit, da diese Art der Energieproduktion sehr langlebig ist – was bedeutet, dass die verwendeten Bauteile lange und zuverlässig ihre Ar-beit erfüllen. So sind sie ein immer wich-tigeres Standbein auf dem Weg zum groß-en Ziel 2020. Denn ohne die Wasserkraft, die momentan 4,5% des Strommixes in Deutschland ausmacht, wird Deutsch-land das ehrgeizige Ziel nicht schaffen. Laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz hat Deutschland sich am 30. Juni 2011 dazu verpflichtet, im Jahr 2020 minde-stens 35 % des Stroms aus Erneuerbaren zu gewinnen. 2011 lag der Prozentsatz von erneuerbaren Energien in Deutsch-land bei 20 %. Die Politik muss es also schaffen, durch gezielte Förderungen in-

nerhalb von nur noch 8 Jahren 15 % auf-zustocken. Die Wasserkraft wird eine ent-scheidende Rolle dabei spielen. Nebenbei wird diese Methode sich auch noch posi-tiv auf das andere Ziel von Deutschland 2020 auswirken. Da kein Kohlenstoffdio-xid ausgestoßen, aber trotzdem Energie gewonnen wird, kann diese Art der er-neuerbaren Energie sich positiv auf die CO2-Grenze auswirken.

Dass es sich lohnt, die regenera-tiven Energien auf ihr Maximum auszu-weiten und zu investieren, zeigen andere Länder der Welt. China zahlte 2009 34,6 Milliarden US-Dollar, um die erneuer-baren Energien auszubauen und somit in die Zukunft zu investieren. Außerdem hat das Land am 14. Juni einen Vertrag mit dem Iran und Pakistan geschlossen, der erlaubt, dass China insgesamt 10 Mil-liarden US-Dollar in Wasserkraftwerke für beide Länder investiert. Es gibt also auch Länder auf dieser Welt, die Chancen für die Erde wahrnehmen. Die erneuerbaren Energien haben in Deutschland noch ein großes Potential, das ausgeschöpft werden muss. Sie sind ein zuverlässiger Wegbegleiter auf dem Weg in eine nach-haltige Zukunft, und ohne Wasserkraft wird dieser nicht zu bewältigen sein. Und am Ende des Jahres hat diese kleine Quel-le 3000 Haushalte mit Energie versorgt, war dabei umweltfreundlich und hat kei-ne Ressourcen verbraucht, geschweige denn Emissionen ausgeschüttet.

ConTRA Auf der ei-nen Seite

stehen fröhliche Menschen, die die Effi-zienz der ressourcenschonenden Wasser-kraft feiern. Sie sei ein Meilenstein in der Verwendung von erneuerbaren Energien.

Auf der anderen Seite steht die Natur, die durch emissionsfreie Energie-erzeugung eigentlich entlastet werden sollte. Doch Fakt ist: Sie wird durch diese erneuerbare Energie belastet.

Der sprudelnde Strom wird durch Wehre aufgestaut, sodass oberhalb des Kraftwerks aus dem fließenden ein ste-hendes Gewässer wird. Sedimentation führt dazu, dass Kies- und Geröllgrund als Lebensgrundlage vieler Wasserbe-wohner verloren geht. Manche Fische aber brauchen keine Lebensgrundlage mehr, denn sie werden von den Turbi-nen verletzt oder gar getötet. Gleichzeitig stauen die Wehre nicht nur Wasser, son-dern auch dessen wandernde Bewohner auf. Die Fischtreppen, die hier eigentlich Abhilfe schaffen sollten, beseitigen dieses Hindernis nicht ganz.

Als Folge der Aufstauung von Was-ser werden zudem ganze Gebiete über-schwemmt. So gehen Lebensräume für Menschen und Tiere verloren. Um Raum für die Staubecken zu schaffen, werden Wälder abgeholzt und Schneisen ge-schlagen. Diese Wälder sollen allerdings auch gleichzeitig der natürliche Weg sein, um CO2-Emmission auszugleichen. So schreibt es die Forest Carbon Group auf ihrem Plakat auf dem BDEW Kongress.

Ein Beispiel für die Folgen solcher Projekte ist der Drei-Schluchten-Stau-damm. Dieser versorgt am chinesischen Jangtsekiang das größte Wasserkraftwerk der Welt. Zusätzlich soll er Überschwem-mungen unterhalb der Schluchten ver-hindern. Doch hier liegt ein Paradox vor: Die Energiegewinnung ist bei einem hohen Wasserstand nämlich am effizi-entesten, doch zum Schutz vor Hoch-

wasser sollte das Staubecken eigentlich leer gehalten werden. „Die chinesische Regierung hat bislang nicht erklärt, wie die Talsperre beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen kann“, kritisierte die chinesische Umweltaktivistin und Journalistin Dai Qing in ihrem Buch „The river dragon has come!“. Qing verweist auf die starke Umweltverschmutzung durch Tanks, Müll, Deponien, verlassene Fabriken, die Reste der Städte und Dörfer und selbst Friedhöfe, die nun in dem 660 Kilome-ter langen Reservoir unter Wasser liegen. Um diese Gegenden zu räumen, wurden über eine Million Menschen umgesiedelt oder vertrieben.

Naturschutzorganisationen wie Greenpeace befürchten als Folge der großen Wasserkraftwerke ein Ökodesa-ster. Zerfällt die überflutete Biomasse, entstehen laut Naturschützern große Mengen Methangas. Dieses verstärkt den Treibhauseffekt etwa 25-mal mehr als Kohlendioxid.

Wasserkraft schädigt also nicht nur die Umwelt, sondern verstärkt sogar den Effekt, den sie als Erneuerbare eigent-lich verhindern sollte. Sind hier Umwelt-schutz durch regenerative Energien und die Folgen der Wasserkraft tatsächlich vereinbar?

Julia Prätorius17 Jahre, Wismar

… zieht ihre Energie aus Menschen, die ihr Halt im Leben geben und aus ei-genen Ideen, die in ihrem Kopf rumschwirren.

Kay Litzinger18 Jahre, Frankfurt

… zieht seine Energie aus Aktivitäten statt aus Ausruhen, zum Beispiel Reisen.

debatte

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W enn Müll auf einer Deponie landet und dort langsam vor sich hin rot-

tet, entsteht unter anderem Methangas – und das ist etwa 25-mal schädlicher für unser Klima als CO2. Um zu verhindern, dass das Gas in die Atmosphäre gelangt, kann man das Methan einfangen und zur Energiegewinnung einsetzen. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Man schont das Klima und obendrein gewinnt man Strom. Ein Beispiel: In einer Deponie in Los Angeles – der größten in den USA

-wird das entstehende Methan in einem Gaskraftwerk in Strom umgewandelt, um 70.000 Häuser mit Strom zu versorgen.

Auch auf stillgelegten Mülldeponien kann umweltfreundliche Energie gewon-nen werden. Auf der ehemaligen Son-dermülldeponie Malsch bei Heidelberg sammeln über 9.000 Solarzellenmodule Sonnenenergie – genug für 200 Haus-halte. Die Vorteile einer Mülldeponie als Photovoltaik-Standort liegen auf der Hand: Eine gute Infrastruktur ist bereits vorhanden, man benötigt keine zusätz-lichen Flächen und es gibt keine Verschat-tung durch Bäume. Solche Solaranlagen auf stillgelegten Mülldeponien gibt es in Deutschland inzwischen immer mehr.

grüne Solarzellen

Aus Stroh mach Gold: Im Märchen ging das nicht so einfach, aber Wissen-schaftler aus den USA haben es geschafft, mithilfe von Pflanzenabfällen Solarzel-len zu bauen und so Energie zu gewin-nen – und das ist schließlich Gold wert. In Pflanzen ist das sogenannte Photosy-stem-I (PS-I) für die Photosynthese, also die Produktion von Energie und Sauer-stoff, zuständig. Forscher um Andreas Mershin vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) stabilisierten die PS-I Moleküle – gewonnen aus Pflanzenabfäl-len – mithilfe von Chemikalien, filtrieren die entstandene Mischung, und streichen sie dann auf eine Glasoberfläche. Um die Solarzellen so effektiv wie möglich zu machen, holte sich Mershin Inspiration aus der Natur: Er bemerkte, dass manche Bäume von oben bis unten mit Ästen be-setzt sind und das einstrahlende Sonnen-licht so optimal einfangen. Der Forscher beschloss, auf den Solarzellen einen mikroskopisch kleinen Wald zu bauen. Daher wächst auf dem glatt aussehenden Glas jetzt ein Nanowald, bestehend aus Zinkoxid-Drähten und schwamm-ähn-lichem Titandioxid, auf dem die PS-I-Mo-leküle nicht nur haften bleiben, sondern der auch die Oberfläche und somit die Effizienz des Panels erhöht. Außerdem

leiten die „Äste“ den Fluss der Elektro-nen in die untersten Lagen des Materials.

eine chance Für die dritte Welt

Das klingt zwar kompliziert, ist aber relativ einfach herzustellen. Die Wissen-schaftler hoffen, dass irgendwann auch kleine Labore, nicht nur an Universitäten und Forschungsinstitutionen, sondern sogar in Schulen, die Materialien für die neuen Solarzellen herstellen können. Doch ein Problem gibt es: Momentan ha-ben die „grünen“ Solarzellen nur einen sehr geringen Wirkungsgrad von 0,1 Pro-zent. Laut Mershin müsste die Methode also noch zehnmal effektiver werden, um wirklich nützlich zu sein. Allerdings sa-gen die Wissenschaftler auch, dass sie bisher noch nicht an einer Optimierung der Panels gearbeitet haben.

Diese Solarzellen bieten nicht nur uns in der westlichen Welt eine umwelt-freundliche und billige Methode, um Sonnenenergie in Strom umzuwandeln, sondern haben auch ein großes Poten-tial für den Einsatz in weniger gut ent-wickelten Gebieten. Mershin und seine Kollegen könnten sich beispielsweise vorstellen, dass in nur ein paar Jahren ein Dorfbewohner in einer entlegenen

Gegend einen Beutel mit den benötigten Chemikalien nimmt, den Inhalt mit „ir-gendetwas Grünem mischt und die Mas-se dann aufs Hausdach streicht“ – und so anfängt, selbst Energie zu produzie-ren. Der Strom könnte nicht nur Handys aufladen (und somit einen Kontakt zur Außenwelt ermöglichen), sondern auch Lampen betreiben. „Nächtliche Beleuch-tung ist der beste Weg aus der Armut“, sagt Merhsin, denn Licht ermögliche den Menschen, die den ganzen Tag draußen auf dem Feld arbeiten, abends zu lesen und sich weiterzubilden. Außerdem kann unser Dorfbewohner den Strom weiter verkaufen und sich mit grüner Energie ein Zubrot verdienen.

Scheinbar unbegrenzte möglichkeiten

Etwa ein Prozent der regenerativen Energie in Deutschland wird in Müllver-brennungsanlagen erzeugt. Zwar haben diese Anlagen einen negativen Ruf, doch sind sie weit umweltfreundlicher als Müll-deponien: Eine Tonne Müll, die verbrannt wird, erzeugt eine Tonne weniger CO2 als die gleiche Menge auf einer Deponie. Kein Wunder also, dass 2010 mehr als ein Zehn-tel aller Abfälle verbrannt wurden, um Ener-gie daraus zu gewinnen – Tendenz steigend.

E.ON ist der momentan größte Be-treiber von Müllverbrennungsanlagen in Deutschland, doch jetzt steht dessen „En-ergy from Waste“-Abteilung zum Verkauf auf dem Markt. Einer der Interessenten ist die MVV AG aus Mannheim, die im Fal-le einer Übernahme auf Platz eins in der Rangliste der größten Anbieter von „Wa-ste to Energy“ (WTE) aufsteigen würde.

Der WTE-Markt leidet noch immer an einer Übersättigung, nachdem Deutsch-land in den 90er-Jahren den Bau von Müllverbrennungsanlagen förderte, um Deponien zu entlasten. Trotzdem ist es ein lukratives Geschäft. 2011 machte E.ON mit Energy from Waste einen Jahresumsatz von über einer halben Milliarde Euro.

Es gibt unzählige Forschungsgrup-pen, die sich mit den verschiedensten Methoden befassen, wie man mit Müll Energie erzeugen kann. Das Auto mit Frittenöl oder Hühnerfedern betreiben, die Kathode einer Batterie mit Holzab-fällen ersetzen, oder Klärschlamm fürs Gaskraftwerk verbrennen – die Möglich-keiten scheinen unbegrenzt zu sein. Das bedeutet auch, dass unser Müll immer wertvoller für uns und für den Strom-markt wird. Und so könnte wirklich aus Abfall Gold gemacht werden.

AUs MÜLL MACH sTRoM gELD sTInkT nICHT, HEIssT Es so sCHön. UnD DoCH sCHMEIssEn WIR In DEUTsCHLAnD kILoWEIsE gELD WEg. 450 kILogRAMM MÜLL pRoDUZIERT jEDER BUnDEsBÜRgER IM DURCHsCHnITT pRo jAHR. UM sEIn gELD nICHT ZUM FEnsTER HERAUsZUsCHMEIssEn, UnD – ALs nETTEn BEgLEITEFFEkT – AUCH noCH ETWAs FÜR DIE UMWELT ZU TUn, gIBT Es IMMER MEHR konZEpTE, DIE ABFALL ALs WERTvoLLE REssoURCE ZUR EnERgIEERZEUgUng nUTZEn. von sabine KUrz

Foto:Tobias ertel (www.jugendfotos.de)Von der natur gelernt: grüNE SOLArzELLEN

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carla, 22 Jahre auS Freiburg

„BEi mEiNEm WLAN, WENN icH ES NAcHtS AuSScHALtE uND WENN icH mir EiN ENEr-

giEärmErES HANDy kAufE.“

„netz”

Julia, 24 JahreauS mannheim

„WENN icH mAL WAS für micH tuE, mEiNE füSSE mEHr BEWEgE uND DAS AutO AucH

mAL StEHEN LASSE.“

„FuSSmärSche“

michael, 59 JahreauS Steinebach

„DiE fENStEr iN uNSErEm HAuS SiND ricHtig ABgEDicHtEt – uND BEim LüftEN kANN DiE

HEizuNg Auf JEDEN fALL ruNtErgEDrEHt WErDEN.“

„FenSter“

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FruchtFleiSch Wo kannst du noch energie sparen?

EnERgIE IM FAMILIEnpACk: DEUTsCHLAnD 2022 nIEMAnD soLL sAgEn, Es HäTTE Uns kEInER ETWAs gEsAgT. IMMER WIEDER WURDE An DIE poLITIk AppELLIERT. von WIssEnsCHAFTLERn, von UMWELTsCHÜTZERn, von joURnALIsTEn. MIT UnsEREM EnERgIEkonsUM könnE Es nICHT so WEITERgEHEn WIE BIsHER. UnD WAs HABEn WIR gETAn? nICHT gEnUg. EInE FIkTIvE pRognosE von oKan beLLiKLi

W ir schreiben das Jahr 2022. Vor zehn Jahren lief die Diskussion um

die sogenannte Energiewende hierzulan-de heiß. Politiker hielten schöne Reden mit großen Worten. Als es dann aber um konkrete Verpflichtungen ging, wurden sie wieder leise. Die Vereinten Nationen riefen das „Internationale Jahr der Erneu-erbaren Energie für alle“ aus, und die Eu-ropäische Union (EU) setzte sich wieder einmal ehrgeizige Ziele. Die Welt schaute aufmerksam nach Deutschland.

Wir waren eines der Länder, die am lautesten auf Veränderungen im weltwei-ten Energieverbrauch drängten. Als die EU einen effizienteren Umgang mit En-ergie forderte, hat die Bundesregierung an vorderster Front bei der Verwässerung der Vorschriften mitgewirkt. Die Ener-gieziele der EU bis 2020 wurden nicht erreicht: Der Ausbau der erneuerbaren Energien stockte und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ging lange nicht so schnell voran, wie man sich erhofft hatte. Es wurde immer noch viel zu viel Energie verbraucht. Dann geschah, was bis dahin keiner für möglich gehalten hätte: Es tat sich etwas.

Die EU bekam mehr Rechte, nicht nur im Finanzsektor. Auf Druck der UN wurde dabei 2015 auch ein von den Mit-gliedsstaaten unabhängiges Energie-Ak-

tionskomitee (EAK) eingerichtet, an des-sen Spitze ein Experte von außen berufen wurde: der Leiter der kalifornischen En-ergiekommission. Denn Kalifornien war schon immer ein Vorreiter in Klima- und Energiefragen gewesen, nicht nur inner-halb der USA.

eS tut Sich etWaS

Im mit weitreichenden Befugnissen ausgestatteten EAK sitzen heute, 2022, neben führenden Umweltwissenschaft-lern auch leitende Köpfe verschiedener Umweltorganisationen und Beamte, die aus ihrer frühen Tätigkeit in Umweltmi-nisterien die nötige politische Kompetenz mitbringen. Bisher hat sich der EAK un-ter Rücksichtnahme auf die zugesagten Maßnahmen der europäischen Länder mit eigenen Schritten zurückgehalten. Als jedoch der Bericht eines EAK-Aus-schusses Ende 2021 das Scheitern der Klimaschutzbemühungen feststellte, zog das Kommitee erstmals Konsequenzen. Mit deutlicher Mehrheit wurde die „En-ergieverbrauch-Reduktionsverordnung“, kurz EVRV, verabschiedet, die zum 1. Januar 2022 in allen EU-Staaten in Kraft getreten ist. Hier sind wir nun.

Duschen ist noch erlaubt. Fünf Mi-nuten lang. Danach geht das Wasser aus,

egal wie warm oder kalt es draußen ist. Wohlfühlduschen gehören damit der Ver-gangenheit an.

Die Heizung geht gar nicht erst an, wenn es nicht mindestens minus fünf Grad sind. Und dann auch nur für eine Stunde am Tag. Da muss man sich dann eben fünf Pullover mehr drüber ziehen. Auch Spül- und Waschmaschinen sind von der neuen Regelung betroffen: Da die Zahl der Single-Haushalte in den letzten Jahren stark gestiegen ist, ist pro Woche jeweils nur noch ein Spül- oder Wasch-gang zulässig. Familien und andere Mehr-personenhaushalte können eine Ausnah-megenehmigung beantragen, wenn sie mehr Energie verbrauchen müssen: En-ergie im Familienpack. Kostet natürlich auch mehr.

Fernsehen? Eine Stunde am Tag er-laubt. Musik aus der Stereoanlage und dem Radio? Zwei Stunden am Tag. Licht? Geht aus, sobald man ein Zimmer länger als drei Minuten verlassen hat.

die arbeitSWelt iSt eine andere

So etwas schlägt sich auch in der Arbeitswelt nieder, gerade im Büro. Man kann je nach Größe des Unternehmens nur noch eine bestimmte Anzahl an

Dokumenten pro Tag drucken und ko-pieren. Dasselbe gilt für Scanner und Fa-xgeräte. Den Computer einfach anlassen gibt es nicht mehr, genauso wenig wie Bildschirmschoner. „Angry Birds“ in der Mittagspause spielen oder sonst irgend-wie privat surfen ist ebenfalls nicht mehr möglich. Wenn man länger als 10 Minu-ten nicht aktiv arbeitet, schaltet sich der PC einfach ab. Das gilt auch für die ande-ren Geräte wie Kaffeemaschinen. Standby existiert nicht mehr.

Technisch ist das alles schon längst kein Problem mehr. Schon vor zehn Jah-ren waren „schlaue Stromnetze“ in aller Munde. Jetzt helfen schlaue Stromzähler dabei, den Energieverbrauch zu senken. Uns bleibt ja keine andere Wahl. Wir wollten damals nicht hören, jetzt müssen wir sparen.

Okan Bellikli20 Jahre, Karlsruhe

… zieht seine Energie aus Apfelschorle, Frischkäse und „How I Met Your Mother“-Sprüchen.

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A ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm

erreicht das Mediennetzwerk politikoran-ge seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Ju-gendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

Politikorange – daS multimedium

politikorange wurde 2002 als Veranstal-tungszeitung ins Leben gerufen. Seit da-mals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und ortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Ver-anstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.

Wie komm’ ich da ran?

Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesver-bände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv ste-hen bereits über 50 politikorange-Ausga-ben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbe-stellt werden.

Warum eigentlich Politikorange?

In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugend-lichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Han-deln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

Wer macht Politikorange?

Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neu-gierig und engagiert in Richtung Journa-lismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisa-tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redak-tionsteams sorgen dafür, dass politikoran-ge immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugend-presse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wer heiß aufs schreiben, fotogra-fieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Ver-anstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail. Die frischesten Mit-machmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach.

[email protected]

frisch, fruchtig, selbstgepresst – [email protected]

diese ausgabe von politikorange entstand im anschluss an einen vorbereitenden medienworkshop (13. - 15. Juni) auf dem bdeW kongress vom 25. - 28. Juni 2012 in berlin.

herausgeber und redaktion: politikorange c/o Jugendpresse Deutschland e.V.,Wöhlertstraße 18, 10115 Berlin, www.politikorange.de

chefredaktion (V.i.S.d.P.):tino Höfert ([email protected])Anna rosa Eckert ([email protected])

redaktion: marina küpper, kay Litzinger, Johannes kolb, Joana inês marta, Julia marie prätorius, Okan Bellikli,Sabine kurz, iris Schmutz, philipp Seitz

bildredaktion: Benjamin richter ([email protected]), Sebastian czub, ruben Neugebauerlayout: Jakob Bahr ([email protected])

betreuung: paula klattenhoffProjektleitung: Annika gläser([email protected]) druck: BLr medienverlag und Druckerei gmbH, Sitz cottbusauflage: 19.000 Exemplare

diese lehrredaktion fand mit freundlicher unterstützung des bundesverbandes der energie- und Wasserwirtschaft e.V. (bdeW) statt.

imPreSSum

Foto: sebastian Czub

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