10
Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg Sozialpädiatrisches Zentrum der Ev. Stiftung Alsterdorf Objektive Hörtestverfahren • Impedanzmessung – Tympanometrie, Stapediusreflexe • Otoakustische Emissionen – TEOAE, DPOAE • evozierte Potentiale – BERA, frequenzspezifische BERA, KL-BERA – CERA – ereigniskorrelierte Potentiale Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003 Tympanometrie • Aussagemöglichkeit/Indikation: – Mittelohrprobleme (keine Kinderaudiometrie ohne Tympanometrie!) • Grenzen: – Unruhe des Kindes – sehr enger und nachgiebiger Gehörgang (Kinder unter 4 LM besser 680Hz/1000Hz Sondenton) – Diskrepanzen Otoscopie-Tymp.- Parazentese Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003 x x Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003 3 Monate alt

Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Objektive Hörprüfverfahren

Dr. med. Thomas Wiesner

Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie

Werner-Otto-Institut, HamburgSozialpädiatrisches Zentrum der Ev. Stiftung Alsterdorf

Objektive Hörtestverfahren

• Impedanzmessung– Tympanometrie, Stapediusreflexe

• Otoakustische Emissionen– TEOAE, DPOAE

• evozierte Potentiale– BERA, frequenzspezifische BERA, KL-BERA

– CERA

– ereigniskorrelierte Potentiale

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

Tympanometrie

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– Mittelohrprobleme (keine Kinderaudiometrie ohne Tympanometrie!)

• Grenzen:– Unruhe des Kindes

– sehr enger und nachgiebiger Gehörgang (Kinder unter 4 LM besser 680Hz/1000Hz Sondenton)

– Diskrepanzen Otoscopie-Tymp.-Parazentese

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

x

x

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

3 Monate alt

Page 2: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

3 Monate alt

x

x

x

x

5 Monate alt 6 Monate alt

Mittelohrbelüftungsstörung im Alter von 0-6 Monateneine Herausforderung für Pädaudiologie und HNO

x

x

2½ Jahre alt

14 Monate alt

Vor PR-Einlage Nach PR-Einlage

12 Monate alt

Beispiel: Hochfrequenz-Tympanometrie(Kind: 5 Monate alt)

Page 3: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Stapediusreflexe

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– ergänzender Ausschluß einer hochgradigen S.

– Recruitment-Hinweise

– Teil einer neurologischen Diagnostik

– ggf. Hörscreening durch „Niedrig-Pegel-SRS“

• Grenzen:– Unruhe des Kindes, guter Sondensitznotwendig, ggf. Länge der Messung

– max. Lautstärke erreicht u.U. die U-Schwelle

– keine Hörschwellenbestimmung möglich

– Cave: Artefakte bei automatischer AuswertungTh. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

TEOAE

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– Test der äußeren Haarzellen– gutes Screeninginstrument (automatische Auswertung

möglich)

– schnelle Durchführung, keine Sedierung– Monitoring des Innenohr bei ototoxischen Medik.

• Grenzen:– Unruhe des Kindes, Nebengeräusche– keine Aussage zum Ausmaß der Schwerhörigkeit– keine Aussage zur Funktion der inneren Haar-zellen und der weiteren Hörbahn (--> auditorische Neuropathie)

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

DPOAE

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– frequenzspezifischer Test der äußeren Haarzellen

– Screeninginstrument < 40dB (automatische Auswertung möglich)

– Monitoring des Innenohr bei ototoxischen Medik.

– m.E. Korrelation Amplitude (DP) - Hörschwelle

• Grenzen:– Unruhe des Kindes

– weniger Störgeräusch abhängig als TEOAE

– keine Aussage zum Ausmaß der Schwerhörigkeit > 60 dB

– keine Aussage zur Funktion der inneren Haarzellen und der weiteren Hörbahn (--> auditorische Neuropathie)

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

„Glühwürmchen“ findet man nicht im Sonnenschein (Prof. S.Hoth)

Page 4: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Click – BERA/FAEP

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– Hörschwellenbestimmung möglich

– erfaßt gesamte untere Hörbahn

– Screeninginstrument in automatisierter Form

• Grenzen:– Beim Kind tiefer Schlaf o. Sedierung notwendig

– Aussage nur für 2000-4000Hz (Click)

– Aussage nur bis 100dB (keine Taubheit-Diagnose)

– erfordert synchrone Erregung vieler Hörnervenfasen

– keine Extrapolation der Hörschwelle aus lautem Bereich

– Erfahrung in der Auswertung notwendig

– keine Messung mit Hörgeräten möglich

Th. Wiesner, Werner-Otto-Institut, 2003

Kurvenverlaufbei

Normalhörendem

K.Maurer H.Leitner E.Schäfer, Akustisch Evozierte Poetentiale, Enke 1982

Fehleinschätzungen anhand der Click-BERA

Dr. Thomas Wiesner

ASHA, Guidelines for the Audiologic Assessment of Children From Birth to 5 Years of Age, 2004It also is recommended that frequency-specific stimuli be used when comprehensive auditory brainstem response (ABR) testing is undertaken. At a minimum, responses to low- and high-frequency stimuli should be obtained for each ear to estimate audiometric configuration. High-frequency assessment should be completed using a 2000-Hz tone burst (The Pediatric Working Group, 1996) and low frequencies should be assessed using a 250- or 500-Hz tone burst (Stapells, Gravel, & Martin, 1995; Stapells & Oates, 1997). The use of click stimuli alone is not sufficient for the estimation of audiometric configuration (Balfour, Pillion, & Gaskin, 1998; Stapells, 1995; Stapells & Oates, 1997).

AAA, PEDIATRIC AMPLIFICATION PROTOCOL , October 2003For newborns and infants under the developmental age of 6 months, estimates of hearing sensitivity must be supported by electrophysiological measures including auditory brainstem response (ABR) threshold assessment. Frequency-specific air-conduction and bone-conduction ABR thresholds should be obtained. Frequency-specific ABR is necessary for accurate estimation of the degree and configuration of hearing loss. A click-ABR threshold alone is not sufficient for accurate hearing aid fitting.

Dr. Thomas Wiesner

Page 5: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Punkt 3Die pädaudiologische Bestätigungsdiagnostik beinhaltet:1.Bereitstellung von Untersuchungsterminen, die eine zeitgerechte Durchführung einer Bestätigungsdiagnostik innerhalb der ersten 12 Lebenswochen ermöglichen

2.Anamnese einschl. Familienanamnese 3.Kopf-Hals-Spiegeluntersuchung einschl. Ohrmikroskopie4.Tympanometrie 226 Hz + 1000 Hz (optional 600-800 Hz)(*), da in den ersten 6 Lebensmonaten eine „unauffällige“ 226 Hz-Tympanometrie eine Mittelohrbelüftungsstörung nicht ausschließtStapediusreflexe können im Einzelfall nützlich sein.

5.TEOAE mit Clickreizen von ca. 80 dB SPLBei auffälligen TEOAE: Messung der DPOAE (nach Möglichkeit auch unter Anwendung schwellennaher Reize)(*)

Dr. Thomas Wiesner

Phoniatrisch-pädaudiologischer Konsensus zu einem universellenNeugeborenen-Hörscreening in Deutschland 2.1

Punkt 3Die pädaudiologische Bestätigungsdiagnostik beinhaltet:6. frequenzspezifische ERA mit Hörschwelleneinschätzung in

zumindest 2 Frequenzbereichen (eine Hörschwellenbestimmung mittels alleiniger Click-BERA ist nicht ausreichend):a. Schwelle im Hochtonbereich(*)

• BERA mit Click-Reizen (da bisher bzgl. Schwellenbestimmung sowie der Input/Output-Funktionen - Pegel-Latenz-Diagramme und Pegel-Amplituden-Diagramme - als Gold-Standard etabliert)

• optional Tonpulse (pips), evtl. mit Anwendung eines Rauschmaskierers („NotchNoise“) bei 2 bis 4 kHz oder

• optional Chirp-Reize bei 2 bis 4 kHz oder • optional ASSR bei 2 bis 4 kHz

b. Schwelle im Tieftonbereich(*)• BERA mit Tonpulsen (pips) evtl. mit Anwendung eines Rauschmaskierers bei 500 Hz (fakultativ auch bei weiteren Frequenzen)

• BERA mit Chirp-Reiz niedriger Frequenz (Frequenzschwerpunkt um 500 Hz) evtl. mit Anwendung eines Rauschmaskierers

• ASSR bei 500 Hz (fakultativ auch bei weiteren Frequenzen).

Dr. Thomas Wiesner

Phoniatrisch-pädaudiologischer Konsensus zu einem universellenNeugeborenen-Hörscreening in Deutschland 2.1

Punkt 3Die pädaudiologische Bestätigungsdiagnostik beinhaltet:c. Dokumentation(*)

• Die aus den Messungen erhaltene primäre Information ist vor der Weitergabe von der untersuchenden Stelle zu verwertbaren Angaben (dB Hörverlust) aufzuarbeiten.

• Es muss erkennbar zwischen Reizantwortschwelle (Reaktionsschwelle, Detektionsschwelle oder Potentialschwelle) und daraus abgeleiteter Hörschwelle (estimated hearing loss, in der anglo-amerikanischen Literatur häufig mit „dB eHL“ bezeichnet) unterschieden werden.

• Aus den überschwelligen Parametern der BERA sollten Aussagen zur Art der Hörstörung (Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit, Auditorische Synaptopathie/Neuropathie), zum Reifungszustand sowie zur Dynamik der Hörverarbeitung (Recruitment) abgeleitet werden.

• Angabe des eingesetzten Gerätes, der verwendete Mess-Methode, des relevanten Frequenzbereichs und des Konfidenzintervalls (Fehlergrenzen in dB).

• Angabe welcher Wandler für die Reizgebung verwendet wurde, um die Abschätzung des Einflusses des Gehörgangsvolumens auf den effektiven Reizpegel zu ermöglichen.

• Die Ergebnisse von Latenzmessungen müssen mit Normalwerten verglichen werden; die Quelle der Normalwerte ist anzugeben.

• Die Dokumentation der OAE- und ERA-Ergebnisse muss eine Aussage zu den Messbedingungen (s.a. Qualitätsmaß nach DIN EN 60645-6 und 60645-7) enthalten Dr. Thomas Wiesner

Phoniatrisch-pädaudiologischer Konsensus zu einem universellenNeugeborenen-Hörscreening in Deutschland 2.1

Phoniatrisch-pädaudiologischer Konsensus zu einem universellenNeugeborenen-Hörscreening in Deutschland 2.1

Punkt 3Die pädaudiologische Bestätigungsdiagnostik beinhaltet:7. Entscheidung über den Bedarf weiterführender diagnostischer und

therapeutischer Maßnahmen8. falls sich keine behandlungsbedürftige Hörstörung bestätigt hat,

Abschlussbericht9. falls weiter V.a. behandlungsbedürftige Hörstörung besteht,

Fortführung der Hördiagnostik10. subjektive Beobachtungsaudiometrie im Alter von 0-6 Monaten als

Plausibilitätskontrolle der objektiven Audiometrieergebnisse11. Erstellung einer Arbeitsdiagnose einschl. einer frequenzspezifischen

und seitengetrennten Hörschwelleneinschätzung als Basis für das weitere Vorgehen (für Reifgeborene innerhalb der ersten 3 Lebensmonate). Die auf das Gehör bezogenen Ergebnisse müssen so formuliert sein, dass sie den Empfänger des Berichts (z.B. auch Ärzte anderer Fachrichtungen, Pädakustiker, Hörgeschädigtenpädagogen) in die Lage versetzen, adäquate therapeutische und rehabilitative Maßnahmen zu veranlassen(*)

Dr. Thomas Wiesner

(*) Formulierung in Anlehnung an die Empfehlungen der AGERA zum Einsatz objektiver Hörprüfmethoden im Rahmen der pädaudiologischen Konfirmationsdiagnostik (follow-up) nach nicht bestandenem Neugeborenen-Hörscreening

Page 6: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Empfehlung der AG-ERA

Frühe Click evozierte Potentiale:• unverzichtbarer Bestandteil der Konfirmationsdiagnostik

• Betrachtung der Latenzzeiten zur – Identifizierung einer neuralen Komponente der Hörstörung

(z.B. Störungen aus dem Spektrum der AuditorischenNeuropathie/Synaptopathie)

– Beurteilung der Schwelle (z.B. Hinweise auf den betroffenen Frequenzbereich)

– Gewinnung von Aussagen über die Hörbahnreifung

• Schätzung der Hörschwelle für den Hochtonbereich• Die akustischen Reize über Luftleitung, vorzugsweise über Einsteckhörer

Empfehlung der AG-ERA

Frühe akustisch evozierte Potentiale3.1 HochtonbereichBERA mit Clickreiz (obligat) • oder maskierten Tonpulsen („Notch Noise“) bei 2 oder 3 kHz (optional)• in Hinblick auf die Latenzbestimmung ist der Click zu bevorzugen. • Im Einzelfall kann die Anwendung des „High Chirp“ zusätzlich nützlich

sein.

3.2 TieftonbereichEs bestehen drei Alternativen:• BERA mit maskierten Tonpulsen („Notch Noise-BERA“ oder NN-BERA)

bei 500 Hz (fakultativ auch bei weiteren Frequenzen)• BERA mit Tiefton-Chirp („Low Chirp-BERA“ oder LC-BERA) mit

Frequenzschwerpunkt um 400 Hz• ASSR bei 500 Hz (fakultativ auch bei weiteren Frequenzen)

Empfehlung der AG-ERA

Die mit den FAEP-Messungen erhaltene primäre Information ist vor der Weitergabe von der untersuchenden Stelle zu verwertbaren Angaben (dBHörverlust) aufzuarbeiten.

Hierbei muss erkennbar zwischen Reizantwortschwelle (Reaktionsschwelle) und daraus abgeleiteter Hörschwelle (estimated hearing loss*) unterschieden werden.

Zu jedem Messung sind die verwendete Methode, der relevante Frequenzbereich und das Konfidenzintervall(Fehlergrenzen in dB) anzugeben.

Die aktuelle DIN-Norm verlangt auch eine Angabe zur Reststörung

*von der Verwendung der Angabe „dB eHL“ wird abgeraten

Frequenzspezifische objektiver Verfahren zur Hörschwellenbestimmung• (otoakustische Emissionen: DP-Gram)• akustische evozierte Potentiale (AEP):

– Toneburst– Notch-Noise– frequenzspezifischer Chirp– ASSR

• Bisher ist kein Verfahren perfekt.• Alters- und Frequenzabhängig kommen die AEP-Verfahren

unterschiedlich nah an die „wahre“ Hörschwelle heran.• Jedes Verfahren hat seine spezifischen Probleme bzw. spezifischen

Vor- und Nachteile.

�Alle Verfahren benötigen spezifische Erfahrung!

24

Abb: M. Gorga, Boystown

Research Center, Omaha

Page 7: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Click und Tonburst

Dr. Thomas WiesnerAuszug aus D.Mrowinski G.Scholz; Audiometrie, Thieme 2002 und K.MaurerH.Leitner E.Schäfer, Akustisch Evozierte Poetentiale, Enke 1982

frequenzspezifische BERA – Toneburst

• Pro:– gute Übereinstimmung im Hochtonbereich

– viele Daten aus anglo-amerikanischen Bereich

• Grenzen:– ohne Maskierung können Nachbarbereiche der Cochlea mit-erregt werden(insb. Problem: Tieftonschwerhörigkeit)

– große Abweichung + Streuung im Tieftonbereich

– gute Sedierung notwendig (zusätzlich ca. 20-30 Min.)

frequenzspezifische BERA - Notch-Noise-BERA• Pro:

– sichere Frequenzspezifität– gute Übereinstimmung im Hochtonbereich

• Grenzen:– große Abweichung + Streuung im Tieftonbereich– neg. Einfluss des NN-Rauschen auf das Schwingungsverhalten der Gesamtcochlea und die Potentialqualität nicht auszuschließen

– gute Sedierung notwendig (zusätzlich ca. 20-30 Min.)

– Artefakt anfällig (besonders Tieftonbereich)– ungewohntes Kurvenbild– unterschiedliche Gerätequalität und Verfahren

frequenzspezifische BERA - Chirp-BERA• Pro:

– Gut synchronisierte breitbandige Erregung vieler Haarzellen � besser identifizierbare Potentiale in Schwellennähe

– Generierung frequenzspezifischer Reize möglich– auch im Tieftonbereich kommt man näher an die

Hörschwelle heran – Reiz für viele Wandler geeignet (ggf. auch über

Hörgerät)– auch für ASSR geeignet

• Grenzen:– Studien noch nicht abgeschlossen, insbesondere Streuung im

Tieftonbereich noch unklar– NB: bessere „Potentialausprägung“ auch bedingt durch Erregung

eines größeren Frequenzbereich als bei Toneburst– gute Sedierung notwendig

(zusätzlich ca. 20-30 Min.)

Page 8: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Der Chirp Stimulus nach Wandlerübertragung entspricht nahezu dem Eingangsignal in Amplitude und Frequenz

Fazit:Damit auch unmittelbar für andere Wandler geeignet(z.B. KL-Hörer, Einsteckhörer, Lautsprecher u.ä.)

Abb.: R. Thie, Pilot Blankenfelde

Frequenzspezifische Chirp-BERA

Flat Chirp

0.1-10 kHz

Flat

Upper-Chirp 1-10

kHz

Flat

Low-Chirp

0.1- 0,85 kHz

15-16 ms

13-14 ms

6-7 ms

Diagramme: Izet Baljic Masterarbeit

BERA: Click – Chirp (2000-3000Hz) – Chirp (300-800Hz)

ASSRAuditory Steady State Response

Der Testton(=Trägerfrequenz) wird mit einer tieffrequentenModulationsfrequenz überlagert

� Wenn der Testton mit der gerade getesteten Lautstärke für den Pat. hörbar ist, dann läßt sich die Modulationsfrequenz in den AEP finden

Page 9: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

frequenzspezifische BERA - Auditory-Steady-State-Responses

• Pro:– gute Übereinstimmung im Hochtonbereich– automatische Auswertung, da Antwort im

Frequenzbereich – Reiz für viele Wandler geeignet (ggf. auch

über Hörgerät)

• Grenzen:– große Abweichung + Streuung im

Tieftonbereich (Hoffnung auf Verbesserung durch Verwendung des Chirp)

– sehr gute Sedierung notwendig – artefaktanfällig– durch automatische Auswertung i.R. Qualität des Ergebnis für

Untersucher nicht einschätzbar insb. der Abstand zur „wahren“ Hörschwelle

– bei bisherigen Verfahren kein Zeitgewinn– sehr unterschiedliche Gerätequalität und Verfahren

Auszug aus D.Mrowinski G.Scholz; Audiometrie, Thieme 2002

CERA

• Pro:– frequenzspezifische Hörschwellenbestimmung– gesamte Hörbahn eingeschlossen– Reiz für viele Wandler geeignet (auch über Hörgerät)– Sprachlaute als Testreiz möglich

• Grenzen:– waches Kind notwendig – bei Unruhe keine medik. Sedierung möglich– ggf. zeitaufwendige „Video“-Sedierung– i.R. mehrere Termine für eine Hörschwelle, u.U. Hörschwellenbestimmung bei großer „Reststörung“ (da waches Kind) nicht möglich

Zusammenfassende Überlegungen zu BERA/ASSR

• NN, Tonburst und ASSR haben ähnlichen Streubereich im Bereich < 1000Hz

• ASSR-Qualität ist für Untersucher nicht/weiniger einschätzbar• (ASSR-Anforderungen an max. Sedierung noch höher)?• Chirp ggf. Fortschritt:

– Hörschwellen näher auch <1000Hz, bei jedoch Kompromiss in der Frequenzselektivität

– KL-Messung (Frage: Kalibrierung) und Messung über Hörgeräte

Warum 2000-3000Hz und nicht 1000 oder 4000Hz?• Zur Zeitoptimierung im Spontanschlaf oder bei Sedierung

Begrenzung auf zwei Frequenzbereiche notwendig• 1000Hz ersetzt nicht Aussage zu Bereich um 500Hz• 4000Hz ggf. Hörverlust schon so groß, dass Messgrenze erreicht

wird

Dr. Thomas Wiesner

36

Dr. med. Thomas

Wiesner

„Hörbuch“: 2.1. Pädaudiologie

Als Basis für die Hörgeräte-anpassung werden benötigt:

• Bewertung der audiom. Ergebnisse im Hinblick auf eine Hörschwelleneinschätzung

• Angabe des verwendeten Kopfhörers bei den AEP

• Einschätzung einer Schall-leitungs-/ Mittelohrkomponente

• Einschätzung der Hörbahnreifungund eines Recruitment

�+ RECD (Berücksichtigung des kleineren Gehörgangvolumens)

�Berechnung der dBSPL-Zielwerte vor dem Trommelfell

�Dokument. der erzielten „Hörbarkeit“ im SPLogram

Page 10: Objektive Hörtestverfahren •Impedanzmessung Objektive ... · Objektive Hörprüfverfahren Dr. med. Thomas Wiesner Abt. f. Phoniatrie und Pädaudiologie Werner-Otto-Institut, Hamburg

Dokumentationsvorschlag AG-ERA

+ Zusammenfassende Wertung als freier Text mit den Pflichtteilen: • Art und Ausmaß einer Hörstörung• Hörbahnreifung• Therapieempfehlung• Wiedervorstellung etc.

Knochenleitungs-BERA

• Aussagemöglichkeit/Indikation:– KL-“Hörschwelle“ (bzw. ergänzende Aussage bei der Beurteilung einer SL-Komponente)

• Grenzen:– max. bis 50dB meßbar (Click)

– Kalibrierungsprobleme: • Click

• Schädelgröße

• Fontanelle, unverschlossene Schädelnähte

• Plazierung des KL-Hörer

– ggf. verstärkter Reizartefakt

Dr. Thomas Wiesner

Zusammenfassung

• Je weniger Mitarbeit möglich um so größer die Relevanz objektiver Hörprüfmethoden

• außerhalb spezialisierter Zentren sollten OAE und Screening-BERA routinemäßig subj. Hörprüfungen ergänzen

• jede objektive Methode hat Grenzen und ist deshalb nur als Teil einer umfassenden Testbatterie zu sehen

• objektive Hörprüfungen unter suboptimalen Bed. stiften schnell mehr Verwirrung als das sie diagnostisch weiterhelfen und kosten ggf. wertvolle Zeit bis zur Einleitung therapeutischer Maßnahmen.

• objektive Hörprüfungen ersetzen keinesfalls eine gute subj. Kinderaudiometrie (Beobachtungs-, Visuell kondit. und Spielaudiometrie)

• Bei SES: Nur eine verläßl. frequenzspezifische Hörschwellen-bestimmung ermöglicht eine gezielte Hörgeräteanpassung.

Dr. Thomas Wiesner

DGPP: Konsensus UNHS und Follow up: http://www.dgpp.de/cms/modules/download_gallery/dlc.php?file=55&id=1316591912

Empfehlung der AG-ERA der ADANO: http://www.ag-era.de/documents/Empfehlungen%20follow-up%20V3.3.pdf

http://hearing.screening.nhs.uk/audiologyprotocols :• ABR in Babies:

http://hearing.screening.nhs.uk/getdata.php?id=19345 • ASSR in Babies:

http://hearing.screening.nhs.uk/getdata.php?id=16506 • 1000Hz-Tymp:

http://hearing.screening.nhs.uk/getdata.php?id=10762 • Guideline: http://hearing.screening.nhs.uk/getdata.php?id=22140

Bild: CC BY 2.0: takot/flickr.com :

Ein Glühwürmchen sitzt leuchtend auf einem Grashalm.

Vielen Dank fürs Zuhören+ allzeit gute Bedingungen zum

„Glühwürmchen-Suchen“!