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mut liebe o2 MäRZ/APRIL/ MAI 2012 offenbach STADTMAGAZIN KOSTENLOS ENDSTATION HAUPTBAHNHOF ? / KULTURBAHNHOF KASSEL / "BESSER LEBEN IN OFFENBACH" / BOK / NEUE WELTEN /

Mut und Liebe Offenbach

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"Mut und Liebe" steht in der Zweiten Ausgabe ganz im Zeichen des Offenbacher Hauptbahnhofs und seines Umfelds. Wir bedanken uns bei allen Unterstützern und Gastautoren und wünschen viel Spaß beim studieren der Lektüre! Die Herausgeber Petra Baumgardt, Alexander Knöß und Wolfgang Malik

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mut liebe o2

März/april/

Mai 2012

o f f e n b a c h

S t a d t M a g a z i n

K o S t e n l o S

endStation HauptbaHnHof ? / KulturbaHnHof KaSSel /"beSSer leben in offenbacH" / boK / neue welten /

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Zum Kennenlernen und Austauschen

laden wir am 23. März zu einem

"Kommt-Zusammen" in den

Hauptbahnhof.

Wir freuen uns auf Euch.

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Montag bis Freitag von 12.00 bis 14.30 Uhr und Montag bis Samstag von 18.00 bis 23.00 Uhrwww.trattodino.de Ludwigstr. 155 ~ 63067 Offenbach-Nordend 069-85098907

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O� enbachs Genießerlokal

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3m u t & l i E b E m ä r Z / A p r i l / m A i 20 12

m u t & l i E b E g u d E

Liebe Leserinnen und Leser,

„mut und liebe“ steht ganz im Zeichen des Offenbacher Hauptbahnhofs, der das traurige Schicksal von hunderten bahnhöfen in ganz deutschland teilt. Vom „tor zur Welt“ wurde der ehemals stolze Verkehrsknotenpunkt eines wichti-gen Wirtschaftsstandortes in einen bedeutungslosen regionalbahnhof degradiert und fristet seitdem ein tristes dasein. umso mehr drängt sich die Frage auf, ob es überhaupt eine Zukunft für unseren Hauptbahnhof gibt und wie diese aussehen könnte.und das obwohl gerade in Offenbach durchaus bahngeschichte geschrieben wurde: im Oktober 1835 wurde deutschlands erste lokomotive am main um- geladen und weiter nach Nürnberg transportiert. die Hauptverwaltung der deutschen reichsbahn saß nach dem 2. Weltkrieg bis 1952 in der alten Kaserne in der bieberer Straße (heute Finanzamt) und wurde am 07. September 1949 in die deutsche bundesbahn umbenannt, dem Vorläufer der deutschen bahn Ag.

Wir beleuchten die Architektur und geschichte des bahnhofs, suchen aber auch nach ideen und Visionen für die Zukunft. Einige Offenbacherinnen und Offen-bacher erzählen ihre persönlichen geschichten zum thema. die Künstlerin Karin Nedela nimmt uns mit zu ihren Zeit- und Weltreisen. die Kunst- und Kreativszene hat sich das Quartier teilweise schon zurückerobert. in direkter Nachbarschaft des bahnhofs finden wir z.b. den Kreativpool um das Atelier pohlenz in der ludwigstraße, die galerie Salon 13 in der Kaiserstraße ist Atelier- und Ausstellungsraum des bOK (bund Offenbacher Künstler). das projekt "besser leben in Offenbach" arbeitet seit Sommer 2011 an einer Aufwertung des gebietes.

Wir wünschen Euch allen nun viel Spaß beim lesen und Entdecken. Einen besonderen dank noch an alle unterstützer und gastautoren.

Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik

mut

liebe

23.März

Hbf. of19.00 UHR im AcHtZEHN:52

liVE muSiK | iNFOS | AKtiONEN |

ESSEN & triNKEN MUT&LIEBE

Zum Kennenlernen und Austauschen

laden wir am 23. März zu einem

"Kommt-Zusammen" in den

Hauptbahnhof.

Wir freuen uns auf Euch.

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4 m u t & l i E b E m ä r Z / A p r i l / m A i 20 12

m u t & l i E b E i N H A l t

t H E m A 6 das Entreé 9 Kreativbahnhof OF – Kulturbahnhof Kassel 12 Hbf. OF – unser aller Visitenkarte 14 im Wartesaal 1. und 2. Klasse 16 Hbf. OF – Vom palast zum problem 20 Endstation Hauptbahnhof 27 Fahrplan 1873

A r b E i t E N & g E N i E S S E N 24 Ein Wein mit bello

S E l b S t H i l F E 18 "lebbe gehd waider"

p r O j E K t

29 "besser leben in Offenbach"

34 Kreativpool ludwigstraße – ludwig tagt

36 Nerd 1.0

E r Z ä H l E N 31 Offenbach – chicago, hin und zurück 66 Warum reisen?

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m u t & l i E b E i N H A l t

t i p p 38 design "kleinundfein" 52 goldhaus Obertshausen

K u N S t W E r K

40 Karin Nedela – Welt- und Zeitreisende

44 bOK – bund Offenbacher Künstler

47 'Neue Welten'

g O u r m E N t

50 mainloft

H ö r b A r

53 cd-tipp

i N F O | E r l E b E N | S E H E N S W E r t

54 Veranstaltungen | Konzerte | Filme | Ausstellungen | MUT&LIEBE Auswahl

51 impressum *Montags-Demo

jeden Montag 18.00 Uhr

Flughafen, Terminal 1

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Wer mit dem Zug nach Offenbach kommt und am Hauptbahnhof aussteigt, wird vermutlich denken: „Na klar, typisch Offenbach“. ungepflegt, abge-schabt, unwirtlich präsentiert sich diese Anlage, wie von ihrem Eigentümer einfach vor vielen jahren ver-gessen. im inneren sind ehemals öffentliche räume wie die Schalterhalle geschlossen, auch eine bahn-hofskneipe gibt es nicht mehr, von der traditionsrei-chen gaststätte mit biergarten an der Westseite ganz zu schweigen. dieser Ort lädt nicht zum Verweilen ein, der innenraum des bahnhofs ist heute wenig mehr als ein beheizter Vorraum zum durchgang zu den gleisen und zur marienstraße. dabei befand sich in Offenbach von 1947-1953 die Hauptverwaltung der deutschen bundesbahn…

immer noch gelten bahnhöfe als das Entrée einer Stadt. jahrhundertelang waren in Offenbach außer dem Weg über den main nur zwei Zugänge üblich: Von Süden über die alte Handelsstraße Frankfurt-Nürnberg, deren Abschnitt in der innenstadt geleits-straße heißt. Auch dies war bereits kein charmantes Entrée: das tor hieß „galgen-thor“ gegenüber stand das Siechenhaus, nebenan lag der Friedhof. der andere, westliche Zugang zur Stadt über die Straße von Frankfurt war das „Franckfurter thor“, wie die bezeichnungen im back-plan lauten, dem ältesten Stadtplan, um 1750/60 von johann conrad back gestochen.

dasentrée von dr. marcus Frings, Haus der Stadtgeschichte

Nachdem der erste Offenbacher lokalbahnhof diesen westlichen Zugang von Frankfurt aktualisierte, wurde für den großen neuen, 1873 eingeweihten bahnhof – dorothea Held schreibt hier darüber – das Entrée von Süden in die Stadt gewählt, auf einem Areal südlich der geleitsstraße in der Verlängerung der Kanalstr. (heute Kaiserstraße). in Frankfurt ist diese Nähe zum galgen übrigens noch viel deutlicher: dort wurde der neue Hauptbahnhof auf dem galgenfeld gebaut, wo nicht nur das Hochgericht tagte, sondern eben auch todesurteile vollstreckt wurden. Ehemals außerhalb Offenbachs auf freiem Feld gele-gen, rückte die Stadt mit der fortschreitenden bebau-ung der Kaiserstraße und der bismarckstraße nah an diesen schlossartig gegliederten bau heran, so dass ein Vorplatz vermisst wurde. dazu aber hätte man den bahnhof verlegen müssen. die Zerteilung der Stadt durch die bahnlinie wiederum sollte die Höherlegung der trasse heilen, unter der die Straßen mittels tunnel durchführen, was 1912-25 umgesetzt wurde. dadurch wäre auch eine Verlängerung der Kaiserstraße stadt-auswärts möglich geworden. Einen Neubau wünschte die Stadt also nicht nur, weil weil sie mit dem heruntergekommenen

gebäude unzufrieden war, sondern auch wegen dessen lage. die

reichsbahn argumentierte dagegen 1921 zunächst mit dem guten Zustand

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: © sc

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abfertigung. den markanten Abschluss an der Ecke bildete ein Kiosk, in dem sich generationen von Of-fenbacher Kindern ihr sommerliches Eis holten. Noch 1971 war diese gepäckabfertigung in betrieb, bevor sie dem busbahnhof weichen musste.

der Hohe Anspruch dieses gebäudes zeigt sich auch in der bauzier, deren rötlicher Sandstein mit den ur-sprünglich kräftig grünen putzflächen kontrastieren. Eine klassische Würdeformel ist wieder die bossie-rung am Hauptportal, dessen gewände originelle Ornamente schmücken. die Fenstergruppe darüber zeigt in ihren dreiecksgiebeln reliefs der bildhau-erbrüder rudolf und bruno Schäfer: links den hes-sischen löwen, zentral den reichsadler, rechts den dreieichbaum. Höchst elegant war ursprünglich die uhr gestaltet, mit frei auf die Wandfläche gelegten Ziffern und eingetieftem Korpus. Höchst modern und geradezu expressionistisch mutet das dreizackige Fenster im giebel der bahnseite an.

die Seitenflügel für Verwaltung und Wohnungen da-gegen erscheinen traditioneller dekoriert, im Erdge-schoss klassisch anmutende profile, Konsolen und medaillons an den Fenstern und im westlichen teil an den türen zur ehemaligen bahnhofsgaststätte. Auch in der bauzier zeigt sich der mittelbau heraus-gehoben gegenüber den Seiten.

des bestehenden Empfangsgebäudes, ihre Architek-ten empfahlen lediglich Ausbesserungen an dach und Fußböden sowie eine Erweiterung der gepäck-abfertigung. im folgenden jahr legte jedoch die bahn eigene Neubaupläne vor, die nun bei Hugo Eberhardt und der Stadt auf Ablehnung stießen. Eberhardts umbaupläne wies wiederum die reichsbahn zurück. Eine beteiligung oder Stellungnahme von dominíkus böhm, der immerhin bis 1926 professor für Architek-tur an den technischen lehranstalten war, ist nicht bekannt.

realisiert wurde in den jahren 1923-27 schließlich ein bloßer umbau des historistischen bahnhofs, be-treut von regierungsbaudirektor Franz Schenck und Ernst de la Sauce (Frankfurt). im Kern steckt die alte Struktur des Vorgängerbaus, dessen Kubatur weitge-hend übernommen wurde. die schlossartige gliede-rung des Vorgängerbaus in mittelrisalit und Eckrisa-lite wird noch verstärkt, indem die Seitenbauten in den oberen beiden geschossen etwas von der Stra-ße zurückgesetzt sind. dadurch wird der mitteltrakt betont, der nun einen markanten treppengiebel und eine neue dachform (Satteldach) bekommt. in einem früheren Entwurfsstadium wies der treppengiebel nur zwei Stufen auf und war dadurch näher am Vorgän-gerbau. Springen die Seitenbauten oben zurück, ragt der mittelbau mit seiner portalanlage in den Straßen-raum hinein. damit scheinen die Architekten auf die städtebauliche lage zu reagieren: einerseits ist der mittelteil point de vue am Ende der Kaiserstraße, an-dererseits ist die gesamtfront aus der bismarckstraße nur in schräger perspektive wahrzunehmen.

im Osten wird diese starke durchbildung in Vor- und rücksprünge noch einmal gesteigert, indem der Sei-tenflügel einem schmalen platz weicht. Eine Säulen-stellung betont das zentrale portal, doch weist diese Würdeformel nicht etwa auf einen „Fürstenbahnhof“ hin, wie er in darmstadt neben dem Hauptbahnhof liegt, vielmehr birgt dieser Seitenbau die gepäck-

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kreativbahnhof of ?kulturbahnhofkassel

Ebenso starkfarbig wie das äußere war die dekora-tion der innenräume, wo grüne Kacheln die Farbe der Fassaden aufnehmen und in relieffriesen abschlie-ßen. in der zentralen Empfangshalle waren figürliche Wandmalereien von richard throll zu sehen, profes-sor für dekorationsmalerei an den technischen lehr-anstalten, deren modernes gepräge gelobt wurde. möglicherweise sind sie unter späteren Farbschich-ten noch vorhanden?

Feine, leider kaum noch erhaltene details wie die träger der Handläufe an den treppen weisen auf die Sorgfalt der planer. Eine humoristische Note hat der brunnen auf dem ersten bahnsteig, dessen relief die Fabel vom Fuchs und dem raben zeigt. die inschrift auf der brunnenkannte nennt nicht nur die bildhauer Schäfer, sondern auch den Stifter, den bauunterneh-mer johannes gründler, der gegenüber den Konkur-renten die Frucht davonträgt.

Stilistisch bewegt sich der bahnhof von traditionel-len Formen in den Seitenbauten zum Art déco mit expressionistischen Elementen im mittelrisalit, über-raschend modern war auch die Farbgebung. Zeitge-nössisch ist ferner der Kontrast zwischen den wei-ten, ungegliederten Wandflächen und der geballten bauzier in portal und Fenstern. Kurz nach der Eröff-nung wurde kritisiert, man könne das gebäude von ferne auch für eine Schule oder ein rathaus halten – auch dies spricht für seine modernität.

der Hauptbahnhof verbindet das Schöne mit dem rauhen, das Anziehende und das Widerständige – und ist damit dann doch „typisch Offenbach“.

Mein Dank gilt Christina Uslular-Thiele, die über den

Bahnhof viele Informationen zusammengetragen hat.

Foto: © schmidtbild

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„Bahnhöfe prägen an zentralen Punkten unsere Städte. Die Bahnhofsgebäude – oft denkmalgeschützt – sind vielerorts identifikationsstiftende und stadtbildprä-gende Eingangstore zu den Kommunen.“lutz lienenkämper, minister für bauen und Verkehr des landes Nordrhein-Westfalen (2009-2010), Zitat aus seinem grußwort im Handbuch „bahnhöfe als bausteine der Stadtentwicklung“.

ich habe einen traum:Offenbach als sichtbare Kreativstadt. Was wir brau-chen ist die Sichtbarmachung unseres kreativen po-tentials, dass sich manifestiert im Strukturwandel ei-ner industriestadt zu einer dienstleistungsstadt und dies repräsentiert durch Orte wie dem Hafen 2, dem Ostpol und der Hfg, um nur einige zu nennen. gebäu-de dokumentieren geschichte, unser Hauptbahnhof dokumentiert derzeit den Verfall. den Wandel, auf den die Stadt setzt, können wir im Hauptbahnhof sichtbar machen, als einen Ort, an dem man ankommt in Of-fenbach, an dem man immer noch losfahren kann in die weite Welt. unser Hauptbahnhof ist – zumindest für Ankommende – unsere erste Visitenkarte.

bahnhöfe auf der ganzen Welt zeichnen sich durch ihre originäre Funktion des reisens und des bewe-gens aus. das heißt auch: leben, und das in Hülle und Fülle. die zentrale bedeutung dieses Ortes schreit nach einer neuen bestimmung. doch wie kann man ein dahinsiechendes Objekt wiederbeleben?

Hier sind die Offenbacher Kreativen gefragt und sie stellen sich dieser Aufgabe. Ein erster Zusammen-schluss besteht aus der SOH-initiative „besser le-ben in Offenbach“, like Offenbach und Offenbach am meer. durch die Anmietung eines ehemaligen ladengeschäfts in der Empfangshalle seitens der SOH ist 2011 die Feierabend-lounge achtzehn:52 als einmal wöchentlich stattfindende Kulturaktion ins leben gerufen worden. Als Verantwortlicher zeichnet sich loimi brautmann, dem initiator der OFlovesYou-Stadtführungen.

der anfang: achtzehn:52 | lounge & kunstraum |

Nahezu jeden mittwoch hat der Kunstraum seine pforten geöffnet, um mit Ausstellungen, Konzerten, Kinoabenden und anderen spannenden ideen das unterschiedlichste publikum anzulocken. das kam gut an, weil der Ort seinen gewissen reiz und charme versprüht. die wenigen reisenden, die abends den bahnhof passieren, wunderten sich ob des lockeren treibens und der freundlichen und ungewohnten Atmosphäre in der ansonsten miefigen und kühlen Empfangshalle. die treibende idee dahinter ist auf-zuzeigen, wohin die reise gehen kann: der Einzug von Kreativen und Kulturtreibenden bietet eine chan-ce zur Aktivierung und Verschönerung des gebäudes, dass im Übrigen in teilen bereits von der Hfg Offen-bach als mieter genutzt wird.

kreativbahnhof of ?kulturbahnhofkassel

Fotos: © Jessy Schäfer

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Weitere Nutzungsmöglichkeiten böten sich in der Er-richtung einer Kunsthalle in der ehemaligen Schal-terhalle, eine spannende weitere Szene-gastronomie könnte Offenbach ebenfalls vertragen. Funktionieren kann dies alles aber nur, wenn sich nicht nur Kultur-treibende dieser Stadt zusammenschließen, sondern sich über die gründung eines Fördervereins viele Ak-teure dieser Stadt das Ziel eines umfunktionierten Hauptbahnhofs auf die Fahne schreiben und ein der Stadt angepasstes Konzept entwickeln. das heißt, vor allem die politik, die Wirtschaft und nicht zuletzt Offenbacher bürger, denen das image der Stadt am Herzen liegt.dem geneigten leser lese ich an der Stirn ab: Wel-che luftschlösser sollen denn jetzt schon wieder in Offenbach gebaut werden, wenn nur noch von Krise geredet wird und die Offenbacher Finanzen auch kein anderes Wort als eine ebensolch dauerhafte zulassen? Aber: Es gibt genügend beispiele für die gelungene umnutzung von verwaisten oder vernachlässigten bahnhöfen. in Hessen wird derzeit der melsunger bahnhof umgebaut, in Nordrhein-Westfalen sind an die 90 bahnhöfe von der db-tochter bahnflächenent-wicklungsgesellschaft an Kommunen verkauft wor-den. meist werden diese wiederum an Fördervereine dauerhaft verpachtet. So wurden bahnhöfe zu impuls-gebern der Stadtentwicklung, angestoßen durch bür-gerschaftliches Engagement.

der kulturbahnhof kassel

Als leuchtturmprojekt ist jedoch der Kulturbahnhof Kassel anzusehen. in dem nur noch von regionalzü-gen angesteuertem bahnhof sind heute zwei Kinos, zwei galerien, ein Architekturzentrum, der Offene Ka-nal, ein Animations- und Filmstudio und eine große gastronomie angesiedelt.

Wir haben mit dem von 2000 bis Ende 2009 amtie-renden bürgermeister und Kulturdezernenten in Kas-sel thomas Erik junge gesprochen, der das projekt Kulturbahnhof nahezu zehn jahre begleitet und auch verhandelt hat:

Mut & Liebe: Herr Junge, wo lagen die Ursprünge der Umfunktionalisierung und Entwicklung des Kasseler Hbf. zur zum jetzigen Kulturbahnhof?

Thomas Erik Junge: Zu Anbeginn der Verhandlungen war ich noch gar nicht Kulturdezernent, aber im laufe meiner Amtszeit bedurfte es ständiger Verhandlungen mit der db zur Weiterentwicklung des projektes Kul-turbahnhof. Wie Offenbach war Kassel der Situation ausgesetzt, dass der Hauptbahnhof seiner bedeutung als Knotenpunkt des bahnverkehrs beraubt war. in Kassel wurde 1991 der neue icE-bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe für den überregionalen bahnschnell-verkehr eingeweiht. Für die nicht mehr genutzten räumlichkeiten im alten Hauptbahnhof hatten Kultur-akteure in der Stadt dann die idee einer umwandlung und Nutzung als Kulturstandort. Ein bündnis aus Kas-seler Kulturschaffenden und städtischer Kulturpolitik nahm dann Verhandlungen mit der db auf.

Mut & Liebe: Diese Art der Nutzung bei einem weiter-hin laufenden Bahnbetrieb ist in Deutschland bisher einzigartig geblieben. Wie konnte man die DB von dem Konzept begeistern?Thomas Erik Junge: da kamen natürlich mehrere grün-de zusammen, aber ich denke, da hat Kassel den „richtigen riecher“ zur richtigen Zeit gehabt. und ein entscheidender Faktor war, dass der damalige bahn-vorstand für das Konzept zu gewinnen war. das hat türen geöffnet. die späteren Verhandlungen zu mei-ner Zeit um neue und weitere kulturelle Nutzungen von bahnhofsliegenschaften gestalteten sich dann aber oft sehr zäh und aufwendig. die bahn zeigte sich nicht mehr an inhalten interessiert, sondern al-lein an wirtschaftlichen Erwägungen und ging dabei meiner meinung nach oft von sehr unrealistischen

Thomas Erik Junge 2000 bis 2009 amtierender Bürger-

meister und Kulturdezernent in Kassel.

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Offenbach hätte die chance, seinen Wandel von der lederstadt zu einem wichtigen Standort der Kreativ-wirtschaft inmitten der rhein-main-region über den Hauptbahnhof zu repräsentieren. möglich wird dies aber nur, wenn die ganze Kraft der Offenbacher lokal-politik, der Kulturschaffenden und großen teilen der bürgerschaft hinter diesem projekt steht und sich kon-tinuierlich mit allen Kräften hierfür einsetzen wird. Mut & Liebe: Herr Junge, wir bedanken uns für dieses Gespräch.

Einschätzungen vom Wert ihrer gebäude aus. den-noch, steter tropfen höhlt den Stein, zähe Verhand-lungen führten zum Erfolg.

Mut & Liebe: Was bedeutete das genau?Thomas Erik Junge: der denkmalgeschützte Südflü-gel, früherer Ausstellungsort der documenta, konnte durch die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel erworben und grundlegend saniert werden. Städtische Kultureinrichtungen und der Ver-ein „conference & Art“ sind heute mieter und Nut-zer, ein Konzept, dass ich entwickeln und realisieren konnte.

Mut & Liebe: Inwieweit sehen Sie Chancen, dass eine solche Erfolgsstory wiederholt werden kann, z.B. in Offenbach?Thomas Erik Junge: Einfach wiederholt werden nicht, aber unter speziellen Offenbacher gesichtspunkten kann sie vergleichbar entwickelt werden. Von absolu-ter bedeutung ist, zunächst ein tragfähiges, seriöses kulturelles Konzept zu entwickeln. Ein solches Kon-zept muss für den bahnhof „maßgeschneidert“ sein, es muss mit der kulturellen Entwicklung der Stadt, ihrer geschichte und ihren Zukunftsperspektiven, ih-ren Stärken und ihren Entwicklungspotentialen zu tun haben. dabei sollte die Stadt die idee einer bundes-weiten Vernetzung von bahnhöfen als vorhandenen und zu entwickelnden Kulturstandorten mit einbe-zogen werden. Ein solches Konzept habe ich dem bahnvorstand seinerzeit vorgeschlagen. So ein Netz-werk würde nicht nur eine beträchtliche touristische chance bieten, sondern einen speziellen kulturellen Austausch von Städten und regionen schaffen.

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Viele Menschen nutzen den Hauptbahnhof, um zu ihrer Arbeit zu kommen, trotz all der anderen Ange-bote wie der S-Bahn und den zahlreichen Bussen. In den frühen Morgenstunden strömen Heerscharen von Menschen in das Gebäude, um schnellstmöglich an ihr Ziel zu kommen. Das ist gut, aber ein Bahnhof hat die Aufgabe das Leben und die Einwohner seiner Stadt widerzuspiegeln?

Von den Daten spricht einiges für den Hauptbahn-hof. Er ist zentral gelegen, er ist mit den zahlreichen Bussen eine Verkehrsdrehscheibe und ist tatsächlich die kürzeste Strecke zum Frankfurter Hauptbahn-hof. Die Frage bleibt: „Warum nutzen wir ihn nicht besser? Was gibt es für Möglichkeiten den Bahnhof in eine moderne, lebendige und vielfältige Stadt zu integrieren?“ Die Kommunalpolitik sieht sich selbst die Hände gebunden: der Bahnhof gehört der Bahn. Damit war das Thema beendet. Und überhaupt, die Stadt hat kein Geld. Schade, aber da kann man nichts machen.

Es gibt eine These, dass das Image einer Stadt eng mit dem jeweiligen Bahnhof verknüpft ist. Der Bahnhof ist eine Visitenkarte der Stadt und ihrer Bürger, der erste Eindruck für einen angekommenen Reisenden. Der Bahnhof soll den Besucher willkom-men heißen. Er soll ihm Lust auf mehr machen, Lust darauf die Stadt jenseits des Bahnhofs zu erkunden.Ein Bahnhof ist damit auch ein Spiegel der Seele einer Stadt. An ihm erkennt man das Selbstbild der Stadt und ihrer Bürger und wie sie sich um sich und ihre Bürger kümmert.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie bekommen einen potentiellen neuen Geschäftspartner nur durch eine Visitenkarte vorgestellt; ihr Bild entsteht über den Eindruck dieses trivialen, kleinen Stücks Papiers.Sie erhalten einen verknäulten Zettel, auf altem gelb-lichem Papier. Die Ränder sind eingerissen, eine Ecke ist nachlässig mit Klebeband repariert. Ihr neuer Kon-takt hat wohl hastig mit einem Kugelschreiber seinen Namen und seine Telefonnummer hinterlassen; Sie entdecken eine Stelle, an der er die Ziffern korrigiert hat. Haben Sie jetzt noch Lust Ihren neuen Kompag-non kennenzulernen? Oder gar große Geschäfte mit ihm abzuschließen, gemeinsame Risiken einzugehen und eine gemeinsame Vision zu verwirklichen?

Natürlich werden einige – zu Recht – sagen, dass Offenbach nicht nur aus dem Hauptbahnhof besteht. Offenbach hat doch viele schöne Ecken. Und über-haupt, was soll das denn alles? Wichtig ist doch, dass der Zug fährt, Ein Bahnhof ist doch schließlich nur ein Gebrauchsgegenstand. Und schließlich fährt der Zug nicht öfter oder gar pünktlicher, nur weil der Bahnhof toll aussieht. Warum sollte die Bahn in einen Bahnhof mit investieren, der seinen Bürgern gleichgültig ist?

Hbf.OF–unserallervisitenkarte von Katharina & christian Küpper

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Ganz Offenbach scheint den Hauptbahnhof auf-gegeben zu haben. Doch eine kleine Gruppe von engagierten Bürgern und Kulturschaffenden glauben weiter an ihren Bahnhof und versuchen ihn mit allen Möglichkeiten in das kulturelle Leben der Stadt zu integrieren. Dabei hat sich eine lebendige Kultursze-ne im Hauptbahnhof entwickelt. Man spricht wieder über den Hauptbahnhof. Allerdings ist die Frage, ob es ausreicht, wenn man ausschließlich die Kunst im Bahnhof etabliert. Es muss sich breit aufgestellt werden.

Wirtschaftliches Leben braucht den Bahnhof und der Bahnhof braucht wirtschaftliches Leben. Dort gibt es Möglichkeiten und einen Platz für Men-schen die einen Start in die Selbstständigkeit wagen. Dort gibt es viele potentielle Kunden, jeden Tag. Wir müssen eine konkrete Idee haben. Wir müssen aktiv werden! Wir alle, als Offebäscher, müssen zusammenarbeiten und zusammen Ideen entwickeln,

damit das, was dort wächst, gedeiht. Und nicht zuletzt sind wir diejenigen, die mit ihrem Geld die neuen Umsätze generieren.

Wollen wir nun tatsächlich warten, bis der Bahnhof endgültig in sich zusammenfällt oder wollen wir unseren Hauptbahnhof wieder mit Leben füllen? Schließlich geht um ein Gebäude, dass uns alle an-geht. Wir müssen aufhören Gründe zu suchen warum unsere Ideen nicht Realität werden können. Mit Mut und Liebe zu unserer Stadt Gründe suchen, warum es klappen wird.

Ideen, Mut, Problemlösungen finden und ein kleines Stück Wahnsinn: Nur mit diesen Tugenden kann Offenbachs Bahnhof weiter bestehen.

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Bedeutend war er nie, der Hauptbahnhof in Offen-bach, obwohl es einen Bahnsteigkartenautomaten, eine beeindruckende Personenwaage, einen häufig genutzten Passbildautomaten, einen gut frequen-tierten Friseursalon, einen Süßwaren-und Zigaret-tenkiosk, Telefonzellen, eine Reisegepäckaus- und aufgabe, 4! Schalter für Fahrkartenverkauf, Vitrinen, welche über das aktuelle Offenbacher Kinoprogramm in Offenbach informierten, Toiletten, die nachts auch zwischenmenschlichen Anbahnungen für Randgrup-pen dienten, sowie 2 Wartesäle gab, alles umrahmt von einem düster glänzenden schwarz-grünen Kachelsockel.

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Bedeutend wichtiger war er in den Jahren um 1964 als zentraler Treffpunkt, Hausaufgaben- und Nach-richtenbörse für uns Schüler des nahegelegenen Leibnizgymnasiums.

Jeden Morgen kamen die „Fahrschüler in 3 Schüben hier an. Der erste Schub kam kurz nach sieben aus Richtung Dudenhofen, Jügesheim und Obertshausen, 10 Minuten später folgten die Dietzenbacher und Heusenstammer. Am knappsten war die Zeit für die Mühlheimer, die erst kurz vor halb acht eintrafen.

Für die Offenbacher Schüler, die morgens mit Bauch-schmerzen aufgewacht waren, weil sie keine oder nicht alle Hausaufgaben gemacht hatten, war der Treffpunkt "Bahnhof" frühmorgens Pflicht, ob sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus kamen.

Alle versammelten sich in der unvergleichlich schlech-ten Luft im Wartesaal 2. Klasse. In der Nachbarschaft von Männern und Frauen, deren Kopf vor Müdigkeit auf den schlichten klebrigen Holztisch gesunken war, wurden die Schulhefte ausgepackt und heftigst ab-geschrieben. So sorgten wir für einen gleichmäßigen Leistungsstandard bei den Hausaufgaben.

Die geringe Zeitspanne bis zum Schulbeginn erfor-derte allerdings auch ein hohes Maß an Organisation und Konzentration um das oft nicht geringe Pensum zu erledigen, wenn man zur ersten Stunde im „Leib-niz“ sein mußte. Es klingelte nämlich zum ersten Mal um 7.40Uhr, zum 2. Mal zum offiziellen Unterrichts-beginn um 7.45 Uhr, während die meisten Lehrer ganz in Sinne der Schüler glücklicherweise erst kurz vor 8.00 Uhr Ihre Aktentasche auf das Lehrerpult warfen.

Entspannter ging es zu, wenn der Unterricht erst zur 2. Stunde begann. Dann war Zeit für Gespräche und Schülertratsch, man diskutierte über Mopeds, die Frankfurter Schlagerbörse, Beatles, Rolling Stones, Ray Charles und neue Kinofilme. Von höchstem Inte-resse waren natürlich auch die Mädchen und wer mit wem ging und wer gerade mit wem Schluß gemacht hatte. Dies alles ging so ungefähr zwei oder drei Jahre, in denen wir fester Bestandteil des Wartesaals 2. Klasse waren.

Mit wachsendem Alter vollzog sich unmerklich ein Klassenwechsel:Während die Schüler der Unterstufe nach wie vor den Wartesaal 2. Klasse frequentierten, waren wir nun alt genug für den Wartesaal der 1. Klasse: Die Verzehr-pflicht, welche dort herrschte, setzte eine gewisse Bonität voraus, die wir nun aufgrund gestiegenen Taschengeldes zu bieten hatten.

Gedämpfte Atmosphäre, weiße Tischendecken, ein Ober zur Bedienung; und was für einer! Es ist nicht überliefert, wer ihm den Namen „Todesbutler“ gab, aber genauso sah er aus: Dunkles, in pomadisierten Strähnen zurückgekämmtes Haar über einem lei-chenblassen Gesicht. In einer leicht schmuddeligen weißen Jacke über einer speckig glänzenden, schwar-zen Hose trat er mit fragendem Gesichtsausdruck an den Tisch und hörte immer nur eine Bestellung: „Ein Kaffee!“

Der Kaffee kam rabenschwarz in dicken, weißen Porzellantassen und schmeckte grauenhaft, aber er war die Eintrittskarte zur 1. Klasse. Im kleineren und feineren Kreis spielte sich dann hier genau das gleiche ab wie vorher im Wartesaal 2. Klasse.

Älter geworden waren aber es nun mehrere Op-tionen, die sich uns boten: Entweder Schule, (die schlechteste), Fahrt zum Frankfurter Hautbahnhof mit Besuch des preiswerten und 24 Stunden geöffne-ten Aktualitätenkinos genannt Aki, oder ein Vormit-tag im Cafe „Schlauch“ in der großen Marktstraße (die attraktivste), wo ein Glas heiße Milch nur 55 Pfennige kostete.

Angesichts dieser neuen Möglichkeiten verlor der Offenbacher Bahnhof mehr und mehr an Attraktivität und geriet dann für uns bis heute in völlige Verges-senheit. Zeit ihn wieder aufzuwecken!

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Diskussionen bestimmen die geschichte des Offen-bacher Hauptbahnhofes: großes Engagement der bevölkerung führte im 19. jahrhundert dazu, dass überhaupt ein bahnhof gebaut wurde; etliche dis-kussionen um trassenführung und bahnhofsgebäude bewegten die Offenbacher über viele generationen hinweg. Wollen wir uns die geschichte des bahnhofs im Einzelnen ansehen:Nachdem 1834 die erste deutsche Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet worden war, gab es in Offenbach im jahr 1842 erste bestrebungen einen Eisenbahnanschluss zu bekommen. Am 22. ja-nuar 1842 ging ein Schreiben der bürgermeisterei und des gemeinderats an das großherzoglich-hessische

innenministerium: die Stadt wünschte einen bahnhof als Knotenpunkt mit Strecken nach darmstadt, Ha-nau, Frankfurt, in den rodgau und über Fechenheim nach bergen. die Stadtväter argumentierten, dass die Offenbacher industrie große Warenmengen transpor-tieren müsse, und dass die grundstückspreise und somit die baukosten deutlich billiger seien als im be-nachbarten Frankfurter gebiet. Zunächst wurde aller-dings keiner dieser pläne realisiert.

die Anbindung Offenbachs an ein überregionales Schienennetz war etliche jahre ein großes diskus-sionsthema in der Stadt. da bahnangelegenheiten vor allem landespolitische unternehmungen waren,

Hbf.Offenbachvom palast zum problem – 1873 bis 2012 von dorothea Held, Haus der Stadtgeschichte

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stehe und Hessen-darmstadt seine Anteile an der Strecke an preußen abgebe. diese Offerte habe die großherzogliche regierung abgelehnt. das „Offen-bacher Eisenbahn-comité“ protestierte heftig gegen diese Entscheidung, so heißt es: „Nochmals, - auf Ihr Bürger Offenbachs! Setzt alle legalen Mittel in Bewe-gung, auf dass uns diese letzte Hoffnung, durch eine bessere Eisenbahnverbindung unsere Stadt vor dem Verfalle zu bewahren, nicht auch noch zu Schanden werde!“

die Offenbacher hatten mit ihren Forderungen Erfolg, der Anschluss an die bahnlinie von Frankfurt nach bebra wurde genehmigt. Nun begann eine heftige diskussion über die Streckenführung. im gespräch waren eine Verlängerung der lokalbahn vom lokal-bahnhof am main entlang bis nach mühlheim oder eine neue Strecke, die die Stadt im Süden in weitem bogen umgehen und durch die Felder führen sollte. den Ausschlag gaben schließlich finanzielle gründe: der Erwerb von grundstücken am main wäre deutlich teurer gewesen als der grunderwerb bei einer südli-chen Streckenführung. 1870 beschloss der gemeinde-rat die baumaßnahme, seit 1871 wurde gebaut und am 15. November 1873 konnte die neue bahnlinie in betrieb genommen werden. Auch der neue bahnhof wurde an diesem tag feierlich eingeweiht.

dieser „bebraer bahnhof“, der erst ab 1907 Haupt-bahnhof genannt wurde, stand in der Verlängerung der Kaiserstraße, die damals nur bis Höhe geleits-straße bebaut war. Stationsbaumeister müller hatte neben den betriebseinrichtungen dort auch Wohnun-gen für bahnbedienstete eingeplant. der zunächst in der freien landschaft riesig wirkende bahnhof wurde in den folgenden jahrzehnten zunehmend umbaut. die in der umgebung stehenden viergeschossigen

1873 1920

musste die Stadt Offenbach abwarten, ob sich das großherzogtum Hessen-darmstadt mit der Freien Stadt Frankfurt einigen konnte. problematisch für die Offenbacher war hierbei, dass die hessische landes-regierung weder Willens noch kapitalstark genug war, um für die Stadt mehr als das unbedingt Notwendige zu unternehmen. Schließlich konnten sich Hessen-darmstadt und Frankfurt auf eine lokale bahnverbin-dung einigen. Obwohl die – später „lokalbahn“ ge-nannte – bahnstrecke schon fertig gebaut war, wurde sie zunächst nicht eröffnet, da es offenbar immer noch ungeklärte Fragen gab. Aufgrund des druckes der bevölkerung fanden ab märz 1848 regelmäßige Fahrten statt, und am 16. April 1848 wurde die Stre-cke offiziell eröffnet. der Offenbacher lokalbahnhof war die Endstation und befand sich zwischen Kaiser-, bahnhofs- und domstraße. Schwerpunkt war der personenverkehr, doch es wurden auch güter trans-portiert. durch das aufwändige umladen in Frankfurt war diese möglichkeit allerdings für Offenbacher in-dustrielle nicht sehr attraktiv. Viele mussten weiter mainschifffahrt und Fuhrverkehr nutzen.

"Nochmals, auf ihr bürger Offenbachs…"

daher entstand in der Stadt ein großes Engagement, an überregionale bahnstrecken wie die geplante bahnlinie Frankfurt – Fulda – bebra und die Oden-waldbahn angeschlossen zu werden, doch die Staats-regierung Hessen-darmstadts ging darauf lange nicht ein. das von August Kugler und Emil pirazzi angeführ-te „Offenbacher Eisenbahn-comité“ veröffentlichte am 13. januar 1868 im Offenbacher intelligenzblatt ei-nen Aufruf: darin wird geschildert, dass preußen (zu dem Frankfurt seit 1866 gehörte) angeboten habe, die bahnlinie von Hanau nach Frankfurt zu bauen, wenn die bahn dann unter preußischer Verwaltung

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Wohnhäuser ließen ihn deutlich kleiner und unbe-deutender erscheinen.

im späten 19. jahrhundert konnten die Offenbacher Verkehrsanbindungen weiter ergänzt werden: 1884 fuhr eine elektrische Straßenbahn, die erste öffent-liche in deutschland überhaupt, von der Alten brü-cke in Frankfurt bis zum Offenbacher mathildenplatz. 1896 eröffnete die sogenannte rodgaubahn, die über bieber nach Ober-roden führte. in Offenbach wurde eine provisorische Haltestelle in der Nähe des heutigen bahnhofs Offenbach Ost angelegt.

das rasante Anwachsen der Offenbacher bevölke-rung führte dazu, dass ab den 1890er jahren neue baugebiete (für industrie und Wohnungsbau) haupt-sächlich südlich der bahntrasse entstanden. die die Stadt nun zerteilende bahnstrecke mit ihren wenigen bahnübergängen wurde zunehmend als Hindernis für die Entwicklung der Stadt angesehen. Es gab Zäh-lungen: so passierten zum beispiel am 7. dezember 1898 genau 10873 personen den bahnübergang an der Waldstraße. lange Wartezeiten waren vorpro-grammiert. Erschwerend kam hinzu, dass sich die güterabfertigung an der südlichen Seite des bahn-hofs befand, weshalb alle Waren erst einmal die bahnlinie passieren mussten. in der Stadt wurden zwei lösungsvorschläge diskutiert: die Höherlegung der vorhandenen trasse oder eine Neuplanung der bahntrasse stadtauswärts nach Süden.

die viele pendler zum Arbeiten in die Stadt kamen, wäre ein außerhalb der Stadt gelegener bahnhof un-günstig gewesen. Hinzu kamen finanzielle gründe, so dass sich die Stadtoberen 1911/12 für die Höherle-gung der trasse entschieden. Nun begann eine lange

diskussion, was mit dem bahnhof geschehen sollte. Sollte der alte bahnhof umgebaut werden oder ein Neubau an gleicher Stelle entstehen? bis 1914 stand außer Frage, dass ein neuer und größerer personen-bahnhof gebaut werden sollte. doch durch den Ers-ten Weltkrieg und die inflation mussten alle pläne zunächst einmal auf Eis gelegt werden. Nach dem Krieg lagen pläne der reichsbahnverwaltung vor, au-ßerdem hatte prof. Hugo Eberhard einen Alternativ-entwurf für einen Neubau angefertigt.

Kunst und Kosten

Schließlich entschied man sich – wiederum aus Kos-tengründen – für einen abschnittsweisen umbau des gebäudes, der von 1923 bis 1927 durch die reichs-bahnverwaltung durchgeführt wurde. Als verantwort-licher Architekt wird in der damaligen presse regie-rungsbaurat Franz Schenck aus Frankfurt genannt. der Außenbau wurde mit rotem Sandstein und grünem Kunstputz versehen. Ein neu eingerichteter Wartesaal mit bahnhofsrestaurant war mit Wandmalereien nach einem Entwurf von prof. richard throll verziert. diese malereien verschwanden vermutlich recht schnell wie-der, als sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entspra-chen. Andere Elemente der 1920er jahre sind erhalten geblieben: der brunnen zwischen gleis 1 und 2 mit einem relief des bildhauers bruno Schäfer, der Hand-lauf an der treppe zum bahnsteig, die Ornamente am Hauptportal oder der Kachelsockel.

im Zusammenhang mit der Höherlegung der bahn wurde auch der güterbahnhof in den Osten der Stadt verlegt (damals gemarkung der gemeinde bürgel). die Züge der rodgaubahn endeten ab 1927 nicht mehr in dem provisorischen bahnhof im Osten der Stadt, sondern auch im Hauptbahnhof.

Häufig kritisiert wurde die lage des bahnhofs mit seiner engen umgebungsbebauung. So gab es 1937 umbaupläne, die einen Abriss der bebauung an der bismarckstraße vorsahen, um den bahnhofsvorplatz zu erweitern. diese planungen wurden aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht ausgeführt. Erst durch die Anlage des busbahnhofs im jahr 1984 und eine ge-änderte Verkehrsführung verschwand das Vorplatz-projekt aus den debatten.

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letzte Sanierung: 1997

in der zweiten Hälfte des 20. jahrhunderts veränder-te sich der bahnhof wenig. 1955 erhielt er ein neu-es Stellwerk, das „modernste Stellwerk der Welt“, wie die Offenbach post stolz berichtete. 1973 wurde das bahnhofsgebäude saniert: der historische dun-kelgrüne Anstrich, der Offenbacher traditionen ent-sprach, wich hellen gelbtönen. 1997 ließ die bahn die Schalterhalle renovieren.

mit dem bau der S-bahn 1995 wurde der Offenba-cher Hauptbahnhof weitgehend vom Nahverkehr von und nach Frankfurt abgeschnitten. Seit 2000 dient der bahnhof auch nicht mehr als Halt für icE-Züge. in den letzten jahren gab es immer wieder diskus-sionen, ob der Hauptbahnhof nicht an das östliche Ende der Stadt (Offenbach Ost) verlegt werden sol-le, um ihn an das S-bahn-Netz anzuschließen. doch diesen Überlegungen erteilte die bahn aus Kosten-gründen eine Absage. der Hauptbahnhof verliert zunehmend an bedeutung, der Schalter für den Fahrkartenverkauf ist seit 2010 geschlossen und die bahn investiert heute kaum noch in den Offenbacher Hauptbahnhof. das gibt raum für diskussionen…

Zum Weiterlesen:

Michael Hofmann: Offenbach. Die Eisenbahn in Offen-

bach und im Rodgau, Hövelhof 2004.

Winfried B. Sahm und Christina Uslular-Thiele (Hrsgg.):

Offenbach. Was für eine Stadt, Hanau 2004, S. 174-179.

(Fotos Seite 16 und 17 © Haus der Stadtgeschichte),Seite 18 © P. Baumgardt)

Offenbacher City-Lauf 2012 powered by Rosbacher

19. Mai ab 16.30Start/Ziel: amAliceplatz /KoMMSchülerläufe: 1,5 kmLaufstrecke für Jedermann: 5 kmHalbmarathon: 21 kmDer offenbacher City-Lauf 2012 powered by Rosbacher ist Bestandteil der 5. Main-Kinzig Challenge, der 1. Co

2-neutralen

Laufserie Deutschlands.(www.mkk-event.de)

Veranstalter: Stadt offenbach SportamtInfo: Tel. 069/ 8065–2234E-Mail: [email protected]

Atelier für BAlAnce und leBenskrAft

HatHa Yoga – vinYasa Yoga – asHtanga Yoga – pre- und postnatal YogabusinessYoga – luncHtimeYoga – gentleYoga – meditation – worksHops

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Wie wird man eigentlich zu einem "Kulturdenk-mal" erklärt. Früher dachte ich immer, dass Kultur-denkmäler gepflegt würden. Die Heiligkeit, die diese zum Kulturdenkmal erhobenen Bauten mit sich trugen, überdauerten die Zeit und jede feinste Ent-wicklung der Menschheit, dachte ich? Ein Kulturdenk-mal sollte ein Zeugnis darstellen? Ein Zeugnis stolzer menschlicher Geschichte, Kultur und Entwicklung? Ein Zeugnis, an dessen Erhaltung ein reges öffent-liches Interesse besteht? Diese Erhaltung müsse sogar nach der Haager Konvention bei bewaffneten Konflikten geschützt werden, so dachte ich? -*-

Der Offenbacher bahnhof: Fürchterlich unsicher in seiner Reglosigkeit. Fast taub blickt er hinab in die lange Kaiserstraße. Jener Name der Straße, die ihn, den Offenbacher Bahnhof erst gebar – der Kaiser. Ursprünglich sollte es ein Übergangsbahnhof zwi-schen Frankfurt und Bebra sein. Ein Bauherr aus dem Lager der Frankfurter Königshoh-heit nahm sich zu Zeiten die Ehre, in Offenbach etwas zu errichten, was sich später einmal „Der Hauptbahn-hof“ nennen sollte. Erschaffen aus Frankfurter Hand. Was will man da als Offenbacher noch erwarten.

Und auch heute ist es nicht anders. Das Zeichen und das Logo der Bahn auf allen sichtbaren Ecken und Seiten des Gebäudes provokativ dargestellt – was soll ich heute davon noch halten. Abgründige Zerstö-rung lauert hinter ihm. Und seine Bedeutung verfällt schneller als seine Mauern.

endstationoffenbachhauptbahnhof von güngör bayrak

Versunken in die Bedeutungslosigkeit ist nun der Bahnhof an der Bismarckstraße. An die Mauern des einst prachtvollen Empfangsgebäudes pinkeln heute bedürftige Obdachlose. Da hilft der „Vogelbrunnen“ des damaligen Bildhauer, Designer und Hochschul-lehrers Bruno Otto Schäfer aus Frankfurt auch nichts mehr. Der Gestank erstickt schon beim Eingang in das Gebäude einem den Atem.

Zerstörung lauert hinter ihm – dem Offenbacher Hauptbahnhof. Eine Zerstörungsflut, die ihn bald einholen wird. Selbst sein Denkmalschutz als aner-kanntes Kulturdenkmal wird ihn davor nicht retten. Abgründig, wie er in die Bedeutungslosigkeit verfällt – der Offenbacher Hauptbahnhof.

Selbst die letzten Bahnschalter sind von der Deut-schen Bahn geschlossen worden. Ein trauriges Pflaster eben. Kein Service, Sperrgitter und Schilder mit der Aufschrift „Wegen Umbau geschlossen“. Der einzig dumpfe Ton tiefen Grauens steigt hier auf. Fast schleichend dringt die Bedeutungslosigkeit in die Gleise herab. Und auch an seinem inneren Charme hat sich vieles geändert. Aus der ehemaligen Serviceoase ist nichts weiter als das langweilige Echo einer pracht-vollen Vergangenheit übrig geblieben. Ein dumpfes, schwarzes Loch inmitten einer quälenden Leere.

Dieses einst im Stile der Neurenaissance erbaute prunkstück. Wo sind sie geblieben, die sich an seiner Macht erfreuten? Wo sind die Königlichen Ho-heiten, die sich dem Glanz des Empfangsgebäudes bedienten? Wo ist sie geblieben, die hoch gelobte „konservativ-traditionalistische Ausstrahlung“? Nichts von dem ist mehr übrig. Nichts mehr, als ein Geruch an geschmeidigem Urin. Und zwei Straßen-namen, die hier aufeinanderstoßen; mit den Namen großer Machthaber: Bismarck und Kaiser.

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endstationoffenbachhauptbahnhof von güngör bayrak

Hunderte male mit dem „105er“ bin ich an diesem Gebäude vorbeigefahren. Und noch mehr mit dem Auto genau gegenüber in der Kaiserstraße an der roten Ampel gestanden. Mehrmals die Woche von der Schule bis zum Busbahnhof gelaufen. Und immer wieder an diesem unauffälligen Gebäude vorbeige-gangen. Nie hat die Tristesse seiner Mauern mich aufgeregt. Die Uhr auf der Höhe seiner gelblich verschmutzten Wände schien stehengeblieben zu sein. Kein Vergleich zu den Uhren in den meisten Schaufenstern der modernen Läden und Gebäuden, die uns zum Einkaufen zwingen, weil die Zeit uns angeblich „davonjagt“. Ja, man könnte fast meinen, dass hier am Bahnhof selbst die Zeit stehengeblie-ben sei. Während sich das Logo der Deutschen Bahn so selbstbewusst hervor tut, verlangsamt das Emp-fangsgebäude des Bahnhofs den Fortlauf der Zeit. -*-

Und erneut blicke ich nach Jahren verschollener Un-zuverlässigkeit. Noch einmal schaue ich auf die Uhr und erkenne, dass sich hier die Zeit und der Raum zu einer bedeutenden Geschichte zusammenfinden. Weder der Kaiser noch sein komischer Bauherr und schon gar nicht irgendwelche Machtbesessene, kranke Entscheidungsträger, die irgendwelche Bau-ten quasi so, ohne Interesse und einfach belanglos zu Kulturdenkmälern erklären; nichts und niemand interessiert mich in diesem Augenblick, während ich die Augen schließe und der Ansage für die Einfahrt der Bahn schweigsam zuhöre. „Endstation Offenbach Hauptbahnhof“!

Januar 2012

Aus dem Kiosk am Eingang der Empfangshalle ist lediglich der penetrant klebrige Uringeruch zu ver-nehmen. Weder Zigaretten, noch warme Snacks, die gewohnheitsmäßig hier verkauft werden. Und diese kahlen Säulen und Wände, die einen verängstigt an-blicken. Hier und da ein paar nachdenkliche Augen, die aussehen wie die eckigen Fenster des Bahnhofs. Das war es aber auch an Anzahl der Menschen. Beim traurigen Anblick seiner Fassade erkennt man schnell die restlichen Tage seiner Macht. Das Zeichen präch-tiger Schönheit ist ihm im Laufe der Jahre sicherlich vergangen. Welch schreckliche Fragen des Gewissens sieht man ihm nun an seiner Fassade an! -*-

Der menschliche Entschluss, den Bahnhof hässlich und schlecht zu finden hat den Bahnhof hässlich und schlecht gemacht. Doch ein wenig Mut zur Besse-rung, ein wenig mehr Liebe zur eigenen Identität, würde das Empfinden deutlich verbessern und die Schönheit ins Herz bringen. Doch heutzutage sind Menschen, die sich dem Mut der Kultur bedienen und der Liebe zur eigenen Identität sich bekennen, unbedeutend. Hingegen sind Zahlen wichtiger; Profit und Zahlen. Der Hauptbahnhof bringt nichts ein. Der geschichtliche Hintergrund eher ein lästiges Unter-fangen. Kein mutiger Aufschrei, kein liebendes Herz ist an der Entscheidung des Bahnhofs beteiligt.Mögen sie den Bahnhof sehen wie sie wollen.

Ich habe den Bahnhof seit Anbeginn meiner Augen-blicke, Stunden und Kindertage in Offenbach nie schöner erlebt, wie ich es jetzt tue. Es ist ein inneres Erlebnis. Das Bild und die Erinnerungen erheben die-ses Gebäude für mich nicht nur zu einem Denkmal, sondern machen es zu einer lebenden Legende. Ich habe keinen Grund für die Schönheit des Bahnhofs. Fortan entscheidet kein Grund mehr über die Schön-heit des Bahnhofs, sondern fortan entscheidet mein Geschmack. Es ist die Schönheit der Erinnerungen, was den Bahnhof mir schmackhaft macht. Und nicht der Grund, dass hier gestern kaiserliche Bauherren standen, und heute die Spekulanten aus der Ma-nagement Abteilung der Deutschen Bahn.

Foto: © schmidtbild

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In den Hinterhöfen Offenbachs kann man immer wie-der überraschende Entdeckungen machen. So ist es auch in der Kaiserstraße unweit des Hauptbahnhofs.

im rückgebäude der Nr. 9 mit seinen über 100 jahre alten backsteinmauern arbeiten die designer des bü-ros TYPOSITION. an Entwürfen für Kunden. »galerie« steht an der Eingangstür, und in der tat sind die räu-me mehr als das büro einer Agentur. im vorderen teil des hellen Souterrains haben sich die beiden inhaber tanja Huckenbeck und peter reichard einen traum verwirklicht – oder zumindest damit angefangen.

Hier verbinden sie grafikdesign mit anderen dingen: Wein, Whisky und buchstabenobjekten. "Ganz tren-nen lässt sich das ohnehin nicht", erklärt reichard mit einem Augenzwinkern. und so wird bei den Weinen von jungen Winzertalen-ten aus deutschland und aus Südfrankreich nicht nur Wert auf guten geschmack und interessante tropfen

jenseits des mainstreams gelegt, sondern auch auf gutaussehende Etiketten. die »männermischung« zum beispiel schmückt humorvoll eine illustration eines aufgemotzten Autos, und auf dem rosé des Weinguts metzger steht nicht nur fett »piNK«, son-dern auch die teilstücke eines Schweins sind dort aufgezeichnet.

durch sein interesse an Wein und Whisky gründete peter reichard im letzten jahr »die genussverstärker«, das Flaschenangebot ergänzt er durch regelmäßige Verkostungen, bei denen die gäste unter fachkundi-ger Anleitung Weine und Whiskys probieren können. Zudem erfährt reichard bei seinen Fahrten zu den Winzern oder zu verschiedenen distillerien oft inte-ressante geschichten, die er gerne an seine gäste weitergibt. "So erhalten sie nicht nur Hintergrundinfor-mationen zu den Produkten, sondern können auch et-was erzählen, wenn sie eine Flasche verschenken oder Gäste haben."

einweinmitbellotüpo & genussverstärker

TYPoSITIoN.Botschaft für Typografie und Gestaltung

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tanja Huckenbeck dagegen zieht es mehr in rich-tung produktdesign. die gelernte Schriftsetzerin hat ihre Ausbildung noch im bleisatz begonnen und so die Erfahrung gemacht, buchstaben als Objekte in der Hand halten zu können.Als sie 2010 ihre Zweitfirma »tüpo« gründete, kam sie auf diesen gedanken zurück. "tüpo bezieht sich auf Typografie, also die Anwendung von Schrift", erklärt sie. ihre produktpalette umfasst dinge wie Schlüsse-lanhänger und taschen aus Wollfilz, Kissen, lesezei-chen oder auch grußkarten in buchstabenform oder mit buchstaben. Eine der dafür verwendeten Schriften heißt »bello« und kommt aus den Niederlanden.

"Ich bin immer wieder erstaunt, welchen starken Be-zug Menschen zu Buchstaben haben und wie sehr sie sich persönlich damit identifizieren", erzählt tanja Hu-ckenbeck. Kunden kaufen ihre produkte als geschenk oder auch für sich selbst, um etwas persönliches zu haben.

Hergestellt werden fast alle buchstabenobjekte in der kleinen Werkstatt im hinteren raum des büros, das meiste individuell auf Anfrage. das Angebot wird erweitert, aber die Entwicklung nimmt Zeit in Anspruch: schließlich gibt es von Anfang an 26 Va-rianten.

die großen büroräume sind für beide ideal, um so-wohl die berufliche Arbeit verlässlich weiterführen als auch sich ihren weiteren interessen widmen zu können. "Da ist schon viel Leidenschaft dabei", gibt reichard gerne zu, denn leben könnten beide noch nicht von ihren Nebenprojekten. "Unser Hauptge-schäft läuft so gut, dass wir es uns leisten können, Dinge zu verwirklichen, bei denen man erstmal inves-tieren muss", betont Huckenbeck.

Geöffnet ist immer donnerstags und freitags von 15.00 bis 19.30 Uhr, und natürlich zu Verkostungen sowie nach Absprache.

TYPOSITION botschaft für typografie und gestaltung Kaiserstraße 9 • 63065 Offenbach am main www.tuepo.de | www.die-genussverstaerker.de

TYPoSITIoN.Botschaft für Typografie und Gestaltung

Fotos: © TYPOSITION

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Offen gestanden hat keiner besonders darüber nach-gedacht, als 2005 räume ausgerechnet im bahnhof angemietet wurden. Keiner wollte gleise erobern und niemand suchte Anschluss an die große Welt. Es war einfach eine gelegenheit, die die Organisato-rin einer Selbsthilfegruppe ausfindig gemacht hatte. bislang traf man sich in diensträumen von lebens-räume, war aber schon geraume Zeit auf der Suche nach einem eigenen domizil. da kam das Angebot der deutschen bahn gerade recht, "leer stehende büroräume zu vermieten". Zentrale lage und wenig öffentlich, weder anspruchsvoll noch teuer, und ja doch irgendwie ein reizvolles Ambiente.

Selbsthilfe von menschen, die einmal psychisch krank waren oder es noch sind, ist ein schwieriges unterfan-gen. Schließlich ist gerade das „Selbst“ gesundheit-lich beeinträchtigt und jemand kann sich womöglich nur mäßig ausgerechnet damit helfen, worunter er leidet. Oder geht das doch? denn ärzte und thera-peuten können patienten behandeln, gesund werden müssen sie schließlich selbst. das ist bei körperlichen Störungen so und nicht anders auch bei seelischen. Für psychosoziale tücken des lebens gilt das noch viel mehr, also immer, wenn die liebe umwelt und mitwelt ins eigene hineinspielt. man kann jemandem helfen, seine Obliegenheiten zu regeln und zu erfül-len, letzten Endes muss aber ein jeder selbst mit seiner lebensführung, mit den Alltagsanforderungen und beziehungsangelegenheiten zurechtkommen.

Nach allem, was man weiß, ist es bei psychiatrischen Erkrankungen und psychosozialen beeinträchtigun-gen tatsächlich vorteilhaft, die dinge selbst in die Hand zu nehmen. Soweit es eben geht. Schließlich fehlt ja gerade der schwächelnden Seele oft die idee oder Kraft, das Nötige zu tun, überhaupt etwas zu tun. manchmal mangelt es an Einsicht und Willen.

man hört gute ratschläge, nur schaffen die noch lan-ge keine innere Ordnung und Übersicht. die psyche hat viele Facetten und reguliert sich selbst. da ist es schwierig, sich am sprichwörtlichen Schopf selbst aus dem Sumpf zu ziehen, mit begleitung und in einer gruppe geht es leichter.

in einer bundesweiten bewegung haben sich in den 90er jahren psychiatrie-Erfahrene, wie sie sich selbst nennen, zusammengeschlossen (www.psychiatrie.de). Es ist nicht unbedingt eine gegenbewegung zur of-fiziellen, medizinisch therapeutischen psychiatrie, aber man setzt sich durchaus kritisch mit psychi-schen Erkrankungen und behandlungsmöglichkei-ten, mit belastungen der gemeinschaft und gesell-schaft und deren Hilfen auseinander. depression und „irresein“ (Schizophrenie), persönlichkeitsstörungen, Abhängig-keits- und andere psychische Erkrankungen sind verbreitet und es kann jeden treffen, trotzdem gibt es viel unwissen und reichlich Vorurteile. psychi-atrie-Erfahrene wollen nicht Symptomträger und nicht Sonderlinge oder menschen sein, um die man besser einen bogen macht. Sie haben ihre gedanken und gefühle wie jeder andere auch, wollen angenommen und akzeptiert sein, sich entfalten können und dabei sein. Selbst wenn man eben anders ist als andere.

in der Selbsthilfegruppe im bahnhof werden erst einmal kleine brötchen gebacken. Hier treffen sich psychiatrie-Erfahrene unter dem Namen „lebbe gehd waider“. das war der mundartgerechte Ausspruch ei-nes glücklosen trainers von Eintracht Frankfurt, dra-goslav Stepanovic, für den er nach dem Abstieg aus der bundesliga 1995/1996 zumindest lokal berühmt wurde. der mann mit der markanten Sprache wirkte übrigens auch einmal als trainer der Kickers Offen-bach, immerhin für einen monat im jahr 2000. ja, man kann manchmal enttäuscht sein, dass es nicht

"lebbegehdwaider"im bahnhof Offenbach von Klaus-dieter liedke, Stiftung lEbENSräumE Offenbach

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ten sich alle an eine reduzierte lebensführung und schlimmstenfalls landete der patient auf der lang-zeitstation. gesund werden war schwer, oft wurde mehr angerichtet als gut gemacht. in den 80er jah-ren löste man die langzeitstationen auf. Heute gibt es eine Klinik für psychiatrie und psychotherapie am Ort, genug Fachärzte und psychotherapeuten, bera-tungsstellen und begleitende dienste, Wohn- und tageseinrichtungen, Werkstätten, beschäftigungsfir-men. und eben Selbsthilfegruppen.

Lebbe gehd waider trifft sich mittwochs, von 17.30 bis 21.00 uhr. jeder kann in die bismarckstr. 146 in den ersten Stock kommen, den Eingang sieht man auf dem Foto. infos unter tel. 830091-0 oder per mail an [email protected].

Was wird gemacht? Erst einmal geht es um offenen Erfahrungsaustausch, um Zusammengehörigkeit mit Seinesgleichen. man plaudert, trinkt Kaffee oder tee, erhält tipps und ratschläge, trifft Verabredungen. man ist unter sich, manchmal zusammen mit einem Sozialarbeiter. im gruppenraum wird musik gemacht und Feste werden gefeiert. dazu gibt es wechseln-de Angebote, aktuell einen talentschuppen. letztes jahr gab es „Kochen für männer“ und „Fein raus“, Vorbereitung und besuch öffentlicher Veranstaltun-gen. das aktuelle programm sieht man unter www.lebsite.de.

besser lief, aber okay, man muss es nehmen wie es kommt, und ein bisschen Hoffnung sollte es immer geben. mit dem kränkelnden Fußball ist es wie mit der Seele, die psychiatrie Selbsthilfe hat einen schö-nen Namen ausgesucht.

lEbENSräumE unterstützt das Engagement dieser Selbsthilfe, bezahlt die miete und kümmert sich so-weit das nötig ist um die Organisation. 1981 als „Of-fenbacher Verein zur Förderung seelisch behinderter“ gegründet, ist lEbENSräumE heute eine gemeinnüt-zige Stiftung, politisch ungebunden und weltanschau-lich neutral. Ziel ist eine zeitgemäße psychiatrisch psy-chosoziale Versorgung in Offenbach und umgebung, damit betroffene bürger trotz Erkrankung und mit beeinträchtigungen zuhause in der Heimatgemeinde leben können. Wer psychisch erkrankt ist oder damit zusammenhängende beeinträchtigungen bewältigen muss, braucht manchmal professionelle betreuung und die gibt es in verschiedenen Einrichtungen (www.lebsite.de). lEbENSräumE ist immer die Einbindung in das gemeinwesen wichtig, wirbt um Verständnis und sucht das Engagement von bürgern, die beteili-gung von Angehörigen und menschen, die psychiatrie erleben und erlebt haben.

Vor der psychiatrie-reform gab es für die Offenbacher das entfernt gelegene landeskrankenhaus in „god-delau“ (Stadtteil von riedstadt im landkreis groß-gerau). Eine Folge dieser längst veralteten Versor-gungspolitik war die legendäre drehtürpsychiatrie: Zuhause mit den Alltagsmühen überfordert, waren betroffene im Krankenhaus oft völlig überbehütet. Es ging einige male hin und her, schließlich gewöhn-

Fotos: Stiftung leBeNSräume Offenbach

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behindertenrechtskonvention der uN:"inklusion" für menschen mit beeinträchtigung

Für menschen mit beeinträchtigung hat die uN (uni-ted Nations) eine behindertenrechtskonvention ver-abschiedet, auch die bundesrepublik deutschland hat unterschrieben. darin wird verlangt, benachteiligte menschen erst gar nicht irgendwo und irgendwie aus-zugrenzen, und wenn es in bester Absicht geschieht, sondern von vornherein für deren „inklusion“ zu sor-gen. rechtliche regeln und menschlicher umgang, Orte und Zugänglichkeit sollen so gestaltet sein, dass jeder und alle miteinander gut leben können. Solche Weltforderungen sind immer etwas schwierig, man-ches scheint arg idealistisch und überhöht. Aber das eigentliche Ziel ist nur zu unterstützen.

Nach diesem kleinen Ausflug in die psychiatrie und große Welt ist noch einmal auf den bahnhof zurück-zukommen. Zu den räumen ist lEbENSräumE eher zufällig gekommen, das mindert nicht den charme des Standortes. Er ist im rechten maße weltläufig und provinziell, original so nur in der Heimatstadt Offenbach zu haben. Etwas Wärme und optisch kul-turelle pflege würden guttun und vielleicht lässt sich ja irgendwann mehr aus dem bahnhof machen. Er ist und bleibt ein Ort kommunaler identität, Symbol der begegnung so verschiedener menschen und schlicht ein großzügiges gebäude. da gibt es viele möglich-keiten der Nutzung, selbst wenn hier eines tages keine Züge mehr halten. die Selbsthilfe psychiatrie fühlt sich dort wohl, wir wünschen dem bahnhof das beste.

Box

club

Nor

dend

Offenbach

Boxen im BC Nordend

Training für Jugendliche 12 - 18 Jahre

Mo. + Do. 17.00 – 19.00 Uhr (kostenlos)

Offenes Training für jederman/-frau

Hobbyboxer Erwachsenentraining

Mo. + Do. 19.00 – 21.00 Uhr

Info: Bernd Hackfort: 01787803503 • [email protected] Nordend Offenbach e.V., Im Hafen 19

www.boxclub-nordend-offenbach.de

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m u t & l i E b E t H E m A

Auf der Suche nach einem Exponat zum Offen-bacher Hauptbahnhof in den beständen des Stadtarchivs stieß ich auf einen Zugfahrplan. Er wurde am 30. November 1873 in der Offenbacher Zeitung abgedruckt und war der erste Fahrplan für die neue bahnstrecke Frankfurt – Offenbach – bebra, die am 15. November 1873 in betrieb genom-men wurde. Am gleichen tag wurde auch der neue bahnhof seiner bestimmung übergeben. der Fahrplan nennt alle Haltestellen auf der Strecke von Frankfurt nach bebra. Heute verkehrt auf dieser Strecke kein durchgehender Zug mehr, man muss bei der reise mit dem Nahverkehr am Frankfurter Hauptbahnhof und in Fulda umsteigen. die Fahrzeit hat sich, wählt man die Züge des Nahverkehrs, trotzdem mehr als halbiert: benötigte 1873 der erste personenzug, der morgens um 5.30 uhr in Frankfurt am Westbahnhof abfuhr, fast 5 Stunden nach bebra, ist die gleiche Strecke heute in 2 Stunden und 46 minuten überwindbar.

Neben dem neuen Fahrplan veröffentlichte die König-liche Eisenbahndirektion aus Kassel regelmäßig klei-nere Hinweise in der Offenbacher Zeitung. mal ging es um den güterverkehr, mal um die Fahrpreise. Für die leser der Offenbacher Zeitung waren die Ankündi-gungen der Eisenbahndirektion leicht an der kleinen, schwarzen, dampfenden lokomotive mit dem ange-hängten Wagen zu erkennen. Heute würde man das Erkennungszeichen der Eisenbahndirektion „logo“ nennen.

Für viele menschen aus Stadt und Kreis Offenbach bedeutete der neue bahnhof eine Verbesserung ih-rer mobilität auf dem Weg zur Arbeit. im jahr 1910 passierten täglich 200 Züge den neuen Haltepunkt, durchschnittlich 6780 personen stiegen am bahnhof ein, um und aus. der neue bahnhof war nicht nur für die personenbeförderung vorgesehen, sondern auch für den transport von gütern. Am 14. November 1873 gab bahninspektor Klöpper in der Offenbacher Zeitung bekannt, dass ab dem 15. November der gü-terverkehr ebenfalls am neuen bahnhof abgewickelt werden würde. der Offenbacher Spediteur johann günther bot deshalb in einer Anzeige seine diens-te an: „…daß ich mit der Eröffnung der neuen bahn täglich rollfuhrwerke nach und von dem neuen bahn-hofe hier gehen lasse. Zu diesem Zwecke wird mein Fuhrwerk Vor- und Nachmittags bei den betreffenden Häusern vorfahren, um die güter abzuholen.“

War der Offenbacher bahnhof, der erst 1907 den Na-men „Offenbacher Hauptbahnhof“ erhielt, zu Ende des 19. und am Anfang des 20. jahrhunderts ein wich-tiger Verkehrsknotenpunkt der Stadt, ist er heute zu-gunsten der S-bahn-Station „Offenbach marktplatz“ in den Hintergrund getreten.

fahrplan1873 von Anjali pujari, Stadtarchivarin

Training für Jugendliche 12 - 18 Jahre

Mo. + Do. 17.00 – 19.00 Uhr (kostenlos)

(Abbildungen: Haus der Stadtgeschichte)

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"besserlebeninoffenbach" von Sabine Süssmann, SOH

Foto

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obes

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"Besser leben in Offenbach" ist titel und programm einer gemeinsamen initiative der Stadtverwaltung Offenbach und der SOH (Stadtwerke Offenbach Hol-ding gmbH). Wilder müll in den Straßen, dreck und unansehnliche plätze u.v.m. …, seit 2006 gibt es zahlreiche projekte und Aktionen in den Stadtteilen, die gemeinsam mit den bewohnern diese probleme angehen. das Ziel "besser leben in Offenbach" ist in vielen Quartieren schon spürbare realität gewor-den.

in der nördlichen innenstadt zwischen main und ber-liner Straße verschwanden Schmierereien und wil-de plakatierungen am lilipark, die bepflanzung der Hermann-Steinhäuser Straße wurde aufgewertet und im Ostpol gibt es nun regelmäßige musikveranstal-tungen ("Kultur im Ostpol").

die bahnunterführungen in der südlichen innenstadt wurden gereinigt und teilweise neu gestaltet. beson-ders gut gelungen ist die unterführung Waldstraße.die ansprechende gestaltung wirkt positiv und die Neuverschmutzung hält sich in grenzen. in einem ge-meinsamen projekt von jugendkunstschule und Au-gust-bebel-Schule engagierten sich auch Schülerinnen und Schüler. mit selbstentworfen motiven bemalten sie den Fußgängertunnel an der Senefelderstraße.Weiter ging es im Nordend mit der umgestaltung des

goetheplatzes. das neue Stadtteilbüro dort ist jetzt wichtige Anlaufstelle und treffpunkt für die Anwohner. regelmäßige rundgänge in den Stadttteilen haben sich etabliert, damit Schmutz, müll und beschädigun-gen im öffentlichen raum gemeldet werden und so nicht über Hand nehmen.

Ein Highligt im "grünen" Stadtteil lauterborn war, ne-ben weiteren projekten, im Sommer 2010 das graffi-tiprojekt an der mauer hinter dem ringcenter. Aktuell ist "besser leben in Offenbach" im „Senefelder Quar-tier“, dem bereich südlich der bahntrasse aktiv. Hier, ist ein Schwerpunkt die Aufwertung von mauerflächen an der Hauptpost und dem bahndamm im bereich der marienstraße. Während die Arbeiten an der mauer der Hauptpost bereits im rahmen des Architektursom-mers abgeschlossen wurden, läuft die Verschönerung des bahndamms mit mosaiken noch bis ins Frühjahr 2012. Sie wurden von Schülerinnen und Schülern der August-bebel-Schule unter Anleitung eines designers der jugendkunstschule angebracht. Aber auch Anwoh-ner und interessierte bürger haben an einzelnen mo-saikarbeiten mitgearbeitet.

ganz bewusst wurde der Offenbacher Hauptbahnhof in dieses Aktionsgebiet einbezogen. das ehemalige Offenbacher „tor zur Welt“ schläft seit der Eröffnung der S-bahn-trasse einen dornröschenschlaf. Viele Of-

"besserlebeninoffenbach" von Sabine Süssmann, SOH

Fotos: © Besser leben in Offenbach

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fenbacher beobachten mit bedauern den Verfall des gebäudes, welches viele ältere bürger mit Fernweh und reisefieber in Verbindung bringen. da der Haupt-bahnhof auch für die bahn nicht mehr von besonderer bedeutung ist, hält sich diese hier auch mit inves-titionen zurück. dennoch liegt das gebäude zentral inmitten der Stadt und ist damit ein unübersehbares denkmal, welches auch eine Verbindung zwischen den Stadtteilen bildet.

Ein Anliegen des projektes „besser leben in Offen-bach“ ist es, den bahnhof wieder in das bewusstsein der Offenbacher zu bringen und sich für dessen sinn-volle Nutzung zu engagieren. Als eine erste maßnah-me für die optische Aufwertung des bahnhofs wurde der ehemalige biergarten saniert.

die räume der ehemaligen bäckerei in der Ein-gangshalle wurden angemietet, um im Sinne einer Zwischennutzung einen multifunktionalen raum zu schaffen. im ersten Schritt fanden hier 2011 Sprech-stunden der „Aktiven innenstadt“ und des projektes „besser leben in Offenbach“ statt. besondere Auf-merksamkeit genoss jedoch die von loimi brautmann im rahmen des Architektursommers initiierte lounge „achtzehn:52“.

Nach einem Wasserschaden Ende des jahres 2011 drohte dieses projekt zu scheitern. glücklicherweise kann es nun doch in 2012 fortgesetzt werden. ge-sucht werden hierfür immer noch interessante und engagierte projekte im künstlerischen-kreativen be-reich.

Back again!

ab 21. März jeden MittwochHbf. Alive! Lounge

Special: 15.-20.4. luminale

21.4.: Nacht der Museen

Infos:

achtzehn52.com

likeoffenbach.de

offenbach.de

Foto: © schmidtbild

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m u t & l i E b E E r Z ä H l E N

Jeden morgen, wenn ich Richtung Innenstadt fahre, richten sich meine Augen in meiner Lieblingskurve reflexartig nach rechts. Die Unterbrechung der Mauer lässt einen kurzen Blick auf den Main zu. „Mein Main“, tönt es aus meinem Mund. „Mein Main“ wiederholt meine Frau Corina leise, jedes Mal.

Erinnerungen werden wach. Geboren und aufgewach-sen bin ich in dieser Stadt. Doch mir war es immer zu eng. Ich wollte raus und weg. Dieses kleine Deutsch-land und dann auch noch in einem Seitenarm von Frankfurt. Alles völlig überbewertet. Die große Freiheit und vor allem dieses ersehnte Lebensgefühl würde sich hier wohl kaum einstellen. Ich war 15 Jahre alt und wusste, ich muss über den Teich. Trotz unbe-schwerter Kindheit, viel Liebe von meiner Mutter und intaktem sozialen Netzwerk richtete sich alles auf das „Fortgehen“. Im gleichen Lebensjahr hatte ich einen schweren Autounfall. Ca. 9 Monate Krankenhaus und 3 langwierige Operationen haben mir mein rechtes Bein erhalten.

Diese Zeit hat mich sehr geprägt und es folgten Jahre voller Dankbarkeit und hoher Motivation, ausgelöst durch den ständigen Vergleich mit dem Leid dass ich in der Klinik gesehen und an mir selbst erlebt habe. Schule konnte ich durch den langen Ausfall knicken. Brauchte ich auch nicht, denn mein Berufswunsch war klar: Maskenbildner, spezialisiert auf Special Effekts um mit Steven Spielberg in Amerika Filme zu machen. Punkt.

Naiv und übermotiviert begann ich meine Friseurleh-re. Mein Chef bot mir einen 7 jährigen VL-Sparplan an. Hab ich abgelehnt, denn in 3 Jahren bin ich ja weg. In dieser Zeit machte ich zum ersten Mal Ferien in den USA. Bei Bekannten in Michigan auf dem Acker. Die habe ich sofort als Vize-Eltern adoptiert und da war mir noch klarer, da will ich hin. Hier ist Platz, coole Autos und Mopeds, im Sommer warm, im Winter kalt, die Menschen meckern nicht, die machen. Ohne diese kritischen Quergedanken. Oder machen eben nix und das war auch OK.

offenbach–chicago hin und zurück von Pete Rose

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Nach meiner Gesellenprüfung bereitete ich meinen Abschied vor. Allerdings wusste mein Chef wohl was er an mir hat. Ich sollte doch noch Erfahrung sam-meln und Geld sparen, dann wären meine Chancen in den USA größer. Ich blieb. Viele Urlaube in den USA folgten, finanziert durch den Dispo meiner Bank, an dem ich jeweils ein ganzes Jahr zu knabbern hatte. Nach meiner Meisterprüfung drehte er mir mit ähnlichen Argumenten seinen Laden an. Noch mehr Erfahrung, noch mehr sparen. 20 Jahre jung und plei-te half er mir nicht uneigennützig, bei der Bank eine Finanzierung durchzudrücken. Heute undenkbar. Stolz wie Oscar war ich nun Ladenbesitzer mit dem festen Ziel: Sparen und lernen für USA. Nix wie raus aus dem engen Deutschland und einengenden Offen-bach. Obwohl mir mein Beruf und meine Kunden täglich so viel Freude bereiteten und ich mein Leben leidenschaftlich genoss, wollte ich weg. Nach sieben Jahren Selbstständigkeit und unzähligen Fehlern, die aufgrund meiner naiven Art und fehlender Vorberei-tung vorprogrammiert waren, ging ich nach Chicago. Alles improvisiert. Die Papiere noch nicht fertig, den Salon noch nicht verkauft, aber meine Wohnung gekündigt, Auto verscherbelt, die Kisten alle gepackt und das Strahlen im Gesicht.

Nach ein paar Wochen klang die Euphorie ab, was mich sehr irritierte. Ich wohnte in einer coolen Loft, hatte einen geilen Job, war als Friseurtrainer unter-wegs und arbeitete mit abgefahrenen Leuten. Alles war „great“, „awesome“ und „amazing.Die Menschen lächelten alle und waren so verdammt freundlich. Immer. Was vermisste ich bloß? Es war doch alles so, wie ich es mir gewünscht hatte?

Mir wurde langsam klar, dass ich Europäer bin und die ständige Sonnenbrille meiner Mentalität nicht entspricht. Bei den Versuchen in den USA Kritik anzu-bringen, mal zu meckern und Scheiße beim Namen zu nennen, mich kritisch zu Inhalten, Nachhaltigkeit und Qualität zu äußern, sprach ich gegen Wände. Angst, Ignoranz und noch mehr Naivität wie ich sie bei mir vorfand machten sich breit. Schließlich fühlte ich mich wie ein Schauspieler, der seine wahren Gedanken nicht Preis geben darf, ohne ignoriert oder zur Seite gestellt zu werden. Ich vermisste Ehrlich-keit, Aufrichtigkeit und echte Solidarität ohne Oppor-tunismus. Ich vermisste wahre Freundschaft. Die fand ich nur bei meinen Vize-Eltern auf dem Acker. Ich vermisste meinen Hasenkasten Offenbach.

Nachdem der von mir schlecht vorbereitete Papier-kram in den USA nicht verlängert wurde, und ich auch noch bei einer versuchten Wiedereinreise in die USA in einem Alu-Knast am Flughafen übernachten und nach 20 Stunden später wieder unfreiwillig zurückflog, war meine Entscheidung getroffen. Nach nicht mal 11 Monaten. Die zum Teil künstliche Welt war nix für mich und Steven hat sowieso nie zurück-gerufen, der Arsch.

Das bisschen Angst, dass ich von Geburt an hatte, war durch diese Erfahrung größtenteils verschwunden. Inspiriert von „great“ und „amazing“ eröffnete ich in bald in meiner Stadt einen größeren Salon. Mein Sa-lon, der unter den wachsamen Augen meiner Mutter die gesamte Zeit weiterlief, war mein Sprungbrett.

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Seitdem sind 14 Jahre vergangen, und ich habe nicht eine Sekunde bereut. Meine Kinder sind heute 11 und 13 Jahre alt, und das Reihenhäuschen wird irgend-wann abbezahlt sein. Die Jobs für die Friseurindustrie führen mich regelmäßig durch Deutschland, Europa und USA, aber ich genieße jedes Mal den Weg zurück nach Offenbach. Ich definiere heute wahre Freiheit damit, ehrlich, aufrichtig und auch kritisch sein zu können. Mich mit Menschen auszutauschen, die nicht meiner Meinung sein müssen, aber eine haben und diese auch vertreten. Gutes fördern und Scheiße beim Namen nennen. Selbst Hamburg, München, Berlin oder Köln sind keine Option für mich. Ich habe mein Offenbach lieben gelernt und fühle mich heute in keiner Weise beengt oder unfrei. Ganz im Gegen-teil. Hier habe ich meine wahre Freiheit gefunden und die Einsicht gewonnen, dass das Gras auf der anderen Seite nicht grüner ist.

Grün ist, was man grün macht. So halten wir die Fahne hoch und nehmen alle politischen, sozialen und auch wirtschaftlichen Herausforderungen gerne an. Fahren täglich in die Innenstadt und wissen, was wir daran haben. Wir genießen den Wilhelmsplatz mit seinem Wochenmarkt und der großen Auswahl an Gastronomie, die außergewöhnliche Kunst- und Musikszene, alte und neue Fachgeschäfte, das bunte Treiben in der zweiten Reihe, die vielen innovativen Arbeits- und Lebensarten und auch das Multi-Kulti mit seinen Sonnen- und Schattenseiten. Vor allem genießen und unterstützen wir die Menschen, die Offenbach zu dem gemacht haben, was es ist und die Menschen, die jetzt dafür sorgen, dass Offenbach auch das wird, was es sein kann.

Getreu nach dem Motto: „Wenn Du mit dem Finger auf jemanden zeigst, zeigen drei Finger zu Dir zu-rück“, halten wir unsere kleine Welt sauber und auf-recht. Und auch wenn wir hier manchmal meckern, konzentrieren wir uns auf wertvolles und genießen. Nachahmer erwünscht.

Mein Main, bleibt mein Main, jeden Morgen aufs neue.

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Kreativstadt Offenbach – ein Ziel Offenbacher politik, die Wandlung von der Arbeiter- zur dienstleistungs-stadt im kreativen bereich, wurde in der ludwigstra-ße 8 – 12 bereits real. Auf dem gelände einer ehemali-gen lederfabrik arbeiten heute international gefragte Agenturen.

Alfred pohlenz, mit dem AtEliEr pOHlENZ seit über 30 jahren in Offenbach vertreten, kaufte und sanierte im jahr 2000 das Fabrikgebäude und die ehemalige Fabrikantenvilla. die getrennten Häuser wurden durch eine schicke glasarchitektur zu einem interessanten Ensemble verbunden. modern und komfortabel, den-noch mit dem Flair gewachsener Orte, fanden sich bald mieter für die neuen produktionsflächen. der Vorbehalt gegen eine Offenbacher Adresse trat schnell in den Hintergrund, zumal, was durchaus wichtig ist, auf dem gelände genügend parkplätze für die Kunden zur Verfügung stehen.

kreativpoolludwigstraße

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Heute arbeiten hier im Agenturpool renomierte Firmen in nahezu allen designbereichen. Von Kommunika-tionsdesign, messeauftritten, produkt- und marken-design, digitaler Kommunikation, raumkonzepten bis zum Künstlermanagement reicht das Spektrum. und wichtig für Offenbach: eine ansehnliche Zahl von hochqualifizierten, zukunftsfähigen Arbeitsplätzen ist hier entstanden.

projekt "ludwig tagt"

Eine besondere inititative geht von ulrike pohlenz aus, die nach einem designstudium in Frankfurt die Agenturen AtEliEr pOHlENZ und HdW pArtNEr ihres Vaters weiterführt. "ludWig tAgt" ludwig ist Event, Ausstellung und laden. Seit September 2010 werden 2 – 3mal im jahr Ateliers in der ludwigstraße zum Schau- und Verkaufsraum für ausgefallene design-objekte. junge Kreative aus Offenbach präsentieren Handgemachtes, Schmuck, papeterie, genähtes. das Angebot kommt gut an, ca. 500 interessierte zählte die Veranstalterin beim letzten ludwig tag im dezem-ber, obwohl der termin nur persönlich und übers in-ternet weitergegeben wurde.

"Es gibt einen Bedarf in Offenbach für hochwertige, ausgefallen Produkte. Aber anders als z.B. in Berlin sind die Mieten auch für kleine Geschäftsräume in der Innenstadt so hoch, dass sich ein Laden leider nicht

kreativpoolludwigstraße

lohnt." (Ulrike Pohlenz) "Schade, bei den ganzen Leer-ständen und Billigläden wäre es sicher eine Bereiche-rung für Offenbach, wenn andere Angebote sichtbar präsentiert werden könnten."

den nächsten ludWig tAg im Atelier pohlenz gibt es bereits am 25. März (11.00 – 17.00 uhr, ludwigstr. 12). gelegenheit auch sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und die neuesten Kreationen zu sehen und zu kaufen. Infos unter www.ludwig-bolg.sitebob.de

ulrike pohlenz (r.) bietet mit ludWig tAgt ein Forum für Kreative in Offenbach in den bereichen textil, Schmuck, papeterie …Nächster ludWig tAgt: 25. März, 11.00 - 17.00 uhr, ludwigstraße 12

Fotos: © Atelier Pohlenz

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die neue Ethical Fairtrade Kleidungsmarke Nerd 1.0 steht für "Nature Environment reshape & design". "Mit Hippies und Ökos hat das nichts zu tun." Schü-lerinnen und Schüler der leibnizschule Offenbach ließen sich von der Klimaschutzkonferenz im No-vember 2011 inspirieren und überlegten sich pro-jekte zur reduzierung des cO2 Verbrauchs. Zu den themen Erneuerbare Energien, Abfall und recycling und Konsumverhalten bei Ernährung und Kleidung diskutierten die jugendlichen mit Vertretern aus po-litik, Wirtschaft und den ämtern.

Zwei konkrete projekte sind bereits daraus entstan-den: eine Wertstofftonne für Elektroschrott in der leibnizschule und die Fairtrade-t-Shirts unter dem logo "Nerd 1.0""Den Namen, das Design des Logos und den Slogan haben wir zusammen in unserem Politik und Wirt-schafts Kurs mit Hilfe von Frau Tepe ausgearbeitet und gestaltet." (Mai Nguyen) die engagierten jungen leute würden gerne geschäfte in Offenbach gewin-nen, die ihre Fair-trade-Kollektion verkaufen. Auf An-frage bei facebook.com/wirsindnerd1.0 kann man die t-Shirts bereits bestellen.Schön, wenn neben dem ganzen Schulstress noch Zeit und Energie bleibt, sich mit wichtigen themen zu beschäftigen. Kontakt: [email protected]

nerd1.0 sei fair. sei natürlich. nerd

Fotos: © Kevin Swissa

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m u t & l i E b E m ä r Z / A p r i l / m A i 20 12www.soh-of.de

Entwicklung. Zukunft. Offenbach.Mit uns!

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„Klein und fein“ und etwas versteckt liegt der Show-room von Heike Hamann in der stilvollen Villa lud-wigstraße 14 ein paar Schritte vom Hauptbahnhof entfernt. Seit 2009 gibt es diesen geheimtipp für Eltern rund ums thema „Wohnen mit Kindern“.

„Gerade junge Familien sind of ratlos, wenn sich mit dem ersten Kind die Wohnsituation ändert. Aber be-vor man gleich an Umzug denkt, genügt es oft vor-handene Räume sinnvoll zu nutzen“, erklärt Heike Hamann. Als innenarchitektin und selbst mutter von zwei Kindern bietet sie professionelle Hilfe und be-ratung für die gestaltung von Wohnräumen, die den Anforderungen der ganzen Familie gerecht werden.

Für Agenturen plante sie früher messestände oder arrangierte räume für Fotoshootings, durch die eige-nen Kinder praktisch in das thema ‘Familie‘ hineinge-wachsen, hat Frau Hamann den bedarf erkannt und zu ihrer profession gemacht. manche Eltern suchen nur Anregungen, andere entscheiden sich für eine komplette Neugestaltung, von der planung bis zur Einrichtung, auch über das Kinderzimmer hinaus.

Ausgesuchte lieblingsstücke und Eigenproduktion

jenseits von blümchen, Herzchen, Winnie puh & co ästhetisch erträgliche möbel für Kinder zu finden ist

design'kleinundfein'wohnideen für kinderzimmer

Fotos: © www.lemnitzer-fotografie.de

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dabei nicht einfach. Für die studierte produkt-desig-nerin auch kein problem, sie entwirft und produziert kurzerhand die Einrichtung nach ihren Vorstellungen.

„Ein Hochbett, wie ich es für meine Tochter wünschte, war nirgendwo zu finden. Mittlerweile arbeite ich mit einem Schreiner zusammen, der das von mir entwor-fene Bett in Kleinserie herstellt.“ (H.H.)

die lieblingsstücke für‘s Kinderzimmer von Heike Hamann und ausgesuchten labels kann man in der ludwigstraße 14 anschauen und kaufen, oder direkt im internetshop unter www.designkleinundfein.de bestellen.

planung, beratung, Seminare und Verkauf ergänzen sich so zu einem geschäftsmodell, dass sich auch finanziell trägt. „Ich habe sozusagen eine Marktlücke gefunden. Dies funktioniert auch, weil meine Kunden aus der ganzen Rhein-Main-Region kommen, über Of-fenbach hinaus.“ (H.H.)

Kinderzimmer gestalten heißtWohnraum zurück gewinnen!

Heike Hamann weiß, dass nicht jede Familie sich eine innenarchitektin leisten kann oder will. deshalb bietet sie Workshops und Seminare für interessierte auch in Zusammenarbeit mit Familienbildungsstät-ten oder über die vhs an und jeden 1. dienstag im monat eine offene beratungsstunde im laden in der ludwigstraße. „Die meisten Eltern benötigen ein paar grundsätzliche Tipps, um die richtige Lösung zu finden. Es ist wichtig als Profi diesen Schritt zu begleiten, so-zusagen als Hilfe zur Selbsthilfe.“ (H.H.)

Exclusives design ‘kleinundfein‘ mitten in Offenbach? „Offenbach ist für mich ein bißchen wie Kreuzberg. Ein Stadtteil in einer Metrople.“ (H.H.) An Offenbach schätzt die Familie die kurzen Wege, fast alles kann man mit dem Fahrrad erreichen und auch die Kinder brauchen nicht ständig das mamataxi. „Ausschlaggebend war natürlich die schöne Woh-nung in der Ludwigstraße, die mir ein Arbeitskollege damals empfahl. Mittlerweile haben wir das Haus gekauft und fühlen uns sehr wohl hier. Einziger Wer-mutstropfen: Durch die neue Landebahn hat uns der Fluglärm jetzt auch erreicht. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität in Offenbach erheblich.“ (H.H.)

ludwigstraße 14 • Offenbach • www.designkleinundfein.deöffnungszeiten: di. 14.00 - 18.00 uhr, do. 14.00 - 18.00 uhroder nach telefonischer Absprachephone. 069.82360711 • mobil. 0172.6874203

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r E i S E N i S t b E W E g u N g

i N r Au m u N d Z E i t, b E -

g E g N u N g , F r E m d H E i t,

E i N S A m K E i t; F l Ü c H t i g E

m O m E N t E VO N i l l u S i O N

u N d p l ö t Z l i c H E r E r -

K E N N t N i S . (K.N.)

karinnedelawelt-und zeitreisende

Auf Reisen ist die Künstlerin Karin Nedela eigent-lich schon immer. Als tochter deutscher Auswanderer 1955 in Sydney geboren, überquerte sie schon als Kind mehrmals den Ozean von Australien nach Euro-pa. Sechs Wochen dauerte das damals und war die übliche reiseform, da fliegen noch unbezahlbar war. detroit in den uSA und Frankfurt waren weitere Stati-onen, bis sie zum Studium nach Offenbach kam.

mit 42 jahren begibt sich Karin Nedela auf dem land-weg noch einmal zurück nach Australien, um sich endgültig zu entscheiden. Auch diese reise dauert eine ganze Weile, 9 monate, durch russland, japan, china, Südostasien…. "Ich liebe es langsam zu reisen, Eindrücke zu sammeln von Menschen, Städten und Landschaften." (K.N.)die reisefotos erzählen von eindringlichen momen-ten und begegnungen mit anderen Kulturen. jenseits stereotyper, digitaler urlaubsschnappschüssen spürt

man in Nedelas ästhetischen schwarz/weiß bildern die besondere Atmosphäre eines Augenblicks. ihre Fotos entstehen noch analog, sie spiegeln das ge-naue Hinsehen und Auswählen, nichts ist beliebig. die Arbeit im eigenen Fotolabor vervollständigt die-sen prozess. immer mit viel Zeit für jeden Arbeits-schritt entstehen hier die Handabzüge.

die Entscheidung fiel dann für Europa und auch für Offenbach. "Es gibt hier eine interessante Kunstszene und die zentrale Lage ist ideal." (K.N.) Es folgten noch weitere, wenn auch kürzere reisen in die reale Welt, gerne möchte Nedela noch die Sei-denstraße entlang fahren und auf den Spuren von maria Sibylla merian (Naturforscherin und Künstlerin, 1647 - 1717) nach Surinam.

Von Karin Nedelas begegnungen in der geschichte gibt es ebenfalls ausdrucksstarke photographien,

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m u t & l i E b E K u N S t W E r K

r E i S E N i S t E i N pA l i m p -

S E S t * . j E d E r O r t t r ä g t

i N S i c H d i E E r FA H ru N g E N

u N d E i N d r Ü c K E d E r E r ,

d i E VO r H E r d A WA r E N ,

S OW i E d i E VO r A H N u N g

d E r E r , d i E d A N A c H

KO m m E N . (K.N.)

r E i S E N i S t E i N m E l A N -

c H O l i S c H E S V E rg N Ü g E N .

i m E N g l i S c H E N i S t E i N

S O l c H E r g E d A N K E V i E l -

l E i c H t N A H E l i E g E N d E r :

d A S WO rt t r av e l i S t

FA S t i d E N t i S c H m i t

t r ava i l , W E l c H E S

" S c H W E r E A r b E i t " O d E r

" m Ü H S A l " b E d E u t E t. (K.N.)

von Elizabeth i. von England, (1563) zum beispiel oder von isabella morra, einer italienische dichte-rin aus dem 16. jhd.. in den Serien von Königinnen und Kämpferinnen, Autorinnen und tudor rosen prä-sentiert Nedela historische Frauen, die in ihrer Zeit Einfluß hatten, mächtig waren oder bedeutendes geleistet haben, heute aber weitgehend unbekannt sind.

"Zuerst wird die historische Figur entdeckt, oder besser gesagt, sie entdeckt mich. Ich recherchiere Lebensläufe und Geschichten, entwerfe und erstelle Kostüme und Requisiten, suchte geeignete Modelle. Schließlich wer-den die Bilder als Spiel mit Überlieferung und Imagi-nation inszeniert. Wie auf zeitgenössischen Gemälden sind die Photographien voller Anspielungen. Manche sind offensichtlich, andere Hinweise sind schwieriger zu deuten, bleiben vielleicht sogar ein Geheimnis." (K.N.)

die zahlreichen portraits, die bisher entstanden sind machen deutlich, wie die geschichteschreibung die leistungen und Werke von Frauen ignoriert. "und mir erzählt man immer, dass es keine bedeutenden Frauen gegeben hat…", schreibt eine junge Ausstel-lungsbesucherin in das gästebuch. "Allein dafür hat es gelohnt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen", meint Karin Nedela.

das Erzählen und Schreiben ist eine weitere künst-lerische passion Nedelas. ihr blog im internet (der-reisereichejuwelen.blogspot.com) führt zu ihren reisebeschreibungen der realen Welt. Eine höchst vergnüglich zu lesende Erzählung ist z. b. als buch erschienen und mischt Kindheitserinnerungen einer Alice im Wunderland mit der harten realität der er-wachsenen Alice in Offenbach. ("Herzkönigin im Wunderland" – Fischer taschenbuchverlag).

Fotos: © Karin Nedela, analog, s/w :

Der letzte Zug von Battambang /Kambodscha 2007(der Personenzugverkehr in Kambodscha wurde inzwischen eingestellt)

Apsara-Tänzerin / Kambodscha 2007

Plötzlicher Regen/ Offenbach 1992

* gereinigte und neu überschriebene antike oder mittelalterliche manuskriptseite/-rolle

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i c H S A S S i m Z u g u N d l A S E i N

b u c H Ü b E r d i E S E c H S F r Au E N

H E i N r i c H S d E S V i i i . u N d d A

W Ü N S c H t E i c H m i r , p H OtO S

VO N d i E S E N F r Au E N Z u m A c H E N .

A b E r d A S WA r N At Ü r l i c H N i c H t

m ö g l i c H . O d E r d O c H ? (K.N.)

© Karin Nedela, analog, s/w, getont :

Elizabeth I. von England, 1563

aus der Serie »Tudor Queens and other Ladies«

imaginär-historisches Porträt, 2003

© Karin Nedela, analog, s/w, getont, koloriert:

Isabella Morra, 1545

(Eine italienische Dichterin, die von ihren Brüdern wegen einer

vermeintlichen 'Ehrverletzung' ermordet wurde.)

aus der Serie »Wie ein Hund, der auf den Hinterbeinen läuft«

imaginär-historisches Porträt, 2005

die vielseitige und engagierte Künstlerin kann man in Offenbach demnächst live erleben bei der 'Nacht der Museen' (21. April) im ledermuseum. musikalisch begleitet von talib r. Vogl (Konzertgitarre) präsentiert sie ein abwechslungsreich-amüsantes programm zum thema "Nur ein Hauch – Fächer und Wedel".

(mut&liEbE p.b.)

Infos: www.karin-nedela.de

Karin Nedela, Foto: Peter Hynes

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der bokbund offenbacher künstler – oder "kunst ist schön, macht aber viel arbeit." (karl valentin) "Als Künstler werden heute meist (...) kreativ tätige Menschen bezeichnet, die Kunstwerke schaffen." (wikipedia). die definition von Künstler, Kunst, Kunst-werk ist dann jedoch nicht so einfach, wie es sich anhört. beim bund Offenbacher Künstler (bOK) gibt es deshalb ein Aufnahmeverfahren für neue mitglie-der und eine jury entscheidet, wer in das künstleri-sche Konzept des Vereins passt. Abhängig von Strö-mungen, Künstlerpersönlichkeiten und politischen Verhältnissen gehört die diskussion zur definition von Kunst seit mehr als 80 jahren zum programm. grundsätzlich versteht sich der bOK als Zusammen-schluss von bildenden Künstlern, die hauptberuflich und freischaffend künstlerisch arbeiten.

Schon 1926 gegründet, ist der Verein bis heute wichtige interessensvertretung und elementarer be-standteil der kulturellen Szene Offenbachs. dozen-ten und Studenten der technischen lehranstalten (später Werkkunstschule, heute Hfg) wie z.b. rudolf Koch, richard troll und Adolf bode gehörten zu den ersten mitgliedern. Sie organisierten regelmäßige Ausstellungen und erreichten bald, dass die Stadt einen Ausstellungsraum zur Verfügung stellte (am Aliceplatz). in der bach- und Friedensstraße baute

man 1927 neue Wohnhäuser mit Ateliers und Woh-nungen im dachgeschoss, die junge bOK-Künstlern günstig mieten konnten. Eine ganze gruppe von malern lebte und arbeitete hier intensiv zusammen. die "Künstlerkolonie bachstraße" bestand noch bis nach dem Krieg. inhaltliche Auseinandersetzungen, Konflikte zwischen Vorstand und mitgliedern, Ein- und Austritte gehörten aber auch zur tagesordnung im bOK in dieser Zeit.

1933 wurden zahlreiche Künstlervereinigungen (z.b. darmstädter Sezession, Frankfurter Künstlerbund) von den Nazis aufgelöst, der bOK nicht. der preis war allerdings die Anpassung an die nationalsozialis-tische Kulturpolitik. Aus Angst vor repressalien malte man unverfängliche Stilleben und landschaftsbilder und organisierte "propagandistische" Ausstellungen. Einige politisch linksorientierte Künstler des bOK, wie Erich martin oder ludwig plaueln, gingen aber auch in den Widerstand, verteilten Flugblätter und schrieben protestparolen an gebäude in Offenbach.

direkt nach Kriegsende organisierte plaueln im Auf-trag der amerikanischen militärregierung das Kultur-leben Offenbachs im bereich der bildenden Kunst

AuSStElluNgEN / pErFOrmANcE gAlEriE SAlON 13

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der bokbund offenbacher künstler – oder "kunst ist schön, macht aber viel arbeit." (karl valentin) neu. die erste Ausstellung fand bereits im September 1945 statt. der bOK nahm mit einem neuen Vorstand (plaueln, Ammersbach und martin) seine Arbeit wie-der auf. die folgenden jahre waren dann allerdings von Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwi-schen öffentlichkeit und Künstlern und auch bOK intern geprägt. Zum Schluss übernahm die Stadt die Organisation von Ausstellungen. Erst in den 70er jahren gab es mit dem Vorsitzenden dr. Kurt Kampf neue impulse. die jüngere generation der Hfg Stu-denten wurde stärker einbezogen und deren Arbei-ten als "originelle und vielfältige bereicherung" bei der bOK jahresausstellung 1973 im rathaus von der presse gelobt.

in den 80er jahren waren die Kassen der Stadt gut gefüllt, der bOK bekam nun eigene, städtisch finanzierte Ateliers und Ausstellungsräume in der Kaiserstraße 32-34, Kunstwerke für das Haus der Stadtgeschichte wurden angekauft. die fetten jahre dauerten nicht lange und 1995 war der Verein mit immer weniger unterstützung nicht mehr in der lage die räume zu finanzieren. mit dem "Salon brenner", ein ehemaliges Fotostudio in der Kaiserstraße, bo-ten sich doch schon 1998 neue möglichkeiten. die

zentral gelegenen räume und der erste weibliche Vorstand des bOK mirta domacinovic, Anja Hantel-mann, Friederike caroline bachmann und weitere Künstlerinnen belebten das Spektrum. Sie brachten auch neuere Ausdrucksformen, wie performance, in-stallation und Video ein. in der galerie Salon brenner gab es nun platz für ein umfangreiches programm. Zusätzlich zu den Einzelausstellungen der mitglieder oder gästen, organisierte man projekte und themen-ausstellungen, performance- und Filmvorführungen auf der Höhe der Zeit.

Aktuell hat der bOK seit 2007 sein domizil in der Kaiserstraße 13 ganz in der Nähe des Hauptbahn-hofes. mit der galerie Salon 13 führen die aktiven mitglieder das anspruchsvolle programm und die künstlerische Auseinandersetzung weiter. Von den zur Zeit 48 mitgliedern sind nun, im gegensatz zu den An-fängen, mehr als die Hälfte Frauen, auch der Vorstand ist mit Heide Khatschaturian (1. Vorsitzende), pelusa petzel, petra maria mühl und Karin Nedela weiblich besetzt. Auch außerhalb der eigenen räume präsentieren sich Künstler des bOK an ungewohnten Orten zu speziellen themen, z.b. bei der Ausstellung "der

Fotos: www.herrmann-fotografie.de

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Stoff aus dem die Kleider sind" in den Verkaufs-räumen der galeria Kaufhof (2010) und September 2011 in der Zeilgalerie ("lichtgestalten", in Zusam-menarbeit mit der Heyne-Kunst-Fabrik). "gute Kunst zu kleinen preisen" gibt es jeweils im dezember im bOK SupErlAdEN direkt in der Offenbacher city, Frankfurter Str. 39. Kontakte und Zusammenarbeit bestehen auch über das rhein-main-gebiet hinaus, bundesweit und international.

interessensvertretung, diskussionsforum, Austellungs- und Verkaufsmöglichkeiten, Kontakte… die Vorteile eines Verbandes überzeugen auch Einzelkämpfer im Kunstbereich. der bOK hat es geschafft durch Kon-

dEr StOFF AuS dEm diE KlEidEr SiNd / gAlEriA KAuFHOF OFFENbAcH 2010

licHtgEStAltEN / HEYNE-KuNSt-FAbriK iN dEr ZEil gAlEriE FrANKFurt 2011

tinuität und Weiterentwicklung, aktuelle themen, neue impluse, das stetige ringen um Qualität und letztlich getragen von interessanten Künstlerinnen und Künstlern die kulturelle infrastruktur Offenbachs zu prägen. 2009 gab es dafür den Kulturpreis der Stadt Offenbach.

(mut&liEbE p.b.)

BOK – Bund Offenbacher KünstlerKaiserstraße 13, 63065 [email protected] • www.bok-of.de

GALERIE SALON 13 • Kaiserstraße 13 • OFöffnungszeiten: mi. und So. 15.00 bis 18.00 uhr

Fotos: www.herrmann-fotografie.de

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Am 13. Mai eröffnet die Ausstellung NEUE WELTEN. Die Ausstellung hat eine Dauer bis zum 24. Juni 2012 und markiert den Beginn einer Wandernden Offenbacher Kunsthalle.darüber, wo die die NEuEN WEltEN zu sehen sein werden darf schon mal spekuliert werden. Verraten wird jedoch noch nichts. der genaue Ausstellungsort wird erst im Vorfeld bekanntgegeben. Fest steht, die Werke von Künstlern wie u.a. mike bouchet, paras-tou Forouhar, martin liebscher und tobias rehberger werden in einer besonderen Situation in einer leer-stehenden industriehalle, sprich alten montagehal-len eines früheren industrieunternehmens zu sehen sein. dazu entsteht ein spezielles Ausstellungs- und licht-konzept, das eine besondere umgebung schafft. Für die raumarchitektur, deren Abwicklung und umset-zung, die den Körper für das bilden wird, was pas-sieren kann, zeichnen sich professor OliVEr lANg-bEiN, Architekturbüro OSA („Office for Subversive Architecture) und StEpHANiE WEllNitZ (Wellnitz Architekten) verantwortlich, u9 (ANdrEAS gNASS uNd britA WiESbAcH gNASS) für Konzept und Erscheinungsbild der Ausstellung und Wortmarke. cHriStiNE EulEr ist für die Zusammenstellung und redaktion des Kataloges verantwortlich.

die idee zu den NEuEN WEltEN bzw. zur Kunsthalle ist nicht mehr ganz so neu. Kurator, ideengeber und künstlerischer leiter der Ausstellung dr. mArcuS FriNgS, seines Amtes Kurator des Hauses für Stadt-geschichte, hat seit seinem Antritt maßgeblich die Entwicklung einer Kunsthalle vorangetrieben. Nicht immer war der Weg zu NEuEN WEltEN einfach, aber das ist eine andere geschichte. Nicht nur ist eine Kunsthalle als solche eine neue Welt für Offenbach, auch wenn sie festhält an einer Off-Space tradition, wie sie u.a. durch Voreiterprojekte, wie der Fahrrad-halle in der Vergangenheit in den 90er jahren bereits begründet wurde, so werden themen und motive verhandelt werden, die sich dem kategorischen im-perativ des Fortschritts widmen. innovationen in technik, medien, Wirtschaft und ge-sellschaft tragen unmittelbar zur beschleunigung un-serer gesellschaftlichen Verhältnisse und gegenwär-tigen ästhetischen regime bei. Von der Ausstellung NEuEN WEltEN kann also durchaus ein kritischer blick auf diese umstände erwartet werden. Wenn auch ein kritischer blick Kritik nicht auslassen darf, denn, so darf mensch sich auch diese Frage stel-len, wie eine Kritik in den NEuEN WEltEN überhaupt noch aussieht, das sie überhaupt noch eine ist und nicht bloß gängiges mittel der Systemreformation. dafür auf jeden Fall wird es ausreichend Künstle-rinnen und Künstler geben, deren positionen mit-einander zusammenkommen, sich verknüpfen, ver-netzen oder sich gegenseitig abstoßen und brüche erzeugen, sowie neue Fragen aufwerfen. in diesem Sinne umfasst die große Ausstellung zeitgenössische

'neuewelten' … werden immer besser, umso länger wir auf sie warten, aber das warten hat bald ein ende… (und dann zählt wie gut wir dann sind) von jos diegel

Eva becker: Still aus "n gschichten", Kurzfilm, 17 min., 2011

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m u t & l i E b E K u N S t W E r K

Kunst aller bereiche und medien, so malerei, Skulp-tur, Fotografie, installationen und performances von den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern. um die und in der Ausstellungssituation wird es ein vielschichtiges begleitprogramm geben mit selbst-

verständlich Führungen, Künstlergesprächen und desweiteren Vorträgen, aber ebenso club-Abenden, live-musik-Veranstaltungen, sowie ein roundtable zum thema gentrifizierung. und es ist nicht unwich-tig, dass sich eine Ausstellung thematisch ausein-andersetzt, wo sie nun einmal nicht drum herum kommen kann, Sie wissen schon gentrifidingsbums, Kreativstadt, wirtschaftspolitische Stadtentwicklung und so weiter.

Nicht nur deshalb ist die Ausstellung in einer brach-liegenden industriehalle lokalisiert, die als Zeichen dessen gesehen werden kann, wie sich auch die Arbeit in der postfordistischen gesellschaft verän-dert hat bzw. produktionen verlagert worden sind und wie sehr auch Künstler- und Künstlerpositionen und Selbstverwirklichung zum neuen kreativen und flexiblen geist des Kapitalismus beigetragen haben, nicht weniger als eine bewußt gewähltes Setting für eine solche Ausstellung. bewußt oder unbewußt passiert es, dass Kunst und Kultur in temporäre räume vordringen will oder soll. Wie temporär kann etwas sein, das beständigkeit haben soll? Wie beständig kann etwas sein, das tem-porär sein will? das sind gegenwärtige Auseinander-setzungen und Konflikte, die einhergehen mit den NEuEN WEltEN, so oder so, immerhin bis es viel-leicht wirklich keine temporäre aber feste Kunsthalle in Offenbach geben könnte. das ist Schnee von mor-gen. Aber trotzdem oder gerade darum, wie trivial

das Schlagwort Kreativität sein kann, was wiederum eine Kunsthalle für Offenbach am main leisten kann, welche Kunst sie zeigen, und welche potentiale in der Stadt sie sichtbar machen kann, das ist eine diskussi-on, die spätestens jetzt mal ihren lauf nehmen darf.

die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Hau-ses der Stadtgeschichte und des Forums Kultur und Sport; sie wird unterstützt durch eine Spende von ArEVA Np. die liste der ausstellenden Künstler: EVA bEcKEr, micHAEl bOucHEt, giOrgiO cApOg-rOSSi, jOS diEgEl, pArAStOu FOrOuHAr, tObiAS OtHmAr HErmANN, liNA HErmSdOrF, bArbArA KlEmm, micHAEl KlöFKOrN, HArAld KöHNEKE, KAtriN KötEr, mArtiN liEbScHEr, cHriStOpH VON löW, mirEK mAcKE, SANdrA mANN, EVA mOll, tObiAS rEHbErgEr, KlAuS ScHNEidEr-grimm, micH ullmAN, ulricH WAgNEr, gEOrgiA WilHElm uNd jEFFrEY WiSNiEWSKi

martin liebscher: "camping", lambdaprint / Alu dibond, 430 x 1800 cm, 2004 | | | | | oben: georgia Wilhelm: "Heroe in the skies" i, öl auf leinwand, 100cm x 150cm, 2011

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m u t & l i E b E l E u t E

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Foto: © Petra Baumgardt

HAARmonieFriseursalon

Inh. Manal Jaber

Sprendlinger landStr. 3 • 63069 Offenbach

TelefON 0 69 / 86 00 45 55

auch 'heiße Schere'

2012Biennale der Lichtkultur 15. bis 20. April

Zwischen Aschaffenburg und Mainz, Offenbach und Darm-stadt steht die Region im April mit ca. 160 Licht-Projekten im Zeichen des Lichtes. Schwerpunkt ist neben Frankfurt Offen-bach mit rund 40 Licht-Ereignissen. Zeitgleich mit der Welt-leitmesse Light+Building in FrankfurtRheinMain erweitert die Luminale die Messe in die Abend- und Nachtstunden. Die Heyne Fabrik am Offenbacher Mainufer wird zum Lumi-nale-Cluster und Infozentrum. Der Luminale Express der OVB bringt die Besucher kostenlos zu den Lichtevents in Offenbach und Frankfurt. Die Lichtmodenschau der Schule für Mode.Grafik.Design im Hafen 2 eröffnet die Luminale am Samstag in Offenbach. Als Highlight am Sonntag gibt es eine Schiffs-tour von Frankfurt in den Offenbacher Hafen. Hier haben die Besucher Gelegenheit, den Hafen und die Licht-Ereignisse im Nordend aus anderer Perspektive zu betrachten.Die Luminale gehört inzwischen zu den Klassikern unter den Großereignissen im Rhein-Main-Gebiet. Ihre Internationalität, Stimmung und Atmosphäre ist einzigartig. Dank der Kombi-nation von Light + Building und Luminale finden unterschied-liche Zielgruppen wie Industrie, Handwerk, Handel und For-schung, Immobilienwirtschaft und Kulturszene alles zeitgleich an einem Ort gebündelt: Gespräche, Geschäfte, Inspirationen und das gute Gefühl, dass die Produkte der Branche gebraucht werden für den ökologischen Umbau der Gesellschaft.

Programm-Info ab 23.3. www.luminale.de

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m u t & l i E b E g O u r m E N t

Eventlocation und moderne Kochschule, ein besonde-res Ambiente für private Feiern oder Firmenmeetings mit Wohlfühlatmosphäre und Kochkurse zu speziellen themen bietet das mainloft in der ludwigstraße 4. Wir sprachen mit inhaber Franco romano über seine geschäftsidee.

MUT&LIEBE: Der Erfolg gibt Ihnen recht, das Mainloft ist zu einem Geheimtipp geworden. Wie kamen Sie auf die Idee? Franco Romano: das war eigentlich reiner Zufall. denn nach dem Verkauf meines restaurants „Schau-mahl“ war ich auf der Suche nach einer neuen Her-ausfoderung. Hierbei entdeckte ich dieses ehemalige Fabrikgebäude und wollte zunächst eine Etage als Ausstellungsraum nutzen. doch dann kam mir die idee vom „großen tisch“: das gemeinsame Essen an einer langen tafel, wie in meiner Heimat Sizilien. und so entstand dieses spannende projekt beim umbau des lofts eher nach und nach.“

MUT&LIEBE: Was heißt moderne Kochschule. Franco Romano: Wir unterscheiden uns von einer nor-malen Kochschule durch die entspannte Atmosphäre. Wir organisieren eher einen Abend unter Freunden. Es darf bei uns auch z.b. ein glas Wein beim Kochen getrunken werden. Wie Zuhause, sagen wir immer. und die wohnliche Atmosphäre des lofts trägt das Übrige dazu bei.

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MUT&LIEBE: Was ist das Besondere an ihrem Konzept und ihrem Team?Franco Romano: Als kleines Familienunternehmen ho-len wir unsere gäste sprichwörtlich ab. Sie können sich bei uns ganz entspannen und einen Abend ver-bringen, wie man es sich aus seinem italienurlaub vorstellt. Nicht nur bei der hausgemachten pasta, nach den rezepten von meiner mutter, versuchen wir „la dolce vita“ nach Offenbach zu holen, sondern auch bei den schönen gesprächen, die immer in un-serer offenen Küche entstehen.

MUT&LIEBE: Angenommen, man hat gar keine Lust selbst zu kochen, was gibt es sonst noch für Möglich-keiten?Franco Romano: Selbstverständlich kann man sich auch von uns bekochen lassen! Egal, ob Sie mit ei-ner gruppe Freunde zu uns kommen, oder mit ihrer Firma etwas anderes als ein restaurant suchen. Auch für tagungen oder Familienfeiern sind wir zu haben. Oder aber Sie haben einen großen garten, möchten aber nur gastgeber sein: Wir kommen auch mit Sack und pack zu ihnen und zaubern für Sie feine Köst-lichkeiten aus italien direkt vor Ort!

MUT&LIEBE: Noch eine letzte Frage für unsere Leser: Wie viele Personen finden denn Platz im Mainloft?Franco Romano: die Kochkurse begrenzen wir bei max. 20 personen. damit auch jeder etwas davon hat. bei den Feiern können wir bis zu 70 personen sitzend platzieren. bei einem lockeren come-together ohne feste Sitzplätze bewirten wir bis zu 130 gäste.

Infos: www.main-loft.de

IMPREssUM

MUT&LIEBE - Stadtmagazin Offenbach am MainV.i.s.d.P: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik GbR, Magazin Mut&Liebe • Brinkstraße 47, 63069 OffenbachTel.: 069|854541, Fax: 069|8570300www.mutundliebeoffenbach.deEmail: [email protected]

Redaktion: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik, Claudia te Brake

Layout: Petra Baumgardt • www.grafikdesign-baumgardt.deDruck: Berthold Druck GmbH, Offenbach

Kostenlose Auslage im ganzen Stadtgebiet, u.a.: OF InfoCenter (Salzgäßchen/Ringcenter), Gastronomie, Jugend- & Kulturstät-ten, Kinos, Museen, Stadtbücherei, Einzelhandel, Arztpraxen, Klinikum Offenbach • Auflage: 4.000 St.Nächste Ausgabe: Juni 2012 (Anzeigenschluss: 15.05.2012)

Die Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen erfolgt ohne Gewähr. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeber ge-stattet. Dieses gilt auch für Aufnahmen in elektronische Datenbanken und vervielfältigungen auf CD-ROM. Für Druck und Satzfehler besteht keine Haftung.

Titel: Foto: © P. Baumgardt, Ivan Robles

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m u t & l i E b E t i p p

gold steigt täglich an Wert. damit auch so manches Erbstück, dass schon lange nicht mehr getragen wird.die gold- und Schmuckexperten im goldhaus Oberts-hausen bewerten seriös und professionell Schmuck, Wertgegenstände, tafelsilber, uhren …, eigentlich al-les, was mit gold oder Silber zu tun hat und machen ein unverbindliches Angebot."Oft wissen die Kunden gar nicht, welchen Wert ihr Schmuck wirklich hat", so Anton denner. "Da gibt es oft auch positve Überraschungen. Man sollte deshalb unbedingt vor einem Verkauf Preise vergleichen und darauf achten, wem man es zu tun hat."

Seit 2005 sind die inhaber des goldhauses Anton denner, Holger Honig und Volker Kaster auf den An-kauf von Edelmetallen – insbesondere von gold – spezialisiert. mit erprobten testmethoden wird jeweils der Feingoldanteil festgestellt und darüber der Wert ermittelt. grundlage für alle Ankaufpreise ist stets der aktuelle Kurs des goldpreises.

der Verkaufswert von wertvol-lem Schmuck ist aber oft auch

höher als der goldwert. diese Stücke werden dann nicht eingeschmolzen, sondern weiterverkauft. "Hiervon profitieren vor allem die Kunden, die somit mehr Geld für ihren Schmuck erhalten." (A. denner.) "Außer Goldschmuck bewerten und kaufen wir natür-lich auch Objekte aus Silber, Platin, Bernstein, gerne auch Edelsteine. Auch für Antiquitäten z.B. Figuren und Kunstgegenstände von Barock, Biedermmeier, Jugendstil bis Moderne machen wir gerne ein Ange-bot." individuelle beratung, Seriösität und faire Angebote sind die grundlagen des Erfolges des goldhauses in Obertshausen.

Goldhaus Obertshausen Heusenstammer Str. 1 -3 • www.goldhaus.net

gold&mehr… Ein besuch im goldhaus Obertshausen

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m u t & l i E b E H ö r b A r

Takeshi Terauchi – Nippon GuitarAce Records – SoulfoodHurra ! Endlich ist eine hervorragend zusam-mengestellte Compilation des Japanischen Gitarrenvirtuosen für uns Langnasen zu ei-nem erschwinglichen Preis erhältlich. Die CD beinhaltet 25 Songs, und kann natürlich nur einen Bruchteil des riesigen Katalogs ( grob geschätzt ca. 300 Lps und Singles) des Meis-ters abdecken. Berücksichtigt werden hier die erfolgreichsten Jahre seiner Karriere zwischen 1966 und 1974. Die ganze Geschichte wird in dem schönen, reich bebilderten, Booklet erzählt. Keine seiner Veröffentlichungen hat je den europäischen Markt erreicht und sind nur als sehr teure Japan Importe erhältlich. T. Terauchi verstand es den amerikanischen Surfgitarrenstil mit traditionellen japanischen Elementen zu verbinden. Neben Dick Dale und Link Wray gehört der heute 73 Jährige ,immer noch aktive, Takeshi Terauchi in die Hall of Fame der Surfguitar. Menschen die gerne Soundtracks der Tarantino Filme hören sind hier bestens bedient.

Mark Lanegan – Blues Funeral4 AD – IndigoNach 8 Jahren liegt nun endlich das neue Solo Album des umtriebigen Sängers vor. Natürlich lag der Gute nicht all die Jahre auf der faulen Haut. In der Zwischenzeit glänzte er auf den Alben der Twilight Singers, den Soulsavers, den Gutter Twins und als Duett Partner von Isobel Campbell. Er spielte di-verse Liveshows und komponierte nebenbei noch einen Titelsong für ein Computerspiel. Die alten Kumpels Joshua Homme, Greg

Dulli, Chris Goss u.a. revanchieren sich und sind diesmal Gast auf Marks Album. Hier wird der Blues nicht begraben sondern in das 21 Jahrhundert befördert. Mal polternd laut wie bei„ The Gravediggers Song“, hypnotisch be-schwörend in „ Bleeding Muddy Water“ oder gar mit Disco Beat in „Ode To Sad Disco“. Trotz der düsteren Texten über die „dunkle Seite des amerikanischen Traums“, gibt es noch ein Licht der Hoffnung am Ende des verregneten Highways. Mark Lanegan könnte mir mit seinem warmen Bariton auch das Of-fenbacher Telefonbuch vorsingen, ich würde auf die Knie sinken.

Portico Quartet – dtoRealworld – IndigoPost Jazz ? Gibt es so was ? Ja offensichtlich. Hier sind vier junge Männer (Anfang 20) aus London und Southhampton, die locker coo-len nordischen Jazz, Minimal Music, Drum n Bass sowie Dubstep mischen und daraus einen ganz eigenen Sound kreieren. Es wech-seln sich feine Harmonien mit virtuosen Soli ab. Der Beat groovt oder bleibt mal ganz weg um den schönen Ambietsounds platzt zu ma-chen. Eines der tragenden Instrumente des Quartets ist das Hang. Das Instrument wurde im Jahre 2000 von den beiden Schweizern Sabine Scherer und Felix Rohner entwickelt. Es sieht aus wie ein umgedrehter Wok und wird wahlweise mit den Händen (Hang be-deutet auf Berner Deutsch Hand) oder mit kleinen Klöppeln gespielt. Der Sound erinnert leicht an die karibischen Steeldrums. Das Quartett versteht es aus Loops, Samples und großer Fähigkeit an ihren Instrumenten orga-nische und spannende Soundlandschaften zu erschaffen.

The sonic Beat Explosion – sister PsychosisPsycho T Records – New Music Distr.Die heißeste Garage steht zur Zeit in Thü-ringen und beheimatet diese famose junge Combo. Auf ihrem zweiten Album präsentiert die Band ihren 70ziger Jahre lastigen Gara-gen/Psychedelic Rock weitaus eigenständiger und kompakter als auf dem Debut. Auch hier schauen die Vorbilder wie ; Hellacopters, MC 5, Stooges, Led Zeppelin oder Blue Cheer, gelegentlich um die Ecke, doch schaffen es die Jungs den mehr oder weniger bekannten Riffs ihren eigenen „Sonic Beat“ aufzudrü-cken. Die High Energy Rock Nummern wie „New Dawn Boogie“ , „Strikes Me Down“, oder das bluesigen „Whatever It Takes“ ,sind meine Favoriten. Kurz gesagt : ein prima Rock n Roll Album von einer frischen jungen Band.

Leonard Cohen – Old IdeasColumbia – Sony MusicNach jahrelangen Tourneen legt uns Leo-nard Cohen nun endlich ein neues Album vor. Nach den musikalisch eher schwä-cheren Alben „ Dear Heather und 10 New Songs“ bezaubert „Old Ideas“ durch tolle Arrangements und zurückhaltender Inst-rumentierung. Die dezent agierende Band steht immer im Dienste Cohens einmaliger Grummelstimme. Die meisten Songs des Al-bums wurden bei den Konzerten oft gespielt und solange daran gefeilt bis der Meister damit zufrieden war. Unaufdringlicher Blues, entspannter Laidbacksound und sogar ein Popsong geben den melancholischen Texten einen schönen Rahmen.

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m u t & l i E b E i N F O

1 Jahr Fukushima am 11. März jährt sich die Reaktor-Katastrophe in Fukushima. Tausende Men-schen haben kein Zuhause mehr. Noch mehr Menschen leben außerhalb der Evakuierungszone, sind aber dennoch erhöhter Strahlenbelastung ausgesetzt. Die japanische Anti-Atomkraft-Bewegung ruft zum Jahrestag der Katastrophe zu Aktionen rund um den Globus auf.

Am so., dem 11. März 2012, ein Jahr nach Beginn der atomaren Katastro-phe in Fukushima, wird es sechs große Demos und Aktionen in verschiedenen Städten und an Atomstandorten geben. Genauere Informationen auch unter www.bund.net

Machen sie mit!

Bildungsurlaub:Das Offenbacher Nordend - eine photosoziologische spurensucheDie Arbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" (AG von DGB und den Volks-hochschulen) bietet im Herbst 2012 einen besonderen Bildungsurlaub über das Offenbacher Nordend an. (Infos Bildungsurlaub: www.bildungsurlaub.hessen.de)Der Fotograf und Journalist Peter Giefer lädt zu einer photosoziologischen Spu-rensuche in den nördlichen Stadtteil Offenbachs ein. Das Offenbacher Nordend ist, wie kaum ein zweiter Stadtteil einer deutschen Stadt, ein Spiegel der Verände-rung, der Zerstörung und des Neuaufbaus. Jedoch ist nicht jede Veränderung von den Menschen, die dort leben und arbeiten, gewollt oder befürwortet. Kulturelle Projekte stehen vor den Aus, Naherholungsbereiche werden weniger und eine übergreifende Planung ist für viele nicht zu sehen. War das schon immer so, oder ist dies ein Ergebnis der ‚heutigen Zeit‘?Wie hat sich der Stadtteil in den letzten 100 Jahren verändert?Welche Spuren der einzelnen Epochen haben überdauert?Mit den Mitteln der Fotografie will er mit den Teilnehmenden eine Reise in die letzten 100 Jahre des Stadtteiln unternehmen und der Frage nachgehen, was ist noch an Spuren der verschiedenen Zeiträumen vorhanden, welche Spuren sind noch sichtbar und welche Veränderungen sind wie sichtbar.Abschließend soll eine Gegenüberstellung alter und neuer Bildmaterialien erfolgen, um diese Spuren auch für andere Menschen, z.B. im Stadtteil, sichtbar werden zu lassen.

Termin: 24. - 28.09.2012, 9.30 – 16.30 Uhr, vhs Offenbach, Berliner Str. 66Infos & Anmeldung: vhs Offenbach/Arbeit und Leben • www.vhs-offenbach.de

info

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m u t & l i E b E E r l E b E N

S t a d t M a g a z i n

endStation? HauptbaHnHof |

erleben Für Bücherfreunde

sa. 24. März: bambiniEine Veranstaltung für Kinder, Jugendliche und natürlich auch deren Eltern. Junge bam-Rezensenten stellen ihre Lieblingsbücher vor. bam Buchladen am Markt • 14.00 Uhr

Fr. 20. April: Kleine LesbarkeitenSarah Baumann und Frank Geisler vom t-raum, lesen aus: Daniel Glattauer "Ewig Dein" und Peter Steinbach "Heute für Geld und morgen umsonst". bam Buchladen am Markt • 20.00 Uhr

Mo. 23. April: WELTTAG DEs BUCHEsOffenbacher lesen Isländische Märchen und Sagen an unterschiedlichen Orten in Offenbach u.a. Buchladen am Markt, Steinmetz'sche Buchhandlung, Kaufhof, M. Schneider. Beginn: 11.00 Uhr verschiedene Orte• Ende 19.30 Uhr stadtbibliothek

Rumpenheimer Kunstfrühling OF – Rumpenheim, Sonntag 18. März, 13.00 bis 18.00 Uhr

Im eigenen Atelier und an drei weiteren Orten präsentieren vier benachbarte Ateliers ihre Arbeiten. Bei einem kleinen Rundgang zwischen Schloß und Altstadt können Sie exklusives Design und hochwertige Objekte aus den BereichenKeramik, Glas, Holz und Schmuck entdecken.Birgit Palt Landgraf-Friedrich-Str. 25 A: Keramik (www.artmosphaere.net)Chris Reinelt Kleines Gäßchen 13-15: Glas (www.acr-glasdesign.de)Martin Britsch Breite Strasse 11: Holz (http://home.arcor.de/martinbritsch/)Wolfgang Uhl Schlossgasse 4: Schmuck (www.schmuckatelier-uhl.de)

VHS Offenbach Di. 20. März: "Freiheit hat viele Gesichter" Ausstellungseröffnung und Vortrag Die Gesichter gehören Menschen, wie sie Christiane Schöwer auf einer Ägypten-Reise, noch bevor die gesamte Welt dorthin blickte, fotografiert hat. Die Fotogra-fien bieten einen hautnahen und dennoch respektvollen Blick auf das ägyptische Volk und seine Lebenswelt. Diese Menschen waren es, die aufstanden, um ihr Land zu verändern.Um 19.30 Uhr spricht im Anschluss an die Ausstellungeröffnung Historiker Vicente Such-Garcia über Hintergründe und Erfolgsaussichten des arabischen Frühlings. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der Volkshoch-schule bis zum 20.04.2012 besichtigt werden.vhs, Berliner straße 77 • 18.30 Uhr

z.B. ein Lieblingsbuch junger Leser von der Offenbacher Kinderbuchillustratorin und Autorin Manuela Olten. (Foto: KNV)

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Internationaler Frauentag 2012

Do. 8. März: Podiumsdisskussion: "Frauen auf der Überholspur – Ausnahme oder schon Alltag?"Eingeladen sind Frauen aus Politik, Kunst, Wirtschaft und Arbeitsleben, die in männerdominierten Bereichen viel erreicht haben. Sie sollen auch berichten, mit welchen Schwierigkeiten und Ressentiments sie immer noch zu kämpfen haben, in welchen gesellschaftlichen Bereichen die Gleichstellungspolitik noch nicht angekommen ist und welchen Rat sie jungen Frauen mit auf den Weg geben. Gäste sind: Birgit Simon, Beigeordnete im Regionalvorstand des Regionalverban-des Frankfurt-RheinMain; Niloofar Beyzaie, iranische Regisseurin; Alexandra Roßel, Betriebsratvorsitzende MAN-Roland.Veranstalterinnen: DGB und die Gewerkschaftsfrauen der Einzelgewerkschaften mit Unterstützung des Frauenbüros Offenbachstadtverordneten-sitzungssaal im Rathaus OF • 19.00 Uhr

Do. 8. März: Die große Fechterin Helene MayerVortrag von Waldemar Krug (Präsident des Fechtclubs Offenbach) Veranstalterinnen: Frauen Union OffenbachElse Herrmann Haus, Hessenring 59 • 19.00 Uhr

Fr. 9. März: sophie von La Roche-Preis für Parastou ForouharDie Stadt Offenbach verleiht zum zweiten Mal den „Sophie von La Roche-Preis für die Gleichberechtigung von Frauen“. Mit Parastou Forouhar wird eine Frau ausgezeichnet, die wegen ihrer politisch verstandenen Kunst und ihr Eintreten für Frauen- und Menschenrechte weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.Veranstalter: Stadt Offenbach, Frauenbüro (Veranstaltung leider nicht öffentlich)

sa. 10. März: Internationales FrauenfestInternationales Frauenfest mit Rahmenprogramm. Eintritt frei.Veranstalter: Bündnis 90/Die Grünen Offenbach StadtRudolf-Koch-schule, schloßstr. 50 • 19.00 Uhr

Fr. 23. März: Equal pay day • Infostand auf dem WochenmarktThema: Lohngleichheit/ Lohnverschiedenheitanschließend Benefiz Essen, Männer zahlen 23 % mehr ( = Lohnunterschied )zu Gunsten des Vereins Frauen Helfen Frauen.Veranstalterinnen: Frauen Union Offenbach

Do. 26. April: Girls' DayIn 2012 überschreitet der Girls'Day erstmalig die europäischen Grenzen. Kirgisien nimmt erstmals am Girls'Day teil. Neben dem deutschsprachigen Ausland hat der Girls'Day bereits in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Polen, Spanien, Tschechien, Lichtenstein und Kosovo stattgefunden. Der Girls' Day ist ein Berufs-orientierungstag für Mädchen. Er bietet Einblicke in Berufsfelder, die Mädchen normalerweise nur selten in Betracht ziehen.Anmeldung und Infos: www.girls-day.de

erleben

equalpayday,-

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erleben erleben kai schmidt artists und OFFENBACH AM MEER präsentieren:

RUE ROyALE Ruth Dekker: vibraphone, shaker, vocals | Brookln Dekker: guitar, vocalsRuth und Brookln Dekker sind ein Ehepaar. Sie wurden es nicht zuletzt aus der Liebe zur Musik. Unentwegt sind sie unterwegs, buchen sich selbst durch die halbe Welt und hinterlassen allerorts Begeisterung und greifbares Glück. In Offen-bach machen sie regelmäßig Station. Hier haben sie Freunde und für die spielen sie auch in deren Wohnzimmern. Das funktioniert hervorragend, weil die Musik zärtlich und intim ist, wie man es selten so vorfindet. Miniaturen in warmen Tö-nen, getragen vom oft zweistimmigen Gesang und einem ruhigen, gleichmäßigen Puls. Im schönsten öffentlichen Wohnzimmer Offenbachs wird Rue Royale ihre neue Platte vorstellen und Hits wie „Tell Me When You Go“, „Stars“ oder „UFO“ kann man auch erwarten.s0. 18. März, 18.00 (Einlass: 17.00 ), die weinstube Taunusstr. 19, OF Eintritt: 7,- | http://rueroyalemusic.com

THE CHAP (London, Berlin)sUPPORT: BABy OF CONTROL (Offenbach)The Chap ist eine Band aus London und Berlin. Sie sorgen bei ihren Auftritten für spontane Euphorie-Ausbrüche und aufgeregte Schnappatmung. Ausgelassen fröh-lich und augen-zwinkernd schräg, wie man es von ihrem surrealen Pop-Entwurf gewohnt ist. Wieder einmal erweist sich OFFENBACH AM MEER als Perlentaucher und holt mit The Chap eine Band in den Hafen 2, die einen einzigartigen Sound zu bieten hat und mit nichts aber auch gar nichts anderem zu vergleichen ist. Als Support freuen wir uns über die Zusage der Offenbacher Kultband Baby of Control. Ein wilder Haufen aus dem HfG-Umfeld. Auftritte auf dem Festival Junger Talente, der Cross-Media Night an der HfG, im Schauspielhaus in Frankfurt haben ebenfalls Euphoriestürme beim Publikum ausgelöst. Baby of Control ist ein Feuerwerk der Gefühle, ein bunter Blumenstrauß der Volksmusik, ein Potpourri an Gassenhauern, ein in LSD getunkter pappmachéner Traum! Verwunschene Eurodance-Hymnen, Helium-Rap und Disco-Core! Di. 27. März, 20.00 Uhr (Einlass: 19.30 ) hafen 2, OF, Eintritt: 12,- VVK / 15,- AK | www.thechap.org/

HAFEN 2 Der Umzug des Hafen 2 hat sich erfreulicherweise von Ende März auf September verschoben. Das Programm im Hafen mit Hafenkino, Konzerten, Ausstellungen geht also weiter.Programm und Infos: www.hafen2.net

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erleben 6. bis 16. März: sTARKE sTÜCKE"Starke Stücke" findet ein Mal im Jahr in der Rhein-Main-Region statt. Eingeladen werden internationale Theaterproduktionen für ein junges Publikum: spannende, berührende und mitreißende, im Wortsinn "starke Stücke"! An mehr als 20 Spielorten in Offenbach und der Region werden ca. 75 Vorstellungen für alle Altersgruppen angeboten. www.starke-stuecke.net

Theateratelier, Bleichstr. 14H, OF, www.theateratelier.info

Do. 8. März, 11.00 Uhr • Ab 2 J.FEDERFEIN UND KRATZEBEIN theater monteure, KölnEine poetisch-sinnliche Entdeckungsreise zum Thema „Haut“. so. 11. März, 15.00 Uhr, (‚Süßer Sonntag‘) u. Mo. 12. März, 11.00 UhrENTENKLEIDER – sCHWANENKINDER Ensemble Theateratelier 14H • von 5 bis 10 Jahren.frei nach H. C. Andersens „Das hässliche junge Entlein”Luise und Liese sind trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere sehr gute Freundin-nen, die ihre gemeinsamen Spiele richtig genießen. Eines ihrer Lieblingsspiele ist es, Geschichten zu erfinden. Als Liese beim Spielen im Frühling ein Vogelei entdeckt, entwickelt sich für die Freundinnen ein ganz besonderes Abenteuer.

Di. 13. März, 11.00 Uhr • Ab 6 J.HERZMONsTER Theater o.N., BerlinMit Masken und einer speziellen Musik und Klanginstallation wird die Geschichte von einem kleinen Herzen erzählt, das nicht gehört wird.

sa. 17. März, 20.00 Uhr Michelle spillner: ALLEs LÜGE - ECHT WAHR!Wieder im Programm! Spillner bietet mit ihren Erfahrungen als Zauberkünstlerin und Autorin einen Abend voller verbaler und optischer Täuschungen aus der Welt des zauberhaften Kabaretts und der kabarettistischen Zaubereien.

Theaterdonnerstag jeweils 11.00 Uhr12. April: schritt für schritt – Theater für die Allerkleinsten (ab 2 Jahren) theater 3 hasen oben, Immichenhain3. Mai: Ich und Du - Ein Stück über Freundschaft, Angst, Mut, Streiten und Vertragen (von Ingeborg von Zadow), von 5 - 10 Jahreensemble THEATERATELIER 14H31. Mai: Gottfried & Carracho – Figurenmusical ab 4 JahrenDie Complizen, Hannover

Federfein und Kratzebein

Herzmonster

Schritt für Schritt

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erleben t-raum, Wilhelmstr. 13, OF, www.of-t-raum.de jeweils sa. 24. März, 31. März und 7. April, 20.00 UhrEin wunderbar leichtes Mädchen Komödie von Nino Manfredi und Nino Marinot-raum-Produktion mit Sarah C. Baumann und Frank Geisler"Pinzessin" ist eine charmante und bezaubernde Vertreterin des "ältesten Gewer-bes der Welt". Jede Nacht, wenn sie von der Arbeit nachhause kommt, bringt sie Armando, der in der Wohnung unter ihr lebt, um den Schlaf.Frech, romantisch, unterhaltsam mit spritzigen Dialogen und ordentlichemTiefgang.

Fr. 13. und sa. 14. April und sa. 21., 28. April u. 5. Mai, 20.00 Uhrspiel´s nochmal sam Komödie von Woody Allent-raum-Produktion mit Sarah c. Baumann, Frank Geisler und Andrea HerdtAllan Felix verdient sich seinen Lebensunterhalt als Schreiber für einkleines Filmmagazin. Seine Frau hat ihn gerade verlassen, sein Psychiaterist im Urlaub. Soll er nun bis ans Lebensende alleine bleiben? Nein! Dennes gibt ja noch genügend attraktive Frauen auf der Welt. Allerdings steht sich der neurotische und ungeschickte Allan bei seinen Eroberungsfeldzügen selbst im Weg. Da muss dann schon Humphrey Bogart als Coach in Sachen Frauen herhalten.Kultige Allegorie auf Casablanca - zum Abheben vor Lachen.

Wiener Hof – Restaurant & saalbau, Langener Str. 23, OF-Bieberwww.wienerhof.de sa. 17. März, 20.30 Uhr, Eintritt: 14,- E HIss ++ Balkan-Blues & Quetschen-ska Kühne Mischung aus Quetschen-Ska, Balkan-Blues und Texas-Tango erfrischt Körper und Geist, spendet Trost und wirkt direkt auf die menschlichen Problem-zonen Bauch, Beine und Hirn.sa. 24. März, 20.30 Uhr Ronnie Taheny Eintritt: 12,- EMit fesselnder und charismatischer Bühnenpräsenz auf Tour, ulkt Ronnie Taheny mit dem Publikum, schnappt sich ihr Piano oder die 12-seitige Gitarre zur Beglei-tung ihrer ausdrucksstarken Lyrik und verzaubert ihre Zuhörer.sa. 31. März, 20.30 Uhr The Praktiker Wir sind THE PRAKTIKER, Grabräuber des Rock’n’Roll. Vier durchaus auch mal schlecht gelaunte ältere Herren mit wenig Zukunft aber reichlich Vergangenheit.sa. 14. April, 20.30 Uhr X-it Eintritt: 13,- EX-it präsentiert hochkarätige Musik auf eine freche, unverbrauchte Weise, mal rockig-fett, mal eher ethno-sanft orientiert, aber immer originell und mit viel Spaß fürs Publikum.Fr. 27. April, 20.30 Uhr Die Grolig Brothers Eintritt: 10,- EDer Wiener Hof präsentiert aus der Reihe – Musikalische Rabauken als Antide-pressivum – Die Grolig Brothers ! Garantiert ohne schädliche Nebenwirkungen.

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sehenswert BOK-Galerie salon 13 Kaiserstraße 13, OF, www.bok-of.de

10. März bis 1. April 2012 GEHÄUsE Leonore Poth: Zeichnung • Gunter Wagner ObjekteDie Galerie "SALON13" des BOK präsentiert in einer spannnenden Gegenüber-stellung, Landschaftszeichnungen von Leonore Poth und Haus-Objekte von Gunter Wagner. An den Wänden beschört Leonore Poth mit ihren Pastellkreidezeichnun-gen Stadtlandschaften, die durch reduzierte farbige Linien, Linienknäuel, Farbver-wischnungen beeindrucken. In den Raum gestellt, treten die Objekte der Reihe "Schlaraffenland" von Gunter Wagner in einen Dialog mit den Zeichnungen.

Mi. 21. März, 20.00 Uhr 'zwischendurch': Film "Der Lauf der Dinge"/Fischli &Weiss Shweiz 1987, 30min.

so. 8. bis so. 15. April 2012 sonderausstellung: Karl-Heinz steib sahnestückchen zum 90. GeburtstagDer Bund Offenbacher Künstler BOK ehrt am 7. April 2012 sein ältestes Mitglied, Karl-Heinz Steib, zum 90. Geburtstag mit einer exquisiten Sonderausstellung.Karl-Heinz Steib, 1922 in Erfurt geboren, war Schüler von Karl Schmidt-Rotluff und Maximilian Debus. Zu seinen vielen Preisen und Ehrungen gehört die Offen-bacher Rathaus Medaille, die ihm im Jahre 2011 verliehen wurde. Die Ausstellung im BOK Salon 13 präsentiert ca. 40 bislang noch nie gezeigte Stücke aus dem umfangreichen grafischen Werk Karl-Heinz Steibs.

Eröffnung: samstag, 7. April 2012 um 11.00 UhrBegrüßung: Stadtrat Paul Gerhard Weiß.Einführung: Dr. Stefan Soltek, Klingspormuseum Offenbach

Die Ausstellung ist zu sehen:Ostersonntag, 8. April 2012 und Mittwoch, 11. April 2012jeweils 15.00 -18.00 Uhr

Finissage: sonntag, 15. April 2012 von 15-18 Uhr.

sa. 21. April bis so. 13. Mai 21012Ausstellung: Ingrid Eberspächer (Messerschnitt )/ Hartmut Wirks (Photographie)Vernissage: sa 21.4. ab 18.00 Uhr Öffnungszeiten so und Mi 15.00 -18.00 Uhr

programm märz april mai

Karl-Heinz Steib, 'Flug der Herbstblätter', 1976

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sehenswert programm

märz april mai

sonntagsmatinee, 14.00h fr. 04. märz Eintritt 5,- Krabat Marco Kreuzpainter, Buch: Ottfried Preußler | BRD 2008 | Farbe | df | 35mm |Fantasy Prädikat „besonders wertvoll“ • FSK 12

Otfried Preußler schrieb an die Produzenten über den Film: „Marco Kreuzpaintner hat tatsächlich das Kunststück fertig gebracht sowohl dem Medium Film als auch meinem Buch gerecht zu werden. Es ist ein höchst anspruchsvolles, in sich stimmiges Ganzes entstanden."

fr. 16. märz Falsche Bewegung Wim Wenders | BRD 1974 | Farbe | df | 35mm |Roadmovie BRD

Mit der wunderbaren Nastassia Kinski. In Anlehnung an Motive aus Goethes WILHELM MEISTERS LEHR-JAHRE in einer Bearbeitung durch den Schriftsteller Peter Handke entstandene Literaturverfilmung. Der Regisseur erhielt für seine Meisterleistung sechs Bundesfilmpreise.

fr. 30. märz La Strada Federico Fellini | 1954 | 35mm | s/w | df | 35mm |Drama FSK 16

Fellinis preisgekrönter Film ist zu einem Klassiker der Filmkunst geworden.Mit seiner weltweit erfolgreichen Tragödie wandte sich Fellini erstmals vom Neorealismus ab.

fr. 06. april Die Erde bebt – La Terra Trema Luchino Visconti | 1948 | 35mm | s/w | df | 35mm |Drama, Literaturverfilmung

Viscontis Meisterwerk nach dem Romanfragment „Sizilianische Fischer“ von Giovanni Verga gilt als eines der Hauptwerke des italienischen Neorealismus. LA TERRA TREMA erhielt aufgrund der Besetzung von Laiendarstellern dokumentarische Authentizität ohnegleichen. Die Sprache der Personen bringt unmittelbar die Sinnlosigkeit und Ungerechtigkeit von Armut zum Ausdruck.

fr. 20. april Die Einsamkeit des Langstreckenläufers Tony Richardson | GB 1962 | 35mm | Farbe | df | 35mm |Drama FSK 16

Herausragende, preisgekrönte Verfilmung ein filmhistorisches Werk des britischen „Free Cinema“.Die Motivation der „Free Cinema“-Bewegung wird durch eine präzise Milieustudie untermauert und die gesellschaftlichen Ursachen der Kriminalität verurteilt, die den rebellischen Gestus der englischen Nach-kriegsjugend nachhaltig begründet.

fr. 04. mai Wenn der Postmann zweimal klingelt Bob Rafelson | USA 1980 | 35mm | Farbe | df | 35mm |Kriminalfilm FSK 18

Adaption des gleichnamigen Romans von James M. Cain und vierte Verfilmung der herausragenden melo-dramatischen Kriminalgeschichte eines leidenschaftlichen Paares aus der Zeit der großen wirtschaftlichen Depression der 30er Jahre in den USA des vorigen Jahrhunderts.Erstklassige Kriminalstory mit erlesenen Stars in einer sozialkritischen Milieustudie.

isenburgring 36 | offenbach | www.filmklubb.dereservierung unter: [email protected] • nur für Mitglieder

jeden 1. & 3. Freitag des Monatsab 19h Speis & Trank 20.30h cineastische Leckerbissen zelluloid

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sehenswert

n DLM Deutsches Leder-museum/schuhmuseum www.ledermuseum.deDi. bis So.: 10.00 bis 17.00 UhrEintritt: 4,00 e /Schüler: 2,00 e

DLM Deutsches Ledermuseum Frankfurter Str. 86, OF

Neuer saal: Marken der WeltDas Deutsche Ledermuseum eröffnet nun eine neuen Saal, der den „Marken für die Welt“ gewidmet ist. Viele Produkte großer Designmarken, allen voran Dior und Jil Sander, wurden in Lizenz in den Offenbacher Fertigungsstätten entwickelt und hergestellt. Heute sind es Aktentaschen mit Solarzellen oder Taschen, die zumVerteidigungsobjekt werden, sollte frau sich einem Angriff ausgesetzt sehen, die in Offenbacher Kreativschmieden erdacht werden.so. 18. März, 11.30 Uhr Eröffnung des Dr. Jürgen-Marschner-saales

21. April bis 1. Juli 2012„Nur ein Hauch“- Fächer und WedelEröffnung Fr. 20. April, 17.30 UhrDie Schau mit wunderbar fragilen und fein gestalteten Objekten, aus Seide, Marabu-Federn oder durchbrochenem Horn, wird am 21. April zur Nacht der Museen Frankfurt / Offenbach begleitet von einem abwechslungs-reich-amüsanten Programm, das Karin Nedela mit einer Lesung eigener und fremder Texte performativ begleitet. Talib R. Vogl hat zu den einzelnen Epochen passende Musik ausgewählt, die er auf seiner Konzertgitarre meisterhaft vorträgt.

sa. 10. März, ab 9.00 UhrHessische-Amateur-Film-Festspiele HAFFFilmclub Offenbach e.V.Auf der HAFF werden die besten Filme hessischer Filmautoren gezeigt, bewertet und entschieden, ob sie den Anforderungen für Bundeswettbewerbe entsprechen und dort teilnehmen dürfen. Die Filmlänge ist auf 25 Minuten begrenzt. Dadurch wird eine Themenvielfalt und ein breites Spektrum ermöglicht. Eintritt frei

sa. 03. bis Mi. 07. März, 20.00 Uhr / Einlass: 19.00 UhrKinoerwachen Cinema Culinaria im LedermuseumGROSSE AUGEN MACHEN mit Kinoerwachen, dem Filmfestival Offenbach. Das DLM verwandelt sich für fünf Tage in einen Kinotempel inklusive Gaumen-freuden:03.03.: sOLINO und italienisches Essen mit Trattodino04.03.: CHOCOLAT mit schokoladigen Leckerbissen von der Konditorei Kress 05.03.: DELICATEssEN und Fingerfood mit LoftHouse-Catering & Events06.03.: sIDEWAys und Weinprobe mit Villa Vinum 07.03.: ZIMT UND KORIANDER und griechisch-türkisches Essen mit dem Stadtteilcafé Günes NordendEintritt: 5,- e, Genussumlage: 5 – 10,- e (man kann auch nur zum Film kommen), kein Kartenvorverkauf möglich

Infos unter www.offenbach.de/kultur KINOERWACHEN ist ein Kooperationsprojekt vom Forum Kultur und Sport, Besser leben in Offenbach (SOH) und dem Hafenkino

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sehenswert

sehenswert

n Klingspor-Museum Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr; Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr; Sa und So: 11.00 bis 16.00 Uhr, Eintritt: 2,50 e, erm: 1,50 e

Klingspor-Museum Herrnstraße 80, OF www.klingspor.de

Laufende Ausstellungen noch bis 8. April 2012Hartmut Andryczuk und Märchenhaft: Rotkäppchen… 19. April bis 10. Juni 2012:

Delikat: Lu Jingren. BuchdesignRelativ unbekannt ist das chinesische Graphikdesign im Westen, groß dagegen das Interesse am westlichen Design in China. Lu Jingren gehört zu den renom-mierten zeitgenössischen Buch- und Graphikdesignern Chinas. In seinen Arbeiten verbindet er Einflüsse des modernen westlichen Graphikdesigns mit traditionellen chinesischen Gestaltungsprinzipien.

Heftig: Hi – Visuelle GestaltungJunges, innovatives westliches Graphikdesign aus der Mitte Europas: Die Schwei-zer Gestalter Megi Zumstein und Claudio Barandun gründeten 2007 in Luzern ihr Büro „Hi–Visuelle Gestaltung“.

15. bis 20. April: LuminaleDas Klingspor Museum eigene Beständen zum Thema Licht in Natur und Tech-nik. Zu Gast ist stefan Gey, OF mit Installationen unter dem Titel LICHTSATZ.

21. April: Nacht der MuseenStille wird laut – Mit seinem Programm setzt das Klingspor Museum in diesem Jahr auf leise Töne. Eine Insel im Trubel des Festes. Espresso & Kuchen: Cafe Laier

21. April: Nacht der MuseenZahlreiche Museen und Ausstellungshäuser sowie Open-Air Veranstaltungsorte und off-locations in Offenbach und Frankfurt öffnen ihre Türen und präsentieren Führungen, Vorträgen, Theater, Lesungen, Performances und Livemusik. Ein Shuttle-Bus verbindet die Kunstorte in beiden Städten bis ca. 2.00 Uhr.ab 19.00 Uhr www.nacht-der-museen.de

20. Mai: Internationaler Museumstag„Museums in a Changing World“ – “New challenges – new inspiration” (Welt im Wandel – Museen im Wandel) lautet in diesem Jahr das Motto des Internationalen Museumstages. Der Eintritt in die teilnehmenden Museen ist an diesem Tag frei.11.00 - 18.00 Uhr

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sehenswert n Haus der stadtgeschichte Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr Sa. und So: 11.00 bis 16.00 Uhr Eintritt: 2,50 v

Haus der stadtgeschichte Herrnstr. 61, OF

Die Geister Offenbachs – Künstlerische Interpretationen von Alexander Dequisnoch bis 11. März 2012 Der Bauschmuck Offenbacher Fassaden des Kaiserreichs wimmelt von seltsa-men, teilweise skurrilen Köpfen, Tieren und Masken. Der Offenbacher Künstler Alexander Dequis hat sich diese Fabelwesen einmal genauer angeschaut und erweckt sie zu einem künstlerischen Eigenleben.

18. März bis 08. April 2012 • Eröffnung: so., 18.03., 15.00 UhrGabriele Cornelia Kunz: „Wie oben, so unten“„Die sichtbare Welt ist umgeben von unsichtbaren Welten, welche mit ihren Kräften auf das Sichtbare wirken“, so die Offenbacher Künstlerin Gabriele Cornelia Kunz. In ihren Werken erweckt sie die obere Welt (Engelwelt) ebenso wie die untere Welt („Die Geister der Schamanin“) zum Leben. Auf ihren Gemälden kommt eine durch-geistigte Sehnsucht nach Harmonie, Schönheit und Ruhe zum Ausdruck.

15. April bis 13. Mai 2012 • Eröffnung: so., 14.04., 15.00 UhrDavid Roberts: Eine romantische Reise in den Orient (1842) –Die schönsten Lithographien aus dem Heiligen Land und ÄgyptenDer Engländer David Roberts (1796–1864) reiste im 19. Jahrhundert durch den Orient und hielt eine Vielzahl von Ansichten auf Lithographien fest. Die ausgestell-te Sammlung aus Privatbesitz zeigt Leben und Werk eines in Deutschland kaum bekannten Künstlers. In ihrer nuancierten Stimmung und detailgetreuen Darstel-lung sind diese Bilder immer noch unübertroffen; sie markieren einen Höhepunkt der Lithographie im 19. Jahrhundert.

sa. 21. April ab 19.00 UhrNacht der Museen

13. Mai bis 24. Juni 2012 • Eröffnung: so., 13.05., 15.00 Uhr»Neue Welten«Innovationen in Technik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft beschleunigen unsere Gegenwart, das Fortschrittsparadigma scheint ungebrochen. Einen kritischen Blick auf diese »Neuen Welten« wirft die große Ausstellung zeitgenössischer Kunst von Kurator Dr. Marcus Frings, die Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Performances von 18 Künstlerinnen und Künstlern zeigt.(„Wandernde Kunsthalle“ – Der Ausstellungsort wird im Vorfeld bekanntgegeben)

sonntag, 20. Mai 2012, ab 11.00 Uhr »Internationaler Museumstag«

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sehenswert m u t & l i E b E S E H E N S W E r t

Capitol Panorama Lounge II: DelicatEssenSo. 11. März, Capitol TheaterKonzertbeginn: 17.00 Uhr Die Neue Philharmonie Frankfurt widmet sich der musikalischen Nahrungsmittelaufnahme.

TheaterEssenz OF: Wie ein Stein im GeröllDi. 13. März, 20.00 Uhr, Einführung 19.15 Capitol TheaterWie ein Stein im Geröll" heißt der zeitgenössische Roman der katalanischen Autorin Maria Barbal, den das Südthüringische Staatstheater Meiningen erstmals in deutscher Sprache inszeniert hat. Es ist ein eindring-liches Stück, bei dem der Zuschauer in die Tiefe eines nur auf den ersten Blick kleinen und unbedeutenden Lebens hineingezogen wird.

Sportgala der Stadt OffenbachFr. 16. März, 19.30 Uhr • Capitol TheaterAn diesem Abend werden die erfolgreichen Sportlerin-nen und Sportler, die Welt-, Europa-, Deutsche- und Hessenmeister im Jahr 2011 wurden, geehrt. Hans Hubert, Ehrenpräsident des Fechtclubs Offenbach, erhält den Ehrenpreis der Stadt Offenbach für sein sportliches Lebenswerk. Abgerundet wird der Abend durch internationale Showauftritte.20,– e (Verkauf im Sportbüro und an der Abendkasse)

Capitol Sinfonie Lounge II: Bilder einer AusstellungSo. 29. April, Capitol TheaterPraeludium 16.00 Uhr •Konzertbeginn 17.00 UhrDie Neue Philharmonie Frankfurt lässt Bilder zu Musik werden – nicht nur die „Bilder einer Ausstellung“ von Mussorgsky/ Ravel, sondern auch die Mona Lisa und orientalische Visionen.

17. Offenbacher City Lauf powered by RosbacherSa. 19. Mai, 16.30 Uhr • Aliceplatz / KOMMDer 17. City-Lauf führt die Läuferinnen und Läufer auf drei verschiedenen Laufstrecken in die Innenstadt und die angrenzenden Stadtgebiete.

Offenbacher WocheDo. 31. Mai bis So. 03. Juni• InnenstadtEinmal im Jahr wird die Fußgängerzone in der Frank-furter Straße zur Festmeile, wenn die Stadt Offenbach gemeinsam mit dem städtischen Einzelhandel die „Offenbacher Woche“ feiert, die mit einem verkaufs-offenen Sonntag von 13.00 bis 19.00 Uhr endet. Zusätzliche Kurzweil und Unterhaltung verspricht das musikalische Rahmenprogramm von Donnerstag bis Sonntag auf der Hauptbühne vor dem Rathaus.

stadtoffenbach

sportG a l aOffenbach

2 0 1 2Eintrittskarten: OF InfoCenter, salzgäßchen 1, Offenbach , Tel. 069/ 8065 – 2052E-Mail: [email protected]

Foto

: B. G

eorg

Die Veranstaltung wird iniziiert vom t-raum Offenbach in Kooperation mit dem Klingspor-Museum Offenbach.

Die 30 Paragraphen der Menschenrechte werden in ca. 20 – zum Teil lebenden Bildern zusammengefasst und von Künstlern aller denkbaren Sparten dargestellt und ausgedrückt. Texte, musikalische Interpretationen, von Menschen dargestell-te, gespielte, getanzte Ausdrücke thematisieren Inhalte und Aussagen von Menschenrechten, stellen aber auch in Frage. Die Bannbreite der von den Künstlern gewählten Ausdrucksformen umfassen auch Foto- oder Videoinstallationen, gemalte Bilder, akustische Installationen, Modedesign u.a. mehr.

Das Klingspor-Museum wird begleitend eine Ausstellung zum Thema „Menschenrechte“ einrichten und zwar mit Plakaten von Woody Pirtle. Die Besucher können wie auf einem Jahrmarkt oder einer Messe die einzelnen Stationen besuchen und sich so mit dem Thema auseinandersetzen.

Die sich beteiligenden Künstler stammen allesamt aus Offen-bach und Umgebung. In einer sich stetig schneller drehenden Welt, die geprägt ist von Krisen, Krieg, Migration und zuneh-mendem Druck im Berufs- und Alltagsleben möchten sie an die Menschenrechte erinnern und dies mit ihrer künstlerischen Stimme ausdrücken. Gerade in einem Schmelztiegel der Nationen – wie es in der Stadt Offenbach der Fall ist – spielt gelungene Integration eine zentrale und zukunftsweisende Rolle, stehen Werte wie Freiheit und Toleranz auf dem Prüfstein der Geschichte, ergeben sich aus gut gemeinten Forderungen bisweilen Widersprüche, denn wo es Menschenrechte gibt, da gibt es auch Menschenpflichten. Die Aktion spiegelt auch das gesellschaftliche Verantwortungsbe-wusstsein der Künstler wider und das Bewusstsein, dass Kunst in der Lage ist positive Akzente zu setzen.

Weitere Infos: 069 80108983 • [email protected] • www.of-t-raum.de

So. 6. Mai15.00 - 18.00Büsingpark undKlingspor-Museum

Künstler für Menschenrechte Sie sind so leicht – wenn sie nicht so schwer wären!

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Die schmale junge Frau hatte kurzgeschnittenes,

dunkles Haar und trug ein weißes Sommerkleid.

Sie war den Bahnsteig entlang geradewegs auf

mich zu geeilt. Ihr Englisch war perfekt.

„Sie sind aus dem Westen, nicht wahr?“ Wie sie das

immer nur gleich erkannten?

„Bitte, bleiben Sie hier, ich komme gleich zurück!“

Oh nein, nicht schon wieder! Ich wollte kein Geld

tauschen. Ich wollte auch nichts kaufen. Ich wollte

nur in den Zug steigen und weiterfahren, weg aus

diesem Land.

Mitte der 1980er war es schwierig, in Rumänien

unterwegs zu sein. Um eine Fahrkarte zu kaufen,

brauchte man Stunden und wurde von einem

Verkehrsbüro zum anderen geschickt. Die Versor-

gungssituation war miserabel. Jeden Morgen war

das Frühstück im verblichenen, ehemals gutbür-

gerlichen Hotel eine Überraschung. Zwei Scheiben

Toastbrot? Ein Stück schwitzende Salami und eine

müde Tomate? Ein Brühwürstchen? Zu trinken gab

es aber immer dasselbe: Wasser. In einem Dorf

wurde ich fast zerrissen, als ich auf dem Markt

ein kleines Päckchen Kaffee gegen ein paar Äpfel

tauschen wollte.

warumreisen?von Karin Nedela

Aber was für mich als Reisende lediglich Unan-

nehmlichkeiten mit eher anekdotischem Charakter

waren, bedeutete für die Rumänen einen täglichen

Überlebenskampf. In den Supermärkten gab es

außer trockenen Keksen, und ein paar vietname-

sischen Fischkonserven nur Regale voller billigem

Schnaps. Frisches Gemüse, Obst oder gar Fleisch?

Träumt weiter! Wie entsetzlich die politische Lage

war, konnte ich aus kryptischen Andeutungen und

einer langsam auch bei mir einschleichenden Pa-

ranoia nur erahnen. Ich war mir sicher, dass meine

Sachen im Hotel durchsucht wurden; es fehlte zwar

nie etwas, aber so etwas merkt man ja - oder?

Dabei waren die meisten Leute reizend. Kultiviert,

höflich, beflissen zu helfen und sich immer wieder

für die Zustände im Land entschuldigend. Es brach

mir das Herz. Aber nach zwei Wochen hatte ich ge-

nug. So stand ich auf dem Bahnsteig und da kam

die junge Frau auch schon wieder.

„Wie schön, dass Sie noch da sind! Bitte, nehmen

Sie das!“ Sie reichte mir ein großes Stück in Zello-

phan eingepacktes Karamell.

„Es ist schwierig bei uns zur Zeit, ich weiß. Aber

Sie sollen auch eine süße Erinnerung an Rumänien

haben!“

Sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war

und ich stand sprachlos da, ihr Geschenk in der

Hand.

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bundes-, Europa- und Weltmeister im judo trainieren im judoclub "Samurai" Offenbach.thomas lemnitzer (Fotografie) und christian Wellnitz (grafik design) präsentieren den ästhetischen Sport und die judokas in einem Kalender für 2012.

infos: www.samurai-offenbach.de

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