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Mussolinis Sprachpolitik anhand des Beispiels Südtirol PS: Sprachtodforschung Gregory Ian Posch 05.05.2009

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Mussolinis Sprachpolitik anhand des Beispiels Südtirol

PS: Sprachtodforschung Gregory Ian Posch 05.05.2009

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Mussolinis Sprachpolitik in Italien-Politik der kompletten

Italianisierung-„Bereinigung“ der italienischen

Sprache von allem „Nichtitalienischen“

-Italianisierung wurde auf allen Instanzen gefördert

-nichtitalienische Presse verboten

-Ortsnamen italianisiert-nichtitalienische Beamten

ersetzt-rein italienischer

SchulunterrichtPS: Sprachtodforschung Gregory Ian Posch 05.05.2009

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Mussolinis Sprachpolitik in Italien

Betroffene:-Südtirol-das Kanatal-zimbrische Sprachinseln im Trentino, Venetien und Friaul-Julisch Venetien

-Istrien-Dalmatien-das Aostatal-regionale itialienische Dialekte

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Der Totengräber Süd-TirolsEttore Tolomei

-1865-1952, Rovereto (Trentino), Historiker und Geograf

-italienischer Nationalist und später Faschist

-der fanatischste Aktivist der Italianisierung Südtirols

-begann bereits 1890 mit Propaganda für die Italianisierung Südtirols

-spricht von einer „Re-Italianisierung“-der Erfinder der meisten italienischen Orts-

und Flurbezeichnungen Südtirols

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Der Totengräber Südtirols

-der Meinung Südtirol gehöre rechtmäßig zu Italien-wollte das Ladinische ans Italienische assimilieren um einen

italienisch-ladinischen Keil zwischen die Südtiroler zu treiben-begann 1906 systematisch südtiroler Orts-, Flur-, und

Familiennamen zu italianisieren und in seiner Zeitung „Archivio“ zu veröffentlichen

-1916 gründete er eine Kommission für die Toponomastik Südtirols mit einem Bibliothekar und einem Botaniker/Chemiker; sie italianisierten in 40 Tagen über 12.000 südtiroler Namen

-dabei stützten sie sich auf Tolomeis private Studien

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Italianisierte Namen-zum Teil waren schon italienische Namen in Gebrauch: Bozen –

Bolzano, Sterzing – Vipiteno-zum Teil wurden deutschen Namen italienische Endungen

angehängt: Bruneck – Brunico-wenn vorhanden ging man von lateinischen Bezeichnungen aus

und italianisierte sie: Eppan - Appiano (von Castrum Appianum)-oder Namen wurden wortwörtlich übersetzt: Mittewald –

Mezzaselva-einige Namen sind auch Neubildungen: Gossensaß - Colle

Isarco (weil der Eisack an einem Hügel vorbeifließt, auf dem die Kirche steht)

-der Name Südtirol durchlief mehrere Namensvorschläge: Alto Trentino, Trentino Superiore, Valdadige Superiore und schließlich Alto Adige

-dieser Name wird heute noch verwendet, obwohl sich viele dafür einsetzen, die italienische Bezeichnung Sud Tirolo durchzusetzen

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Tolomei im Faschismus

-1923 wurde Tolomei Senator und erhielt von Mussolini den offiziellen Auftrag Südtirol zu italianisieren

-er arbeitete ein 32 Punkte umfassendes Programm aus-einige Punkte die deutsche Sprache betreffend:

§7. die Einführung des Italienischen als Amtssprache§8. Entlassung der deutschen Beamten und Ersetzung durch italienische §11. Verbot des Namens Südtirol und Deutsch-Tirol§13. Italianisierung der deutschen Ortsnamen§14. Italienisierung der öffentlichen Aufschriften§15. Italianisierung der Straßen- und Wegbezeichnungen§16. Italianisierung der verdeutschten Familiennamen§23. Großzügige Förderung der italienischen Sprache und Kultur§29. Verwendung des Italienischen bei Prozessen und vor Gericht

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Italianisierung Südtirols

-das Programm wurde Schritt für Schritt durchgeführt-vor allem Majorisierungspolitik betrieben: durch Zuwanderung

eine italienische Mehrheit im Lande erlangen-Namen wie Tirol, Südtirol etc. wurden unter Strafe verboten-im öffentlichen Leben durfte nur noch Italienisch gesprochen

werden, dies wurde überwacht-es wurden sogar deutsche Grabinschriften verboten

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Italianisierung der Schule

-ab 1928 nur noch italienischer Unterricht

-deutsche Schulen und Kindergärten geschlossen

-deutsche Lehrer entlassen oder zwangsversetzt

-italienische Lehrer aus den andere Provinzen angeheuert

-ca. 30.000 Schüler betroffen-auch Religionsunterricht in deutsch

verboten, später erlaubte der Papst allerdings außerschulischen Pfarrunterricht auf Deutsch

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Katakombenschulen

-1924 unter Michael Gamper ins Leben gerufen

-von suspendierten Lehrern und Priestern unterstützt

-deutsches Schulmaterial über die Grenze geschmuggelt

-Unterricht in Kellern, Scheunen, Dachböden, Bauernstuben

-ab 1926 ging Italien aggressiv dagegen vor

-wurde aber erst 1940 aufgelöst, als Deutsch wieder einen offiziellen Status hatte

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Die Option

-1939 Abkommen zwischen Hitler und Mussolini-Südtiroler vor Wahl gestellt: Heimat verlassen, um Brauchtum und Sprache zu behalten, oder dableiben und zu Italienern werden-86% optierten für Deutschland, davon wanderten 50% wirklich aus-das Dekret wurde 1946 widerrufen, viele kehrten wieder nach Südtirol zurück

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Das Gruber-DeGasperi-Abkommen

-1946 vom italienischen Ministerpräsidenten De Gasperi (Bild rechts) und österreichischem Außenminister Gruber (Bild links) unterzeichnet-Grundstein für das Überleben der Südtiroler in Italien-deutsche Sprache wird der italienischen gleichgestellt-dem südtiroler Volkscharakter wird Schutz versprochen-Gleichberechtigung in öffentlichen Ämtern-Bildung einer Autonomie (noch ein langer Weg bis dahin)

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Situation heute

-deutsche Sprache der italienischen vollkommen gleichgestellt-deutsche und italienische Schulen, mit jeweils andere Sprache als erste Fremdsprache ab dem ersten Schuljahr-Zweisprachigkeitsnachweis für Berufe erforderlich-Beamte nach Sprachgruppenprozentsatz eingesetzt-fast alle Südtiroler beherrschen Deutsch und Italienisch-zweisprachige Ortsnamen beibehalten-zum Teil noch Streitigkeiten, aber im Grunde Frieden zwischen den Sprachgruppen-letzte Volkszählung 2001 mit Sprachzugehörigkeitsbestimmung:

-70% Deutschsprachig-26% Italienischsprachig-4% Ladinischsprachig

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